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Chakra

Das Wesen ohne Seele
von

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Prolog

Dunkelheit. Überall war Dunkelheit. Irgendwo von ganz weit weg rief jemand: "Roman!" Das war sein Name. Dachte er jedenfalls, er konnte sich nicht richtig daran erinnern. Generell war alles weg. Es war einfach nur dunkel.

Der Schleier vor seinem Bewusstsein öffnete sich langsam. Noch einmal hörte er seinen Namen: "Roman!" Diesmal war er sich sicher das er so hieß. Aber er war noch nicht bereit zurück ins Leben zukommen. Seine Atmung viel ihm schwer. Leben war doch irgendwie ziemlich anstrengend. Es wäre doch viel leichter wieder zurück in die Dunkelheit zu kriechen.

Leider war es nun schon zu spät, sein Bewusstsein nahm Kontrolle über seinen daliegenden Körper. Unter ihm spürte Roman eine mittelmäßige weiche Matratze und umhüllt war er durch eine Decke. Die Decke kratze schreckliche an seinen nackten Armen. Der Juckreiz wurde schnell von pochende Schmerzen übertönt. Sein Kopf drohte zu platzen und seine Knochen schrieen schmerzerfüllt. Wie von einem Blitz getroffen schlug er seine Augen auf und fing panisch um sich zu schlagen.

"Roman! Beruhig dich! Alles ist wieder gut!" Hörte er eine männliche Stimme. Die Stimme schien aber selbst nicht wirklich davon überzeugt zu sein.

"Bitte verlassen sie das Zimmer Mister Morgan, wir kümmern uns um Ihren Freund." Sagte eine weitere männliche Stimme.

Diese war ruhiger und hörte sich älter ein. Roman konnte aber nicht mehr nachdenken, die Schmerzen die er nun spürte überrollten ihn vollständig.

Er schrie. Es tat alles so schrecklich weh.

Eine Hand packte ihm an den Arm und er spürte ein ziehen in der Haut. Muss wohl eine Spritze gewesen sein, denn danach umarmte ihm wieder die angenehme Dunkelheit.

"Du schreibst mir gar nichts vor!" Rasend vor Wut rannte Roman aus der Haustür. Sein Vater konnte ihm schon lange nichts mehr vorschreiben. Immerhin war er erwachsen.
 

"Roman!" Hörte er seinen Vater rufen. War da etwa Sorge in seiner Stimme? Wieso sollte sein Vater sich sorgen? Roman würde nur irgendwo seine Wut abladen. Ein paar Biere trinken und dann betrunken wieder nachhause schwanken. So wie er es immer tat, wenn er sich mal wieder mit seinem Vater gestritten hatte. Es war nicht so das Roman seinen Vater nicht liebte. Im Gegenteil, sein Vater war die wichtigste Person in seinem Leben. Alle anderen waren tot oder verschwunden. Dennoch brachte der alte Mann Roman andauernd auf die Palme. So wie jetzt auch wieder.
 

Immer wieder wollte sein Vater ihm vor der grausamen Welt beschützen. Aber er wollte das nicht. Roman war alt genug. Außerdem wuchs er mit den Gefahren auf. Denn sein Vater gehörte zu der Polizeieinheit die die Menschen von den Chakras beschützten.
 

Die Chakras... Die Menschen die ihre Seele verloren haben. Für Roman waren diese Menschen immer Schwächlinge. Leute die es soweit kommen ließen, dass sie an ihrem Kummer zerbrachen und Seelenlos wurden. Roman würde sowas niemals passieren. Seine Seele war stark und würde immer ihm gehören. Mit diesem Gedanken rannte er weiter. Die Straßen waren nur teilweise beleuchtet, aber das kratzte Roman nicht. Er war damit groß geworden und kannte sich selbst im Dunklen bestens aus.
 

Er rannte so lange bis sein Herz drohte zu platzen. Stark außer Atem blieb er stehen und stützte sich für einen Moment auf seine Knie. Wobei seine Knochen schmerzlich pochten, tat es gut sich so zu fühlen. Schmerz machte ihn lebendig.
 

Plötzlich drangen Schritte an seinem Ohr. Jemand rannte auf ihm zu. Roman wirbelte herum und entspannte sich wieder als er das Gesicht seines Vaters erkannte. Seine Miene verfinsterte sich jedoch sofort wieder, denn erinnerte sich wieder wieso er weggerannt war.
 

"Roman!" Rief sein Vater ihm entgegen. "Bitte komm wieder nach Hause, es ist heute Nacht nicht sicher."
 

Roman runzelte ärgerlich die Stirn. "Was soll das denn bedeuten? Es ist doch nie sicher." Warf er seinen Vater ärgerlich entgegen. Sein Vater, der schon über 40 war, aber trotzdem immer noch sehr fit, schüttelte energisch mit dem Kopf. "Heute Nacht ist es anders." Sagte er und seine Stimme trug einen Hauch Angst mit sich. So langsam wurde Roman etwas unruhig. Sein Vater wusste etwas.
 

"Wenn du etwas weißt, sag es mir." Forderte Roman seinen Vater auf. Dieser schien mit sich zu ringen, ob er Roman die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Irgendwann sagte er: "Chakras sind auf dem Weg hier her." Angst kroch in Romans Körper. Wobei er in dieser Welt mit den Chakras groß geworden war, hatte er noch nie eine Begegnung mit einem. In dem Viertel, in dem Roman mit seinem Vater lebte, war es immer sicher gewesen.
 

"Hör mir zu Junge, die Chakras wissen das sie hier viel Nahrung finden, die anscheinend in den anderen Bezirken knapper wird." Erklärte Romans Vater und blickte dabei nervös umher. Seinen Vater so nervös zu sehen, war irgendwie abnormal. Normalerweise war dieser Mann standhaft, mutig und ernst. Jetzt sah Roman Angst in seinen Augen. Sein Vater hatte niemals Angst.
 

Er hatte es nun begriffen, sein Vater wollte ihn wirklich beschützen und nicht wie alle anderen Nächte davor nur bemuttern. Roman nickte und setzte sich in Richtung seines Vaters in Bewegung. Gerade wollte er etwas beschwichtigtes sagen, als die Augen seines Vaters sich schrecklich weiteten. Aus einem Reflex hinaus, drehte Roman sich um. Blutrote Augen starten ihn hungrig an.
 

Sie waren schon da...
 

Der Chakra vor Roman war nur der ihm am nächsten. Hundert weitere scharrten sich weiter hinten zusammen. Roman fühlte in diesem Moment nur noch Panik. Der Drang los zu rennen war schrecklich stark. Aber er war nicht dumm. Er konnte so vielen Seelenfresser nicht entkommen. Der Chakra der vor Roman stand leckte sich die Lippen und grinste breit. Das Grinsen lies Roman erschauern, denn es erinnerte mehr an eine Bestie als an einen Menschen.
 

"Lass in sofort in Ruhe!" Schrie Romans Vater und schubste Roman zur Seite. Wie betäubt rappelte sich Roman etwas weiter weg wieder auf. Sein Vater stand nun genau vor dem Chakra, der vorhin noch vor Roman stand. Das Wesen lachte leise oder vielleicht war es doch eher ein Knurren. Roman sah von seine Position nicht das Gesicht seines Vaters aber er war sich sicher, dass sein Vater entschlossen war seinen Sohn zu beschützen. Ab da an ging alles furchtbar schnell. Mit bloßen Händen schnitt der Chakra die Kehle seines Vaters durch. Er konnte nicht schreien, so schnell starb er. Doch Roman könnte schreien. Aber er war zu sehr gelähmt. Heiße Tränen rollten ihn geräuschlos über sein Gesicht. Der Mörder seines Vaters kam auf Roman zu. Das breite Grinsen wurde unerträglich breit. Er packte Roman am Kopf und riß ihn hoch, so dass seine Füße nicht mehr den Boden berührten. Mit roher Gewalt drückte er Romans Mund auf. Noch einmal wurde das Grinsen breiter. Dann öffnete er seinen Mund und fing an Romans Seele durch seinen Mund abzusaugen. Bläulich lilafarbener Nebel kroch aus Romans Mund und verschwand in dem Mund des Chakras. Danach wurde alles schwarz vor Romans Augen. Das Letzte was er spürte war, das er unsanft auf den Boden fallengelassen wurde.
 

~
 

Voller Panik wachte Roman in seinem Bett auf. Klitschnass geschwitzt. Seine Atmung war schwer. Als hätte er einen Marathon gelaufen. Er hatte schon wieder von jener Nacht geträumt. Jedesmal fühlte es sich wie das erste Mal an, wobei er fast jede Nacht davon träumte. Seit dieser Nacht waren nun 6 Monate vergangen und trotzdem fühlte es sich wie gestern an. Roman setzte sich in seinem Bett auf. Das es sich für ihn wie gestern anfühlte, lag wohl auch daran das er erst vor zwei Wochen aufgewacht war. Die ganzen restlichen 6 Monate war er bewusstlos gewesen.
 

Als er aufgewacht war und die Ärzte gefragt hatten, was denn geschehen sei. Erzählten diese ihm, das er bewusstlos von einer Polizeieinheit gefunden wurde. Die Ärzte fanden schnell heraus das er der Seele beraubt wurde. Dennoch haben sie Roman nicht aufgegeben. Sie pflanzten ihm eine künstliche Seele ein um ihn zu retten. Doch weiß niemand der Ärzte wie lange die künstliche Seele halten würde. Da es ein Prototyp war. 6 Monate hatte die künstliche Seele jedenfalls nun schon gehalten und die Ärzte entschlossen Roman zu entlassen. Aber auch wenn Romans äußere Narben geheilt waren, war da eine klaffende Dunkelheit in seinem Herzen. Jeden Tag seitdem er wach war spürte er diese. Er fuhr sich erschöpft durch sein Gesicht und über die schwarzen Haare. Seine Haaren waren lang geworden und hingen ihm störend im Gesicht wie Fetzen von vergangenen Tagen. Er müsste wohl erstmal zum Friseur gehen. Wie seltsam sich ganz alltägliche Gedanken anfühlten. Es war einfach alles noch so taub. Roman schob die Decke beiseite und betrachtete die Narbe über seiner Brust, genau neben dem Herzen. Dort hatten sie die Seele eingepflanzt. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass er diese Narbe für immer haben wird. Aber sie würde blasser werden. Anscheinend hatten die Ärzte auch die inneren Narben gemeint, denn sie schauten Roman immer so mitfühlend an.
 

Roman schwang seine Beine aus dem Bett und mit einem Ruck stand er endlich auf. Wobei er schon auf den Beinen gestanden hatte, fühlte es sich immer noch schwer an. Dennoch klappte es bei jedem weiteren Schritt besser. Er bewegte sich ins Bad. Das Licht der Neonleuchten brannte in seinen Augen aber nach kurzer Zeit gewöhnte er sich an das künstliche Licht. Roman stützte sich auf das Waschbecken ab und schaute den Jungen im Spiegel an. Als er ins Koma gefallen war, war er noch Achtzehn gewesen. Nun war Neunzehn. Wobei... Altern Chakras eigentlich oder war er nun für immer Achtzehn Jahre alt? Wie es auch war, für Roman würden andere Regeln gelten, denn er hatte, im Gegensatz zu allen anderen Chakras, eine Seele. Zwar eine Künstliche aber trotzdem hatte er eine. Roman betrachtete weiterhin sein Spiegelbild. Seine Haare waren wirklich lang geworden. Bis kurz über die Schultern reichten sie. Seine grünen Augen sahen matt und müde aus. Früher hatten sie mal geleuchtet. Hatte das auch was mit der Seele zu tun? Ein Bart war ihm auch gewachsen und wobei Roman 6 Monate geschlafen hatte, sah er aus als hätte er keine Sekunde Schlaf bekommen. Wenn er endlich zu Hause sein würde, würde es ihm hoffentlich besser gehen.
 

~
 

Die Schiebetüren des Krankenhaus schlossen sich mit einem kleinen "Klack" automatisch hinter ihm. Nun war Roman wieder ein freier Mann. Die Sonne die im Winter ziemlich tief stand blendete ihn scharf und er kniff die Augen zusammen. Als er ins Krankenhaus gekommen war, war es noch Sommer gewesen. Fröstelnd machte er seine Jacke zu. Es war kalt. Was für Dezember auch nicht ungewöhnlich war aber wie gesagt, Roman ist ins Krankenhaus gekommen als es noch Sommer war. Langsam aber sicher gewöhnten sich Romans Augen an das tief stehende Sonnenlicht.
 

"Roman!" Eine männliche Stimme riß ihn aus seinen Gedanken und verfrachtete ihn nun endgültig zurück in die reale Welt. Die männliche Stimme gehörte zu seinem besten Freund. Blue Morgan kam auf ihm zugelaufen und drückte seinen Freund aus Kindheitstagen fest an sich. Blue drückte ihn herzlich und voller Erleichterung das sein Freund nun endlich aus dem Krankenhaus gekommen war. Diese Herzlichkeit brachte Roman zum Lächeln. Das erste Mal seitdem er aufgewacht war. Erst in diesem Moment merkte er, wie sehr er Blue vermisst hatte. Sein bester Freund hatte ihn zwar schon öfters besucht aber das war nicht das selbe gewesen. Roman löste sich aus der Umarmung. Blue, der wuscheliges braunes Haar hatte und blaue Augen, lächelte ihn freudestrahlend an. "Endlich bist du wieder unter den Lebenden." Sagte er. Roman nickte, wobei er fand das "unter den Lebenden." Nicht wirklich zu traf. Trotzdem war er froh das Blue ihm nicht komisch behandelte, obwohl er eigentlich Seelenlos war. Die beiden Freunde setzten sich in Bewegung. Roman schulterte seine Tasche, in der ein paar Klamotten und sowas waren, auf seine Schulter. "Wie wärs wenn wir heute Abend die Stadt unsicher machen?" Fragte Blue mit einem vielsagend Lächeln und lief neben Roman her. Er verstand das sein bester Freund da weiter machen wollte wo sie aufgehört hatten aber das konnte Roman leider nicht. Für Blue waren die 6 Monate normal vergangen, er ist zwar auch älter geworden aber sonst war er immer noch der selbe. Im Gegensatz zu Roman. Er war nunmal jetzt anders. Ob das Blue einsehen würde? Aber jetzt musste er Blue erstmal antworten. Roman schüttelte entschuldigend den Kopf. "Ich will mich erstmal noch etwas ausruhen." Blue sah Roman nicht sehr begeistert an aber akzeptierte die Entscheidung seines besten Freundes.
 

~
 

Die beiden Jungs redeten noch über dies und das. Roman kam Stück für Stück zurück ins Leben und für ein paar Minuten vergaß er tatsächlich was vorgefallen war.
 

Blue erzählte gerade irgendwas belangloses als Roman merkte das sie nicht den Weg zu seinem Zuhause einschlugen. Verwundert runzelte er die Stirn und hielt seinen Freund am Arm fest. "Wo gehen wir hin?" Fragte Roman. Der braunhaarige Junge drehte sich zu ihm um. Er sah bedrückt und ertappt aus. "Es ist so, dass Haus von deinem Vater... Naja..."
 

"Bitte sag nicht, es wurde zerstört!" Unterbrach Roman seinen Freund mit Schrecken in der Stimme. Klar, es war nur ein Haus aber es war das einzige was von seinem Vater übrig geblieben war. Blue schüttelte energisch den Kopf. Gott sei dank.
 

"Es wurde nicht zerstört, Roman. Aber deine Krankenhauskosten waren schrecklich hoch und..." Blue brach ab, anscheinend schaffte er es nicht die Worte über seine Lippen zubringen und Roman wurde klar was er sagen wollte. Das Haus seines Vaters wurde verkauft um seine Krankenhauskosten zu bezahlen. Roman hätte ausrasten können. Er ballte seine Hände zu Fäusten aber schluckte die Wut hinunter, da Blue nichts dafür konnte. Um sich zu beruhigen fuhr er sich durch sein zerzaustes Haar.
 

"Wo soll ich denn jetzt wohnen?" Blues Blick erhellte sich etwas, da er wahrscheinlich froh darüber war das Roman nicht ausrastete. "Ich hab dir eine Wohnung im Ostviertel besorgt und bevor du was sagst, lass mich erst die Vorteile aufzählen." Auf die Vorteile war Roman wirklich gespannt, immerhin war das Ostviertel dafür bekannt, das es viele Chakra Angriffe hatte. Andererseits wurde Roman von Chakras angegriffen wobei er im sichersten Viertel gelebt hatte. Was hatte das also schon für eine Bedeutung, wo man wohnte.
 

"Also.." Fing Blue an und lief den Bürgersteig weiter entlang. Roman folgte ihm bereitwillig. Immerhin hatte sein Freund sich darum gekümmert, wo er wohnen könnte.
 

"Die Wohnung ist wirklich günstig und man kommt von da aus schnell zur Schule kommen." Erzählte sein bester Freund. "Außerdem ist es dort in letzter Zeit viel sicherer geworden." Fügte Blue hinzu. Die Straßen wurden langsam immer breiter und der Verkehr dichter. Im Ostviertel lebten viele mit nicht so viel Geld. Roman würde wohl jetzt auch dazu gehören. Dadurch das sein Vater bei der Sondereinheit für Chakras der Polizei gearbeitet hatte, hatten sie ein gutes Einkommen gehabt und Roman musste sich um nichts sorgen. Wahrscheinlich müsste er sich nun einen Job suchen. Blue und Roman überquerten eine dichtbefahrene Straße, sie war so dichtbefahrene das man ohne eine Ampel gar nicht drüber kommen würde.
 

"Ähm..." Machte sich Blue bemerkbar und Roman wurde klar das er wohl noch nicht fertig war über die Wohnung zu berichten. "Es gibt leider doch einen kleinen Hacken an der Wohnung." Sagte Blue. "Der wäre?" Fragte Roman mit einem Stirnrunzeln. Schlimmer könnte es ja schon nicht mehr werden, fand Roman. "Du hast einen Mitbewohner." Platzte es seinen Freund raus, als würde es besser sein wenn er es schnell sagen würde. Quasi wie ein Pflaster was man schnell abzieht, damit es nicht so weh tat. Romans sowie so schon schlechtere Laune sank in die absoluten Tiefe. Einen Mitbewohner? Darauf hatte er echt überhaupt keine Lust. Blue schaute ihn ängstlich von der Seite an, er erwartete wahrscheinlich schon einen Ausraster von Roman. Aber er hatte keine Energie dafür. Stattdessen seufzte Roman tief und ermüdend. "Erstmal wird das wohl gehen." Sagte er. "Danke das du dich um eine Wohnung für mich gekümmert hast, Blue." Schob er noch hinter her und nickte seinem Freund dankend zu. Blue lächelte. "Gerne. Ach übrigens, du wohnst jetzt auch näher bei mir." Verkündete er freudig. Stimmt, Blue wohnte im Nordostviertel, was die bessere Variante des Ostviertels war. Vorher war es immer schwer sich zu treffen, weil Romans Zuhause im Westviertel lag. Wobei der Schwarzhaarige gerade nicht das Bedürfnis verspürte sich zu treffen, war er dennoch froh darüber.
 

~
 

Blue verabschiedete sich schweren Herzens von seinem besten Freund. Er fragte sogar nochmal ob Roman und er nicht doch noch was unternehmen sollten aber Roman lehnte dankend ab. Nun stand Roman alleine vor seiner neuen Behausung. Ein Hochhaus mit sieben Stockwerke. Blue hatte gesagt er würde in der fünften Etage wohnen. Roman richtete sein Blick noch oben und suchte die fünfte Etage. Da war sie. Ein leuchtendes Fenster zeigte ihm das sein Mitbewohner wohl da war. Wie er wohl sein wird? Hoffentlich nicht zu aufdringlich... Dachte Roman im Stillen. Eine andere Frage flog ihm in den Kopf: Hatte Blue ihm von seiner künstlichen Seele erzählt? Nein, sowas würde Blue nicht ohne seiner Erlaubnis tun. Ein kalter Wind huschte durch die Wohngegend. Die Wind pfiff durch die vielen Hochhauswände die hier im Ostviertel nicht selten waren. Roman sollte nicht länger hier draußen rumstehen, denn es wurde langsam dunkel und immer kälter. Also schritt er entschlossen dem Eingang des Hauses entgegen. Der Schlüssel klackte im Schloss und Roman trat in sein neues Zuhause ein. Das automatische Licht begrüßte ihn schon hellstrahlend. Nachdem seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, irgendwie war er total lichtempfindlich geworden, ging er zu dem großen Aufzug. Die Tür des Lift öffnete sich zischend und Roman trat ein. Der Aufzug schoss nach oben, nachdem er die 5 gedrückt hatte. Oben angekommen stieg er wieder aus dem Aufzug aus und ging auf die Wohnung zu die ab nun ihm gehören würde. Jedenfalls zur Hälfte. Auch hier passte der Schlüssel ins Schloss, wobei Roman ja irgendwie gehofft hatte das Blue ihn nur ein Streich gespielt hätte. Aber nein, dies war wirklich sein neues Zuhause. Er öffnete die Tür und betrat die Wohnung. Drinnen war es wie eine typische Studentenwohnung eingerichtet. Nichts besonderes aber trotzdem ganz gemütlich. Ein langer Flur mit Abzweigungen erstreckte sich vor Roman. Sein Blick schweifte eine ganze Weile über die Dinge die in dem Flur standen. Ein Schuhregal, eine Garderobe und Fotos an den Wänden. Jemand summte ein Lied vor sich hin. "Hallo?" Rief Roman, er wollte seinen Mitbewohner nicht zu tote erschrecken. Als keine Antwort kam entschied er sich in die Richtung zu gehen, aus der das gesummte Lied kam und wo auch ein Licht brannte. Auf dem Weg dorthin blickte er auf die Bilder an den Wänden. Das eine zeigte eine Gruppe von Freunden beim feiern, das andere ein Pärchen aber auf keinem Bild war nur eine Person zu sehen. So konnte Roman sich noch kein Bild von seinem Mitbewohner machen. Wahrscheinlich war er der Kerl mit dem Mädchen. Es konnten aber genau so gut ein Freund von seinem Mitbewohner sein. Das Summen wurde lauter. Irgendwie klang die Stimme weiblich. Und tatsächlich musste Roman überrascht feststellen, das ein Mädchen mit langen dunkelbraunen Haaren in der Küche mit dem Rücken zu Roman stand. Sie hatte Kopfhörer im Ohr und schnitt Gemüse zurecht. Deswegen hatte sie Roman also nicht gehört. Er ging weiter und tippte das Mädchen von hinten an. Diese fuhr erschrocken herum und hätte Roman beinah mit dem Messer getroffen. Zum Glück war Roman rechtzeitig zur Seite gesprungen. "Ich bin der neue Mitbewohner!" Rief er schnell und wedelte energisch mit den Armen und Händen, weil das Mädchen Anstalten machte das Messer zur Verteidigung zu benutzen. Ihre Miene entspannte sich langsam. Roman lächelte sie freundlich an. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." Sagte er etwas aufgelöst.
 

Als das Mädchen immer noch nichts sagte, da sie wahrscheinlich immer noch einen Schock hatte, stellte sich Roman vor: "Mein Name ist Ramon Whitehill, mein Freund Blue Morgan hat mir die Wohnung besorgt." Dennoch schaute die Braunhaarige immer noch skeptisch aber kam wohl zu dem Entschluss das Roman die Wahrheit gesagt hatte, nachdem er ihr den Haustürschlüssel vor die Nase hielt.
 

"Ich heiße Elizabeth Storm." Sagte sie mit klangvoller Stimme. Erst jetzt merkte Roman das sie unterschiedliche Augenfarben hatte. Das rechte Auge war eisblau und das Linke grün. Dadurch wirkte sie leicht unmenschlich und bedrohlich. Aber das verschwand sofort nachdem sie ein Lächeln aufsetzte und Roman ihre rechte Hand hin hielt. Der Schwarzhaarige nahm Elizabeth Hand lächelnd an. "Freut mich die kennen zu lernen." Schob er noch hinter her. "Ja, ähm sorry wegen dem Messer." Gab sie als Antwort und zeigte entschuldigend auf das Messer was sie nun auf die Küchenplatte zu den Gemüse gelegt hatte.
 

"Kein Problem." Beschwichtigte Roman lachend. "Wäre ich ein Einbrecher, wäre ich schon über alle Berge." Das brachte seine neue Mitbewohnerin zum Lachen. "Danke." Sagte sie übertrieben freundlich und verbeugte sich als hätte sie ein Theaterstück vorgeführt. Danach herrschte kurze Stille zwischen den Beiden. Roman nutzte sie Zeit um Elizabeth genauer zu betrachten. Ihre braunen Haare lagen ihr wie ein langer Mantel um den Schultern und ihre zwei Augenfarben gaben ihr dieses gewisse Etwas, das man nicht seinen Blick von ihrem Gesicht lassen wollte. Sie strahlte Freundlichkeit aber auch gleichzeitig Gefahr aus. Die Figur von ihr war schmal aber man merkte auch das sie nicht schwach wach. Unterm Strich war Romans Mitbewohnerin eine attraktive junge Frau. Das hätte sein bester Freund wirklich mal erwähnen können. Nicht das es ihm was ausmachte mit einer Frau zusammen zu wohnen aber er wäre doch gerne vorgewarnt gewesen. Dann würde er vielleicht jetzt nicht so merkwürdig gucken und Elizabeth würde sich nicht beobachtet fühlen, denn nach ihrem Blick zu urteilen hat sie seine Blicke bemerkt. Roman entschied sich die Wahrheit zu sagen.
 

"Sorry, ich wusste nur nicht das mein Mitbewohner eine Frau ist." Elizabeth Miene verfinsterte sich. Das hätte sich der Schwarzhaarige schon denken können. "Es ist nur, ich bin etwas überrascht weil Blue nicht mit einem Wort erwähnt hat das du eine Frau bist." Erklärte er schnell beschwichtigend weil er befürchtete, das Elizabeth das Messer wieder ergreifen könnte.
 

Ihm fiel eine andere Frage in dem Kopf. "Sag mal, woher kennst du Blue überhaupt?" Irgendwie hatte Roman die Befürchtung das Elizabeth eine von Blues Frauengeschichten war. "Ich kenne ihn aus der Schule." Antwortete sie ganz ungezwungen. Roman war erleichtert, dann war die Braunhaarige wenigstens nicht schlecht auf Blue zu sprechen.
 

"Blue und ich gehen in die selbe Klasse und wir somit auch." Verkündete Elizabeth. Roman war erst etwas überrascht aber dann fiel ihm wieder ein das er ein halbes Jahr im Koma gelegen hatte. In der Zeit musste Elizabeth zur seiner Schule gewechselt haben. Also nickte Roman. Elizabeth lächelte freundlich zurück. Wieder herrschte kurze Stille zwischen Ihnen. "Ähm. Soll ich dir mal die Wohnung zeigen?" Fragte Elizabeth in die Stille rein. "Gerne." Antwortete er und Elizabeth gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen das er aus der Küche wieder rausgehen sollte. Er befolgte den Befehl und trat wieder in den Flur. Die Wohnung hatte zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer, ein Wohnzimmer und die Küche. Alles sah wirklich ordentlich aus und Roman fragte sich ob Elizabeth das vorher alles alleine bezahlt hatte oder ob es einen Mitbewohner vor ihm gab? Und wenn ja, was ist mit dem davor passiert. Okay Stopp, dass könnte ja alles mögliche sein. Weggezogen wegen einer neuen Arbeitsstelle zum Beispiel. Aber es starben auch viele Menschen wegen Chakras und Roman fragte sich ob der alte Mitbewohner so umgekommen war. Aber vielleicht machte sein Kopf ihm da auch nur Streiche. Doch wer war dann der Kerl neben Elizabeth auf dem Bild gewesen? Roman musste sich ein zweites Mal stoppen. Er musste ja nicht tot sein und auch nicht ihr Mitbewohner gewesen sein. Und trotzdem waren die Gedanken in Romans Kopf.
 

Nachdem Elizabeth Roman alles gezeigt hatte, war er in sein Zimmer gegangen. Er stellte fest das Blue seine Sachen schon hier hergebracht hatte. Das Zimmer war nicht unbedingt klein, eigentlich ausreichend aber wenn man einen anderen Standart gewöhnt war, war das Zimmer doch etwas klein. Trotzdem war das Zimmer so groß, dass eine kleinere Couch, ein dazugehöriger Couchtisch und ein Schreibtisch Platz hatten. Wie gesagt, dass Zimmer war nicht klein aber Roman war was anderes gewöhnt. Sein Vater hatte zu den reichen Leuten gehört. Aber das war nun vorbei. Er musste kurz schlucken. Manchmal hasste er sich dafür, dass er nicht netter zu seinem Vater gewesen war. Roman war kein einfacher Sohn gewesen. Ständig hatte er sich in Schwierigkeiten gebracht und das mit der Gewissheit, dass sein Vater ihm schon da rausholen würde. Das würde nun nicht mehr so sein. Roman warf sich seufzend auf sein Bett und kramte aus seiner Tasche seine Kopfhörer und sein Handy heraus. Als er sich die Kopfhörer aufsetzte und die ersten Takte von irgendein Lied anhörte atmete er tief durch. Es tat gut die Welt abzuschalten. Das erste Lied ging zu Ende und das nächste fing an zu spielen. Ironischerweise handelte der Liedtext von einer apokalyptischen Welt. Na super... Er schaltete schnell ein Lied weiter. "Ach neee nicht das.." Murmelte er vor sich hin. Er schaltete weiter. Aber das nächste war auch nicht wirklich besser, also schaltete er wieder eins weiter. Und noch eines und noch eines. Das wurde ihm dann doch zu dumm. Er riss die Kopfhörer wieder aus seinen Ohren und warf sein Handy auf seine Tasche. Jedenfalls versuchte er das. Natürlich landete das blöde Ding so, das es von der Tasche runterrutschte und auf dem Boden scheppernd aufkam.
 

"Mist!" Entfuhr es Roman. Ärgerlich hievte er sich vom Bett hoch und grapschte blind nach seinem Telefon. Er bekam es zu fassen und legte es diesmal auf dem Nachtisch neben sich. Roman schmiss sich zurück aufs Bett. Er blieb auf dem Rücken liegen und starrte die weiße Decke an. Eine ganze Weile lag er da noch so. Eigentlich wollte er etwas schlafen und er fühlte sich auch müde aber sein Körper brauchte anscheinend kein Schlaf. Kein Wunder wenn man bedenkt das er sechs Monate geschlafen hatte. Dennoch schloss er die Augen, auch wenn es ziemlich krampfhaft war und es sich total falsch anfühlte die Augen zu zuhaben. Er drehte sich auf die Seite. Dann auf die andere. Roman seufzte. Er würde die Nacht wohl kein Schlaf bekommen. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit schlug Roman seine Augen wieder auf und drehte sich zurück auf dem Rücken. Er tastete nach seinem Handy. Blue hatte ihm geschrieben: "Gut angekommen?" Und "Sehen wir uns dann morgen in der Schule oder hast du vielleicht doch noch Lust was zu machen?"
 

Roman legte sein Handy wieder zurück auf den Nachtisch ohne zu antworten. Er wusste das sein bester Freund sich nur sorgte aber er konnte das gerade einfach nicht. Würde er morgen wieder in die Schule gehen? Das kam ihm total unreal vor. Roman würde einfach wir vorher weiter machen und nichts würde sich ändern. Außer halt das sein Vater tot war, er eine künstliche Seele hatte und ab jetzt eine Mitbewohnerin.

Der Wecker klingelte schrill. Roman war am Ende wohl doch eingeschlafen. Wobei es sich nur anfühlte wie einmal Augen zumachen und nach einer Sekunde wieder auf, hatte er trotzdem ganze sechs Stunden geschlafen. Schläfrig fuhr Roman sich durch das Gesicht. Er fischte nach seinem Telefon um den Wecker daran abzustellen. Als er auf das Display schaute runzelte er verblüfft die Stirn. Denn sein Wecker war überhaupt nicht gestellt. Doch woher kam dann dieses unerträgliche laute klingeln? Roman schepperten schon die Ohren, als das klingeln endlich aufhörte. Erleichtert atmete er aus und drehte sich auf die Seite um noch fünf Minuten zu schlafen. Aber es blieb nicht lange ruhig. Plötzlich hörte Roman alle möglichen Geräusche. Einer sang unter der Dusche, ein Wasserkocher pfiff, Schritte halten durch den Wohnblock und alles schien aus dem gesamten Haus zu kommen. Waren die Wände hier so dünn? Fragte sich Roman der schon fast keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, wegen den ganzen Geräuschen um ihn herum. Durch den vielen Geräuschen hindurch vernahm er ein klopfen.
 

"Bist du wach?" Fragte eine Stimme und Roman erkannte, dass das Klopfen von seiner Zimmertür kam und die Stimme zu Elizabeth Storm gehörte. Nachdem er sich auf ihre Stimme und das Klopfen konzentrierte, waren alle anderen Geräusche plötzlich wie weggeblasen. Roman runzelte die Stirn. Stand aber nun aus seinem Bett auf und öffnete seine Zimmertür einen Spalt. Elizabeth stand davor und war schon fix und fertig angezogen. "Morgen." Sagte sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. "Morgen." Grüßte er zurück und versuchte genau so warm zu lächeln aber wahrscheinlicher war es, dass Roman sehr müde aussah und auch klang. "Ich wollte mir gerade Kaffee machen und wollte wissen ob du auch einen haben willst?" Kaffee? Irgendwie konnte Roman noch keine klare Gedanken fassen, er stand ziemlich neben sich und starrte Elizabeth eine ganze Weile verwirrt an. Bis er endlich raus brachte: "Äh ja, dass wäre super." Das Mädchen mit den schwarzen Haaren, die sie heute zu einem Dutt gebunden hatte, nickte und drehte sich um, um Richtung Küche zu verschwinden. "Danke!" Rief Roman schnell hinterher, bevor seine Mitbewohnerinnen denken könnte, er wäre unfreundlich oder so was. Elizabeth blickte zu ihm lächelnd zurück und ging dann in die Küche. Roman selber blieb verpennt an seiner Zimmertür stehen. Er müsste sich fertig machen aber er war gerade noch viel zu müde. Außerdem war ihm der Gedanke immer noch komisch, dass er wieder normal zur Schule gehen würde.
 

Er gähnte und streckte sich einmal. Dann kamen die lauten Geräusche so schnell wieder zurück wie sie vorhin gegangen waren. Schmerzlich verzog Roman sein Gesicht. Er hörte bis hierhin die Kaffeemaschine in der Küche aber gleichzeitig hörte er aber auch die Nachbarn frühstücken. Oder nein, es waren nicht die Nachbarn, es waren die Leute die 3 Stockwerke unter Roman lebten. Er hörte sogar das Kauen. Sein Kopf fing an zu schwirren und schwarze Punkte tanzten vor Romans inneren Auge. Seine Sicht wurde langsam verschwommen und der Lautstärkepegel stieg nochmal an. Roman sah den Boden schon immer näher kommen als er im Augenwinkel Elizabeth war nahm, die zu ihm hineilte. Sie ergriff seinen Arm und hielt Roman auf den Beinen. Zu den vielen Geräuschen kam plötzlich noch ein schreckliches Hungergefühl dazu und Romans Augen brannten. Was war nur los mit ihm?
 

~
 

Ein leichter Wind huschte über Romans Haut. Es fühlte sich an, als würde der Wind ihn trösten wollen. Die angenehme Dunkelheit die er während seines Komas immer gespürt hatte, war wieder da und umarmte Roman wie eine Mutter ihr Kind. Aber er wusste, so konnte es natürlich nicht bleiben. Wobei er sich so gerne fallen lassen würde. Dann würde nichts mehr weh tun.
 

Ein beißender Geruch trug der gerade noch angenehme Wind heran und Roman spürte wie sein Körper zurück kehrte. Nun war der Wind ein kalter und beißender Sturm. Roman fröstelte. Er kniff die Augen noch stärker zusammen, wobei sie schon zu waren. Vielleicht könnte er so zurück in die Dunkelheit kehren. Doch es half nichts. Er schlug die Augen auf und blickte in dunkle Regenwolken die mit schneller Geschwindigkeit über ihn hinwegzogen. Der Wind pfiff. Er verstand erst gar nicht wo er war. Unter ihm spürte er steinernen Boden. Es war diese Art von Boden, der aus kleinen Sternchen bestanden und diese bohrten sich in Romans Rücken wie etwas was unbedingt Aufmerksamkeit von dem Schwarzhaarigen haben wollte. Ein krächzen von einem Rabe war zu hören. Das Rauschen der vollen Straßen. Füße die eilig über den Asphalt huschten. Stimmengewirr. Roman atmete trotzdem erstaunlich ruhig.
 

Ein und Aus. Aus und Ein.
 

„Du bist wieder wach." Trang eine sanfte Stimme an seine Ohren. Die Stimme war fast nur ein Flüstern. Dennoch war sie klangvoll und Roman verstand jedes Wort. Er spürte eine warme Hand die sich zu einem seiner Schulterblätter schob und ihn mit leichten Druck nach oben drückte. Roman übernahm das Aufsetzen dann von selber und blickte danach zu der Person neben sich. Sie sahs in der Hocke. Ihre zweifarbigen Augen betrachteten ihn. Er konnte nicht genau sagen was ihre Augen für Gefühle widerspiegelten. War es Sorge? Angst? Roman schüttelte innerlich den Kopf. Nein, beides war es nicht. Es war doch eher ein wissender Blick. Er erinnerte sich, dass so auch die Ärzte geschaut hatten als Roman aufgewacht war. Seine Mitbewohnerin wusste etwas und es war nichts gutes. Das war sicher. Aber sie sagte nichts. Kein Wort drang über ihre Lippen. Nur ihre zweifarbigen Augen schienen zu sprechen aber leider konnte Roman immer noch nicht lesen, was sie sagten. „Was ist passiert?" Stellte er die dominanteste Frage. Er dachte seine Stimme würde schwach und zitterig klingen aber im Gegenteil. Sie war stark. Stärker als sie je nach seinem Aufwachen war. Elizabeth öffnete ihren Mund und schloss ihn direkt wieder. Sie wusste nicht welche Worte sie wählen sollte, nahm Roman an. Eine ganze Weile war es Still. Außer den Hintergrundgeräuschen des Ostviertels natürlich.
 

„Okay." Sagte Elizabeth so plötzlich, dass Roman fast zusammengezuckt wäre. Das Mädchen mit den braunen Haaren drückte ihre Hände auf ihre Oberschenkel und stand somit auf. Ein paar Strähnen ihres Haars haben sich von ihrem Dutt gelockert und wehten nun in dem eisigen Wind. Sie strich sich die widerspenstigen Strähnen hinters Ohr. Die jedoch anscheinend ihren eigenen Willen besaßen, denn sie fingen an sich wieder im Wind zu wiegen. „Du musst mir eine Frage beantworten." Sie strich sich die braunen Strähnen ein zweites Mal hinter das Ohr. „Sag bitte einfach nur ‚Ja' oder ‚Nein'." Ihr Blick war an den Horizont geheftet, als würde es ihr sehr schwerfallen die Worte zu formen und sie Roman zu sagen. Roman stand in der Zwischenzeit auf. Auch diesmal verschätzte er sich wieder. Er dachte seine Beine würden Pudding sein, aber nein, sie waren kräftig und hielten ihn. Als er aufstand, spürte er zwar jeden Muskel sich bewegen aber es war nicht schmerzlich, sondern sein ganzer Körper sprühte quasi vor Kraft. Für einen kurzen Augenblick durchfuhr ihn ein kribbeln. Er spürte Erleichterung. Sein Körper schien ihm wieder zu gehorchen. Das war in den letzten zwei Wochen ganz anders gewesen. Alles hatte geschmerzt und sein eigener Körper war ihm fremd. Roman erkannte erst jetzt an welchem Ort er war. Es war das Dach des Hochhochs in dem seine und Elizabeth Wohnung lag. Sie musste ihn hier hochgetragen haben.
 

Roman Gedanken brachen abrupt ab, denn ein blaues und ein grünes Auge war nun auf ihm gerichtet. Diesmal wirkte das Blau noch eisiger und das Grün noch strahlender.
 

„Bist du ein Chakra?" Fragte Elizabeth mit ernster Stimme und ihr Blick ruhte auf Roman. In dem Moment wäre Romans Herz gerne zersprungen. Denn er sollte mit ‚Ja' oder ‚Nein' antworten und ihm wurde schlagartig klar das es ein unumstösslicher Fakt war, dass es keine Antwort da zwischen gab.
 

„Nein!" Wollte er Schreien aber sein Mund blieb geschlossen. Vor seinem inneren Auge blitzten die Bilder der Mordnacht seines Vaters wieder auf. Der Chakra hatte in dieser Nacht Romans Seele gefressen. Wütend ballte er seine Hände zu Fausten. Seine Fingernägel gruben sich in seine Haut und er spürte einen kurzen Schmerz aufflackern. Er löste seine Fäuste wieder und versuchte sich krampfhaft zu entspannen. Er wünschte sich er würde sich wieder wie gerade füllen. Erleichtert.
 

Aber das Gefühl kam nicht wieder. Elizabeth Blick bohrte sich langsam in seine nicht vorhandene Seele. Sie würde wohl nicht locker lassen. Aber was würde die Braunhaarige tun, wenn er ‚Ja' sagen würde? Roman huschte mit seinen Augen über ihren Körper. Es schien nicht so, dass sie irgendwo eine Waffe hatte aber er konnte sich natürlich auch irren. Roman ordnete seine Gedanken, jedenfalls versuchte er das. Er ging den Morgen noch einmal durch. Die lauten Geräusche vielen ihn sofort wieder ein und auch gerade konnte er wieder unbeschreiblich gut hören. Solche Symptome hatte er erst heute bekommen. Es musste sich also etwas geändert haben. Plötzlich spürte er eine warme Flüssigkeit an der Stelle seiner Narbe. Die direkt neben seinem Herzen. Dort wo die künstliche Seele war. Wieso spürte er das jetzt erst? Im Nachhinein stellte Roman fest, dass es die ganze Zeit schon da war. Blut. Blut tropfte aus seiner Narbe und rann seinen Körper runter. Panisch griff er an die Stelle der Narbe. Im selben Moment veränderte sich der Blick von Elizabeth. Sie runzelte die Stirn und trat näher an ihm ran. Vorsichtig aber bestimmt knöpfte sie Roman das Hemd halb auf. Nun lag seine Narbe offen da und der Wind der über das warme Blut nun wehte, lies Roman frieren. Er startete sogar ein Versuch Elizabeth Hände von ihm weg zustoßen aber das Mädchen vor ihm gab ihm keine Chance. Sie tastete sich an die Narbe heran und beäugte sie weiterhin Stirn runzelnd. „Was ist das?" Sie schaute weiterhin auf die Narbe. Ihre Hände wurden von seinem Blut rot gefärbt aber das schien ihr nicht wirklich was auszumachen. Froh darum, dass Elizabeth nun eine andere Frage stellte, antwortete Roman: „Mir wurde eine künstliche Seele eingesetzt." Die Finger von Elizabeth diesen die Narbe los und sie schreckte beinah schon davor weg. „Igitt!" Erfuhr es der Braunhaarige. Sie verzog das Gesicht angewidert. „Ihr Menschen seid immer gleich. Anstatt eine wirkliche Lösung zu finden, unterdrückt ihr das Problem einfach." Murmelte sie eher zu sich selber und betonte ‚Problem' dabei ironisch. Ihre Augen schauten hoch zu Roman. Roman selber war etwas verwirrt über die Worte seiner Mitbewohnerin.
 

„Ich bin kein Arzt aber ich bin mir sicher, deine künstliche Seele ist kaputt." Sagte sie und kramte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, welches sie dafür benutzte Romans Blut notdürftig von ihren Fingern zu wischen. Roman hatte keine Ahnung wie er sich nun fühlen sollte. Einerseits machte die Tatsache das seine künstliche Seele zerstört war ihm furchtbar Angst, aber andererseits hatte er auch nicht das Gefühl von vorhin vergessen. Erleichterung. Sein Körper fühlte sich auch ohne diese Erleichterung immer noch stark an. Und das wobei in ihm gerade ein ähnlicher Sturm herrschte wie um ihn.
 

„Du bist also ein Chakra." Elizabeths Stimme holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Irgendwann merkte er wie sein Kopf nickte. Was? Nein! Aber die Wahrheit war nunmal klar. Dennoch wollte sich Roman erst noch etwas dagegen wehren. Aber die Wahrheit war nunmal eine feste Tatsache. Dennoch wollte sich Roman erst noch etwas dagegen wehren. Er hätte aber eigentlich nicht antworten müssen, denn als er verraten hatte, dass er eine künstliche Seele besäßen hatte, war doch eigentlich die Katze schon aus dem Sack. Elizabeth schien aber nicht aufgebracht, verängstigt oder ähnliches. „Bist du...?" Mehr Worte kamen nicht raus, denn er hatte ein Problem das Wort ‚Chakra' zu formen, als würde es es besser machen, wenn man es nicht aussprechen würde. Elizabeth verstand aber was er Fragen wollte und antwortete mit einem: „Ja, ich bin ein Chakra." Bei ihr schien das Wort nicht merkwürdig zu klingen. Wahrscheinlich weil es zu ihr gehörte wie für Roman zu sagen ‚Ich bin ein Mensch'. Aber das war eins mal. Er nickte weil er nichts anderes zu Stande brachte. „Wie lange bist du schon einer?" Fragte die Braunhaarige und beäugte ihn diesmal interessiert. „Sechs Monate." Antwortete er. „Aber ich lag davon fünf Monate und zwei Wochen im Koma." Erklärte er und knöpfte sein Hemd wieder zu welches von seinem Blut besudelt war. Diesmal nickte Elizabeth. Roman fragte sich wie lange sie schon in diesem Zustand war, traute sich aber die Frage nicht laut zustellen. „Ich denke dein Zusammenbruch hattest du wegen deiner künstliche Seele. Sowas ist unnatürlich und kann nur Probleme bringen." Unnatürlich? Wie bitte?! Was war denn daran natürlich eher keine Seele zu haben als eine Künstliche? Roman konnte es nicht fassen wie Elizabeth darüber redete. „Dein Gehör." Sie tippte auf ein Ohr von sich. „Ist nun dreifach so stark als vorher, deswegen musst du es gut kontrollieren können. Sonst brichst du nachher nochmal zusammen." Erklärte Elizabeth als würde sie übers Wetter reden. Das erklärte jedoch einiges. Deswegen hatte er so gut gehört und tat es jetzt auch noch. „Ich hab dich hier hochgebracht weil der Wind sehr beruhigend ist und alle Geräusche dämpft." Erklärte sie weiter. Roman konnte Wiedermal nur nicken. So verdammt verwirrt war er über alles. Eine kurze Stille herrschte bevor Elizabeth Handy piepste. „Mist." Murmelte sie als sie auf das Display schaute. „Die ist von Blue." Sagte sie und schaute von ihrem Smartphone hoch. „Er fragt wo wir bleiben." Seufzte Elizabeth und steckte das Gerät zurück in ihre Jeans. Roman durchfuhr plötzlich ein Angstgefühl. Blue dachte er wäre geheilt. Er dachte sein bester Freund wäre ein Mensch. Zwar mit einer künstliche Seele aber ein Mensch. Doch das war nun nicht mehr der Fall. Eigentlich war es seit sechs Monaten nicht mehr der Fall aber den Gedanken schob Roman mal ganz weit weg. Würde er Blue davon erzählen? Er musste zugeben, er hatte keine Ahnung. Eigentlich vertraute er Blue. Er war sein aller bester Freund seitdem Kindergarten. Aber er vertraute ihm halt nur 'eigentlich'. Doch eine andere Frage blitzte in seinem Kopf auf: Würde Blue ihn noch als besten Freund an sehen, wenn er wüsste was Roman nun war?
 

~
 

Das Schulgebäude lag grau und trostlos umgeben von frierenden Bäumen. Auf dem Schulgelände war schon nichts mehr los, da es schon viertel nach Acht war. Roman und Elizabeth joggten gerade die letzten Stufen zum zweiten Stockwerk hoch. Dort lag ihre Klasse. Den gesamten Weg hatten die zwei kein Wort mehr miteinander gewechselt. Roman wusste einfach nicht was er sagen sollte und Elizabeth ging es anscheinend ähnlich.
 

Die letzte Stufe war geschafft. Nun bogen sie rechts in den Flur ein. Fahles Licht der aufgehenden Sonne schimmerte mysteriös in dem menschenleerem Flur. Roman hörte Lehrer sprechen und Gemurmel von Schülern aber ansonsten war es Still. Elizabeth, die vor ihm gelaufen war, ergriff die Türklinke ihrer Klasse. Doch bevor sie sie runter drückte, drehte sie sich zu Roman und fragte: „Bereit?" Es war schon fast seltsam ihre Stimme zuhören, fand der Schwarzhaarige. Wieso wusste er auch nicht. Vielleicht lag es daran mit was er diese Stimme verband. Die Wahrheit... Die Wahrheit über sich. Die Gewissheit das er ein Chakra war.
 

Roman gelang es zu nicken, wobei er kein bisschen bereit war. Doch dem braunhaarigem Mädchen reichte das und sie drückte die Klinke runter und betritt den Klassenraum. Roman folgte ihr und hielt dabei den Atmen an. Es würde merkwürdig sein, alle seine Mitschüler wieder zu sehen.
 

Der Lehrer, in dem Falle Herr Jackson, blickte auf als die zwei Gestalten den Raum betraten. Er hatte gerade etwas von der Entwicklung der Römer erzählt und hinter ihm baute sich ein wirres Tafelbild auf mit Kringeln, Pfeilen und Stichpunkten. Roman sah schon wie sich eine Augenbraue von Herrn Jackson anfing sich zu heben, als er durchblickte das Roman in der Klasse stand, der Schüler der ein halbes Jahr im Krankenhaus wegen eines Chakras-Angriffes war. Also senkte sich die Augenbraue wieder und er sagte mit förmlicher Lehrerstimme: „Herr Whitehill, willkommen zurück." Roman nickte stumm. Erst wollte er sich ein Lächeln aufzwingen aber dann lies er es doch weil im wieder einfiel wie bescheuert Herr Jackson war. Innerlich schüttelte er sich. Nein, dieser Geschichtslehrer war wirklich keiner der guten Lehrkräfte.
 

Und aufeinander spürte er sie. Die Blicke. Die Blicke seiner Mitschüler und es kam ihn fast so vor, dass er ihre Gedanken hören könnte: „Oh mein Gott, dass er das überhaupt erlebt hat." „Der Arme." „Wie schrecklich." und „Wie war es wohl einen Chakra gegenüber zu stehen."
 

Roman schielte zu Elizabeth die neben ihm am Lehrerpult stehen geblieben war und unbeeindruckt zu Herr Jackson schaute, der nun angefangen hatte ihr deutlich zu machen wie sehr er es nicht duldete das sie ständig zu spät kommen würde. Er wollte sich auf die Standpauke konzentrieren um die Blicke zu vergessen die sich in seinen Körper bohrten aber das gelang ihm überhaupt nicht. Es fühlte sich eher wie ein schrecklicher Albtraum an, wo alle Schüler gruselige zombiemäßige Augen besaßen, die hungrig danach waren alles über Romans Leiden zu erfahren. Er schluckte die aufkommende Panik hinunter und riskierte es zurück zu seinen Mitschülern zu schauen. Ein bisschen Erleichterung machte sich in seine Magengegend breit, denn noch lange nicht alle Schüler starten ihn an. Manche quatschten leise mit den Sitznachbarn, kritzelten irgendwas auf ihren Blöcken oder schauten gelangweilt aus dem Fenster. Roman atmete ganz leise aus. Das war alles nur Einbildung gewesen. Ein Streich seiner Angst. Natürlich schauten tatsächlich welche mit fragenden Blicken zu Roman aber eigentlich war alles wie immer. In einer Welt mit Chakras, waren Mitschüler die mal einen Angriff miterlebten, halt nichts ungewöhnliches. Daraus schloss Roman, dass niemand, oder wenigstens die Schüler nicht, die echte Geschichte kannten. Sehr wahrscheinlich wussten sie nur, dass Roman einen Chakra-Angriff erlebt hatte und verletzt wurden war. Er sollte sich manchmal nicht all zu wichtig vorkommen. Denn im Grunde war er nur irgendein Schüler auf irgendeiner Schule. Dann entdeckte er ein Gesicht was ihm wieder halt in der Realität gab. Blue Morgan hing wie immer kippelnd auf seinem Stuhl in der letzten Reihe und grinste Roman an nachdem er in seine Richtung gesehen hatte. Roman zog einen Mundwinkel hoch. Das war sowas wie ein halbes Lächeln, wenn es sowas überhaupt gab.
 

Herr Jackson war nun endlich fertig mit der Ansprache, die Elizabeth geduldig abgewartet hatte ohne ein Pieps zu sagen. Er gab ihnen das Zeichen, dass sie sich setzen dürften. Elizabeth ging voran. Stolz und überhaupt nicht eingeschüchtert von der Standpauke, schob sie sich auf dem Stuhl neben Romans besten Freundes. Der Schwarzhaarige wollte sich gerade zu den Zwei gesellen, als die Stimme von Herrn Jackson ihn zum Stoppen zwang. „Und Sie, Herr Whithill, kommen in Zukunft bitte auch nicht mehr zu spät." Ja, jetzt war ihm wieder ganz klar: Dieser Lehrer war ein Arsch. Er erwiderte nichts auf die Aussage des Geschichtenlehrers, setzte sich stumm wieder in Bewegung und setzte sich neben Elizabeth. Sobald Roman sich gesetzt hatte, fing Herr Jackson auch schon wieder an über die Römer zu berichten. Keine Ahnung was er über sie erzählte, aber was gab es schon über Römer zu erzählen? Sie haben Kriege geführt, komische Gewänder getragen und die berühmten Römersandaalen erfunden. Roman schaltete komplett ab und bettete seinen müden Kopf in seine Arme die er auf den Tisch als ein Art Kissen geformt hatte. Nun hieß es abwarten und den Tag so gut wie es ging überstehen.
 

~
 

Stunden zogen an Roman vorbei. Er konnte sich an keinen einzigen Unterricht richtig erinnern, denn die meiste Zeit schlief er halb. Er merkte aber das sich Blue und Elizabeth immer wieder nett unterhielten und miteinander scherzten. Anscheinend verstanden sich die beide gut. Roman fühlte sich etwas wie Luft, natürlich wollte er auch gerade Luft sein aber er hatte erwartet das Blue ihn trotzdem irgendetwas erzählen würde. Doch sein bester Freund redete nur mit Elizabeth, die er übrigens Lizzy nannte. Irgendwie hatte Roman das Gefühl, dass Elizabeth die ernste Seite war und Lizzy die lustige, denn sie scherzte und lachte zusammen mit Blue. Andererseits konnte er das nicht sicher sagen, denn im Grunde kannte er seine Mitbewohnerin nicht. Blue kannte sie bestimmt schon besser. Aber eine Sache wusste er, die Blue nicht wusste. Nämlich das 'Lizzy' ein Chakra war.
 

Endlich klingelte es zur großen Pause. Roman atmete erleichtert aus. Nun hatte er den Tag beinah überstanden. Nur noch Deutsch und Sport. Viele Schüler gingen in der großen Pause nach Draußen um sich Essen zu holen, eine zu rauchen oder einfach um sich die Beine zu vertreten. Alle verließen den Klassenraum, außer Elizabeth, Blue und Roman. Nein das war nicht ganz richtig, auf der anderen Seite der Klasse saß ein Mädchen mit braunen langen Locken, die ihre Spitzen in einem sanften dunklen Grünton gefärbt hatte. Sie hatte Kopfhörer im Ohr die die Farbe ihrer Haarspitzen widerspiegelten. Sie wippte unter dem Tisch mit dem Bein, welches sie über das andere gelegt hatte, zum Takt der Musik die sie wohl gerade hörte. Sie kam Roman nicht bekannt vor, zugegeben er kannte die meisten aus seiner Klasse nicht wirklich, dass kam aber auch dadurch das die Klassen jedes Jahr wieder anders eingeteilt wurden. Dennoch kam ihm dieses Mädchen absolut fremd vor. Ihre Augen waren geschlossen und sie schien ähnlich wie Roman komplett abgeschaltet zu haben. „Wer ist das?" Fragte er frei hinaus und unterbrach damit Elizabeth und Blues Gerede über die letzte Mathematikstunde. Beide blickten Roman fragend an. Er nickte in die Richtung des Lockenkopfes. Blue und Elizabeth drehten sich um und dann wieder zurück. „Sie ist vor zwei Wochen hier hergezogen." Erklärte Blue und hatte sein übliches Gesicht aufgelegt, welches er immer hatte wenn er etwas über andere Leute erzählen durfte. Leider war sein bester Freund manchmal eine richtige Klatschtante oder wie er gerne sagte: Informant. „Ihr Name ist Gwen Snow." Seine Stimme wurde ein flüstern: „Sie hat in den ganzen zwei Wochen kein Wort mit jemand gewechselt. Es heißt außerdem, dass sie eine Geisel von Chakras war." Bei dem Wort 'Chakras' wäre Roman beinah zusammengezuckt aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Also nickte er einfach nur. Blue hatte anscheinend nicht weiter Lust über Gwen Snow zu reden, denn er lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. „Wie kommt ihr so zu recht?" Fragte er an ihm und Elizabeth gerichtet. „Gut." Sangen er und sie ihm Chor und lächelnden ein bisschen zu übertrieben. Blue verzog das Gesicht aber lies es Ihnen durchgehen. So wie er sein bester Freund kannte, wird dieser ihn deswegen nochmal privat fragen. Zwischen den Dreien entstand eine Stille. Erst wusste er nicht was er sagen sollte, wobei es schon was zu erzählen gab, zum Beispiel das er nun ein seelenfressendes Monster war. Doch dann fiel ihm die erste Begegnung mit Elizabeth ein. „Als ich gestern in die Wohnung kam, hätte Elizabeth mich fast mit einem Messer erstochen." Erzählte er im humorvollen Tonfall die Geschichte von gestern. Elizabeth sprang darauf an und verdrehte lächelnd die Augen. „Das ist ja wohl ein bisschen übertrieben." Sagte sie. Roman war froh das nun ein normales Gespräch in Gange kam. „Was? Das Messer hat schon meine Nase beinah berührt." Er übertrieb natürlich aber er wollte damit Elizabeth necken. Auch darauf sprang sie wieder an und lachte. „Wieso wolltest du meinen besten Freund erstechen?" Fragte Blue danach leicht erschrocken. „Ich hab Musik gehört und Gemüse geschnitten." Erzählte sie die Geschichte weiter, dabei machte sie pantomimische Bewegungen. „Dann kam Roman rein und ich habe mich schon lange nicht mehr so erschrocken." Endete Elizabeth und lachte wieder. Nun stimmte Blue in das Lachen ein. Auch er musste lachen. Es klappte also doch. Ein normales Gespräch. Er hatte tatsächlich befürchtet, dass es zwischen ihm und seiner Mitbewohnerin nun immer so komisch sein würde. Aber vielleicht würde das doch nicht so sein. Roman nahm ein Geräusch war. Das Schieben eines Stuhls. Er blickte in die Richtung des Geräusches und stellte fest, dass das Mädchen mit den Grünen dunklen Spitzen aufgestanden war. Nun wo sie ihre Augen auf hatte, erkannte Roman ihre Augenfarbe. Sie waren genau so Grün wie ihre Haarspitzen. Sie schob sich fast geräuschlos aus dem Raum. Irgendwas umgab dieses Mädchen. Aber Roman konnte nicht beschreiben was es war und dann war sie auch schon aus dem Klassenraum verschwunden und das Gefühl ebenso. Roman konnte sich das Gefühl, nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Er schloss daraus,nasses nur was belangloses gewesen sein musste. Deswegen beschäftigte er sich nicht weiter mit Gwen Snow, sondern redete noch etwas mit Elizabeth und Blue.



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