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Per Anima Familiare

von

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Prolog: Mein Name ist Kieran Lane.

Zu Beginn war der Mann nett gewesen. Er hatte ihr Süßigkeiten angeboten, sofern sie gewillt wäre, ihm zu folgen und das war sie gewesen. Natürlich, von ihren Eltern war ihr beigebracht worden, nicht mit Fremden mitzugehen, besonders nicht mit solchen, die keine Menschen waren – aber sie war ja wirklich davon ausgegangen, dass dieser Fremde ein netter Mann und ein Mensch sei.

Erst als sie bereits von der Polizei in die Enge getrieben worden waren und auf dem Dach eines Hochhauses in der Falle saßen, hatte er sich als Dämon zu erkennen gegeben. Unter dem Hut war kein langsam ergrauendes Haar zu sehen, sondern grüne Schuppen und hinter dem Schal waren keine Lippen, sondern trockene Haut, die sich über die scharfen Zähne spannten. Auch die rasiermesserscharfen Klauen waren ihr vorher nicht aufgefallen.

Nun saß sie auf dem Dach, dieses Hauses, lange nachdem die Sonne untergegangen war. Grelle Scheinwerfer waren vom Boden aus auf sie gerichtet, die Polizisten, Presse und auch Schaulustige waren darum versammelt, die Köpfe in den Nacken gelegt. Hin und wieder klangen undeutlich die Worte eines Polizisten durch ein Megafon zu ihnen hoch, aber der Hubschrauber, der über ihnen kreiste, übertönte die Worte, ein Scheinwerfer zeigte deutlich ihre Position. Das nutzten die Männer auf dem Dach, das ihnen am nächsten war, um mit Gewehren auf den Dämon zu zielen. Bislang drückte aber keiner von ihnen ab, genausowenig wie ihr Entführer irgendetwas tat.

Sie verstand nicht, worauf er überhaupt wartete, was er sich von dieser Situation erhoffte, aber sie wusste zumindest, dass ihr langsam kalt wurde.

„Ich will nach Hause“, sagte sie leise.

Sie weinte nicht, weil sie tapfer sein wollte. Auch wenn sie wusste, dass kleinen Kindern schlimme Dinge geschahen, war sie überzeugt, dass es sie nicht treffen könnte. Zumindest nicht, wenn es um einen Dämon ging.

In dem Moment, in dem sie das dachte, landete plötzlich jemand bei ihnen auf dem Dach. Der Mann war aus dem Hubschrauber gesprungen und wandte sich ihnen nun zu. Die dunkelblaue Uniform wirkte im grellen Licht fast so schwarz wie das Haar des Mannes, das sein linkes Auge verdeckte, während das rechte aufmerksam musterte, was vor sich ging.

Während er sich ihr und dem Dämon zuwandte, entfernte sich der Hubschrauber wieder ein wenig vom Dach, behielt den Scheinwerfer aber auf sie gerichtet.

„Komm nicht näher!“, schrie ihr Entführer dem Fremden entgegen.

Dieser ließ sich davon nicht beeindrucken, aber er näherte sich ihnen auch nicht weiter. „Mein Name ist Kieran Lane. Ich komme aus Abteracht und bin hier, um mit dir über deine Straftat zu sprechen, bevor es schlimmer wird.“

Der Dämon knurrte abwehrend und zog das Mädchen näher zu sich. Die Klauen bohrten sich dabei ein wenig in ihre weiche Schulter, so dass Blutstropfen ihr weißes T-Shirt einfärbten.

Kierans Blick verfinsterte sich, als er das sah. Aber er konzentrierte sich rasch wieder auf den Dämon selbst. „Du solltest mein Angebot lieber nicht ausschlagen, wenn dir etwas an deinem Leben liegt. Ich kann nicht dafür garantieren, wenn du sie jetzt nicht gehen lässt.“

„Niemals!“

Mit einem wilden Schrei stürzte der Dämon sich auf Kieran. Dieser wich dem Angriff aus, direkt danach erschien eine Klinge aus Licht in seiner Hand, wie das Mädchen fasziniert beobachtete.

Allerdings kam es nicht dazu, den Kampf zu beobachten, da es plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Als das Mädchen den Kopf wandte, blickte es direkt in ein lächelndes Gesicht. Die weiße Haut des weiblich anmutenden Wesens war viel zu hell, um menschlich sein zu können, die spitz zulaufenden Ohren standen aus dem langen rosafarbenen Haar hervor, dazu trug sie zwei lilafarbene Blüten im Haar, ihre grüne Kleidung wurde durch Efeuranken ergänzt.

Dieses Wesen war kein Feind, wie sie bemerkte. Sie legte ihren Finger an ihre Lippen, damit das Mädchen still war, worauf dieses nur stumm nicken konnte.

Vorsichtig brachte sie das Mädchen zu einem Hubschrauber, wo es von einem uniformierten Polizisten in die Luft gehoben und auf einem Sitz platziert wurde. Dann gab er dem Piloten ein Zeichen mit dem Daumen, worauf der Hubschrauber sich von dem Dach entfernte.

Das letzte, was sie von dem Kampf sehen konnte, war, wie Kieran den Dämon mit unzähligen Ranken auf dem Dach fesselte.

Kurz darauf fand sie sich bereits in den Armen ihrer Mutter wieder, die sie schluchzend an sich drückte. Blitzlichter von Kameras flammten immer wieder auf und blendeten sie, unzählige Stimmen strömten auf sie ein, weswegen sie nichts verstehen konnte.

Erst als Kieran plötzlich ebenfalls neben ihnen stand, verstummte die Menge. Er lächelte dem Mädchen kurz zu, ehe er sich an die versammelte Presse wandte, die wie gebannt auf seine Aussage wartete. Er legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen, stellte sich vollkommen aufrecht hin und räusperte sich noch einmal, ehe er sprach: „Der Dämon wurde eingefangen und die Geisel befindet sich in Sicherheit – die Situation ist hiermit unter Kontrolle.“

Kapitel 1: Das war kein Auftritt.

Kieran wollte gerade in sein Sandwich beißen, als die Tür zum Aufenthaltsraum mit Schwung aufgeworfen wurde – und er wusste sofort, um wen es sich dabei handelte.

„Hey, Kieran~“, flötete Faren fröhlich und setzte sich ungefragt neben ihn. „Störe ich beim Essen?“

„Wie kommst du nur darauf?“ Kieran ließ das Sandwich wieder auf den Teller sinken.

Tadelnd blickte er Faren an, doch den braunen, vor Aufregung glitzernden Augen und dem strahlenden Lächeln konnte nicht einmal er lange wütend sein.

„Also von mir aus kannst du ruhig weiteressen“, sagte Faren unbekümmert, dabei fuhr er sich mit der Hand durch das schulterlange braune Haar. „Ich quatsche dich auch so einfach zu. Und du kannst auch mit vollem Mund mit mir reden.“

Eigentlich wollte Kieran widersprechen, aber er wusste, dass es nichts brachte. Also gehorchte er seinem knurrenden Magen, hob das Sandwich wieder und biss hinein. Ihm blieb aber, wie üblich, keine Zeit, den Geschmack zu genießen, da Faren direkt weitersprach: „Jedenfalls war dein letzter Auftritt richtig cool und aufregend.“

„Das war kein Auftritt“, erwiderte Kieran, nachdem er geschluckt hatte, da er sich nach wie vor weigerte, mit vollem Mund zu sprechen. „Das war ein kleines Mädchen in den Fängen eines gefährlichen Dämons.“

„Und du hast es gerettet“, stimmte Faren zu, ohne dabei zu verstehen, was Kieran eigentlich hatte sagen wollen.

Aber vielleicht interessierte ihn auch einfach nicht, worum es Kieran ging, genausowenig wie es diesen interessierte, worum es Faren ging. Jener war immerhin der PR-Manager von Abteracht, vielleicht war es dann wichtig, solche Dinge auszublenden und sich ganz auf die möglichen Schlagzeilen zu konzentrieren.

„Jedenfalls“, fuhr Faren fort, „toller Auftritt, gewohnte Diskussion und die unausweichliche Frage: Hast du noch etwas dazu zu sagen?“

Statt das zu tun, wandte Kieran demonstrativ den Blick ab. Auch das war wie immer.

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Faren schmunzelte und fast glaubte er, dass sein Freund diese Reaktion bereits erwartet hatte. Vielleicht sollte er irgendwann einmal anders reagieren, damit Faren nicht immer derart schmunzelte. Oder er würde dann erst recht schmunzeln. Oder ihn auch noch umarmen. Und darauf konnte er erst recht verzichten.

Um nicht zu sehr unter Druck gesetzt zu werden, blickte Kieran zum Fenster. Der Baum davor wog sich im Wind, die Äste waren bereits kahl und standen schwarz vor dem blauen Himmel, der darüber log, dass es kühl geworden war. Es war einer der letzten sonnigen Tage im Oktober, die aber nicht darüber hinwegtäuschen konnten, dass der Sommer lange vorbei war und erst nächstes Jahr wiederkommen würde. Bald fingen allerdings die Herbststürme an und brachten ihm damit wieder mehr Arbeit.

„Hey~.“ Faren lenkte sofort die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Bald ist Halloween~. Hast du schon was für den Tag vor?“

„Nein.“ Aber ihm stand auch nicht der Sinn danach, irgendeine Halloween-Party zu besuchen, so eine, von denen Faren oft im Nachhinein erzählte. „Ich wollte an dem Tag ein wenig schlafen.“

Die meisten Leute, die an Geister und Dämonen glaubten, waren der Überzeugung, dass Halloween einer jener Tage war, an denen schauderhafte, unmenschliche Kreaturen auf Erden wandelten. Aber die Wahrheit war, dass es ein ganz normaler Tag für Dämonenjäger war – jedenfalls für jene, die sich nicht für Verkleidungen oder Feiern interessierten. Und beides war Kieran schon als Kind gleichgültig gewesen.

Faren hatte aber ganz andere Pläne: „Willst du dann nicht mit mir eine Party besuchen? Nur eine kleine. Das wird bestimmt nett.“

„Ich verzichte dankend.“

„Aber die Party ist hier in Abteracht.“

Die Dämonenjäger von Cherrygrove waren vereint in einer Organisation, die ihr Hauptquartier Abteracht nannte. Viele hatten bereits gerätselt, was dieser Name bedeuten sollte, aber niemand war bislang darauf gekommen, auch Faren nicht, und auf jedes Nachhaken lächelte die Anführerin, Cerise, nur geheimnisvoll. Kieran mochte den Namen einfach, weil er besonders war, selbst wenn er keine Bedeutung besaß.

Kieran nahm einen weiteren Bissen, machte mit seinem ausführlichen Kauen deutlich, dass er dieses Gespräch eigentlich gar nicht führen wollte. Farens Blick blieb dabei lauernd auf ihn gerichtet. Aber schließlich musste auch er schlucken. „Ich wusste nicht, dass es hier eine geben wird. Seit wann steht das fest?“

Die Information war trivial und irrelevant, da sie nichts an seiner Entscheidung, nicht zu gehen, ändern könnte, aber vielleicht, so hoffte er, brachte er Faren damit aus dem Tritt. Dieser schien aber gerade erst in Fahrt zu kommen: „Seit gerade eben. Cerise und Parthalan haben beide zugestimmt.“

Cerise war die Gründerin und damit Anführerin der Dämonenjäger von Abteracht. Ihr jugendliches Aussehen, das sie, angeblich, bereits seit über einhundert Jahren besaß, machte sie zu einer ganz außergewöhnlichen Jägerin – und ihr Verhalten tat den Rest.

Parthalan, der Vizeanführer, befand sich gerüchteweise im selben Alter, sah aber ebenfalls wesentlich jünger aus, war vom Charakter her aber das genaue Gegenteil.

Genau deswegen ergänzten sie sich wohl auch so gut und schafften es, Jahr um Jahr, Abteracht straff organisiert und dennoch wie eine große Familie zu halten. Kieran war immer wieder erstaunt, wenn er darüber nachdachte.

„Also?“, fragte Faren. „Kommst du? Seline und Russel werden auch da sein.“

Warum auch immer er glaubte, dass die Anwesenheit der beiden ein Argument für ihn sein könnte. Vor allem hatte er sich ohnehin gedacht, dass das Wunderkind Seline und ihr Freund da sein würden, sie waren auch wesentlich feierfreudiger als er.

Aber Faren nahm ein Nein nicht als Antwort, also ergab Kieran sich vorläufig: „Ich überlege es mir.“

Das bedeutete zwar auch Nein, aber vielleicht gab sein Freund sich damit erst einmal zufrieden.

Tatsächlich lehnte er sich zurück und beobachtete Kieran dabei, wie dieser weiteraß. Erfreulicherweise gönnte er ihm drei Bissen, dann seufzte er aber selbst bereits. „Willst du noch etwas? Hast du nichts zu tun?“

„Ich warte darauf, dass Alraune dir sagt, dass du zu der Feier gehen sollst.“

Kieran erstarrte augenblicklich in seinen Bewegungen. Alraune war seine Familiar, jeder Jäger von Abteracht bekam einen solchen Geist, der etwas aus seinem Inneren widerspiegelte. In Kierans Fall glaubte er allerdings oft an eine Verwechslung. Er mochte Alraune, fraglos, aber sie war vollkommen anders als er. Gut gelaunt, liebevoll zu Kindern und sie mochte eigentlich so ziemlich jeden, egal wie Kieran zu dieser Person stand. Einen besonderen Narren hatte sie dabei an Faren gefressen, vermutlich weil er genauso gut gelaunt war wie sie.

„Mir ist egal, was Alraune dazu sagt“, erwiderte Kieran bereits und war froh, dass Familiare tagsüber zu schlafen neigten, damit sie ihre Meinung dazu nicht abgeben konnte. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“

Auch wenn es sehr schmerzhaft werden konnte, sich gegen den Wunsch eines Familiar zu wehren, je nachdem, wie eng der Kontakt zwischen Jäger und Familiar war. Kieran war zwar noch nicht in den zweifelhaften Genuss dieser Schmerzen gekommen, aber er hatte es bereits bei anderen miterlebt und das genügte ihm vollkommen.

Mit einem lauten Seufzen verschränkte Faren die Arme hinter seinem Kopf und blickte zur Decke hinauf. „Manchmal wünschte ich, du würdest öfter auf sie hören. Die Gute weiß genau, was dir fehlt. Genau wie ich~.“

„Und was fehlt mir, deiner Meinung nach?“

„Du musst mal ein bisschen lockerer werden.“ Faren schmunzelte, den Blick immer noch zur Decke gerichtet. „Du bist so steif, ich hab schon Anfragen von Journalisten bekommen, ob das Training nicht vielleicht doch Unmenschen aus euch macht.“

Kieran kannte die Kontroversen, denen Abteracht in der Öffentlichkeit ausgesetzt war. Sicher, man freute sich darüber, dass die Dämonenjäger über die Stadt wachten, aber man beäugte doch sehr misstrauisch die Aufnahme von Schülern, die gerade vierzehn Jahre alt geworden waren. Es sei viel zu früh, um sie für einen Kampf vorzubereiten, sagten sie, ohne dabei zu beachten, dass die Kampfvorbereitung erst mit sechzehn begann. All jenen, die in diesem Alter doch kein Interesse an der Dämonenjagd hegten, stand es frei, die Schule mit einem angesehen Abschluss zu verlassen oder in den Innendienst zu wechseln. Immerhin gab es genug interne Stellen, die besetzt werden mussten, wie etwa der des PR-Managers, den Faren gerade innehatte.

„Warum verhinderst du nicht auch, dass ich interviewt werde?“, fragte Kieran. „Du weißt, dass ich schlecht in so etwas bin.“

„Ganz und gar nicht.“ Faren verschränkte die Arme nun vor seinem Körper. „Du bist sogar richtig natürlich, aber du bist dummerweise natürlich steif.“

Faren war nicht der erste, der ihm das sagte, deswegen hatte er schon lange aufgehört, sich über derartige Aussagen zu ärgern. Stattdessen zuckte er nur mit den Schultern und steckte den Rest seines Sandwiches in seinen Mund. Noch im Kauen erhob er sich bereits, um dieser Situation endlich zu entkommen, aber Faren kam ihm bereits zuvor. Er sprang von seinem Stuhl auf. „Also komm! Du musst ja nicht die ganze Nacht dort bleiben. Es reicht, wenn wir ein Bier zusammen trinken, dann nerve ich dich auch nie wieder, versprochen.“

Kieran quittierte diese Worte nur mit einem Augenrollen und wandte sich zur Tür – die in diesem Moment bereits geöffnet wurde. Kaum erblickte Kieran die Person, die hereinkam, salutierte er vor ihr.

„Steh bequem“, sagte Cathan lächelnd. „Du musst mich nicht andauernd wie einen Befehlshaber behandeln. Habe ich dir das nicht oft genug gesagt?“

Kieran nickte und entspannte seine Körperhaltung wieder. „Ziemlich oft jedenfalls, Papa.“

Viele sagten, er sähe Cathan wirklich ähnlich, aber Kieran glaubte, dass sie das nur aus Höflichkeit sagten. Er besaß jedenfalls nicht das kantige Gesicht und den kräftigen Körperbau seines Vaters, der verriet, wie lange er bereits als Jäger arbeitete und wie erfolgreich er war. Nicht einmal ihr entschlossener Blick glich sich, fand Kieran, wenn er sich im Spiegel mit Cathan verglich. Lediglich ihre schwarzen Haare deuteten auf eine Verwandtschaft hin.

„Ich habe gehört, es gab wieder Beschwerden wegen deines Auftritts“, sagte Cathan.

Kieran rollte mit den Augen. „Das war kein Auftritt, es war ein Rettungseinsatz.“

Sein Vater tippte ihm gegen die Stirn. „Und das danach?“

„Ich wollte nur, dass die Menge sich wieder zerstreut, dazu braucht es ein abschließendes Statement.“ Kieran wischte die Hand seines Vaters beiseite. „Ich dachte nicht, dass ich Abteracht damit in Schwierigkeiten bringe.“

Er verstand ohnehin nicht, was diese ausführliche Kritik an ihnen immer sollte. Immerhin beschützten sie die Stadt vor Dämonen und riskierten nicht selten ihr Leben dabei. Ein wenig Misstrauen konnte er ja verstehen – aber derart viel?

„Es geht ihnen nur um das Alter“, erklärte Cathan, als er bemerkte, dass sein Sohn sich wieder mit diesem Thema beschäftigte. „Würden wir das Alter hochsetzen, auf achtzehn Jahre, so wie in der Armee, kämen sicher keine Beschwerden.“

Dabei durfte nicht einmal jeder Dämonenjäger werden, es gab also auch gar nicht die Gefahr, dass es dann zu einem Massensterben von Rekruten kommen könnte. Aber dennoch wurde sich beklagt.

„Ich würde ihnen ja sagen, dass es gewisse Gründe gibt“, warf Faren ein, „aber ihr lasst mich ja nicht.“

Cathan blickte ihn streng an. „Natürlich nicht. Das sind Interna, die niemanden da draußen etwas anzugehen haben. Und jetzt kümmere dich lieber um deine Arbeit. Als ich an deinem Büro vorbeikam, hörte ich zig Signaltöne für neue E-Mails.“

„Upps~.“

Mit einem schelmischen Grinsen entschuldigte Faren sich bei den beiden und verließ dann hastig den Aufenthaltsraum. Als sich die Tür hinter ihm schloss, entstand ein Luftzug, der alle Zettel auf dem schwarzen Brett direkt daneben zum Schwingen brachte.

Für einen kurzen Moment konzentrierte Kieran sich auf die unzähligen Blätter, auf denen hauptsächlich Ankündigungen für Feiern standen, seien es private Geburtstagsfeiern oder organisationsweite Feste, die selten genug vorkamen. In der letzten Zeit hatte es nicht viel zu feiern gegeben.

Cathan atmete tief durch und dabei schien es, als fiele die Aura der Unnahbarkeit von ihm ab. Er wurde endlich wirklich zum Vater und nicht zum Befehlshaber. Kieran widmete ihm seine Aufmerksamkeit. „Möchtest du noch etwas von mir?“

Das fragte er lieber vorsichtshalber, bevor er bereits halb zur Tür draußen war. Tatsächlich nickte Cathan darauf. „Faren hat dir bestimmt von der Halloween-Part hier in Abteracht erzählt.“

Er wusste bereits, wie das Gespräch enden würde, als er das bejahte und er wurde nicht enttäuscht: „Ich möchte, dass du dort auch hingehst. Nein, bevor du protestierst, hör mir bitte weiter zu. Ich sage ja nicht, dass du lange bleiben sollst. Aber es kann dir nicht schaden, dich mal auf Festen zu amüsieren.“

„Für mich haben Feste nicht wirklich etwas mit amüsieren zu tun.“

Den darauf folgenden Blick von Cathan kannte er bereits zur Genüge. Er fragte sich gerade, wie Kieran sein Sohn sein konnte, war er selbst doch immer äußerst feierwütig gewesen. Aber Kieran hatte eben seinen eigenen Kopf und der hatte dafür keinen Sinn.

„Du solltest trotzdem kommen“, fuhr er fort. „Denk daran, dass du mit all diesen Leuten zusammen kämpfen musst. Du musst bereit sein, jederzeit dein Leben in ihre Hände zu legen und sie auch in deine. Dafür ist es unerlässlich, dass ihr mehr Zeit miteinander verbringt, als die fünf Minuten bei den Einsatzbesprechungen oder die während den Einsätzen.“

Kieran fragte sich, wie es helfen sollte, wenn sie alle sich kostümiert betranken, aber er hakte nicht nach. Diese Diskussion führten sie nicht das erste Mal, deswegen war es unsinnig, jedes Argument immer wieder auszugraben. Er konnte ohnehin nicht gewinnen, also sparte er sich das lieber.

„Ich werde es mir überlegen“, sagte er. „Ich meine es ernst.“

„Mehr verlange ich auch gar nicht.“ Cathan wirkte überaus zufrieden und wandte sich von Kieran ab.

Dieser nahm das als Zeichen, dass er endlich gehen dürfte. Doch gerade als er seine Hand auf die Türklinke gelegt hatte, ließ Cathans Stimme ihn noch einmal innehalten: „Und denk bei deinem nächsten Auftritt daran, auch mal ein wenig zu lächeln, wenn das Ergebnis so gut ist.“

Kieran öffnete die Tür und hoffte, damit das Knirschen seiner Zähne unterdrücken zu können. Kurz bevor er sie hinter sich wieder schloss, erwiderte er: „Das war kein Auftritt.“

Dann ließ er die Tür mit einem äußerst wohltuenden Knall ins Schloss fallen.

Kapitel 2: Danke, Alraune.

Kieran mochte die Nacht. Nicht wegen der Dunkelheit, die nur notdürftig von dem elektrischen Licht der Menschen verdrängt wurde, um sich umso finsterer jenseits davon zu sammeln. Auch nicht aufgrund der Tatsache, dass dann weniger Menschen unterwegs waren. Nein, es war die Jagd auf die Dämonen, die dann begann, und die dafür sorgte, dass er sich lebendig fühlte. Wenn das Adrenalin durch seine Adern pumpte, er jede Bewegung des Feindes wie in Zeitlupe wahrnahm, dann lebte er wirklich, dann war er in der Lage, seinen Lebenszweck zu erfüllen.

Die ihn ausbremsenden Einsatzbesprechungen im Vorfeld störten ihn jedoch jedes Mal aufs Neue.

„Es kam zu Dämonensichtungen im Planquadrat A2, C3 und E1.“ Selines Stimme klang so mechanisch wie eh und je, wann immer sie diese Besprechungen leitete. „Also ist der beste Kurs, dass wir uns aufteilen.“

Das blaue Leuchten des Bildschirms verschmolz mit dem Blau ihrer Augen, während sie auf das Display starrte. Ohne dass einer der anderen beiden etwas sagte, tippte sie etwas auf der Tastatur, das ihre Entscheidung bereits bestätigte. Ein sich stetig drehender Kreis erschien neben ihrer Eingabe, sie mussten also nur noch warten, dass Abteracht zustimmte.

„Die Dämonenschwemme lässt sich dieses Jahr viel Zeit“, kommentierte Russel, während er seine Brille zurechtschob. „Letztes Jahr hatten wir um diese Zeit im Oktober schon viel mehr Feinde auf den Straßen.“

Kieran hielt die Arme vor der Brust verschränkt und antwortete nicht. Allerdings bemerkte er es auch. Vor einem Jahr hätten die Bäume in diesem Park sich im Wind gewogen, heute standen sie still. Vor einem Jahr wäre es Seline niemals möglich gewesen, einfach auf dieser Bank zu sitzen und die taktischen Eingaben anzufertigen, weil sie überall bedroht worden waren. Das einzige, das gleich geblieben war, zeigte sich in einer Regel, die von der Regierung erlassen worden war: Zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens war es verboten, sich draußen aufzuhalten. War man dennoch dazu gezwungen, waren die Bürger dazu angehalten, sich zügig in Sicherheit zu begeben.

Diese Kontrolle funktionierte mehr oder minder gut. Kieran entdeckte besonders oft Jugendliche, die in ihrem Rebellentum auch die Ausgangssperre ignorierten. Und dann gab es natürlich noch die Obdachlosen. Und die wirklichen Notfälle. Der Schutz dieser drei Personengruppen war vorrangig, erst an zweiter Stelle ging es darum, im Allgemeinen zu verhindern, dass die Dämonen sich ausbreiteten. In diesem Jahr sah es günstig aus.

„Hat das etwas mit der Erderwärmung zu tun?“, fragte Russel.

Da er Kieran direkt ansah, wusste dieser, dass er in der Pflicht war, zu antworten, und tat das auch, wenngleich widerwillig: „Solltest du darüber nicht besser Bescheid wissen? Du bist hier derjenige, der mit dem Wind sprechen kann.“

Als wolle er das bestätigen, wehte eine sanfte Brise durch den Park, brachte das Laub zum Rascheln und brachte Russels grünes Haar durcheinander, das zu seinen stets müde blickenden Augen passte.

„Und?“, fragte Kieran. „Was sagt er dir?“

„Er findet es lustig, mich vor euch bloßzustellen.“

Der Kreis verschwand endlich und wurde durch einen grünen Haken ersetzt; der Plan war genehmigt. Mit diesem Symbol erwachte auch das Feuer in Kierans Inneren, denn nun war es fast soweit, dass sie jagen gehen konnten.

Seline warf einen Blick über ihre Schulter. „Russel, du kümmerst dich um A2.“

Dieser war am weitesten von ihrer Position entfernt, also benötigten sie jemand, der schnell war, und diese Rolle stand eindeutig Russel zu, der auch sofort nickte. „Mache ich.“

„Kieran, du übernimmst E1, und ich kümmere mich schließlich um C3.“

Er hätte sie nun darauf hinweisen können, dass sie über mehr Geschwindigkeit verfügte als er und deswegen sie das weiter entfernte Gebiet übernehmen sollte, aber das hätte nur zu weiteren Diskussionen geführt, die ihn von der Jagd abhielten. Außerdem plante sie wohl, die Ausrüstung mit sich zu führen. Sie schloss den Laptop, packte diesen in eine braune Tasche und schnallte sich diese auf den Rücken. Es war nicht viel, bei weitem nicht genug, um das Wunderkind davon abzuhalten, sich zu beeilen, aber er wollte keine Zeit mehr verlieren.

„Geht in Ordnung.“

Damit ging die Gruppe auch bereits auseinander. Während Russel den Hafen aufsuchte, kümmerte Seline sich um den Industrie-Sektor, so dass für Kieran nur das Wohngebiet blieb. Das war vermutlich eher der Grund gewesen, weswegen er dorthin geschickt wurde. Sein Fingerspitzengefühl galt als ziemlich berühmt in Abteracht.

Das lag wohl nicht zuletzt an seiner Familiar Alraune, die in diesem Moment auch schon neben ihm erschien. Sie musste nicht laufen, schwebte stattdessen neben ihm her, und lächelte dabei, als könne nichts ihre gute Laune trüben.

„Das gestern hast du gut gemacht“, sagte er.

Eigentlich war es überflüssig, mit ihr zu sprechen, da allein seine Gedanken genügten, um mit ihr zu kommunizieren, aber er hatte das Gefühl, dass es wesentlich persönlicher war, direkt zu ihr zu sprechen. Sie dankte ihm das, indem sie ein verlegenes Gesicht machte.

„Du kannst ein Kompliment ruhig annehmen“, ermunterte er sie. „Mach bitte weiter so gute Arbeit.“

Die wenigsten Jäger dachten daran, ihren Familiar für seine Verdienste zu loben. Das war im Grunde nichts Schlimmes, immerhin waren sie Diener für die Jäger, aber inzwischen neigten viele Familiar dazu, einen eigenen Kopf zu entwickeln und es ihren Besitzer spüren zu lassen, wenn sie falsch handelten. Kieran wollte dem bei Alraune vorbeugen und außerdem empfand er es als angebracht, sie zu loben oder sich bei ihr zu bedanken. Es gehörte sich einfach so.

Alraune quittierte seine Bitte mit einem schüchternen Abwinken und einem Gedanken, den sie ihm als Bild direkt ins Gehirn projizierte. Er wurde schon oft gebeten, zu beschreiben, wie jene Bilder aussahen, da sie bei jedem Jäger und jeder Familiar anders waren, aber er fand keine Worte, um es auszudrücken. Es waren lebendig gewordene Farben, ein Lichterspiel, sichtbare Klänge, Dinge, für die es keine Beschreibung gab und denen Worte nicht gerecht wurden.

Er lächelte ihr zu und konzentrierte sich dann auf seinen Weg, der alsbald ein Ende fand.

Das Wohngebiet von Cherrygrove, das in der Nähe dieses Parks lag, war nicht unbedingt eines, das für gut betuchte Personen stand. In den seelenlosen Hochhäusern lebten zahlreiche Familien und auch Alleinerziehende, die alles hier mit Leben füllten – jedenfalls tagsüber. Nachts war es, erwartungsgemäß, ruhig.

Außer ihm befand sich nur eine andere Person hier, eine alte Frau, die sich nur zittrig und vornübergebeugt fortbewegte. Sie hielt einen Gehstock in der rechten Hand und eine schwer aussehende Tasche in der linken.

Alraune löste sich auf, Kieran eilte rasch zu der Passantin hinüber. „Darf ich Ihnen helfen?“

Die Frau hielt inne und musterte ihn einen kurzen Moment verkniffen, ehe sie ihm dankend die Tasche überließ und dann ihren Weg fortsetzte. Kieran schloss sich ihr direkt an.

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, nur das blaue Licht der Straßenlaternen erhellte ihnen den Weg. Aber dann beendete die Frau diese Stille: „Es gibt nicht mehr viele nette junge Männer heutzutage.“

„Mh-hm.“

„Die meisten erwarten doch immer eine Gegenleistung.“

Kieran nickte.

„Da wollen sie Geld haben. Oder ganz und gar unaussprechliche Dinge.“

Er reagierte nicht darauf.

„Dabei sollten sie froh sein, dass wir sie nicht einfach auffressen.“

Kieran blieb stehen. Die alte Frau lief noch ein wenig weiter, ehe sie ebenfalls stehenblieb. Statt sich ihm zuzuwenden, sah sie weiter geradeaus, während sie mit ihm sprach: „Du hast es sofort gewusst, Jäger, nicht wahr?“

„Es war nicht schwer zu erraten“, erwiderte er, dann ließ er die Taschen fallen, die mit einem lauten Klirren auf dem Boden landeten. „Welche normale alte Frau läuft schon mit einem Dutzend Schusswaffen durch die Gegend?“

Für einen kurzen Moment herrschte angespanntes Schweigen. Lediglich das weit entfernte Geräusch von vorbeiziehenden Autos war zu hören.

Dann geschah alles innerhalb von Sekunden.

Ranken schossen aus dem Boden und bildeten eine runde Begrenzung des Kampffeldes. Die alte Frau fuhr herum, zog dabei eine Pistole aus ihrem weiten Mantel, zielte auf Kieran und schoss. Er wich aus, noch bevor der Schuss überhaupt fiel, nutzte den Schwung dann, um hochzuspringen, sich von der Rankenwand abzustoßen und mit einem, in seiner Hand erschienen Schwert, auf die Dämonin zuzuspringen. Sie mich mit einem einzigen Satz aus und kam direkt zwischen den Tüten wieder zum Halten. Mit einem einfachen Stampfen auf den Boden, löste sie eine geringe Erschütterung aus, die es tatsächlich schaffte, die Waffen in die Luft zu befördern. Sie griff sich zwei der Pistolen und feuerte damit rapide auf Kieran, der den Kugeln auswich oder sie mit dem Schwert abwehrte. Pfeifend flogen die Geschossen an ihm vorbei, schlugen in die Ranken ein und blieben dort stecken. Wann immer die Magazine leer waren, ließ sie die Pistolen einfach fallen und griff sich zwei neue, die mittels Magie immer noch in der Luft schwebten.

Kaum waren sämtliche Magazine leer, ohne dass Kieran auch nur von einer einzigen Kugel getroffen worden war, verwandelte sich der rechte Arm der Dämonin in eine furchterregende Klaue, mit langen silbernen Krallen. Mit dieser griff sie Kieran nun an, pflügte problemlos in den Asphalt, der unter der Klaue nachgab wie weiche Butter.

Bei einer solchen Waffe empfand Kieran es besser, in den Fernkampf überzugehen, deswegen verwandelte er sein Schwert in eine Armbrust. Er legte sie an, während sie noch leuchtete, also noch gar nicht richtig geformt war – aber kaum erlosch das Licht, feuerte er auch bereits einen Bolzen ab. Er verfehlte die Dämonin, bohrte sich aber in ihren durch das Mondlicht verursachten Schatten auf dem Boden. Mit einem wilden Schrei stürzte sie auf Kieran zu, der sich nicht rührte – und mit einem erschrockenen Ausruf wurde sie wieder zurückgeworfen, als ihr Schatten sich nicht mehr verlängern konnte und wie ein Gummizug wirkte.

Sie stieß ein Fauchen aus, als sie das bemerkte und griff nach dem Bolzen, um ihn wieder zu entfernen. Kaum hatte sie allerdings ihre Hand darum geschlossen, wurde ihr gesamter Körper von Elektrizität durchzuckt, so dass sie sofort wieder losließ.

Für Kieran war dies das Signal, sich zu entfernen. Mit einem einzigen Sprung begab er sich auf den oberen Rand der Rankenwand und ließ sich von dort wieder auf den Asphalt außerhalb fallen, wo er sanft und lautlos landete, mit einer Eleganz, die jede Katze neidisch machen könnte.

Ein einziges Zeichen von ihm genügte, dass die Rankenwand sich schlagartig schloss. Ein letztes Kreischen erklang aus dem Inneren, dann schwebten glitzernde Funken zwischen den kleinen Löchern hindurch, die einem zufriedenen Kieran mitteilten, dass der Kampf vorbei war.

Die Ranken verschwanden wieder und alles sah so aus, als wäre nie etwas geschehen. Selbst der aufgerissene Asphalt und die verbrauchten Waffen waren fort.

Kieran atmete auf und ließ auch die Armbrust wieder verschwinden. Dafür erschien Alraune wieder neben ihm, die begeistert in die Hände klatschte. Er legte eine Hand auf sein Herz und deutete eine Verbeugung an, dann lächelte er. „Danke, Alraune. Ohne dich hätte das wieder nicht funktioniert.“

Er könnte durchaus auch ohne Familiar kämpfen, viele Jäger taten das sogar, und das aus den verschiedensten Gründen. Da Familiar in den unterschiedlichsten Formen erschienen, eigneten sich nicht alle dafür, sie auch im Kampf einzusetzen, in Kierans Fall war das aber gegeben und er nutzte das ausgiebig. Dadurch entstand sein Fingerspitzengefühl. Also empfand er es nur als recht und billig, sich auch bei ihr zu bedanken.

Sie winkte allerdings wieder ab und gab ihm zu verstehen, dass er immerhin derjenige war, der kämpfte, während sie lediglich Mauern errichtete. Derartige Diskussionen führten sie sehr oft miteinander, deswegen gab er mit einem leisen Lachen auch sofort nach. „Okay, lass uns wieder zum Treffpunkt zurückgehen, wir sind hier fertig.“

Er spürte jedenfalls keine weiteren Entitäten. Es war genau wie Russel gesagt hatte, es gab in diesem Jahr kaum Feinde, obwohl die Zeit dafür längst da war. Es war eigenartig, da niemand dafür eine eindeutige Begründung fand und man einfach nur davon ausging, dass es eben eine glückliche Fügung war. Möglicherweise gab es auch derart viele und effektiv arbeitende Jäger, dass es für die Dämonen gar keine Zeit gab, sich entsprechend auszubreiten. Aber was auch immer im Endeffekt der Grund war, Kieran war ein wenig verärgert darüber. Er jagte gern, es war das einzige, was er konnte, doch keine Dämonen bedeutete auch, dass er nicht benötigt wurde. Und was sollte er ohne Lebenszweck nur tun?

Während er diesen Gedanken wieder einmal verfolgte, glaubte er plötzlich, beobachtet zu werden. Er fuhr herum, seine Augen glitten suchend über die leere Umgebung, ohne dass er den Grund für dieses Gefühl finden konnte. Auch hinter den Fenstern war niemand zu sehen, lediglich das wechselnde Licht von Fernsehgeräten verriet überhaupt, dass es außer ihm noch Lebewesen gab.

Alraune sah ihn fragend an, ganz offensichtlich hatte sie nichts bemerkt, was ihm eigentlich sagen sollte, dass es rein aus seiner Einbildung entstanden war.

Da das Gefühl auch wieder schwand, zuckte er mit den Schultern, sagte sich, dass er einfach angespannt war und drehte sich dann wieder um, damit er zum Treffpunkt zurückkehren konnte. Diesmal ohne den Eindruck, von irgendjemandem beobachtet zu werden.

Kapitel 3: Wirst du hingehen?

Der Großteil von Abteracht besuchte ungern die Krankenstation. Es lag nicht an deren Ausstattung, die einem vielleicht unheimlich vorkommen könnte, denn sie sah genauso aus, wie eine ganz normale Arztpraxis, das Ultraschall-Gerät war da noch die außergewöhnliche Maschine, und es wurde auch immer alles geradezu penibel sauber und steril gehalten.

Nein, sie klagten über die unterkühlte Ärztin, deren Mangel an sozialer Kompetenz und dem fehlenden Gespräch während der Behandlung. Deswegen grauste es jedem davor, zur Routine-Untersuchung, die alle zehn Einsätze erforderlich war, eingeladen zu werden.

Jedem außer Kieran. Er mochte die Ärztin gerade wegen all diesen Dingen, über die andere sich beklagten. Sie erwartete keinen Smalltalk von ihm, hielt ihn nicht länger als nötig auf und versuchte auch nicht, ihn zu seltsamen Unternehmungen zu zwingen.

Deswegen war er ganz froh, dass der Kampf gegen die Dämonin zuvor wieder einmal seine zehn Einsätze voll gemacht hatte, so dass er sich am Tag darauf auf der Krankenstation einfand.

„Du fühlst dich also gut?“ Konia Dragana, die Ärztin Abterachts, blickte nicht einmal von ihrem Klemmbrett auf, als sie diese Frage stellte.

„Ich kann nicht klagen.“ Gut wäre eine Übertreibung, aber er fühlte sich auch nicht außerordentlich schlecht, also gab es wirklich keinen Grund zur Klage.

Konia war etwa dreißig Jahre alt, wenn er hätte schätzen müssen. Obwohl sie auch einmal Jägerin gewesen war, hatte sie es bevorzugt, sich der medizinischen Seite zu widmen, was von kaum jemandem verstanden worden war. Immerhin arbeitete sie offenbar nicht gern mit Menschen, aber Kieran sah das vollkommen anders: Konia liebte Menschen – nur nicht deren Angewohnheit, dauernd mit ihr reden zu wollen, wenn sie kein Verlangen danach verspürte.

Ihr langes grünes Haar war an diesem Tag zu einem geflochtenen Zopf zusammengefasst, was ein ungewöhnlicher Anblick bei ihr war. Ihre grünen Augen blieben auf das Dokument auf dem Klemmbrett gerichtet, während sie darauf Dinge notierte, hin und wieder hob sie die Hand, mit der sie den Kugelschreiber hielt, um sich ihre Brille zurechtzuschieben.

„Ist dir in letzter Zeit etwas aufgefallen, während des Kämpfens? Unerklärliche Schmerzen in der Brust oder anderen Körperteilen?“

„Nein.“

Er fragte sich, ob es Jäger gab, die über so etwas klagten oder ob es eine reine Routine-Frage war, aber genau das gehörte zu den Dingen, über die Konia nicht sprechen wollte. Allgemein bevorzugte sie es, zu schweigen und wirklich nur dann etwas zu fragen, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

„Wie steht es mit deiner Familiar? Irgendwelche Probleme mit ihr?“

„Absolut keine.“

Konia gab einen verstehenden Ton von sich, der aussagte, wie zufrieden sie über diese Antwort war. Selbst ohne Worte schaffte sie es, derart viel von sich zu vermitteln, dass es Kieran schleierhaft war, wie man sich darüber beklagen konnte, dass sie nicht kommunikativ genug war.

Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, vermutlich um das Datum abzulesen, denn plötzlich runzelte sie ihre Stirn. „Es ist schon wieder der 28. Oktober.“

„Ja, bald ist Halloween.“ Das war das erste, was ihm darauf einfiel, denn es erinnerte ihn wieder an die Aufforderung Farens, endlich einmal zur Feier am selben Tagen zu kommen.

Dass Konia aber glücklicherweise ganz anders tickte als alle anderen, bemerkte er sofort: „Ich habe gerade eher daran gedacht, dass in zehn Tagen der nächste Mundus Patet ansteht.“

Bereits in der römischen Antike war dies der Tag gewesen, an dem die Pforte zur Unterwelt offenstand, so dass die Manen, die Geister Verstorbener, sowie Umweltgeister, auf der Erde wandelten. Damals waren sie noch friedlich gewesen, weil man ihnen angemessene Opfer darbot, um sie zu besänftigen. In der heutigen Zeit existierten diese Traditionen nicht mehr, man glaubte nicht mehr an Geister, nicht einmal mit all den Dämonen, die öffentlich die Welt beherbergten. Ohne jedes Opfer zur Besänftigung, wurden die Manen zu Larvae – und ab diesem Punkt waren sie gefährlicher als Dämonen. An drei Tagen im Jahr war es ihnen erlaubt, auf Erden zu wandeln und an diesen drei Tagen war deswegen immer reichlich viel für die Jäger zu tun.

„Sollen die Menschen ruhig ihr Halloween feiern“, sagte Konia, „und sich in Sicherheit wiegen, weil sie glauben, die bösen Geister damit vertrieben zu haben. Mich geht das nichts an.“

Sie legte das Klemmbrett ab und suchte sich weitere Instrumente für die Untersuchung heraus.

„Wurdest du nicht zur Halloween-Party eingeladen?“, fragte Kieran, während er ihren makellos weißen Arztkittel, der beinahe zu strahlen schien, bewunderte.

Auch wenn sie die Ärztin war, wurde sie von jedem hier mit Vornamen angesprochen und auch geduzt. Sie machte sich nichts aus reinen Förmlichkeiten, nicht einmal bei ihrer Ansprache, also redete man eben so mit ihr.

Sie legte sich das Stethoskop um den Hals und griff sich einen Holzmundspatel. „Natürlich hat man das. Griffin war persönlich hier und hat mich angefleht zu kommen.“

Das konnte Kieran sich sogar lebhaft vorstellen. Es ging ohnehin das Gerücht um, dass Faren ein Auge auf sie geworfen hätte – wenn auch nur wegen der Herausforderung, die sie bot – da war es nur logisch, dass Faren versuchte, sie davon zu überzeugen, wirklich zu kommen, damit er auf der Feier dann seinen Charme einsetzen könnte, um sie von sich zu überzeugen.

„Wirst du hingehen?“

Vielleicht beeinflusste das ja seine Entscheidung, ebenfalls zu gehen.

Sie fuhr herum und kam wieder zu ihm, um mit der Untersuchung fortzufahren.

„Ich muss gehen“, erklärte sie, während sie ihm in die Augen leuchtete und dann direkt den Holzmundspatel gebrauchte, um sich auch seine Mandeln anzusehen. „Cerise war bereits hier und hat klargestellt, dass jedes Mitglied von Abteracht dort zu erscheinen hat.“

Kieran hätte am liebsten entnervt geseufzt, ließ es aber bleiben, damit Konia bei ihrer Untersuchung – inzwischen war sie zum Abhören seiner Lungen und des Herzens übergegangen – nicht behindert wurde. Es klang aber ganz danach, als hätte Cerise, die Anführerin von Abteracht, sich von Faren beeinflussen lassen, jedenfalls glaubte Kieran nicht, dass sie ganz allein auf diese Idee gekommen war.

Hätte er doch nur niemals dafür gesorgt, dass Faren diesen Job bekam.

„Also körperlich geht es dir bestens“, sagte Konia schließlich, dabei wirkte ihr Tonfall äußerst zufrieden – ob andere Jäger wirklich so wenig auf sich achteten? „Wie sieht es mit deiner erweiterten Sicht aus?“

Jeder Jäger verfügte über ein ganz besonderes Talent, das nur ihm zu eigen war. In Kierans Fall handelte es sich dabei um eine sogenannte erweiterte Sicht. Sie erlaubte ihm, neben der normalen Ebene, auf der jeder Mensch seine Umgebung wahrnahm, auch eine transzendente Ebene zu betrachten. Manche Dämonen waren nur auf diese Art sichtbar, aber viel interessanter fand er, dass auch Spuren von Magie, die sich durch alles zogen, auf diese Weise für ihn sichtbar wurden.

Anfangs war es reichlich anstrengend gewesen, aber Parthalan, die rechte Hand Cerises, hatte ihn darin unterwiesen, wie man diese Sicht unterdrücken und nur dann einsetzen konnte, wann immer man das auch wirklich wünschte.

„Kannst du sie für mich mal aktivieren?“

Kieran nickte und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte sich schwarzer, transparenter Schleier über alles gelegt. Inmitten dieser düsteren Umgebung waren glitzernde Funken und zu sehen, manchmal gab es auch leuchtende Kugeln, die sich um bestimmte Personen versammelten, aber bei Konia fehlte das komplett. Einige der Funken lagen zwar auf ihrer Schulter und ließen ihren Kittel noch mehr leuchten, aber die Kugeln waren nicht zu sehen.

Da Kieran bislang der erste Jäger mit diesem Talent war, gab es leider keinerlei Aufzeichnungen darüber, worum es sich bei diesen leuchtenden Dingen handeln mochte und weswegen sie sich gern an Menschen klammerten. Er nahm sie deswegen einfach hin, da sie auch nicht gefährlich erschienen.

Konia blickte ihm ernst in die Augen, aber nur wenige Sekunden, dann nickte sie bereits und wandte sich auch schon wieder von ihm ab. „Das war alles, danke.“

Sie widmete sich wieder ihrem Klemmbrett und machte sich weitere Notizen, wobei sie erstaunlich schnell schrieb, ohne sich irritierten zu lassen.

„Gibt es sonst noch etwas, worüber du sprechen möchtest?“

Selbst als sie das fragte, hielt sie nicht beim Schreiben inne, es schien ihm fast, als wäre sie besessen – und vielleicht war sie das sogar. Jedenfalls wusste er nichts über ihr Privatleben und das lag vermutlich nur daran, dass sie kein solches besaß und nicht daran, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Aber er fand das vollkommen in Ordnung. Wenn sie gern so lebte, warum sollte man ihr das verbieten? Faren sah das aber mit Sicherheit anders.

„Dann gehst du wirklich zu der Feier?“

Sie runzelte ihre Stirn, da sie mit dieser Frage wohl nicht gerechnet hatte. „Reden wir immer noch darüber? Ich sagte ja, ich muss gehen. Aber ich werde nicht sehr lange bleiben.“

Mit Sicherheit würde sie dann einfach etwas vorschieben, damit sie schnell wieder verschwinden konnte. Kieran beneidete sie darum, denn er konnte keinen solchen Grund vorbringen.

„Dann sehen wir uns dort.“

Vielleicht würde es dann nicht so schlimm werden, wenn sogar sie kam. Notfalls könnten sie beide eine Weile zusammen in einer Ecke stehen und sich anschweigen. Konia störte das sicher nicht.

Sie hörte auf zu schreiben und hob den Blick, um ihn wieder anzusehen, sie hob sogar ein wenig die Mundwinkel und deutete damit ein Lächeln an. „Gut, wir sehen uns.“

Kieran erhob sich nach einer knappen Verabschiedung von der Liege und verließ das Behandlungszimmer. Bevor er die Tür schloss, warf er noch einen letzten Blick auf Konia, die sich inzwischen wieder ins Schreiben vertieft hatte.

Es gab nur eine einzige Sache, die er an ihr immer wieder ungewöhnlich fand: Sie hatte keinen Familiar. Zumindest hatte noch nie irgendjemand ihn gesehen, deswegen ging jeder davon aus, dass sie keinen solchen besaß. Warum sie dann in Abteracht war, war jedem schleierhaft.

Allerdings war Faren auch hier, wie Kieran gleich wieder feststellte, als er plötzlich dessen Stimme hörte. Er blieb neben einem der Fenster stehen und wandte sich dann Faren zu, der mit einem zufriedenen Lächeln vor ihm zum Stehen kam. „Hey, Kieran~.“

„Hey“, grüßte dieser ihn wesentlich weniger enthusiastisch. „Was gibt’s?“

Faren steckte die Hände in die hinteren Taschen seiner Hose und begann aufgeregt auf seinen Füßen vor- und zurückzuwippen. „Hast du schon das Neueste gehört?“

Darum ging es also. Faren hatte ein überraschend gutes Timing, das musste Kieran ihm neidlos anerkennen. „Du meinst, dass jeder aus Abteracht auf der Halloween-Party erscheinen muss?“

„Ganz genau.“ Faren strahlte, als wäre der Weihnachtsmorgen bereits angebrochen. „Also kann ich ja wohl davon ausgehen, dass du kommst~.“

Ihm blieb ja kaum eine andere Wahl, aber das sagte er nicht. Stattdessen hakte er nach: „Faren, kann es sein, dass du Cerise darum gebeten hast, nur weil ich unbedingt auf dieser Feier erscheinen sollte?“

„Genau~. Ganz schön clever von mir, was?“

Er erwartete tatsächlich ein Lob für diesen Plan. Aber Kieran war nicht gewillt, ihm ein solches auszusprechen. „Und Konia?“

„Die sollte unbedingt kommen, damit du einen Grund mehr hast, zu kommen.“

Und er gab das auch noch einfach so zu. „Warum willst du unbedingt, dass ich auftauche? Hast du vor, mich irgendwie öffentlich zu blamieren oder mir einen Streich zu spielen?“

Diese Frage schien Faren wirklich zu treffen. Er stellte das Wippen wieder ein, sein Lächeln erlosch, dafür blickte er Kieran mit erstaunlicher Ernsthaftigkeit an. „Würdest du mir das wirklich zutrauen? Ich mache mir nur Sorgen um dich, das ist alles.“

„Du musst dir keine Sorgen machen“, erwiderte Kieran. „Es geht mir bestens.“

Er wandte sich ab, damit Faren die Verunsicherung nicht bemerken konnte. „Ich muss dann mal los.“

Doch statt einer Verabschiedung sagte Faren noch etwas, das nicht so wirklich passen wollte, weder zum Gespräch, noch zu seinem Charakter: „Wenn man so allein ist, ist man auch sehr einsam.“

Unschlüssig blieb er noch einen Moment stehen, ohne sich umzudrehen. Er wollte Faren in diesem Moment nicht ansehen, schon allein weil er nicht einmal wusste, was sein eigenes Gesicht gerade spiegelte und er wollte nicht, dass sein Freund sich am Ende auch noch verletzt fühlte, obwohl er es nur gut meinte.

Schließlich entschied er sich aber für eine Aktion, die typisch für ihn war: „Ich werde auf die Feier kommen. Wir sehen uns spätestens dort.“

Damit ging er auch bereits hastig weiter und ließ Faren stehen, aber auch ohne zu ihm zurückzusehen, wusste er, dass sein Freund gerade wieder zufrieden lächelte. Und zumindest diesmal fühlte Kieran sich nicht so, als ob er etwas gänzlich gegen seinen Willen tat. Oder es war jedenfalls nicht mehr ganz so wild.

Er hoffte dennoch, dass der Abend schnell vorbeigehen würde und er sich dann wieder seinem normalen Leben widmen könnte.

Kapitel 4: Ich werde es mir merken.

Kieran hielt nicht besonders viel von Menschen. Das bedeutete nicht, dass er kein Interesse daran hatte, sich mit ihnen abzugeben, aber es gab eigentlich nur selten welche, mit denen er viel zu tun haben wollte. Seit er Faren kannte, war es ein wenig besser geworden – aber nur weil es kaum jemanden geben konnte, der schlimmer war als dieser.

Dementsprechend genoss er es regelrecht, wenn er einmal Zeit mit seinen anderen Freunden verbringen konnte. Gleichzeitig war es aber auch seltsam, bei ihnen zu sein, ohne Faren. Jener musste an diesem Tag noch arbeiten, während Kieran nach der Untersuchung frei hatte und deswegen die Gelegenheit nutzte, um sich in einem kleinen Café in der Stadt mit den anderen zu treffen – auch wenn es sich dabei genau genommen nur um Bellinda und Richard handelte.

Sie saßen an einem runden Tisch, so dass sie sich allesamt gegenseitig ansehen konnten, und nippten an ihren Getränken. Vor Bellinda stand ein Stück Kürbiskuchen, das in Kierans Augen viel zu orange war – aber verständlich, wenn man bedachte, dass es gerade Oktober war. Selbst ihr Kaffee war mit Pumpkin Spice versetzt, wenn er das richtig mitbekommen hatte. Sie ging wohl vollkommen in der Halloween-Stimmung auf. Richard trank dagegen einen normalen Milchkaffee und Kieran einfach nur einen Eistee – sie waren wohl zu normal.

„Es ist ungewohnt, dass wir so wenige sind“, bemerkte Bellinda, während sie sich gleichzeitig die Brille, die manchmal viel zu groß für ihr Gesicht wirkte, zurechtrückte.

Das empfand Kieran ebenfalls so, aber Faren musste ja arbeiten, Joshua – Bellindas Verlobter – war mit seinem Studium beschäftigt und Asterea – Richards Langzeitfreundin und Ex-Stalkerin – war wohl bei einem Familientreffen … oder sie hatte beschlossen, doch wieder mit dem Stalken anzufangen. Dadurch blieben nur sie drei, weswegen Kieran aber umso überraschter gewesen war, dass sie sich überhaupt hatten treffen wollen.

Richard hob die Schultern ein wenig. „Es ist schon wieder eine Weile her. Und vermutlich werden wir ja keine gemeinsame Halloween-Party besuchen.“

Das ginge tatsächlich nicht. Die Feiern von Abteracht waren stets nur Angestellten, Dämonenjägern und Schülern vorbehalten, Außenstehende durften nur in besonderen Ausnahmesituationen dazustoßen – und Kieran nahm nicht an, dass eine solche Situation eintrat.

„Wie geht es denn Faren?“, fragte Bellinda unvermittelt, da Kieran bislang noch keinen Ton von sich gegeben hatte.

„Solltest du das nicht wissen?“, erwiderte er.

Scheinbar frustriert, stützte sie ihren Ellenbogen auf den Tisch und bettete ihr Kinn auf ihrer Faust. „Ehrlich gesagt ist Faren nicht mehr so redefreudig wie früher. Jedenfalls mir gegenüber nicht.“

Faren war ein alter Kindheitsfreund von Bellinda, so war ersterer überhaupt in den Freundeskreis gekommen – und so hatte Kieran ihn schließlich auch kennengelernt. Auch wenn sie anfangs beide nicht viel miteinander hatten anfangen können.

Faren war ein extrovertierter Partyfreund gewesen und Kieran ein introvertierter Einzelgänger. Offenbar hatte aber genau das einen seltsamen Ehrgeiz in Faren geweckt und so dafür gesorgt, dass er Kieran unbedingt hatte näher kennenlernen wollen. Das war ihm auch gelungen – und inzwischen hatte Kieran eigentlich wesentlich mehr Kontakt zu Faren als zu seinen anderen Freunden. So traurig es auch war. Aber wenn er sich wieder daran erinnerte, wie sehr er damals die gemeinsame Zeit mit Faren und dessen Interesse genossen hatte, konnte er es nicht mehr traurig finden, dass er viel Zeit mit ihm verbrachte. Schade nur, dass Faren nicht immer so sein konnte, wie bei diesem ersten gemeinsamen Kaffee.

Da Bellinda ihn immer noch erwartungsvoll ansah, wollte sie wohl wirklich eine Antwort auf ihre Frage, also lieferte er diese lieber auch schnell: „Es geht ihm gut. Er ist schwer damit beschäftigt, uns alle zur Halloween-Party zu drängen, also ist er wohl auch kaum überarbeitet oder sowas.“

„Wäre ich mir nicht so sicher“, erwiderte Richard schulterzuckend. „Dich zu einer Party zu überreden, ist eine ganze Menge Arbeit.“

Kieran warf ihm einen abschätzigen Blick zu, dem sein Freund allerdings nur mit gewohnter Gleichgültigkeit begegnete. Da fehlte ihm ein wenig Farens freches Glitzern in den Augen, sowie sein verschmitztes Grinsen, wann immer er auf ihn reagierte. Es war angenehm, mit Richard zusammen zu sein, keine Frage, aber manchmal vermisste Kieran die Emotionen, die Faren in ihm auslösen konnte, selbst wenn sie ihn direkt danach auslaugten.

„Ich glaube, du tust Faren richtig gut“, sagte Bellinda und zog damit Kierans Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Er hat einen geregelten Job, geht nicht mehr so oft auf Partys und raucht auch viel weniger als früher.“

Kieran war nicht einmal bewusst gewesen, dass Faren überhaupt rauchte. Jedenfalls hatte er noch nie Tabak an ihm gerochen, aber vielleicht nahm er wirklich gern Rücksicht auf Kieran – oder er verspürte keinen Drang, etwas zu rauchen, was wiederum ein gutes Zeichen war. Aber, sagte er sich sofort, vermutlich waren es eher andere Faktoren, die sich dafür verantwortlich zeigten.

„Na ja, den Job hat er vielleicht durch mich bekommen ...“ Wobei er durch ihn nur den Erstkontakt zu Cerise gefunden hatte, mehr nicht. „Aber der gute Einfluss kommt vermutlich durch die anderen. Mit denen hat er wesentlich mehr zu tun.“

Glaubte er zumindest. Er wusste ja nicht, was Faren tat, wenn er nicht bei ihm war, woher denn auch?

„Also glaube ich kaum, dass du mir das sagen solltest.“

„Aber Faren mag dich wirklich“, erwiderte Richard, sehr zu Kierans Überraschung. „Er hat letztens ein Treffen abgesagt, nachdem er gehört hat, dass du nicht kommst.“

Die gerunzelte Stirn sagte seinem Freund wohl genug, so dass er direkt ausholte: „Er hat extra nach dir gefragt, aber du hattest an dem Tag ja keine Zeit, weil du arbeiten musstest.“

Ganz glücklich war Richard wohl immer noch nicht darüber, dass er nun wusste, was Kieran arbeitete. Was genau ihn an Dämonenjägern störte, wusste er wohl selbst nicht, aber sobald es um diese Arbeit ging, kam immer dieser Unterton hinzu, der verriet, dass er etwas nicht guthieß. Manchmal überlegte Kieran, ob er nachhaken sollte, woran das lag, aber er war nicht derart frech wie Faren, deswegen blieb er lieber still.

„Ich wünschte, er könnte mir mehr zeigen, dass er mich mag, indem er mich nicht mehr nervt. Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn er dauernd irgendwelche Sachen anbringt.“

Auch wenn er sich selbst darüber ärgerte, dass er sich selbst während der Arbeit von etwas ablenken ließ, das außerhalb dieser geschah. Warum schaffte Faren das nur immer wieder bei ihm?

„Du solltest ihm das vielleicht einmal sagen“, schlug Bellinda vor. „Du weißt doch, dass Faren gern super-aufdringlich ist. Manchmal muss man ihm dann gegen die Stirn tippen und ihm zeigen, dass er gerade viel zu weit geht.“

Zur Demonstration tippte sie mit dem Zeigefinger in die Luft, als stünde Faren direkt vor ihr. „Das merkt er sich dann auch. Glaub mir, ich hab jahrelang Erfahrung mit ihm.“

Das könnte er wirklich einmal probieren – wenn er sich denn traute. Immerhin war es eigentlich nicht seine Art, derart direkt zu werden, was auch Richard sofort anmerkte: „Ich glaube kaum, dass er das tun wird. Dafür ist er dann doch zu sehr Kieran. Aber nimm es mal als Tipp für die Zukunft, bevor du ihn doch noch niederschlägst.“

Bellinda lachte leise. „Jedenfalls nochmal.“

Kieran dachte nicht gern an diesen Tag zurück, an dem er sich zu einer Feier hatte überreden lassen, nur um sich dann tatsächlich anzutrinken – wie sonst hätte er das überstehen sollen? – und Faren einen derart heftigen Schlag zu verpassen, dass sie den Rest des Abends in der Notaufnahme verbracht hatten. Wenigstens war es nicht weiter schlimm gewesen, aber Kieran verspürte noch immer das Stechen eines schlechten Gewissens, wenn er sich daran erinnerte. Dabei war es Farens eigene Schuld gewesen, immerhin war er ihm auf die Nerven gegangen und nicht umgekehrt.

„Ich werde es mir merken“, versicherte er. „Aber nur solange er mir nicht doch nochmal so extrem auf die Nerven geht.“

Seine beiden Begleiter lachten leise, aber ehe er nachhaken konnte, woher diese Reaktion rührte, erklärte Richard das auch bereits: „Das bedeutet, du wirst nie daran denken, denn Faren wird niemals aufhören, dir gehörig auf die Nerven zu gehen.“

Das hatte Kieran bereits befürchtet. Dass Alraune dazu ein gut gelauntes Lied anstimmte, ließ ihn innerlich seufzen – was wiederum seiner Familiar ein leises Lachen entlockte, obwohl sie eigentlich gerade schlafen sollte. Er könnte wohl nie verstehen, was sie an ihm derart großartig fand, dass sie am liebsten immer in seiner Nähe wäre – und noch weniger verstand er, dass sie wirklich ein Spiegel seiner selbst sein sollte. Es musste bei der Vergabe des Eis zu einer Verwechslung gekommen sein, anders konnte er sich das nicht erklären. Aber vorerst musste er wohl damit leben, dass er und Alraune weiterhin ein – gutes – Team bildeten.

„Ich wünschte wirklich, er könnte einfach damit aufhören“, meinte Kieran noch, als er einen Schluck aus seinem Glas nahm.

Aber er kannte Faren inzwischen auch lange genug, um zu wissen, dass sich sein Wunsch nicht so schnell erfüllte. Dafür war er einfach zu sehr … Faren und den konnte man nicht verändern, egal wie sehr man es sich wünschte.

„Themenwechsel~“, meldete Bellinda sich. „Richard, wann wirst du jetzt heiraten?“

„Im besten Falle nie“, antwortete er. „Aber Asterea wünscht sich eine Hochzeit im nächsten Frühling. Also komme ich wohl nicht darum herum.“

„Du wirkst so unbegeistert.“ Bellinda stützte ihre Arme auf dem Tisch ab, ihr Kuchen schien vollkommen vergessen. „Wenn du nicht heiraten willst, solltest du mit ihr darüber sprechen.“

„Das kann ich nicht“, erwiderte Richard.

Kieran nahm automatisch an, dass es seinem Freund einfach nur furchtbar unangenehm war, über derartige Themen zu sprechen, auch mit seiner eigenen Freundin. Aber Bellinda zog einen gänzlich anderen Schluss: „Awww, du hast Angst, dass sie dich verlassen wird, wenn du ihr sagst, dass du nicht heiraten willst?“

„Vielleicht“, brummte er und versteckte sich gleich darauf hinter seiner Tasse.

Es war neu für Kieran, seinen Freund so zu sehen. Bislang hatte er ihn stets für einen unnahbaren Einzelgänger gehalten, der sich von Asterea in eine Beziehung reindrängen ließ, um seine eigene Nerven zu schonen – aber offenbar lag ihm doch etwas an ihr.

Oder er will nur nicht allein sein.

Die Furcht vor der Einsamkeit ließ manche Person immerhin zu eigenartigen Entscheidungen kommen. Aber er glaubte nicht, dass das auch auf Richard zutraf, dafür war er viel zu unabhängig und freiheitsliebend.

„Glaub mir, du wirst es nicht bereuen, zu heiraten“, versuchte Bellinda bereits ihre Aufmunterungsrede, dabei war sie selbst noch nicht einmal verheiratet. „Und wenn du denkst, dass Asti die Richtige für dich ist, solltest du die Gelegenheit ergreifen.“

Er ließ sich das scheinbar durch den Kopf gehen. Kieran fragte sich unterdessen, woher man denn wissen wollte, dass man die richtige Person gefunden hatte. Allerdings war seine Erfahrung mit Beziehungen auch sehr begrenzt. Bislang war er nur mit einer einzigen Person zusammen gewesen und obwohl er sehr zufrieden gewesen war, glaubte er auch heute noch nicht, dass sie die richtige gewesen war. Aydeen war eine sehr liebenswerte Person, aus den verschiedensten Gründen – aber auf kurz oder lang war keine gemeinsame Zukunft zu sehen gewesen, deswegen hatten sie sich einvernehmlich wieder getrennt. Inzwischen sprachen sie nur noch selten miteinander, aber wenn, dann verlief es zumindest immer friedlich. Er vermisste sie allerdings auch nicht, was sicher eine Grundvoraussetzung dafür wäre, dass sie die richtige Person war.

Vielleicht gab es für jemanden wie ihn, der so unsozial war, auch einfach nicht die richtige Person. Aber nicht einmal diese Aussicht störte ihn. Im Moment hatte er ohnehin kein sonderlich großes Interesse daran, eine Beziehung zu führen.

Richard stellte seine Tasse wieder ab. „Ich werde mit Asterea noch darüber sprechen. Danke, Bell.“

Sie winkte lächelnd ab, versicherte, dass sie ihm gern geholfen hatte und widmete sich dann endlich ihrem Stück Kuchen.

Kieran wurde unterdessen von der Vibration seines Handys abgelenkt. Seufzend zog er es aus der Tasche, in der Annahme, dass es sich um Cerise oder Parthalan handelte – und rollte mit den Augen, als sich herausstellte, dass die Nachricht von Faren kam. Und sie war wieder einmal absolut typisch für ihn: Hey, Kieran~. Hast du nicht Lust, heute Abend noch was zu unternehmen? Du hast frei, ich hab frei, und ich hätte Lust darauf. Meld dich doch, okay? Wenn nicht, meld ich mich alle fünf Minuten bei dir. Und du weißt, dass ich es ernst meine. ;)
 

Ja, Kieran wusste, dass Faren es ernst meinte, das hatte er ihm in der Vergangenheit bereits oft genug bewiesen. Aufgrund seines Arbeitsvertrags, der auch Notfälle abdeckte, war es Kieran verboten, sein Handy einfach auszuschalten oder zu ignorieren. Deswegen fand er sich am Abend auch vor der Bar ein, in die Faren ihn bestellt hatte. Es war das erste Mal, dass er diese besuchte, weswegen er erst einmal innehielt, um die Lage, in der er sich befand, einschätzen zu können.

Das Lokal befand sich nicht auf einer der gut besuchten Einkaufsmeilen der Stadt, was Kieran schon verwunderte. Hinter Faren vermutete er stets jemand, der sich immerzu in der Gesellschaft anderer Menschen aufhalten musste, egal wie nervig sie sein konnten. Aber so wenig Leute, wie sie hier vorbeikamen, dürfte auch bedeuten, dass es innen nicht sonderlich voll war.

Das Namensschild des Ladens gab ein leicht weißliches Glühen von sich, einige Funken lösten sich in unregelmäßigen Abständen davon, was dafür sprach, dass es kein elektrisches Licht war. Der Name selbst – Blue Fish – bestand aus blauen Lettern, die durch dieses Glühen geradezu überirdisch wirkten.

Da er es nicht umgehen konnte, betrat er die Bar und wurde sofort von dem riesigen Aquarium in der Mitte des Raumes gefangen genommen. Es war eine runde Säule, die mitten im Raum stand und ein angenehm blaues Licht verbreitete, im Inneren befand sich eine felsige Unterwasserlandschaft mit im Wasser tanzenden Pflanzen, dazwischen tummelten sich farbenprächtige Schwärme von Fischen, die Kieran geradezu hypnotisierten und es ihm kaum möglich machten, den Blick abzuwenden. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, wachte er wieder aus dieser Trance auf und sah sich Faren gegenüber. „Hey~. Schön, dass du gekommen bist.“

„Du hast mir ja keine Wahl gelassen.“

Diese Aussage überging Faren gewohnt elegant, dafür führte er Kieran zu einem kleinen Tisch direkt neben der Säule, so dass er die Fische weiter beobachten konnte. Zuerst versuchte er allerdings, das Aquarium zu ignorieren, da er es als unhöflich empfand, es anzustarren, wenn er doch eigentlich wegen Faren hier war. Doch dieser lachte amüsiert, als er dieses verkrampfte Verhalten beobachtete. „Ist schon okay, du kannst dir ruhig die Fische ansehen. Mich stört das nicht. Deswegen habe ich dich ja hergebeten.“

„Bist du sicher?“

Erst als Faren ihm zunickte, wagte Kieran es, wirklich den Blick zu wenden und die Fische zu beobachten, wie sie ihre Bahnen zogen, scheinbar unwissend über das, was außerhalb ihres Beckens vor sich ging. Er beneidete diese Weltvorstellung, die einem immerhin jedes Problem zu nehmen schien, das existieren könnte.

Erst nachdem er diesen Anblick mehrere Minuten lang schweigend genossen hatte, fiel ihm wieder etwas an Farens Worten auf, weswegen er ihn direkt ansah, um ihn etwas zu fragen: „Warum hast du mich eigentlich sehen wollen?“

Faren hatte die Ellenbögen auf den Tisch gestützt, um sein Kinn auf seine Hände zu betten. In dieser Körperhaltung beobachtete er Kieran geradezu andächtig – was diesen ein wenig irritierte.

„Warum siehst du mich denn so an?“

„Ich finde es einfach gut, dass du gerade so sehr entspannst.“

Sofort dachte Kieran wieder an sein letztes Gespräch mit ihm zurück und kehrte in die Defensiv-Haltung zurück: „Hast du mich nur herbestellt, damit ich nicht mehr so steif bin?“

„Nein!Was denkst du denn von mir?“ Trotz seiner Empörung änderte Faren seine Körperhaltung nicht, genausowenig wie das Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich habe mir nur gedacht, du brauchst hin und wieder ein wenig Entspannung. Und wo kriegst du die besser, als hier?“

Dabei deutete er wieder auf das Aquarium, wohin Kieran seinen Blick auch nur zu bereitwillig lenken ließ. Das blaue Leuchten und der vorbeiziehende silberne Fischschwarm, beruhigten ihn tatsächlich fast sofort. Es war eigenartig, so genervt zu sein, nachdem er von Richard wenige Stunden zuvor eher noch gelangweilt gewesen war. Aber gleichzeitig war es auch überraschend belebend – vermutlich war das der eigentliche Grund, wegen dem er gern mit Faren unterwegs war, vor allem allein. Wenn Faren unter vielen Leuten war, verhielt er sich aufgedreht, aber sobald Kieran mit ihm allein war, schraubte er das alles auf ein Maß herunter, das es diesem erlaubte, die gemeinsame Zeit zu genießen. Und besonders an diesem Tag merkte er auch wieder, wie viele Gedanken und Mühe er sich machen konnte. In solchen Momenten war er wirklich froh über seinen engen Kontakt zu Faren – und er verstand Alraune.

„Hör mal, es geht mir wirklich nicht nur um die PR, wenn ich dir einmal sage, dass du lockerer sein sollst.“

Kieran wandte ihm wieder interessiert den Blick zu, er konnte ehrliche Sorge in Farens Augen sehen – und das machte ihn verlegen, weswegen ihm die Röte den Nacken hinaufkroch.

„Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Ich sage ja nicht, dass du dein komplettes Leben umkrempeln sollst, aber es ist auch nicht gesund, immer nur für dich zu bleiben und immer so angespannt zu sein. Manchmal muss man lernen, einfach mal loszulassen. Deswegen auch die Einladung zu der Feier, die ja dann leider zum Zwang wurde.“

Es war also wirklich alles nur aus Sorge, genau wie er es an diesem Vormittag noch gesagt hatte. Das war ungewohnt für Kieran, aber es freute ihn auch – dennoch würde er das mit Sicherheit nicht zugeben und er hoffte, dass Faren das auch wusste nach den letzten Jahren.

Doch immer noch kam es ihm vor, als befände sich noch etwas hinter diesen Worten, als wäre das Motiv größer als Kieran es erfassen könnte, sei es durch fehlende Erfahrung oder andere Gründe, die er nicht erforschen konnte. Und zumindest im Moment wollte er das auch gar nicht, dafür war es viel zu angenehm, hier mit Faren zusammen zu sein.

Also nickte er stattdessen nur mit einem zaghaften Lächeln. „Ich werde es mir merken.“

Kapitel 5: Sie schon wieder?

Am darauffolgendem Abend – dem 29. Oktober – musste Kieran wieder gemeinsam mit Russel und Seline ausrücken und traf sich dafür mit den beiden im Konferenzraum von Abteracht. Diesmal ging es allerdings nicht um eine Patrouille, stattdessen war ihr Auftrag ganz konkret: „Es gab Dämonen-Sichtungen in Bereich A5 und B7. Die Dämonen werden als Kategorie 3 eingestuft.“

Dämonen wurden laut den Regeln von Abteracht in Kategorien von 0 bis 5 eingestuft. 0 war dabei harmlos, Dämonen, die als Menschen lebten und nur ab und an beobachtet werden mussten. 5 entsprach einem Wesen, das eine ganze Stadt dem Erdboden gleichmachen konnte. Alles von 1 bis 5 musste bekämpft werden. Gerüchten nach gab es auch solche, die eine Kategorie 6 rechtfertigten und die mit Leichtigkeit ganze Länder auslöschen konnten, aber seit über hundert Jahren hatte keiner mehr einen solchen gesehen, also glaubte auch niemand mehr so recht daran. Außer Kieran, aber er blieb bei der Hoffnung, dass kein solcher mehr daran dachte, plötzlich doch noch einmal aufzutauchen.

Kategorie 3 bedeutete, dass der Dämon einen höheren Rang innehielt und möglicherweise Lakaien beschwören konnte, dabei war aber keiner von ihnen eine wirkliche Gefahr. Kieran empfand diese Gattung eher als nervend statt schwer. Je nachdem welchen oberen Dämon man vor sich hatte, verbrachte man mehr Zeit damit, seine Lakaien immer wieder zu vernichten, als ihn selbst zu bekämpfen, was natürlich ihnen allen die Möglichkeit gab, mehr Zerstörung in der Stadt anzurichten. Glücklicherweise kam es nur noch selten zu Todesfällen.

„Sollen wir dann losgehen?“, fragte Russel, sichtbar gespannt darauf, wirklich loslegen zu können.

Es kam Kieran sogar so vor, als könne er den Familiar seines Kollegen sehen, eine schemenhafte Gestalt, die an einen grotesken Engel erinnerte, bereits selbst wild darauf, zu kämpfen.

Der Familiar von Seline war dagegen wesentlich angenehmer, den kannte er lediglich aus kurzen Augenblicken im Kampf, in denen er wirklich sichtbar geworden war.

Sie blickte Kieran an, um ihm seine Anweisungen zu geben, aber er hob direkt die Hand und nahm ihr die Worte ab: „Ich soll in B7 nach dem Dämon suchen, nicht?“

Meistens lief es bei derartigen Missionen darauf hinaus, dass er allein losgehen musste, während Seline und Russel sich gemeinsam den Dämonen in einem anderen Quadranten stellten. Das lag nicht daran, dass man ihn ausschließen wollte, sondern eher daran, dass man seinen Fähigkeiten vertraute – und Russel dazu neigte, sich zu verletzen, besonders wenn man ihn allein ließ. Deswegen musste Seline ihn begleiten, um auf ihn aufzupassen, während Kieran problemlos auch allein zurechtkam. Er war auch lieber allein unterwegs, dann musste er auf niemanden Rücksicht nehmen, außer auf Zivilisten, und es gab keine, wenn auch noch so geringe, Wahrscheinlichkeit, dass einer seiner Kollegen dabei getroffen wurde.

„Nein“, erwiderte Seline allerdings entgegen seiner Erwartung. „Ich möchte, dass du in A5 tust, was du kannst. Es heißt, dort wurden weniger Lakaien gesichtet.“

Es wäre ihm möglich gewesen, diese Anweisung abzulehnen, bei Seline wusste er, dass sie Kritik nicht persönlich nahm, aber er entschied sich dafür, es zu akzeptieren und abzunicken. Schon allein, weil A5 wesentlich näher zu ihrer aktuellen Position war, als B7.

„Okay, dann nehmen wir das Auto“, entschied Russel. „Viel Erfolg, Kieran.“

Seline sagte nichts, aber es war eindeutig an ihrem Blick erkennbar, dass sie nicht glaubte, dass jemand von ihnen einen solchen Wunsch benötigte. „Dann rücken wir endlich aus.“

Russel salutierte spöttisch, ehe er gemeinsam mit den anderen beiden den Konferenzraum verließ, dann setzte er gemeinsam mit Seline den Weg in eine andere Richtung fort, um in die Garage zu kommen und dort einen der von Abteracht bereitgestellten Wägen zu nehmen.

Kieran wählte dagegen den Weg zum Haupteingang, um nach draußen zu kommen und direkt in den entsprechenden Quadranten zu laufen.

Gerade legte er eine Hand auf die Messingklinke des hölzernen Portals, das mit zahlreichen Schnitzereien verziert war, als er von Farens Stimme noch einmal aufgehalten wurde: „Hey, Kieran. Geht es schon los?“

„Sieht ganz so aus.“ Kieran sah zwischen Tür und Faren hin und her. „Was willst du? Ich habe nicht viel Zeit, wie du dir denken kannst.“

„Ich mach's auch kurz“, versprach Faren. „Hast du Lust, dein Halloween-Kostüm mit mir abzustimmen?“

Kieran sah ihn, in der Hoffnung, dass sein Blick genügte, um dem anderen mitzuteilen, wie wenig er von diesem Vorschlag hielt, besonders zu diesem Zeitpunkt. „Hättest du mich das nicht zu einem anderen Zeitpunkt fragen können?“

Diesen Punkt ignorierte Faren allerdings galant: „Dann würdest du darauf eingehen?“

Er hatte keine Zeit zu diskutieren, obwohl ihm wirklich der Sinn danach stand, sogar Alraune schien sich bereits darauf zu freuen, ihre Stimme sang in seinem Inneren bereits ein Lied, dessen Text er zwar nicht verstand – aber er wollte ihn auch gar nicht so genau kennen.

„Können wir darüber ein andermal diskutieren? Ich muss wirklich los.“

Das nahm Faren wohl wirklich als Aussage, dass er sich nicht im Mindesten an Partnerkostümen störte, wenn man sein Lächeln derart betrachtete. Dabei hatte er das nicht sagen wollen, aber er konnte nicht weiterdiskutieren.

„Ich gehe jetzt“, sagte er kurzentschlossen, öffnete die Tür und trat hindurch.

„Ich meld mich morgen bei dir“, kündigte Faren noch an, dann fiel die Tür hinter ihm wieder ins Schloss und schnitt ihn effektiv von den anderen ab.

Alraune schien ihn zu umtanzen, während sie leise sang und sich darüber freute, dass Faren derart viel Interesse an ihnen zeigte. Kieran verstand nicht, weswegen sie derart glücklich darüber war, hoffte aber, dass es dazu beitrug, ihre Kampfkraft gleich zu erhöhen.

Er lenkte seine Wut über diese unerwartete Störung in seine Beine, damit er schnellstmöglich in den Bereich kommen könnte, in dem er den Dämon vernichten sollte.

A5 war nur zwei Querstraßen von Abteracht entfernt, was ihn doch wunderte. Normalerweise hielten sich Dämonen gern von ihrem Hauptquartier fern, die Anwesenheit zahlreicher potentieller Feinde war verständlicherweise sehr hinderlich für die eigene Population und das Wohlbefinden. Aber in Kierans Augen waren auch andere Faktoren ausschlaggebend dafür, dass sich hier wenige Dämonen ansiedelten. Es gab in der Umgebung keinerlei Wohnhäuser, damit Anwohner nicht gestört werden könnten, sollte es in Abteracht noch spät nachts zu Übungseinsätzen kommen. Aber in Fabriken, die nachts stilllagen, konnte ein Dämon schlecht noch nach Nahrung suchen, und tagsüber war er zu gut sichtbar, um erfolgreich zu sein. Deswegen fragte er sich, was die Dämonen hier suchten.

Es dauerte auch nicht lange, bis er einer Antwort nahekam Als er in die entsprechende Straße einbog, entdeckte er bereits einige Lakaien, die sich an einem Gebäude festhielten. Die Wesen sahen aus wie eine Kreuzung aus Hasen und Schnecken, weswegen sie überhaupt in der Lage dazu waren, an der rauen Mauer haften zu bleiben. Bislang schienen sie ihn noch nicht bemerkt zu haben.

Alraune erschien sichtbar neben ihm und warf ebenfalls einen neugierigen Blick auf die Wesen, ein fragender Laut erklang aus ihrer Kehle, es klang wie eine Musiknote.

„Kümmerst du dich darum?“

Lakaien unterstützten den Dämon, der sie befehligte, so wie es sein musste. Deswegen kam es nicht selten vor, dass besonders junge Jäger ihre Kräfte verausgabten, bei dem übereifrigen Versuch erst einmal alle Lakaien zu zerstören. Kieran war damals einer von ihnen gewesen. Inzwischen wusste er es besser und würde denselben Fehler nicht noch einmal machen.

Alraune nickte ihm zu und begab sich dann in den direkten Wahrnehmungsradius der Lakaien, ihre Schritte erzeugten dabei kleine Flecken gesunden Grases, was eigentlich nicht möglich sein dürfte. Die Augen der Wesen wurden, genau wie die Stielaugen einer Schnecke, ausgefahren. Als sie kollektiv blinzelten, erklang ein Klicken, wie das einer billigen Puppe, deren Augen sich schlossen.

Kieran wich vorsichtshalber noch einen Schritt zurück, als Alraune mit den Armen ausholte. Im nächsten Moment leuchtete sie bereits in einem gleißenden Licht auf, zahlreiche Ranken schossen aus ihren grünen Ärmeln hervor, hielten direkt auf die Wand aus Lakaien zu.

Einige von ihnen wurden direkt von den Ranken getroffen, als diese sich in die Hauswand bohrten. Sie lösten sich in einem glitzernden Funkenregen auf, der Kieran stets an ein lautloses Feuerwerk erinnerte.

Die anderen Lakaien drehten ihre Köpfe nach hinten und enthüllten rasiermesserscharfe Reißzähne, die denen eines Hais in nichts nachstanden. Alraune ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Ranken lösten sich von ihren Armen, blieben aber in der Wand verankert, zogen sich zusammen – und begannen zu blühen. Lila Blüten entfalteten sich zu einem Ebenbild jener Blumen, die Alraune in ihrem Haar trug. Sie verströmten große gelbe Pollen, die jeden Lakaien bei Berührung in sich aufnahmen, ehe sie zerplatzten und die Blumen rasch wieder verwelkten.

Inzwischen war die Wand wesentlich freier von jedem Einfluss der Lakaien – aber es waren immer noch genug übrig. Diese stießen ein wütendes Fauchen aus und stürzten sich auf Alraune. Kaum lösten sie sich von der Mauer, wuchsen ihnen krallenbewehrte Klauen, die im Licht der Straßenlaternen glitzerten. Alraune schleuderte den Lakaien Blätter entgegen, die nicht weniger scharf waren als die Reißzähne der Wesen, die sogleich zerfetzt wurden und in Funken zu Boden regneten. Der kleinere Teil derer, die noch überlebt hatten, schafften es aber, Alraune wirklich zu erreichen und ihre Krallen in den Körper seiner Familiar zu schlagen.

Kieran spürte ein unangenehmes Ziehen an den Stellen, an denen Alraune getroffen wurde, unterdrückte aber weitere Gedanken daran, um sie nicht abzulenken.

Ihr rosa Haar entwickelte ein Eigenleben, schlang sich um die Lakaien und riss sie mit einem einzigen Ruck wieder heraus; silbern glitzerndes Blut floss heraus, versiegelte die Wunden aber sofort. Alraune schleuderte die Lakaien derweil auf den Boden, wo sie reglos liegenblieben, ehe sie von plötzlich erschienen Rosendornen aufgespießt wurden.

Für den Moment herrschte wieder Ruhe, sie waren allein auf der Straße. Aber er wusste nicht, wie lange dieser Zustand anhielte, der Dämon war sicher auf sie aufmerksam geworden, immerhin schien der Schmerz seiner Lakaien ähnlich wie der eines Familiars übertragen zu werden.

„Du bleibst hier, Alraune“, wies er sie an. „Wenn neue Lakaien auftauchen, übernimmst du sie. Geht das in Ordnung?“

Sie gab einen zustimmenden Laut von sich, der wieder eine wundervolle musikalische Note klang, so dass Kierans Stimmung sich direkt hob. „Danke, Alraune. Wir sehen uns.“

Zuletzt sah er noch ihr Lächeln, ehe er sich in Bewegung setzte, um den Meister dieser Lakaien zu finden. Unwillkürlich verfiel er dabei in einen Dauerlauf, um das möglichst zu schaffen, noch bevor er neue Lakaien schicken könnte. Auch die Kraft eines Familiar war begrenzt und er wollte diese nicht ausreizen.

Während er die Straße hinunterlief, spürte er, wie die Anwesenheit des Dämons immer deutlicher wurde. Er spürte, wie sie nach seinem Körper griff, wie das Wesen wünschte, ihn zu zerfetzen, ihn zu fressen, ihn zu vernichten. Am Anfang war dies auch ein überwältigendes Gefühl für ihn gewesen, aber inzwischen war er es derart gewohnt, dass es ihn nicht mehr störte. Es war nicht angenehm, aber auch lange nicht so schlimm, dass man es nicht mehr aushielt.

Schließlich kam er an einem Gebäude an, vor dem er einen ruhenden Dämon entdecken konnte. Er sah nicht aus wie seine Lakaien, nicht einmal im Entferntesten. Stattdessen erinnerte er mehr an eine übergroße Gottesanbeterin, deren Oberkörper der einer Frau war. Langes, dunkelblondes Haar fiel über ihre nackten Schultern und bedeckte ihre Brüste. Ihr Gesicht war eine verzerrte Grimasse, zerklüftet wie eine Klippenlandschaft, mit starren toten Augen und einem stets leicht geöffneten Mund, der aus den Tiefen der Hölle nach Erlösung zu schreien schien.

„Habe ich dich“, murmelte Kieran und ließ eine Armbrust in seinen Händen erscheinen.

Noch schien die Dämonin ihn nicht entdeckt zu haben – und er hatte auch nicht vor, diese Gefahr überhaupt in Kauf zu nehmen. Er hob die Armbrust und schoss einen Bolzen auf das Wesen ab. Im selben Augenblick fuhr das Wesen herum, entdeckte das Projektil. Mit einem einfachen Handschlag schleuderte es den Bolzen beiseite, dann stürmte es auf ihn zu.

Kieran wich mit einem Sprung zur Seite aus und schoss erneut einen Bolzen ab. Diesmal traf er den grünen Unterleib des Wesens, kaum hatte sich das Projektil in das Fleisch gegraben, schossen drei Metallseile daraus hervor, die sich in den Boden bohrten und die Dämonin damit in Schach hielten.

Wirklich gern gab er es nicht zu, aber das war tatsächlich eine Idee von Faren gewesen – und sie hatte sich als derart effektiv erwiesen, dass Kieran darauf gar nicht mehr verzichten wollte. Auch in diesem Fall sorgte es dafür, dass die Dämonin eher damit beschäftigt war, sich wieder von dem Bolzen oder zumindest den Fesseln zu befreien.

Kieran setzte bereits wieder an, um einen letzten Bolzen in das Wesen zu schießen, aber da konzentrierte es seinen Blick bereits wieder auf ihn – und schoss plötzlich einen gebündelten Laserstrahl auf ihn ab.

Gerade noch rechtzeitig gelang es Kieran, einen Schild aus rot leuchtenden Waben aufzubauen, an denen der Strahl wirkungslos verpuffte. Derart viel Intelligenz hätte er einer Dämonin der Kategorie 3 nicht zugetraut. Aber es durfte ihn nicht aufhalten.

Er ließ den Zeigefinger kreisen, genau viermal, und deutete dann auf die Dämonin. Die Waben wandelten sich ihrerseits nun in einen konzentrierten Strahl, der gleich darauf seine Gegnerin traf und diese in Brand steckte. Sie stieß ein gellendes Kreischen aus, irgendwo hörte Kieran das Knacken einer Fensterscheibe. Wieder legte er die Armbrust an.

Ein solches Feuer überlebte die Dämonin zwar sicher nicht, aber es war ihm doch lieber, sie direkt zu töten, ehe sie noch mehr zerstören konnte, die Fenster waren auch schon wieder zu viel.

Sein Bolzen traf die Dämonin direkt in die Brust, das Feuer erlosch auf einen Schlag, dafür breitete sich, ausgehend von der Verletzung, eine frostige Schicht auf ihrem Körper aus, die sie innerhalb kürzester Zeit vollkommen eingefroren hatte. Er wartete einen kurzen Moment – es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Dämon plötzlich wieder befreite – aber es geschah nichts weiter, sie bewegte sich nicht mehr.

Zufrieden ließ Kieran die Armbrust wieder verschwinden und ersetzte sie durch einen Hammer, dann ging er mit langsamen Schritten auf die Eisskulptur zu. Das Licht der Straßenlaternen ließ sie glänzen, so dass sie unwirklich erschien, wie etwas, das nicht aus dieser Welt kam, aber gleichzeitig wunderschön war. Dennoch musste er es zerstören, damit es keinen Schaden mehr verursachen konnte.

Ohne weiter nachzudenken, holte er mit dem Hammer aus und zerschlug die Dämonin mit einem einzigen Schlag in zahllose Einzelstücke, denen nicht mehr anzusehen war, worum es sich einmal gehandelt haben mochte. Den Rest erledigte das relativ warme Wetter für ihn, also ließ er auch diesen Hammer wieder verschwinden. Fast zeitgleich erklang wieder Alraunes Melodie in seinem Inneren, also war sie auch wieder zurückgekehrt.

„Der Auftrag ist erledigt“, stellte er zufrieden fest.

Er wollte sich gerade umdrehen, damit er zum Hauptquartier zurückkehren konnte, als er eine andere Stimme hörte: „Wieder einmal so spät unterwegs?“

Es war unnötig, sich nach dem Sprecher umzusehen, da er bereits allein anhand der tiefen, wohlklingenden Stimme – und Alraunes erfreuten Tönen in seinem Inneren – ausmachen konnte, dass es sich um jemanden handelte, mit dem er bereits viel zu oft zusammengetroffen war. „Sie schon wieder?“

Einige Schritte entfernt von ihm stand ein großer Mann, dessen langes braunes Haar ihm fast bis an die Hüfte reichte. Der Blick durch seine Brille schien wesentlich strenger als er sollte, dadurch kam es Kieran noch mehr so vor, als ob der andere ihm eigentlich etwas Böses wollte.

„Ich werde dir so oft wiederbegegnen, bis du diese Arbeit aufgibst.“

Dr. Vane Belfond war eigentlich ein Arzt, wie Kieran wusste, aber er hatte es sich irgendwann einmal zur Aufgabe gesetzt, Abterachts finstere Machenschaften aufzudecken.

Kieran rollte mit den Augen. „Ich bin jetzt schon lange volljährig, sollten Sie es an diesem Punkt nicht endlich aufgeben?“

Immerhin ging es ihm, laut eigener Aussage, darum, dass Abteracht Jugendliche dazu ausbildete, einer derart gefährlichen Arbeit nachzugehen. Da hatte Kieran ihn auch noch in gewisser Weise verstanden – inzwischen war das Verständnis aber auch schon wieder abgeflaut, da er selbst mit Erreichen seiner Volljährigkeit noch von ihm verfolgt wurde. Glücklicherweise nicht jedes Mal, aber die wenigen Gelegenheiten blieben ihm dafür umso mehr im Gedächtnis. Bislang war aber noch keine Konsequenz deswegen eingetreten. Die Zeitungen und Nachrichtensender winkten bei so etwas ab, Faren, als PR-Agent, beschwichtigte Vane nur gern und Cerise lachte immer nur, wenn die Rede auf ihn kam.

„Du wurdest dafür indoktriniert, diese Arbeit gut zu finden“, erwiderte Vane. „Ich kenne einen guten Therapeuten für derartige Fälle.“

„Ich habe kein Interesse, danke.“

Wie oft müsste er das noch wiederholen, bis Vane es ihm endlich einmal glaubte?

Er wollte weggehen, aber mit wenigen Schritten – lange Beine waren eben ein Vorteil – kam Vane ihm bereits zuvor und stellte sich ihm in den Weg. „Du solltest dir das wirklich einmal durch den Kopf gehen lassen. Wir können dir helfen.“

Kieran musste den Kopf heben, damit er seinen Gegenüber ansehen und ihm einen finsteren Blick schenken konnte. Dieser wurde allerdings von Vanes eigener dunklen Aura direkt abgeblockt. Nicht, dass er wirklich eine sichtbare Aura besessen hätte, aber sehr farbenfroh und strahlend kam er Kieran auch nicht vor. Er störte sich nicht daran, nur an Vane selbst, das war ein Unterschied.

Wenn seine Stimme nur nicht so schön klänge …

Alraune war jedenfalls immer reichlich angetan von ihm und musste dies auch immer mit vielen positiven, musikalischen Tönen verbinden, die Kieran wohl die Angst vor ihm nehmen sollten. Aber eigentlich war er doch eher genervt als ängstlich.

„Woher wussten Sie eigentlich, dass ich hier sein werde?“, fragte er.

„Das war gut geraten. Ich bekam mit, dass hier ein Dämon sein Unwesen treibt und habe auf dich gewartet.“

Kieran runzelte seine Stirn. „Das war gefährlich. Die Dämonen hätte Ihnen etwas antun können.“

Cathans einzige Reaktion wäre darauf sicher ein begeistertes Klatschen, aber er machte sich im Gegensatz zu seinem Vater eher Sorgen. „Sie sollten nicht derart leichtsinnig sein.“

„Ich entscheide selbst, wie ich mich verhalten möchte, danke.“

„Ich mich auch“, erwiderte Kieran kurzangebunden.

Zwei Ranken schossen aus seinem Rücken und fanden Halt an einem der Häuser. „Deswegen verabschiede ich mich jetzt. Gute Nacht, Dr. Belfond.“

Ehe Vane widersprechen konnte, wurde er bereits mithilfe der Ranken auf eines der Gebäude hinaufbefördert, weit weg aus dem Einflussbereich des anderen, den er mit gerunzelter Stirn zurückließ – so wie es eben jedes Mal lief, wenn sie sich begegneten.

Kieran überquerte das Dach, auf dem er sich befand, wobei er Alraunes enttäuschte Töne ignorierte, dann begab er sich mit ihrer Hilfe auf der anderen Seite wieder auf den Boden zurück.

Denk nicht mehr an diesen Kerl, Alraune. Egal, was für eine tolle Stimme er hat, er will uns nur von unserer Arbeit abbringen.

Einer sehr wichtigen Arbeit auch noch. Was sollte ohne Leute wie ihm aus dieser Stadt werden? Möglicherweise sogar aus dieser Welt?

Plötzlich verstummte Alraune, was Kieran innehalten ließ. Sie gab auch keinerlei Erklärung von sich, die ihm sagen könnte, ob es sich eventuell um einen Dämon handelte oder einen Menschen, vielleicht sogar um jemanden, den er kannte. Es herrschte eine vollkommene Stille, als hätte Alraune ihn vorübergehend verlassen, um Lakaien zu bekämpfen.

Dafür konnte er einen anderen Laut hören, einen, den er so bislang noch nie gehört hatte. Es war ein melodisches Summen, zu einem ihm unbekannten Lied, das derart verführerisch war, dass er glaubte, wie von einer Sirene gelockt zu werden. Doch obwohl er diesen Gedanken klar und deutlich, verbunden mit einer Warnung, in seinem Kopf spürte, lenkten seine Füße ihn dennoch in genau die Richtung, aus der dieses Summen kam. Er wollte den Mund öffnen, in einem Versuch, ihnen lauthals Anweisungen dazu zu geben, sich umzudrehen, aber ihm war, als hätte das Summen jegliche seiner Körperfunktionen zum Erlahmen gebracht und ihn in eine Puppe verwandelt, die von fremder Hand in den Untergang geführt wurde.

Schließlich, zu seiner Erleichterung, hielt sein Körper wieder inne, wenngleich direkt vor einem Schatten, der wesentlich dunkler wirkte, als er sein dürfte. Das Summen verstummte, dafür war es ihm, als könne er Schritte hören, die sich ihm langsam aus dem Dunkel näherten.

„Ein Jäger hat sich also in meine Fänge verirrt“, erklang eine Stimme, die jener ähnelte, die zuvor gesummt hatte. „Das ist wirklich schön.“

Kieran wollte fragen, wer da mit ihm sprach, was sie von ihm wollte – da sah er, wie eine blasse Hand aus der Dunkelheit hervorkam und direkt in seine Brust hineingriff.

„Jetzt gehörst du mir.“

Schmerzen, schlimmer als alle, die er jemals zuvor gespürt hatte, breiteten sich wie ein Lauffeuer in seinem gesamten Körper aus, bis er das Gefühl bekam, vollkommen in Flammen zu stehen. Wie aus weiter Ferne hörte er wieder das Summen der Sirene, diesmal erklangen darunter aber auch verzweifelte Töne, die von Alraune kamen. Er wollte sie fragen, ob alles in Ordnung war, ihr versichern, dass er sie beschützte, aber der Schmerz raubte ihm jegliche Kraft dazu.

Langsam, gerade als er sich an das Brennen gewöhnte, wandelte es sich in eine klirrende Kälte, die genauso unerträglich war, wie zuvor das Feuer. Das Summen und Alraunes Töne verklangen, als entfernten sie sich von ihm, gemeinsam mit seinem Bewusstsein, das ihm zu entgleiten drohte.

Der letzte Gedanke, ehe er endgültig in die Schwärze einer Ohnmacht sank, galt der Reue, die er empfand, weil er nun nicht mehr dazu käme, mit Faren über Partnerkostüme zu sprechen.

Kapitel 6: Bist du allein hier?

Der Schmerz war vollkommen verschwunden, aber mit ihm war auch jegliches Gefühl über seinen Körper gegangen. Es kam ihm vor, als könne er sich nicht mehr bewegen, als existierten nur noch seine Gedanken, Empfindungen und schemenhafte Erinnerungen. Jene stachen irgendwo, aber er konnte den genauen Ort nicht bestimmen, weil er den Schmerz nicht spüren konnte, lediglich den daraus resultierenden Druck.

Er wollte sich bewegen, irgendetwas, die Augen öffnen – aber es schien ihm geradewegs unmöglich. Die ausgesendeten Befehle verhallten irgendwo im Nichts, ohne an ihrem Ziel oder auch nur in der entsprechenden Nähe anzukommen.

Doch je länger er wach war (war er das überhaupt? Er war sich nicht einmal mehr sicher, wie sich das anfühlen müsste – hatte er überhaupt je wirklich gelebt?), desto mehr spürte er Dinge um sich herum. Er schwebte in einer schleimigen Masse, die sich unangenehm anfühlte, weswegen der Wunsch, ihr zu entfliehen, immer stärker wurde. Hier wollte er keinesfalls für den Rest seiner Existenz bleiben – falls er überhaupt gerade irgendwo existierte und nicht nur ein verblassendes Bruchstück irgendeiner anderen Person.

Dadurch gelang es ihm, genug Kraft aufzubringen, um seine Augen – oder das, was er dafür hielt – zu öffnen. Tatsächlich befand er sich in einer Art zähflüssigem schwarzen Schleim, der es ihm dennoch erlaubte, zu atmen, obwohl er sich auch da nicht sicher war, ob er es wirklich tat oder ob er gerade nur an einer Erinnerung festhielt.

Mit genug Konzentration war es ihm möglich, sich zu bewegen. Der Widerstand, den seine Umgebung ihm bot, ließ nach wenigen Schritten nach, so dass er sich einfach fortbewegen konnte. Dabei war er sich zuerst nicht sicher, ob sich überhaupt etwas änderte.

Aber bald (wobei Zeit hier keine Bedeutung zu haben schien) wurde das Schwarz von gelben Adern durchzogen, die einen unwirklichen Schein verbreiteten. Durch diesen war es ihm möglich, festzustellen, dass sein Körper zwar existierte – aber er sich nur langsam aufzubauen schien, als befände er sich in einem Videospiel (die er nur dank Faren kannte).

Es benötigte weitaus mehr Konzentration, um sich selbst vollständig zu erstellen, dabei war er überzeugt, dass es nicht notwendig war, doch gleichzeitig sagte ihm dies, dass er nicht tot war. Er konnte hier unmöglich im Jenseits sein.

Wo bin ich aber dann? Alraune?

Er lauschte konzentriert, wurde aber nur von einer unheilvollen Stille begrüßt, in der ein rauschendes Summen die einzige Geräuschquelle war.

Alraune?

Diesmal hielt er sogar inne, obwohl sich die schwarze Masse sogar wieder um ihn verfestigte und damit drohte, ihn nie wieder gehen zu lassen. Darum konnte er sich im Moment aber nicht kümmern, dafür war er zu sehr damit beschäftigt, auf ein Zeichen von Alraune zu warten. Einen Ton, ein warmes Gefühl, irgendetwas.

Aber es kam nichts.

Es war, als wäre Alraune einfach weg, was aber nicht so sein dürfte. Als seine Familiar war sie immer mit ihm verbunden, seit sie aus ihrem Ei geschlüpft war, das war unumgänglich. Es gab keine Möglichkeit, Jäger und Familiar wieder voneinander zu trennen, nicht einmal für einen kurzen Moment – es sei denn, der Familiar starb, was aber nur äußerst selten vorkam.

Doch bei Alraune konnte er sich das nicht vorstellen. Vor allem weil er sich nicht daran erinnerte.

Unwillkürlich griff er sich an die Brust, durch die ein scharfer Schmerz fuhr. In seinem Gedächtnis tauchte wieder die blasse Hand vor ihm auf, der Griff in seine Brust hinein, das Summen der Sirene, das ihn überhaupt erst an diesen Ort gelockt hatte – und Alraunes verzweifelte Schreie.

Die Erinnerung endete abrupt, aber nicht, ohne ihm zu verraten, dass er nicht mehr mit ihrer Stimme und ihrer Hilfe rechnen dürfte. Diesmal spürte er den Schmerz, wie er sich eiskalt in seinem Herzen festsetzte, ihn zur Aufgabe bewegen wollte. Bliebe er hier, flüsterte ihm eine dunkle, samtene Stimme zu, wäre all das für immer vergessen, er könnte eins werden mit der Dunkelheit, gegen die er normalerweise immer kämpfte.

Im ersten Moment war er geneigt, dieser Stimme zu folgen – aber dann flackerte eine andere Erinnerung in ihm auf. Er sah Farens begeistertes Gesicht, als er ihn wegen den Partnerkostümen ansprach, das immerwährende Lächeln, das ihm sofortige Beliebtheit bei jedem, den er traf, garantierte. Bei jedem, außer Kieran.

Im selben Moment erschien inmitten der Schwärze wirklich Farens Gesicht vor ihm. Er lächelte ihn an, so wie eh und je. Er konnte Farens Stimme hören, die von überall her gleichzeitig zu kommen schien, sie hallte in der Schwärze wider, was das Echo derart stark machte, dass die eigentlichen Worte nicht mehr zu verstehen waren.

Aber allein dass es Farens Stimme war, genügte im Moment, um ihn vollkommen ruhig werden und vergessen zu lassen, dass er hier an einem Ort war, den er nicht im Mindesten kannte – und von dem er auch nicht wusste, ob er ihn kennen wollte.

Nein, das einzige, was er gerade wollte, war, wieder bei Faren zu sein, bei der Person, die ihn mit derart viel Leben erfüllte, wie kein anderer. Die einzige Person, die sogar das Jagen, seine eigentliche Passion, in den Hintergrund rücken ließ.

Er streckte die Hand nach dem Bild Farens aus, doch kaum berührten seine Finger es, verschwamm es bereits und verschwand wieder. An seiner Stelle erschien dafür eine leuchtende Stufe. Sie war nicht von der schwarzen Masse eingehüllt,deswegen erschien es ihm wie die beste Methode, hier herauszukommen.

Er setzte einen Fuß auf diese Stufe, dann erschien eine weitere, dieser Vorgang wiederholte sich mit jedem weiteren Schritt, den er tat, so dass eine Treppe nach oben entstand. Mit jeder Stufe fiel mehr von dem Schleim ab, als entließe dieser ihn nach und nach, wenn auch nur zurückhaltend.

Ich werde Faren gleich wiedersehen. Ich werde ihm sagen, dass …

Ein helles Licht umhüllte ihn, bevor er den Satz ganz beenden konnte, und zwang ihn, die Augen zu schließen.
 

Es war auffallend warm, als er wieder zu sich kam. Von der schwarzen Masse war nichts mehr zu spüren, dafür lag er in einem Bett, das nicht sein eigenes war, wie er direkt an dem kratzigen Leinen und dem unbekannten Geruch bemerkte. Ein Piepsen im Rhythmus eines Herzschlags, direkt neben ihm, verriet ihm dann sofort, dass er sich in einem Krankenhaus befand. Also musste seine Ohnmacht doch schwerer gewesen sein, als er gedacht hätte.

Wie viele Tage sind vergangen?

Er öffnete die Augen, dann versuchte er sich vorsichtig aufzurichten, nur um mit einem leisen Keuchen wieder zurückzufahren. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass er an das EKG angeschlossen war, in seinem linken Arm wiederum war eine Infusionsnadel zu sehen. Die dafür bestimmte Flüssigkeit tropfte gleichmäßig aus ihrem Gefäß in den Schlauch hinein.

Erst als er ein Geräusch hörte, lenkte er seinen Blick davon ab, hin zu der Ursache der Ablenkung. Es war eine Frau, die ihm nicht ganz unähnlich war, nur war ihre Erscheinung wesentlich filigraner, ihr schwarzes Haar reichte bis an ihre Hüfte – aber es hieß, dass sie beide dasselbe Lächeln hatten.

„Mama …“

Kierans Mutter, deren Namen Granya lautete, setzte sich auf einen Stuhl neben sein Bett. „Ich bin froh, dass du wieder wach bist. Das werden die anderen sicher auch sein.“

„Ich bin auch froh“, sagte er mit rauer Stimme. „Welchen Tag haben wir heute?“

Granya legte einen Finger an ihre Wange, dachte einen kurzen Moment gewissenhaft darüber nach, ehe sie antwortete: „Der 2. November.“

Also habe ich vier Tage geschlafen.

Damit hatte er auch Halloween verpasst, die Feier, zu der Faren ihn extra eingeladen hatte.

Da ich gerade an ihn denke …

„Wo ist Faren?“

Falls Granya in irgendeiner Art und Weise amüsiert war, ließ sie es sich nicht anmerken. „Wir haben ihn nach Hause geschickt. Er war hier, seit du eingeliefert wurdest, deswegen hielten wir es heute für besser, wenn er sich endlich richtig ausruht.“

Er war hier gewesen. Bei ihm. Kieran spürte ein warmes Gefühl in seinem Inneren, das ihn nur noch mehr darin bestärkte, dass er Faren gegenüber seine Dankbarkeit ausdrücken musste.

Statt das allerdings seiner Mutter zu sagen, stellte er ihr lieber eine weitere Frage: „Bist du allein hier?“

Sie schüttelte den Kopf. „Cathan und Jii sind auch hier. Sie wollten dich unbedingt sehen, sobald du wieder wach geworden bist.“

Im Moment war in diesem Raum aber nichts von ihnen zu sehen. Es gab kein zweites Bett, dafür aber einen großen Tisch mit mehreren Stühlen. Auf den Rückenlehnen von zwei davon hingen Jacken – eine schwarze und eine graue – die Kieran gut kannte.

„Sie sind gerade Kaffee holen gegangen“, erklärte Granya, die seinen fragenden Blick bemerkte. „Aber sie dürften bald wieder da sein. Wir wussten ja nicht, dass du gerade jetzt wach wirst.“

Ihre Hand legte sich auf seine, wobei er wieder spürte, wie zart und zerbrechlich sie war. Es wunderte ihn nicht, dass Cathan sie so sehr behütete und liebte, wenn sie für ihn ebenfalls einen solchen Ruhepol bildete wie für Kieran.

„Du wirst uns hoffentlich erzählen können, was passiert ist.“ Ihre Besorgnis stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, in solchen Momenten bereute er stets, ein Jäger geworden zu sein.

Zumindest wusste er aber wirklich, was er erzählen müsste. Er erinnerte sich daran, was geschehen war, bevor er ohnmächtig geworden war – aber auch, dass ihm Alraune weggenommen worden war.

Auch jetzt noch hörte er sie nicht mehr, spürte sie nicht in seinem Herzen. Ein seltsames Gefühl, das ihn schon lange nicht mehr erfüllt hatte – oder sollte er besser das Gegenteil sagen? Ohne sie fühlte er sich jedenfalls nicht einmal mehr im Mindesten erfüllt, nur noch leer und … einsam.

Erst die Tür, die gerade geöffnet wurde, riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Cathan warf vorsichtig einen Blick hinein und lächelte, als er feststellte, dass Kieran wach war. Erst dann trat er mit zwei Bechern Kaffee in den Raum. „Hey, Kieran~.“

Er reichte Granya einen Becher und setzte sich auf einen weiteren Stuhl neben das Bett. „Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Aber ich bin froh, dass du jetzt wieder wach bist.“

Ehe Kieran etwas antworten konnte, kam hinter ihm noch ein anderer Mann durch die Tür herein. Als er Jii das erste Mal begegnet war, hatte keiner der beiden den jeweils anderen gemocht. Aber inzwischen verstanden sie sich doch recht gut – glaubte Kieran jedenfalls, deswegen lächelte er dem grimmig wirkenden Mann auch zu. Dieser erwiderte es nur halbherzig, nachdem er an seinem Kaffee genippt hatte und ehe er seine Brille zurechtrückte.

Das Außergewöhnlichste an Jii, wie Kieran fand, war nicht nur sein schneeweißes Haar, trotz seines recht jungen Alters, sondern die goldenen Augen, die einen aufgrund der zusammengezogenen Brauen stets finster und tadelnd anzusehen schienen. Deswegen fiel es Leuten wohl auch so schwer, sich wirklich mit ihm anzufreunden – glücklicherweise legte er auf so etwas auch keinen Wert.

Jii schloss die Tür hinter sich wieder, dann trat er ebenfalls näher ans Bett. Er stellte seinen eigenen Becher auf dem Beistelltisch ab. „Ich dachte nicht, dass du so schnell wieder wach wirst. Kann ich dich kurz untersuchen?“

Es war eine Frage, aber eigentlich gab es nur eine Antwort. Jii griff auch bereits nach einer kleinen Taschenlampe, die er stets in seiner Hemdtasche mit sich trug, um seine Untersuchung zu beginnen.

Jii war nicht nur ein langjähriger Freund der Familie Lane – Cathan und Lowe kannten ihn anscheinend schon, seit sie Jugendliche waren –, sondern auch früher der Arzt von Abteracht gewesen. Das war aber noch damals gewesen, als die Jäger nur versteckt operieren konnten. Kaum waren sie in die Öffentlichkeit getreten, war Jii dem Angebot gefolgt, im Krankenhaus Patienten behandeln zu dürfen. Das beschränkte sich zwar auf Dämonenjäger, die zu schwer verletzt waren, um in Abteracht ambulant behandelt zu werden, sowie auf menschliche Opfer von Dämonenangriffen, aber es genügte wohl, um ihm die Anstellung zu sichern.

Nachdem er die Pupillen-Reflexe, sowie den Puls – trotz des noch angeschlossenen EKG-Geräts – überprüft hatte, steckte Jii die Taschenlampe wieder ein. „Es scheint dir wieder gut zu gehen. Das ist schon mal eine gute Nachricht.“

„Gibt es denn auch eine schlechte?“, fragte Granya.

„Kommt darauf an.“ Jii sah weiterhin Kieran an. „Kannst du uns erzählen, was vor deiner Bewusstlosigkeit geschehen ist?“

Darum ließ er sich nicht lange bitten. Sofort begann er von den Dämonen zu erzählen, sowie seiner Begegnung mit Vane Belfond – die Jii wieder einmal schmunzelnd zur Kenntnis nahm – und schließlich auch von der Sirene, die ihn zu sich gelockt hatte.

„Sie hat eine Hand in meine Brust gesteckt.“ Er legte eine eigene auf sein Herz. „Ich weiß nicht, was sie dann gemacht hat, es schmerzte furchtbar. Aber seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu Alraune. Sie ist einfach … weg.“

Bei diesen Worten brach seine Stimme ein wenig ein, aber das war nicht der richtige Zeitpunkt, um über seine verlorene Familiar zu trauern. Andere Dinge besaßen gerade eine weitaus größere Priorität.

Während Granya nur wieder beruhigend eine Hand auf seine legte, hatte Cathan bei dieser Erzählung die Stirn gerunzelt. Jii nahm seinen Kaffee wieder, um noch einen Schluck zu nehmen. Dabei dachte er offenbar gerade über diese Kette an Ereignissen und auch das Ergebnis nach.

„So einen Fall hatten wir noch nie“, urteilte er schließlich, als Kieran schon glaubte, dass es keine Antwort mehr gäbe. „Ich weiß nicht so recht, was wir jetzt machen sollen.“

„Für mich ist ziemlich deutlich, dass er jetzt erst einmal nicht mehr jagen kann“, sagte Cathan. „Ohne Familiar kann er seine Fähigkeiten nicht benutzen.“

Kieran verzog sofort das Gesicht. Die Aussicht, nicht mehr kämpfen zu dürfen, besonders so kurz vor der Dämonenschwemme, glich einem Albtraum. Wie sollte er dann noch seine eigene Existenz rechtfertigen? Und wer sollte ihn beruhigen, wenn Alraune das nicht mehr tun konnte?

Faren … Faren hilft mir bestimmt, wenn es sein muss. Aber dafür muss ich mit ihm reden.

„Vorerst solltest du dich von Konia untersuchen lassen“, sagte Jii. „Sie wird bestimmt begeistert sein, wenn sie sich einmal mit einem neuen Fall auseinandersetzen darf.“

Immerhin war Konias Anwesenheit angenehm genug, dass es ihn nicht stören dürfte, wenn er so viel Zeit bei ihr verbringen musste – und wenn er in Abteracht war, könnte er auch direkt mit Faren sprechen, ohne ihn erst anrufen zu müssen. Ja, das erschien ihm wie eine sehr gute Strategie.

„Ich bin einverstanden.“

Aus den Augenwinkeln sah er die zusammengezogenen Brauen seiner Mutter, was ihm verriet, dass sie mit diesem Plan nicht sonderlich einverstanden war. Aber sie war auch schon nicht begeistert davon gewesen, dass er überhaupt ein Jäger geworden war. Mit Sicherheit wäre es ihr lieber, wenn er diese Gelegenheit nutzte, um den Beruf endlich aufzugeben – es würde ihn nicht einmal wundern, wenn sie ab und an mit Dr. Belfond über derartige Dinge sprach und er da seine Informationen bezog. Sie meinte es nicht böse, aber irgendwem musste sie ihre Befürchtungen mitteilen, er verstand das.

„Gut“, sagte Jii, nachdem er Kierans Akte, die an seinem Bett befestigt war, überprüft hatte. „Ich werde dich morgen früh direkt nach Abteracht verlegen. Konia wird sich dann um alles kümmern.“

Davon ging Kieran ebenfalls aus. Deswegen hoffte er, dass es ihr gelänge, ihm zu helfen, damit er seine Fähigkeiten wieder einsetzen könnte – und hoffentlich auch, dass Alraune bald wieder bei ihm wäre.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: Platan
2015-10-14T23:06:20+00:00 15.10.2015 01:06
Ich bin momentan wieder echt verliebt in AF! ♥♥♥
(≧◡≦)
Das verschönt mir gerade sehr den Tag und hilft mir über trübe Stimmungen hinweg. Und da dachte ich mir, statt meine Zeit mit nichts tun zu verschwenden, schenke ich mal endlich PAF meine Aufmerksamkeit. Es wird sowieso auch mal höchste Zeit, dass hier mal ein paar Kommentare folgen. :3
Ferris: *sitzt bereits mit Popcorn in der Kommentarbox*
Ciela: Wo hast du immer das Popcorn her? °_°
Ferris: Heh, ich bin Schöpfer, schon vergessen~. ;3
Luan: *nimmt sich was von dem Popcorn* ... Lecker. 。>‿<。
Ciela: Und wie kommt es, dass ihr beide Popcorn mögt, während ich es hasse? D:
Ferris: Wir sind eben Individuen. ♥
Luan: *nom nom nom* ♥
Darren: Also ich mag kein Popcorn.
Ciela: Ein Seelenverwandter! Q___Q
Darren: Ich mag Cilli-Chips~. :D *Chips knabber*
Vane: Du weißt schon, dass du mit diesem Dialog hier gerade wieder mal unnötig den Kommentar in die Länge ziehst?
Ciela: Oh! Hast recht, fangen wir besser mal an. >_<

> Kieran wollte gerade in sein Sandwich beißen, als die Tür zum Aufenthaltsraum mit Schwung aufgeworfen wurde – und er wusste sofort, um wen es sich dabei handelte.
Faren natürlich! XD
Es ist doch immer Faren, der den armen Kieran bei den schönsten Dingen des Lebens stört. In Ruhe Bücher im Buchladen lesen. Und jetzt auch noch essen. :,D

> „Hey, Kieran~“, flötete Faren fröhlich und setzte sich ungefragt neben ihn. „Störe ich beim Essen?“
Faren, der Sonnenschein der Welt! ☀☀☀
Ferris: Das ist mein Bro. :D
Darren: Sehr vorbildlich. :D
Luan: *nom nom nom*
Übrigens: Neeein, Faren, das sieht nur so aus. XD

> „Wie kommst du nur darauf?“
Ich liebe es ja, wie Kieran zu Beginn immer mit Faren umgeht. So schön sarkastisch und genervt.
Vane: Was genau liebst du bitte daran?
Ferris: Das verstehst du nicht, Doc, dazu muss man Shipping-Gene haben. >:3
Luan: *nom nom nom*

> Tadelnd blickte er Faren an, doch den braunen, vor Aufregung glitzernden Augen und dem strahlenden Lächeln konnte nicht einmal er lange wütend sein.
Eigentlich ja echt voll unfair von Faren, so eine starke Waffe zu haben. :,D
Ferris: Ich finde das genial. Er kann sich immer problemlos mit seinem Charme aus allem rauswinden. Ich wäre gern auch so awesome! *___*
Luan: *nom nom nom*

> „Ich quatsche dich auch so einfach zu. Und du kannst auch mit vollem Mund mit mir reden.“
Ach, komm, du kennst doch Kieran, Faren. Der würde doch nie mit vollem Mund reden, das ist unhöflich. :,D
Luan: *nom nom nom*
Ciela: Deshalb redet auch Luan nicht, während er Popcorn ist~.
Luan: ^_^
Außerdem mögen es manche Leute nicht, beim Essen beobachtet zu werden. *gehört selbst zu dieser Sorte*

> Also gehorchte er seinem knurrenden Magen, hob das Sandwich wieder und biss hinein.
... Jetzt bin ich doch sehr erstaunt. °___°
Vane: Was soll der Junge machen? Er hat Hunger.

> „Jedenfalls war dein letzter Auftritt richtig cool und aufregend.“
„Das war kein Auftritt“

Vane: Ich bin ehrlich erleichtert, dass Kieran die Sache vernünftig betrachtet.
Ferris: Aber ich habe den Prolog gelesen. Sein Auftritt war richtig cool~. :D
Vane: Das ist keine Bühnenshow und auch kein Spaß. Ihr jungen Leute begreift das wohl immer erst, wenn ihr im Sterben liegt.
Ferris: Dann ist das ja auch nicht mehr cool. :<
Vane: *genervt seufz* =_=

> Aber vielleicht interessierte ihn auch einfach nicht, worum es Kieran ging, genausowenig wie es diesen interessierte, worum es Faren ging.
Und da fragt man sich, wie es dazu kommt, dass die beiden später mal heiraten. XDDDDDD

> Jener war immerhin der PR-Manager von Abteracht, vielleicht war es dann wichtig, solche Dinge auszublenden und sich ganz auf die möglichen Schlagzeilen zu konzentrieren.
Vane: Wenn die Schlagzeilen auf die Art alles verschönigen, ist es kein Wunder, dass sich Schaulustige ansammeln, trotz eines Dämons direkt vor ihren Augen.
Ciela: Ja, das macht mich auch noch fertig. D:
Kian: Was erwartet ihr denn? Menschen sind eben dumm.
Luan: *nom nom nom*

> Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Faren schmunzelte und fast glaubte er, dass sein Freund diese Reaktion bereits erwartet hatte.
Kein Wunder, wenn Kieran immer genau so reagiert. :,D

> Vielleicht sollte er irgendwann einmal anders reagieren, damit Faren nicht immer derart schmunzelte.
Oha, da ist jemand sehr genervt von Faren ... kann man am Anfang aber auch noch echt verstehen. :,D
Ferris: Wie kann man nur genervt von Faren sein? >_<
Vane: Weil nicht jeder so gestrickt ist wie ihr.

> „Aber die Party ist hier in Abteracht.“
Und genau DAS ändert natürlich schlagartig Kierans Interesse an Partys. :,D
Ferris: Hey, man kann es doch mal versuchen.

> und auf jedes Nachhaken lächelte die Anführerin, Cerise, nur geheimnisvoll.
Weil das nämlich viel cooler ist, als zuzugeben, dass der Name nur dadurch entstand, dass sich mal jemand verschrieben hat. XD

> „Seit gerade eben. Cerise und Parthalan haben beide zugestimmt.“
Und da sucht Faren direkt erst mal Kieran auf, um ihn dazu einzuladen. ♥
Ferris: Wahre Liebe. ♥
Vane: Oder Belästigung.

> „Also?“, fragte Faren. „Kommst du? Seline und Russel werden auch da sein.“
Faren gibt nicht auf und suchte weiter verzweifelt Gründe, die Kieran doch noch überzeugen könnten. :,D
Ferris: Ich sag ja, wahre Liebe. ♥
Vane: Kieran sollte sich überlegen, Faren wegen Belästigung anzuzeigen.
Luan: *nom nom nom* ... *Kopf neig*

> Vor allem hatte er sich ohnehin gedacht, dass das Wunderkind Seline und ihr Freund da sein würden, sie waren auch wesentlich feierfreudiger als er.
Ich muss mir dieses "Wunderkind" hier gerade in Kierans Gedanken mehr als eine Art "Beleidigung" vorstellen, als einen Titel. >_<
Kian: Ist ja auch ätzend, diese Leute, denen alles in den Schoß gelegt wird! >_<
Vane: Glaube nicht, dass es immer so leicht ist, von klein auf so einen hohen Status innezuhaben.

> Aber Faren nahm ein Nein nicht als Antwort, also ergab Kieran sich vorläufig: „Ich überlege es mir.“
Das bedeutete zwar auch Nein, aber vielleicht gab sein Freund sich damit erst einmal zufrieden.

Das ist auch immer meine Taktik gewesen damals, wenn ich zu irgendetwas eingeladen wurde. XD
Damit ich kurz vorher telefonisch absagen konnte, um der Person dabei nicht ins Gesicht schauen zu müssen. :,D

>Alraune war seine Familiar, jeder Jäger von Abteracht bekam einen solchen Geist, der etwas aus seinem Inneren widerspiegelte.
Woher bekommen sie diese Familiare eigentlich? Bekommt man die, wenn man Jäger wird und woher nimmt Abteracht die dann? *neugierig ist*

> Er mochte Alraune, fraglos, aber sie war vollkommen anders als er.
Ist das mit Geistern bzw. Kräften, die in einem Leben, nicht immer so? :,D
Traumbrecher: *zu den Geißeln schiel*
Geißel: *wütend zurückstarr*
Kian: Wir sind ja auch die besseren Lebewesen! ò_ó
Vane: Klarer Fall von Selbstüberschätzung.
Luan: *nom nom nom*

> Einen besonderen Narren hatte sie dabei an Faren gefressen, vermutlich weil er genauso gut gelaunt war wie sie.
Vermutlich eher weil einfach jeder Faren lieben muss ... oder Alraune ihm doch ähnlicher ist, als er selbst denkt. ;3

> erwiderte Kieran bereits und war froh, dass Familiare tagsüber zu schlafen neigten, damit sie ihre Meinung dazu nicht abgeben konnte.
Klingt beinahe so, als würde Kieran oft schwach werden, wenn Alraune ihn um etwas bittet. Und sogar das würde Faren ausnutzen? Woah. XD
Ferris: Liiiiiebe~. ♥
Vane: Wenn Kieran will, rufe ich für ihn die Polizei an.

> Auch wenn es sehr schmerzhaft werden konnte, sich gegen den Wunsch eines Familiar zu wehren, je nachdem, wie eng der Kontakt zwischen Jäger und Familiar war. Kieran war zwar noch nicht in den zweifelhaften Genuss dieser Schmerzen gekommen, aber er hatte es bereits bei anderen miterlebt und das genügte ihm vollkommen.
Oha, also nutzt Faren das tatsächlich aus. °___°
Vane: Sag mir nicht, Ferris, dass das immer noch Liebe sein soll. ಠ_ಠ
Ferris: Du tust ja gerade so, als würde Faren Kieran etwas Böses wollen. Er liebt ihn doch. ;<
Vane: Das ist nicht nur Belästigung, sondern auch Erpressung.

> „Manchmal wünschte ich, du würdest öfter auf sie hören. Die Gute weiß genau, was dir fehlt. Genau wie ich~.“
Ferris: Siehst du, Doc? Er meint es nur gut. :3
Vane: ... ಠ_ಠ

> „Du musst mal ein bisschen lockerer werden.“
Ich habe heute bzw. gestern auch mein Kapitel in Rewrite gelesen, das mit dem Vergangenheitsblick zu Kieran und Faren. Da hat letzterer auch so in etwa was gesagt. Deshalb freut mich das gerade irgendwie~.

> „Du bist so steif, ich hab schon Anfragen von Journalisten bekommen, ob das Training nicht vielleicht doch Unmenschen aus euch macht.“
Oh, das wirft dann natürlich kein so gutes Bild auf Abteracht. >_<
Immer diese nervigen Journalisten, die sich sonst was zurechtspinnen. Ist doch nur menschlich, dass nicht jeder offen und herzlich ist, so wie Faren. D:
Vane: Das interessiert die Journalisten aber nicht.

> aber man beäugte doch sehr misstrauisch die Aufnahme von Schülern, die gerade vierzehn Jahre alt geworden waren. Es sei viel zu früh, um sie für einen Kampf vorzubereiten, sagten sie,
Vane: ... Vergesst meine Worte von vorhin, die Journalisten haben vollkommen recht mit dem, was sie sagen. ಠ_ಠ
Ciela: War ja klar. :,D
Ferris: Aber je früher man anfängt zu üben, desto besser lernt man.
Vane: Es bleiben gefährliche Kämpfe. ಠ_ಠ

> ohne dabei zu beachten, dass die Kampfvorbereitung erst mit sechzehn begann.
Vane: Aber so junge Leute können die Gefahren solch einer Arbeit noch nicht richtig einschätzen ... ich sehe es an dir. *zu Ferris schiel*
Ferris: Hey, ich bin ja wohl älter als 14 oder 16. :,D
Vane: Trotzdem haltet ihr jungen Leute es für "cool", Jäger zu werden.
Ciela: Ich merke, ihr habt alle sehr, sehr unterschiedliche Meinungen ... ^^;
Luan: *nom nom nom* 。◕‿◕。
(Jetzt muss ich mir ernsthaft vorstellen, dass Vane in dieser Welt Journalist ist, der gegen so etwas angehen will. :,D)

> stand es frei, die Schule mit einem angesehen Abschluss zu verlassen oder in den Innendienst zu wechseln.
Vane: Abgesehen von denen, die es "cool" finden. ಠ_ಠ
Ciela: Aber die, die es ernst nehmen, müssen doch nun mal viel lernen und früh genug dafür anfangen. D:
Vane: ಠ_ಠ

> „Du bist sogar richtig natürlich, aber du bist dummerweise natürlich steif.“
Beste Aussage über Kieran. XDDDDDDDDDD

> Er sprang von seinem Stuhl auf. „Also komm!
Also, man muss echt bewundern, wie hartnäckig Faren ist. XD
Ferris: Lie-
Vane: Nein. ಠ_ಠ
Ferris: ... ♥
Ciela: Hast du schlechte Laune, Vane? :<
Vane: Ich dachte, ich bin hier jetzt der ernste Journalist, der gegen Abteracht ist?

> Es reicht, wenn wir ein Bier zusammen trinken, dann nerve ich dich auch nie wieder, versprochen.“
Hm ... das ist doch eigentlich ein recht nettes Angebot, wenn man sofort wieder danach verschwinden darf.
Vane: Wenn man aber gar nicht erst hingehen will, bleibt es Belästigung.

> „Steh bequem“, sagte Cathan lächelnd. „Du musst mich nicht andauernd wie einen Befehlshaber behandeln. Habe ich dir das nicht oft genug gesagt?“
Cathan! ♥♥♥
Und sofort wird wieder klar, dass Kieran in seiner Nähe angespannt reagiert. :,D

> Viele sagten, er sähe Cathan wirklich ähnlich, aber Kieran glaubte, dass sie das nur aus Höflichkeit sagten.
Weil Kieran von sich selbst ein viel zu schlechtes Bild hat. ;<

> „Ich habe gehört, es gab wieder Beschwerden wegen deines Auftritts“, sagte Cathan.
Sogar Cath nennt es einen "Auftritt". :,D
Vane: Ich fürchte, ich muss dich wieder aus meiner Freundesliste streichen, Lane.

> Sein Vater tippte ihm gegen die Stirn. „Und das danach?“
Das ist irgendwie total süß. ♥

> Er verstand ohnehin nicht, was diese ausführliche Kritik an ihnen immer sollte.
Das ist Vane, der euch das Leben schwermachen will. ಠ_ಠ
Vane: *schreibt an einem neuen, ausführlichen Artikel* ಠ_ಠ

> Immerhin beschützten sie die Stadt vor Dämonen und riskierten nicht selten ihr Leben dabei. Ein wenig Misstrauen konnte er ja verstehen – aber derart viel?
Vane: Ihr seid Helden - aber ich akzeptiere es nicht, junge Leute für diese Arbeit zuzulassen. ಠ_ಠ
Ciela: ... Das wird jetzt deine Passion, oder? :,D
Ferris: Ich trau mich schon gar nicht mehr, etwas zu sagen. :,D
Luan: *nom nom nom*

> „Es geht ihnen nur um das Alter“, erklärte Cathan, als er bemerkte,
Vane: Lane hat es erfasst. ಠ_ಠ

> „Ich würde ihnen ja sagen, dass es gewisse Gründe gibt“, warf Faren ein, „aber ihr lasst mich ja nicht.“
Vane: Hm? Was für Gründe sollen das sein? ಠ_ಠ
Ciela: Hast du Faren nicht zugehört? Er darf nichts sagen. D:
Vane: Dann werde ich ihn wohl nachts mal abfangen müssen. ಠ_ಠ
Ferris: ... Wäre das dann nicht auch Belästigung? :,D

> „Natürlich nicht. Das sind Interna, die niemanden da draußen etwas anzugehen haben.
Vane: Hmpf. *schreibt weiter Artikel*
Ciela: Kein Wunder, dass die Jäger in anderen Welten lieber heimlich arbeiten, wenn die Öffentlichkeit dabei so ein Theater macht. :<
Ferris: Yeah, ziemlich uncool. D:

Hey, immerhin hat Cathans Auftauchen Kieran von Faren befreit. :,D

> Cathan atmete tief durch und dabei schien es, als fiele die Aura der Unnahbarkeit von ihm ab.
Er hat es sicher auch nicht leicht, immer vorbildlich und streng zu sein, selbst zu seinem Sohn. :<

> „Ich möchte, dass du dort auch hingehst.
Alter, wie alle Kieran zu dieser Party drängen wollen. :,D

> Nein, bevor du protestierst, hör mir bitte weiter zu.
Dieser Einwurf ist so genial! XD

> „Für mich haben Feste nicht wirklich etwas mit amüsieren zu tun.“
Für mich auch nicht. Ich habe mich mal einige Male zu Partys überreden lassen und war hinterher nur deprimiert oder schlecht gelaunt, weil das eben nichts für mich war. Deshalb finde ich es auch so gemein, dass alle meinen, Kieran dazu drängen zu müssen. >_<
Natürlich kennen wir unseren Kieran ... man muss ihn zu seinem Glück zwingen. Aber muss das denn mit etwas sein, was ihm eben einfach nicht liegt? Aber zu einem ruhigen Pokerabend oder so würde er wohl auch nicht kommen und da kann man ihn noch weniger zu überzeugen. Schwierig. :<

> Er fragte sich gerade, wie Kieran sein Sohn sein konnte, war er selbst doch immer äußerst feierwütig gewesen.
Autsch, das tut weh. :<
In solchen Momenten wundert es dann doch nicht, dass Kierans Verhältnis zu Cathan angespannt ist.

> Kurz bevor er sie hinter sich wieder schloss, erwiderte er: „Das war kein Auftritt.“
Dann ließ er die Tür mit einem äußerst wohltuenden Knall ins Schloss fallen.

Ich finde dieses Ende ja ungemein befriedigend, muss ich sagen. Besser hätte das Kapitel gar nicht enden können. >_<

Kieran tut einem jetzt schon wieder leid, dabei meinen es alle nur gut mit ihm. :,D
Ich hoffe, du hast dich von Vane nicht ärgern lassen, er scheint nur etwas genommen zu haben. °_°
Vane: ಠ_ಠ
Ich muss ja sagen, dass ich Farens und Cathans Seite durchaus verstehen kann, aber aus persönlichen Gründen kann ich einfach nicht anders, als echt ein klitzekleines bisschen genervt und wütend auf sie zu sein. :,D
Aber ich weiß ja, dass alles am Ende in eine gute Richtung führt, du ärgerst deine OCs ja schließlich nicht nur aus Spaß. :3
Auf jeden Fall bin ich schon ewig mehr als gespannt auf diese Party und kann es kaum erwarten, zu sehen, wie es Kieran dort letztendlich gefallen wird (falls es überhaupt zu dieser Party kommen wird).
Und, wie fandet ihr es so? :D *an meine OCs wend*
Ferris: Ich finde Faren awesome~. :3
Vane: Ich hab jetzt keine Zeit. ಠ_ಠ *schreibt weiter fleißig Artikel*
Darren: Ich hatte so viel Spaß, dass ich nicht mal viel sagen konnte. :D
Luan: *nom nom nom* ... Das Popcorn ist jetzt alle. D:
Von: Platan
2015-03-15T12:43:35+00:00 15.03.2015 13:43
*sich auf die Story stürz*
*sie ganz fest umklammer*
Es ist daaa~! ♥ Ich lass sie nie mehr los. Nie, nie, nie! X3
Ich habe schon so viel Liebe für AF im Herzen, da freue ich mich riesig darauf, dass es nun sogar PAF gibt. ♥♥♥

Womit soll ich nur anfangen? Ich möchte wieder so viel sagen. :D
Okay, ich starte einfach mal mit meinem allgemeinen Gelaber über die Story, so wie immer:
✧ Der Titel: Ich steh so sehr auf lateinische Titel. ♥ Außerdem finde ich es toll, dass du echt versucht hast die Kürzungen PAF und AF beibehalten zu können. Daran habe ich mich nämlich auch schon total gewöhnt. Und ich mag die Bedeutung des Titels auch sehr. :3
✧ Das Zitat: Das gewählte Zitat von Jochen Mariss passt ja mal echt gut zu Kieran x Faren. ♥ Nicht nur für diese AU, sondern generell.
✧ Die Inhaltsangabe: Klingt immer noch episch für mich. *___* Mehr kann ich dazu nicht sagen. *gespannt ist*
✧ Ich liebe unseren Weltenwächter. ♥ Ja, das wollte ich auch nochmal gesagt haben. Ohne ihn gäbe es all die schönen AUs nicht. X3
✧ Kieran und Kieran x Faren sind für mich immer noch keine Warnungen! ò_ó Auch das muss ich immer wieder sagen. >.<
✧ Das Cover: Awww, ich liebe das so. >:3 Hehe~. ♥ Nein, wirklich, ich freue mich sehr darüber, dass du es als Cover benutzt, da ich es auch selbst so sehr mag.
✧ Ich finde den Gedanken mit den Familiaren auch immer noch cool~. Klar, sowas gab es schon oft, aber es kommt ja auf die Umsetzung an, die ein Thema anders und interessant erscheinen lässt.
✧ Der 14. März ist wirklich ein tolles Datum, um eine BL-Story hochzuladen. :3
✧ Alraune sieht schon mal echt süß aus. :) Und hebt die Frauenqoute an. XD Ihre Blumen im Haar sind sooo hübsch. *klauen will* Hab ich eigentlich je erwähnt, dass ich es eher nicht so doll finde, wenn solche Wesen wie Alraune das andere Geschlecht des Nutzers aufweisen? Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie mochte ich das noch nie. Deshalb haben die Männer in FF7 z.B. von mir auch nie weibliche Aufruf-Substanzen bekommen. :,D Soll jetzt keine Kritik sein, fiel mir nur gerade ein (hat ja auch in dem Fall mit meinem persönlichen Geschmack zu tun). Ich labere doch gerne. ^^
✧ Oooh, Faren ist hier gane vier Jahre älter als Kieran. °___° Gute Zahl. ;P
✧ Natürlich macht Faren seinen Job mit Leidenschaft! Leidenschaft ist Farens Markenzeichen! ♥
✧ Und PAF hat ein Lied von TFK als Theme. ♥ Finde ich auch immer gut. :3

... Dann hätte ich ja vorerst alles gesagt, denke ich. :D
Also kann ich mit lesen anfangen. Yay~. ♥

> Zu Beginn war der Mann nett gewesen.
Ich musste hier im ersten Augenblick direkt an ein Kind und einen Pädophilen denken. D;

> Er hatte ihr Süßigkeiten angeboten, sofern sie gewillt wäre, ihm zu folgen und das war sie gewesen.
... Jetzt muss ich noch mehr an einen Pädophilen denken. ಠ_ಠ

> Natürlich, von ihren Eltern war ihr beigebracht worden, nicht mit Fremden mitzugehen
Und da haben alle Eltern der Welt auch vollkommen recht mit! D;

> besonders nicht mit solchen, die keine Menschen waren
... Das würde ich aber auch mal sagen. .___.

> aber sie war ja wirklich davon ausgegangen, dass dieser Fremde ein netter Mann und ein Mensch sei.
Nolan wäre als Kind bestimmt auch immer mit jedem mitgegangen, weil er genau das dachte. ;<
Dabei können Kinder das doch noch gar nicht richtig einschätzen, wenn die andere Person gut schauspielern kann. Hört auf eure Eltern, liebe Kinder! Q___Q

> Erst als sie bereits von der Polizei in die Enge getrieben worden waren und auf dem Dach eines Hochhauses in der Falle saßen, hatte er sich als Dämon zu erkennen gegeben.
Oha, die arme Kleine. D;
Und wow, die Polizei greift da sogar auch ein, bei Dämonen. °_°
Die haben dann bestimmt erst mal gleich Abteracht angerufen. :,D

> Grelle Scheinwerfer waren vom Boden aus auf sie gerichtet, die Polizisten, Presse und auch Schaulustige waren darum versammelt
... Schaulustige?
... Bei einem Dämon?!
... Das sind keine Schaulustigen, die sind lebensmüde! o_Ô;
Okay, bei der Presse ist das normal. Die würden ja immer gerne sterben für eine gute Story ... >_>
Also ich würde mich vor Angst aus dem Staub machen und hoffen, dass die Polizei das geregelt bekommt. D;

> Das nutzten die Männer auf dem Dach, das ihnen am nächsten war, um mit Gewehren auf den Dämon zu zielen. Bislang drückte aber keiner von ihnen ab, genausowenig wie ihr Entführer irgendetwas tat.
Ich wollte schon gerade fragen: Wieso macht der Dämon überhaupt nichts? o_Ô
Der muss ja irgendwas bestimmtes wollen, wenn er dem Kind noch nichts getan hat und so großes "Schauspiel" entstehen lässt. Oder ist er nur recht wehrlos, für einen Dämonen?

> Sie verstand nicht, worauf er überhaupt wartete, was er sich von dieser Situation erhoffte,
Danke, Mädchen, ich bin genauso verwirrt. °_°

> aber sie wusste zumindest, dass ihr langsam kalt wurde.
„Ich will nach Hause“, sagte sie leise.

Owwwwwwwwww ... Q___Q

> Sie weinte nicht, weil sie tapfer sein wollte.
Wirklich ein tapferes Mädchen. O___O
Ich wäre vom Heulen vermutlich schon ganz heiser, an ihrer Stelle. :,D

> Auch wenn sie wusste, dass kleinen Kindern schlimme Dinge geschahen, war sie überzeugt, dass es sie nicht treffen könnte. Zumindest nicht, wenn es um einen Dämon ging.
Weil sie weiß, dass die Dämonenjäger aus Abteracht das schon regeln werden? :3

> In dem Moment, in dem sie das dachte, landete plötzlich jemand bei ihnen auf dem Dach. Der Mann war aus dem Hubschrauber gesprungen und wandte sich ihnen nun zu.
Uuuuuuh, das muss Kieran sein! :D
Voll der coole Auftritt. ♥ Dazu hat ihm bestimmt Faren geraten ... :,D

> „Komm nicht näher!“, schrie ihr Entführer dem Fremden entgegen.
Typisches Zitat eines jeden Verbrechers. :,D

> „Mein Name ist Kieran Lane. Ich komme aus Abteracht und bin hier, um mit dir über deine Straftat zu sprechen, bevor es schlimmer wird.“
Kieran ist so cool. ♥ Er wirkt voll erfahren und ... cool eben. :3

> Die Klauen bohrten sich dabei ein wenig in ihre weiche Schulter, so dass Blutstropfen ihr weißes T-Shirt einfärbten.
Oha. D;

> Kierans Blick verfinsterte sich, als er das sah.
Kieran ist so ein Held. Q___Q
Er mag es nicht, zu sehen, wie Kinder verletzt werden.

> „Du solltest mein Angebot lieber nicht ausschlagen, wenn dir etwas an deinem Leben liegt. Ich kann nicht dafür garantieren, wenn du sie jetzt nicht gehen lässt.“
Wie ruhig er bleibt und versucht tatsächlich, die Sache friedlich zu regeln. °___°

> direkt danach erschien eine Klinge aus Licht in seiner Hand, wie das Mädchen fasziniert beobachtete.
Luan: *auch fasziniert ist*

Ah, und da sieht man auch mal direkt Alraune. Vom ersten Eindruck her ist sie echt toll. :3
Und schön, wie Abteracht und Polizei hier zusammenarbeiten. :D

> Das letzte, was sie von dem Kampf sehen konnte, war, wie Kieran den Dämon mit unzähligen Ranken auf dem Dach fesselte.
Ein Wort: EPIC! ♥

> Blitzlichter von Kameras flammten immer wieder auf und blendeten sie, unzählige Stimmen strömten auf sie ein, weswegen sie nichts verstehen konnte.
Das hasse ich ja auch so an der Presse ... dass die solchen Opfern nicht mal die Ruhe gönnen, sich nach so einer Sache zu erholen. Nein, da muss gleich draufgehalten werden. =_=

> Erst als Kieran plötzlich ebenfalls neben ihnen stand, verstummte die Menge.
Danke, Kieran. Das Blitzlichtgewitter war ja kaum auszuhalten. >.<

> Er legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen, stellte sich vollkommen aufrecht hin und räusperte sich noch einmal, ehe er sprach
Hat er das etwa auch von Parthalan gelernt? :,D
Jedenfalls merkt man, dass er nicht zum ersten Mal vor der Presse steht. So kennt man Kieran ja sonst gar nicht. °_°

> „Der Dämon wurde eingefangen und die Geisel befindet sich in Sicherheit – die Situation ist hiermit unter Kontrolle.“
As usual. ♥

Interessant, mal einen Prolog aus der Sicht von einem Außenstehenden zu lesen. Verstehe, warum das für dich anders war. Lies sich aber echt gut lesen. :)
Kieran mal mit Pflanzen statt Ketten auszustatten ist auch eine interessante Idee. Oder hat er die Ketten auch trotzdem noch? Da möchte ich gleich etwas schreiben, wo Ranken zeigen, dass Kieran noch entschlossen und ungebrochen ist, während Ketten darstellen, dass er seine Hoffnung verloren hat und gebrochen wurde ... das wäre interessant.
Jedenfalls freue ich mich immer noch sehr, dass PAF jetzt da ist. ♥
Und bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Ich erwarte epische Dinge! :3
Antwort von:  Flordelis
16.03.2015 14:41
Auch hierfür danke, Liebes. ♥
Die Antwort folgt jetzt per ENS~.
Von:  dasMi
2015-03-15T11:08:05+00:00 15.03.2015 12:08
Hey, bin gespannt, was hier noch so passiert, der Anfang liest sich schonmal cool ^^
Antwort von:  Flordelis
16.03.2015 14:08
Danke für den Kommentar. =)
Es freut mich, dass der Anfang schon mal zu gefallen weiß.


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