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Sherlock Holmes - Der Mann mit dem Flammenkopf

von

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Unfall oder nicht?

Anmerkung des Autors John H. Watson: Folgende Erzählungen finden im Juli 1889 statt, einige Monate, bevor Sherlock Holmes und ich beauftragt wurden, den Tod von Charles Baskerville zu untersuchen. Gerade an diesem Umstand ist es gemessen, muss ich eingestehen noch an Schreckgespenster geglaubt und weniger irdische Lösungen für jene Problematik herangezogen zu haben, von denen ich Ihnen diesmal berichten möchte.

Holmes und ich hatten keine festen Tage vereinbart, an denen ich in der Baker Street, unserem alten Domizil, aufschlug. Im Grunde genommen war dies stets ein Glücksspiel, denn der Detektiv konnte genauso gut außer Haus sein, um Ermittlungen anzustellen, vermutlich in Verkleidung, in der er sich so oft am Hafen oder im East End herumtrieb. In diesen Fällen erwies sich die gute, alte Mrs. Hudson als genauso angenehme Gesprächspartnerin und ebenso als Köchin, wobei ich mich hütete, eines von beiden zu priorisieren. Als ich mich an jenem Dienstag jedoch in meinem bequemen Stuhl niederließ und wenig später von der guten Haushälterin bekocht wurde, hätte ich mir nicht gewünscht, irgendwo anders zu verweilen. Die Frau hatte beim Roast Beef nicht gespart, und ich gestand mir ein, diesmal froh über Holmes' Abwesenheit zu sein. Ein anstrengender Tag in meiner Praxis hatte dazu geführt, dass sich mein Appetit auf einem Allzeithoch befand. Also leerte ich meinen Teller und dankte der Haushälterin für ihre Mühe. Unten vernahm ich das Aufgehen der Haustür, und wenig später trat ein gehetzter Sherlock Holmes vor uns auf. Sein erster Blick traf auf mich, dann auf Mrs. Hudson und den leeren Teller.

"Ah, wie ich sehe, haben Sie den guten Doktor bereits verköstigt. Ich hoffe, dass Sie etwas für mich übrig gelassen haben, Watson."

Ich räusperte mich. Während Mrs. Hudson noch die Hände in die Hüfte stemmte, versuchte ich die Situation zu entschärfen.

"Holmes, ich muss doch sehr bitten! Sie können es niemandem zum Vorwurf machen, wenn Sie Ihr Gehen und Kommen nie ankündigen. Wie soll sich die gute Frau denn so einen Zeitplan zurechtlegen können?"

Holmes verdrehte die Augen und legte seine Straßenkleidung ab.

"Es überrascht mich gar nicht, dass Sie die Arbeit eines Detektivs noch immer nicht verstanden haben oder inzwischen schon wieder völlig verdrängt haben. Spontanität und schnelles Handeln sind essenziell für diesen Beruf", belehrte er mich.

Mrs. Hudson seufzte.

"Schon gut, ich werde einfach ein paar Sandwiches zubereiten. Für Sie auch, Doktor?"

Erst wollte ich nicht unhöflich erscheinen, dann spürte ich jedoch, dass sich in meinem Magen durchaus noch etwas Platz befand. Ich bejahte, und die Haushälterin machte sich auf in die Küche. "Watson, wenn Sie schon hier sind, begleiten Sie mich doch in mein Büro", schlug der Detektiv vor. Ich erhob mich und folgte ihm in seine Räumlichkeiten, wo schon der ein oder andere Fall seinen Anfang genommen hatte. Dort ließen wir uns nieder, und Holmes schenkte uns beiden ein Glas Scotch ein. Danach fiel sein Blick auf die große Standuhr am Ende des Zimmers.

"Erwarten Sie jemanden, Holmes?", hakte ich nach. Dieser nickte nach einigen Sekunden.

"In der Tat, ein Klient hat sich um 7 Uhr angemeldet. Er dürfte bald eintreffen."

Ich fragte nach, ob ich mich zurückziehen sollte, doch Holmes wehrte ab. Kurz nachdem uns Mrs. Hudson mit Sandwiches versorgt hatte, läutete es bereits, und die gute Dame kümmerte sich um den Gast. Wir stellten das Essen beiseite und warteten auf dessen Ankunft in Holmes' Büro. Ein zögerliches Klopfen folgte, dann bat der Detektiv die Person herein. Ein etwas rundlicher, fein gekleideter Mann trat ein und musterte uns abwechselnd.

"Mr. Sherlock Holmes?", fragte er unsicher. Mein Detektiv erhob sich und bat ihn sich zu setzen. Unser Gast folgte und machte sich auf den leeren Stuhl neben mir bequem.

"Sherlock Holmes. Das ist mein Kollege und Chronist, Dr. Watson. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn er unserem Gespräch beiwohnt?", hakte er nach. Der Gast schüttelte den Kopf.

"Was auch immer Sie für das Beste halten, Mr. Holmes." Sein elegant gezwirbelter Schnurrbart wippte beinahe bei jedem Wort, so kam es mir vor.

"Also. Was kann ich für einen Direktor des Aktienhauses Clark & Hall tun?", wollte er wissen. Unser Gast machte schon Anstalten zu antworten, da stutzte er.

"Verzeihung... hatte ich in meinem Brief meine Profession angegeben?", wirkte er abrupt verdutzt.

Mein Freund schüttelte den Kopf. "Nein, darauf haben Sie verzichtet. Doch das war auch nicht nötig. Aufgrund Ihrer Kleidung, die anderen gegenüber hervorstechen soll, ist es nicht schwer abzusehen, dass Sie ein erfolgreicher Geschäftsmann sind. Dazu passt auch Ihr fein zurückgekämmtes Haar und der mehr als sorgfältig gepflegte Bart. Sie befinden sich demnach in einer hohen Position und wollten nicht nur Eindruck auf Kunden, sondern auch auf Untergebene machen. Die Spitzen Ihrer Kleidung weisen dennoch gewisse Abnutzungsspuren auf, was darauf hinweist, dass Sie zwar in einem Büro tätig sind, jedoch nicht nur am Schreibtisch sitzen. Ihre Schuhe hingegen weisen weniger dieser Abnutzungen auf, was dafür spricht, dass ein Broker Ihre nötigen Dienstgänge für Sie erledigt. Außerdem besitzen Sie neben Ihrer Armbanduhr zusätzlich eine Taschenuhr, deren Kette ich aus Ihrer Brusttasche herausragen sehe. Sie sind demnach ständig darauf vorbereitet, die genaue Uhrzeit zu wissen. Was unerlässlich ist, bedenkt man die festen Zeiten dieses Geschäfts."

Unser Gast nickte kräftig.

"Ja, das ist richtig. Aber wie kommen Sie auf Clark&Hall? Ich könnte genauso gut für jedes andere Aktienhaus arbeiten", wand er ein.

Holmes wehrte ab.

"Das habe ich Ihrem Brief entnommen. Er wurde in der Evergrand Street abgeschickt, und Clark&Hall ist das einzige Aktienunternehmen in diesem Viertel", fügte er erklärend hinzu.
 

Unser Gast nickte bedächtig.

"Ja, Sie haben vollkommen recht. Mein Name lautet Joseph Kensington, ich bin Direktor bei Clark&Hall. Ich hatte gehofft, dass Sie mir bei einer Angelegenheit mit Rat und vielleicht Tat zur Seite stehen können", offenbarte er.

Mein Freund nickte und bat den Mann mit seinen Ausführungen zu beginnen. Dieser griff in seine Manteltasche und reichte uns eine Fotografie. Ich rückte etwas näher und erkannte einen älteren Herren mit einem sympathischen Gesicht.

"Hier handelt es sich um Benjamin Fitzroy, einem wichtigen Funktionär unserer Aktiengesellschaft", erklärte er. Ich lehnte mich wieder zurück, während Holmes das Bild etwas genauer studierte.

"Und welches Problem besteht mit diesem Mann?", fragte ich an Kensington gewandt. Dieser zögerte einen Moment.

"Nun… er ist tot", konkretisierte er.

"Ja, das könnte man ein Problem nennen. Wobei es immer auf die Umstände ankommt. Wie genau ist der Mann gestorben?", wollte Holmes in Erfahrung bringen. Kensington holte tief Luft.

"Es war vor einem Monat. Er und andere Gäste besuchten mein Herrenhaus in Sheffield. Wir hielten eine Feier aufgrund eines erfolgreichen Abschlusses ab. Es war bereits dunkel geworden, als sich Fitzroy noch einmal vor die Tür wagte, angeblich um frische Luft zu schnappen. Eine weitere Person, eine Angestellte unseres Unternehmens, sah einige Zeit später nach ihm und fand ihn tot im Garten vor. Er blutete stark aus dem Kopf, scheinbar hatte er sich an einem Stein aufgeschlagen, der aus der Erde ragte", begann er seine Erzählung.

"Das klingt nach einem gewöhnlichen Unfall", musste ich feststellen. Kensington spielte nervös an seinen Ärmeln herum.

"Ja, dieser Meinung war auch die Polizei, die wenig später gerufen wurde." Holmes reichte ihm die Fotografie zurück.

"Und wie kann ich Ihnen dabei tatkräftig unter die Arme greifen?", wollte er wissen. Der Klient seufzte.

"Es ist so… ich habe Zweifel, dass es sich wirklich um einen Unfall handelt. Zum einen ist Fitzroy trotz seines gehobenen Alters noch nie gestürzt. Er war für sein Alter recht fit. Zudem erscheint es mir seltsam, dass er ausgerechnet auf den einzigen hervorstehenden Stein im Garten fällt. Und dazu… wie soll ich es ausdrücken… die Angestellte, die ihn fand, glaubte eine weitere Person gesehen zu haben", gestand er.

Holmes hob eine Augenbraue. "Eine weitere Person? Und die Polizei stuft die Sache dennoch als Unfall ein?", fragte er skeptisch. Kensington zuckte mit den Schultern. "Ihre Aussage… war doch etwas konfus. Wissen Sie, wir hatten an dem Abend alle etwas getrunken. Dazu war es bereits dunkel draußen. Und ihre Beschreibung der Person war… wie soll ich sagen… nicht sehr glaubhaft."

Ich hakte nach, was er damit genau meinte, doch er schien sich mit einer Antwort schwerzutun.

"Mr. Holmes, sollten Sie sich für meinen Fall interessieren, hätte ich einen Vorschlag. Wir halten dieses Wochenende erneut eine Feier ab. Zum einen, um Fitzroy zu gedenken, zum anderen, um zu besprechen, wie sehr sein Tod der Firma schaden könnte. Ich würde Sie ebenfalls gerne einladen. So hätten Sie Gelegenheit, mit allen Anwesenden persönlich zu sprechen."

Mein Freund erkundigte sich, ob es sich bei den Gästen um diejenigen handelte, die bereits bei der letzten Feier zugegen waren. Der Klient bestätigte dies, und Holmes sagte zu. Nachdem die finanziellen Details geklärt waren, reichte Kensington uns die Hand und dankte für die rasche Hilfe. Dann verabschiedete er sich und ließ uns allein.

"Was halten Sie von der Sache, Watson?", fragte er mich, nachdem er in sein Sandwich gebissen hatte.

Ich tat es ihm gleich und überlegte gleichzeitig.

"Es kann gut sein, dass er den Tod seines Freundes nicht wahrhaben will, dass er einen Sinn dahinter sucht. Auf der anderen Seite kann dieser Fitzroy auch genauso gut gestoßen worden sein. Mir erscheint beides plausibel."

Mein Freund pflichtete mir bei.

"Aus diesem Grund möchte ich, dass Sie mich dieses Wochenende begleiten. Sie haben doch nichts vor?"

Insgeheim hatte ich bereits mit dieser Frage gerechnet. Meine Praxis war geschlossen, und meine Frau war zu Besuch bei Verwandten. Also sagte ich Holmes zu, und wir verabredeten uns zu einer bestimmten Zeit am Bahnhof.

Eine illustre Gesellschaft

Ich hatte an jenem Tag beinahe verschlafen, wäre es nicht den lauten Geräuschen von Straßenkindern zu verdanken gewesen, die sich vor meinem Schlafzimmerfenster vergnügten. Rasch erhob ich mich und legte meine Kleidung an. Ich zog meinen kleineren Reisekoffer aus dem Schrank, da wir wohl nur das Wochenende in Sheffield verbringen würden. Reisefertig traf ich am Bahnhof ein, wo Holmes schon auf mich wartete. Ich erkannte seinen tadelnden Blick, doch er sprach mich nicht auf die Verspätung an. Im Zug verstaute ich unsere Koffer und vertiefte mich in die Tageszeitung, bis wir an der Station Sheffield-North ankamen.

Dort erkannten wir einen jungen Mann, fein gekleidet, mit Brille und einem Schild, das unsere Namen auswies. Er stellte sich uns als Robert Leeds vor, Kensingtons persönlicher Assistent. Er organisierte die Droschke, die uns schließlich zum Herrenhaus des Aktienhändlers bringen sollte.

Dort stiegen wir aus, während sich Leeds sich um unsere Koffer kümmerte. "Ich werde sie in Ihre Gemächer bringen. Sie können diese sofort in Augenschein nehmen, wenn Sie möchten", erklärte er.

Holmes bat jedoch, gleich mit Mr. Kensington zu sprechen, und der Assistent nickte. Er führte uns ins Innere und wies auf die Tür zur Lounge. Während er die Treppe hochstieg, ging die Tür bereits auf, und unser Klient begrüßte uns überschwänglich. "Mr. Holmes! Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Bitte treten Sie doch ein", bat er und führte uns ins Innere.

Die Lounge war größer als erwartet, und es waren bereits einige Gäste eingetroffen. Kensington wies uns einen Platz zu, während auch die anderen auf uns aufmerksam wurden. "Darf ich vorstellen? Das ist Mr. Sherlock Holmes, so wie sein Kollege, Dr. Watson. Ich habe die beiden Herren ja bereits angekündigt", stellte er uns vor.

Die Anwesenden, zwei Männer und zwei Frauen, schienen nicht ganz zu wissen, was Kensington nun von ihnen erwartete.

"Joe, was genau erwartest du denn? Fitzroys Tod war ein Unfall, das hat die Polizei bestätigt", sagte ein jüngerer, attraktiv wirkender Mann mit einem Champagnerglas in der Hand.

Kensington stellte ihn sofort als David Chesterton vor, einen Investor und seinen persönlichen Golffreund.

Holmes räusperte sich.

"Nun, was die Polizei angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass aufgrund von Motivation und Überbelastung nicht jedes Urteil immer sofort anzunehmen ist", entgegnete er. Ich stimmte meinem Freund zu. Zu oft war ich anwesend, als er die Theorien der Beamten widerlegte.

"Dem kann ich nur zustimmen. Außerdem wurde doch eine weitere Person bei dem Toten gesehen, nicht wahr?", sagte ich dann.

Sofort veränderten sich die Mienen der Gäste merklich. Ich erkannte Bedrückung und Unsicherheit in ihnen. Bei einer der beiden Damen war es am deutlichsten.

"Nein, Doktor. Keine weitere… Person. Ein… Monster", sagte sie stockend.

Der Mann neben ihr seufzte resigniert.

"Mrs. McLean, lassen Sie diese Geschichte doch endlich gut sein. Vor allem die Herrschaften dürften sich dafür keineswegs interessieren", raunte er ihr zu.

Holmes hob jedoch seine Hand.

"Dem kann ich keineswegs zustimmen, Mr…"

Der Mann wandte sich dem Detektiv zu.

"Thomas Brown, ich schreibe für den Wirtschaftsteil der Times. Vielleicht haben Sie meinen Namen schon einmal gelesen."

Mein Freund nickte.

"Mr. Brown, ich würde die Ausführungen der Dame gerne hören. Mrs. McLean, sagten Sie?", fragte er an die Frau gewandt.

Diese nickte schwach. "Ja, Rebecca McLean, ich arbeite als Anwältin für Clark & Hall. Und ich… habe den armen Mr. Fitzroy an jenem Abend im Garten gefunden. Gott möge seiner Seele gnädig sein. Besonders… nach diesem Ereignis."

Während die anderen Gäste die Köpfe wegdrehten, legte ihr die andere Frau beruhigend eine Hand auf die Schulter. Kensington stellte sie uns als Sarah Evans vor, die Buchhalterin des Unternehmens.

"Von welchem Ereignis sprechen Sie?", versuchte ich dann die Unterhaltung voranzutreiben.

Mrs. McLean brauchte einen Moment, dann fuhr sie fort.

"Der Teufel! Es war der Teufel, der den armen Mr. Fitzroy geholt hat!"

Ein Raunen drang durch den Raum. Kensington seufzte.

"Nun… das ist der Grund, warum ich wollte, dass Sie sich die Geschichte persönlich anhören", sagte er an uns gewandt.

Holmes blieb jedoch völlig ruhig.

"Was genau meinen Sie mit Teufel?", wollte er von der Frau wissen.

Mrs. McLean stockte.

"Als ich in den Garten ging… war Mr. Fitzroy nicht das Erste, was mir ins Auge stach. Da… war er! Eine Gestalt, hell erleuchtet."

Ich runzelte die Stirn.

"Jemand mit einer Kerze in der Hand, meinen Sie?"

Die Frau schüttelte sofort den Kopf. "Keine Kerze, Doktor. Sein… Schädel! Dort, wo sich eigentlich sein Kopf befinden sollte… ragte eine große Flamme empor! Sein Kopf… er brannte! Verstehen Sie?"

Keiner der Anwesenden wagte etwas zu erwidern. Auch Holmes schwieg.

"Der… Schock! Der Schock über den Fund der Leiche muss zu dieser Wahnvorstellung geführt haben!", stand für Kensington sofort fest. "Ich… weiß, was ich gesehen habe", flüsterte die arme Mrs. McLean nun.

Holmes erhob sich.

"Was hat jene Gestalt, die Sie geglaubt haben zu sehen, dann getan?", hakte er nach. Einige der Gäste betrachteten ihn skeptisch, ich vermutlich ebenso.

"Er… ist geflohen. In den Wald hinter dem Garten", berichtete die Anwältin.

Der Detektiv nickte und erkundigte sich bei Kensington nach der Beschaffenheit des Waldes. Dieser rief seinen Assistenten dazu, der eine fundiertere Antwort liefern konnte. "Leeds! Wie wäre es, wenn Sie jetzt das Buffet vorbereiten würden?", wies er seinen Assistenten an. Dieser reagierte sofort und machte sich an die Arbeit. Unser Klient selbst bat uns, ihm zu folgen. Wir schritten einen kurzen Gang entlang und fanden uns in einem Arbeitszimmer wieder. Unser Gast schien unsicher und stützte sich an seinem Schreibtisch ab.

"Es tut mir leid. Die arme Mrs. McLean war so geschockt, dass sie sich das alles nur eingebildet hat", sagte er dann.

Holmes warf einen Blick hinaus in den Garten.

"Hat sie das? Wir werden sehen."

Ich zeigte mich überrascht über die Äußerung meines Freundes.

"Holmes, jetzt nur unter uns. Sie glauben doch nicht wirklich an einen Dämon als Täter, oder?", raunte ich ihm zu.

Mein Freund ließ sich nichts anmerken.

"Es war bestimmt der Schock oder der Alkohol, der die Zeugin dazu verleitet hat, solche Dinge zu sehen", fügte ich hinzu.

Holmes verzog die Lippen. "Aber warum eine Gestalt mit einem brennenden Schädel? Wieso Jack O’Lantern?", grummelte er.

Ich seufzte.

"Diesen Vergleich haben Sie gezogen!", erinnerte ich.

Holmes nickte und machte dann kehrt. Wir kehrten in die Lounge zurück, wo Robert Leeds bereits das Buffet aufgebaut hatte. Ich versuchte mich zurückzuhalten, denn wir waren hier in unserer beruflichen Rolle und nicht als Gäste. Erst als bereits einige Brötchen und Früchte verspeist worden waren, wagte auch ich mich an das reiche Buffet.

Die Stimmung war immer noch bedrückt, da diese Zusammenkunft zugleich eine Trauerfeier für den verstorbenen Mr. Fitzroy war. Kensington überredete seinen Freund Chesterton dazu, ein Stück auf seiner Violine zu spielen. Dieser bereitete sich einverstanden vor, musste jedoch erst seine Violine auspacken. Wir verabredeten uns, uns in einer halben Stunde wieder in der Lounge zu treffen, was Holmes und mir die Gelegenheit gab, unsere Koffer auszupacken. Wir inspizierten die Zimmer, in welche wir einquartiert worden waren, und waren durchaus zufrieden. Es war einige Zeit her, seit ich auf dem Land übernachtet hatte und unter so guter Luft war.

Holmes trat ein und erkundigte sich, ob es mir an nichts fehlen würde. Ich verneinte und war gerade dabei, meine Unterwäsche zu sortieren.

"Sind Sie schon fertig mit dem Auspacken?", erkundigte ich mich. Holmes nickte beiläufig.

"Vergessen Sie nicht, solange haben wir unseren Aufenthalt hier nicht eingeplant. Außerdem...", begann er, hielt dann aber inne.

Er schritt näher ans Fenster und warf einen Blick hinaus. Ich erkundigte mich, ob ihm etwas aufgefallen sei.

"Nun, der gute Mr. Brown scheint mit seinem Koffer ebenfalls bereits fertig zu sein", erwiderte er.

Ich schritt zu ihm und warf ebenfalls einen Blick nach draußen. Es war schon dunkel, deswegen erkannte ich Mr. Brown erst auf den zweiten Blick. Er marschierte durch den Garten, dabei blickte er sich immer wieder unsicher um. "Wo will der denn nachts hin?", wunderte ich mich.

Holmes zuckte die Schultern.

"Der Garten ist nachts nur schwer zu erkennen, doch wenn ich raten müsste, würde ich die Stelle des Todes von Mr. Fitzroy ins Auge fassen."

Ich hob eine Augenbraue. Was sollte der Journalist dort zu suchen haben? Vor allem um diese Zeit? Wollte er Mr. Fitzroy die letzte Ehre erweisen? Dann schreckte mein Freund auf.

"Watson! Sehen Sie das?"

Die Ernsthaftigkeit im Gesicht meines Freundes irritierte mich. Dann folgte ich seinem Blick. Ich erkannte etwas Helles, das sich Mr. Brown zu nähern schien.
 

„"Da ist ja noch jemand. Mit einer Kerze… nein, einer Laterne?", versuchte ich die Situation zu analysieren.

"Sehen Sie doch! Kommt es Ihnen so vor, als würde diese Laterne von jemandem getragen werden?", klang Holmes' Stimme nun lauter als gewohnt.

Ich musste ihm zustimmen. Es war so, als würde eine schwebende Laterne auf den Journalisten zukommen. Nein, darunter war definitiv der Körperbau eines Menschen zu erkennen. Zudem schien der Journalist nicht zu bemerken, da er ihr den Rücken zugewandt hatte.

Holmes riss nun das Fenster auf und brüllte nach draußen.

"Mr. Brown! Hinter Ihnen!", wollte er den Mann warnen. Dieser sah zu uns hoch, schien uns aber nicht zu verstehen.

Was dann geschah, würde mich ewig in meinen Träumen verfolgen. Die helle Gestalt hinter ihm schien etwas zu heben und mit einem schnellen Hieb nach unten sausen zu lassen. Mr. Brown schrie auf und krachte zu Boden.

"Schnell, Watson! Haben Sie Ihren Revolver dabei?", drängte mich der Detektiv.

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein! Ich nahm an, dass wir hier nur einem gewöhnlichen Unfall nachgehen! Von einer Gestalt aus der Hölle war nie die Rede!", glaubte ich, mich verteidigen zu müssen.

Holmes gab abschätzige Geräusche von sich und setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihm in raschen Schritten, und unten trafen wir auf Mr. Kensington, den Assistenten Leeds, Mrs. McLean, Mr. Chesterton und Ms. Evans.

"Was ist denn los?", fragte Ms. Evans erschrocken.

"Mr. Kensington! Haben Sie irgendwelche Waffen im Haus?", wollte der Detektiv unverzüglich wissen. Unser Klient verneinte, wozu hätte er diese auch benötigen sollen.

Holmes fluchte und stürmte dann aus dem Haus. Wir blieben ihm dicht auf den Fersen. Wir eilten zu der Stelle, an der Brown angegriffen worden war. Von der hellen Gestalt fehlte inzwischen jede Spur. Leeds hatte inzwischen eine Kerze angezündet, die uns zusätzlich zum Mondlicht ein wenig mehr Licht spendete. Brown lag flach auf dem Bauch, sein Rücken mit mehreren Schnitten übersät. Die Wunden bluteten schrecklich, und ich ging sofort in die Knie. Während Holmes den Boden untersuchte, wies er mich an, mich um den Mann zu kümmern. Er selbst machte sich daran, in den angrenzenden Wald zu laufen.

"Holmes, wo wollen Sie hin? Bei absoluter Dunkelheit ist das Wahnsinn!", rief ich ihm noch hinterher, konnte ihn aber nicht abhalten.

Also kümmerte ich mich um den Mann vor mir. Ich drehte Brown um und führte seinen Puls. Es gab nichts mehr, das ich hätte tun können. Der rapide Blutverlust hatte in kürzester Zeit zum Tod geführt.

"Mr. Brown! Ist er...", stotterte Chesterton, und ich nickte.

Mrs. McLean stieß einen Schrei aus. "Er war es! Der Mann mit dem Flammenkopf!"

Jack ist hinter euch her

Robert Leeds musste sie stützen, sie war beinahe einem Nervenzusammenbruch nahe.

Der Schrecken war auch in Browns Gesicht gezeichnet, ich wollte mir dessen Todeskampf gar nicht vorstellen. Ich wies Chesterton und Leeds an, mir dabei zu helfen den armen Mann ins Haus zu tragen. Die anderen gingen schon vor und öffneten uns die Tür. Dort trugen wir Brown in ein leeres Zimmer und bedeckten seine Leiche fürs Erste. Dann versammelten sich alle in der Lunge und ihre Blicke ruhten auf mir. Scheinbar gingen gewisse Erwartungen einher, die ich nicht zu erfüllen vermochte. Schließlich bat ich die Anwesenden ruhig zu bleiben, ein besserer Rat fiel mir beileibe nicht ein. Kensington verschwand kurz um bald darauf mit einer Flasche Whiskey zurückzukehren. Jeder der Beteiligten nahm gerne ein Glas entgegen. Inklusive mir.

„“Es… tut mir leid, dass wir Ihren Worten misstraut haben.“, wand sich Kensington an McLean.

Diese schwieg. Im selben Moment ging die Tür auf und wir sahen ihr erschrocken entgegen. Es war nicht der Dämon, sondern Sherlock Holmes, der sich uns außer Atem anschloss.

„Holmes! Was ist passiert?“, wollte ich unverzüglich wissen.

Dieser brauchte einen Moment und verlangte ebenfalls nach einem Schluck Whiskey.

„Nichts, guter Doktor. Nichts. Selbst ich vermag es nicht in absoluter Dunkelheit Spuren zu lesen. Sein Mörder ist entkommen. Er ist jemand, der sich in diesen Wäldern verdammt gut auskennt.“, erklärte er.

Ich empfand es als leichtsinnig, dass er unbewaffnet die Verfolgung aufgenommen hatte, schwieg aber.

„Wer… was hat den armen Mr. Brown da draußen getötet?“, flüsterte Ms. Evans beinahe.

„Jack O’Lantern…“, raunte ich, erntete aber einen tadelnden Blick von Holmes.

„Diese Sagengestalt? Was ist doch ein schlechter Scherz!“, mischte sich Chesterton ein.

Holmes schüttelte den Kopf.

„Ich fürchte nicht. Der Doktor und ich haben ihn beide gesehen. So wie in den Erzählungen der guten Mrs. McLean.“, berichtete er.

„Ich… sah ihn ebenfalls.“, meldete sich Leeds zu Wort und wir wandten uns ihm zu.

„Von der Küche aus meine ich. Ich konnte Brown aus dem Fenster sehen. Hinter ihm… war diese Gestalt. Ein Mann, dessen Kopf brannte. Wie eine Laterne. Er hat Brown niedergeschlagen.“

Mein Freund sah mich erwartend an.

„Aufgrund der Verletzungen vermute ich eine Axt. Die Schnitte auf Browns Rücken waren tief und kräftig. Vermutlich ging er nach dem ersten Hieb zu Boden. Danach… hat dieses Ungeheuer mehrfach auf ihn eingeschlagen, bis er tot war.“

Es fiel mir schwer, diese barbarische Todesart zu beschreiben.

„Ich hätte nie geglaubt… dass es solche Monster wirklich gibt.“, sagte Kensington monoton.

Holmes erhob sich.

„Ein Monster, ja. Ein übernatürliches Wesen? Wohl kaum.“, stand für ihn fest, dass es irgendeine Erklärung für den Spuk geben musste.

„Mr. Leeds, wie lange würde es dauern, von hier aus zum Bahnhof zu laufen und dort ein Telegramm an die Polizei zu schicken?“, wand er sich an den Assistenten.

Dieser überlegte kurz.

„Vielleicht eine Stunde, Zwei hin und zurück. Soll ich… mich sofort auf den Weg machen?“, fragte er verängstigt.

Mein Freund schüttelte den Kopf.

„Nein, das wäre nachts viel zu gefährlich. Bei Tagesanbruch ja, dann soll Sie auch jemand begleiten. Aber solange bleiben wir im Haus.“, legte er fest.

Ms. Evans schluckte.

„Etwa… mit einer Leiche im nebenan… und einem blutrünstigen Monster, das draußen auf uns lauert?“, konnte sie es nicht glauben.

Mrs. McLean legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Uns wird nichts anderes übrigbleiben, Liebes.“

Es war den Beteiligten anzusehen, wie entmutigt sie im Moment waren.

„Mr. Kensington, versuchen Sie bitte alles Mögliche aufzutreiben, was sich irgendwie als Waffe eignen könnte. Außerdem möchte ich, dass Sie alle Türen abschließen.“, wies Holmes den Hausherrn an.

Dieser nickte und versprach sein Möglichstes zu tun.

Dann zog ich Holmes zu mir.

„Holmes! Denken Sie etwa der Mörder könnte ein weiteres Mal zuschlagen?“, flüsterte ich ihm zu.

Mein Freund blieb mir eine Antwort schuldig.

„Ich habe nicht die Geringste Ahnung, alter Freund. Mir fehlen die Hinweise für eine genauere Einschätzung. Aber zunächst möchte ich erst einmal einen Blick auf den armen Mr. Brown werfen. Können Sie mir das ermöglichen?“

Ich nickte selbstverständlich und führte Holmes in den Raum, in den wir die Leiche gebracht hatte.

Der Detektiv zog das Laken, das wir zur Abdeckung verwendet hatten beiseite und inspizierte den Toten. Er pflichtete mir bei der Axt bei, weitere Erkenntnisse konnte er jedoch nicht gewinnen. Wir schlossen die Tür beim Verlassen ab und kehrten zu den anderen zurück.

Mr. Chesterton schwang seinen Golfschläger, vermutlich die beste Waffe, die er finden konnte. Der Assistent Leeds hatte sich mit einem Messer bewaffnet, doch so wie er es hielt, fürchtete ich, dass er sich eher selbst oder andere damit verletzen konnte. Die beiden Frauen hockten erschöpft auf dem Sofa und beobachteten das Treiben. Kensington kehrte mit zwei Petroleumlaternen zurück. Das zusätzlche Licht sollte helfen, die Schrecken etwas zu mildern. Holmes nahm eine entgegen und sah nach draußen.

„Watson, würden Sie mich begleiten?“, hakte er nach.

Ich sah ihn erschrocken an.

„Sie wollen doch nicht erneut nach Jack suchen, oder?“

Zu meinem Glück schüttelte der Detektiv den Kopf.

„Nein, das wäre sicher aussichtlos. Ich möchte lediglich den Tatort genauer ansehen.“, konkretisierte er.

Erleichtert nickte ich und stand ihm zur Seite.

Holmes bat die Anwesenden das Gebäude nicht zu verlassen und hinter ihm wieder abzuschließen. Er versprach, nicht lange zu brauchen.

Ich überlegte, ob es nicht besser war, bei den verängstigen Herrschaften zu bleiben, wollte aber Holmes auch nicht alleine lassen. Ich wusste, dass dieser durchaus im Stande war, sich zu verteidigen, doch gegen eine Gestalt aus der Hölle wollte ich ihn dann doch nicht antreten lassen.

Wir verließen das Herrenhaus und stapften in den Garten. An der Stelle angekommen, erkannten wir bereits den großen Blutfleck. Holmes kniete sich hin und musterte die Stelle. Brown hatte seinen Angreifer nicht kommen sehen.

„Merkwürdig. Das Wäldchen ist doch ein Stück weit vom Tatort entfernt. Auch wenn er ihm den Rücken zugewandt hat, hätte er die Gestalt aus dem Wald treten sehen müssen.“, stand für Holmes fest.

Ich konnte nicht viel dazu beitragen, immerhin hatte mein Freund Jack als erstes bemerkt.

„Haben Sie ihn denn aus dem Wald treten sehen`“, erkundigte mich.

Mein Freund wehrte ab.

„Nein. Es war so… als wäre er erst wenige Meter hinter Mr. Brown aufgetaucht. Als hätte er… seinen Kopf erst dann entflammt.“, murmelte er.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie so etwas von Stande gehen sollte. Schon leichte Flammen würden zu erheblichen Verbrennungen der Haut führen. Hätte der Mörder sich selbst angezündete wäre er zweifelsohne noch vor Mr. Brown verstorben. Sicherlich in einem noch heftigeren Todeskampf. Von Flucht konnte danach natürlich ebenfalls keine Rede mehr sein.

Mein Freund untersuchte den Boden genaue und wurde schließlich fündig.

„Ah ja, das habe ich mir doch gedacht.“, murmelte er und steckte etwas in seine Jackentasche.

Ich wollte ebenfalls einen Blick darauf werfen, doch da hatte er sich schon wieder erhoben und wies mich an, ihm zu folgen. Wir kehrten zum Haus zurück und klopfen. Es dauerte etwas, bis uns Leeds öffnete. Er versicherte sich zweimal, dass es wirklich wir waren, die vor der Tür standen. Wir traten ein und kehrten in die Lounge zurück. Alle sahen uns erwartend an, was wir gefunden hatte. Holmes wollte dazu ansetzen, etwas zu sagen, hielt dann aber inne.

„Einen Moment, ich sehe Ms. Evans hier gar nicht. Sie sind nicht alle zusammengeblieben?“, hakte er nach.

Kensington räusperte sich.

„Die meiste Zeit schon. Aber Ms. Evans hat zu weinen begonnen, also hat Mrs. McLean Sie ins Badezimmer begleitet.“

Unser Blick schwank zu der Frau.

„Ich habe sie dort alleine gelassen, sie brauchte einen Moment für sich selbst. Eigentlich… hätte sie längst zurück sein müssen.“

Holmes nickte.

„Watson, seien Sie so gut, und holen die Frau her. Auch sie muss meinen Ausführungen folgen.“, bat mich mein Freund.

Ich erklärte mich gerne bereit und machte bereits einen Schritt auf den Gang hinaus, als wir alle zusammenschreckten.

Ein schriller Schrei ertönte, es war eindeutig der von Ms. Evans. Sofort sprangen alle von ihrem Platz auf.

Holmes erkundigte sich, wo das Badezimmer sei, und Kensington deutete in eine Richtung. Wir setzten uns in Bewegung und rannten den Gang entlang. Noch bevor wir das Badezimmer erreichten, ereilte uns der Schrecken. Ms. Evans lag auf dem Boden, das Gesicht zur Decke gewandt. Ihre Brust war blutüberströmt, mehrere Schnitte hatten sie das Leben gekostet. Wenige Meter hinter ihr lag eine geöffnete Tür, die in die Dunkelheit führte.

Holmes sprang über die Leiche und stürmte ins Freie. Ich versuchte der armen Frau zu helfen, doch wie bereits bei Mr. Brown bestätigten sich meine Befürchtungen. Ihr war nicht mehr zu helfen. Also eilte ich Holmes hinterher, den ich im Hinterhof des Gebäudes vorfand. Suchend ließ er seinen Blick schweifen und stieß dabei mehrere Flüche aus. Er hatte den Mörder erneut aus den Augen verloren. Also kehrten wir ins Haus zurück, wo der Schock der Anwesenden noch tiefer saß als zuvor.

Holmes beugte sich über die Leiche und inspizierte sie. Als er fertig war, gab er mir die Erlaubnis, sie abzudecken.

„Mr. Kensington, ich gab Ihnen doch die Anweisungen alle Türen abzuschließen. Haben Sie die Hintertür womöglich vergessen?“, fragte er.

Erst verdutzt, dann fast empört verneinte der Hausherr.

„Nein, Mr. Holmes! Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich habe auch diese Tür abgeschlossen!“, beharrte er.

Mein Freund erkundigte sich noch, ob er den Schlüssel bei sich trug, was dieser aber verneinte. Die Schlüssel wurden im Eingangsbereich aufbewahrt.

„Er hätte das Haus ohne Schlüssel also nicht betreten können“, murmelte mein Freund.

Mr. Chesterton trat vor.

„Na und? Das ist doch jetzt egal! Zwei unserer Freunde sind tot! Und da draußen läuft ein Ungeheuer herum, das nur darauf wartet, einen weiteren von uns zu holen!“, klang er äußerst panisch.

Holmes nickte.

„Darum werden wir die restliche Nacht zusammen verbringen. Bei Tagesanbruch werden Watson und ich persönlich zum Bahnhof aufbrechen, um dort Scotland Yard zu telegrafieren.“

„Denken Sie… dass diese Kreatur etwa nur nachts zuschlägt?“, wollte Leeds wissen.

Holmes konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Fest stand jedoch, dass wir so schnell wie möglich Hilfe organisieren mussten. Weder standen uns Schusswaffen zur Verteidigung zur Verfügung, noch konnten wir es mit einem verrückten Axtmörder aufnehmen.

Nachdem wir Ms. Evans in den selben Raum wie Mr. Brown transportiert hatten, versammelten wir uns wieder in der Lounge. Der Rest der Nacht verlief zum Glück relativ ruhig, auch wenn man die Umstände betrachtete.

Jack auf der Spur

Als sich die ersten Anzeichen von Tageslicht zeigten, legte Holmes seinen Mantel an und wies mich an, es ihm gleichzutun. Er schwor den Anwesenden ein abzuschließen und auf unsere Rückkehr zu warten. Ich gestand, etwas erleichtert zu sein, dieses Teufelshaus endlich verlassen zu dürfen. Auch verschaffte mir das Tageslicht zusätzliche Sicherheit.

Wir verließen die Einfahrt und stapften den Weg entlang, den wir am Tag zuvor mit der Droschke gekommen waren. Nachdem wir das Anwesen nach einer Biegung hinter uns gelassen hatten, blieb Holmes unvermittelt stehen.

„Was ist? Sollten wir uns nicht beeilen und schnellstmöglich zum Bahnhof laufen?“, wand ich ein.

Mein Freund schüttelte den Kopf.

„Nein, Doktor, sollten wir nicht. Wir gehen nämlich nicht zum Bahnhof, das sollen die anderen lediglich glauben“, erklärte er mir.

Zögernd musterte ich den Detektiv.

„Was haben wir dann vor?“, fragte ich, konnte es mir aber denken.

Holmes verließ den Weg und stapfte in Richtung Wald. Ich eilte ihm nach und protestierte.

„Holmes! Das ist jetzt nicht Ihr Ernst!“

Der Meisterdetektiv schien es aber zweifelsfrei ernst zu meinen.

„Am Tag ist es wesentlich einfacher das Versteck des Mörders zu finden“, stand für ihn fest.

Erneut erinnerte ich ihn daran, dass ich meinen Wepley nicht eingepackt hatte, was für ihn aber kein Argument zu sein schien.

„Dann müssen wir einfach leise sein und ihn überraschen“, argumentierte er.

Ich wollte ihn schon fragen, wie er sich das gedacht hatte, doch er blieb mir eine Antwort schuldig.

Wir durchquerten den Wald und blieben so dicht wie möglich im Unterholz. Holmes wirkte wie hypnotisiert, seine Aufmerksamkeit war vor allem auf den Boden gerichtet. Ich folgte ihm lediglich und fragte mich, was wir hier eigentlich trieben. Plötzlich blieb Holmes stehen und deutete auf den Boden. "Sehen Sie sich diese Spuren an, Watson. Sie sind frisch, höchstens ein paar Stunden alt. Das ist unser Mann."

Wir wanderten weiter, unsere Sinne auf das Äußerste gespannt. Ab und zu hörten wir das Rascheln von Wildtieren oder den Ruf eines Eulenvogels in der Ferne.

Schließlich näherten wir uns einer Lichtung. Mir sprang etwas Metallenes ins Auge, eine Art von Container.

„Holmes! Ist das…“, flüsterte ich und er beendete den Satz.

„Ja! Ein Zirkuswagen! So wie ich vermutet habe.“

Wir näherten uns und begutachteten das Gefährt genauer. Mein Freund machte mich auf einen Baumstumpf aufmerksam, in dem eine Axt steckte. Selbst ohne den blutroten Glanz hätte ich zweifelsfrei sagen können, dass es sich dabei um die Mordwaffe handelte.

„Watson, wir müssen den Kerl erst entwaffnen und dann überraschen! Nehmen Sie die Axt an sich und machen Sie dann auf sich aufmerksam! Ich werde mich von hinten anschleichen“, wies er mich an.

Ich wollte schon Bedenken anmelden, da hatte sich Holmes schon in Bewegung gesetzt. Ich tat es ihm gleich und näherte mich dem Baumstumpf. Zögernd ergriff ich die Axt, die so viel Unheil angerichtet hatte.

Gerade hatte ich sie herausgezogen, da ging bereits die Tür des Zirkuswagens auf und ein hagerer, bleicher Mann starrte mich perplex an. Weder er noch ich konnten für mehrere Sekunden reagieren.

"Weder er noch ich konnten für mehrere Sekunden reagieren. Dann begann er, sich auf mich zu stürzen. Ich unternahm Anstrengungen, mich mit der Axt zu verteidigen, doch der Mann war definitiv agiler als ich. Er war jünger und wich meinen Schlägen aus. Schließlich gelang es ihm, mir die Axt abzunehmen. Er wollte auf mich einschlagen, und ich konnte mich nur retten, indem ich mich fallen ließ. Doch dies gewährte mir nur einen kurzen Aufschub. Der Mann stellte sich über mich und schwang seine Axt wie schon in der Nacht zuvor. Mein letztes Stündchen hatte geschlagen.

Da tauchte ein Schatten hinter ihm auf und versetzte ihm einen gezielten Tritt ins Schienbein. Der Mann stöhnte auf und ließ die Axt fallen. Sofort robbte ich zu ihr und entfernte sie aus seinem Einflussbereich. Holmes versuchte den Mann niederzuringen, doch dieser weigerte sich, so schnell aufzugeben. Er packte meinen Freund und versuchte, ihm die Kehle zuzudrücken. Ich unternahm einen Versuch ihm zur Hilfe zu kommen, doch der Sturz hatte meinem Rücken ziemlich zugesetzt. Der Detektiv schaffte es nun, dem Mann einen gezielten Tritt in den Magen zu verpassen. Dann packte er dessen rechten Arm, wand sich um und zog den Gegner zu sich. Er beugte sich hinunter und warf den Mann mit Hilfe seines eigenen Gewichts zu Boden. Ich erinnerte mich an eine von Holmes‘ Erzählungen. Er hatte diese Technik damals ‚Baritsu‘ genannt.

Der Mann war am Boden und schien auch so schnell nicht wieder aufstehen zu können.

„Watson, schaffen Sie es zum Zirkuswagen? Wir brauchen etwas, um ihn zu fesseln.“, rief mir mein Freund zu.

Ich nickte und kämpfte mich auf meine Beine. Dann humpelte ich zum Wagen, dessen Tür offen stand. Im Inneren roch es unangenehm und es herrschte Chaos. Auf einem schmalen Tisch erkannte ich es schließlich. Das Gesicht von Jack. Es war ein metallener Helm, in dem sich lediglich zwei Löcher für die Augen befanden. Diese waren sternförmig herausgestülpt worden, so dass mir nun eine hässliche, gesichtslose Fratze entgegenstarrte. Sie war pechschwarz, als hätte sie in Höllenfeuer gebadet.

Ich wusste jedoch, dass ich mich nicht länger davon aufhalten durfte. Ich durchsuchte den Zirkuswagen und wurde schließlich in einer Schublade fündig. Ein dickes Seil, das seinen Zweck definitiv erfüllen würde. Ich kehrte zu Holmes zurück, und gemeinsam fesselten wir das Monster so gut wie nur möglich.

„Ist... er das? Ist das das Monster?“, hauchte ich, obwohl sich die Frage sicher erübrigte.

Holmes nickte und trat dann an mir vorbei in den Zirkuswagen. Ich folgte ihm, auch wenn es mir Unmut bereitete, den Kerl alleine zu lassen.

Im Inneren fand ich Holmes vor dem pechschwarzen Helm von Jack. Dann untersuchte er die Schubladen und fischte einige alte Zeitungsartikel heraus. Er studierte sie und nickte dann zufrieden.

„Janos Szabo.“, murmelte er schließlich. Ich verstand erst nicht, erst als er weitersprach. 'Das ist Jacks wahrer Name. Er wirkt nun nicht mehr so schrecklich, nicht wahr?'

Ich hätte meinem Freund bei dieser Aussage widersprochen, schwieg aber. Holmes sah sich weiter um und warf einen Blick unter den Tisch. Mehrere Dosen mit Symbolen, die meisten davon Totenköpfe waren zu erkennen. Dann erhob er sich wieder und gab mir ein Zeichen, das Gefährt zu verlassen.

Draußen vergewisserten wir uns noch einmal, dass sich Jack... Sondern Janos nicht von der Stelle gerührt hatte. Zur Sicherheit verfrachteten wir ihn in seinen Zirkuswagen und schlossen ihn dort ein.

„Watson, ich möchte, dass Sie sich wieder zum Haus begeben und auf die Leute dort aufpassen.“, trug mir der Detektiv auf.

Ich konnte ihm diesbezüglich aber nicht folgen.

„Warum denn? Die Gefahr ist immerhin gebannt, nicht wahr?“

Ich konnte im Gesicht meines Freundes absehen, dass dies scheinbar nicht zutraf.

„Ich werde mich zum Bahnhof aufmachen und Scotland Yard informieren. Behaupten Sie einfach, Sie wären gestürzt, und ich hätte Sie zur Sicherheit zurückgeschickt.“, bat er mich.

Ich nickte, wobei diese Aussage zur Hälfte ja auch der Wahrheit entsprach.

„Es ist wichtig, dass Sie die Leute dort in absoluter Sicherheit wiegen. Niemand soll denken, dass Szabo inzwischen überwältigt wurde, ist das klar?“

Ich versicherte ihm, seinen Anweisungen so gut wie möglich zu folgen. Er würde sich auf mich verlassen können. Er selbst suchte sich eine Tasche, in welcher er Jacks Helm, sowie einige der Dosen verstaute und sie sich schließlich über die Schulter warf.

Dann trennten sich unsere Wege, und ich versuchte zum Anwesen zurückzukehren. Allerdings verlief ich mich einmal, wodurch sich meine Rückkehr noch mal etwas verzögerte.

Die Maske fällt

Endlich war ich angekommen und klopfte an der schweren Haustür. Es dauerte etwas, bis sich jemand rührte. Verständlich, immerhin hatte niemand mit meiner Rückkehr gerechnet. Es war wahrscheinlicher anzunehmen, dass es sich um Jack handeln musste, der ein weiteres Opfer forderte."

Schließlich öffnete mir Robert Leeds einen Spalt, und ich sagte ihm, dass alles in Ordnung sei. Er ließ mich ein, und die anderen staunten nicht schlecht, als ich in die Lounge zurückkehrte. Ich tischte ihnen das Märchen von meiner Verletzung auf und dass Holmes den Weg zum Bahnhof ohne mich betreten hatte. Ich versicherte ihnen, dass er sich beeilen würde und dass bald Hilfe eintreffen würde. Der Assistent hatte inzwischen Kaffee gekocht, den jeder von uns gierig in seine Kehlen goss.

Wie Holmes von mir verlangte, ließ ich keinen der Anwesenden aus den Augen und ließ mir nichts anmerken. Keine Bemerkung, dass die Gefahr eigentlich schon gebannt war, und Jack in seinem Zirkuswagen festsaß, bis ihn Scotland Yard dort befreien würde.

In den nächsten Stunden fielen nur wenige Worte, die Situation verbesserte sich freilich nicht groß. Schließlich ertönte ein Klopfen, und alle in der Lounge zuckten zusammen. Ich beruhigte sie und versicherte ihnen, dass es sich dabei bestimmt nur um Holmes handelte. Leeds und ich öffneten die schwere Haustür und ließen meinen Freund ein. Erwartungsvoll sprang ihm entgegen, als er die Lounge betrat.

„Und, Mr. Holmes? Gibt es Neuigkeiten?“, wollte Kensington sofort erfahren. Mein Freund ließ sich aber Zeit. Er stellte die schwere Tasche nieder, die er aus dem Zirkuswagen entfernt hatte, und ruhte sich dann erst einmal auf dem Sofa aus.

„Ich kann Sie alle beruhigen. Die Polizei ist bereits auf dem Weg“, beschwichtigte er die Leute. Dies schien genau das gewesen zu sein, was sie sich erhofft hatten.

„Sehr gut! Ich hoffe, sie durchkämmen den Wald und schnappen dieses Monster! Ob es sich nun um einen Menschen handelt oder nicht.“, keifte Chesterton.

Holmes hob abwehrend die Hände.

„Auch in dieser Hinsicht kann ich Sie vollends beruhigen. Das wird gar nicht nötig sein, da Dr. Watson und ich dies bereits in Angriff genommen haben.“

Verdutzte bis schockierte Blicke waren auf meinen Freund gerichtet. Schließlich begann er zu erzählen, von dem Zirkuswagen auf der Lichtung und wie wir Jack… nein, Janos Szabo unschädlich gemacht hatten.

„Aber… ich verstehe nicht ganz. Wieso haben Sie uns das nicht gleich erzählt, Dr. Watson?“, fragte Kensington perplex. Unsicher sah ich Holmes an, der zum Glück alles Weitere übernahm.

„Ich habe den guten Doktor darum gebeten. Immerhin sollte der Mörder nicht die Flucht ergreifen, wenn er erfährt, dass sein Komplize bereits unschädlich gemacht wurde.“, klärte er auf.

Allerdings schien er damit bei den meisten eher Verwirrung zu sorgen.

„Was für ein Mörder? Der Mörder ist doch dieser… Zabo… oder wie Sie ihn nannten. Richtig?“, hakte Mrs. McLean nach.

Holmes antwortete nicht sofort.

„Was die Morde an Mr. Brown und Ms. Evans angeht, ja. Mit dem Mord an Mr. Fitzroy hatte er allerdings nichts zu schaffen“, konkretisierte er.

Mrs. McLean musterte ihn sichtlich ungeduldig.

„Jetzt hören Sie mal! Ich habe Ihnen doch erzählt, dass dieser Flammendämon an jenem Abend auch im Garten stand!“, erinnerte sie den Detektiv.

Dieser zuckte aber nur mit den Schultern.

„Eine gewöhnliche Lüge, weiter nichts. War es nicht so?“, entgegnete er.

Die Frau vor ihm zuckte zusammen. Kensington sah zwischen den beiden hin und her.

„Eine Lüge? Mrs. McLean soll gelogen haben?“, konnte er es scheinbar nicht glauben.

Jetzt baute sich die Anwältin vor meinem Freund auf.

„Wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten? Wollen Sie mich jetzt etwa als die Mörderin darstellen?“, fauchte sie. Holmes nickte.

„Ja, genau das will ich. Oder zumindest als Totschlägerin. Fitzroys Tod war alles andere als geplant gewesen. Und die Umstände setzten eine Maschinerie mit entsetzlichen Folgen in Gang.“

Ich starrte meinen Freund an. „Sie meinen… Jack?“ Ein weiteres Nicken meines Freundes.

„In der Tat. An jenem Abend kam es zum Streit zwischen Mrs. McLean und Mr. Fitzroy. Er konfrontierte sie mit etwas, das er herausgefunden hatte. War es nicht so?“, fragte er die Frau erwartend.

Diese zog es aber vor zu schweigen. „Daraufhin starben ein Journalist und eine Buchhalterin. Ich denke, es wäre nicht gewagt zu spekulieren, wenn ich behaupte, dass Sie Geld unterschlagen haben“, warf er ihr vor.

„Etwa… von meiner Firma?“, sagte Kensington erschrocken.

Holmes bestätigte es ihm.

„Fitzroy wollte sie an jenem Abend zur Rede stellen. Allerdings hatten beide schon etwas getrunken und waren nicht mehr vollständig bei sich. Mrs. McLean reagierte deswegen auch gewalttätig und stieß Fitzroy zu Boden. Dann schlug sie seinen Kopf mehrfach gegen den aus dem Boden ragenden Stein. Die Blutspuren zeigen eindeutig, dass der Schädel mehrfach aufgeprallt ist. Andersfalls würden die Spritzer nur in eine Richtung deuten.“

„Und dann hat sie uns das Märchen von Jack O’Lantern erzählt?“, hakte Chesterton nach.

Holmes bejahte. „Sie geriet in Panik. Sie hätte an einem Unfall festhalten können, war sich aber nicht sicher, wie die Polizei den Zustand der Leiche deuten würde. Jeder wusste, dass sie alleine mit Fitzroy war, man hätte ihr den Unfall genauso gut auch nicht abkaufen können. Also erschuf sie eine weitere Person. Aber einfach nur einen unbekannten Mann zu erschaffen wäre zu verdächtig gewesen. Also entschied sie sich für eine Figur aus einer schottischen Fabel. Eine, die Sie als Kind in Schottland sicher oft gehört haben. Nicht wahr, Mrs. McLean?“

Der Blick der Frau wurde nun kalt und abweisend. „Sie können nichts davon beweisen. Wer sagt, dass ich es war, der Fitzroy's Kopf immer wieder gegen den Stein geschlagen hat. Das könnte genauso gut Szabo gewesen sein“, wand sie ein.

Holmes schmunzelte. „Ach, nun können Sie den Namen Ihres Komplizen auf einmal fehlerfrei aussprechen. Interessant.“

Mrs. McLean ließ sich jedoch nicht provozieren. „Geben Sie auf! Ihr Komplize wird gegen Sie aussagen, wenn er auch nur eine kleine Chance wittert, dem Galgen entkommen zu können.“

Als nächstes öffnete er die mitgebrachte Tasche und stellte den schwarzen Helm und die Dosen auf den Tisch. „Was Sie hier sehen, sind alles leicht entflammbare Chemikalien. Szabo war beim Zirkus, raten Sie einmal, was sein Spezialgebiet war.“

„Feuer“, tat ich ihm den Gefallen. Ich war selbst dabei, als Holmes die alten Zeitungsartikel studierte. Auch mir war klar, nachdem ich Fotographien von Szabo erblickte, in denen er Feuer spuckte oder mit brennenden Gegenständen jonglierte.

„Der Helm ist besonders dick, damit die Hitze nicht sofort Auswirkungen auf die Haut zeigt. Auch die Kleidung des Mannes kam mir seltsam vor, als wir ihn fesselten. Es handelt sich um Flammschutzkleidung, welche in der Schwerindustrie, zum Beispiel von Schweißern, verwendet wird und vor Hitze und Funken schützen soll. Auch hatte Szabo stets etwas zum Löschen dabei, nachdem er in die Wälder geflohen war, damit er der Hitze nicht länger ausgesetzt war als sonst“, beendete Holmes seinen Bericht.

Mrs. McLean ließ sich auf das Sofa gegenüber fallen. „Ich dachte, ich hätte den perfekten Handlanger gefunden. Ich dachte, gerade er könnte meinen Erzählungen Leben einhauchen.“

Die Anwesenden starrten sie entsetzt an. „Also… ist alles wahr? Sie töteten Fitzroy und haben auch Brown und Evans töten lassen?“, konnte Kensington nicht fassen. McLean nickte schwach.

„Was sollte ich auch anderes tun? Fitzroy hat mich erwischt, nachdem er einen Blick in die Papiere geworfen hatte. Da Sarah Buchhalterin war, war es auch bei ihr nur eine Frage der Zeit. Und Brown recherchierte schon länger bezüglich Unregelmäßigkeiten. Ich musste meine Spuren so gut verwischen, wie es nur ging“, rechtfertigte sie sich.

Holmes ächzte verächtlich. „Das ist Ihnen aber nicht gelungen. Beginnend bei der Blutspur und endend bei der Hintertür, die Sie für Ihren Komplizen aufgeschlossen haben. Wenn man es genau bedenkt, war jede Tat nur durch Ihre Assistenz ausführbar, so kam ich schließlich auf Sie. Sie verabredeten sich mit Brown im Garten und begleiteten Ms. Evans zur Toilette. Sie hinterließen überall kleine Hinweise. Genau wie Szabo, der ein Streichholz bei seiner Tat zurückließ. Auch, dass er seinen Helm erst kurz vor der Tat entflammte, half mir dabei, den Trick zu durchschauen. Mrs. McLean, Sie haben drei Menschen nur aus reiner Habgier getötet. Ich kann mir nichts vorstellen, was verachtenswerter wäre“, erlaubte er sich ein Urteil.

Kaum zwei Stunden später traf schon die Polizei ein und verhaftete Mrs. McLean. Holmes musste sie zu der Lichtung führen, wo Szabo immer noch in seinem Zirkuswagen kauerte, da sie diese von alleine wohl nicht gefunden hätten. Danach dauerte es nicht lange, bis die beiden Täter in einem Zug nach London saßen, wo sie ihre gerechte Strafe erwarten würde.

Bereits am Nachmittag desselben Tages verabschiedeten wir uns von unserem Klienten, Mr. Kensington, der noch immer geschockt war, dass eine seiner Angestellten zu so einer Gräueltat fähig gewesen war. Holmes sagte ihm, dass gerade sein Beruf die Gier anzog, worauf ihm der Mann rechtgeben musste.

Wenig später saßen wir wieder im Zug nach London und konnten über die Ereignisse sprechen.

„Geben Sie es zu, Holmes. Für einen Moment haben Sie wirklich an den Teufel geglaubt“, stichelte ich.

Mein Freund sah aus dem Fenster und wirkte ernst.

„Ach, Watson, wissen Sie… das tue ich ehrlich so gut wie jeden Tag. Allerdings… besitzt er dabei stets die menschliche Gestalt, die sich uns zu guter Letzt am Ende jedes Falls zeigt.“



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