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Der Sohn des Falken

Wer bin ich wirklich?
von

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Gefangenschaft

Wir schreiben das Jahr 1856, nach darkonischer Zeitrechnung 7.30 Uhr.

Die Sonne stieg in ihrer gold-orangenen Farbe über die Wipfel der Bäume und in der Morgendämmerung konnte man somit ein kleines Fachwerkhaus erkennen, das an einem kleinen Bach lag. Im Licht der Sonne glitzerte das Wasser und Libellen schwebten darüber. Hinter dem Haus hörte man das Klappern eines Wasserrads, welches in regelmäßigen Abständen Wasser schöpfte.

Nun trafen die wohlig-warmen Sonnenstrahlen auch auf eines der Fenster des Hauses und schienen einem Jungen, gerade 17 Jahre alt, ins Gesicht. Dieser schlief noch tief und fest. Sein langes, schwarz-braunes Haar lag wie Seide auf dem kleinen Kissen und seine Gesichtszüge waren denen eines Falken gleich. Er ruhte friedlich bis die schwere Holztür seines Zimmers aufgestoßen wurde. Diese knallte mit einem Rumms gegen die Wand und der Junge stand sofort senkrecht im Bett. "Arithon, wie oft willst du eigentlich noch verschlafen?!" In der Tür stand ein, etwa 45-jähriger, Mann mit leichtgewellten, schulterlangen, blonden Haaren und einem Bart im Gesicht. Er war von großer Statur, trug einfach Kleidung und stemmte seine kräftigen Hände in die Hüften.

Arithon blickte ihm ins Gesicht. "Es tut mir Leid Vater...Es wird nicht nochmal passieren." "Kind, das sagst du immer und jedes Mal auf's Neue geschieht es wieder." Der Alte seufzte und schüttelte den Kopf. "Jetzt sieh zu, dass du fertig wirst. Wir haben heute noch viel vor..." Mit diesen Worten verschwand Arithon's Vater wieder genauso plötzlich, wie er gekommen ist.

Schnell stieg der Junge aus dem Bett. Jetzt sah man erst wie groß und schlank er war. Er hatte ein beiges Hemd und eine weite, schwarze Hose an, die am Saum etwas zerrissen war.

Arithon huschte zu einem kleinen Tisch der im Zimmer stand und füllte die hellbraune Tonschale mit Wasser, das sich in einer großen Karaffe befand. Er schöpfte etwas Wasser mit seinen Händen und wusch sich das Gesicht. Kaum hatte er das getan, eilte er aus dem Zimmer zur Haustür und zog sich hastig seine Stiefel an. Arithon wusste, dass sein Vater es hasste lange zu warten.

Deswegen rannte er so schnell es geht über den kleinen Vorhof hinter das Haus. Und ja, sein Vater, Luthien war sein Name, wartete schon ungeduldig mit zwei Schwertern in der Hand. Als Arithon ihn sah, senkte er ein wenig den Kopf. "Hier bin ich. Wir können nun beginnen Vater..." Luthien nickte und warf ihm ein Schwert zu. Der junge Arithon reagierte sofort, hob den Kopf und fing die Waffe geschickt am Griff.

Sein Vater machte es immer so, seit 13 1/2 Jahren schon. Arithon konnte sich noch nie erklären warum er im Schwertkampf oder Bogen schießen unterrichtet wurde, da es für ihn eigentlich nicht nötig war. Der Junge führte ein Leben, frei von Sorgen, an der Grenze Darkonias. Zusammen mit seiner Mutter und seinem Vater. Und dennoch übte er jeden Morgen, so wie an diesem Tag.

Kaum hatte er das Schwert sicher in seiner rechten Hand, ging Arithon in Kampfstellung. So verharrte er einen kurzen Moment und konzentrierte sich auf den Angriff. Dann packte er seine Waffe etwas fester und stürmte auf Luthien zu. Arithon holte weit mit dem Schwert aus und griff mit einem sauber ausgeführtem Schlag seinen Vater an.

Dieser allerdings wehrte den Angriff seines Sohnes ab und die Klingen der beiden Schwerter kreuzten sich. "Arithon, mein Junge...Man kann deine Attacken viel zu leicht voraus sehen! Wenn das so bleibt wirst du mich oder Andere nie besiegen!" Luthien sah ihn ernst an während er das sagte. Dabei vergaß er trotzdem nicht seine Verteidigung und hielt fest gegen Arithon's Schlag an.

"Das sagst du so leicht, Vater! Aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll!" Verbissen versuchte er eine Lücke in der Verteidigung seines Vaters zu finden, um diese zu durchbrechen, aber vergebens. "Arithon, ich trainiere dich jetzt schon 13 1/2 Jahre und du weißt es immer noch nicht..." Er seufzte.

"Wenn du es mir beibringen würdest, wäre das Problem gelöst!", fauchte der Junge seinem Alten ins Gesicht. "Ich kann es dir nicht lehren, du musst es selbst herausfinden...Aber um mich zu besiegen solltest du nicht nur deine Kraft, sondern auch mal deinen Verstand einsetzen!"

Arithon knurrte, lies sich aber die Worte seines 'Lehrers' durch den Kopf gehen. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er grinste hämisch in sich hinein. "So, ich soll also meinen Verstand einsetzen...? Gut, das kannst du haben Vater!", dachte er und mit einer katzenähnlichen Wendig-und Schnelligkeit zog er Luthien ein Bein weg, sodass dieser ins Straucheln geriet. Diese Gelegenheit nutzte Arithon aus. Er setzte erneut zum Schlag an und zielte direkt auf die Kehle seines Vaters. Doch noch kurz bevor die Klinge den Hals berührte, hielt der Junge inne. "Gewonnen.", grinste er und sah Luthien an. Der stand mittlerweile wieder fest auf den Beinen und blickte auf die Schwertklinge, die vielleicht nur einige Millimeter vor seiner Kehle gestoppt war. "Du musst besser auf deine Deckung achten, Alterchen..." Arithon senkte sein Schwert und ging an seinem Vater vorbei, immer noch grinsend. Er lehnte seine Waffe an die Hauswand, schlenderte dann aber weiter zum Stall.

"'Alterchen'? Du nimmst dir jetzt ja ganz schön was heraus, nur weil du das erste Mal gegen mich gewonnen hast, in den ganzen Jahren. Und komm sofort wieder her, wir sind noch lange nicht fertig!" Man hörte deutlich, dass Luthien nicht sonderlich begeistert von seiner Niederlage und dem Verhalten von Arithon war.

Inzwischen stieg der Gewinner auf seine braune Stute, Epona. Er hatte seinem Vater nur teils zugehört und ritt, wie immer ohne Sattel und Trense, aus dem Stall.

"Reg dich ab, Vater. Du bist doch sonst nicht so ein schlechter Verlierer." Er konnte nicht anders, Arithon musste ihn einfach schadenfreudig anlächeln. "Und Vater, ich habe keine Lust mehr...Bis heute Abend!" Schnurstracks ritt er an ihm vorbei und preschte mit einem ungeheurem Tempo über das weite Grasland in Richtung Dorf.

Luthien wollte ihm gerade wiedersprechen, aber da war er auch schon weg. "Er hat auch nur noch diese Talith im Kopf; und er vernachlässigt seinen Unterricht.", knurrte er etwas sauer.
 

Im Dorf angekommen, ritt Arithon sofort zum Marktplatz, in dessen Mitte ein Brunnen stand. Der Platz war Montags um die Uhrzeit nie gut besucht. Es liefen nur vereinzelt Leute herum, die erst jetzt von der Arbeit nach Hause kamen, wie zum Beispiel Mienenarbeiter.

Arithon aber sah noch jemand anderes. Ein Mädchen in einem blauen, knielangen Kleid, blonden Haaren und einem wunderschönen Gesicht. Sie war etwa in dem gleichen Alter wie er.

Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg Arithon von Epona und ging auf sie zu.

"Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr...!" "Entschuldige, mein Vater hat mich aufgehalten. Du kennst ihn doch Talith." Nun stand er vor ihr und sah Talith in ihre grau-blauen Augen. "Hat er dich schon wieder zum Training abkommandiert?", fragte sie und setzte sich auf die Mauer des Brunnens. "Ja, wie jeden Morgen..." Arithon seufzte und setzte sich neben sie. "Warum er das macht würde ich gerne wissen...", fügte er noch hinzu und stützte den Kopf auf seine rechte Hand.

"Hast du ihn schon mal diesbezüglich gefragt?" Talith blickte fragend zu ihrem Freund. Natürlich du Schlaumeier!" Arithon schnippte ihr gegen die Stirn. "Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber mein Alter will es mir ja einfach nicht sagen. Alles macht er so kompliziert...Und meine Mutter macht's genauso." "Du kannst einem echt Leid tun, bei solchen Eltern." Das blonde Mädchen lehnte ihren Kopf an die Schulter von Arithon. Er errötete etwas. Noch nie war ihm Talith so nahe. "Naja, von der Sache abgesehen, äh, sind sie eigentlich ganz in Ordnung.", stotterte er vor sich hin. Als Talith zu ihm hoch sah, fiel ihr sofort seine Gesichtsfarbe ins Auge. "Arithon, du bist so rot." Sie hielt ihm die Hand auf die Stirn. "Hmm, Fieber hast du aber nicht.", stellte sie fest.

"Talith, ich habe nichts...", versicherte der Junge. "Aber sag mal, hast du vielleicht Lust auf einen Ausritt?", fragte er sie lächelnd und sah kurz zu Epona. "Da fragst du noch? Natürlich!", bekam Arithon sofort als Antwort und Talith sprang voller Freude auf. Nun stand auch er auf und machte sich gemeinsam mit ihr auf den Weg zu seinem Pferd. Arithon strich Epona über den Hals und half dem Blondschopf auf sie zu steigen. "Sitzt du gut?", fragte er lächelnd. "Ja, aber es ist ungewohnt, so ganz ohne Sattel und Zaumzeug.", antwortete Talith und sah hinunter zu Arithon. Dieser schwing sich, kurz danach, mit Leichtigkeit auf seine Stute. Er saß nun hinter dem Mädchen und legte einen Arm um ihre Taille um sie zu halten. Mit der anderen hielt er sich an Epona's Mähne fest. "Wenn man es oft genug macht, ist das kein Problem." Arithon blickte kurz zur Seite und merkte dabei nicht, wie glücklich Talith lächelte.

Sie hatte sich schon oft gewünscht einmal so mit ihm zu reiten, aber nie hätte sie gedacht, dass es einmal wahr wird.

"Also, sollen wir los?", hakte Arithon nach und sah wieder nach vorne. Talith nickte bestätigend. "Worauf wartest du noch?", grinste sie. "Nun gib ihr schon die Sporen!" Das blonde Mädchen konnte es kaum erwarten und lächelte voller Vorfreude.

Wenige Sekunden später drückte Arithon seine Hacken in die Seiten des Pferdes. Dabei stieg Epona und wieherte laut. Talith erschrak und verlor fast den Halt, doch der Junge hinter ihr hielt sie so gut fest, dass ihr nichts passierte.

Als die Vorderhufen des Pferdes wieder sicher auf dem Boden standen, wendete Arithon und galoppierte gen Süden. In Richtung Felder, dessen Weizen gold-gelb in der Sonne strahlte.

Wie sehr Arithon das doch liebte. Diese Momente würde er für nichts in der Welt hergeben. Deswegen hasste er den Unterricht bei seinem Vater, er kam kaum noch dazu den Morgen in Darkonia so zu beginnen.

Als sie so an den Feldern entlangritten, verlangsamte er das Tempo, sodass Epona nur noch trabte. "Wie gefällt es dir Talith?", fragte Arithon dann mit ruhiger Stimme. "Es ist wunderschön..." Talith drehte ihren Kopf zu ihm und strahlte ihn an. "Das freut mich.", sagte Arithon schließlich und erwiderte ihr strahlendes Lächeln. Dann blickte er wieder auf. "Sieh mal...", sagte er knapp und richtete den Blick auf eine riesige Blumenwiese. "Lass uns bitte dahin reiten, ja?" "Okay, wenn du es willst." Arithon hätte ihr so oder so keinen Wunsch abschlagen können, dafür mochte er sie viel zu sehr. Also lenkte er Epona zur Wiese. Als die Stute das frische, grüne Gras sah, legte sie gleich einen Zahn zu.

Als sie ankamen stieg Arithon als erstes vom Pferd und hob Talith sanft herunter. Für ihn war das eine Leichtigkeit, denn er hatte kräftige Arme genau wie sein Vater, und das Mädchen war ein Leichtgewicht. Arithon setzte sie langsam ab und sah ihr in die Augen. "Danke Arithon..." Talith konnte nicht anders und sah ihn ebenfalls an. Als sie merkte, dass sie mit der Zeit rot wurde, drehte sie sich schnell zur Seite und ging langsam in die Mitte des Blumenmeeres. Dort setzte sie sich ins Gras und pflückte sich einige Mohnblumen. Arithon, der es natürlich trotzdem mitbekam, blickte zu ihr und entschloss sich, sie vorerst nicht auf ihr Verhalten anzusprechen. Dennoch wollte er Talith wenigstens etwas nahe sein. Der Junge begab sich kurzerhand zu dem Blondschopf und legte sich neben sie auf den Boden. Er schloss die Augen und genoß die warmen Strahlen der Sonne auf seiner Haut. Mit den Händen strich Arithon über das Gras und auf seinen Lippen breitete sich ein glückliches Lächeln aus. Da lag er nun, in mitten einer Blumenwiese und neben ihm das Mädchen, das er am meisten mochte. Und sie mochte ihn auch, sehr sogar.

Talith sah unterdessen wieder zu Arithon und rückte etwas näher zu ihm.

"Arithon...?", begann sie zu sprechen und beugte sich leicht zu ihm hinunter. Ihre Stimme klang sanft und doch etwas nervös, als wenn sie sich nicht sicher wäre, ob sie das Richtige tat.

Der Angesprochene öffnete wieder seine Augen und er konnte Talith nun genau ins Gesicht sehen. "Hmm? Ist etwas Talith?" "Also nein, ich meine doch...Also,...ich muss dir etwas sagen.", stammelte sie und die rote Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. "Und zwar...", stotterte sie weiter, doch Arithon legte ihr sachte den Zeigefinger auf die Lippen. Dann setzte er sich langsam auf und kam ihrem Gesicht mit dem seinen immer näher. "Dein Verhalten spricht Bände...Du brauchst mir nichts sagen..." Kurz darauf lagen Arithon's Lippen bereits auf denen Talith's und er küsste sie zaghaft-zärtlich. Talith wusste im ersten Moment nicht wie ihr geschah, erwiderte dann aber den Kuss und schloss die Augen. Die rechte Hand des Jungen wanderte schließlich zu ihrer Wange und strich sanft darüber, mit der anderen stützte er sich vom Boden ab.

Als sich Talith wieder von ihm löste, blickten sie sich eine Zeit lang in die Augen, glücklich.

Beide schienen es noch nicht fassen zu können, aber es war für sie der wohl schönste Moment in ihrem ganzem Leben. Und eines sah man deutlich in ihrem Blick: Sie wollten nie mehr von einander getrennt sein.
 

An einem anderen Ort, der Festung Gilgar, im weitesten Norden Tysan's, hörte man Schreie aus den Verließen ertönen. Voller Qualen und Schmerzen.

Durch die Flure der Burg schritt ein recht junger Mann mit schwarzem Umhang, Stiefeln und Handschuhen. Er trug einen feuerroten Harnisch und eine braune Hose, an deren Gürtel ein Langschwert befestigt war.

Seine Haare waren in der Dunkelheit der Korridore fast nicht zu erkennen, aber sie schienen recht kurz.

Hinter ihm liefen zwei weitere Männer, die allerdings lange Kutten trugen und bei weitem einen schwächeren Eindruck machten als ihr Vordermann.

"Wie sieht es aus, haben sie schon was gesagt?", fragte der junge Mann mit knurrender Stimme und verengte seine, so oder so schon, schmalen Augen zu kleinen Schlitzen. "Nein, mein Herr, ich bedaure...Sie schweigen noch immer.", kam es von einem der zwei Lakein. "Um alles muss man sich selber kümmern, nur weil ihr zu wirklich nichts nütze seid!", keifte der Herr die beiden an und ballte die Fäuste. "Ihr wisst ganz genau, dass ich ohne die Aussage der beiden niemals meinen Traum erfüllen kann!" "Verzeiht Herr...Doch wir haben wirklich schon alles versucht. Und dennoch schweigen sie und stecken alle Schmerzen weg, als wären sie nichts." Der Mann im Harnisch blieb kurzerhand stehen und dreht sich zu seinen Bediensteten. Er sah sie mit funkelnden Augen an und begann langsam zu sprechen. "So, ist das wahr...?" Ein gemeines Lächeln legte sich auf seine Lippen. Dann griff er beide am Kragen ihrer Kutten. "Ich habe genug von euren elenden Ausreden!" Während er sie ansah, leuchtete in seinen Augen das Feuer der Verachtung und des Zornes. "A-Aber Herr, wir würden euch niemals anlügen...", stotterten beide und erwiderten ängstlich den Blick ihres Meisters. "Ihr seid ja so jämmerlich.", knurrte er verächtlich und ließ sie grob los. "Geht mir aus den Augen, ich brauche euch nicht mehr..." Der Mann wandte sich wieder um und sein schwarzer Umhang wehte durch den Luftzug in die Gesichter der Lakein. "...Nie mehr!", fügte ihr Herr noch hinzu und verschwand in der Dunkelheit des Flures. Er schritt in einem zügigen Tempo zu den Verließen die im Keller der Festung lagen. Der Weg dorthin war lang und wurde einzig und allein durch Fackeln beleuchtet die an den kalten und nassen Steinwänden hingen.

Vor einer alten Holztür mit rostigem Schloß blieb er schließlich stehen und öffnete sie mit einem kräftigem Ruck. Mit Knarren und Quietschen ging sie auf und der Mann trat ein.

"Graf Darpir, mein Herr.", begrüßte ihn ein weiterer schwarzgekleideter Bediensteter und verneigte sich vor der Herrschaft. Darpir beachtete ihn nur mäßig, denn sein Blick fixierte zwei Männer, einer in etwa 20 und der andere circa 50 Jahre alt, beide an die Verließwände gekettet. Die beiden waren in einem erbärmlichen Zustand, abgemagert und übersät mit Verletzungen. Ihre Köpfe hingen schlapp und kraftlos zu Boden.

"Wie kann man nur so stur sein?" Der Graf schüttelte voller Unverständnis den Kopf. "Das kann ich dir gerne sagen, Darpir. Ich will nicht, dass er dir in die Hände fällt und deshalb werde ich nicht reden." Der Ältere sah weiterhin zu Boden, klang aber dennoch willensstark. "Für dich immer noch Graf Darpir, Lysaer!" Darpir zog sein Schwert und hielt es an die Kehle Lysaer's. "Verstanden?" Der Graf fuhr mit der Klinge über die Haut am Hals und langsam quoll Blut aus der Schnittwunde.

"Und für dich immer noch König Lysaer..."; sprach der Alte und hob den Kopf. "Töte mich nur. Lieber das, als ihn zu verraten." "Ich wäre ein vollkommener Idiot, wenn ich dich töten würde...", ertönte die finstere Stimme Graf Darpir's erneut und er grinste, fies wie immer.

"Das seid ihr auch so schon! Das brauchtet ihr nichtmal so beweisen!" Der Jüngere blickte auf und sah dem Grafen direkt in sein blasses Gesicht. "Hütet eure Zunge, Prinz Falcon...Oder ich reiße sie euch hinaus!" Zornig und mit, vor Wut, leuchtenden Augen funkelte er den jungen Prinzen an, ohne dass er einmal den Blick abwand. "Tut es doch! Dann bleibt es für immer ein Rätsel wo sich Dharkaron aufhält...Der Sohn des Falken und Thronerbe Fedora's! Solange er noch lebt, werdet ihr nie an die Macht kommen, Graf Darpir!" Falcon fauchte geradezu und hielt dem Blick seinem Mann gegenüber stand. Dieser knurrte und ballte seine linke Hand zur Faust, mit der anderen hielt er weiterhin sein Schwert fest.

"Oh, habe ich einen wunden Punkt getroffen?", hakte Falcon hämisch nach und grinste Darpir an. Der Graf steckte sein Langschwert zurück in die Scheide und trat einen Schritt näher an den Prinzen heran. Getrieben von Zorn und Wut schlug er Falcon hart in sein Gesicht. "Wag es nicht nochmal so mit mir zu sprechen!!", brüllte er und er sah den Sohn Lysaer's an. Wenn Blicke töten könnten, wären sie beide sicher schon tot und blass zu Boden gegangen. Abgesehen davon, dass Dapir schon leichenblass war und Falcon an der Wand festhing. Keiner der beiden wollte den Blickkontakt abbrechen und so seine Unterwürfigkeit unter Beweis stellen. Die Stimmung im Kerker war angespannt und man konnte fast schon meinen, dass Blitze zwischen dem Prinzen und dem Grafen zuckten.

Der Einziege der sich formal aus der Sache raushielt war Lysaer. Er blickte zu Boden, hoffnungs-und mutlos. Für ihn schien es bereits aus zu sein, noch bevor es richtig begonnen hatte. Der König konnte seinen Sohn nicht verstehen. Wie konnte er jetzt noch so voller Mut sein und Darpir wiedersprechen, wo die Lage doch ausweglos erschien?

"Der Klügere gibt nach.", schmunzelte schließlich Falcon und wandte seinen Blick ab. "Außerdem kann ich deine ekelhaft blasse Fratze nicht mehr ertragen. Da bekommt man ja was mit den Augen!"

Wieder fing Graf Darpir an zu knurren und er verließ so auch das Verließ. In der Tür blieb er allerdings nochmal kurz stehen. "Überlegt es euch, meine Herrschaften. Ansonsten werde ich zu härteren Mitteln greifen!" Dann ging er die steinernen Treppen hinauf in sein Arbeitszimmer. Dieses lag im obersten Stockwerk der Festung, im Nordturm. Dort angekommen stellte sich die Grafschaft vor das große Fenster, das dem Raum das einziege Licht spendete, und sah hinaus in die Ferne.

Nie hätte er gedacht, dass die beiden so stur bleiben würden. Andere seiner Gefangenen hätten schon seit langem geredet, denn die Foltermethoden waren nicht gerade die sanftesten.

Der schwarze Graf, so wurde Darpir auch genannt, war so langsam mit seinem Latein am ende und er wusste nicht was er noch alles anstellen sollte, damit die beiden Herrschaften im Verließ endlich mit der Sprache herausrückten. Nachdenklich schloss er die Augen, ihm musste eine effektive Methode einfallen die Wahrheit aus Falcon oder aus Lysaer heraus zu kitzeln. Darpir wusste, dass der König keine Hoffnung mehr hatte, das konnte er ihm deutlich ansehen...Aber Falcon! Er wehrte sich heftig und konterte geschickt. Dieser junge Mann würde ihm bestimmt noch Probleme machen, darüber war sich der Graf im Klaren.

Noch immer von der einen Frage gequält lief Darpir, mit verschränkten Armen, von einer Seite des Zimmers zur Anderen. Schon oft musste er Leute foltern um an die Wahrheit zu gelangen, da kannte der schwarze Graf auch keine Skrupel, aber diesmal war es eine schwerere Angelegenheit als sonst. Darpir fiel nichts, aber auch wirklich nichts ein!

Vor seinem Schreibtisch blieb er schließlich stehen und schlug heftig mit der Faust darauf. "Verdammt!!" Dieser Schrei hatte wohl die ganze Festung zusammen geschrien, denn die Wachen im Kerker sahen hellhörig auf, als sie einen dumpfen Fluch hörten.

"Da ist wohl jemand ziemlich gereizt.", meinte Falcon trocken und sah an die Decke des Verließes. Dann lächelte er matt.

"Falcon, du darfst die Angelegenheit nicht so locker sehen." Lysaer sah auf und blickte seinem Sohn ins Gesicht. "Vater, ich nehme die Sache ernst, sehr sogar. Aber wir können Darpir doch nicht einfach gewinnen lassen! Wir müssen ihm die Stirn bieten!" Der Prinz erwiderte den Blick mit ernster Miene. "Verstehst du das denn nicht?"

"Mein Sohn, wir sind geschlagen und können nichts dagegen tun, wir hängen hier fest. Und irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, da es heißt Darpir den Sieg zu überlassen..." Niedergeschlagen senkte der König den Kopf. "Vater, was redest du da?! Hat diese Kerkerluft dir etwa schon den Verstand vernebelt?" Er machte eine kurze Pause in der Falcon seinen Alten enttäuscht ansah. "Willst du nicht mal mehr für deine Ehre und dein Volk kämpfen?!", fragte der Junge leise, denn ihm fehlte die Stimme nachdem was sein Vater gesagt hatte.

"Erzähl mir nichts von Ehre!", brüllte Lysaer und kniff die Augen zusammen. "Du warst es doch, der das Erbe unserer Familie abgelehnt und freiwillig auf den Thron verzichtet hat!" Bei diesen Worten stockte Falcon der Atem. "Hättest du das nicht getan, wäre es nicht soweit gekommen!", fauchte der König und sah seinem Sohn nochmals in die Augen.

"Ach, jetzt bin ich auch noch daran Schuld!? Das wäre auch passiert, selbst wenn ich angenommen hätte! Aber vielleicht wäre ich ein besserer König gewesen als du! Du hältst es ja nicht einmal für notwendig dem Grafen die Stirn zu bieten!", schrie der Prinz und er war noch lange nicht fertig. "Du wusstest dass Darpir etwas plant, was darin hinausläuft Fedora an sich zu reißen und du hättest ihn schon vor Jahren aufhalten können. Aber nein...Du hast gewartet. Gewartet bis er seine bestehende Macht noch weiter ausbauen konnte." Falcon wurde immer leiser und er konnte seinen Vater nicht mehr ansehen, dazu war er zu enttäuscht. Der junge Mann blickte zu Boden und Tränen rannen über seine Wangen und tropften dann mit einem leisen "Pitsch" auf den Kerkerboden. "Und jetzt muss Dharkaron für deine Fehler einstehen und an deiner Stelle ganz Fedora vor dem Unheil, in Gestalt des schwarzen Grafen, behüten."

Das von seinem eigenen Sohn zu hören traf Lysaer schwer, aber er hatte Recht.

"Ich habe versagt...", brachte der König als einziges heiser aus seinem Mund heraus. "Ja, kläglich sogar...Ich hoffe für Fedora und die Völker, dass es mein Bruder schaffen wird das Unglück abzuwenden und es besser macht als du!"

So verging die Zeit und keiner der beiden sagte noch ein Wort. Sie sahen sich nicht einmal an, sondern blickten stur zur Seite. Falcon mochte seinen Vater sowieso nicht gerne, da er ihn dazu zwingen wollte den Posten als König von Fedora anzunehmen. Er weigerte sich trotzdem. Danach haben sie sich lange nicht mehr gesehen, erstens weil Falcon und Lysaer sich gestritten hatten und, weil der eigentliche Kronprinz weggelaufen ist.

Deswegen wurde Dharkaron, Falcons Bruder ohne zu fragen zum König erklärt. Lysaer ahnte, dass der Graf vorhatte die Herrschaft an sich zu reißen und Dharkaron zu töten, unternahm aber nichts dagegen sondern gab Falcons Bruder in andere Hände um ihn zu schützen.

Erst vor zwei Monaten, als sie in die Gefangenschaft von Graf Darpir gerieten, trafen Falcon und Lysaer sich wieder.

"Dharkaron, mein Bruder, du bist der Einziege der diese Welt retten kann...Ich hoffe dir geht es gut und dir passiert nichts. Ich will dich schließlich wiedersehen...", dachte Falcon und schloss die Augen.
 

So, das war's vorerst für euch Animexxler. Für meine Freundin werde ich an diesem Kapitel noch weiterschreiben, da ich die FF für sie zum Geburtstag schreibe. Den Teil den sie mehr bekommt, werdet ihr dann im zweiten Kapitel zum lesen bekommen^^ Nicht sauer sein!

"Oh mein Gott"

Die Sonne ging unter und der Himmel nahm nun eine rötliche Farbe an.

Mit Talith im Arm sah Arithon gen Westen zum Sonnenuntergang. Der Junge hatte ein glückliches Lächeln auf den Lippen schmiegte sich etwas an seine Freundin.

Eigentlich verging der Tag viel zu schnell für Arithon und er seufzte leise. Talith sah zu ihm hoch, sie war kleiner als er, und blickte ihn fragend an. "Was ist los?", hakte sie leise nach und streichelte über seine Wange.

Arithon winkte ab und sah den Blondschopf ebenfalls an. "Es ist nichts...bis auf die Tatsache, dass ich dich gleich schon wieder alleine lassen muss.", sagte er mit leicht trauriger Stimme. "Sonst reißt mir Vater meinen Kopf ab." Arithon lächelte etwas und fuhr mit der Hand sanft durch die geschmeidigen, goldblonden Haare Talith's. Dabei lächelte diese und lehnte sich dicht an ihn.

"Wirklich schade...aber wir können uns ja morgen wieder sehen, oder?"

Talith schloss die Augen und genoss die, von Arithon ausgehende, Wärme. Der Junge nickte bestätigend auf die Frage. "Ja, das können wir. Ich hätte nichts dagegen einzuwänden." Nun lächelte auch er wieder und sah zu Talith. Arithon mochte ihre Nähe und er würde noch jeden anderen Moment genießen an dem sie bei ihm ist.

Die beiden Verliebten saßen noch eine Weile so an einander geschmiegt da und fingen noch die letzten wärmenden Strahlen der Sonne ein. Bis Arithon sich langsam aus der Umarmung Talith's löste.

"Ich sollte jetzt auch gehen.", erklang es schließlich aus dem Mund des Jungen. "Ich bring dich noch nach Hause." Darauf nickte Talith kurz und rückte etwas zur Seite, damit er aufstehen konnte. Sie war traurig, dass er jetzt schon gehen musste.

Als Arithon wieder auf den Beinen stand hielt er seiner Freundin die Hand entgegen. "Na komm, mach nicht so ein Gesicht! Morgen sehen wir uns doch wieder." Als Talith diese fasste, zog der Junge sie langsam zu sich hoch. "Ich weiß, und trotzdem vermisse ich dich...schon jetzt!" Der Blondschopf hielt noch immer die Hand Arithon's und strich nun sanft darüber. "Denke einfach an den morgigen Tag, dann wird es nicht ganz so schlimm für dich.", lächelte er und sah seiner Freundin mit sanften Blick in ihre eisblauen Augen, die die seinen ersuchten. Dann stieß Arithon einen kurzen Pfiff aus um Epona zu sich zu rufen. Als seine Stute vor ihm stand, packte er Talith sanft an den Hüften und hob sie auf's Pferd. Keine zehn Sekunden später saß auch er sicher auf dem Rücken des Pferdes und sicherte seine Freundin mit einem behutsamen Griff um die Taille.

Arithon drückte seine Hacken nun in die Seiten Epona's und trabte langsam an. So ritten sie zurück, ohne auch noch ein Wort zu sagen. Stattdessen drückte Arithon Talith etwas näher an sich, das sprach mehr als Worte.

Vor den Zuhause seiner Freundin angekommen, löste der Junge seinen Griff und half Talith beim Absteigen. Er selbst blieb dabei aber auf Epona sitzen. "Also, bis morgen...", verabschiedete er sich lächelnd von ihr und ergriff mit seiner rechten Hand wieder die Mähne der Stute.

"Ja, bis dann...", begann der Blondschopf zu sprechen und sah Arithon in die Augen. Dann ging sie einen Schritt auf das Pferd zu und deutete mit der Hand an, dass der Junge sich zu ihr hinunter beugen sollte. Er blickte sie erst fragend an, tat es dann aber.

Talith legte die Hand auf seine Wange und gab ihm einen sanften Kuss. "Gute Nacht, und träum was schönes...", flüsterte sie dann in sein Ohr und wandte sich mit einem Lächeln von ihm ab. "Keine Angst, das werde ich.", sagte Arithon und blickte ihr nach.

Es war bereits dunkel geworden und der Mond stand am Himmel. So klar wie in dieser Nacht war der Himmel in diesem Monat noch nie und die Sterne strahlten in vollem Glanze. Der Vollmond leuchtete heller denn je und weisste Arithon mit seinem Licht den Weg in dieser stillen und lauwarmen Nacht.
 

Im Reich Tysan sah es hingegen anders aus. Dichte Wolken bedeckten den Himmel und es war kalt, lausig kalt sogar.

Die Straßen der Dörfer und Städte waren wie leer gefegt und nirgends brannte Licht.

Nirgends? Nein, nicht ganz. In der Festung Gilgar schien Licht, durch die Fenster, nach außen.

In seinem Schlafzimmer saß er, Graf Darpir, auf einem gut gepolsterten Ledersessel und las. Seine Rüstung und Handschuhe hatte er bereits abgelegt und trug nun eine leichte, beige Tunika und eine weiße Hose.

Darpir sah darin richtig harmlos und freundlich aus, doch wer den Grafen kannte, wusste, dass dem nicht so war.

Als er eine Seite des Buches umblätterte klopfte es an die Tür seines Gemaches.

"Wer stört?", entgegnete der schwarze Graf dem Klopfen und blickte nicht auf. Langsam öffnete sich die Tür und eine junge Frau in einem eng anliegendem, rotem Kleid und schwarzen Haaren trat ein. "Aber, aber...Seit wann so forsch, Darpir?", fragte die Frau, schritt hinter den Sessel und umarmte den Grafen.

Darpir klappte sein Buch zu und legte es beiseite. "Verzeih', Etara." Er drehte seinen Kopf etwas uns sah sie an. "Schon in Ordnung mein Graf...Ich kann gut verstehen, dass du genervt bist, von den Majestäten.", sprach Etara leise mit kalter Stimme, dabei fing sie an Darpir den Rücken zu massieren. Dieser versuchte sich dabei etwas zu entspannen, doch eine Sache bereitete ihm dennoch immer wieder Kopfzerbrechen und ließ es nicht zu, dass er auch nur einen Hauch von Anspannung verlor.

"Darpir, mein Graf...Über was grübelst du?", fragte seine Geliebte und trat nun vor ihn. Mit so eleganten Bewegungen, wie der einer Katze setzte sie sich nun auf des Grafen's Schoß und legte ihre Hände um seinen Nacken. "Vielleicht kann ich dir helfen..."

Darpir lächelte Etara leicht an und strich durch ihre Ebenholz-schwarzen Haare. "Das bezweifle ich, aber ich erzähle dir trotzdem von der Sache die mir Sorgen bereitet...

Ich habe bei Lysaer und Falcon noch nichts, aber auch wirklich nichts erreicht! Ich kann nicht König werden solange Dharkaron noch lebt. Aber um ihn zu finden, brauche ich die Informationen von den Herrschaften unten im Kerker!" Als der Graf das sagte, versuchte er möglichst ruhig zu bleiben, doch die Sache regte ihn viel zu sehr auf, als dass er die Ruhe bewahrte. "Aber Darpir, wer wird deswegen denn gleich aus der Haut fahren...", hauchte sie in sein Ohr und machte sich dann an seiner Tunika zu schaffen. "Ich habe eine fabelhafte Idee, wie du alles herausbekommst was du brauchst...", sagte Etara, währenddessen sie den Kragen an Darpir's Gewand lockerte, über seine Brust strich und diese mit ihren Lippen liebkoste.

Genüsslich seufzte der Graf auf und schloss die Augen. "So, und die wäre.", fragte er schließlich und küsste leidenschaftlich Etara's Hals.

Auf die Frage des Grafen hin flüsterte sie ihm etwas ins Ohr und grinste. Auch ihm schien die Idee zu gefallen, denn Darpir fing an dreckig zu lächeln. "Etara, was würde ich nur ohne dich machen?!" Der schwarze Graf legte seine kühlen Hände an die Wangen der Frau und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. In aller Eile hob er sie von seinem Schoß, stand auf und richtete seinen Kragen. Danach ging er mit schnellen Schritten zu seinem Kleiderschrank, zog sich seinen Mantel über und schnappte sich seine Handschuhe. Etara sah ihm entgeistert dabei zu. "Darpir, mein Graf, was soll das werden? Ich dachte wir verbringen den Abend gemeinsam und...", begann sie zu sprechen, wurde aber von ihrem Geliebten unterbrochen.

"Das muss warten! Die Vorkehrungen für morgen müssen getroffen werden, außerdem werde ich den beiden Herrschaften noch einen Besuch abstatten.", grinste Darpir finster und ging zur Tür. "Aber Darpir, das kannst du doch auch morgen noch alles machen!"

Er schüttelte den Kopf. "Wie heißt es so schön? Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen..." Mit diesen Worten verließ er sein Zimmer und Etara. Diese stand nun da, alleine, und fühlte sich wie bestellt, aber nicht abgeholt. Sie verschränkte die Arme und machte ein Gesicht wie ein beleidigtes Kind. "Ich hasse seine Spontanität...zumindest in dieser Sache!", seufzte sie und verließ ebenfalls den Raum. Sie lief Darpir hinterher und traf ihn bei seinem Festungseigenen Waffenschmied an. Etara bekam nur etwas davon mit, dass er bis morgen ein neues Schwert haben wolle, ein besseres als sein altes Langschwert. Der Schmied nickte und versicherte, dass er es bis zum morgigen Tag fertig gestellt haben würde.

Natürlich wusste Etara warum er die neue Waffe haben wollte und grinste.

Als sie sah, dass ihr all so geliebter Graf in Richtung Kerker marschierte, ging sie einen Schritt schneller und hakte sich schließlich bei Darpir ein. "Warte demnächst auf mich, mein Graf. Du kannst mich doch nicht einfach so alleine im Zimmer stehen lassen.", sagte sie in einem leicht mahnendem Ton zu ihm und blickte in seine Augen.

"Du weißt, dass es nicht böse gemeint war, Etara...Aber wenn es dich so gekränkt hat, dann verzeih' mir nochmal...", lächelte er, löste seinem Arm aus der Umklammerung Etara's und legte ihn um ihre schlanke Taille. Zusammen gingen die beiden die kalten, steinernen Stufen hinunter, bis sie schließlich vor der schweren Holztür stehen blieben.

Darpir griff nach der Klinke, drückte diese hinunter und öffnete mit einem kräftigen Ruck die Tür. In der Zelle, der beiden Männer, brannte noch schwach Licht. Die Wache, die neben dem Eingang zum Kerker stand, verneigte sich kurz.

Falcon konnte sich denken, dass es der Graf war, der sie noch zu so später Stunde besuchte und blickte deswegen nicht auf, setzte aber zum sprechen an. "Graf Darpir, was verschafft uns, um die Uhrzeit, die Ehre mit eurem Besuch beglückt zu werden?" Höhnisch grinste er, ließ den Kopf aber dennoch gesenkt. Falcon hatte keine große Lust in seine bleiche Visage zu sehen, ihm würde doch nur wieder schlecht werden. Denn Darpir sah wirklich so aus wie eine wandelnde Leiche, die gerade aus der Gruft auferstanden ist.

"Ich muss euch Kund tun, dass ich schon morgen die Wahrheit aus euch heraus bekommen werde...Da bin ich mir hundertprozentig sicher!", zischte der Graf und ging auf Falcon zu. Etara sah ihrem Darpir erfreut zu und grinste. Sie genoss es regelrecht, wie der schwarze Graf mit seinen Gefangenen umging. Keine Frage, sie hatte eine genauso rabenschwarze Seele wie Darpir und seine Gefolgsleute.

"Wie wollt ihr das anstellen, Graf...? Ihr habt es die letzten drei Jahre nicht geschafft, und auf einmal habt ihr die eine Lösung gefunden, mit der ihr uns zum singen bringt? Verzeiht wenn ich gleich lache!", sagte der Prinz trocken und blickte dann doch auf.

Lysaer schwieg und traute sich nicht, weder Falcon noch Darpir anzusehen. Er war mit seinen Nerven am Ende und mit Freuden hätte er selbst seinem Leben ein Ende gesetzt. Er hatte in seinem ganzem verfluchtem Leben so viele Fehler gemacht, und erst jetzt sah er es ein... Falcon hatte die ganze Zeit Recht, wie konnte er, Lysaer, nur ein solcher Idiot sein?! Doch nun war es zu spät...Für ihn gab es keine Hoffnung mehr. Der König würde in der Festung Gilgar sein Leben verlieren, durch die Hände des schwarzen Grafen. Lysaer hatte oft Alpträume und Visionen davon, doch er hatte niemandem davon erzählt und auch nicht daran geglaubt. Hätte er es doch nur getan...

Darpir's Gesicht wurde bei den Worten Falcon's noch finsterer und er holte mit der rechten Hand zum Schlag aus. Den Prinzen schien dies jedoch wenig zu interessieren, er hielt dem Blick des Grafen stand. "Na los, warauf wartet ihr? Schlagt mich!", forderte Falcon Darpir auf. Doch das tat er nicht, im Gegenteil, er senkte seine Hand.

"Na, Graf, nicht genug Mumm? Oder schlagt ihr etwa wie ein Mädchen?", fragte der Prinz und grinste hämisch. Das ging dem Gefragten zu weit. Er ballte seine Hand zur Faust und schlug Prinz Falcon hart in die Magengegend. Dieser schluckte schwer, man sah in seinem Gesicht, dass es verdammt wehtat.

"Nein, Prinz...Gewiss nicht!", zischte Darpir wieder und drückte mit seiner linken Hand auf die Kehle des Gefangenen. "An deiner Stelle würde ich mich schwer zusammen reißen!", knurrte der Graf schließlich und blickte Falcon mit seinen gelblich-grünen Augen an. "Und jetzt schlaft euch gut aus...Ich will, dass ihr morgen alles mitbekommt, und die Schmerzen richtig fühlt..." Er ließ die Kehle wieder los und wandte sich von den beiden Herrschaften ab. "Ach ja, Lysaer...Morgen hast du deinen großen Auftritt!"

Mit einer Handbewegung forderte er Etara auf ihm zu folgen. Mit ihr an seiner Seite, schritt Darpir aus dem Verließ, lauthals und dreckig lachend.

"Dieser Sauhund!", knurrte Falcon und blickte ihm nach. Die Schmerzen vom Schlag ließen langsam nach und der Sohn Lysaer's blickte diesen ernst an. "Was meint er damit, Vater? Du weißt es...Ist es nicht so?" Darauf schüttelte der König den Kopf. "Ich weiß, dass ich hier meinen Tod finden werde, aber mehr nicht...Dafür sind meine Kräfte nicht mehr ausreichend."

Falcon besaß diese Kräfte nicht, von denen sein Vater sprach, denn er hatte das Thronerbe abgelehnt und verzichtete somit auch auf die Gabe, Situationen vorher zu sehen.

Natürlich war das nur ein kleiner Teil dieser Kräfte, aber wer sie besaß konnte sich einen 'Sohn des Falken' nennen.

Vor alten Zeiten wurden von den Göttern, sie wurden in Falkengestalt abgebildet, diese Gabe weiter gegeben. Damals allerdings nur an die Königsfamilien, dazu gehörten auch die Vorfahren Lysaer's.

"Oh nein, du wirst hier nicht sterben, das werde ich nicht zulassen. Du stirbst nicht, bevor du dich beim Volk für deine Fehler entschuldigt hast! Das bist du ihnen schuldig. Also, wehe du verreckst hier, in dieser Festung!", mahnte Falcon mit scharfen Unterton in seiner Stimme.

"Wie willst du das verhindern, mein Sohn? Ich glaube kaum, dass du auf mal die Schlüssel für die Schellen herbei zaubern kannst..." Lysaer blickte seinem Sohn ins Gesicht. Seine Augen waren schon sehr glasig geworden und hatten jeglichen Ausdruck verloren. "Nein, zaubern kann ich nicht...aber ich werde dein Leben verteidigen...egal wie!" Falcon meinte es ernst, todernst sogar. Ihm war es gewiss nicht egal, was aus Fedora und dem vereinigten Königreich wird, auch wenn er den Posten als König ablehnte. Sein Vater war ihm genauso wenig egal. Der Prinz liebte ihn, selbst wenn er es nicht zugeben wollte.

"Falcon, du bist ein Narr! Du wirst Darpir nicht davon abhalten können mich zu töten! Ich habe es doch selbst in meiner Vision gesehen, ich werde hier sterben! Und das Schicksal kann man nun mal nicht ändern!"

Sein Sohn schüttelte den Kopf. "Du bist hier der Narr, Vater! Verdammt, nichts ist unmöglich wenn man nur nicht den festen Glauben daran verliert. Wir müssen wenigstens versuchen das Schicksal zu ändern!" Darauf erwiderte Lysaer nur ein Seufzen und schloss müde die Augen.

Die Nacht brach herein und es wurde noch kälter, als es so oder so schon war. Falcon wollte ja schlafen, tat aber kein Auge zu. Er grübelte...Was würde ihn am morgigen Tag bloß erwarten? Hatte Darpir wirklich die perfekte Lösung gefunden und würde der Graf tatsächlich das Geheimnis erfahren?

Der Prinz hoffte zutiefst, dass sein Bruder, Dharkaron, den Klauen Darpir's entfliehen könnte. Wenn nicht wäre das wohl das Ende der vier vereinigten Reiche Fedora's!

Stumm blickte Falcon zur Seite, zu seinem Vater. Er hing da, kraftlos, hoffnungslos und tief schlafend. Lysaer schien sich nicht den Kopf zu zerbrechen, über morgen. Für ihn war die Sache klar, er würde sterben! Doch genau das konnte Falcon nicht akzeptieren. Er hatte die Entscheidung getroffen, dass er ihn vor dem Tod bewahren würde, egal wie.

Wenn jemand das Schicksal von seinem Vater ändern konnte, dann er! Davon war der Prinz fest überzeugt.

"Keine Angst Vater, ich werde dich beschützen...Ich lasse nicht zu, dass du stirbst.", sprach er leise. "Und verzeih' mir...Ich hab dir allerhand Probleme gemacht, als ich klein war...", redete er weiter. Tränen sammelten sich in seinen Augen und rannen schließlich über seine Wangen. Dennoch lächelte Falcon entschlossen. "Du kannst dich auf mich verlassen, Vater..." Mit diesen Worten beendete er das Gespräch, senkte den Kopf uns schloss die Augen.

Die Nacht über hatte der Prinz einen furchtbaren Traum...Er sah sich, seinen Bruder, als sie noch kleiner waren, und seinen Vater - glücklich vereint so schien es. Dharkaron lächelte vergnügt und neckte ihn, Falcon, mit einem Ausdruck purer Freude im Gesicht. Sein Vater sah ihnen zu, wie sie sich rauften. Er grinste, ebenfalls glücklich. Doch einen kurzen Moment später verdunkelte sich der Himmel und es wurde plötzlich stockdunkel.

Blitze zuckten und es donnerte so laut wie ein Kanonenschlag. Und da stand er vor ihnen, der schwarze Graf. Er zog sein Schwert und ging auf sie los. Wie ein Berserker metzelte er Lysaer und Falcon's kleinen Bruder nieder. Blut floss in rauhen Massen über die einst grüne Wiese und färbte die Halme rot...Erschrocken blickte Falcon in das Angesicht des Grafen. Er wusste, dass sein Ende nun auch kommen würde...In dem Moment wo Darpir zu schlug wurde er jedoch unsanft aus seinem Traum gerissen, worüber er eigentlich auch sehr dankbar war.

Der Prinz riss die Augen auf und blickte einem Diener Darpir's in die seinen. Der Lakai hieß Tamo, so wie Falcon oft vom Grafen mitbekommen hatte. Er wurde allerdings eher als Fußabtreter benutzt, deswegen tat Tamo Falcon sehr Leid.

"Endlich wach, junger Prinz?", fragte er und blickte den Gefragten eigentlich recht freundlich an. Es war schwer, sich vorzustellen, dass ausgerechnet er zu Darpir's Männern gehörte. Tamo war wohl der Einziege, der Lysaer und Falcon mit Respekt gegenüber trat und höflich zu ihnen war.

"Ihr habt gezittert wie Espenlaub...Verzeiht wenn ich frage, aber hattet ihr einen Alptraum?" Darauf nickte der Prinz etwas zögerlich. "Ja, das hatte ich...", seufzte er leicht und atmete tief aus. Ihm kam der Traum so real vor, doch konnte er das nicht sein. Dharkaron ist nicht mit ihm aufgewachsen und sein Vater hätte ihnen, selbst dann nicht, beim Spielen zugesehen.

"Mein Meister sagt, dass ich Eure Herrschaften nach draußen auf den Vorplatz geleiten soll.", sagte der Lakai ruhig und blickte Falcon weiterhin in die Augen. "Weiß der Teufel, was er wieder vor hat...", dachte er außerdem, und sein Blick verschärfte sich.

Das entging dem Prinzen nicht und er sah Tamo für einen Moment fragend an. Dann wurde der Blick Falcon's wieder ernst und hart, so unerschrocken...als würde er vor nichts Angst haben. "Gut, dann bring uns zu deinem Herrn, Tamo!"

Der Tag der Entscheidung war also gekommen und als der König und sein Sohn nach draußen auf dem Vorplatz geführt wurden, mit, auf dem Rücken, gefesselten Händen, sahen sie wie noch einige Klingen von Messern und Schwertern aller Art geschärft und fein säuberlich geputzt wurden.

Stumm blickte sich Falcon um, ihm behagte die Sache ganz und gar nicht, und fragte schließlich Tamo was das ganze soll. Doch dieser wusste es selber nicht genau und erwiderte nur ein "Darüber kann ich Ihrer Herrschaft keine Auskunft geben, tut mir Leid..."

Darpir hatte ihm also nicht viel erzählt. Höchstens, dass er die beiden auspressen, wie eine reife Zitrone, wird. Dennoch machten Lysaer und Falcon keinen Anstand zu fliehen oder sich zu wehren. Denn den Tod fürchteten sie nicht. Der König wünschte ihn sich sogar manchmal.

Da standen sie nun, mitten auf dem Vorplatz der Festung. Neben ihnen Tamo, in seiner schwarzen Kutte. Der Lakai warf ein wachsames Auge auf die beiden Herrschaften und wartete mit harrendem Blick auf Graf Darpir. Dieser war noch innerhalb der Mauern von Gilgar, an seiner Seite seine ach so geliebte Etara. Dieses Weibsbild hatte mal wieder ein unwiderstehliches und doch zugleich heimtückisches Grinsen auf ihren tiefroten Lippen. Sie sah wie ihr Darpir auf das neue Schwert, welches im Licht der Fackeln glänzte und strahlte.

"Gute Arbeit, Yaku!", lobte der Graf seinen Schmied und steckte das Langschwert in seine prachtvoll verzierte Scheide. "Danke mein Herr! Es freut mich von euch gelobt zu werden..." Yaku verbeugte sich tief vor dem schwarzen Grafen und lächelte ein wenig, denn Darpir sagte Worte des Lobes nicht sehr oft. Etara's Geliebter hingegen beachtete das nicht weiter und zeigte seinem Schmied wieder die kalter Schulter, indem er mit Etara nach draußen ging.

Die Sonne brach kurz durch die dichte Wolkendecke, doch mit einem mürrischem Blick Darpir's gen Himmel verdunkelte sich dieser im nächsten Moment wieder. "Hmm, schon besser...", grinste der Graf und schritt weiter vorwärts in Richtung Lysaer, Falcon und Tamo. Als sein Diener ihn erblickte verneigte er sich und richtete den Blick unterwürfig nach unten. "Mein Meister...", sagte er leise und bemerkte dann Etara. "Meine Lady..."

Falcon und Lysaer blieben ruhig stehen, sahen Darpir aber verhasst an. Die beiden wussten so gut wie nichts über Etara, beachteten sie deswegen auch nicht großartig. Der Prinz sah sie nur kurz an, musste sich aber eingestehen, dass sie verdammt gut aussah. Aber er konnte nicht verstehen, wie sie es mit Darpir aushielt.

Nun wand sich der Graf an Falcon und seinen Vater. "Ich hoffe Ihr hattet eine geruhsame Nacht, mein König." Das 'Mein' klang furchtbar angeekelt und Darpir blickte ihn genauso an. Lysaer antwortete nicht auf diese Frage, er hielt es für unnötig, sah dem Grafen aber in seine kalten Augen. Die seinen waren glasig und blickten schwach und kraftlos drein.

"So, du bist also stumm geworden..." Bei seinen Worten schmunzelte Darpir und verschränkte die Arme. "Auch gut, du wirst früh genug reden!" Sein Blick schweifte zur Seite und erfasste Tamo. Mit einer Bewegung des Kopfes forderte der Graf ihn auf, alles fertig zu machen.

"Noch etwas Geduld, meine Herrschaften, es dauert sicher nicht mehr lange... nicht mehr lange, bis ich das große Geheimnis der Königlichen Familie erfahre!" Er lachte böse, doch irgendwie auch vollkommen verrückt. Darauf blickte Falcon vielsagend zu seinem Vater. "Ist der aus einer Anstalt entflohen?", dachte sich der Prinz; und wenn er nicht die Hände gefesselt hätte, hätte er dem Grafen garantiert einen Vogel gezeigt.

"Na, wenn ihr meint...", sagte Falcon nun trocken und blickte zur Seite. "Doch vielleicht solltet ihr euch nicht zu früh freuen...und eure grausame Lache beenden.", schmunzelte der Prinz. Er liebte es, Darpir solche Sachen hinein zu würgen, denn der Graf reagierte darauf sehr allergisch und konnte nur halbwegs den Zorn darüber zurückhalten.

Und tatsächlich, die dunkle Herrschaft verstummte und funkelte Falcon böse an. In ihm schäumte die Wut und seine Hände verkrampften sich. Leise sagte er schließlich zu sich "Ruhig bleiben, Darpir...Du hast gleich deinen Spaß an den beiden..." Mit einem letzten bösem Blick wandte er sich ab und ging zu Etara. Dieses Teufelsweib hakte sich sofort bei ihm ein und geleitete ihn zu zwei prunkvollen Stühlen, die sie hatte bereit stellen lassen. Als sie sich setzten rief Darpir nach Tamo. "Tamo, bist du bald fertig, oder soll ich dir Beine machen?!" Mit einem fiesen Grinsen lehnte er sich zurück und wartete auf Antwort.

Sein Lakai eilte herbei und verneigte sich tief vor ihm. "Mein Meister, die letzten Vorbereitungen sind getroffen...Ihr könnt getrost anfangen." "Schön...", er blickte zu zwei weiteren seiner Schergen. "Ihr wisst, was ihr zu tun habt! Macht schon!", wies er die zwei an und stütze seinen Kopf auf seine Hand.

Die beiden Lakein gingen mit schnellen Schritten, packten Falcon und Lysaer unsanft und schleppten sie zur Festungsmauer.

"Lasst mich raten, Darpir...Ihr kettet uns gerne an Mauern, oder?", fragte der Prinz und blickte zum Grafen, als sie endlich an der Wand hingen. "Und da unten im Kerker so schlechte Luft ist, gehen wir dafür extra nach draußen...Ihr seid zu gütig!", grinste Falcon und hielt weiterhin Blickkontakt mit Darpir.

"Aber nein, deswegen seid ihr nicht draußen. Ich will nicht, dass der Kerkerboden beschmutz wird, das ist alles." Langsam erhob sich die dunkle Herrschaft und legte seine rechte Hand auf den Griff seines Schwertes. "Nun, wohl an. Ich werde mich jetzt um Euch kümmern, meine werten Herrschaften..."

Hinter Darpir liefen drei weitere seiner Leute und hielten Dolche aller Art in den Händen. Die Klingen glänzten silbrig und spiegelten den grauen Himmel wieder.

Der Graf stand nun circa einen halben Meter vor Lysaer und Falcon und ergriff nun eine Waffe die man ihm reichte. Er spielte mit dem Dolch in seiner Hand und grinste dabei hämisch. Die Augen Darpir's verengten sich zu schmalen Schlitzen und im nächsten Moment spritze Blut durch die Luft.

"Vater!", rief Falcon aus und sah entsetzt zu Lysaer hinüber. Der König hatte den Dolch tief in seinem Oberkörper stecken und der rote Lebenssaft lief über den gesamten Leib Lysaers. Dieser hustete hastig, schnappte kurz nach Luft und spuckte noch mehr der lebensschenkenden Flüssigkeit aus. Darpir schien dies zu erheitern und er drehte den Dolch noch in der Wunde um 90 Grad. Falcon's Vater schrie auf, voller Schmerzen.

"Vater, halte durch...Du darfst nicht sterben!", schrie der Prinz und blickte zum schwarzen Grafen. "Du mieser Dreckshund! Was bezweckst du damit?!"

"Aber, aber...wer wird denn gleich beleidigend?", fragte Darpir gut gelaunt und schnappte sich bereits eine neue Waffe. "Und was ich damit bezwecke wirst du sicher bald herausfinden...", schmunzelte er und setzte zum neuen Schlag an. Mit erhobener Hand, in ihr ein silbernes Fischermesser, sah er wieder zu Lysaer. Seine Augen leuchteten und man konnte in ihnen erkennen, dass er sich seiner Sache sicher war.

Dann war es so weit, er rammte das Messer in die Schulter des Königs.

"Argh!", stöhnte Lysaer auf und kniff die Augen zusammen. Das Blut schoss aus der Stichwunde und tropfte von der Klinge des Messers, als der Graf es seelenruhig aus der Schulter zog.

"Rede...", begann Darpir plötzlich und schaute den König ernst an. "Rede, und ich erspare dir die Folter. Dann mach ich es kurz und schmerzlos und morgen hast du keinen Stress mehr."

Doch Lysaer schüttelte den Kopf. "Niemals!", sagte er unter husten und er spie wieder etwas Blut aus. Als sich sein Husten-Anfall wieder gelegt hatte sah er dem Grafen direkt in sein Gesicht. "Lieber sterbe ich!"

"Vater, hör auf! Sag es ihm endlich!", sagte Falcon hastig und blickte zu seinem Alten. "Ich kann nicht mitansehen, wie er dich weiter quält!"

Der Graf sah kurz über seine Schulter und traf den Blick Etara's. Er lächelte sie triumphierend an, wand seinen Blick dann aber wieder Falcon und seinem Vater zu.

"Ich will euer Vater-Sohn-Gespräch ja nicht stören, aber..." Da war es auch schon geschehen. Darpir setzte dem Gespräch ein Ende, ein jähes sogar. Ein Dolch durchbohrte jeweils eine Seite des Königs und ein schmerzerfüllter Schrei hallte über den Vorplatz. Falcon konnte nicht hinsehen und senkte den Kopf. "Aufhören, bitte hört auf!", dachte er und verkrampfte seinen Körper. Doch es ging weiter, immer wieder stach der Graf auf den König ein und immer wieder schrie Lysaer auf.

"Aufhören!", schrie Falcon nun aus voller Kraft und in diesem Moment fing es leise an zu donnern, Regentropfen fielen zu Boden. Der Prinz zitterte am ganzem Leib und blickte nun zu Darpir, welcher recht lässig den Blick erwiderte.

"Graf Darpir, hört auf! Ich werde reden..." Darauf hin breitete sich auf den Lippen des Grafen ein siegessicheres Lächeln aus.

"Falcon, du Idiot...", röchelte Lysaer mit leiser und rauhen Stimme. "Was tust du da...?"

"Vater, ich habe doch gesagt, dass ich dich nicht sterben lasse...Dass ich es verhindern werde, egal wie..." Auch die Stimme des Prinzen war zitterig und eine salzige Flüssigkeit rann seine Wangen hinab zu Boden. Dann sah er wieder zur dunklen Herrschaft und senkte sein Haupt. "Graf Darpir...ich werde es euch erzählen, die ganze Wahrheit. Wenn ihr nur meinen Vater verschont!"

Der Graf zog sich seine Handschuhe aus, die mittlerweile mit Blut durchtränkt waren und übergab sie einem seiner Lakein. "Nun gut...", kam es nun von ihm und er verschränkte seine Arme vor der Brust. "Aber nun rede endlich!" Auffordernd funkelte er Falcon an und beachtete Lysaer nur mäßig. Nun hatte er es endlich geschafft, er würde endlich erfahren, wo sich Dharkaron aufhielt.

Der Prinz atmete tief durch und schielte noch kurz zu seinem Vater. "Ich enttäusche dich schon wieder. Ich verrate unser größtes Geheimnis...", schoss ihm durch den Kopf ehe er auch nur ein Wort zu Darpir sagen konnte. Dann jedoch fasste er sich und begann zu sprechen. "Mein Bruder, Dharkaron, hält sich in Darkonia auf..." Kurz stoppte Falcon um sich zu beruhigen. Er wollte es nicht sagen, sein Körper sträubte sich dagegen, aber er hatte keine andere Wahl. Andernfalls wäre sein Vater gestorben. Sein Vater, den er doch eigentlich über alles liebte.

"Wo genau in Darkonia?", hakte der Graf schließlich nach, da der Prinz nicht mehr weiter sprach. "Sag es mir!"

"Nah an der Grenze zu Rathain...Auf einem kleinen Hof, er lebt bei..." Er konnte nicht mehr, er war am Ende seiner seelischen Kräfte. Er brauchte auch nicht mehr sagen, denn Darpir wandte sich bereits um und grinste seine Etara an. Doch mit dem, was dann kam, hätte der Prinz nicht gerechnet...

Der schwarze Graf zog blitzschnell sein Langschwert und schlug den Kopf von Lysaer's Schultern. Er fiel zu Boden und rollte noch ein Stück weiter. Blut strömte und spritze und Falcon sah in das Gesicht seines Vaters. Er war genauso erschreckt von dieser plötzlichen Wendung Darpir's. Die blauen Augen des Königs waren weit aufgerissen.

Falcon wurde schlecht und kreidebleich im Gesicht. Nun war es endgültig zu viel für ihn, er zitterte wieder wie Espenlaub und er atmete schnell. Dazu stotterte er etwas wie "I-Ihr w-wolltet ihn a-am Leben lassen..." Doch der Graf grinste darauf nur finster und trat näher an Falcon. "Du musst noch eine Menge lernen...zum Beispiel, dass man dem Feind nie trauen darf.", hauchte er in des Prinzen Ohr. Der Atem von Darpir war kalt und ließ Falcon erschaudern, auf seiner Haut bildete sich eine Gänsehaut.

"Tamo, schaff ihn mir aus den Augen...Ich will ihn bis morgen, zu seiner Hinrichtung, nicht wiedersehen. Und ihr anderen beseitigt den Müll!" Sein Blick senkte sich nieder zu dem abgetrennten und blutigem Kopf Lysaer's. Dazu lachte er grausam und ging in Richtung Etara und zusammen mit ihr in die Festung.

Es fing immer heftiger an zu regnen, als Tamo den Prinzen losmachte. "Prinz Falcon, kommt bitte mit mir...", ordnete er ihm an, doch er war nicht zum gehen zu ermutigen. Stattdessen stand er wie versteinert da und sah den Lakein dabei zu, wie sie die Blutpfützen aufwischten und den Kopf des Königs den Hunden Darpir's zum spielen gaben.

"Vater!", rief der Prinz laut aus und wollte sich von Tamo losreißen, um wenigstens einen Teil von Lysaer retten zu können. Der Diener hingegen hielt ihn mit festem Griff und zog ihn mit sich in das Gebäude. Dabei wehrte Falcon sich heftigst und versuchte immer wieder zu entfliehen. "Nein, lass mich los!! Ich muss ihn retten!"

Auf halben Weg zum Kerker blieb Tamo jedoch stehen und begann zu sprechen. "Falcon, Ihr könnt ihm nicht mehr helfen...Seht es doch bitte ein.", murmelte er mit traurigem Gesichtsausdruck. "Doch für Euch ist es noch nicht zu spät, Prinz...", gab er schließlich von sich. Falcon erwiderte darauf nur einen fragenden Blick. "Was faselst du da? Für mich ist es morgen vorbei.", stellte er klar und senkte den den Kopf. "Dann kann ich bei meinem Vater sein.", wisperte er noch hinzu und ein leichtes Lächeln legte sich deswegen auf seine Lippen.

"Nein, Prinz...Ich werde euch helfen zu fliehen! Ihr müsst euren Bruder warnen, das ist oberste Priorität!", erklärte Tamo und sah Falcon ernst an. Dieser konnte es noch gar nicht richtig realisieren was er da eben von einem Lakein Darpir's hörte.

"Wa-Warum? Du gehörst zu Graf Darpir! Du solltest dich freuen, dass dein Meister es geschafft hat!", verdeutlichte er und blickte dem Diener ins Gesicht.

"Sollte ich das? So wie mich der Graf behandelt kann ich mich nicht glücklich schätzen für ihn zu arbeiten...und ich kann mich auch nicht für ihn freuen.

Mein Herz hat mir schon vor langer Zeit etwas anderes gesagt. Ich gehöre nicht zu ihm und den anderen! Deswegen will ich Euch helfen, junger Prinz!", sprach Tamo und er lächelte.

"Aber wenn Darpir das herausbekommt bist du so gut wie tot!", gab Falcon ihm zu bedenken. "Ist dir das klar?!" Auf diese Frage nickte der Lakai und sein lächeln verwandelte sich in eine ernste Miene.

"Mein Leben für Eures! Denn das Ihre ist weitaus wichtiger, als das meine!", versicherte Tamo und löste langsam die Fesseln, die um die Handgelenke des Prinzen geschnürt waren. Als Falcon's Hände wieder frei waren, legte er eine davon auf die Schulter des Verräters. "Ich stehe in deiner Schuld...Hab vielen Dank!" Auf seinem Gesicht lag noch immer die Trauer, durch den Verlust seines Vaters, aber nun konnte er wenigstens etwas glücklich sein, tief in seinem Innerem.

"Ich würde es immer wieder tun...Doch nun, lauft! Ich bleibe hier und werde, wenn nötig, für Euch kämpfen! Und macht Euch wegen mir keine Sorgen!"

Falcon nickte und lief los. Er musste nun sehr vorsichtig sein, denn überall in der Festung liefen Schergen von Graf Darpir umher. Und wenn ihn jemand sehen würde, wäre es um ihn geschehen. So schlich der Prinz also durch die Gänge, immer auf der Hut vor Leuten mit schwarzen Kutten, oder Darpir selbst. Einmal wäre er beinahe gesehen worden, doch er verschwand noch rechtzeitig um eine Ecke.

Zwei Lakein des Grafen stolzierten durch den Hauptgang und unterhielten sich erregt über die Einheit, die Dharkaron das Ende bereiten sollte.

"Man munkelt, dass der Meister die 'Unbenennbaren' losschicken will.", sagte Einer der beiden. Darauf sah ihn der Andere überrascht an. "So? Na, dann wird der Falke nicht lange überleben...Denn demnach, was ich so über die Viecher gehört habe, verschonen die 'Unbenennbaren' niemanden."

Als der Prinz diese Worte hörte, wich ihm die frisch wiedererlangte Farbe aus dem Gesicht. "Ausgerechnet die?! Oh nein, hoffentlich wird Dharkaron mit ihnen fertig.", dachte er und huschte weiter durch den Gang, als die beiden Lakein verschwunden waren. Er musste nur noch geradeaus, dann wäre es geschafft. Doch als Falcon am Tor ankam presste er sich sofort an die kalte Steinmauer. Ein Wachmann stand ihm, auf der letzten Etappe seiner Flucht, im Weg!

"Darpir, Darpir...so leichtsinnig? Nur eine Wache? Wie unvorsichtig!", sagte er so leise zu sich selbst, dass es wohl kein anderer mitbekommen hätte.

Also schlich sich der Prinz hinter den Wachposten und nahm ihn in den Schwitzkasten. Noch ehe dieser schreien konnte war sein Genick auch schon entzwei. Mit einem dumpfen Rumms fiel er zu Boden.

"Geruhsame Träume.", grinste Falcon und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, aus der Festung.

Aus einem der Fenster sah Tamo und lächelte. "Lauft mein Prinz, lauft so schnell Ihr könnt!", murmelte er und blickte ihm nach.

Nun lagen endlose, ausgetrocknete Felder vor dem jungen Prinzen und jeder Baum war so kahl wie im Winter. Das war auch nicht verwunderlich, denn hier in Tysan regierte Graf Darpir; und er ließ keinen einzigen Sonnenstrahl zu. Das hatte er ja zu Anfang der Folter gezeigt.

Als Falcon, nach seiner Meinung nach, weit genug von Gilgar entfernt war machte er eine Pause.

"Hätte ich ein Pferd wäre ich auf jeden Fall schneller.", keuchte er und atmete tief durch.

Durch seine etlichen Verletzungen, die Darpir ihm bei früheren Folterungen zugefügt hatte, war er schnell außer Atem und Schmerz durchzuckte seinen Leib. Sein Körper sagte ihm, dass er sich hinsetzen und pausieren solle, doch diese Anweisung verweigerte er und lief weiter. "Ich kann jetzt nicht schlapp machen...", sagte er ernst zu sich selbst und hielt den Blick starr geradeaus.
 

Darpir war inzwischen in seinem Arbeitszimmer, zusammen mit Etara und dem Kommandanten der 'Unbenennbaren'. Er war ein junger Mann, Mitte 20, mit schwarzen Haaren die in einem Zopf zusammen gebunden waren.

"Kommandant Levian, jetzt wo ihr wisst worum es geht, können Sie mit ihren Kreaturen losziehen...Ich erwarte nach Ausführung des Befehls einen ausführlichen Bericht. Verstanden?!"

Levian nickte und sah seinen Meister verstehend und ernst an. "Klar und deutlich, mein Herr!", sprach der Kommandant und verneigte sich vor Darpir. "Wenn ich mich nun empfehlen dürfte, um Ihren Befehl auszuführen." Auf den Lippen von ihm lag ein kaltes Lächeln. Er war wohl lange nicht mehr im Einsatz gewesen, mit den 'Unbenennbaren'.

"Natürlich Levian!", ertönte die rauhe Stimme des Grafen. "Es sei Euch gestattet. Macht eure Aufgabe gut! Ansonsten...", grinste Darpir böse und blickte nun hinaus zum Fenster.

Der Kommandant drehte auf dem Absatz und ging hinaus aus dem Zimmer. Schnell schritt er die steinernen Stufen hinab und gesellte sich zu seiner Einheit, die schon draußen, im Regen, auf ihn wartete. Die 'Unbenennbaren' saßen hoch zu Ross und trugen dunkelblaue bis schwarze Kutten, dessen Kapuzen ihr Gesicht völlig verdeckten. Und was sie an den Händen hatten, konnte man schon nicht mehr Finger nennen. Es waren, mindestens zwanzig Zentimeter, lange Klauen. Und aus Ihren Rücken wuchsen riesige Stacheln. Diese durchbohrten den Stoff der Kutten und ragten circa einen halben Meter heraus. Sie trugen kniehohe Reitstiefel auf denen das Wappen des Grafen abgebildet war: Eine schwarze Fledermaus auf rotem Grund, der wahrscheinlich das Höllenfeuer darstellen sollte.

Nun stieg Levian auf sein Pferd, welches man schon für ihn bereit gestellt hatte. Er ritt voran und deutete dann seinen Kreaturen an, ihm zu folgen.

"Also, Leute! Auf geht's!", rief er drehte sich zu seinen Kameraden. Auf seinen Ausruf folgte ein lautes Kreischen der 'Unbenennbaren'.

So galoppierte die Schar los, vorne weg der Kommandant. Seine Truppe bestand aus circa 15 Kreaturen, die alle keinen vertrauenserregenden Eindruck machten.
 

Zu selben Zeit trainierte Arithon wieder mit seinem Vater, diesmal aber sehr gut gelaunt. Denn er wusste, er würde danach seine Talith wiedersehen, an die er die ganze Nacht denken musste.

Der Junge zog die Sehne seines Bogens, bis er seine Hand unter seinem Kinn plazieren konnte und erfasste sein Ziel - Eine Scheibe, mindestens 30 Meter entfernt. Arithon verharrte einen Augenblick und ließ dann die Sehne los. Der Pfeil schnellte davon und traf genau ins Schwarze.

Dazu sollte man vielleicht sagen, dass die beiden im Wald übten, und fast überall ein Baum im Weg stand.

Oh ja, Arithon wusste warum er lieber mit dem Bogen trainierte, er war ein Meisterschütze!

"Ja! Volltreffer!", grinste er als er zur Zielscheibe ging um seine Pfeile zurück zu holen.

"Na wenigstens eine Waffe, mit der du umgehen kannst...", ertönte die rauhe Stimme von Luthien, der seine Arme vor der Brust verschränkte. "Obwohl ich es begrüßen würde, wenn du im Schwertkampf genau so gut wärst." Er sah Arithon ernst an, musste aber nach einer Weile lächeln. "Naja, das bekommen wir auch noch hin.", sagte er zuversichtlich und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Und nun Abmarsch nach Hause, sonst kriegen wir dein Problem mit dem Schwert nie in den Griff!", kommandierte Luthien und ging mit Arithon zu den Pferden - Epona und Crisha.

Die Zwei saßen gekonnt auf und ritten heimwerts. Luthien lächelte die ganze Zeit, das fiel Arithon sofort auf. "Sonst war er doch nie so, da stimmt doch etwas nicht...", schoss ihm durch den Kopf und er blickte von der Seite aus zu seinem Alten. Er wirkte die ganze Zeit so gelassen, im Gegensatz zu den anderen Tagen, an dem die beiden zusammen übten. Luthien war sonst sehr ernst und meckerte eigentlich ständig an Arithon herum, aber nicht heute. Der Jüngling wurde deswegen mehr als stutzig, traute sich aber nicht seinen Vater, auf dessen Verhalten, anzusprechen.

Also ritt er lieber stumm neben seinem Alten her und schluckte seine, immer neu entstehenden, Fragen hinunter.

"Er würde es mir ja doch nicht sagen, wenn ich ihn fragen würde...", dachte der Junge und fing langsam an zu traben. "Vielleicht sollte ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern einfach genießen, dass er so gute Laune hat!", ging ihm nun durch den Kopf und er grinste seinen Vater an.

"Was hälst du von einem kleinen Wettrennen? Sagen wir von hier bis nach Hause, okay?", meinte Arithon nun zu Luthien, der seinen Sohn ebenfalls ansah. "Wenn du unbedingt willst...aber eins sage ich dir: Du hast gegen mich keine Chance!"

"Ha, das wollen wir ja mal sehen, Alterchen!", sagte der Jüngling neckisch und blieb mit Epona stehen. "Also, auf die Plätze, fertig und...oh, sieh mal! Da oben!", rief Arithon plötzlich und deutete gen Himmel. Luthien folgte dem Blick seines Sohnes und schaute hoch, zum strahlend blauem Himmelszelt. "Und was soll jetzt da oben sein?", fragte er und sah wieder zu dem Platz, an dem Arithon noch bis vor kurzen stand. Die Betonung lag auf 'stand'. Denn der Jüngling galoppierte schon vergnügt über die Wiesen, die vor ihm lagen.

So schnell es ging ritt Luthien ihm hinterher und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Er fiel immer wieder auf den gleichen Trick herein...

Nach einiger Zeit hatte er Arithon aber eingeholt und lieferte sich mit ihm ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Da Crisha aber weitaus besser trainiert war, als Epona, übernahm bald schon Luthien die Führung und behielt sie auch bis er zu Hause ankam.

Nach vielleicht zwei Minuten stieß auch der Jüngling zu ihm und blickte Fassungslos geradeaus.

"Oh mein Gott."

Das Geheimnis in dir

"Was ist hier passiert?", brachte Arithon nun leise heraus und schaute zu dem völlig abgebranntem Stall, in dem sonst immer die Pferde standen.

"Das kann ich dir nicht sagen, mein Junge...Aber wir können von Glück reden, dass der Stall nicht direkt an unser Haus angrenzt.", meinte Luthien und stieg vom Pferd. Er sah sich suchend um. "Aber wo ist Korona?"

Das war der Name von Arithons Mutter, einer circa 37-jährigen Frau mit langen, braunen Haaren und einem wunderschönem Gesicht.

"Mutter, wir sind zurück!", rief Arithon, stieg von Epona und ging in Richtung des Wohnhauses. Als er eintrat sah er allerdings nichts Ungewöhnliches und von seiner Mutter fehlte auch jede Spur.

Der Junge durchsuchte jeden Raum, doch sie war wirklich nirgends zu finden.

Etwas verzweifelt schritt er wieder nach draußen und blickte in die Augen seines Vaters. "Im Haus ist sie nicht...", sprach er und überlegte weiter, wo sie stecken könnte. "Möglich, dass sie ins Dorf gelaufen ist."

Luthien nickte leicht und fasste Crisha's Zügel. "Ich werde nochmal im Wald nach ihr suchen, du reitest ins Dorf und siehst dort nach!", wies der Mann den Jüngling an und schwang sich auf den Rücken seines Pferdes.

"Ist in Ordnung, Vater.", entgegnete Arithon auf die Anweisung und tat es seinem alten Herrn gleich.

"Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier!", rief Luthien noch und galoppierte los.

Auch Arithon machte sich nun auf den Weg ins Dorf und kam auch nach kurzer Zeit dort an. Die Leute begrüßten ihn lächelnd, doch dies erwiderte der Junge nicht. Er setzte sich auf und sah sich suchend um. Schließlich wandte er sich an eine Frau aus dem Dorf und erklärte ihr alles. Doch auch sie hatte Korona nicht gesehen und ging weiter.

Leise fluchte Arithon und stieg ab.

"Ob sie zu Talith gegangen ist?", überlegte er und rieb mit den Fingern über sein Kinn.

"Hm, möglich wäre es..", meinte Arithon zu sich selbst und ging mit Epona am Zügel zum Haus seiner Freundin. Dort klopfte der Jüngling an die Holztür und wartete darauf, dass jemand öffnete. Schon nach kurzer Zeit ging die Tür einen Spalt auf und ein ungefähr 6-jähriges, blondes Mädchen spähte hinaus.

"Tasha, ist Talith da?", fragte Arithon das Mädchen und kniete sich vor sie.

Die Kleine war die jüngste Schwester von Talith und sah ihr sehr ähnlich, denn auch sie hatte die goldblonden Haare, die eisblauen Augen und die zarten Gesichtszüge.

Sie nickte leicht und verschwand im Haus. Keine fünf Minuten später stand Arithons Freundin im Türrahmen und lächelte den Jüngling an. "Was verschlägt dich denn schon zu mir? Ich dachte, du hättest Unterri-..." Sie kam nicht dazu den Satz zu beenden, denn Arithon unterbrach sie. "Talith, ist meine Mutter bei euch?"

Seine Freundin sah ihn nur verwirrt an und schüttelte den Kopf. "Nein, das hätte ich dir doch sofort gesagt. Wieso fragst du eigentlich? Ist was passiert?"

Arithon nickte bestätigend und atmete dabei tief durch. Talith sah ihn besorgt an und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Komm erstmal rein und dann erzählst du mir alles.", sagte sie und ging mit dem Jüngling an ihrer Seite in die Wohnstube.

"Setz dich." Das Mädchen deutete auf einen Sessel und lächelte dabei leicht. "Also, was ist geschehen?", fragte sie vorsichtig und hockte sich neben ihren Freund, der inzwischen Platz genommen hatte.

"Es ist so...Mein Vater und ich kamen gerade aus dem Wald vom Unterricht, da sahen wir auch schon das Unheil...", begann er zu erzählen und sah dabei in die eisblauen Augen Talith's. Sie lauschte seiner Erklärung und blickte besorgt drein, als er sagte, dass seine Mutter nicht aufzufinden wäre.

"Arithon, ich helfe dir suchen.", meinte sie entschlossen und fasste die Hand von ihm. "Gemeinsam finden wir sie sicher."

"Ich danke dir, Talith.", lächelte der Junge und stand wieder auf. "Und nun sollten wir los. Mein Vater sucht sicher auch schon wie verrückt..." Darauf nickte Talith und löste ihre Hand von der Arithons.

"Ich sage nur schnell Mutter bescheid, dann können wir gehen.", erklärte sie und verschwand mit schnellen Schritten in das Nebenzimmer. Es dauerte nicht lange bis der Blondschopf wiederkam und gemeinsam schritten Arithon und Talith hinaus zu Epona. Geschwind hob der Jüngling seine Freundin aus das Tier und schwang sich kurz darauf ebenfalls auf's Pferd. Er packte die Zügel fest und gab der Stute die Sporen. Epona fing sofort an zu galoppieren und raste über den Dorfplatz in die Richtung der Felder.

Die Leute mussten zur Seite springen, damit sie nicht umgeritten wurden. Arithon entschuldigte sich beim entlangreiten flüchtig bei ihnen, sah sich aber sonst nur suchend um.

Viel zu lange, so schien es für Arithon, suchten sie schon und die beiden hatten noch immer keine einzige Spur von Korona gefunden.

Nachdem eine dreiviertelstunde vorüber war bremste der Junge sein Pferd und ließ den Kopf hängen. "Wenn wir sie bis jetzt nicht finden, dann finden wir sie nie...", murmelte er und ließ auch die Zügel locker durchhängen.

"Arithon, du darfst nicht so mutlos sein. Wir werden sie finden!", versuchte sie ihn aufzumuntern und drehte ihren Kopf zu ihm. Der Junge sah auf und direkt in die Augen Talith's.

"Aber was, wenn...", begann er, doch verharrte er sofort als er noch etwas anderes realisierte. "Rauch...?", fragte er sich nun leise und wandte den Blick von seiner Freundin ab. Arithon sah über die Felder und seine Augen weiteten sich.

Talith folgte seinem Blick und erschrak. "D-Dort ist doch euer Haus...", brachte sie hervor und schluckte.

Sofort griff der Jüngling die Zügel fester und presste seine Hacken in die Seiten von Epona. "Los, wir haben keine Zeit zu verlieren! Diesmal wird es sicher nicht nur der Stall sein.", sagte Arithon hastig und trieb seine Stute voran.
 

Zur selben Zeit zogen finstere Wolken über Darkonia auf und man hörte das laute Getrampel von Hufschlägen aus der Ferne. Bald darauf erkannte man eine Schar von Reitern, die vermummt in schwarzen Kutten waren. Vorne weg ein junger Mann mit langen schwarzen Haaren, zusammengebunden in einen Zopf und einem ebenfalls schwarzen Lederharnisch. Seine Augen stachen besonders hervor, durch ihre stechend grüne Farbe. Es war der Kommandant, den Darpir entsandt hatte, mit seinem Geleit der 'Unbenennbaren'.

Levian stutzte als er den Rauch wahrnahm. "Es ist uns jemand zuvor gekommen.", murmelte er und steigerte das Tempo in dem sie ritten. Als sie ankamen stieg der Kommandant sofort von seinem Pferd und betrachtete das Haus genau. Der Dachgibel war recht angekohlt und dem einstürzen nahe. Andere Balken loderten noch.

"Da hat jemand ja ganze Arbeit geleistet...", raunte er verärgert und verschränkte die Arme. "Und der Vogel ist wohl auch ausgeflogen...Wie schade, dann müssen wir uns wohl auf andere Art die Zeit vertreiben.", meinte Levian, immer noch erzürnt, da man ihm seinen grandiosen Auftritt versaut hatte.

"Wie gut, dass sich hier ein kleines Spielzeug für meine Leute versteckt! Komm raus du Dämon des Feuers, deine Tat bemerkt ja jeder Blinde mit Krückstock!", fauchte der junge Mann schließlich und wartete darauf, dass eine Person hervortrat. Dies geschah auch, einige Minuten später. Ein Jüngling mit feuerroten Haaren und braunen Augen und langer schwarzer Tunika tauchte vor dem Kommandanten auf. In der Hand hielt er den Kopf einer Frau...

"Ihr wagt es mich bei meinem Vergnügen zu stören!?", zischte er und ballte seine freie Hand zur Faust.

"Spuck nicht so große Töne, Kleiner! Ich bin im Auftrag Graf Darpirs hier!", schärfte Levian dem Dämonenjungen ein und sah ihn dabei ernst an. "Außerdem bist du daran Schuld, dass unser Auftrag entfleucht ist!"

"Euren Auftrag halte ich wohl eher in den Händen!", grummelte der Dämon und hielt den Kopf der Frau in die Höhe. Blut tropfte zu Boden und bildete unterhalb des abgetrennten Kopfes eine Lache.

"Sie war die Einzige die hier war...", sagte der Junge und grinste finster.

"Nein, das kann nicht sein!", unterbrach Levian den Dämon mit lauter Stimme und ballte die Fäuste.

"Die Einzige die hier war, als ich sie getötet habe...Ihr solltet mich schon aussprechen lassen! Ob zuvor noch andere hier waren, weiß ich nicht!", meinte er vergnügt, da er dem Kommandanten wohl einen riesigen Schrecken einjagte. Dieser beruhigte sich jedoch schnell wieder und räusperte sich.

"Gut, ich dachte schon dieser Falcon hätte uns herreinge-...", murmelte Levian, aber doch hörbar und wurde mit einem Wiehern gestört.

"Der Prinz würde niemals lügen...Aber in diesem Fall wünschte ich mir, er hätte es!", donnerte Luthien, der gerade am Wohnhaus angekommen war.

"Aber wenn ihr den Jungen wollt müsst ihr erst an mir vorbei. Ich werde ihn Euch nicht freiwillig überlassen. Und erst recht nicht Graf Darpir!", fauchte er nun und stieg von seinem Pferd. Luthien zog sein Schwert, das er in einer der Satteltaschen verstaut hatte und hielt die Klinge direkt in die Richtung von dem Kommandanten.

"Ich würde mich an deiner Stelle zurückhalten, Alterchen! Ansonsten bekommst du noch einen Herzanfall. Und das wollen wir doch beide nicht...", grinste Levian finster und zog ebenfalls sein Schwert, ein Zweihänder. Damit gab er auch seinen Leuten das Zeichen sich bereit zu machen.

Die 'Unbenennbaren' teilten sich auf und bildeten einen Kreis um Luthien und Levian.

"Ich denke nicht daran Euch den Jungen zu übergeben. Lieber würde ich sterben!", knurrte der ältere der beiden Männer und sah Levian voll Zorn an.

"Ha, das hat der König auch gesagt...Und dann musste er tatsächlich dran glauben. Mein Meister hatte viel Freude an ihm! Aber was reden wir hier herum? Zeig mir lieber wie du mit dem Schwert umgehen kannst, Alterchen!", forderte der Herr der 'Unbenennbaren' Luthien auf und ging in Kampfstellung über.

Der Dämon wollte sich klammheimlich aus dem Staub machen, jedoch bemerkte Levian ihn und kommandierte zwei seiner Kreaturen mit einer Handbewegung dazu ab, auf ihn aufzupassen.

Auch Luthien sah zu dem Jungen und erschrak zu tiefst. "Ko-Korona...", stammelte er, als er den Kopf sah, den der Feuerdämon in der Hand hielt.

"Hey, lenk nicht vom Thema ab, Alter! Hier spielt die Musik!", grinste der Kommandant und fing an Luthien mit Schwerthieben zu behaken. Dieser konnte zwar die meisten Schläge parieren, wurde aber dennoch oft getroffen.

Den 'Unbenennbaren' wurde es nun auch zu langweilig und auch sie gingen mit ihren langen Klauen auf Luthien los, Levian schien nichts dagegen zu haben. Die Krallen der Kreaturen bohrten sich tief in das Fleisch des Mannes und ließen ihn laut aufschreien.

Doch noch gab er nicht auf, er schlug mit höhster Aufbietung seiner Kräfte nach den Wesen und so gut es ging nach Levian. Jedoch vergeblich, immer wieder wich er aus und Luthien hatte keine Chance ihn zu treffen.
 

In der Zwischenzeit kamen Arithon und Talith dem Ort des unfairen Kampfes immer näher und das Schreien dröhnte in den Ohren der beiden.

"Mach schneller, Epona! Vater ist in Gefahr!", schrie der Jüngling sein Pferd an und ließ der Stute genug Zügelfreiheit. Talith klammerte sich an ihrem Freund fest. Auch sie hatte Angst...

Wenige Zeit später waren sie nur noch gut fünfzig Meter vom Geschehen entfernt und Arithon stockte der Atem.

"Vater...", murmelte er und schluckte. Kurzerhand stieg er vom Pferd ab und packte sich seinen Köcher und den Bogen. Er legte einen Pfeil an und zog die Sehne des Bogens.

"Aufhören!", schrie er und ließ den Pfeil davon schnellen. Und er traf - Eine Kreatur Levians ging zu Boden.

Sofort stoppte der Kampf und die 'Unbenennbaren' sowie der Kommandant verharren.

"Oh Gott, Arithon. Sei vorsichtig!", flehte Talith und sah ängstlich zu dem Jungen. Dieser nickte stumm und trat näher an die Meute heran.

"Hey, was sollte das? Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!", fauchte Levian und funkelte Arithon erzürnt an.

"Angelegenheiten die mich nichts angehen? Nun, diese Sache geht mich etwas an! Immerhin habt Ihr meinen Vater verletzt. Und das lasse ich nicht weiter zu!", knurrte Arithon und ging weiter auf den Kommandanten zu.

"So, deinen Vater? Dann bist du der, den wir suchen. Welch eine Freude.", grinste der junge Mann und stützte sich auf sein Schwert. Er warf einen Blick zu seinen Kreaturen und musste unweigerlich lachen. "Das wird einfacher als ich dachte! Wie willst du denn bitte ohne Waffe für den Nahkampf gegen mich ankommen? Oder willst du mich mit deinen Pfeilen pieksen?"

"Nein, gewiss nicht! Aber passt gut auf!", meinte Arithon ernst, warf seinen Bogen beiseite und hob seine Hand.

"Jetzt, Vater!", rief er und sah direkt zu Luthien, der mit letzter Kraft sein Schwert in die Richtung von Arithon warf. Natürlich fing er die Waffe, da Luthien und er es beim Training nicht anders machten.

"Wir Ihr seht, nun habe ich eine Waffe.", erklärte er mit einem leicht finsterem Grinsen zu Levian, sah dann aber nochmal zu dem älteren Mann. Er hielt sich die linke Brust und krümmte sich zusammen. Die Zähne zusammengebissen und mit schmerzverzogenem Gesicht stöhnte er leise vor sich hin.

"Ja, da hast du wohl recht. Aber das bringt dir auch nicht viel! Mach dich auf deine Niederlage und deinen Tod gefasst!", fauchte der Kommandant und hob sein Schwert. "Doch bevor wir beginnen will ich noch diese unschönen Geräusche beseitigen...", erklärte er leise, fast bedrohlich, und schnippte mit den Fingern. Darauf spreizten die 'Unbennenbaren' ihre Klauen und schritten auf den am Boden liegenden Luthien zu. Im nächsten Augenblick stachen sie weiter auf ihn ein. Blut benetzte die dunkle Haut des Mannes und seine Kleidung wurde durchtränkt mit dem Lebenssaft.

Arithon konnte nur geschockt zusehen. Es ging zu schnell, als dass er es hätte verhindern können. Stattdessen ballte er seine linke Hand zur Faust und senkte den Kopf.

"Du mieses Drecksschwein...Er lag bereits am Boden. Und er war unbewaffnet!", sprach der Jüngling leise und wartete noch einen kurzen Moment. Dann riss er ruckartig den Kopf empor und funkelte Levian an. In den blauen Augen Arithons erkannte man blanken Zorn und die Verachtung gegen die Tat des Kommandanten.

"Kommt und kämpft mit mir, auf Leben und Tod. Ich werde keine Rücksicht zeigen und keine Gnade kennen." Darauf packte der Junge sein Schwert fester und ging nochmal in sich. Dann stürmte er los, das Schwert Luthiens weit zum Schlag ausgeholt.

Ein erbitterter Kampf entflammte und Levian musste doch hart einstecken. Er wehrte sich trotzdem noch gut und verteilte an Arithon harte Gegenstöße.

"Du bist nicht übel, Junge! Der Alte hat dir ja doch noch was ordentliches beigebracht!", brachte der Untergebene Darpirs von sich, als er mit hoher Aufbringung seiner Kraft einen Schlag von Arithon parierte.

"Auf Euer Lob kann ich verzichten! Sagt mir lieber was Ihr von uns wollt!", zischte der Junge und hielt dem Druck Levians stand.

"Wir wollen dich, am liebsten tot! Der Alte war uns egal...", entgegnete der Kommandant darauf und sah in die blauen Augen des Jungen, ihm gegenüber.

"Warum soll ich sterben?", fragte Arithon und versuchte dabei Levian von sich wegzudrücken, da er ihm gefährlich nah kam.

"Du bist meinem Herrn im Weg. Mehr brauchst du nicht zu wissen.", kam als Antwort des Herrn der 'Unbenennbaren'. "Und jetzt hör auf Fragen zu stellen. Das nervt langsam! Kämpfe lieber!"

Das ließ sich Arithon kein zweites Mal sagen und rammte dem Kommandanten sein Knie in den Unterleib. Als Levian kurz mit seiner Parade aussetzte grinste der Jüngling kurz und gab ihm einen Tritt, sodass der junge Mann direkt in die Klauen einer seiner Kreaturen stolperte. Das mochten sowohl Levian als auch die Kreatur nicht besonders und so kam es, dass das Monster seinen Meister beiseite schubste und knurrend auf Arithon zuging.

Die Artgenossen der Kreatur fühlten sich wohl auch sehr in ihrem Stolz verletzt und folgten ihrem Kamerad. Auch die Zwei, die auf den Dämon aufpassen sollten. Diese rissen sich mehrere Stacheln aus ihrem Rücken und 'tackerten' den Jungen damit an die Wand.

Es sah allerdings nicht danach aus, als wenn es Levian etwas ausmachte. Er grinste als er das unsichere Gesicht Arithons sah. Dieser hatte noch nie solche Viecher gesehen, geschweige denn mit ihnen gekämpft und war dem entsprechend vorsichtig und wich ein paar Schritte zurück. Das Schwert dennoch weit ausgeholt.

"Na, in Bedrängnis?", zischte die Kreatur plötzlich und bewegte seine Klauen bedrohlich.

Arithons Augen weiteten sicht, als er das Monster sprechen hörte. Die Stimme war rauchig und düster und dem Jungen lief ein leichter Schauer über den Rücken. Doch davon wollte er sich nicht abschrecken lassen...Genau, er wollte Luthien rächen, egal was passiert. Selbst wenn er dabei drauf gehen würde.

"Nicht, dass ich wüsste...", knurrte Arithon und musterte die Kreatur von oben bis unten. Es schien so, als wären die Beine die einzig verwundbare Stelle. Zumindest trugen die 'Unbenennbaren' dort nur schmale Eisenpanzer, die bis an die Knie hochreichten.

"Ein gezielter Schlag in den Oberschenkel und die Schlagader wäre getroffen. Die Bewegungen dürften ihnen dann etwas schwer fallen...Wenn sie nicht sogar verbluten würden.", dachte der Jüngling und verengte die Augen. "Aber dazu muss ich erstmal nah genug an sie herankommen...Probieren geht über studieren! Auf geht's!", entschloss er sich gedanklich und stürmte mit einem lauten Kampfschrei auf die Monster zu.

Zu Arithons Verwunderung spürte er dabei nicht einmal mehr seine Wunden. Ja, es kam ihm schon so vor, als wären sie verheilt.

Der Kampf Mensch gegen Monster entflammte zum zweiten Male...Dem Jungen fiel es nicht sehr schwer dicht genug an die Monster heran zu kommen, das taten sie von alleine. Aber diese Klauen! Sie trafen den Jüngling öfter, als er die Kreaturen.

Es ging eine ganze Weile so und Arithon steckte Schläge, Schnitte und Tritte weg. Sein Hemd zeigte aber kaum einen Flecken Blut und er spürte auch nicht, dass der Lebenssaft seine Glieder hinunter rann. Doch der Falkenjunge hatte zu dem Moment keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn er konterte nun schlagfertig und rammte sein Schwert in den Schenkel von einer der Kreaturen. Das Monster schrie laut auf und hielt sich das Bein. Dabei ging es keuchend und röchelnd zu Boden...eine rote Flüssigkeit benetzte nun die blassen Klauen und bildeten eine Pfütze am Boden. Der Geruch von Blut lag nun in der Luft und Arithon atmete immer schneller und auch seine Bewegungen wurden geschmeidiger, schneller und durchdachter. Immer wieder rief er sich die Worte Luthiens ins Gedächtnis, die er dem Jungen so oft gepredigt hatte, und mähte die 'Unbenennbaren' nieder.

Der rote, warme Lebenssaft spritze durch die Luft, benetze die Wangen und Hände des Jünglings und auch das einst so grüne Gras wies nun eine durch und durch rote Farbe auf.

Da stand er nun, Arithon, mit dem Blick gen Boden gerichtet in der Mitte von leblosen, blutdurchtränkten und unzähligen Körpern und senkte langsam das Schwert. Die einst silbern-glänzende Schneide war nun befleckt von dem Blut der Kreaturen...

Der Falkenjunge atmete nun wieder ruhiger und fing an seine linke Hand zu betrachten.

"Jetzt seid nur noch Ihr da...", fing Arithon an zu sprechen und sah auf. Sein Blick traf den des Kommandanten.

"Eure übrigen Kreaturen werden sicherlich nicht so dumm sein und sich mir nochmal in den Weg stellen."

Levian grinste. "Oh ja, da hast du recht, Junge! Nur noch ich bin da...Und ich werde es sicher nicht zulassen, dass du die Pläne meines Herrn gefährdest! Das vorhin war so oder so nur das aufwärmen...Und nun kenn ich dazu noch deinen Kampfstil."

"Das Leben deiner Leute war dir also ganz egal. Du hast sie nur benutzt um zu sehen, was und wie viel ich kann?!"

Der Kommandant lachte schallend und zog sein Schwert. "Ah, ah...So egoistisch bin ich auch nicht, dass ich meine Kreaturen nur für meine eigenen Zwecke benutze. Immerhin bin ich ihr Schöpfer und somit ihr Vater, da kann mir ihr Leben doch nicht egal sein."

Arithon schaute verdutzt drein und musterte die Kreaturen nochmal genau und verglich sie mit dem Kommandanten.

"Na, sowas...bei genauerem Hinsehen seht ihr euch sogar ähnlich! Die Hässlichkeit habt Ihr wohl an die Monster weitergegeben.", meinte Arithon trocken und grinste leicht hämisch.

"Hüte deine Zunge!", fauchte Levian, erhob sein Schwert und streckte es in die Richtung Arithons. "Er ist genauso wie dieser Falcon...Beide haben ein großes Maul!", dachte er sich noch und ging dann einige Schritte auf den Jüngling zu, das Schwert noch immer erhoben.

Das gleiche tat nun auch der Junge und warf dabei einen Blick zum Haus - Das Feuer breitete sich weiter aus und einige der Holzbalken fielen nieder. Einige Steinbrocken folgten und begruben Luthiens Körper unter sich. Arithon presste die Augen zusammen, als er es sah, und er fixierte deswegen schnell wieder Levian.

Nun standen sie sich wieder einmal gegenüber und kreuzten die Klingen ihrer Schwerter.

"Ich an deiner Stelle würde meiner kleinen blonden Freundin dahinten schonmal adieu sagen.", grinste der Kommandant und Arithons Augen weiteten sich.

"Ich warne dich, lass bloß Talith da raus! Sie hat mit der Sache absolut nichts zu tun!", knurrte er und schaute Levian ernst in die Augen.

"Keine Angst, der Kleinen werde ich nichts tun...Aber dir! Und es wäre doch wohl schade, wenn du dich nicht mehr von ihr verabschieden könntest, bevor du über den Jordan gehst. Oder was meinst du?"

"Sind wir jetzt schon unter die Hellseher gegangen, oder woher wisst Ihr so genau, dass ich es sein werde, der über den Jordan geht und nicht umgekehrt?", fragte Arithon forsch und rieb die Schneide seines Schwertes an der von Levian.

"Ich habe es im Gefühl!", antwortete der Kommandant lässig und grinste. "Und nun ist Schluss mit dem Plausch...Wir sind hier um zu kämpfen! Und vergiss nicht, du hast mir was versprochen...Du kämpfst auf Leben und Tod!"

Arithon nickte und seine Augen verengten sich. Im nächsten Moment holte er zum Schlag aus und zog mit dem vorderen Teil der Klinge einen schmalen Schnitt über die Wange Levians. Dieser rieb sich mit der Hand darüber und wischte das Blut weg, was unmittelbar nach Arithons Aktion hervorquoll.

"Lass deine Kindereien und kämpfe vernünftig!", fauchte der Kommandant und fing an den Jüngling anzugreifen. Und in der Tat, Levian hatte bei dem ersten Kampf gegen ihn längst nicht alles gezeigt und sich vornehm zurückgehalten.

Arithon war noch etwas ausgelaugt von dem Kampf gegen die 'Unbenennbaren' und parierte deswegen nur halbherzig die Schläge, die an ihn ausgeteilt wurden. Dabei geschah es, dass Levian ihm eine große Schnittwunde, die sich über die gesamte Brust erstreckte, zufügte. Jedoch verspürte Arithon keinen Schmerz.

Er dachte erst, dass er ihn aus irgendeinem Grund verdrängte, doch mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass es gar nichts gab was hätte schmerzen können. Es gab keine klaffende Wunde! Auf der Brust sah man nur einen feinen, roten Strich, der eher einem Kratzer als einer Schwertverletzung glich.

"Wie kann das sein?", fragte er sich gedanklich und hielt im selben Moment gegen einen Schlag von Levian an.

"Verwundert?", wollte der Kommandant schließlich mit einem Grinsen auf den Lippen wissen und sah in Arithons blaue Augen. "Du hast allen Grund dazu, Falke! Immerhin hat man dich 17 Jahre lang belogen und dir eine Menge verheimlicht!"

"Mein Name ist Arithon, nicht Falke! Und mein Vater hätte mich nie angelogen! Hört auf, so etwas zu sagen!", fauchte der Jüngling und stieß Levian von sich. Seine Wut war entfacht und er mobilisierte Kräfte, von denen er nichtmal wusste, dass er sie hatte.

Arithons Augen glühten förmlich und auf seiner Stirn trat ein merkwürdiges Zeichen hervor.

Levian sah verschreckt aus und wich mehrere Schritte zurück.

"Graf Darpir...ich darf ihn nicht enttäuschen! Das wäre mein Ende!", sprach er leise zu sich, während er mit geweiteten Augen zu Arithon sah. "Aber wenn ich nicht fliehe, dann wird mir der Falke ein noch früheres Ende bereiten...Er ist stärker, als ich annahm!"

Der Jüngling trat derweil immer weiter auf den Kommandanten zu und fixierte ihn mit seinem ernsten und kühlen Blick.

"Wenn Ihr nicht unmittelbar in diesem Moment sterben wollt, rate ich Euch ganz schnell von hier zu verschwinden. Und nehmt Eure übrigen Schützlinge mit...Bevor ich es mir anders überlege und Euch doch den Gar ausmache!", meinte Arithon kühl und stand schließlich genau vor Levian. Dabei hielt er die Klinge seines Schwerts direkt an dessen Kehle.

So kannte Talith, die den Kampf die ganze Zeit beobachtete, den Jungen gar nicht. Vorsichtig kam sie den beiden Kämpfern näher.

Levian knurrte leise und bedrohlich. Er wollte noch nicht aufgeben und seine Wut über seine scheinbare Niederlage konnte man in der Luft spüren.

"Ich werde gehen...", zischte der Kommandant und verengte die Augen. Dabei trat er zurück, bis zu seinem Pferd. Als er jedoch den linken Fuß in den Steigbügel setzte zog er etwas aus seinem Stiefel das kurz im Sonnenlicht aufblitzte, und hielt es vorerst noch versteckt. Derweil beruhigte sich Arithon wieder, legte sein Schwert beiseite und sah kurz zu Talith, ohne weiter auf Levian zu achten. Ein großer Fehler, wie er bald merkte...
 

Zu dieser Zeit schleppte sich der Prinz entkräftet durch die Landschaft Tysans, in Richtung Stadt. Immer wieder musste er an seinen Vater denken, daran, wie Darpir ihn kaltherzig quälte und dann tötete. Und er dachte an Tamo, der sein Leben für das des Prinzen auf's Spiel setzte.

Doch nun musste er sich auf eine andere Sache konzentrieren! Er musste den Kommandanten der Falken aufsuchen - Milan! Falcon wusste, dass er auf Milans Hilfe zählen konnte, denn die beiden verband eine sehr enge und langjährige Freundschaft, die die beiden sehr schätzten. Außerdem wusste der Prinz, dass sein Freund nah an der Grenze zu Havish stationiert war, um auf die Aktivitäten Darpirs aufzupassen. Meistens aber hielt er sich eher in den Tavernen der Stadt auf, als dass er im Lager etwas mit seinen Soldaten besprach.

Da sich häufige Tavernengänge aber schlecht in seinem Lebenslauf machten, erzählte er, dass es nur um das aushorchen der Stadtbewohner ging.

Trotzdem war er ein ausgezeichneter Kommandant, der alles stehen und liegen ließ, wenn es auch nur in geringster Weise um das Wohl seiner Leute ging. Für den älteren der beiden Prinzen wäre er wohl auch gestorben, wenn es nur Falcons Leben rettete.

Dieser Gedanke zauberte ein Lächeln auf die Lippen von Prinz Falcon und er setzte seinen Weg fort. Zwar sollte er so schnell es geht aus Tysan verschwinden, doch er wollte erst Milan wiedersehen und ihm alles erklären, bevor er mit ihm zusammen nach Havish, ihrer beider Heimat, reiste.

So verging noch eine Stunde, die Falcon aber wie fünf von ihnen vorkam, bevor er nun total ausgelaugt und kraftlos vor der Tür der Taverne 'Zur weißen Lilie' stand. Er stützte sich an der Hauswand ab und keuchte hörbar. Seine Wunden schmerzten und eben diese Schmerzen zuckten durch den ganzen Körper des Prinzen.

Schließlich fasste er die Türklinke und stieß die schwere Holztür auf. Die Leute in dem großen Raum der Taverne sahen Falcon verdutzt an. Unter ihnen ein Mann von großer Statur, mit silber-blauen Haaren und einem gold-blauen Harnisch, den der Prinz schwach anlächelte. Viel mehr schaffte er aber nicht, denn er ging erschöpft zu Boden.

"Falc!", rief der junge Mann aus und eilte sofort zu dem am Boden Liegenden. Vorsichtig nahm er den kraftlosen Körper auf den Arm und fauchte den Wirt an, dass er gefälligst Verbandszeug bereitstellen sollte.

Langsam trug der Mann den Prinzen die Treppen hinauf und schaute dabei in dessen Gesicht. Als er vor der Tür seines Zimmers ankam, stieß er sie mit einem Fuß auf und legte Falcon behutsam auf sein Bett und strich ihm kurz über die Wange.

"Es wird alles wieder gut werden, mein Prinz. Ich kümmere mich um dich.", flüsterte Milan und ging schnellen Schrittes zurück in die Gaststube und holte das Verbandsmaterial.

Zurück im Zimmer trat er dicht an den Prinzen heran und setzte sich neben ihn auf die Bettkante.

"Was machst du nur für Sachen?", fragte er Falcon leise und schob dann sachte das Oberteil von dem Prinzen nach oben, um die Verletzungen betrachten zu können.

Milan atmete scharf ein, als er den Oberkörper seines Freundes sah.

"Wer hat...?", wollte er gerade anfangen zu fragen, da regte sich der Prinz wieder und öffnete blinzelnd die Augen.

"Falc, gut, dass du wieder bei dir bist.", sagte Milan ruhig und lächelte seinen Freund sanft an. Dieser wollte sich gerade aufsetzen, doch der Kommandant drückte ihn vorsichtig und doch bestimmt zurück in die Matratze. Kurz danach fing er auch schon an die Verbände um die Verletzungen zu binden.

"Es ist nicht gut, wenn du dich jetzt schon wieder bewegst.", erklärte Milan gutmütig und sah in die Augen Falcons. Doch keine Minute später schlangen sich die Arme des Prinzen um den Oberkörper des Kommandanten und man hörte ein leises Schluchzen .

"Milan, ich bin so froh, dass ich dich wiedersehe!" Falcon drückte sich dabei eng an den Umarmten und vergrub seine Finger in dessen Haaren.

"Das bin ich auch, Falc...Sehr sogar!", erklärte Milan und erwiderte die Umarmung. "Wo bist du nur gewesen? Und wo ist dein Vater?"

In diesem Moment durchzog ein stechender Schmerz das Herz des Prinzen und Tränen rannen über seine Wangen.

"Milan, er ist...er ist...", stammelte Falcon und krallte sich fester in den Schopf seines Freundes.

"Beruhige dich Falc, es ist alles gut. Ich bin bei dir..."

"Gar nichts ist gut...", schluchzte Falcon weiterhin. "Vater...Er ist tot!"

Milans Augen weiteten sich und er umschlang seinen Freund enger, als zuvor.

"Es tut mir so Leid.", meinte der Kommandant schließlich betroffen und senkte den Blick. "Wenn ich doch nur gewusst hätte wo ihr seid...ich hätte dir und deinem Vater geholfen! Sag, welches Schwein war das?"

Falcon atmete tief ein und erzählte unter Tränen alles seinem Freund. Von der Gefangennahme durch Darpir, bishin zur Preisgabe des wohl größten Geheimnisses, das die Falken je hatten, des Mordes von König Lysaer und seiner Flucht aus Gilgar..

"Mein Gott, warum erfahre ich erst jetzt davon? Man hätte es mir berichten müssen, dass du gefangen gehalten wurdest.", meinte Milan niedergeschlagen, ließ Falcon sanft zurück in die Matratze fallen und deckte ihn zu.

"Ich werde das noch klären...und du ruhst dich aus. Das ist ein Befehl deines Kommandanten." Dabei lächelte er wieder etwas und streichelte dem Prinz über die Wange.

"Milan, ich habe Angst. Was ist, wenn Dharkaron nicht entkommen konnte?"

"Falc, daran darfst du nicht denken. Wir müssen jetzt abwarten...auch wenn es schwer fällt. Für Dharkaron können wir im Moment nichts tun."

Falcon sah geknickt aus und atmete schwer aus. "Du hast wahrscheinlich recht, wie immer, aber..."

"Falc, es wird alles wieder gut werden...Vertraue mir.", sprach Milan ruhig und gab seinem Freund einen Kuss auf die Stirn.

"Danke..."

"Wofür? Ich habe nichts besonderes getan...", meinte der Kommandant uns sah in die Augen Falcons.

"Doch, das hast du. Denn du warst bisher immer als einziger für mich da."

"Falc, es ist immer jemand für dich da gewesen. Auch wenn du es nicht einsehen wolltest...Dein Vater war immer da." Milan stand auf und sah zum Fenster hinaus. "Er hätte nie zugelassen, dass dir etwas passiert. Und ich werde das auch nicht. Deswegen werden wir morgen sofort Tysan verlassen." Er wandte sich wieder vom Fenster ab und schritt zur Tür.

"Ich sage meiner Truppe bescheid. Einige bleiben hier stationiert, die anderen geben uns Geleitschutz bis nach Havish."

"Beeil dich, bitte.", murmelte Falcon und sah auf seine Hände, die sich in der Bettdecke festkrallten.

Milan nickte kurz. Dann trat er zur Tür hinaus uns schloss sie hinter sich.

"Oh, Falc, du wirst nie wieder alleine sein...Denn ich werde nun immer in deiner Nähe sein. Jetzt, wo ich dich endlich wiederhabe.", dachte Milan und ging die Treppe hinunter. Kurz darauf verließ er die Taverne und machte sich auf den Weg ins Lager.
 

Auch Graf Darpir schritt zu der Zeit steinerne Stufen hinunter in den Kerker, um Falcon einen Besuch abzustatten. Es war immerhin der Tag vor seiner Hinrichtung, zum Spaße von Darpir und seinen Schergen.

Als der Graf jedoch die schwere Holztür öffnete entwichen ihm jegliche Gesichtszüge. Der Kerker war leer...

"Tamo!!", schrie er durch die gesamte Festung und ballte dabei die Hände zur Faust. "Komm sofort her, oder ich reiße dir deine Beine ab. Dann kannst du rollen und bist vielleicht schneller!"

Einige Zeit später kam Tamo, gesenkten Hauptes, in den Kerker zu Darpir.

"Ihr habt nach mir verlangt...", sagte er unterwürfig. "Oder viel mehr geschrien.", fügte er in Gedanken hinzu und wagte es kurz, dem Grafen in seine gefühlskalten Augen zu sehen.

"Wo ist dieser Falcon?", fauchte Darpir seinen Diener an und packte ihn fest am Kragen. Tamo drehte seinen Kopf zur Seite und schwieg.

"Rede, du Wicht!"

"Wie es scheint, ist er nicht hier...", meinte der Diener nur und verstummte dann wieder.

"Du besitzt die Dreistigkeit mir eine solche Antwort zu geben?!", knurrte der schwarze Graf und griff den Kragen noch etwas fester und packte mit der anderen Hand Tamos Kinn, damit er in das Gesicht des Grafen schaute.

"Wenn ich herausbekomme, dass du was mit dem Verschwinden zu tun hast...", zischte Darpir und sah dabei gereizt in die Augen seines Untergebenen.

"Dann was?", fauchte Tamo aufsässig und funkelte seinen Herrn an. Er war an dem Punkt angelangt, da er sich nichts mehr von Darpir gefallen lassen wollte.

"Dann solltest du schonmal dein Testament machen. Du wirst nämlich keine Zeit mehr haben, es an einem anderen Termin zu machen!" Grob ließ er Tamo wieder los und stieß ihn zu Boden. Noch ein böser Blick in Richtung seines Dieners und er verließ den Kerker. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

"Durchsucht sofort die Festung und die unmittelbare Umgebung! Er kann noch nicht weit sein, mit seinen Verletzungen!", befahl Darpir extremst angesäuert seinen Leuten und stapfte genauso sauer die Treppen zu seinem Arbeitszimmer hinauf.

Im Kerker lehnte sich Tamo derweil an die kalten Mauerwände.

"Ihr werdet ihn nicht finden...", flüsterte er und ihm entwich ein schwaches Lächeln. "Lauft, Prinz Falcon und rettet Euren Bruder."
 

Doch wollen wir uns nun wieder nach Darkonia begeben. Genauer gesagt, an die Grenze dieses Reiches...

"Arithon, pass auf!", rief Talith plötzlich und starrte auf Levian, der nur auf diesen einen Fehler Arithons wartete. Er holte seinen Dolch aus seinem Versteck und wollte sich gerade auf den Jungen stürzen, um ihm den Gar auszumachen.

Auf Talith's Ausruf hin dreht sich Arithon um und wurden von Levian zu Boden gerissen. Ein wildes Gerangel entstand und der Falkenjunge versuchte so gut es ging den Dolch von sich fern zu halten.

Der Kommandant kniete über Arithon und drückte mit der linken Hand die Kehle des Untenliegenden zu. Der Junge keuchte und umfasste das Handgelenk von Levian, um seinen Griff zu lösen. Somit konnte er natürlich nicht die Angriffe von seinem Gegenspieler parieren und er kassierte einige sehr tiefe Stiche in den Brustbereich. Womöglich hätte Arithon auch geschrien, wenn ihm nicht die Luft dazu gefehlt hätte. Levian hielt nämlich weiterhin die Kehle des Jungens und stach weiter auf ihn ein.

Talith's Freund spuckte Blut und man hörte ihn nur röcheln. Sie konnte es nicht mehr mitansehen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

"Na, willst du mir immer noch den Gar ausmachen, du Narr?!", fauchte Levian Arithon ins Ohr uns drückte wieder etwas fester zu.

"Ja...Das will ich...", brachte der Junge hervor und trat dem Kommandanten zwischen die Beine. Oh ja, das musste schmerzen...Levians Augen weiteten sich und er ließ endlich locker.

Arithon atmete tief ein, ballte die rechte Hand zur Faust und schlug seinem Widersacher hart ins Gesicht.

"Ich kann auch mit unfairen Mitteln kämpfen...Auch, wenn ich es nicht will! Aber ich hoffe, es tut weh!", meinte Arithon noch immer etwas keuchend und stieß den Kommandanten von sich. So schnell es ging rappelte sich der Junge auf und entriss Levian den Dolch.

"Ihr liegt zwar am Boden und ich will eigentlich auch nicht auf Euer Niveau hinabsinken, aber es bleibt mir keine Wahl...", erklärte Arithon und rammte den Dolch in die Schulter des Kommandanten. Dieser schloss schließlich kraftlos seine Augen und regte sich kein Stück mehr. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich noch.

"Ihr Gestalten der Schatten!", rief Talith's Freund nun zu den übrigen von Levians Kreaturen und warf die Stichwaffe zur Seite. "Er lebt noch! Nehmt in mit euch und kommt nie wieder hierher!"

Die schwarzen Gestalten sahen sich untereinander an und nickten sich zu. Schnell nahmen sie den schlappen Körper ihres Schöpfers und legten ihn auf sein Pferd.

"Wir werden uns wiedersehen, Falke, das verspreche ich dir!", zischte eine der Kreaturen und stieg schließlich auch auf ihr Pferd.

Als sie außer Sichtweite waren ging Arithon auf seine Freundin zu und legte seine Hand auf ihre Schulter.

"Talith, es tut mir Leid, dass du so etwas mitansehen musstest..."

Sie hob ihren Kopf und blickte in das dreckige und blutverschmierte Gesicht Arithons.

"Ich hatte solche Angst um dich!", stieß Talith aus und umarmte ihren Freund hastig. Dieser zuckte kurz zusammen und stöhnte leise.

"Talith, nicht so schnell, bitte...", meinte Arithon und löste sich erstmal aus ihrer Umarmung.

"Oh, verzeih...Bist du schwer verletzt?"

"Mir geht es gut, aber deine stürmische Umarmung..."

"Lass mich sehen..." Vorsichtig streifte sie das Hemd über den Kopf des Jungen und beäugte verwundert den Oberkörper. "Wie kann das sein? Du wurdest doch fast durchlöchert...."

Auf der Haut waren nur noch Narben und rote Striemen, die eher darauf hingedeutet hätten, dass Arithon gekratzt, anstatt durchbohrt wurde.

"Ich habe keine Ahnung, Talith. Irgendwas stimmt nicht mit mir... Das war schon im Kampf mit diesem Kerl so seltsam..."

Plötzlich verstummte der Junge.

"Was ist?", fragte seine Freundin sofort, doch Arithon legte seinen Zeigefinger an seine Lippen.

"Jemand ruft meinen Namen."

Talith lauschte in die Stille, doch sie konnte niemanden hören. Die Sache kam ihr mehr als spanisch vor und sie konnte sich nicht erklären, was mit ihrem Freund los war.

"Mein Vater...Er lebt noch!", rief Arithon aus und ging in Richtung der Trümmer, die über Luthiens Körper lagen.

"Vater, ich hol dich da raus."

Sofort fing der Junge an die Steine aus dem Weg zu räumen. Eine mühselige Arbeit, bei der er sich an den Händen verletzte.

Auch Talith kam nun an die Seite von Arithon und half ihm. Sie wusste zwar nicht was los war, aber sie vertraute ihm.

Nach einer Weile war der Körper von Luthien freigelegt und Arithon kniete sich neben den Kopf von ihm.

"Vater, ich dachte du seist tot!"

"Mein Junge...", fing der Alte an zu sprechen und hustete dabei roten Lebenssaft aus. "Ich...ich bin nicht dein wahrer Vater." Luthien sprach sehr leise und kraftlos. Seine Augen konnte er nicht mehr öffnen, deswegen tastete es nach dem Gesicht des Jungen.

"Ich weiß...das kommt jetzt alles so plötzlich für dich...Und es tut mir so..." Er wurde wieder durch einen Hustenanfall unterbrochen. "So unendlich leid."

"Aber, wer bin ich denn dann? Wo komme ich her?", fragte Talith's Freund verzweifelt und hielt Luthiens Hand, die an seiner Wange lag.

"Mein Junge..." Über Luthiens Wangen rannen Tränen. "Du sollst wissen, dass du wie mein richtiger Sohn für mich warst..."

"Das bleibe ich doch auch. Auf ewig!" Auch in den Augen Arithons sammelte sich das Wasser und er schluchzte leise.

"Nein, denn meine Zeit ist schon bald vorüber...", röchelte Luthien und zitterte bei den Worten.

"Das darfst du nicht sagen, hörst du?! Du hast mir noch so vieles beizubringen!"

"Junge, du hast heute bewiesen, dass du es kannst...Ich brauche dich nicht mehr zu unterrichten." Die Stimme des Alten wurde immer dünner und wenn Arithon nicht seine Hand gehalten hätte, hätte er sie nicht mehr oben halten können.

"Versprich mir eins...pass gut auf dich auf..."

Arithon nickte und nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

"Versprich es mir...Du Sohn des Falken..." Dies war sein letzter Atemzug und der Kopf Luthiens knickte zur Seite.

"Nein, nein...Vater!!", schrie Arithon und beugte sich über den leblosen Körper des Alten. Talith kniete betroffen neben ihm und nahm ihn in den Arm.

"Warum? Talith, sag mir bitte warum!"

"Die Wege der Götter sind unergründlich. Sie werden ihre Gründe gehabt haben, dass es heute sein musste, da er zu ihnen kommt.", erklärte sie leise und streichelte dem Jungen über den Rücken.

"Aber egal wer du bist, ich werde dich immer lieben. Du bleibst Arithon für mich, egal was kommt."

Er nickte und löste sich aus der Umarmung. Einige Tränen waren noch in seinen Augen zu sehen, doch er stand auf und pfiff einmal laut.

"Arithon, was hast du vor?"

Als Epona zu ihrem Reiter trabte sah der Junge in das Gesicht von Talith.

"Ich gehe."

"Was?" Talith sah erschrocken zu ihrem Freund.

"Ich muss erfahren wer ich wirklich bin.", meinte Arithon und sammelte Schwert samt Scheide ein und band sich die Scheide an den Gürtel. Danach ging er auf sein Pferd zu und stieg auf.

"Versuche, mich zu verstehen und versprich mir, dass du immer auf mich warten wirst!", sagte der Junge noch und galoppierte schließlich los. Sein Blick war dabei auf Talith gerichtet, die regungslos dastand.

"Auf Wiedersehen, Talith!"

Figaro, der Höllenfürst

Da stand Talith nun, und schaute ihrem Freund traurig hinterher. Sie waren erst zwei Tage zusammen und dann verließ er sie wieder. So plötzlich, er hatte noch nicht einmal Verpflegung mitgenommen. Das Einzige war sein Schwert und Epona.

Talith vergrub erneut ihr Gesicht in ihren Händen und ließ sich auf die Knie fallen.

"Hey, Heulsuse, mach mich los!!", ertönte fauchend eine Jungenstimme und der Blondschopf schreckte auf. Sie sah zu der Hauswand und erblickte den Dämonenjungen, der während den Kämpfen in Vergessenheit geraten war.

"Also, was ist nun? Glotz mich nicht so an!", fauchte er weiter und funkelte Talith an. Sie schüttelte den Kopf und stand wieder auf. Langsam ging sie zu Crisha, Luthiens altes Pferd, und fasste die Zügel. Weinend ging sie in Richtung Feldweg, der zurück ins Dorf führte.

"Hey, bleib hier und mach mich los, Mädchen!" Der Feuerdämon stampfte sauer mit dem Fuß auf den Boden und versuchte sich loszureißen als er merkte, dass Talith ihn nicht losmachen würde. Diese stieg nun auf das Pferd und redete leise auf die Stute ein. "Ich werde mich nun um dich kümmern.", meinte sie gutmütig und trabte langsam los.
 

Auch Arithon war traurig. Er wollte nicht weg aus Darkonia, aber ihm blieb nichts anderes übrig. In seinem Kopf kreisten die Worte von Luthien...

"Der Sohn des Falken. Was bedeutet das?", dachte sich der Junge immer wieder, doch er kam nicht darauf, was es heißen sollte. Aber er konnte sich denken, wo er die Antwort finden könnte. In Havish, das Reich der Falken, wie es so schön hieß. Doch bis er die Hauptstadt erreichen würde, würde es noch mindestens einein halb Tage dauern, wenn er sich beeilte.

"Lauf, Epona. Bevor ich es mir anders überlege und hier bleibe...", meinte er zu seinem Pferd und trieb sie weiter an. Er galoppierte gen Westen, in Richtung des Halkon-Gebirge. Hinter diesem lag Havish.

Doch der Weg würde noch sehr beschwerlich werden, in dem Gebirge lebten die verschiedensten Völker. Darunter waren die Elfen, von denen Luthien immer erzählte.

Arithon schüttelte den Kopf. Er konnte nur noch an ihn denken, an seine Geschichten. Es war ein furchtbares Gefühl zu wissen, dass er nie wieder etwas davon erzählen würde. Noch schlimmer war aber das Gefühl, dass der Junge nicht wusste, wer er wirklich war.

"Ich hoffe, ich finde meine wahre Identität...Bitte ihr Götter! Helft mir!", flehte er und sah kurz hoch in den Himmel, der immer noch mit Wolken verhangen war.

Im nächsten Moment brach kurz die Wolkendecke auf, hinter dem Gebirge - über Havish!

Die Augen des Jungen weiteten sich, als er dieses scheinbare göttliche Zeichen sah. Er konnte es nicht glauben...Sowas war noch nie zuvor passiert.

"Was ist hier nur los?", fragte er sich und hielt kurz an. Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Er sah erneut empor zum Himmel, mit drohendem Blick.

"Wehe, ihr haltet mich zum Narren!", meinte er ernst und fasste schließlich wieder die Mähne von Epona. "Aber Havish scheint der richtige Ort zu sein." Der Junge presste seine Hacken in die Seiten seiner Stute und galoppierte weiter, über die Wiesen seiner Heimat, durch die goldgelben Felder und durch die dichten Wälder, in denen er sich so gerne aufhielt.

Eins war ihm klar, er würde Darkonia vermissen. Und es plagten ihn Fragen über Fragen. Würde er herausbekommen, wer er ist? Würde er Talith und all seine anderen Freunde je wiedersehen?

Der Falkenjunge seufzte traurig und setzte seinen Weg fort. Er schwieg die ganze Zeit und lächelte nicht ein einziges Mal. Viele Menschen sah er auch nicht, da die meisten Leute den längeren und sichereren Weg nach Havish wählten. Aber er hatte es eilig!

Die Zeit verging langsamer als je zuvor, so schien es Arithon. Konnte er sich überhaupt noch so nennen? Es war nicht mal sein richtiger Name...Der Junge war verwirrt und aufgewühlt von den Erlebnissen der letzten Stunde.

Dennoch, er musste die Wahrheit finden!
 

Derweil kehrten die Kreaturen Levians zurück nach Gilgar. Sie hatten keinen langen Ritt hinter sich, dafür aber einen kräftezehrenden und schnellen. So schnell waren sie wohl noch nie geritten, denn das Leben ihres Herrn stand auf dem Spiel. Und das war selten.

Der Kommandant war noch nicht wieder bei Bewusstsein und verlor viel Blut. Es lief schon über den Rücken des Pferdes, auf dem er lag.

Die Lakaien Darpirs halfen den Monstern in den langen, schwarzen Kutten sofort, Levian vom Pferd zu holen.

"Schnell, beeilt euch, sonst verblutet er!!", zischten die übrigen der 'Unbenennbaren' zu den Schergen Darpirs und folgten diesen in das Innere der Festung.

"Bringt ihn in den Krankenflügel! Macht Platz!" Eilig trugen die Lakaien den Verwundeten in einen großen Raum, in dem mehrere Betten standen, und platzierten den Kommandanten auf einem davon. Das weiße Laken war bald darauf rot.

"Holt sofort einen Arzt, oder er stirbt!"

Es herrschte eine Hektik und ein wildes Treiben im Krankenflügel. Die Kreaturen und Schergen huschten um das Bett herum und zogen Levian seinen Harnisch aus, bis er mit nacktem Oberkörper vor ihnen lag und der Arzt kam. Dieser scheuchte sofort die Ansammlung von Menschen und 'Unbenennbaren' aus dem Raum, schlug die Tür zu und begann, sich an der Verletzung des Kommandanten zu schaffen zu machen.

Auch Darpir hatte jetzt davon Wind bekommen und betrat mit schnellen Schritten den Flur des Krankenflügels.

"Was ist hier los? Ich hatte doch angeordnet den Prinzen zu suchen!", raunte er und blickte die Masse, die vor der Tür stand, finster an.

"Kommandant Levian ist schwer verletzt worden!", erklärten mehrere der Lakaien fast im Chor und verneigten sich dabei vor dem Grafen. Die Kreaturen Levians blieben stehen und richteten ihre Blicke auf Darpir.

"So? Dann will ich hoffen, dass es bei seinem Sieg geschehen ist."

"Graf Darpir, der Falke war viel zu stark! Wir haben eine ganze Menge von unseren Brüdern verloren! Ihr habt uns in den sicheren Tod geschickt!", zischten die 'Unbenennbaren' und sahen dann zur Tür.

"Und unseren Herrn hat der Junge auch nicht verschont...Er hat sehr viel Blut verloren und könnte daran sterben!"

Der Graf verengte seine Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah die Kreaturen finster an, schwieg aber. Dann trat er näher an die Monster heran und stieß sie grob zur Seite. Stürmisch öffnete Darpir die Tür und trat in das Zimmer und die Tür schloss sich hinter ihm.

Der Arzt sah etwas erzürnt aus, da man ihn störte, senkte dann aber unterwürfig das Haupt.

"Wie steht es um den Kommandanten?", fragte der schwarze Graf den Mediziner und lehnte sich an die Steinwand.

"Das Schlimmste hat er hinter sich und er ist außer Lebensgefahr...Jedoch wird es noch Tage dauern bis er wieder vollkommen auf dem Damm ist."

"Wann wird er aufwachen? Ich habe ein ernstes Wort mit ihm zu bereden..."

Der Arzt sah seinen Herrn ernst an. "Damit sollten Sie noch warten. Es wäre nicht gut, wenn er sich dadurch vielleicht aufregen würde."

"Es wäre auch nicht gut, wenn ich mich aufrege, wie Sie wissen, Doktor! Also, lassen Sie mich besser mit ihm sprechen! Wann wird er wieder zu Bewusstsein kommen?"

"Ich kann es nicht genau sagen...Vielleicht heute Nachmittag.", erklärte der Arzt und seufzte.

Darpir nickte und verließ den Raum ebenso plötzlich, wie er eingetreten war. Die 'Unbenennbaren' sahen ihm finster hinterher. Es war kein Geheimnis, dass sie den Grafen nicht mochten. Überhaupt hassten sie alles, was ihr Herr Kommandant auch hasste.

So verging der Tag, eher schleichend, und Darpir schritt aus seinem Zimmer und in Richtung des Krankenflügels.

Als er den Raum betrat sah er Levian mit weit geöffneten Augen, die an die Decke starrten, im Bett liegen. Erst als der Graf die Tür mit einem "Rumms" ins Schloss fallen ließ wandte der Kommandant den Blick von der Decke ab und sah seinem Herrn in die Augen.

"Ah, Ihr seid wieder wach, Levian...", sagte Darpir eher gespielt erfreut, als dass er es ernst meinte, und kam nah an ihn heran.

"Herr, es...Ich habe kläglich versagt. Bitte, verzeiht mir...", meinte der Kommandant mit trockener Stimme und senkte den Blick.

"Mir wurde es bereits berichtet...Ich bin maßlos enttäuscht!" Darpir wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. "Es war nur ein dummer Junge!"

"Ich kann Euch verstehen, Herr, aber dieser Junge besitzt enorme Kräfte. Wir konnten nicht gewinnen...", versuchte Levian seinem Grafen klar zu machen und krallte seine Finger in die Bettdecke.

"Kräfte, die er nicht kontrolliert einzusetzen vermag! Er hätte Euch keine Probleme bereiten dürfen...Oder habt Ihr und Eure Kreaturen das Kämpfen verlernt?" Darpir drehte sich um und sah wieder seinen Kommandanten an.

"Gewiss nicht...", sprach dieser leise und auch er schaute den Grafen an.

"Woran lag es dann?! Antworte, Levian!", fing der Graf an zu fauchen und fasste ihn an den Schultern. Der Herr der 'Unbenennbaren' stöhnte kurz vor Schmerz auf und kniff die Augen zusammen.

"Graf Darpir, ich weiß nur, dass er verdammt sauer wurde und danach mit großer Kraft gekämpft hat. Die Kräfte der Falken sind stärker als gedacht, wenn sie erst einmal freigesetzt werden. Auch, wenn sie unkontrolliert erscheinen. Mehr kann ich dazu nicht sagen...Und jetzt nehmt bitte Eure Hand von meiner Schulter!"

Vrakulus knurrte kurz und ließ von seinem Kommandanten ab.

"Was ist nur aus dem Mann geworden, der mir einst das Leben rettete?", fragte sich Darpir laut und ging eiligen Schrittes hinaus.

"Mein Graf, er ist immer noch da! Gebt mir noch eine Chance. Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich Euch nicht nochmal enttäuschen werde.", sagte Levian noch, bevor Vrakulus im Türrahmen stehen blieb.

"Das will ich für Euch hoffen, Levian. Und vergesst nie, ich bestimme über Euer Leben, ich bin Euer Meister!"

"Und ich Euer Mann...Das werde ich nie vergessen!"

Der Graf nickte kurz und verschwand dann aus dem Zimmer. Levian richtete den Blick zum Fenster. Es dämmerte schon und es würde nicht mehr lange dauern bis sich die Nacht über das Land legen würde.

Der Kommandant seufzte. "Ich bin Euer Mann, Graf, aber Ihr besitzt etwas, das ich um jeden Preis für mich haben will..."
 

Es vergingen einige Stunden und der Falkenjunge war bereits weit gekommen. Er stand vor dem Fuß des Halkon-Gebirges und blickte skeptisch auf den Trampelpfad den einige Wanderer und Völkerkundigen geebnet hatten. Dieser führte steil den Berg hinauf und war mit Pflanzen bewuchert. Doch auch Felsen klafften hervor und erschwerten den Weg.

"Ab hier werde ich dich führen, Epona.", erklärte der Junge und tätschelte seinem Pferd den Hals. "Ich hoffe, wir kommen noch heute Nacht auf der anderen Seite an und werden nicht weiter aufgehalten."

Der Falkenjunge stieg ab und löste seinen Waffengürtel. Diesen legte er um den Hals von Epona und führte sie langsam den Berg hinauf. Es ging auch nur in einem mäßigen Tempo und Reiter samt Pferd kamen nur mühselig voran.

Nachdem sie einige Zeit den Berg bestiegen blieb der Junge stehen und ließ sich mit dem Hintern voran auf den Weg fallen.

"Epona, was hälst du davon, wenn wir rasten würden...für ein paar Minuten?" Die Stute schnaubte darauf leicht und stupste ihren Herrn an und wollte ihn damit zum weitergehen ermutigen.

"Hey, lass das...Wir gehen ja noch weiter. Aber ich muss mich kurz ausruhen, ansonsten fallen mir meine Beine ab." Der Junge lächelte leicht und seufzte augenblicklich danach.

Sie würden bald in das Territorium der Bergelfen kommen, das wusste er, und das würde sicher noch Probleme geben. Denn die Bergelfen reagierten immer sehr allergisch darauf, wenn jemand ihr Gebiet betrat und waren auch sonst nicht die nettesten Bewohner Darkonias. Man sah sie selten, fast gar nicht, und nur wenige Menschen wussten genau über die Bräuche dieser anmutigen, aber auch kriegerischen Wesen bescheid. Einer davon war Luthien...Er war schon immer Abenteurer und hatte stets Spaß daran, Völkerkunde zu betreiben.

Eponas Herr schüttelte den Kopf. Er war wieder zu sehr in Gedanken bei seinem Ziehvater.

"Epona, weiter geht's!", sagte der Junge schließlich und fasste den Gürtel.

Die zwei wanderten noch einige Stunden weiter, bis es schließlich zu dunkel wurde. Doch Pferd und Reiter hatten ein gutes Stück geschafft und konnten nun auf einem ebenen Weg laufen, der nur sehr leicht anstieg.

Die Nachtigallen sangen bereits ihre Lieder und die Sterne leuchteten am Himmelszelt. Auch Krähen flogen durch den nächtlichen Himmel und zerstörten die Gesänge der Nachtigallen durch ihr Gekreische.

In diesem Moment sehnte sich der Junge ganz besonders nach Zuhause und nach dem warmen Kaminfeuer, denn es wurde sehr kalt in dieser Nacht und außerdem war er so unendlich müde.

"Ich kann nicht mehr...", sagte der Junge plötzlich und lehnte sich an sein Pferd. Kurz schloss er die Augen. Es war so still und einsam um ihn herum, man hätte selbst gehört, wenn eine Nadel zu Boden gefallen wäre. Und tatsächlich, da war etwas...
 

Zur selben Zeit, wieder ganz woanders, in Tysan, eilte der junge Kommandant aus dem Lager seiner Truppe, zurück zu der Taverne, in der er den Prinzen zurückgelassen hatte. Seine Haare und sein Umhang wehten im kalten Wind der durch die Straßen und Gassen der Stadt peitschte.

Männer zündeten die Laternen an und waren wohl mit Milan die einzigen Leute, die noch draußen herumliefen.

Als der Kommandant an der Taverne ankam, sah er mehrere Pferde davor stehen. Er öffnete die Tür uns sah promt einigen vermummten Personen ins Gesicht. Alle samt schwarz gekleidet, doch ein Zeichen deutete darauf hin, dass es Schergen des Grafen waren - Das Wappen der Fledermaus auf der rechten Brust. Milan schluckte und huschte so schnell es ging an ihnen vorbei...

"Hey, du da!", rief einer der Gestalten aus und fixierte den Kommandanten mit seinem Blick. Der Angesprochene blieb sofort stehen und atmete tief durch. Er konnte sich schon denken was die Schergen von ihm wollten.

"Hast du hier einen jungen Mann gesehen, circa 20 Jahre alt, braune Haare, blaue Augen?", fragte nun einer der vermummten Männer und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Nein, nicht dass ich wüsste...", antwortete Milan und hoffte insgeheim, dass der Wirt ihn nicht verpfeifen würde.

"So? Da hat uns der gute Mann hier, hinter dem Tresen aber was anderes erzählt..."

Die Augen des Kommandanten weiteten sich mit einem Schlag und am liebsten wäre er dem Wirt an die Gurgel gegangen...Dann dachte er sich aber wieder, dass er nichts dafür konnte.

"Aber er lebt noch...Das spüre ich.", meinte Milan leise und hetzte die Treppe hinauf. Er musste sofort Falcon in Sicherheit bringen und aus Tysan verschwinden, das war ihre einzige Option.

"Los, haltet ihn auf!" Sofort stürmten die vier Schergen hinter dem Kommandanten her und stießen dabei Stühle zur Seite, die ihnen im Weg standen.

Milan erreichte knapp vor Darpirs Leuten die Zimmertür, polterte hinein und verschloss sie hinter sich.

"Falc, es gibt da ein kleines Problem vor der Tür...", erklärte der Kommandant ernst und sah seinem Freund ins Gesicht. "Der Graf lässt schon nach dir suchen! Wir müssen verschwinden!" Falcons Freund presste seinen Körper gegen die Tür, an der heftig geruckelt wurde.

"Wie, wenn ich fragen darf?"

"Das Fenster!", sagte Milan bestimmt und schritt zum Bett. "Ich darf ja..", lächelte der Kommandant etwas gequält und nahm den Prinzen auf den Arm. Kurz richtete er den Blick zur Tür, die sicher bald nachgeben würde, ging dann aber zum Fenster. Kurzerhand trat Falcons Freund die Scheibe ein und setzte seinen Fuß auf das Fensterbrett.

"Das willst du nicht wirklich, oder Milan?"

"Uns bleibt keine andere Wahl, also, festhalten!" Mit einem Satz, sprang er aus dem Fenster und kam etwas hart auf dem Boden auf, stand aber halbwegs sicher auf den Beinen. Von dort aus eilte der Kommandant zu einem der Pferde, die vor der Taverne standen, half Falcon auf und schwang sich dann selbst auf das Ross.

Milan presste seine Hacken in die Seiten des Tiers und ritt in hohem Tempo durch die Straßen, in Richtung des Heerlagers der Falken.

"Falc, wir werden noch diese Nacht nach Havish reiten...Es wäre zu gefährlich, wenn du noch hier bliebest ." Darauf nickte der Prinz bestätigend und lehnte sich etwas an Milan an, der hinter ihm saß. Der Kommandant lächelte und umfasste Falcon mit einem Arm.

Währenddessen hatten es die Schergen doch noch geschafft, die Tür einzutreten und standen in einem völlig leeren Zimmer.

"Graf Darpir wird nicht sehr erfreut darüber sein...Also, nehmt sofort die Spur von den beiden auf!"

Die Männer in den schwarzen Gewandungen verließen sofort wieder den Raum und bestiegen die Pferde. Einer von ihnen blieb aber zurück, da Milan seines genommen hatte.

Der Kommandant war mit dem Prinzen derweil fast im Lager angekommen. Es lag nur unweit entfernt und war schnell zu erreichen. Darauf achtete Milan, denn wenn er mal eine Nacht durchgezecht hatte, hatte er somit keinen langen Weg zu seinen Kameraden, die ihn dann wieder nüchtern kriegen und ihn vor weiterem Alkoholkonsum bewahren mussten. Der Kommandant dachte halt immer etwas praktischer, als die anderen.

"Kassy, sag Doron, Telanor, Garett und Phil bescheid, dass wir sofort aufbrechen. Es gab Ärger mit Darpirs Leuten. Der Prinz muss zurück nach Havish.", rief Milan einer jungen Frau in Kettenhemd zu und ritt weiter zu seinem Zelt.

"Jawohl, Kommandant!", antwortete sie und blickte ihm hinterher.

"Falc, warte hier. Ich hol nur noch meine Sachen, dann reiten wir weiter." Falcons Freund stieg ab und verschwand kurz in seiner Unterkunft. Nach ein paar Minuten kam er wieder hinaus und hing sich eine Kampftasche über die Schulter.

"Kassy, sind die Vier beisammen?", fragte der Kommandant ernst und setzte sich wieder hinter den Prinzen auf das Ross.

"Sie sind bereit und warten bereits auf Euch, Kommandant. Wir halten hier die Stellung und blasen diesen Kerlen die Meinung, wenn sie hier her kommen.", erklärte die Frau mit den langen, braunen Haaren, die sie in einem Zopf trug. Sie war wirklich hübsch und die einzige weibliche Person in dem Heer von Milan.

"Seid trotzdem vorsichtig. Ich will nicht, dass irgendjemand großartig zu Schaden kommt."

"Auch nicht die Schergen Darpirs?", fragte sie lächelnd nach und zwinkerte dem Kommandanten zu.

"Die möglichst auch nicht...Das gibt nur weiteren Ärger mit dem Grafen. Und wir haben, weiß Gott, schon genug davon am Hals.", erklärte Milan in einem ernsten Ton und ritt schließlich los.

"Milan, diese Kassy scheint dich ja sehr zu mögen...", gab Falcon kleinlaut von sich und senkte leicht den Blick.

"Argh, jetzt fängst du auch schon damit an, Falc...", seufzte der Angesprochene genervt und schüttelte den Kopf.

Der Prinz sah zu seinem Freund und schaute ihn verdutzt an.

"Es stimmt also...?" Darauf nickte Milan. Die beiden kamen nun bei ihrem Geleit von vier Männern an, die einen äußerst kräftigen Eindruck machten. Der Kommandant wies mit einer Handbewegung an ihm zu folgen.

"Ja, sie hat es mir schon gesagt, aber naja..."

"Was 'Naja'?", hakte Falcon nochmal nach und fixierte Milan mit seinem Blick.

"Falc, ich erkläre es dir, wenn wir in Havish sind...Ich rede darüber nicht gerne, wenn meine Männer dabei sind." Der Kommandant errötete leicht und wandte den Blick von Falcon ab. "Doron, wie lange werden wir ungefähr nach Havish brauchen?"

"Nun, Kommandant, wenn wir ohne Pause reiten werden wir in den frühen Morgenstunden das Schloss erreichen.", antwortete der Mann mit deutlicher Stimme und grinste dann Telanor an. Dieser erwiderte das grinsen von Doron und sah zu Milan.

"Worüber redet Ihr nicht gerne vor uns...Über die süße Kassy? Mensch, dass muss Euch doch nicht peinlich sein, dass Ihr Hals über Kopf in sie verschossen seid!"

Falcon sowie sein Freund starrten Telanor mit großen Augen an und Milan errötete nur noch mehr.

"Na, sieh an, Doron...Da haben wir wohl total ins Schwarze getroffen."

"Unsinn!", knurrte der Kommandant und gab dem Pferd die Sporen. Der Prinz konnte nicht glauben, was er da von den Männern hören musste. Er dachte eine Weile schweigend darüber nach und hielt den Blick gesenkt.

"Falc, was ist los? Du bist so still..."

"Es ist nichts, Milan...Ich bin nur müde.", erklärte der Prinz und sah dabei nicht auf.

"Verstehe. Dann schlafe, solange, bis wir zu Hause sind." Während Milan das sagte umfasste er Falcon etwas fester und drückte ihn an seine Brust. "Ich passe auf dich auf.", sagte er noch leise und lächelte. Die vier Männer um ihn herum vergaß er dabei völlig.

Dem Prinz schoss augenblicklich die Röte ins Gesicht, doch schließlich schloss er die Augen und atmete etwas erleichtert aus.

"Männer, wir steigern das Tempo!", befahl der Kommandant und blickte zu seinen Leuten. Diese nickten und trieben ihre Pferde, wie ihr Herr, an.

"Übrigens, Kommandant...", begann Doron zu sprechen.

"Ja, Doron?"

"Es tut uns Leid. Nehmt es uns nicht allzu übel."

Milan lächelte und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ihr kennt mich...Wegen so einer Nichtigkeit werde ich nicht gleich sauer...Aber unterlasst es demnächst. Und nun Schluss mit dem Gelaber, wir müssen immer noch vorsichtig sein. Immerhin sind wir noch in Tysan und hier herrschen Darpirs Gesetze."

Mit konzentriertem Blick auf die Umgebung galoppierten die Sechs der Grenze zu Havish immer näher. Die Nacht war still und kalt und man hörte nur das Hufgetrappel auf dem Erdboden.

Der Kommandant sorgte sich derweil um seine Truppe im Lager. Diese Schergen von Darpir waren sicher bereits dort angekommen, wenn sie schlau waren. Aber das war eigentlich zu bezweifeln...Eigentlich hatten viele der Untertanen des Grafen so viel Gehirnmasse, wie ein Spatz Fleisch an der Kniescheibe - Also nicht sehr viel.

Allerdings wusste Milan auch, dass sich seine Truppe nicht von vier Männern besiegen lassen würde. Die Falken waren deutlich in der Überzahl und würden kurzen Prozess machen, wenn Darpirs Leute es auch nur wagen sollten, sie anzugreifen. Und so dumm konnten selbst die Schergen nicht sein, dass sie ihr Leben auf's Spiel setzten.

"Kommandant, wir sind bald in Havish! Dort ist der Grenzturm! Seht!", rief Garett aus und deutete mit ausgestrecktem Finger auf einen alten Turm aus Backsteinen und Holz. Er war das Ende einer hohen Mauer, die die beiden Reiche trennte. Der Turm stand schon über viele Jahrzehnte dort und signalisierte schon immer die Grenze zwischen den beiden Reichen Tysan und Havish. Wer passieren wollte musste schon gute Gründe haben, denn die Wachen an dem Grenzübergang achteten genau darauf, dass kein Gesocks in das Reich einmarschierte.

"Ja, aber bis in die Hauptstadt dauert es noch circa einein halb Stunden. Das vergisst du immer wieder, Garett, du Holzkopf!", raunte Phil seinen Kameraden an und schüttelte den Kopf. "Das ist bei uns nicht so wie in Tysan, dass die Hauptstadt fast direkt an der Grenze liegt."

Doron verdrehte genervt die Augen. Die Zwei hatten sich immer in den Haaren, seien es noch so kleine Nichtigkeiten.

"Streitet euch nicht schon wieder! Das hält man doch im Kopf nicht aus!"

"Halte du dich da raus!", blökten beide im Chor Doron an und verengten die Augen.

Telanor, Milan und Doron fingen an zu lachen, da das wohl die einzige Gemeinsamkeit der beiden Streithähne war - Im Chor hörte sich ihr Gezeter einfach noch besser an.

Garett und Phil sahen sich gegenseitig an und warfen sich böse Blicke zu.

"Kommandant, wenn ich so frei sein darf zu behaupten, dass es keine gute Idee von Ihnen war, die zwei mitzunehmen...", grinste Telanor schelmisch und sah Milan an. Dieser lächelte und schüttelte verneinend den Kopf.

"Mit den beiden hat man auf Reisen den größten Spaß.", erklärte er lächelnd. "Außerdem, wenn es um's kämpfen geht sind die beiden ein tolles Team." Dann sah er kurz zu Falcon, der noch immer, an den Kommandanten geschmiegt, schlief. "Und das brauchen wir, wenn wir ihn sicher in die Hauptstadt bringen wollen."

Telanor sah seinen Herrn etwas verwirrt an und fragte schließlich:"Glaubt Ihr, dass es in Havish noch gefährlich werden könnte?"

Milan nickte und drückte den Prinz in diesem Moment noch etwas fester an sich. "Darpirs Leute können überall sein...Und wenn sie uns mit dem Prinzen sehen, obwohl Darpir ihn nicht freigelassen hat, dann dürfte es große Probleme geben. Und eben das beunruhigt mich."

Die sechs Reiter, auf fünf Pferden, kamen nun am Grenzturm an und wurden von den dort stationierten Wachen angehalten.

"Ihr, was wollt ihr in Havish?", fragte einer der Wachposten und blickte die Reiterschar an.

"Heißt man so den Kommandanten der Falken willkommen? Lasst uns einreiten, wir haben es eilig!", forderte Garett forsch. Als der Wachmann den Weg nicht frei gab drohte er mit der Faust. "Mach Platz, oder ich kleb dich kleinen Beamten an die Decke, wenn ich dich in der Hauptstadt wiedersehe..."

"Garett, lass das...So bringt das nichts.", meinte der Kommandant ruhig und besonnen und stieg von seinem Pferd ab. So, dass Falcon nicht wach wurde und weiter auf dem Tier sitzen konnte.

"Holt eine Laterne, damit ihr mehr Licht habt und dann überzeugt euch davon, dass ich wirklich Milan s'Ilessid, Kommandant der königlichen Leibgarde, bin." Der Wachposten spurte sofort und beschaffte sich von seinem Kamerad eine Petroleumlaterne und streckte diese in die Richtung von Falcons Freund.

"Verzeiht, Herr...", begann der Mann zu sprechen und verneigte sich kurz vor Milan. "Ich dachte, Ihr seid in Tysan stationiert?"

"War ich auch...aber das ist jetzt nicht das Thema. Ich komme mit dem Prinzen, aber mit einer schlechten Neuigkeit. Gewährt mir und meinen Männern Einlass nach Havish!"

Garett seufzte genervt und verschränkte die Arme. Ihm ging das ganze nicht schnell genug und er hätte das auch schneller mit seiner Faust erledigen können, wenn es nach ihm gegangen wäre.

Doron, Phil und Telanor konnten ihn auf gewisse Weise verstehen. Es nahm zu viel Zeit in Anspruch.

"Also, was ist nun?" Garett hatte die Schnauze voll und das hörte man deutlich in seiner Stimme. Er war immer schnell gereizt und ließ seiner aufkommenden Wut gerne freien Lauf.

Der Wachmann trat zur Seite, damit die Reiter passieren konnten. Nun stieg auch Milan wieder auf sein Pferd und ritt mit seinen Leuten an dem Mann vorbei. Garett fixierte diesen dabei mit einem bösem Blick.

"So ein kleiner Affe...Er hätte uns erkennen müssen!", beschwerte er sich und trieb sein Ross an.

"Reg dich nicht unnötig auf. Es war wahrscheinlich ein Neuling...", besänftigte der Kommandant seinen Gefährten und presste seine Hacken ebenfalls in die Seiten des Pferdes. "Da ist es doch klar, dass er uns nicht kennt."

"Tse, denen wird auch nichts mehr beigebracht...Das sind nur noch kleine Bürohengste und Sesselwärmer, die eigentlich von nichts eine Ahnung haben. Die könnten Havish nicht mal vor einer weiteren Ratte bewahren, wenn sie an der Grenze eine sehen würden. Da kann ich echt froh sein, dass ich Berufssoldat bin.", grummelte Garett weiter und zog eine ernste Miene. "Und ich sag's Euch, Kommandant, wenn Darpir nach Havish will, dann kommt er auch rein...Der reitet die Witzfiguren da doch einfach nieder!" Während er das sagte erhob er seine Stimme, um seiner Wut darüber Ausdruck zu verleihen, wurde aber durch Milans scharfe Worte etwas gezüchtigt.

"Garett, halte endlich deine Klappe! Ich werde mich darum kümmern, wenn wir in der Hauptstadt sind!", zischte der Kommandant und blickte seinen Mann leicht erzürnt an.

Doron, Telanor und Phil waren überrascht von dieser Wandlung. Wo ihr Herr doch sonst immer so ruhig blieb. Er hatte starke Nerven, blieb immer besonnen, aber in dem Moment strapazierte das Gezeter von Garett diese. Eigentlich hatte es bisher niemand aus Milans Heer es geschafft, ihn einmal richtig zum kochen zu bringen...

Der Kommandant ritt stumm weiter und war nicht auf ein weiteres Gespräch mit Garett erpicht. Ja, er war angenervt und wollte so schnell es geht in die Hauptstadt und sich um Falcon kümmern.

"Garett, das hast du toll hinbekommen...!", sagte Phil trocken und ritt an seinem Kameraden vorbei. Die anderen beiden Männer taten es ihm gleich. Garett schnaubte kurz aus und trabte hinter ihnen her.
 

Doch begeben wir uns nun wieder nach Tysan. Denn dort waren die Schergen tatsächlich im Lager angekommen und standen nun einer großen Gruppe der Soldaten gegenüber, die die schwarzen Reiter begrüßten.

"Was wollen denn die Reiter Darpirs hier? Vielleicht einen Kaffeeklatsch, oder doch lieber eine Tracht Prügel?", fragte Kassy mit einem schelmisch-ernsten Grinsen auf den Lippen und ballte die Faust. "Also, meine Jungs und ich sind bereit, wie sieht es mit euch aus?"

Die Schergen knurrten, mussten sich aber geschlagen geben. Denn ein Kampf drei gegen fünfzehn Leute wäre ungut für die Untergebenen Darpis ausgegangen.

"Ihr werdet noch euer blaues Wunder erleben! Graf Darpirs Zorn wird euch zerschlagen!", zischten sie noch, drehten dann aber um und ließen die Falken hinter sich. Im Galopp ritten sie zurück zur Festung Gilgar und suchten auf der Stelle ihren Herrn auf. Dieser war zu der späten Stunde immer noch in seinem Arbeitszimmer und lief vor dem Fenster auf und ab. Etara war bei ihm und versuchte ihn etwas zu beruhigen.

Als es an der Tür klopfte blieb Darpir jedoch stehen und ließ seine Schergen mit einem forschen "Herein" eintreten. Die Drei knieten nieder und sahen zu Boden.

"Herr, wir haben den Prinzen gefunden.."

Graf Darpir sah seine Leute begeistert an und grinste. "Ich hoffe, ihr habt ihn hergebracht..."

"Nein, Herr...Er ist uns entwischt. Ein junger Mann in einem blau-goldenem Harnisch ist mit ihm geflohen. Die Falken...", antwortete ein schwarzer Reiter und senkte sein Haupt etwas tiefer.

"Ihr habt ihn entkommen lassen?!", fauchte Darpir sauer und ballte die Hände zu Fäusten. "Bin ich nur von unfähigen Leuten umgeben?!"

"Verzeiht, Graf Darpir..."

"Schert euch hinaus!!" Der Graf erhob mächtig seine Stimme und deutete mit ausgestreckten Arm auf die Tür. Sofort eilten die drei aus dem Zimmer und ließen Etara und Darpir alleine...Vrakulus stützte sich auf seinen Schreibtisch und schlug mit der flachen Hand darauf.

"Beruhigt Euch, mein Liebster...", versuchte Etara ihn zu beschwichtigen und umarmte ihn.

"Nein, noch nicht...", meinte Darpir, löste sich aus der Umarmung und griff nach seinem Schwert. "Ich habe noch etwas zu erledigen."

Natürlich war Tamo damit gemeint, der noch immer im Kerker hockte und grinste. Er hatte das Richtige getan und konnte mit dieser guten Tat aus dem Leben scheiden, da war er sich sicher.

Als er Schritte hörte blickte der Diener zur Kerkertür und erhob sich. Tamo würde nicht noch einmal vor ihm knien! Nicht mal in der Stunde seines Todes...

Mit einem Quietschen öffnete sich der Eingang in das Kerkergewölbe und der schwarze Graf trat ein. In seiner rechten Hand das Schwert, welches er bereits auf der Scheide gezogen hatte und im Schein der Fackeln glänzte.

Tamo atmete schwer, aber Angst hatte er nicht...Selbstbewusst würde er bei seinem Tod in das Antlitz des Grafen sehen. Dieser kam Tamo immer näher und seine Miene war noch finsterer als sonst. Seine grün-gelben Augen sahen den jungen Mann verachtend an und auf der Stirn Darpirs war eine große Zornfalte zu sehen.

"Knie dich hin, Verräter, damit ich dir einen grausamen Tod geben kann!"

"Nicht einmal der Tod ist grausamer, als das, was Ihr in all den Jahren, in denen ich Euch gedient habe, mit mir gemacht habt.", sprach Tamo und sah Vrakulus in die stechenden Augen. "Ich fürchte mich nicht vor dem Sterben, denn ich weiß, dass ich nicht als Diener Euresgleichen, sondern als Verbündeter der königlichen Familie diese Welt verlasse! Ich bleibe stehen, denn einem wie Euch erweise ich keine Ehre mehr."

Graf Darpir knurrte leise und erhob schließlich sein Schwert. Der Verräter genoss noch einen letzten Atemzug, da hieb der Graf den Kopf Tamos vom Hals.

"Bravo, Darpir...", ertönte eine lachende Stimme und Vrakulus seufzte.

"Figaro, was willst du hier?"

"Mich ein wenig über dich lustig machen. Es ist recht amüsant, wie du versuchst die Herrschaft an dich zu reißen, oh großer Graf!" Ein Mann trat aus dem Schatten. Er sah aus, als wäre er erst um die 30 Jahre alt und er hatte schwarz-braune Haare. Doch bei genauerem Hinsehen konnte man auch erkennen, dass er spitze Ohren und Eckzähne hatte. Figaro trug eine lange schwarze Robe und einen weinroten Umhang.

"Und deswegen kommst du extra aus der Unterwelt zu mir?", fragte der Graf und steckte sein Schwert zurück in die Scheide.

"Aber natürlich. Du kennst mich doch, Darpirlein.", grinste Figaro und lehnte sich an die Kerkerwand. "Du musst schon zugeben, dass du nicht weiter bist, als vorher. Der Falkensohn lebt noch, ist wahrscheinlich schon auf den Weg nach Havish und der Prinz wird ihn warnen. Des weiteren hast du eine Horde von Stümpern als Untergebene." Der Fürst schmunzelte amüsiert und strich sich mit der Hand durch das Haar.

"Ach, halt doch dein Maul, Figaro! Mach dich über einen anderen lustig...Ich bin heute schon genervt genug. Da fehlst nicht noch du zu meinem Glück.", zischte Darpir und wandte sich vom Fürsten ab.

"Aber, aber...Nicht gleich weglaufen." Er fasste den Grafen an der Schulter und lächelte. "Ich will dir ein Angebot unterbreiten."

Vrakulus drehte sich nicht um, hob aber interessiert die Augenbraue. "Was soll das für ein Angebot sein?"

"Mit diesem Angebot ist dir Erfolg gewiss...Allerdings wird es dich auch etwas kosten.", antwortete Figaro und grinste verschmitzt. "Ich gebe dir meine fähigsten Kinder..."

"Was soll ich mit den Kindern von einem Nekromanten, wie dir?", fragte Darpir forsch und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Rede nicht so abwertend...Ich musste dir schon oft genug helfen und enttäuscht habe ich dich nie."

"Jaja, schon gut, Figaro! Trotzdem, was will ich mit deinen Kindern?"

Der Fürst klopfte dem Grafen auf die Schulter. "Die drei sind fähiger als deine ganzen anderen Lakaien, darauf kannst du wetten...", fing der Nekromant an zu sprechen und lachte Darpir dabei leise ins Ohr. "Also, wie sieht's aus?"

"Eine letzte Frage noch, Figaro..."

"Die wäre?"

"Was erwartest du als Bezahlung?" Nun sah sich Darpir doch um und schaute in die Augen des Fürsten. Der Graf wusste, dass Figaro nichts ohne Bezahlung tat. Doch wenn man ihm etwas anbot, dass einem wichtig war, hätte er sogar seine Großmutter verkauft.

"Das wird dir mein Sohn sagen, wenn du mein Angebot annimmst.", erklärte der Mann in der schwarzen Robe und verengte die Augen. "Aber keine Angst, es wird nichts großartiges sein. Du kannst mir vertrauen..."

Vrakulus zog eine unsichere Miene und dachte über das Angebot von Figaro nach.

"Ich frage dich noch mal. Willst du dein Ziel erreichen und Fedora regieren...ja, oder nein?", sprach der Fürst leise, fast schon verführerisch und lächelte dabei. "Sag ja und ich werde dir dabei helfen..." Der Nekromant streckte dem Grafen seine rechte Hand entgegen. "Abgemacht?", hakte er noch mal mit sanfter Stimme nach und legte seine linke Hand um den Nacken Darpirs.

"Abgemacht.", antwortete dieser schließlich und griff die Hand des Höllenfürsten.

"Gute Entscheidung, oh schwarzer Graf.", lachte Figaro, trat einen Schritt zurück und verschwand mit den Worten "Meine Kinder werden schon bald hier sein." in der Dunkelheit.
 

Derweil ging im Halkon-Gebirge etwas seltsames vonstatten. Der junge Reiter stand eine ganze Weile regungslos da und lauschte in die Stille. Er war sich sicher, dass er etwas gehört hatte und versuchte die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Plötzlich frischte der Wind auf und ließ die langen Haare des Jungen wehen. Dieser atmete unruhig, er hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend und war sich ebenso sicher, dass er nicht alleine war. Allerdings konnte er in der Dunkelheit der Nacht nicht viel erkennen und musste sich deswegen auf sein Gehör verlassen.

So stand er wieder da, stillschweigend und horchte einfach nur...Irgendjemand schlich über die Felsen, denn der Junge hörte wie kleine Steinchen den Berg hinunterkullerten. Dieser jemand kam näher und...

"Ah!", rief eine Frau aus und der Falkenjunge drehte sich zu ihr um. Sie hatte versucht ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Doch hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sie gehört hatte und ihre Hand packte.

"Lass mich los, du dummer Junge!", forderte sie und versuchte ihre Hand freizubekommen.

"Erst sagst du mir, was dieser Hinterhalt sollte!", erwiderte der Angesprochene und packte das Handgelenk der Frau etwas fester.

"Du hast das Reich der Bergelfen betreten...Das dulde ich nicht!", fauchte die zurück. "Und jetzt lass mich los!!"

"Trotzdem ist das kein Grund mich anzugreifen...Ich reise nur hier lang, weil es der kürzeste Weg nach Havish ist.", erklärte der Junge und ließ die Elfenfrau los.

"Nach Havish willst du? Was hast du dort vor?", fragte die Elfe forsch und hockte sich auf einen Stein.

"Das sind meine Angelegenheiten...Tut mir Leid. Lass mich ziehen!"

"Wie heißt du, Junge?"

Ihm kam die Sache etwas seltsam vor, da Bergelfen sonst nicht die Freundlichsten waren, aber diese war irgendwie anders.

"Ich wurde siebzehn Jahre lang mit dem Namen Arithon angesprochen...Doch mein richtiger Name ist dieser nicht."

"Auch egal, ich nenn dich trotzdem so!", meinte die Elfe und sprang wieder auf. Sie ging zu Epona und streichelte die Nüstern. "Hm, warte mal...Arithon...", sie verfiel in Gedanken und rieb sich das Kinn. "Jetzt sag mir nicht, dass das Pferd hier Epona heißt!"

Der Junge nickte. "Doch, aber woher weißt du...?"

"Bei allen Göttern, du bist Luthiens Schützling!", unterbrach sie den Jungen und sah ihn mit großen Augen an.

"Ich war es...", erwiderte er darauf und senkte sein Haupt. Warum musste sie ihn nur daran erinnern? Er hatte es schon fast verdrängt...

"Was willst du damit sagen?"

"Dass er tot ist...Er starb in meinen Armen und hat mir erzählt, dass er nicht mein leiblicher Vater war."

Die Elfe schwieg kurze Zeit sichtlich betroffen, dann aber fing sie sofort wieder an zu sprechen. "Und du erhoffst die Antwort in Havish zu finden, auf die Frage wer du bist?"

"Er nannte mich, bevor er starb, 'Sohn des Falken'. Wenn ich in Havish keine Antwort finde, wüsste ich nicht, wo ich noch danach suchen sollte...", meinte Arithon leicht bedrückt und seufzte. "Wer bist du eigentlich?"

"Oh, verzeih! Mein Name ist Valenzie und ich war eine gute Freundin von Luthien. Von mir hat er Epona bekommen.", lächelte die junge Frau und legte ihre Hand auf die Schulter des Jungen. "Ich kenne dich schon lange, Arithon. Du warst noch ganz klein, als ich dich mit Luthien in den Wäldern sah. Aber das ist so lange her, dass ich dich heute beim besten Willen nicht erkannt habe." Valenzie stoppte und betrachtete ihn von oben bis unten.

"Du warst schon damals ein süßer Junge, aber du bist noch hübscher geworden. Ein strammer Bursche.", grinste die Elfe und zwinkerte Arithon zu. Dieser wurde augenblicklich rot, was man in der Dunkelheit zu seinem Glück nicht sofort erkannte.

"Du musst nicht gleich rot werden.", sagte Valenzie sofort und kicherte. Er hatte vergessen, dass die Augen von Elfen um einiges besser waren, als die eines Menschen.

"Hab mal keine Angst, ich bin nicht an dir interessiert. Immerhin habe ich zwei Kinder und bin glücklich verheiratet."

Arithon atmete erleichtert aus und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

"Nun gut, du willst also nach Havish...Aber nicht in den Kleidern. Das kann man ja nicht als Reitbekleidung bezeichnen.", meinte sie leicht abwertend und zog den Jungen mit sich.

"Was hast du vor, Valenzie?"

"Dich neu einkleiden. So kommst du doch nicht über die Grenze..tse! Die aus Havish achten schon auf anständiges Aussehen. Und du siehst im Moment eher aus, wie ein verwahrloster Räuber."

"Danke für das Kompliment...", meinte Arithon sarkastisch und lächelte matt. "Aber du würdest auch nicht anders aussehen, wenn du einen Kampf mit ein duzend, oder mehr, schwarzer, zwielichtiger Kreaturen hinter dir hättest..."

Interessiert horchte die Elfe auf und schaute den Jungen fragend an.

"Na ja, das war so...", fing er an zu erzählen und berichtete Valenzie alles über die schwarzen Reiter, deren Anführer, den Kampf und auch von dem Tod Luthiens. "Tja, so war das...", seufzte der Falkenjunge und sah zu Boden.

"Tut mir wirklich Leid für dich.", sagte sie bedrückt und umarmte ihn tröstend. "Unter diesen Umständen wäre es vielleicht besser, wenn du nicht alleine nach Havish reiten würdest. Und das Halkon-Gebirge ist auch eine gefährliche Gegend."

"Und wer soll mich bitte begleiten?"

Valenzie grinste verschmitzt und sah an sich hinab. "Na, soweit ich weiß, bin ich hier. Außerdem war ich mit Luthien befreundet. Er hätte gewollt, dass ich dir helfe, Arithon."

"Ich danke dir, doch möchte ich dich darum bitten, dass wir noch diese Nacht aufbrechen. Ich erhoffte mir, noch vor Sonnenaufgang die Grenze zu passieren."

"Dann sollten wir uns beeilen...Denn neue Sachen brauchst du schon noch!"

Die Elfenfrau legte an Tempo zu und schritt in Richtung ihres Heimatdorfes. Der Junge folgte ihr mühselig, da er nicht so geschickt über die Felsen klettern konnte, wie Valenzie. Es kam erschwerend hinzu, dass er Epona mit sich führen musste.

Als sie das kleine Städtchen erreichten, begutachtete Arithon das Haus seiner neuen Freundin und wurde mit den Worten "Nun komm endlich" mit hinein gezerrt. Er stolperte hinein und sah drei weiteren Elfen in die grün-braunen Augen. Das musste Valenzies Familie sein, von der sie erzählt hatte. Man erkannte es deutlich an der Augenfarbe und dem schönen Antlitz, den aber eigentlich jede Elfe besaß.

Der Falkenjunge schaute sich wortlos um und erblickte einen großen, wärmenden Kamin, über dem ein großes Wappen hing.

Edal, Valenzies Mann, sah schweigend von Arithon zu seiner Frau. "Wer ist das?"

Diese störte die Frage herzlich wenig, denn sie widmete sich intensivst dem Jungen, der noch immer das Bild betrachtete.

"Gefällt es dir?"

"Es ist wunderschön hier, Valenzie.", erwiderte der Angesprochene auf die Frage und lächelte. Er bewunderte die ganze entspannte Atmosphäre und die Liebe, die der Wohnraum ausstrahlte.

"Mama, wer ist denn nun der Junge da?", fragten die zwei Kinder der Elfe im Chor und deuteten auf Luthiens ehemaligen Schützling.

"Das wüsste ich auch gerne, Liebling.", stimmte nun auch Edal den Kleinen zu und stand von seinem Sitzplatz auf. Er ging zu seiner Frau und legte ihr seinen Arm über die Schulter. Der Elf war ein noch recht junger, großer Mann mit schulterlangen, blonden Haaren und zarten Gesichtszügen. Außerdem trug er eine kurze, blaue Tunika, beige Hose und schwarze Stiefel.

Valenzie drehte ihren Kopf zu ihrem Liebsten und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

"Das ist Arithon...Du wirst ihn nicht kennen, aber er ist bei Luthien aufgewachsen.", antwortete sie schließlich und bat den Jungen, mit einer Handbewegung, etwas näher zu treten.

Edal nickte verstehend und reichte Arithon die Hand. Seine Miene hellte sich auf, als er die Worte seiner Frau hörte. "Dann bist du hier herzlich willkommen. Aber sag, was machst du zu so später Stunde hier?"

"Ich bin auf der Reise nach Havish...Dort muss ich etwas wichtiges herausfinden.", erklärte der Falke und machte ein ernstes Gesicht.

"Ich werde ihn zur Grenze begleiten, Liebling. Aber bevor wir losreiten werde ich ihm neue Sachen geben und ihm seine Haare schneiden.", sprach Valenzie und nahm den Jungen mit sich.

"Versprich mir vorsichtig zu sein, heute Nacht."

Die Elfe lächelte ihren Mann an und ging, zusammen mit Arithon, eine Treppe hinauf, in den zweiten Stock, des Wohnhauses.

"So, mal sehen...", murmelte die junge Frau und kniete sich vor eine Komode, die in einem schön eingerichteten Raum stand. Es war wahrscheinlich das Schlafzimmer, denn ein großes Bett stand ebenfalls im Zimmer.

"Aha, da haben wir ja schon was.", lächelte Valenzie und kramte eine schwarz-blaue, kurze Tunika heraus und legte sich neben sich. Danach folgte eine schwarze, etwas enganliegende Hose und ein Paar Reitstiefel.

Der Junge stand sprachlos neben seiner neuen Freundin und sah baff auf die Kleidungsstücke, die die Elfenfrau aus der Komode holte.

"Das sollte dir passen...", meinte Valenzie und hielt Arithon die Tunika an. "Oh ja, du wirst gut darin aussehen. Also, zieh dich um!"

"Willst du mir etwa dabei zusehen?", fragte der Falke zögerlich und errötete etwas.

Die Elfe kicherte. "Nein, nein...Wäre aber sicher ein netter Anblick."

"Was?!" Arithon sah sie mit großen Augen an und die Röte in seinem Gesicht wurde stärker.

"Du hast schon richtig gehört. Aber ja, ich gehe ja schon...Ansonsten bekomme ich Ärger mit Edal." Sie grinste und verließ das Zimmer. "Aber beeile dich. Du willst schließlich noch diese Nacht weiter."

Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und der Junge begann sich auszuziehen. Er betrachtete noch einmal seine Brust und seufzte. Es waren nur noch dünne Narben zu sehen...

Während er sich in Gedanken immer wieder fragte, wie das sein konnte zog er sich die Sachen an. Diese passten wirklich ausgezeichnet und Arithon lächelte leicht.

Als er aus dem Zimmer, zu Valenzie, trat, beäugte sie ihn wieder von oben bis unten und schmunzelte zufrieden..

"Hm, ich hatte recht...Du siehst großartig aus! Jetzt müssen nur noch deine Haare dran glauben und dann können wir los!" Die Elfe zog eine Schere hervor und grinste. Geschickt fing sie an, an den schönen, braun-schwarzen Haaren zu schneiden und kämmte sie anschließend. "So kannst du dich in Havish sehen lassen!"

Arithons Haare gingen ihm jetzt bis knapp zur Schulter, vielleicht waren sie auch etwas kürzer.

"Dann sollten wir aufbrechen.", meinte der Junge und sah seine Begleiterin an.

"Da bin ich ganz deiner Meinung! Los geht's.", erwiderte sie freudig und der Falkenjunge war doch erstaunt, dass die Elfe immer so gute Laune hatte. Das Familienleben musste sie glücklich machen.

Die beiden eilten die Treppe hinunter, Valenzie gab Edal und ihren Kindern einen Kuss und verschwand mit Arithon nach draußen. Dort stiegen die beiden auf die Pferde und ritten gemeinsam hinaus in die Nacht.
 

Der Kommandant war hingegen, mit seiner Truppe, am Stadttor der Hauptstadt eingetroffen und galoppierte in Richtung des Schlosses, welches auf einem hohen Berg stand, von dem man auf die gesamte Stadt blicken konnte.

Der Ritt hinauf dauerte nicht sehr lang, vielleicht zehn Minuten...

Als Milan mit seinem Geleit im Schlosshof angekommen war, bremste er sein Pferd, welches dabei laut wieherte. Aufgeschreckt von dem Laut öffnete der Prinz seine Augen und blinzelte etwas.

"Ah, genau zum richtigen Zeitpunkt, Falc! Wir sind endlich da...", sagte der Kommandant sanft und lächelte seinen Freund an.

Falcon musste es einfach erwidern und sah in das schöne Gesicht Milans. Dieser stieg kurz danach vom Pferd, legte seinen Harnisch ab und der Prinz tat es ihm gleich und kletterte vom Ross. Er war wieder zu Kräften gekommen und stand einigermaßen sicher auf seinen Beinen.

"Doron, du und die anderen, ihr bringt die Tiere in die Ställe. Ich werde mich derweil mit dem Prinzen unseren werten Fürsten von Tylanor aufsuchen und ein ernstes Wörtchen mit ihm reden."

"Jawohl, Kommandant!", antworteten die Soldaten sofort und führten die Rösser in Richtung der Stallungen.

"Milan, was willst du bei dem Fürsten?", fragte der Prinz und sah zu seinem Freund. "Ich meine..."

"Ich weiß, was du meinst, Falc! Der Fürst ist der Berater vom König gewesen und hätte Bescheid wissen müssen. Ich wurde nicht informiert und das wird ein Nachspiel haben.", erklärte der Kommandant ernst und stapfte, an der Seite von Falcon, in das Hauptgebäude. Die Schritte der zwei hallten auf dem Marmorboden und die Metallschienen an Milans Beinen waren auch nicht gerade die leisesten.

"Dieser Fürst wird sich noch umschauen! Hätte er einen Ton gesagt, hätten wir dich und deinen Vater früher befreien können. Ich war doch schließlich in Tysan stationiert!", fauchte Falcons Freund leise und stieß nun eine große und reich verzierte Flügeltür auf.

"Fürst!? Ich habe mit Ihnen zu reden!", begann der Kommandant auf der Stelle zu sprechen, als er in das erschrockene Angesicht des Beraters blickte, der bei Kerzenschein an einem Schreibtisch, voller Papiere, saß.

"Ko-Kommandant, was verschafft mir die Ehre Eures Besuches?"

"Tut nicht so scheinheilig! Ihr wisst genau worum es geht!", raunte Milan und verwies mit einem Blick auf Falcon.

"Oh, Prinz Falcon! Welch eine Freude sie lebendig zu sehen!", rief der Fürst, eher gespielt erfreut, aus, als er den jungen Mann sah.

"Er wäre nicht am Leben, wenn er nicht hätte fliehen können!", fing der Kommandant wieder an zu fauchen. "Diese Flucht wäre unnötig gewesen, wenn Sie, lieber Fürst, auch nur einen Piep gesagt hätten! Sie wussten, dass er bei Darpir war, und, dass ich mit einer Truppe von fähigen Männern in der Nähe war! Wir hätten ihn und den König befreien können, bevor es zu spät gewesen wäre!"

"Aber Kommandant..."

"Ruhe, ich bin noch nicht fertig!" Milan trat näher an den Schreibtisch heran und schlug mit der Faust auf die Tischplatte, sodass die Papiere durch die Luft wirbelten. "Durch Ihren Verdienst ist der König tot und Dharkaron in Gefahr! Das ist doch genau das, was sie sich erhofft hatten, nicht wahr! Das wollten Sie!"

"Milan, beruhige dich!", versuchte Falcon seinen Freund zu besänftigen und sah ihn dabei bittend an. Der Kommandant fuhr hingegen unbeeindruckt von Falcons Worten fort. "Sie machen doch schon lange mit Darpir gemeinsame Sache, geben Sie es ruhig zu!"

Der Fürst versank derweil immer weiter in seinem Stuhl und zuckte, bei fast jedem, von Milans genannten Worten, zusammen.

"Man sollte Sie wegen Hochverrat an der königlichen Familie hinrichten lassen." Wieder knallte die Faust von Falcons Freund auf den Tisch und Milan wurde beim sprechen immer lauter.

"Milan, es reicht jetzt. Hör auf!"

Der Prinz kannte ihn nicht so, und so wollte er ihn auch nicht kennen. Er mochte es so sehr, wenn der Kommandant mit seiner sanften Stimme zu ihm sprach und seinen ruhigen und liebevollen Charakter an den Tag legte.

Nur widerwillig ließ der Heerführer von dem Fürsten ab und wandte sich, vor Wut schnaubend, zu Falcon. Erzürnst stapfte er wieder zu der Tür, durch die die beiden Männer eingetreten waren, und verabschiedete sich mit einem "Das wird noch ein übles Ende für Sie nehmen, Fürst.". Falcon folgte seinem Freund und schüttelte seufzend den Kopf.

"Du bist unmöglich! Musste das denn sein?"

"Ja, denn meine Worte entsprechen dem Anschein nach der Wahrheit...Traurig genug!", gab Milan, immer noch geladen, von sich und blickte starr geradeaus.

Eine Weile gingen die Zwei nur stumm nebeneinander her, bis sich der Kommandant wieder beruhigt hatte.

"Falc, wir sollten deinem Vater gedenken und für Dharkaron beten, dass er es überlebt.", meinte er leise und sah zu dem Prinzen.

"Das ist eine gute Idee, Milan.", antwortete Falcon und ging mit seinem Freund aus dem Gebäude. Die beiden steuerten das Wäldchen an, das an die Schlossmauern angrenzte, und Milan legte dabei seinen Arm über die Schulter des Mannes, neben ihm.

"Sag mal, Milan, du wolltest mir doch noch etwas erklären.", meinte der Prinz etwas leiser und wurde leicht rot.

"Weißt du, Falc, das mit Kassy ist ein riesiges Missverständnis...Ich bin nicht in sie verliebt und das weiß sie auch. Ich kann sie gar nicht lieben.", erklärte der Angesprochene und blieb nun mit seinem Freund vor einer Kapelle stehen. Die zwei öffneten die Flügeltür aus Bronze und betraten eine Halle, in dessen Mitte ein Altar aus weißem Marmor stand. Des weiteren war der Raum reich mit Lilien geschmückt und Statuen von Falken waren aufgestellt. Kerzen brannten. Falcon kniete sich vor dem Altar nieder und schloss die Augen. Seine Hände faltete er und blieb eine ganze Weile andächtig knien und stumm. Milan stand hinter ihm, ebenfalls stumm, und blickte zu Boden.

"Falc, ich habe dir noch nicht alles erklärt..."

Der Angesprochene stand auf und sah dem Kommandanten ins Gesicht. Er war seltsamerweise sehr aufgeregt und wollte unbedingt wissen, was sein Freund noch zu sagen hatte.

"Ich kann Kassy nicht lieben, weil..." Falcons Freund stockte und sah verlegen zur Seite.

"Ja?", hakte der Prinz nach und wurde immer kribbeliger.

"Weil ich seit Jahren nur dich liebe, Falc..", brachte Milan nun heraus und ihm schoss die Röte förmlich ins Antlitz. Schließlich atmete er tief durch und kam Falcons Gesicht mit dem seinen immer näher - bis er schließlich die Lippen von Dharkarons Bruder berührte. Dieser legte seine Arme um den Nacken des Kommandanten und erwiderte den Kuss leidenschaftlich.

Innerlich atmete der Heerführer erleichtert auf und schloss seinen Freund in seine Arme, fuhr mit der Hand unter dessen Hemd und streichelte ihm über den Rücken. Eine ganze Weile standen sie da - eng aneinander geschmiegt und sagten kein Wort .

Als Milan jedoch damit begann, Falcons Oberteil immer höher zu schieben, löste sich der Prinz langsam aus der Umarmung.

"Milan, nein...noch nicht."

"Falc, wann dann, wenn nicht jetzt?", fragte er und sah in die blauen Augen seines Geliebten. "Ich habe so lange darauf gewartet, dass ich dich endlich in den Armen halten und dir nahe sein kann."

"Milan, ich doch auch, aber..."

"Falc, lass es heute Nacht ausnahmsweise mal kein 'aber' geben..." Der Kommandant fasste die Hand von Falcon und kniete sich vor ihm nieder. "Bitte...Schenk mir diese Nacht mit dir. Ich möchte nicht warten, bis mein Haar ergraut." Während er das sagte legte Milan die Hand an seine Wange und strich sanft darüber. Falcon war hingerissen von diesen Worten und kniete sich hinunter zu seinem Liebsten. Er vergrub sein Gesicht in der Schulter des Kommandanten und flüsterte leise: "Es ist in Ordnung..." Der Prinz lächelte zögerlich und küsste über den Hals seines Freundes. Er war aufgeregt, das spürte Milan deutlich, denn die Hände seines Geliebten verkrampften sich und auch sein Körper spannte sich an.

"Bleib ruhig, Falc.", sprach der Kommandant sanft und nahm Falcon auf den Arm. Er setzte ihn auf den Altar, schob erneut das Hemd von ihm hoch und streifte es über den Kopf des Prinzen. Vorsichtig fuhr Milan mit den Fingern über den Oberkörper des jungen Mannes, der noch immer bandagiert war, und betrachtete diesen dennoch mit einem Blick voller Verlangen. Er drückte Falcon sachte zurück und beugte sich über ihn. Dabei wanderte seine andere Hand an die Hose des älteren Sohnes. Er zog sie hinunter und betrachtete den Intimbereich des jungen Prinzen, dabei grinste er verschmitzt.

Falcon schlang seine Arme um den Oberkörper des Kommandanten und schloss kurz die Augen. Er atmete tief durch und fing an, seinen Freund zu entkleiden. Mit schier unstillbarer Gier liebkoste er die Brust des Heerführers und schmiegte sich eng an ihn.

Im Kerzenschein küssten sich die beiden Männer innig und dachten nicht im Traum daran aufzuhören. Viel zu lange mussten sie darauf warten...

Milan sah seinem Geliebten tief in die blauen Augen und streichelte über seine Wange. Auf Falcons Haut zeigte sich eine angenehme Gänsehaut. Der Kommandant begann, den Oberkörper des Braunhaarigen mit leidenschaftlichen Küssen zu übersähen und verhakte seine Hände mit denen des Prinzen.

"Milan ist es wirklich richtig was...Ah!", zweifelte Falcon erneut, wurde aber von seinem eigenen Verlangen unterbrochen, als die Zunge seines Freundes begehrlich über seine Haut leckte. Heiß und feucht strich sie immer wieder über seine zarten Brustwarzen, bis sie ganz klein und hart geworden waren.

Milans linke Hand hielt währenddessen immer noch die seines Geliebten umklammert, während die Rechte sich dann an seinen Genitalien vergriff. Unwillkürlich riss Falcon seine Augen auf, als der Kommandant plötzlich den Schaft seines Penis massierte und zart in seine Eichel kniff.

"Hab keine Angst.", beruhigte Milan ihn leise. "Ich bin ganz vorsichtig..."

"Hm." seufzte der Prinz ergeben, zu mehr war er nicht mehr fähig. Die Hand ließ von seinem Glied ab und strich sanft über seinen Innenschenkel. Saugend lag Milans Mund an Falcons Hals und er schmiegte auch seinen restlichen Körper eng an ihn, sodass er sein hartes Geschlecht an seinem Schenkel spüren konnte.

Die Hand wurde auf einmal zudringlicher. Diesmal hatte sie allerdings ein anderes Ziel vor sich. Einige Male strich sie kreisend um Falcs zuckende Rosette, bevor sie rau hindurch brach, um innen stimulierend weiter zu kreisen. Milans Geliebter stöhnte ungezügelt auf und bäumte sich ekstatisch dessen bloßem Körper entgegen. Der glitt nun an ihm hinunter, sein Finger blieb hingegen tief in ihm und fuhr mit seinen aufreizenden Bewegungen fort.

Falcon lag fast willenlos unter dem Kommandanten und spreizte die Beine weit auseinander, sodass Milan eine Menge Freiraum hatte und das tun konnte, was immer ihm in den Sinn kam. Wieder spürte der Prinz die warme Zunge auf seinem Leib. Langsam und zärtlich strich sie über die Haut und liebkoste den Bauchnabel, bis er schließlich tiefer sank, seinen Penis entlang, bis schließlich zu seiner Eichel, die leicht zuckte.

Falcon stieß einen spitzen Schrei aus, als ihn Milan seine Zähne daran spüren ließ, jedoch weniger aus Angst als vielmehr aus tiefsten Entzücken. Sein pulsierendes Glied verschwand in der heißen Mundhöhle des Kommandanten. Dessen Finger zog sich nun aus seinem Anus zurück, doch nur für kurze Zeit, bis er in Gesellschaft seines Nachbarn erneut in ihn eindrang. Der Prinz glaubte sterben zu müssen. Ein Schmerz, schrecklich und doch wohltuend zugleich durchzuckte seinen Körper.

"Milan!" rief er seinen Peiniger und Verführer zugleich, berauscht bei seinem Namen.

"Womit kann ich dienen, mein Prinz?", fragte der Kommandant mit leisem Eifer, hob den Blick und traf den von Falcon.

"Nun mach schon...K-Komm in mich!", forderte Falcon zögerlich und das ließ sich Milan kein zweites Mal bitten. Sofort drückten seine Hände unter Falcs Beine und hoben sie nach oben, sodass er mühelos in ihn eindringen konnte. Er stieß mit fast dämonischer Härte in ihn vor und brachte den jungen Prinzen, anscheinend mit teuflischen Vergnügen, immer wieder zu leisen Schreien. Doch Falcon genoss es sichtlich. Er hatte nun alle Zweifel abgelegt und wollte nur seinem Kommandanten gehören.

Seine Hände griffen nun nach Milans Körper und krallten sich berauscht in die weiche Haut seines Rückens. Der Heerführer stöhnte lustvoll auf und stieß scheinbar noch tiefer in ihn hinein. Die Hände des Prinzen strichen begierig an ihm hinunter und betasteten den muskulösen Körper seines Geliebten.

"Ah! Milan!", stöhnte Falcon hemmungslos auf, als sein Freund erneut zustieß. Keuchend schmiegte sich der brünette Junge an seinen Verführer und und schloss die Augen. Milan spürte die Hitze, die sein Liebster ausstrahlte und fing an, an dessen Schlüsselbein zu saugen.

"Milan, ich liebe dich so sehr...", flüsterte Falc in das Ohr seines Kommandanten und fuhr mit den Fingerspitzen über dessen Hüften, bis hin zu seinen Schenkeln, die er mit Streicheleinheiten zu liebkosen begann.

Der Heerführer nahm die Lippen von der weißen Haut seines Geliebten und erwiderte: "Das weiß ich doch, Falc..."

Dabei, so schien es, kitzelte der warme Atem Milans über Falcons Nackenhärchen und er bekam erneut eine angenehme Gänsehaut.

"Bleibst du für immer bei mir?"

"Für immer, mein Prinz...Selbst im Tod werde ich dir folgen!"

Der Sohn des Falken

Die Nacht lag noch immer über Fedora und die Sterne und der Mond leuchteten hell. Die Eulen riefen laut und Fledermäuse zogen in Schwärmen durch die Dunkelheit.

Ein lauer Wind brachte die kahlen Äste der Bäume in Tysan zum Schwanken und er heulte, wenn er durch die Gassen der Stadt fegte. Es war nichts mehr los, alle Lichter in den Häusern waren erloschen und die fast schon bedrohliche Stille ließ einem die Nackenhaare zu Berge stehen.

Tief in den Kellergewölben der Festung Gilgar stand Darpir noch immer im Kerker und er bereute es mit der Zeit, dass er Figaros Hilfe angenommen hatte. Es war immer ein Risiko das zu tun, denn beim Höllenfürst konnte man nie genau wissen was er eigentlich vor hatte...

Mit gesenktem Blick schritt der Graf zur Tür und wollte sie öffnen, doch jemand kam ihm zuvor. Etara stand im Rahmen und sah ihren Vrakulus an.

"Was machst du noch hier unten? Ich habe Sehnsucht nach dir.", begann sie zu sprechen, bemerkte dann aber Darpirs Gesichtsausdruck, der deutlich angespannt war.

"Stimmt etwas nicht, Liebster?", fragte sie sofort und legte ihre Arme um den Oberkörper des Grafen.

"Es ist alles in bester Ordnung, ich denke nur nach.", erwiderte Vrakulus und und ging mit der Frau an seiner Seite wieder die steinernen Treppenstufen hinauf.

"Bist du dir sicher?"

"Ja, doch!", raunte der Gefragte und erhob dabei leicht die Stimme. Etara war erschrocken von diesem Ausbruch und sah schnell zur Seite. Sie hoffte darauf, dass sich Vrakulus entschuldigte, wie immer, doch das tat er nicht. Er ging weiterhin angespannt und stumm neben ihr her.

"Es ist spät, geh schlafen, Etara!", wies Darpir sie schließlich an und löste sich aus der Umarmung der Dame. "Schlaf gut...", ergänzte der Graf noch schnell und verabschiedete sich damit. Er würde nicht einschlafen können, da er sich noch immer Gedanken über Figaros Worte machte. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Mit was müsste er diesmal zahlen?

Schnell verschwand er in sein Arbeitszimmer und stellte sich, wie immer wenn er Sorgen hatte, vor das große Fenster. Darpir rieb sich die Schläfe und schloss kurz die Augen. In der nächsten Zeit würden also die Nekromanten-Kinder bei ihm auftauchen und sich wahrscheinlich über ihn lustig machen, wenn sie so waren wie ihr Vater.

Vrakulus schauderte, als er darüber nachdachte, er hatte ein sehr ungutes Gefühl in der Magengegend. Dass er Angst vor dem Bevorstehenden hatte, wollte er sich allerdings nicht eingestehen.

Auch Levian lag noch wach und dachte an eine ganz bestimmte Person. An ihr Ebenholz-schwarzes Haar, ihre wunderschönen Augen und ihren wundervollen Charakter. Der Kommandant fragte sich, was sie ausgerechnet von diesem Kerl wollte...Levian seufzte tief und starrte an die Wand. Vor seinem geistigen Auge sah er das Bild der Frau, die er über alles begehrte, die er aber niemals sein Eigen nennen könnte.

Immer wieder wiederholte Levian den Namen seiner Angebeteten - Etara!
 

Derweil kam der junge Falke mit Valenzie der Grenze zu Havish immer näher, doch beide merkten, dass etwas komisch war. Die Elfe hatte immer wieder das Gefühl, dass ihnen jemand durch die Dunkelheit der Nacht folgte und drehte sich manchmal ruckartig um, um zu sehen wer oder was sie da verfolgte. Als sie sich wieder auf den Weg konzentrierte leuchteten rote Augen durch das Geäst auf und fixierten die beiden Reiter mit ihrem Blick.

"Arithon, wir müssen vorsichtig sein. In der Nacht treiben sich hier zwielichtige Geschöpfe rum, die vor Morden nicht zurückschrecken. Es sind blutrünstige Kreaturen, also, hüte dich!"

Der Junge nickte verstehend und blickte sich darauf recht unsicher um. Die rechte Hand wanderte dabei immer weiter zu dem Griff seines Schwertes, damit er es im Notfall früh genug ziehen konnte. Auch die Elfe zog einen silbernen Stahl aus einem ihrer Stiefel und hielt diesen sicher bei sich. Dem Falkenjungen fiel dabei auf, dass die Elfenfrau mit den wunderschönen, rot-braunen Haaren eine Linkshänderin war. Es überraschte ihn etwas, dass sie trotzdem mit Stichwaffen umgehen konnte. Das war selten.

"Valenzie, wann, denkst du, werden wir das Gebirge verlassen?", fragte Arithon deutlich unruhig.

"Schon bald, aber wenn wir jetzt Angst zeigen und schnell reiten, werden die Kreaturen eine Hetzjagd beginnen. Und das wollen doch wir beide nicht..."

Beide ritten stumm weiter, die Sinne auf ihre Umgebung gestimmt. Bis die Pferde unruhiger wurden und begannen auf der Stelle zu trampeln.

"Epona, so beruhige dich doch!", versuchte der Junge sein Ross zu besänftigen, doch die Stute wollte nicht. Auch Valenzies schwarzen Hengst konnte man nicht zum Stillstehen überzeugen.

"Arithon, es droht Gefahr. Da bin ich mir ziemlich sicher!", rief die Elfenfrau nun erregt aus und stieg von ihrem Rappen. "Wir müssen kämpfen! Weiter können wir im Moment eh nicht..."

"Geht klar, Valenzie!" Sofort sprang Arithon von Epona und zog sein Schwert. Als er sich umschaute, meinte er schwarze Schemen umher laufen zu sehen, doch er hätte sich genauso gut täuschen können. Vorsichtig begehrte er auf und sah zu der Elfe, neben ihm. "Siehst du das auch?"

"Ja, sie kommen! Die widerlichsten Wesen, die sich hier rumtreiben - Goblins! Sie sind schnell, gewieft, hässlich und..."

"'Und' was?"

"Und vorallem sehr gefährlich!", antwortete Valenzie, nachdem sie zu einem Schlag ausholte und eine der Kreaturen niedermachte.

Goblins hatten grünliche Haut, eine lange Nase, wie man sie sich eher von Hexen vorstellte, rote Haare und eine gespaltene Zunge. Zudem waren sie sehr klein und flink, was das Treffen schwieriger machte.

"Außerdem sind sie gut in Hinterhalten, oder?" Ein weiterer Goblinkopf rollte, nachdem der Falkenjunge einen abschlug.

"Richtig! Und jetzt werden die anderen ziemlich sauer sein!", meinte Valenzie trocken und deutete auf die Gestalten, die in der Dunkelheit eher aussahen wie Schatten. Sie näherten sich mit bedrohlichen Bewegungen und gaben Laute von sich, die man eher unter dem Begriff 'Bellen' einordnen konnte.

"Wie viele von den Biestern leben hier?"

"Genug, die vermehren sich nämlich wie die Kaninchen!"

Arithon verzog angeekelt das Gesicht und betrachtete diese grünen Viecher. "Urgh, ich will mir das lieber gar nicht vorstellen..."

Valenzie grinste kurz. "Dann sollten wir ihren Artbestand etwas senken!", meinte sie noch und stürzte sich dann ins Gefecht mit den Goblins. Arithon tat es seiner Freundin gleich und stürmte hinterher. Das Getümmel war groß, hier und da flogen die grünen Kreaturen durch die Gegend - was sie normalerwiese nicht taten und konnten - und die nächtliche Luft war erfüllt von dem Bellen der Goblins.
 

In Havish war es hingegen eine ruhige Nacht und Milan und Falcon genossen das sehr. Endlich hatten sie nach so vielen Jahren Zeit für sich und das kosteten die beiden in vollen Zügen aus. Entspannt saß der junge Prinz vor seinem Kommandanten - der für Falcon wohl auch der süßeste war, den es gibt - und lehnte sich an ihn. Er spürte gerne die Wärme des Verführers auf seiner Haut und lächelte sanft.

Milan legte seine Arme um den jungen Mann vor sich und küsste sanft über dessen Hals. In diesem Moment schienen alle Sorgen um Dharkaron und die Probleme wegen Graf Darpir vergessen. Bis Falcon jedoch eine Frage stellte, die dem Heerführer der Falken nicht wirklich in den Kram passte.

"Milan, bist du dir eigentlich wirklich sicher, dass der Fürst etwas mit Darpir zu schaffen hat."

"Ach, Falc, musst du ausgerechnet jetzt eine solche Frage stellen?", nörgelte der Gefragte und sah den Prinzen mit einem wahren Welpen-Blick in die Augen. "Kann das nicht warten, bitte?" Milan vergrub sein Gesicht darauf in der Schulter seines Liebsten und liebkoste sie mit seinen Lippen, um Falcon etwas zu verführen und von der Frage abzulenken.

"Kommandant, ich habe Euch eine Frage gestellt und Ihr habt mir zu antworten!" Falcon grinste schelmisch und stupste seinen Freund leicht von sich. Dieser sah den Prinzen fragend an. "Wie sprichst du denn mit mir? Lass dich lieber umarmen! Das ist mir lieber, als dein Befehlston. Und vielleicht sag ich´s dir dann.", antwortete Milan und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei breitete sich ein hämisches Grinsen auf seinen Lippen aus. "Also?"

Falcon seufzte. Warum hätte er sich so etwas nicht denken können? Er kannte Milan doch besser, als jeden anderen aus Havish.

"Milan, mir ist das ganze sehr wichtig. Lass deine Spielereien. Tu mir den Gefallen."

"Du hast Glück, dass ich bei dir nicht nein sagen kann...", meinte der Kommandant etwas enttäuscht, dass er seinen Prinzen nicht überzeugen konnte, diese Angelegenheit noch beiseite zu schieben. "Also, gut...", wollte er gerade beginnen, als sich Falcon doch wieder an ihn kuschelte. "Mein Prinz, das ist Belästigung eines Staatsmannes.", scherzte Milan und sah seinen Liebsten an. "Und du weißt ja, dass..."

"Milan, erzähl weiter und lenk nicht ab.", unterbrach der junge Mann seinen Heerführer und blickte ihn ernst an.

"Falc, du bist schlimm! Würdest du nicht auch mal eine sorgenlose Nacht genießen?"

"Natürlich, aber die werde ich erst haben, wenn ich etwas gegen Darpir tun kann. Und jetzt zum letzten Mal, Milan, erzähl es mir endlich! Das ist ein Befehl!"

Der Kommandant schüttelte den Kopf. Dem Prinzen konnte man wirklich nicht mehr umstimmen. Dabei hätte die Nacht noch so schön werden können...

"Nun gut, du bekommst ja was du willst." Man merkte deutlich, dass Milan nicht sonderlich erpicht davon war, klein beizugeben, da er ein ziemlicher Sturkopf sein konnte. Aber in diesem Fall war Falcon einfach ein noch größerer als er es war.

"Natürlich ist da was zwischen diesem Tylanor und Darpir. Hast du nicht gemerkt, wie er sich verhalten hat, als ich ihm meine Meinung gesagt habe? Er war so klein mit Hut!", erklärte der Kommandant und deutete mit Daumen und Zeigefinger die Größe an.

"Milan, du hast ihm deine Meinung nicht 'gesagt', du hast schon fast geschrien. Da wäre ich auch eingeschüchtert. Besser gesagt, ich war es...Wenn ich das anmerken darf."

"Du darfst bei mir alles, Falc. Trotzdem, es war nötig!", beharrte Milan und ballte die Faust. "Er hat was damit zu tun! Wenn ihm etwas an Havish und dem zukünftigen König liegen würde, dann hätte er euch...Ich meine, dann hätte er mir von der Entführung berichtet, damit ich euch gerettet hätte."

"Milan, das sind Vermutungen. Du kannst es ihm nicht beweisen..."

"Noch nicht, Falc, noch nicht..." Der Heerführer rieb sich das Kinn und stierte von der Seite zum Prinzen. "So, und wo das jetzt erzählt wäre können wir doch dort weitermachen wo wir aufgehört haben.", grinste Milan verschmitzt und strich mit der Hand über Falcons Wange.

"Wie kannst du nur so locker bleiben. Es geht um meinen Bruder!"

"Falc, Dharkaron wurde doch bei Luthien untergebracht. Er war einer der Besten in meinem ganzen Heer, bis er sich dazu bereit erklärte, auf deinen Bruder aufzupassen. Luthien wird ihn gut vorbereitet haben und Dharkaron war sicher in der Lage, sich gegen diese Kreaturen Darpirs zu behaupten."

"Ich mach mir trotzdem Sorgen! Was, wenn er nicht hierher findet?" Besorgt biss sich der Prinz auf die Unterlippe und kauerte sich enger an den Kommandanten.

"Jeder Falke weiß, wo er hingehört. Und das ist nunmal Havish. Dein Bruder wird es spüren, dass er in die Stadt der Falken muss. Vertrau mir doch einfach." Milan lächelte Falcon aufmunternd an und legte einen Arm über seine Schulter.

"Ich habe dir noch nie misstraut. Sonst..."

"Ja, sonst wäre ich nie dein Kommandant geworden.", beendete Milan den Satz für Falcon und sah diesem tief in die blauen Augen. "Ich weiß. Du hast es mir schon oft genug gesagt. Und dennoch willst du mir nicht in der Angelegenheit vertrauen, was deinen Bruder angeht."

"Mag sein, dass ich dir in dieser Hinsicht kein Vertrauen schenken kann...Aber auch nur, weil du selbst nichts genaues weißt. Das musst du verstehen.", erklärte der Prinz und sah zur Seite. "Und nun sollten wir wieder ins Schloss zurück....Bevor man uns sucht und so hier findet." Der junge Mann löste sich von seinem Geliebten und sammelte seine Kleidung ein.

"Verzeih wenn ich dir das sagen muss, aber Falcon, du bist mutlos geworden. So kenne ich dich gar nicht.", sprach der Heerführer und wartete auf eine Reaktion des Angesprochenen. Dieser horchte auf und zuckte bei Milans Worten merklich zusammen. "Was willst du damit sagen?"

Auch der Kommandant begann sich wieder einzukleiden, dabei antwortete er aber:"Ich glaube, du weißt ziemlich genau was ich meine. Deine Hoffnung stirbt immer mehr...Glaubst du überhaupt noch daran, dass Dharkaron lebt?"

"Milan, warum sprichst du so mit mir?", fragte Falcon leise und sah seinen Freund an. Und er erwiderte ernst den verstörtwirkenden Blick des Prinzen.

"Weil ich nicht einfach zusehen kann, wie du deinen Glauben an den Sohn des Falken verlierst! Deswegen!" Milans Stimme war laut und sie hallte noch für kurze Zeit durch Kapelle, in der sie waren. "Das musst du auch verstehen. Ich mache mir langsam aber sicher Sorgen um dich. Glaubst du jetzt noch an deinen Bruder, oder nicht?"

"Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler." Langsam fiel der Jüngere auf die Knie und blickte zu Boden. "Aber wärst du nicht auch mutlos, wenn du mit angesehen hättest, wie dein Vater von einem widerwertigen Kerl umgebracht wird?"

Der Kommandant schloss kurz die Augen, ging dann auf Falcon zu und umarmte ihn zärtlich.

"Wahrscheinlich wäre ich das. Aber wenn ich wüsste, dass es vielleicht noch Rettung geben kann, - wie in diesem Falle Dharkaron - würde ich alle meine Hoffnung in diese Chance auf Rettung legen.", sagte Milan mit ruhiger Stimme und streichelte schließlich über die Wange des Prinzen. "Nun frage ich dich: Ich wen legst du deine Hoffnung?"

Bestärkt durch die Worte seines Liebsten blickte Falcon auf und sah in dessen zartes Gesicht. "Ich glaube an den Sohn des Falken, meinen Bruder, Dharkaron, Thronerbe Fedoras und Bringer der Gerechtigkeit. Ich will meine Hoffnung in ihn legen und beten, dass er es mit festem Willen schafft, Graf Darpir niederzustrecken.

Und dir, Milan, will ich danken. Danke, dass du mich wachgerüttelt hast!"

Der Heerführer der Falken lächelte, zufrieden mit seiner Tat, und klopfte dem Prinzen kameradschaftlich auf den Rücken.

"Dazu bin ich schließlich dein Freund. Und jetzt mach, dass du dir deine Stiefel anziehst! Es ist spät und es wird kalt! Und hier drinnen erfrieren willst du doch sicher auch nicht."

Falcon schüttelte den Kopf und antwortete:"Nein, gewiss nicht." Der Prinz stand auf und sah Milan nochmals ins Gesicht. "Ich bin froh, dass ich dich habe. Du bist der beste Kommandant, den ich mir vorstellen kann. Und noch dazu der beste Freund, den man sich wünschen kann."

Der Kommandant merkte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg und wie diese wärmer wurden.

"Du schmeichelst mir, Falc, aber solch lobende Worte habe ich nicht verdient." Milan sah zu Boden, musste aber verzückt grinsen. Das Ausgesprochene machte ihn glücklich. Noch mehr aber, dass Falcon dies zu ihm sagte. Aber da ihm Bescheidenheit förmlich antrainiert wurde, nahm er das Lob eher erfurchtsvoll entgegen und behandelte die Sache so, als wären seine Taten nichts besonderes und als würde er zu Unrecht gelobt.

"Du bist zu bescheiden, mein Freund."

"Das meinst du.", meinte der Heerführer und sah wieder auf. "Und jetzt halt mal für einen Moment deine Klappe und zieh dir endlich deine verfluchten Stiefel an."

Normalerweise hätte so nie Bediensteter oder ein Soldat mit Falcon geredet, aber bei Milan war es etwas anderes, da er schon als Kind mit ihm gespielt hat. Er durfte so gesehen alles zu dem Prinzen sagen, was er begehrte. Und von diesem Recht machte der Kommandant auch regen Gebrauch.

Als der junge Prinz endlich seine Stiefel angezogen hatte konnten die beiden den, eigentlich andächtigen, Ort verlassen. Milan streckte sich und atmete die klare Nachtluft ein.

"Ah, auf jeden Fall erfrischener, als die in Tysan.", seufzte er zufrieden und lächelte. "Schön wieder zu Hause zu sein...Schande aber auch, dass die Taverne schon geschlossen hat!"

Der Prinz schüttelte nur den Kopf und bemerkte trocken:"Elender Säufer..."

Doch Milan grinste nur verschmitzt und legte seine rechte Hand auf die Schulter des Prinzen. "Dann bin ich das eben."
 

Derweil kämpften sich Valenzie und Arithon durch die Horde Goblins, die die beiden eingekreist hatte. Die meisten der Kreaturen sprangen die Elfe an und rissen sie durch ihr Gewicht zu Boden. Dort drückten sie ihr die Luft ab und sie kam nur mit viel Mühe wieder auf die Beine. Arithon hingegen versuchten sie zu beißen, doch er schaffte es durch sein schnelles Reaktionvermögen immer wieder, den Bissen zu entkommen und schlug selbst unzählige Male auf die Goblins ein. Einige traf er schwer an der Halsschlagader, die anderen waren zu schnell und gewitzt, als dass sie sich treffen ließen.

Wieder wurde die Elfenfrau zu Boden geworfen und diesmal hielte sie die Kreaturen noch besser fest, damit sie nicht entkommen konnte. Der Junge blieb nicht untätig und mit einem mächtigem Schwerthieb schlug er zweien der Goblins in einem Zug die Köpfe von den Schultern. Die anderen waren davon weniger begeistert und hefteten sich mit ihren Krallen an den Körper des Falken. Einige rammten ihre Krallen sogar in den Kopf von Arithon, sodass er laut aufschrie. Er spürte wie sein Blut über seine Kopfhaut rann, bis über seine Stirn. Sein Schädel schmerzte und doch war er froh, dass diese Viecher ihre Krallen nicht allzu tief in ihm versenkt hatten.

Nur mit Mühe und Not konnte er die Kreaturen abschütteln und bereitete ihnen ein möglichst schnelles Ende. Auch Valenzie war es mittlerweile Leid und stoch einen Goblin nacheinander ab. Somit ließ es sich nicht vermeiden, dass ungeheure Mengen an tiefschwarzen Blut durch die Luft spritzte und den kargen Gebirgs-Boden bedeckte.

Das Gefecht nahm jedoch ein schnelles Ende, da Valenzie in arge Bedrängnis geriet. Goblins schlichen bedrohlich auf sie zu.

"Valenzie, pass auf...hinter dir!", versuchte Arithon seine Freundin noch zu warnen, doch da war es bereits zu spät. Die Elfe setzte einen weiteren Schritt nach hinten, spürte aber keinen Boden mehr unter ihrem Fuß. Sie fiel!

"Valenzie!", rief der Junge und wollte zum Abgrund stürzen. Aber sein Vorhaben wurde durch weitere der Kreaturen verhindert. Sie stellten sich Arithon in den Weg und ließen ihn nicht durchkommen.

"Geht mir aus dem Weg, ihr hirnlosen Viecher!", fauchte der Falke und zückte sein Schwert, an dem noch das Blut der 'Unbenennbaren' und nun das der Goblins klebte. Die Kreaturen bellten nur wütend und spreizten ihre Klauen. Angriffslustig und im vollkommenen Blutrausch standen sie vor dem Jungen und begehrten höchstwahrscheinlich seinen Leib aufzuschlitzen und ihm alle Gedärme hinaus zu reißen!

"Ich warne euch ein weiteres Mal, lass mich durch!"

"Arithon, lass gut sein...", keuchte eine, ihm wohlbekannte, Stimme. "So schnell stirbt eine Elfe nicht!"

Der Falkenjunge konnte seinen Augen nicht trauen, als er die hübsche Elfenfrau sah, wie sie sich die Klippe empor zog und sich aufrappelte. Wenn sie auch etwas mitgenommen aussah, ihre stolze Ausstrahlung hatte sie behalten.

Die Goblins drehten sich zu Valenzie um und begannen lauthals zu bellen. Zornig, dass sie es nicht geschafft hatten, sie zu töten, stürmten sie auf die Elfe zu! Die Zähne fletschend und mit gespreizten Krallen.

"Arithon, ich regel das hier! Reite du nach Havish und finde die Antwort!", rief sie ihrem Freund noch hastig zu, bis sie mitsamt den übrigen grünen Kreaturen den Abgrund ein zweites Mal hinabfiel.

"Nein!", hauchte der Junge stimmlos. Er konnte es nicht fassen, was die Elfe für ihn tat. Schnell eilte er zur Klippe und blickte in die darunterliegende Dunkelheit. "Und was soll ich deinem Mann und deinen Kindern erzählen?", fragte er in die endlosscheinende Finsternis und kniff die Augen zusammen, um die nahenden Tränen zu unterdrücken.

Wieder hat ihn eine Person verlassen, die ihm ans Herz gewachsen war, wieder war er alleine und musste seinen Weg in Einsamkeit fortsetzen.

"Epona, Lestaris, kommt zu mir.", befiehl er mit trauriger Stimme den Tieren und sie gehorchten. "Wir müssen ohne sie weiter!"

Arithon steckte sein Schwert in die Scheide und stieg auf seine Stute. Lestaris, den Hengst Valenzies, führte er am Halfter mit sich.

"Auf, nach Havish.", sagte der Junge niedergeschlagen zu sich selbst und gab Epona die Sporen.
 

"Vater, Ihr habt nach Uns gerufen?", fragte eine sanfte Männerstimme aus der Dunkelheit.

"Richtig, Mephisto, das haben Wir! Kommt hervor und zeigt Euch, mein liebster Sohn!" Diese Stimme war eindeutig Figaro zuzuordnen, der grinsend auf seinem Thron saß. Dieser stand in einem prunkvollem Saal, aus seltenem blauen und roten Marmor.

"Was verlangt Ihr von Uns, Vater?" Ein junger Mann, mit langen, feuerroten Haaren, schwarzen Strähnen, stechend gelben Augen, großer Statur und spitzen Eckzähnen erschien aus dem Schatten und verneigte sich vor seinem Alten. Dabei verhinderte ein rotes Stirnband, dass ihm seine langen Haare ins Gesicht fielen. Ein langer, schwarzer Ledermantel betonte seine durchaus gute Figur, da er eng anlag und sich an jeder Kurve seines Körpers abzeichnete.

"Mephisto, ich habe mit Euch über etwas wichtiges zu reden. Der werte Graf Vrakulus Darpir hat um Hilfe gefragt und..."

Schon als Mephisto den Namen Darpirs hörte flammte in ihm die Wut auf und er sah stur zur Seite. "Und er benötigt wiedermal Unsere Hilfe?!", beendete er den Satz seines Vaters und verschränkte die Arme. "Und Ihr, lieber Vater, habt diesem Tölpel bereits zugesagt!"

Figaro nickte weise und blickte seinen erstgeborenen Sohn ernst an. "Ihr werdet mitsamt Euren Geschwistern in die Oberwelt gehen und ihm behilflich sein."

"Wie könnt Ihr über Unser Leben entscheiden und bestimmen, was Wir zutun haben?", fragte der Rotschopf forsch und stierte seinen Alten von der Seite her an. "Wir denken, Wir sind alt genug, um selbst über Unser Schicksal zu bestimmen. Dazu brauchen Wir nicht Eure Hilfe, Vater!"

Der Herr der Unterwelt stand auf und trat näher an seinen Sohn heran, um ihm die Hand auf die Schulter zu legen.

"Aber dem werten Grafen war als Bezahlung alles recht. Ihr dürft entscheiden, was der Preis sein wird!"

"Was wollen Wir schon von diesem nichtsnützigen Grafen, außer vielleicht...?" Mephisto brach den Satz ab und dachte nach. Ihm kam eine gute Idee. Dennoch war er sauer auf seinen Vater. Denn der Rothaarige war schon über 94 Jahre alt, also weit über seiner Volljährigkeit. Doch zu allem Übel wollte sein alter Herr das nicht anerkennen und hielt seinen Sohn - in vielerlei Hinsicht - noch für unreif.

"Und Wir dürfen jeden beliebigen Preis einfordern?", hakte Mephisto nach und sah Figaro in die Augen.

"Jeden, den Ihr Euch wünscht.", bestätigte er und grinste seinen Sohn an.

"Nun, gut...Wir akzeptieren Eure Tat und werden Uns nach Tysan begeben. Zusammen mit Unseren Geschwistern. Wann sollen Wir bei dem Grafen sein?"

"Schon bald, mein Sohn, schon bald. Sagt Eurem Bruder und Eurer Schwester Bescheid!"

Der Erstgeborene nickte und verneigte sich abermals tief vor seinem Alten. Schließlich trat er mehrere Schritte zurück, immer noch gebückt, und verschwand wieder in der Dunkelheit.
 

Der Morgen graute bereits, als der junge Arithon auf der Ebene ankam, die nach Havish führte. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und war dementsprechend müde. Aber er wollte jetzt nicht ruhen...Nicht jetzt, da er so nahe an der Hauptstadt war und der möglichen Antwort auf seine Frage, wer er wirklich ist. Immer wieder betete der Falkenjunge zu den Göttern, dass sie ihn nicht fehlgeleitet haben und dass Valenzies Mann nicht sauer auf ihn sein wird, wenn er von ihrem vermeintlichen Tod erfährt.

Als er der Grenze näher kam verlangsamte Arithon die Geschwindigkeit, in der er ritt und gönnte den Pferden damit eine kleine Erholung. Lobend tätschelte er die Hälse der Tiere und sprach ihnen gut zu, dass sie es sicher bald geschafft haben würden.

Die Morgenröte wich nun den ersten Sonnenstrahlen und der Junge kam am Grenzturm zu Havish an. Endlich, so dachte Arithon, würde er in der Stadt seine Antwort suchen können.

"Junge, was willst du in Havish?" Mit diesen Worten wurde Falke aus seinen Gedanken gerissen und er sah den Wachmann fragend an.

"Ähm, bitte was? Ich war mit meinen Gedanken gerade woanders, verzeiht..."

Der Wächter war ein älterer Mann, mit leicht ergrauten Haaren. Er trug einen Lederharnisch, darunter eine blaue Tunika, eine schwarze Hose und ebenfalls schwarze Stiefel. In der Hand hielt der Alte eine Lanze.

"Ah, die Jugend von heute...Hat kein Ohr mehr für die Fragen der älteren Leute...", nörgelte der Wachman und schüttelte den Kopf.

"Nein, nein...So ist es nicht. Ich war in Gedanken, versteht doch...", versuchte Arithon dem Mann klar zu machen und lächelte dabei matt. "Wie war bitte Eure Frage?"

Raunend wiederholte der Wächter die fragenden Worte und sah dem Jungen ins Gesicht. "Also, sprecht!"

"Ich möchte nach Havish, um eine Antwort auf die Frage zu finden, wer ich wirklich bin.", erwiderte der Falke in einem klaren Ton und blickte ernst drein.

"Ja, klar, und ich bin der Graf von Tysan...", meinte der alte Mann ungläubig und schüttelte abermals den Kopf. Seine kinnlangen, grauen Haare wirbelten dabei umher.

"Ich meine es ernst. Ich bin extra aus Darkonia hierher geritten, um es herauszufinden. Lasst mich ziehen, ich muss es wissen!", begehrte der Junge und in ihm begann die Hoffnung auf eine Antwort zu sterben. Er hatte es sich wesentlich leichter vorgestellt über die Grenze zu kommen. "Bitte, glaubt mir!"

Als wenn der Wachmann es sich nochmal durch den Kopf gehen lassen würde, musterte er Arithon mit prüfendem Blick und rieb sich mit der freien Hand das Kinn.

"Und das ist wirklich Euer Ernst, junger Mann?"

"Wenn ich es doch sage. Ich bitte Euch, gewährt mir Einlass nach Havish. Es ist sehr wichtig für mich."

Arithon schien den Alten endlich wichbekommen zu haben, denn dieser murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und trat zur Seite.

"Ich will es für Euch hoffen! Benehmt Euch ordentlich in der Stadt, oder wir beide bekommen mächtigen Ärger. Ich, weil ich Euch reingelassen habe und Ihr, weil Ihr Euch nicht vernünftig verhalten habt!", predigte der Wächter und schaute den Falkenjungen mahnend an.

"Ich versichere Euch, dass ich keinen Ärger machen werde. Habt Dank!"

Jaja, jetzt seht zu, dass Ihr Euch trollt, junger Herr!"

Langsam ritt der Falke über die Grenze und gelangte nun endlich in Havish an. Doch ein langes Stück hatte er noch vor sich, bis er in die Hauptstadt gelangte, so wie es aussah. Hoffentlich, dachte Arithon, würde er sich in der Stadt zurecht finden.

"Epona, Lestaris, nun ist es Zeit für eine Pause. Die habt ihr euch verdient.", meinte ihr Herr und stieg ab. Er führte die beiden Pferde auf eine Wiese neben dem Straßenrand und hockte sich ebenfalls in das grüne Gras, das durch diesen guten Sommer ausgezeichnet wuchs. Arithon schaute empor zum Himmel und dachte an seine Freundin, die er in Darkonia zurücklassen musste.

"Talith...", seufzte der Junge leise vor sich hin und stützte seinen Kopf auf die Hand. Langsam aber sicher fielen Arithon jedoch die Augen zu und er verfiel in eine leichten Schlaf, der ihm gut tat, allerdings nur circa drei Stunden andauerte. Er wurde durch das Rufen der Falken unterbrochen, die über ihm am Himmel kreisten.

Der Falkenjunge streckte sich und gähnte herzhaft, bevor er seine Stute wieder zu sich pfiff und aufstieg. Lestaris trabte hinterher. Die Falken am Himmel vergieß der Junge schnell wieder, denn er war mit seinen Gedanken wieder ganz woanders.
 

In Schloss zu Havish war hingegen wieder viel los. Vor allem unter den Hofdamen, die von Falcons Rückkehr Wind bekommen hatten und nun wie aufgescheuchte Hühner durch die Gänge huschten.

Wie Milan das doch hasste! Aber er wusste, dass sein Prinz keine Minute an eine der Damen verschwendete. Denn Falcon hatte ja schließlich ihn. Eine Tatsache, die den Kommandanten unweigerlich zum Grinsen brachte. Welch wunderbarer Gedanke das doch war. So änderte sich die Stimmung des Heerführers schnell, auch wenn selbst ihm hinterher gesehen und unter den Frauen getuschelt wurde, wie toll er in ihren Augen aussah.

"Doron, ich habe eine Aufgabe für dich!", erklärte Milan sofort, als er auf den Vorplatz kam und seinen Soldaten erblickte.

"Um was handelt es sich, Herr Kommandant?"

"Ich habe eine gewisse Vorahnung, dass unser werter Fürst etwas mit Darpir im Schilde führt. Behalte ihn im Auge, es ist äußerst wichtig!"

Doron nickte verstehend und salutierte. "Ich werde mich darum kümmern, Sie können sich auf mich verlassen."

Der Kommandant lächelte dankend und machte sich gleich wieder auf den Weg ins Innere des Schlosses. Er hatte seinen Falcon an diesem Morgen noch nicht gesehen. Ob er verschlafen hatte?

Als er an den Gemächern vorbei marschierte bekam er Wortfetzen mit. Und diese Stimme war ihm äußerst vertraut.

"Tylanor, du Dreckshund...", raunte der Heerführer und presste sich neben der Tür an die Wand, um möglichst viel mitzubekommen.

"Meine liebste Tochter Etara...", sprach der Fürst und es hatte den Anschein, als würde er einen Brief schreiben. Gespannt lauschte Milan weiter und was er hörte ließ die Wut in ihm aufbrodeln.

"Du musst dem Grafen unbedingt berichten, dass der Prinz hier ist. Und ich bin wahrscheinlich enttarnt..."

Das genügte dem Kommandanten. "Ohja, das seid Ihr, lieber Fürst!", gab Milan laut von sich. Er machte auf dem Absatz kehrt und bestellte Garett zu sich.

"Womit kann ich Euch dienen, Kommandant?"

"Du musst sofort ins Lager reiten und die Truppe holen. Wir brauchen sie hier, wenn das passiert, was ich glaube."

Garett verstand nicht ganz, was sein Herr damit meinte, aber er wusste das es wohl sehr dringend war. "Jawohl, Herr Kommandant! Ich mache mich sofort auf den Weg." Der Soldat wollte sich gerade zu den Stallungen bewegen, als Milan ihn nochmal aufhielt.

"Achja, falls etwas bei der Rückkehr an der Grenze schief läuft..." Der Heerführer machte eine Pause und überlegte kurze Zeit. "Reitet sie nieder!"

Zur Abwechslung mochte Garett den Befehl mal und grinste verschmitzt.

"Wird gemacht, Kommandant!"

Fürst Tylanor kam hinausgestürmt und blickte Milan erboßt an. In seinen Augen flackerte die Flamme der Verachtung und der Wut.

"Vielleicht solltet Ihr demnächst die Türe geschlossen halten.", meinte Falcons Freund trocken und ging an dem Fürsten vorbei. In diesem Moment galoppierte Garett aus der Stallung und jagte aus der Stadt.

Milan wettete innerlich, dass sich der Herr von Tylanor am liebsten in seinen Allerwertesten gebissen hätte, so wütend wie er war.

Der Kommandant ließ den schnaubenden Fürsten zurück und begab sich nun wirklich zu dem Gemach des Prinzen. Er musste einfach erfahren, was Milan da herausgefunden hatte. Doch als er knapp vor dem Zimmer stand, musste er vorerst eine Menge von Weibern erblicken, die darauf hofften, dass Falcon herauskam. Sein Falc machte es hingegen richtig und blieb in seinem Zimmer.

Kaum näherte sich der Heerführer der Falken wichen die Damen zur Seite und musterten ihn. Einige von diesen, für Milan einfach nur nervigen Weibern, wurden bei seinem Anblick rot. Wie kindisch, dachte sich der Kommandant immer wieder und legte die Hand an den Türknauf. Doch schnell verharrte er wieder, denn die Frauen waren begierig darauf ins Zimmer zu gelangen.

"Hört mir mal gut zu. Der Prinz ist gestern erst wiedergekommen; er ist verletzt und er braucht Ruhe. Also kann er jetzt nun wirklich keine schnatternden Weiber um ihn herum gebrauchen. Macht, dass ihr weg kommt.", raunte Milan und sah sich dabei nichtmal um. "Bitte.", hing er noch an, damit es nicht allzu forsch erschien. "Also, worauf wartet ihr noch. Der Prinz ist nicht in der Verfassung mit euch zu sprechen, was er sicherlich sehr bedauert."

Das war glatt gelogen, aber es befriedigte die Hofdamen und langsam zogen sie ab, wenn auch mit Widerwillen.

Der Kommandant seufzte und öffnete die Tür. Kurz nachdem er das Zimmer betrat schloss er diese wieder.

"Falc, du Weiberheld, du wirst hier ja schon fast angebetet.", sprach Milan und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah seinen Freund an und lehnte sich an eine Wand, ihm gegenüber.

"Lass die Witze! Sag mir lieber, ob du schon was von Dharkaron gehört hast!"

"Von deinem Bruder bisher noch nichts, aber dafür konnte ich den Fürsten überführen.Er war etwas unvorsichtig und las sich seine Briefe bei geöffneter Tür durch."

Fragend sah Dharkarons Bruder dem Heerführer ins Gesicht. "Und was ist daran von Bedeutung?"

"Falc, Falc, Falc...Heute fällt der Groschen wohl Pfennigweise, bei dir. Er will die Briefe an den Grafen schicken. Seine Tochter lebt bei diesem Ekel!"

"Moment, die einzige Frau, die ich jemals auf Gilgar gesehen habe, war dieses Teufelsweib, Etara. Sie ist die Geliebte von Darpir...", erklärte Falcon und schlug sich mit der Faust in die flache Hand.

"Sie ist wohl mehr als die Geliebte. Ich denke da eher an die zukünftige Braut!"

"Du denkst, dass sich der Fürst etwas davon erhofft, wenn seine Tochter den Grafen zum Gatten nimmt?"

Milan nickte und grinste berechnend. "Er erhofft sich, dass er Darpirs Macht dadurch nutzen kann. Das gleiche denkt sich wohl auch der Graf. Nur würde er, einem wie dem Herrn von und zu, niemals auch nur einen geringen Teil seiner Macht geben.", folgerte der Kommandant und blickte aus dem Fenster. "Ich würde mal sagen, dass Darpir ziemlich gerissen ist. Er nutzt den Fürsten in vollen Zügen aus. Und der Trottel merkt nichtmal, dass er dem Grafen quasi ins Messer rennt!"

Falcon stützte seinen Kopf auf seine Hand und seufzte tief. Er konnte nicht glauben, was in Havish abgespielt wurde. "Verrat in den eigenen Reihen...Das hätte ich mir nicht erträumen lassen."

"Das kommt in den besten Kreisen vor. Ich bedaure es nur, dass es ausgerechnet hier passieren musste!" Milan ging mehrere Schritte auf seinen Freund zu und hockte sich vor ihn. "Übrigens, ich habe einen meiner Männer losgeschickt, damit er meine Truppe holt. Wir werden sie hier brauchen, wenn der Fürst einen Aufstand plant."

"Auf dass sie deine Soldaten wieder einlassen..."

Der Kommandant musste grinsen. "Selbst, wenn nicht, so wird mein Offizier sich seinen Weg bahnen. Und ich kenne Garett gut, er wird Freude dabei haben."

Auch Falcon musste schmunzeln und stand schließlich von seinem Bett, auf dem er saß, auf und zog Milan mit sich empor.

"Milan, wie hast du es geschafft, die Weiber zu vertreiben?"

"Ich habe ihnen nur die Wahrheit gesagt."

Geschockt sah der Prinz dem Heerführer an und ihm schoss die Röte ins Gesicht. Milan hatte doch nicht wirklich... "Du hast was? Ich dachte das geht nur uns beide etwas an..."

"Schschsch! Doch nicht diese...", unterbrach der Kommandant seinen Geliebten auf der Stelle. "Nun gut, sagen wir Halbwahrheit. Du kannst sie nicht empfangen, weil du noch nicht in der körperlichen Verfassung bist."

Erleichtert atmete Falcon aus und die Anspannung, die ihn ereilte, ließ wieder nach.

"Falc, dachtest du wirklich, ich erzähl diesen tratschenden Weibern, was letzte Nacht...Also, wirklich!", unterbrach der Heerführer sich selbst und schüttelte den Kopf.

"Vergessen wir das, ja?", gab sich der Prinz schließlich geschlagen und ging in Richtung Zimmertür. "Gehen wir heute Mittag in die Stadt?", fragte er noch und blickte sich nochmal zu Milan um.

"Von mir aus gerne. Wann bist du denn mit deinen Arbeiten fertig?"

Kurz überlegte Falcon und rieb sich dabei das Kinn. "Nun, ich muss noch etwas mit den Senatoren besprechen. Auch über das, was nun mit dem Fürsten geschehen soll. Ich denke, es wird länger dauern, da er viele Freunde im Senat hatte. Sie werden dagegen sein, dass wir ihn aus Havish verbannen und ihm seinen Titel nehmen. Hol mich zur zwölften Stunde ab."

"Das ist die einzige humane Lösung! Meiner Meinung nach könnten wir ihn glatt vor dem gesamten Volk hängen.", raunte der Heerführer und verschränkte die Arme. Milan war in dieser Angelegenheit äußerst schnell zu reizen und das zeigte er gerne. Gegen den Fürsten hatte er schon immer etwas und natürlich passte es dem Kommandanten gut, dass der Fürst sich so etwas leistete.

"Milan, heiße ich Vrakulus Darpir, dass ich auf solche Methoden zurückgreifen muss?", wollte der Prinz wissen und stemmte die Fäuste in die Hüften. "Ich will nicht auf sein Niveau hinabsinken und andere als Bestrafung quälen."

Milan schloss die Augen und verneigte sich tief. Es war ungewöhnlich für Falcon, dass er eine solche Einstellung hatte und dann so eine königliche-korrekte. Denn Dharkarons Bruder verhielt sich nie, wie ein richtiger Prinz. Damals war er vor dem Unterricht davon gelaufen und trieb sich irgendwo herum, aber nicht im Schloss, soviel stand fest. Meist zog er auch mit Milan herum, der früher noch nicht im Traum daran dachte, dass er mal Kommandant wird, und alberten. Ja, wenn sie gute Laune hatten gingen sie auch schonmal auf den Markt und stibitzten etwas aus den Taschen der Bürger. Das war natürlich ihr strengstes Geheimnis, als sie noch Kinder waren. Mittlerweile würden sie wohl jedem anderen davon erzählen und dabei herzlichst lachen.

"Was ist los, Milan?"

"Nun, du hast zum ersten Mal wie eine Person gesprochen, die würdig wäre den Thron zu besteigen. Warum hast du abgelehnt? Du wärest ein ausgezeichneter König!"

Falcon wandte sich zur Tür und senkte leicht den Kopf. Schließlich antwortete er:"Ich weiß nicht. Vielleicht hatte ich Angst, dass ich eines Tages wie mein Vater ende." Nun öffnete er die Tür und trat - ohne ein weiteres Wort - hinaus. Mit schnellen Schritten ging er durch die Flure.

Milan blieb zurück und schüttelte seufzend den Kopf. "Unmöglich, wie eh und je!"
 

Inzwischen lief der Fürst von Tylanor in seinem Arbeitszimmer unruhig auf und ab. Er wartete auf einen Boten, der den Brief nach Tysan bringen sollte. Außerdem machte sich der Fürst große Sorgen, ob er noch auf Darpirs Hilfe zählen konnte, nachdem er so jämmerlich versagt hatte.

Schließlich kam der Bote angehetzt und entschuldigte sich keuchend für seine Verspätung. Der Fürst winkte ab und gab ihm den Brief.

"Wenn du an der Grenze bist, sagst du den Wachen, sie sollen das Heer von Kommandant s´Ilessid nicht durchlassen. Verstanden?!"

"Natürlich, mein Fürst.", sagte der Bote und verbeugte sich tief. "Ich werde sofort losreiten."

Der junge Mann verließ das Gemach und eilte in die Stallungen. Er bestieg ein weißes Ross und galoppierte davon.

Kurz darauf schritten zwei groß gebaute, stämmige Soldaten durch die Gänge und hielten vor dem Zimmer des Herrn von Tylanor inne.

"Fürst, kommen Sie bitte mit uns. Ihre Verhandlung beginnt."

Langsam trott er aus dem Raum und wurde gleich von den beiden Männern in die Mitte genommen. Zusammen gingen sie weiter ins Gebäude und verschwanden hinter zwei schweren Eichentüren, die mit einem lauten Quietschen zufielen.
 

Zwei Stunden nach seinem Aufbruch war Garett schon fast im Lager, er sah es schon vor sich. Und einige seiner Freunde und Kameraden, die ihn wohl auch vom weiten gesehen hatten. Darunter wiedermal Kassy.

"Garett, was machst du schon wieder hier?", fragte die Frau sofort und sah den blonden Offizier an.

"Packt eure Sachen Leute! Ihr sollt sofort zurück nach Havish, auf Geheiß des Kommandanten!"

Garetts Freunde sahen ihn verdutzt an und tuschelten ein wenig untereinander.

"Weißt du weshalb?" Kassy konnte sich auch nicht vorstellen, warum sie zurück nach Havish sollten, da sie doch eigentlich auf Darpir aufpassen sollten.

"Der Kommandant meinte nur, dass man uns in der Hauptstadt brauchen würde, das reicht mir als Grund! Also, packt eure Sachen zusammen und zwar flott. Befehl ist Befehl!

Die Soldaten salutierten und begannen Zelte abzubauen, Proviant in Kisten zu räumen und die Pferde zu bepacken. Garett machte ihnen ein wenig Feuer unter den Allerwertesten und trieb sie an. "Bewegung, Bewegung! Das geht doch wohl schneller!" Achja, er liebte solche Arbeiten, solange er sie anordnen durfte.

"Garett, wenn du mithelfen würdest, wären wir schneller.", moserte Kassy, während sie eine Kiste schleppte.

"Ach, Kass´, ich seh dir doch so gerne beim Arbeiten zu.", lächlete Garett hämisch und sah es gar nicht ein von seinem Pferd zu steigen.

"Tse, wie du Offizier geworden bist, das will ich wissen!"

"Da fragst du am besten unseren Herrn Kommandanten. Er hat mich dazu erklärt und er wird schon wissen, was ich für seine Truppe geleistet habe. Außerdem bin ich schon länger dabei, als du!"

Kassy raunte und ging weiter, ohne sich weiter um den Blondschopf zu scheren. Das Packen ging recht schnell von statten, da die Soldaten genau wussten, was sie zu tun hatten und sie teilten sich die Arbeit gut auf.

"Garett, wir wären soweit!", ertönte eine Stimme und genau auf diesen Satz wartete er schon.

"Wunderbar, dann mal auf nach Havish." Von Milans Sorgen, dass sie vielleicht nicht über die Grenze gelassen werden, erzählte er vorerst noch nichts. Denn Sicheres wusste der Heerführer ja auch nicht.

Mit einer Handbewegung gab er den Befehl loszureiten und seine Kameraden setzten sich in Bewegung. Da einige hingegen laufen mussten, ging die Reise zur Hauptstadt etwas langsamer als geplant von statten.
 

Die Zeit verging eher schleichend, so kam es Milan vor, der an der großen Flügeltür des Verhandlungssaals lehnte. Die Uhr schlug schon die elfte Stunde und noch immer hörte er von innen, dass wild diskutiert wurde, was mit dem Fürsten geschehen soll. Dieser wurde schon vor einer Stunde herausgeführt und blickte den Kommandanten zornig an, als er an ihm vorbeiging. Doch der Heerführer sah es eher gelassen und grinste nur matt in das Angesicht des Fürsten.

Doch nun stand er da und hoffte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. Was sollte an der Entscheidung schon so schwer sein, dachte sich Milan immer wieder. Es war schließlich Verrat an der königlichen Familie und er würde schuldig zu sprechen sein!

"Das kann doch nicht so schwer sein!", stieß der Kommandant aus und schlug mit der Faust an die Tür. Diese war wohl härter als gedacht und Milan schüttelte seine Hand, damit der Schmerz nachließ.

Langsam öffnete sich das Portal und Falcon trat heraus. Sichtlich unzufrieden, wie es schien. Ihm folgten die Senatoren, ein Grüppchen von sechs Leuten. Sie verabschiedeten sich von einanander und schlichen durch die Flure davon.

"Und?" Milan sah seinen Freund an, blieb aber weiterhin an der Tür lehnen. Er sah seinem Falc deutlich an, dass er nicht begeistert vom Urteil war.

"Seinen Titel hat er verloren und er wird auch für immer aus Havish ausgestoßen...", begann der Prinz zu sprechen und lehnte sich neben den Kommandanten. "Aber sein Land wurde an seine Tochter weitergegeben."

"Was?! Wie können die so blöd sein? Die steckt da doch genauso tief drin, wie der Fürst!"

"Natürlich, aber das können wir nicht beweisen, da er die Briefe bereits abgeschickt hat.", seufzte Falcon und sah zu Boden. "Und die, die er von Etara bekommen hat, hat er vorher wohl verbrannt. Es wurde zumindest nichts mehr gefunden, was auf eine gemeinschaftliche Tat hinweist."

Milan schnaubte sauer und schüttelte den Kopf. "Darf ich diese Senatoren zur Vernunft bringen, wenn ich sie nochmal sehe?"

"Das solltest du lassen, auch wenn ich dich verstehen kann.", erklärte der Prinz und setzte sich schließlich in Bewegung. "Kommst du? Ich brauche frische Luft."

"Und ich brauche einen Kelch Wein und ein Laib Brot.", meinte der Heerführer grinsend und folgte seinem Freund.

"Musst du denn schon Mittags in der Taverne hocken?", fragte Falcon und rollte dabei die Augen.

"Weißt du, Falc, ich mache das eigentlich eher freiwillig.", konterte Milan geschickt und legte seinen Arm um seinen Freund. "Und sei mal ehrlich, was zu essen brauchst du jetzt auch, nachdem du mehrere Stunden mit diesen Tölpeln zusammen gesessen hast.", sprach der Kommandant wohlwollend und sah Falcon ins Gesicht.

Zusammen verließen die Zwei das Schloss und traten auf den großen Vorplatz. Er war leer, denn die Bediensteten machten in der Mittagssonne eine Ruhepause. Es war einfach zu warm, um zu arbeiten. Doch im Schatten des Gebäudes war es angenehm und äußerst gut auszuhalten. In der Kühle dieses Bereichs schlenderten die beiden Männer in das Stallgebäude. Der Stallknecht wunderte sich schon, dass heute so viel los war und kratzte sich am Kopf. Falcon grinste ihn an und ging zu seinem Pferd, Bichotka.

"Während deiner Abwesenheit hat sich Doron um ihn gekümmert, damit er nicht einrostet."

"Man sieht es. Danke, Milan."

"Bedanke dich lieber bei Doron. Er hätte ihn am liebsten gar nicht mehr hergegeben."

Der Prinz lächelte, öffnete die Boxentür und ging zu seinem Hengst in den Stall. Er tätschelte dem Ross den Hals und fragte:"Na, alter Freund, kennst du mich noch?"

Bichotka schnaubte und stieß dem Prinzen mit dem Kopf in die Seite.

"So wie es aussieht, tut er das!", schmunzelte der Kommandant und ging selbst zu seinem Pferd. Langsam führte er Andorra hinaus und band den Wallach im Schatten an. Milan ging in die Sattelkammer und schleppte den schwarzen Sattel ebenfalls nach draußen und plazierte ihn auf dem Rücken des Pferdes.

Der Prinz kam nun auch mit seinem Hengst nach draußen und tat es seinem Freund gleich, indem er seinen Bichotka sattelte und die Trense anlegte.

Milan und Falcon stiegen auf und trabten langsam los. Dharkarons Bruder genoss es regelrecht wieder durch seine Heimat zu ziehen und die frische Luft Havishs einzuatmen. Die grünenden Bäume spendeten Schatten und verbreiteten einen angenhmen Duft.

Nach einem kurzen Ritt kamen Kommandant und Prinz in der Hauptstadt an und führten von da an ihre Pferde durch die Straßen. Die Bewohner staunten nicht schlecht, als sie den verschwunden geglaubten Falcon sahen, wie er an der Seite des Heerführers durch die Viertel der Innenstadt ging. Einige verneigten sich tief vor der Hoheit, wieder andere tuschelten nur mit vorgehaltener Hand und warfen dem Prinzen nur flüchtige Blicke zu. Doch das beste kam, als Milan und sein Liebster die Taverne betraten.

"Ah, Milan! Sieht man dich auch mal wieder hier? Wie war´s denn so in Tysan? Und..." Der graubärtige, alte Wirt stoppte und betrachtete den jungen Mann neben dem Kommandanten genau. "Das ist doch nicht...? Prinz Falcon!", rief er aus und wusste nicht, wie er dem Sohn Lysaers Respekt erweisen sollte. Damit hatte er es außerdem geschafft, die Aufmerksamkeit der Gäste zu wecken, die Falcon nun auch mit großen Augen ansahen.

"Beruhige dich, Jon!", meinte Milan ruhig und ging mit seinem Freund zur Theke, hinter der der Wirt stand. "Gib uns lieber einen Krug Wein und was zu essen."

Aufgekratzt von der Begegnung mit der Hoheit stolperte Jon in den Keller, um einen guten Wein herauszuholen. Der Kommandant suchte derweil einen guten Platz, an dem er und Falcon möglichst ungestört reden konnten. Nachdem er den Blick mehrmals durch die Gaststube wandern ließ, fand er einen freien Tisch in der Ecke neben dem Kamin, der in dieser Jahreszeit allerdings erloschen war, da man ihn nicht brauchte.

Mit einer Geste forderte der Heerführer seinen Freund auf, ihm zu folgen und beide setzten sich vorerst still hin, da auf dem Prinzen noch immer einige erstaunte Blicke ruhten.

"Die dachten wohl alle, ich kehre nie wieder.", bemerkte Falcon und stütze seinen Kopf auf die rechte Hand. "Und kaum ist man wieder da, wird ein riesiges Tamtam veranstaltet."

"Falls du mit 'Tamtam' auf den guten, alten Jon anspielst, das ist bei ihm normal..."

In dem Moment kam auch schon der Wirt wieder. In der rechten Hand einen Krug Wein und in der Linken ein Tablett, auf dem Brot, Wurst und Käse lag. "Was ist bei mir normal?"

"Wenn ich´s mir recht überlege, Jon, bei dir ist rein gar nichts normal. Du bist der seltsamste Kauz den ich kenne."

"Danke für das Kompliment, Milan!" Der Wirt nickte lächelnd und stellte Speis und Trank ab. "Aber das kann ich genauso gut an dich zurückgeben. Du bist bei weitem der seltsamste Kommandant. Welchen Heerführer sieht man auch schon jeden Abend in der Taverne?"

Milan machte, während der Alte sprach, Anstalten ihm den Mund zuzuhalten, doch Jon war geschickt und wich Milans Hand, die versuchte sich auf den Mund des Wirts zu legen, immer wieder aus.

"Milan, du brauchst da kein Geheimnis draus machen. Ich weiß das doch eh schon.", schmunzelte Falcon und sah dabei in die Augen seines Kommandanten. An den Alten gewendet meinte er:"Könntet Ihr uns jetzt bitte alleine lassen. Der Kommandant und ich haben noch etwas zu besprechen."

"Wie Eure Hoheit wünscht. Der alte Jon zieht sich zurück.", erklärte er und wandte sich vom Tisch ab und wurde bald darauf von einem anderen Gast gerufen.

"Milan, wie lange, denkst du, werden wir noch auf Dharkarons Heimkehr warten müssen?"

Der Heerführer hob die Augenbraue und überlegte. "Ich weiß es wirklich nicht. Aber wenn uns die Götter gewogen sind, wird es sicher nicht mehr lange dauern.", versicherte Milan und lächelte leicht.

"Dann will ich hoffen, dass es so ist..." Falcon nahm sich ein Stück Brot und kaute in Gedanken versunken an der Kruste. Er dachte nach. Wie würde die Begegnung mit seinem kleinen Bruder ablaufen? Ob Dharkaron es ihm überhaupt glauben würde, dass er wirklich Prinz und zukünftiger König von Fedora ist?

Der Kommandant beobachtete seinem Freund und musste unweigerlich grinsen, da es für ihn unglaublich niedlich aussah, wie Falcon so vor sich hin träumte. Seine Aufmerksamkeit wandte sich aber bald einer Person zu, die vor der Taverne abstieg. Der Junge hatte zwei Pferde im Schlepptau und dieses markante Gesicht...

"Falc, komm mal wieder zu dir!", meinte Milan und stieß den Prinzen leicht in die Seite.

"Hm? Was ist denn?" Als Antwort bekam er einen Fingerdeut des Heerführers Richtung Tür, durch die ein junger Mann trat. Lange braun-schwarze Haare, klare, blaue Augen und auch Falcon fiel dieses Gesicht auf. Gebannt sah er auf den Jungen und wagte es nicht, den Blick abzuwenden.

Der Kommandant setzte gerade seinen Kelch Wein an den Mund, als der unbekannte fragte:"Wer kann mir etwas über den Sohn des Falken erzählen?"

Milan verschluckte sich fast und setzte das Gefäß schnell wieder ab. Er sah Falcons glücklichen Blick, der noch immer auf dem Jungen lag.

Die anderen Gäste murmelten, aber keiner antwortete. Wie auch, die Bewohner Havishs hatten davon keine Ahnung, dass es so etwas überhaupt gibt. Es war ein streng gehütetes Geheimnis, das nur die Königsfamilie selbst und einige andere Adlige kannten.

Falcon stand auf und winkte den Falkenjungen zu sich und bat ihn, sich zu setzen. Dieser sah noch etwas skeptisch zu dem Kommandanten und dem Prinzen, nahm dann aber Platz und schluckte leicht.

"Wie ist dein Name, Junge?", fragte Falcon und sah Arithon dabei in die blauen Augen, die auch er besaß.

"Ich habe keinen Namen mehr...Denn ich bin nicht der, der ich glaubte zu sein. 17 Jahre wurde ich unter einem falschen Namen gerufen."

"Dann nenne diesen und sag, wer ihn dir gegeben hat.", forderte Milan den Jungen auf und blickte ihn nun auch sehr interessiert an. Wenn jetzt diese Antwort kam, die der Kommandant hören wollte, wäre es sicher, dass dieser Jüngling Dharkaron war.

"Ich habe zwar keine Ahnung, was das mit meiner Frage zu tun hat, aber nun gut..Ich wurde Arithon genannt. Ein Mann namens Luthien hat ihn mir gegeben.", antwortete der Falke und sah abwechselnd von Milans in Falcons Gesicht. Für ihn waren die Zwei etwas zu neugierig und das behagte ihm gar nicht.

Auf den Lippen des Kommandanten breitete sich hingegen ein freudiges Lächeln aus und er nickte dem Prinzen bestätigend zu. Es war sicher - Dieser Junge war Falcons Bruder!

Falcon war mindestens genauso glücklich, doch blieb er noch ruhig und presste die Fingerspitzen aneinander.

"Also gut, du willst wissen, wer der Sohn des Falken ist? So sollst du die Antwort darauf erhalten.", erklärte der Prinz die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jungen wurde ihm zuteil.

"Es wird dir bekannt sein, dass die Götter damals als Falken dargestellt wurden. Und natürlich besaßen sie großartige Kräfte, die einigen Menschen übergeben worden sind. Diese Menschen waren bisweilen immer große Könige Fedoras und mitsamt den Kräften der Falken die mächtigsten. Diese göttlichen Fähigkeiten wurden auch an ihre Kinder weitervererbt und bestehen noch bis heute. Die, die diese Kräfte erlangen nennt man Söhne der Falken."

Falcon verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf die Reaktion seines Bruders. Die ließ nicht lange auf sich warten und der Falke saß mit großen Augen da. Er konnte es nicht fassen, was er da hörte.

"A-Aber, ich kann unmöglich...", begann er zu stammeln, doch ihm fehlten immer wieder die Worte um den Satz zu beenden.

"Doch, mein Bruder, du kannst!", sprach der Prinz und erhob sich. "Sonst hättest du deinen Weg nicht nach Hause gefunden."

"Moment mal, 'Bruder'?", hakte der Falkenjunge nach und stand ebenfalls auf, um auf gleicher Höhe mit Falcon zu sein.

"Du hast richtig gehört.", lächelte Falcon und atmete tief durch. "Du bist mein jüngerer Bruder und ebenfalls Sohn König Lysaers."

"Haltet mich nicht zum Narren. Dafür bin ich nicht hierher gekommen!", erklärte der Junge ernst und ballte die Fäuste.

"Ich spreche die Wahrheit, sowar mir die Götter helfen. Dein richtiger Name ist Dharkaron und unser Vater hat dich nur weggegeben, weil er Angst um dein Leben hatte."

Noch immer fassungslos und überrascht stand Dharkaron da und schüttelte ungläubig den Kopf. Immer wieder dachte er, dass es nicht wahr sein konnte. Es war einfach zu irreal, als dass es hätte stimmen können.

"Das will ich vom König selber hören...", meinte der Falke leise und sah seinem Bruder ins Gesicht. In diesem Moment schaltete sich Milan ein. "Das wird nicht möglich sein. Er ist gestorben, vor ein paar Tagen erst."

Falcon sah bedrückt zu Boden. Erinnerungen kamen in ihm hoch und er schluckte schwer. Der Kommandant bemerkte das und verstummte darauf. "Entschuldigt, mein Prinz...Ich wollte Euch wirklich nicht daran erinnern. Aber es musste.."

"Schon gut, Milan.", unterbrach der Prinz seinen Freund und winkte ab. "Weißt du, Dharkaron, ich verstehe dich. 17 Jahre lang wurde dir verschwiegen, wer du wirklich bist. Aber verstehe, es war zu deiner eigenen Sicherheit gedacht. Du hättest schon vor Jahren tot sein können."

"Das wäre ich auch so schon fast! Und Luthien ist es bereits! Schwarze Reiter haben uns angegriffen und unser friedliches Leben zerstört." Verbittert presste der Junge die Lippen aufeinander. Wut kam in ihm auf und bei dem Gedanken an Levian brodelte sie fast über.

"Es tut mir Leid, daran war ich schuld. Ich habe dein Versteck in Darkonia verraten." Bedauernd blickte er in Dharkarons Antlitz. Es war ein schreckliches Gefühl für Falcon, diese 'Beichte' abzulegen. Denn damit hätte er seinen Bruder fast in den Tod geschickt.

"Was?! Wie konntest du...Ich meine..."

"Unser Vater wurde gequält, ich konnte es nicht länger mitansehen. Verzeih mir Dharkaron!", flehte der Prinz und krallte sich an die Schulter des Falkensohns.

Dharkaron legte die Hand auf Falcons Schulter und drückte ihn an sich. Langsam legte er die Zweifel ab, dass er wirklich ein Prinz war. Zum Narren gehalten wurde er sicher nicht, dafür waren Falcons Erklärungen zu gefühlvoll und einleuchtend. Außerdem fühlte sich Dharkaron zum ersten Mal, nach seinem Aufbruch wieder geborgen.

"Ich muss dich um Verzeihung beten, mein Bruder! Verzeih meinen Unglauben!", sagte der Jüngere und umarmte seinen Bruder stürmisch. Milan beobachtete das Szenario lächelnd und stand auf. Er wollte die beiden - nach langer Zeit vereinten - Brüder nicht stören und wandte sich vom Tisch ab.

"Milan, hiergeblieben! Dharkaron muss doch wenigstens seinen Kommandanten kennenlernen!", hielt Falcon seinen Freund auf und löste sich langsam aus der Umarmung seines Bruders. "Das ist Milan s´Ilessid. Heerführer der Falken und mein bester Freund."

Der Kommandant verneigte sich tief vor Dharkaron und seine langen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht. Mit einem Pusten verbannte er sie aber schnell wieder aus seinem Sichtfeld. "Ich habe nicht daran gezweifelt, dass Ihr nach Havish zurückkehrt, Prinz Dharkaron. Willkommen zu Hause!" Milan sah - wie sein Freund - sehr glücklich aus. Auch, weil Dharkaron die Kreaturen Darpirs überlebt hatte. "Ich stehe von nun an auch in Euren Diensten, so wie ich es bei Prinz Falcon bin."

Falcons Bruder wusste nicht was er sagen sollte und atmete einfach nur tief durch, um sich zu fassen. Die letzten Minuten waren doch sehr aufregend für ihn.

Schließlich lag ihm aber eine Frage auf der Zunge, die er nicht mehr zurückstellen konnte. "Warum wurde ich weggegeben?"

Der ältere Prinz wusste, dass er das fragen würde und stand auf. "Ich will es dir erklären, aber hier ist nicht der richtige Ort dafür." Dharkaron tat es seinem Bruder gleich und folgte ihm nach draußen. Die Sonne stand im Zenit und es war verdammt warm. der Falkensohn musste die Augen zusammenkneifen, denn die Mittagssonne blendete ihn.

"Und wohin, willst du mit mir, Falcon?", fragte der jüngere und stieg auf Epona. Die Stute schnaubte und schüttelte wild den Kopf. Dharkaron schlussfolgerte daraus, dass ihr wohl sehr warm war. Lestaris ging es ähnlich.

"Ich wäre für einen Ausritt, durch die Wälder von Havish - Deiner neuen Heimat!"

"Mit dem Ausritt bin ich einverstanden, aber ich weiß nicht, ob ich Havish je als meine Heimat ansehen werde. Denn Heimat ist da, wo das Herz sich wohlfühlt."

Dharkarons Bruder nickte verstehend und sah dem Falkenjungen in sein Gesicht. Und immer wieder dachte er sich, dass es genau so aussah, wie er es sich vorgestellt hatte.

"Ich bin mir sicher, dass du dich hier schnell eingewöhnen wirst.", versicherte Falcon und wandte sich nun wieder der Tavernentür zu, die von innen geöffnet wurde. Milan trat hinaus.

"Prinz Falcon, ich werde wieder zum Schloss reiten. Mein Offizier wird sicher bald hier ankommen. Und ich bin mir sicher, dass Ihr mit Eurem Bruder alleine sein wollt." Der Kommandant hasste es, wenn er so mit seinem Liebsten reden musste, aber Dharkaron sollte noch nicht zu viel wissen, was zwischen seinem Bruder und dem Heerführer ablief. Auch Falcon behagte es nicht so sprechen zu müssen, doch das versuchte er - so gut es ging - zu überspielen.

"In Ordnung, Kommandant. Ihr seid entlassen."

Milan verneigte sich vor den beiden Hoheiten und stieg auf Andorra. Er wendete das Pferd und ritt zügig davon. Auch Dharkaron und Falcon machten sich auf den Weg und ritten gemächlich durch die Straßen.

"Nun gut, Dharkaron...", begann der ältere Prinz und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, welches durch den Schweiß etwas durchnässt war. "Unsere Familie war bei der des Grafen schon immer verhasst. Man versuchte schon lange die Falken niederzustrecken um selbst an die Macht zu kommen, aber geschafft hatten sie es nie. Als ich jedoch mein Thronerbe ablehnte witterten die Darpire einen Schwachpunkt."

Dharkaron horchte interessiert auf, als er den Namen der Familie hörte und sah seinen Bruder an.

"Sie dachten, sie hätten leichtes Spiel, doch dann wurdest du geboren. Damit war ihr Traum zu nichte und sie mussten umdenken. Natürlich, sie wollten dich töten, unseren zukünftigen König. Das konnte unser Vater nicht zulassen, also wurdest du an Luthien übergeben. Er war Soldat in dem Heer des Kommandanten und ein ausgezeichneter und tadelloser Mann. Außerdem wünschte er sich lange einen Sohn...Vater wusste, dass du gut bei ihm aufgehoben warst."

"Ja, das war ich in der Tat, bis schwarze Gestalten bei uns aufgetaucht sind und ihn aus dem Leben gerissen haben...Und das hatten sie auch mit mir vor."

"Die 'Unbenennbaren' mit Kommandant Levian. Abgesandte des jetzigen Grafen. Sie kamen, um dich zu töten. Und sie werden es weiterhin versuchen. Und alles nur, weil ich Vaters Qualen nicht mehr ertragen konnte und geredet habe! Ich war so töricht und nahm an, dass er unseren Vater am Leben lassen würde, wenn ich ihm unser Geheimnis verrate! Es tut mir unendlich Leid, mein Bruder, dass du wegen mir Ärger hattest." Falcons Stimme klang schwach, fast schon zerbrechlich und seine blauen Augen wurden leicht glasig.

"Es muss dir nicht Leid tun. Du wolltest ein Leben retten...", beruhigte ihn der Falke und lächelte ihn matt an. "Außerdem, ich lebe noch! Und ich verspreche dir, ich werde Graf Darpir zur Strecke bringen. Denn niemand tötet oder verletzt ungeschoren meine Familie, oder meine Freunde!"



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Ainu
2005-07-27T12:43:10+00:00 27.07.2005 14:43
Juhu, endlich hast du Mephisto auftreten lassen und das ist dir wirklich gut gelungen! Milan und Falcon waren auch wieder total schnuffig und das Treffen von Falcon und seinem Bruder fand ich gut abgepasst. Ich bin mal gespannt wie es weiter geht, schreib schnell weiter!
*ganz wibbelig bin*

Dein Welpe
Von: abgemeldet
2005-06-22T12:16:38+00:00 22.06.2005 14:16
Also, ich hab so gut wie nichts zu bemängeln. Das Wiedersehen zwischen Dharkaron (jetzt kann man ja nicht mehr so gut "Arithon" schreiben ^^;) und Falcon fand zwar schon etwas früh statt, aber das alles noch weiter in die Länge zu ziehen hätte wahrscheinlich auch nicht viel gebracht. Dass Etare die Tochter des Fürsten von Havish ist, finde ich ist eine gute Idee, ausserdem kam das ziemlich überraschend. Gefällt mir! ^^ Und jetzt da Mephisto und die anderen Nekromanten aufgetaucht sind wird das ganze wohl noch interessanter werden. Also, mach weiter so, die Geschicte scheint wirklich unglaublich ausgetüftelt zu sein. ^^
Von:  Ainu
2005-05-04T16:35:36+00:00 04.05.2005 18:35
So, und jetzt kommt mein Kommi *gg*
Also, ich fand das Kapitel wirklich toll, auch die Wechsel zu den verschiedenen Orten hat mir gut gefallen. Das nicht so viele Action-Szenen wie im dritten Kapitel drin waren, fand ich auch nicht weiter schlimm. So entsteht ein schönes Gleichgewicht finde ich. Figaro find ich klasse und noch mehr freu ich mich auf Mephisto, er ist mit Falcon einer meiner Lieblinge *gg*. Die Szene von Milan und Falcon am Schluss fand ich auch seeehr gut gelungen, das hast du wirklich klasse hinbekommen und war richtig süß ^-^.
So, dann freu ich mich schon aufs 5 Kapitel *smile*
Auf auf, mein Albinoköter.

Dein Welpe ^^
Von: abgemeldet
2005-05-04T12:51:35+00:00 04.05.2005 14:51
so, hier haste deinen 2.!!!Das mit dem Hentai wär natürlich auch zu schade gewesen...aber so können wir das weningstens lesen...vielleicht haben se nur eben geguckt, dass da schon 3 kapitel davor OK waren und haben sich gedacht:<9000 wörter??? Ach, passt schon, wird schon nix schlimmes drin sein, sie wird erst in 11 (Gestern noch 12)Tagen 15...nun ja, bei dir kann man ja nie sicher sein...Aber die story ist dir richtig gut gelungen (stimme: das sagst du zu allem, was über deinem Schreib niveau ist...)(Rara:Ja und??und wenn ich alles toll finde, was ich nicht so hinbekommen hätte, ich hätte allen Grund dazu...die story ist doch wohl gut gelungen..SCHLUSS MIT DEM PALAVER UND JETZT ABMARSCH!!!) Der musste sein...Nun ja, du kannst das aussehen von Valenzie noch im vierten Kappi schreiben, wenn du Lust dazu hast...aba wirklich hervorragende leistung Majestro!!Und, mach ma was schönes, wo Darpir wütend wird, du weisst schon, ne?? das wär toll!!!Nun, ja, wie ich dich kenne, hast du sowieso schon was besseres im Kopf, und hast schon alles vorher aufgeschrieben, bevor man es dann lesen kann...so, Daria, wer hat den längeren Kommi??? Keine ahnung, werd ich ja gleich sehen... aber ich glaube, ihrer war konstruktiver, als meiner, hach, ja, nicht mal kritisieren kann ich, also: GAAAANNNZ Großes lob an dich und deine Fantasien *FG* Da dieses Kapitel offensichtlich falsch eingestuft wurde, brauche diesen Satz nochnichteinmal zu schreiben(mach ich trotzdem...):Kannsu mir das Kappi schicken??? BÜÜÜÜTTEEE!!!Ok, brauchste natürlich nicht, erklärt sich wohl von selbst...*Kommi durchles* wie kann man nur so viel schrott auf ein paar Zeilen quetschen???*verwerfen will* *falschen Kopf drück* AAHHHHHHHHHHH Auf, auf, weiter zum Nächsten Kapitel, weiterschreiben, freu mich schon auf spannende abenteuer und schöne Wütende und zu liebe Leute...
Dein Gräfchen...
Von: abgemeldet
2005-05-03T17:11:55+00:00 03.05.2005 19:11
Und das ist nicht unter die Hentai-Sektion gefallen? Krass! XD Okay, dir ist mal wieder ein sehr gutes Kapiteö gelungen, zwar mit nicht ganz so viel Action wie im vorherigen Kapitel, aber das macht nichts, war trotzdem spannend genug. ^^ Ausserdem gefällt mir, dass jetzt zwei neue Charaktere hinzugekommen sind, allerdings scheint es dass Figaro ja nicht mehr besonders oft auftauchen wird. Kann es sein, dass er der Vater von Mephisto ist? Nya, das kommt schon noch raus. Tja, dieses Kapitel geht wohl nach dem Motto 'Alle Wege führen nach Havish', was? Gut! Dann kreuzen sich endlich mal die Wege der verschiedenen Charaktere. ^^ Eine einzige Sache gibt es da allerdings, die ich zu bemängeln habe: Valenzies Aussehen wurde nur sehr knapp beschrieben. Ich kann mir von ihr noch kein konkretes Bild im Kopf machen. Aber ansonsten hast du wirklich gute Arbeit geleistet. ^^ Also dann: Auf zu Kapitel Nummer 5! ^_^
Neko-chan
Von:  Ainu
2005-04-01T12:18:35+00:00 01.04.2005 14:18
So, auch mit viel Verzögerung nun mein Kommentar ^^.
Das war wieder ein total spannendes Kapitel. Die Kampfszenen sind dir wirklich gut gelungen. Und die Szene mit Falcon und Milan war einfach so süß *strahl*.
Ich hatte auch die ganze Zeit das Gefühl Talith würde noch was passieren aber ist ihr ja Gottseidank nicht ^-^.
Schreib schnell das 4 Kapitel *so neugierig bin*

Dat Welpe.
Von: abgemeldet
2005-03-27T19:37:38+00:00 27.03.2005 21:37
Yeah, endlich das dritte Kapitel! *freu* Huh, das Kapitel hat ja ne ordentliche Ladung Action abbekommen. Super! Diesen zwischenzeitigen Szenenwechsel find ich richtig gut, das steigert die Spannung noch mehr. ^^ Und irgendwie mag ich Levian. o.ô Das ist komisch, aber irgendwie steh ich in vielen Geschichten oft auf der Seite der bösen Jungs. *drop* XD Deinen Schreibstil solltest du unbedingt beibehalten, der ist richtig gut. Und das sag ich wirklich nicht einfach nur so. Aber du hast einen Fehler begangen: Jetzt will ich unbedingt das nächste Kapitel lesen! Aber lass dir besser Zeit, mit Stress erreicht man garnichts. ^^ Hach, ich mag diese Geschichte total. Und das mein ich wirklich ernst! Also, schön fix in die Tasten hauen, okay? ^^ Mach weiter so!
Neko-chan
Von: abgemeldet
2005-03-17T14:22:09+00:00 17.03.2005 15:22
Jetzt bekommst du den 1. ich habs ja schon mal probiert, doch das fehlerfreie Windows gibts halt doch noch nicht. Jetzt aba, schön weiterschreiben, sonst muss ich wieder drängeln.. richtig geil geworden. *knuddel* Diese Geschichte MUSS einfach mal zu einem Buch werden, ich sags ja imma wieder.. cu, dein Gräfchen
Von: abgemeldet
2005-02-20T14:32:04+00:00 20.02.2005 15:32
ich glaube, ich muss ma zum augenartzt(kontaktlinsen)das mit dem harnisch und umhang und so kriege ich auch noch hin, aba ohne is darpir net darpir, ich glaube, meine unbenennbare müssen dich mal wieder in den hintern piksen, damit du mal endlich weiterschreibst, naja, ich schicke sie dir vorbei,und mach mal endlich, ich will wissen, was ich mache, komischer satz aba er ist wahr, und verlass dich auf mich, du wirst mich nicht mehr wieder erkennen, ich mach das mal irgentwann möglich,mach einfach mal, so lange kann das doch nicht dauern, bitte bitte bittee G_D
Von:  Ainu
2005-02-16T11:33:20+00:00 16.02.2005 12:33
Wow, das war ja lang, da hast du sicher lang dran gesessen ^^
Hast du aber toll hinbekommen. Besonders die Foltermethoden hast du toll beschrieben!!!
Aber dafür mag ich den Grafen jetzt nicht mehr *lach*
Kann es vielleicht sein das Arithon der Bruder von Falcon ist? Der Gedanke schwirrt mir schon seid dem ersten Kapitel rum ^^.
Na ja, das mit dem Oh mein Gott war schon wirklich richtig fies *mich den anderen anschließ*
Jetzt schreib schnell weiter, du hast mich nämlich neugierig gemacht also hopp!!!
Dat Welpe


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