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Lebe um der Liebe willen 2

BulmaXVegeta
von

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Devitalized

Devitalized
 

Als er sich ihr von hinten, ganz leise genähert und ihre Namen geflüstert hatte, hatte ihr Herz einen kleinen Sprung gemacht. Gleich nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte, war er in sich zusammengefallen. Und nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er nicht auf ihre Rufe reagierte, sagte er das Einzige was sie sich jemals gewünscht hatte. „Ich bin jetzt hier.“

Er hatte das Bewusstsein verloren und sie dachte sofort, dass es jetzt mit ihm zu Ende ging. Dass er sie, wo doch alles seinen perfekten Anfang nahm, wieder verlassen würde, diesmal endgültig. So wie sie sich ein paar Monate zuvor zu diesem Schritt entschlossen hatte und er sie vor dem Tod bewahrte. Geschockt über diesen unvorhergesehenen Werdegang ihres Auftaktes saß sie mehrere Minuten fassungslos im Gras und starrte auf ihn herunter. Würde sie schon wieder einen Fixpunkt in ihrem Leben verlieren, einen Menschen, zu dem sie sich hingezogen fühlte? Den letzten Menschen, den es noch an ihrer Seite gab? Als der Prinz sich nicht mehr bewegte, erwachte Bulma aus ihrer Schockstarre. Sie griff sofort mit ihren Fingern an seine Halsschlagader, um seinen Puls zu fühlen. Als sie dort keine Regungen aufspüren konnte, legte sie ihren Kopf auf seine Brust mit dem Ohr direkt über seinem Herzen. Sie war so aufgelöst, dass sie nur ihren eigenen Herzschlag empfinden und in ihrem Kopf hämmern hören konnte. Die Angst in den Knochen, dass er tatsächlich sterben könnte, brachte sie allmählich um den Verstand. Sie musste sich beruhigen. Sie atmete mehrmals tief ein und aus und konnte ihren Körper herunterfahren. Noch einmal legte sie ihr Ohr auf die Brust des Prinzen. Sie lauschte angestrengt, ob sich irgendetwas regte. Und da war es.

Ganz leise, ganz sacht hörte sie ein gleichmäßiges Schlagen in der Brust des Prinzen. Es war schwach, aber hörbar. Sie prüfte es noch einmal nach und maß ihren eigenen Puls zum Vergleich. Kein Zweifel; das waren zwei unterschiedlich schnell schlagende Herzen. Ihr Ohr bewegte sie ein paar Zentimeter höher zu seinen Lippen. Die Hitze in ihrem Ohr stieg stark an und erkaltete sofort wieder. Sein Atmen war flach wie sein Herzschlag, aber vorhanden. Sie fasste sein Gesicht in ihre Hände, kam ganz nah und flüsterte seinen Namen. Ihre Lippen wurden von seinem Odem gestreift. Sein Gesicht sah ganz und gar nicht friedfertig aus, wie noch an dem Morgen ihrer Rückkehr, als sie ihn in ihrem Bett vorgefunden hatte. Er lebte. Das war zunächst die Hauptsache. Er reagierte nicht auf sie. Besorgt über den Zustand in dem er sich befand und nicht wissend, wie sie sich weiter verhalten sollte, griff sie nach ihrem Handy. Sie rief den Notarzt, erklärte die Situation, ihre Adresse und legte auf. Sie versuchte ihn mithilfe ihrer neugewonnen Kraft ins Wohnzimmer zu schleppen, raus aus dem feuchten Gras. Obwohl er im Vergleich zu seinem sonst gestählten Körper fürchterlich leicht und abgemagert war, war Bulma nicht in der Lage seinen Körper aufzurichten und ihn nur ein paar Zentimeter zu bewegen. Sie eilte ins Wohnzimmer und griff nach ihrer Patchwork-Decke. Die Fäden, die sich mit der Zeit aufgelöst hatten, verfingen sich in dem kaputten Polster des Sofas und zogen Bulma wieder zurück auf die Couch. Kurzerhand riss sie die Fäden einfach ab. Die Katze auf der Schulter ihres Vaters verlor dadurch ihr Gesicht. Kurz hielt sie inne, weil sie traurig darüber war, dass sich ihr Leben in so kurzer Zeit schon wieder zum Kläglichen gewendet hatte. Andererseits konnte sie das Gesicht der Katze einfach wieder aufsticken und beeilte sich die Decke wieder nach draußen zu bringen. Er lag noch immer regungs- und bewusstlos im Gras unter der großen Trauerweide. Die Sonne verschluckte die Hälfte seines Körpers. Nur sein Gerippe war noch zu erkennen. Die Muskeln waren fast verkümmert, die Haut lag ledrig auf seinem Fleisch und der rosige Farbton auf seinem Gesicht ist einem fahlen Grau gewichen. Er sah ganz und gar bedauerlich aus. Dieser Anblick schockte sie erneut, wie er in so einem Zustand noch am Leben sein konnte. Sie breitete die Decke über ihm aus und versuchte die Enden unter seinen Körper zu pressen, sodass er wenigstens ein wenig vor der Nässe des Bodens geschützt wurde. Seinen Kopf bettete sie auf ihrem Schoss, versicherte sich aber zuvor noch, dass er immer noch atmete. Da saßen und lagen sie nun. Ein Häufchen Elend und eine gesundete Frau, die ein weiteres Mal in ihrem Selbstvertrauten erschüttert wurde. Ihre Hand lag gedankenversunken auf seiner fiebrigen Stirn. Der Schweiß war schon getrocknet und kein neuer produziert worden. Ein schlechtes Zeichen. Wenn ein Körper trotz Fieber und Anstrengung nicht schwitzte, war das ein Zeichen für eine fortgeschrittene Dehydration. Die Rettung war unterwegs. Er durfte jetzt nicht aufgeben, ausgerechnet jetzt, wo er sich ihr zum ersten Mal nachdrücklich geöffnet hatte. Ihm musste daher auch etwas an ihr liegen, wenn er sich ihr in dem Maße zu Füßen warf und ihr versicherte, dass er jetzt an ihrer Seite bleiben würde. Deswegen durfte er jetzt nicht kapitulieren.

»Hörst du, Hilfe ist unterwegs? Alles wird gut.« sagte sie und tätschelte seine Wange. Keine Regung. In weiter Ferne konnte sie jedoch schon die Sirene des Rettungswagens hören und fühlte eine erste Erleichterung. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis Hilfe eintraf.

Am Hofeingang wartete sie schon, bis der Wagen in ihr Sichtfeld geriet. Sie winkte dem Notarzt in seinem Weiß-roten Auto zu und machte ihm so klar, dass die Rettungskräfte in den Garten kommen sollten. Sie lief voraus und setzte sich gleich wieder an Vegetas Seite. Es dauert nur noch Sekundenbruchteile, bis der Notarzt schon neben ihr stand und sich noch einmal nach dem Problem erkundigte. Die Sanitäter plus Trage kamen durch das Gartentor geeilt, schwer bepackt mit Koffern. Der Arzt kniete sich hin und verschaffte sich einen ersten Überblick über Vegetas Zustand.

» Wie lange hält der Zustand der Bewusstlosigkeit schon an?« fragte er. Bulma überlegte. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

» Er ist kurz vor meinem Anruf ohnmächtig geworden, ein paar Minuten davor. Ich weiß nicht wie lange sie gebraucht haben herzukommen.« Während Bulma sich erklärt horchte er mit dem Stethoskop nach Herzschlag und Atmung. Er nickte.

» Ok. Sein Zustand ist schon ernst, aber auf den ersten Blick nicht lebensbedrohlich. Gut, dass sie uns jetzt gerufen haben. Das hätte auch böse ausgehen können.«

Ein Sanitäter machte sich derweil an der Sauerstoffzufuhr zu schaffen. Der zweite legte ihm einen Zugang und schloss direkt einen Infusionsbeutel an. Bulma beobachtete das Geschehen mit einer beherrschenden Unruhe. Sie erwartete offensichtlich weitere Erklärungen über Vegetas Gesundheitszustand. Nachdem der Notarzt ein paar Medikamente gespritzt und noch einmal den Herzschlag überprüft hatte, stand er auf.

»Beruhigen Sie sich erst einmal. Es ist alles halb so wild. Er leidet an einer ausgeprägten Dehydration und Unterernährung, das kann ich ohne Bluttest schon sagen. Sein Fieber deutet auf einen Infekt hin. Der scheint sich aber noch nicht auf das Herz ausgeweitet zu haben, ist also behandelbar. Wir bringen ihn jetzt ins Krankenhaus und behandeln ihn dort weiter. Wenn er aufwacht…«

Bulma unterbrach ihn, den Tränen nahe.

» „Wenn“ er aufwacht, was soll das heißen „wenn“? Soll das heißen, er könnte nicht mehr aufwachen?«.

» Ganz ruhig Frau Briefs. Sobald er aufwacht, melden wir uns bei Ihnen und klären sie über alles Weitere auf. Wir werden weitere Tests durchführen und schauen wie schwerwiegend sein Zustand tatsächlich ist. Jetzt müssen Sie uns hier aber unsere Arbeit machen lassen, treten Sie bitte einen Schritt zurück.«

Die Unruhe in ihr wollte ausbrechen, mehr wissen, mehr erfahren, ob er aufwachen wird, ob er überlebte. Sie konnte die beruhigenden Worte des Arztes noch nicht ganz erfassen. Währenddessen bereiteten die Sanitäter Vegeta vor, ihn mittels Trage in den Krankenwagen zu bugsieren. Zum Abgang bereit, griff Bulma nach Vegetas bewegungsloser Hand und drückte sie herzhaft.

» Ich bin hier und warte auf dich.« flüsterte sie ihm zu.

Dann schlossen sich die Türen des Krankenwagens und dieser fuhr direkt los.

» Kann ich bei Ihnen mitfahren?« sagte sie zum Notarzt gewandt, der gerade seine Koffer verstaute.

» Tut mir leid, das wäre gegen die Vorschriften, aber sie können gerne ins Krankenhaus kommen, bringen sie etwas Wartezeit mit.«

» Ich habe lange genug gewartet, aber das werde ich auch noch schaffen.« antwortete sie, aber mehr an sich selbst als an den Arzt gerichtet.

Waiting

Waiting
 

Bulma stieg in ihren Gleiter und machte sich, die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreitend, auf den Weg zum Krankenhaus. Fast zeitgleich kam sie mit dem Notarzt, der hinter dem Krankenwagen fuhr, an. Dieser nickte ihr beim Aussteigen nur kurz zu und entschwand durch den Eingang der Notaufnahme. Sie stellte sich ins Halteverbot und erntete zugleich ein paar verächtliche Blicke von einigen älteren Menschen, die an ihren Krücken durch einen nahegelegenen Krankenhauspark flanierten. Sie zückte eine Hoipoi-Kapsel, klickte, der Gleiter verschwand und steckte sie sich in die Hosentasche. Das ältere Paar, das sie zuvor böse geschaut hatte, drehte sich überrascht weg. Bulma quittierte dies nur mit einem Naserümpfen und eilte zum Krankenhauseingang.

» Hallo, Bulma Briefs. Ich suche Vegeta, er ist gerade mit dem Krankenwagen eingeliefert worden.«

»Vegeta und weiter?« sagte die Rezeptionistin. » Sind Sie ein Familienmitglied?« fragte sie weiter.

Bulma biss sich auf die Lippe. Den Nachnamen hatte sie dem Arzt gar nicht genannt, ungeachtet dessen, dass sie ihn sowieso nicht wusste. Und wie in vielen Krankenhäusern schien es auch hier der Fall zu sein, dass nur Familienmitglieder zu den Patienten vorgelassen wurden. Glücklicherweise hatte der Arzt nicht nach ihrem Verhältnis zueinander gefragt.

» Nur Vegeta, ohne Nachnamen. Ich bin seine Ehefrau.« log sie einfach. Augenblicklich rauschten in ihrem Kopf endlos viele Bilder von einer gemeinsamen Zukunft vorbei. Eine Berührung von ihm, seine Hände zu halten, ein Küsschen auf die Stirn sowie ein Kuss in einer warmen Umarmung. Sich als seine Ehefrau zu bezeichnen, war vielleicht etwas zu hart vorgegriffen, aber, um zu wissen wie es ihm ging, wollte Bulma unbedingt diese Hürde nehmen.

» Soll das ein Künstlername sein?« wurde Bulma von der Schwester hinter dem Tresen aus ihren Gedanken gerissen. Die Schwester schaute sie etwas verwirrt an.

» Nein, das ist einfach sein Name, etwas exotisch.« sogar außerirdisch fügte sie noch stumm hinzu. Die Schwester tippte in ihrem Computer herum, bis sie sich nach ein paar Momenten wieder Bulma widmete.

» Er befindet sich gerade in Untersuchungsraum zwei. Tut mir leid, aber dazu haben sie selbst als Familienmitglied derzeit keinen Zutritt. Sie können im Wartebereich Platz nehmen, wenn es Neuigkeiten gibt, wird sich eine Schwester bei Ihnen melden.«

» Steht in Ihrem Computer denn etwas darüber, wie es ihm geht, irgendwas?« drängte sie die Schwester.

» Tut mir leid, derzeit kann ich leider keine Auskunft geben, nehmen Sie bitte im Wartebereich Platz.«

Enttäuscht schaute Bulma sich nach den Sitzgelegenheiten um. Eine Mutter saß mit ihrem Sohn nahe der Getränkeautomaten. Der Junge hielt sich ein Taschentuch gegen die Nase, das schon reichlich Blut aufgesogen hatte. Die Mutter schaute etwas verärgert und reichte ihm ein Neues. Am anderen Ende der Sitzreihe aus blaufarbenen Plastikschalen saß ein älterer Mann, der seine Brille putzte. Was ihm fehlte, konnte Bulma nicht sofort ausmachen, bis er lautstark zu husten begann. Bulma entschied sich in die Nähe der Mutter zu setzen, möglichst weit weg von dem spuckenden Greis. Nervös tippelte sie mit ihren Füßen und sah sich in der Eingangshalle um. Der helle Marmorboden mit farbigen Strichen auf dem Boden, die in alle möglichen Richtungen zeigten, die weiße, aber gemusterte Tapete wirkten sehr klinisch. Ironie des Schicksals, dachte sich Bulma. Ein Krankenhaus, das aussah wie eines und gleichauf die Atmosphäre von einem verbreitete. Selbst ein paar Yucca-Palmen, die alle paar Meter aufgestellt waren, lockerten die Stimmung nicht auf. Auf der anderen Seite der Rezeption befand sich der Geschenkeshop, um den Patienten eine nette Aufmerksamkeit mitzubringen. Vor dem Eingang türmten sich Blumengestecke und –sträuße. Durch das Schaufenster waren ein paar Kinderspielzeuge und Kuscheltiere zu erkennen. Auch besonders große Stoffbären konnte man dort kaufen. „Für die Kleinen“ stand auf einem Schild vor dem Regal. Ihr Blick schweifte weiter durch den Raum. Die Aufzüge waren trotz des regen Betriebs blitzblank poliert. Immer wieder stiegen Eltern mit ihren Kindern oder Großeltern ein und aus. Viele zog es in die Richtung des Krankenhausparks. Der einzige Ort, der einen die Stimmung in einem Krankenhaus vergessen ließ. Die Klinik in dem Kurort in Deutschland, die sie vor ein paar Monaten besucht hatte, war wesentlich freundlicher eingerichtet gewesen, eher einem Hotel gleichkommend, aber dort gab es auch selten einen Notfall, der eine ähnliche Ausstattung bedurfte. Nach kurzer Zeit hatte sich ein Mann neben sie gesetzt, ebenfalls möglichst weit weg vom älteren Herren.

» Hallo.« sagte er freundlich und lächelte Bulma an. Sie schaute nur kurz auf, lächelte zurück, nickte und widmete sich weiter ihrer Gedankenarmut.

Der Mann stöhnte kurz auf und rieb sich das Knie. Unter seiner Jogginghose konnte Bulma einen dicken Verband durchdrücken sehen.

» Tschuldigung. Alte Sportverletzung, schon wieder.« entschuldigte sich der junge Mann und versuchte das Bein durchzustrecken.

» Herr Yamamoto bitte.« rief eine Schwester von einem der Gänge her, die in einen der Trakte des Krankenhauses führten. Der Mann, der sich neben sie gesetzt, stand sofort wieder auf und humpelte zu der Schwester. Zuvor drehte er sich noch einmal um und sagte zu Bulma gewandt.

» Alles wird gut. Gucken Sie nicht so traurig, dafür ist ihr Gesicht viel zu schön.«

Perplex nickte Bulma ihm nur ein weiteres Mal zu und vertiefte sich wieder in die Marmorplatte zu ihren Füßen. Nach kurzer Zeit wurde der Greis aufgerufen, der ihr beim Vorbeigehen nur einen lüsternen Blick zuwarf. Da fiel ihr siedend heiß ein, dass sie, als sie im feuchten Gras gesessen hatte, das Kleid, das sie trug, nass wurde und aufgrund der hellen Farbe leicht durchsichtig war. Etwas angewidert zog sie ihr Jäckchen enger und kreuzte die Beine übereinander.

„Was fällt diesem Lüstling eigentlich ein?“ dachte sie und hatte sogleich das Bild von Muten Roshi und Oolong vor den Augen. Die Zwei hatte sie auch seit Jahren nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Wenn das alles gut ausgehen sollte, würde sie aufjedenfall wieder den Kontakt zu ihren alten Freunden suchen, sich bei Chi-Chi entschuldigen und ganz neu anfangen. Es dauerte nicht mehr lange und auch der Junge mit der blutenden Nase wurde aufgerufen. Die Mutter stand erleichtert auf und schleppte ihren Sohn etwas unsanft in Richtung der Untersuchungsräume. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie schon fast eine Stunde wartete. Was kann da so lange dauern, fragte sie sich. Der Arzt hatte ihr doch versucht die Angst zu nehmen, weil es nicht so schlimm zu sein schien. Oder war das nur eine Masche, um mit hysterischen Frauen umzugehen? Bulma ging noch einmal zur Rezeption.

» Name?« fragte die Schwester ohne aufzuschauen.

» Vegeta.« sagte Bulma bestimmt. Die Schwester schaute auf und konnte sich gleich wieder an Bulma erinnern.

» Gibt es noch nichts Neues?« fragte sie.

Die Schwester ließ ihre Finger ein weiteres Mal über die Tastatur fliegen.

» Nein, tut mir leid, ich habe noch keine Aktualisierung in seinen Unterlagen.«

» Was bedeutet das?« fragte Bulma aufgeregt.

» Nun, Tests benötigen eben ihre Zeit, aber ich kann sie beruhigen, es wurde kein Notruf ausgerufen. Es sollte daher alles in Ordnung sein. Darf ich Sie bitten, weiterhin zu warten oder möchten sie vielleicht eine Kleinigkeit in der Cafeteria essen?« sagte die Schwester trocken.

Ohne ein weiteres Wort setzte Bulma sich wieder auf ihren Platz. Nach weiteren zehn Minuten begann sie stoisch ihre Fingernägel von Schmutz zu befreien. Immerhin wurde kein Notruf ausgerufen. Das ist immer ein gutes Zeichen. Sie stellte sich vor, wie Vegeta, hilflos wie er war auf einem kalten Tisch herumlag und sie an ihm herumtesteten, die helle Lampe direkt im Gesicht. Er tat ihr leid, erstrecht, da sie wusste, dass Vegeta es bis auf den Tod nicht leiden konnte auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Die Zeit verging immer quälender. Die Fingernägel waren perfekt gesäubert und das Kleid schon wieder getrocknet. Patienten setzten sich und wurden aufgerufen.

Dann ging eine rote Lampe über einer der Türen zu den Gängen an. An der Rezeption ertönte ein Alarm. Aus dem Aufzug kam schon ein grüngekleideter Chirurg gerannt. Hinter ihm liefen zwei OP-Schwestern her. Die Panik stieg in Bulma auf. Einen Wimpernschlag lang blieb die Zeit stehen. Sie sah all ihre mit Licht und von Wärme erfüllten Gedanken an Vegeta in einer Eiseskälte zerspringen. Sie war noch nicht bereit ihn aufzugeben. Wie würde es mit ihr weitergehen, wenn es jetzt nach so vielen Momenten des Abschlusses tatsächlich ein Ende finden würde? Würde sie wieder einen Rückfall erleiden und auf denselben Wege, wie ihr Ankerpunkt in der Gegenwart, aus der Welt scheiden? Ihr Blick stürzte auf die Rezeption. Die Schwester dahinter telefonierte schnell, aber kontrolliert. Bulma fixierte die Schwester und versuchte auf die Entfernung ihre Lippen zu lesen. Die Schwester telefonierte noch ein weiteres Mal und legte wieder auf. Der Alarm verstummte. In Bulma kochte noch immer die Panik, dass etwas passiert sein könnte. Sie eilte wieder zur Rezeption.

» Was ist passiert?« fragte sie aufgebracht.

» Frau Briefs, bitte. Es ist alles in Ordnung mit Ihrem Mann.«

» Aber der Alarm?« wurde sie leicht hysterisch.

» Der wurde wegen eines anderen Patienten ausgerufen. Mein Kollege wird jeden Augenblick kommen und sie zu Ihrem Mann bringen. Er wurde gerade auf die Station verlegt.«

Die Aufregung ebbte ab und tauschte ihren Platz mit Erleichterung.

» Danke.« brachte sie nur gepresst hervor. Dann begann die Schwester jemandem zu winken. Nur einen Atemzug später stand ein männlicher Pfleger hinter ihr.

» Frau Briefs? Darf ich Sie bitten mich zu begleiten?«

» Wie geht es ihm?« fragte Bulma sofort, in der Hoffnung endlich eine Antwort zu bekommen.

» Immer mit der Ruhe, folgen Sie mir bitte. Der zuständige Arzt wird Ihnen alles erklären.«

Entnervt über diese imaginäre Informationsflut folgte sie stampfend dem Pfleger in den Fahrstuhl.

Guard

Guard
 

» Hallo, mein Name ist Doctor House. Frau Briefs, ihrem Mann wird es bald wieder besser gehen.« stellte sich ein hager aussehender Mann, mittleren Alters, vor.

» Er leidet wie eingangs durch unseren Notfallmediziner festgestellt an einer fortgeschrittenen Dehydration, hervorgerufen durch einen Flüssigkeitsmangel und einen Infekt in seinen Atemwegen. Dagegen bekommt er Glucoselösung sowie Elektrolyte, um seinen Wasserhaushalt wiederherzustellen. Des Weiteren wurde eine starke Unterernährung und Mangelernährung festgestellt. Wir haben ihm aufbauende Medikamente verabreicht und lassen Vitamine und Mineralien über einen weiteren Zugang zuführen. Diese Beschwerden lassen sich durch die richtige Medikation behandeln. Das Einzige, das uns Sorgen macht, ist ein hartnäckiger, bakterieller Infekt in seinen Atemwegen. An dieser Lungenentzündung scheint er schon seit längerem erkrankt zu sein und wurde als Auslöser seines gegenwärtigen Gesundheitszustandes erkannt. Glücklicherweise sind die Bakterien noch nicht auf sein Herz übergesprungen. Durch die Medikamente bekommen wir aber auch dieses Problem und das Fieber in den Griff.«

» Ist er schon aufgewacht?« fragte Bulma, der die ganze Zeit nur diese eine Frage auf der Zunge brannte.

» Noch nicht, aber Sie können jetzt zu ihm.« Dr. House führte sie ein paar Zimmer weiter zu einem Raum, bei dem die Jalousien zugezogen wurden. Die Tür aber stand offen. Gerade kam eine Schwester mit einer Akte daraus, die sie ordentlich vor der Tür einhängte.

» Danke Kim.« sagte Dr. House und geleitete Bulma in das Zimmer. Gleich nachdem Bulma eingetreten war, schloss Dr. House die Zimmertür zwischen ihnen. Die Gardinen an den Fenstern waren ebenfalls halb zugezogen. An der Fensterseite standen ein Sofa mit Holzfassung und ein Sessel in der gleichen Optik. Sonst stand in dem Zimmer noch ein kleiner verschiebbarer Tisch, ein eingebauter Kleiderschrank sowie das Bett, in dem Vegeta lag.

Der Anblick war weniger schlimm als das, worauf Bulma sich vorbereitet hatte. Über einen Zugang auf seinem Handrücken und in seiner rechten Armbeuge erhielt er die kräftigenden Medikamente. Mithilfe einer Sauerstoffbrille wurde seine O 2-Sättigung sichergestellt. Bulma trat näher an das Bett heran. Er sah schon jetzt gesünder als heute Morgen auf der Wiese im Garten aus. Seine Augen waren geschlossen und er atmete langsam und gleichmäßig, das durch das Auf- und Abwölben seines Brustkorbes verdeutlicht wurde. So wie er dalag, sah er richtig friedlich aus. Sie näherte sich seinem Gesicht und spürte die Hitze seines fiebernden Körpers über ihre Wangen streichen. Mit einem Finger fuhr sie ihm über den linken Unterarm. Da keine Reaktion folgte, wusste sie, dass er noch immer ohne Bewusstsein war.

» Ich bin bei dir.« säuselte sie Vegeta ins Ohr. » Und ich gehe nicht mehr weg.« setzte sie noch nach.
 

Die Stunden vergingen während sie in dem Sessel, nahe an Vegetas Bett saß. Sie konnte ihren Blick nicht von seinem Gesicht wenden und betrachtete ihn unaufhörlich. Er würde wieder gesund. Das war die Hauptsache. Sie erinnerte sich daran, was er ihr an diesem Morgen versprochen hatte. Das hatte er bis jetzt gehalten. Würde er nach seiner Genesung, bzw. nachdem er aufgewacht war noch genauso denken? Oder würde er ihr die Schuld an seinem Zustand, seinem Trainingsrückstand, seiner seelischen Verfassung geben und ihr den Rücken kehren? Seit dem Morgen geisterten in ihrem Kopf immer wieder Gedanken über ihr gemeinsames Leben herum. Diese schönen Fantasien wurden aber jedes Mal dadurch unterbrochen, dass er möglicherweise doch nicht bei ihr blieb und sie wieder alleine ihr Dasein fristen musste.

Eine Schwester betrat das Zimmer und legte eine neue Infusion an, prüfte seine Werte und wandte sich dann an Bulma.

» Es tut mir wirklich leid, aber die Besuchszeit endet um Neun, würden sie sich bitte langsam zum Aufbrechen bereitmachen?«

Bulma seufzte, nickte ihr zu und begann sich das Jäckchen erneut überzuziehen. Die Schwester verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Bulma trat nah an das Bett, ergriff Vegetas Hand, strich sanft über die ledrige Haut, fuhr ihren Finger über jedes Gelenk seines Unterarms bis zum Infusionszugang, verweilte und seufzte erneut. In der untergehenden Sonne schimmerte sein schwarzes Haar ein wenig nass und auch auf seiner Stirn schimmerte eine leichte Feuchte. Sie drückte noch einmal seine Hand und wandte sich zur Tür. Bevor sie das Zimmer verließ raunte sie noch:

» Ich bin nicht lange weg. Ich komme morgen wieder.«

Vegeta ließ dies in seiner Bewusstlosigkeit unkommentiert und widmete sich weiter seinen ruhelosen Träumen.

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Ich konnte nur Dunkelheit erkennen. Ich konnte meine Hand spüren, sie aber nicht sehen oder bewegen. Ich war bewegungslos in einem Raum aus Nichts. Meine Ohren waren taub, meine Stimme stumm, meine Augen blind. Es gab keine Konturen an denen ich mich festhalten konnte. Es schien, trotz des Bewusstseins meiner Gestalt, dass ich körperlos war. War ich ein Geist oder sogar tot? Nein, tot war ich nicht. Die Erfahrung hatte ich schon gemacht und ich hatte noch bruchstückhafte Erinnerungen daran. Wie eine Sphäre musste ich nach meinem Ableben Qualen in der Hölle ertragen, bevor ich dank der Dragon Balls wiederbelebt wurde. Das hatte zu einem Umdenken in meinem Herzen geführt. Ich erkannte, dass Rache und Zorn nicht die einzigen Bestandteile eines erfüllten Lebens waren. Bevor Gott durch die Cyborgs getötet wurde und die Dragon Balls noch existierten, war ich meinem Wunsch unsterblich zu werden immer näher gerückt. Doch dieses Ziel war jetzt wie ausradiert. Ausradiert wie ich in dieser Leere. Ein Wesen, ein weibliches Wesen, hatte mir ein Dach über dem Kopf geboten, mich mit Nahrung überhäuft, es an nichts fehlen lassen, außer…

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Direkt am nächsten Tag saß Bulma schon wieder an der Seite des Prinzen. Über Nacht hatte sich sein Zustand nicht verbessert, hatte ihr die Krankenschwester Kim mitgeteilt. In der letzten Nacht hatte auch Bulma wach gelegen. Wie als hätte sie ein Loch in die Decke brennen wollen, lag sie in ihrem Bett und hatte unaufhörlich an ihn denken müssen.

Auf ihren Beinen hatte sie ihre Patch-Work Decke ausgebreitet, Nadel und Faden mitgebracht und damit begonnen die zerrissenen Stellen wieder zusammenzunähen und die Muster neu zu besticken. Er lag noch immer regungslos im Krankenbett, hatte sich nicht bewegt im Vergleich zum letzten Tag.

„Ob er wohl wieder aufwachen wird?“, dachte sie sich besorgt. Die Ärzte waren zuversichtlich, immerhin hatte er augenscheinlich keine irreparablen Schäden erlitten. Er würde also wieder ganz der Alte werden. Aber wollte sie das überhaupt, dass er ganz der Alte würde? Der, der sie immer mit Ignoranz strafte, sich ihrer Nähre entzog und gewaltsam aus heiterem Himmel gegen Wände drückte? Andererseits hatte er sie in seinem alten Geisteszustand auch vor dem Tod bewahrt. Hatte ihr den Ausweg aus ihrem Turm gezeigt, zwar nicht aktiv, aber auch sein passives Wesen hatte sich ansatzweise menschlich verhalten. Sie seufzte. Welches seiner Alter Egos würde er wiedererlangen? Insgeheim wünschte sie sich den Vegeta vom gestrigen Morgen zurück. In seinem Zustand und seinem Delirium aber, konnte sie nicht sicher sein, dass alles was er gesagt hatte auch ernst zu nehmen war. Immerhin war er nicht im Vollbesitz seines Verstandes. Dehydration, Fieber und Krankheit lassen einen Menschen viel sagen, aber nicht unbedingt auch meinen. Ob das für Saiyajins auch gelten möge?

Über den Morgen hinweg hatte sie es geschafft der Katze das Gesicht wieder aufzusticken. Als sie den Faden abschnitt gönnte sie sich eine kleine Pause und war daraufhin eingenickt.

Awakening?

Awakening?
 

Gegen Mittag kam Kim wieder in das Zimmer.

» Frau Briefs.« flüsterte sie ruhig und schüttelte sie sanft an der Schulter. Bulma öffnete verschlafen die Augen.

» Es ist schon Mittag, sie sollten vielleicht etwas essen und etwas frische Luft schnappen.«

Bulma nickte und schaute aus dem Fenster. Im Krankenhauspark sah es gemütlich aus. Die Blumen blühten und der mit Wolken verhangene Himmel begann langsam aufzubrechen, sodass die ersten Strahlen den Boden erreichten.

In der Cafeteria kaufte sie sich ein paar Reis- und Sesambällchen sowie einen kleinen gemischten Salat und setzte sich auf eine weitläufige Bank direkt an den Teich der Parkanlage.

Was würde passieren, wenn er ohne Bewusstsein bliebe? Wenn er in ein Koma verfallen würde? Er wäre ja nicht gestorben, aber auch weiterhin unerreichbar für sie. Würde sie jeden Tag an seinem Krankenbett wachen? Würde sie irgendwann das Interesse verlieren und er würde ein einsames, totengleiches Leben in irgendeiner Pflegeanlage verbringen? Fragen über Fragen überschlugen sich immerwährend in ihrem Kopf. Sie aß währenddessen zwar kräftig, da sie seit seinem Zusammenbruch selbst nichts gegessen hatte, aber sie vergaß zwischendurch immer wieder das Kauen. Der Gedanke daran, dass sie nie wieder seine dunklen Augen sehen, seine tiefe Stimme hören konnte, versetzte ihr einen tiefen Stich im Herzen. Eine einzelne Träne lief ihr über das müde aussehende, pfirsichfarbene Gesicht. Grund dafür war ihre Hilflosigkeit über den unvorhersehbaren Ausgang der ganzen Situation.

Im Flur der Station traf sie auf Kim.

» Gibt’s schon was Neues?« fragte sie. Kim schüttelte daraufhin mitleidig den Kopf.

» Nein. Er ist noch immer nicht aufgewacht. Es gibt auch noch keine Änderungen.« sagte sie und widmete sich danach einem Patienten, der sich mit seinem Rollstuhl in einem Türstopper verkeilt hatte.

Im Zimmer konnte Bulma auch keine Veränderungen feststellen. Sie setzte sich wieder in ihren Sessel, betrachtete sein Gesicht, seine Brustbewegungen und schloss die Augen.

Sie wachte von einer Bewegung unter ihren Fingern auf. Ein Finger von Vegeta schien gezuckt zu haben. Sie blickte mit Erwartung in sein Gesicht. Die Augen waren noch immer geschlossen. Vor dem Fenster war es schon ungewöhnlich dunkel. Die Uhr sagte, es sei schon halb 10 am Abend. Die Sonne war also dabei unterzugehen. Bei all den finsteren Wolken konnte sie aber keinen in rot getauchten Himmel entdecken. Vegetas Finger bewegte sich ein weiteres Mal, krümmte sich und entspannte sich wieder.

Ein gutes Zeichen entschied sich Bulma. Sie ging auf den Stationsgang und fand nicht Kim sondern Dr. House vor.

» Oh Frau Briefs. Ich wollte sie nicht wecken, deshalb habe ich sie weiterschlafen lassen.« sagte er verständnisvoll.

» Ich glaube er wacht auf.« sagte sie freudig und eilte sofort wieder zu seinem Bett. Dr. House kam hinter ihr her und beugte sich über seinen Patienten. Er zückte eine kleine Lampe und leuchtete Vegeta damit in die Augen.

» Der Pupillenreflex ist vorhanden. Es kann jetzt nicht mehr lange dauern. Ich komme später noch einmal wieder. Ich muss erst noch zu einer anderen Patientin« sagte er und streichelte Bulma ruhig über die Schulter.

Bulma setzte sich wieder in ihren Sessel und legte die Hände in den Schoss. Sie hatte Probleme ihre Finger bei sich zu behalten, aber sie wollte den stolzen, erwachenden Prinzen nicht bedrängen. Es dauerte noch ein paar Minuten bis sich etwas tat.

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…Zuneigung. In der Leere tat sich eine Tür auf. Ich versuchte schützend meine Hände vor mein Gesicht zu heben. Eine körperlose Gestalt hatte aber keine Hände, um sich vor plötzlichem Licht zu schützen. Der Schein breitete sich immer weiter aus. Er erfüllte die Leere nunmehr gänzlich und auch die Temperaturen schienen anzusteigen. Neben der Helligkeit begannen sich nun auch Konturen vor meinen blinden Augen zu verfestigen. Alles was ich sehen konnte war ein helles blau. Ein Blau, in dem ich mich verfangen konnte. In dem Blau befand sich eine schwarze Leere. Nein, das war keine Leere. Sie war gefüllt mit Gesundheit, Gefühlen und Hoffnung.

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» Vegeta.« flüsterte Bulma leise als dieser flatternd die Augen öffnete. Benommen blinzelte er ein paar Mal, bevor er ihr tief in die Augen blickte.

» Bleib ganz ruhig. Es ist alles gut.« sagte sie weiter beruhigend. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, von den Augen zu den Haaren zu ihren Lippen und wieder zurück zu den Augen. In seinem Gesicht zeichnete sich noch keine Emotion ab. Er musste erstmal wach werden, bevor er begreifen konnte, was hier geschah und geschehen war.

Sie ließ ihm noch ein paar Atemzüge bis sie merkte, dass er nun einigermaßen begreifen konnte, was um ihn herum los war. Sein Blick wanderte durch das Zimmer, Verwirrung war auf seinem Gesicht zu erkennen. Er hob seine Hände, erkannte die Zugänge, fasste sich ins Gesicht. Überraschung. Schwach zog er an der Sauerstoffbrille, um sie sich vom Gesicht zu ziehen, aber Bulma hielt ihn bestimmt auf. Sanfte Luft fand ihren Weg in seine Atemwege. Im ersten Moment war es ungewohnt, aber er merkte, dass es ihm beim Atmen half, also beließ er es wie es war.

» Was…?« begann er flüsternd und zog die Augenbrauen zusammen.

Bulma ergriff seine Hand, drückte sie warm und sagte: » Du bist im Krankenhaus. Ich weiß das gefällt dir ganz und gar nicht, aber ich war so hilflos und wusste nicht, was ich machen sollte, als du da so besinnungslos im Gras gelegen hast.« Auf seinem Gesicht zeichnete sich langsames Begreifen ab. Er erinnerte sich zurück an das, was vor der Leere passiert war. Sie hatte im Garten gestanden. Ein Erdbeben hatte in ihrem Körper gewütet. Er hatte noch einmal ihr Gesicht sehen wollen, bevor er ein weiteres Mal die Erde verlassen würde.

» Wie lange?« fragte er.

» Es ist gestern Morgen passiert.« sagte Bulma verständnisvoll. In seinen Träumen hatte es sich wie die Ewigkeit angefühlt, weshalb er auch gedacht hatte, dass es aus der Leere kein Entrinnen gab.

» Ich bin so müde.« sagte er schwach.

» Kein Wunder. Du bist völlig dehydriert und eine Lungenentzündung hast du auch noch. Damit ist nicht zu spaßen. Du warst völlig entkräftet als ich dich zu Hause vorgefunden habe.«

» Musstest du mich denn deswegen gleich…?« begann er einzuwenden.

» Ja verdammt. Das musste ich. Ich dachte du würdest sterben. Schon wieder. Eine schlechte Angewohnheit von dir, jegliche Hilfe abzulehnen.«

» Tss.« quittierte der Prinz nur und wandte seinen Kopf in die andere Richtung.

Bulma seufzte hörbar, was ihn aufhorchen ließ. Er blickte wieder in ihre Augen.

» Ich bin müde und möchte schlafen. Du kannst mich jetzt allein lassen!«

Bulma war überrascht von solch einer Undankbarkeit. Etwas unsanft entzog sich Vegeta ihrem Griff und strich sich über die Augen.

» Bitte! Das ist doch euer Zauberwort.« beklagte er sich.

» Na schön. Dann geh ich eben eure Hoheit. Versauere hier halt alleine.« sagte sie eingeschnappt und verließ etwas überstürzt den Raum. Er war also wirklich wieder ganz der Alte.
 

Vegeta blieb allein im Zimmer zurück. Vor der Erdlingsfrau wollte er seine Schwäche nicht eingestehen. Er fühlte sich wie ausgekotzt. Die Augen brannten, auch wenn es im Zimmer recht schummrig war. Ein Versuch sich aufzusetzen scheiterte. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. Unter Schmerzen und mit stockendem Atem ließ er sich in das Kopfkissen sinken. Er sog die ihm angebotene Luft begierig auf und erholte sich langsam von der Anstrengung. Die Tür öffnete sich wieder.

» Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich allein lassen sollst?« krächzte er wütend.

» Schön, dass Sie wach sind. « sagte ein weißgekleideter Mann mit gräulichem Bartwuchs. Vegeta war überrascht, dass es nicht Bulma war.

» Ihre Frau sagte mir, dass sie aufwachen, deshalb sehe ich jetzt nach Ihnen. Mein Name ist Doctor House.«

» Meine Frau?« fragte Vegeta ungläubig.

» Ja sie sitzt draußen im Aufenthaltsraum. Ist sie nicht bei Ihnen gewesen?«

» Doch, aber was fällt Ihnen ein, sie als meine Frau zu bezeichnen!«

Der Arzt ließ dies unkommentiert und blätterte einmal kurz Vegetas Akte durch.

» Der Bluttest von gestern hat ergeben, dass sie an einer akuten Pneumonie leiden. Durch Antibiotika bekommen wir das aber schnell in den Griff.«

» Was? Und was heißt das im Klartext?«

» Lungenentzündung. Wie lange haben sie schon diese Beschwerden?«

» Welche?«

» Fieber, rasender Puls, Atemnot, sowas.«

» Keine Ahnung. Ist mir auch egal.« Der Arzt leuchtete ihm mit der Taschenlampe in die Augen.

» Was zum?« beklagte Vegeta sich und schlug das kleine Lämpchen weg.

» Ok. Ihre motorischen Fähigkeiten scheinen in Ordnung. Neurologisch kann ich auch nichts feststellen. Haben sie Schmerzen?«

» Und wenn schon.« knurrte er.

» Nun dagegen könnte ich Ihnen Schmerzmittel verabreichen. Sie sind stark dehydriert, da können sich Kopfschmerzen einstellen und Sie scheinen sich öfter verletzt zu haben.«

» Tun sie was sie nicht lassen können.« antwortete Vegeta.

Dies fasste House als Einverständnis auf und zückte aus der rollbaren Kommode eine Spritze. In der Armbeuge drückte er den Kolben runter. Nur ein paar Sekunden später fühlte Vegeta wie der Kopfschmerz langsam abebbte und seine Glieder sich entspannten. Eine Wohltat.

» Ich lasse sie jetzt wieder allein. Ruhen Sie sich aus. Ich sehe morgen noch einmal nach Ihnen.«

Genervt wandte sich Vegeta von dem Arzt weg und atmete erleichtert auf, als er die Tür ins Schloss fallen hören konnte. Die Müdigkeit zog ihn langsam zu sich in den Schlaf. Im Halbschlaf begann er wieder zu fantasieren. Er stellte sich vor wie die Frau wieder in sein Zimmer geschlichen war, ihn beobachtet und fragte:

» Willst du, dass ich bleibe?« Fast automatisch antwortete er auf diese Frage mit » Ja.« bis ihn der Sog wieder vollends umhüllt hatte.
 

Den dritten Tag im Krankenhaus verschlief er wieder fast vollständig. Nur als House am nächsten Morgen noch einmal nach ihm sah, hatte Vegeta seine Entlassung gefordert. Natürlich war House entschieden dagegen. Vegeta ließ sich breitschlagen noch diesen Tag im Krankenhaus zu verbringen und dann am folgenden Tag ohne ärztlichen Rat die Klinik zu verlassen.

Bulma war am nächsten Morgen, bevor er aufgewacht war schon wieder verschwunden und verbrachte den Tag damit ihre Decke weiter zu besticken. Sie wollte sich zwar seiner Nähe nicht entziehen, nach seinem schwankendem Gemütszustand zu urteilen aber, wollte sie ihn nicht in seinem Stolz verletzen und ließ ihn vorerst auf sich selbst gestellt. Am Abend wurde sie dann von Dr. House angerufen und darüber in Kenntnis gesetzt, dass Vegeta sich selbst entlassen hatte und er für den Morgen eine Transportmöglichkeit brauchte. Dass das ganze so ausgehen würde, hatte sie sich schon gedacht. Egal wie hilfsbedürftig Vegeta einmal sein würde, er würde sich einfach nicht helfen lassen. Niemals. Das würde sein Prinzenstolz nicht zulassen. Sie sah sich jetzt schon in der Verantwortung in den nächsten für ihn zu sorgen, auch wenn er es nicht zuließ.

Als Bulma ihn abgeholt hatte, wurde sie vom Arzt noch einmal zur Seite genommen und über alle Notwendigkeiten seiner Genesung aufgeklärt. Er hatte im Gleiter die ganze Fahrt über knurrend neben ihr gesessen, aber es über sich ergehen lassen, dass er schlichtweg zu erschöpft war, um mit seiner eigenen Kraft nach Hause zu fliegen.

The Beginning

The Beginning
 

Bulma stand in der Küche. Durch die Folie, die das zerstörte Wohnzimmer und die Außenfassade von der Freiheit trennte, raschelte im Wind. Heute war es sehr stürmisch. Die sonst so warme Sonne hatte sich hinter dicken und finsteren Wolken verzogen. Die Wolken ergossen sich auf den Boden. Immer wieder wurde das düstere Unwetter von einem Blitz durchzogen, auf den sogleich ein kräftiges Grollen folgte. Während es auf die schnittfeste Folie trommelte, bereitete Bulma einen nahrhaften Brei zu. In einer Teekanne hatte sie bereits Kamillentee aufgebrüht. Der Ingwer und ein bisschen Honig in einer Schüssel, standen gleich daneben. Sie griff nach dem Pulver, das sie aus der Apotheke gekauft hatte und schaute auf die Kochanleitung: Päckchen A in kochendes Wasser einrühren. Mischung gut verrühren bis der Brei glatt gerührt ist. Den Topf von der Kochstelle nehmen und abkühlen lassen. Wenn der Brei lauwarm ist, Päckchen B und C einrühren. Serviervorschlag: Mit geriebener Orangenschale verquirlen, nach Belieben mit Honig süßen. Oder für einen herzhaften Geschmack mit etwas Salz abschmecken und Salatgurken raspeln. Nach der Zubereitung sofort verzehren. Immer frisch zubereiten. Dieses Medikament ist nicht zur Aufbewahrung geeignet.

Bulma ließ den Brei abkühlen und verrührte noch Päckchen B und C mit der klebrig aussehenden Masse. Der Brei hatte eine leicht orangene Farbe. Er roch aber fast nach nichts, nur nach getrocknetem Rettich. Neugierig nahm sie sich einen Teelöffel und stippte die Spitze in den Topf. Etwas skeptisch leckte sie die erbsengroße Menge von dem Löffel. Einen Moment lang ließ sie den Brei auf ihrer Zunge verweilen. Sie presste die Zunge gegen den Gaumen und begann diese kreisend zu bewegen. Sofort bildete sich Speichel in ihrem Mund und der Brei zerfiel in seine Einzelteile. Er schmeckte wie gewöhnlicher Kartoffelbrei, der etwas fad war. Sie war nur froh, dass sie diese Pampe nicht essen musste und verfrachtete die Mischung in eine Schüssel.

In der zweiten Packung befand sich ein Sirup, der dunkel war und streng roch. Diesen sollte sie mit normalem Leitungswasser, auch lauwarm, verrühren, bis sich der Sirup vollständig aufgelöst hat. Shake, Tee, Brei und Besteck stellte Bulma auf ein Tablett und schaute auf die Uhr. 18 Uhr. „Er hat den ganzen Tag geschlafen, wenn er jetzt nicht wach ist, wann dann?“ dachte sie sich. Ihr Blick fiel auf das Sirupgetränk. Das hatte sie noch nicht probiert. Kurz nippte sie daran und ließ sogleich einen Abdruck ihrer Lippen am Glasrand zurück. Direkt nach dem Schlürfen verzog sich ihr Gesicht. Sie verkniff die Augen und begann gleich scharf einzuatmen. » Scheußlich!« brachte sie hervor. Der Drink schmeckte einfach nur bitter und sehr erdig. In ihrem Mund bildete sich geschwind ein pelziger Belag. Sie besann sich und schluckte dennoch runter. Beim Schlucken fühlte es sich nicht nach Wasser an, sondern dickflüssiger. Ein überraschendes und unangenehmes Gefühl zugleich.

Sie fühlte sich schlecht, da sie ihm diese Brühe zumuten musste, aber es war zu seinem Besten. Der Gedanke daran, wie er gleich auf ihre köstlichen Zubereitungen reagieren würde, brachte sie aber auch ein wenig zum Schmunzeln. Bevor sie aus der Küche in den Hausflur verschwand griff sie sich noch schnell einen grünen Apfel und verstaute ihn ihrer Jogginghose. Hurtig, aber nicht zur Eile angetrieben, lief sie die Treppe zum ersten Stock hoch und bog direkt um die nächste Ecke. Vor dem Zimmer hielt sie noch einmal kurz inne. Wie würde sie ihn auf der anderen Seite der Tür vorfinden. Würde er schlafen, wie die letzten Tage oder würde er endlich mal wieder seine Augen öffnen? Sie nahm sich noch einmal zusammen und drückte die Türklinke herunter. Sie Tür schwang auf. Die einzige Lichtquelle im Zimmer war ein kleines Spotlight, das den Spiegel auf der anderen Seite des Zimmers bestrahlte. Die schummrige Atmosphäre, die dadurch in dem Zimmer hervorgerufen wurde, verstärkte Bulmas Gefühl, dass der Prinz etwas Mystisches an sich hatte. Er lag mit Rücken zu ihr, die Füße ein wenig angewinkelt. Seine Schlafpose glich der ihren aufs Haar. Mit dem Tablett ging sie um das Bett herum und stellte es auf den Nachttisch. Die Spritze mit seinen Antibiotika lag noch unberührt neben der Tischlampe. Sie berührte ihn sanft an der nackten Schulter. Er verzog nur das Gesicht und schlief weiter.

» Vegeta« flüsterte sie und strich ihm über die Schulter. Etwas perplex öffnete er die Augen und schaute sie unverwandt an.

» Ich hab dir was zu essen gemacht, damit du wieder zu Kräften kommst.« sagte sie und lächelte dabei. Sein Blick folgte ihrer Hand auf das Tablett und auf die darauf drapierten Nahrungsmittel, oder eher, was Nahrungsmittel zu sein glaubten. Er rümpfte die Nase, drehte sich um und schloss die Augen wieder.

» Du musst jetzt endlich was essen. Seit deiner Entlassung hast du nichts als Wasser getrunken und nicht mehr. Wenn du gesund werden willst, musst du jetzt anfangen zu essen.«

» Lass mich.« kam nur genervt von der anderen Seite.

» Ihr Saiyajins esst doch sonst auch mehr als euer Eigengewicht. Dann musst du das jetzt wieder trainieren.«

» Sag mir nicht was ich zu tun habe!« giftete er zurück.

» Vegeta, ich mache mir doch nur Sorgen um dich.«

Er ignorierte sie weiter gekonnt und tat als sei er wieder eingeschlafen. Ihren traurigen Blick konnte er nicht sehen, aber auf seinem Rücken spüren. Sollte ihn dieses Erdenweib doch endlich in Ruhe lassen. Die Schande, die er im Krankenhaus zu ertragen hatte, war schon groß genug. Wie könnte er sich dann noch von einer schwächlichen Frau helfen lassen? Immerhin war er der Prinz der Saiyajins.

» Vergiss deine Medikamente nicht.« sagte sie kurz angebunden und verließ stolzierend das Zimmer. Er konnte ihren geknickten Ton in der Stimme gut heraushören, aber es war ihm egal. Er war immer auf sich allein gestellt, hatte nie andere Menschen an sich herangelassen. Damit würde er jetzt nicht anfangen.
 

Gegen 10, als die Sonne längst untergegangen war und der Nachthimmel langsam zwischen den Gewitterwolken aufblitzte fasste sie sich erneut zusammen und wollte noch einmal nach ihm sehen. Er schlief schon wieder und hatte das Tablett nicht angerührt. Nur die Teetasse war leer. Die Teekanne aber war noch immer randvoll. Als sie näher herantrat und ihn noch einmal wecken wollte, damit er endlich etwas aß, trat sie auf etwas Kleines. Es knirschte unter ihrem Fuß und stach ihr ein wenig zwischen den Zehen. Die Spritze lag auf dem Boden und war unter ihrem Gewicht zerbrochen. Verletzt hatte sie sich nicht, aber ein kleiner Glassplitter steckte verkeilt zwischen ihren Zehen. Die Spritze war leer.

Immerhin hatte er seine Mittel genommen, also lag ihm etwas daran wieder gesund zu werden. Sie ließ die Tasse und die Teekanne stehen, nahm das Tablett und die Aufbaunahrung mit und ließ ihn weiterschlafen. Auf einen Zettel schrieb sie: Je Eine morgens und abends. Diesen legte sie auf den Nachttisch und legte eine neue Antibiotika Spritze dazu.

Am frühen Morgen brühte sie einen neuen Tee auf und bereitete eine neue Mahlzeit aus der Aufbaunahrung zu. Als sie das Essen wieder in Vegetas Zimmer brachte, schlief er noch immer. Da es noch sehr früh war, ließ sie in Ruhe und dachte noch nicht weiter über die unangetastete Spritze nach.

Bulma wollte später noch einmal nach ihm sehen. Sie zog sich ihre Joggingschuhe und ein Sportoutfit an. In ihre Gesäßtasche packte sie ihren Kommunikator und stöpselte sich die Kopfhörer in die Ohren. Sie musste erstmal raus aus dieser Stimmung. Sie machte sich zwar immer noch Sorgen um ihn, da er sie aber nicht an sich heranließ und unterdessen sowieso nur schlief, konnte sie für eine Stunde joggen gehen. Auf ihrer Weltreise hatte sie sich angewöhnt jeden Morgen ein paar Kilometer laufen zu gehen und ihren Gedanken zu entkommen. Als sie im Stadtpark ankam, die Kopfhörer auf volle Lautstärke, merkte sie, dass sie heute nicht richtig fit war. Seit ihrer Rückkehr war sie nicht mehr laufen gewesen und auch ihr Alltag von der Weltreise war völlig aus den Fugen geraten. Sie hatte zwar damit gerechnet, dass Zu Hause wieder alles anders sein würde, aber, dass sie so stark in ihrer Erwartungen erschüttert wurde, hatte sie nicht geplant. Nur ein paar Tage mit ihm zusammen, hatte ihr schon so viel neue Kraft geraubt. Auf einer Bank, die aus einem Baumstamm geschnitzt wurde, begann sie sich zu dehnen. Immer wieder verharrte sie in ihren Bewegungen und musste an diesen unausstehlichen Parasiten denken, zu dem sie sich ungewollt hingezogen fühlte. Was denkt der sich eigentlich dabei so ein Großkotz zu sein? Sie dachte noch einmal daran zurück, was vor ein paar Monaten passiert war und wie schlecht es ihr zu dem Zeitpunkt ging. Hatte sie sich schon vorher so zu ihm hingezogen gefühlt oder war das erst nach ihrer Rettung passiert? Sie war sich nicht sicher, ob auch jeder Andere, der mit ihr zusammengewohnt hätte, seinen Part hätte übernehmen können und sie sich einfach generell eine zwischenmenschliche Beziehung gewünscht hatte. Hätte sie, wenn Yamchu nicht gestorben wäre, ein schönes Leben gehabt? Wäre sie dann überhaupt in die Depression verfallen? Hätte sie durch jemand anderen vielleicht eine Stütze gehabt, die sie alle ihre Schicksalsschläge zu überwinden geholfen hätte? War Vegeta dadurch vielleicht ein weiterer Grund, dass sie dazu fähig gewesen ist so weit zu gehen? Sie dachte an ihre Begegnungen zurück. Gesprochen hatten sie nur das Nötigste. Sie hatte schon versucht sich ihm anzunähern, aber er hatte immer wieder abgeblockt oder sie schlechtweg ignoriert. Zu vertieft war er schon immer darin gewesen, Goku zu übertreffen und sich nur auf seinen Stolz zu konzentrieren. Er hatte sie öfter mal aus heiterem Himmel körperlich angegangen, sie gegen Wände gedrückt, sie minutenlang durchdringend, aber nicht verstehend, angestarrt. Was mag ihm damals durch den Kopf gegangen sein? Hatte es ihn überhaupt interessiert, wie sie sich fühlte? Nein, sagte sie sich selbst. Aber warum dann immer wieder diese unerwarteten Angriffe? Sie seufzte, brach ihre Dehnübungen ab, schüttelte einmal den Schweiß aus den Haaren, stellte ihr Lieblingslied an und lief weiter.
 

Vegeta sah sich im schummrigen Zimmer um. Die Rollläden waren halb heruntergelassen, da sonst die Sonne in sein Zimmer geknallt wäre. Das musste Bulma gemacht haben, denn er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal das Bett verlassen hatte. Neben der Tischlampe stand ein neues Tablett mit dieser komischen Brühe, die er gestern schon abgelehnt hatte. Der Tee war kalt, das konnte er spüren, ohne daran zu nippen. Sein Magen schmerzte, knurrte aber nicht. Wie als wäre sein Hungergefühl für immer verschwunden. Sein Mund fühlte sich dagegen sehr trocken an. Das Schlucken tat weh, da sich kaum Speichel bildete. Jeder Atemzug brannte, aber das versuchte er gekonnt zu ignorieren. Dem Tee konnte er sich trotz seines hungerlosen Körpers nicht verwehren und trank ihn in einem Zug leer. Eigentlich hatte er sich noch einmal nachschenken wollen, gleich die ganze Kanne leertrinken wollen, aber als er sie anzuheben versuchte, war sie schlichtweg zu schwer. Er ließ sie etwas ungalant wieder auf den Tisch schlagen, verschüttet wurde dabei jedoch nichts. Im Augenwinkel erkannte er die Spritze, die er nehmen sollte. Jeden Morgen und Abend Eine stand auf einem Zettel in weiblicher Handschrift. Eigentlich wollte er nach ihr greifen, aber er konnte seinen Arm nicht so weit ausstrecken. Sein Magen verkrampfte sich wieder und hinderte ihn zusätzlich daran. Unter Schmerzen krümmend verzog er sich wieder unter die Decke und wartete bis der Schmerz abschwoll. Dann zog ihn die unendliche Müdigkeit wieder zu sich und schlief er schon wieder ein.
 

Bulma war gleich nachdem sie zu Hause angekommen war, schnurstracks in ihr Zimmer unterwegs gewesen, um ihren verschwitzten Körper zu waschen. Auf dem Weg dahin, kam sie aber unweigerlich an Vegetas Zimmer vorbei. Sie entschied sich doch einmal reinzuschauen, ob er denn endlich wach sein würde, wenn sie sich nach seinem Befinden erkundigte. Natürlich schlief er. Diesmal auf dem Rücken, den Kopf in ihre Richtung gewandt. Ein erholsamer Schlaf schien es diesmal nicht zu sein, denn er atmete schwer und ballte immer wieder die Hände. Auf dem Nachttisch sah sie die Spritze. Sie war wie heute Morgen unangetastet. Die Teetasse war aber leer. Daher wusste sie, dass er wenigsten kurz wach gewesen war. Sie ergriff die Chance, nahm die Kappe von der Spritze, nahm Vegetas rechten Arm fest in ihren Griff und wollte gerade in der Armvene ansetzen, da schlug er blitzschnell mit Panik in ihnen die Augen auf und griff nach ihrem Unterarm.

» Was denkst du was du da tust?« bellte er und quetschte ihren Arm, dass es wehtat. Bulma war überrascht über seine plötzliche Reaktion und verstummte erst mal. Er schaute sie wütend an, als er merkte was sie vorgehabt hatte.

» Vegeta, du tust mir weh.« sagte sie bei dem Schmerz schon fast weinerlich und wollte sich aus seinem Griff wenden. Aber er hielt ihren Arm wie einbetoniert fest. Wo hatte er plötzlich diese Kraft her? Er konnte nicht mal ein paar Minuten wach bleiben, geschweige denn sich aufsetzen und jetzt drohte er ihren Arm zu zerquetschen.

» Was soll das?« fragte er unheilschwanger.

» Die ganze Zeit nörgelst du, dass du keine Hilfe brauchst, kümmerst dich aber nicht darum, dass du wirklich keine mehr benötigst. Du musst diese Medizin nehmen, sonst geht’s nur noch bergab mit dir. Denkst du nicht es ist jetzt gut mit deinem Stolz?«

» Was geht dich das an?« schnaubte er.

» Du bist nicht unsterblich, wann begreifst du das endlich?«

» Wie sehr willst du mich eigentlich noch demütigen?«

» Demütigen?« fragte sie ungläubig. Er schüttelte den Kopf, ließ dabei ihren Arm, der an der besagten Stelle rot und angeschwollen war los und blitzte sie böse an.

» Bin ich dir so eine Last, dir so zuwider? Auch wenn mir nur deine Gesundheit am Herzen liegt?« fragte sie.

In seinem Blick konnte sie die Antwort auf ihre Frage schon sehen. Es war unmissverständlich, dass er sie gerade verachtete.

»Findest du nicht, dass wir schon genug Scheiße durchgemacht haben? Warum hast du mir das Leben gerettet, wenn dir offensichtlich gar nichts an mir liegt.«

Bulma rieb sich den schmerzenden Arm und er wandte den Blick ab.

»Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.« brüllte er und schmiss die Schüssel mit dem Brei um. Tonscherben lagen auf dem Boden. Diese Aktion war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Beiderseits. Bulmas Herz blieb für einen kurzen Moment stehen. Dann nahm sie sich ihren Schlüssel zum Herzen und schloss die Tür zu. Das verwüstende Feuer in ihm loderte so stark, dass sie sich nur weiter verbrennen würde, wenn sie nicht die Notbremse ziehen würde. Die Flammen stiegen ihm schon förmlich aus den Augen.

» Schön! Vielleicht hätte ich dich sterben lassen sollen, dann wäre ich dich endlich losgewesen.« schluchzte sie und verließ blindwütig das Zimmer. Gleich nachdem sie es gesagt hatte, bereute sie es zutiefst.

Understanding

Understanding
 

Was war das denn? fragte Vegeta sich. Er ließ kurz Revue passieren wie ihr Streitgespräch abgelaufen war. Er knirschte mit den Zähnen. Was hatte er nur wieder angerichtet. Der Nachhall ihres körperlichen Duftes hing noch in der Luft und an seiner rechten Hand. Eigentlich konnte er es gerade nicht ertragen permanent an sie erinnert zu werden, den Duft wollte er aber dennoch nicht auslöschen. Er legte seine Finger an den Mund, ein unsagbar ferner Kuss, den er nicht bereute, aber alles was mit ihm in Zusammenhang stand. Er war sich schon bewusst, dass er wieder zu weit gegangen war, aber diese Demütigung frass ihn auf. Sie musste endlich ein Ende finden. Sie hatte gesagt, dass sie ihn lieber hätte sterben lassen sollen. Ja, vielleicht wäre das die bessere Entscheidung gewesen, wenn er daran zurückdachte, dass er ihr bisher nur Kummer bereitet hatte.
 

Bulma lag bitterlich weinend, bäuchlings auf ihrem Bett. Wie konnte sie nur etwas so Verbotenes sagen. In dem Moment hatte sie es aber tatsächlich so gemeint. Was falle ihm ein, sie nachdem sie nach Jahren endlich wieder ins Leben zurückgefunden hatte, alles in nur wenigen Momenten zu zerstören und ihr die Schuld zuzuschieben. Sie wusste nicht mehr was sie denken sollte. Er war ein solch großes Arschloch zu ihr, fast schon immer gewesen. Andererseits hatte sie das Gefühl nicht ohne ihn leben zu können. Es war erkennbar, dass sie irgendwie nicht ohne ihn konnte, obwohl er sich ihr gegenüber unmenschlich verhielt. Das Schloss in ihrem Herzen bekam schon wieder die ersten Risse. Immer wenn sie sich sicher war, dass sie sich nicht mehr um ihn bemühen wollte, tat es im Herzen und in der Seele so weh, dass sie sein Verhalten versuchte zu legitimieren. Immerhin war sie indirekt an seinem Zustand schuld. Aber wie konnte es ohne ihre Anwesenheit soweit kommen? War Vegeta so abhängig von ihr gewesen? Was hatte sie schon getan? Das Dach, das Essen, Wasser und Trainingsmöglichkeiten waren nicht von ihrer Person abhängig. Was also war bitte so schlimm daran gewesen, dass sie sich ein paar Monate eine Auszeit gegönnt hatte. Vielleicht lag ihm ja doch etwas ganz speziell an ihr. Quatsch, das sind alles Hirngespinste, schallte sie sich selbst. Allmählich beruhigte sie sich wieder. Natürlich würde sie nicht wollen, dass er sterben sollte, nur deshalb war sie ja so bedacht darauf, dass er sich endlich seiner Genesung zuwendete. Sie war fast schon wieder so weit zu sagen, dass sie ihn ins Krankenhaus einweisen lassen wollte, nur damit es endlich vorangehen würde. Dann aber, dachte sie sich, würde er sie für den Rest seines Lebens hassen. Und das wollte sie doch nicht riskieren. Sie war noch immer traurig darüber was er gesagt, oder eher nicht gesagt hatte, aber auch was sie sich furchtbares gewünscht hatte.

Sie verweilte eine lange Zeit unter der Dusche, unter dem heißen Strahl, der ihr wieder einmal die schlechten Gedanken von der Haut brennen sollte. Seine Augen waren so lodernd vor Zorn, dass sie auch innerlich das Gefühl hatte zu verbrennen. Als es körperlich und seelisch nicht mehr auszuhalten war, begann sie mit der Wechseldusche.
 

Im Wohnzimmer blätterte sie in einer Zeitschrift, aber so richtig darauf konzentrieren konnte sie sich nicht. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ihm und was sein Verhalten sollte. Sie rieb sich den Arm. Er war abgeschwollen, aber es waren rote Striemen zurückgeblieben und die Haut ein wenig aufgeplatzt. In der Tat, tat der Arm ziemlich weh, aber der körperliche Schmerz würde vorbeigehen.

Durch die Decke vernahm sie ein lautes Poltern. Alarmiert horchte sie auf, wartete ab, ob noch ein Poltern folgen sollte. Wartete auf irgendein Geräusch, das ihr sagen würde, dass alles in Ordnung ist. Aber es folgte nichts mehr. Was war jetzt wieder passiert? War er aus dem Bett gefallen? Hatte er irgendwas mit der Galick Gun zerstört? Zutrauen würde sie es ihm ja, wenn er gesünder gewesen wäre, so zornig wie er gewesen war, aber eher unwahrscheinlich. Möglicherweise war er umgekippt und lag jetzt unter Schmerzen auf dem kalten Boden. Sollte sie jetzt nach ihm sehen? Er hatte ihr ja unmissverständlich klar gemacht, dass er nichts von ihr wollte, keine Hilfe von ihr wollte und sie ganz und gar verabscheute. Aber im Nachhinein schuld daran zu sein, dass er an einer Verletzung starb, weil sie keine Hilfe geleistet hatte, war jetzt doch nicht das was sie wollte. Dass sie es vor ein paar Stunden in seinem Beisein laut ausgesprochen hatte, war ihr selbst so zuwider, dass sie sich nicht mehr in seine Nähe traute. Aber jetzt war es wahrscheinlich ein Notfall. Da musste sie handeln.

Sie stand auf und eilte die Treppen hoch. In seinem Türrahmen sah sie, dass er nicht in seinem Bett war. Das Bett war leer und am Fußende hatte sich eine große Pfütze gebildet.

„Oh mein Gott, Blut.“, fuhr es durch Bulmas Kopf. Sie stürzte auf die uneinsichtige Bettseite zu und erwartete schon einen wehrlosen, stark blutenden Körper. Aber da war nichts. Nur die Teekanne war vom Nachttisch gefallen und ergoss ihren Inhalt auf das rötlichbraune Parkett. Im Augenwinkel sah sie, dass Licht im Badezimmer brannte.

»Vegeta?« horchte sie leise. Sie hörte ihn schwer atmen, husten und röcheln. Möglicherweise konnte er ihr nicht antworten. Sie ging auf das Badezimmer zu und sah ihn am Waschbecken stehen, nur in Unterwäsche bekleidet. Auf seinem Rücken konnte sie deutlich die Wirbelsäule erkennen. Die Muskeln waren nicht vollständig verschwunden, aber hatten deutlich an Volumen eingebüßt. Er hustete ein weiteres Mal entsetzlich und spuckte dann ins Waschbecken.

»Vegeta, ist alles in Ordnung?« fragte sie noch einmal vorsichtig.

»Verschwinde.« kam es nur zischend von ihm. Das „Bitte“ in seinem Kopf blieb stumm.

Er wollte nicht, dass sie ihn so sah, wie er sich wackelnd am Waschbecken festhalten musste, um nicht umzukippen.

Er wollte nicht, dass sie das Blut sah, dass er gerade hervorgewürgt hatte.

Er wollte nicht, dass sie seinen Körper in dieser entsetzlichen Verfassung sah, so splitterfasernackt wie er sich fühlte.

Sie konnte das Zittern seines Körpers schon förmlich hören und nicht nur in dem Spotlight des Spiegels sehen. Das war doch kein Zustand mehr. Jetzt war es an ihr, dass endlich einmal durchgegriffen wurde. Sie ging starken Schrittes auf ihn zu und… Klatsch!!!

Hatte er ihre Hand auf der Wange kleben. Er schaute sie überrascht an. Das war nun nicht das, was er erwartet hatte.

» Halt endlich deine Klappe. Ich ertrage dich nicht mehr. Das hier ist kein Kinderspiel mehr. Ich dachte du seist ein Mann. Demütigung hin oder her. Hier wird jetzt nach meinen Regeln gespielt. Du jagst mir keine Angst mehr ein!« Brüllte sie schon fast. Sie griff ihm sorglos unter die Arme und schleppte ihn zum Bett. Seine Füße schleiften nur hinterher. Woher hatte sie diese ungeahnte Kraft und warum so plötzlich? Sie schubste ihn aufs Bett, breitete die Decke über ihm aus und drückte ihm die Spritze in die Hand.

»Los!« bellte sie in Rage.

Fassungslos wie er war, tat er einfach stumm was sie von ihm verlangte und gab sich die Spritze selbst. Sie funkelte wütend auf das Häufchen Elend hinunter.

Er rieb sich wieder schmerzend den Magen. Das Gefühl, dass ihn überhaupt dazu bewogen hatte das Bett zu verlassen und ins Bad zu gehen.

»Hast du Hunger?« keifte sie. Er schüttelte den Kopf kaum merklich und schaute auf seine Hände.

»Ich bringe dir später trotzdem Etwas, aber jetzt kann ich dich nicht mehr sehen!« schnaubte sie und verließ das Zimmer. Die Tür schlug sie lautstark hinter sich zu.
 

Am Abend kam sie mit einem gefüllten Tablett wieder rein, nicht minder befehlend.

» Ich habe mit Dr. House gesprochen.« Er sah sie an.

» Er sagt, wenn das so weitergeht, muss ich dich wieder einweisen lassen und sie müssen dich zwangsernähren. Willst du das?«

»Wieso, es geht mir doch besser?«

» Ja das hab ich gesehen.« sagte sie sarkastisch.

» Es geht dir besser wegen der Infusionen, die du im Krankenhaus bekommen hast. Das was du hier veranstaltest macht deinen Körper nur noch mehr kaputt. Es reicht nicht, dass du nur schläfst. Du würdest im Schlaf verhungern. Du musst wieder anfangen zu essen.

» Ich kann den Geruch aber schon nicht ertragen. Allein beim Gedanken daran wird mir schlecht.« maulte er noch immer verblüfft von ihrem starken Auftreten.

Urplötzlich änderte sich ihre Miene. Von der keifenden Frau wurde sie plötzlich zu einer verständnisvollen Freundin.

» Vegeta ich weiß wie du dich fühlst. Ich war in der gleichen Situation wie du. Ich wäre seelisch verhungert. Du musst dieses Gefühl überwinden. Ich habe das nur geschafft, weil du mich gerettet hast. Also lass mich dich bitte retten!« Ihre Stimme war so sanft und inständig geworden, dass er nicht anders konnte, als ein warmes Gefühl in seiner Brust zu verspüren. Seine Hände bebten, als sie sich in die Bettdecke verkrampften. Er verzerrte sein Gesicht und schien mit sich selbst zu kämpfen. Er wand sich hin und her bis er etwas Unglaubliches sagte.

» Danke, dass du mir heute geholfen hast.« und schaute dabei starr auf das Fasermuster seines Bezuges.

» Meinst du das ernst?« fragte Bulma baff. Er nickte, aber sie sah, dass es ihm sichtlich schwer fiel sowas zu sagen und zuzugeben.

» Wirst du denn heute wenigstens probieren zu essen?«

Sie reichte ihm das übelriechende Sirupgetränk.

» Ich hab es auch nicht vergiftet. Es schmeckt nur so.« scherzte sie schon wieder. Zum ersten Mal seit Monaten schien zwischen ihnen eine menschliche Unterhaltung stattzufinden. An Versöhnung war zwar wohl noch nicht zu denken, dafür war die Auseinandersetzung einfach zu heftig gewesen, aber dieses Problem konnte zunächst beiseitegeschoben werden.

Er nippte kurz an dem Getränk und verzog gleich darauf das Gesicht.

» Was zur Hölle ist das?« fragte er angewidert.

» Das weiß nur der Pharmazeut, aber es soll dir wieder auf die Beine helfen.«

» Das geht nicht. Das krieg ich nicht runter.«

» Dann probiers hiermit« sagte sie lächelnd und gab ihm die Schüssel mit dem Püree und einen Löffel in die Hand. Zögernd nahm er einen Löffel, behielt das Mus einen Moment lang im Mund und schluckte es schwer hinunter. Schon beim Gedanken einen weiteren Löffel essen zu müssen, wurde ihm speiübel und der Magen begann wieder zu krampfen.

» Magst dus lieber süß oder salzig?« fragte sie einfach ohne auf seine Reaktion zu achten. Er schaute sie an und versuchte zu ergründen, war das mit dem Mus zu tun hatte.

» Gurke oder Orange?« fragte sie weiter. Was wollte sie von ihm?

» Ich kann entweder Orange und Honig reinmixen oder Salz und Gurken. Was möchtest du lieber?« fragte sie fröhlich.

» Ähm, Gurken denke ich.« sagte Vegeta etwas überrascht.

» Wenn ich den Brei schmackhaft mache, isst du dann noch einen weiteren Löffel für mich?« erkundigte sie sich weiter.

Sie wartete seine Antwort gar nicht ab, sondern verließ fluchtartig das Zimmer mit der Schüssel. Wenige Minuten später kam sie wieder und drückte ihm den Brei wieder in die Hände. Diesmal roch er etwas frischer und hatte eine leicht grünliche Farbe angenommen. Er häufte sich eine weitere Ladung auf den Löffel, obwohl sein Körper gar keine Lust darauf hatte. In ihrem Blick erkannte er Vorfreude. Das Essen jetzt wieder zu verweigern, das konnte er ihr jetzt nicht antun. Er überwand sich und nahm den Löffel in den Mund. Unerwartet angenehm mild war der Geschmack mit einer leichten Salzigkeit. Die Gurken waren nicht so klein geschnitten, dass er sie einfach hätte runterschlucken können. Daher biss er das erste Mal seit Wochen wieder auf etwas herum. Ungewohnt war es die Kaumuskeln wieder benutzen, aber ein befreiendes Gefühl. Sein Magen begann schon zu rebellieren. Das Völlegefühl nahm mit jeder Sekunde zu. Mehr ging wirklich nicht, aber er zwang sich noch einen halben Löffel zu essen, ihr zuliebe. Dann ging es einfach nicht mehr. Das musste auch Bulma verstanden haben, nahm ihm die Schüssel aus der Hand und reichte ihm noch einmal das Sirupgetränk.

» Nur ein Schluck.« drängte sie und drückte ihm die Abendspritze in die Hand.

» Ich will es sehen.«

Er tat was sie von ihm wollte, nahm einen tiefen abscheulichen Schluck aus dem Glas, das dadurch schon halb leer war und gab sich erneut eine Spritze.

» Willst du, dass ich bleibe, dir Gesellschaft leiste, oder soll ich dich schlafen lassen?« Aber eine Antwort erübrigte sich, denn das Essen und auch der Streit sowie seine Wanderaktion ins Badezimmer hatten ihn so angestrengt, dass er sich vollkommen ausgeknockt fühlte. Sie blickte ihm verständnisvoll in die müden Augen und wollte gehen. Er war schon fast wieder im Halbschlaf versunken, da hatte er sie noch an der Hand zurückgehalten. Er strich ihr über die Schrammen, die er ihr heute zugefügt hatte.

» Es tut mir leid.« murmelte er schlaftrunken und war im nächsten Moment im Land der Träume.

Ein neues Meer bildete sich in ihren Augen. Ein Meer das ausbrechen wollte. Sie spürte deutlich die Berührungen, die er zurückließ. Sowohl die Schmerzhafte, Gewaltreiche als auch die Sanfte, Zärtliche. Wie unterschiedlich sie diesen Arm jetzt betrachten konnte. Wie Tag und Nacht. Ein Meer aus Licht und Schatten in ihren Augen. Das Meer aus Licht, hell wie Sterne in der Nacht gewann die Oberhand und ergoss sich in die Dunkelheit.

Chances

Chances
 

In den nächsten Tagen wurde Bulma bewusst, dass Vegeta tagsüber nicht ansprechbar war. Den Tag über schlief er fast immer. Falls er mal wach war, war er wieder unausstehlich. Untypischerweise verhielt er sich abends ganz anders. War ein wenig gesprächiger, nicht so streitsüchtig und Bulma konnte sich damit arrangieren, sich in seinem Zimmer nur in den Abendstunden aufzuhalten. Mit jedem Tag waren die Mengen, die Vegeta zu sich nehmen konnte größer. Er murrte nur noch selten, dass er keinen Hunger hatte. Dass ihm die Kost aber nicht schmeckte stand außer Frage. Immerhin brachte sie seinen Hunger zurück, sodass Bulma ihm immer mal wieder etwas Suppe, ein bisschen Apfelmus und sogar Haferpudding stehen ließ. Vegeta fasste dies als Belohnung auf und verschlang die geschmackvollen Kleinigkeiten meistens sofort, bevor er sich dem faden Brei zuwandte. Bulma hatte ihn meistens in Ruhe gelassen, da er ohnehin immer noch viel schlief. Vegeta schaffte es schon nach wenigen Tagen wieder einigermaßen sicher auf den Beinen zu stehen und ein paar Schritte ins Badezimmer zu gehen. Dass ein Stuhl in der Dusche stehen musste, diffamierte ihn zwar, aber Bulma war ja nicht dabei, wenn er sich der Körperhygiene widmete. Alles hatte einen gewohnten Gang angenommen. Wenn Vegeta tagsüber mit ihr streiten wollte, ignorierte sie ihn einfach und verlegte das Problem in den Abend. Abends saß sie meisten schweigend bei ihm, wenn er aß und er ließ es zu. Kurze Zeit nach den Mahlzeiten war er dann immer eingeschlafen und sie hatte noch ein paar Minuten an seiner Seite gesessen. Ab und zu hatten sie sich wissend, wie es dem anderen ging, tief in die Augen geblickt. Diese Zeit genoss Bulma immer sehr und auch Vegeta bemerkte schnell, dass seit er sich nicht mehr gegen ihre Hilfe wehrte er mit jedem Tag kräftiger wurde. Er war zwar noch nicht annähernd wieder fit, geschweige denn in der Lage wieder zu trainieren, aber er hatte sich damit abgefunden, dass es nun mal ein schleichender Prozess war. Immerhin hatte er seinen Körper über Monate heruntergewirtschaftet. Und auch die verschleppte Lungenentzündung hatte ihr übriges getan.

Es waren seit Bulmas Rückkehr 14 Tage vergangen. Seit Vegeta aus dem Krankenhaus entlassen wurde 10. 8 seitdem er wieder begonnen hatte zu essen. Es schien alles gut zu gehen, auch, wenn sich zwischenmenschlich noch keine weiteren Ereignisse zugetragen hatten.
 

» Hallo hier ist Bulma.« sagte sie etwas schüchtern in den Hörer.

» Bulma!« kam es überrascht aus der Leitung. »Wir haben ja seit Jahren nicht mehr gesprochen.«

» Ja, ähm…«

» Was möchtest du denn?« fragte Chi-Chi.

» Chi-Chi, ich…« musste Bulma sich überwinden.

» Ich möchte mich bei dir entschuldigen.«

» Na das kommt reichlich spät!« wurde Chi-Chi etwas zickig.

» Ja, ich weiß. Ich hab so furchtbare Dinge gesagt damals. Ich weiß nicht wie ich das wieder gut machen kann.« bekannte sie sich.

»Das weiß ich jetzt auch nicht.« antwortete Chi-Chi.

» Meinst du es wäre möglich, dass wir uns treffen?«

» Na ich weiß nicht… Wer ist dran?« kam aus dem Hintergrund der Hörmuschel. Bulma konnte hören, dass es Goku war, der da gefragt hatte. Sie freute sich unheimlich seine Stimme zu hören und musste sich schon eine Träne verkneifen. In ihrem Ohr hörte sie, dass ein kleines Gezeter am Telefon entstanden war. Dann raschelte es kurz und Goku meldete sich.

» Bulma, wie schön von dir zu hören. Wie geht’s dir?« fragte er freundlich wie immer.

» Goku.« schluchzte Bulma nur.

» Ich freu mich so.« weinte Bulma weiter.

» Goku, das war mein Telefonat. Gib mir den Hörer wieder.« hörte sie Chi-Chi typisch wie sie war im Hintergrund keifen.

» Bulma, was ist los?« fragte Goku besorgt.

» Nichts…« flennte Bulma weiter. » Ich bin nur so froh euch zu hören. Meinst du wir können uns treffen?«

» Natürlich. Ich wollte sowieso zwischendurch vorbeikommen, aber du kennst ja Chi-Chi. Ich hab im Frühjahr vor deiner Tür gestanden, aber es hat niemand geöffnet, da dachte ich du bist nicht zuhause.«

Im Kopf rechnete sie zurück, wann das Frühjahr war und wann sie die Weltreise gemacht hatte.

» Ähm ja, da war ich im Urlaub. Ziemlich lange sogar.«

» Das hab ich mir gedacht, mit sonem Loch im Wohnzimmer lässt es sich schlecht wohnen.« lachte er ins Telefon.

» Goku.« schluchzte sie wieder.

» Ja?«

» Bitte, ich möchte mich mit euch treffen und das Vergangene aus der Welt schaffen.«

Gokus Stimme wurde dadurch etwas ernster.

» Ich sehe was ich machen kann. Mach dir keine Sorgen.« beruhigte er sie.

» Danke.« sagte Bulma nur noch erleichtert, bevor sie das Gespräch beendeten.
 

Sie hatten sich dazu verabredet, dass Chi-Chi und Goku mittels momentaner Teleportation am nächsten Tag zu ihr kommen würden. Sie würde etwas Nettes kochen und sie würde endlich die Angelegenheit aus der Welt schaffen.

Gegen Mittag ging sie zu Vegeta, um ihm das mitzuteilen, seine Reaktion fiel aber extremer als erwartet aus.

» Was? Kakarott und diese dumme Kuh? Bist du wahnsinnig?«

»Was ist dabei. Es geht doch nicht um dich?«

» Aber hast du mal daran gedacht, wenn Kakarott mich sehen will? Was für eine Demütigung das für mich wäre. Ich habe dich intelligenter eingeschätzt, aber nein ich habe mich in dir getäuscht. Das alles hier ist doch nur ein dämliches Spiel für dich. Für mich ist das Todernst.« Das alles brüllte er und war dabei sogar aus dem Bett gesprungen und hatte sie nah an die Wand gedrückt. Er war schon wesentlich stärker geworden, sodass es für ihn kein Problem mehr war, die kleine Frau zu überwinden. Er fühlte sich ihr wieder überlegen. Der Hochmut hatte sich wieder wie ein Nutznießer in sein Gehirn geschlichen und alle menschlichen Emotionen bis auf den Stolz ausgeschaltet.

» Vegeta, bitte.« flehte Bulma, als er sie mit seiner Hand am Hals packte. Das Feuer in seinen Augen war wieder aufgeflammt und war dabei sie aufzufressen, ihr die Luft für die eigene Ausbreitung zu stehlen. Ihr Meer war nicht groß und tief genug, dass sie es hätte löschen können. Die Wellen tobten. Das Wasser spritzte und nahm ihr die Sicht. Mit jeder fortschreitenden Sekunde wurde sie mehr und mehr von den Flammen verschluckt, bis zu wenig Sauerstoff übrig war, um das Feuer aufrecht zu erhalten. Als ihre Augen begannen sich unter dem Sauerstoffmangel zu verdrehen, ließ er geschockt los. Er starrte auf seine Hand. Was hatte er nur wieder getan? Warum passierte das immer wieder. Warum verletzte er sie immer wieder? Körperlich und Seelisch. Er begann zu zittern genau wie die Frau, die ihm ängstlich gegenüberstand. Das Feuer glühte nur noch und das Meer nahm überhand.

» Bulma, ich…« begann er und trat langsam auf sie zu, eine Hand nach ihr ausgestreckt.

» FASS MICH NICHT AN!« schrie sie.

» Was bist du nur für ein Monster?« setzte sie noch nach und flüchtete vor ihm aus dem Zimmer.

Classic

Classic
 

Bulma wusste nicht wo sie hinsollte. In ihrem Zimmer war sie ihm zu nahe. Das Büro konnte sie nicht abschließen. Irgendwo hinfahren und sich eine Klippe runterstürzen, damit hatte sie zunächst abschließen wollen. Egal wo sie hinginge, er würde sie finden. War er wirklich dazu in der Lage sie zu töten? Körperlich ja, das hatte sie gerade am eigenen Leib erfahren müssen. Aber konnte er sie in seiner blinden Wut töten? Was wäre passiert, wenn er nicht im letzten Moment losgelassen hätte? In ihrer Verzweiflung begab sie sich leise in das geheime Lesezimmer ihrer Mutter. Klischeebehaftet wie ihre Mutter war, musste man im Elternschlafzimmer ein Buch hervorziehen, um die geheime Tür zu finden. Auch das Elternschlafzimmer hatte sie lange nicht betreten. Sie schnappte sich das Buch, das sie herausziehen musste, um den Knopf zu betätigen. Der Bücherschrank sprang hervor. Sie versuchte möglichst leise die Leiter hochzuklettern, damit er nicht merkte wo sie war und ihr nachgehen konnte. Am oberen Ende der Leiter fand sie es noch genauso vor, wie als ihre Mutter es das letzte verlassen hatte. Die Kuscheldecken lagen sorgfältig gefaltet auf der niedrigen Kommode. Der grüne Ohrensessel war oberflächlich etwas ausgeblichen. Das Kissen lag etwas zerknautscht in ihm. Das einzige Kissen, das ihre Mutter vor ihrem ewigen Abschied nicht aufgeschüttelt hatte. Durch das Dachlukenfenster schien die Sonne auf den runden Tisch mitten im Raum. Darauf lag ein Buch. Daraus lugte ein Schmucklesezeichen, das Bulma ihrer Mutter geschenkt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. In dem Glasstein am unteren Ende des Lesezeichens war ein B eingraviert, damit ihre Mutter nie vergessen würde, wer ihre kleine brave Tochter war. Nie hätte Bulma gedacht, dass sie es sein würde, die Schwierigkeiten hätte, sich an ihre Eltern zu erinnern. Ihr Aussehen war unauslöschlich, aber ihre Stimmen konnte sie nur noch wie ein Rauschen in ihrem Kopf abspielen. Das Buch war Romeo und Julia von Shakespeare. Das Buch in dem die Liebe zweier Jugendlichen sie in den Tod getrieben hat. Sollte sie das gleiche Schicksal ereilen? Musste sie auch wegen ihrer Zuneigung zu ihm sterben? Hatte sie nicht schon vor Monaten Julias Part übernommen. Die schleichende, psychische Zerstörung, die sie dazu zwang wie Julia den „Gifttod“ zu wählen? Und hatte der Kuss Romeos sie nicht aus dem Schlaf geweckt, damit sie endlich eine gemeinsame Zukunft haben könnten. Sie war zu jedoch zu spät aufgewacht. Romeo hatte das goldene Gift schon geschluckt und war in die Dunkelheit gefallen. War der entscheidende Kuss, der sie von ihrer Liebesqual erlösen sollte, der letzte Ausweg? Musste sie sich ihm jetzt stellen und das Gift in sich aufnehmen, um friedlich im Tod vereint zu sein? Wenn er sie jedoch mit dem Gift tötete, das er versprüht hatte, wäre sie nicht mit ihm im Tod vereint, sondern mit den Menschen, die sie wirklich liebte. Ihre Eltern, ihre liebevolle Mutter und…

Yamchu. Auch wenn ihre Beziehung zueinander niemals einfach war, so hatte sie gewusst, dass er sie immer innig geliebt hatte, sein restlichen Leben mit ihr verbringen wollte. Schneller als gedacht, war es eingetreten und er hatte sie allein gelassen. Allein gelassen mit diesem Monster, das sich Romeo schimpfte.

Bulma drückte sich in das zerknautschte Kissen und versuchte die Reste ihrer Mutter in sich aufzusaugen. Wenn es darauf angekommen war, war ihre Mutter immer für sie dagewesen. Und auch jetzt konnte sie im heiligsten Tempel ihrer Mutter die Zuflucht finden. Hier würde er sie niemals finden. Ungeachtet dessen, dass er ihr Ki spüren konnte, würde er nicht vermuten, dass sie sich hinter den Wänden aufhielt. Dazu war seine Sicht zu kurz, zu verkümmert, durch das fortwährende Brennen seiner Augäpfel. Das Meer war beinahe leergeweint und der Himmel färbte sich ihrer Stimme gleichend. Die Lichtpunkte im Himmel waren heute nicht zu sehen. Sie wurden ersetzt durch dicke, dichte Tropfen des Ozeans. Die schwarze Tiefe in ihrem Meer verlor langsam den Glanz und wurde matt. Das Feuer durchzog den Himmel und ließ sein Grollen in voller Lautstärke in ihren Ohren klingeln. Sie ignorierte es und die Lider fielen zu.

Er konnte nicht fassen, war er getan hatte. Fassungslos hatte er stundenlang auf seine Hand gestarrt. Er spürte noch immer ihre verletzliche Haut darauf, spürte ihre in Panik schlagende Halsschlagader in seiner Eigenen. Noch mehr schockierte ihn, dass er, während er immer mehr zugedrückt hatte, Befriedigung empfand. Er hatte es genossen sie zu quälen. Sie hatte sie ihn ein Monster genannt. Ihr angsterfüllter Blick, nachdem er die Besinnung zurückerlangt hatte, war das unglücklichste, das er je wahrnehmen musste. Das und ihr Wunsch, sie hätte ihn sterben lassen sollen, setzte sich langsam zu einem einheitlichen Bild zusammen. Er war wirklich ein Monster. Ein alles-in-sich-hineinfressendes und nur Gift spuckendes Monster. Alles hatte begonnen, als sich das goldene Gift sich einen Weg in seine Blutbahn gebahnt hatte. Ein Gift, das sich noch bevor alles eine dramatische Wendung genommen hatte, in ihm festgesetzt hatte. Das Gift hatte ihn vollends im Griff, während die Frau in seiner Nähe alles verloren hatte. Das Gehirn, vom Gift befallen, hatte nicht gesehen, was sich anbahnte. Bis das Gift sich einmal in seinem Leben nach außen gekehrt hatte und seine menschliche Seite zum Vorschein gebracht hatte. Das war die Nacht in der er das Leben der Frau zurückgeholt hatte. Danach hatte der goldene Parasit angefangen ihn von innen aufzufressen, seine Menschlichkeit in die letzte Ecke seines Verstandes zurückgedrängt und er konnte nur einen Blick von der Realität während der dunkelsten Zeiten des Tages erhaschen. An diese Einblicke klammerte er sich. Meistens waren sie in Blau getaucht, manchmal so tief wie das Meer, das aber nicht stark genug war, um gegen sein Feuer anzukämpfen. Er musste dieses Gift loswerden. Er machte sich auf die Suche wie.

Mitten in der Nacht wachte Bulma davon auf, dass sie unbedingt mal auf Toilette musste. Im nächtlichen Schein erkannte sie, wo sie sich befand. Das Lesezimmer ihrer Mutter. Dann folgten die Erinnerungen an das Monster und, dass er versucht hatte sie zu töten. Das Meer hatte sich noch nicht erholt, aber ein paar Wellen fanden ihren Weg. Bebend stand sie auf, wandte sich zur Leiter und kletterte sie behutsam herunter. Leise schaute sie sich erst im Elternschlafzimmer um, ob er sie nicht suchte. Sie huschte schnell ins Bad und erleichterte sich. Im Spiegel sah sie ihre verquollenen Augen und einen langen roten Striemen über ihren Hals. An den Stellen, wo er sie mit seinen Fingerkuppen im Griff hatte, begannen sich schon die ersten Ergüsse zu bilden. Als sie den Striemen mit dem Finger berührte, schmerzte er und sie hatte sofort wieder das Gefühl zu ersticken. Sie keuchte, begann zu husten und nach Luft zu schnappen. Im Spiegel sah sie ihr leidendes Gesicht. So sah sie also aus, wenn sie starb. Wahrlich kein schöner Anblick. Die Augen vor Panik verzerrt. Der Mund zu einem stummen Schrei geformt. Leblose Augen. Das Erdbeben war zurückgekehrt und erfasste sie mit der höchsten Stärke. Dann fragte sie sich. Hatte sie das alles verdient? Hatte das Leben sie nicht schon genug gestraft? Oder war es ihr Schicksal, dass nicht sie allein entscheiden durfte, wie sie aus dem Leben trat? Hatte ihr der tote Gott aus dem Jenseits ein Monster geschickt, dass sie zu sich in die Hölle holen sollte?

Aus dem Schatten löste sich eine Gestalt. Sie kam langsam auf sie zu. Bulma war zu beschäftigt sich ihren Freitod schnellstens herbeizuwünschen, sodass sie die Gestalt nicht bemerkte. In dem Schränkchen des Spiegels suchte sie nach Tabletten, Rasierklingen, egal was. Irgendwas, das ihr die eigene Entscheidungsgewalt über ihr Leben zurückgab. Die Erschütterungen gaben ihr nicht die Möglichkeit die Freitodbehälter zu öffnen. Immer wieder fielen sie ihr ins Porzellan. Sie gab die Todesdosis auf und suchte nach den Klingen, die ihr Vater nie benutzt hatte. Der Schatten hinter ihr wurde unterdessen immer größer. In ihrem Kopf hörte sie nur noch das eigene wallende Blut rauschen. Für den Rest war sie taub. Als die Schritte anschwollen, hatte sie gerade eine Klinge aus einer kleinen Kartonverpackung herausgezogen. Der Schatten stand jetzt direkt hinter ihr. Sie schlug die Spiegeltür zu, setzte die Klinge am roten Striemen an, plante schon den Schnitt von Erguss zu Erguss. Traute sich noch einen letzten Blick ins Meer, erkannte dabei die Augen des Schattens hinter ihr und begann zu schreien.

Ready?

Ready?
 

Der Prinz konnte durch das Gift hindurch den Schrei der Frau hören.

Die Gestalt griff nach der Hand der Frau, die gerade einen Schnitt an ihrem Hals vorgenommen hatte. Ein Tropfen Lebenssaft verließ ihren Körper. Danach ein Zweiter und Dritter. Die Hand mit der Klinge wurde schwach und ließ sie auf den kalten Boden fallen. Das Aufschlagen, zerschlug auch ihre Taubheit.

» Was machst du da?« fragte die Gestalt verstört.

Das Erdbeben, das in ihrem Körper wütete, ließ nun endlich ihre Muskeln frei, die ihre Stabilität verloren hatte. Wie die Klinge, begann sich auch ihr Körper langsam dem Boden entgegenzubewegen. Die Gestalt fing sie auf. Bettete sie behutsam auf dem Boden. Die Frau schlang die Hände um den Hals der Gestalt und ließ den Rest des Ozeans austrocknen. Aus allen Öffnungen ergoss sich die salzige See, gemischt mit ein paar roten Farbtropfen.

»Goku!« jaulte Bulma auf.

» Bulma. Sag mir was du vorhattest.« bat er sie inständig.

Bulma war verstummt, lautlos ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Goku nahm sie auf seine Arme und setzt sie auf das Bett ihrer verstorbenen Eltern.

» Bulma. Bitte sprich mit mir. Ich möchte dir helfen.«

Sie konnte es nicht fassen. Erneut hatte sie nicht die Chance sich selbst das Leben zu nehmen, weil es Jemand retten wollte. Insgeheim war sie aber auch dieses Mal froh, dass ihre Kurzschlussreaktion unterbrochen war.

» Goku. Ich… Ich…« begann sie immer wieder schluchzend, konnte aber nicht weiterreden. Er langte vorsichtig mit seinem Finger, an die frische Schnittverletzung. Sie zuckte zusammen und drehte sich schnell weg.

» Die Wunde ist nicht tief.« sagte Goku.

» Das hätte auch schief gehen können. Bulma, bitte lass mich das einmal sehen.« sagte er ernst und versuchte sie wieder zu sich drehen. Sie schluchzte weiter stumm vor sich hin und wandte sich ganz langsam wieder zu ihm.

» Schon gut. Ich will dir nicht wehtun.« redete er behutsam auf die aufgelöste Frau ein. Er drehte ihren Kopf langsam ins Licht, um den Strangulationsstriemen besser betrachten zu können.

» Das kannst du dir aber nicht selbst zugefügt haben. Was ist passiert?« fragte er.

» Zu viel.« brachte sie geradeso kurz angebunden aus.

» Hat er dir das angetan?« erkundigte er sich und seine Augenbrauen verzogen sie zu einer Fratze. Er musste ihr nur in die Augen sehen, um zu wissen, dass er es gewesen war. Dafür musste er bezahlen.

Der Prinz eilte dem Schrei hinterher. Musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, woher dieser gekommen war und irrte durch ein Haus voller identischer Gänge. Dann konnte er die immens Starke Aura spüren, von der nur durch eine Tür getrennt wurde. Er wusste wem diese Aura gehörte und konnte auch den Zorn in ihr erkennen. War das jetzt der richtige Zeitpunkt da hinein zu gehen? Aber er hatte schon verspielt, wann sollte es einen besseren Zeitpunkt geben? Er öffnete die Tür und sah als erstes den roten Schnitt am Hals der Frau. Goku löste Bulmas Umarmung und stand auf. Im Türrahmen war nur Vegetas schemenhafter Körper zu erkennen. Es brannte keine Lichtquelle, aber jeder konnte gestochen scharf sehen. Die Luft war zum Schneiden dick.

» Warum hast ihr das angetan?« fragte Goku Vegeta vorwurfsvoll.

» Es war nicht meine Absicht!« begann er zu knurren.

» Mir scheint, dein „keine Absicht“ passiert ziemlich häufig.« knurrte Goku zurück.

» Was willst du von mir hören Kakarott?« giftete er. Wie abscheulich er diese Person fand und dann stellte er sich noch zwischen sie und ihn.

» Ich weiß nicht. Vielleicht solltest du endlich Leine ziehen.«

» Das ist auch mein Haus.« brummte Vegeta.

Bulma entfuhr ein Quietschen. Wann war das denn passiert, dass er das hier als sein Eigentum betrachtete? War sie deshalb vielleicht nur sein Inventar, gar sein Spielzeug?

» Das denke ich nicht.« erwiderte Goku.

» Ich glaube wir sollten das ein für alle Mal klären.« fuhr er fort und eine bedrohliche Aura ging von ihm aus.

»Darauf habe ich gewartet.« war Vegeta in freudiger Erregung.

Blitzschnell war Goku an Vegetas Seite und hatte ihn fest im Griff.

» Aber nicht hier.« sagte er noch, bevor die Zwei urplötzlich verschwunden waren.

Im Garten des großen Anwesens, konnte sie Vegetas Stimme gegen den Wind brüllen hören.

» Na los Kakarott. Komm her und trau dich.«

Bulma wusste, dass es Goku eigentlich zuwider war, einen todbringenden Kampf mit Vegeta führen zu müssen. Vielmehr liebte er das Sparring mit diesem, wenn er seine große Stärke vor Vegeta raushängen lassen und ihn testen wollte. Aber das war etwas anderes. Diesmal ging es um Menschenleben, sogar um das Leben seiner besten Freundin, ungeachtet dessen, dass sie jahrelang keinen Kontakt hatten.

Schon im nächsten Moment konnte sie den Kampf hören, der langsam in die Gänge kam. Sie rannte schnell in den Garten und konnte die beiden bis aufs Blut kämpfen sehen. Vegeta war eindeutig unterlegen, wie immer. Aber Goku schien sich auch sehr zurückzuhalten. Wenn man seine eigentliche Stärke betrachtete, nutzte er nicht einmal ein Zehntel. Goku musste gemerkt haben, dass Vegeta ganz und gar nicht so stark, wie seit ihrer letzten Auseinandersetzung war. Er musste es auch sehen, dass Vegeta ungewöhnlich langsam zuschlug. Goku konzentrierte sich mehr darauf auszuweichen als zurückzuschlagen. Bulma betrachtete es bebend vor Angst. Wie weit würden die beiden gehen? Würde Goku Vegeta jetzt töten, für das, was er ihr angetan hatte? In Vegetas jetzigem Zustand war das sicherlich ein Kinderspiel. Aber der Tod eines Menschen sollte kein Kinderspiel sein.

Vegeta ging spürbar die Puste aus. Er keuchte schon zunehmend und hielt sich während der Kampfpausen immer wieder die Brust. Ohne, dass Goku ihn angegriffen hatte, spuckte er schon Blut. Goku erkannte die Schwäche und ging in die Offensive. Er teleportierte sich hinter Vegeta, der ein paar Meter über dem Boden schwebte und schlug ihm in den Nacken. Vegeta wurde dadurch auf den Boden geschleudert und landete ungebremst im Koiteich. Es dauerte ein bisschen bis er schnaufend und hustend wieder auftauchte. Bulma konnte wieder das Funkeln in seinen Augen sehen. Obwohl er unterlegen war, war dieser Kampf genau das wofür er geboren war. Stolz die Stärke präsentieren, ohne Rücksicht auf Verluste. Bis ans äußerste Gehen und wenn das den Tod bedeuten sollte. So war dies sogar noch eine Ehre für ihn im Kampf zu sterben.

Vegeta flog wieder auf Goku zu und begann die nächste Attackensalve, der Goku gekonnt ausweichen konnte. Wieder benötigte es nur einen Schlag, diesmal in die Magengrube, sodass Vegeta zurückgeschleudert wurde und an der Mauer zum Anwesen abprallte. Er landete mit dem Gesicht in der Blumenerde und blieb kurz liegen. Seine Schultern bebten. Er ballte die Faust, richtete sie in die Richtung, in der Goku schwebte und feuerte eine Salve von orangeleuchtenden Energiebällen ab. Goku teleportierte sich unterdessen wieder zu seinem Rivalen und presste ihn mit seinem Fuß wieder in die Erde. Letzterer konnte sich unter dem Gewicht, das auf ihn ausgeübt wurde, nicht aufrichten und spürte wie einzelne Körner den Weg in seine Lunge suchten. Bulma konnte den Zorn in Gokus Augen blitzen sehen. Er hatte einen wirklich angsteinflößenden Blick. Vegeta japste, verschluckte noch mehr Erde und versuchte sich zu wehren. »Kakarott, du elender…« brüllte er dumpf.

» Hast du jetzt genug? Es muss nicht so enden.« sagte Goku gelassen.

» Du kannst mich mal!« schrie der Prinz, der seinen Kopf befreien konnte. Er rollte sich schnell in dem Überraschungsmoment unter Gokus Fuß heraus und feuert eine weitere Energiekugel auf ihn ab. Blitzschnell hatte Goku diese weggeschlagen. Vegeta beeilte sich möglichst viel Abstand zwischen sie beide zu bringen. Er verschnaufte, spuckte Erde und Blut und wischte sich den Mund ab. Der Himmel begann bei dieser Ausweglosigkeit zu weinen. Bulma begann zu frieren. Sie wusste nur nicht, ob sie wegen des kalten Regens, wegen der Eigenwilligkeit des Prinzen oder der erwachten Kaltherzigkeit Gokus fror. Alles in dieser Situation wirkte so bedrohlich.

Vegeta war schon nicht mehr in der Lage zu fliegen und wartete ebenerdig auf den nächsten Angriff. Goku flog gemächlich von der Mauer auf die freie Rasenfläche und begab sich in Kampfstellung. Mit seinem Finger gab er Vegeta das Zeichen ihn jetzt anzugreifen. »Feigling!« brüllte Vegeta und kam unglaublich schnell auf Goku zu gerannt. Vegeta versuchte mit möglichst vielen Schlägen und Tritten seinen Gegner zu treffen, der wieder nur auswich.

» Du bist hier der Feigling, Vegeta. Du nutzt nicht mal dein ganzes Potenzial.« knurrte Goku vorwurfsvoll.

Was sollte das denn jetzt heißen? Vegeta und ungenutztes Potenzial? Wo denn? Er war durch seine Krankheit so stark geschwächt, dass es schon jetzt unglaublich war, woher er die Kraft nahm, so lange schon auf Goku einzuschlagen. Bulma war sich nicht sicher, was Goku meinte. Ob er es wohl doch nicht gemerkt hatte, dass Vegeta ganz und gar nicht bei Kräften war? Wartete er darauf, dass Vegeta endlich ernst machte, wie sonst, obwohl das der falsche Zeitpunkt war? Goku trat Vegeta mit einem beherzten Tritt an den Kopf und schleuderte ihn so in die Bäume am anderen Ende des Gartens. Der Prinz blieb daraufhin liegen und bewegte sich nicht mehr. Bulma rannte zu den Bäumen, um sehen zu können, was mit dem Prinzen geschehen war.

» Bulma. Bleib da!« schrie Goku ihr entgegen. Sie hielt erschrocken inne. Er flog auf Vegeta zu, landete neben ihm und tippte ihn mit seinem Stahlschuh an.

» Komm schon. Das war doch nicht alles.« sagte Goku belustigt. Was war nur in Goku gefahren, dass er es so sehr genoss, ihn dem Tode nahe zu prügeln?

» Kakarott…« ächzte Vegeta schweratmend.

» Ja?« erwiderte der Schwarzhaarige.

» Ich hasse dich« sagte der Prinz lächelnd.

» Das seh ich ganz anders.« lächelte Goku zurück.

Goku ließ sich mit dem Ellbogen voran auf Vegetas Brustkorb fallen. Vegeta schrie schmerzerfüllt auf und spuckte noch mehr Blut. Er keuchte und spuckte immer wieder den roten Lebenssaft.

» Du bist so jämmerlich!« würdigte Goku ihn herab. Vegeta biss die Zähne zusammen. Er war am Ende seiner Kräfte. Er hatte schon länger durchgehalten, als er erwartet hatte. Goku schien nicht gemerkt zu haben, dass er nicht gesund war, anders konnte er sich sein Verhalten nicht erklären. Das Potenzial war ihm schon vor Minuten ausgegangen. Es gab keine Reserven mehr. Der Prinz ersehnte nun die erwartete Ehrerbietung, indem Goku ihn endlich tötete.

» Mach schon« röchelte Vegeta.

» Nein.« sagte er ruhig. » Ich werde dich nicht töten. Nicht so«

Magic

Magic

„Was?“ dachte Vegeta. Wollte Kakarott ihn verarschen? Wenn nicht jetzt wann dann? Jetzt wollte ihm der ihm verhassteste Mensch auch noch die letzte Ehre verwehren? Das ging zu weit.

Der Zorn begann wieder in seinen machtlosen Körper zurückzukehren. Die Glut verwandelte sich langsam wieder zu einer Flamme. Die Flamme wurde mit jedem Atemzug mehr und mehr geschürt bis sie zu einer Feuerwand herangewachsen war. Das Feuer loderte durch seine Augen über seinen Körper und fasste ihn in eine bläulich schimmernde Aura. Er stand langsam auf, während Goku sich lächelnd ein paar Schritte entfernte. Das blaue Feuer züngelte auf seiner Haut, lechzend nach Blut, Gokus Blut. Das Blau verfärbte sich stückweise golden. Das goldene Gift, das in ihrem schlummerte, begann wieder sich nach außen zu kehren. Sein dunkles Haar wurde im hellen Schein seiner Aura noch heller und glänzte einer Krone gleichkommend. Als Vegeta die Augen wieder öffnete, stach aus ihnen ein kaltes Türkis ins Nachtblau. Seine wutverzerrtes Fratze konzentrierte sich nur noch auf die Lebenspunkte seines gegnerischen Saiyajins.

Bulma konnte ihren Augen kaum trauen. Vegetas Gestalt hatte sich vollends verändert. Er wirkte jetzt körperlich kräftiger. Die Muskeln waren gewachsen. Eine neue Kraft ging von ihm aus und seine goldenen Haare und der eiskalte Blick erinnerte sie an eine ähnlich, todbringende Nacht.

Goku begann zu lachen.

» Darauf habe ich gewartet.« freute er sich.

Vegeta ging in die Offensive. Goku hatte es diesmal sichtlich schwerer seinen Attacken auszuweichen und musste doch ein paar Schläge einstecken. Die ungeahnte Kraft in Vegeta schien auch in Goku zu schlummern, denn es dauerte nicht lange, bis er dieselbe Verwandlung durchmachte. Zwei goldene Lichtblitze zuckten durch die Parkanlage. Es schien kein Ende zu nehmen. Trotz des neuentdeckten Potenzials von Vegeta war er Goku noch immer unterlegen und ihn verließen nach und nach wieder die Kräfte. Er war sich bewusst, dass er diesen Kampf nicht mehr lange bestreiten konnte. Sein Plan war ein letzte alles auslöschende Attacke, der Goku niemals ausweichen konnte. Er ging wieder auf Abstand, flog hoch in die Luft und begann seine letzte Kräfte zu mobilisieren. Er winkelt beide Arme an der linken Seite seines Körpers an, verkrümmte seine Hände und formte eine kleine lilafarbene Energiekugel. Goku wusste worauf er hinauswollte und brachte sich in Abwehrposition. Bulma beobachtete das Spektakel weiterhin und konnte die boshafte Kraft spüren, die sich in der lila Kugel sammelte. Es dauerte nicht mehr lang und die Kugel wurde immer größer, bis sie anscheinend jeden Funken Kraft, den Vegeta noch im Körper hatte, verinnerlichte. Vegetas Sicht begann schon zu verschwimmen. Er musste den Kampf jetzt schnell zu Ende bringen, sonst war dies sein Ende.

Mit einem markerschütternden Schrei » Galick Gun!« ließ Vegeta die Energiekugel auf Goku zustürmen. Bulma war gebannt von der geballten Energie und der Helligkeit, die sich auf sie zubewegte. Sie war zuversichtlich, dass Goku die Attacke abwehrte, auch wenn sie bedrohlich mächtig war.
 

Der Energieball flog wie in Zeitlupe an Goku vorbei.

„Fuck. Verfehlt. Das wars dann wohl.“, dachte Vegeta, sich schon mit seinem Schicksal anfreundend. Goku war überrascht, dass ihn der Angriff verfehlt hatte, als er und Vegeta zeitgleich verstanden, was das bedeutete. Ungläubig und festgefroren folgte Goku der Flugbahn der Kugel. Vegeta berechnete schon wie schnell er in die Schussbahn gelangen konnte, um sie zu retten.

Bulma stand wie angewurzelt auf dem Treppenabsatz zum Garten und sah das lilafarbene Licht genau auf sich zufliegen. Ein wunderschöner, aber gefährlicher Anblick. Sie verstand, dass dies jetzt wirklich das Ende war. Für sie. Nicht für Vegeta, oder Goku, für sie, ausschließlich für sie. Sie würde stolz wie ein Saiyajin im Kampf sterben. Im Kampf mit ihrem Körper, ihrer Depression, ihrer Vergangenheit. Im Kampf mit ihrem gescheiterten Leben. Das letzte was sie sah, bevor das Licht ihr die Sicht nahm, war Vegetas geschocktes Gesicht. Sie breitete friedfertig die Arme aus und erwartete das Unausweichliche. Goku konnte sich vor Entsetzen nicht bewegen. Die momentane Teleportation hätte sie vielleicht retten können, bis er dies aber begriff bewegte sie der Ball weiter bedrohlich auf sie zu, was die Chance, es tatsächlich in dem winzigen Zeitfenster zu schaffen, schmälerte. Freudig blickte sie auf ihr neues zu Hause. Ein weißes Nichts.

Ein schemenhafter Körper stellte sich vor ihr Gesicht und brüllte mit aller Macht, die seine Lungen zuließen. Sie spürte nur noch die immense Explosion, die sich nicht um ihren Körper schloss. Sie hielt schützend die Hände vors Gesicht und spürte die allmählichen Verbrennungen auf ihren Armen, die durch umhernesselnde Flammen nach ihr schlugen.

In der einen Sekunde noch spürte sie die Hitze. In der nächsten stand sie schon im kalten Nachtregen, Goku neben ihr. Sie verstand, dass er sich mittels Teleportation auf dem Explosionsradius herausgeholt hatte. Aber die schemenhafte Gestalt, die sich vor sie gestellt hatte, war nicht bei ihnen. Sie befand sich in dem Wust aus Flammen, die auf der Terrasse züngelten. Rauch stieg allmählich auf. Ein erschreckendes Schauspiel. Die Flammen wurden kleiner und erloschen. Eine schwarze Wolke aus Rauch und Asche hatte sich gebildet.

»VEGETA!« schrie Bulma und rannte auf den Explosionsherd zu.

» Bulma, nicht!« rief Goku ihr noch hinterher.

In den Trümmern angekommen, suchte sie nach einem Körper. Einem Körper, den sie so sehr brauchte. Sie erkannte jetzt, dass es Liebe sein musste, dass sie es nur wegen der Liebe zu ihm geschafft hatte, seine ständigen Angriffe zu überleben, er sie zudem noch vor dem Tod gerettet hatte, schon zum zweiten Mal, auch wenn er der Grund dafür gewesen war. Ein neues Meer wurde geborgen, nur für ihn. Sie suchte in den Überbleibseln ihrer kranken Vergangenheit nach ihrem Prinzen. Der stolze Prinz Vegeta. Nichts anderes wollte sie. Nichts als ihn. Das Meer tobte und nahm ihr die Sicht.

» VEGETA!« schrie sie in den Nachthimmel hinaus.
 

Als sich der Rauch etwas gelegt hatte, fand sie einen qualmenden Körper nahe des Koiteiches. Sie stürzte auf ihn zu. Bei seinem Anblick verstand sie sofort was passiert war. Er hatte die Explosion so lange aufgehalten, dass Goku sie mit der Teleportation retten konnte und versuchte sich dann selbst zu retten, indem er in den tiefen Teich sprang. Nur wegen dem Teich lebte er noch. Lange war er aber so nicht lebensfähig. Sie bettete ihn in ihrem Schoss und weinte.

Sie weinte,

weinte,

weinte,

weinte

und

weinte.

Es gab nichts mehr als Trauer um ihn. Um den, den sie liebte, dass sie sogar durch und für ihn in den Tod gesprungen wäre. Goku stellte sich an ihre Seite und tätschelte ihre Schulter. Bulma sah auf und sah ihn lächeln. Von Entsetzen erfüllt über seine Reaktion auf den nahenden Tod seines insgeheim geliebten Erzfeindes konnte sie nur wieder in Meer tosen lassen.

Goku fummelte an seinem Gürtel rum und machte ein freudiges »Oh« als er Etwas gefunden hatte. Er nahm Bulmas Hände, formte eine Schale daraus und legte etwas Kleines mit glatter Oberfläche in sie. Bulma sah hinunter und erkannte eine Magische Bohne.

» In diesem Zustand kann er sie aber nicht kauen, du musst sie ihm schon einflößen.« sagte Goku gelassen.

Bulma verstand, sie nahm die Bohne in den Mund und zerkaute sie zu einem süßlichen Brei.

Sie beugte sich runter zu ihrem Prinz, blickte ihm tief in die geschlossenen Augen, schloss ihre Eigenen und flößte ihm das Gift des Lebens in den geöffneten Mund ein. Der alles entscheidende Kuss, nicht wie in Romeo und Julia, war der Kuss des Lebens um der Liebe willen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Daskleine
2016-07-13T20:18:43+00:00 13.07.2016 22:18
Puhhh.. mannnnnn.. Nicht schlecht!! Okay.. Vegeta.. erst total schwach.. dann ein Super sayajin und Mensch.. goku, der alte Fuchs.. schön.. mir gefällt die Story!!! Danke für die zügigen Kapitel.. aber nu ist es vorbei, oder?? Falls ja.. Danke an dich.. sorry für die kurzen Kommentare in den Kapiteln.. aber ich musste schnell weiter lesen :)
Antwort von:  ChibiKaiHi
14.07.2016 10:38
Hi,
ja vorerst ist es auf jeden Fall vorbei.

Ich werde bestimmt nochmal ein FF (vllt. Richtung One-Shots) zu den beiden schreiben, aber ich lasse erst einmal alles ruhen.
Das war eine ziemlich intensive Woche in der ich das geschrieben habe und deshalb bin ich auch etwas geschlaucht. Gegen Ende hat sich alles so rasant entwickelt und auch so ganz anders, als ich das geplant hatte. Ich bin mit dem Ende auch richtig zufrieden =)

Aber ich freue mich, dass sie dir gefallen hat. <3
Von:  Daskleine
2016-07-13T20:09:40+00:00 13.07.2016 22:09
UPS.. goku.. nice.. aber zum Schluss hin gruselig.. bin gespannt.. :)
Von:  Daskleine
2016-07-13T20:00:14+00:00 13.07.2016 22:00
Oh mist... so'n Zimmer hätt gern jeder..der Schatten.. Romeo? Das Monster.. ihr Held??
Von:  Daskleine
2016-07-13T19:53:53+00:00 13.07.2016 21:53
O.o. ohhh.. shit..
Von:  Daskleine
2016-07-13T19:46:54+00:00 13.07.2016 21:46
Was haben wir in Dragon Ball Super gelernt?? Sayajins brauchen herrische Frauen :) langsam wird's..Mensch..die beiden ..
Von:  Daskleine
2016-07-13T19:31:50+00:00 13.07.2016 21:31
Uiii.. rollentausch.. So so..
Von:  Daskleine
2016-07-13T19:21:20+00:00 13.07.2016 21:21
:) ein Kapitel nach dem anderen.. find ich gut.. So..muss weiter lesen.. So hat man jedoch keine Zeit zum review schreiben.. :)


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