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Decision - The other Perspective

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöleee ihr Lieben.
Vielleicht hat der ein oder andere von euch meine doch recht düstere Story Decision... gelesen. Wenn nicht, könnt ihr das jetzt noch schnell vorweg tun.

Denn diese Geschichte ist eine Ergänzung dazu und greift die Gefühle auf. Sie ist aus Severus Pov geschrieben. Die Idee kam mir, als ich nochmals die Reviews durchlas.
Es wird wahrscheinlich ähnlich lang wie 'Decision...' und enthält hier im ersten Kapitel ein beinahe Originalzitat* aus Buch 7, Kapitel "Der Elderstab", Seite 661.

Bei der Titel Suche hatte ich Hilfe von Saku-nee-chan, meiner hervorragenden Beta anderer Geschichten oder auch nur einzelner Abschnitte/Formulierungen.
Nur die Idee der Umwandlung des Rohmaterial, gehört mir und ich verdiene damit auch kein Geld.


Viel Spaß oder was auch immer man bei einer Chaos-typisch-düsteren Geschichte wünschen soll. Komplett anzeigen

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Endlich war es soweit. Der große Tag der Finalschlacht war gekommen. Natürlich hätte er es am liebsten gehabt, wenn es noch bis zu diesem Kampf dauerte. Oder noch besser, wenn er gar nicht nötig wäre. Aber nun war es so und dagegen tun, konnte er nichts. Nur auf den Sieg der Richtigen hoffen und damit vollkommen auf Harry Potter vertrauen. Wenn einer Wunder zustande bringen konnte, dann dieser kleine, hitzköpfige Gryffindor.
 

Harry … als der Junge vor wenigen Minuten mit erhobenem Kopf in der Großen Halle stand, war eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper gerollt.

Natürlich sah der Junge nicht aus wie das blühende Leben. Aber was sollte man von einem Teenager erwarten, der monatelang durch das Land reiste? Wind, Wetter, Entbehrungen und Gefahren ertragen und meistern musste? Das war nunmal kein Luxusurlaub gewesen.

Aber er lebte und dass er hier aufgekreuzte und einen unglaublichen Kampfgeist ausstrahlte, sagte Severus, dass dieses Abenteuer erfolgreich gewesen war. Gewesen sein musste.

Der letzte Blick auf den Jungen, ehe er Hogwarts verließ, hatte ihn mit Stolz erfüllt.
 

Er wusste durch einen Brief des verstorbenen Dumbledores, dass Harry die Horkruxe zerstören musste, damit der Tyrann Voldemort sterblich wurde. Warum es gerade Harry tun musste, erschloss sich Severus auch nach gefühlten dreihundert Mal lesen des Schriftstücks nicht. Aber irgendwas hatte der Direktor garantiert wieder gewusst, nur nicht verraten.

Vielleicht lag es daran, dass auch Harry ein Horkrux war … ein Gedanke, welcher Severus das Herz zusammenzog. Das Leben war einfach nicht fair! Aber nein, daran durfte er nicht denken, irgendwie würde der Junge-der-überlebt auch dies überleben. Er musste es einfach…
 

Nun stand er hier mit der Masse der anderen Todesser und Sympathisanten und lauschte der Rede des dunklen Lords, während dieser Hogwarts, allen Bewohnern und vor allem Harry Potter eine Ansage machte.

Ein fadenscheiniges Versprechen von Zeit und Unversehrtheit, dessen war sich Severus vollkommen sicher. Ein kurzer Blick zu dem immer noch von Folter gezeichneten Lucius, welcher kritisch die Augenbrauen zusammenzog, sagte ihm, dass er dies nicht alleine so sah.

Hogwarts wurde in bunte Zauber gehüllt, als Schutzzauber wirkten, steinerne Wachen sich auf der Brücke positionierten. So viel mehr geschah innerhalb weniger Minuten um Hogwarts und die Menschen dort zu schützen.
 

“Haltet euch bereit, meine Kämpfer. Sie werden nicht wissen wie ihnen geschieht. Die Überlebenden werden im Blut der Gefallenen auf Knien vor uns rutschen! Zeigt ihnen, was es heißt sich der bald herrschenden Macht zu widersetzen!”

Wildes Kreischen, Stampfen, Heulen und Jubeln untermalte die surreale Rede des Lords.

Am liebsten würde Severus den Kerl einfach die Klippe hinab treten.

“Lasst uns ihnen zeigen, was sie davon haben uns den ‘Abschaum der Gesellschaft’ zu nennen!”

Erneutes lautstarkes zustimmen durch die beinahe unzähligen Gefolgsleute. Eine erschreckende Menge aus Menschen und Wesen verschiedenster Arten.
 

Severus’ Magen war kurz davor sich zu entleeren vor lauter Abscheu auf all die hier Umherstehenden. Gut, bis auf die Malfoys, welche ebenfalls unwohl zu Boden blickten. Die Eltern fürchteten um die Sicherheit ihres einzigen Sohnes und standen längst nicht mehr hinter dem dunklen Lord. Sie kamen nur nicht ohne den Tod aus dieser Nummer heraus. Entweder der ihrige oder der des Lords.

Auch Severus wollte nicht, dass irgendeiner seiner einstigen Kollegen oder Schüler wirklich ernsthaft zu Schaden oder gar zu Tode kam, aber leider lag dies nicht in seinem Ermessen. Er konnte nicht über all sein und eingreifen.

Wieder setzte er alle Hoffnung in Harry, welcher garantiert irgendeinen Plan hatte.

Wie schwach von ihm und der ganzen Zauberergemeinschaft, sich auf einen so jungen Mann zu stützen.
 

“Snape, führe die eine Gruppe auf die Rückseite!”, riss ihn der Lord aus den Gedanken.

Nach einer knappen Verbeugung drehte er sich herum und die ihm zugeteilte Gruppe marschierte hinter ihm her.

Er sah nicht mehr zurück. Er wollte nicht die Angst und den Schmerz unter der ausdruckslosen Maske von Lucius sehen. Er wollte nicht, dass sein bester Freund den Zweifel in seinem Gesicht sah. Auch wollte er nicht die gleiche Frage in dessen Blick sehen, welche ihm im Kopf herumspukte: Sahen sie sich wieder?

Erhobenen Hauptes schritt er durch die Dunkelheit, hielt seine Gruppe zur Eile und Disziplin an und war schließlich froh, als er den ersten Teil an der Brücke zu Hogsmead zurück ließ.

Den übrig gebliebenen Teil nahm er mit und positionierte sie wie besprochen am Rande des Schutzschildes. Sie sollten entflohene Gegner abfangen und gefangen nehmen. Da es sich bei diesem Haufen nicht gerade um die besten Zauberer oder hellsten Kerzen auf dem Kronleuchter handelte, hatte er gute Hoffnung dass die Anhänger der weißen Seite gegen diese ankamen.
 

Zauber schossen auf das Schutzschild rund um Hogwarts und Severus begriff, es war Mitternacht und damit der Moment gekommen. Der Moment des großen Tages, welchen er mit lachendem und weinendem Auge entgegen gesehen hatte.

Jetzt hieß es für ihn: So viele Todesser wie möglich erledigen und so lange überleben wie das Schicksal es ermöglichte. Er hatte noch so einiges, was auf seiner To-Do-Liste des Lebens stand. Ein wichtiger Punkt darauf war: Eine Aussprache mit Harry. So schnell würde er sich dies nicht nehmen lassen!
 

Starr, aufmerksam und erschöpft stand er in der Heulende Hütte. Es war der gleiche Raum, in welchem er damals Black, Lupin, Pettigrew und die Schüler erwischt hatte. An der Wand stand noch immer das zerschmetterte Bett, auf welches er geschleudert worden war.

Vor wenigen Minuten hatte ihn sein ‘Meister’ hierher gerufen und Severus wusste, es konnte nichts Gutes bedeuten.

Der Mann redete von einer Schlacht, welche beinahe zu Ende war und dies ohne Severus’ Hilfe. Hatte Voldemort mitbekommen, dass er in den eigenen Reihen Leute minimiert hatte?

Doch sehr viel klüger wurde er aus dieser Unterhaltung nicht, denn plötzlich drehte sich das Gespräch um den Elderstab, welcher nicht wie erhofft für den Lord arbeitete, sondern stattdessen gegen ihn.

Schockiert realisierte Severus, dass dies Unterhaltung hier definitiv nicht gut für ihn ausgehen würde. Denn so viel wusste selbst der Meister der Zaubertränke über die Zauberstabkunde: Ein Stab ging in den Besitz des Mannes über, welche den ursprünglichen Besitzer tötete oder entwaffnete. Nur wusste Voldemort nichts davon, dass Draco Dumbledore entwaffnet hatte.

“Ich verstehe nicht. Ihr - Ihr habt außergewöhnliche Zauber mit diesem Stab vollbracht”*, versuchte er den Lord schmeichlerisch zu überzeugen. Am liebsten hätte er sich allein dafür die Zunge abgebissen. Die Magensäure brannte in seinem Hals.

Wieder und wieder versuchte er den Schwarzmagier zu beruhigen oder vom Thema abzubringen. Doch was er auch versuchte, das Gespräch kam wieder auf den mächtigen Elderstab.

Ein leises Knacken aus dem ihm bekannten Geheimgang nahm für den Bruchteil einer Sekunde seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Anblick einer Schuhspitze - von Turnschuhen - schickte einen Angstschauer durch seinen Körper. Er kannte diese abgeranzten Schuhe! Potter war hier, dieser Idiot!

“... ich bin beinahe traurig über das Kommende”, lenkte ihn Voldemort von Potter ab und Severus schritt zur Seite damit der Lord nicht ebenfalls entdeckte, dass sie nicht alleine waren.

Was wollte Harry hier? Der Junge hatte doch nicht tatsächlich vor, sich auszuliefern? So ein verdammter Spinner! Damit würde er jetzt niemanden helfen.

Die Worte des Lords waren nur ein Rauschen in seinen Ohren, während er am liebsten geschrien hätte, dass Harry verschwinden sollte. Er wollte nicht, dass der Junge mitbekam, was aus ihm wurde.

Obwohl … wenn der Junge schon mal da war, musste er es vielleicht irgendwie nutzen.

Er war so ein Feigling - sie alle hatten Recht. Er sollte kämpfen, aber wie?
 

Voldemort wirkte einen Zauber und ehe Severus sich versah oder über weiter über eine Angriff nachdenken konnte, befand er sich im Inneren von Naginis magischen Käfig. Ein panischer Schrei entwich ihm, unfähig auch nur einen Finger zu heben. Es zischte und da schoss die Schlange auch schon nach vorne und verbiss sich in seinem Hals.

Es waren grausame Schmerzen, das Gift verbrannte seine Adern während die scharfen Zähne tiefe Wunden in sein Fleisch rissen und er sich die Seele aus dem Leib schrie. Kein Curcio der Welt hatte ihn jemals innerlich so zerrissen. Das Blut floss ihm warm über den Körper, während seine Beine nachgaben und er auf den alten Holzboden schlug.

Das war es also … Wie war das noch mit der To-Do-Liste?

Das Gift breitete sich aus, lähmte ihn obwohl er am liebsten schreien und sich aufbäumen würde. Er wollte nicht sterben, auch wenn er es wahrscheinlich wegen all seiner grausamen Taten verdient hatte. Angefangen von der Beleidigung, welche er gegen Lily ausgesprochen hatte.
 

Grüne Augen tauchten über ihm auf, kaum dass Voldemort verschwunden war und starrten ihn mit einer Mischung aus Sorge, Mitleid und Traurigkeit an. Finger legten sich auf den Biss und versuchten das stetig aus ihm heraus strömende Blut zu stoppen.

Er mochte keine Aussprache mehr mit dem Jungen führen können, aber es gab Dinge, welche Severus dem Gryffindor noch mitteilen musste ehe das Leben seinen Körper verließ.

Mühsam versuchte er zu reden, doch Gurgeln war alles was seinen Mund verließ. Blut blockierte seine Stimmbänder. Unter gluckerndem Röcheln quoll es aus seinem Mund.

Er musste es irgendwie schaffen dem Jungen noch mitzuteilen, was der wissen musste. Den Gedanken, dass der Potter ihn hasste weil er ihn für einen Unmenschen hielt, wollte er nicht mit in den Tod nehmen!

Mühsam streckte er den Arm mit letzter Kraft aus, erwischte den Oberteil des Jungen und zog den überraschen Potter hinab zu sich. Gurgelnd forderte er den Jungen auf, seine Träne aufzufangen. Zum Glück begriff der Gryffindor noch schnell genug.
 

Es war eine Träne der Erinnerung.

Träne der zerbrochene Jugendliebe.

Träne der Trauer.

Träne der Reue.

Träne der Aufgabe und Resignation.

Das Letzte was er sah, waren die grünen Augen welche ihn so sehr an Lily erinnerten und doch dem Jungen gehörten.

Die grünen Augen Harrys, welche er so gern kampflustig, schelmisch oder freudig hatte aufblitzen sehen.

Die grünen Augen, welche ihn beruhigten und in den Tod begleiteten, als sein Herz die Arbeit einstellte.

Leicht, geradezu schwerelos kam sich Severus vor.

Federleicht in einer blendenden, reinweißen, warmen Umgebung treibend. Ohne Ziel, ohne Verpflichtung, ohne Schmerz. Warum war er hier? Was war geschehen? Wie war er überhaupt hier hingekommen?

Er wusste es nicht und darüber nachdenken, wollte er jetzt auch nicht. Dafür waren seine Empfindungen gerade zu schön. Genießerisch schloss er die Augen und genoss den Frieden welcher ihn umhüllte.
 

Irgendetwas stach ihm in die Seite. Ins Gesicht und auf die Brust.

“Jetzt lasst ihn in Frieden, ihr Idioten!”, keifte eine Frauenstimme.

Er kannte diese Stimme, sie brachte in ihm etwas zum Klingen. Nur kam er einfach nicht drauf. Seine Augen wollten auch noch nicht so richtig ihrer Arbeit nachkommen. Aber er musste einfach wissen, wem diese Stimme gehörte. Diese Stimme welche gerade irgendjemanden verbal den Hintern aufriss und davon scheuchte. Diese Stimme, welche ihm ein gutes, lang vermisstes Gefühl gab.

Plötzlich wanderten Finger über sein Gesicht. “Severus, mein tapferer Severus”, flüsterte die Frau direkt an seinem Ohr, während die weichen Finger wieder und wieder über sein Gesicht, durch die Haare und über seine Arme wanderten.”Na komm, mach die Augen auf. Ich weiß, es ist am Anfang schwer. Der Übergang schlaucht.”

Mühsam blinzelnd versuchte Severus der Aufforderung nachzukommen und als er es schließlich nach einigen Augenblicken schaffte, blickte er direkt in grüne Augen.

“Harry …”, entschlüpfte es ihm und plötzlich fiel ihm wieder ein, was geschehen war.

Wie ein ICE überrollte ihn die Erinnerung an die letzten Minuten. Die letzten Minuten seines Lebens - Er war tot. In Harrys Armen gestorben, nachdem Nagini ihn attackiert hatte.

“Nein, mein lieber Severus”, hauchte die Frau und schüttelte traurig den Kopf.

Da machte es erneut Klick bei ihm, als sich seine restlichen Synapsen wieder an Ort und Stelle begaben. “Lily!” Mit geweiteten Augen starrte er die rothaarige Frau an, während sie ihm half sich aufzusetzen.

Das typisch gutmütige Lily Lächeln erhellte das Gesicht der Potter. “Ja, ich bin es.” Erneut strich die Frau - seine ehemalige beste Freundin und heimliche erste Liebe - sanft über die Haare. Dann zog sie in eine kurze, aber nicht weniger feste Umarmung.
 

“Was … wie … wo?”, gab Severus verwirrt von sich.

Lily war tot und das seit Jahren. Warum war er also hier mit ihr zusammen? Nach dem Glauben der Muggel hatte er viel mehr ein Anrecht auf einen Platz in der Hölle. Aber das war definitiv nicht der Ort an den die Potter gehörte. Also, wo war er?

Langsam streckte er die Hand aus und berührte die junge Frau ehrfürchtig an der Wange. Sie verblasste nicht und er griff auch nicht durch sie hindurch. Sie saß hier tatsächlich in Fleisch und Blut vor ihm.

Eine Träne der Freude und des Unglauben perlte seine Wange hinab, ehe er Lily nun seinerseits zu sich heran und fest in die Arme schloss. Lily … er hatte sie wieder. Die Frau, welche ihm Mut, Liebe und Freundschaft gelernt hatte. Die Frau, welche er so sehr verletzt hatte.

“Es tut mir so leid”, presste er hervor, als sich ihre Arme um seinen Oberkörper legten.

“Ich weiß. Ich habe dir längst verziehen. Ich war nur zu stolz es dir mitzuteilen und dann … waren wir Gegner.”

Glück durchflutete ihn. Sie hasste ihn nicht und wollte ihn nicht in Stücke reißen. Reue durchflutete ihn, sie hätten nicht so auseinander gehen müssen - er hätte sich nicht so quälen müssen - wenn beide den Mumm gehabt hätten, miteinander zu reden.

“Du hast mir so gefehlt, Severus. Es war so grausam, dir von hier aus zuzusehen, wie du dich durch das Leben kämpftest. Du hast immer dein Bestes gegeben. Du hast so gut auf Harry aufgepasst. Alleine dafür verzeihe ich dir deine alten Fehler. Ich bin so unglaublich stolz auf dich Severus Snape.”

Er wusste nicht was er dazu sagen sollte, also schwieg er und genoss es Lily wieder im Arm halten zu können. Severus hatte Angst gehabt, dass es ihr nach dem grausamen Tod schlecht ging, aber anscheinend war dem nicht so.

Langsam löste die Frau sich von ihm, hielt ihn jedoch weiter an den Händen fest, während sie ihm fürsorglich ins Gesicht sah. “Du hast bestimmt einige Fragen. Wo du bist und so.

Wir sind hier in der Anderwelt - Welt der Geister und Magier. Weißt du, wie schockiert ich darüber war, dass der katholische Kirchenunterricht falsch lag, mit seinem Himmel-Hölle Dings? Willkommen in der Ewigkeit, Severus.” Strahlend breitete die Potter ihre Arme auf.
 

Eine ganze Zeit noch, hatte Lily ihn über sein neues Zuhause aufgeklärt. Magie war in einem gewissen Maß immer noch möglich. So konnte man sich teleportieren oder einfach nur sehr schnell rennen, wie auch immer man es nennen wollte. Hier war man am leben und dennoch unsterblich - bis man sich zur Wiedergeburt qualifizierte und auch auserwählt wurde. Ein weiterer Weg diesem Ort zu entkommen, war das Sternenleben. Dabei wurde man zu einem Stern am realen Himmel, ohne Gedanken, Gefühle oder selbst. Eine Information, welche Severus einfach hinnahm.

Dieser Ort war unendlich, auf jeden Fall hatte das Ende noch niemand gefunden. Er wurde geprägt durch die Wünsche der hier Verweilenden.

“Zum Beispiel, wenn du dir einen Baum wünscht ….” Und plötzlich schoss neben ihnen ein großer Baum empor.

“Er sieht aus wie der Baum, an dem wir uns immer heimlich am See trafen um zu zaubern”, flüsterte Severus ehrfurchtsvoll und voller Staunen. “Damals war die Welt noch so einfach.”

“Nochmal leben, mit dem Wissen von heute, das wäre es…” Wehmut klang in ihrer Stimme mit.

Severus erinnerte sich an den See von damals und tatsächlich plätscherte nur wenige Augenblicke später Wasser neben ihnen. Enten suchten quakend nach Futter.

Wehmütig ließ Severus sich in das weiche Gras sinken welches hier überall zu sehen war. Über seinem Kopf hüpften Eichhörnchen im Baum herum und Vögel zwitscherten lustige Melodien. Es tat gut hier zu liegen und nichts zu tun. Egal wie das hier alles funktionierte, es war sehr schön. Leider hielt dieser Moment nicht lange an.
 

“Lily, komm schon, Harry braucht uns”, rieß sie niemand anderes als James Potter aus dem schönen Moment.

“Entschuldige mich einen Augenblick. Mein Sohn braucht mich. Für ihn ist die Zeit noch nicht gekommen, auch wenn er das glaubt.”

Ruckartig setzte sich Severus auf. “Was ist mit ihm?” Ging es dem Jungen gut? Kämpfte er gerade mit Voldemort und verlor? Das durfte einfach nicht sein!

“Bleib hier Severus, ich bin gleich wieder zurück. Du kannst gerade nichts tun.” Ein sanftes Lächeln wurde ihm geschenkt.

Und noch ehe Severus wusste was geschah, war Lily ein ganzes Stück entfernt von ihm und stand mit einigen Menschen auf einem Hügel. Er blinzelte und die Gruppe löste sich in Luft auf.

Frustriert schlug Severus mit der Faust auf den Boden. Nichts tun, war noch nie seine Stärke. Und dann war da auch noch die Sorge um all die Lebenden, welche er zurückgelassen hatte.

Unruhig streunte er durch die unendliche Ewigkeit. Angespannt beobachtete er die Schemen, welche immer wieder in dieser seltsamen Welt auftauchten. Er sah einige bekannte Gesichter. Menschen mit denen er gelebt, gearbeitet und gekämpft hatte. Was er nicht wollte, war, dass er einer ihm liebgewonnenen Person hier traf, wo er sie doch erst kurz zuvor in der Realität getroffen oder mit ihnen gesprochen hatte.
 

Und tatsächlich sollte es leider nicht lange dauern, bis er auf jemanden ihm näher bekanntes traf.

“Tonks? Molly?” Die Weasleys, ohne die energische Mutter, würden auseinanderbrechen wie ein Jenga Stapel in welchem man den falschen Stein zog.

Langsam hob die Rothaarige ihr Gesicht aus Tonks Haaren. Der Körper der jungen Metamorphus bebte und zitterte in den Armen der älteren Frau.

“Severus, dich hat es wohl auch erwischt.”

Tiefe Traurigkeit schwang dabei mit und Severus war sich unsicher, ob wegen seinem oder ihrem Tod.

“Kommt mit mir, irgendwo hier müsste mein Baum stehen.” Damit drehte er sich herum und suchte den Rückweg. Widerstandslos folgten ihm die Damen.
 

Es dauert ein wenig, bis er den gesuchten Ort fand, doch nun saßen die drei hier und starrten tief in ihren Gedanken versunken auf die Enten.

“Was ist passiert?”, erkundigte sich Severus. “Ihr solltet nicht hier sein, sondern bei euren Kindern”, schob er mit der Einfühlsamkeit einer Dampfwalze hinter her.

Augenblicklich brach Tonks wieder in Tränen aus und vergrub das Gesicht in den Händen. “Ted … mein kleiner Teddy”, hörte Severus zwischen den Schluchzern heraus.

Ein schlechtes Gewissen überfiel ihn und er rieb der Verzweifelten unbeholfen über den Rücken.

“Wir waren in der großen Halle. Die Kinder kämpften und Bellatrix meinte die tapferen Schüler von hinten attackieren zu müssen. Ginny stand genau in der Schusslinie … ich musste einfach irgendwas tun …” Nun rollten auch der sonst so starken Frau Tränen über die Wangen. “Ich habe alles gegeben und Bellatrix tatsächlich niedergestreckt. Aber ich war eine Millisekunde unaufmerksam und Bellatrix letzter Zauber löste sich noch aus ihrem Stab … das Resultat siehst du.”

“Verstehe”, war alles, was Severus über die Lippen bekam. Bellatrix war tot, ein Gewinn für die reale Welt. Aber dafür wurde in seinen Augen ein zu hoher Preis gezahlt.

“Ich … ich kämpfte mit Remus in der Nähe des Sees. Ich sah wie ein Todesser feige von hinten auf ihn zielte. Es war Reflex ihn zu schützen, in dem ich nicht nur meinen Gegner in die Richtung schleuderte, sondern auch einen Schutzzauber aussandte. Ich hoffe er überlebt damit mein kleiner Teddy nicht alleine ist. Ich werde ihn nicht mehr in den Arm nehmen können. Nicht sehen … nicht sehen, wie er aufwächst und nicht hören, wie er sein erstes Wort spricht.”

Erneut brach die junge Frau in Tränen aus, während Molly sie in eine feste Umarmung zog.

Severus Herz war schwer. Dieser Kampf kostete zu vielen guten Menschen das Leben. Beide Frauen waren für das höhere Wohl, für den Schutz ihnen geliebter Menschen gestorben und doch machte dieses Wissen nichts besser. Auf jeden Fall nicht im Moment.

Er war nicht der Mensch, welcher mit gutem Gewissen als ‘gläubiger Mensch’ bezeichnet werden konnte, aber jetzt und in diesem Moment betete er dafür, dass niemand außer Voldemort mehr starb. Wobei, mussten sie die Ewigkeit dann etwa mit ihm teilen?

Das musste er Lily unbedingt fragen! Wo blieb sie denn, verdammt!
 

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit oder vielleicht auch nur ein paar Sekunden, so sicher war sich der Lehrer nicht mit der Zeit in der Anderwelt. Schließlich tauchte Lily plötzlich wieder aus dem Nichts vor ihnen auf.

“Es sieht gut aus da unten. Also für uns, nicht für die Anderen. Harry …” Doch die Rothaarige hielt zu Severus Verdruss inne, als sie realisierte, wer da noch unter dem Baum am See saß.

“Oh nein”, flüsterte die Potter und schon lagen sich drei weinende Frauen in den Armen. Verbunden durch das Gewissen, ihre Geliebten mit dem Leben beschützt zu haben und dabei ihre Kinder allein zurück gelassen zu haben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe keine Ahnung, wie das hier bei euch ankommt.
Schon bei Decision gab es verschiedene Meinungen, also würde es mich wirklich interessieren. Gerne auch (wieder) per PN. Komplett anzeigen

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