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Der letzte Moment

Dezember
von

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20:07 Uhr

Sakura starrt ihrem Spiegelbild in die Augen. Das wunderschöne Kleid und ihre fein zurecht gemachten Haare ignoriert sie, genauso wie alles andere. Sie atmet aus und ein, ihre Nervosität wird nicht besser, eher schlimmer und schlimmer. Sie schlägt die Hände vors Gesicht.

„Och komm schon, Süße.“ Ino taucht auf und beugt sich zu ihr.

Sakura dreht sich um. „Du hast gut reden.“ Genervt verschränkt sie die Arme vor der Brust.

„Du siehst toll aus“, flötet Ino.

Die Krankenschwester lässt den Kopf hängen. „Das ist es nicht“, nuschelt es hinter den rosa Haaren hervor. „Es ist nur ...“

„Ja, ja“, unterbricht sie Ino und winkt ab. „Ich weiß schon. Aber irgendwann musst du mal wieder raus. Du brauchst auch mal eine Auszeit.“ Aufmunternd tätschelt sie Sakura den Rücken. „Und wenn, wann nicht zu Silvester?“

Natürlich hat ihre beste Freundin recht. Sie war seit … Ohje, wenn sie so drüber nachdenkt, war sie seit der Schwangerschaft nicht mehr aus. Die junge Krankenschwester sieht auf und müht dich ein schiefes Lächeln ab.

„Siehst du?“, summt Ino und strahlt über das ganze Gesicht. „Und wenn wir dort sind und den ersten Drink haben, wird die Welt anders aussehen, glaub mir.“

Gemeinsam stürzen sich in die Nacht.

21:13 Uhr

Es ist voll und laut. Musik dröhnt aus den Lautsprechern und die Bässe brummen tief in Sakuras Magen.

Ihre Tochter ist bei ihren Eltern, sie ist in guten Händen und doch, der Zweifel nagt an ihr. Silvester ist ein besonderer Tag, sollte sie ihn nicht lieber doch mit Sarada erleben?

Ino hat allerdings auch Recht. Sie braucht mal eine Auszeit; mal nur junge Frau sein und nicht Mutter. Mal ausgelassen sein, nicht auf jede Kleinigkeit achten ... Es fühlt sich gut an, getragen von der Stimmung und den ersten zwei Drinks sich fallen zu lassen. Und doch ...

„Hör auf!“, brüllt ihr Ino ins Ohr.

Erschrocken dreht sich Sakura um. „Was?“

„Ich seh dir doch an, dass du schon wieder grübelst.“ Beleidigt verzieht die Blondine das Gesicht.

Verschämt sieht die Krankenschwester zur Seite. Sie sollte sich keine Sorgen machen; und grübeln sollte sie auch nicht. Sie weiß das, aber sie schafft es einfach nicht.

Verschmitzt grinst Ino. „Du weißt was das heißt?“

Sakura hebt fragend die Augenbraue. Sie ahnt was jetzt kommt, will es aber eigentlich nicht wissen

„Mehr Drinks!“, brüllt Ino laut und packt ihre Freundin an der Hand. Sie drängt sich durch die feiernde Meute und zieht Sakura mit sich.

22:51 Uhr

Die Luft ist dick, riecht nach Alkohol, Zucker und Schweiß. Dicht an dicht drängen sich die Feierwütigen, tanzen und grölen. Die Stimmung ist euphorisch und ausgelassen.

Sakura lässt sich mitreißen, verdrängt das schlechte Gewissen. Ihre Augen sind geschlossen und sie konzentriert sich nur auf den Takt der Musik; nur dieser existiert, führt Ihre Bewegungen. Die Menschen um sie herum existieren nicht mehr, nur die flackernden Lichter und der geschmeidige Sound.

Sakura lässt los, lässt sich treiben und schafft es endlich alle Sorgen beiseite zu schieben. Jede Note, jeder Ton geht direkt in Ihre Nervenbahn, kitzelt sie und fordert sie zum Tanz.

Die Welt löst sich auf - nur sie und die Musik. Ihre Hüfte schwingen zum Bass, ihre Arme bewegen sich zu den Vocals und ihr Haar schwingt zur Baseline. Sie verschmilzt mit der Musik, mit dem Licht, mit der Stimmung.

Das Hämmern der Bässe treibt sie an, pusht sie weiter und weiter. Er treibt sie voran, holt alles aus ihr heraus.

Die Stimme des Sängers lockt sie, schmeichelt ihr und hüllt sie ein.

Beat und Tempo wechseln werden schneller und Sakura folgt, passt sich an und beschleunigt ihre Bewegungen.

Song um Song tanzt die junge Frau, lässt alles hinter sich ...

23:50 Uhr

„Und? Glücklich?“ Inos Augen funkeln.

Sakura grinst verschämt. „Ja, schon irgendwie.“

„Irgendwie?!“, ruft die Blondine gespielt entrüstet.

Die beiden Frauen lachen ausgelassen und Ino geht Richtung WC-Kabine.

In Sakuras Tasche 'klopft' es. Irritiert nimmt sie ihr Smartphone zur Hand. Als sie den Absender der Nachricht sieht setzt ihr Herz kurz aus. Sasuke.

Sie öffnet die Nachricht.

Nett. Es dauert einen Moment; und ein kurzer Videoclip folgt. Er zeigt Sakura, als sie mit geschlossenen Augen tanzt. Die junge Frau läuft hochrot an.

„Hey, was ist?“

Erschrocken sieht Sakura auf. Sie bekommt kein Wort heraus und gibt Ino stattdessen das Smartphone.

„Woha. Das ist von ihm, oder? Von Sasuke?“ Die Blondine starrt ihre Freundin mit großen Augen an.

Wortlos nickt Sakura. „Er ist hier“, flüstert sie leise und hält sich anschließend die Hand vor den Mund.

Ino ist sichtlich aus dem Häuschen. „Wie cool.“ Schnell beginnt sie eine Nachricht zu schreiben.

Es dauert einen Moment bis die Krankenschwester begreift, was da gerade passiert. Sie will Ino das Smartphone abnehmen doch diese kichert und dreht sich immer wieder weg.

„Fertig“, frohlockt die Blondine und gibt freudestrahlend das Smartphone zurück.

„Du blöde Kuh!“ Sakura ist sichtlich verärgert.

Ino rollt mit den Augen. „Mensch, was glaubst du wie lange er noch wartet? Ihr schreibt euch ständig und telefoniert; und wenn er dich treffen wollte?! Hast du gekniffen!“

Ertappt zuckt Sakura zusammen. „Ich habe nicht gekniffen“, nuschelt sie beschämt.

Ihr Smartphone meldet sich.

Ok.

Sakura wird mulmig. Sie scrollt hoch zu der Nachricht die Ino geschrieben hat.

In 5 Minuten auf dem Dach.

Einsetzt starrt sie ihre beste Freundin an. Gerade als sie anfangen will etwas zu sagen beginnt Ino, „Schon mit Sai geklärt. Sai … du weißt schon, der von der Security. Er lässt euch hoch. Es ist schön dort, glaub mir“, verschwörerisch zwinkert sie.

23:58 Uhr

Zögerlich betritt sie das Dach. Die Nacht ist kalt und ihr Jäckchen wärmt sie kaum, trotzdem fließt Hitze durch ihren Körper.

Sie geht unsicher um eines der Klimagerät herum und rempelt in etwas - etwas Bekanntes. Hart und weich, unnachgiebig und dennoch sanft.

Sakura sieht auf. Schwarze Augen mustern sie; wie vor fast einem Jahr und dennoch anders.

„Dachte schon, du kneifst wieder“, raunt er.

Sie kann nicht antworten, schüttelt stattdessen schüchtern den Kopf.

„Hn.“

So stehen sie da und sehen sich an. Still führen sie ein Gespräch über Erwartungen und Sehsüchte, über Angst und Bedenken; ein Gespräch das längst überfällig war.

Beschämt wendet Sakura schließlich den Kopf und fühlt kurz darauf seine Finger unter ihrem Kinn. Er dreht ihren Kopf zurück und hebt ihren Blick. Sie sehen sich an, unschlüssig, was werden soll.

Plötzlich ertönt ein Chor; aus dem Club und aus den Straßen.

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Ein Schmunzeln huscht über seine Lippen, rot schleicht sich auf ihre Wangen.

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Er beugt sich hinunter. „Danke, dass du mir den letzten Moment des Jahres schenkst.“

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Seine Lippen berühren ihre, bestimmt und vereinnahmend.

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3!

Sie erwidert den Kuss, leidenschaftlich und gelöst.

2!

1!

Arme umschlingen den jeweils anderen Körper.

00:00 Uhr

Der Himmel explodiert im Farbenrausch. Welle um Welle schlägt kraftvoll in die Nacht, brandet gegen den Mond und färbt die Dunkelheit in leuchtende, schillernde Farben.

Feuerblumen blühen, prachtvoll und atemberaubend; Dunkelheit bildet den Kontrast dazu, lässt sie noch schöner und strahlender erscheinen.

Rausch und Euphorie verschmelzen, mischen sich wie die Farben am Himmel, gehen in einander über und werden eins.

Donnerschläge treiben den Puls in die Höhe und Knistern erfüllt die Stille. Ein Rhythmus, getrieben von Hektik; ein Takt, der seinen eigenen Gesetzen folgt.

Atemlos erreicht das Spektakel seinen Höhenpunkt, das Finale raubt alle Sinne.

Langsam ebbt das Hoch ab, verklingt summend in Wohlgefühl und lässt ein Prickeln zurück.

Die Sterne erobern den Himmel und hüllen die Nacht schließlich in ihr gewohntes Kleid.
 

„Ich hoffe, ich muss nicht wieder ein Jahr warten.“

Sakura vergräbt peinlich berührt ihr Gesicht an seiner Brust. „Nein.“

Kurz ertönt ein leises, raues Lachen. „Hm.“

„Versprochen.“



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