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Was sie nicht wissen...

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Theaterstück, das im folgenden Kapitel ausschnittsweise verwendet wird, wurde im Jahr 2006 von der Theatergruppe des Albert-Schweitzer-Gymnasiums aufgeführt. Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Es war Mitte Dezember und für diese Jahreszeit sehr warm. Auch auf dem Schulhof war zu merken, dass der Winter in diesem Jahr recht mild ausfiel. Die dicken Winterjacken blieben bei dem einen oder anderen offen und die Wollmützen wichen Basecapes. Viele standen an ihren angestammten Plätzen und genossen die freie Zeit zwischen den Unterrichtsstunden. Auch Klaus saß mit seinen Kumpels Christian und Pascal auf einer der Bänke und verspeiste sein Frühstücksbrot.

„Was machen wir denn dieses Wochenende?“, fragte Klaus.  

„Was für eine Frage! Party machen natürlich!“, antwortete Pascal.

„Hast du etwa vergessen, dass wir morgen zum Konzert von Wellenbrecher fahren?“

Christian sah den jungen Mann mit den dunkelblonden Haaren, deren Farbe schon fast ins Hellbraune überging, fragend an.

„Jetzt, wo du es sagst. Ich hatte wirklich nicht mehr daran gedacht“, erwiderte Klaus und kratzte sich am Hinterkopf.

„Du scheinst in letzter Zeit ziemlich viel zu vergessen. Deine Hausaufgaben für Erdkunde hast du nicht gemacht und musstest sie von mir abschreiben. Was ist denn mit dir los?“

„Ich habe eben andere Sachen im Kopf, ich weiß auch nicht.“

„Na ja, Anne wird dich bestimmt auf andere Gedanken bringen.“

„Das glaube ich nicht“, erwiderte Klaus.

„Was glaubst du nicht?“, fragte jemand hinter ihm.

Der Angesprochene drehte sich um und sah seine Freundin Anne vor sich stehen.

„Ist nicht so wichtig.“

Er stand auf und ging einige Schritte mit ihr, die Jungs mussten schließlich nicht alles hören, was sie besprachen. „Hast du heute Zeit für mich?“, fragte das schwarzhaarige Mädchen etwas schnippisch.

„Also, eigentlich wollten die Jungs und ich eine Kneipentour machen.“

„Und morgen?“

„Da fahren wir doch zum Konzert nach Berlin, das habe ich dir aber erzählt“, meinte Klaus.

„Ja, vor einem Monat vielleicht“, erwiderte sie bissig. „Du erzählst mir gar nichts mehr und wir sehen uns auch kaum noch.“

„Entschuldige.“

„Wenn du nie Zeit für mich hast, dann können wir uns auch gleich trennen!“

Anne sagte das nur, weil sie sauer war, aber die Reaktion von Klaus war anders als erwartet.

„Okay.“

„Wie bitte?“

„Du willst dich von mir trennen, bitte. Ich habe damit kein Problem.“

Sie sah ihn entsetzt an. „Wie bitte?“

„Um ehrlich zu sein, ich bin dir in letzter Zeit aus dem Weg gegangen, weil ich nicht wusste, wie ich dir sagen soll, dass ich mich in ein anderes Mädchen verliebt habe. Ich hätte mich so oder so von dir getrennt.“

„Das ist doch jetzt wohl nicht wahr! Ich fasse es nicht!“

Anne war außer sich, noch nie hatte ein Junge mit ihr Schluss gemacht, bisher war immer sie diejenige gewesen, die die Beziehung beendet hatte.

„Aber Anne, es hat doch keinen Sinn länger mit dir zusammen zu sein, wenn ich keine Gefühle mehr für dich habe.“

Er versuchte es zu erklären, doch in diesem Moment war es vergebens.

„Du Mistkerl!“, sagte die Schwarzhaarige und verpasste ihm eine Ohrfeige, die Klaus’ Ansicht nach auf dem ganzen Schulhof zu hören war. Damit machte Anne kehrt um und lief wütend zu ihren Freundinnen, die die Szene verwundert beobachtet hatten.

„Was ist denn passiert?“, fragte Steffi, als Anne bei ihnen angekommen war. Auch Sabrina und Lydia sahen sie fragend an.

„Klaus, dieses Arschloch, hat mit mir Schluss gemacht! Mit mir!“

„Oh…“

„Ich kann es nicht glauben. Was stimmt mit ihm nicht, dass er mich – mich“, betonte sie extra und klopfte zum Bestätigen mit der Hand an ihren Oberkörper, „abserviert?“

„Was hat er denn gesagt?“, hakte Lydia nach.

„Dass er sich in eine andere verliebt hat.“

„Hmmm“, meinte Sabrina. „Dabei bist du doch die perfekte Freundin für ihn. Wie kann er sich dann in eine andere verlieben? Woher soll er sie überhaupt kennen? Wenn, dann waren wir doch in den letzten Wochen immer nur als Gruppe unterwegs, oder?“

„Keine Ahnung. Ist mir eigentlich auch egal, woher er die Bitch kennt“, erwiderte Anne. „Am liebsten würde ich ihr die Augen auskratzen.“

„Wir werden Pascal und Christian nachher mal unauffällig befragen, ob sie etwas wissen.“

 

„Klaus, was hast du gemacht, dass Anne dir eine scheuert?“

Christian und Pascal waren von der Bank aufgestanden und zu ihrem Freund gelaufen, als Anne sich auf den Weg zu ihren Freundinnen begeben hatte.

„Nur Schluss.“

„Du hast Schluss gemacht mit Anne? Bist du irre?“

„Wieso denn nur?“, wollte auch Pascal wissen.

„Ich weiß auch nicht. Ich empfinde nichts mehr für sie. Wir hatten uns nur noch auf der Stelle bewegt, aber nicht als Paar weiterentwickelt.“

„Und dafür hat sie dir eine Ohrfeige verpasst?“

„Nein, das war wohl eher, weil ich gesagt habe, dass ich mich in eine andere verliebt habe.“

„Du bist ein Trottel. Du kannst doch der Traumfrau schlechthin nicht sagen, dass du sie abservierst, weil eine andere besser ist als sie.“

„Siehst du doch“, erwiderte Klaus und rieb sich über die immer noch schmerzende Wange.

 

 

Zur selben Zeit war Natascha in der Schulbibliothek und suchte nach Büchern, die Informationen über die Außen- und Innenpolitik der Weimarer Republik enthielten. Darüber musste sie in Geschichte einen Kurzvortrag halten. Bereits nach kurzer Zeit war sie fündig geworden, ließ die Bücher abstempeln und verließ die Bibliothek, um am Speisesaal und der Kantine vorbeilaufend nach draußen zu gelangen. Wenig später ging sie über den Schulhof zu ihren Freundinnen Lilli und Jana.

„Hey Tascha, du hast gerade etwas ganz Tolles verpasst!“, sagte Lilli gleich und grinste schadenfroh.

„Ach so. Was denn?“

„Anne war bei den Pappnasen und hat sich mit Klaus unterhalten, es wurde im Laufe des Gesprächs lauter und am Ende hat sie ihm eine Ohrfeige verpasst.“

„Weshalb freust du dich denn so darüber?“, fragte Natascha.

„Es macht nur Spaß zu sehen, dass es jemand gibt, der sich traut, einem der Machos eine zu knallen. Und meiner Meinung nach hat es Klaus verdient!“, antwortete Lilli.

„Du bist gemein. Was hat er ihr denn getan, dass du ihn nicht leiden kannst?“

„Nichts, er ist mir einfach unsympathisch.“

Die Drei standen einige Minuten da ohne etwas zu sagen, sie sahen sich auf dem Hof um und aßen etwas. Dann brach Natascha das Schweigen.

„Warum Klaus und Anne sich wohl gestritten haben?“

„Vielleicht haben sie sich getrennt“, meinte Jana und bei diesen Worten erschien ein unauffälliges Lächeln auf Nataschas Lippen.

„Das könnte sein. Ich habe von Sabrina gehört, dass es in letzter Zeit zwischen den beiden kriselt. Anne soll gesagt haben, dass sie sich immer weniger sehen“, ergänzte Lilli. „Aber wir werden sehen, was der Flurfunk berichten wird.“

 

 

Am Nachmittag saß Klaus am Computer und recherchierte für eine Hausaufgabe, als ihm angezeigt wurde, dass er eine Nachricht im Chatprogramm erhalten hatte.

 

Paul:      Hallo Bruderherz

Klaus:   Hey Paul

Paul:      Na, wie geht’s dir?

Klaus:   Eigentlich ganz gut

Paul:      Eigentlich?

Klaus:   Ich habe heute mit Anne Schluss gemacht

Paul:      Das war aber auch längst überfällig

Klaus:   Wirklich?

Paul:      Ja, ich fand Anne unmöglich

Klaus:   Oh okay. Warum hast du mir das nie gesagt?

Paul:      Weil du nun mal auf sie standst

Klaus:   Hmmm

Paul:      Wie bist du denn jetzt allein drauf gekommen?

Klaus:   Ach, es war ein schleppender Prozess. Ich hatte schon eine Weile das Gefühl, dass es nicht passt. Jeder wollte immer seinen Kopf durchsetzen, aber wir wirkten nicht zusammen als Paar

Paul:      Das Gefühl hatte ich auch. Du hast oft nachgegeben und gemacht, was sie wollte. Zum Beispiel hast du dich immer ins Shining oder Roxx mitschleppen lassen, obwohl du lieber zuhause geblieben wärst. Oder  du hast zurückgesteckt bei Ausflügen. Statt etwas Sportliches gab es doch die Shoppingtour.

Klaus:   Du hast schon recht. Genau das habe ich mir auch gedacht…

Paul:      Wie geht es dir denn aber mit deiner Entscheidung? Von meiner Meinung mal abgesehen.

Klaus:   Es fühlt sich komisch an. Und irgendwie tut es mir auch leid für Anne. Sie war verdammt wütend und hat mir sogar mitten auf dem Schulhof eine Ohrfeige verpasst

Paul:      Aua

               Aber gesehen hätte ich es schon gern 😉

Klaus:   Idiot

Paul:      Ich habe dich auch lieb, mein liebster Bruder

Klaus:   Aber im Endeffekt wird sie darüber hinwegkommen und einen anderen finden. Sie muss doch nur mit dem Finger schnippen und sie stehen Schlange

Paul:      Das glaube ich gern

Klaus:   hmmm

Paul:      Und wie geht es mit dir weiter? Erstmal eine Pause von der Liebe und aufs Abi konzentrieren?

Klaus:   Aufs Abi konzentriere ich mich genug, habe ja ein Ziel vor Augen und dafür brauche ich den richtigen Durchschnitt

               Und Pause von der Liebe…. Weiß nicht so recht

Paul:      Rück schon raus mit der Sprache

Klaus:   Es gibt da ein Mädchen in meiner Stufe, das so ganz anders ist als Anne und das mir etwas den Kopf verdreht hat, ohne dass ich es wollte und sicher auch ohne, dass sie es wollte… sie ist einfach nur… wie sag ich es am besten, sie ist einfach echt… wenn du weißt, was ich meine

Paul:      Oh, oh….

Klaus:   was heißt denn oh, oh?

Paul:      Das klingt nach Schwärmerei

Klaus:   gut möglich

Paul:      und mag sie dich auch?

Klaus:   ich weiß es nicht

Paul:      dann solltest du das herausfinden

Klaus:   vermutlich lasse ich aber doch erstmal etwas Zeit vergehen

Paul:      wie du denkst

Klaus:   was ist denn eigentlich bei dir so los?

Paul:      nichts weiter…. Ich besuche die Vorlesungen, aber auch die ein oder andere Party 😉

Klaus:   war ja klar…. Du bist eher Student als dass du studierst

Paul:      :P

 

Die beiden Brüder schrieben noch eine Weile miteinander, bis Paul zu seiner Abendvorlesung aufbrechen musste und Klaus sich wieder seiner Recherche widmete. Er wollte noch etwas schaffen, bevor Pascal und Christian ihn für die Kneipentour abholten.

Kapitel 2

Die nächsten Wochen vergingen, das neue Jahr begann und der Frühling gewann die Oberhand über den zuletzt sehr milden Winter, auch wenn er noch gar nicht an der Reihe war. Tests und Klausuren wurden geschrieben, Vorträge gehalten und Hausarbeiten geschrieben. An einem Morgen Anfang Februar lief Klaus über den Flur in Richtung Vertretungsplan, als ihm Natascha entgegenkam. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Das Mädchen mit den grünen Augen und den blonden Haaren, die immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, saß in Mathe und Deutsch in seiner unmittelbaren Nähe und gelegentlich besprachen sie gemeinsam die zu bearbeitenden Aufgaben. Er mochte sie, er mochte sie sogar sehr. Als Natascha nur noch einen Meter von ihm entfernt war, sah er sie freundlich an und sagte mit seiner angenehmen Stimme: „Guten Morgen!“

Die Blonde grüßte zurück und im nächsten Augenblick war sie an ihm vorbeigelaufen. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab und gut gelaunt lief Natascha zu dem Unterrichtsraum, in dem sie die erste Stunde hatte. Sie war in zwei Kursen, in denen Klaus auch war, und weil die beiden nah beieinandersaßen, arbeiteten sie ab und zu gemeinsam an den Aufgaben. Sie mochte ihn, sie mochte ihn sogar sehr.

Nachdem Klaus am Vertretungsplan gesehen hatte, dass für ihn nichts ausfiel, sah er sich die anderen Aushänge an, es waren noch fünfzehn Minuten bis zum Stundenbeginn, er hatte Zeit. Neben dem Klausurplan und dem Aufruf zum Blutspenden fand er eine Notiz, dass nur noch wenige Karten für das Stück der Theatergruppe zu erstehen waren. Ohne lange darüber nachzudenken ging er zum Sekretariat herüber, klopfte und trat ein.

„Was möchtest du?“, fragte die dicke Sekretärin, die auf ihrem Stuhl saß und hoffte, sich nicht bewegen zu müssen.

„Ich wollte zwei Karten für das Theaterstück kaufen.“

Sie suchte ihm zwei Karten aus der Kiste heraus, erhob sich schwerfällig und trat zu ihm.

„Sechs Euro dann bitte.“

Klaus reichte ihr das Geld passend, nahm die Karten und machte sich auf den Weg zum Unterricht.

 

Natascha stand in der großen Pause mit ihren Freundinnen auf dem Schulhof, an der Stelle, an der sie immer standen. Es war schon relativ warm, der Baum unter dem sie standen, trug bereits weiße Blüten. „Klaus hat sich gerade, zum wiederholten Male, mit Frau Schneider angelegt, völlig unberechtigt hat er sie vollgemault, weil sie angeblich Punkte für Folgefehler unterschlagen hat“, erzählte Lilli, die in der vorhergehenden Stunde Physik gehabt hatte.

„Ich glaube nicht, dass Klaus sich ohne Grund aufgeregt hat. Ich habe schon von vielen Schülern gehört, dass Frau Schneider einfach nicht die Folgefehler gibt“, erwiderte Natascha und dachte daran, dass Klaus sie heute freundlich gegrüßt hatte.

„Sag mal, was findest du eigentlich an Klaus? Dieser Typ ist doch schrecklich!“, bemerkte Jana.

„Ich finde ihn nett. Er hilft mir auch immer, wenn ich in Mathe eine Frage habe. Das würde er ja nicht machen, wenn er ein Arsch wäre, oder?““

„Sieh dir doch bloß einmal seine Freunde an – Pascal und Christian kann man echt in die Tonne hauen, von den Mädels will ich gar nicht erst reden.“

„Du kannst doch nicht davon ausgehen, dass er so ist wie seine Freunde!“, erwiderte Natascha. Sie verstand nicht, was Lilli und Jana gegen Klaus hatten.

„Wenn er nicht so ist wie die anderen, warum sollte er dann mit ihnen befreundet sein?“

„Vielleicht kennen sie sich schon seit dem Kindergarten oder durch den Fußballverein. Hat Klaus nicht bis zu seiner Knieverletzung auch gespielt?“, überlegte Natascha.

„Keine Ahnung“, meinte Jana. „Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass sie befreundet wären, wenn Klaus ganz anders wäre als die beiden. Und was die schon für einen Müll zusammen gemacht haben.“

„War das nicht die Clique, die in der achten Klasse auf der Klassenfahrt mit Alkohol und Zigaretten erwischt wurde?“, warf Lilli ein.

„Stimmt. Und dann mussten sie von den Eltern abgeholt werden. Voll dumm sich erwischen zu lassen, weil sie alles im Schließfach deponieren wollten und dabei die Flaschen umstießen, als der Lehrer grad die Treppe herunterkam.“

„Ja, so war das. Jetzt, wo du es sagst.“ Lilli musste lachen. „Das war schon herrlich. Aber das Schwänzen des Sportfestes war auch selten dämlich. Sich einen Verweis einhandeln, nur weil man keine Lust auf das bisschen Laufen und Abwurfball hatte.“

Lilli und Jana kramten immer mehr Geschichten um Klaus und seine Clique heraus und amüsierten sich darüber, während Natascha nur seufzend zuhörte. Klaus ist trotzdem anders als Pascal und Christian, dachte sie. Auch wenn er die eine oder andere Dummheit mit ihnen mitgemacht hat.

 

Am nächsten Tag stand Deutsch als letzte Stunde auf dem Stundenplan von Natascha und Klaus. Die Tische waren angeordnet wie ein kleines in einem großen U und die Zwei hatten ihren Platz in der ersten Reihe. Rechts von Natascha saß Claudia, links von ihr war ein Platz frei, dann kam Klaus. Neben ihm saßen eigentlich Pascal und Christian, aber die beiden waren heute nicht da, der eine war krank, der andere war bei einem Vorstellungsgespräch. Der Unterricht begann mit drei Gedichtrezitationen, eine pro Halbjahr war für jeden Schüler Pflicht. Im Nachhinein mussten die anderen Schüler eine Einschätzung geben und einen Notenvorschlag machen, insgesamt waren bereits fünfundzwanzig Minuten vergangen. Den Rest der Stunde verbrachte man mit der Besprechung und Interpretation einer Szene aus Goethes Faust, dann hatte man den Schultag geschafft. Alle packten ihre Hefter zusammen, einige eilig, andere gemächlich, und verließen den Raum. Natascha wollte gerade mit Claudia losgehen, als Klaus sie zurückhielt.

„Wartet, ich komme ein Stück mit!“

Zu dritt liefen sie über den Schulhof und sprachen über die Mathehausaufgaben, die zum nächsten Tag auf waren. „Ich habe vorhin in der Freistunde versucht eine Lösung zu finden, aber ich bin nicht darauf gekommen“, erklärte Klaus.

„Wenn du schon daran scheiterst, werden wir bestimmt keinen Erfolg haben.“

Claudia sagte es und verabschiedete sich dann von ihnen, sie musste in eine andere Richtung. Eigentlich hätte Klaus mit Claudia mitgehen können, es war der kürzere Weg nach Hause, aber er wollte mit Natascha allein sein. „Sag mal, Tascha, weißt du schon, ob du zu der Aufführung der Theatergruppe gehst?“

„Wann ist die noch mal?“, erwiderte die Blonde.

„Am Donnerstag in einer Woche.“

„Ich denke schon, dass ich hingehen werde, bis jetzt war ich bei jedem Stück, das sie aufgeführt haben, seit ich auf dieser Schule bin. … Warum fragst du?“

Diese Frage war die entscheidende, Klaus hatte sie erwartet, aber auch gefürchtet.

„Na ja, ich habe noch eine Karte übrig und würde sie dir gern anbieten.“

Seine Stimme klang gleichgültig, doch damit überspielte er nur die Angst, die er vor der falschen Antwort hatte. „Wenn das so ist, brauche ich das Sekretariat wohl nicht mehr aufsuchen.“

Mit einem strahlenden Lächeln sah sie ihn an.

„Gut, dann wäre das geklärt.“

Die Zwei unterhielten sich noch über einige schulische Themen und dann trennten sich ihre Wege. Natascha lief die Einfahrt zur Wohnanlage hinunter und Klaus die Straße weiter. Die Blonde zog den Hausschlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss die Tür auf, dann trat sie ins Haus, stellte die Schultasche ab und ging zum Briefkasten, der ein Werbeprospekt eines Baumarktes, die lokale Tageszeitung und drei Briefe enthielt.

Oh man, ich kann es gar nicht glauben. Hat Klaus mir gerade wirklich angeboten, dass ich mit ihm zum Theaterstück gehe?, dachte sie und sah die Post durch. Und Tascha hat er mich auch genannt, das sagen sonst nur Lilli und Jana zu mir. Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

 

***

 

Am Wochenende hatte sich Besuch angekündigt. Ein befreundetes Ehepaar, Stefan und Petra, wollte mit ihrem Sohn Anton zum Spieleabend vorbeikommen. Die Familien kannten sich seit der Geburt der Kinder, die in der gleichen Krabbelgruppe gewesen waren, und trafen sich mehrmals im Jahr, meistens mit den Kindern, aber auch ab und zu ohne.

„Soll ich dir bei irgendwas helfen?“, fragte Natascha, als sie in die Küche kam, ihre Mutter, die bereits Gemüse schnitt.

„Du könntest das Baguette schneiden und belegte Schnittchen zurechtmachen.“

„Alles klar. Ich wasche mir nur fix die Hände.“

Die beiden arbeiteten schweigend an den Häppchen und kleinen Leckereien, im Hintergrund lief das Radio. Es dauerte nicht lange, bis sie fertig waren und auch den Tisch eingedeckt hatten. Der Besuch konnte kommen, was eine halbe Stunde später auch bereits der Fall war.

„Schön, dich mal wieder zu sehen, Natascha“, wurde sie von Stefan begrüßt und umarmt, auch seine Frau freute sich über das Wiedersehen.

„Hallo Nati.“ Anton sah sie mit einem breiten Grinsen an.

„Hey Anton!“, sie umarmten sich und folgten ihren Eltern ins Wohnzimmer.

„Wie kommt es denn, dass du den Samstag mit uns Langweilern verbringst?“, fragte Natascha neckend.

Anton und sie waren Freunde, weil sie sich schon ihr ganzes Leben lang kannten, obwohl ihre Lebensweisen inzwischen sehr unterschiedlich waren. Natascha war ruhig, strebsam und hatte ihr Ziel vor Augen, wohingegen Anton die Aufmerksamkeit von anderen Menschen liebte, viel in der Stadt unterwegs war und die Schule nicht immer ernst nahm.

„Die Party gestern hat mir gereicht. Und jedes Wochenende kann man ja auch nicht hundert Prozent geben, da ist so ein Familientag nicht schlecht. Du kannst ruhig auch bei Gelegenheit mit ins Roxx kommen.“

„Nee, nee, lass mal. Da sind mir zu viele Leute aus meiner Stufe, die ich nicht treffen muss und die sicherlich auch mich nicht sehen wollen“, erwiderte Natascha und winkte ab.

„Ach Nati“, Anton legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie. „So ein Loser bist du doch gar nicht.“

„Na, schönen Dank auch.“ Sie verpasste ihm einen Stoß in die Seite und streckte ihm die Zunge heraus.

„Kinder, habt euch lieb und zankt euch nicht schon wieder“, meinte Stefan.

„Alles gut, Papa.“

Die beiden setzten sich und Nataschas Mutter goss die Suppe in die Teller.

„Ihr habt euch wieder viel zu viel Aufwand gemacht“, sagte Petra, als alle am Tisch saßen. „Die Suppe oder die Schnittchen hätten doch völlig gelangt.“

„Es war doch kein Aufwand“, winkte Nataschas Mutter ab. „Lasst es euch schmecken.“

Während des Essens wurden die Erlebnisse und Neuigkeiten der letzten Wochen ausgetauscht und die erste Weinflasche geöffnet. Als der Tisch abgeräumt war, wurde das erste Spiel – Tabu – herausgeholt.

„Das ist ein Schauspieler, der in Filmen spielt, die voller Gefahr und Kampf sind.“

„Actionfilme.“

„Genau. Der Schauspieler ist gesucht. Er spielt eine menschengroße Fledermaus.“

„Batman. Argh, wie heißt der Typ?“ Anton rieb sich über die Stirn. „Christian Bale!“

„Super!“ Natascha griff sich die nächste Karte. „Als wir noch nicht geboren wurden, da waren wir Punkt Punkt Punkt im Schaufenster.“

„Quark.“

„Erstes Wort. Zweites Wort – gibt es auf jeder Vermählungsfeier, wird vom Brautpaar angeschnitten.“

„Torte.“

„Und jetzt zusammen.“

„Quarktorte.“

Natascha wollte die nächste Karte greifen, doch ihr Vater unterbrach. Die Zeit war abgelaufen. „Wie viele Begriffe waren das jetzt?“, wollte er wissen, um die Zahl auf dem Block zu notieren.

„Fünf.“

„Nicht schlecht, Kinder“, lobte Petra.

„Ihr zieht uns voll ab. Gebt es zu, ihr habt die Karten auswendig gelernt“, stichelte Nataschas Vater.

„Du bist bloß neidisch auf unser Erklärungstalent.“ Natascha und Anton grinsten und klatschten sich ab. Die Elternpaare bildeten jeweils ein Team und die Jugend trat als Team an, als sehr erfolgreiches Team sogar. Als Natascha und Anton nach einigen weiteren Runden als endgültiger Sieger feststanden, wurde auf Rommé gewechselt. Hier sah das Blatt schon wieder ganz anders aus. Die Sechs hatten trotz allem gemeinsam Spaß und lachten viel. Als sich Anton und seine Eltern verabschiedeten, war es bereits nach Mitternacht. Natascha half ihren Eltern beim Aufräumen und machte sich dann bettfertig. Beim Zähneputzen dachte sie noch einmal über Antons Vorschlag mit dem Discobesuch nach. Ob Klaus auch da wäre? Und ob es ihm auffallen würde, dass ich da bin? Ach egal, Disco ist einfach nicht mein Fall. Warum darüber nachdenken…

 

Kapitel 3

Die folgenden Tage vergingen recht schnell, es waren viele Hausaufgaben zu machen und die Lehrer sparten auch nicht mit Kontrollen, für die man lernen musste. So kam der Donnerstag schneller heran als erwartet. Natascha hatte seitdem nicht mehr mit Klaus gesprochen, in den Pausen sahen sie sich nicht und im Unterricht gab es nichts, das sie hätten zusammen ausarbeiten können. Erst an diesem Tag, an dessen Abend das Stück aufgeführt werden sollte, kam Klaus in der kleinen Pause zwischen zwei Mathestunden zu ihr.

„Hast du die letzte Aufgabe schon gelöst?“, fragte er.

„Ja, aber das Ergebnis kommt mir falsch vor. Ist der Flächeninhalt bei dir 1,835 Flächeneinheiten?“

„Das habe ich auch ausgerechnet.“

„Na, dann wird es wohl stimmen“, sagte Natascha und legte ihren Stift in die Federtasche.

„Was meinst du? Wird das Theaterstück gut?“

„Sicher, es wird super! Schließlich spielt Miriam eine der Hauptrollen. Sie ist eine fantastische Schauspielerin!“, antwortete sie und dachte an ihre Kumpeline, die in Chemie neben ihr saß und ein kleiner Sonnenschein war.

„Wenn das so ist, kann ja gar nichts schief gehen. … Ich hole dich um halb sieben ab. Okay?“

„Okay.“

In diesem Moment klingelte es zum Unterricht und Klaus musste zurück an seinen Platz.

„Noch fünf Minuten Arbeitszeit, dann vergleichen wir die Aufgaben“, sagte der Lehrer, setzte sich an seinen Tisch und begann mit den Fingern auf diesen zu klopfen.

Das machte er genauso gerne wie irgendwelche Melodien pfeifen. Seine Schüler nervte es einfach nur, aber er machte es immer wieder, egal wie oft sie etwas dagegen sagten.

 

Am Abend war viel los in der Schule. Die Mitglieder der Theatergruppe waren hinter der Bühne und gingen noch einmal ihren Text durch, während sie sich anzogen und schminken ließen. An der Garderobe wurden die Jacken und Mäntel gegen eine Nummernkarte abgegeben, einige Lehrer, Schüler und Familienmitglieder saßen bereits im Saal, andere standen auf dem Gang oder auf dem Schulhof und warteten auf Freunde und Verwandte. Der Schulhof diente heute als Parkplatz für die vielen Zuschauer, die mit dem Auto kamen, denn der Lehrerparkplatz war dafür zu klein. Auch konnte man sich noch etwas zu trinken, ein Stück Kuchen oder ein belegtes Brötchen kaufen, die Schüler der 13. Klasse hatten den Verkauf organisiert, um etwas Geld für die Finanzierung des Abiballs einzunehmen. Jede Woche war einer der Leistungskurse dafür verantwortlich einen Verkauf zu organisieren, war jeder Kurs einmal dran gewesen, ging es wieder von vorn los. Damit und auch mit einem Talentefest, an dem ebenfalls viele teilgenommen hatten, die nicht zur Stufe gehörten, hatten die Abiturienten bereits eine ganze Menge Geld eingenommen. Lilli hatte sich an diesem Abend dazu bereit erklärt, einen Blechkuchen mit bunten Streuseln mitzubringen und beim Verkauf zu helfen. Es war viel zu tun, Bestellungen entgegennehmen, das Essen mit Kuchenhebern auf Servietten legen, Getränke in Plastikbecher gießen, Geld zählen und wenn nötig das Rückgeld herausgeben.

Als Natascha und Klaus den Vorraum der Aula betraten, standen noch immer sehr viele Menschen darin. Die Blonde sah zu ihrer Freundin hinüber, die gerade einem älteren Herrn ein mit Schinken und Ei belegtes Brötchen reichte. Die Blicke der Zwei trafen sich und Natascha lächelte ihr zu, was Lilli mit einem genervten Gesichtsausdruck kommentierte.

„Kommst du?“, fragte Klaus und sah sie mit einem sanften Blick an.

„Ja.“

Sie gaben ihre Jacken ab und gingen dann zum Eingang der Aula, wo ihre Karten von zwei Schülerinnen entwertet wurden.

„In welcher Reihe sitzen wir?“

„Reihe 7, auf den Plätzen 5 und 6“, antwortete Klaus und nicht einmal zwei Minuten später saßen sie auf ihren Plätzen. Fast alle Stühle der Aula waren besetzt und überall entdeckte man bekannte Gesichter.

„Ich frage mich, wo sie die Stühle lagern. Schließlich haben wir hier noch vor drei Tagen eine Klausur geschrieben und an Tischen gesessen“, überlegte Natascha.

„Siehst du die Tür dort neben dem Eingang?“

„Ja.“

„Die führt zu einem ziemlich großen Raum, dort werden im Moment die Tische untergestellt sein“, sagte Klaus. „Woher weißt du das?“

„Na ja, ich bin nicht sehr stolz darauf, aber Christian, Pascal und ich haben in der neunten Klasse einmal etwas Dummes getan und mussten zur Strafe dem Hausmeister beim Umräumen der Aula helfen.“

Er lächelte schuldbewusst.

„Was ist eigentlich mit Christian und Pascal? Hatten sie keine Zeit oder sind sie einfach Kulturbanausen?“

„Kulturbanausen, um es kurz zu sagen. Die beiden machen sich nicht viel aus Theater. Das einzige, das sie sich jedes Jahr antun, ist das Talentefest, das die Dreizehner organisieren. Zu mehr sind sie wirklich nicht zu bewegen.“

Natascha sah ihn an und dachte: Ich hatte also Recht, als ich zu Lilli sagte, er ist nicht so wie seine Freunde.

Sie wollte gerade sagen, dass die Zwei durch ihre Einstellung etwas Tolles verpassten, als der erste Gong ertönte. Das bedeutete, dass das Stück in fünf Minuten anfing und die Zuschauer sich auf ihre Plätze begeben sollten. Beim zweiten Gong saßen bereits alle und beim dritten wurde es still im Saal. Der Vorhang öffnete sich und das Stück begann.

Das Bühnenbild zeigte ein gemütliches Wohnzimmer. Es gibt eine Couch und zwei passende Sessel, dazu einen Beistelltisch und einen Teetisch. Über dem Kamin, der sich zwischen der Eingangstür und der Tür zur Küche befindet, hing das Gemälde einer reizenden Frau mittleren Alters. Mitten im Raum stand ein etwa 40-jähriger Mann, auf der Couch saß eine Frau. Die Tür ging auf und ein älterer Herr im Jogginganzug kam hinein.

 

Wilson (atmet heftig): David! Kommst du wieder herumschnüffeln. Hallo Cynthia, mein Engel.

Cynthia: Hi Dad.

David: Wie geht es dir, Dad?

Wilson: Bis eben noch ganz gut.

David: Wo warst du überhaupt?

Wilson: Wonach sieht es denn aus?

David: Dad, wir haben über 30 Grad. Du kannst doch bei den Temperaturen nicht da draußen herum galoppieren!

Wilson: Warum nicht? Ich mach nur 10 Kilometer. Das hält mich fit.

David: 10 Kilometer? Das ist doch Wahnsinn!

Cynthia: Lass ihn doch, wenn er sich dabei wohlfühlt.

David: Was sagt der Arzt dazu?

Wilson: Ich habe den perfekten Arzt. Dr. Nobody. Du weißt doch, „Nobody is perfect“!

David: Dad, das ist überhaupt nicht komisch! Du musst doch einen Arzt haben!

Wilson: Warum?

David: Weil du 74 bist! Du brauchst jemanden, der auf deine Gesundheit achtet. Was ist denn mit dem Arzt, zu dem du und Mum immer gegangen seid?

Wilson: Dr. Evanston, der ist letzten Monat an Herzverfettung gestorben. Ursache: Bewegungsmangel.

 

Hinter der Bühne waren alle so still wie möglich, leise wurden die letzten Vorbereitungen getroffen und wer nichts zu tun hatte, verfolgte das Stück. Bis jetzt waren noch keine Pannen passiert. Ganz anders war es in der Generalprobe gelaufen. Requisiten waren verschwunden, es gab viele Textfehler und gestolpert war der Darsteller des David auch noch. Doch unter Theaterleuten hieß es, wenn die Generalprobe schieflief, dann klappte die Premiere.

„Miriam, bist du fertig?“, fragte jemand.

„Ja, das Kostüm habe ich an, geschminkt bin ich auch, aber die Koffer fehlen. Ich kann sie nirgendwo finden.“

„Das kann doch wohl nicht wahr sein.“

Aufgeregt liefen die beiden hinter der Bühne hin und her, fragten alle, ob sie die Koffer gesehen hätten.

„Es ist wie verhext, niemand hat sie gesehen, aber vorhin standen sie doch noch da. Ich weiß es ganz genau“, meinte Miriam und war schon am Verzweifeln.

Aber dann fanden sie sich an, der Leiter der Theatergruppe hatte sie beim aufgezogenen Vorhang gefunden, die großen Falten hatten die Koffer versteckt. „Gott sei Dank.“

Im Stück war die Handlung inzwischen vorangeschritten. Wilson war die Treppe hinuntergestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Seine Söhne David und Jess kümmern sich um ihn, doch eigentlich fehlt ihnen dafür die Zeit.

 

David: Dad, wie geht es dir denn heute?

Wilson: Temperatur 36,5 – Blutdruck 110 zu 80, Zucker 140, leichtes Kribbeln im Schienbein, Stuhlgang normal. ... Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.

David: Du hast am ganzen Körper blaue Flecken, dein Bein ist gebrochen, du bist an den Rollstuhl gefesselt, aber ansonsten keine besonderen Vorkommnisse?! Reicht dir das noch nicht?

Wilson: Irgendwie... schon....

David: Gut... und deswegen werden wir etwas für dich tun!

Wilson: Für mich? Oh nein... fang nicht wieder damit an. Ich ziehe nicht aus! Wenn du mich zwingen willst, kette ich mich an die Heizung.

David: Keine Sorge, für den Augenblick ist ein Umzug nicht in Planung. Wir tun etwas anderes.

Wilson (misstrauisch): Ach ja? Und was?

David: Du kannst dir offensichtlich nicht selbst helfen, ich kann nicht ständig hin und her fahren, um dich zu versorgen, und Jess ist sowieso unzuverlässig...

Jess (setzt sich kerzengerade auf): Hey!

David: Reg dich nicht auf. (zu Wilson) Wir haben jemanden beauftragt, sich um dich zu kümmern.

Wilson: Wenn du irgendjemanden hier ins Haus bringst, der sich um mich „kümmern“ soll, dann hänge ich mich in der Dusche auf!

(Es klingelt an der Eingangstür.)

David: Das wird sie sein!

Wilson: Wer?

David: Die Frau, die dir helfen wird.

(Wilson dreht seinen Rollstuhl und saust zum Badezimmer.)

David: Halt!

Jess: Es hat keinen Zweck, du kannst dich nicht verstecken, Dad.

(Wilson blickt von einem zum anderen. Dann rollt er niedergeschlagen wieder in die Mitte des Raumes. David öffnet die Tür und Caroline Lenahan kommt mit zwei Koffern herein. Sie sieht sehr tüchtig und professionell aus. Sie ist in den 60ern.)

Caroline: Ich bin Caroline Lenahan. Die Agentur schickt mich.

David: Ja, wir haben schon auf Sie gewartet. Kommen Sie herein.

(Sie kommt weiter ins Zimmer und stellt ihre Koffer ab.)

David: Dies ist mein Bruder Jess. Und hier ist mein Vater, Wilson Reddy. Dad... Caroline Lenahan!

Caroline: Guten Tag, Mr. Reddy!

(Wilson dreht sich weg. Sie sieht David an.)

David: Er ist normalerweise nicht so. Er glaubt nur nicht, dass er Hilfe braucht. Er meint, er käme alleine zurecht.

Caroline: So, wie das Bein aussieht, könnte das ein kleines bisschen schwierig werden.

 

Caroline zog ein und Wilson fand sich damit ab, nicht ohne den einen oder anderen bissigen Kommentar zu geben.

Das Stück gefiel und wurde super gespielt, immer wieder gab es spontanen Beifall vom Publikum. Natascha sah den Schauspielern begeistert zu, sie hatte die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Wenn Klaus zu ihr herübersah, merkte sie es nicht einmal, so war sie in den Bann des Theaters gezogen. Er betrachtete sie und sah das Funkeln in ihren grünen Augen. Der junge Mann konzentrierte sich wieder auf die Vorführung, doch nach einer Weile überwand er sich und seine Hand berührte Nataschas. Sie sah ihn an und ihre Blicke trafen sich, beide wirkten etwas verlegen, doch ihre Hände blieben vereint. Zwar mussten sie sich oft voneinander lösen, um zu applaudieren, aber ihre Hände fanden immer wieder zueinander.

 

(Zwei Wochen später.)

Caroline: Ich hab mich gefragt, warum außer Ihren Söhnen niemand zu Besuch kommt. Haben Sie keine Freunde?

Wilson: Ich habe genug Freunde. Dutzende. Aberdutzende!

Caroline: Und wo sind sie?

Wilson: Die meisten sind gestorben.

Caroline: Auch ein Weg vor Ihnen zu flüchten.

Wilson: Was erlauben Sie sich?! Ich ziehe die Menschen an – wie... ein Magnet! Jedenfalls belästige ich sie nicht mit meiner Gegenwart oder unsinnigen Fragen und Kommentaren.

Caroline: Gut, dann mache ich ab sofort nur noch das, was in meinem Vertrag steht.

Wilson: Dann tun Sie’s doch! Machen Sie sauber und lassen Sie mich in Ruhe!

(Caroline knallt den Lappen hin und zieht die Schürze aus.)

Caroline: Jetzt reicht’s! Ich gehe. Meine Koffer lasse ich später holen.

Wilson: Was soll das heißen? Sie können doch nicht einfach gehen.

Caroline: Warum nicht? Ich kündige. Sagen Sie Ihren Söhnen, Sie möchten mir bitte den Scheck an meine Hausadresse schicken. (öffnet die Tür)

Wilson: Moment mal! Moment! Was wird denn jetzt aus mir, wenn Sie gehen?

Caroline: Sie können sich selbst helfen. Sie brauchen niemanden, der sich um Sie kümmert. Das erzählen Sie doch jedem, der es nicht hören will. Jetzt haben Sie Ihren Willen. Auf Wiedersehen!

(Sie ist schon halb draußen. Wilson rollt durch das Zimmer hinter ihr her.)

Wilson: Caroline! Caroline! Gehen Sie nicht!

(Sie hält inne. Sie zeigt ihm die Schulter.)

Wilson: Bleiben Sie.

(Sie hält die Hand immer noch an die Türklinke.)

Wilson: Bitte, Caroline. Es tut mir leid.

 

Nach etwas über einer Stunde wurde das Stück für eine fünfzehnminütige Pause unterbrochen. Der Saal leerte sich schnell, die Besucher wollten zu den Toiletten, zum Verkaufsstand oder nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Klaus und Natascha blieben wie etwa ein Drittel der anderen Zuschauer sitzen. Einige Reihen hinter den beiden saß Sabrina mit zwei ihrer Freundinnen.

„Ist das dort vorne nicht Klaus?“

„Ja, das ist er“, antwortete Lydia.

„Aber warum sitzt er neben Natascha?“

„Das ist bestimmt nur Zufall“, antwortete Sabrina auf Steffis Frage.

„Nein, nein. Ich habe sie vorhin zusammen hereinkommen sehen. Sie sind gemeinsam hier“, erwiderte Lydia. „Dann ist das so eine Art Date?“

„Es sieht ganz danach aus.“

„Wenn Anne das erfährt, wird sie ausrasten! Klaus hat sich ja von ihr getrennt, weil er sich in ein anderes Mädchen verliebt hat. Doch dass die andere Natascha ist, hätte niemand von uns erwartet. Sie gehört schließlich überhaupt nicht in seine Welt.“

 

Caroline: Kommt Jess heute noch einmal vorbei?

Wilson: Ich glaube nicht, er hat eine Konferenz. Man hat ihm einen Job in Kalifornien angeboten… Einen, den er sich immer gewünscht hat…er will ihn ablehnen.

Caroline: Warum das denn?

Wilson: Weil er sich um mich kümmern muss, sagt er. Er will den Job nur annehmen, wenn ich irgendwo hinziehe, wo man auf mich… aufpasst. Er und David arbeiten jetzt im Team. Vielleicht haben sie ja Recht, ich habe abgewirtschaftet.

Caroline: Reden Sie keinen Unsinn!

Wilson: Ich bin ein Fossil, ein Auslaufmodell. Jess und David müssen ihr eigenes Leben führen, ich bin ihnen dabei nur im Weg.

Caroline: Sie möchten also alles aufgeben, was Ihnen lieb und wert ist? Das Haus, die Freiheit, zu entscheiden, was Sie tun und lassen?

Wilson: Was bleibt mir anderes übrig?

Caroline: Ich bitte Sie – Sie sind der unternehmungslustigste Mann, den ich je gesehen habe. Was ist los mit Ihnen? Als Sie hier im Rollstuhl saßen, haben Sie nicht aufgegeben. Was hat sich geändert?

Wilson: Ich muss das tun, was für meine Jungs gut ist.

Caroline: Das sind doch keine Jungs mehr. Das sind gestandene Männer. … Werfen Sie doch nicht den Rest Ihres Lebens weg. Jeder Tag ist kostbar! Und es kommen noch viele schöne Tage. Das einzige, was zählt, ist, dass Sie geliebt werden. (tätschelt seinen Arm) … Ich gehe jetzt die Kartoffeln schälen.

Wilson: He?!

(Caroline dreht sich um.)

Wilson: Sie sind eine tolle Frau, wissen Sie das?

(Caroline lächelt und geht in den Keller. Plötzlich hören wir einen Schrei von ihr, gefolgt von einem lauten „Rumms“.)

Wilson: Caroline? Caroline!

(Er geht, so schnell es die Krücken erlauben, zur Kellertür. Er peilt die Kellertreppe hinunter.)

Wilson: Caroline?! Ich komme!! (und geht ab)

 

Am folgenden Tag

Caroline sitzt im Rollstuhl, ein Bein in Gips. Wilson steht neben ihr, lehnt sich auf seine Krücken. Jess, David und Cynthia sitzen auf der Couch.

Wilson (versucht, einen fröhlichen Ton anzuschlagen): So – da sind wir nun alle.

Jess (düster): Ja.

David (kummervoll): In der Tat – hier sind wir.

Wilson: Was ist mit euch beiden los? Ihr seht aus, als hätte man euren Hund erschossen. Also, ich bitte um ein wenig Optimismus!

David (lacht sarkastisch): Ha! Habt ihr euch schon mal angesehen? Da vergeht einem der Optimismus! Die arme Frau hätte sich das Genick brechen können.

Caroline: Ihren Vater trifft keine Schuld. Und ich bin schon bald wieder auf den Beinen.

David: Jedenfalls werden wir Sie als erstes nach Hause transportieren. Mit Ihrer Verletzung sind Sie offensichtlich in diesem Hause nicht mehr von großem Nutzen.

Wilson: David, lass diesen Ton und hör endlich auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen! Es ist an der Zeit, dass hier mal jemand ein Machtwort spricht!

Caroline: Bravo, Wilson! Bleiben Sie tapfer!

Wilson: Ab sofort werde ich hier wieder das Kommando übernehmen.

David: Wie soll das denn gehen?

Wilson: Ruhe auf den billigen Plätzen! … Jess, wenn du mich glücklich machen willst, und ich weiß, dass du das willst, dann wirst du den Job in Kalifornien annehmen.

Jess: Ich lasse dich ungern allein, aber wenn du darauf bestehst…

Wilson: Keine Widerrede! … Und nun zu dir, David! Ich weiß, dass du dich um mich sorgst. Aber du hast noch andere Aufgaben in deinem Leben. Wann warst du das letzte Mal mit deiner Familie im Urlaub?

David: Urlaub?

Wilson: Da, bitte! Du kennst nicht mal mehr das Wort. Du fährst mit deiner Familie in den sonnigen Süden!

Cynthia: Oh ja, eine gute Idee.

Wilson: Und Caroline. Nach Ihrer Genesung… Können Sie sich vorstellen, noch eine Weile länger hier zu bleiben? Wir haben noch ein paar Tage vor uns, haben Sie gesagt… ein paar schöne Tage…

Caroline: Wilson… meinen Sie damit…?

Wilson: Ich weiß, eine dolle Partie bin ich nicht gerade… aber wollen Sie… (versucht einen Kniefall, kriegt sein Bein nicht gebeugt) Verdammtes Knie. Dann muss es eben im Stehen sein… Caroline Lenahan, möchtest du meine Frau werden?

Caroline: Ja.

Wilson: Darf ich die Braut jetzt küssen?

(Wilson sieht Caroline an, sie streckt die Arme aus.)

Caroline: Nun komm schon!

Wilson: Okey-dokey! (und stürzt sich auf Caroline)

(Licht aus. Poltern.)

Caroline: Oh Wilson, pass auf!

(Während Wilson auf ihr zu liegen kommt, schießt ihr Gipsbein in die Höhe. Der Rollstuhl kippt nach hinten, Jess und David fangen ihn gerade noch auf. Während Caroline und Wilson sich nicht stören lassen, halten Jess und David den Rollstuhl und sehen sich an.)

David: Ab und zu werden sie doch noch mal unsere Unterstützung brauchen!

(David und Jess grinsen sich an, während der Vorhang fällt.)

 

Als das Stück endete, hörten die Zuschauer gar nicht mehr auf zu klatschen, einige standen sogar auf und alle anderen taten es ihnen nach. Die Schauspieler verbeugten sich erst einzeln oder zu zweit und dann kam noch einmal das gesamte Team auf die Bühne, nicht nur die Schauspieler, sondern auch Masken- und Bühnenbildner. Ebenfalls holten die Schüler ihre Theatergruppenleiter aus dem Off zu sich, die sich eigentlich nicht so gerne zeigten. Nach einer Weile schloss sich der Vorhang und das Klatschen erstarb, die Zuschauer machten sich auf den Weg nach Hause. Zunächst mussten sie aber aus der Aula herauskommen, was bei diesen Mengen einiges an Zeit dauerte, und dann ihre Jacken und Mäntel an der Garderobe abholen.

Der Himmel war sternenklar, es sah wunderschön aus, doch dadurch war die Nacht auch sehr kalt. Natascha und Klaus hatten das Schulgelände bereits verlassen und waren jetzt Hand in Hand auf dem Weg nach Hause.

„Ich glaube, ich brauche dich nicht zu fragen, ob es dir gefallen hat.“

Klaus grinste sie an.

„Ich hatte ja vorher schon gesagt, dass es klasse wird. Miriam war wirklich fantastisch, überhaupt alle. Die Geschichte war echt süß.“

„Ja, die hat mir auch gut gefallen. Die Witze waren der Bringer. … Ich mag es, dass sich die Theatergruppe immer für Komödien entscheidet. Wenn sie etwas von Schiller oder Shakespeare spielen würden, würde ich wohl zu Hause bleiben. Nichts gegen die Schriftsteller, die sind Weltklasse, aber nicht fürs Schultheater geeignet“, meinte der junge Mann.

„Da hast du Recht. Es ist schon schwer genug, die Werke für den Unterricht zu lesen. Da muss man sie sich nicht noch im Theater ansehen.“

Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, bis die Zwei vor Nataschas Haustür standen, sie wohnte schließlich nicht weit weg von der Schule.

„Hast du morgen schon etwas vor?“

„Ich werde wohl zur Schule gehen“, antwortete die Blonde lächelnd.

„Ich rede natürlich vom Abend.“

„Nun, am Abend habe ich noch nichts vor.“

„Hättest du dann vielleicht Lust mit mir ins Kino zu gehen?“, fragte Klaus, etwas verlegen. 

„Welcher Film schwebt dir denn vor?“

„Was sagst du zu Black Matt?“

„Ich sage, dass ich den Film gern sehen würde.“

Ihre Augen strahlten, denn sie war einfach nur glücklich. Nie hätte sie gedacht, dass sie je mit Klaus ausgehen würde.

„Dann hole ich dich um halb acht ab.“

„Gut. Ich freue mich schon darauf.“

Natascha stand bereits auf der ersten der vier Treppenstufen und war somit genauso groß wie Klaus.

„Es war wirklich ein schöner Abend. Doch ich denke, ich sollte jetzt gehen. Ich könnte hier noch ewig mit dir stehen und reden, aber weil wir morgen in die Schule müssen, wäre es wohl besser, wenn wir noch etwas Schlaf bekommen.“

„Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht“, erwiderte sie mit einem Lächeln.

„Na dann, gute Nacht!“

Er beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht.“

Der junge Mann drehte sich um und lief den Weg entlang. Natascha sah ihm hinterher, doch dann stieg sie die Stufen hinauf und schloss die Haustür auf.  

Kapitel 4

Lilli stand schon am Stammplatz der Freundinnen, als Natascha dazu kam. Sie hatte gerade Geschichte gehabt und der Lehrer überzog jede Stunde.

„Hey Lilli!“

„Hallo.“

„Und wie fandest du die Vorstellung gestern?“

„Toll, sie haben das Stück richtig gut gespielt. Nur schade, dass Jana nicht dabei sein konnte. Ich habe sie am Abend noch angerufen gehabt und sie war echt enttäuscht. So wie wir hatte sie doch alle Stücke gesehen, seit wir an der Schule sind.“

„Wie geht es ihr denn?“, wollte Natascha wissen.

„Etwas besser. Am Montag kommt sie wieder zur Schule.“

„Sag mal, es hat doch jemand von der Video AG mitgefilmt. Wie wäre es, wenn wir fragen, ob wir die Aufzeichnung bekommen?“

„Das wäre klasse, dann könnte sich Jana das Stück auch ansehen.“

„Ich habe gleich Physik, da kann ich Thomas fragen, ob das möglich wäre. Er ist ja auch in der AG“, sagte Natascha und holte einen Apfel aus ihrer Brotbüchse.

„Okay. … Hatte euer Kurs eigentlich schon einen Kuchenbasar gemacht?“

„Ja, wir waren vor drei Wochen dran, ich hatte einen Schokokuchen gebacken. Wie lief denn der Verkauf gestern?“

„Eingenommen haben wir jede Menge, aber das Verkaufen war anstrengend. Die Leute wollten immer genau das, was wir nicht da hatten. Das hat echt genervt!“

„Warum hattest du dich denn überhaupt zum Verkauf eingetragen?“

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete die Braunhaarige.

„Dann brauchst du dich auch nicht zu beschweren.“

Natascha grinste ihre Freundin an und diese zog eine Grimasse.

„Als die Aufführung vorbei war, habe ich beim Aufräumen geholfen. Da habe ich gesehen, wie du mit Klaus über den Schulhof gelaufen bist. Wie kam es denn dazu?“

Da die Blonde genau wusste, dass Lilli etwas gegen Klaus hatte und sich sicher gleich über die Verabredung aufregen würde, verschwieg sie ihr die Wahrheit. Und war froh darüber, dass sie erst außerhalb der Schulgeländes Hand in Hand gelaufen waren.

„Na ja, wir saßen zufällig nebeneinander und weil wir den gleichen Heimweg haben, sind wir gemeinsam nach Hause gelaufen.“

„Es hätte mich auch gewundert, wenn du mit diesem Macho zur Aufführung gegangen wärst.“

 

Auch Klaus stand mit seinen Freunden auf dem Schulhof. „Sag mal, Klaus, wo warst du denn gestern Abend? Ich habe versucht, dich zu erreichen“, meinte Christian.

„Ich habe mir das Stück der Theatergruppe angesehen.“

„Warum eigentlich? Jedes Jahr gehst du dort alleine hin und tust dir das an.“

„Ich tue mir gar nichts an! Ihr seid wohl eher diejenigen, die etwas verpassen. Sie haben jedes Mal tolle Stücke, bei denen man lachen kann, aber auch mitdenken muss“, erwiderte Klaus.

„Ach, was soll’s. Das war eh das letzte Stück, das wir während unserer Zeit hier hätten sehen können. Also, es lohnt sich nicht weiter darüber zu reden“, sagte Pascal und fing auch gleich mit dem nächsten Thema an.

„Was machen wir eigentlich heute Abend?“

„Ich bin dafür, dass wir ins Shining gehen.“

„Hört sich gut an. Die Mädels werden bestimmt auch da sein.“

„Ich habe heute schon etwas anderes vor, tut mir leid“, sagte Klaus.

„Was soll das heißen, du hast etwas anderes vor?“

„Was heißt das wohl?“

„Ja, aber was machst du?“, fragte Christian.

„Ich bin mit jemand verabredet.“

„Mit wem denn?“

Doch bevor der junge Mann die Frage beantworten musste, klingelte es zum Pausenende. „Lasst uns gehen, unser Sportlehrer wird nicht sehr begeistert sein, wenn wir zu spät kommen.“

 

Als Natascha von der Schule kam, machte sie sich die Reste des Mittagessens vom Vortag in der Mikrowelle warm und sah sich nebenbei das Ende ihrer Nachmittagsserie an. Danach machte sie sich ans Saubermachen, jeden Freitag wurde das Haus in Ordnung gebracht. Sie fing mit ihrem Zimmer an, ging dann zum Bad über und wischte zum Schluss im Gästezimmer den Staub weg. Die Blonde war gerade dabei die Treppen abzusaugen, als ihre Eltern von der Arbeit kamen.

„So wie es aussieht, brauchen wir heute wohl nichts mehr machen“, meinte ihr Vater und rieb sich die Hände. „Das kannst du vergessen, ich habe selbstverständlich etwas für euch übriggelassen.“

Sie grinste ihn an und beendete dann die angefangene Arbeit. Zehn Minuten später war Natascha fertig, sie stieg unter die Dusche und setzte sich dann frisch geduscht und eingecremt an ihren Schreibtisch, um schon die Hausaufgaben für die nächste Woche anzufangen.

Oh nein, es ist schon Viertel acht! Ich muss mich fertig machen!, dachte sie nach etwa einer Stunde und stand zügig auf. Es behagte ihr zwar nicht, den Schreibtisch so unaufgeräumt zu hinterlassen, aber die Verabredung mit Klaus hatte Vorrang.

 

Es war kurz nach halb acht, als es an der Haustür klingelte. Natascha schnappte sich ihre Handtasche und hastete die Treppe hinunter. „Ich bin dann weg! Tschüß!“, rief sie noch und trat dann in den Flur.

Sie öffnete die Haustür und stand Klaus gegenüber.

„Hallo!“

„Hi“, sagte Klaus und sah zu, wie Natascha ihre Jacke und die Schuhe anzog.

„So, jetzt bin ich fertig.“

„Dann kann es ja losgehen.“

Sie liefen den kleinen Weg vor dem Haus entlang und stiegen in Klaus’ Auto ein. Die Fahrt dauerte nicht lange, nach nur wenigen Minuten waren sie am Kino angekommen. Es war ein großes Gebäude für die Größe ihrer Stadt, in dem vier Kinosäle untergebracht waren. An einer Ecke des Hauses befand sich eine Bar, das Shining. Die Zwei liefen durch den Haupteingang und die Treppe hinauf. Klaus hatte die Karten bereits am Nachmittag gekauft und zog Natascha sanft zum Kinosaal 1, als sie in Richtung Kasse gehen wollte.

„Ich habe doch gesagt, dass ich dich einlade!“, sagte er.

Sie sah ihn mit einem sanften Lächeln an und genoss die Wärme seiner Hand, die ihre ergriffen hatte. „Aber dann bezahle ich das Popcorn!“

 

Das Shining war gemütlich und behaglich eingerichtet. Zwei der Wände bestanden etwa zur Hälfte aus Glas, hinter einer sah man die Treppe, die zum Vorraum des Kinos führte. Es gab mehrere Zweier- und Dreiertische aus dunklem Holz, an denen Stühle aus demselben Material standen, die jedoch sehr angenehm im Sitzen waren. Auch gab es Sitzgelegenheiten für mehrere Personen und das Highlight der Bar war die Couchecke. Bequeme dunkle Sofas waren in einem U angeordnet, in der Mitte standen drei kleine Tische, auf denen die Getränke abgestellt werden konnten. Von der Decke hingen mehrere weiße Tücher, halb durchscheinend, die die Privatsphäre etwas sichern sollten. Für den heutigen Abend hatte sich Anne die Ecke reservieren lassen, sie gehörte mit ihren Freundinnen zu den Stammgästen, für die diese Möglichkeit eingeräumt wurde. Seit kurz nach einundzwanzig Uhr hatten nun also Anne, Steffi, Sabrina und Lydia auf der Couch Platz genommen. Die Mädels tranken ihre bunten Cocktails, sprachen über Jungs, Klamotten und vieles mehr, wobei viel gelacht wurde.

„Jana hat heute in PB wieder alleine mit dem Lehrer gesprochen. An sich waren wir anderen ja ganz froh darüber, aber ihre Art nervt einfach nur“, fing Lydia an.

„Oh ja, sie ist so altklug und die Redeweise ist auch so, als wäre sie schon fünfzig.“

„Das kommt bei den Lehrern natürlich gut an. Streber halt.“

„Kein Wunder, dass sie mit Natascha und Lilli befreundet ist“, sagte Anne abwertend.

„Lilli ist gar nicht so verkehrt. Mit ihr kann man ganz cool über Bands quatschen“, warf Sabrina ein, die einige Kurse mit Lilli besuchte und sie etwas besser kennen gelernt hatte.

„Hmmm.“

„Na Mädels, dürfen wir euch Gesellschaft leisten?“ Etwa eine Stunde nach Eintreffen der kleinen Gruppe stießen Pascal und Christian zu ihr.

„Wenn ihr uns einen Drink spendiert“, erwiderte Anne kühn.

„Wenn wir dafür mit euch den Abend verbringen dürfen, machen wir das doch gern“, war die charmante Antwort.

„Wo ist eigentlich Klaus? Ihr seid doch sonst immer zusammen anzutreffen“, fragte Steffi, als die Jungs ihre Bestellung aufgegeben hatten.

„Der hatte heute etwas anderes vor, was genau wollte er uns aber nicht sagen.“

„Er meinte nur, er sei verabredet.“

„Und mit wem?“, fragte Steffi weiter.

„Das hat er uns ebenfalls nicht gesagt. … Ich vermute ja, dass jemand aus seiner Familie Geburtstag hat und es ihm peinlich ist, uns zu sagen, dass er an einem Freitagabend auf einer Familienfeier ist“, mutmaßte Christian und nahm einen Schluck aus dem Glas, das die Kellnerin gerade gebracht hatte.

Sie saßen schon ungefähr eine halbe Stunde zusammen und überlegten gerade, ob sie den Abend im Shining oder in der nah gelegenen Diskothek Roxx beenden sollten, als Lydia zur Treppe des Kinos sah. Ein Film musste gerade zu Ende sein, denn etliche Menschen liefen die Stufen nach unten in Richtung Ausgang.

„Sagt einmal, ist das dort nicht Klaus?“, fragte sie und deutete auf einen jungen Mann.

„Na klar!“, meinte Pascal.

Anne sah auch in die angegebene Richtung und entdeckte ihren Exfreund, der mit einem anderen Mädchen zusammen war.

„Sagt mir bitte, dass das nicht Natascha ist, mit der er dort läuft.“

„Ich muss dich leider enttäuschen, Anne.“

Die Zwei liefen zum Eingang hinüber und verschwanden aus dem Sichtfeld der Clique.

„Gestern haben wir die beiden auch schon gesehen, sie waren zusammen bei der Theateraufführung“, sagte Steffi.

„Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht, aber wenn sie jetzt, sogar Händchen haltend, gemeinsam ins Kino gehen, dann wird wohl mehr zwischen ihnen sein.“

„Er hat mich also abserviert, weil er mit Natascha zusammen sein wollte?“ Anne schüttelte ungläubig den Kopf, sie konnte es nicht fassen. „Entschuldigt mich bitte kurz.“

Sie stand auf und schlängelte sich zwischen den vielen Tischen hindurch zu den Toiletten. Ihre Freunde sahen ihr mit bedrückten Mienen hinterher. Die Schwarzhaarige verschwand hinter der Tür und war froh, dass sich gerade niemand im Vorraum aufhielt. Sie trat an eins der Waschbecken, stützte sich darauf und sah in den Spiegel mit dem dunklen Holzrahmen.

Wie kann er mir das nur antun? Wie kann er nur? … Dieses Mädchen ist doch deutlich unter seinem Niveau! Wie stellt er sich das denn nur vor? Pascal und Christian können sie nicht leiden. Will er seine Freunde etwa für sie aufgeben? Warum wählt er gerade sie als Freundin? Es hätte doch jede andere sein können. Aber warum ausgerechnet sie? … Was hat sie nur, was ich ihm nicht bieten konnte?

 

Natascha und Klaus liefen gemächlich zum Parkplatz herüber. Es war eine klare Nacht, man konnte die Sterne am Himmel sehen, wodurch es allerdings auch recht kalt war.

„Es ist ja noch nicht wirklich spät“, meinte Klaus.

„Nein, nicht wirklich.“

Die Blonde schmunzelte und wartete auf seine nächsten Worte.

„Na ja, hast du vielleicht Lust mit zu mir zu kommen? Wir könnten uns noch einen Film ansehen. Aber nur, wenn du möchtest.“

„Gerne.“

Sie stiegen in das Auto und der junge Mann fuhr los. Die Fahrt verlief sehr ruhig, nur das Radio lief und spielte einen Song aus den 80er-Jahren. Natascha schloss kurz die Augen und versuchte, einfach den Moment zu genießen. Nach kurzer Zeit hielt das Auto auf einer Auffahrt. Das dazugehörige Haus war groß, es hatte einen weißen Anstrich und ebenfalls weiße Jalousien, die an den unteren Fenstern heruntergelassen worden waren. Sie liefen durch einen liebevoll gestalteten Vorgarten zur Haustür, Klaus schloss auf und sie traten in den Flur. Eine Treppe führte in das Obergeschoss und mehrere geschlossene Türen waren zu sehen, hinter einer brannte Licht. Klaus nahm Natascha die Jacke ab, hängte sie an die Garderobe und öffnete dann eine der Türen. Er lief durch das dunkle Zimmer und schaltete die Schreibtischlampe an. Der Tür gegenüber war ein Fenster, an der linken Wand stand eine Couch und an der rechten der Schreibtisch sowie zwei kleinere Schränke, neben der Tür stand der Kleiderschrank.

„Trau dich und tritt ein!“

Er schaltete den Rechner ein.

„Möchtest du etwas trinken?“

„Gern.“

„Ist Orangensaft in Ordnung?“

„Sicher.“

Klaus verließ das Zimmer, während Natascha sich auf die Couch setzte und sich umsah. An den Wänden hingen Poster, zum Teil von Fußballstars, zum Teil von Strandlandschaften. Die Arbeitsmaterialien lagen ziemlich zerstreut auf dem Schreibtisch herum, doch insgesamt war das Zimmer aufgeräumt. Der Rechner war inzwischen hochgefahren und auf dem Desktop sah man eine Vulkaninsel, die im Meer lag. Klaus kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Orangensaft zurück und im nächsten Moment hielt Natascha ein gefülltes Glas in der Hand. Der junge Mann öffnete einen der kleineren Schränke und eine große DVD-Sammlung kam zum Vorschein.

„Auf was hast du denn Lust? Action, Komödie, Liebe?“

„Wie wäre es mit einer Liebeskomödie? Black Matt war schließlich schon aufregend genug“, meinte Natascha und dachte dabei an Klaus’ Hand, die während des Kinobesuchs sehr gelitten haben musste.

„Okay. Welchen Film würdest du gern sehen?“

Er zählte mehrere Titel auf und Natascha entschied sich für einen Film mit ihrer Lieblingsschauspielerin. Klaus öffnete das DVD-Laufwerk seines Computers, legte den Film ein und kurz darauf begann der Vorspann. Er dimmte das Licht und setzte sich neben Natascha auf die Couch. Sie lehnte sich an ihn und Klaus legte seinen Arm um sie. Die Zwei sahen sich den Film an und kommentierten die ein oder andere Szene.

„Guck dir das doch einmal an! Nach dem Sturz hätte er mindestens einige Knochenbrüche, aber nichts ist“, regte sich Klaus auf.

„Das ist nun einmal ein Film. Das Ganze muss doch zur Handlung passen und wenn die männliche Hauptfigur jetzt ins Krankenhaus müsste, wäre seine große Liebe schon im Flugzeug und auf dem Weg nach Afrika.“

„Du hast ja recht, aber trotzdem.“

Zum Schluss ging die Handlung nach einigen weiteren Tiefschlägen für die Hauptfigur jedoch gut aus.

„Na ja, manchmal müssen solche Filme auch sein, immer nur Action oder ernste Themen hält man auf die Dauer nicht aus.“

„Mhm…“

„Hey, was ist denn mit dir? Du bist doch nicht etwa müde?“

Klaus richtete sich auf und Natascha tat es ihm nach, sie hatte ja auch keine wirklich andere Wahl, denn sie hatte an ihn gelehnt auf der Couch gelegen.

„Ich? Nein! Wie kommst du denn darauf?“

Die Blonde sah ihn an. Die Abspannmusik lief noch und irgendwie lag ein Knistern zwischen ihnen.

„Du siehst mit den offenen Haaren viel hübscher aus als immer nur mit dem Pferdeschwanz“, flüsterte er und sah, wie sich ihre Wangen rot verfärbten.

Langsam beugte Klaus sich zu ihr herüber und küsste sie, erst vorsichtig, dann begehrend. Seine Hand griff in ihr offenes Haar und hielt ihren Kopf sanft fest.

Jäh wurden sie unterbrochen vom Handyklingeln, das aus Nataschas Handtasche kam. Sie rappelte sich auf und kramte das Telefon aus der Tasche. „Oh shit, ich habe meine Eltern versprochen um Mitternacht zuhause zu sein.“ Klaus auf die Uhr, es war bereits halb eins, während sie den Anruf annahm.

Zwei Minuten später machten sie sich gemeinsam auf den Weg, der sehr kurz war, nur fünf Minuten brauchten sie bis zu Nataschas Haustür. Nicht wesentlich länger fiel die Verabschiedung aus.

„Schlaf gut und träume schön“, sagte Klaus, der dicht vor Natascha stand. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren.

„Danke. Du au…“ Sie konnte den Satz nicht beenden, denn er küsste sie sanft zum Abschied.

 

Zwanzig Minuten später lag Natascha in ihrem Bett und dachte über den Abend nach. Sie war unglaublich glücklich. Seit sie in der Oberstufe mit Klaus in denselben Kursen saß, hatte sie ihn immer mehr mögen gelernt und irgendwann wurde es eine heimliche Schwärmerei, von der sie niemandem je erzählt hatte. Sie hätte sich nie getraut, ihn nach einer Verabredung zu fragen, zumal er gleich am Anfang der elften Klasse mit Anne zusammenkam. Die Zwei schienen perfekt zusammen zu passen, sie hatten den gleichen Freundeskreis, die gleichen Interessen. Für Anne war Klaus nicht der erste Freund, sie war sicher wahnsinnig erfahren. Bei diesem Gedanken wurde Natascha ganz anders zumute. Sie hatte das Gefühl, sich total dämlich angestellt zu haben, schließlich hatte sie noch nie jemanden geküsst und wusste nicht, wie Klaus es empfunden hatte. Er musste sie doch für eine komplette Null halten. Gegen Anne konnte sie nur verlieren.

Lange wälzte sie sich mit diesen Gedanken im Bett hin und her, bis sie gegen halb drei nach ihrem Handy griff und Klaus eine Nachricht schrieb.

Ich komme mir total doof vor, dass ich dir das schreibe, aber ich habe das Gefühl, dass ich dich enttäuscht habe. Ich weiß auch nicht…. Ich hatte noch nie einen Freund und weiß deshalb nicht, wie man küsst. Geschweige denn, gut küsst. Ich… ich wollte dir das einfach nur sagen und hoffe, dass du trotzdem noch mit mir zu tun haben möchtest. Danke noch einmal für den schönen Abend.

 

***

 

We could be the stars out here tonight

Don't go back to reality

Side by side we follow the light

Don't go back to reality
 

And I'm lost, and I'm lost, and I'm lost on fire

But I know that we both could ignite

We could be the stars out here tonight

Don't go back to reality

 

[Stars von Vize]

Anne tanzte wie in Trance zu der Musik. Seit zwei Stunden war sie auf der Tanzfläche, machte keine Pause, kümmerte sich nicht um ihre Freunde, die inzwischen aufgegeben hatten, sie zum Tisch zurückzuholen.

„Das war wohl etwas zu viel für sie, dass sie Klaus mit Natascha zusammen gesehen hat“, meinte Lydia.

„Wir wissen ja gar nicht, ob wirklich etwas zwischen ihnen läuft. Ich kann es mir auch nicht vorstellen – was haben sie denn für Gemeinsamkeiten? Keine, oder?“

„Naja, aber es heißt ja auch, Gegensätze ziehen sich an. Und die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein.“

„Lasst uns doch das Spekulieren. Wir fragen Klaus einfach am Montag danach“, sagte Pascal, der keine Lust auf diese Gespräche hatte. Er wollte den Freitagabend unbeschwert genießen. „Will noch jemand etwas von der Bar?“

Bestellungen wurden abgegeben und Geld eingesammelt, dann zwängte er sich zwischen den Umstehenden und Tanzenden durch zur Bar.

„Trink mal was, du bist seit Ewigkeiten hier auf der Tanzfläche!“ Anne sah auf das Getränk, das ihr hingehalten wurde, dann auf den jungen Mann. Sie hatte ihn schon ab und zu im Roxx gesehen, er hatte aber nie lange ihre Aufmerksamkeit erhalten.

„Danke“, sagte sie und griff nach der Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail, bevor sie einen kräftigen Schluck nahm.

„Hast du heute keine Lust auf deine Freunde? Ich sehe dich sonst immer nur mit ihnen auf der Tanzfläche“, fragte der junge Mann mit den dunklen Haaren.

„Nee, ich wollte heute etwas Frust los werden“, erwiderte Anne.

„Ist es schon etwas besser geworden durch die Tanzeinlage, die mir übrigens sehr gefallen hat?“

Anne musste lächeln über das Kompliment. „Ja, der Alkohol hat auch dazu beigetragen. Danke nochmal.“ Sie hob die Flasche, um zu symbolisieren, wofür ihr Dank stand. „Ich bin übrigens Anne.“

„Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Anton.“

Kapitel 5

Am Montag lief Natascha gut gelaunt zur Schule. Beim Warten auf den Lehrer, der den Unterrichtsraum aufschloss, holte Natascha ihr Handy aus der Tasche und las zum bestimmt hundertsten Mal Klaus‘ Nachricht.

Mach dir keine Gedanken. Ich fand es sehr schön, dich zu küssen. Und natürlich möchte ich dich auch weiterhin sehen und treffen.

Ein Lächeln trat auf ihre Lippen und dieses Lächeln verging auch nicht in der Chemiestunde, auch wenn ihr das Fach nicht unbedingt zusagte. Als sie in der großen Pause auf den Schulhof kam, warteten Lilli und Jana bereits auf sie. Doch durch das Gespräch, das folgte, wurde die gute Laune etwas getrübt.

„Was war das eigentlich für eine Aktion am Freitag?“, fragte Lilli, nachdem Natascha ihre Tasche abgestellt hatte.

„Was meinst du?“

„Erst erzählst du mir, dass ich dich nur zufällig mit Klaus beim Theaterstück gesehen habe und am Abend muss ich beobachten, wie ihr gemeinsam das Kino verlasst. Warum hast du mich angelogen?“

„Lilli, das wollte ich nicht. Ich dachte nur, ich sage dir lieber nicht, dass ich mit Klaus beim Theaterstück war, weil ich genau weiß, dass du ihn nicht leiden kannst und negativ darauf reagieren würdest. Es tut mir leid.“

„Du warst mit ihm verabredet?“, fragte Lilli mit entsetzter Stimme.

„Siehst du, ich wusste, dass du so reagieren würdest. Er hat mich eingeladen.“

„Ich kann einfach nicht glauben, dass er dich eingeladen hat. Es ist nun einmal Klaus!“

„Hat er aber und den Kinobesuch am Freitag hat er auch vorgeschlagen“, erwiderte Natascha.

„Hast du vielleicht schon einmal daran gedacht, dass er es nicht ernst meint? Es könnte doch sein, dass er mit seinen ach so tollen Kumpels eine Wette abgeschlossen hat. Wie lange er wohl brauchen wird, um dich ins Bett zu kriegen? Hast du an diese Möglichkeit gedacht?“, wollte Lilli wissen.

„So etwas würde Klaus nie tun. Er ist nicht so, wie du denkst. Er ist anders als Pascal oder Christian.“

„Das nehme ich dir nicht ab.“

„Aber Lilli…“

„Komm mir nicht so!“

„Hey Mädels!“, mischte sich Jana nun ein. „Kommt mal wieder herunter. Das ist doch kein Grund sich zu streiten.“

„Doch, das ist ein guter Grund!“, erwiderte Natascha, nahm ihre Tasche und ging.

„Das hast du ja wieder toll hinbekommen, Lilli.“

„Jetzt ist das meine Schuld, oder was? Sie hat mich doch angelogen.“

„An ihrer Stelle hätte ich wohl das Gleiche getan“, entgegnete Jana.

„Ich will sie doch nur vor ihm beschützen…“

Die zwei Freundinnen sahen aneinander vorbei und warteten stillschweigend auf das Pausenende.

 

Auch Klaus stand mit seinen Freunden auf dem Schulhof und wurde auf den Freitag angesprochen.

„Hey Alter, wo warst du am Freitag?“, fragte Pascal.

„Ich war verabredet, das habe ich euch doch erzählt.“

„Ich habe gefragt, wo du warst.“

„Im Kino.“

„Dann warst du es also wirklich. Wir haben dich nämlich gesehen“, warf Christian ein und nach einer kurzen Pause: „Zusammen mit Natascha.“

Klaus sah Christian geschockt an und verfluchte sich selbst für seine Dämlichkeit. Wie hatte er nur vergessen können, dass die Jungs ins Shining gehen wollten?

„Ja, das stimmt“, brachte er nur hervor.

„Was willst du denn von Natascha? Sie ist doch ein totaler Loser.“

„Christian hat recht. Die Kleine ist dir nicht würdig. Ich verstehe sowieso nicht, warum du mit Anne Schluss gemacht hast.“

„Wer sagt denn, dass ich mit Natascha zusammen bin? Sie hat mir bei meinem Deutschvortrag geholfen und ich habe sie als Dankeschön ins Kino eingeladen.“

„Sicher? Du hast ihre Hand gehalten“, erwiderte Pascal.

„Ja, ich bin mir sicher. Sie ist fast gestürzt und da dachte ich, bevor sie wirklich die Treppe hinunterstürzt, halte ich sie lieber fest“, erklärte Klaus.

„Du magst sie also doch.“

„Sie ist ganz nett, ja.“

„Oh man, diese Schreckschraube und nett. Im Leben hätte ich sie nicht angefasst.“

Klaus biss sich auf die Lippen, um ihnen nicht irgendwelche Widerworte an den Kopf zu werfen. Er konnte nicht glauben, dass seine Freunde so schlecht von Natascha dachten. Ihm war bewusst, dass sie eher zu den Partylöwen zählten und Natascha und ihre Freunde selten bis nie bei Veranstaltungen zu sehen waren, aber deshalb waren sie doch keine Loser.

„Lasst uns über ein anderes Thema sprechen. Die Pause ist zu kurz, um sich über Natascha zu unterhalten“, er krümmte sich innerlich für seine Worte, doch den Rest der Pause sprachen sie über das Fußballspiel vom Wochenende.

 

 

Natascha brauchte etwas frische Luft, der Vormittag hatte es in sich gehabt. Einerseits der Streit mit Lilli, andererseits die Nachricht von Klaus, ob sie sich am Nachmittag bei ihm treffen wollten. Es war ein Wechselbad der Gefühle.

Wie kann Lilli nur so schlecht über Klaus denken? Sie kennt ihn ja nicht einmal. … Er würde nicht mit mir spielen, dachte sie und klingelte wenig später an seiner Haustür.

Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Klaus die Tür mit einem Lächeln im Gesicht öffnete.

„Hallo Tascha“, sagte er und gab ihr einen Kuss. „Komm rein.“

Er nahm ihre Hand und zog sie ins Haus, die Jacke wurde ihr abgenommen und an die Garderobe gehängt. Die Zwei traten in Klaus’ Zimmer und Natascha stellte ihre Handtasche auf dem Fensterbrett ab. Der Rechner lief und der Bildschirm zeigte an, dass Klaus gerade an einem Autorennen spielte. Er drückte auf eine Taste und das Spiel verschwand in die Taskleiste. Auf dem Desktop erschien ein Bild, auf dem eine Felsenlandschaft zu sehen war.

„Möchtest du ein Stück Kuchen? Meine Mutti hat gestern gebacken und es ist noch etwas übrig.“

„Was ist es denn für ein Kuchen?“, fragte Natascha.

„Schoko.“

„Na, dann sage ich doch nicht nein. Ich bin ein Schokoholic.“

Sie grinste ihn an und begleitete ihn dann in die Küche, wo er das Blech aus dem Ofen holte und auf den Tisch stellte. Etwa die Hälfte des Kuchens war noch da. Es war ein flacher Kuchen mit in der Decke eingearbeiteten Schokoraspeln. Klaus setzte mit dem Messer, das er gerade geholt hatte, zum Schneiden an.

„Ist so viel in Ordnung?“, fragte er.

„Das ist doch viel zu viel!“, protestierte Natascha.

„Ich dachte, du bist ein Schokoholic.“

„Schon, aber ich wollte nicht nach Hause rollen.“

„Na gut.“

Der Braunhaarige schnitt ein kleineres Stück aus dem Kuchen heraus und dann ein doppelt so großes für sich selbst.

„Was möchtest du trinken? Kakao, Tee, Kaffee, etwas Kaltes?“

„Kakao hört sich gut an.“

Er nahm das Kakaopulver aus dem Schrank und die Milch aus dem Kühlschrank, während letztere nach wenigen Handgriffen auf dem Herd stand, verteilte er die Kuchenstücke auf zwei Teller. Nicht ganz zehn Minuten später waren sie wieder in seinem Zimmer, aßen den Kuchen und sahen dabei fern.

„Hast du eigentlich schon die Mathehausaufgaben für morgen gemacht?“

 „Wir hatten Aufgaben auf?“, fragte Klaus völlig überrascht.

„Ja, im Buch auf der Seite, mhm ich glaube, 102, die Aufgaben 1 bis 3. Hast du dir das nicht aufgeschrieben? Herr Johann meinte noch, wenn wir die Aufgaben nicht ausrechnen können, dann hat das ganze erste Halbjahr seinen Sinn verfehlt.“

„Am Donnerstag, da war ich mit meinen Gedanken woanders“, meinte Klaus. Er sah sie an und ihr Gesicht trug einen fragenden Ausdruck. „Nämlich bei dir.“

„Du bist süß. Und wenn du willst, dann helfe ich dir beim Rechnen.“

„Ich glaube nicht, dass ich in Mathe Hilfe brauche, aber wenn du sie mir anbietest, werde ich sie bestimmt nicht ablehnen.“

Ein Glitzern war in seinen Augen, das ihn schelmisch wirken ließ.

Die Zwei rechneten schnell die drei Aufgaben durch und setzten sich dann auf Klaus’ Bett, um dem Fernsehprogramm weiterhin zu folgen. Es lief ein Teenager-Film, der typisch für das Ende der 1990er- und den Anfang der 2000er-Jahre waren. Die beliebte Sportskanone wettet mit seinen Freunden, dass er das Mauerblümchen der Schule zur Abschlussballkönigin machen kann.

„Meinst du es eigentlich ernst mit mir?“, fragte Natascha irgendwann und sah dabei betreten auf den Boden.

„Natascha! Hat irgendjemand etwas zu dir gesagt? Warum denkst du das?“ Sofort dachte Klaus an Christian und Pascal.

Sie holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen, um die nächsten Worte auch aussprechen zu können. „Naja, Lilli hat uns am Freitag gesehen und meinte, dass du bestimmt nur eine Wette mit deinen Freunden abgeschlossen hast, wie lange du brauchst, um mich rumzukriegen.“

Während Natascha sprach, drehte er sich zu ihr und zog sanft ihr Gesicht in seine Richtung, sodass sie ihn ansehen musste. „Hey. Wir sind doch nicht in einem amerikanischen Teenie-Film. Natürlich meine ich es ernst mit dir. Ich bin gern mit dir zusammen, du bist lustig, hilfsbereit, süß und einfach liebenswert. Ich denke, dass ich von vielen Jungs beneidet werde, weil ich mit dir zusammen bin und nicht sie. Ich meine es wirklich ernst!“

Seine dunkelgrünen Augen fixierten ihre hellgrünen, nahmen jeden noch so kleinen Fleck in ihrer Iris wahr.

„Vertraust du mir?“

Natascha konnte nur nicken, sie hatte einen Kloß im Hals. Klaus’ Worte hatten sie berührt und ihr einiges an Angst genommen.

 

Etwas später am Abend brachte der junge Mann seine Freundin nach Hause. Sie standen vor der Haustür und unterhielten sich noch.

„Wäre es schlimm für dich, wenn wir es geheim halten, dass wir zusammen sind?“, fragte Klaus und erwartete eine empörte Antwort.

„Nein, das würde ich sogar sehr gut finden. Wie schon erwähnt - ich hatte heute eine nicht sehr nette Diskussion mit Lilli, sie kann dich absolut nicht leiden und sie hat nicht einmal eine Erklärung dafür. Es wird vermutlich besser für unsere Freundschaft sein, wenn sie nichts von dem weiß, was zwischen uns ist.“

„Das gleiche Problem habe ich auch. Christian, Pascal und die Mädels haben uns am Freitag gesehen, als wir aus dem Kino gegangen sind. Sie wollten natürlich wissen, warum ich mit dir unterwegs war und brachten einige fiese Kommentare. Am liebsten hätte ich ihnen eine verpasst, aber ich habe dann einfach erzählt, dass du mir bei einem Vortrag geholfen hast und ich dich deshalb ins Kino einlud. Mir ist nichts anderes eingefallen.“

„Das ist doch ein guter Einfall gewesen.“

„Ich finde es schade, dass wir unsere Beziehung nicht offen gegenüber unseren Freunden zeigen können. Aber was sie nicht wissen…“

„… macht sie nicht heiß“, ergänzte Natascha den Satz.

Die Zwei sahen sich verschwörerisch an. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, dieses Geheimnis würde ihre Beziehung nur noch intensiver werden lassen.

 

***

 

Am nächsten Morgen hatte Natascha Kunst in der ersten Stunde. Sie war schon zeitig da, der Raum war noch leer. Sie packte ihre Zeichenutensilien aus, legte eine alte Zeitung als Unterlage auf den Tisch und holte ihre Zeichnung vom Stapel, der bereits auf dem Lehrertisch lag. Gerade hatte sie sich gesetzt, als Jana den Raum betrat. Die Braunhaarige setzte sich neben ihre Freundin und begann ebenfalls ihren Arbeitsplatz vorzubereiten.

„Ich habe gestern vergessen, dir die DVD vom Theaterstück zu geben. Thomas hat sie mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.“

„Danke“, sagte Jana, nahm die Hülle mit der DVD und verstaute sie in ihrem Rucksack. „Ist eigentlich alles klar bei dir?“

„Ja. Warum auch nicht?“, erwiderte Natascha.

„Na ja, ich dachte vielleicht wegen gestern. Du bist schließlich einfach gegangen.“

„Ich bin nicht einfach gegangen. Das hatte seinen Grund!“

„Aber Lilli hat es doch nicht so gemeint.“

„Natürlich hat sie es so gemeint! Sie kann Klaus nicht leiden und gönnt mir mein Glück nicht.“

„Bist du also mit ihm zusammen?“

„Nein“, antwortete die Blonde und sagte es mit einer Überzeugung in der Stimme, durch die Jana nur glauben konnte, dass es stimmte.

„Hoffentlich vertragt ihr euch bald wieder, das ist schließlich kein Grund, sich zu streiten.“

Mit der Zeit kamen immer mehr Mitschüler in den Raum. Kurz vor Stundenbeginn betrat auch Anne den Unterrichtsraum. Natascha, die ganz vorn am Gang saß, hatte ihre Zeichenmappe und die Federtasche etwas über den Rand des Tisches platziert, um ausreichend Platz für die Zeichnung zu haben. Anne lief nun so dicht am Tisch vorbei, dass sie die Sachen streifte, wodurch sie herunterfielen. Alle Stifte verteilten sich auf dem Fußboden.

„Ach, das tut mir aber leid“, sagte Anne und sah Natascha mit wütend funkelnden Augen an, bevor sie ohne beim Aufsammeln zu helfen weiterlief. Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören gewesen.

 

„Was war das denn für eine Aktion?“, fragte Jana leise, als Natascha wieder neben ihr saß.

„Keine Ahnung. Aber so kennen wir unsere Lieblingszicke doch.“

„Hoffentlich hat sie dich jetzt nicht auf dem Kicker. Wenn du sagst, du warst mit Klaus beim Theaterstück, haben euch bestimmt auch ihre Freunde gesehen und es berichtet.“

„Ach, das war bestimmt nur Zufall“, winkte Natascha ab, war sich aber nicht sicher. Klaus hat ja gestern gesagt, dass seine Freunde uns auch am Freitag im Kino gesehen haben. Das letzte, das ich will, ist Stress mit Anne.

 

***

 

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Die meisten Nachmittage unter der Woche verbrachten Klaus und Natascha gemeinsam, erledigten Hausaufgaben, lernten für Tests oder fragten sich gegenseitig ab.

Einen Tag des Wochenendes unternahmen sie etwas zu zweit, der Freitagabend und der zweite Tag des Wochenendes waren reserviert für Unternehmungen mit Freunden und Familie. Meist unternahmen sie etwas Sportliches, fuhren den Weg am Deich mit Inlineskates entlang oder probierten verschiedene Radwege aus. Kino- oder Barbesuche verlegten sie in die nächstgrößere Stadt, die nur zwanzig Fahrminuten entfernt war, um Begegnungen mit Freunden und Bekannten aus dem Weg zu gehen.

Wenn sie sich in den Pausen Nachrichten schickten, achteten sie stets darauf, dass sie mit dem Rücken zur jeweils anderen Gruppe standen. Es durfte nicht der Eindruck entstehen, dass sie miteinander kommunizierten.

„Mit wem textest du eigentlich die ganze Zeit?“

Christian warf einen Blick auf Klaus‘ Handy, doch der zog es hastig weg.

„Niemandem, den ihr kennt.“

„Mein Herz?“ Christian hatte den gespeicherten Kontakt erspähen können. „Hast du also doch eine Neue!“

„Was?“, brachte sich Pascal ein. „Warum wissen wir nichts davon?“

„Weil es noch ganz frisch ist…“ Klaus versuchte allgemeingültig zu antworten, ohne etwas preis zu geben.

„Hast du etwa Angst, dass sie dich nicht mehr will, wenn sie uns kennen lernt?“ Pascal und Christian lachten laut auf.

„Das sollte euch zu denken geben“, erwiderte Klaus und fiel in das Lachen mit ein.

 

In der Mathestunde hatten sie mehrere Aufgaben zum Lösen erhalten und sollten sich nun selbst durchschlagen. Partnerarbeit war dabei natürlich erlaubt. Natascha drehte sich zum hinteren Tisch herum und sah in Klaus‘ Augen. Sie versuchte ein neutrales Gesicht aufzusetzen und nicht zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. 

„Sag mal, ich habe grad Probleme mit dem Ableiten. Wie gehe ich an dieser Stelle vor?“, fragte sie und deutete an die Stelle in ihrer Gleichung, die ihr Probleme bereitete.

Wie zufällig berührte Klaus‘ Finger den ihren, als er ebenfalls damit auf die Gleichung tippte und ihr erklärte, wie sie beim Ableiten vorgehen musste. Diese kleine Berührung reichte schon, um ihr Herz zum Rasen zu bringen.

„Danke schön. Ich glaube, nun komme ich allein weiter.“

„Gern. Frag einfach, falls wieder eine Schwierigkeit auftritt“, erwiderte Klaus und widmete sich wieder seiner Rechnung. Auch sein Herz schlug schneller als sonst und er freute sich schon jetzt auf den Nachmittag mit Natascha.

 

 

Am Nachmittag saßen Natascha und Klaus in der Küche und tranken mit seinen Eltern Kaffee. Sie hatten Natascha freundlich als neue Freundin ihres Sohnes aufgenommen, unterhielten sich offen mit ihr über alle möglichen Themen und hatten ihr nach kurzer Zeit bereits das Du angeboten. 

„Weißt du eigentlich schon, was du nach dem Abi machen möchtest?“, fragte Klaus‘ Vater.

„Ich dachte an ein Studium der Umwelttechnik. Es interessiert mich und wird in den nächsten Jahrzehnten ungemein gefragt sein.“

„Bist du technisch veranlagt?“

„Naja, mein Vater hat eine Autowerkstatt, da war ich als Kind oft und habe das ein oder andere gelernt.“

„Das ist dann natürlich praktisch“, meinte Klaus‘ Vater und nickte anerkennend.

„Und welche Uni wird es werden?“, wollte nun die Mutter wissen. Klaus verdrehte schon die Augen, für ihn glich es mehr einem Verhör als einer Unterhaltung.

„Ich hatte etwas recherchiert und im Ranking ist Hamburg ganz oben, gefolgt von Wuppertal und Stuttgart. Aber Hamburg könnte ich mir gut vorstellen“, antwortete Natascha. „Bewerben werde ich mich aber an allen Unis, um die Chancen der Annahme zu erhöhen.“

„Das ist vernünftig.“

„Hamburg würde auch zu meinen Plänen passen. Durch Airbus sind sie gut aufgestellt beim Studiengang Flugzeugbau“, warf nun Klaus ein.

„Na, das klingt doch gut.“ Seine Eltern warfen sich einen vielsagenden Blick zu, freuten sich über die Aussage ihres Sohnes. Für sie war Natascha die bessere Freundin für Klaus, mit Anne waren sie nicht warm geworden.

Nach dem Kaffee trinken verzogen sich die beiden in Klaus‘ Zimmer.

„Meinst du das ernst, dass du in Hamburg studieren willst?“

„Klar. Hamburg und Stuttgart stehen ganz oben für Flugzeugbau. Und beide Städte bieten auch deinen Studiengang an. Das würde doch super passen. Wir könnten in der gleichen Stadt sein“, antwortete Klaus.

„Das wäre schön, wenn wir uns nicht gleich zu Beginn unserer Beziehung wieder räumlich trennen müssten.“

„Ja, das wäre es.“

Klaus hatte sie auf seinen Schoß gezogen und mit einem intensiven Blick angesehen, bevor er anfing sie zu küssen. Seine Hände, die zunächst auf ihren Oberschenkeln gelegen hatten, glitten nun unter ihr Shirt und sanft den Rücken hinauf. Seine Hände waren wunderbar warm, trotzdem bekam Natascha eine Gänsehaut. Mit seinen Händen schob sich auch ihr Shirt weiter hinauf und bereitwillig hob sie die Arme, damit er es ihr über den Kopf ziehen konnte.

Während sie sich weiterküssten, lagen seine Hände auf ihren Hüften, doch langsam glitten sie wieder ihren Rücken hinauf und öffneten gekonnt den Verschluss ihres BHs. Er schob die Träger von ihren Schultern und als Natascha den BH abstreifte, zog sich Klaus sein Shirt über den Kopf. Er setzte sich aufrecht hin und zog Natascha zu einem erneuten Kuss an sich, wodurch sich sein Oberkörper gegen ihren presste und er ihre festen Brüste an seiner trainierten Brust spüren konnte. 

Als er ihre Hose öffnen wollte, griff sie nach seinen Händen und hielt sie fest. „Ich… ich möchte das nicht.“ Es war fast ein Flüstern. „Noch nicht.“ Natascha schloss ihre Augen und lehnte ihre Stirn gegen Klaus‘ Stirn. „Es tut mir leid.“

Er löste seine Hände aus ihren, griff nach ihrem Kopf und schob ihn etwas von sich weg. Grüne Augen mit ängstlichem Blick trafen auf grüne Augen mit liebevollem Blick.

„Du brauchst dich nicht entschuldigen. Wenn du noch nicht bereit dazu bist, weiter zu gehen, dann gehen wir nicht weiter. Natürlich möchte ich, dass unsere Beziehung auch körperlich wird, aber dafür musst du es auch wollen.“ Sein Blick fixierte sie. „Ich habe dich auch so lieb. Verstanden?“

„Verstanden“, wieder brachte Natascha nur ein Flüstern zustande. Trotz seiner lieben Worte ging ihr immer wieder ein Gedanke durch den Kopf. Anne hätte bestimmt nicht nein zu ihm gesagt.

 

Am Abend, Natascha war schon lange wieder zuhause, wurde dieser Gedanke immer quälender und ließ sie nicht einschlafen. Warum er wohl mit Anne Schluss gemacht hat? Sie sieht gut aus, viel besser als ich, und hat jede Menge Erfahrung mit Jungs. Zumindest wenn man den Geschichten glauben mag, die im Umlauf sind. Und jetzt traue ich mich nicht, mit ihm zu schlafen. Er wird bald genug von mir haben. Tränen stahlen sich in ihre Augen. Ich würde so gern mit Jana oder Lilli darüber reden und mir einen Rat holen. Lautlos liefen die Tränen über ihr Gesicht. Die Geheimniskrämerei war anfangs eine gute Idee gewesen, um sich vor allem auch nicht von den Freunden abzusondern durch die gegenseitige Antipathie, doch durch ihre eigene Unsicherheit fehlte Natascha damit ein Ansprechpartner mit dem sie darüber reden konnte. Ich kann doch Klaus nicht sagen, dass ich Angst habe, mit Anne verglichen zu werden und diesem Vergleich am Ende nicht standhalte.

 

***

 

Jana stand in der Mittagspause allein an ihrem Stammplatz. Natascha gesellte sich zu ihr und wollte nach einigen Minuten wissen: „Jana, darf ich dich was fragen?“

„Ja, na klar. Was ist denn los?“, fragte die Freundin sofort.

„Naja, also, wie war das mit Matthes und dir… also, woher wusstet ihr, dass ihr bereit seid für Sex beziehungsweise hat Matthes dich irgendwie gedrängt?“

„Wo kommt das denn plötzlich her? Mit so einer Frage habe ich nicht gerechnet.“

„Ist schon okay. Du musst mir nicht antworten“, erwiderte Natascha und ließ den Kopf sinken.

„Tascha, natürlich antworte ich dir darauf, ich habe nur nicht damit gerechnet, weil ich nicht wusste, dass du dich mit diesem Thema beschäftigst.“

„Okay. Danke“, Natascha raffte sich zu einem Lächeln auf.

„Also, wir waren so ungefähr drei Monate zusammen, als es zum ersten Mal kam. Ich wusste, dass Matthes bereits Erfahrung hat, aber er hat es mich nicht spüren lassen, dass er unbedingt mit mir schlafen möchte. Keine Ahnung, irgendwann kam es ganz spontan dazu. Wir haben uns geküsst und gestreichelt und es fühlte sich richtig für mich an, weiter zu gehen.“

„Kennst du denn seine Exfreundin?“

„Nein, sie ist an einer anderen Schule“, antwortete Jana.

„Und du hast nie darüber nachgedacht, wie sie so ist?“

„Du meinst, ob ich eifersüchtig auf sie bin?“

„Ja, irgendwie schon ein bisschen.“

„Darüber nachgedacht, wie seine Ex so ist, habe ich schon. Aber im Endeffekt ist sie seine Ex und es gibt Gründe dafür, warum Matthes nicht mehr mit ihr zusammen ist, sondern mit mir. Deshalb lasse ich diese Gedanken gar nicht weiter zu. Weißt du, was ich meine?“

„Ja.“ Natascha nickte zur Unterstützung. „Danke für deine ehrliche und offene Antwort.“

„Kein Problem, Süße. Darf ich fragen, weshalb du danach fragst.“

„Es ging mir so durch den Kopf“, versuchte sie ausweichend zu antwortend und Jana ging nicht weiter darauf ein.

„Du bist neben Lilli meine beste Freundin. Du darfst mich alles fragen. Okay?“

„Okay“, sagte Natascha und umarmte ihre Freundin spontan.

 

***

 

„Ich weiß auch nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Klaus nicht ehrlich zu uns ist. Ich kam gestern nach dem Training bei ihm vorbei und da habe ich Natascha und ihn an der Haustür stehen sehen. Ob sie doch zusammen sind?“ Christian warf seine Überlegung in den Raum.

„Oh shit.“

„Dann war das damals im Kino also doch ein Date“, schlussfolgerte Steffi.

„Und wir haben sie ja beim Theaterstück gesehen“, brachte Sabrina ein und Lydia nickte zustimmend.

„Das kann doch nicht sein Ernst sein. Ausgerechnet Natascha.“

„Man kann sich nun mal nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Wo die Liebe hinfällt und so“, versuchte Steffi zu beschwichtigen.

„Das ist doch Quatsch.“

„Wie haben sie sich überhaupt kennenlernen können? Ich meine, sie geht ja nicht auf Partys und zur Leistungskursfahrt war sie auch nicht bei uns dabei.“

„Vermutlich einfach durch den Unterricht. In Mathe vergleichen sie ständig ihre Ergebnisse.“

Pascal hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt und war bisher nicht am Gespräch beteiligt gewesen. Nun fragte er: „Müssen wir das hinnehmen oder müssen wir seine Freunde sein und versuchen, sie auseinander zu bringen?“

Betretenes Schweigen trat in die Gruppe, die im Shining saß und die erste Cocktailrunde trank.

„Eigentlich können wir das nicht bringen. Es ist schließlich seine Entscheidung“, brach Steffi die Stille.

„Aber wir müssen ihn doch vor diesem Fehler bewahren.“

„Nur, weil wir denken, es wäre ein Fehler, muss es jedoch keiner sein, oder?“

„Und, selbst, wenn wir mit Klaus reden und ihm sagen, dass es ein Fehler ist, mit Natascha zusammen zu sein – ihr kennt ihn doch, er ist stur und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bringt man ihn nicht so schnell davon ab.“

„Wer lässt sich so schnell nicht wovon abbringen?“ Anne war zu der Gruppe getreten, neben ihr stand Anton. Sie hatten sich in den letzten Wochen gelegentlich getroffen, vor allem im Roxx oder Shining.

„Wir meinten nur, dass Klaus ziemlich stur sein kann, wenn er will“, antwortete Pascal, während alle zusammenrutschten, um den beiden Neuankömmlingen Platz zu machen.

„Oh ja, davon kann ich ein Lied singen. Vor allem wollte er nie, was ich wollte“, meinte Anne und griff nach der Getränkekarte. „Was will er denn dieses Mal nicht?“

„Naja, es geht wohl eher darum, dass er vermutlich etwas will, das wir nicht für gut halten“, antwortete Sabrina ausweichend.

„Und das wäre?“, Anne ließ einfach nicht locker.

„Wir denken, dass er heimlich mit Natascha zusammen ist. Pascal hat sie gestern wieder zusammen gesehen.“

„Natascha?“ fragte Anton. „Natascha Schmidt?“

„Ja, kennst du sie?“, wollte Lydia wissen.

„Wir waren zusammen im Kindergarten und unsere Eltern sind befreundet, wir sehen uns gelegentlich“, berichtete Anton. „Soll ich sie fragen, ob sie einen Freund hat? Wir machen am Sonntag eine Radtour.“

„Das wäre super von dir.“

„Klar, kein Problem“, meinte Anton.

Die Clique lenkte das Gespräch nun auf ein anderes Thema, sie wollten Anton nicht zeigen, dass sie Natascha nicht mochten. Vielleicht konnte es noch helfen, dass sie ihn quasi als Insider hatten.

 

„Wie läuft es denn eigentlich mit der Planung des Abiballs?“, fragte Natascha. Klaus und sie hatten sich eine Pizza zum Mittagessen zusammengestellt und saßen nun in der Küche. Seine Eltern waren zum Shopping in ein großes Center in der Nähe gefahren, doch die beiden hatten keine Lust darauf gehabt.

„An sich ganz gut. Wir haben die Stadthalle reserviert und einen günstigen, aber qualitativ guten Caterer gefunden“, antwortete Klaus. „Jetzt fehlt noch die Deko und der Ablauf steht auch noch nicht.“

„Wird es auch einen Eröffnungstanz geben?“

„Das ist angedacht, aber mir macht das etwas zu schaffen. Ich kann nicht tanzen.“

Natascha sah ihn mit einem breiten Grinsen an. „Dieses Grinsen macht mir irgendwie Angst. Was hat das zu bedeuten?“

„Ich habe einen Tanzkurs besucht, ist schon ein paar Jahre her, aber ich denke, ich könnte dir das zeigen. Soll es denn Discofox oder Walzer werden?“

„Walzer, aber beibringen kannst du mir gern beides.“

„Das bekommen wir schon hin“, meinte Natascha zuversichtlich und küsste ihn. „Werden wir denn gemeinsam tanzen können?“

„Auf dem Ball?“

„Ja.“

„Wir machen es einfach. Und an sich ist das doch der perfekte Moment, um zu zeigen, dass wir zusammen sind, oder?“, erwiderte Klaus.

„Vermutlich.“

Natascha stand vom Küchentisch auf und reichte Klaus ihre Hand, der gern nach ihr griff. Sie schob seine rechte Hand leicht unterhalb ihres Schulterblattes und legte ihre auf seine Schulter. „Der Mann beginnt mit links. Du gehst einen Schritt mit links nach vorn, dann folgt der rechte Fuß und der dritte Schritt ist kein Schritt in dem Sinne, sondern nur ein Tap. Also ein Berühren des Bodens mit der Fußspitze.“

„Okay. Ich denke, das könnte ich hinbekommen“, Klaus legte seine Stirn in Falten und sah auf seine Füße.

„Dann fangen wir mal an.“ Natascha zählte ein und sie begannen mit dem eins, zwei, tap. Anfangs war es etwas holprig, aber mit der Zeit wurde es besser. Klaus bekam den Grundschritt gut hin, woraufhin sie zum Wechsel der Tanzrichtung übergingen.  

„Das klappt doch schon ganz gut. Willst du die erste Figur versuchen?“

„Klar.“ Sein Ehrgeiz war geweckt.

Natascha erklärte ihm die Drehungen und Armbewegungen und zeigte es ihm einmal in Zeitlupe. Dann testeten sie die Drehungen zur Musik. Aus dem Handy klangen altbekannte Schlager.

„Du bist ja ein Naturtalent“, sagte Natascha. „Lass uns mal alles zusammenfügen.“

„Geht klar.“

Sie warteten den nächsten Song ab und begannen dann den Tanz, die Schritte saßen und auch die ersten Drehversuche klappten.

„So, und jetzt ohne den Blick auf die Füße.“

„Sicher?“

„Ja. Schau einfach mich an.“

„Dann kann es ja nur schief gehen“, erwiderte Klaus.

„Was?“, ihre Stimme klang ungläubig.

„Weil ich mich dann in deinen Augen verlieren werde und sicher nicht mehr an die Schritte denke.“ Eigentlich fand Klaus diese Aussagen ganz schön kitschig, aber andererseits wollte er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Und als er Nataschas Schmunzeln sah, war er zufrieden.

„Dann musst du dich jetzt wohl konzentrieren“, erwiderte sie nur mit einem Augenzwinkern.

Zwei Lieder tanzten sie problemlos durch, doch beim dritten Lied kamen die Füße durcheinander. Natascha wollte den normalen eins-zwei-tap-Schritt machen, während Klaus bereits zur Drehung ansetzte. Ihre Beine verhakten sich und brachten beide zu Fall. Klaus lag mit dem Rücken auf dem Küchenboden, Natascha in seinen Armen.

„Geht es dir gut? Hast du dir wehgetan?“, fragte sie gleich besorgt.

„Ja, alles gut. Und bei dir?“

„Du hast mich ja aufgefangen.“

„Okay.“ Er schlang seine Arme weiter um sie und legte den Kopf auf dem Boden ab.

„Das sollte uns beim Abiball aber nicht passieren“, sagte Natascha, richtete sich etwas auf und begann zu lachen.

„Wir können es natürlich auch unter Absicht verbuchen“, erwiderte Klaus und setzte sich ebenfalls auf. Er sah sie mit einem Lächeln auf den Lippen an, bevor er sie voller Leidenschaft küsste.

„Wenn Tanzfehler immer so enden, können wir uns gern öfter vertanzen“, sagte Natascha, leicht atemlos. 

 

 

Paul:      Na, was geht ab zuhause?

Klaus:   nichts weiter

Paul:      Ist Natascha gar nicht bei dir?

Klaus:   nein, nicht mehr

Paul:      :O

Klaus:   sie macht morgen mit ihrer Familie eine Radtour und es geht schon um 8 los, da wollte sie etwas zeitiger ins Bett

Paul:      aber hätte doch trotzdem dein Bett sein können

Klaus:   soweit sind wir noch nicht

Paul:      sie hat noch nicht bei dir übernachtet?

Klaus:   nein

Paul:      wie lange seid ihr zusammen? Zwei Monate?

Klaus:   fast

               Aber das ist überhaupt nicht schlimm

Paul:      wer bist du? Was hast du mit meinem Bruder gemacht?

Klaus:   es ist überhaupt nicht wichtig für mich, dass wir noch keinen Sex hatten

Es ist einfach schön, mit Tascha zusammen zu sein, etwas mit ihr zu unternehmen, mit ihr zu quatschen oder einfach nur aneinander gekuschelt einen Film zu sehen

Paul:      oh wow, das war früher anders

Klaus:   ich weiß

Mit Anne stand Sex auch eher im Vordergrund, weil der Rest auf der Beziehungsebene fehlte oder nicht harmonierte

Paul:      oh man, kleiner Bruder, dich hat es ja echt erwischt

Klaus:   ich verliebe mich jeden Tag mehr in sie 😊

               Ich versuche sogar, tanzen zu lernen

Paul:      Keine leichte Aufgabe

Klaus:   Es geht überraschend gut

Paul:      wie kommt es überhaupt dazu?

Klaus:   Tascha hat gefragt, wie es beim Abiball sein wird und ob auch getanzt wird

               Da ich nicht tanzen kann, wollte sie versuchen, es mir beizubringen

Paul:      sie hat hoffentlich Stahlkappen auf den Schuhen :D

Klaus:   haha

 

 

 

***

 

„Warum mussten wir uns denn nur so zeitig treffen?“ Anton sah noch ganz verschlafen aus, als er Natascha und ihre Eltern begrüßte.

„Na, das ist doch klar – um dich zu ärgern!“

Natascha lachte und Anton musste zumindest schmunzeln.

Die Familien stiegen auf ihre Räder und starteten die Tour, die ungefähr sechzig Kilometer umfasste. Die Sonne lugte langsam hinter den Nebelfeldern hervor, die sich über die Felder gelegt hatten, und tauchte den Morgen in ein sanftes Orange. Von Minute zu Minute bekam sie mehr Kraft und schien ihnen wärmend ins Gesicht, was zur Verbesserung der Laune beitrug.

Die Radwege waren gut ausgebaut und führten an einer schönen und abwechslungsreichen Landschaft vorbei. Entlang der Felder, der langsam blühenden Wiesen und durch die grünen Mischwälder. Nach zwei Stunden machten sie die erste Rast, bei der Kaffee aus der Thermoskanne ausgeschenkt wurde.

„Es war wirklich eine gute Idee, diese Tour zu machen“, sagte Stefan und nahm einen Schluck vom heißen Kaffee.

„Ja, es ist zwar noch etwas frisch, aber die Gegend sieht so schön aus zu dieser Jahreszeit“, bestätigte Nataschas Mutter.

Nach etwa einer Viertelstunde ging die Fahrt weiter und wurde erst wieder für ein Mittagessen in einer Gaststätte unterbrochen. Es wurde gute Hausmannskost serviert.

„Die Zeit an der frischen Luft macht ganz schön hungrig“, Anton schnappte sich noch das halbe Schnitzel, das Natascha nicht geschafft hatte, weil es den halben Teller eingenommen hatte.

„Fragen kann auch nicht schaden, oder?“

„Du warst doch fertig, ich habe es genau gesehen.“

„Trotzdem kannst du es ja mal mit Höflichkeit versuchen. Deine Eltern haben dir das sicher beigebracht“, meinte Natascha, grinste ihn aber an, als er sie verständnislos ansah.

Die Eltern amüsierten sich köstlich über ihre Kinder. „Irgendwas müssen wir dabei wohl falsch gemacht haben“, meinte Stefan selbstkritisch und stimmte in das Lachen seiner Freunde ein.

 

„Sag mal, Nati, ich brauche deinen Rat“, sagte Anton. Die beiden saßen nach der dritten Etappe zur Kaffeepause auf einer Picknickdecke und ließen sich die Muffins schmecken, die Petra gebacken hatte.

„Dann schieß mal los.“

„Da ist so ein Mädchen, das ich im Roxx kennengelernt habe und das ich mag. Wir verstehen uns ganz gut und ich würde sie ganz gern auf ein Date einladen. So aus Mädchensicht – was wäre ein cooles Date?“

„Puh, in Beziehungsfragen bin ich nicht so der richtige Ansprechpartner“, meinte Natascha gleich.

„Deine Mutti hat doch vorhin etwas von einem Freund erwähnt.“

„Ja, das schon. Aber nur weil ich einen Freund habe, heißt es ja nicht, dass ich mich gut auskenne. Ich bin selbst in ganz vielen Situationen unsicher.“

„Nichtsdestotrotz hattet ihr doch aber Dates, oder?“, entgegnete Anton.

„Ja. Wir waren im Schultheater und im Kino. Das war jetzt nichts Besonderes, aber für uns war es genau richtig und schön. Und ob man die Zeit, die wir nun gemeinsam verbringen noch als Dates bezeichnet, keine Ahnung. Wir gehen Minigolf spielen oder machen eine Radtour oder fahren Inline Skates. Sowas halt….“

„Hmm. Ich glaube, sie steht mehr auf Glamour.“

„Dann vielleicht schick essen gehen oder ihr fahrt nach Berlin. Auf der Zugfahrt kann man sich gut unterhalten und sich besser kennenlernen und in Berlin geht man dann auf ein Konzert. Ist jetzt natürlich ganz schön kostenintensiv.“

„Das ist nicht so dramatisch, das bekomme ich schon hin. Aber die Idee ist nicht schlecht. Danke.“

„Wenn ich helfen konnte“, Natascha winkte ab.

„So, jetzt bin ich aber neugierig. Wie ist dein Freund so?“

„Klaus? Klaus ist ganz toll“, begann Natascha zu schwärmen. „Er ist total witzig und bringt mich oft zum Lachen. Wir mögen die gleichen Filme und auch der Musikgeschmack passt größtenteils. Klaus ist zielstrebig und weiß genau, was er nach der Schule machen will. Er ist liebevoll und rücksichtsvoll. Ich bin einfach nur glücklich mit ihm.“ Natascha lächelte und ihre Wangen glühten vor Freude.

„Oh wow, dich hat es ja voll erwischt.“

„Ich weiß. Ich hoffe nur, dass ich ihm auch genüge.“

„Warum solltest du nicht?“, hakte Anton nach.

„Ach, ich weiß auch nicht. Seine Ex ist einfach total erfahren in allem und ich habe so gar keine Ahnung, wenn es darum geht intim zu werden. Ich… ach, ich denke vermutlich zu viel über alles nach, aber so bin ich einfach.“

„Vielleicht solltest du mit ihm über deine Ängste sprechen. Dass du denkst, du bist im Vergleich zu ihr nicht ebenbürtig.“

„Hmm… ich werde darüber nachdenken. Danke.“

„Kein Problem. Du kannst gern immer zu mir kommen, wenn du jemanden zum Quatschen brauchst.“

Natascha umarmte Anton, was seine Mutter auf einem Foto festhielt.

„So ihr Zwei, und jetzt nochmal ein ordentliches Foto fürs Familienalbum.“

Sie setzten sich dicht nebeneinander auf die Decke und lehnten die Köpfe aneinander, Anton hatte seinen Arm um sie gelegt. Bei einem weiteren Foto hielt Natascha Zeige- und Mittelfinger so hinter Antons Kopf, dass es so aussah, als hätte er Hasenohren, was beim nächsten Foto zu einer herausgestreckten Zunge Antons führte. Sie hatten beide einen Lachanfall.

„Du bist echt eine verrückte Nudel“, meinte Anton, als sich Natascha die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange, während seine Mutter erneut den Auslöser betätigte.

 

***

 

Unter der Woche waren Natascha und Klaus zum Lernen verabredet. Sie wollten gemeinsam die Mitschriften aus dem Deutschunterricht durchgehen und Lernkarten anfertigen. Als Natascha am Mittwochnachmittag bei Klaus zuhause ankam und die Strickjacke ablegte, sah Klaus ihren Arm mit großen Augen an. Er schimmerte in grün und blau.

„Was hast du denn hier gemacht?“, fragte er bestürzt.

„Ich bin im Sportunterricht gestürzt.“

„Wie das?“, er hielt ihr Handgelenk fest und drehte ihren Arm, um einen Blick auf die Verletzung werfen zu können.

„Ich bin über den Bock und beim Aufkommen gestolpert“, berichtete Natascha.

„Gab es niemanden, der Hilfestellung gegeben hat?“

„Doch….“

„Aber?“

„Anne hat wohl nicht wirklich Lust dazu“, mutmaßte Natascha. Sie hatte es Klaus gar nicht sagen wollen.

„Anne hat dich nicht gehalten?“

„Das kann doch mal passieren. Sind nur ein paar blaue Flecken“, versuchte Natascha ihn zu beschwichtigen.

„Aber das darf nicht passieren! Sie hat das doch bestimmt mit Absicht gemacht.“

„Bestimmt nicht.“ Natascha verschwieg ihm, dass sie das Gefühl hatte, Anne hätte ihr ein Bein gestellt.

Sie schmiegte sich an ihn, nahm seine warme Haut auf ihrer wahr, seinen angenehmen Geruch, seinen regelmäßigen, ruhigen Atem.

„Sag mal, warum hast du eigentlich mit ihr Schluss gemacht?“

„Willst du das wirklich wissen?“, fragte Klaus. „Das ist doch überhaupt nicht mehr wichtig.“

„Ich…“ Natascha atmete tief ein. „Ich will es nur verstehen. Vom Gefühl her, passt sie viel besser zu dir als ich. Sie sieht gut aus, hat viel Erfahrung, die gleichen Freunde wie du. Ihr wart irgendwie immer DAS Paar.“

„Tascha, das ist vorbei. Und wir waren definitiv nicht DAS Paar. Es wirkte vielleicht so, aber eigentlich weiß ich gar nicht, warum wir überhaupt so lange zusammen waren. Es war mehr eine Gewohnheit. Ja, sie sieht gut aus, aber die Schminkschicht ist auch einen Zentimeter dick“, meinte Klaus und brachte Natascha damit zum Schmunzeln. „Du siehst viel hübscher aus, viel natürlicher und genau das mag ich an dir.“

Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie dann auf die Couch.

„Und sie konnte so zickig sein. Hat mich blöd angeblafft wegen nichts. Keine Ahnung, was ich an ihr fand.“ Er schüttelte verständnislos den Kopf.

„Bitte sag mir, falls ich mal zickig sein sollte, damit ich das ganz schnell abändern kann.“

„Das werde ich, da kannst du dich drauf verlassen.“

Er drehte sich zu ihr und küsste sie. Langsam rutschten sie die Lehne des Sofas herunter, bis Klaus halb über ihr lag. Sie küssten sich weiter, doch Klaus bemerkte, dass Natascha sich versteift hatte. Er löste sich von ihren Lippen und richtete sich etwas auf.

„Irgendwas hast du doch noch.“

Sie wandte ihren Blick von ihm ab. „Ich weiß, dass wir darüber schon gesprochen haben, aber ich denke da trotzdem drüber nach. Ich…. Ich habe Angst, dass ich Anne nicht ebenbürtig bin, wenn es darum geht, Sex zu haben.“

„Ach Tascha. Es ist völlig egal, ob man schon Erfahrung hat oder nicht. Wir machen doch gemeinsam unsere Erfahrungen, oder?“

„Schon.“

„Ich finde es schön zu sehen, wie du offener wirst, wie du Berührungen zulässt, die du anfangs abgeblockt hast. Ich genieße es, dich zu küssen und zu streicheln. Ich muss nicht mit dir schlafen. Ich will es gern, aber ich muss nicht.“

„Danke für dein Verständnis.“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Es tut mir leid, dass ich die Stimmung versaut habe.“

„Du kannst mit mir über alles reden. Immer!“

„Danke.“

Ihre Hände umschlossen sein Gesicht, streichelten es sanft, und zogen seinen Kopf dann wieder zu sich hinunter, bis ihre Lippen sich erneut berührten.

 

 

***

 

Sapphire moonlight

We danced for hours in the sand

Tequila sunrise

Her body fit right in my hands, la-la-la

It felt like ooh-la-la-la, yeah

I love it when you call me Señorita

I wish I could pretend I didn't need ya

But every touch is ooh-la-la-la

It's true, la-la-la

Ooh, I should be runnin'

 

[Senorita von Shawn Mendes und Camila Cabello]

 

Der Song dröhnte aus den Lautsprechern und ließ eine Gruppe von etwa zwanzig jungen Frauen schwitzen. Die Zumba-Trainerin zeigte die Tanzschritte vor und alle Teilnehmer ahmten sie nach. Zwei Schritte links, zwei Schritte rechts, dabei immer der Hüftschwung. Der Wiegeschritt und eine Drehung folgten. Trotz des laufenden Schweißes sah man in glückliche Gesichter. Die Musik trug einfach zur guten Laune bei und da wurde der innere Schweinehund problemlos überwunden. Es folgten nach dem aktuellen Radiosong noch zwei weitere Songs, bevor es eine kurze Trinkpause gab.

„Sag mal, was hast du eigentlich getan, dass Anne und ihr Teufelsgeschwader es auf dich abgesehen haben?“, fragte Lilli, nachdem sie einen Schluck aus ihrer Wasserflasche genommen hatte.

„Was meinst du?“ Natascha wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm ebenfalls einen großen Schluck Wasser.

„Jana hat erzählt, dass Lydia in Kunst so gegen euren Tisch gelaufen ist, dass der Wasserbecher sich über eure Bilder ergoss. Und Anne hat dich Dienstag in Sport einfach fallen lassen statt Hilfestellung zu geben. Und heute in Geschichte der bissige Kommentar von Steffi zu deinem super Vortrag“, zählte Lilli auf.

„Ja, ich ignoriere es einfach. Ist vermutlich nichts.“

„Ich finde es schon bedenklich. Ich meine, das grenzt ja an Schikane.“

„Ach, ich mach mich da jetzt nicht so heiß. Es sind schließlich auch nur ein paar Wochen, bis die Prüfungen anfangen und dann bin ich sie los.“

„Hmm… ich behalte es auf jeden Fall im Auge und versuche auf dich aufzupassen.“

„Das ist lieb, aber wirklich nicht notwendig.“

Das Thema wurde durch den Beginn des nächsten Songs beendet. Alle begaben sich zurück auf ihre Plätze und folgten den nächsten Tanzschritten. Natascha kam gelegentlich aus dem Tritt, denn sie dachte doch weiter über Lillis Worte nach. Wissen sie etwa doch, dass ich mit Klaus zusammen bin und schikanieren mich deshalb? Aber es kann doch nicht sein, oder?

 

***

 

„Ihr hattet euch doch neulich darüber unterhalten, ob Natascha einen Freund hat“, brachte Anton das Gespräch auf das Thema. Er saß mit Anne und ihren Freundinnen im Shining, Pascal und Christian wollten auch bald dazustoßen. Nach dem Fußballtraining wollten sie noch nach Hause duschen.

„Ja. Weißt du mehr darüber?“

„Ich habe Tascha einfach gefragt und sie meinte, sie ist mit einem… ähm, warte“, er überlegte kurz nach dem Namen, „Klaus zusammen.“

„Echt jetzt?“

„Ja.“

„Und wir reden auch von derselben Natascha?“ Anne konnte es kaum glauben. Die Ahnung bestand zwar schon die ganze Zeit, seit sie die beiden im Kino gesehen hatte, aber nun die Bestätigung zu bekommen, war doch ein Schock.

„Das weiß ich nun auch nicht, aber ich habe ein Foto von ihr.“

Anton zog sein Handy aus der Hosentasche und suchte in der Familiengruppe nach den Fotos der Radtour. Er zeigte Anne das Foto, auf dem Natascha freudestrahlend in die Kamera lächelte und er sie auf die Wange küsste.

„Tatsächlich. Das ist unsere Natascha.“ Anne war einen kurzen Moment still. „Kannst du mir das Foto schicken? Du siehst darauf echt süß aus.“

„Klar. Kein Ding“, meinte Anton und leitete es ihr direkt weiter. 

 

Kapitel 7

04. April

Mein Herz:          Kommst du heut Nachmittag bei mir vorbei?

Geliebter:            Ich kann leider nicht. Pascal hat gefragt, ob wir zusammen Mathe machen. Langsam bekommt                            er Muffensausen vorm Abi.

Mein Herz:          Okay. Schade.

 

 

05. April

Geliebter:            Wir können uns heute wieder nicht sehen. ☹

Mein Herz:          Was ist denn los?

Geliebter:            Treffen vom Abiball-Komitee

Mein Herz:          Alles klar. Ist natürlich auch wichtig. Wir wollen ja einen schönen Ball haben. 😉

Geliebter:            Ich gebe mein Bestes.

 

 

06. April

Mein Herz:          Du fehlst mir.

Geliebter:            Du fehlst mir auch. Ich würde dich so gerne küssen.

Mein Herz:          :*

Geliebter:            Das reale Küssen müssen wir aber vertagen.

Mein Herz:          ??

Geliebter:            Lerngruppe….

Mein Herz:          Hmmmm…

 

 

07. April

Geliebter:            Hey, hey, heute habe ich Zeit.

Mein Herz:          ☹

Geliebter:            Warum der traurige Smiley?

Mein Herz:          Weil ich heute mit Lilli zum Zumba gehe. Ist doch immer donnerstags.

Geliebter:            Ist schon okay. Dann sehen wir uns eben morgen.

 

 

08. April

Geliebter:            Falls du schon auf dem Weg bist, dreh wieder um – Pascal ist spontan bei mir aufgeschlagen und will Mathe mit mir machen

Mein Herz:          An einem Freitag?

Geliebter:            Danach soll ich mit ihm noch ins Shining mitkommen

Mein Herz:          Ich wünsche dir viel Spaß. Auch, wenn du mir unglaublich fehlst.

Geliebter:            Du fehlst mir doch auch…

                              Und danke.

Mein Herz:          Du denkst dran, dass meine Oma morgen Geburtstag hat?

Geliebter:            Verdammt. Dann sehen wir uns das ganze Wochenende nicht, weil meine Eltern am Sonntag unbedingt zu meinem Bruder nach Jena fahren wollen.

Mein Herz:          Sehen wir uns dann aber am Montag?

Geliebter:            Definitiv. Egal, was ansteht, es wird abgesagt.

Mein Herz:          :) Du bist süß.

Geliebter:            Nur halb verrückt vor Sehnsucht.

Mein Herz:          Das macht dich nur noch süßer.

Geliebter:            :*

 

 

Natascha, die wirklich bereits auf dem Weg zu Klaus gewesen war, schloss die Haustür auf und traf in der Küche auf ihre Mutter.

„Nati, was ist los? Du siehst so traurig aus?“

„Ich wollte mich mit Klaus treffen, aber er hat spontan Besuch von einem Kumpel bekommen, der unbedingt noch mit ihm Mathe lernen will. Jetzt haben wir uns die ganze Woche nicht sehen können und morgen und übermorgen klappt es auch nicht“, antwortete Natascha.

„Ihr seht euch doch in der Schule.“

„Schon, aber das ist nicht dasselbe.“

„Ach, die erste Liebe ist so schön“, schwärmte Nataschas Mutter und umarmte ihre Tochter, die nur gequält seufzte.

„Ich geh mal in mein Zimmer…“

„Okay.“

Damit war Natascha die Treppe hochgelaufen und zog sich die bequemere Hauskleidung an. Am Schreibtisch überlegte sie kurz, was sie nun mit der Zeit anfangen sollte, und holte das Hausaufgabenheft aus ihrem Rucksack. Sie saß bereits eine gute Stunde am Aufsatz über Faust, als ihr Handy klingelte.

„Hallo Anton.“

„Hallo Nati“, klang die Stimme aus dem Lautsprecher.

„Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?“

„Ich wollte dich um einen ganz, ganz großen Gefallen bitten.“

„Okay. Das klingt dringend. Das hast du noch nie gemacht.“

„Kannst du heute bitte bitte bitte ausnahmsweise mit mir ausgehen?“, fragte Anton.

„Ähm…. Wo möchtest du denn hin?“

„Ins Roxx.“

„Och nee“, sagte Natascha gleich.

„Ich weiß, dass du das gar nicht magst, aber bitte. Für mich“, seine Stimme klang flehend und sie konnte seinen Hundeblick genau vor sich sehen.

„Warum denn nur?“

„Heute ist Discofox-Abend und du bist die einzige, die ich kenne, die das gut tanzen kann“, erklärte Anton.

„Hätte ich damals bloß nicht die Tanzschule mit dir besucht.“

„Also kommst du mit?“, Anton klang hoffnungsvoll.

„Du bezahlst die Drinks!“

„Mach ich“, bestätigte er sofort.

„Okay. Wann holst du mich ab?“

„Halb elf.“

„Alles klar. Ich werde fertig sein“, meinte Natascha und sah auf die Uhr, sie hatte noch knapp zwei Stunden Zeit.

„Du bist die Beste. Und ich schulde dir was.“

„Oh ja, das tust du. Und jetzt leg lieber auf, bevor ich es mir anders überlege.“

„Okay. Bis nachher.“

„Bis dann.“

Natascha legte das Handy beiseite und seufzte. Womit habe ich das nur verdient? Sie beendete den Aufsatz und ging dann duschen. Sie probierte zwei, drei Kleider an, bevor sie sich für ein grünes Cocktailkleid entschied, das ihre Augen hervorhob. Das Gesicht wurde dezent geschminkt und die Haare zu leichten Locken gedreht. Nur eine Strähne steckte sie zurück, damit ihr das Haar nicht ständig ins Gesicht fiel. Mit einem Lächeln betrachtete sie ihr Spiegelbild.

Anton war überpünktlich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Diskothek. Sie brauchten nur etwa zwanzig Minuten zu Fuß. Der Weg war normalerweise schneller zurückzulegen, aber in den Abendschuhen lief Natascha lieber etwas langsamer.

„Wie kommt es denn überhaupt, dass du Zeit hast?“, wollte Anton wissen.

„Klaus hat spontan Besuch von seinem Kumpel bekommen, der mit ihm für Mathe lernen wollte und danach wollten sie noch ins Shining.“

„Und warum bist du nicht einfach mit?“

„Naja, seine Freunde sind nicht wirklich meine Freunde, um es mal nett auszudrücken.“

„Wie jetzt? Seine Freunde mögen dich nicht?“

„Definitiv nicht“, antwortete Natascha.

„Das ist ja scheiße.“

„Ach“, winkte sie ab. „So schlimm ist es nun auch nicht. Wir machen halt nichts zusammen mit ihnen, sondern ich lasse Klaus dann einfach alleine mit ihnen Zeit verbringen.“

„Hmmm. Aber wenn es dir nichts ausmacht.“

Anton bezahlte den Eintritt für sie beide und zur Bestätigung erhielten sie einen Stempel auf das innere Handgelenk. Sie gingen weiter in die Räumlichkeiten hinein und laute Musik dröhnte ihnen entgegen. An der Garderobe musste man sich zur Verständigung beinahe anschreien.

„Und deshalb mag ich es hier nicht. Man kann sich nicht normal unterhalten.“

„Es gibt auch einige ruhigere Ecken. Wenn du eine Pause vom Lärm brauchst, sag Bescheid.“

„Okay.“

Der Club war bereits gut gesucht, doch die Tanzfläche war noch recht leer. Die meisten Besucher standen an den Stehtischen, warteten an der Bar auf einen Drink oder hatten eine Sitzecke ergattert. Auch Anton und Natascha reihten sich in die Wartenden an der Bar ein. Als sie die Gläser in der Hand hielten, machte Anton ein Selfie von ihnen. Beiden grinsten in die Kamera und hielten die Gläser wie zum Anstoßen aneinander.

„Sieht super aus… Du siehst heute super aus“, sagte Anton.

„Danke.“

Natascha nahm einen Schluck von ihrem Cocktail und sah sich im Raum um. Sie sah einige Mitschüler, mit denen sie nicht viel zu tun hatte, konnte aber Anne oder ihre Clique nicht entdecken, was sie aufatmen ließ.

Anton versendete in dieser Zeit das Foto und schrieb: Gute Stimmung hier. Vielleicht hast du Lust auch vorbeizukommen?

„Wem hast du das jetzt geschickt? Etwa dem Mädchen, das du magst?“

„Ja.“

„Willst du sie eifersüchtig machen?“, wollte Natascha wissen und stieß ihn sanft mit dem Ellbogen in die Seite.

„Erwischt. Vielleicht klappt es ja.“

„Dann drücke ich mal die Daumen, dass das für dich klappt und nicht nach hinten los geht.“

 

 

Anne griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch lag und mit einem kurzen Vibrieren anzeigte, dass sie eine neue Nachricht erhalten hatte. Sie öffnete die Nachricht und sah sich das Foto an.

„Lydia?“

„Ja?“, fragte die Angesprochene.

„Kommst du mal kurz mit?“

„Klar.“

Die beiden standen auf und verließen die Sitzecke im Shining, in der sie den bisherigen Abend mit ihrer Clique verbracht hatten. Auch Klaus war heute wieder einmal dabei, er hatte sich in den letzten Wochen eher rar gemacht.

„Was ist denn los?“, wollte Lydia wissen, als sie in den Waschräumen angekommen waren.

„Anton hat mir eben dieses Foto geschickt.“

Anne hielt ihr das Handy mit dem geöffneten Foto hin.

„Ist das Natascha?“

„Ja, das ist Natascha. Und sie ist mit Anton im Roxx.“

Anne grinste hämisch, was Lydia verunsicherte. „Was hast du vor?“

„Wenn ich Anton richtig verstanden habe, dann kennt er Klaus nicht persönlich. Lass uns doch ins Roxx gehen und Klaus zeigen, dass seine Freundin zweigleisig fährt.“

„Aber ich dachte, Anton und sie sind nur befreundet.“

„Das weiß doch aber Klaus nicht.“

„Du willst also einen Keil zwischen sie treiben, falls sie denn wirklich ein Paar sein sollten“, versuchte Lydia den Plan ihrer Freundin zu verstehen.

„Ganz genau.“

 

Antons rechte Hand lag auf Nataschas Schulterblatt, seine linke Hand hielt locker ihre Hand, während ihre andere Hand entspannt auf seiner Schulter ruhte. Ihre Körper berührten sich beinahe, bei jeder Drehung taten sie es. Sie harmonierten immer noch so, als wäre die Tanzschule erst ein paar Tage her.

„Es hat mir wirklich gefehlt zu tanzen. Das wird mir jetzt erst richtig bewusst“, sagte Natascha, als sie zwischen zwei Liedern pausierten.

„Du gehst doch zum Zumba.“

„Schon. Aber es ist etwas ganz anderes mit einem Partner zu tanzen. Danke, dass du mich überredet hast.“

„Manchmal brauchst du wohl einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.“

„Scheint so. Ich versuche momentan, Klaus das Tanzen beizubringen und er wird tatsächlich mit jedem Mal besser.“

„Kann ja nicht jeder ein Meister sein wie ich“, erwiderte Anton.

„Ich erinnere mich an jede Menge Tritte auf meine Füße.“

Sie lachte und ließ sich dann zum nächsten Lied über die Tanzfläche wirbeln. Etwa eine Dreiviertelstunde tanzten sie, bevor sie eine Pause machten und sich einen neuen Drink an der Bar holten. Anton sah auf seinem Handy nach Nachrichten und lächelte, als er sah, dass Anne geschrieben hatte.

 

Anne:                   Hab dich an der Bar entdeckt. 😊

Anton:                 Willkommen im Shining.

Anne:                   Danke.

                              Ich habe eine Wette mit Pascal laufen. Er sagt, du würdest dich nicht trauen, Natascha zu küssen.

Anton:                 Was schließt du denn für Wetten ab?!

Anne:                   Wir haben ein bisschen rumgeblödelt. Kannst du diese Wette für mich gewinnen?

Anton:                 Ich weiß nicht…. Das ist irgendwie komisch, als würde ich meine Schwester küssen.

Anne:                   Bitte, bitte, bitte. Ich belohne dich auch dafür. xxx

Anton:                 hmmm

 

Anton blickte noch einmal auf den bisherigen Chatverlauf und schüttelte verwirrt den Kopf. So eine blöde Wette. Wie sind sie nur auf diese dumme Idee gekommen? Aber Nati wird es mir sicher nicht übelnehmen und wenn ich Anne damit beeindrucken könnte…

„Bist du fit für die nächste Tanzrunde?“

„Na klar“, erwiderte Natascha und stellte ihr leeres Glas zurück auf den Tresen der Bar.

Sie schlängelten sich zurück auf ein freies Stück Tanzfläche und begannen den nächsten Tanz.

 

„Ist das da unten etwa Natascha?“, fragte Anne in die Gruppe, die an der Brüstung des oberen Tanzbereiches stand.

Ihre Freunde sahen sich um, auch Klaus‘ Aufmerksamkeit war geweckt. Er entdeckte seine Freundin unter den Tanzenden. Sie trug ein enganliegendes, grünes Kleid, das ihr unglaublich gut stand und trug ihr Haar offen, was er an ihr liebte.

„Sie kann ja sogar ganz gut aussehen“, warf Christian ein.

„Naja, im Rahmen ihrer Möglichkeiten“, erwiderte Steffi spitzfindig.

Klaus nahm die Kommentare nur verschwommen wahr. Seine Augen ruhten auf Natascha, die in den Armen eines anderen Mannes lag und eng mit ihm tanzte. Wer ist dieser Kerl? Warum hat sie mir nicht gesagt, dass sie herkommt?

„Oh, es ist wohl ihr Freund“, kommentierte Lydia das weitere Geschehen und zwinkerte Anne zu. Anton hatte Annes Anfrage wahr gemacht und küsste Natascha mitten auf der Tanzfläche. Was zum Teufel…?

„Ich brauche mal etwas frische Luft“, sagte Klaus und verschwand zwischen den Umstehenden in Richtung Ausgang. Lydia und Anne sahen sich verschwörerisch an, der Plan ging wohl auf.

 

„Anton? Was sollte das denn?“

Natascha war von dem Kuss völlig überrumpelt worden.

„Entschuldige. Bitte sei nicht sauer. Es war eine Wette, die an mich herangetragen wurde. Und ich will dieses Mädchen wirklich beeindrucken“, versuchte Anton zu erklären.

„Dann ist deine Angebetete auch hier?“

„Ja. Entschuldige.“

„Dein Schuldenberg an Gefallen wird immer größer. Ich hoffe, das ist dir klar.“

„Das ist es. Du bist wirklich die Beste. Und sooo schlimm war der Kuss doch gar nicht, oder?“, fragte Anton mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

„Klaus küsst besser“, antwortete Natascha und streckte ihm die Zunge heraus. 

Sie verbrachten noch etwa zwei Stunden im Roxx und auf der Tanzfläche, doch dann überkam beide langsam die Müdigkeit. Anton begleitete Natascha nach Hause und sie verabschiedeten sich recht schnell.

„Danke fürs Mitkommen.“

„Danke fürs Mitnehmen“, meinte Natascha lächelnd und umarmte Anton zum Abschied.

„Bis demnächst. Und eine gute Nacht.“

„Dir auch eine gute Nacht. Schlaf dann schön.“

 

Als Natascha im Bett lag, griff sie nach ihrem Handy und sah, dass sie Nachrichten von Klaus hatte.

 

Geliebter:            Wir sind jetzt im Shining angekommen.

                              Was machst du?

 

Geliebter:            Etwa schon am Schlafen?

 

Anbei war ein Foto, auf dem der Tisch mit den ganzen Drinks und Cocktails zu sehen war. Mindestens acht Leute waren mit dabei. Sie betrachtete das Foto und wurde etwas wehmütig. Sie gingen, wenn denn überhaupt, zu zweit weg. Es war auch schön, natürlich, aber in einer Gruppe hatte man auch Spaß.

 

Mein Herz:          Hey Schatz. Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich mit ihm Discofox tanzen komme. Das Handy hatte ich zuhause gelassen und vorher vergessen dir zu schreiben. Sorry.

                              Bist du schon zuhause?

                              Du fehlst mir…

 

Als sie keine Antwort erhielt, legte sie das Telefon beiseite. Entweder schläft er schon oder ist noch unterwegs und schaut nicht aufs Handy. Sie schloss erschöpft vom langen Abend die Augen und schlief schnell ein.

Kapitel 8

Am nächsten Morgen war die Nachricht immer noch unbeantwortet und sogar ungelesen. Natascha machte sich darüber keine weiteren Gedanken. Vermutlich ist es gestern auch spät geworden und er schläft sicher noch. Sie frühstückte mit ihren Eltern und las dann ihre Lernkarten für Deutsch durch und versuchte sich die Inhalte einzuprägen, bis sie sich zum Mittagessen fertig machen mussten.

 

Mein Herz:          Wir fahren jetzt zum Restaurant. Schläfst du immer noch?

 

Mein Herz:          Oma sagt, du hättest gern mitkommen können. Sie möchte dich auch kennenlernen. 😊

 

Nach dem Mittagessen war die Geburtstagsgesellschaft zu Nataschas Oma nach Hause gefahren und verbachte dort mit Gesprächen, Spielen und dem ein oder anderen Sektglas den Nachmittag. Langsam wunderte sich Natascha, dass sie keine Nachricht von Klaus bekam. Er hat sich noch nie so lange nicht gemeldet. Aber vielleicht ist der Akku des Handys leer. Sie wurde aber durch die Brett- und Kartenspiele mit ihren Cousins abgelenkt.

„Dir ist schon klar, dass wir mitbekommen, dass du schummelst?“, fragte sie ihren kleinen Cousin Karl.

„Was? Ich schummle doch nicht!“

„Na klar, du hast den Würfel, nachdem er lag, nochmal gedreht, dass du die sechs bekommst.“

„Gar nicht wahr. Da ist bestimmt einer an den Tisch gestoßen.“

„Wer es glaubt“, meinte Karls Schwester.

„Setze einfach den Zug und dann spielst du ehrlich“, sagte Natascha, als er sich wieder über die Anschuldigung aufregen wollte.

„Kinder, kommt ihr zum Kaffee trinken!“ Nataschas Mutter warf einen Blick in das Gästezimmer, in dem die Spielerunde stattfand.

„Au ja, Oma macht den besten Kuchen!“

Die Oma der Drei hatte tatsächlich zwei köstliche Torten gezaubert, die gegessen werden mussten, obwohl alle noch satt waren vom Mittagessen. Nur Karl verschlang ein Stück nach dem anderen.

 

Obwohl kein Abendessen geplant gewesen war, begann die Oma gegen halb sieben mit dem Tisch decken.

„Mama, du wolltest doch gar kein Abendessen mehr machen“, sagte Nataschas Mutter, nahm ihr die Teller ab und half beim Eindecken.

„Ach, ich habe doch nur ein paar Kleinigkeiten und es ist so schön, dass ihr alle da seid. Ich möchte einfach noch ein bisschen mehr Zeit mit euch verbringen.“

Die paar Kleinigkeiten stellten sich als große Schüssel mit Kartoffelsalat, Wiener, Wurst- und Käseplatte und diverse Brotsorten heraus. Dazu noch halbierte Eier und eine Gemüseplatte.

Vor dem Abendessen hatte Natascha sich in das Schlafzimmer ihrer Oma verzogen und versuchte, Klaus anzurufen. Sie ließ es lange klingeln, doch er nahm nicht ab. Ihre Nachrichten waren nicht beantwortet worden und auch noch nicht gelesen. Das war noch nie vorgekommen in der Zeit, in der sie zusammen waren.

 

Mein Herz:          Geht es dir gut? Langsam mache ich mir Sorgen, weil du dich nicht meldest.

 

Sie setzte sich zurück zu ihrer Familie an den Tisch, doch der Appetit war ihr in den letzten Stunden vergangen. Was ist nur los mit Klaus? Warum meldet er sich nicht? Ihm wird doch nichts passiert sein.

 

 

Klaus war den ganzen Tag im Garten gewesen. Seine Eltern wollten ihn in einer Ecke komplett neugestalten, was bedeutete, dass Pflanzen und Mauern entfernt werden mussten. Die körperlich anstrengende Arbeit lenkte ihn fast vollständig von seinen Gedanken um Natascha ab. Doch immer, wenn die Wut überhandnahm, konnte er sich mit dem Vorschlaghammer an der Mauer zu schaffen machen. Warum hat sie diesen Typen nur geküsst? Ich dachte, sie wäre nicht so… so falsch. Ich dachte wirklich, sie würde in mich verliebt sein. Er holte mit dem Hammer über dem Kopf aus und schlug ihn mit aller Kraft gegen die Betonsteine, die beim zweiten oder dritten Schlag jeweils nachgaben. Die kleineren Stücke wurden dann mit der Schubkarre zum Container in der Auffahrt gebracht, der sich rasch füllte.

Am späten Nachmittag stieg er erschöpft unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf seine geschundenen Schultern prasseln. Zum Abschluss der Dusche wurde das Wasser auf kalt gestellt, wodurch die Lebensgeister wieder geweckt wurden.

Drei verpasste Anrufe von Mein Herz zeigte das Handy an, als Klaus es zum ersten Mal an diesem Tag in die Hand nahm. Er schloss die Mitteilung darüber und öffnete dann die Textnachrichten. Ich fehle ihr also. Und das kurz nachdem sie diesen Typen geküsst hat. Das ist doch der blanke Hohn. Ohne zu antworten, schloss Klaus das Programm und legte das Handy beiseite. Stattdessen startete er seinen Computer und kurze Zeit später das Kriegs-Strategiespiel, das er in den letzten Wochen eher vernachlässigt hatte.

 

***

 

„Ach Paul, du hättest ruhig etwas aufräumen können, wenn du weißt, dass wir dich besuchen kommen!“

„Mama, ist doch gar nicht so schlimm.“

In dem WG-Zimmer herrschte eine unübersehbare Unordnung. Kleidungsstücke lagen herum, benutztes Geschirr stand auf dem Schreibtisch und ein leerer Pizzakarton lag auf dem Fußboden.

„Und ich dachte, wir haben dir alles an Handwerkszeug mitgegeben, um einen ordentlichen Haushalt zu führen.“

„Habt ihr doch auch, aber das wende ich halt nicht so oft an.“

„Vermutlich nur, wenn du Damenbesuch bekommst“, warf sein Vater ein.

„Du hast es erfasst, Papa“, Paul grinste und seine Mutter schüttelte nur ungläubig den Kopf.

Die Familie war am Vormittag nach Jena gefahren, um den großen Sohn und Bruder zu besuchen. Gegen elf Uhr waren sie angekommen und wollten sich bis zum Mittagessen in Pauls Wohngemeinschaft aufhalten, doch besonders gemütlich war es nicht. Klaus hatte sich auf einen der Stühle gesetzt und beobachtete die Szene schweigend. Seine Mutter begann die Kleidungsstücke zusammen zu tragen und in den Wäschekorb zu werfen, während sein Vater das Geschirr in die Küche brachte. Währenddessen musste Paul von seinen Klausuren berichten und wie weit er mit seiner Hausarbeit war. Alle schienen froh zu sein, als es Zeit wurde, zum Restaurant aufzubrechen.

„Klaus hat gestern die kleine Gartenmauer im Alleingang abgebaut. Das sah nach einem unglaublichen Kraftakt aus“, erzählte die Mutter im Restaurant mit stolzer Stimme.

„Haben sie dich dafür bezahlt oder warum machst du das freiwillig?“, wollte Paul wissen.

„Hatte einfach Lust zu helfen“, erwiderte Klaus einsilbig.

„Und was habt ihr jetzt mit der Ecke vor?“, fragte Paul an seine Eltern gerichtet.

„Papa wollte doch schon immer so eine richtige Grillecke. Wir werden den Bereich pflastern und dann mit Grill und Beistelltisch und allem ausstatten, was man zum Grillen benötigt.“

„Das klingt gut. Vielleicht komme ich dann öfter mal nach Hause, wenn es ein leckeres Barbecue gibt.“

„Das wäre schön.“ Seine Mutter lächelte bei dem Gedanken. Sie wusste, dass auch Klaus bald studieren gehen würde und dann wäre es ganz schön still im Haus.

„Du weißt doch, dass du mich mit Essen immer locken kannst.“ Und wie aufs Stichwort wurde das bestellte Mittagessen serviert.

 

„Was ist denn heute mit dir los, Klausi-Mausi. Du bist so still.“

Die beiden Brüder liefen einige Meter hinter ihren Eltern. Nach dem Mittagessen wollten sie ein Stück durch den Park spazieren gehen.

„Nichts.“

„Du kannst mir doch nicht sagen, dass nichts ist. Ich habe dich Klausi-Mausi genannt, was du hasst, und sonst machst du deshalb ein Fass auf. Los, rück raus mit der Sprache.“

„Natascha hat einen anderen geküsst“, damit war es ausgesprochen.

„Was?“

„Sie haben sich mitten auf der Tanzfläche im Roxx geküsst. Keine Ahnung, wer der Typ ist“, meinte Klaus und langsam kam die Wut zurück, die sich seit Freitagabend immer wieder in ihm aufbaute.

„Aber das kann ich gar nicht glauben. Ich meine, ich kenne Natascha nicht persönlich, aber alles was du über sie erzählt hast, widerspricht dem.“

„Ich weiß. Das ist ja das Schlimme. Sie wusste, dass ich mit den anderen im Shining bin, vermutlich hat sie nicht mit uns im Roxx gerechnet.“

„Aber sie ist doch sicher nicht so berechnend. Kann es sein, dass sie den Kuss gar nicht wollte?“

„Keine Ahnung. Sie wirkten sehr vertraut, haben eng getanzt.“ Klaus dachte an die Szene zurück und es schüttelte ihn.

„Hast du noch nicht mit ihr gesprochen?“, hakte Paul nach.

„Nein, ich konnte einfach nicht. Ich bin so wütend und … und verletzt. Sie hat mir am gleichen Abend noch geschrieben, dass sie mich vermisst. Als wäre nichts passiert.“

„Vielleicht ist für sie auch nichts passiert. Also, ich will damit den Kuss nicht herunterspielen, aber vermutlich hat sie den Typen zurückgewiesen und wollte dir lieber persönlich davon erzählen statt per Nachricht. Meinst du nicht?“

„Ich weiß gar nichts mehr. Ich kann irgendwie nicht klar denken. Immer wieder spielt sich dieser Kuss vor meinem inneren Auge ab. Am liebsten würde ich die ganze Zeit in irgendwas reinschlagen.“

„Klaus, bleib ganz ruhig. Es ist sicher anders als du denkst. Da bin ich mir ziemlich sicher. Aber du musst ihr die Chance geben, es zu erklären. Vielleicht aber erst, wenn du dich etwas abgeregt hast.“

Paul blieb stehen und nahm seinen Bruder in den Arm. Er wusste, dass Klaus das nicht wollte, aber er wusste auch, dass er die Umarmung brauchte, um runter zu kommen. „Es wird alles wieder gut“, sagte er leise und drückte ihn noch etwas fester an sich.

Ihre Eltern drehten sich zu ihnen um, als sie keine Schritte mehr hinter sich hörten, und beobachteten die Szene aus der Ferne verwundert. Als Klaus sich aus der Umarmung löste, wischte er sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln.  

 

***

 

Am Montag hatte Natascha immer noch nichts von Klaus gehört, sie hatte ihm mehrfach geschrieben und auch versucht anzurufen, alles ohne Reaktion. Habe ich irgendwas falsch gemacht? War schreibst du nicht zurück, Klaus? Hoffentlich bist du nicht krank… Als sie jedoch in der Schule ankam, sah sie ihren Freund über den Schulhof in das Nebengebäude laufen. Gleich schrieb sie ihm noch eine Nachricht, in der Hoffnung, dass er sie vorm Unterricht lesen würde.

 

Mein Herz:          Ist alles okay bei dir? Ich mache mir Sorgen, weil du dich nicht meldest.

 

Im Unterricht konnte sich Natascha nicht auf den Inhalt konzentrieren. Ständig wollte sie auf ihr Handy schauen, ob Klaus geantwortet hatte, doch sie zwang sich, es nicht zu tun. Doch kaum, dass es geklingelt hatte, zog sie es aus der Tasche und sah nach. Es wurde angezeigt, dass ihre Nachrichten gelesen worden waren, aber es gab keine Antwort.

Auf dem Weg vom Gebäude zum Stammplatz auf dem Schulhof, kam Natascha an Klaus‘ Gruppe vorbei. Sie versuchte, seinen Blick einzufangen, doch er sah nicht in ihre Richtung.

 

Gedankenverloren starrte Klaus auf den Boden vor seinen Füßen. Er nahm die Gespräche seiner Freunde um sich herum kaum wahr. Erst als er Nataschas Namen hörte, wachte er aus seiner Trance auf und hörte zu.

„Der Freitag war schon echt interessant. Wer hätte gedacht, dass die Schreckschraube mal jemanden abbekommt“, brachte Christian das Gespräch auf das Thema.

„Ja, und der Typ sah gar nicht so schlecht aus. Ob sie irgendwas gegen ihn in der Hand hat, dass er sie anfasst?“, überlegte Pascal und verzog das Gesicht beim Gedanken an Natascha. Dann klopfte er Klaus auf die Schulter und ließ seine Hand dann darauf liegen. „Und wir dachten tatsächlich mal, du hast was mit Natascha. Damit bist du aus dem Schneider, Kumpel.“

„Hmmm.“ Klaus schob Pascals Hand von seiner Schulter. „Entschuldigt mich bitte.“ Er schnappte sich seine Tasche und schlenderte in Richtung Schulgebäude. Seine Freunde sahen ihm irritiert hinterher.

Ich kann nicht mit ihr sprechen. Was soll ich ihr sagen? Ich habe dich mit deinem anderen Freund beim Knutschen erwischt und eine halbe Stunde später schreibst du mir, dass du mich vermisst. Das ist doch lächerlich. Klaus seufzte und sah sich am schwarzen Brett um, um sich von seinen Gedanken abzulenken. Als es zum Unterricht klingelte, machte er sich auf den Weg zu dem Raum, in dem er Geschichte haben sollte. Auf seinem Tisch lag ein Blatt Papier. Er hob es auf und drehte es herum, um zu sehen, ob man es jemanden zuordnen konnte, doch das Foto ließ ihn erstarren. Es zeigte Natascha, die fröhlich in die Kamera grinste und von dem jungen Mann auf die Wange geküsst wurde, den Klaus am Freitag mit ihr hat tanzen sehen. Was?! Woher kommt das nur? Im Raum war noch niemand sonst. Ich könnte verrückt werden. Trotz der Wut, die wieder in ihm hochkam, schob er das Foto zwischen die Hefter in seinem Rucksack.

 

***

 

Natascha drückte den Klingelknopf und musste nur einige Augenblicke warten, bis ihr die Haustür von Klaus‘ Mutter geöffnet wurde.

„Hallo.“

„Hallo Natascha.“

„Ist Klaus da?“

„Leider nicht. Versuch es morgen nochmal, Liebes“, vertröstete Klaus‘ Mutter sie.

„Okay. Danke.“

Natascha klang enttäuscht, drehte sich jedoch um und verließ das Grundstück, während sich die Haustür hinter ihr schloss. Die Tür zu Klaus‘ Zimmer war nur angelehnt. Seine Mutter schob die Tür etwas weiter auf und sah, wie ihr Sohn am Schreibtisch vorm Computer saß. Er hatte seine Kopfhörer auf und starrte auf den Bildschirm, auf dem soeben etwas explodierte. Was ist nur zwischen euch vorgefallen, dass du mich sogar für dich lügen lässt?

 

Mein Herz:          Was ist los, Klaus?

                              Wir wollten uns doch heute unbedingt sehen. Was ist passiert?

 

 

12. April

Mein Herz:          Habe ich irgendwas falsch gemacht?

 

5 verpasste Anrufe von Mein Herz

 

 

13. April

Mein Herz:          Ich war heute das dritte Mal bei dir zuhause. Bist du wirklich nicht da oder hast du deine Mutter eingespannt, dich zu verleugnen?

                              Warum willst du nicht mit mir reden?

 

3 verpasste Anrufe von Mein Herz

 

 

„Entschuldigt bitte, wenn ich störe.“ Natascha trat an die Gruppe um Klaus, Pascal und Christian heran und alle Augen richteten sich auf sie. Er hatte sich die ganze Woche in Schweigen gehüllt, weshalb Natascha sich am Donnerstag endlich zu diesem Schritt entschlossen hatte. „Klaus, kann ich dich bitte kurz sprechen?“ Sie sah ihn direkt an, doch er wich ihrem Blick aus.

„Nein. Verzieh dich!“

Natascha schnappte bei diesen harten Worten nach Luft, drehte sich jedoch auf dem Absatz um und lief über den Schulhof zurück zu ihren Freundinnen.

Auch die Gruppe um Klaus hatte den Atem angehalten. Sie mochten nicht jeden aus ihrem Jahrgang und zeigten es denjenigen meistens auch, doch Klaus war zu allen immer die Freundlichkeit in Person.

„Klaus? Alles okay mit dir?“

„Ja. Warum?“, erwiderte Klaus schroff.

„Weil du dich wie ein völlig anderer Mensch verhältst. Du hast Natascha gestern schon in Mathe so fies abgewiesen, obwohl du ihr sonst immer hilfst.“, erklärte Pascal seine Nachfrage.

„Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?“

„Weil du unser Freund bist und wir uns Sorgen machen!“, blaffte Christian zurück. 

„Das braucht ihr aber nicht. … Es tut mir leid. Ich bin momentan einfach nicht gut drauf, keine Ahnung warum“, versuchte Klaus seinen Ausbruch zu erklären.

„Du weißt, du kannst immer mit uns sprechen, wenn du ein Problem hast.“

„Ich weiß. Danke.“

Als es zur Vorbereitungszeit klingelte, lief die Gruppe langsam zum Schulgebäude. Pascal und Christian ließen sich etwas zurückfallen.

„Haben wir uns geirrt? Ist er doch mit Natascha zusammen und ist gerade im Streit mit ihr?“

„Hab ich auch schon überlegt. Vielleicht war der andere Kerl der Auslöser, den wir im Roxx gesehen haben. War das eigentlich dieser Anton, den Anne die letzten Male mitgebracht hatte?“, überlegte Christian.

„Ich glaube schon. Aber Klaus ist echt scheiße drauf und kann nicht mal mit uns darüber reden, weil wir nicht wissen dürfen, dass sie zusammen sind.“

„Das würde sein Verhalten zumindest erklären.“

 

Mein Herz:          Warum benimmst du dich wie ein Arsch?

 

 

Kapitel 9

Am späten Nachmittag traf sich Natascha mit Lilli und radelte mit ihr gemeinsam zum Zumba-Training. Sie schlossen die Fahrräder vor dem Gebäude an und gingen sich umziehen.

„Was wolltest du denn heute in der Mittagspause bei den Pappnasen?“, wollte Lilli wissen und behielt ihre Bezeichnung für Pascal, Christian und Klaus bei.

„Ich wollte mit Klaus sprechen.“

„Weshalb denn?“, hakte Lilli weiter nach und band sich die Schnürsenkel zu.

„Ich wollte wissen, warum er sich nicht bei mir meldet“, antwortete Natascha.

„Hä? Warum sollte er sich denn bei dir melden?“

„Weil wir seit zwei Monaten zusammen sind“, Natascha wollte die Wahrheit endlich los werden.

„Willst du mich verarschen?“ Lilli war wieder aufgestanden und sah ihre Freundin entsetzt an.

„Nein. Und eigentlich ist es mir egal, dass du Klaus nicht leiden kannst. Ich liebe ihn nämlich und nur das zählt.“

„Tascha, ich…“, Lilli unterbrach sich, als sie die Tränen in den Augen ihrer Freundin sah, und nahm sie in den Arm. „Was ist denn passiert?“

„Ich weiß es nicht. Seit dem Wochenende meldet er sich nicht mehr bei mir. Er reagiert nicht auf meine Nachrichten, ignoriert meine Anrufe und wenn ich bei ihm vorbeigehe, sagt mir seine Mutter immer, er sei nicht da.“

„Und du bist dir ganz sicher, dass es ihm ernst war mit eurer Beziehung?“

„Eigentlich schon.“

Natascha löste sich aus der Umarmung und wischte sich die Tränen vom Gesicht.

„Ich meine nur, weil die Mädels dich auch die letzte Zeit schikaniert haben. Die Prüfungen stehen an, vielleicht wollten sie, dass Klaus dir das Herz bricht und du dich nicht aufs Lernen konzentrieren kannst.“

„Das wäre ganz schön fies, selbst für Anne“, meinte Natascha und schnaubte ihre Nase.

„Zuzutrauen ist ihr alles.“

„Wenn ich doch nur wüsste, was los ist. Ich könnte vielleicht sogar damit leben, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein will – aber dieses Schweigen macht mich irre.“

„Es tut mir leid, dass du deshalb so traurig bist. Ich hoffe, es wird sich schnell klären. Soll ich mal mit ihm sprechen?“, bot Lilli an.

„Das ist lieb, aber du musst meine Schlachten nicht schlagen. Danke.“

Sie gingen in den Sportraum, stellten die Wasserflaschen an den Rand und warteten dann jeder in seinen Gedanken verloren, bis die Stunde begann.  

 

***

 

Am Freitagabend war die Clique wie fast jeden Freitag in den letzten Wochen im Shining. Die Getränke waren bereits bestellt, als Christian das Gespräch auf Klaus brachte.

„Sagt mal, Mädels, wisst ihr irgendwas über Klaus, das wir nicht wissen? Er ist die ganze letzte Woche scheiße drauf gewesen. Eigentlich seit wir Natascha letzte Woche mit Anton gesehen haben“, fragte er.

„Naja…“, druckste Lydia zunächst herum, „wir wussten, dass Klaus mit Natascha zusammen ist und sie das Ganze offensichtlich vor uns verheimlichen. Anne hat dann letzte Woche von Anton ein Foto bekommen, weshalb wir wussten, dass er mit Natascha im Roxx ist.“

„Aber ich dachte, Anton ist nur ein Freund?“, meinte Pascal.

„Ist er auch nur. Aber das weiß Klaus ja nicht“, antwortete Lydia.

„Anne hat ihm gesagt, dass sie eine Wette mit dir laufen hat, ob er sich traut, Natascha zu küssen. Sie wollte, dass Klaus es sieht.“

„Das ist ganz schön mies!“, warf Pascal ein.

„Es war aber auch ganz schön mies von Klaus, dass er einfach aus dem Nichts mit Anne Schluss gemacht hat“, erwiderte Steffi, sie wollte ihre Freundin verteidigen.

„Und dann macht sie seine neue Beziehung kaputt? Weil sie es nicht geschafft hat, ihn glücklich zu machen?“, Christian war schockiert.

„Das ist ganz schön drastisch ausgedrückt“, meinte Lydia.

„Das ist die Wahrheit! Ihr seid echt super gemein. Mit euren Machenschaften setzt ihr das Glück anderer aufs Spiel.“

„Ich glaube, wir zwei können auch sagen, dass wir Natascha nicht gerade mögen, aber wir mögen Klaus und wenn er sich nun mal für sie entschieden haben sollte, dann müssen wir das wohl oder übel akzeptieren“, ergänzte Christian.

„Wer hat denn vor ein paar Wochen gefragt, ob es moralisch richtig wäre, Klaus nicht auf seinen Fehler aufmerksam zu machen?“, Lydia schäumte vor Wut.

„Ich habe gefragt und es nicht in die Tat umgesetzt. Das ist ein großer Unterschied, meine Liebe!“

Die Gruppe, die in der Couchecke saß, die hinter den weißen Tüchern halb verdeckt war, hatte nicht mitbekommen, dass Anton mit zwei Freunden am Nachbartisch saß und ihrem Streitgespräch lauschte. Die haben mich voll verarscht! Verdammt. Was habe ich Nati nur damit angetan?

 

***

 

16. April

 

Jana:      Hey Süße. Matthes möchte heute unbedingt zu dieser Party im Roxx. Er meint, vor den Abiprüfungen nochmal richtig austoben. Bist du dabei?

Tascha: Lust habe ich nicht.

Jana:      Bitte bitte bitte, komm doch mit. Matthes hat ein paar seiner Kumpels dabei und ich möchte gern weibliche Unterstützung haben.

               Wir brezeln uns auf und vergessen für heute Abend den Lernstress.

Tascha: Du machst es mir nicht einfach.

Jana:      Das ist der Plan. :)

Tascha: Welche Uhrzeit schwebt dir vor?

Jana:      :D

Matthes und ich wollten vorher noch was essen gehen. Wir würden dich kurz vor 8 abholen. Und nach dem Essen fahren wir nochmal zu mir, um uns aufzubrezeln. Okay?

Tascha: Okay.

Jana:      Und pack dein rotes Kleid fürs Roxx ein!

Tascha: Wenn es sein muss….

Jana:      Ich freue mich. :)

 

Jana war zufrieden mit Nataschas Zusage. Lilli hatte ihr alles berichtet, was sie am Donnerstag erfahren hatte. Sie wollte ihre Freundin von ihrem Liebeskummer ablenken.

 

 

Es liefen viele lateinamerikanisch klingende Songs, was Natascha gut gefiel, denn sie konnte den einen oder anderen Tanzschritt verwenden, den sie beim Zumba kennen gelernt hatte. Sie ging nicht gern in den Club, denn es kam ihr komisch vor, allein zu tanzen und sie wusste dann meist nicht so richtig, wie sie sich bewegen sollte, ohne dass es merkwürdig aussah. Durch die zwei Cocktails, die sie bereits getrunken hatte, bewegte sie sich leichtfüßiger, dachte weniger darüber nach. Zwischendurch schloss Natascha die Augen und genoss die Musik, fühlte sich allein auf der Tanzfläche, doch genau in so einem Moment stieß sie mit einem anderen Tanzenden zusammen. Sie drehte sich herum, um sich zu entschuldigen, doch sie brachte zunächst kein Wort heraus. Vor ihr stand Klaus. Sie starrten sich einige Augenblicke lang an.

„Was habe ich falsch gemacht? War die Zeit abgelaufen, in der du mich ins Bett kriegen solltest und jetzt lässt du mich fallen?“

„Was? Nein!“

„Aber was ist es dann? Warum redest du nicht mit mir?“ Tränen traten in ihre Augen.

„Argh. Komm mit“, er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie von der Tanzfläche, wo es für ein Gespräch zu laut war. Anton, der eben erst im Roxx angekommen war, sah, dass die beiden den Club verließen und folgte ihnen.

Als sie vor dem Club, in einem ruhigeren Bereich standen, ließ Klaus Nataschas Arm wieder los und sah sie an.

„Ich habe keine Wette mit den Jungs abgeschlossen. Nur, um das nochmal eindeutig zu sagen.“ Er holte tief Luft. „Wir waren in der letzten Woche nach dem Shining noch hier im Roxx und wen sehe ich auf der Tanzfläche – dich mit diesem Typen. Und dann hast du ihn auch noch geküsst!“

„Oh Klaus…“

„Nati.“ Anton trat zu ihnen.

„Was sucht der denn hier?“, fragte Klaus wütend.

„Anton, was machst du hier?“

„Ich habe gesehen, wie ihr rausgegangen seid. Ich muss dir unbedingt was sagen. Ich habe Mist gebaut.“

„Wer ist dieser Typ eigentlich?“, fragte Klaus, der sich vom Gespräch ausgeschlossen fühlte, an Natascha gewandt.

„Das ist Anton. Wir kennen uns seit unserer Geburt und unsere Eltern sind befreundet, weshalb wir uns häufig sehen.“

„Und warum hast du ihn letzte Woche geküsst?“

„Das ist nicht so wie du denkst“, warf Anton ein. „Das wollte ich euch grad erklären. Ich habe Natascha überredet, mit mir zum Discofox-Abend zu gehen und wurde dann von einer Freundin, ich dachte zumindest es sei eine Freundin, gefragt, ob ich für sie eine Wette gewinnen könne. Ich sollte Nati nur küssen und das habe ich getan, weil ich sie beeindrucken wollte.“

„Warte mal – wie heißt das Mädchen?“, Klaus wurde langsam wieder ruhiger. Er dachte an das Foto, das am Montag auf seinem Platz im Geschichtsraum lag.

„Anne“, antwortete Anton.

„Dieses Miststück!“

Natascha sah entsetzt von Klaus zu Anton und wieder zu Klaus.

„Sie hat uns noch überredet, dass wir alle ins Roxx gehen und dort hat sie mich dann auf euch aufmerksam gemacht. Kurz vorher muss sie dir das mit der Wette mitgeteilt haben. Denn kaum hatte ich euch im Blick, hast du Tascha geküsst“, erklärte Klaus.

„So wird es wohl gewesen sein.“ Anton wirkte zerknirscht. „Es tut mir leid. Ich wollte euch keinen Ärger machen. Ich fand Anne toll und sie hat mir so den Kopf verdreht, dass ich gemacht habe, was sie sagt.“

„Schon gut, Anton. Du kannst da gar nichts für. Anne ist einfach eine intrigante Person“, Natascha wollte sich nicht so drastisch ausdrücken wie Klaus und beließ es beim Wort Person.

„Danke, dass du das sagst.“ Er umarmte sie kurz. „Ich lass euch dann mal allein, ihr habt sicherlich noch das ein oder andere zu besprechen.“

Als die beiden wieder allein waren, sah Natascha zu Klaus auf, eine Träne lief ihre Wange hinunter. „Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen.“

„Mir tut es auch leid. Ich hätte gleich mit dir sprechen sollen und nicht die eingeschnappte Leberwurst spielen“, erwiderte Klaus und griff wieder nach ihrer Hand. Seine Finger schlossen sich um ihre und spürten die Kälte der Haut.

„Wieso wirft uns eine Kleinigkeit, ein Missverständnis nur so aus der Bahn?“ Natascha seufzte und lehnte ihren Kopf an Klaus‘ Schulter.

„Vielleicht hätten wir früher miteinander gesprochen, wenn wir nicht verheimlicht hätten, dass wir zusammen sind. Ich meine, du hast doch trotzdem versucht das Bild zu wahren, dass wir uns nur aus der Schule kennen. Wüssten die anderen von uns, hätten wir vermutlich in der Schule miteinander gesprochen“, versuchte Klaus seine Gedanken in Worte zu fassen.

„Das kann schon sein. …. Wie konnte nur alles so schieflaufen?“

„Wir stehen einfach zu uns. Egal, was die anderen sagen. Wir sind eh nicht mehr lange in der Schule und dann verstreuen sich unsere Freunde auf ganz Deutschland oder sogar die Welt.“ Sie selbst hatten vor einigen Wochen bereits über ihre Studienwünsche gesprochen und es ließ sich an der gleichen Universität bewerkstelligen. Klaus zog Natascha an sich, schloss seine Arme um sie und hielt sie einfach nur fest. „Ich liebe dich. Das ist mir klar geworden in dieser Woche. Diesen Kuss zu sehen hat mich so wahnsinnig verletzt, so habe ich mich noch nie gefühlt. Aber gleichzeitig wollte ich dich so gern sehen und in den Arm schließen. Das muss einfach Liebe sein.“

„Ich liebe dich auch.“

Ihre Blicke trafen sich und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, bevor sie sich küssten.

„So, und jetzt vergessen wir die letzte Woche und gehen wieder rein. Du bist schon ganz kalt, das heißt, wir müssen dich wieder warm tanzen.“

Erneut griff er nach ihrer Hand, lief mit ihr durch den Eingangsbereich zurück in den Club und direkt auf die Tanzfläche. Er wirbelte sie herum, was überhaupt nicht zum gespielten Song passte, wodurch sie alle Blicke auf sich zogen. Nach mehreren Drehungen zog Klaus seine Freundin an sich und küsste sie.   

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser, ich hoffe, euch hat meine Geschichte gefallen. Lasst gern einen Kommentar da. Für konstruktive Kritik bin ich dankbar. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (17)

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Von:  CaveJohnson
2020-12-31T04:28:46+00:00 31.12.2020 05:28
So, dann schließe ich das hier mal noch im alten Jahr ab.^^

Das Gespräch zwischen Natascha und Lilli, auch wenn es stellenweise etwas klischeehaft ist, finde ich nicht schlecht, da man hier auch mal wieder bisschen mehr von einer freundschaftlichen Bindung sieht.

Was ich hier, wie schon im letzten Kapitel, ein wenig seltsam finde ist das Verhalten von Christian und Pascal. Auf einmal machen sie den Mädchen so schwere Vorwürfe, obwohl sie vorher selber gegen eine Beziehung zwischen Klaus und Natascha waren.
Ist natürlich auch wieder ein krasser Zufall, dass Anton genau dort am Tisch nebenan ist. ;P
Man würde auch denken, dass er dann schon früher auf Anne zugekommen wäre, da sie ja quasi fast zusammen sind.

Dann kommt es also zu der Auflösung, ist an sich alles in Ordnung, ich finde es nur irgendwie etwas schade, dass Anne am Ende im Prinzip nur durch diesen ,,Zufall“ aufgeflogen ist, dass Anton da am Tisch nebenan ist. Wirkt alles irgendwie etwas willkürlich.
Hätte auch gedacht, dass sie noch mal von den Betroffenen zur Rede gestellt wird, aber dazu kam es ja auch nicht mehr.

Komischerweise ist die Sache mit dem Blatt Papier gar nicht mehr zu Sprache gekommen. Aber gut, vermutlich war das aus deiner Sicht irrelevant, weil ja sowieso schon für alle aufgelöst wurde, wer dahintersteckt.^^

Und irgendwie kann ich mich nicht ganz mit dem Ende anfreunden, also mit den letzten Sätzen.^^
Ich hätte es vielleicht einfach hiermit beendet:
,,Ihre Blicke trafen sich und ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, bevor sie sich küssten.“

Nun gut, schön, dass ich das jetzt doch endlich mal abgeschlossen habe.^^
Trotz einiger Kleinigkeiten war es mir natürlich eine Freude. ;)

LG

CJ
Antwort von:  Atina
02.01.2021 16:50
Danke für deine Kritik. Als du diesen Kommentar noch für 2020 angekündigt hast, hätte ich fast mit 23.59 Uhr gerechnet - mir ist klar, dass du besseres zu tun hattest, aber zuzutrauen wäre es dir gewesen. :D

Hmmm... Pascal und Christian haben ja gesehen, dass Klaus schlecht drauf war und das hat ihnen gezeigt, dass ihm wirklich etwas an Natascha liegt. Das hätte ich vielleicht besser darstellen können. Es stimmt schon, dass es nun eher nach einer 180°-Wende aussieht.

Ja, ich dachte halt, jetzt, wo sie sich wiedergefunden haben, ist ihnen auch egal, was die anderen von ihnen denken und haben ihre Liebe quasi der gesamten Öffentlichkeit gezeigt.

Danke für deine Kommentare im letzten Jahr. Ich werde sie mir zunutze machen, wenn ich die Geschichte überarbeite. Es wird nicht heute und nicht morgen sein, aber die Kritik hilft. :) Danke.
Antwort von:  CaveJohnson
02.01.2021 18:42
Ich hätte es wirklich gerne früher geschrieben, aber es war ziemlich schwer, nach so langer Zeit wieder reinzukommen. Deshalb musste ich mir erst noch mal das vorherige Kapitel angucken, und alles noch mal sortieren.

Vielleicht hätte sich so eine Art Epilog angeboten, um noch mal kurz zu zeigen, was danach kommt.

Kein Problem, eilt ja auch nicht, man muss das Ganze ja auch noch mal für sich resümieren. ;)
Von:  CaveJohnson
2020-07-29T18:02:12+00:00 29.07.2020 20:02
Diesmal kann ich wirklich nicht so viel sagen, angesichts der Tatsache, dass das Kapitel zum größten Teil aus den verschiedenen Tätigkeiten der beiden Protagonisten besteht, während Klaus sie ignoriert.

Ich hätte es vielleicht nicht auf das ganze Kapitel gestreckt, mit dem Ignorieren.
Wir hatten das ja schon vorher, mit dem Zeug, das nicht direkt den Plot vorantreibt, und das ist ja schon in Ordnung.^^
Sind hier halt wieder sehr viele Teile, mit Geburtstag der Oma, und der Hilfe bei der Arbeit. Der Besuch beim Bruder hat zum Beispiel ja eine Bewandtnis, mit dem Gespräch zwischen den Brüdern.

Finde auch, dass Klaus hier wieder ein wenig merkwürdig charakterisiert ist.
Alle sagen, dass er so ein toller Kerl ist, und plötzlich verhält er sich ganz anders, sodass sogar die Freunde was dazu sagen. Und die Freunde sind auch wieder sehr zweifelhaft, sagen, dass sie für ihn da sind, und wollten die beiden aber eh auseinanderbringen. Sie reden sogar wieder in seiner Anwesenheit abfällig über sie.
Und noch seltsamer ist, dass sie auf einmal gar nicht wussten, dass die beiden zusammen sind.
Dass Klaus ihr auch ganze Zeit ausweicht, und sie nicht darauf anspricht, lässt mich auch an seiner Person zweifeln.
Und man würde auch denken, dass die Mutter da eine andere Rolle einnimmt. Also klar, dass die sich da nicht einmischt, aber die muss immerhin mehrmals die Freundin ihres Sohnes anlügen.

Ich hab nebenbei wieder einen kleinen Fehler entdeckt:,,War schreibst du nicht zurück, Klaus?“

Muss jetzt natürlich sehr viel im letzten Kapitel aufgelöst werden, vor allem auch noch das mit dem Blatt Papier.
Bin gespannt, wie das ausgeht.^^

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
07.09.2020 18:20
So, jetzt endlich mal. Entschuldige die späte Reaktion auf deinen Kommentar, aber du weißt ja, Umzug und so....

Ähm ja, ist natürlich ein bisschen was zum Strecken. Ich orientiere mich manchmal am Aufbau eines Dramas und dieses Kapitel wäre dann quasi so wie der 4.Akt. ;)

Was soll ich zur Charakterbildung noch sagen - ist scheinbar etwas schief gelaufen. :/ Ich hoffe, du bist dann im letzten Kapitel nicht zu sehr enttäuscht.
Antwort von:  CaveJohnson
10.09.2020 18:23
Ich weiß schon, was du meinst, retardierendes Moment und so.^^
Aber Verzögerung heißt ja nicht gleich Strecken. xD Ich denke einfach, man hätte das etwas kürzer halten können, und es hätte trotzdem funktioniert.
Und an sich ist das ja auch legitim, sich etwas an der Dramenstruktur zu orientieren, da kann man schon coole Sachen mit machen. Muss man sich halt immer überlegen, ob es sich anbietet, oder nicht.

Ach, schiefgelaufen ist schon ein bisschen sehr hart formuliert. Nimmt ja auch jeder anders wahr, solche Dinge.

Ich bin auf jeden Fall gespannt aufs letzte Kapitel, und gehe da ohne Vorurteile ran. ;)
Antwort von:  Atina
10.09.2020 18:28
:)
Von:  CaveJohnson
2020-07-12T17:34:24+00:00 12.07.2020 19:34
Ah, endlich mal wieder ein (etwas) kürzeres Kapitel, da kann ich es hoffentlich etwas eingrenzen. ;)

Der Chatverlauf sieht ein wenig merkwürdig aus, wegen der Lücken und so, aber das hast du sicher nicht absichtlich so gemacht. :)
Die Namen sind mit ,,Geliebter“ und ,,Mein Herz“ natürlich auch wundervoll kitschig, aber gut. xD
An sich deutet er aber schon gut an, worum es gehen wird.

Ansonsten muss ich leider sagen, dass ich dieses ganze Szenario wirklich sehr seltsam finde, gerade auch mit Anton. Der Grund, warum er mit ihr ausgeht, und die Erklärung, er wolle jemanden beeindrucken, vor allem damit, dass er eine andere küsst. Auf mich wirkte das in den letzten Kapiteln eigentlich auch schon so, als wären er und Anne schon quasi fast zusammen. Auch, dass er Anne ausgerechnet so ein Bild schickt, mit dem sie irgendwie ihren Plan durchziehen kann, finde ich schon sehr fragwürdig.

Irgendwie kann ich auch den Charakter von Klaus‘ Freunden nicht nachvollziehen, dass die im Prinzip direkt vor ihm seine Freundin diffamieren. Da frage ich mich, warum die überhaupt befreundet sind.

Auch die Sache mit dem Kuss. Das Mädchen mit dem Anton zusammen sein will, fordert quasi von ihm, dass er ein anderes Mädchen küsst. An seiner Stelle hätte ich da ja mehr Hintergedanken bei.
Und es passiert natürlich genau dann, als die anderen da ankommen, und das sehen.
Willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit ist hier schon wieder ganz schön am Glühen.

Das Schlimmste ist eigentlich, dass man fast denken könnte, dass Anton Natascha wirklich schaden will, und den Plan kennt, und wir das nur nicht mitbekommen haben.

Das Ende passt dann aber wieder ganz gut, finde ich. Ist nur irgendwie seltsam, dass Anton auch einfach gegangen ist, obwohl Anne ihm geschrieben hat, dass sie ihn gesehen hat. Ist komisch, dass die sich nicht auch noch getroffen haben, im Club.

Vielleicht hängen diese kleinen Problemchen damit zusammen, dass dieser ganze Teil hier stark verändert wurde, und das dadurch etwas im Kontrast zu den Sachen steht, die nicht verändert wurden.

Naja, mal schauen, wie es weitergeht.

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
16.07.2020 18:41
So, jetzt endlich. Danke für deinen Kommentar.

Mein erster Gedanke war, wenn es hier Smileys wie bei Whatsapp geben würde, dann würde ich den Affen wählen, der sich sich Hände vors Gesicht schlägt. Wenn ich das heute lese, dann ist es schon nicht mehr ganz so dramatisch. ^^

Die Formatierung ist natürlich nicht so geplant. Weiß nicht, warum das hier so ist. Vielleicht, weil ich im Original tab benutze und das hier nicht damit funktionert...

Ja, du hast recht - so würde das in der Realität sicher nicht ablaufen, aber ein bisschen Kitsch, ein bisschen Abstruses und ein bisschen Zufall sei mir doch mal gegönnt.
Vorschlag für ein anderes "auseinander bringen" von Klaus und Tascha?
Antwort von:  CaveJohnson
17.07.2020 00:07
Ja, ich gebe zu, es wirkt schon ein wenig einschüchternd, aber hätte ich immer noch etwas dazu geschrieben, um es abzuschwächen, wäre es noch länger geworden.^^
Es soll auf jeden Fall nicht zu niederschmetternd und negativ wirken. ;)

Mal gegönnt, den Teil fand ich schön. ;P
Es sind halt wirklich einige Stellen, wo es schon sehr seltsam oder unglaubwürdig wirkt, sonst würde ich das ja auch nicht so oft erwähnen.

Ich sage ja nicht, dass der Ansatz komplett falsch ist.
Jetzt aber so im Gesamten eine Lösung zu präsentieren, ist aber auch schwer möglich. Ich meine, du hast dir da ja auch bestimmt Gedanken gemacht.
Eine kleine Sache wäre aber beispielsweise schon mal die mit dem Bild. Weil du ja grad WhatsApp erwähnt hast.
Man könnte es ja so machen, dass Anton dieses Bild nicht Anne schickt, sondern es in seinen Status stellt, und sie das so sieht.
Das lässt Anton nicht ganz so schlimm dastehen.^^
Antwort von:  Atina
19.07.2020 21:13
Ah, das mit dem Status ist nicht schlecht. Danke. :)
Von:  CaveJohnson
2020-07-09T17:26:54+00:00 09.07.2020 19:26
Nun gut, wird mal wieder Zeit, hier voranzukommen.^^

Zur ersten Hälfte kann ich nicht so viel sagen, paar Formulierungen wirken auf mich vielleicht wieder bisschen unnatürlich, aber nichts Gravierendes.
Chatverlauf mit dem Bruder auch wieder da, nett aber auch nichts Essenzielles bei.

Im nächsten Teil, mit der Radtour, gibt es dann paar Sachen, zu denen ich etwas sagen will, beispielsweise was die Benennung der Personen angeht. Nataschas Eltern werden nicht mit Namen genannt, aber Stefan und Petra schon. Ich nehme an, dass sind die Eltern von Anton, aber es hat mich etwas verwirrt. Gebe aber zu, dass es wahrscheinlich weniger schlimm ist, wenn man am Stück liest.

Das Gespräch zwischen Natascha und Anton ist an sich eine gute Idee, auch wenn es mich irgendwie verwundert, dass die da in Gesellschaft der Eltern über solche eher privaten Themen sprechen.^^
Dass Natascha so betont, dass die Natascha und Klaus den gleichen Geschmack haben, was Musik oder Filme angeht, als wäre das ein ausschlaggebendes Kriterium in einer Beziehung auch eher komisch.
Die Figuren sind in den Geschichten auch irgendwie immer besonders freigiebig mit Küssen. Also Klaus hat Natascha schon einen Kuss gegeben, an einem Punkt, wo es noch eher merkwürdig wirkte, und Anton macht es jetzt auch wieder. Naja, das ist mir nur so nebenbei aufgefallen. xD

Dann kommt da noch das Gespräch zwischen Natascha und Klaus und hier wäre es mal schön gewesen, einen Einblick zu bekommen, warum Klaus so lange mit Anne zusammen war.
Ich meine, es wird jetzt wieder ständig gesagt, wie schlimm sie doch sei, aber ich kann Klaus da nicht ganz ernst nehmen. Wie kann er bitte so lange mit ihr zusammen gewesen sein?
Aber paar passende Sachen sagt er dann schon, um sie zu beruhigen, nicht übertrieben oder seltsam formuliert, sehr schön.

Beim nächsten Teil muss ich dann aber schon schmunzeln.^^
Von dem Song halte ich zwar nicht so viel, aber es ist schon irgendwie witzig, dass sich jetzt Zumba hier wiederfindet.
Irgendwie kommt bei mir aber gar nicht so das Gefühl auf, als wäre die Beziehung zwischen Natascha und Klaus so ein krasses Geheimnis. Ich meine, das läuft jetzt schon paar Monate, und die haben das ja schon vor einer ganzen Weile im Prinzip herausgefunden. Etwas komisch.

Am Ende frage ich mich auch, ob das noch irgendwie besonders wichtig ist, dass Anton Natascha auf die Wange küsst. Ich meine, das zeigt, dass Anton Natascha mag, und Anne hasst Natascha. Also Anton dürfte kein Interesse daran haben, Anne darin zu unterstützen, Natascha zu schaden.

Na gut, vermutlich weiß er irgendwie noch nichts, und da kommt später noch was.
Ich bin einfach mal gespannt.

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
10.07.2020 12:35
Danke für deinen Kommentar! :)

Muss eigentlich jede Szene eine unbedingte Bedeutung für die Geschichte haben, sie vorantreiben? Oder kann man deiner Meinung nach auch mal nur beschreiben und den, in diesem Fall, Alltag darstellen? Nur mal so aus Interesse. ^^

Das mit den Eltern stimmt. Vielleicht sollte ich den Eltern von Tascha auch Namen geben, in die Gespräche einfließen lassen. Das könnte man machen. Kam mir nur komisch vor, Taschas Eltern nicht als Eltern zu bezeichnen sondern bis Namen. Weiß nicht richtig, wie ich das erklärend formulieren soll.... Ist jetzt ja aber nichts Dramatisches. ;)

Das Gespräch zwischen Tascha und Anton soll eigentlich abseits der Eltern stattfinden, aber da fehlt ein Satz im Vorfeld.
Das mit dem Kuss beim ersten Treffen mit Klaus ist noch aus der Ursprungsgeschichte, da war man noch etwas romantischer verklärt als jetzt und ich habe es einfach übernommen. Okay.... Das jetzt mit Anton passt für mich aber irgendwie. Freunde seit dem Kindergarten, irgendwie best friends (zumindest gewesen) und miteinander vertraut. Wobei das mit dem Foto an sich auch insgesamt aus der Geschichte gestrichen werden kann... aber das wirst du in den nächsten Kapiteln sicher nochmal anmerken. :D

In das Gespräch mit dem "Perfekten Paar" kann man vielleicht noch was von Annes guten Seiten erzählen. Hmmm....

Anton weiß nicht, dass Anne die Ex von Klaus ist oder dass sie Tascha nicht leiden kann. Als sie von der Freundschaft erfahren hat, hat sie ja eher neutral reagiert und sich nichts anmerken lassen.

Danke fürs Lesen und Kommentieren auf jeden Fall! :)
Antwort von:  CaveJohnson
10.07.2020 16:58
Ich wusste, dass die Frage irgendwann kommen würde.^^
Klar kann man das machen. Du machst es nur so oft, dass ich es ab und zu einfach mal anmerken möchte.^^
Und dann ist es nun mal so, dass viele Leute sich fragen, was das gerade Gelesene für eine Bewandtnis hat.
Ist doch bei Serien nicht anders, oder? Wenn eine Episode komplett Filler ist, sind die wenigsten Leute zufrieden.
Aber in den meisten Fällen kann man das ja ein wenig aufwerten, um es ein wenig lesenswerter zu machen.
Von:  CaveJohnson
2020-06-08T16:40:05+00:00 08.06.2020 18:40
Okay, wieder ziemlich viel los in dem Kapitel, fange ich mal an.

Die Gespräche am Anfang zwingen mich dazu, etwas Bestimmtes anzusprechen.
Das habe ich zwar schon öfter gesagt, aber ich denke, jetzt wird es mal Zeit, das hier noch mal zu erwähnen.
Ganze Zeit wird von der einen Seite gesagt, wie schlimm, die andere sei, aber wirklich Beweise gibt es dafür nicht. Die eine Seite sagt, Klaus ist schlimm, die andere sagt, Natascha ist schlimm.
Wenn beides stimmt, dann kann ich nicht verstehen, wieso ausgerechnet Klaus und Natascha zusammenkommen, angesichts der starken Gegensätze. Und dadurch, dass das der Hauptkonflikt der Geschichte ist, fällt das natürlich noch mehr auf.

Die ,,Fast-Sexszene“ auch wieder recht typisch, auch wenn es natürlich wieder irgendwie zum Charakter passt. Habe ich aber auf jeden Fall kommen sehen.^^

Die Szene mit Jana ist eine gute Idee, da so wenigstens eine Nebenfigur etwas mehr Charakter bekommt.
Vielleicht hätte man das auch als Chatverlauf machen können, weil das ja ein recht diskretes Thema ist, und das zu Natascha passen würde.

Zum Schluss muss ich mich mittlerweile dann doch schon fragen, wie alt diese Figuren eigentlich sind. 12?
Oder warum haben die nichts Besseres zu tun, als ganze Zeit ihre Freunde auszuspionieren.

Ich meine, hör dir das an:

Pascal hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt und war bisher nicht am Gespräch beteiligt gewesen. Nun fragte er: „Müssen wir das hinnehmen oder müssen wir seine Freunde sein und versuchen, sie auseinander zu bringen?“

Als seine Freunde haben sie die Pflicht, die beiden auseinander zu bringen?
Es gab noch nicht mal einen Grund, dass man eine potenzielle Beziehung zwischen den beiden für gefährlich halten könnte. Wenn es da einen offensichtlich schlechten Einfluss gäbe, könnte ich das ja verstehen.

Oder auch hier wieder eine fragwürdige Stelle.

„Oh ja, davon kann ich ein Lied singen. Vor allem wollte er nie, was ich wollte“, meinte Anne und griff nach der Getränkekarte. „Was will er denn dieses Mal nicht?“

Ich meine, da fragt man sich doch, warum Anne überhaupt Freunde hat. Und dass Anton sich bei diesen Worten nicht sofort von ihr distanziert, kann ich nicht nachvollziehen.

Naja, gibt paar Sachen, die ich ein wenig seltsam finde, aber ich bin mal gespannt, wie sich das noch entwickelt.^^

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
08.06.2020 21:07
Oh man, in meinem Kopf ist das immer alles total logisch. Aber scheinbar sind die grauen Zellen doch nicht richtig miteinander verknüpft. ^^
Das mit dem Konflikt, der nicht richtig aufgearbeitet ist, hatten wir bei "Amalia" auch schon - da habe ich tatsächlich eine Alternative gefunden, dei zwar das gesamte Ende verändert, aber mehr Erklärung gibt. Vielleicht finde ich für diese Geschichte auch noch etwas....

Nee, natürlich sind die nicht 12... aber ist ja kein Ausspionieren in dem Sinne, wenn man auf dem Nachhauseweg genau zum richtigen bzw. falschen Moment vorbeikommt, oder?
Das Problem der coolen Clique ist eben das Image.... Aber ja, hat natürlich wieder mit dem Konflikt an sich zu tun, der nicht ausgearbeitet ist. :( Oh man....

Das "Vor allem wollte er nie, was ich wollte" - das muss sich ja nicht auf ihre allgemeine Einstellung beziehen.

Danke für deinen Kommentar. :)
Antwort von:  CaveJohnson
08.06.2020 21:26
Aber so wie die sich da als Gruppe darüber besprechen, kommt mir das schon komisch vor. Und gerade wenn das so oft passiert, mit dem ,,richtigen/falschen Moment" halte ich das auch für keinen Zufall.

So wie sie das sagt, klingt es halt wieder sehr egozentrisch, zumindest für mich.^^
Von:  CaveJohnson
2020-05-30T07:00:34+00:00 30.05.2020 09:00
Haha, hier hab ich wohl wieder viel zu schreiben.^^

Beschrieben wird hier alles wieder sehr anschaulich, der Club und später auch das Haus, schön schön.

Jetzt treten wieder viele Figuren auf den Plan, deren Namen ich mir versuche zu merken, obwohl dies vermutlich nicht wirklich nötig sein wird.^^

Dadurch wird es aber auch (für mich) stellenweise etwas unklar, wer was sagt. Hier zum Beispiel:

„Jana hat heute in PB wieder alleine mit dem Lehrer gesprochen. An sich waren wir anderen ja ganz froh darüber, aber ihre Art nervt einfach nur“, fing Lydia an.
„Oh ja, sie ist so altklug und die Redeweise ist auch so, als wäre sie schon fünfzig.“
„Das kommt bei den Lehrern natürlich gut an. Streber halt.“
„Kein Wunder, dass sie mit Natascha und Lilli befreundet ist“, sagte Anne abwertend.
„Lilli ist gar nicht so verkehrt. Mit ihr kann man ganz cool über Bands quatschen“, warf Sabrina ein, die einige Kurse mit Lilli besuchte und sie etwas besser kennen gelernt hatte.
„Hmmm.“

Was ich mich frage ist, warum Annes Freundinnen die Jungs auf Klaus ansprechen. Ich meine, das war jetzt natürlich nicht allzu viel, aber es wäre doch auch in deren Interesse, im Beisein ihrer Freundin nicht über ihn zu reden.

Dann wieder die Gedanken...

Wie kann er mir das nur antun? Wie kann er nur? … Dieses Mädchen ist doch deutlich unter seinem Niveau! Wie stellt er sich das denn nur vor? Pascal und Christian können sie nicht leiden. Will er seine Freunde etwa für sie aufgeben? Warum wählt er gerade sie als Freundin? Es hätte doch jede andere sein können. Aber warum ausgerechnet sie? … Was hat sie nur, was ich ihm nicht bieten konnte?

Das finde ich schon wieder so ein bisschen übertrieben, muss das ein so ausschweifender Einblick in ihre Gedanken sein?

Der folgende Teil ist dann natürlich wieder… das, was zu erwarten war.^^
Ich frage mich zwar, warum man nach dem Kino noch unbedingt einen weiteren Film schauen will, und vor allem, welcher Junge in seiner DVD-Sammlung Romcoms hat, und zwar scheinbar mehrere, aber ich schweife ab.^^
Ich glaube, das kann ich mit meiner willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit aber auch noch ausmachen, haha. xD

An der Stelle, wo sie über den Kuss nachdenkt, hab ich jetzt auch nichts groß auszusetzen, schließlich gibt es wohl Leute, die sich darüber Sorgen machen, und in ihren Charakter passt es wohl gut rein.^^

Dieses Lied am Ende scheint mir auch recht passend gewählt, für die Situation, in der sich Anne befindet.
Auch das Ende ist dann ein schöner Abschluss, und ich bin gespannt, wo sich das jetzt noch mit Anne und Anton hinentwickelt.

Trotzdem noch zwei kleine Sachen:

„Lasst uns doch das Spekulieren. Wir fragen Klaus einfach am Montag danach“

Irgendwie klingt der erste Teil komisch, hätte ich nicht so formuliert.

Außerdem:

„Danke“, sagte sie und griff nach der Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail, bevor sie einen kräftigen Schluck nahm.

,,Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail" im Club, wie darf ich mir das vorstellen?^^

Mann, fühlt sich dieses Kapitel lang an, obwohl es kürzer ist, als das vorherige. Liegt vermutlich unter anderem daran, dass sich hier ständig der Ort des Geschehens verändert.
Aber ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht. ;)

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
01.06.2020 20:15
Danke für deinen ausführlichen Kommentar. :)

Muss man denn wirklich wissen, wer was sagt? Ich finde das voll nervig, wenn ständig "bemerkte x", "sagte y" usw. dasteht. Dafür müsste mehr Handlung zwischen den Gesprächen sein, damit es besser klingt.... und dann ist man wieder vom Gespräch abgelenkt. Ist so meine Idee.
Warum die Mädels Klaus ansprechen - naja, weil die Jungs einfach immer zusammen unterwegs sind und auch Unternehmungen mit der Mädelsgruppe zusammen machen. Zwischen dem ersten Kapitel mit der Trennung und der aktuellen Handlung sind ja auch ein paar Monate vergangen, da ist vielleicht schon etwas Gras hinübergewachsen.
Okay. Annes Gedanken könnte man auch weglassen bzw. kürzen - ist wieder aus dem Original übriggeblieben.

Nun, das mit dem Date beruht auf Erfahrung. Ich war auch mal im Kino und habe danach noch einen Film zuhause geschaut. Und zu den RomComs - vielleicht ist ja die DVD-Sammlung der ganzen Familie in seinem Zimmer. ;)

"Stars" hatte ich eigentlich gewählt, weil ich das Lied häufig gehört habe, als ich den Teil geschrieben habe. :D Aber jetzt, wo du es sagst, passt es wirklich sehr gut. ;)
Und das mit dem Cocktail ist so eine Sache. Ich wollte kein Bier nehmen, weil Frauen das seltener trinken, und ich wollte kein Cocktail im Glas nehmen, weil ich das dachte, das sieht komisch aus, wenn er damit über die volle Tanzfläche läuft... also wollte ich gern eine Flasche mit Mixgetränk. Sowas wie ein Alcopop - dieses Wort war aber vor 20 Jahren geläufig und ich wusste nicht, ob das heute noch jemand weiß, was es ist. Gibt doch so fertige Mixgetränke in der Flasche zu kaufen. Lieber "Mixgetränk" schreiben?
Antwort von:  CaveJohnson
01.06.2020 21:58
Naja, für die Charakterisierung fände ich es nicht ganz unwichtig, aber gut, du hast halt eh paar unwichtige Nebencharaktere, die man sich nicht wirklich merken kann/muss.

Warum wundert mich das nicht, dass das auf eigenen Erfahrungen beruht.^^
Naja, das sind scheinbar sehr seltsame Leute in dieser Familie, ich glaube, die muss ich nicht verstehen.

Fand die Bezeichnung Cocktail schon sehr irreführend in dem Zusammenhang, deshalb habe ich gefragt.
Antwort von:  Atina
02.06.2020 10:52
Jap, das bereits thematisierte Nebenchara-Design zieht auch natürlich durch die ganze Geschichte. Sorry...
Von:  CaveJohnson
2020-05-29T18:33:50+00:00 29.05.2020 20:33
Joa, viel kann ich hierzu nicht sagen, der Großteil ist halt dieses Theaterstück, und das ist halt eine Sache für sich.^^
Auf jeden Fall ist das mal etwas Anderes, auch so von der Struktur her.

Dieses ganze Event wird mal wieder in angemessenem Maße beschrieben, kann man sich gut vorstellen, vielleicht hätte man hier und da was weglassen können, aber stört jetzt nichts.

Ansonsten alles recht typisch gehalten, gerade den letzten Teil kennt man so von dir. ;)

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
29.05.2020 20:59
Und dabei habe ich schon rigoros gekürzt im Vergleich zum ersten Entwurf. :D
Von:  CaveJohnson
2020-05-28T01:00:14+00:00 28.05.2020 03:00
Hier geht es ja schon ziemlich zackig los mit dem Verhältnis zwischen Klaus und Natascha.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, wie viel die Beiden vorher miteinander zu tun hatten, scheinbar beschränkt es sich ja hauptsächlich auf gelegentliche Konversationen im Unterricht.
Weiß halt nicht, ob das nicht ein wenig schnell geht mit dem Theater und dem Spitznamen.
Nehme das aber mal so hin.^^

Und über die Sache mit dem Spitznamen haben wir ja bereits geredet, es ist einfach nicht notwendig, dass wir ihre Gedanken dazu hören, dass er sie Tascha genannt hat.
Sie kann es ja später noch mal in einem Gespräch anbringen.

Der letzte Teil ist dann wohl eher dazu da, um ein wenig das Umfeld der Familie zu zeigen.
Hätte jetzt nicht unbedingt so lang sein müssen, stört mich jetzt aber auch nicht zu sehr.
Nettes Detail ist aber, dass Anton sie Nati nennt, und nicht auch Tascha.

Ist jetzt nichts Großes, aber hier hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen.

„Ich finde ihn nett. Er hilft mir auch immer, wenn ich in Mathe eine Frage habe. Das würde ja nicht machen, wenn er ein Arsch wäre, oder?““

Ansonsten wieder alles schön beschrieben, teilweise habe ich kleine Probleme mir die einzelnen Freunde zu merken, weil es jetzt nicht unbedingt viele Anhaltspunkte gibt, die man zum Unterscheiden nutzen kann. xD

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
28.05.2020 09:47
Was heißt denn hier "es geht zackig los"? Er hat sie doch nur nach einem Date gefragt.... ^^ Man kennt sich ja doch aus dem Unterricht und von Sportfesten und Klassenfahrten, ist ja schließlich das letzte Schuljahr. Ich dachte, ich soll nicht immer alles erklären. ;)
Den Gedanken mit dem Spitznamen kann ich gern löschen. Da hast du schon recht.

Das fehlende "er" ist ergänzt, danke. Wenn man weiß, was da stehen soll, überliest man das leider manchmal.

Hmm, okay. Charakterdesign der Nebenfiguren muss verbessert werden. Ist notiert.

Hehe, nein, der letzte Teil ist wichtig wegen Anton. Er wird im weiteren Verlauf eine wichtige Rolle haben. ;)

Danke für die Anmerkungen!
Antwort von:  CaveJohnson
28.05.2020 15:44
Weiß schon, was du meinst.
Aus dem Fakt, dass ihre Freundinnen ganze Zeit sagen, dass sie ihn nicht mögen, schließe ich aber eben, dass die vorher nicht sonderlich viel miteinander zu tun hatten.

Mir ist schon irgendwie klar, dass das nicht komplett überflüssig sein wird, kann mir auch schon denken, was passieren wird. ;)
Antwort von:  Atina
28.05.2020 20:39
Dann hoffe ich, dass nicht das passiert, das du denkst. ;)
Von:  CaveJohnson
2020-05-27T13:28:33+00:00 27.05.2020 15:28
Dann werde ich mich mal dieser Geschichte widmen, habe mir ja schon ein wenig zu viel Zeit gelassen.

Du beschreibst die Szenerie mal wieder ganz ansprechend, kann man nichts sagen.
Die Exposition ist eigentlich auch ganz wirkungsvoll gestaltet, man bekommt schon einen guten Eindruck von den Charakteren.

Ich weiß zwar nicht, ob es unbedingt gut ist, mit so einem Konflikt einzusteigen, weil man ja noch keine wirkliches Verhältnis zu den Figuren hat, aber auf der anderen Seite soll das ja auch nicht so sein. Diese Beziehung zwischen den Klaus und Anne soll ja nicht im Mittelpunkt stehen.
Aber auch dadurch, dass das alles so schnell geschieht, wirkt Klaus auf mich auch recht unsympathisch. Er hätte sich ja auch noch mal privat mit ihr treffen können, um ihr das zu sagen.
Aber auch Anne wirkt ziemlich übertrieben, was ihre Arroganz angeht.

„Klaus, dieses Arschloch, hat mit mir Schluss gemacht! Mit mir!“
„Oh…“
„Ich kann es nicht glauben. Was stimmt mit ihm nicht, dass er mich – mich“, betonte sie extra und klopfte zum Bestätigen mit der Hand an ihren Oberkörper, „abserviert?“
„Was hat er denn gesagt?“, hakte Lydia nach.
„Dass er sich in eine andere verliebt hat.“
„Hmmm“, meinte Sabrina. „Dabei bist du doch die perfekte Freundin für ihn. Wie kann er sich dann in eine andere verlieben? Woher soll er sie überhaupt kennen? Wenn, dann waren wir doch in den letzten Wochen immer nur als Gruppe unterwegs, oder?“
„Keine Ahnung. Ist mir eigentlich auch egal, woher er die Bitch kennt“, erwiderte Anne. „Am liebsten würde ich ihr die Augen auskratzen.“
Ich bin mir einfach nicht sicher, ob so jemand reden würde, ist halt schon etwas klischeehaftes ,,Alpha-Bitch“-Material.^^
Aber gut, das soll ja auch irgendwie ihr Charakter sein.


Der Chatverlauf am Ende ist dann auch noch eine ganz nette Idee, bin gespannt, ob der noch mehrere Male kommt.

Und genauso gespannt bin ich, wie sich diese Geschichte noch entwickelt. ;)

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
27.05.2020 18:50
Danke für deinen Kommentar. :)

Naja, manche Menschen können Trennungen schwer vollziehen, wobei Klaus eigentlich nicht so unsensibel sein soll. Vielleicht ist es ihm auch in dem Moment erst richtig klar geworden, als Anne das mit dem Schluss machen gesagt hat. Ist schon irgendwie lustig, dass ich meine Figuren jetzt erst selbst so ein bisschen verstehe. ^^

Von anderen Leser der ersten Version wurde mir gesagt, das Gefühlsleben der Figuren kommt nicht gut raus, weshalb ich dachte, die Gespräche mit einem Bruder wären da ganz cool. Und zumindest ist die Idee nett. ;)
Antwort von:  CaveJohnson
27.05.2020 22:16
Ist mir schon klar, dass der nicht so unsympathisch rüberkommen soll, wäre auch bei einem Protagonist eher schlecht.^^


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