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„Mál er, dverga telia, þeir er sótto til Erebor

Thema - the Hobbit (Thorin / OC)
von

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Das Haus des "Fellwechslers"

Mithrandir hakt fast sofort energisch nach, als Bilbo zurück kommt. Man sieht dem Halbling die Anspannung und Angst förmlich im Gesicht an. “Bilbo, was hast du gesehen, was ist los?” Mithrandirs Stimme klingt ungewöhnlich schneidend und alarmiert, als er spricht. Der Hobbit schnauft kurz durch, ehe er ebenfalls ansetzt, der ängstliche Unterton in seiner Stimme ist dabei nicht zu überhören. “Orks...Gandalf, ich habe Orks gesehen und die Warge auch. Sie sind noch auf der anderen Seite der Bergkette. Nicht nah genug an uns dran, aber leider auch nicht weit genug weg, um ihnen entkommen zu können und...und da war noch etwas!?”
 

Bilbo stockt kurz, wohingegen ihm der Zauberer, plötzlich einfach so ins Wort fällt. “WAS....was hast du gesehen Bilbo? Sag...Mensch oder Bär?” Der Halbling stutz verblüfft, er sieht den Zauberer irritiert an, ebenso wie wir, weil ihm keiner von uns wirklich folgen kann, was der alte Mann da soeben gesagt hat. Daher dauert es auch einen ganzen Moment, ehe Bilbo erneut zu sprechen ansetzen kann. “Ein Bär Gandalf, es war ein Bär, aber nicht irgendein Bär. Dieser war riesig, mindestens zwei bis dreimal so groß, wie ein gewöhnlicher Bär! Sein Fell war dunkel und struppig und ich hatte das ungute Gefühl, er könne mich tatsächlich wittern, auch wenn ich dafür eigentlich noch viel zu weit fort von ihm war!” Der graue Zauberer fährt urplötzlich hoch. “BEORN...ich wusste es! Wir sind auf seinem Land und er beschützt es, diesseitens der Berge, ist sein angestammtes Revier. Nun dann lasst uns nur hoffen, dass er uns wohlgesonnen ist, ansonsten sieht es wahrlich finster für uns aus!”
 

Es ist beinahe so, als führe der Zauberer ein Gespräch mit sich selbst. Das was er gesagt hat, galt eigentlich niemandem speziell und doch, fühlt Thorin sich davon unmittelbar angesprochen. “Gandalf was ist los, sag was hat es mit diesem Bär auf sich?” Fragt dieser ihn deshalb zugleich beunruhigt, wie verwirrt. Der alte Mann seufzt kurz, bevor er weiterspricht “Du sagst es, der Bär ist los, genau das ist es, worauf ich hinaus will Thorin!” Der Zwergenfürst sieht den Zauberer weiter verständnislos an, ehe er fortfährt. Alle hängen dabei, wie gebannt an seinen Lippen, da jeder von uns wissen will, was es mit diesem merkwürdigen Rätsel auf sich hat. “Ah ja und was heißt das jetzt genau, Gandalf?” Sagt Thorin schließlich zögernd. Der alte Mann lächlt kurz, ehe er ihm antwortet. “Wir sind auf dem Lande eines Fellwechslers. Sein Name ist Beorn und er ist der Letzte seiner Art! Tagsüber ist er ein Mensch, des Nachts streift er jedoch für gewöhnlich, als großer Bär durch sein Land, um seine Grenzen zu beschützen und zu bewachen. Im Normalfall müssen ihn nur die Orks fürchten, da er ihr natürlicher Feind ist! Doch in diesen stürmischen Zeiten? Wer weiß, ich habe keine Ahnung, ob wir ihm vertrauen können!”
 

Anstatt Thorin antwortet Dwalin dem Zauberer plötzlich, seine Stimme klingt dabei seltsam ungläubig.

“Was, das ist doch widernatürlich, sowas gibt es nicht, was ist das für ein verderbter Zauber?” Mithrandir sieht den alten Zwerg nachdrücklich an, ehe er ihm gelassen antwortet. “Das ist kein verderbter Zauber Dwalin, dieser Zauber, wie du ihn nennst, ist so alt, wie das Land selbst, auf dem wir uns befinden. Dereinst gab es viele von ihnen, nun ist nur noch er übrig, der Letzte seiner Art und er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann, wenn er es denn tut. Die Orks werden es zudem nicht wagen, sein Land offen zu betreten. Also seht besser zu, dass ihr die Beine in die Hände nehmt und lauft, was ihr könnt und zwar alle. Die Grenze ist nahe, ansonsten kann ich für nichts mehr garantieren. Vor allem wenn uns diese verfluchten Orks einholen sollten!” Dwalin strafft sich kurz, ehe er Mithrandir etwas belegt antwortet. “Gut das leuchtet ein...na dann....besser wir tun, was der Zauberer uns sagt!”
 

Keine Widerworte von niemandem, alles ist bestrebt möglichst keinem dieser Orks in die Hände zu fallen. Nicht mal Thorin wagt es, etwas an des Zauberers Strategie auszusetzen, wie wir es sonst von ihm gewohnt sind. Der für uns unsichtbare Weg, dem der graue Zauberer anschließend zielsicher folgt, führt die kleine Gruppe immer weiter, durch die aufkeimende Dunkelheit. Hinunter vom Berg, weiter über sanft abfallende Hügel und auf eine große Ebene zu. Alle sind aufs höche angespannt, keiner spricht ein Wort. Nur ab und an, kann man den einen oder anderen, der Männer irgend etwas unverständliches vor sich hin murmeln hören. Den Weg zu finden und ihm zu folgen, erfordert unsere gesamte Kraft. Jeder ist auschließlich damit beschäftigt, seinen Beinen das Weiterlaufen zu befehlen, obwohl die Meisten von uns, kräftemäßig gesehen eigentlich schon gar nicht mehr weiter können. Dazu hören wir, viele beunruhigend vertraute Geräusche in der Dunkelheit, die nicht eben ermutigend klingen. Weit weg zwar, aber doch ist es das unmissverständliche Heulen der Gundabad Wölfe, welches eindeutig näher zu kommen scheint und dann ganz plötzlich, die Geräusche von einem großen Tier, das durch dichtes Unterholz bricht.
 

Alle denken es, doch keiner wagt es, seine Gedanken laut auszusprechen...der BÄR! Er folgt uns...heimlich...

verborgen...lässt sich nicht sehen und doch wissen wir alle, dass er da ist! Aber Mithrandir scheint das nicht wahrzunehmen, oder sich zumindest nicht wirklich daran zu stören, denn er führt uns unbeirrt, auf das offene Land zu, das unmittelbar an die Bergkette angrenzt und in weitläufigen sattgrünen Weideflächen mündet, die offenkundig zu einem kleinen Gehöft gehören, das langsam darin sichtbar wird. Der graue Zauberer treibt uns unbarmherzig voran. Jeder, ist in diesem Moment nur mit sich allein und seinen Gedankengängen beschäftigt. Wir hetzen allesamt alarmiert und voller Furcht vor dem Unbekannten, das uns verfolgt, weiter durch die Dunkelheit auf das alleinstehende Haus, mit den zugehörigen Stallungen zu, das noch ein gutes Stück entfernt vor uns liegt. Und dann hören wir es....es folgt uns tatsächlich, nah...ganz nah, es ist das Geräusch von einem riesigen Tier, das spielend und mit unglaublicher Kraft, durch das dichte Unterholz bricht, direkt hinter uns. Es folgt ein heiseres Brüllen aus Lungen, die eindeutig nicht menschlich, elbisch oder gar zwergischer Natur sein können. Mithrandir muss nichts mehr sagen, um uns noch stärker anzutreiben. Alles in uns will fort...nur fort...fliehen, so schnell es irgend geht! Zuflucht finden, in dem einsamen Haus, das uns wenigstens etwas an Sicherheit vor all den Ungeheuern, die uns folgen verspricht.
 

Keiner wagt es auch nur annähernd, sich nach dem Bär, oder was immer es sein mag umzublicken, als wir allesamt in unserer völlig überstürzten Flucht, vor dem riesigen Tier, auf das Gehöft zustürzen, das zum Glück langsam näher und näher rückt...und dann geschieht das nahezu Unglaubliche! Bombur übertrifft uns alle, in Laufgeschwindigkeit, wie Ausdauer! Na alle Achtung, ich wusste ja gar nicht, dass der dicke Zwerg mit dem roten Bart so schnell laufen kann, wenns denn drauf ankommt!? Er lässt dabei sogar noch die beiden jungen Zwerge hinter sich, von denen Kili normalerweise, die wesentlich schnelleren Beine haben dürfte. Dwalin hechelt indessen, die große Breitaxt, kampfbereit im Anschlag, neben mir her. Wir beide sind zusammen mit Bofur, gutes Mittelfeld der Gruppe. Höchst erstaunlich dafür, dass es außer mir ausschließlich Männer sind, die in der Regel sehr viel mehr Ausdauer haben sollten als ich. Doch sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ist völliger Schwachsinn. Zumal die riesige pelzbefellte Bestie, wohl keinen Unterschied zwischen Geschlecht und Volksherkunft machen wird, wenn sie einen von uns erwischt. Diesem Vieh, wird es herzlich egal sein, wen es von uns zwischen seinen Pranken zermalmt.
 

Mithrandirs Stimme klingt scharf, wie Peitschenhiebe durch die Nacht und treibt uns unablässig weiter vorwärts.
 

“L A U F T....lauft zu...schneller ins Haus...LOS!”
 

Und dann kommt es endlich in Sicht, die rettende Zuflucht ist nahe. Wir stürzen alle kopflos drauflos, durch die nächstbeste Öffnung in der dichten, grünen Hecke, die unmittelbar in einen kleinen Garten mündet und immer weiter auf das Haus zu. Alle bilden sich ein, beinahe schon den heißen, stickigen Atem des Tieres in seinem Nacken zu hören und zu spüren und doch, ist der Bär noch nicht nahe genug...noch nicht! Thorin schiebt sich plötzlich energisch weiter nach vorne und an uns vorbei, bis an die Spitze der kleinen Gruppe. Dort wartet er, wie es sich für ihn als Anführer gebührt, bis alle an ihm vorbei sind, damit wir niemanden verlieren. Ja alle bis auf mich, denn ich bin nach diesem Gewaltmarsch so ziemlich am Ende meiner körperlichen Kraft angelangt und daher unbestritten die Letzte, die an ihm vorbei kommt.
 

“Los mach schon Thorin...komm!”
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, packe ich ihn am Arm und ziehe ihn unwirsch weiter mit mir, durch die schwere Eichenholztüre hindurch. Wir sind im Haus und in Sicherheit, dem Schöpfer sei Dank! Das ist so ziemlich das Einzige, das mir dabei durch den Kopf geht. Doch keine Sekunde zu früh, denn urplötzlich wird der mächtige, kantige Schädel und die mit messerscharfen Zähnen gespickte Schnauze eines riesigen Bären in der noch halb offenen Türe sichtbar. Nur die schnelle Reaktion und die beherzt, vereinte Körperkraft aller Männer, kann sie im letzten Moment gerade noch schließen und den Bären zurückdrängen, ehe das wütende Tier, durch sie hindurch brechen würde. Der große Holzbalken, der zusätzlich als Türverriegelung dient und wohl nicht zufällig gewählt ist, hält den zornigen Bären erfolgreich draußen, während wir allesamt schweigend, mit heftig zitternden Herzen in der Dunkelheit, eines vollkommen fremden Hauses stehen und in die Finsternis lauschen, ob er uns nicht doch noch folgen wird. Bilbo ist so ziemlich der Erste, der sich ein paar Minuten später fängt, nachdem die wütenden Geräusche vor der Türe etwas abgeflaut sind und nichts desweiteren passiert. So ist er es, der an Stelle aller leise zu fragen wagt, was uns da soeben wiederfahren ist.
 

“Gandalf...wa..was war das?” Fragt seine noch sehr dünn klingende Stimme, in die beängstigende Dunkelheit, des fremden Hauses hinein. Der Zauberer strafft sich kurz, ehe er dem Halbling sowie uns allen unvermutet ruhig antwortet.

“Nun..das mein lieber Bilbo, war unzweifelhaft unser Gastgeber!” Einen Atemzug lang herrscht absolute Stille, wir hören nur das langsam abflauende Klopfen, unserer eigenen verängstigten Herzen, bis Bofur dem Zauberer etwas unwirsch dazwischen fährt. “Was....unser Gastgeber, bist du jetzt ganz verrückt geworden Gandalf? Dieser, dieser Bestie, können wir doch nie und nimmer vertrauen?” Gandalf lacht spontan, bevor er dem ansonsten eher optimistisch anmutenden Zwerg antwortet. “Du hast ganz recht mein lieber Bofur. Als Bär ist Beorn sicher ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, nun da sollte man ihm tatsächlich lieber aus dem Weg gehen. Doch als Mensch ist er normalerweise ganz vernünftig, solange man kein Ork ist. Beorn hasst Orks mehr noch, als jeder einzelne von euch und nicht ohne Grund. Hier sind wir vorerst in Sicherheit. Dieser Mensch wird, egal wie grimmig er sein mag, ganz bestimmt nicht mit Gewalt in sein eigenes Haus eindringen, auch wenn er die Gesellschaft von Zwergen nicht übermäßig schätzt. Ihr braucht aber trotzdem keine Angst zu haben. Er ist ehrlich und aufrichtig, wenn auch manchmal etwas unberechenbar, gut aber lasst es genug sein für heute. Ich denke wir warten einfach ab bis morgen früh und dann werden wir schon sehen, was wir vorfinden werden. Also seht zu, dass ihr einen vernünftigen Platz für die Nacht findet. Wenn ich euch noch einen guten Rat geben darf, legt euch hin und schlaft etwas. Ich denke, das haben wir wohl alle dringend nötig!”
 

Nicht nur Bofurs Stimme ist es, die anschließend an diesen Moment laut wird, nein so ziemlich alle reden wild und sichtlich aufgeregt durcheinander...so lange, bis Gandalf sie erneut mit donnernder Stimme zur Ordnung ruft. “Hört auf...alle, das bringt doch nichts, schlaft lieber und spart eure Kräfte, wo ihr könnt! Der Weg ist auch so noch lange genug!” Augenblicklich herrscht angespannte Stille. “Nun ja also, wo er recht hat, hat er recht!” Brummt meine Stimme schließlich leise und deutlich ernüchtert durch die fahle Dunkelheit des Hauses, als keiner sich rührt. “Ahh na ja, ich meinte damit, schlafen wäre schon nicht schlecht, also ich bin eindeutig dafür Mithrandir!” Hake ich etwas spröde nach, nachdem noch immer keiner der Männer, einen Ton von sich gibt. Gandalf schnaubt leise, er wirkt etwas ungehalten. “Gut, wenigstens einer von euch, der die nötige Vernunft walten lassen kann!” Sagt er anschließend nüchtern. “Was soll das nun wieder heißen?” Fährt Thorin ihm daraufhin prompt in deutlich unwilliger Tonlage dazwischen. “Du hast es doch eben selbst gesagt Gandalf, wieso sollten wir über dieses Thema dann noch weiter diskutieren? Also ihr habt es gehört Männer, sucht euch einen Platz und schlaft, wenn ihr könnt!”
 

Der Zauberer brummt indessen irgend etwas völlig unverständliches in seinen langen, grauen Bart hinein, aber dass es nicht sehr nett war, habe sogar ich verstanden. Es war so irgend etwas in der Art, von Zwergen und ihrer zuweilen nervtötenden Halsstarrigkeit. Nun und die kommt bei Thorin wirklich in ihrer ausgeprägtesten Form hin, das muss man ihm eindeutig lassen. Wenns ihm denn einfällt, kann er ein extrem sturer Kerl sein, was sicherlich nicht immer von Vorteil für ihn ist. Aber für mich auch nicht, wie ich inzwischen schon am eigenen Leib festgestellt habe. Nach einigem Murren sucht schließlich irgendwann jeder, nach seinen eigenen Vorlieben, einen geeigneten Schlafplatz für sich. Durch Zufall findet Nori sogar noch eine kleine funktionsfähige Öllaterne. So können wir alle sogar halbwegs sehen, wo wir uns denn zum Schlafen niederlassen wollen. Wenn es auch nicht dafür ausreicht, sich gründlich umzusehen, finden wir doch, die eine oder andere geeignete Schlafunterlage. Während sich der Rest der Männer, einschließlich des Halblings ziemlich gehäuft, auf einer Art Strohlager, zum Schlafen niederlässt, verzieht sich Thorin und der Zauberer, überraschend weit entfernt, in eine etwas ruhigere Ecke des Hauses. Nun und da ich ebenfalls nicht unbedingt scharf darauf bin, mit einen Nebenschläfer beglückt zu werden, der mir erstens seelig ins Ohr schnarcht und zweitens, weiß was ich nicht noch alles an Extremitäten, wie beispielsweise seine Arme oder Beine, bei mir lässt, und mich so als durchweg geeignete Schlafunterlage für sich missbraucht, mache ich es klugerweise in etwa so, wie die beiden Männer, indem ich versuche, ebenfalls an einen Schlafplatz für mich allein zu kommen und das möglichst weit abseits von den Anderen.
 

Gesagt getan.
 

Es dauert tatsächlich nicht lange, bis ich ein halbwegs geeignetes Plätzchen für mich gefunden habe. Es liegt sogar etwas Heu auf besagtem Platz. In dem Fall besser als gar nichts, ansonsten hätte ich wohl oder übel, mit dem blanken hölzernen Fußboden vorlieb nehmen müssen. Ich hatte außerdem keinerlei Möglichkeit mehr, nur eine einzige private Silbe mit Thorin zu wechseln und allein schon gar nicht, was mir nicht sonderlich gefällt, da ich mir Sorgen um ihn mache und es mir keine Ruhe lässt. Ich wollte ihn eigentlich nochmal, auf diese unschöne Sache mit dem Orkangriff ansprechen. Doch das, muss ich vorerst auf Morgen vertagen, auch wenn es mich nachdenklich stimmt. Langsam kehrt Stille ein, die Ersten schlafen offenbar schon, was man an der mich umgebenden Geräuschkulisse unschwer erkennen kann. Ich bin nach diesem aufregenden Abenteuer ebenfalls rechtschaffen müde, aber von einer innerlichen, mir nicht erklärbaren Unruhe befallen, die mich nicht einschlafen lässt, so sehr ich es mir auch wünschen würde und ich mich bemühe. Zudem spüre ich meinen Arm, die Schnittwunde schmerzt etwas, nicht schlimm aber doch unangenehm und lästig. Es fängt wie wild an zu jucken. Wahrscheinlich beginnt es damit abzuheilen, eigentlich ein gutes Zeichen, aber im Moment kommt es mir ehrlich gesagt nicht sehr gelegen. Trotzdem sollte ich mir die Stelle besser nochmal ansehen, man weiß ja nie. Also richte ich mich etwas auf, um kurz danach zu sehen. Im Halbdunkel der einsamen, schwach brennenden Talglaterne, kann man nicht viel erkennen. Ich blicke mich jedoch nochmal prüfend um, um mich zu vergewissern, dass sie alle wirklich tief und fest schlafen. Denn ich werde es nicht riskieren, mich nochmal vor den Augen eines Mannes auszuziehen, auf keinen Fall...egal welcher es ist. Ich meine, die Sache mit der Verwundung hat mir da vollauf gereicht. Die Begeisterung, auf Hilfe von jemandem anderen angewiesen zu sein, hält sich meinerseits stark in Grenzen, selbst wenn ich diesen noch so gerne mag. So wie Thorin zum Beispiel...ja mögen und von jemandem wirklich abhängig zu sein, nun das sind eindeutig, zwei paar Stiefel für mich und ich schätze meine Unabhängigkeit nach wie vor sehr! Diese werde ich für keinen Mann der Welt aufgeben...nicht mal für ihn! Er kann wirklich viel von mir verlangen, nur das nicht! Einfangen und bevormunden lasse ich mich von niemandem, schon gar nicht von einem Zwerg....niemals, egal wie sehr ich ihn mag.
 

Leise seufzend versuche ich, diese bedrückenden Gedanken schleunigst wieder loszuwerden und mich statt dessen, lieber auf mich selbst zu konzentrieren. Verstohlen blicke ich mich abermals um, mit dem Ergebnis, dass die anderen alle, tatsächlich keinen verräterischen Mucks mehr von sich geben und offenbar wirklich schlafen. Hastig schiebe ich meinen mit Pelz gefütterten Mantel weg, der mir praktischerweise als Decke dient. Nur einen Moment später, versuche ich mich statt dessen aus dem starren Brustharnisch, mit dem zugehörigen Rock zu schälen. Noch immer ziept mich der verletzte Arm, an manchen Stellen gehörig schmerzhaft, vor allem, wenn ich die wunde Stelle, versehentlich beim Ausziehen berühre. Einige Minuten später habe ich es geschafft und nur noch das lange Unterhemd, sowie meine Hosen an. Wobei ich sichtlich unangenehm berührt feststelle, dass auf dieser Reise, wohl nicht nur mein Arm, sondern inzwischen auch meine Kleider ebenso wie ich selbst, stark gelitten haben. Sie sind an manchen Stellen arg zerschlissen, vom geradezu betörenden Geruch, nach meinem eigenen Schweiß, Rauch und Dreck ganz zu schweigen....wunderbar, da wäre eine Generalüberholung dringend nötig. Aber das ist jetzt wohl mein kleinstes Problem.
 

Hastig schiebe ich den Ärmel hoch, um nachzusehen, wie der darunterliegende Verband aussieht, den Thorin mir freundlicherweise als Wundabdeckung verpasst hat. Mittlerweile blutdurchtränkt und recht angetrockent, aber ansonsten sieht er noch ganz gut aus. So versuche ich den Verband vorsichtig abzustreifen, was mir wenn auch mit schmerzlich zusammengebissenen Zähnen gelingt. Das Endstück des Verbandes bleibt dabei jedoch dummerweise versehentlich an der heilenden Schnittwunde hängen und reißt etwas vom Schorf mit ab. Ich muss mir den Schmerz mit aller Kraft verbeißen, der mir bis unter die Haarwurzeln zieht. Nachdem ich auch das überstanden habe, kommt eindeutig das Unangenehmste an dieser Aktion. Vorsichtig versuche ich, an die dünnen Sehnen zu kommen, die der Wunde als Naht dienten. Ich zücke dazu eins meiner kleinen Messer aus einer, meiner zahlreichen Manteltaschen, mache die Klinge sauber und ritze die Naht schließlich sorgfältig an. Die Feinarbeit an meinem eigenen Fell, ist nicht sonderlich lustig und dazu äußerst schmerzhaft, mit der ich jedes einzelne Stück der Sehne, aus dem langsam verheilenden Schnitt ziehe. Also eins muss ich sagen, ich mache das wesentlich lieber an jemand anderem, als an mir selbst. Es fängt außerdem wieder leicht zu bluten an und noch eins, darf ich dabei nicht außer acht lassen, ich muss die Sehnen alle sorgsam aus der Naht entfernen, wenn ich meinen Arm vollends heilen will.
 

Etwa zehn Minuten später, habe ich es dann endlich geschafft. Ich sehe mich nochmal um, ob mich nicht doch jemand beobachtet, aber es bleibt alles ruhig. Ich bin zwischenzeitlich schweißdurchtränkt vor Schmerz...leise keuchend halte ich kurz inne. Es ist nicht eben leicht, sich an dieser denkbar ungünstigen Stelle, auch noch selbst verarzten zu müssen. So versuche ich weiterhin den Schmerz auszublenden, so gut es geht. Mich statt dessen zu sammeln und meine Konzentration lieber auf meine innere Kraft auszurichten. Als meine Fingerspitzen kurz darauf, die verletzte Hautstelle berühren und behutsam tastend darüberfahren, durchläuft mich das vertraute und allseits bekannte Prickeln, das ich vom Heilungsvorgang her kenne. Ich versuche mich weiter, auf Fleisch und Sehnen zu konzentrieren, der Arm wird warm, ich fühle, wie mich die Kraft durchströmt. Es fällt mir dabei extrem schwer, mich dazu zu zwingen, nicht zu schnell fertig werden zu wollen, doch nach einiger Zeit habe ich es unter Kontrolle. Sichtlich erschöpft, aber durchaus mit mir zufrieden, lasse ich schließlich los. Die Stelle ist nun nicht mehr, als eine dunkelrote Verfärbung, die mit der Zeit verschwinden wird. Der Schnitt hat sich geschlossen und pocht noch etwas, doch das Schlimmste dürfte ich damit wohl überstanden haben. Erleichterd aufatmend krämple ich meinen Ärmel wieder hinunter, froh darüber, auf niemanden anderen mehr angewiesen zu sein, als auf mich selbst. Damit hätte sich die Sache jetzt also beinahe von selbst erledigt! Wie praktisch...und hoffentlich nicht so bald wieder, die Erfahrung hat mir vorerst genügt.
 

Als ich jedoch bestrebt bin, mich wieder möglichst unauffällig in meine Kleider, sowie meinen Mantel zu quetschen, merke ich instinktiv, dass ich beobachtet werde. Es ist nur so ein unbestimmtes Gefühl. Aber, als ich meinen Blick hastig, durch den vom Laternenlicht, nur schwach erhellten Raum schweifen lasse und mich dabei aufmerksam umblicke, spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Ich fühle regelrecht, wie sich alle meine feinen Nackenhaare aufzurichten beginnen, ein kühler Schauer überläuft mich dabei spontan am ganzen Körper. Normalerweise ein Alarmzeichen und eines, das ich nicht unterschätzen sollte. Aber in diesem Moment kann ich es nicht wirklich einschätzen. Mein Blick fällt zuerst auf die Männer, die ganz in meiner Nähe sind, doch von denen rührt sich keiner. Gut wie beruhigend, die schlafen also alle. Bleibt Mithrandir und Thorin! Aber der Zauberer kann es eigentlich auch nicht sein, warum sollte er? Bleibt noch der Letzte von beiden übrig...Thorin!
 

Wirklich Thorin? Wieso er...das kann doch nicht...oder doch? Frage ich mich in diesem Augenblick mehr verwirrt, wie beunruhigt. Dennoch zieht mein Blick mich gegen meinen Willen, wie gebannt dorthin, als ich zu seinem Platz sehe merke ich, dass er tatsächlich nicht schläft, wie zunächst von mir angenommen. Nein er ist eindeutig wach. Ich sehe ihn in der Dunkelheit sitzen, aufrecht...schweigend, seine unverwechselbare Gestalt wirkt der Haltung nach, nachdenklich, nicht gerade so, als hätte er es bewusst darauf ankommen lassen wollen, mich zu beobachten. Aber ich bin mir trotzdem relativ sicher, dass er mich zumindest teilweise gesehen haben muss. Ich bemerke es, an dem verräterisch dunklen Glimmen seiner Augen, die schwach in der Finsternis leuchten, ebenso wie blau schimmernde Kristalle, in der dunklen Nacht eines Bergwerkstollens.
 

Er rührt sich beinahe sofort, als er merkt, dass ich zu ihm hinübersehe. Thorin zieht sich unmittelbar danach ins Dunkel zurück, so wird er für mich unsichtbar, was wieder mal typisch für ihn sein dürfte. Nur ja keine unnötige Gefühlsregung oder irgendwas von sich zeigen, das ihn angreifbar machen könnte. Thorin Eichenschild, als ob ich dir je etwas böses wollte, du sturer Mann von einem Zwerg. Tzeee gerade ich, also das solltest du inzwischen besser wissen...oder nicht? Meine Gedanken schweifen kurz ab, richten sich unmittelbar auf meine Umgebung aus. Wir beide sind ganz offensichtlich die Einzigen der Gruppe, die nicht schlafen können und jeder aus seinen ganz eigenen Gründen heraus. Doch was ihn wach halten mag, kann ich nur erraten. Sicher nicht nur die Tatsache, dass er einiges an Schmerzen haben müsste. Nein da ist noch etwas anderes mit im Spiel, ich kann es zwar nicht wirklich erfassen, wobei ich aber doch eine unbestimmte Ahnung davon habe, woran es liegen könnte, zumindest wenn seine Gefühlswelt in etwa so tickt wie meine.
 

In diesem Moment fasse ich einen Entschluss! Ich weiß bereits im selben Augenblick dass, das was ich tun werde, vollkommen verrückt und zudem verboten ist, ja mich im schlimmsten Fall sogar, um Kopf und Kragen bringen kann...und doch ist es mir das Risiko eindeutig wert. Ich will wissen, was der Grund ist, der ihn nicht schlafen lässt und dies ist so ziemlich die einzige Gelegenheit, ihn allein zu stellen. Wenn die anderen Männer wach sind, kann ich kein einziges privates Wort mehr mit ihm wechseln ohne, dass es auffallen würde. Also wenn ich es tun will, dann muss ich zweifellos jetzt Handeln! Um kein unnötiges Geräusch zu verursachen, das mich verraten könnte, schlüpfe ich, so leise wie es geht, aus meinen Stiefeln heraus und lasse sie vorsorglich, bei meinen übrigen Sachen zurück. Meinen Mantel werde ich, dabei wohl auch nicht brauchen. Ich will ja eigentlich nur kurz mit ihm reden. So schleiche ich anschließend auf nackten Fußsohlen, leise und übervorsichtig durch das nächtliche Haus. Stark darum bemüht, möglichst keinen der anderen Schläfer aufzuwecken, der nicht wach sein sollte, denn das hier, geht eindeutig nur ihn allein und mich etwas an! Um auch ganz sicher von niemandem anderen gesehen zu werden, lösche ich vorsorglich noch das Licht der Laterne, wer weiß...sicher ist sicher!
 

Es gibt da allerdings, noch zwei nicht unerhebliche Komponenten, die ich in meiner bodenlosen Einfältigkeit, überhaupt nicht bedacht hatte.
 

Erstens, dass ich bis auf mein etwas überlanges Hemd und meinen Hosen, nichts weiter auf der Haut trage und zweitens, dass bestimmte Umstände auf einmal ganz anders kommen können, wie man sie denn für sich zuvor geplant hatte. Zum Beispiel, die durchaus verwirrende Nähe zu dem Mann, zu dem man oder in dem Fall besser Frau, sich zu allem Übel, auch noch stark hingezogen fühlt. Denn als ich ein paar Minuten später, endlich bei ihm angekommen bin und seine Gestalt im Dunkeln erahnen kann, fangen so ziemlich alle meine übrigen Sinne an, plötzlich und völlig ungewollt verrückt zu spielen. Ich spüre wie mein Puls ansteigt, aber nicht nur das, mein Herz beginnt heftig zu klopfen. Ein Rythmus, den ich sonst eigentlich nur kenne, wenn ich große Angst verspüre oder kämpfe. Aber in dieser Hinsicht, als überraschend und ungewohnt fremd empfinde und als ich ihm schließlich so nahe bin, dass ich schon die Körperwärme spüre, die von ihm ausgeht, seinen für mich so unverwechselbar anziehenden Geruch in der Nase habe, merke ich, dass etwas mit mir geschieht. Etwas, was ich in der Art noch nie zuvor, so stark empfunden habe.
 

I Valar, Lyriel du bist verrückt, verloren, unrettbar...und vollkommen! WAS...machst du hier eigentlich?
 

So helft mir doch...bitte...was soll ich nur tun?!



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