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One night changed us

NaLu
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine erste NaLu-FF!! :D Ich habe mir bei der Story viel Mühe gegeben
und hoffe, dass ihr das auch Wert schätzt. Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.
Die Charaktere mögen ein wenig vom Charakter abweichen, aber da die Geschichte in einem alternative Universum spielt, hoffe ich mal, dass es euch nicht allzu sehr ausmacht.

LG Carameldream~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ho, ich melde mich mit einem neuen Kapitel :)
Erst einmal danke an die Favoriteneinträge und die Kommentare.
Das ermutigt einen wirklich zum Weiterschreiben.
Ich hoffe, dass ich nachkomm mit dem regelmäßigem Uploaden... :O Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, eine weitere Prüfung hinter mir. Jetzt nur noch mündlich Mathe :'D
Da dies in zwei Wochen der Fall sein wird, wird auch das nächste Kapitel sich verzögern. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mein Abitur~
Juhu :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das vorletzte Kapitel... Komplett anzeigen

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Prolog

Noch deutlich verschlafen öffnete sie schließlich ihre braunen Augen. Diese hafteten auf der nackten Brust eines Mannes. Zunächst schien das kein Gedanke zur Beunruhigung zu sein. Immerhin hatten sie und Loke es schon einige Mal getan. Es verwunderte sie nicht, dass sie es an ihrem Geburtstag auch getrieben hatten, da sie eindeutig nichts anhatte. Doch, was sie nun beunruhigte, war die Tatsache, dass jene Brust viel zu gebräunt war. Ihr Freund besaß einen hellen Teint. Ein Sonnenstudio suchte er auch nicht auf. Da konnte etwas nicht stimmen. In Lucy zog sich etwas zusammen. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut!
 

‚Ich habe Loke betrogen. Ausgerechnet ich!‘, schoss es ihr schockiert durch den Kopf. Immerhin hatte sie ihn stets ermahnt, dass sie ihm sofort den Laufpass geben würde, sollte er mit anderen Mädchen flirten. Denn sie konnte es echt nicht ausstehen, wenn er seine Weiberheld-Nummer abzog. Denn er war vergeben. Da hatte er sich auch dem entsprechend zu verhalten. Doch wie es aussah, war sie selbst kein Deut besser. Sie versuchte ihre Atmung zu beruhigen. Sie musste sich beruhigen! Denn nur, wenn sie gefasst war, könnte sie ihrer Misere vielleicht auf die Schliche kommen. Dazu stellte sie die wichtigsten Fakten auf: ‚Erstens: ich habe zu viel getrunken. Zweitens: ich bin nackt. Drittens: ich habe mit jemandem geschlafen, der nicht Loke ist. Viertens: mir brummt der Schädel. Fünftens: ich habe Loke mit irgendeinem Typen betrogen. Sechstens: es ist…‘ Ja, wer war denn der Glückliche?
 

Fast schon traute sie sich nicht, dem nachzugehen. Was wäre, wenn sie diese Person gut kannte? Jedoch musste sie es tun. Immerhin musste sie doch wissen, mit wem sie ihre besondere Nacht verbracht hatte. Sie hielt sich einen Seufzer zurück. Wenigstens schien der andere, noch zu schlafen. Das erkannte sie an dem leisen Schnarchen, welches an ihre Ohren drang. Es kam ihr seltsamerweise bekannt vor, jedoch konnte sie es keinem zuordnen. Vielleicht könnte sie der Situation noch irgendwie entkommen? Vorsichtig befreite sie sich aus dem Griff des Anderen und richtete sich langsam auf. Die Decke hielt sie an ihren Köper gepresst, denn sie wollte auf gar keinen Fall ihren nackten Körper Preis geben. Dazu war sie definitiv nicht in der Stimmung. Wie sollte sie Loke das beibringen? Würde er ihr diesen Fehltritt verzeihen? Das Problem war ja, dass sie diesen Kerl auf jeden Fall persönlich kannte, da zu der Party nur Freunde und Bekannte eingeladen gewesen waren. Ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust. Ganz ruhig! Sie konnte das! Dann drehte sie ihren Kopf zur Seite.
 

Das schlafende Gesicht ihres besten Freundes erblickend, ließ sie aufschreien. Sie dachte nicht einmal daran, ihr Kreischen zu unterdrücken. Denn mit einem Mal war ihr klar, in was für einer Situation sie sich gebracht hatte mithilfe des Alkohols. Sie hatte mit ihrem besten Freund geschlafen! Das war weitaus schlimmer, als nur den festen Freund zu betrügen. Viel schlimmer! Das Schlimmste an dieser Situation? Aufgrund ihres Kreischens begann er, sich zu regen. Seine Augen öffneten sich allmählich und sie drückte die Decke instinktiv näher an ihren Körper. Sie war geliefert. So was von geliefert! Sie wünschte, dass sie sich unter der Decke verstecken könnte, aber dort würde er sie sich sicherlich finden. Außerdem war das doch albern. Immerhin war sie nun 18 Jahre alt. Aber was war das denn nur für ein Schlamassel? Das hatte sie mit Sicherheit nicht verdient. Nicht an dem Tag nach ihrem Geburtstag!
 

Schließlich hafteten seine dunklen Augen auf ihren Braunen. Für einen Augenblick schien er sich ihre Anwesenheit nicht erklären zu können. Zu mindestens zeigte sein Gesichtsausdruck dies. Es dauerte eine Weile, ehe sein verschlafener Ausdruck allmählich verschwand und er zu verstehen schien. Genauer gesagt, er schien es eben nicht zu verstehen. Seine Augen glitten zu der Decke, welche sie an ihren zweifellos nackten Körper gedrückt hielt. Darauf sah er wieder in ihr Gesicht. Wahrscheinlich hätte er liebend gerne ebenfalls einen Schrei von sich gegeben. Doch Natsu Dragneel schrie nicht. Er schluckte so etwas hinunter. Des Weiteren war das in seinem Fall auch gar nicht nötig, da sein Gesicht bereits Bände zu sprechen schien. Das blanke Entsetzen war ihm ebenfalls so gut wie ihr abzulesen.
 

Wieso konnte die Welt nicht einfach stehen bleiben? So wie in einem Film, wo man bloß ‚Pause‘ zu drücken und weiter spulen brauchte, um eine Szene überspringen zu können, die man sie nicht sehen wollte? Man konnte die Filmwelt stoppen. Also warum nicht auch die reale Welt? Oder wie wäre es mit einer Löschtaste wie die auf einer üblichen Computertastatur? Damit könnte man alles Unerwünschte löschen. Als wäre all das nie passiert. Alles wäre bei bester Ordnung. Nichts wäre in lauter Unordnung. Alles wäre, wie es zu sein hatte. Warum verdammt nochmal war es so weit gekommen? Es hätte nie so weit kommen dürfen. Immerhin waren sie beste Freunde. Nur beste Freunde! Nicht mehr und nicht weniger.
 

In Lucy stieg der Wunsch auf, dass er vielleicht wieder einschlafen würde. Sie könnte es als einen blöden Traum abstempeln. Sie könnte es ungeschehen machen, sich einfach etwas überziehen und so tun, als wäre er in ihrem Bett mal wieder eingepennt. So etwas sollte ja mal vorkommen. Ohnehin waren seine Erinnerungen ganz bestimmt nicht viel besser als die ihren. Er würde niemals Verdacht schöpfen. Nie und nimmer hätte Natsu in einem nüchternen Zustand mit ihr geschlafen. Er war loyal. Das hieß, dass er Lisanna nicht betrügen würde. Also musste auch er deutlich viel zu sich genommen haben. Aus welchem Grund war für sie gerade irrelevant. Das würde ihr nämlich auch nicht die Lage erklären.
 

‚Lisanna, Loke…‘, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatten zwei Menschen betrogen, die zu ihrem guten Freundeskreis gehörten. Wie hatte das passieren können? Noch schlimmer war aber wohl, dass Natsu und Lucy schon seit einer halben Ewigkeit die besten Freunde waren. Es gehörte sich nicht. Es war ein Tabu. Also warum musste ausgerechnet er derjenige sein, mit welchem sie Loke betrogen hatte? Da wäre ihr ja Gray fast schon lieber gewesen. Das hätten sie schnell klären können und nach ein paar Wochen wäre die Sache auch gegessen. Aber das hier? Das war nicht mehr gerade zu biegen. Nichts mehr würde wie zuvor sein. Nie wieder. Da konnte sie sich eine ach so schöne Traumwelt zu Recht legen. Sie würde nicht eintreten.
 

„Das…das hätte nicht passieren dürfen…“ Natsus Stimme durchbrach die unangenehme Stille. Lucy entgegnete darauf nichts. Eine Antwort erübrigte sich. Sie verstand es ja selbst nicht. Ihr Herz gehörte Loke. Ihm allein. ‚Wie hatte dies hier nur passieren können? Es ist ja nicht so, als hätten wir es gewollt…‘ Eine Stimme in ihrem Inneren jedoch erinnerte sie an etwas Anderes. ‚Sicher, ich war früher ziemlich in ihn verknallt gewesen, aber das sollte schon längst vorbei sein. Seit dem ich mit Loke zusammen bin, gehören solche Gefühle ohnehin nicht mehr in mein Leben. Es ist falsch. So furchtbar falsch.‘
 

„Natsu…ich…“, fing sie an, doch brach ab, als einige Erinnerungsfetzen vor ihrem innerem Auge auftauchten. Sie sah sich und Loke: sie waren am Streiten, sie verwies ihn von ihrer Party, er verließ die Feier. Aber wie war es zu diesem Streit gekommen? Daran konnte sie sich nicht mehr erinnern. Dabei war es doch wichtig. Darauf trank sie immer mehr und schien sich zu vergessen. Sie erinnerte sich an diese Gefühle der Verzweiflung. War sie deshalb zu Natsu gegangen? Hatte sie sie sich von ihrem besten Freund trösten lassen wollen? Nun, sie konnte nicht leugnen, dass es wohl funktioniert hatte. Aber zu diesem Preis? Das hatte ihr doch den Geburtstag ruiniert!
 

Ihre Augen lagen wieder auf ihrem besten Freund, welcher nach seinen Boxershorts griff, die wohl in der Nähe des Bettes gelegen hatten. Diese zog er sich unterhalb der Decke über. Dabei sah sie weg und beschloss sich ein wenig umzusehen. Ihr Zimmer war recht ordentlich, nur die Kleidung am Boden erschütterte das Bild. Sie konnte ihre Schuhe ausmachen nahe der Tür. Ihr Kleid lag auch nicht weit entfernt und schien nicht im besten Zustand zu sein. Auch ihre Unterwäsche konnte sie neben dem Bett ausmachen, worauf sie rot wurde. Alles wies darauf hin, dass sie miteinander geschlafen hatten. Sie waren nicht einfach mal nackt nebeneinander aufgewacht. Wie wahrscheinlich war so etwas schon? So etwas wie Strip-Poker spielte sie nicht. Dessen war sie sich sicher. Naiv war sie auch nicht. Sie spürte es doch am eigenen Leib, dass da etwas gelaufen war!
 

„Was machen wir jetzt?“, kam es von ihm und sein Blick traf auf den ihren. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Ja, was konnten sie machen? Während sie die Decke noch an ihren Körper drückte, war er inzwischen angezogen. Für einen Moment blickte sie ihm wortlos entgegen. Es gab für diese Situation nur eine Möglichkeit. Ob diese auch umsetzbar war, stand natürlich in den Sternen.
 

„Vergessen wir das Ganze. Es ist nie passiert. Das ist das einzig Richtige, was wir tun können“, antwortete sie schließlich. Sie würden es vergessen, es für sich behalten. Es wäre ein Geheimnis zwischen ihnen. Etwas, was sie nie wieder erwähnen würden. Loke und Lisanna durften davon nichts erfahren. So etwas konnten sie ihnen nicht zumuten. Sie wollte ihre Beziehung zu Loke nicht gefährden, dasselbe traf mit Sicherheit auch auf den Rosahaarigen zu. Immerhin liebte er Lisanna. So gehörte es sich. Außerdem hatte sie es sich doch schon damals klar gemacht. Es würde nie ein Natsu und Lucy geben. Niemals.
 

Für einen Moment sahen sie in die Augen des jeweils anderen, als versuchten sie sich zu überzeugen, dass es tatsächlich niemals vorgefallen war. Sie hatten nichts Unrechtes getan. Alles war bei bester Ordnung. Sie waren immer noch dieselben Menschen und die besten Freunde seit Kindertagen.
 

„Ich... ich muss los…ich finde den Weg schon allein...“ Darauf richtete er sich auch schon auf und verschwand, ohne einen weiteren Blick in ihre Richtung zu werfen.
 

„Ah…okay…“, hauchte sie nur zur Antwort, die er ohnehin nicht hören würde, da sie die schnellen Schritte vernehmen konnte, die sich weg bewegten. Seltsamerweise schien sich ihr Herz deswegen nur noch mehr zusammen zu ziehen. Er ließ sie alleine. Zum aller ersten Mal hatte Natsu Lucy alleine gelassen. Immer war sie zu ihm gegangen, wenn es ihr schlecht ging, obwohl sie mit Loke zusammen war. Er hatte sie schon immer besser verstanden. Anders herum war es genau dasselbe gewesen. Also was sollte sie nun tun? Wem konnte sie sich anvertrauen? Es schien so eine große Bürde auf ihren Schultern zu liegen. Diese konnte sie einfach nicht abschütteln. Egal, wie sehr sie es versuchte.
 

Langsam stieg sie aus dem Bett. Sie war ohnehin alleine in der Wohnung, keiner würde sie so entblößt sehen. Hastig hob sie ihre Kleidungsstücke auf und warf sie in den Wäschekorb. Erst dann schnappte sie sich frische Kleidung aus dem Kleiderschrank und verschwand im Bad. Sie schloss die Tür hinter sich und legte ihre Kleidung auf einer Kommode ab. Ihr Blick wanderte zum Spiegel. Selbst aus der Entfernung fielen ihr die roten Flecken an ihrem Hals auf. Selbstverständlich schockierte sie das. Mit langsamen Schritten begab sie sich näher an den Spiegel. Beim näheren Hinsehen identifizierte sie die Flecken als Knutschflecken, worauf sie errötete. Das durfte doch nicht wahr sein! Natsu hatte ihr verdammte Liebesbisse hinterlassen. Was war nur zwischen ihnen gelaufen? Sie errötete bei dem Gedanken, dass es wohl eine Nacht voller Leidenschaft gewesen war.
 

Ihr Zeigefinger strich die Konturen ihres Halses nach und wanderte hinauf zu ihren leicht geschwollenen Lippen. Diese waren zweifellos durch das viele Küssen so geschwollen. Der bloße Gedanke daran erschien ihr unangenehm und fremd, denn ihr fehlten jegliche Erinnerungen an diese Nacht. Wahrscheinlich war das besser so. So könnte sie es schneller vergessen. Erneut spürte sie das Ziehen in ihrem Brustkorb. Es schien ihr Schmerzen zu bereiten, auf diese Art und Weise zu denken, doch so musste es besser für sie alle sein.
 

Mit dem Gedanken stieg sie in die Dusche. Es war nicht so, als fühlte sie sich beschmutzt. Das war definitiv nicht der Fall. Doch versuchte sie sich so gut wie möglich, sauber zu bekommen. Denn sie wollte all das loswerden, was von dieser Nacht übrig war. Denn es hätte niemals passieren dürfen. Nicht einmal im Traum durfte so etwas annähernd vorfallen. Das würde nämlich zufolge ziehen, dass man so etwas wollen konnte. Doch das war nicht der Fall. Ganz bestimmt nicht!
 

Nach einer Weile trat sie hinaus. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte und ihre Haare trocken gerubbelt hatte, zog sie sich ihre mitgebrachte Kleidung über und verließ das Bad. Sie verspürte Hunger. Also machte sie sich auf zur Küche, um ihre nächsten Bedürfnisse zu stillen. Auf dem Küchentisch fiel ihr das Handy auf, welches dort mutterseelenallein da lag, worauf sie verwundert ihre Brauen zusammen zog. Das war wirklich eigenartig. Lag es nicht sonst immer auf ihrem Nachttisch? Wie auch immer. Sie nahm ihr Handy in die Hände und wollte zunächst ihre Nachrichten checken. Von diesen hatte sie reichlich bekommen. Natürlich antwortete sie allen, dir ihr zur gelungenen Party gratuliert hatten. Gleich danach loggte sie sich auf Facebook ein, immerhin gab es auch dort viele ungelesene Nachrichten.
 

Sobald sie sich eingeloggt hatte schüttelte sie lächelnd ihren blonden Kopf. So viele Nachrichten. Auf die würde sie später antworten. Jedoch verwunderten sie die vielen Benachrichtigungen. Also ging sie darauf und scheinbar hatten viele ihren Status mit „gefällt mir“ bewertet. Hatte sie etwas gepostet? Daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Nichts ahnend ging Lucy also über einen direkten Link zu ihrem Status, worauf ihr das Gerät fast aus den Händen glitt, als sie ihren Status zu lesen bekam.
 

Lucy hat ihren Beziehungsstatus von „in einer Beziehung“ zu „single“ umgeändert“
 

In Lucys Innerem schien sich alles zusammenzuziehen. War das die Wahrheit? Hatte sie mit Loke etwa in ihrem betrunkenem Zustand Schluss gemacht? Um was ging es denn bitte in dem Streit? War das so ernst gewesen? Sie wünschte sich, dass die Erinnerungen daran zurückkehren würden. Wenigstens daran! Das war doch wichtig!
 

Hastig suchte sie in ihren Kontakten nach Loke und rief ihn an. Jedoch sprang auch nach dem fünften Mal lediglich die Mailbox an. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Das war kein gutes Zeichen, oder? Ihr Blick schweifte durch das Apartment. Aufräumen musste sie auch noch. Der Tag konnte ja nur noch besser werden! Erneut suchte sie in ihrer Kontaktliste. Dieses Mal wählte sie jedoch Levy aus. Diese war ihre beste Freundin. Wenn diese nichts wusste, wie sie nun vorgehen sollte, war das nicht allzu schlimm. Ihr könnte sie an der Stelle Natsus alles anvertrauen. Eine Träne rollte ihr bei dem Gedanken übers Gesicht. Es folgten weitere. Die Tränen wischte sie sich aus dem Gesicht. Sie durfte nicht weinen. Nicht jetzt! Vor ihren Augen spielte sich die Flucht Natsus immer wieder ab. Das trug nicht gerade dazu bei dass ihre Tränen weniger wurden. Sie ließ sich auf einen Stuhl bei ihrem Tisch fallen und rief endlich Levy an. Sie brauchte jemanden zum Reden und dazu war die Blauhaarige bestens geeignet.
 

„Levy!“, kam es erleichtert von Lucy, als abgehoben wurde.
 

„Lu-chan! Was gibt’s? Brauchst du Hilfe beim Aufräumen?“, entgegnete Levy und kicherte anschließend leise.
 

Alleine diese Geste munterte sie bereits ein wenig auf und ließ sie ihren Kummer für einen Augenblick vergessen. „Ja, ich brauche deine Hilfe, könntest du jetzt rüber kommen?“ Krampfhaft versuchte sie wie immer zu klingen, was in ihrem Fall hieß, das ihre Stimme möglichst unbeschwert und fröhlich klang. Natürlich entging ihrer besten Freundin selbst aber das Telefon nicht, dass etwas nicht in Ordnung war. Das konnte man anhand ihrer Tonlage beim Antworten erkennen. Nicht umsonst war sie die beste Freundin Lucys.
 

„Alles klar, ich beeile mich. Bis gleich!“ So war das Gespräch auch schon vorbei. Das Handy legte die Blondine bei Seite. Sie bettete ihren Kopf in ihrem Armen welche sie auf den Tisch gelegte hatte. Nun hinderte sie nichts daran, ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Wieso sollte sie auch nicht weinen? Alles schien nun ruiniert zu sein und das hatte sie ganz alleine zu verantworten. Nicht Natsu. Nicht Loke. Nur sie.
 

Alles war kaputt.

Chapter 1

Wenn er ein passendes Wort finden müsste, um seine derzeitige Situation zu beschreiben, da brauchte er nicht lange nachdenken. Scheiße. Dieses unschöne und knappe Wort reichte bereits aus, um einem klar zu machen, dass mit seiner Situation nicht zu scherzen war. Als er an diesem Morgen aufgewacht war und in Lucys Augen geblickt hatte, hatte er sich gewundert, sie zu sehen. Schließlich war er an weißes Haar gewohnt, nicht Blondes. Es war jedoch nicht ungewohnt, da er vor seiner Beziehung mit Lisanna öfters bei Lucy übernachtet hatte. Natsu hatte sich immer in ihr Bett geschlichen. Aber auch nur an Tagen, wo er sich sicher war, dass ihr Vater nicht urplötzlich auftauchen würde. Dieser würde sie wahrscheinlich hochkant aus dem Apartment werfen, sie als eine Hure bezeichnen und enterben. Das würde er seiner besten Freundin niemals zumuten wollen. Sie war an ihren extravaganten Lebensstil gewohnt, würde sie ihren Status verlieren, dann wäre es fast schon ihr Ruin.
 

Wie auch immer. Natsu konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich am vorherigen Tag – also am Freitag – von Lisanna verabschiedet hatte. Diese hatte ihren Geschwistern versprochen, diese besuchen zu kommen, um ihrem Bruder beim Zusammenziehen mit dessen Freundin zu helfen. Und sie lebten nun einmal in L.A., während sie in New York lebte. Natürlich hatte es ihr keiner übel genommen. Mira, die ältere Schwester Lisannas, war eine berühmte Schauspielerin und Model. Sie hatte leider nur an diesem Wochenende Zeit gehabt, deshalb hatte die Weißhaarige zu der Party Lucys absagen müssen. Der gute Freund, wie er war, hatte sie natürlich ordnungsmäßig beim Flughafen verabschiedet.
 

Der Rosahaarige war in erster Linie loyal. Zwar war er des Öfteren kindisch und naiv, jedoch hatte auch er seine Momente, die sein wahres Alter offenbarten. Blöd war er ja schließlich nicht. Sein Lebensmotto war, stets sein Bestes zu geben und niemals aufzugeben. Doch das war nicht das Einzige. Das Andere war, dass man nie etwas bereuen sollte, was man getan hatte. Denn das würde einen nur nach unten ziehen und er als ein waschechter Optimist duldete so etwas nicht.
 

Aber mit seiner besten Freundin zu schlafen? Das war eine vollkommen andere Sache. Das musste eine Ausnahme seines einen Mottos sein. Was sollte daran gut sein? Außerdem hatte er Lisanna betrogen. Wie sollte er ihr das beibringen? Sie war so ein liebes und fröhliches Mädchen, es würde ihr das Herz brechen, egal, wie oft er beteuern würde, dabei nichts gefühlt zu haben. Dummerweise würde er das nicht sagen können, der er erzählte ungern Dinge, von deren Wahrheitsgehalt er sich nicht sicher war und es war nun einmal eine Tatsache, dass er keine Erinnerungen an die vergangene Nacht übrig hatte. Alles war schwarz. Das nannte man wohl einen waschechten Filmriss.
 

Nun lag er in seinem eigenen Bett. Seine schwarzen Augen waren auf die Zimmerdecke seines Schlafzimmers gerichtet. Abwesend strich er durch das Fell seines Katers Happy. Dieser war momentan der Einzige, der ihm wohl Trost spendete. Lucy. Das Ganze machte sie sicherlich ebenso fertig wie ihn. Wahrscheinlich hatte es sie sogar schlimmer getroffen. Immerhin war das Ganze an ihrem Geburtstag passiert. Da war er ja ein fabelhafter bester Freund und Liebhaber, zwei ihm wichtige Mädchen hatte er irgendwie betrogen. Das war ja ganz toll!
 

Stöhnend massierte er sich seine Schläfen. Und jetzt hatte er noch diesen unangenehmen Kater. Damit war nicht Happy gemeint. Wozu hatte er das denn bitte schön alles verdient? Warum war das alles nur vorgefallen? Er glaubte an keine höhere Macht wie das Schicksal. Er glaubte an die eigene Selbstbestimmung. In jenem Moment zog er in Erwähnung, seine Denkweise zu verändern, denn dadurch könnte er jegliche Verantwortung von sich schieben. Das wäre wirklich praktisch. Doch leider war er nicht der Typ für so etwas. Niemals würde er seine Meinung wegen so etwas ändern. ‚Wie hatte das nur passieren können? Okay, wir waren eindeutig betrunken…aber dennoch…‘ Er erinnerte sich an keine einzige Sache, die ihm eventuell aus der Patsche helfen könnte.
 

Da kam ihm der Gedanke, dass vielleicht jemand etwas mitbekommen hatte? Es waren viele Leute dagewesen. Irgendjemand hat es sicherlich mitbekommen. Fragte sich nur wer? Wenn es jemand war, dem man vertrauen konnte, würde er oder Lucy oder ihn ansprechen. Aber was wäre, wenn diese Person es an Loke oder Lisanna stattdessen weitertratschen würde? Das könnte diese Katastrophe noch einmal um einen Level erhöhen. Grummelnd ließ er von Happy ab und schloss seine Augen. Ein bisschen Schlaf könnte Klarheit in seine Gedankenwelt schaffen.
 


 

Wahrscheinlich hatte Levy nicht damit gerechnet, ihre beste Freundin in so einem jämmerlichen Zustand anzutreffen. Das Gesicht Lucys war blass und von Tränenspuren überzogen. Ihre Augen wirkten geschwollen und waren rötlich geworden durch das viele Weinen. Außerdem zeichneten sich deutliche Augenringe unter ihren sonst so strahlenden braunen Augen ab. Das war kein gewohnter Anblick bei jemandem, der stets darauf bedacht war, wie sie sich der Welt präsentierte. Und die Blondine gehörte zu diesen Menschen, die wenn nötig Stunden im Bad verbringen würden, damit sie ein perfektes Aussehen vorzuweisen hatte.
 

„Lu-chan…was ist passiert?“, fragte die Blauhaarige, sobald sie die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte. In ihrem Gesicht war noch der Schrecken zu erkennen, jedoch stach die Besorgnis größer hervor.
 

Die Blondine lächelte nur und schüttelte ihren Kopf. Sie führte ihre Freundin ins Wohnzimmer, wo sie dann auch schon anfingen, den groben Schmutz zu beseitigen. Dazu gehörten Chipstüten, Plastikbecher und Sonstiges, was nicht wieder zu verwenden war. Dieser wurde in viele Müllsäcke verpackt. Mit einem Staubsauger wurden die feineren Reste beseitigt. Das ganze Aufräumen nahm etwa eine gute Stunde ein. Den Rest würde die Putzfrau erledigen, die drei Mal die Woche bei ihnen aufräumte. Da sie nun fertig waren ließen sie sich auf einem Sofa nieder, wo Levy gleich nach den Händen Lucys griff und sie durchdringlich ansah. Natürlich wollte sie nun hören, was vorgefallen war. Das würde sie auch erzählt bekommen, denn das war auch der eigentliche Grund des Anrufes, das war beiden Jugendlichen bewusst.
 

„Levy-chan, hast du meinen gestrigen Streit mit Loke mitbekommen?“ Damit anzufangen, wäre wohl das einfachste. Ihr war ohnehin nicht klar, was da vorgefallen war. Dazu gab es auch Einiges zu klären. Auch war sich Lucy sichern, dass dies der Auslöser gewesen sein musste. Das hatte sie dazu getrieben, mehr Alkohol zu trinken, bis sie nicht mehr klar denken konnte.
 

„Habe ich mitbekommen. Man hat euch schreien gehört trotz der lauten Musik. Muss echt heftig gewesen sein. Du hast ihn schließlich ja sogar weggeschickt. Worum ging es denn?“ Fast schon wirkte Lucy einen Moment lang enttäuscht. Scheinbar wusste Levy nicht, warum sie sich mit Loke gestritten hatte. Doch das machte nichts. Sie hatte es gesehen. Das konnte auch schon einiges verraten. Hilfreich war jede Kleinigkeit.
 

„Ich habe ihn also weggeschickt?“, hakte die Blondine nach. Darauf erhielt sie ein Nicken. „Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, ich weiß nur, dass es wohl etwas Ernstes gewesen sein muss.“
 

„Das glaube ich auch. Immerhin hast du ihn mit dem Mittelfinger verabschiedet, Lu-chan.“ Sie verkniff sich ein Schmunzeln. So ein Verhalten war wirklich unüblich für jemanden wie die Heartfilia, die eine sehr gute Erziehung genossen hatte. Niemals hatte sie sich so vulgär verhalten und das vor so vielen Leuten. Selbst wenn sie bereits Einiges intus hatte.
 

„Was ist danach passiert?“
 

Kurz zog die Angesprochene eine nachdenkliche Miene. „Du bist gleich zur Minibar und hast dir gefühlte zehn Gläser mit Wodka hinuntergekippt. Du hast so viel getrunken, Lu-chan. Ich habe versucht, dich davon abzuhalten, aber du bist mir ausgewichen. Dann bist du in der tanzenden Menge verschwunden. Das war das letzte Mal, wo ich dich an jenem Abend gesehen habe“, sie setzte eine entschuldigende Miene auf, „tut mir Leid, dass ich dich nicht vom Trinken aufgehalten habe.“
 

„Das ist doch nicht deine Schuld, Levy-chan.“ Ohnehin war es zwecklos, die Schuld bei jemandem Anderen zu suchen. Bei Levy würde sie diese ohnehin nicht finden.
 

„Also, Lu-chan, was ist passiert, dass du so fertig bist? Der Streit mit Loke kann es nicht sein, da du dich nicht einmal daran erinnern kannst.“ Fast hätte sie gelächelt als sie diese Worte hörte. Levy war wirklich eine intelligente Persönlichkeit, ihr konnte man nichts vormachen, sie durchschaute einen immer. Aber sie selbst hatte jetzt auch nichts zu verschweigen, sie würde mit der Wahrheit herausrücken.
 

„Ich habe mit Natsu geschlafen.“ Ihre Augen wurden wieder feucht. Das spürte sie deutlich, denn das Brennen war mit einem Mal wieder da. „Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte, Levy-chan. Das ist so unfair.“
 

Beruhigend strich die Kleinere der Anderen über den Rücken. Das war die Geste, die letzten Endes dafür sorgte, dass keine weiteren Tränen fließen mussten.
 

„Aber bist du nicht über…“, fing sie an, brach jedoch ab, da sie den Gedanken nicht zu Ende sprechen wollte. Sie war über die Schwärmerei Lucys Natsu gegenüber durchaus informiert. Lucy war damit auch nicht wirklich diskret umgegangen, alle waren darüber informiert gewesen und hatten es belächelt und kommen gesehen. Nur Natsu war es eben nicht aufgefallen. Doch Lucy hatte nicht darauf bestanden, es ihm zu sagen, da sie nicht die Freundschaft hatte gefährden wollen. Das war vor etwa drei Jahren gewesen.
 

„Natürlich bin ich das, Levy-chan…“, entgegnete Lucy ihr entrüstet und doch war beiden in jenem Moment bewusst, dass das nicht die Wahrheit war. Alkohol brachte nur die wahren Gefühle raus. Entweder sie oder der Rosahaarige war nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Was ihn betraf, da konnten sie keine Aussage treffen, doch Lucy zeigte zweifellos noch ihre noch nicht vollständig erstickten Gefühle.
 

„Weiß Loke schon davon?“, fragte die Blauhaarige weiter die andere weiterhin in ihren zierlichen Armen haltend. Sie erhielt nur ein Kopfschütteln. Kurz darauf bekam sie jedoch ihre Handy vors Gesicht gehalten. Auf dem Bildschirm war noch der geänderte Status ihrer Beziehung zu lesen.
 

„Nicht einmal daran kann ich mich erinnern. Ich bin das allerletzte…“
 

„Das ist nicht wahr, Lu-chan. Du bist das liebste und selbstloseste Mädchen, dass ich kenne“, versuchte Levy es und lächelte ihr aufmunternd zu, „aber du solltest dich zunächst mit Loke aussprechen. Du musst ihm hiervon nichts erzählen, aber das zwischen euch vorgefallene mit ihm im nüchternen Zustand klären. Vielleicht…“ Sie sprach ihre Worte nicht fertig, doch wusste die nun volljährige Heartfilia ganz genau, was diese ihr hatte sagen wollen. Vielleicht konnte sie wenigstens eine Beziehung retten. Denn die zu Natsu würde sich in nächster Zeit im Sturzflug befinden.
 

Als Levy eine Stunde später ging, da sie noch eine Verabredung mit Gajeel hatte, lächelte Lucy tatsächlich wieder und nahm sich vor, ihrem Exfreund einen Besuch abzustatten. Es dauerte eine Weile bis sie präsentabel genug für New York aussah. Erst dann wagte sie sich nach draußen und nahm die nächste Bahn zu der Haltestelle, wo dieser wohnhaft war. Sie würde sich ihm stellen. Ob sie ihm die Wahrheit erzählen würde, wusste sie nicht. Doch zunächst musste sie in Erfahrung bringen, worum es in ihren nicht so harmlosen Streit gegangen war. Erst dann konnte sie sich ihrem Problem namens Natsu Dragneel widmen.
 


 

Eine Weile hatte er mit Schlafen verbracht. Nun sehnte er sich nach frischer Luft, die seinen vorhandenen Kater besänftigen würde. Also richtete Natsu sich auf und begab sich auf den Balkon seines Apartments. Erleichtert nahm er tiefe Atemzüge, als er auf den Balkon hinaus getreten war, verzog aber gleich darauf seine Gesichtsmiene dabei zu seiner Seite sehend. Dort stand sein Nachbar, der sein bester Freund und Erzfeind zugleich war. Raucher war der Kerl auch noch. Das war auch der Grund, warum er sein Gesicht verzog. Er konnte den Rauch von Zigaretten einfach nicht vertragen. Versucht hatte er es ja, aber er schien fast schon allergisch darauf zu reagieren. Seine Nase war eben wirklich empfindlich.
 

„Du siehst so aus, als hättest du gekifft und getrunken zugleich. Im Klartext, du siehst bescheuerter als sonst aus, Kumpel“, stellte der Schwarzhaarige fest und zog an seiner Zigarette. Natsu grummelte zunächst nur. Ausnahmsweise hatte sein werter Nachbar Recht. Zwar hatte er noch nicht in den Spiegel gesehen (wieso sollte er auch?), doch so wie er sich fühlte, da musste sein Äußeres sein Inneres einfach auch noch wiederspiegeln. Er ballte seine Fäuste und drehte sich in die Richtung von Gray, nur um ihn dann wütend anzufunkeln.
 

„Ziehe dir doch verdammt noch Mal etwas an, du verdammter Exhibitionist! Dein Anblick tut keinem gut!“ Erst war die Sache mit Lucy und nun hatte auch Gray beschlossen, ihm den letzten Nerv zu rauben. Hatte sich alle Welt gegen ihn verschworen? Das vermutete er ganz stark. Was sollte den noch passieren?
 

„Huh?“, gab der Schwarzhaarige von sich und stieß eine Wolke aus Zigarettenqualm in die Richtung des Rosahaarigen, welcher als Resultat wild husten musste, „das hier ist mein Balkon. Somit gelten hier meine Regeln. Außerdem sieht mich hier keiner, Idiot.“ Er grinste und drückte seine Zigarette aus. Das hieß in Grays Körpersprache, dass er hören wollte, was nun los war. Ihm war klar, dass es keine Kleinigkeit sein konnte. Denn jemanden wie Natsu in diesen jämmerlichen Zustand zu verfrachten, das war ihm bis zum heutigen Tag unmöglich erschienen und er hatte es ja immer wieder versucht, gelungen war es ihm nicht. Nun, es gab ja für alles ein erstes Mal.
 

„Sag Mal, Gray, wie lange bist du bei Lucy geblieben?“, fragte er seinen Nachbar also und schielte kurz zu ihm. Von seinem Husten hatte er sich mittlerweile erholt.
 

„Weiß ich nicht mehr, war wohl ziemlich spät. Warst du überhaupt da? Ich habe dich echt nicht zu Gesicht bekommen, dabei bist du nicht zu übersehen…“, merkte er an und grinste. Wie sollte man rosa Haare denn nicht ausmachen können?
 

„Doch…ich bin da gewesen…“ Und wie er da gewesen war. Sogar im Zimmer der Gastgeberin hatte er übernachtet. Das konnte kein anderer von sich behaupten. Stolz darauf war er natürlich nicht. Warum hatte es ihm passieren müssen? Wieso musste es ausgerechnet Lucy gewesen sein? Die nebenbei noch seine beste Freundin war? Er erinnerte sich an den normalen Alltag. Er besuchte Lucy und sie hatten Spaß zusammen, sie waren beste Freunde – nicht mehr und nicht weniger. Sie vertrauten sich alles an. Eigentlich würde er mit Lucy über so etwas reden und nicht mit Gray, aber mit ihr konnte er jetzt wohl kaum reden.
 

„Na ja, auch egal…ich war auch anderweitig beschäftigt…“ Fast schon nachdenklich blickte er zu dem Dragneel und deutete an, dass er endlich das Problem hören wollte, auch wenn er verwundert war, dass dieser nicht mit Lucy darüber geredet hatte. Wahrscheinlich war sie zu verkatert gewesen. Auch er hatte mitbekommen, wie sehr sie sich abgefüllt hatte. Dabei vertrug sie doch gar nicht so viel.
 

„Ich habe gestern heftigen Mist gebaut. Das ist gar nicht mehr gut zu machen“, fing er also an dabei nach vorne sehend.
 

„Was hast du denn gemacht? Spuck es schon aus…“, wollte er wissen und drückte seine Zigarette weiterhin im Aschenbecher aus.
 

„Das kann ich nicht sagen. Ich habe noch nie so etwas Schlimmes gemacht, Gray. Das ist die Katastrophe schlechthin!“ Er griff sich in seine rosa Haare. Es war tatsächlich eine Katastrophe, die nun seine Freundschaft mit Lucy wohl zerstört hatte. Nichts würde mehr sein wie zuvor. So etwas konnte man nicht einfach aus dem Gedächtnis streichen. So naiv war er auch wieder nicht. Das war ihm einfach klar.
 

„Ich kenne dich, Natsu. Schon von Kindergarten auf. Was kann den noch schlimmer sein, als die Schule ‚aus Versehen‘ in Brand zu stecken?“, hakte Gray nach und versucht seine ernste Miene beizubehalten. Die bloße Erinnerung war einfach irre komisch. Der Idiot hatte damals im Chemieunterricht experimentiert in der Abwesenheit des Lehrers. Das war schief gelaufen. Der Lehrer war rechtzeitig wieder erschienen, um Schlimmeres zu verhindern.
 

„Stell dir das vor, nur zehn Mal schlimmer…“, antwortete er ihm lediglich. Das konnte er nicht so sagen. Es würde sich viel realer anfühlen. Eine Realität, die er nicht akzeptieren wollte.
 

„Jetzt bin ich verdammt noch Mal neugierig…“, brummte der Schwarzhaarige und wirkte nachdenklich. Scheinbar überlegte er, was der andere doch wohl nur ausgefressen hatte. Er ging mal davon aus, dass es nicht eine versehentliche Brandstiftung sein konnte. Aber was dann? Da fiel ihm ja ein...wieso war er denn nicht zu Lucy gegangen? Sie wäre eher der richtige Gesprächspartner für ihn gewesen. Immerhin war sie ein Mädchen. Außerdem war Lucy insbesondere ein Mädchen der intelligenten Sorte. Sie wusste bisher ihm immer zu helfen, oder nicht? Warum nicht auch dieses Mal?
 

„Was sagt denn Lucy eigentlich dazu?“
 

Auf die Frage wurde er erschrocken angeschaut. Natsu fühlte sich durchschaut, er dachte, dass Gray es herausgefunden hatte. Er wusste nicht, wie der Kerl das hinbekommen hatte. Hatte er doch etwas gesehen? Wieso rückte er denn erst jetzt damit raus?
 

„Was guckst du denn so? Ihr erzählt euch doch sonst auch immer alles. Nichts kann euch auseinander bringen. Ihr seid doch wie siamesische Zwillinge. Nichts und niemand kann sich zwischen euch drängen. Nicht einmal eure Lo-…“ Und dann machte es in dem Kopf des Schwarzhaarigen ‚Klick‘. Ihm entgleisten die Gesichtszüge, ehe er mit einem überraschten Ausdruck den anderen anstarrte, als versuchte er sich zu überzeugen, dass er sich all das nur einbildete. Das konnte doch nicht stimmen! „Alter! Du hast es mit Lucy getrieben?!“
 

Das Gesicht Natsus bestätigte seine Feststellung. Da brauchte man kein Genie sein. Es stand schwarz auf weiß praktisch geschrieben. Alles ergab mit einem mal einen Sinn für den jungen Fullbuster. Hätte er bloß nicht seine Zigarette ausgedrückt. Die hätte er jetzt gut gebrauchen können. Denn diese Situation war wirklich alles andere als heiter.
 

„Okay, die meisten haben sich ohnehin gewundert, wie man nur der beste Freundin eines Mädchens wie ihr sein kann, obwohl man nicht schwul ist. Aber Alter…wie konnte das denn passieren?“ Gray konnte viele junge Männer aufzählen, welchen Lucy den Kopf verdreht hatte. Loke war eben der glückliche Auserwählte gewesen. Er selbst war auch mal in sie verknallt gewesen, aber das war bereits Jahre her und ohnehin nichts Ernstes gewesen. Insgeheim hatte er auch vermutet, dass aus Natsu und Lucy ein Paar werden würde, da war er auch nicht der Einzige gewesen, doch dann kam der Rosahaarige mit einem Mal mit der jüngsten der Strauss-Geschwister zusammen und kurz darauf, kamen auch Lucy und Loke zusammen. Das hatte vielleicht für Verwirrung gesorgt.
 

„Ich weiß nicht…ich habe einen völligen Black Out. Lucy geht es nicht anders. Das ist alles einfach nur verdammt mies.“ An Nichts konnte er sich erinnern. Er erinnerte sich nur getanzt zu haben. Ja, er hatte viel getrunken, aber es war auch eine Party und auch wenn er besoffen war, würde er nicht daran denken, sich an jemanden ran zu machen, der nicht Lisanna war. Immerhin liebte er sie doch.
 

Oder?
 


 

Eine Weile stand sie vor der Tür ihres Exfreundes. Ihr Herz schlug wie wild. Sie wusste nicht, ob sie bereit war, Loke gegenüber zu treten. Lucy kniff ihre Augen zusammen und klingelte schließlich an der Haustür. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, als die Tür endlich aufging. Sie traf auf den überraschten Blick Lokes. Dieser hatte wohl mit ihr nicht gerechnet. Sie konnte Reue in seinen Augen erkennen. Aber aus welchem Grund nur?
 

„Loke, können wir reden?“, fragte sie schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit, worauf sie ein Nicken zur Antwort bekam und die Wohnung ihres Exfreundes betrat.

Chapter 2

Ein unangenehmes Schweigen erfüllte den Raum. Lucy und Loke saßen auf dem Sofa seines Wohnzimmers. Er wohnte alleine in seinem Apartment, das hatte er alles von seinen Eltern vererbt bekommen, denn diese waren bereits vor fünf Jahren verstorben. Seine Tante, Karen Lilica, hatte sich aus dem Staub gemacht, sobald er 18 geworden war, denn sie hatte nicht mehr auf einen „Bengel“ aufpassen wollen. Doch hatte sie sich dazu verpflichtet gesehen, da sie im Ausland gewesen war, als ihre geliebte Schwester, die Mutter Lokes, in einem Autounfall ums Leben gekommen war. Mehr als ihm die Wohnung zu bezahlen, tat sie aber auch nicht. Kontakt hatte er zu ihr nicht, aber er beschwerte sich auch nicht.
 

Ihre Augen richteten sich auf die seine. Sie hatte schon immer die dunkelblaue Farbe darin bewundert, die sie an die Tiefe der Meere stets erinnert hatte und ihr Herz höher schlagen gelassen hatte. Doch nun fühlte sie nicht mehr dieses Glück. Stattdessen schien diese Tiefe nun unergründbar und nicht mehr faszinierend. Sie zogen sie hinein. Ins Verderben. Und sie erinnerten sie an ihr eigenes Verbrechen, von welchem er wahrscheinlich nicht einmal ahnte. Warum sollte auch ausgerechnet sie ihn betrügen?
 

„Loke, es ist so…ich kann mich kaum an etwas erinnern, was gestern vorgefallen ist“, fing die Blondine an und versuchte seinem Blick Stand zu halten. Sie musste die Wahrheit erfahren, egal, wie unerträglich sie auch sein mochte. „Ich verstehe nicht, warum wir so auseinander gegangen sind.“ Mit einem Mal wirkte er schuldbewusst. Wahrscheinlich hatte er nicht erwartet, dass sie deswegen hergekommen war. Vielleicht hatte er erwartet, dass sie ihn anschreien würde. War er deshalb nicht an sein Handy gegangen? So wirkte es zu mindestens. Aber warum sollte sie das denn?
 

„Ich wiederhole mich so ungern, Lucy, es tut mir wirklich leid, dir das ein weiteres Mal erzählen zu müssen…“ Er bereute es tatsächlich. Sie kannte ihn doch, deshalb wusste sie auch, worauf sie zu achten hatte. Seine Augen zeigten eindeutig Anzeichen von Reue.
 

Und dann erzählte er ihr, dass er sie einige Male betrogen hatte. Es war einfach passiert, er war in sein altes Verhaltensmuster verfallen und war da nicht mehr heraus gekommen. Er hatte einsehen müssen, nicht bereit für etwas Festes zu sein, er konnte sich noch keinem so wirklich anvertrauen. Das alles hatte er ihr an ihrem Geburtstag gestanden, da er das schlechte Gewissen nicht mehr hatte ertragen können. Ihr kamen schon fast die Tränen, als sie das hörte. Es tat wirklich verdammt noch einmal weh. Am liebsten würde sie ihn jetzt schlagen, sie erhob auch ihre Hand und wollte zu einer Ohrfeige ausholen, als ihr eine Erinnerung durch den Kopf schoss und sie mit einem Mal schockiert wirkte. Was hatte sie denn gerade tun wollen? Sie hatte nicht das Recht, ihm etwas vorzuwerfen. Immerhin hatte sie ausgerechnet mit Natsu geschlafen. Wie konnte sie das Loke denn beibringen? Am besten gar nicht.
 

„Also ist es vorbei…“, hauchte sie stattdessen und versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Es war eine schöne Zeit gewesen, dass konnte und würde sie nicht bestreiten. Sie stand auf und wollte gehen. Sie konnte an diesem Ort nicht mehr länger verweilen. Sie wollte nicht jetzt vor Loke in Tränen ausbrechen. Nicht schon wieder. War es nicht schon genug gewesen, dass sie sich wegen Natsu bereits die Augen ausgeheult hatte? Musste jetzt noch ein weiterer Kerl dafür verantwortlich gemacht werden? Ihr war nicht danach.
 

„Du kommst aber trotzdem nächste Woche mit, oder? Ohne dich wäre es nicht dasselbe…“
 

Sie drehte sich zu ihm um und nickte mit einem schwachen Lächeln. Sie hatten vorgehabt alle zusammen in den Urlaub zu fahren. Das konnte sie vielleicht wirklich gut gebrauchen, wobei es nicht von Vorteil war, das der Exfreund dabei wäre, aber daran konnte sie jetzt auch nichts ändern. Was redete sie sich ein? Es würde furchtbar werden! Hastig verabschiedete sie sich noch von ihm, ehe sie in Eile die Wohnung verließ.
 

Was sollte sie nun machen? Sie musste diesen Stress abbauen. Aber wie? Von Alkohol wollte sie gerade nichts mehr wissen, mit Rauchen wollte sie gar nicht erst anfangen, Sport trieb sie keinen. Also hatte sie nur noch eine Möglichkeit: shoppen.
 

Und das tat sie auch bis sie nichts mehr tragen konnte.
 


 

Der Fullbuster konnte sich wohl nicht entscheiden, wie er das ganze aufnehmen sollte. Die Situation, in welche der Dragneel geraten war, war alles andere als schön. Mit der besten Freundin zu schlafen, war schon eine heftige Sache, besonders war da noch zu beachten, dass sie beide noch vergeben waren, was ihn ja schon von Anfang an eigentlich verwundert hatte, denn er hatte im Gefühl gehabt, dass die beiden Beziehungen ohnehin nicht von Dauer sein würden. Beide Beziehungen hatten bisher um die zwei Jahre mehr oder weniger gehalten. Denn während Natsus Beziehung stabil gewesen war, hatte Lucy schon fast eine On-Off-Beziehung geführt.
 

„Ich bin so richtig am Arsch…“, merkte Natsu nach einer Weile an und griff sich frustriert in sein Haar. Wieso hatte er auch in so eine Situation gelangen müssen? Das war nicht fair. So etwas hatte er nicht verdient.
 

„Oi, beruhige dich, du Idiot. Gestern hat es doch keiner mitbekommen. Das ist doch schon einmal etwas!“, versuchte Gray ihn zu beruhigen, „es ist nicht das Ende der Welt.“ Die Situation erschien natürlich aussichtslos. Aber Natsu war doch nicht der Typ fürs Aufgeben! Wo war sein Optimismus geblieben? Es würde sich irgendwann schon legen. Dass er keine Antwort bekam, hieß wohl, dass sein Versuch gescheitert war. Natsu glaubte wohl nicht daran.
 

„Aber du kommst doch mit?“, hakte er weiter nach vom Thema ablenkend, worauf er einen irritierten Blick zugeworfen bekam. Der Rosahaarige verstand die Frage zunächst nicht. Erst später fiel ihm ein, dass sie ja vorgehabt hatten, alle zusammen in den Urlaub zu fahren. Da konnte er schlecht absagen. Das wäre viel zu auffällig. Doch konnte er Lucy gegenüber treten? Wahrscheinlich nicht. An diesem Morgen hatte es ja bereits nicht wirklich funktioniert. Die Lust nach Urlaub mit allen anderen war ihm vergangen. Er wollte sich verkriechen und all das einfach vergessen. Jedoch war er kein feiger Hund. Er stellte sich seinen Problemen. Diese Eigenschaft von ihm war noch nie zuvor so nervig gewesen wie jetzt.
 

„Ich komme schon mit, keine Sorge…“ Er schielte zu dem Schwarzhaarigen. Dieser würde es keinem weiter erzählen. Davon war er überzeugt. „Meinst du ich sollte es Lisanna beichten?“, fragte er noch etwas unsicher. Er war verwirrt.
 

Gray blickte ihn ungläubig an. „Auf gar keinen Fall, Alter. Es wäre das Richtige, aber nicht das Beste für dich.“ Denn sollte sie davon erfahren, würde sie die Beziehung beenden, der Schwarzhaarige kannte die Weißhaarige immerhin. Außerdem würde es ihr das Herz brechen. Das konnte Natsu nicht wollen. Und würde er sie auch noch verlieren, dann wäre er ein Wrack. Wer dürfte es dann ausbaden? Richtig! Er, Gray Fullbuster - der beste Freund!
 


 

Der Freitag kam viel zu schnell. So empfand es Natsu zu mindestens. Er hatte seit dem vergangenen Samstag nichts mehr von Lucy gehört, was ihn auch nicht weiter verwunderte. Er hatte sie immerhin auch nicht kontaktiert, dennoch fühlte er sich bereits einsamer ohne den Kontakt zu seiner besten Freundin. Das bekam auch Lisanna zu spüren. Er war aber nicht anhänglicher. Im Gegenteil, er verhielt sich ihr gegenüber abweisender und wollte ihr einfach nicht erklären, warum dem so war. Egal, wie oft sie ihn darum bat, er rückte nicht mit der Sprache raus. Wie konnte er auch? Es würde ihr das Herz brechen und das brachte er einfach nicht fertig.
 

Nun stiegen sie aus einem Taxi. Sie hatten sich mit Gray ein Taxi bestellt, um zum Flughafen zu gelangen. Die öffentlichen Verkehrsmittel wollten sie – wenn möglich – umgehen. Lustlos zog er den seinen Koffer mit sich. Lisanna summte fröhlich neben ihm, schielte jedoch ab und zu besorgt in seine Richtung. Seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er keine Lust hatte. Gray hätte sich am liebsten an die Stirn geklatscht. Das Verhalten war so auffällig! Ein Wunder war es dass die Freundin Natsus nichts ahnte!
 

Seine dunklen Augen richteten sich nach vorne. Er machte Lucy aus, diese stand mit Gajeel und Levy bereits am Treffpunkt. Sie unterhielten sich. Er brauchte kein Genie zu sein, der Blonden war auch anzusehen, wie es ihr in Wahrheit ging. Ihr Lächeln wirkte so falsch. Sie tat ihm Leid.
 

„Hey, Leute!“, grüßte Lisanna die Gruppe strahlend. Sie wirkte wirklich enthusiastisch im Gegensatz zum Rest.
 

Die Blondine wandte ihren Kopf in die Richtung der Neuankömmlinge. Beim Erblicken des Rosahaarigen zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Sie setzte ein Lächeln auf, grüßte zurück und sah wieder weg. Sie konnte ihn nicht ansehen. Es tat so weh. Warum schmerzte ihr Herz so? Lag es daran, dass sie keinen mehr hatte, wem sie sich anvertrauen konnte? Loke hatte sie verloren und Natsu war auch nicht mehr da. Dabei hatte er ihr doch versprochen, immer für sie da zu sein! Verübeln konnte sie es ihm nicht. Seine Nähe würde sie jetzt auch nicht ertragen können. Wieder einmal wünschte sie sich einfach die Zeit zurück zu drehen. Wäre dann alles anders gewesen? Hätte sie ihm damals vor zwei Jahren einfach die Wahrheit sagen sollen?
 

Nein, er hätte sie mit Sicherheit abgewiesen. Er war doch in Lisanna verliebt gewesen. Das brach ihr Herz ein weiteres Mal.
 

„Hey, Leute!“, ertönte gleich die nächste Stimme. Es war Loke. Dieser kam wie immer charmant lächelnd auf die Gruppe zu. Er blieb bei Gray zum Stehen. Doch seine Augen richteten sich gleich auf eine Gruppe von Mädchen, auf welche er auch gleich zuging sich dabei lässig durch sein Haar fahrend und einen Anmachspruch bereits zu Recht legend.
 

„Entschuldigt mich…ich muss kurz aufs Klo“, entschuldigte Lucy sich und verließ die Gruppe auch schon. Tatsächlich steuerte sie die nächste Damentoilette an, doch lehnte sie sich nur gegen die Wand, sie betrat diese nicht. Sie versuchte sich die Tränen zurückzuhalten. Sie durfte jetzt nicht weinen. Jetzt hatte ihr Exfreund ihr den Rest gegeben. Es war doch nicht so, als hätten sich ihre Gefühle für ihn in Luft aufgelöst! Wie konnte er ihr das nur antun? Auch wenn sie nicht mehr zusammen waren. Das gehörte sich doch nicht!
 


 

Seine schwarzen Augen folgten der sich weg bewegenden Form seiner besten Freundin. Die Szene verwunderte ihn nicht sonderlich. Ihm war klar gewesen, dass Lucy ihm weiterhin aus dem Weg gehen würde. Ihm passte es nicht, dass sie so einen Gesichtsausdruck aufgesetzt gehabt hatte, als würde sie sich die Tränen zurückhalten. Er wollte sie trösten, aber er konnte nicht. Und das zerriss ihn innerlich. Also warum tröstete Loke sie nicht? Seine Augen hefteten sich auf diesen. Der verhielt sich ja schon so, als hätte er Lucy nicht gesehen. Auch hielt er sich bei einer Gruppe von Mädchen auf. Das war ja eigenartig.
 

„Er und Lu-chan haben auf ihrem Geburtstag Schluss gemacht. Das nimmt sie wohl noch sehr mit…“, erklärte Levy ihm. Überrascht blickte Natsu zu ihr. Sie stand mit einem Mal vor ihm und lächelte wie immer freundlich. Man hatte ihm wohl die Gedanken auf dem Gesicht ablesen können. Er durfte nicht so durchschaubar sein! Die Blauhaarige trat wieder zu ihrem Freund.
 

Natsu hingegen verengte seine Augen. Am liebste hätte er Loke eine reingehauen. Wie konnte er vor Lucys Augen mit einer Horde Mädchen flirten? Das gehörte sich doch nicht! Aber er konnte nicht. Denn er war an ihrem Zustand nicht weniger – wahrscheinlich sogar noch mehr – schuldig. Das störte ihn wirklich sehr. Weswegen sie sich wohl getrennt hatten? Doch nicht deswegen? Nein, das konnte nicht sein. Dann würde er von dem Kerl doch hasserfüllte Blicke zugeworfen bekommen. Sie hatten sich wegen etwas Anderem getrennt. Seltsamerweise erleichterte es ihn ein wenig und das steigerte letzten Endes sein schlechtes Gewissen.
 

Allmählich kam auch Erza an. Juvia brauchte auch nicht lange. Zeitgleich kam auch Lucy wieder. Er traute sich gar nicht, in ihre Richtung zu sehen. Er befürchtete, auf ihren Blick zu treffen und er wollte nicht ihre Gefühle aus ihren Augen herauslesen können. Das würde er nicht ertragen. Dessen war Natsu sich sicher.
 

Die blonde Heartfilia starrte in die Leere. Über ihre derzeitige Situation ließ sich sicherlich ein Bestseller schreiben. Warum sie es nicht tat? Nun, sollte sie es je veröffentlichen, würden alle ihre Freunde sofort wissen, um wen es sich handeln würde und sie wollte nicht, dass das hier ans Licht kam. Das würde sie nicht riskieren. Vielleicht würde alles ja wieder besser werden? Naiv genug war sie ja, um noch daran zu glauben. Warum konnte sie nicht so eine Beziehung wie Gajeel und Levy führen? Die Beiden wirkten meistens nicht wie ein Paar. Nur wenn man genauer hinsah, konnte man ausmachen, dass sie sich durchaus bedeutsame Blicke zuwarfen. Dieser Urlaub wäre für sie wie Flitterwochen. Man spürte die Liebe. Das konnte sie sich nicht mitansehen.
 

Natürlich würden sie ans Meer fahren. Wohin denn auch sonst? Nachdem dem Schulabschluss wollten sie alle reichlich Sonne tanken, bevor sie die nächsten Schritte ihres Lebens antraten. Denn sie würden in verschiedene Richtungen gehen, aber daran wolle sie gerade nicht denken. Ihr fiel der besorgte Blick des Schwarzhaarigen auf. Mit Sicherheit wusste er Bescheid. Wem hätte Natsu es denn sonst erzählen sollen? Wohl kaum ihr. Sie lächelte schwach in seine Richtung. Er sollte sich nicht den Urlaub vermiesen. Damit würde sie schon alleine fertig werden. Und Natsu…er könnte sich mit Lisanna amüsieren. Ihre Beziehung lag ja nicht in Trümmern. Das musste auch nicht passieren. Sie würde es ihr nicht erzählen, sie gönnte den beiden das Glück. Außerdem liebten die Beiden sich doch.
 

Es war nicht Lisannas Schuld, dass ihre eigenen Gefühle nun wieder hochzukommen schienen, die sie all die zwei Jahre verdrängt hatte.
 


 

Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, als sie endlich im Hotel angelangt waren und ihre Zimmer bezogen. Die Aufteilung hatte man etwas abändern müssen, da Lucy und Loke sich nicht mehr das Zimmer teilen würden. Zu ihrem Glück lagen alle Zimmer in nächster Nähe. Das war der Vorteil von recht vorzeitiger Reservierung, die Erza übernommen hatte. So würden Natsu und Lisanna sich ein Zimmer teilen. Rechts von ihnen kamen Gray und Loke unter. Ihnen gegenüber kamen Gajeel und Levy unter. Rechts von ihnen lag das Zimmer Lucys und Juvias. Das letzte Zimmer bezog Erza alleine. Doch bei ihrem vielen Mitgebrachten war das auch kein Wunder. Es war schon fast Abend. An den Strand zu gehen, um zu Baden, war somit zu spät, jedoch hieß das nicht, dass man keinen Spaziergang am Strand machen konnte. Also machte sich jeder in den jeweiligen Zimmern fertig. Sie trafen sich in der Lobby, aus welcher sie sich zusammen auf den Weg zum Strand machten. Am Strand liefen sie selbstverständlich nicht alle nebeneinander. Gajeel und Levy hielten sich ganz vorne auf. Dem Anschein nach neckte der Größere die Kleinere wieder. Das tat er ständig. Ein Stück hinter ihnen liefen Lucy, Erza und Juvia, dich sich über den neusten Klatsch und Tratsch austauschten. Loke und Gray folgten darauf. Und am Ende liefen Natsu und Lisanna Hand in Hand.
 

„Natsu…jetzt sage mir doch endlich, was dich so beschäftigt“, schnitt die Weißhaarige an. Sie wollte endlich Klarheit. Sie musste wissen, warum der Rosahaarige nicht mehr am Lächeln war. Das tat er doch sonst immer. Insbesondere in ihrer Anwesenheit. Jedoch hatte sie ihn nicht dazu bringen können, ihr ein echtes Lächeln zu schenken. Bisher waren alle aufgesetzt gewesen. Was war nur passiert in ihrer Abwesenheit? Sie war am Tag vor der Party ihren Bruder besuchen gewesen. Dieser war mit seiner Freundin zusammengezogen und hatte dabei Hilfe gebraucht. Als sie am Dienstag wiedergekommen war, war er bereits in diesem Zustand gewesen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Nachbar Natsus durchaus Bescheid wusste, doch wollte auch dieser nicht mit der Sprache herausrücken. Nun, sie wollte es ohnehin von ihm selbst erst einmal hören.
 

„Es ist nichts. Wieso fragst du mich das immer wieder?“, hakte er nach und klang bereits genervt. Wieso verstand seine Freundin nicht, dass er ihr alles nur nicht diese Frage beantworten würde? Er musste still schweigen. Verstand sie das etwa nicht?
 

„So sieht es aber nicht aus, Natsu! Ich kenne dich doch. Du bist schon viel zu lange mies gelaunt! Das ist untypisch für dich. Ich mache mir Sorgen um dich…“ Sie versuchte in seine schwarzen Augen zu sehen. Ihre blauen Augen trafen auch kurz auf die seinen, jedoch war in ihnen nichts zu erkennen. Sie waren so unergründlich. Warum nur? Warum verheimlichte er ihr nur so etwas Wichtiges? Sie wollte ihn doch nur aufmuntern!
 

„Mache dir keine Sorgen. Es ist nichts Wichtiges…“, murmelte er und blickte wieder nach vorne. Seine Augen richteten sich auf das blonde Haupt seiner besten Freundin. Lisanna folgte seinem Blick. Lucy. Wahrscheinlich hatten sie Streit gehabt, aber er wollte nicht darüber reden. War es das?
 

„Wieso entschuldigst du dich nicht bei ihr noch einmal? Sie verzeiht dir sicherlich“, meinte sie lächelnd. Es war doch immer so, dass ihr Freund es schaffte die Blondine auf die Palme zu bringen. Davon wusste sie Bescheid. Eine Entschuldigung seinerseits hatte bisher doch immer gereicht. Lange hatten ihre Streitereien nie angedauert. Das müsste der längste Streit sein, denn sie wohl hatten.
 

„Es lässt sich nicht mit einer Entschuldigung wieder gut machen…“, hauchte er lediglich und ließ sein Kopf nach unten sinken. Lisanna zog verwundert ihre Augenbrauen zusammen. Was sollte das denn bedeuten? Was hatte er ausgefressen? Und warum wirkte er so traurig? Das brach ihr schon fast das Herz. Sie streckte ihre freie Hand nach ihm aus und legte sie auf seiner Wange ab. Vorher hatte sie ihn zum Stehen bewegt.
 

„Natsu…ziehe nicht so ein Gesicht. Alles wird gut. Versprochen.“ Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Das hatte bisher immer seine Wirkung gezeigt. Scheinbar bewirkte es jedoch etwas Anderes. Denn mit einem Mal blickte er sie schon fast blank an. Er schüttelte seinen Kopf und fasste sich.
 

„Du hast Recht…es wird schon…“, stimmte er ihr zu, klang dabei jedoch nicht besonders überzeugt. Darauf zog er sie auch schon weiter. Er wollte nicht mehr darüber reden. Es verwunderte ihn wirklich. Warum hatte der Kuss in nur noch in weitere Unruhe versetzt? Das ergab doch keinen Sinn! Etwas stimmte hier ganz und gar nicht! Aber was war es nur? Vielleicht sollte er später mit Gray darüber reden?
 

Zu seinem Unwissen wurde die Szene von einem braunen Augenpaar mit einem traurigen Ausdruck in ihnen beobachtet.
 


 

Sie hatten alle zu Abend gegessen. Alle hielten sich auf ihren jeweiligen Zimmern auf. Nur eine junge Frau war nicht auf ihrem Zimmer. Es war Lucy. Diese hatte sich erneut an den Strand gewagt. Dort ließ sie sich auf dem hellen Sand nieder. Sie zog ihre Beine dicht an ihren Körper und umschloss diese mit ihren Armen. Ihre Augen richteten sich gegen den Nachthimmel. So viele Sterne funkelten dort und wollten ihr Trost spenden. Der Mond war auch zu sehen. Er war schon fast voll. Sie lächelte leicht. Es war so ein schöner Anblick. Sie konnte sich nicht sattsehen an dem Nachthimmel. Und hier schienen die Sterne besonders hell zu funkeln. Ob ihre Mutter dafür verantwortlich war? Gerne würde sie daran glauben.
 

Mit einem Mal verschwamm ihre Sicht, was sie verwunderte. Warum war denn alles so verschwommen? Erst dann spürte sie, wie etwas Warmes ihr über die Wange rollte. Überrascht hob sie ihre Hand an und wischte sich mit dieser sanft über die Wange. Sie betrachtete ihre Hand. Sie wies eine feuchte Stelle auf. Sie lachte als Reaktion auf. Das war ja mal wieder typisch. Wieso weinte sie schon wieder? Konnte sie nur noch weinen?
 

„Aber es tut so weh…“, wisperte sie leise und ließ ihren Tränen nun freien Lauf. Es hatte so geschmerzt ihren besten Freund mit Lisanna zu sehen. Da war die Szene mit Loke am Flughafen noch gar nichts. Das tat nicht einmal halb so weh wie das, was sie empfunden hatte, als sie mitangesehen hatte, wie die Weißhaarige ihre Lippen mit denen des Rosahaarigen verbunden hatte. Damit konnte nichts mithalten. Das hatte den Scherbenhaufen, welcher jeder andere wohl als ihr Herz bezeichnen würde, einen weiteren Schlag verpasst. Wieso konnten diese Schmerzen nicht einfach aufhören? Sie wollte nicht mehr.
 

So hatte sie sich diesen Urlaub vor einer guten Woche nicht vorgestellt.

Chapter 3

Verschlafen richtete sich Juvia auf am Samstagmorgen. Sie war noch etwas angeschlagen von dem Flug. Denn das hatte sie noch nie zuvor gemacht. Genüsslich streckte sie sich und schwang ihre Beine aus dem Bett. Sie konnte es kaum erwarten zu frühstücken, denn dabei würde sie Gray begegnen. Ihr Tag begann erst, wenn sie ihn gesehen hatte. Ohne ihn wollte sie den Tag nicht beginnen. Lächelnd schritt sie zum Kleiderschrank. Während sie sich das passende Outfit für das Frühstück auswählte, erinnerte sie sich an den Tag, welcher ihrem Leben eine Kehrtwende beschert hatte. Man traute ihr es vielleicht nicht wirklich zu, aber vor zwei Jahren war sie noch ein Yankee gewesen. Sie und Gajeel hatten der Gang Phantom angehört. Ungern erinnerte sie sich an diese Zeiten. Es war ihr Weg gewesen, mit der Einsamkeit zu Recht zu kommen, aber an einem Tag hatte all das ein Ende gefunden. Dieser Erinnerung war so wertvoll für sie. Niemals würde sie diese vergessen. Denn Gray hatte ihr gezeigt, dass das Leben nicht nur schwarz und weiß war. Es gab auch graue Zwischenstufen dazwischen.
 

An jenem Tag im Regen hatte er ihr seine Hand gereicht und ihr gesagt, dass sie nicht so eine Miene ziehen sollte. Die Sonne würde sich schon zeigen. Der deprimierende Regen steigerte nur die Vorfreude darauf. Und wie auf Knopfdruck schoben sich tatsächlich die Wolken bei Seite und offenbarten ihr die Sonne. In jenem Moment war diese ihr so hell wie noch nie zuvor erschienen. So ein Strahlen hatte sie noch nie gesehen. Sein Grinsen war in ihren Augen jedoch noch strahlender gewesen.
 

„Juvia fühlt sich wieder gut.“
 

„Huh? Wirklich? Das ist gut zu hören. Regen vergeht. Und selbst wenn die Sonne nicht scheint, muss es ja nicht gleich regnen, oder? Auch wenn Wolken am Himmel zu sehen sind, können sie verschwinden oder auf uns hinab regnen. So ist das wohl auch mit dem Leben. Es gibt nicht nur schwarz und weiß.“
 

Seine Worte hatten etwas in ihr berührt, was sie niemals erwartet hätte. Ihr Herz hatte begonnen wie wild zu schlagen, während ihre Wangen sich in ein zartes Rosa verfärbt hatten. Sie hatte sich verliebt an jenem Tag. In die Person, die ihr mit einfachen Worten klar gemacht hatte, dass sie an ihrer Einsamkeit etwas ändern konnte. Das hatte sie auch getan. Sie hatte die Schule gewechselt und alle ihre jetzigen Freunde kennen gelernt. Und natürlich auch ihren geliebten Gray-sama.
 

Summend zog sie sich an und drehte sich in die Richtung des anderen Bettes, in welchem Lucy schlief. Seltsamerweise war diese noch nicht wach. Das war recht eigenartig. Sie näherte sich also dem Bett der Blondine. Sie würde sie wohl wecken müssen. Sanft rüttelte sie diese, doch diese wollte dem Anschein nicht wach werden.
 

„Lucy-san, wir müssen frühstücken gehen.“
 

Die Angesprochene murmelte nur etwas Unverständliches. Ihre Augen öffneten sich jedoch nicht. Stattdessen rollten die ersten Tränen aus ihren Augen, was Juvia definitiv nicht erwartet hatte. Wieso weinte sie im Schlaf? Träumte sie wieder einmal von ihrer Mutter? Allen Freunden war bekannt, wie sehr der Verlust von ihrer Mutter der Blondine noch zusetzte. Erneut rüttelte sie die Blondine, dieses Mal tat sie es jedoch kräftiger, sie wollte die Ärmste aus ihrem Traum befreien.
 

„Natsu…du Baka…“, nuschelte sie, worauf die Blauhaarige inne hielt in ihrer Handlung. Natsu? Hatte sie gerade „Natsu“ gesagt? Da fiel ihr ein: die Beiden hatten bisher kein einziges Wort miteinander gewechselt. Das war ihr immer noch unerklärlich gewesen. Dem Rest übrigens auch. Es wirkte so, als würden sie nicht mehr miteinander reden, aber ein Streit konnte es nicht sein, denn sie verhielten sich definitiv nicht dementsprechend. Ob es mit ihrer Trennung von Loke zu tun hatte? Doch was hatte der Rosahaarige damit zu tun? Die Blauhaarige hatte mit einem Mal eine Vermutung. War er etwa der Trennungsgrund? Zwar waren die bereits beide vergeben gewesen, doch hatte sie von Levy erzählt bekommen, dass Lucy Gefühle für Natsu gehegt hatte und es anders herum sicherlich auch der Fall gewesen war. Doch statt dem nachzugehen, hatten sie sich anders entschieden. Konnte es sein, dass Lucy immer noch so fühlte?
 

„Juvia…? Was ist los?“, vernahm sie auf einmal und wurde somit aus ihren Gedanken gerissen. Eine verschlafene Lucy blickte ihr entgegen und rieb sich über ihre Augen. Sie wirkte nicht ausgeruht. Sie hatte wohl schlecht geschlafen.
 

„Juvia wollte Lucy-san wecken, es ist neun Uhr, um die Uhrzeit wollten wir alle frühstücken gehen“, erinnerte sie die andere, worauf in dem Gesicht Lucys die Erkenntnis zu erkennen war.
 

„Ach ja…gehe doch schon einmal vor, ich muss mich noch frisch machen. Ich komme nach.“ Mit diesen Worten richtete sie sich auf und schlurfte ins Bad. Die Blauhaarige blickte ihr besorgt hinterher. Davon würde sie auf jeden Fall Erza und Levy erzählen. Das gerade bereitete ihr irgendwie Sorgen. Natürlich würde sie Lisanna nicht daran teilhaben lassen, denn wenn ihre Vermutung stimmen sollte, würde alles nur noch komplizierter werden. Sie mochte Lisanna wirklich sehr, doch war sie sich sicher, dass es nicht gut enden konnte, wenn diese von Lucys potentiellen Gefühlen erfuhr.
 


 

Wie versprochen traf Lucy etwa zwanzig Minuten nach vereinbarter Zeit ein. Sie hatten sich an drei Tischen niedergelassen. So saßen Lisanna und Natsu an einem Tisch und dann gab es eben noch jeweils einen Tisch, an welchem die restlichen Jungs und Mädchen saßen. Die Blondine bediente sich am Büffet und setzte sich zu den Mädchen. Sie war zwar am Lächeln, aber ihr war es deutlich anzusehen, dass es ihr nicht gut ging. Was sie nicht wusste, war, dass Juvia längst die anderen beiden Mädchen informiert hatte. Dementsprechend wurde sie nun von drei Augenpaaren besorgt angestarrt. Das fiel ihr schließlich auch auf.
 

„Habe ich etwas in einem Gesicht oder warum starrt ihr so?“, wollte sie wissen und lächelte schwach. Erza schüttelte lediglich ihren Kopf, um ihr die Frage damit zu beantworten. So widmete diese sich wieder ihrem Frühstück und wirkte schon fast so als wäre tatsächlich nichts.
 

„Aber es gibt etwas, was wir klären müssen, Lucy. Deshalb gehen wir heute zu dritt shoppen“, legte die Rothaarige fest dabei auf alle am Tisch außer Levy deutend. Diese war selbstverständlich verhindert, da ihr Freund im Grunde nur ihretwegen mitgekommen war, deswegen wollte er auch nur seine Zeit mit ihr verbringen. Es war aber auch nicht so, als wäre sie abgeneigt.
 

„Das klingt nach Spaß“, freute sich Lucy, „ich freue mich schon.“ Sie schien es, ernst zu meinen, soweit die Drei es beurteilen konnten. Vielleicht hatte sie sich beruhigt? So oder so würden sie diese ausfragen. Es musste Klarheit in die Sache geschafft werden. Was wiederrum Erza und Juvia nicht ahnten, war es, dass Levy durchaus darüber informiert war, was mit ihrer besten Freundin los war. Sie hatte jedoch ihren Mund gehalten. Als Ausweg hatte sie gemeint, dass sie mit Gajeel etwas geplant hatte, was keiner hinterfragte. Sie wusste nicht, ob die beiden etwas aus ihr herausbekommen würden, jedoch hoffte sie, dass sie zusammen der jungen Heartfilia helfen könnten. Ihre Augen richteten sich auf Natsu, der wohl einer von Lisannas Fragen auswich. Er wirkte alles andere als zufrieden. Es beschäftigte ihn also ebenso so sehr wie Lucy. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihren Zügen. Warum hatte es so enden müssen? Es war wirklich nicht fair.
 

Wenn es vor zwei Jahren nur anders gelaufen wäre. Denn sie wusste ganz genau, was das Problem gewesen war…
 


 

Lächelnd schlenderten sie durch die Promenade. Ab und zu betraten sie einen Laden, in welchem sie sich umschauten. Auch wenn sie erst vor einer Woche shoppen gewesen war, konnte sie nicht genug davon kriegen. Es war aber nicht so, als würde sie sich viel kaufen. Sie schaute sich nur Sachen an, die sie Zuhause eher weniger finden würde. Es war schwer sich auf die Tätigkeit zu konzentrieren, wenn ihr bewusst war, dass Erzas und Juvias Augen auf ihr die ganze Zeit über lagen. Sie wusste definitiv, was die Beiden mit ihr wohl zu klären hatten, aber sie wusste nicht, ob sie es ihnen auch noch erzählen konnte oder gar sollte. Selbstverständlich vertraute sie ihnen, aber sie wollte nicht noch mehr Leute in die Sache hineinziehen. Außerdem wollte sie gerade einen gewissen Kerl aus dem Kopf kriegen. Denn es frustrierte sie, wie es nur sein konnte, dass nach all der Zeit, ihr Herz immer noch ihm gehörte, obwohl sie doch schöne zwei Jahre mit Loke gehabt hatte. Konnte es sein, dass Loke gespürt hatte, dass ihre Liebe nicht ihm gewidmet gewesen war? Hatte dies ihn dazu getrieben, sich wieder anderen Mädchen zu widmen?
 

Diese Feststellung erfreute sie auch nicht besonders, denn das würde bedeuten, dass sie Loke von Anfang an Unrecht getan hatte. Hatte sie also ihre jetzige Misere verdient? War das die gerechte Strafe dafür gewesen, dass sie ihm vorgegaukelt hatte, ihn wahrlich zu lieben? Sie hatte es wirklich geglaubt, ihn zu lieben. Aber erst jetzt wusste sie, wie falsch sie wohl gelegen hatte. Wieso hatte sie denn auch immer noch sich zunächst an Natsu gewendet, wenn sie etwas auf dem Herz gehabt hatte? Der feste – nicht beste - Freund sollte doch die erste Vertrauensperson sein!
 

„Lucy, bist du hier fertig? Dann können wir in ein Café und kurz etwas essen, bevor wir zurückkehren.“
 

Ihre braunen Augen hefteten sich auf Erza, die gerade zu ihr gesprochen hatte. Ein leckereres Törtchen konnte sie jetzt wohl gut gebrauchen. Lächelnd nickte sie. Sie brauchte nichts mehr und ein Café klang in ihren Ohren gerade wirklich einladend.
 

So machten die drei jungen Frauen sich auf in das nächste Café, welches ihnen einladend genug erschien. Dort ließen sie sich draußen nieder und studierten die Menükarten, die man ihnen gebracht hatte. Erza brauchte nicht lange überlegen. Sie warf lediglich einen Blick auf die Getränke, denn sie bestellte sich immer Erdbeerkuchen. Immerhin war es ihre Leibspeise. An dieser würde sie auch nichts ändern. Als die Kellnerin kam, bestellte sie also fünf Teller Erdbeerkuchen und einen größeren Cappuccino. Juvia wählte für sich einen Blaubeerkuchen und eine große Tasse von Latte Macchiato aus. Lucy verlangte freundlich nach einem Käsekuchen und auch nach einem größeren Latte Macchiato. Die Kellnerin verabschiedete sich und gab die Bestellungen weiter.
 

Es dauerte nicht lange und alles Bestellte stand am Tisch. Bis zu jenem Moment hatten sie noch ein wenig geplaudert. Doch nun stand das Essen auf dem Tisch und die Rothaarige wusste, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, der Blondine ein paar Antworten zu entlocken. Sie wusste, dass sie vorsichtig vorgehen musste, sie wusste von der Blauhaarigen, dass Lucy wohl empfindlich auf das Thema „Natsu“ reagieren würde, also würde sie nur so weit gehen, wie es nötig sein würde.
 

„Lucy, was ist zwischen dir und Natsu vorgefallen? Es sieht nicht so aus, als hättet ihr einen Streit, es wirkt so, als hättet ihr eure Freundschaft abgebrochen. Das bereitet nicht nur mir Sorgen. Erzähle uns doch bitte, was los ist.“
 

Lucy blickte Erza an. Diese hatte nicht gezögert, ihr mitzuteilen, was sie dachte. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf ihren Zügen. Sie wirkten so, als wären sie keine Freunde mehr? Das stimmte wohl. Die eine Nacht hatte ihre Freundschaft zerstört. Natsu würde sich davon erholen, er hatte ja Lisanna. Aber sie hatte nur ihn. Sie würde darüber nicht hinweg kommen. Denn im Nachhinein konnte sie nicht wirklich behaupten, dass sie all das bereute. Sie bereute es, sich daran nicht erinnern zu können, aber dass sie die Nacht zusammen verbracht hatten, bereute sie nicht. Dieser Gedanke war es auch, der sie zu stören schien. Sie durfte doch so nicht denken. Denn Natsu hatte das nicht freiwillig gemacht, zu mindestens nicht bei tatsächlichem Bewusstsein. Dasselbe konnte man zwar auch von ihr behaupten, jedoch hatte sie in ihrem alkoholisierten Zustand ihre wahren Gefühle zum Ausdruck gebracht. Er nicht. Er hatte sich lediglich von ihr mitreißen lassen.
 

„Das ist überraschend einfach zu erklären…“ Und wie einfach es war. Dennoch hatte es eine große Wirkung auf die Beziehung der Beiden ausgeübt. Denn nun stand die Freundschaft scheinbar vor ihrem Ende, ob sie wollten oder nicht. „Aber ich kann darüber gerade nicht reden. Ansonsten fange ich wieder an zu weinen.“ Sie nahm einen Schluck von ihren Kaffee und lächelte leicht. „Aber ihr könnt gerne Levy fragen, sagt ihr einfach, dass ich nichts dagegen habe, dass sie es euch erzählt.“
 

Damit war dieses Thema abgehakt. Mehr würde Lucy dazu nicht sagen, konnte sie auch nicht. Sie hatte wirklich nichts einzuwenden, denn Erza und Juvia hatten ein gutes Recht zu erfahren, was Sache war. Vielleicht würden sie ihr auch helfen können, darüber hinweg zu kommen? Schlimmer konnte es nicht werden, dessen war sie sich sicher.
 


 

„Ihr könnt euch gerne zu dritt unterhalten, ich gehe an den Strand, die Sterne beobachten.“
 

Darauf erhielt sie nur ein Nicken, also verließ sie lächelnd den Speisesaal, in welchem sie vor kurzen zu Abend gegessen hatte. Sie wollte nun ein wenig alleine sein und den Nachthimmel betrachten. Zunächst würde sie sich natürlich den Sonnenuntergang ansehen. Sie wollte dabei nicht gestört werden. Immerhin wollte sie ihrer Mutter nahe sein. Das ging schlecht, wenn jemand bei ihr war.
 

Wie am Abend zuvor ließ sie sich in dem weichen, kühlen Sand nieder und starrte in die Richtung der untergehenden Sonne. Es war so ein schöner Anblick, den Sonnenuntergang am Strand mitanzusehen. Das war nicht zu vergleichen mit dem Sonnenuntergang in der Stadt. Dieser besaß nicht mehr das besondere Etwas. Aber am Meer konnte man das im Wasser reflektierte Licht deutlich sehen und das war ein unvergesslicher Anblick.
 

Sie wusste nicht, wie lange sie am Strand gesessen hatte, jedoch war sie irgendwann nicht mehr allein. Das konnte sie spüren, obwohl ihre Augen geschlossen waren. Denn jemand hatte sich neben ihr nieder gelassen. Sie vernahm den Atem jener Person, wobei das Rauschen der Wellen sie daran hinderte, die Person näher zu identifizieren anhand ihrer Atmung. Sie war sich sicher, dass sie diese Person kennen musste. Wieso sollte sich auch jemand einfach so mal neben ihr niederlassen. Sicherheitshalber sog sie die Luft um sich ein, sie roch den typischen salzigen Geruch des Meeres und dann vernahm sie noch einen Geruch, welchen sie einer bestimmten Person sofort zuordnen konnte. Als Reaktion verspannte sich ihr ganzer Körper. Warum war ausgerechnet diese Person hier? Mit dieser Person wusste sie gerade nichts anzufangen.
 

Erinnerungsfetzen tauchten vor ihrem inneren Auge auf, worauf sie ihre Augen zukniff, als könnte dies verhindern, dass diese Bilder auftauchten. Sie wollte das jetzt nicht sehen. Nicht jetzt! Da hatte sie nämlich diesen Duft so intensiv vernommen. Denn es war der seine.
 

„Natsu…was machst du hier? Ich möchte gerade alleine sein…“, durchbrach sie die Stille, die schon die ganze Zeit über geherrscht hatte. Ihre Augen hielt sie weiterhin geschlossen, dennoch konnte sie es spüren, dass sein Blick auf sie gerichtet war. Es bereitete ihr eine Gänsehaut.
 

„Woher wusstest du, dass ich es bin, Luce?“, wollte Natsu wissen und gab sich auch als solcher zu erkennen durch seine Stimme. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht gesehen hatte. Wie hatte sie ihn also so eindeutig identifizieren können? Die Erwähnung ihres Spitznamen von ihm, ließ sie leicht rot werden. Sie vernahm das schnellere Pochen ihres Herzens und hoffte wirklich, dass er es nicht ausmachen konnte.
 

„Es ist alles meine Schuld“, flüsterte sie stattdessen und öffnete ihre Augen, jedoch schaute sie nicht in seine Richtung. Lieber starrte sie zu Boden. Sie wollte ihm nicht so auf die Frage antworten, es würde seltsam klingen, wenn sie ihm erzählen würde, dass sie ihn anhand seines Duftes ausgemacht hatte. Doch war wohl der Zeitpunkt gekommen, ihm zu erzählen, warum sie überhaupt in dieser Lage waren. Er verdiente die Wahrheit.
 

„Lucy…was meinst du damit?“
 

„Ich weiß jetzt, was in jener Nacht geschehen ist und ich werde es dir erzählen.“ Ihre braunen Augen richteten sich auf ihn und sie traf auf seine nahezu schwarzen Augen. Seltsamerweise zogen diese Augen sie so sehr an. Warum hatte sie je Gefallen an den Augen Lokes gehabt, wenn diese viel faszinierender auf sie wirkten? War ihr das etwa auch nicht bewusst gewesen? Er blickte sie abwartend an, doch wollte er sie zugleich zu nichts hetzen oder zwingen. Das ließ sie kurz lächeln.
 

Die Heartfilia richtete ihre Augen wieder in den Nachthimmel und begann ihm zu erzählen. Sie begann bei ihrer Trinkerei, die dadurch ausgelöst worden war, dass ihr Vater sich wieder einmal nicht um ihren Geburtstag scherte, dann ging sie über zu dem Streit mit Loke, bei welchem sie sich getrennt hatten und sie ihn weg geschickt hatte. Dann hatte sie als Reaktion darauf nur noch mehr getrunken und letzten Endes war sie schluchzend in den Armen Natsus zusammengebrochen. Sie erinnerte sich mit einem Mal so gut daran.
 

Wer brauchte schon diesen Weiberhelden? Sie doch nicht! Der wusste doch nicht, was er gerade abgezogen hatte! Sicherlich würde er schon am nächsten Tag zu ihr zurückkommen und um Verzeihung bitten. Selbstverständlich würde sie ihm mit einem Grinsen auf den Lippen einen Korb geben. Das hatte er verdient! Sie kicherte halb im Wahn. Der Alkohol in ihrem Blut machte sie verrückt und ganz hibbelig.
 

Ihre braunen Augen machten die rosa Haare ihres besten Freundes aus. Natsu. Er war an eine Wand angelehnt. Er würde nie so etwas mit ihr abziehen. Er würde sie nicht einfach mit jemand Anderen ersetzen, denn sie würde für ihn immer genug sein. Sie lächelte verträumt in seine Richtung und torkelte auf ihn zu. Bei ihm angekommen krallten ihre Hände sich in sein Oberteil.
 

„Natsu, findest du, ich bin es nicht wert, geliebt zu werden?“, fragte sie ihn urplötzlich, während sie anfing zu schluchzen aus heiterem Himmel. Egal, was sie dachte, es tat letzten Endes doch weh, so behandelt zu werden. Warum hatte dieser Idiot ihr so den Geburtstag verderben müssen? Das war unfair. Sie hatte ihm ihr Vertrauen geschenkt und das erhielt sie als „Dank“! Das hatte sie nicht verdient.
 

„Wie kommst du denn darauf, Luce?“, wollte Natsu wissen und strich ihr über den Kopf und grinste sie an. Er nutzte seine freie Hand, um ihr die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Das stimmt mit Sicherheit nicht. Wer dich nicht liebt, müsste dumm sein.“
 

Auf seine Worte starrte sie ihn zunächst wortlos an. Im Hintergrund vernahm sie noch dumpf die Musik ihrer Party. Wieso munterten seine Worte sie nur so auf? Sie hatte sich gerade noch so elend gefühlt und doch hatte die wenigen Worte und sein Grinsen, sie wieder in Hochstimmung versetzt. Mit einem Mal musste sie breit lächeln.
 

„Würdest du mich also lieben, Natsu?“, fragte sie ihn und legte ihre Hände auf seinen Wangen ab und zog sein Gesicht näher zu dem ihrem. Sie konnte sich an die Verwirrung in seinen Augen erinnern, ehe sie ihre Lippen auf die seinen gedrückt hatte. Sie hatte den Alkohol in seiner Mundhöhle schmecken können, nachdem sie sich Zutritt verschafft hatte. Er hatte den Kuss nicht erwidert, jedoch hatte er sie auch nicht von sich gestoßen. Als sie den Kuss löste und ihn begann in ihr Zimmer zu ziehen, leistete er auch da keinen Widerstand.
 

Immerhin hatte er seiner besten Freundin etwas zu beweisen gehabt.
 

„Den Rest kann ich ja wohl weglassen…“, teilte sie ihm am Ende ihrer Erzählung mit und sah wieder zu ihm. Der Ausdruck in seinen Augen irritierte sie. Es war derselbe verwirrte Gesichtsausdruck von jener Nacht, welcher auf sie gerichtet gewesen war. Sie konnte es sich nicht erklären, warum er ihr diesen Blick zuwarf. Hatte er etwa noch Fragen? Sie hoffte mal nicht. Jedoch wusste sie wohl, was die Frage war, die er stellen wollte, aber nicht stellen konnte. Das hatte sie durch ihre Erzählung wohl doch nicht kaschieren können. Sie seufzte leise. Diese Frage konnte sie ihm nicht beantworten.
 

Sie stand auf und klopfte sich den Sand vom Körper. „Lass uns zurückgehen. Es ist spät.“ Er nickte auf ihre Worte hin und richtete sich auf. Sobald auch er sich vom Sand befreit hatte, liefen sie zusammen zurück ins Hotel. Sie wünschten sich noch eine gute Nacht, ehe jeder auf seinem Zimmer verschwand. Zu Lucys Glück war Juvia bereits am Schlafen. Sie entledigte sich ihrer Kleidung und zog sich ihren Pyjama über. Danach legte sie sich in ihr Bett und kuschelte sich in die Decke.
 

„Warum ich das ausgerechnet von dir bewiesen bekommen haben wollte? Weil du schon immer derjenige gewesen bist, denn ich liebe, Baka…“, hauchte sie leise. Diese Antwort auf Natsus stumme Frage bekam keiner außer sie selbst mit.

Chapter 4

Der Urlaub war so schnell vorbei gewesen. Fast schon fand Lucy es schade, dass es nun vorbei war. Sie vermisste den Strand und das Meer. Natürlich fehlte ihr auch der Nachthimmel, der so klar zu sehen gewesen war. So etwas konnte man nur selten in einer Großstadt zu Sicht bekommen. Aber Erinnerungen waren ja so wertvoll, weil sie eben einzigartig waren. Außerdem hatte sie viele Fotos geschossen. Die Erinnerungen würden sie somit nicht verlassen. Sie war in einem Taxi nach Hause gefahren. Es war bereits Abend. Sie war geschaffen von dem Flug. Schlafen würde sie jedoch noch nicht. Sie wollte zuerst einen Brief an ihre Mutter schreiben. Immerhin war in der einen Woche doch das eine oder andere passiert, was man erwähnen sollte. Besonders den Vorfall am Strand wollte sie zu Papier bringen. Seit jenem Vorfall hatte sich nichts zwischen ihnen verändert. Sie hatten immer noch nicht miteinander gesprochen. Aber was hatte sie auch erwartet? Vielleicht hatte er sich durch ihre Erzählung ebenfalls erinnert und wusste nun Bescheid, was ihre Gefühle betraf? Sie schüttelte ihren Kopf. Nein, das war nicht möglich. Natsu verstand so etwas nicht, sicherlich hatte er das völlig anders gedeutet. Doch da blieb die Frage offen, wie er es nun gedeutet hatte. Vielleicht wollte sie das gar nicht wissen. Das war wohl besser so.
 

Ihren Koffer stellte sie neben ihrem Kleiderschrank ab. Den würde sie erst am nächsten Tag auspacken. Es war Sonntag, da hatte sie ohnehin nichts Besseres zu tun. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und holte ein Pergament hervor. Sie begann den Brief zu verfassen. Dazu hatte sie im Urlaub leider nicht die Zeit gehabt. Was wohl Erza und Juvia von der ganzen Sache hielten? Darauf angesprochen wurde sie nicht, aber von ihren Blicken her zu urteilen, wussten sie inzwischen Bescheid. Das machte ihr wirklich nichts aus, solange sie es nicht weiter erzählten und nicht unnötig eingreifen würden. Das wollte sie nämlich keinesfalls. Sobald sie mit dem Brief fertig war, steckte sie diesen in einem Briefumschlag und versiegelte diesen mit einem Lächeln. Der Brief kam zu den unzählig vielen anderen in eine Truhe nahe ihres Bettes. Wenn ihre Mutter ihr nur wirklich antworten könnte. Sicherlich hätte sie ihr helfen können.
 

Darauf streckte sie ihre Glieder und ging zu ihrem Kleiderschrank. Sie würde sich vor dem Schlafengehen ein entspannendes Bad gönnen. Das hatte sie sich mit Sicherheit verdient. Lächelnd nahm sie sich ein Nachthemd heraus und ein frisches Höschen. Auf einen frischen BH konnte sie verzichten. Der würde sie beim Schlafen nur stören. Es war ja nicht so, als würde jemand sie so sehen. So betrat sie das Bad und ließ sich eine Badewanne ein, in welche sie auch stieg, nachdem sie ihre Kleidung in den Wäschekorb geworfen hatte. Sie seufzte, als sie sich in der Wanne niedergelassen hatte. Das warme Wasser war so entspannend. Hätte sie jetzt noch eine Massage, dann wäre alles perfekt. Die Blondine schien alle ihre Sorgen zu vergessen, solange sie in dieser Wanne saß. Ihre Hände fuhren durch den Schaum. Diesen warf sie kichernd in die Luft. Dabei verfolgten ihre braunen Augen diesen. Was gebe sie nur dafür um wieder Kind sein zu können?
 

Und wieso?
 

Kinder mussten keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. So einfach war das.
 


 

Wie war er in diese Situation gelangt? Er wollte nur noch nach Hause, seinen Kater knuddeln und sich in sein Bett werfen. Natsu war müde und das nicht nur körperlich. Er brauchte eine Pause, obwohl er eben aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Am liebsten würde er sich von Gray eine Zigarette stibitzen und sich von diesem Stress befreien, aber er war Nichtraucher und er hatte nicht vor, davon jetzt noch abhängig zu werden. Darauf konnte er dankend verzichten. Wie auch immer. Lisanna hatte darauf bestanden, dass sie anstatt gleich nach Hause zu fahren, zunächst zusammen etwas Essen gehen sollten im Flughafen. Angeblich hatte sie Hunger. Das war eine Lüge, das wusste er. Sie wollte wahrscheinlich wieder über sein abweisendes Verhalten reden. Wieso bemerkte sie nicht, dass eben dies das war, worüber er nicht reden wollte? Ihr zu Liebe auch nicht konnte!
 

Nun saß er in McDonald’s des Flughafens und aß einen Burger, während sie an ihrem Vanilleshake schlürfte. Sie wusste ganz bestimmt, dass er darauf wartete, dass sie endlich ihr Wort erhob. Aber sie tat es nicht. Stattdessen wirkte sie nachdenklich. Seufzend schob er sein leeres Tablett bei Seite. Sie saßen bereits eine gute halbe Stunde einfach nur da und hatten dabei kein Wort miteinander gewechselt. Das wollte er sich nicht mehr länger antun. Er wollte nach Hause! Es wunderte ihn, dass er so zu denken schien, obwohl es sich um seine Freundin Lisanna handelte, aber er war halt gestresst und sie half ihm nicht unbedingt dabei, sich davon zu erleichtern. Natürlich gab es die eine Sache, bei welcher sie ihm helfen könnte, aber dazu war er auch nicht in Stimmung.
 

„Ich habe nachgedacht…“, erhob die Weißhaarige endlich ihr Wort. Den nun leeren Becher hatte sie vor sich platziert. Ihre blauen Augen blickten in seine schwarzen. Abwartend starrte er zurück. Er konnte keine Gedanken lesen, er wusste nicht, was sie ihm zu sagen hatte. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie wohl über etwas nachgedacht hatte, denn sie war eindeutig in Gedanken gewesen, jedoch konnte er sich keinen Reim daraus machen, worüber genau sie wohl nachgedacht hatte, doch die Situation wirkte ernst.
 

„Ich habe über uns nachgedacht, Natsu“, erklärte sie weiter und Natsu verengte seine Augen. Sie hatte über die Beziehung nachgedacht? War das ihr ernst? Wieso sollte sie denn? Alles lief doch prima zwischen ihnen! Natürlich war da die Sache mit Lucy, die er noch irgendwie in den Griff bekommen musste, aber dann wäre doch alles wie zuvor. Also warum hatte sie darüber nachgedacht?
 

„Wieso? Alles ist doch in Ordnung. Ich weiß, dass ich ein wenig abweisend dir gegenüber gewesen bin, aber du weißt doch, wie es zurzeit ist. Zwischen mir und Lucy läuft es gerade gar nicht, das nimmt mich mit.“ Er klang genervt. Verstand sie das etwa nicht? Es war doch erst seit zwei Wochen so. Da brauchte sie doch nicht gleich ihre Beziehung in Frage stellen! Sie war seine Freundin, sie musste ihn einfach verstehen!
 

„Nein, das ist es nicht ganz“, entgegnete sie ihm und griff nach seiner Hand über dem Tisch, „Natsu, ich glaube, wir sollten Schluss machen. Mir ist das erst jetzt wirklich aufgefallen, aber ich sehe nichts, Natsu. Ich kann nicht sehen, wie unsere Beziehung weiter aussehen soll. Verstehe mich nicht falsch, Natsu. Ich liebe dich wirklich. Aber genau aus diesem Grund sehe ich auch, dass unsere Beziehung so nicht mehr weiter funktionieren kann. Ich habe die zwei Jahre mit dir wirklich sehr genossen, glaube mir, aber so kann es nicht weiter gehen, denn du entfernst dich immer mehr von mir und bevor wir uns endgültig distanziert haben und in einer Sackgasse landen, möchte ich das hier und jetzt beenden. Wir haben einfach keine Zukunft. Wir haben ein Ablaufdatum. Verstehst du, Natsu?“
 

Ihre blauen Augen blickten besorgt in seine Richtung. Er selbst wusste gar nicht, was er auf ihre Worte zunächst sagen sollte. Lisanna hatte mit ihm Schluss gemacht, sie wollte ihm keine Möglichkeit geben, es ihr auszureden, das hatte sie mit ihren Worten angedeutet. Er wusste, dass sie Recht hatte, doch wollte er es nicht einsehen. Immerhin war sie doch seine erste große Liebe gewesen. Das war doch verständlich, dass er fassungslos war. Außerdem ergab es doch keinen Sinn! Sie liebte ihn noch und er liebte sie, warum sollten sie dann also Schluss machen? Er verstand es nicht trotz ihrer Erklärung. Er konnte sich noch so gut daran erinnern, wie sie ihm damals ihre Liebe gestanden hatte. Für ihn hatte es einem Märchen schon fast geglichen. Er war in seine Sandkastenfreundin verknallt gewesen und sie hatte seine Gefühle erwidert. Er war an diesem Tag so glücklich gewesen und zwei Jahre hatte ihre Beziehung gehalten, also warum war sie gerade dabei zu zerbrechen? Das war nicht fair!
 

„Ich will nicht, Lis…“, gab er ihr zu Antwort und riss sich von ihrer Hand los. Der Blick in ihren Augen gefiel ihm ganz und gar nicht. Warum war es denn so endgültig? Das wollte er ganz bestimmt nicht sehen. Er hatte doch auch noch etwas mitzuentscheiden! Es war sein gutes Recht.
 

„Natsu…“, fing sie beschwichtigend an und versuchte ein weiteres Mal seine Hand zu nehmen, was er stur abwehrte.
 

„Nichts ‚Natsu‘! Wieso soll ich mir das einfach anhören? Du kennst mich doch, Lisanna, ich gebe nicht einfach unsere Beziehung auf, weil du beginnst, sie in Frage zu stellen. Von wo kommt dieser Irrsinn überhaupt? Wir distanzieren uns nicht, wir durchleben gerade einfach eine Tiefphase! Die gibt es doch immer wieder. Das ist vollkommen normal. Ich weiß nicht, warum du…“
 

„Ja, ich kenne und verstehe dich, Natsu!“, unterbrach sie ihn, „aber du verstehst mich nicht mehr. Du weißt nicht mehr, wie du mich glücklich machen kannst. Das ist die traurige Wahrheit.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ließ ihn alleine.
 

Natsu lief ihr nicht nach, er wusste gar nicht, was er ihr sagen konnte. Ihre Worte hatten ihn härter getroffen, als er es je hätte erwarten können. Hatte sie Recht? Verstand er sie tatsächlich nicht mehr? War dem wirklich so? Er wusste nicht mehr weiter. Sein letzter Halt hatte ihn von sich gestoßen. Etwas in ihm schien zu flüstern, dass er sie ja ohnehin nicht verdient hatte, aber dennoch war es so schwer, so etwas einfach hinzunehmen. Das Ende dieser Beziehung hatte er sich niemals so vorgestellt.
 

Der Rosahaarige verließ den Flughafen und stieg in das nächste Taxi. Er ließ sich nach Hause fahren, damit er seinen Koffer dort abstellen konnte, jedoch bat er den Fahrer, auf ihn zu warten. So konnte er nicht schlafen gehen. Seine Gedanken waren viel zu unruhig. Er klingelte bei Gray, welcher ihm die Tür öffnete. Diesen zog er einfach mit dabei dessen Proteste gekonnt ignorierend. Wieder im Taxi fragte dieser natürlich, was das ganze sollte. Er bekam nur einen Blick zugeworfen, der wohl mehr als tausend Worte sagte. Darauf sagte er auch nichts mehr.
 

Sie stiegen bei der Stammkneipe aus. Die Kneipe hieß „Fairy Tail“. Ironischerweise war die ältere Schwester Lisannas die Barkeeperin hier, sofern sie Zeit dazu hatte, doch das kümmerte den Rosahaarigen eher weniger. Wahrscheinlich wusste sie ohnehin bereits Bescheid. Als er sich auf einem Hocker niederließ, bekam er auch von ihr ein wissendes Lächeln zugeworfen. Sie konnte sich vorstellen, wie er sich gerade fühlen musste. Sie zögerte nicht ihm seine Bestellungen zu geben, denn er zahlte ja auch für. Außerdem war sie nicht die richtige Person, um ihn eine Standpauke zu halten. Der Schwarzhaarige neben ihn wirkte irritiert. Jedoch sagt er nichts mehr, er hörte nur zu. Denn Natsu redete viel, wenn er betrunken war. Dieser Abend stellte keine Ausnahme dar.
 


 

Ein Klingeln hallte durch ihre Wohnung. Überrascht richtete Lucy sich von ihrem Bett auf. Sie hatte ein schönes Bad genossen und sich noch ein wenig gute Lektüre gegönnt. Ihre Augen hefteten sich auf den Wecker nahe ihrem Bett. Es war schon fast Mitternacht. Wer konnte das so spät noch sein? Sie schluckte schwer. Vielleicht war es ein Einbrecher? Sie griff zitternd nach ihrem Tennisschläger. Damit lief sie durch die Wohnung bis sie bei der Eingangstür zum Stehen kam. Kurz blickte sie auf sich hinunter. Wenn es ein Einbrecher war, würde er sie eventuell bei diesem Anblick vergewaltigen wollen. Aber gut, dass sie einen Türspion besaß. Durch diesen warf sie auch gleich einen Blick auf ihren Besucher. Der Griff um ihren Tennisschläger verstärkte sich. Sie war nervös. Überrascht öffnete sie schließlich die Tür, als sie die Person vor der Tür ausgemacht hatte.
 

„Natsu, was machst du denn hier?“ Dass sein Auftauchen sie überraschte, war nicht verwunderlich. Zum einen war es spät und wer besuchte jemanden schon um diese Uhrzeit mit guten Absichten? Zum anderen redete sie momentan nicht wirklich miteinander. Also warum war er hier?
 

Natsu grinste nur, stolperte nach vorne und fiel nahezu auf sie. Gerade so konnte sie ihn noch stützen. Wieso fiel er denn auch mit einem Mal ihr so entgegen? Der Geruch von Alkohol stieg ihr in die Nase, worauf sie ihre Nase rümpfte. Sie zog ihre Brauen zusammen. War er betrunken? Warum hatte er denn, gleich bei der Ankunft begonnen zu trinken? Er war doch nicht der Typ für so etwas! Es ergab keinen Sinn für sie. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen.
 

„Wieso nicht? Ich habe dich vermisst, Luce…“, wisperte er. Sein Atem traf auf ihren Hals und wäre sie nicht in dieser Lage, würde ihr davon vielleicht sogar schwindelig werden.
 

Die Worte von ihm trafen sie fast schon unerwartet. Seufzend schloss sie die Tür hinter ihm und half ihm zu ihrem Sofa ins Wohnzimmer. Sie war sich nun vollkommen sicher, dass etwas mit ihn nicht in Ordnung sein konnte. Er verhielt sich sehr verdächtig. Und sie wusste dass er im Normalfall nicht jemand war, der gerne mal einen über den Durst trank. Im Gegenteil, er fand es echt bescheuert. So beschrieb er zu mindestens stets die Trinkerei Canas. Seiner Meinung nach war es nur ein Fluchtversuch vor der Realität, welcher man sich nicht stellen wollte. Es war also feige. Das entsprach gar nicht seiner Lebenseinstellung.
 

„Das ist schön und gut, Natsu, aber wir haben fast Mitternacht. Du solltest bei dir schlafen und nicht trinken gehen und dann bei mir aufkreuzen“, merkte sie seufzend an. Sie zuckte zusammen, als seine Arme sich um sie legten und er seinen Kopf in ihrer Halsbeuge vergrub. Im Normalfall hätte sie ihn von sich gestoßen, aber in jenem Moment wirkte er so, als brauchte er Trost. Da konnte sie nicht anders. Immerhin bedeutet er ihr wirklich viel, sie wollte ihm deshalb ja helfen, auch wenn es unangenehm war.
 

„Luce, komm zu mir zurück…ich brauche dich…“, flüsterte er. Sein warmer Atem traf erneut auf ihre Haut, was ihr eine Gänsehaut bescherte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Wusste er eigentlich, was für eine Wirkung er auf sie ausübte? Er konnte sich doch nicht so an sie drücken, ohne die Konsequenzen zu bedenken! Die Röte schoss ihr ins Gesicht. Es war gut, dass er das nicht sehen konnte.
 

„Ich bin doch hier, Natsu. Was redest du denn da? Ich bin nie weg gegangen.“
 

„Nein, du bist weg. Du redest nicht mehr mit mir. Lisanna ist jetzt auch weg…“, gab er in einem quengelnden Ton von sich, was sie wirklich verwirrte. Lisanna war weg? Wie war das den zu verstehen? Hatte er Stress mit ihr gehabt? Das war unüblich, denn sie war ein sehr toleranter Mensch. Sie hatte bereits Vieles über sich ergehen lassen, was bei jemandem wie Natsu öfters der Fall sein musste.
 

„Na, ihr seht euch morgen doch sicherlich wieder, Natsu. Ruf sie morgen einfach an“, schlug sie vor und strich ihm nun tatsächlich durch sein Haar. Die Situation könnte nicht noch unangenehmer werden. Hier saß sie lediglich in ihrem Nachthemd bekleidet, dass ihr gerade Mal über ihren Hintern reichen tat und er kuschelte sich wie ein kleines Kind an sie. Das hatte sie definitiv nicht kommen sehen. Sie wollte doch nur etwas Entspannung und dann schlafen gehen, sie konnte jetzt nicht zusätzlich Babysitten!
 

„Nein, das kann ich nicht. Sie hat mit mir Schluss gemacht…“
 

Und dann ergab das Ganze Sinn für Lucy. Sie lächelte traurig. Natürlich. Das war alles wegen Lisanna. Er war hier, weil er nicht zu ihr konnte und von Gray konnte er sich nicht trösten lassen, jedoch war sie sich relativ sicher, dass er mit diesem zusammen trinken gewesen war. Anders konnte es nicht sein. Aber stimmte das wirklich? Lisanna hatte mit ihm Schluss gemacht? Warum sollte sie? Hatte sie etwa von jener Nacht erfahren? Nein, das war unwahrscheinlich. Lucy konnte sich nicht an dieser Nachricht erfreuen. Wie denn auch, wenn es ihn so sehr mitnahm? Sie war doch nicht so egoistisch, dass sie ihnen das Glück nicht gegönnt hätte. Es tat in ihrem Herzen weh, dass er diesen Schmerz nun empfinden musste.
 

„Warum hat sie mit dir Schluss gemacht, Natsu?“, fragte sie also. Sie war seine beste Freundin, auch wenn es nur noch mehr schmerzte mit ihm über die Weißhaarige zu reden, sie musste diese Rolle um jeden Preis beibehalten. Was wäre sie denn für eine Freundin, wenn sie nicht sein Leid erleichtern könnte? Sie wollte nicht weiterhin als Freundin versagen. Zu ihrer Überraschung hob er seinen Kopf an und blickte ihr direkt ins Gesicht.
 

„Sie meinte, dass ich sie nicht mehr verstehen würde. Kannst du dir das vorstellen?“, er lachte leise. Seine Arme lösten sich von ihr und sie wollte schon erleichtert ausatmen. Stattdessen legte er seine Hände auf ihren Schultern ab und drückte sie auf das Sofa, sodass sie praktisch unter ihm lag. „Ich war eben beschäftigt. Das hätte sie doch verstehen müssen, also warum sagt sie stattdessen, dass sie keine Zukunft für unsere Beziehung sieht? Das ist doch keine Lösung! Sie hat das völlig alleine entschieden und mich einfach sitzen lassen. Das habe ich nicht verdient. Das ist doch nicht fair…oder Luce?“
 

Ihre braunen Augen weiteten sich, während sie zu ihm hoch sah. Warum kam ihr das gerade nur so schrecklich bekannt vor? Aus welchem Grund drückte er sie eigentlich auch auf das Sofa? Es war doch nicht so, als wollte er sich nun an ihr vergehen, oder? Sie schluckte. Nein! Was dachte sie da überhaupt? Natsu würde ihr nie so etwas antun, wenn sie etwas dagegen einzuwenden hatte, würde er es auch lassen. Aber warum blickte er sie gerade so bittend an? Und kam sein Gesicht ihrem gerade näher? Das durfte sie nicht zulassen! Wenn er sie jetzt küssen würde, dann wären ihre Gedanken wieder im Chaos. Das konnte sie gerade wirklich nicht gebrauchen.
 

„Natsu…nicht…“, hauchte sie und versuchte ihre Hände gegen seine Brust zu stemmen. Sie musste es verhindern, auch wenn sie sich doch danach sehnte, seine Lippen auf den ihren zu spüren. Was machte sie sich vor? Sie wollte es. Aber sie durfte nicht. Lieber wollte sie die Freundschaft retten. Wenn sie jetzt ihrem Verlangen nachgehen sollte, dann würde das vielleicht nicht mehr möglich sein. Jedoch fehlte ihr gerade jegliche Kraft, um ihren besten Freund aufzuhalten, also schloss sie ihre Augen und wartete ab. Anstatt jedoch seine Lippen zu spüren, fand sein Kopf sich auf ihren Brüsten wieder, worauf sie ihre Lider wieder aufriss und rot anlief. Was dachte er den, was er da machte? Das konnte er doch nicht bringen! Außerdem war sie nicht sein Kissen!
 

Sein leises Schnarchen unterbrach ihren Gedankensturm. „Das ist doch nichts dein Ernst...“, gab sie ungläubig von sich. Einerseits war sie erleichtert, aber andererseits konnte sie es nicht fassen, dass er denn Nerv hatte, in ihrer Anwesenheit einzuschlafen und dabei ihre Brust als Kissen zu missbrauchen, in welches er sich kuscheln konnte! Wusste er eigentlich, wie schwer er war? Wahrscheinlich nicht. Selbstverständlich versuchte die Blondine den Rosahaarigen von sich zu schieben, wenn er dabei auf den harten Boden der Tatsachen fiel, dann war es auch in Ordnung. Nachdem, was er abgezogen hatte, hatte er in ihren Augen auch nichts Anderes verdient. Es kostete sie viel Zeit und Mühe, ehe sie es schaffte, von ihm wegzukommen. Das hatte schon einer Schwerstarbeit geglichen! Er war nicht einmal hinunter gefallen. Da konnte er ihr ruhig dankbar sein.
 

Lucy warf einen Blick auf Natsu, welcher nun friedlich vor sich hin schlummerte. Seufzend positionierte sie ihn, so gut wie es ihr möglich war, in eine angenehmere Schlafposition. Sie eilte kurz in ihr Zimmer und holte eine Decke und Kissen aus ihrem Schrank hervor. Mit der Decke deckte sie ihren besten Freund zu. Er sollte sich ja nicht erkälten. Sie kniete sich zu ihm nieder dabei seinen Kopf anhebend, um ihm das Kissen unter den Kopf zu legen. Lächelnd fuhr sie durch sein Haar. Wie sehr sie sich die alten Zeiten herbei sehnte, wo alles noch in Ordnung gewesen war. Es waren so schöne Zeiten gewesen, wo sie unbeschwert nebeneinander gesessen haben und nichts zwischen ihnen gestanden hatte. Sie hatten so eine enge Beziehung zueinander gehabt. Vorsichtig strich sie ihm noch ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe sie im noch einen Kuss auf die Stirn hauchte. Das hatte sie sich nicht verkneifen können. Darauf begab sie sich auch wieder in ihr Zimmer, wo sie in ihr Bett stieg und auch ins Reich der Träume fiel, auch wenn das eine Weile dauerte.

Chapter 5

Als er an dem Sonntagmorgen seine Augen aufschlug, wusste Natsu zunächst nicht, wo er sich gerade aufhielt. In seinem Kopf fand dem Anschein nach eine Party statt, denn ihm war ganz schummrig zu Mute und sein Kopf dröhnte. Das passte ihm gar nicht. Er richtete sich auf und sah sich um. Verschlafen rieb er sich über die Augen. Wo war er eigentlich? Er brauchte einen Moment. Er war in Lucys Wohnzimmer. Das wusste er nun, da er sich umgesehen hatte. Das Zuhause seiner besten Freundin erkannte er selbstverständlich. Das war also geklärt. Aber wie war er hierhergekommen? Er konnte sich daran gerade nicht erinnern. Also versuchte er, sich an die Geschehnisse des vorherigen Abends zu entsinnen.
 

Lisanna hatte mit ihm Schluss gemacht. Daran konnte er sich nur allzu gut erinnern, was ihn leicht verärgerte. Er wollte daran nicht mehr denken müssen, es vor Augen haben, die Worte in seinem Kopf wie ein Echo zu vernehmen. Es bereitete ihm Schmerzen, die er vermeiden wollte um jeden Preis. Das hatte er am vorherigen Abend wohl auch getan. Er hatte Gray mit in die Kneipe geschleppt und dort wohl etwas zu viel getrunken. Was er dort noch getrieben hatte, wusste er nicht. Was danach vorgefallen war, wollte ihm auch nicht mehr einfallen. So wie es aussah hatte er Lucy einen Besuch abgestattet. War er hierher gelaufen? Nun weit entfernt lag es ja nicht. Oder hatte sie ihn vielleicht sogar abgeholt? Ob er sie fragen sollte? So oder so wusste sie mit Sicherheit mehr als er.
 

Erneut schaute Natsu sich um. Er konnte sie nicht in diesem Raum ausmachen. Vorsichtig und sich brummend an den Kopf fassend stand er vom Sofa auf. Sie hatte ihn mit Kissen und Decke versorgt, also war sie ihm wohl nicht böse gewesen aufgrund seines Besuches, der sicherlich spät ausgefallen war. Zunächst tapste er in die Küche, denn es könnte ja sein, dass sie vielleicht Frühstück machte oder etwas stehen gelassen hatte, denn er hatte nichts gegen einen Happen einzuwenden. Doch in der Küche hatte sie sich an diesem Morgen nicht aufgehalten, da alles unberührt wirkte. Das hieß wohl, dass sie noch am Schlafen war, etwas las oder am Duschen war. Also würde er nun ihr Zimmer ansteuern, ob sie wollte oder nicht. Sie ließ ihm ja auch keine andere Wahl. Dort kam er auch an. Die Tür stand offen. Wenn das nicht einmal eine Einladung war hereinzukommen! Somit trat er ohne ein schlechtes Gewissen ein.
 

Lucy war schnell auszumachen. Sie lag in ihre Decke gekuschelt in ihrem Bett. Er konnte bereits aus dieser Entfernung ausmachen, dass sie noch tief und fest schlief. Das war wohl nicht gerade zu seinem Vorteil, denn so konnte er sie nicht wecken. Sollte er es wagen, würde sie ihre morgendliche schlechte Laune an ihm auslassen und ihm einen kräftigen Schlag verpassen. Seine beste Freundin konnte manchmal ein ebenso großes Monster wie Erza sein. Das wollte er nicht riskieren, konnte er bei dem Zustand seines Kopfes gerade auch nicht gebrauchen. Natsu ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder und schielte zu ihr. Sie hatte, ihrem Gesicht zu urteilen, einen eher unruhigen Schlaf. Verwundert zog er seine Augenbrauen zusammen. Sie hatte selten Albträume. Das wusste er, da er ja öfters bei ihr übernachtete. Etwas konnte somit nicht stimmen. Er rückte also näher ran. Der Kopf der Blondine bewegte sich langsam hin und her.
 

„Nicht…“, hauchte sie leise. Er befürchtete bereits, dass sie wach war, aber es stellte sich heraus, dass sie noch am Schlafen war. Dass sie im Schlaf sprach, war ein weiteres Indiz dafür, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Aber was war es, was ihr diesen Traum bescherte? Natsu seufzte leise, als ihr Atem sich um einen Takt zu beschleunigen schien. Er würde sie wohl wecken müssen und ihre schlechte Laune über sich ergehen lassen müssen. Er konnte nicht mehr lange zu sehen, wie sie von ihren Träumen geplagt wurde. Gerade streckte er seine Hand aus, um sie an ihren Schultern wach zu rütteln, doch sie gab erneut ein Wort von sich und es war sein Name, der ihn inne halten ließ in seinen Bewegungen. Er meinte sich verhört zu haben. Er und ein Albtraum? Das ergab doch keinen Sinn!
 

„Natsu…wir dürfen nicht…“, sprach sie weiter. Der Rosahaarige konnte sich zunächst keinen Reim aus den Worten der Blondine machen. Was sollte es auch heißen? Was durften sie nicht machen? Sie sollte sich gefälligst klarer ausdrücken! Er starrte in ihr Gesicht, als würde es ihm irgendwelche weiteren Antworten geben können, die er hören wollte. Jedoch trat dieser Fall nicht ein. Er würde sie also wecken müssen. Seine Hand legte er also auf ihrer Schulter ab. Für eine Weile ließ er sie dort verweilen, um ihre Reaktion abzuwarten. Es geschah nichts, sie träumte eindeutig weiter. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war spät genug, dass er sie wecken konnte, auch wenn es ein Sonntag war. Er begann also zu rütteln, so sanft wie es ihm möglich war.
 

Schließlich war ein braunes Augenpaar auf ihn gerichtet. Sie verengte ihre Augen, ehe ihre Gesichtszüge sich wieder entspannten und sie anfing zu lächeln. Das verwirrte ihn ehrlich gesagt. Aus welchem Grund lächelte sie ihn denn jetzt bitte an? War sie etwa noch in ihrer Traumwelt?
 

„Natsu“, kam es verschlafen von ihr und sie holte ihre Arme hervor, um diese nach ihm zu strecken, „komm her.“ Mit einem Mal waren ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und er an ihre Brust gedrückt. Viel zu nah war das, denn er konnte keinen Atemzug machen. Wollte sie ihm die Luft abschnüren, da er zu ihr ins Bett gestiegen war? Wollte sie nun für all die Male endlich Rache ausüben? Aber er war doch noch viel zu jung, um zu sterben! Wenn sie ihn bloß nicht so nah an sich pressen würde, würde er wahrscheinlich das Gefühl ihrer weichen Brüste genießen können. Doch seine Situation war ernst. Ihm konnte jenen Moment der Sauerstoff ausgehen! Er begann an zu strampeln und versuchte ihren Namen von sich zu geben, doch wurden seine Versuche im Keim praktisch erstickt. Irgendwann gelang es ihm tatsächlich, ihre Arme zu lockern und er schnappte nach Luft. Er hob seinen Kopf an und starrte in das Gesicht seiner besten Freundin, die die Farbe einer überreifen Tomate angenommen hatte und ihn entgeistert anstarrte.
 

Hastig zog sie ihre Arme zu sich. Sie wirkte so, als wüsste sie nicht, was in sie gefahren. Das ergab für den Rosahaarigen Sinn, denn er wusste auch nicht, warum Lucy auf einmal so etwas machen sollte. Sie hatte wohl noch eindeutig geträumt. Also hatte sie doch keinen Alptraum gehabt?
 

„N-natsu! W-was machst du denn hier?“
 

„Das wollte ich dich fragen…ich weiß es nämlich nicht…“
 

„Du Idiot! Was machst du in meinem Bett?“
 

„Ich wollte dich nur wecken, weil du scheinbar schlecht geträumt hast.“
 

Darauf entgegnete sie ihm nichts. Die Blondine starrte ihn lediglich an, als würde sie überlegen, ob sie seiner Antwort trauen sollte. Während dessen verweilten sie in ihren Positionen. Letzten Endes klang es einleuchtend, denn sie hatte tatsächlich mehr oder weniger schlecht geträumt. Also konnte sie ihm wohl in jener Hinsicht glauben. Sie seufzte.
 

„Wie wäre es, wenn ich Frühstück mache und dir dann auch alles erzähle?“
 

Der Rosahaarige grinste sofort. Die Idee gefiel ihm auf Anhieb.
 

„Aber klar doch!“
 

Also begaben sie sich in die Küche. Sie hatte sich natürlich vorher etwas Anderes angezogen, denn in ihrem Nachthemd konnte sie auf gar keinen Fall herumlaufen. In der Küche machte sie für ihn und für sich Omelett und briet etwas Speck, da sie wusste, dass ihr bester Freund gerne so etwas zu sich nahm. Hunger hatte er mit Sicherheit. Da würde das Omelett alleine nicht hinhalten können. Denn er hatte stets einen großen Appetit. Es war zu bewundern, wie er seine Figur halten konnte trotz diesen vielen Massen an Essen, die er gerne zu sich nahm.
 

Sobald sie fertig war, servierte sie das Frühstück und setzte sich zu ihm an den Tisch. Als sie ihr Omelett verspeist hatte und nun an ihrem Tee nippte, erzählte sie ihm von den Geschehnissen dieser Nacht. Jedoch ließ sie die Tatsache weg, dass sie vermutet hatte, dass er sie hatte küssen wollen, ehe er auf ihr eingeschlafen war. Nach ihrer Erzählung wirkte er kurz nachdenklich.
 

„Es tut mir Leid, Natsu. Es ist meine Schuld, dass es zwischen euch so gelaufen ist…“, entschuldigte sie sich und unterbrach die Ruhe. Wäre das zwischen ihnen nicht passiert, wäre alles vollkommen in Ordnung. Wie sollte sie nun damit leben können, dass sie die Beziehung ihres besten Freundes zerstört hatte? Das hatte sie doch nicht erreichen wollen!
 

Er blinzelte irritiert und lächelte, jedoch wirkte es eher traurig. „Es ist nicht deine Schuld, Lucy. Sie hatte wohl doch recht und unsere Beziehung hat ins Nichts geführt…“
 

Denn während Lucy Frühstück zubereitet hatte, hatte er sich versucht, sich an das Gespräch zwischen ihm und Lisanna genauestens zu erinnern. Nach einigem Überlegen hatte er feststellen müssen, dass sie Recht gehabt hatte. In letzter Zweit hatten sie immer weniger Zeit miteinander verbracht, ihre Gespräche waren immer oberflächlicher geworden und auch ihr sogenanntes Schlafzimmerleben hatte nachgelassen. Ihm war das Verlangen einfach vergangen. Hieß das etwa, dass er sie gar nicht mehr liebte? Dieser Gedanke hatte ihn wirklich verwirrt. Natürlich hatten die Worte seiner Exfreundin wehgetan. Er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass mit ihm alles in Ordnung war, denn dem war definitiv nicht so. Das Ende dieser Beziehung hatte ihm das Herz gebrochen.
 

„Nein, es ist meine Schuld, ich hätte es dir sagen müssen, Natsu“, entgegnete sie schließlich und wirkte schon fast schuldbewusst, was er sich nicht erklären konnte. Wieso sollte sie denn ein schlechtes Gewissen haben? Was hätte sie ihm sagen sollen? War es wirklich etwas Wichtiges gewesen?
 

„Was hättest du mir sagen sollen, Luce?“, hakte er nach, als sie weiterhin still schwieg. Was konnte es auch sein, was vielleicht alles anders enden lassen hätte?
 

„Weißt du, wie ich mit Loke damals zusammen gekommen bin, Natsu?“, fing sie also an und starte in seine Richtung. Er schüttelte als Antwort seinen Kopf. Natürlich wusste er es nicht. Das würde sie nun aber wohl ändern müssen. Viel zu lange hatte sie diese Gefühle mit sich geschliffen. Sie mussten raus. Wahrscheinlich würde sie es im Nachhinein bereuen. Jedoch war es besser, wenn sie nun Klartext reden würde, denn sicherlich würde die Wahrheit ohnehin ans Licht kommen. Schlimmer konnte es ja eigentlich auch nicht werden.
 

„Es begann damit, dass du und Lisanna zusammenkamt. Natürlich habe ich mich für euch gefreut. Jeder hat sehen können, wie sehr ihr ineinander verliebt gewesen wart. Aber zugleich bin ich auch einsamer geworden, da ich wusste, dass du dich von mir entfernen würdest. Das trat auch ein.“ Sie verhakte ihre Hände miteinander. Es verwunderte sie schon, dass er sie nicht unterbrach. Selten war er so gehörig, was das bloße Zuhören betraf.
 

„Dann kam Loke auf mich zu, er gestand mir seine Liebe. Er versprach mir, dass er es ernst mit mir meinte. Das glaubte ich ihm natürlich nicht. Schließlich flirtete er mit nahezu jedem weiblichen Wesen. Jedoch beschloss ich ihm, ihm eine Chance zu geben, da ich nicht so herzlos sein wollte, die er auch nutzte. Wir gingen auf Verabredungen und ich fühlte mich durch ihn wieder besser. Es war auch wieder einfacher, mit dir zu reden, da ich mich wieder selbständiger fühlte und nicht allzu sehr von dir abhängig. Und nach einem Monat stimmte ich auch zu, seine Freundin zu werden.“ Sie lächelte bei der Erinnerung. Er hatte sich so viel Mühe gegeben. Nie hätte sie ihm so etwas zugetraut. „Ich verliebte mich in der Zeit immer mehr in ihn und vergaß, dass dies nur eine Illusion war, denn ich war in Wahrheit nie über meine erste große Liebe hinweggekommen.“
 

„Wieso erzählst du mir das, Lucy? Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Natsu irritiert. Er verstand den Zusammenhang nicht. Da war Loke halt ein toller Kerl gewesen und hatte letzten Endes wohl doch nicht, seine Finger von anderen Mädchen lassen können. Das wusste er schon. Und was war dieses Gerede von ihrer ersten großen Liebe? Wer sollte das überhaupt sein? Wieso hörte er davon zum ersten Mal? Hatte sie ihm nicht sonst von ihren Schwärmereien stets erzählt? Er war doch ihr bester Freund!
 

„Du bist ein Idiot, Natsu. Ich bin mit Loke nur zusammen gekommen, um über diese eine Person hinweg zu kommen. Und als es dann zwischen Loke und mir vorbei war, ist es mir erst klar geworden. Außerdem liebe ich diese Person immer noch. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Da kann ich tun und lassen, was ich will. Es klappt nicht.“ Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Der Anblick war fast schon herzzerreißend. Nur, war sein Herz bereits gebrochen.
 

„Wer soll das sein?“
 

„Diese Person wärst wohl du, Natsu.“
 

Aus seinem Gesicht schwand die Verwirrung. Stattdessen wirkte er schon fast ausdruckslos, als wüsste er nicht, wie er nun reagieren sollte. Das stimmte wahrscheinlich auch. Immerhin hatte seine beste Freundin ihm gerade offenbart, dass sie ihn liebte und das schon seit mindestens zwei Jahren. Was sollte er den davon halten? Es überraschte ihn. Nie hätte er das erwartet. Man hatte immer wieder Witze über die beiden gerissen, dass sie sich wie ein altes Ehepaar verhielten, aber das hatte aufgehört, als er mit Lisanna zusammengekommen war. Was ihn noch mehr verwunderte, war die Tatsache, dass es ihm nie aufgefallen war. Jetzt ergaben für ihn jedoch auch ihre Worte einen Sinn.
 

„Würdest du mich lieben, Natsu?“
 

„Ich wollte nur, dass du Bescheid weist, Natsu. Es tut mir wirklich leid, dass ich es nicht für mich behalten konnte, aber ich kann einfach nicht mehr.“ Mit diesen Worten stand sie auf und begann abzuräumen. Sie stellte das Geschirr in die Spülmaschine und räumte jeglichen Schmutz weg vom Kochen. Es verunsicherte sie, dass Natsu weder etwas sagte noch etwas tat. Sie seufzte leise. Sie bereute ihre Entscheidung bereits jetzt. Warum hatte sie nicht einfach ihren Mund halten können? Dann würde jetzt nicht diese unangenehme Stille herrschen. Sie war fertig, Jedoch traute sie sich nicht, sich umzudrehen, denn dann würde sie sein Gesicht sehen. Sie hatte Angst, dass er sie endgültig von sich stoßen würde. Wie sollte sie das nur überstehen? Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie konnte nicht anfangen zu weinen! Sie musste stark bleiben! Jedoch wollte ihr Körper scheinbar nicht auf sie hören, denn die Tränen rollten über ihr Gesicht. Hastig versuchte sie, diese weg zu wischen.
 

„Immer noch…Du fühlst immer noch so?“, durchbrach Natsu die Stille, worauf sie in ihren Bewegungen inne hielt und schwach nickte, was er nur gerade so ausmachen konnte. Deshalb stand er auch auf und stellte sich hinter sie. „Lucy?“
 

Seine Stimme aus dieser plötzlichen Nähe hörend ließ sie zusammenzucken. Langsam drehte sie sich zu ihm um und schluckte schwer. Sie blickte in seine Augen, die eine Antwort zu erwarten schienen. Sie hatte keine andere Wahl, sie musste es noch einmal klar und deutlich aussprechen. Schlimmer konnte es ja sowieso nicht mehr werden. Das redete sie sich zu mindestens ein.
 

„Ich liebe dich, Natsu“, teilte sie ihm ein weiteres Mal mit, nur dieses Mal richtete sie es direkt an ihn.
 

Ihre Hände fuhren ein weiteres Mal über ihr Gesicht, um noch eventuelle Spuren ihrer Tränen zu beseitigen. Sie senkte ihren Blick. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte, sie konnte eigentlich überall hinsehen - nur eben nicht zu ihm. Es machte sie nervös, dass er nichts entgegnete. Überhaupt war er ihr viel zu nah. Seine Füße waren vielleicht zwei Fußlängen von ihr entfernt. Das konnte sie mit ihren zum Boden gerichtetem Blick ziemlich gut ausmachen. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe rum. Wieso antwortete er ihr nicht oder ging wenigstens? Vielleicht sollte sie zuerst gehen?
 

Gerade wollte sie sich zu Seite bewegen und anschließend an ihm vorbei gehen, doch hinderte der Rosahaarige die Blondine daran. Indem er seine Hände jeweils neben ihr auf der Küchentheke abstützte und sie somit „einsperrte“. Fast schon empört blickte sie nun doch auf. Was erlaubte er sich denn bitte schön? Ihr war ja bewusst, dass er nicht gerade der Hellste war, aber selbst er musste doch verstehen, dass sie es nicht mehr länger aushalten konnte und einfach nur noch weg wollte! Er konnte sie ruhig alleine lassen!
 

„Natsu! Was fällt dir ein! Lass mich verdammt noch einmal gehen!“, fauchte sie und machte sich an seinen Händen zu schaffen. Tatsächlich zog er seine Hände weg, was sie fast schon erleichtert aufseufzen ließ, doch da hatte sie sich zu früh gefreut. Denn seine Hände hatte er nicht zu sich gezogen. Stattdessen stricht er mit einem Mal über ihre Wange. Seine Augen wirkten schon fast liebevoll auf sie, was sie vollkommen schwach werden ließ. Auch wenn sie es wollen würde, konnte sie sich nicht mehr fort bewegen. Die ganze Wut hatte sich ins Nichts aufgelöst. Seine dunklen Augen hielten sie fest. Ihre Wangen färbten sich in ein zartes Rosa durch seine Berührungen. Seine andere Hand wanderte an ihren Hinterkopf. Ehe sie sich versah, übte er sanfte Gewalt aus, um ihre Lippen miteinander zu vereinen. Ihre Augen weiteten sich. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wie den auch? Ihre Lider flatterten zu und sie gab sich dem Kuss hin. Ihre Arme legten sich wie von selbst um seinen Nacken und zogen ihn noch näher zu sich. In ihrem Bauch schienen mit einem Mal, Schmetterlinge zu toben und überhaupt wurde sie von solch einer Wärme durchzogen, die sie erst gar nicht hinterfragen ließ, warum er überhaupt beschlossen hatte, sie zu küssen. Es kribbelte wie verrückt. Sie stöhnte leise auf, als er sich mit seiner Zunge Zutritt in ihre Mundhöhle verschaffte, welchen sie ihm wahrscheinlich ohnehin gewährt hätte. Ihre Zunge kam der seinen entgegen und wurde in eine Art Kampf verwickelt, wobei sie sich dominieren ließ, da es ihr darum nicht ging, etwas zu gewinnen, was bei ihm bekanntlich anders aussah. Sie wollte nur dieses Gefühl weiterhin genießen können, welches in ihr aufstieg. Ihre Hände wanderten in sein Haar und sie meinte, ihm dabei einen Laut zu entlocken. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie Natsu wollte. Das konnte nicht gesund sein.
 

Schließlich fiel ihr auch auf, dass sie den Sauerstoff wohl doch nötiger hatte, weswegen sie sich atemlos von ihm löste und sich ein Keuchen nicht verkneifen konnte. Ihr Herz raste wie verrückt. Sie hatte sich noch nie bei einem Kuss so gefühlt. Nie hatte Loke ihr so einen Kuss geben können, selbst wenn sie miteinander schliefen. Diese Leidenschaft hatte sie zum ersten Mal so intensiv spüren können. Lucy wusste, dass nur Natsu ihr dieses Gefühl geben konnte. Nur er war dazu in der Lage, sie so zu küssen, dass ihr so warm wurde, sie so anzusehen, sodass ihre Gedanken und Zweifel sich in Luft auflösten, sie so zu berühren, dass es kribbelte und sie sich ihm hingeben würde. Völlig egal, was er selbst dabei fühlte.
 

Aus dem Grund wehrte sie sich auch nicht, als er sie anhob und zurück in ihr Schlafzimmer brachte und sie dort anschließend auf ihrem Bett ablegte. Er gesellte sich zu ihr, war jedoch über ihr. Seine Hand fuhr die Konturen ihres Gesichtes nach und legte sie schließlich an ihre Wange, an welche sie sich mit geschlossenen Auge und einem Lächeln auf den Lippen anschmiegte. Eigentlich war es ihr nicht egal, dass er ihr keine Antwort auf ihr Geständnis gegeben hatte, aber sie wollte sich damit nicht beschäftigen. Warum sollte sie sich durch etwas die Laune verderben lassen, wenn er ihr verhalf, sich wieder so geliebt zu fühlen, auch wenn er es wahrscheinlich nicht tat? Seine Berührungen fühlten sich wie Feuer auf ihrer Haut an. Seine Lippen, die er erneut auf die ihren legte, schienen sich in ihr Gesicht zu brennen durch ihre Vermittlung von Leidenschaft. Ihr Herz machte einen Hüpfer vor Aufregung. Sie konnte sich nichts vormachen. Ihren Verstand ließ sie abtauchen, sie wollte auf diesen nicht hören. Lieber hörte sie ihr auf ihr Herz. Diese Gefühle, die er in ihr auslöste verfrachteten sie einfach auf Wolke Sieben.
 

All das hieß sie willkommen und dachte nicht einmal daran, es bereuen zu wollen. Auch wenn ihr klar war, dass sie dabei waren, einen weiteren Fehler zu begehen. Nur diesmal ohne den dazu gehörigen Alkohol.

Chapter 6

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Chapter 7

Was waren sie nun? Diese Frage hing nun wie eine schwebende Wolke im Raum. Sie hatten miteinander geschlafen, nachdem sie ihm ihre Gefühle gestanden hatte. Er hatte sie darauf geküsst. Nicht, weil er so glücklich darüber gewesen war, jene Worte von ihr zu hören, sondern weil es ihn wohl einfach überkommen hatte. Lucy konnte das verstehen. Lisanna hatte ihn verletzt. Das wusste sie durchaus. Er war verletzlich erschienen und sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Also hatte er wohl die verloren gegangene Liebe wenigstens für einen Moment ersetzen wollen. Und auch wenn es in ihrem Inneren schmerzte, diese fast schon bittere Wahrheit zu erkennen, so akzeptierte sie dies. Er hatte sie gebraucht und sie war seine beste Freundin. Natürlich hätte sie alles getan, um ihn wieder glücklich zu sehen. Auch wenn das hier, ihr nur noch mehr zusetzen würde. Doch würde sie es noch ein paar Male entgegen nehmen bis nichts mehr in sie passen würde. Dazu wäre sie bereit. Liebe war nicht egoistisch, sie war selbstlos.
 

„Du kannst die Dusche im Gästezimmer gerne benutzen, das steht dir frei“, teilte Lucy Natsu mit, ehe sie sich aufrichtete, ihre Kleidung zusammensammelte und in den Wäschekorb verfrachtete. Sie holte sich frische Kleidung aus ihrem Kleiderschrank, ehe sie auf das Bad in ihrem eigenem Zimmer verschwand. Sie schloss die Tür hinter sich, legte ihre Sachen ab und stieg gleich unter die Dusche. Sie versuchte sich zu beruhigen. Ihr Herz klopfte immer noch wild in ihrem Brustkorb. Es erschien ihr immer noch unglaublich. Was war nur gerade vorgefallen? Sie hatte sich von ihrem besten Freund mitreißen lassen er hatte sie geküsst, sie auf ihr Bett bugsiert und sie hatte ihn einfach machen lassen und sogar selbst die Initiative ergriffen. Ohne Zweifel hatte es sich wirklich gut angefühlt, doch was würde nun aus der Freundschaft werden? Sie wollte nicht das klischeehafte „Freundschaft Plus“ versuchen. Sie wollte ihren besten Freund oder ihn als festen Freund. Eine Mischung hielt sie für unklug. Ganz davon abgesehen, dass ihr Herz da nicht auf Dauer mitmachen könnte. Es würde sie zerstören.
 

Das Wasser prasselte auf ihren Körper hinab. Genüsslich schloss sie ihre Augen. Es gab für sie nur eine Sache, die sie nun zu tun hatte. Sie musste ihn fragen, was ihn durch den Kopf gegangen war. Sie musste es von ihm hören. Ihr war bewusst, was der Anlass zu diesem Sex gewesen war, aber sie musste die knallharte Wahrheit von ihm hören. Nur dann könnte sie eine Entscheidung treffen, wie es mit ihnen weitergehen würde, denn es ging um etwas wirklich Wertvolles, was sie eigentlich retten wollte. Sie brauchte ihn doch, keinesfalls wollte sie ihn wegen ihrer unerwiderten Gefühle verlieren, aber sie wollte auch nicht die Lücke füllen, die wohl Lisanna in ihm hinterlassen hatte. Keineswegs strebte sie es an, die Weißhaarige zu ersetzen. Sie wollte als eine eigene Persönlichkeit in seinem Herzen ansteigen. Sie atmete tief durch, ehe sie die Dusche verließ.
 

Frisch geduscht und angezogen trat sie aus dem Bad. Fast schon hätte sie damit gerechnet, dass sie ihn nicht antreffen würde beim Hinaustreten, doch daran sollte sie sich täuschen. Der Rosahaarige saß fertig angezogen auf ihrem Bett und hatte seinen Rücken ihr zugekehrt. Einen Augenblick hielt die Blondine inne, ehe sie sich neben ihm niederließ. Sie schielte kurz zu ihm dabei ihre Hände in ihrem Schoß ineinander faltend. Sie wollte Klarheit. Im Prinzip war ihr jede Antwort darauf recht, solange sie es nachvollziehen konnte und es eben die Wahrheit war, er es ihr also verständlich klarmachte. Sie atmete tief durch.
 

„Natsu, was denkst du? Erzähle es mir. Du kannst dir sicherlich denken, was ich denke und fühle. Immerhin bin ich, ehrlich zu dir gewesen, aber mir ist nicht klar, wie es bei dir aussieht“, fing sie an und blickte in seine Richtung. Er wich ihren braunen Augen aus. Stattdessen visierte er ihre Bettdecke an. Sie seufzte leise und nahm sein Gesicht in ihre Hände, damit er gezwungen war in ihre Augen zu blicken, doch selbst dann schielte er zu Seite. Sie erkannte diesen Ausdruck sofort. Er hatte eindeutig ein schlechtes Gewissen. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Er bereute es. Das war ihm deutlich abzulesen. Viele Male hatte sie das schon in seinem Gesicht gesehen. Besonders deutlich hatte sie es erkannt, als er versehentlich ihre Lieblingsvase zerstört hatte. „Willst du es mir nicht erzählen?“, hauchte sie und zog scheinbar seine volle Aufmerksamkeit auf sich. Seine nahezu Onyx farbende Augen bohrten sich in die ihre. Auch wenn es nicht in ihre Situation rein passte, so machte ihr Herz einen aufgeregten Hüpfer.
 

„Lucy, du bist meine beste Freundin“, antwortete er ihr endlich, „ich weiß nicht, ob ich daran etwas ändern möchte…“
 

Ihre Hände sanken hinunter, als sie seine Antwort vernahm. Es hatte sich wie ein Messerhieb zwischen de Rippen angefühlt, diese Worte von ihm zu hören. Es kam ihr so vor, als hätte er ihr dabei das Herz nebenbei noch herausgerissen. Wie ein Echo wiederholten sich diese Worte und verdeutlichten ihr, dass Natsu sie wohl hiermit eindeutig zurückgewiesen hatte, er hatte sie in die Freundschaftszone verwiesen und er wollte dies auch nicht ändern. Sie würde dort ihr restliches Leben verweilen, ob sie wollte oder nicht. Dort war ihr Platz, wenn es nach ihm ging.
 

„Es ist nicht fair. Ich habe es all die Zeit über versucht. Warum bin ich gescheitert? Ich wollte es ja, aber letzten Endes bin ich doch meinen Gefühlen für dich erlegen…“, wisperte Lucy und sah bereits ihre Sicht verschwimmen. Tatsächlich verstand sie nicht, warum sie es sich selbst so schwer gemacht hatte. Sie hätte Natsu vergessen müssen. Loke hatte sich doch die meiste Zeit über wirklich gut, um sie gekümmert, also warum waren diese Gefühle für ihren besten Freund noch präsent? Sie hätten verschwinden, sich auflösen müssen. Und doch waren sie nach wie vor einfach da. Was hatte das zu bedeuten? Dass ihre Gefühle einfach jegliches Anderes überspielten? Es war nicht fair, dass sie deswegen nun zu leiden hatte. Das hatte sie nicht verdient. War ein wenig liebe etwa zu viel verlangt? War ihr das vergönnt?
 

„Lucy, ich bin gerade nicht in der Lage, darüber wirklich nachzudenken. Es tut mir Leid, aber die Sache mit Lisanna ist noch frisch…“ Er schlang einen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich. Ihm war bewusst, dass er ziemlich egoistisch handelte, er hatte die Gefühle Lucys für sich ausgenutzt und würde es weiterhin tun, doch er konnte nicht anders, er brauchte sie gerade einfach. Ohne sie würde er zusammenbrechen. Wenn er nicht wenigstens Lucy bei sich halten könnte, dann hätte er niemanden mehr. Natürlich hatte er auch andere Freunde, doch diese standen ihm nicht so nah, wie es eben bei seiner besten Freundin der Fall war. Er verachtete die Einsamkeit. Nie wieder wollte er dieser verfallen. Schon als sein Vater spurlos verschwunden war und ihm nichts weiter als einen Schal hinterlassen hatte, hatte er stets angestrebt, nicht mehr der Einsamkeit zu verfallen. Und sollte er nach Lisanna Lucy nun auch verlieren, dann würde es mit ihm bergab gehen. Eigentlich stellte er das Wohl seiner Freunde immer über das eigene, aber nur bei so etwas, schaffte er es einfach nicht, seine übliche Denkweise zu verfolgen. Er scheiterte kläglich, wenn es darum ging loszulassen.
 

„Es ist in Ordnung, Natsu, ich verstehe das…ich bin deine beste Freundin…“, beruhigte sie ihn mit leiser Stimme und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Diese Worte selber von sich zu geben, erhöhte nur die Messerstiche in ihr Brustkorb. Sie schnitt sich mit ihnen ins eigene Fleisch, aber eine andere Möglichkeit blieb ihr nicht. Sie war verloren. Und ihr rettender Anker war bereits gesunken und würde ihr dieses eine Mal nicht zu Hilfe eilen, denn auch er war verloren in einem weiten Ozean. Sie konnte ihre Hände nach ihm ausstrecken und ihn vor dem Fall bremsen, doch verhindern konnte sie es nicht, denn er zog sie mit nach unten.
 

Sie beide waren dabei zu ertrinken. Wo war der Rettungsring?
 


 

„Es ist schon zwei Wochen her. Die beiden verhalten sich immer noch so. Zwar hat sich die Beziehung nicht weiter verschlechtert, eine Besserung ist aber dennoch nicht in Sicht…“
 

„Ich weiß, was du meinst, Lu-chan versucht, sich wie vorher zu verhalten, aber ihr falsches Lächeln hat wohl mittlerweile jeder durchschaut. Selbst am Telefon hört man es heraus.“
 

„So kann es mit ihnen nicht weitergehen, der Spinner ist in so einer miesen Laune, dass es mir nicht einmal Spaß macht, sie aufzuziehen. Das ist ätzend! Und wenn ich Lucy sehe, erschient sie mehr wie eine leblose Puppe, das ist unheimlich…“
 

„Lisanna-san ist derzeit bei ihrer Schwester. Ihr geht es auch nicht gut, sie hat ha nicht mit Natsu-san Schluss gemacht, weil ihr danach war. Sie wollte die Beziehung beenden, da es ihr schwerfiel sie so aufrechtzuerhalten.“
 

„Das zweifelt auch keiner an, Juvia. Dennoch ist die Situation eindeutig aus dem Ruder gelaufen und Loke hält sich natürlich raus. Es wäre nett, wenn die beiden wenigstens sich daran beteiligen würden, denn Lucy und Natsu lassen keinen an sich ran. Nicht einmal den jeweils anderen…“
 

„Erza hat Recht, uns bleibt nichts Anderes übrig, als es eben in die Hand zu nehmen. Wir Jungs kümmern uns um Natsu und ihr Mädels um Lucy. Zusammen schaffen wir es schon, ihnen aufzuhelfen.“
 

„Gray-sama hat wie immer einfach Recht! Juvia würde alles für ihn tun.“
 

„Gut, dann gehen wir so vor. Aktion ‚Hilfe für Natsu und Lucy‘ startet morgen. Hiermit beende ich unsere Sitzung. Gray übernimmt die Rechnung.“
 

„Eh…aber…“
 

„Hast du etwas einzuwenden, Gray?“
 

„Nein, Erza…das habe ich nicht…“
 

„Levy, Juvia, wir haben noch einen Tag zu planen. Auf geht’s!“
 


 

Frustriert ließ Lucy ihren Kopf auf ihren Tisch fallen. Ihre ganze Kreativität war einfach verschwunden. Keine einzige Zeile hatte sie verfassen können, seitdem Natsu sie zurückgewiesen hatte. Es schmerzte immer noch. Die zwei Wochen hatten den Schmerz keineswegs gedämmt, ihr ging es alles andere als gut. Ihr würde es vielleicht besser gehen, wenn wenigstens er lachen könnte, doch auch ihm schien es nicht besser zu ergehen. Er war ein Schatten seiner selbst und es schmerzte sie, dass sie daran scheinbar nichts ändern konnte. Sie konnte nur zusehen, wie er sich dazu zwang, seine Wohnung zu verlassen, um einkaufen zu gehen, denn das Essen flog ihm nicht zu. Außerdem hatte er sich um Happy noch zu kümmern. Sie konnte wohl froh sein, dass er noch in der Lage war, sich um diesen zu kümmern.
 

Die Blondine konnte gar nicht beurteilen, was dem Rosahaarigen wohl mehr ausmachte. War es die Tatsache, dass Lisanna nach zwei Jahren urplötzlich die Beziehung beendet hatte? Oder war es ihr Liebesgeständnis und der resultierende Bruch ihrer Freundschaft? Oder war es gar Beides zusammen? Sie wollte ihm helfen, auch wenn es ihr selbst mehr als nur übel ging, doch fehlten ihr die Mittel. In ihrem jetzigen Zustand war sie für ihn nutzlos. So konnte sie ihm keinesfalls eine Stütze sein. Ihr waren also die Hände gebunden. Ein frustrierter Schrei verließ sie und sie fasste sich an ihren Kopf. Sie musste sich also zunächst selber helfen. Aber wie sollte sie das bewerkstelligen?
 

Sie richtete sich auf. Zunächst sollte sie einen Spaziergang machen. Das würde ihre Gedankenwelt wohl ein wenig klarer gestalten. Sie zog sich also um und nahm ihre Tasche. Sie wollte nicht allzu lange raus, doch musste sie sich unbedingt die Beine ein wenig vertreten. Dadurch würde es ihr vielleicht ein wenig besser gehen. Das erhoffte sie sich zu mindestens. Ads Wetter war schön und die Sonne schien. Was sprach denn dagegen? Es klingelte an ihrer Tür. Verwundert eilte sie hin. Ihre Schuhe hatte sie sich gerade angezogen. Wer konnte das sein? Sie warf einen Blick durch den Türspion und machte ihre beste Freundin aus. Ohne groß darüber nachzudenken, öffnete sie ihr die Tür. Zu ihrer Überraschung standen auf einmal auch Erza und Juvia da. Verwundert blickte sie ihre Freundinnen an.
 

„Lucy…“, begann Erza und packte sie am Handgelenk, „wir machen und einen netten Mädelstag mit allem Drum und Dran. Du hast das Recht zu schweigen.“ Lucy kam nicht einmal dazu, einen Laut von sich zu geben und schon wurde sie mitgezogen. Wohin es gehen sollte, wusste sie beim besten Willen nicht. Schaden konnte es ja nicht. Das dachte sie zu mindestens.
 


 

Irritiert blickte Natsu von Gray zu Gajeel. Das wiederholte er einige Male. Er hatte es gefühlt hunderte Male bereits wiederholt, doch schiene r nicht daran zu denken, damit aufzuhören. Die Verwirrung war ihm deutlich anzusehen. Die beiden jungen Männer ließen es sich ausnahmsweise über sich ergehen, da die den armen Kerl in die Spielhalle geschleppt hatten, ohne ihm überhaupt mitzuteilen, wohin die Reise gehen sollte. Es war wohl verständlich, dass ihm nicht klar war, warum er nun hier war und warum sie mehr oder weniger nett zu ihm waren.
 

„Hey ihr, ich bin nicht allzu spät dran, oder?“, meldete sich eine weitere Stimme und Natsu erblickte das Gesicht Jellals. Die Verwirrung nahm weiter zu. Was machte der denn hier? Es war nicht so, als würde er sich mit diesem schlecht verstehen. Das war nicht der Fall. Nur war der Freund Erzas ein beschäftigter junger Mann. Seine Freizeit war begrenz und somit widmete er diese seiner Freundin. So bekam der Rosahaarige ihn eher seltener zu Gesicht.
 

„Nein, passt schon, du bist ja nicht der letzte“, entgegnete Gray mit einem Grinsen. Es sollten also noch weitere Leute erscheinen und wozu? Das wusste Natsu wirklich nicht. Scheinbar hatte es aber mit ihm zu tun. Doch was sollte es sein? Sein Geburtstag war es eindeutig nicht, da dieser bereits vergangen war. War heute ein besonderer Tag? Ihm fiel nichts ein, weswegen er also nicht drum herum kam, um sich an Gajeel zu wenden.
 

„Deinetwegen…wir treffen uns alle, um dich Vollpfosten wieder auf Vordermann zu bringen. So bist du wirklich nicht zu gebrauchen. Da sind wir uns alle einig gewesen, weswegen wir uns bei diesem Treffen dir widmen werden“, bekam er zu Antwort, weswegen er seine Brauen zusammenzog, ehe er seufzte und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte. Er schätzte es ja, dass seine Freunde ihm alle helfen wollten, vielleicht würden sie ihn sogar aufmuntern und ihn dazu bringen, wieder ehrlich lachen zu können. Lange andauern würde es jedoch nicht. Immerhin lagen seien Probleme ziemlich tief. Das würde ein Tag nicht im Nichts auflösen können. Andererseits regten Gajeels Worte ihn dazu an, darüber nachzudenken, warum er seinen bekannten Optimismus verloren hatte. Wo war dieser geblieben? Er hatte bisher immer ein Lichtblick ausmachen können, egal wie klein dieser auch sein mochte. Irgendwann musste er ihn wohl verloren haben. Denn eigentlich müsste es etwas geben, was ihm helfen würde. Doch was konnte es sein? Was konnte ihn aufbauen? Lisanna? Würde ihre Rückkehr ihm wieder auf die Sprünge helfen? Seien Augen hefteten sich auf sein Handy. Ein einziger Anruf. Könnte es ihm schaden?
 

„Natsu, steh nicht so blöd rum, wir sind hier, um Spaß zu haben, also auf geht’s! Wetten ich bin kann mehr Körbe, als du werfen?“, vernahm er von seinem Erzrivalen, worauf er sein Handy wegsteckte und diesen anfunkelte. Soweit käme es noch! „Vergiss es, Eisprinzessin!“, gab er zurück und setzte sich in Bewegung. Das inzwischen weitere Jungs dazu gestoßen waren, fiel ihm nur nebenbei auf. Das war auch nicht weiter wichtig. Immerhin hatte er einen Rivalen erbarmungslos fertig zu machen.
 


 

Mit einem erschöpften Lächeln schloss Lucy ihr Apartment auf. Wie bereits erwartet wurde sie von einer unheimlichen Stille begrüßt. Wobei ihr die Anwesenheit ihres Vaters auch nichts gebracht hätte. Im Gegenteil hätte es ihr wohl nur weitere Sorgen beschert. Er war aber zu ihrem Glück kaum Zuhause. Ständig war er in seiner Firma beschäftigt und übernachtete meist auch dort. Jude Heartfilia war der Gründer der Heartfilia Industries. Das Bürogebäude fand sich im Zentrum der Stadt wieder und beherbergte auch ein Hotel, welches natürlich auch ihm gehörte, weswegen er dort stets übernachtete. Allzu weit entfernt lag es nicht, jedoch schien auch er jeden Grund zu greifen, um ihr aus dem Weg zu gehen. Der Tod ihrer Mutter und seiner Ehefrau hatte das Verhältnis zwischen ihnen völlig zerstört. Und ihr Halt hatte sie verlassen.
 

Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sank sie zu Boden. Was machte sie sich vor? Der Tag mit ihren besten Freundinnen war wirklich schön gewesen. Zeitweise hatte sie all ihre Sorgen vergessen können. Es war eine gelungene Ablenkung gewesen. Sie waren in einem Beauty-Salon gewesen, wo sie es sich alle hatten gutgehen lassen, danach waren sie shoppen gewesen und zwischendurch hatten sie in einem netten Café halt gemacht. Es hat ihr viel Spaß gemacht. Besonders sich mit ihnen zu unterhalten und zu lachen. Doch nun das sie heimgekehrt war, war diese schöne Blase von schönem Leben einfach zerplatzt. All der Schmerz kehrte mit einem mal zurück und traf sie wie die Wucht, weswegen sie nun auf dem kalten Fliesenboden ihrer Küche saß und keinen Regungen zeigte, sich davon wegzubewegen. Sie stützte sich mit ihren Händen auf dem Boden ab, während ihre Tränen den Küchenboden benetzten. Dieser Schmerz erschien ihr unerträglich, es sollte ein Ende finden. Doch wo war die Erlösung?
 

Kurz schielte sie zu den Messern, worauf sich ein schwaches Lächeln auf ihren Zügen bildete. Nein, so verzweifelt war sie nicht. Doch hatte sie eine andere – viel effektivere und doch schmerzvollere – Idee. Das würde ihr wie eine Schmerztablette kurzweilig helfen, doch dies war besser als nichts. Sie war bereit diesen Preis zu zahlen, solange sie diesen Schmerz wenigstens für eine Weile entkommen könnte. Dazu wäre sie bereit jeden Preis zu zahlen. Sie wollte nicht daran denken, dass es mehr werden könnte. Es sollte einfach aufhören.
 

Also brach sie auf. Die Dunkelheit, die inzwischen draußen herrschte, war ihr völlig schnuppe. Ihre Beine trugen sie weit weg. Selbstverständlich nahm sie die Bahn, um ihr Ziel zu erreichen. Dennoch hatte sie keinen kurzen Weg zurückzulegen. Immerhin musste sie durch die halbe Stadt, damit sie endlich vor der Apartmentkomplex stand, wo die Person wohnte, die sie aufsuchen wollte. Es war lange her, seitdem sie hierher gekommen war. Das lag daran, dass er immer ihr Heim aufsuchte, weswegen sie ihn nicht zu besuchen brauchte. Er mochte ihr Zuhause ohnehin mehr, das machte er immer wieder deutlich. Bei jenem Gedanken zuckten ihre Mundwinkel. Wie sie diese unbeschwerten Tage vermisste.
 

Sie schloss die Eingangstür auf, die Schlüssel besaß sie nämlich. Das sollte wohl so etwas wie ein Vertrauensbeweis sein. Wie auch immer. Sie erklomm die Treppenstufen bis zum vierten Stockwerk. Dort schritt sie den dunklen Gang entlang. Sie mühte sich nicht drum, das Licht anzumachen. Wozu denn auch? Sie würde den Weg zu seiner Tür auch blind finden können. Bei der Wohnungstür angekommen, verwendete sie ein weiteres Mal den Schlüsselbund mit den Ersatzschlüsseln. So leise und vorsichtig wie möglich schloss sie auch diese Tür auf. Auf dieselbe Weise betrat sie die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Auch hier drin begrüßte sie die Dunkelheit, worauf der Blondine einen Augenblick lag schwer ums Herz wurde, doch dann vernahm sie das rettende Geräusch aus seinem Zimmer: sein Schnarchen.
 

Mit einem Lächeln zog sie sich die Schuhe aus und Jacke aus und schlich zu ihm ins Zimmer, nachdem sie den Schlüsselbund in ihrer Jackentasche wieder verstaute. Die Tür stand stets offen aufgrund seines Haustieres, welches ja bekanntlich auch nachtaktiv werden konnte. Ausnahmsweise schlief besagter Kater friedlich am Fuße des Bettes seines Herrschens. Es war ein recht süßer Anblick. Sie trat näher ans Bett und hätte jenen Kater am liebsten gekrault, doch wollte sie es nicht riskieren, dessen Schlaf zu stören. Stattdessen wanderten ihre braunen Augen auf den eigentlichen Grund ihres nächtlichen Besuches. Wenigstens wirkte auch er im Schlaf ausgeruht und friedlich. Mit Vorsicht setzte sie sich zunächst ans Bett und starte auf sein schlafendes Gesicht hinab. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und strich durch seien rosa Haare. Dabei musste sie sich ein aufgeregtes Kichern zurückhalten. Nach wie vor fühlte es sich schön an, woraus sie schließen konnte, dass er auf sich wohl acht gab. Ob er auch regelmäßig etwas zu sich nahm? Schlimm wäre es. Nicht selten aß er bei ihr. Sich selbst bekochen konnte er nicht so wirklich.
 

Lucy nahm ihren Mut zusammen und hob seine Decke an, um zu ihm ins Bett zu schlüpfen. Ads war nichts Außergewöhnliches. Er hatte sich doch auch des Öfteren zu ihr ins Bett geschlichen. Noch nie war das hier vorgekommen, aber es gab bekanntlich für alles Mal ein erstes Mal. Sie kuschelte sich an seinen schlafenden Körper und spürte augenblicklich diese Wärme, die von ihm ausging, was ihr ein wohliges Seufzen entlockte. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Dieses Gefühl wollte sie am liebsten niemals hergeben müssen. Sie schlang ihre Arme um seinen entblößten Oberkörper. Wie die meisten Männer schlief er halbnackt, doch das machte ihr nichts aus. Immerhin verstärkte es die Auswirkung seiner Wärme, was aber nicht hieß, dass sie auch frei machen würde. Das hier war ausreichend. Seine Nähe betäubte wie erwartet jeglichen Schmerz in ihrem Herzen. Sie fühlte sich wie auf Wolke sieben. Da konnte ihr der folgende Morgen egal sein, wobei sie sicherlich vor ihm aufwachen würde. Sie konnte ihm einfach nicht fernbleiben. Das war ungesund. Zufrieden schloss sie ihre Augen, als sie seine Arme spürte, sie sich um sie schlangen und sie näher zu sich zogen. Scheinbar hatte sein Unterbewusstsein ihre Anwesenheit registriert.
 

„Gute Nacht, Natsu“, wisperte sie, ehe sie endlich in das Reich der Träume eintauchte, ohne befürchten zu müssen, von einem Albtraum geplagt zu werden.

Chapter 8

Etwas stimmte ganz und gar nicht. Was hatte er am vorherigen Tag gemacht? Natsu versuchte sich zu erinnern. Er war mit den Jungs in der Spielhalle gewesen. Er war sich sicher, dass er nichts Alkoholisches getrunken hatte. Nicht einmal ein Bier hatte er zu sich genommen im Gegensatz zu den Anderen. Davon hatte er nämlich erst einmal genug. Da war noch die Tatsache, dass er sich recht gut daran erinnern konnte, dass er alleine nach Hause gekommen war, Happy gefüttert hatte und nach einer Dusche auch alleine ins Bett gegangen war. Das alles stand außer Frage. Also wie kam es, dass er den eindeutig weiblichen Körper von jemanden an sich drückte? Er traute sich gar nicht nachzusehen, wer es war, sofern er die Person überhaupt kannte. Hatten die anderen eventuell zu ihm ein Mädchen in die Wohnung gelassen? Nein, dass konnte nicht sein. Zu dieser Wohnung besaßen nur zwei Personen die Schlüssel. Er selbst, da er eben Eigentümer war, und seine beste Freundin. Und plötzlich ergab seine Lage einen Sinn. Lucy!
 

Um seine Theorie zu überprüfen sog er den Geruch ihrer Haare auf, er kannte das Shampoo von ihr wirklich gut. Es roch meist nach Rosen und Vanille. Der Duft stimmte. Gut, ein weiterer Versuch zur Überprüfung! Er wiederholte den Vorgang mehr als einmal, ehe er endgültig feststellte, dass das Shampoo eindeutig dasselbe wie das von Lucy war. Also wenn sie in seinem Bett an ihn gekuschelt lag, dann fragte er sich wirklich, wieso dem so war. Schlafwandeln tat sie nicht und es wäre eine beträchtliche Leistung so eine Entfernung unbeschadet zurückzulegen, weswegen sie wohl bei vollem Bewusstsein hergekommen war, denn den Geruch des Alkoholes konnte er nicht riechen. Das warf mehr Fragen auf. Es war nicht so, als hätte er etwas einzuwenden. Schließlich hat er öfters als es der Blondine lieb war, sich in ihre Bett geschlichen und da war es auch stets vorgekommen, dass sie sich so aneinander gekuschelt hatten. War ja nichts Unübliches, wenn man zusammen in einem Bett lag. Doch hatte sie sich noch nie zuvor freiwillig zu ihm ins Bett gelegt. Noch nie.
 

Allmählich öffnete der Rosahaarige seine Augen. Seien Augen würden ihn schon von der endgültigen Wahrheit überzeugen. Tatsächlich machte er das blonde Haar Lucys aus. Ihr Gesicht konnte er nicht ausmachen, da sie sich an seine Brust gekuschelt hatte. Ein Grund zum Zweifeln war das aber nicht, denn er konnte deutlich spüren wie ihr Vorbau sich gegen seinen Oberkörper drückte, worauf er seufzte. Diese Oberweite war unverwechselbar, davon konnte er ausgehen. Er hatte hier definitiv seien beste Freundin bei sich. Diese war aus ihm unerklärlichen Gründen hier aufgetaucht und hatte sich einfach mal zu ihm ins Bett gelegt. Es war kein Grund zur Aufregung, doch standen sie derzeit in einem angespannten Verhältnis zueinander. Immerhin hatte sie ihm vor guten zwei Wochen ihre Liebe gestanden und er hatte mit ihr geschlafen, ehe er sie irgendwie zurückgewiesen hatte. Das schlechte Gewissen plagte ihn noch immer, auch wenn er sich sicher war, dass sie ihm nicht deswegen böse war. Es änderte jedoch nichts daran, dass er sie benutzt hatte, ums ich einen Moment lang besser zu fühlen, nur um ihr dann noch das Herz zu brechen. Er war der schlechteste beste Freund überhaupt. Er hatte sie nicht verdient. Sie wäre besser dran, ihm fernzubleiben, so wie Lisanna es für sich entschieden hatte. Und doch war Lucy jetzt hier.
 

„Natsu…“, nuschelte sie und schien ihren Kopf noch mehr an seine Brust zu drücken. Ihr Griff verstärkte sich auch gefühlt um das doppelte. Langsam wurde das ihm ein wenig zu eng, denn das Atmen fiel ihm durch den Druck ein wenig schwerer. Das würde nicht gut enden. „Oi, Lucy…“, versuchte er sein Glück, jedoch bekam er keine wirkliche Reaktion von ihr. ‚Na ganz toll…jetzt wird mein Traum war und ich sterbe in den Armen von meiner besten Freundin…juhu…‘, stellte er fest, was natürlich ironisch gemeint war, da er nie vorgehabt hatte, von Lucy zu Tode gedrückt zu werden. Jetzt verstand er auch, warum Gray Lucys Brüste als „Killermöpse“ bezeichnet hatte. In der Tat waren sie gerade dabei ihm den gar aus zu machen. Gut, ihm ging es derzeit beschissen, aber das hieß nicht, dass er vorhatte, die Welt zu verlassen, er hatte noch so viel zu tun! Vor allem musste er seinen Vater wieder finden. Also wie kam er jetzt am besten aus dieser Lage raus, denn er konnte sie schlecht aus seinem Bett schubsen, auch wenn sie es ohne mit dem Wimper zu zucken mit ihm tat. Jetzt, wo er so darüber nachdachte…warum tat sie das eigentlich, also ihn aus dem Bett schubsen? Wenn sie ihn liebte, dann sollte sie doch seine Nähe schätzen und auch wollen? ‚Ich vergaß…sie verhält sich immer anders. Sie ist nämlich eine Spinnerin…‘
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er spürte, dass ihre Atmung an Regelmäßigkeit verloren hatte, weswegen er darauf schließen konnte, dass sie endlich wach geworden war. Wurde auch endlich Zeit! Jetzt hatte er nur noch ein Problem: wie sollte er ihr jetzt gegenüber treten? Seit jenem Tag hatte er sie nicht mehr gesehen und nun war sie urplötzlich bei ihm aufgetaucht.
 

„Hhm…Natsu…?“, vernahm er ihre Stimme. Zu seiner Verwunderung klang sie recht munter, was er sich nicht erklären konnte. Ihm kam der Gedanken, dass sie sich eventuell mit Drogen berauscht hatte. Zwar hatte sie nie Kontakt zu so etwas gehabt, aber es hatte sich ja in den zwei Wochen ändern können. Sie lockerte ihren Griff um ihn und setzte sich auf dabei über ihre Augen reibend. Dabei verhielt sie sich so, als wäre all das vollkommen selbstverständlich. Ihre braunen Augen richteten sich auf ihn und sie lächelte ihn an, worauf die Verwirrung in ihm anstieg. Etwas stimmte mit ihr nicht. Wie konnte sie nur so gut drauf sein? Hatten die zwei Wochen ihr bereits gereicht, um all das zu verdauen? Nein, dass konnte es auch nicht sein. Doch was war es dann?
 

„Ich mache dir mal Frühstück. Ansonsten gehst du sicherlich zu Gray rüber und ihr demoliert wieder seinen Fernseher. Solche Geräte sind teuer, dass solltest du wissen“, merkte sie an sich dabei aus der Decke schälend und aus dem Bett steigend und schenkte ihm erneut ein strahlendes Lächeln und verschwand dann auch schon Richtung Küche. Natsu setzte sich darauf auch auf und blickte ihr vollkommen irritiert hinterher. Es war doch berechtigt, dass er sich um ihren Zustand sorgte, oder? Es war ihm unerklärlich, wie so lächeln konnte, obwohl es in ihrem Inneren anders aussehen musste, jedoch wirkte es auch nicht wie eine Fassade. Zwar war sie gut darin, doch hatte er sie bisher stets durchschauen können. Natsu folgte also ihrem Beispiel und stieg aus dem Bett, doch zog er sich vorher ein T-Shirt über, ehe er sich in die Küche begab.
 

„Lucy…was m-…“
 

„Guten Morgen, Natsu“, unterbrach sie ihn gleich. Wie sie es bereits hinbekommen hatte, wusste er nicht, doch hatte sie sich eine Schürze umgelegt und war dabei etwas zu braten. „Setze dich doch. Willst du etwas trinken, hhm?“, wollte sie wissen und stellte ihn kurz darauf ein Glass Orangensaft vor die Nase. Nachdem er sich auch wirklich ans einen Küchentisch gesetzt hatte. Derzeit kam es ihm so vor, als wäre er bei ihr zu Besuch und nicht andersherum. Da sie sich so verhielt, als wäre alles vollkommen normal. Oh. Jetzt wusste er, was los war: Bei Lucy waren jegliche Sicherungen durchgebrannt.
 

„Oi, Lucy, was machst du hier?“, wagte er sich zu fragen.
 

„Was denn? Hast du mich nicht gerne bei dir in der Nähe? Das ist aber gar nicht nett, Natsu“, bekam er tadelnd zu Antwort. Langsam wurde ihm das ganze unheimlich. Sie schenkte ihm kurz ihre volle Aufmerksamkeit, ehe sie sich wieder summend der Bratpfanne zuwandte. Allmählich kam ihm das alles wie ein Déjà-vu vor. In so einer ähnlichen Lage hatte sie ihm ihre Gefühle gestanden. Er hatte es im Gefühl, dass ihn erneut etwas Emotionales erwarten würde. Das sollte er endlich hinter sich bringen. Er konnte sich diese Lucy nicht mehr ansehen, denn sie erhielt sich äußerst untypisch und das machte ihm mehr Angst als wenn sie wütend war und das sollte etwas heißen!
 

„Lucy, hör auf mit diesem Getue“, meinte er schließlich und stand schließlich auf. Der Dragneel wirkte aufgebracht und das hörte die Heartfilia auch heraus, weswegen sie sich zu ihm umdrehte. Sie setzte ein weiteres Lächeln auf, doch dieses wirkte falsch. Er trat zu ihr und packte ihre beiden Handgelenke. „Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und dass es meine Schuld ist, weiß ich auch. Auch wenn es mir dadurch mieser gehen sollte, würde ich es akzeptieren, aber Lucy…du darfst dich nicht so verhalten. Das macht es doch nicht besser. Besonders nicht wenn du so tust, als wäre alles beim Alten. Du bist doch nicht dumm, Lucy. Selbst ich weiß, dass nie wieder alles so sein wird wie vorher, also warum versuchst du es zu erzwingen? Es ist aussichtslos.“ Seine Augen bohrten sich dabei in die ihren und so fiel ihm auch auf, dass jegliche mit einem Mal jegliche dämme einbrachen. Sie selbst wirkte überrascht, als ihr die Tränen auffielen, die ihr in großen Mengen über die Wangen rollten.
 

„A-aber…“, fing sie an dabei ihren Blick nicht von ihm abwendend, „…ich möchte das nicht mehr, Natsu. Es tut so weh. Ich bin dabei dich zu verlieren und das will ich auf gar keinen Fall. Also was soll ich tun? Wir können nicht in der Nähe des jeweils anderen sein wegen dem Vorfall vor zwei Wochen. Was bleibt mir denn noch für eine andere Wahl? Es mag naiv und bescheuert klingen, doch bin ich bereit es zu versuchen, solange ich dabei vielleicht einen Weg finde, diesen Schmerz zu betäuben. Weißt du, wie sehr es wehtut? Und seit wann bezeichnest du etwas überhaupt als aussichtslos? Ist es das, dass du dir sicher bist, dass nie mehr für mich empfinden wirst und dass ich dich aufgeben soll? Ist es das, was du mir sagen willst, Natsu?“ Sie nahm tief Luft, ehe sie ihre Rede für einen letzten Schlag fortsetzte: „Dann bist du doch derjenige, welcher nicht seiner selbst entsprechend handelt! Dann hat Lisanna sich von dir getrennt. Na und? Das Leben geht weiter. Und wenn sie dir so wichtig war, warum hast du sie aufgegeben? Warum hast du sie einfach ziehen lassen? Ist es, weil du verstanden hast, dass es aussichtslos ist oder liegt es daran, dass du dir bewusst geworden bist, dass deine Gefühle für sie nicht mehr das waren, für was du sie zwei Jahre lang gehalten hast?“
 

Augenblicklich ließ Natsu ihre Handgelenke los und trat einen Schritt von ihr zurück. Mit einem Mal wirkte er so, als hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Das hatte sie, nur war sie dabei nicht handgreiflich geworden. Sie hatte mithilfe der Rhetorik ihn in Grund und Boden gestampft. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Dass sie Recht hatte, wusste er. Immerhin hatte er selbst realisiert, dass er für Lisanna wohl weniger empfunden hatte als gedacht. Ob es die ganze Zeit über so gewesen war, konnte er nicht sagen. Doch als sie Schluss gemacht hatte, hatte ihn einfach die Erkenntnis getroffen, dass er keinen Plan von der Liebe hatte. Das war gar nicht einmal so idiotisch, denn wer hätte es ihm beibringen sollen? Sein Vater? Der war einfach spurlos verschwunden, als zehn Jahre alt gewesen war. Selbstverständlich hatte er diese Zuneigung der Weißhaarigen gegenüber gleich für Liebe gehalten. Doch nur weil ihm die Wahrheit bewusst war, so wollte er sie nicht akzeptieren, denn das würde bedeuten, dass er eine Lüge gelebt hatte.
 

Wortlos ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder, während Lucy sich wieder dem Kochen widmete. Als wäre nichts passiert. Wie war es hierzu gekommen? Sein Kopf wurde von unzähligen Erinnerungen durchflutet, die bis zum heutigen Tag hin reichten. Er war völlig durcheinander. Es fühlte sich so an, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Woran hat er all die Zeit geglaubt? Er wusste es nicht. Hat er Lisanna geliebt? Er wusste es nicht. Wie sollte es weiter gehen? Auch das wusste er nicht. Er hatte die Orientierung völlig verloren.
 

„Tut mir Leid, Natsu…ich wollte dir das nicht so sagen, aber wenn du nicht wieder zu dem Alten wirst, komme ich auch nicht voran.“ Der Dragneel blickte auf und traf auf den Blick der Heartfilia, die ihm einen Teller auf den Tisch stellte. „Du solltest dabei beginnen, dich unnötig vollzustopfen. Das würde mich freuen.“ Sie setzte ein nicht sonderlich überzeugendes lächeln auf. Scheinbar hatte es eine witzige Anmerkung sein sollen. Zu mindestens betrachtete er ihre Worte dem entsprechend. Er sollte wohl ihren versuch, die Lage aufzulockern, schätzen.
 

„Ich wusste, dass es aussichtslos wäre, sie nicht ziehen zu lassen. Deshalb bin ich ihr nicht nach. Sie hat diese Entscheidung wirklich schon vorher gefällt…wahrscheinlich noch vor unserer Reise“, sprach er eines von Lucys an ihn gerichteten Vorwürfen an, während er im Essen stocherte und es sich auch in den Mund schob, „Außerdem haben ihre Worte irgendwie Sinn ergeben. Scheinbar hatten wir wirklich ein Ablaufdatum. Dennoch…wieso sollte ich all das einfach hinnehmen? Oder dass die so angeblich starke Liebe durch etwas Alkohol und die beste Freundin mit einem Mal gar nicht mehr so stark wirkte?“ Das machte ihn am meisten aus. Wie konnte etwas, woran er so stark geglaubt hatte, letzten Endes einfach in einem Scherbenhaufen zergehen? Wie konnte es sein, dass seine aufrichtige Liebe, scheinbar nur Einbildung gewesen war? War das vor zwei Jahren wirklich nichts Besonderes gewesen?
 

„Weißt du, ich habe auch geglaubt, Loke aufrichtig zu lieben. Manchmal möchte man einfach an etwas glauben, da man es sich irgendwie doch wüscht. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, da fällt einem doch auf, dass etwas nicht in Ordnung gewesen war. Ich habe zum Beispiel meine Beziehung immer besser als die von dir und Lisanna gestalten wollen. Lächerlich, oder?“ Lucy lächelte kurz. Sie hatte sich inzwischen ihm gegenüber an den tisch gesetzt. Vor ihr stand kein Teller, worauf er seine Brauen zusammen zog.
 

„Du isst auch was, Lucy…“ Das war keine Bitte, das war eine Aufforderung. „Und jetzt komme nicht damit, dass du keinen Hunger hast. Jeder verspürt morgens Hunger, da bist du keine Ausnahme.“ Auf seine worte seufzte sie und stand auf, um sich auch etwas auf den Teller zu tun. Zwar fiel das wesentlich kleiner zu seiner Portion auf, aber es war wohl eine akzeptierbare Menge. Er dachte über ihre Worte nach. Hatte er wirklich daran einfach nur glauben wollen, dass es Liebe war? Wie war es dazu gekommen? Er versuchte sich an jene entscheidenden Tage zu erinnern. Diese ganzen Tage, die zu seinem Leben beigetragen haben, nachdem sein Vater verschwunden war. Und ja, sie hatten mit Lisanna begonnen. Sie war seine erste Freundin gewesen und durch sie hatte er sich mit so vielen anderen Menschen anfreunden können.
 


 

„Hey, mein Name ist Lisanna. Lass uns Freunde sein!“ – „Als ob ich etwas mit Mädchen zu tun haben möchte!“ – „Ha ha, du bist süß, Natsu!“ – „Genau aus diesem Grund sind Mädchen so blöd!“
 

„Ah, du musst Natsu sein, ich bin die Schwester Lisannas, du kannst mich Mira nennen. Du kannst gerne immer zu uns kommen, wenn du Hunger hast.“ – „Wirklich? Danke!“
 

„Wer hat denn schon pinke Haare?“ – „Klappe, sie sind nicht pink, du Unterhosenfreak!“ – „Ach schon einmal in den Spiegel gesehen?“ – „Das…das ist lachsfarben!“ – „Bist du dumm?“
 

„Ich hoffe, ihr streitet nicht mehr. Da sollte man unter besten Freunden nicht tun.“ – „Wir sind die besten Freunde, nicht wahr, Natsu?“ – „Aye!“
 

„Natsu! Du hast schon wieder den Klassenraum demoliert! Was soll ich nur mit dir machen?“ – „Aber Gray hat angefangen, Opa!“
 

„Begrüßt eure neue Mitschülerin, Lucy Heartfilia.“ – „Guten Morgen, es freut mich sehr, die Bekanntschaft mit euch allen zu machen.“
 

„Dein Name ist also Luigi?“ – „Was? Nein, mein Name ist Lucy, du Idiot!“ – „Was für ein komplexer Name…“ – „Und dann sagst du als neunjähriger so ein Wort? Ich bin stolz auf dich.“
 

„Ich mag dich, Luigi.“ – „Lucy!“ – „Du bist eine Spinnerin. Wieso schreist du deinen eigenen Namen?“
 

„Dein Bett ist so bequem…“ – „Schön, kauf dir dein Eigenes und lass mich in Ruhe.“
 

„Guck mal, den habe ich auf der Straße gefunden!“ – „Was für ein süßer Kater! Wie heißt er?“ – „Ich nenne ihn Happy!“ – „Lass ihn uns wie eine kleine Familie aufziehen!“ – „Äh…“ – „Ah, du bist so süß, Natsu.“ – „Bin ich nicht, Lisanna!“
 

„Du bist wirklich dumm…“ – „Halt die Klappe, Gray!“ – „Man könnte meine, dass du die Schule hattest abfackeln wollen.“
 

„Willst du mit mir ausgehen?“ – „Eh, so etwas wie eine freundschaftliche Verabredung?“ – „Nein, so etwas wie ein Date.“ – „Oh…aber gerne doch, Natsu!“
 

„Natsu, wir sind doch die besten Freunde, oder?“ – „Yep, wieso fragst du so etwas Offensichtliches, Luce?“ – „Also…ich…“ – „Keine Sorge, daran wird sich nie etwas ändern.“ – „Oh…ja…das ist gut…“
 

„Ich liebe dich, Lisanna.“ – „Ich liebe dich auch, Natsu.“
 

„Ich bin mit Loke zusammen. Kannst du dir das vorstellen?“ – „Hhm, schön für euch…“ _ „Freue dich doch mehr für mich, du Idiot!“ – „Hey Luce, schlag mich doch nicht gleich.“ – „Dann lach auch nicht!“
 

„Natsu, du kannst nicht einfach zu mir ins Bett schleichen? Was soll nur Lisanna davon halten?“ – „Hä? Sie weiß, dass ich nur sie liebe. Außerdem hatten wir auch schon Sex.“ – „…“ – „Was wirst du so rot, Luce? Du bist nach einem Jahr Beziehung immer noch Jungfrau?“ – „G-gar nicht wahr!“
 

„Ich helfe meinem Bruder beim Umzug. Ich fliege am Freitag zu ihm.“ – „Aber da ist doch der Geburtstag von Lucy…“ – „Ich weiß, aber das lässt sich leider nicht ändern. Außerdem wird sie schon glücklich sein, wenn du kommst.“
 

„Wir sehen uns dann. Vermisse mich nicht allzu sehr…“ – „Das wollte ich gerade sagen.“ – „Bis in ein paar Tagen, Natsu.“
 

„Natsu, findest du, ich bin es nicht wert, geliebt zu werden?“ – „Wie kommst du denn darauf, Luce?“ – „...“ – „Das stimmt mit Sicherheit nicht. Wer dich nicht liebt, müsste dumm sein.“ – „Würdest du mich also lieben, Natsu?“
 

„Das…das hätte nicht passieren dürfen…“ – „Natsu…ich…“ – „Was machen wir jetzt?“ – „Vergessen wir das Ganze. Es ist nie passiert. Das ist das einzig Richtige, was wir tun können.“
 

„Was guckst du denn so? Ihr erzählt euch doch sonst auch immer alles. Nichts kann euch auseinander bringen. Ihr seid doch wie siamesische Zwillinge. Nichts und niemand kann sich zwischen euch drängen. Nicht einmal eure Lo-…Alter! Du hast es mit Lucy getrieben?!“ – „…“ – „Okay, die meisten haben sich ohnehin gewundert, wie man nur der beste Freundin eines Mädchens wie ihr sein kann, obwohl man nicht schwul ist. Aber Alter…wie konnte das denn passieren?“ – „Ich weiß nicht…ich habe einen völligen Black Out. Lucy geht es nicht anders. Das ist alles einfach nur verdammt mies.“
 

„Wieso entschuldigst du dich nicht bei ihr noch einmal? Sie verzeiht dir sicherlich“ – „Es lässt sich nicht mit einer Entschuldigung wieder gut machen…“ – „Natsu…ziehe nicht so ein Gesicht. Alles wird gut. Versprochen.“ – „Du hast Recht…es wird schon…“
 

„Nichts ‚Natsu‘! Wieso soll ich mir das einfach anhören? Du kennst mich doch, Lisanna, ich gebe nicht einfach unsere Beziehung auf, weil du beginnst, sie in Frage zu stellen. Von wo kommt dieser Irrsinn überhaupt? Wir distanzieren uns nicht, wir durchleben gerade einfach eine Tiefphase! Die gibt es doch immer wieder. Das ist vollkommen normal. Ich weiß nicht, warum du…“ – „Ja, ich kenne und verstehe dich, Natsu! Aber du verstehst mich nicht mehr. Du weißt nicht mehr, wie du mich glücklich machen kannst. Das ist die traurige Wahrheit.“
 

„Luce, komm zu mir zurück…ich brauche dich…“ – „Ich bin doch hier, Natsu. Was redest du denn da? Ich bin nie weg gegangen.“ – „Nein, du bist weg. Du redest nicht mehr mit mir. Lisanna ist jetzt auch weg…“
 

„Du bist ein Idiot, Natsu. Ich bin mit Loke nur zusammen gekommen, um über diese eine Person hinweg zu kommen. Und als es dann zwischen Loke und mir vorbei war, ist es mir erst klar geworden. Außerdem liebe ich diese Person immer noch. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Da kann ich tun und lassen, was ich will. Es klappt nicht.“ – „Wer soll das sein?“ – „Diese Person wärst wohl du, Natsu.“

Chapter 9

„Hey, mein Name ist Lisanna. Lass uns Freunde sein!“
 

Die Augen des Rosahaarigen richteten sich auf das weißhaarige Mädchen. Lächelnd streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Es war eindeutig eine nette Geste, so etwas abzulehnen, wäre pure Unhöflichkeit. Das war ihm eigentlich recht gut bewusst, aber was sollte er machen? Er lebte seit nicht allzu langer Zeit unter der Obhut von Opa Makarov. Eigentlich war das gar nicht sein Opa, es war ein alter Bekannter seines Vaters, welcher ihn zu sich aufgenommen hatte, da Igneel spurlos verschwunden war. Da er als Neunjähriger nicht alleine leben konnte, kümmerte sich dieser um ihn, doch er war nicht das einzige "Enkelkind" der Familie. Viele Kinder in seinem Alter lebten hier in dem großen Haus von Makarov Dreyar. Einige waren Waisen und andere waren wie er verlassen worden. Das Mädchen, welches ihn gerade angesprochen hatte, gehörte zu ersterer Gruppe. Dennoch war sie in einer anderen Lage als die meisten hier, denn ihre ältere Schwester, Mirajane, war bereits mit ihren 13 Jahren am Geld verdienen und das durch das Modeln und die Schauspielerei, weswegen die Beiden zusammen mit dem Bruder ein eigenes Apartment in der Nähe bezogen.
 

„Als ob ich etwas mit Mädchen zu tun haben möchte!“, entgegnete Natsu schließlich mit energischer stimme, worauf Lisanna leicht zusammenzuckte, dennoch wollte sie wohl nicht aufgeben. In ihren klaren blauen Augen funkelte der Ehrgeiz. Sie kicherte lieber und fuhr ihm durch die Haare. „Ha ha, du bist süß, Natsu!“ Im ersten Augenblick war er irritiert. Wie konnte sie nur so kichern, obwohl er sie so angemault hatte? War etwas in ihrem Kopf nicht in Ordnung? Dem war wohl so. Anders konnte er es sich nicht erklären.
 

„Genau aus diesem Grund sind Mädchen so blöd!“, grummelte er und wandte sich ab. Er musste von diesem Mädchen abhauen. Ihm war nicht nach guter Laune. Er lebte erst seit einer Woche an diesem Ort, es war also eine Woche seit dem Verschwinden seines Vaters vergangen. Da musste ihm nicht so ein gut gelauntes Mädchen versuchen aufzumuntern, da sie ihn bemitleidete, denn das konnte er nicht gebrauchen! Auch wenn er sich so nicht verhalten wollte, aber ihm war es wichtiger, keine Schwäche zu zeigen.
 

„Natsu, lass uns morgen zusammen spielen, in Ordnung?“, wurde ihm hinterher gerufen. Verwundert drehte er sich um. Da stand sie immer noch. Mit einem strahlenden Lächeln winkte sie ihm hinterher, ehe sie kehrt machte und ihr Zuhause ansteuerte. Ein Seufzen verließ seine Lippen, ehe er sich doch zu einem Grinsen überwand. Vielleicht sollte er es doch versuchen. Immerhin musste das Leben weitergehen und sein Vater würde sicherlich auch bald wieder auftauchen, davon war er überzeugt.
 

„Ah, du musst Natsu sein, ich bin die Schwester Lisannas, du kannst mich Mira nennen. Du kannst gerne immer zu uns kommen, wenn du Hunger hast“, vernahm er von rechts und erblickte darauf auch schon die ältere Schwester. Die beiden Schwestern ähnelten sich wirklich, nur war Mira, wie sie genannt werden wollte, eindeutig älter und besaß viel längere Haare.
 

„Wirklich? Danke!“
 

„Aber natürlich. Außerdem glaube ich, dass meine Schwester und du euch sicherlich noch recht gut verstehen werdet. Oder was denkst du?“, merkte sie lächelnd an und er wurde aus ihm unbekannten Gründen rot. Hastig schüttelte er seinen Kopf und machte sich dann auch schon gleich auf den Weg, sodass er wieder ins Haus kam. Irgendetwas stimmte doch nicht mit den ganzen Mädchen hier! Bei den beiden angefangen ging die Kette noch weiter. Aber daran wollte er jetzt nicht mehr denken. Vor allem als das rote Monster vor ihm auftauchte. Ihre Haare schienen wie Flammen in den Himmel empor zu steigen. Er schluckte.
 

„Natsu! Du bist spät zum Abendessen!“ Darauf lief er schreiend an ihr vorbei. Erza war unheimlich. Viel zu unheimlich!
 


 

Die Wochen zogen ins Land und sie bekamen einen neuen Zugang im Hause Makarov. Ein weiterer Waise, welcher seine Mutter vor kurzem bei einem Autounfall verloren hatte. Es war ein Junge namens Gray Fullbuster. Auf den ersten Blick konnte der Ausdruck in dessen Augen einem das Fürchten lehren, da sie so leer wirkten. Er schien mehr tot als lebendig zu sein. Doch davon wollte Natsu sich nicht beirren lassen. Also machte er sich daran, sich mit diesem anzufreunden, immerhin hatte Lisanna ihm gezeigt, dass man nur einen guten Freund brachte, um wieder auf die Beine zu kommen. Diesen gefallen wollte er ihr so zurückgeben, sie würde sich freuen!
 

„Hey, Miesepeter, ich bin Natsu!“, begrüßte er den Neuankömmling mit einem Grinsen. Dieser schaukelte alleine auf einer Schaukel. Dessen dunkelblauen Augen richteten sich auf ihn und verengten sich mit einem Mal, als würde er sich gereizt fühlen, was doch recht seltsam war, da er diesen keinesfalls hatte provozieren wollen. Irgendetwas war wohl schief gelaufen. Aber was? Das wusste er beim besten Willen nicht.
 

„Wer hat denn schon pinke Haare?“, bekam er dann gleich in einem spöttischen Ton zu hören, worauf er empört nach Luft schnappte. Wie konnte dieser Neuankömmling es nur wagen? Dabei hatte er sich Mühe gegeben, so nett wie möglich sich ihm gegenüber zu verhalten! Dem würde er Manieren lehren! Das wäre auch nur zu seinem eigenen Vorteil. Vergessen war das Freundschaftschließen!
 

„Klappe, sie sind nicht pink, du Unterhosenfreak!“, fauchte er. Erst als er jene Worte aussprach fiel ihm auf, dass der Schwarzhaarige sich binnen von Sekunden seiner Kleidung überwiegend entledigt hatte. Was war das denn nur für ein Freak? Nun, irgendwie waren sie ja alle unnormal, weswegen er wohl perfekt hierher passen würde. Wie auch immer, das war derzeit unwichtig. Er hatte seine männliche Ehre zu verteidigen!
 

„Ach schon einmal in den Spiegel gesehen, Zuckerwattenkopf?“
 

„Das…das ist lachsfarben, Stripper!“
 

„Bist du dumm? Das ist immer noch rosa.“
 

Jener Tag hatte Natsu gelehrt, dass Freundlichkeit ihm persönlich niemals weiterhelfen würde. Er beschloss sich das einzuprägen. Gewalt war die Lösung und wem es nicht half, der nutzte sie falsch ein. So musste es sein. Immerhin gebrauchte nahezu jeder Gewalt in diesem Haus! Nur damit kam man voran.
 

Immer wieder gerieten sie seit jenem Tag aneinander. Irgendwann begannen sie sich zu auch zu prügeln. Sie zogen an den Haaren des jeweils anderen und verpassten sich Hiebe und Tritte, doch niemals ging einer von ihnen als Sieger hervor. Entweder es endete im Unentschieden oder Erza unterband ihre Tätigkeit, indem sie zwei kräftige Kopfnüsse vergab. Die Rothaarige hatte eine Autorität wie niemand Anderes in diesem Haus. Selbst Makarov wurde von ihr des Öfteren eingeschüchtert.
 

„Ich hoffe, ihr streitet nicht mehr. Da sollte man unter besten Freunden nicht tun“, belehrte sie die beiden Streithähne immer wieder. Nickend stimmten sie ihr zu.
 

„Wir sind die besten Freunde, nicht wahr, Natsu?“
 

„Aye!“ Und ihre Antworten waren auch immer dieselben.
 

Und wenn sie sich nicht gerade prügelten, lachte sie auch gemeinsam und regten sich gemeinsam über Erza auf, hegten sogar Streiche aus, um ihr ihre Grausamkeit heimzuzahlen. Selbstverständlich schlugen alle Versuche fehl oder endeten in einer noch größeren Qual. Ans Aufgeben dachten sie dennoch nicht.
 


 

„Natsu! Du hast schon wieder den Klassenraum demoliert! Was soll ich nur mit dir machen?“, wurde er an einem Morgen belehrt. Makarov war der Schulleiter an seiner Schule. Das war selbstverständlich kein Zufall. Er wollte alle seine kleinen Racker im Auge behalten. Insbesondere ihn, da er nach wie vor der Unruhestifter schlechthin war.
 

„Aber Gray hat angefangen, Opa!“, versuchte er sich zu verteidigen, worauf er nur ein Seufzen zu hören bekam. Das war immer dasselbe mit ihm. Der junge Dragneel war einfach unbelehrbar. Da konnte er machen, was er wollte.
 

„Wie auch immer, beeile dich, damit du wieder in deinen Klassenraum kommst, ihr bekommt heute eine neue Mitschülerin.“ Irgendwann würde dieser Junge doch erwachsen werden müssen, oder? Darauf setzte der alte Mann alle seine Hoffnungen. Denn Lisanna alleine schien ihn mit ihrer höfflichen und ruhigen Art viel zu wenig zu beeinflussen und Erza war gute zwei Jahre älter und somit nicht in Natsus Jahrgang, weswegen sie ihn nur wenig unter Kontrolle hatte.
 

„Begrüßt eure neue Mitschülerin, Lucy Heartfilia“, verkündete Aries gerade, als Natsu ohne ein weiteres Zeichen den Klassenraum betrat. Seine Augen hefteten sich augenblicklich auf das blonde Mädchen, welches vorne neben ihrem Klassenlehrer stand. Das war wohl die neue Mitschülerin. Es war ein Mädchen mit blonden Haaren und braunen Augen. Sie blickte neugierig in seine Richtung und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, worauf er sich gleich auf seinen Platz setzte und verlegen weg sah. Er kam immer noch nur schlecht mit Mädchen klar.
 

„Guten Morgen, es freut mich sehr, die Bekanntschaft mit euch allen zu machen“, grüßte sie freundlich und ließ sich letzten Endes beim Tisch rechts neben Natsu nieder, da dieser der einzig freie Tisch weiter vorne war. Er schielte kurz in ihre Richtung und stellte fest, dass sie immer noch am Lächeln war. Sie hatte wirklich etwas Strahlendes an sich. Auch wenn Lisanna ebenfalls stets am lächeln war, so erschien ihm dieses Mädchen anders. Doch konnte er es nicht in Worte fassen, was es genau war, was sie scheinbar unterschied.
 

„Dein Name ist also Luigi?“, versuchte er es mit einem Grinsen.
 

„Was? Nein, mein Name ist Lucy, du Idiot!“ Ihre Augenbrauen waren dabei zusammengezogen und ihre Stirn leicht gerunzelt. Es wirkte recht niedlich.
 

„Was für ein komplexer Name…“, stellte er seufzend fest.
 

„Und dann sagst du als Neunjähriger so ein Wort? Ich bin stolz auf dich“, entgegnete sie alles andere als erfreut, lächelte darauf aber gleich wieder in seine Richtung.
 

„Ich mag dich, Luigi.“
 

„Lucy!“
 

„Du bist eine Spinnerin. Wieso schreist du deinen eigenen Namen?“
 

Und so wurden sie zu Freunden. So einfach war das.
 


 

Auch als sie alle älter wurden, änderte sich nur wenig an ihrer Situation. Selbst in der High School verhielten sie sich überwiegend wie damals. Natürlich hatte sich das eine oder andere geändert, was selbstverständlich war, wenn man in Betracht zog, dass die Zeit eben die Macht hatte, Dinge und Menschen zu verändern. Sie trafen sich immer innerhalb ihrer Gruppe. Auch wenn Lucy keine Waise war, so konnte sie ihren Schmerz teilweise nachempfinden, da ihre Mutter nicht vor allzu langer Zeit verstorben war. Sie und Natsu kamen besonders gut zu recht. Wenn man zurück dachte, würde man nicht den genauen Grund für die Freundschaft nennen können. Es war einfach passiert. Und was ihn und Gray betraf? Die Beiden verband eine Hassfreundschaft, die sich dadurch definierte, dass se sich versuchten das Leben schwer z machen und manchmal – aber wirklich nur manchmal – auch Spaß hatten.
 

Sie waren alle so jung gewesen, da hatte es nie große Probleme innerhalb ihrer Gruppe gegeben, sie alle hatten sich gut verstanden, auch wenn einer ein wenig älter war, wie es bei Erza und Mira der all war. Unzertrennlich waren sie alle gewesen.
 


 

„Dein Bett ist so bequem…“, seufzte der Rosahaarige zufrieden und machte es sich auf dem Bett der Blondine bequem. Zum ersten Mal hatte sie Natsu zu sich eingeladen, da ihr Vater außer Haus war. Sie wollte einfach nicht, dass ihre Freunde Bekanntschaft mit ihrem Vater machen, welcher sehr an Klassen orientiert war. Keiner ihrer Freunde war außer Mira sonderlich reich, was ja auch verständlich war, wenn man darüber informiert war, dass sie alle praktisch Waisen waren. Auf jeden Fall gab er sich nur mit Leuten „seinem Status“ entsprechend ab. Deswegen sollten sie ihm nie über dem Weg laufen, da sie nicht wollte, dass ihr Vater ihren Freunden etwas sagen würde, was sie dazu bringen würde, sie zu hassen, wobei sie ihnen ehrlich davon erzählt hatte, sie wussten somit Bescheid und keiner hatte sie deswegen verurteilt.
 

„Schön, kauf dir dein Eigenes und lass mich in Ruhe“, entgegnete sie ruhig sich dabei auch auf dem Bett nieder lassend. Ihr entging nicht, wie seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen. Seufzend schielte sie zu Seite. Manchmal fragte sie sich, aus welchem Grund sie mit so einem Jungen befreundet war. Noch mehr verwunderte sie es, dass es ihm egal war, dass sie ein Mädchen war. Das sollte keine sexistische Anmerkung sein. Tatsache war nun einmal, dass sobald ihr Körper begonnen hatte, sich in die weibliche Richtung weiter zu entwickeln, da sie immerhin bereits 13 war, behandelten der überwiegende Teil der männlichen Freunde sie anders. Diese Aufmerksamkeit gefiel ihr ehrlich gesagt ein wenig, doch was sie irgendwie zu stören schien, war die weitere Tatsache, dass diese Veränderung an ihr an Natsu spurlos vorbei ging. Es war ihm ja aufgefallen, da er manchmal Witze darüber riss, wie groß ihre Brüste waren für eine Dreizehnjährige. Ansonsten zeigten ihre weiblichen Attribute keine Wirkung auf ihn und es frustrierte sie, denn natürlich wollte sie, dass der Junge, in welchen sie sich verknallt hatte, sie beachtete. Nicht dass er sie pervers äugeln sollte, aber er könnte sie ruhig ab und zu ein Kompliment hören lassen. Loke überhäufte sie immerhin damit!
 

Ein Schnarchen riss sie aus ihren Gedanken. Verwundert blickte sie zu ihrem besten Freund, welcher den Nerv hatte, einfach auf ihrem Bett ein Nickerchen abzuhalten. Ihre Lippen verließ ein leises Seufzen, ehe sie wieder lächeln musste und sich vorsichtig näher zu ihm setzte und begann durch sein Haar zu streichen. So im Schlaf wirkte er wirklich süß und unschuldig, als könnte er keiner Fliege etwas zu Leide tun, doch dem war nicht so. Das wusste jeder, der ihn kannte. Ob er sie je mit anderen Augen betrachten würde? Das fände sie schon. Sie würde ihn noch ein wenig schlafen lassen, ehe sie ihn aus ihrem Bett kicken würde. Das gehörte sich ja immerhin nicht und sie war auch noch nicht bereit, ihn von ihren Gefühlen für ihn wissen zu lassen. Irgendwann würde sie sich trauen. Ganz bestimmt. Und er würde es sicherlich erwidern. Genau!
 


 

„Guck mal, den habe ich auf der Straße gefunden!“, zeigte Natsu Lisanna seinen neusten Fund. Er hatte sie draußen auf dem Spielplatz warten lassen, während er auf sein Zimmer gegangen war, um das niedliche Lebewesen mit blauem Fell zu holen und ihr zu zeigen. Selbstverständlich hatte er alles mit Makarov bereits abgeklärt und medizinische Untersuchungen hatte der kleine Kater auch bereits hinter sich. Er war somit stubenrein und bereit für einen Besitzer - also ihn in jenem Fall.
 

„Was für ein süßer Kater! Wie heißt er?“, wurde er gleich gefragt. Das Mädchen wirkte begeistert. Sie liebte Katzen über alles. Überhaupt war sie ziemlich tierlieb. Sie hätte auch gerne eine Katze, aber ihre Schwester war dagegen, da sie keinen hatten, welcher sich um das Tier kümmern konnte. Das hatte die jüngste der Strauss-Geschwister nachvollziehen und somit auch akzeptieren können. Umso erfreuter war sie nun, da ihr bester Freund nun einen Kater besaß.
 

„Ich nenne ihn Happy!“, teilte er ihr grinsend mit ihr dabei den Kater übergebend, damit sie ihn auch mal halten konnte.
 

„Lass ihn uns wie eine kleine Familie aufziehen!“, schlug sie mit einem Lächeln vor, sodass sogar ihre Augen zu funkeln schienen.
 

„Äh…“, kam es recht unintelligent von dem rosahaarigen Teenager, da er damit nicht gerechnet hatte.
 

„Ah, du bist so süß, Natsu“, kicherte die Weißhaarige und kuschelte weiterhin mit Happy, welcher munter vor sich hin miaute und deutlich Gefallen zeigte an der ihm bisher unbekannten Person.
 

„Bin ich nicht, Lisanna!“, stieß er aus. Seine Wangen nahmen eine rötliche Färbung an. Er sah ihr dabei zu, wie sie mit dem blauen Kater kuschelte. Eigentlich sollten ihn doch diese Worte freuen, oder? Immerhin mochte er sie ja irgendwie mehr als andere Mädchen. Als er realisierte, dass dem nicht so war, da das Bild einer Blondine vor seinem inneren Auge auftauchte, konnte er es sich nicht erklären. So sollte es nicht sein, er durfte es nicht so weit kommen lassen. Lucy und er waren nur beste Freunde, es würde immer so bleiben. Da war er sich sicher. Es war an der Zeit, dass er hieran etwas änderte. Er brauchte nur noch eine sinnvolle Idee.
 

„Ach hier seid ihr…es gibt gleich Abendessen.“
 

Die beiden blickten zu Gray, welcher die Beiden aufgesucht hatte. Unterwegs musste er wohl wieder einmal sein Hemd verloren haben, da er oben ohne herumlief. Das war typisch für ihn.
 

„Danke Gray und du bist oben ohne…“, sagte Lisanna und kicherte leise.
 

„Hat Opa sich inzwischen beruhigt?“, wollte Natsu wissen. Er nahm Happy wieder an sich und richtete sich auf. Er hatte wirklich Hunger, aber das war stets der Fall. Selten traf man ihn eben nicht hungrig an.
 

„Du bist wirklich dumm…“, seufzte der Schwarzhaarige, ehe er in dessen Richtung grinste.
 

„Halt die Klappe, Gray!“
 

„Man könnte meinen, dass du die Schule hattest abfackeln wollen.“
 

Nein, das hatte er nicht. Es war lediglich ein Unfall während des Chemieunterrichts gewesen. Wie es dazu gekommen war? Nun, er hatte gerade mit Lucy an einem Experiment gesessen. Sie teilte ihm immer mit, was er zu tun hatte, da sie sich damit besser auskannte. Er vollführte lediglich ihre Anweisungen, da sie ungern mit Chemikalien hantierte, somit ergänzten sie sich als Team perfekt. Da war Loke zu ihrem Tisch gekommen und hatte begonnen mit Lucy zu flirten, was das Zeug hielt. Es hatte ihn furchtbar aufgeregt. Er hatte völlig vergessen den Bunsenbrenner abzuschalten, obwohl die erwünschte Temperatur bereit erreicht worden war. Das war ihm aber nicht aufgefallen. Lieber waren seine Augen auf Loke fokussiert gewesen, welcher weiterhin schamlos die Blondine anbaggerte. Erst Lucys Aufschrei hatte ihn aus seiner „Ich- möchte-Loke-qualvoll-töten“-Welt herausgerissen. Der Lehrer hatte sie augenblicklich darauf angewiesen in Deckung zu gehen. Es war zu einer großen Stichflamme gekommen. Nichts Ernstes also, wenn man davon absah, dass die ganze Klasse einen Schrecken davongetragen hatte und ein dunkler Fleck an der Decke entstanden war.
 


 

„Willst du mit mir ausgehen?“ Endlich hatte er den Mut gefunden, sie zu fragen. Er war inzwischen 15, aber besser später als nie, oder? Jetzt dürfte alles gut werden. Da war er sich sicher. Sofern sie ihm die Antwort gab, die er hören wollte.
 

„Eh, so etwas wie eine freundschaftliche Verabredung?“, fragte Lisanna nach. Sie wirkte verlegen, das konnte selbst er erkennen. Doch in ihrer Stimme schwang die Unsicherheit mit. Hatte sie etwa hiermit nicht gerechnet? Das verwunderte ihn doch irgendwie, da er versucht hatte, Andeutungen hier und da fallen zu lassen.
 

„Nein, so etwas wie ein Date“, verdeutlichte er seine Absicht und grinste in ihre Richtung.
 

„Oh…aber gerne doch, Natsu!“, antwortete sie ihm schließlich mit einem glückseligen Lächeln und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie machten eine Uhrzeit und Treffpunkt aus, ehe sie sich verabschiedeten. Sobald sie weg war, verschwand das Grinsen von seinem Gesicht. Er konnte es nicht fassen. Wie armselig war er eigentlich? Jetzt, wo er diesen Schritt getan hatte, gab es kein Zurück mehr. Auch wenn er wusste, dass es das Beste für alle war, so bereute er diese Entscheidung bereits in jenem Augenblick. Denn er wollte nicht mit ihr ausgehen, weil er so sehr in sie verliebt war. Nein, das war es nicht. Natürlich fühlte er sich zu ihr angezogen. Immerhin war sie nicht nur hübsch, sondern auch lieb und hilfsbereit. Sie war das erste Mädchen gewesen, welches sich an ihn herangewagt hatte, sie hatte ihm geholfen über das Verschwinden seines Vaters hinweg zu kommen. Sie war das Paar Schwimmflügel für ihn gewesen. Doch nun konnte er auch ohne sie sich über Wasser halten. Er brauchte nur die Luft zum Atmen.
 

Aber es war nicht Lisanna, die wie die Luft für ihn war. Nein, es war nach wie vor Lucy. Eigentlich sollte er sie fragen und nicht die Weißhaarige, aber er war ein Feigling in jener Hinsicht. Er wollte diese Freundschaft nicht zerstören durch seine Gefühle. Immerhin wollte Lucy jemanden wie ihn nur als besten Freund. Als ihren festen Freund hatte sie doch immer so einen einem Prinzen ähnelnden Kerl vor Augen gehabt, das wusste er von ihr persönlich, was das letztere betraf. Er war nie ein Prinz gewesen. Das würde er auch nie sein.
 

Natsu fühlte sich mies, da er Lisanna so unfair behandelte. Doch es würde alles gut gehen, er würde sie lieben. All die Gefühle, die er gegenüber seiner besten Freundin empfand würde er auf Lisanna übertragen. Das war das einzig Richtige und bald wären sie alle ohne Ausnahme glücklich. Davon war er überzeugt.
 

„Hey, Natsu!“ Überrascht blickte er zu Lucy, die auf ihn zugerannt kam. Ihr Lächeln strahlte für ihn wie die Sonne und ihre braunen Augen weckten immer wieder diese Sehnsucht nach ihr. Er wollte das warme Braun, auch wenn das strahlende Blau schöner war und alle andere als kühl wirkte. Aber diese Gedanken würde er nicht mehr haben dürfen. Nie wieder.
 

„Lucy! Es hat geklappt“, ließ er sie wissen, worauf die Blondine einen Augenblick nicht mehr lächelte, was er sich nicht erklären konnte. Schließlich rang sie sich wieder zu einem Lächeln ab, jedoch erschien es ihm nicht mehr so kräftig wie es vorher noch der Fall gewesen war. Es erreichte ihre Augen nicht.
 

„Natsu, wir sind doch die besten Freunde, oder?“ Sie hatten sich auf die Schaukel niedergelassen.
 

„Yep, wieso fragst du so etwas Offensichtliches, Luce?“
 

„Also…ich…“ Sie starrte auf den Boden vor sich und schien sich ihre Worte zu überlegen. Scheinbar fiel ihr jedoch nichts ein, denn sie sagte eine Weile lang nichts mehr.
 

„Keine Sorge, daran wird sich nie etwas ändern“, stellte er klar und grinste in ihre Richtung, um seine Worte zu bekräftigen.
 

„Oh…ja…das ist gut…“, hauchte sie mit einem schwachem Lächeln und ignorierte den pochenden Schmerz in ihrem Brustkorb. Das Wort „nie“ wiederholte sich etliche Male in ihrem Kopf. Jedes Mal schien es wie ein weiterer Schlag ins Gesicht zu sein.
 

Nein, es war nicht gut. Das war ihnen beiden durch den Kopf geschossen, aber keiner sprach dies aus. Lieber sollte das in Vergessenheit geraten und ganz tief vergraben werden in ihrem Herzen. So tief, dass nicht einmal sie selbst von dessen Existenz sich mehr bewusst wären.
 


 

„Ich liebe dich, Lisanna.“ Lucy war vergessen. Sie war nicht mehr weiter wichtig in dieser Welt. Nur Lisanna zählte. So war es. Er hatte es geschafft. Da war er sich ganz sicher.
 

„Ich liebe dich auch, Natsu.“ In ihren Augen funkelten die Tränen. Sie hatte sich diese Worte bereits länger erhofft und nun waren sie zur Realität geworden. Endlich waren ihre Ängste unnötig. Denn er liebte sie und nicht Lucy, wie sie es befürchtet hatte. Ihre Schwester hatte Unrecht gehabt.
 


 

„Ich bin mit Loke zusammen. Kannst du dir das vorstellen?“, eröffnete Lucy Natsu nur wenige Wochen später. Sie lächelte und wirkte glücklich, weswegen auch er glücklich war. Er ignorierte dieses Ziehen an seinem Herzen, denn es war nicht richtig, dass er Eifersucht empfand. Das gehörte nicht hierher. Besonders da er eben an Lisanna vergeben war.
 

„Hhm, schön für euch…“, gab er weniger enthusiastisch von sich.
 

„Freue dich doch mehr für mich, du Idiot!“, meckerte sie und schlug ihm gegen seine Schulter. Verdattert blickte er zu ihr, ehe er anfing zu lachen.
 

„Hey Luce, schlag mich doch nicht gleich.“
 

„Dann lach auch nicht!“
 

Aber er lachte weiter, denn wenn er es nicht tun würde, dann würde er vielleicht nachgegeben, denn diese Gefühle waren nach wie vor präsent. Wie naiv war er nur gewesen? Hatte er wirklich gedacht, dass es so schnell vergehen würde?
 


 

„Natsu, du kannst nicht einfach zu mir ins Bett schleichen? Was soll nur Lisanna davon halten?“
 

Auch wenn sie beide jeweils vergeben waren, so verbrachten sie immer noch sehr viel Zeit miteinander. Ihre Freundschaft war stark und ihnen beiden jeweils sehr wichtig. Sie konnten nicht ohne denn jeweils anderen.
 

„Hä? Sie weiß, dass ich nur sie liebe. Außerdem hatten wir auch schon Sex“, meinte er, als würde das alles erklären, was es eben nicht tat. Vielleicht wollte er einfach sie wissen lassen, dass zwischen ihm und Lisanna alles bestens lief? Das konnte es natürlich sein.
 

„…“
 

„Was wirst du so rot, Luce? Du bist nach einem Jahr Beziehung immer noch Jungfrau?“, wollte er wissen und musste Grinsen, da es seiner besten Freundin deutlich anzusehen war, wie recht er ausnahmsweise mal hatte. Er ärgerte sie wirklich gerne.
 

„G-gar nicht wahr!“ Und er flog von ihrem Bett.
 


 

„Ich helfe meinem Bruder beim Umzug. Ich fliege am Freitag zu ihm.“
 

„Aber da ist doch der Geburtstag von Lucy…“
 

„Ich weiß, aber das lässt sich leider nicht ändern. Außerdem wird sie schon glücklich sein, wenn du kommst.“
 

Darauf hatte er wie immer gegrinst und ausgeblendet, dass er sie eigentlich vermissen sollte und schmollen müsste oder so etwas in der Art, aber er tat es nicht.
 


 

„Wir sehen uns dann. Vermisse mich nicht allzu sehr…“
 

„Das wollte ich gerade sagen.“
 

„Bis in ein paar Tagen, Natsu.“
 

Grinsend verabschiedeten sie sich und sie gab ihm einen Kuss zum Abschied. In jenem Moment hätte er es merken sollen, aber auch dann tat er es nicht.
 

Er würde sie vermissen, ja, aber sie würde ihm nicht fehlen.
 

Natsu Dragneel spürte es, doch beschloss selbst nach den vergangenen zwei Jahren, es weiter in die Tiefen seines Herzens zu drängen. Immer weiter und tiefer sollten diese Gefühle verschwinden. Die Wahrheit sollte endgültig verschwinden. Denn diese war falsch und niemals möglich.
 

Er liebte nach wie vor Lucy Heartfilia seit er ihr Lächeln damals gesehen hatte.

Chapter 10

Oh, jetzt wurde Natsu so Einiges klar. Wie kam es, dass er sich erst jetzt wieder daran erinnerte? Warum hatte es ausgerechnet diesen Lauf genommen? Er war sich nicht sicher, wann er begonnen hatte, den falschen Weg einzuschlagen, aber er hatte ihn für den Richtigen – nein, den Besseren für alle – gehalten. Er war der festen Überzeugung gewesen, dass dadurch alle zu ihrem Glück finden würden. Nun wusste er es besser. Lisanna hatte er wohl das Herz gebrochen und sie so weit getrieben, mit ihm Schluss zu machen. Wahrscheinlich hatte sie ihm eher ihm damit einen Gefallen getan. Lucy hatte er auch rücksichtslos das Herz heraus gerissen, nachdem er ihr mehr oder weniger Hoffnungen auf mehr wohl gemacht hatte. Er fühlte sich wie das letzte Häufchen Dreck. Er hatte es verdient, jetzt all diesen Schmerz zu empfinden, denn er hatte zwei ihm wichtigen Menschen verletzt. Es war nicht vermeidbar, dass man jemanden Schmerzen bereitete, doch er hatte unnötig weiter dazu beigetragen. Dafür bekam er nun wohl die Quittung. Ihm war es recht. Das alles geschah ihm recht.
 

„Natsu…?“
 

Die Stimme Lucys drang gerade so zu ihm durch. Er blickte nur kurz auf, um auf ihren besorgten Blick zu treffen. Nein, das stand hm nicht zu. Lieber sollte sie sich Gedanken um sich selbst machen und dennoch betrachtete sie ihn mit ihren Augen, als hätte er ihre volle Aufmerksamkeit. Das stand ihm nicht zu, sie sollte damit aufhören. Er wollte sich nicht besser fühlen. Immerhin trug er die überwiegende Schuld für ihr Leid. Wie hatte er sich als ihren besten Freund nur all die Zeit bezeichnen können? Er hätte sie besser beschützen sollen. Im Endeffekt hatte er sie vor jedem – nur nicht vor ihm selbst – bewahrt. Somit hatte er wohl in voller Linie versagt.
 

„Weinst du…? Hey…Natsu!“
 

Ihm war gar nicht aufgefallen, dass wohl jegliche Dämme bei ihm gebrochen waren. Es war nicht so, als würden die Tränen bei ihm in Strömen fließen. Immerhin war er ein Mann! Nichts destotrotz rollten einige heiße Tränen ihm übers Gesicht und das an sich war bereits ein ungewohnter Anblick. Selten hatte der Dragneel einen Grund zum Weinen gehabt. Als sein Vater ihn alleine gelassen hatte, da hatte er geweint wie jetzt. Damals hatte er geweint, da er sich alleine gelassen gefühlt hatte. Die Welt war ihm mit einem Mal so dunkel und trostlos vorgekommen. Und jetzt? Welchen Grund hatte er nun? War es wieder die Einsamkeit? Vielleicht. War es der Liebesschmerz? Auch wahrscheinlich. War es die wiederkehrende Reue? Das wohl auch. Wahrscheinlich waren die Gründe zu viel geworden und der Behälter in ihm war geplatzt, der all das in sich gestaut hatte. Er konnte es wohl nicht mehr in sich halten. Das war es wohl.
 

„Alles wird gut, Natsu, bitte, weine nicht, okay…?“, vernahm er erneut die Stimme seiner besten Freundin, die ihren Stuhl neben dem seinen gestellt hatte, damit sie ihn umarmen konnte. Seinen Kopf positionierte sie dabei in ihrer Halsbeuge, sodass sie ihm besser über den Kopf streichen konnte. Immerhin hatte das eine beruhigende Wirkung, da bildete er mit Sicherheit keine Ausnahme. Jeder wollte doch mal in die Arme genommen werden und einfach nur bedingungslos geliebt werden. Das konnte sie gut nachvollziehen und das Gefühl hatte er ihr immer wieder gegeben. Stets wenn ihr Vater sie nahezu in den Wahnsinn getrieben hatte, war Natsu für sie da gewesen. Loke hatte nie diese besondere Wirkung auf sie gehabt. Denn bei ihrem besten Freund hatte sie sich wahrlich fallen lassen können. Er würde sie immer wieder mit einem Grinsen auffangen. Fast schon hatte sie vergessen, dass er nicht immer der Retter in ihrem Leben sein konnte. Er brauchte auch so jemanden. Keiner war allmächtig und unverwundbar. Auch wenn man so wirkte, war das meistens nur einen trügerischer Schein. In Natsus Fall hatte sie einfach daran glauben wollen, dass dem so war. Doch jetzt würde sie diese Person für sein.
 

„Es tut mir so Leid, Luce…“, vernahm sie sein Wispern. Es war schwer verständlich, da er undeutlich sprach aufgrund seiner Tränen, doch sie hatte es heraushören können. Irritiert schob sie ihre Augenbrauen zusammen. Von was sprach er eigentlich genau? Um ehrlich zu sein, gab es Einiges, für was er sich entschuldigen könnte oder eher sollte. Sie war intelligent, das stellte sie nicht in Frage, aber das reichte dennoch nicht aus, um ihn und seine Gedankengänge völlig zu durchschauen. Er hatte in seinen Gedanken wohl geschwelgt und dann zu ihr geschaut. Erst dann waren die Tränen ihm aus den Augen gequollen. Was konnte sie daraus schließen?
 

„Ich war nicht ehrlich zu dir, Luce, das tut mir so Leid…“, sprach er weiter mit dieser Stimme, die alles andere als nach ihm klang. Er schlang seine Arme um sie, als suchte er einen Halt. Seine starken Arme, die sie stets beschützt hatten vor dem ganzen Unheil dieser Welt, griffen nach ihr, als hätten sie jegliche Kraft verloren. Das konnte sie sich nicht erklären. Warum war er so? Sie hatten beide eine harte Zeit hinter sich. Also warum brachte er gerade jetzt zusammen?
 

„Wir können alles klären, Natsu, es wird alles wieder gut…“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Das war ein naiver Gedanke, aber man musste doch daran glauben, dass alles besser werden würde. Wenn man es nicht täte, dann stände es ja außer Frage, dass alles nur noch schlimmer werden würde. Es war Zeit, dass sie sich wieder aufrappelten und endlich klären würden, was sie wollten. Wenn die Freundschaft dadurch ein Ende nehmen würde, dass mussten sie es riskieren. Alles war besser als dieser sinnfreie Stillstand. Sie mussten sich weiter bewegen, sich in eine bessere Richtung weiter entwickeln und letzten Endes den Schmerz nutzen, um stärker zu werden.
 

„Ich hatte dir doch gesagt, dass ich nicht wüsste, ob ich etwas an unserer Beziehung etwas ändern wollen würde…das war gelogen…“, durchbrach der Rosahaarige die eingetretene Stille, worauf die Blondine blinzelte und verwirrt zu ihm hinunter schielte. Wie hatte sie das jetzt denn zu verstehen? Sie konnte jetzt Vermutungen anstellen, aber es wäre wohl besser, wenn sie die Antwort von ihm hören würde. Sie wollte sich keine unnötigen Gedanken machen, die sie auf eine falsche Schlussfolgerung schließen lassen würden. Das konnte sie wirklich nicht gebrauchen, dass man ihre Hoffnungen erneut im Keim ersticken würde, nur damit sie immer wieder neu entflammten.
 

„Wie meinst du das, Natsu?“, fragte sie also, da er keine Anstalten machte, seine Worte näher zu erläutern. „Sage es mir, bitte…“ Ihre Stimme erschien ihr fast schon so, als würde sie ihn gerade anflehen. Aber war es nicht auch ihr gutes Recht, die Wahrheit zu erfahren?
 

Zunächst rührte er sich nicht, doch dann löste er seine Arme von ihr und richtete seinen Oberkörper auf, sodass er wieder völlig normal auf seinem Stuhl saß. Er richtete seine Augen auf sie. Ihm war deutlich anzusehen, dass er bis vor kurzem noch dabei gewesen war, Tränen zu vergießen. Doch Lucy meinte noch etwas in seinen Augen zu sehen, was sie nicht wirklich deuten konnte.
 

„So, wie ich es gesagt habe“, entgegnete Natsu. Scheinbar wollte er ihr nicht verraten, was er wirklich dachte. Das frustrierte sie ungemein. Wie konnte er ihr so etwas sagen und dann nicht den Anstand besitzen näher darauf einzugehen? Sie musste es einfach wissen! Diese Worte von ihm ließen sie hängen.
 

„Natsu…“, forderte sie ihn ein weiteres Mal auf. Er schüttelte jedoch nur seinen Kopf.
 

„Das nächste Mal vielleicht…ich habe vorher noch etwas Wichtiges zu klären…“
 

Die Antwort stimmte sie nicht zufrieden. Sie war verständnisvoll, aber ihre Geduld neigte sich dem Ende zu. Sie hatte keine Kraft mehr für all das. Wenn es so weiter gehen würde, dann wüsste sie nicht, wie sich all das entwickeln würde. Was würde mit ihr passieren? Was würde aus ihnen werden? Es gab viel zu viele Fragen, sie sie beantwortet sehen wollte, doch so würde sie stets mit leeren Händen dastehen.
 

„Und das wäre? Verrätst du mir wenigstens das?“, hauchte sie und distanzierte sich ein wenig von ihm, wand ihren Blick jedoch nicht ab. Er setzte scheinbar gerade zu einer Verneinung an, überlegte es sich aber zu ihrem Glück wohl anders.
 

„Ich muss das zwischen mir und Lisanna endgültig beenden, das ist alles…“
 


 

Eine weitere Woche war ins Land gezogen. Natsu hatte seit dem Tag nicht mit Lucy gesprochen, das konnte er nicht. Nicht ehe er das mit Lisanna endgültig geklärt hatte. Denn sie war ihm ebenfalls sehr wichtig. Sie hatte die volle Wahrheit verdient. Anders würde er ihr nicht mehr gegenüber treten können. Er durfte es nicht einfach vergessen. Vielleicht würde sie ihn hassen und ihn verfluchen. Das würde er akzeptieren. Das wäre immer noch besser, als sie weiterhin zu belügen, indem er ihr etwas Wichtiges verschwieg. Heute würde er endlich die Gelegenheit dazu bekommen, da sie zugestimmt hatte, sich mit ihm für ein Gespräch zu treffen. Er hatte es sich vielleicht eingebildet, aber sie schien erfreut geklungen zu haben, dass er das Gespräch mit ihr suchte. Wenn dem wirklich so war, so konnte er nur hoffen, dass sie sich nichts erhoffte, was ihre Beziehung betraf, auch wenn sie diejenige gewesen war, die mit ihm Schluss gemacht hatte.
 

Ein wenig nervös war er trotzdem. Ein Treffen mit der Exfreundin war alles andere als einfach und konnte leicht außer Kontrolle geraten. Das war ihm bewusst. Das änderte aber nichts daran, dass er es zu bewältigen hatte, wenn er sich einen Mann nennen wollte, welcher für seine Worte einstand. Er würde all das über sich ergehen lassen, was sie ihm entgegen werfen würde. Auch wenn er so dachte, so hatte er als Ort des Treffens sich einen Ort ausgewählt, welcher öffentlich gelegen war. Es war ein Café. Konnte man es ihm als Vorwurf anrechnen? Schließlich hatte sie mit ihm auch nicht an einem besseren Ort Schluss gemacht.
 

Schließlich betrat die Weißhaarige das Café. Ihr Aussehen hatte sich kein bisschen verändert. Ihre Haare schien sie ein wenig anders zu tragen, doch was der tatsächliche Unterschied war, mochte er nicht beurteilen. Sie sah irgendwie hübscher und glücklicher aus. Das sollte ihn wohl erleichtern. Es dauerte nicht lange, ehe sie ihn ausmachte. Zu seiner Verwunderung lächelte sie in seine Richtung, ehe sie sich auch schon zum Tisch hinbewegte, an welchem er saß und sich dort letzten Endes ihm gegenüber auch niederließ.
 

„Hey Natsu, wie geht es dir?“, begann sie das Gespräch mit einem Lächeln. Es war seltsam, dass sie so lächeln konnte, nachdem was zwischen ihnen vorgefallen war. Vielleicht gab es etwas, was ihm entgangen war, was sie betraf? Sie wirkte nicht wie jemand, welcher man das Herz gebrochen hatte. Oder war er zu vorureilig, dieses Urteil zu fällen? Wobei er sich sicher war, dass das Lächeln echt war. Jetzt, wo er so darüber nachdachte, konnte er sich nicht daran erinnern, wann er es das letzte Mal an ihr gesehen hatte. Er hatte sie wohl wirklich unglücklich gemacht.
 

„Hör mal, Lisanna, wie ich bereits am Telefon gesagt habe, möchte ich Einiges klarstellen, was unsere Beziehung betraf. Du hast es verdient zu wissen, was von meiner Seite aus falsch gelaufen ist.“
 

Lisanna nickte auf Natsus Worte hin und dann begann er ihr alles von Anfang an zu erzählen. Er berichtete von seiner Freundschaft zu Lucy und von seinen Gefühlen ihr gegenüber. Überhaupt erzählte er ihr alles, woran er sich erinnern konnte. Den Ausrutscher am Geburtstag Lucys beschloss er sie auch wissen zu lassen. Immerhin war es wichtig, das zu nennen, wenn er sein darauf folgendes Verhalten ihr gegenüber erklären wollte. Außerdem machte er keine halben Sachen. Nichts wollte er vor ihr verheimlichen. Die Geschehnisse nach der Trennungen erwähnte er jedoch nur, das hatte nichts mit ihr zu tun. Er sprach lange und sie hörte ihm bis zum Ende zu, ohne ihn zu unterbrechen. Ihrem Gesicht war nicht wirklich etwas anzusehen. Scheinbar versuchte sie erst einmal auf sich alles einwirken zu lassen, ehe sie reagieren würde. Sie nahm einen tiefen Atemzug.
 

„Danke, dass du mir all das erzählt hast, Natsu, ich bin dir dafür wirklich dankbar“, fing sie an. Innerlich wollte er bereits aufatmen, da sie viel gefasster reagierte, als er es erwartet hatte, doch ihr Mund öffnete sich ein weiteres Mal. „Trotzdem ist das alles schwer zu verdauen, wenn ich ehrlich sein soll, da es all meine Befürchtungen wahr gemacht hat, die ich die ganze Zeit über gehegt habe. Weißt du, Mira hat mir vor unserer Beziehung immer vorgeschwärmt, wie gerne sie dich mit Lucy zusammen sah und ich habe ihr immer entgegnet, dass es so nicht enden würde. Ich bin wirklich glücklich gewesen, als wir zusammen gekommen waren.“ Sie schien eine Weile ihren Gedanken nachzuhängen, ehe sie sich wieder fasste.
 

„Es gibt noch etwas, was ich dir erzählen möchte. Es ist etwas, was ich dir im Flughafen habe sagen wollen, doch habe ich es nicht übers Herz gebracht, dir das auch noch zusätzlich aufzubürden…“, durchbrach sie die Stille zwischen den beiden und wirkte mit einem Mal nervös. Scheinbar wusste sie nicht, wie sie ihm es am besten beibringen sollte. Er selbst hatte nicht die leiseste Ahnung, was es wohl sein könnte. ‚Warte mal…ist sie vielleicht schwanger?‘, schoss es ihm durch den Kopf und er spürte die Panik in sich entstehen. Es wäre eine Katastrophe, wenn dem so wäre! Sein Leben würde völlig anders als geplant verlaufen! Ihm war nicht danach! Doch konnte er sich nicht vor der Verantwortung drücken. Er musste sich ein Seufzen zurückhalten. Wieso dachte er gerade an diese Ausgangslage? Das brachte sicherlich nur Unglück.
 

„Hör mal, Natsu, ich weiß, dass dir das hier gerade schwer gefallen ist. Nur aus diesem Grund bin ich auch bereit, dir zu erzählen, dass…“ Die darauf folgende Pause dauerte vielleicht nur zwei Sekunden, aber seine Wahrnehmung zog es in eine viel beträchtlichere Länge. Es hätten wahrlich zehn Sekunden sein können. Doch wer konnte es ihm verübeln? Die folgenden Worte könnten etwas Bedeutendes sein und sein Leben ein weiteres Mal umkrempeln, was er derzeit nicht gebrauchen konnte. Immerhin hatte er gerade wieder die Kontrolle über sein Leben erlangt, da konnte es doch nicht gleich wieder aus den Fugen geraten!
 

„Es ist so, dass ich mich in jemand anderen verliebt habe. Und ehe du etwas dazu sagst, ja, es ist während unserer Beziehung passiert, aber es ist wirklich nichts gelaufen“, erzählte sie und warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Zuhören verpflichten sollte. Er beschloss dem lieber Folge zu leisten, auch wenn er sich nicht sicher war, wie er darüber denken sollte, dass sie an jemand anderem interessiert war mit einem Mal. Jedoch war es ihr gutes Recht, wenn er so recht darüber nachdachte. Schließlich hatte er ihr nicht das entgegen bringen können, was sie verdient hatte, er hatte sie mehr oder weniger benutzt. Es sollte ihn freuen, sofern dieser Kerl sie wirklich wertschätzen würde.
 

„Es ist passiert, als ich meinem Bruder beim Umzug geholfen habe. Freunde Evergreens haben den Beiden selbstverständlich auch geholfen und so bin ich mit ihnen ins Gespräch gekommen. Besonders mit einem habe ich mich besonders gut verstanden. Aber da ich nichts Falsches machen wollte, habe ich natürlich ihn wissen lassen, dass ich in einer Beziehung bin. Auf jeden Fall ist das wichtiger, dass ich meinen Bruder und Evergreen habe streiten sehen. Das hat mich an uns denken lassen. Wir hatten nie wirklich Streit gehabt. Ich habe stets gedacht, dass das daran liegt, dass wir uns so gut verstehen, aber die Wahrheit sieht anders aus, Natsu. Die Wahrheit ist, dass wir es lediglich gemieden haben. Dadurch haben wir verlernt einander zu verstehen. Meine wichtigste Erkenntnis daraus war, dass ich mich nicht hatte verleiten lassen dürfen, diese Beziehung einzugehen. Eigentlich habe ich es geahnt, dass dein Herz nicht wirklich mir gehört hat, aber du hattest dich damals für mich entschieden…das hatte mich so glücklich gemacht, dass ich das einfach verdrängt hatte…“
 

All das ergab für Natsu Sinn. Selbst wenn sie ihn betrogen hätte, so könnte er ihr keinen Vorwurf machen. Immerhin hatte er sie betrogen und das mit der Person, die mit ihren Zweifel zusammenhing. Aber wie sollte er jetzt hierauf reagieren? Er war sich nicht sonderlich sicher.
 

„Es tut mir wirklich Leid, Lisanna. Du hast das wirklich nicht verdient gehabt…“
 

„Ich werde nicht sagen, dass es in Ordnung ist, denn das ist es nicht“, entgegnete sie auf seine Worte, lächelte darauf aber schwach, „aber ich werde darüber hinweg kommen und meinen eigenen Weg weiter gehen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.“
 

„Kann er dich glücklich machen, Lis?“, wollte er noch wissen, worauf er einen überraschten Blick zugeworfen bekam. Mit dieser Frage hatte sie nicht wirklich gerechnet. Sie wollte aber kurz darüber nachdenken, ehe sie ihm antwortete.
 

„Ja, da bin ich mir sicher“, antwortete sie ihm mit einem glückseligen Lächeln, weswegen er wusste, dass alles wieder gut gehen würde. Lucy hatte Recht behalten, mit dem was sie ihm gesagt hatte. Aber hatte sie nicht immer Recht? Das hatte sie wohl. Er erlaubte sich ein Grinsen.
 


 

„Also was wirst du jetzt machen?“
 

Ja, das war in der Tat eine gute Frage. Natsu hatte alles, was notwendig war, mit Lisanna geklärt. Es würde dauern, ehe sie wieder ein Verhältnis zueinander hätten, welches von einer reinen Freundschaft geprägt war, aber sie würden das hinbekommen. Davon waren sie beide überzeugt. So hatten sie sich auch am vorherigen Tag getrennt. Das Leben konnte für sie beide weitergehen.
 

„Könntest du mit dem Rauchen aufhören? Das benebelt meine Gedanken…“, beschwerte der Rosahaarige sich bei seinem Nachbar, welcher mit einem Grinsen seinen Kopf schüttelte. Er hatte gerade die ganze weitere Geschichte von seinem Freund erfahren. Das hieß aber nicht, dass er nun auf verständnisvoll und hilfsbereit machen würde. Ihm war definitiv nicht danach.
 

„Wie auch immer…ich habe Lucy versprochen, dass ich mit ihr rede nach der Sache mit Lisanna…“
 

„Dann mache das doch..:“
 

„Ich habe Angst Gray…was ist wenn ich sie so sehr verletzt habe, dass sie mich nicht mehr will? Wie sollte ich damit klarkommen? Ich weiß nicht, was dann aus mir werden würde…“
 

Natürlich hätte er es wohl verdient, von ihr zurückgewiesen zu werden, aber nur weil ihm das bewusst war, hieß es nicht, dass er es ertragen könnte. Es würde ihm vielleicht zu viel werden und er wollte nicht wieder in diesem armseligen Zustand verweilen, er wollte voranschreiten können. Doch wie sollte ihm das möglich sein, sollte Lucy ihm das Herz brechen?
 

„Genau deshalb bist du ein Idiot. Wenn sie das wollen würde, hätte sie nicht gewartet bis du deine Angelegenheiten regelst. Sie hat dir kein einziges Mal gesagt, dass sie dich aufgibt, oder? Dann glaube daran und mache nicht einen auf feige…das ist wahrlich erbärmlich…“ Der Dragneel grummelte, ehe auch auf seinen Gesichtszügen sich ein Grinsen bildete.
 

„Ich könnte deinen Ratschlag erst ernst nehmen, wenn du ihn selber befolgen würdest. Weißt du die Wände sind nicht sonderlich dick…ich bekomme schon so Einiges mit. Seltsam, dass ich ihren Namen höre, obwohl sie nicht bei dir in der Wohnung ist…“, merkte er an und schielte zu dem Schwarzhaarigen, welcher ihn irritiert ansah, ehe seine Wangen an Farbe gewannen, da er wohl die Anspielung verstanden hatte.
 

„H-halt die Klappe, Feuerschädel. Kümmere dich um deinen eigenen Kramm…es ist meine Sache und ich regele sie so, wie ich es möchte…“, fauchte er zurück und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, um sich zu beruhigen.
 

„Achso…gut, dann gebe ich Lyon Bescheid, dass du ihm freie Bahn lässt.“ Darauf holte er sein Handy hervor und begann eine Nachricht abzutippen, die er auch gleich versendete.
 

„Oi, Natsu…willst du dass ich rüber komme?“, drohte Gray seinem Nachbar dabei das Handy äugelnd, welches wieder weggesteckt wurde.
 

„Versuch es doch, Stripper“, stichelte dieser grinsend, worauf sie sich ein hitziges Gefecht mittels ihrer Blicke lieferten. Keiner der beiden wollten den Sieg abtreten. Sie fügten also ihre üblichen Beschimpfungen hinzu. Die weiteren Nachbarn, die ihre Köpfe aus den Fenstern streckten, um nachzusehen, nur um zu seufzen oder vorwurfsvoll ihre Köpfe zu schütteln, ignorierten die Beiden. Sie hatten gerade wichtigere Sorgen.
 

„Gray-sama, ich komme gleich nach oben!“, vernahmen sie plötzlich, weswegen sie ihr Gezanke unterbrachen. Mit geweiteten Augen starte Gray von seinem Balkon hinab. Tatsächlich. Dort unten stand Juvia und schien wortwörtlich zu strahlen. Also hatte Natsu ihr und nicht Lyon geschrieben? Irgendwie erleichterte es ihn im ersten Augenblick, jedoch packte ihn dann die Panik, als ihm bewusst wurde, dass sie hochkommen würde.
 

„Natsu, du…!“, fing er an, doch war sein Nachbar bereits ins Innere seiner Wohnung verschwunden. Grummelnd drückte er seine Zigarette aus und tat es ihm gleich. Er würde diesem Kerl umbringen, aber zunächst hatte er sich um ein größeres Problem zu kümmern, welches sich mit einem Türläuten ankündigte. Während er zur Tür lief, erwischte er sich dennoch bei dem Gedanken, dass er sich vom tiefsten Herzen wünschte, dass die Beiden – also Natsu und Lucy – endlich zueinander finden würden.

Chapter 11

Seufzend und mit einem skeptischen Gesichtsausdruck machte Lucy sich gefühlt zum hundertsten Mal die Haare. Sie wollten einfach nicht so liegen, wie es ihren Vorstellungen entsprach. Das perfekte Outfit hatte sie bereits. An ihrem Aussehen hatte sie nichts auszusetzen. Wären bloß nicht ihre Haare, die ihr recht langweilig vorkamen. Sie wollte strahlen! Aber ihre Haare wollten ihr einfach nicht den Gefallen tun. Da konnte sie machen, was sie wollte. Es frustrierte sie ungemein. Wozu der Aufwand war? Nun, Natsu hatte sich angekündigt. Nach einer langen Woche hatte er ihr eine Nachricht geschrieben, in welcher er ihr mitgeteilt hatte, dass er nun bereit wäre, ihr alles zu erklären, was auch immer es sein sollte. Da ihm bewusst war, was sie für ihn empfand, konnte es doch nicht schaden, sich für ihn hübsch zu machen. Warum ihr danach war, konnte sie sich nicht so recht beantworten. Vielleicht erhoffte sie sich etwas davon? Falls er Zweifel hätte, wären sie hiermit sicherlich schnell aus dem Weg geräumt. Das war irgendwie erbärmlich, aber sie war nahezu am Verzweifeln und vor allem immer noch hoffnungslos in ihn verliebt.
 

„Lucy, du bist doch bescheuert…“, seufzte sie ein weiteres Mal und beschloss es einfach bei ihrem seitlichen Zopf zu belassen. Immerhin wirkte es doch recht süß kombiniert mit ihrem Sommerkleid, welches teilweise mit Rüschen verziert war. Notfalls würde sie eben ihr Dekolletee ihm besser präsentieren. Halt! Sie wollte ihn doch gar nicht verführen! Was trieb sie nur? Aber das war auch nur seine Schuld! Letzten Endes hatte sie sich doch etwas aus seinen Worten erhofft, die er an sie gerichtet hatte. Natürlich dachte sie nun daran, dass er die Sache mit Lisanna ein für alle Mal hatte klären wollen, damit ihrer Beziehung nichts mehr im Weg stand. Aber es sprach nur eine Sache gegen ihre ach so schöne Theorie: er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er sie liebte. Vielleicht wollte er auch nur Freundschaft Plus? Wobei wenn er damit käme, würde sie ihn hochkant aus der Wohnung werfen. Das würde sie.
 

„Ich hatte dir doch gesagt, dass ich nicht wüsste, ob ich etwas an unserer Beziehung etwas ändern wollen würde…das war gelogen…“
 

Konnte man diese Worte denn noch anders deuten, als diese zwei Möglichkeiten? Nun, rein theoretisch gäbe es noch eine weitere Option, aber sie ging mal optimistisch ran, weswegen sie nicht daran denken wollte, dass er die Freundschaft gar beenden wollte. Wieso sollte er auch? Sie waren stets unzertrennlich gewesen und hatten zusammen so viel durchgestanden. Das konnte man nicht einfach vergessen, ob man wollte oder nicht. Ihre derzeitige Lage würden sie irgendwann überstehen.
 

Das Läuten der Tür brachte ihr Herz zum Rasen. Die Blondine warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, ehe sie durch die Wohnung hastete. Was auch immer er ihr sagen würde, es würde nicht nur wichtig sein, sondern auch ihre Beziehung wohl ändern, oder? Aber wie sollte sie am besten reagieren? Sie wusste es nicht. Bei der Eingangstür hielt sie inne. Konnte sie all das Geschehene einfach aus ihren Erinnerungen verbannen? Sie wollte es wirklich können, doch etwas schien sie daran zu hindern. Es war ja seine Schuld, oder? ‚Was denkst du da, Lucy? Du hast es doch alles damals einfach passieren lassen, du hättest nicht so feige sein sollen und um ihn kämpfen sollen, als du die Möglichkeit gehabt hattest. Durch dein Verhalten hast du deine Gefühle echt heruntergespielt. Du bist nicht unschuldig, suche nicht die völlige Schuld bei Natsu!‘ Mensch, ihr Gewissen konnte echt durchgreifend sein. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und öffnete die Tür. Es hatte keinen Sinn über Schuld und Unschuld nachzudenken, sie wollte nicht in der Vergangenheit leben müssen. Die Zukunft stand vor ihrer Tür und wartete wahrscheinlich auf eine Chance, von ihr ergriffen zu werden. Das durfte sie sich jetzt nicht vermiesen.
 

„Natsu…“, hauchte sie, als hätte sie ihn nicht erwartet. Da stand er tatsächlich. An ihm wirkte nichts anders. Er trug sein typisches eher weitere, dunkles Paar Hosen und ein grünes T-Shirt mit einer Aufschrift, die mit der Aufschrift „Don’t mess with me“ darauf verwies, dass man sich mit ihm lieber nicht anlegte, wenn einem das Leben etwas wert war. Dass er es nicht ihretwegen trug, war ihr durchaus bewusst. Es war ja nicht so, als achtete er sonderlich groß darauf, was er anzog. Für seine früheren Dates mit Lisanna hatte sie ihn stets hergerichtet, da ihr das Mädchen Leid getan hatte, da ihr Freund sich nicht bewusst war, dass man sich wenigstens etwas schick zu machen hatte. Heute war das auch nicht der Fall, aber da das hier kein Date sein sollte, würde die Heartfilia es ihm noch durchgehen lassen. Natürlich war sein geschuppter, weißer Schal um seinen Hals geschlungen. Diesen trug er seitdem sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Nur beim Schwimmen und Waschen trug er ihn nicht.
 

„Lucy, kann ich reinkommen?“, fragte der Dragneel und lächelte etwas, worauf sie mit einem Nicken die Tür weiter aufmachte und ihn hereinließ. Die Tür schloss sie hinter ihm. Ihre braunen Augen richteten sich erwartungsvoll auf ihn. Selbstverständlich erwartete sie von ihm, dass er als erstes das Thema anschnitt. Sie selbst wusste wirklich nicht, was sie jetzt groß sagen konnte, ohne sonderlich aufdringlich zu wirken. Außerdem hatte er sie sprechen wollen, also war es doch irgendwie seine Aufgabe als erstes das Wort zu erheben! So sah sie es. Dennoch verspürte sie den Drang, ihm einfach nahe zu sein und ihm augenblicklich alle ihre Gedanken mitzuteilen. Sich davon abzuhalten, verlangte Einiges von ihr ab.
 

„Wir sollten uns setzen…“, merkte sie an, da er keine Anstalten machte sich zu bewegen. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit zu dem Sofa ihres Wohnzimmers. In der Regel hielten sie sich immer auf ihrem Zimmer auf, aber wenn man in Betracht zog, was in ihrem Zimmer bereits zwei Male vorgefallen war, wollte sie das lieber vermeiden. Immerhin wollten sie reden, was nicht möglich wäre, wenn sie sich an das Geschehene erinnern würde. Sie wollte möglichst fokussiert bleiben. Beim Sofa angekommen ließ sie seine Hand los und ließ sich darauf nieder. Er zögerte nicht lange, sich neben ihr niederzulassen.
 

Eine fast schon unangenehme Stille umhüllte sie. Scheinbar wusste er nicht, wie er beginnen sollte. Sie selbst wusste von nichts und sie wollte die Stille nicht mit einer dummen Aussage brechen. Doch konnte sie sich nicht davon abhalten zu ihm zu schielen. Seine Stirn war in Falten gelegt, was seine Nachdenklichkeit hervorhob, dir ihm wirklich nicht stand. Er war ein impulsiver Mensch zur Unzufriedenheit der meisten Menschen, aber sie hatte sich damit abgefunden und schätzte ihn des Öfteren deswegen, da er damit auch zeigte, dass er keine Zweifel äußern würde. Er beharrte an seinen Standpunkten. Komplexe Dinge erschienen mit einem Mal so einfach. ‚Ich sollte aufhören, Dinge aufzuzählen, die mich dazu bringen, ihn zu lieben. Das ist gerade weniger passend…‘ Wie würde das denn auf ihn wirken, wenn sie beginnen würde ihn mit einem gewissen Gesichtsausdruck anzustarren? Das wäre selbst für ihn auffällig. Sie wollte kein Gespräch mit verlegender Miene führen.
 

„Ich habe mich mit Lisanna ausgesprochen. Zwischen uns ist jetzt alles im Reinen. Ich habe mir ihre Reaktion irgendwie anders vorgestellt, wobei sie nie jemand gewesen ist, die leicht wütend zu bekommen ist. Aber ich habe wohl Glück gehabt, da sie wohl bereits dabei ist, von unserer Beziehung los zu lassen und sich jemand anderem zu widmen…“, begann Natsu endlich und lächelte in die Richtung Lucys, welches sie automatisch erwiderte. Es wirkte so unbeschwert wie eh und je. Wie konnte sie es einfach nicht erwidern? Dieses Lächeln – nein, es war eher ein Grinsen – hatte ihr gefehlt.
 

„Das freut mich, Natsu. Ihr habt also alles geklärt.“ Es freute sie wirklich. Das war keine Lüge. Doch auch wenn sie die Nachricht wohl erfreute, so wollte ihr Herz gerade etwas völlig anderes hören. Sie wollte ihn sagen hören, was er ihr gegenüber empfand. Diese Spannung wollte sich einfach nicht aus ihrem Inneren lösen, egal, wie sehr sie sich einredete, dass sie geduldig sein musste. Sie war seine beste Freundin, sie musste ein offenes Ohr für ihn haben und ihre Interessen nach hinten stellen. Doch nach all dem, was sie wohl durchgemacht hatte, war es eine wirklich schwierige Aufgabe, die sie da sich auferlegt hatte.
 

„Könntest du mich ausreden lassen, Luce? Es ist wichtig, dass ich etwas an einem Stück sagen kann“, bat er sie, worauf sie nickte und schluckte. Wieso klopfte ihr Herz auch auf einmal so wild? Erwartete sie jetzt etwa eine Liebeserklärung? War es das? ‚Nein, Lucy, das wird er jetzt nicht tun. Bilde dir jetzt nichts ein! Am Ende wirst du nur enttäuscht!‘, versuchte sie sich zu wappnen. Aber war es so abwegig, dass sie dies erwartete? Das war es wahrscheinlich nicht. Dennoch wusste sie, dass es nicht so ablaufen würde, wie sie es sich wünschte. Er wollte ihr etwas Wichtiges mitteilen, was mit wenigen Worten nicht auszudrücken war.
 

„Ich war feige, als ich Lisanna meine Gefühle gestanden hatte. Es ist nicht so, als hätte ich nichts für sie empfunden. Nur konnten diese Gefühle nicht mit denen mithalten, die ich dir gegenüber empfunden hatte, aber ich habe es wirklich nicht einsehen wollen. Du bist meine beste Freundin gewesen, auf welche ich nicht hatte verzichten wollen. Also hatte ich alle Gefühle auf sie fixiert. Das hat eine Zeit lang auch recht gut funktioniert, wobei mich das mit Loke trotzdem nicht in Ruhe gelassen hatte“, dabei runzelte er genervt seine Stirn, „Aber das an deinem Geburtstag hat mich durcheinander gebracht. Ich habe meine Orientierung verloren. Ich wollte an diesem Gedanken festhalten, einfach so weiter zu machen, wie ich es bisher getan hatte. Ich dachte, dass wir nur ein wenig mehr Zeit bräuchten, um uns wieder auf unseren Weg zu Recht zu finden. Doch als Lisanna mit mir Schluss gemacht hatte, ist mein aufgerichteter Pfeiler in sich gestürzt. Ich wusste nicht mehr, woran ich mich festhalten sollte, also habe ich dich benutzt, als du mir deine Gefühle gestanden hattest. Ich habe es nicht aufhalten können, es ist einfach so über mich gekommen. Das hätte so nicht passieren dürfen.“
 

Seine Augen waren die ganze Zeit über auf die ihren gerichtet. Ihr Mund öffnete sich kurz, ehe sie sich an seine Bitte erinnerte und ihren Mund wieder schloss. Sie sollte ihn zu Ende lassen. Das wäre nur fair. Immerhin hatte sie auch etwas zu sagen, wofür sie sein volles Gehör haben wollte.
 

„Auf jeden Fall habe ich seit gestern überlegt, was ich jetzt eigentlich will. Es ist nicht einfach, seine Gedanken zu ordnen. Besonders für mich war es noch nie eine einfache Tätigkeit gewesen, wenn ich ehrlich sein soll, aber das ist dir ja bewusst“, merkte er grinsend an, „Dennoch bin ich zu einem Schluss gekommen: ich bin noch nicht bereit für eine Beziehung mit dir, Luce. Es ist nicht so, als könnte ich mir keine zwischen uns vorstellen, aber zwischen uns ist alles durcheinander gekommen. Ich fände es gut, wenn wir es langsam angehen lassen könnten. Würdest du damit klar kommen?“
 

In einem musste sie ihm Recht geben. Zwischen ihnen war so Einiges vorgefallen, was nicht hätte sein dürfen. Sie könnten einen Fehler begehen, wenn sie nun voreilig in eine Beziehung stürzen würden. Das könnte recht schnell außer Kontrolle gerate. Das befürchtete er scheinbar. Sie konnte das nachvollziehen. Eigentlich sollte sie es auch akzeptieren können. Sie hatte so lange bereits gewartet, da konnte doch etwas mehr nicht schaden, oder? Oder?
 

„Nein, würde ich nicht“, wisperte die junge Frau und ergriff seine beiden Hände mit den ihren, „ich kann das nicht mehr, Natsu. Ich verstehe deine Gründe und kann sie wirklich nachvollziehen, aber ich bin nicht in der Lage, weiter zu warten. Ich bin an meinem Limit. Du kannst von mir nicht erwarten, dass ich weiterhin warte. Ich habe schon so lange gewartet, eigentlich sollte das deswegen nichts ausmachen, doch ich kann keine Kraft dazu mehr aufbringen. Lass es uns einfach langsam angehen. Wir müssen uns nicht unbedingt wie ein Paar verhalten, mir würde es bereits ausreichen, wenn wir einfach wieder unsere Zeit miteinander verbringen würden. Ich möchte auf keine Distanz mehr zu dir gehen, Natsu.“ Sie schüttelte dabei ihren Kopf. Auch wenn sie es wollen würde, so konnte sie es trotzdem nicht. Sie war nicht stark genug, um ihm seine Bitte zu erfüllen.
 

„Okay, wenn das so ist, dann lass es uns so machen“, stimmte er ihr zu und grinste wieder. Er drückte ihre Hände, ehe er sich von diesen löste, um seine Arme um ihren Körper legen zu können. Was hatte er auch erwartet? Dass sie es hinnehmen würde? Wie auch immer, so würde das auch gehen. Wenn sie es einfach langsam angehen würden, dann würden sie die noch kommenden Hürden gemeinsam überwinden. Das wäre ohnehin der bessere Weg. Gemeinsam konnte man ohnehin viel mehr bewerkstelligen. Daran hätte er auch denken können.
 

„Wir schaffen das.“
 

Die Tatsache, dass sie seine Umarmung erwiderte, sollte ihm wohl übermitteln, dass sie mit seinen Worten einverstanden war. Sie würden es schaffen.
 


 

„Juvia hat sich wirklich gefreut, dass Gray-sama sie sehen möchte, auch wenn Natsu-san ihr das mitgeteilt hat“, freute sich die Blauhaarige, die am Arm des Schwarzhaarigen hing. Er hatte sie dazu überredet raus zu gehen. Wieso sollten sie auch bei ihm in der Wohnung verweilen? Ihm war mit Sicherheit nicht danach. Es war ja nicht so, dass er nicht gerne mit ihr seine Zeit verbrachte, doch mit ihrer Art klar zu kommen, war nicht immer einfach, wenn er ehrlich sein sollte. Manchmal hatte sie so seltsame Gedanken, dass es ihn gar bedrängte oder sogar beängstigte. Manche ihrer Vorlieben waren auch fragwürdig. Solange sie an der Öffentlichkeit waren, fühlte er sich einfach sicherer. Wobei sie das auch nur gering daran hinderte, ihre Liebesbekundungen zu verkünden.
 

„Natsu ist zu Lucy rüber gegangen“, merkte er an dabei ihre Worte übergehend. Darauf warf sie ihm einen leicht überraschten Blick zu.
 

„Dann finden die Beiden zueinander? Das fände Juvia schön. Dann hätte sie mit Sicherheit keine Liebesrivalin mehr.“
 

Auf ihre Worte hin seufzte Gray. Wenn er ehrlich sein sollte, dann war ihre einzige Rivalin sie selbst. Doch das behielt er lieber für sich, da sie es anders verstehen würde, als er es meinte. Natürlich mochte er sie, er war wahrscheinlich mehr an ihr interessiert, als es ihm lieb war. Nein, das war ihm bewusst. Er wusste, dass er in sie verliebt war. Sie hatte ihn stets so akzeptiert, wie er war. Sie überschüttete ihn mit ihrer Liebe und ließ sich nie von seiner kühlen Art entmutigen. Auch war ihr Vertrauen ihm gegenüber unerschütterlich. Sie würde ihm immer zu Seite stehen. Und obwohl eine Beziehung ein Geben und Nehmen war, so gab sie gerne immer mehr. Sie verlangte nicht viel von ihm. Wenn er jemanden wie sie zurückweisen würde, müsste er wahrlich ein Idiot sein.
 

„Gray-sama, wo gehen wir hin?“, fragte sie ihn nach einer Weile, da er sich nicht dazu geäußert hatte. Ja, wo könnten sie jetzt hingehen? Gut, das ihm ein rettender Einfall kam.
 

„Lass uns in unsere Bar gehen. Die anderen werden sich freuen, auch darüber zu hören.“
 

„Darüber dass Juvia Gray-sama über alles liebt? Das wissen sie doch schon.“
 

„J-…nein! Ich meinte das mit Natsu und Lucy!“
 

„Oh…okay!“
 

So steuerten sie jene Fairy Tail Bar auch an. Seinen Arm ließ sie dabei nicht los. Es war aber auch nicht so, als wollte er sie loswerden.
 


 

In der Bar angekommen trafen sie auf viele ihnen bekannte Gesichter. Das war eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen, dennoch sah man das nicht jeden Tag und dann noch zu dieser Tageszeit. Gray könnte weiterhin seine Zeit damit verbringen, danach zu sehen, wer alles anwesend war, doch entschloss er sich dazu, zuallererst Erza aufzusuchen. Sie war das Alphatier, wenn man das so ausdrücken wollte. Wenn man sie von so etwas nicht zuerst in Kenntnis setzte, konnte sie wirklich unangenehm werden. Das hatte er bereits einige Male erlebt. Er hatte nicht vor, dass erneut so erleben zu müssen. Ihre roten Haare waren recht schnell auszumachen. Sie verspeiste gerade einen Erdbeerkuchen, während sie sich mit Jellal unterhielt. Das war ein noch seltenerer Anblick. Der junge Mann verbrachte seine Freizeit selten hier, da er als Student so Einiges zu bewältigen hatte. Nun, daran würde er sich jetzt nicht groß stören lassen.
 

„Erza, Jellal, wie geht’s?“, fing er an, als er bei ihnen angekommen war. Juvia, die immer noch an seiner Seite hing, grüßte die beiden ebenfalls, jedoch mit einem deutlicheren Enthusiasmus. Ihr Gesicht war immer noch am Strahlen. Das entging den anderen beiden auch nicht.
 

„Oh, Gray, hast du dich endlich mit Juvia deiner Gefühle betreffend ausgesprochen? Wie schön für euch“, merkte die Rothaarige mit einem sanftmütigen Lächeln an. Der Schwarzhaarige wollte gerade ihre Aussage leugnen, da dies keinesfalls der Fall war und zum anderen wollte er mit ihr über etwas völlig anderer sprechen. Zu mindestens nichts ihn persönlich betreffend.
 

„Gut gemacht, Gray“, gab auch Jellal mit einem Lächeln hinzu, worauf der Angesprochene dem Drang widerstand, sich selbst an die Stirn zu klatschen. In welche Traumwelt waren die Beiden denn bitte entflohen, dass sie sich so eigenartig verhielten? Vielleicht war etwas in diesem Kuchen?
 

„Nein, das ist es nicht. Es geht um Natsu und Lucy. Er ist vor kurzem zu ihr rüber, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich endlich aussprechen.“ Darauf wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. Sie ließ ihre Gabel auf den Teller sinken und blickte eindringlich in seine Richtung. Sie schien noch an etwas zu denken.
 

„So einfach ist das nicht. Ich habe heute etwas aufgeschnappt, was dem ein wenig im Weg stehen dürfte, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Lucy bereits Bescheid weiß“, warf Jellal ein. Die anderen drei schenkten ihm darauf ihre volle Aufmerksamkeit. Er schien etwas zu wissen, was ihnen nicht bekannt war. Was konnte es nur sein? Dieser verstand gleich, dass sie eine nähere Erklärung erwarteten, weswegen er in seiner Tasche nach etwas suchte, ehe er ein Wirtschaftsmagazin mit den Worten „Seite 45“ auf den Tisch klatschte. Er trug immer die neuste Wirtschaftszeitschrift mit sich. Als Student der Wirtschaftswissenschaften war das aber auch nicht anders zu erwarten. Seine Freundin suchte nach der genannten Seite. Sobald sie diese aufgeschlagen hatte, wurden sie mit einem Bild Lucys und eines ihnen überwiegend nicht bekannten Kerl konfrontiert. Dieser sah wesentlich älter als sie aus. Mit Sicherheit war er mindestens Anfang 30. Sie konnten es nicht fassen, was dort ihnen offenbart wurde. Sollte es die Wahrheit sein?
 

„Das ist die Ausgabe von heute“, erklärte der Wirtschaftsstudent, „die Quelle ist recht zuversichtlich.“ Dabei tippte er an eine bestimmte Stelle, wo Jude Heartfilia abgebildet war, welcher das erst verkündet hatte.
 

„Verlobung zwischen Lucy Heartfilia und Jose Porla?“, wisperte Juvia und schlug sich eine Hand vor ihren Mund. Der Name weckte schlechte Erinnerungen. Sehr schlechte Erinnerungen. Ihr Kopf füllte sich mit Rückblenden. Sie erinnerte sich an ihre Zeit in Phantom. Sie kniff ihre Augen zusammen. Sie wollte diese Bilder nicht wieder sehen! Diese Bilder der Vergangenheit sollten sie endlich in Ruhe lassen! Sie erinnerte sich an die Hand, die sie aus der Einsamkeit gezogen hatte, aber nur um sie endgültig in die Dunkelheit zu ziehen.
 

„Juvia?“ Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte sie zu ihrem geliebten Gray hoch. Er hatte sie aus dieser Dunkelheit herausgezogen, auch wenn es ihm nicht wirklich bewusst war. Sie hatte nur oberflächlich von ihrer Vergangenheit erzählt. Weder sie noch Gajeel sprachen gerne darüber. Das war nicht sonderlich verwunderlich. An ihrer Vergangenheit klebte Blut, Gewalt und Grausamkeit. Es gab nichts, was diese ungeschehen machen könnte. Ihr Griff um den Arm Grays verstärkte sich, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.
 

„Juvia kennt diesen Mann…er ist Juvias alter Boss, der Chef Phantoms…“
 


 

Die Tür des Apartments öffnete sich ohne jegliche Vorwarnung. Augenblicklich löste Lucy sich von Natsu und starte in die Richtung, in welcher sich die Eingangstür befand. Sie hatte es vergessen. Wie hatte sie es nur vergessen können? Heute war der Tag, an welchem ihr Vater zurückkehren würde. Sie schluckte und ihre Hände begannen zu zittern. Wenn er nach Hause kam, hatte es nie gute Nachrichten zufolge.
 

Schließlich trat er in das Blickfeld der beiden Teenager. Für den Rosahaarigen war es das erste Mal, dass er dem Vater seiner besten Freundin begegnete. Konnte er sie schon als seine feste Freundin bezeichnen? Wie auch immer, das war gerade weniger wichtig. Ihm wurde sofort bewusst, dass er mit diesem alles andere als gut klar kommen würde. Das bestätigten dessen nächste Worte.
 

„Lucy, wer hat es dir erlaubt, diesen Abschaum in mein Zuhause zu lassen?“

Chapter 12

Noch immer starte Juvia auf den vor sich liegenden Artikel, in welchem auch ein Bild von Jose Porla zu sehen war. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Es war nicht so, als hätte sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Sie hatte dazu gar nicht die Gelegenheit gehabt. All die Zeit hatte sie es einfach verdrängt. In dem Glauben, dass Liebe alles zu bewältigen wusste, hatte sie sich von dieser leiten lassen. Sie brauchte nichts mehr außer ihrer Liebe zu Gray. Denn dann wäre alles andere nur nebensächlich und würde auch an Bedeutung verlieren. Wie es aussah, hatte sie sich darin getäuscht. Die Vergangenheit wusste immer wieder, wie sie aufzutauchen hatte, sie ließ einen nicht ohne jegliche Worte los. Sie hielt einen in ihren eisernen Fängen an sich gebunden. Wieso war sie nicht bereits von ihnen befreit? Weil er noch auf freiem Fuß war? Das führte sie zur folgender Frage: Wie konnte es ihm gelungen sein, zu einem erfolgreichen Geschäftsmann aufzusteigen? Das war ihr wahrlich ein Rätsel.
 

„Wir sollten woanders hingen, wo es ruhiger ist. Juvia wird euch alles erzählen, was sie über diesen Mann weiß. Am besten wir gehen zu Gajeel-kun. Immerhin ist er auch betroffen…“, erhob sie das Wort nach einer Stille, die sich nach ihren letzten Worten über die vier gelegt hatte. Sie wussten alle, was Phantom für eine Gruppe gewesen war. Immerhin war es die Gang gewesen, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht hatte, den Schülern von der Fairy-Tail-High das Leben schwer zu machen. Die Konfrontationen hatten wirklich viel Schmerz verursacht. Dass Gajeel und auch Juvia Mitglieder jener Gang gewesen waren, war auch kein gehütetes Geheimnis unter ihnen.
 

Erza und Jellal erhoben sich beide und folgten Juvia aus der Bar. Diese hatte inzwischen die Hand Grays ergriffen und drückte diese, als wäre das der einzige Halt, welchen sie hatte. Das war er ja irgendwie auch. Immerhin war es seine Hand gewesen, die sie aus der Dunkelheit gezogen hatte. Sie glaubte bedingungslos an diese Hand. Diese Hand würde sie mit Sicherheit wieder einmal unterstützen.
 

„Ich bin noch nie bei Gajeel gewesen“, merkte Erza nach einer Weile an, worauf Gray und Jellal dies in ihrem Fall auch bestätigten. Juvia lächelte nur milde, als sie die Worte hörte. Gajeel lebte nicht gerade am schönsten Ortsteil dieser Stadt. Doch es lag nicht daran, dass kaum einer bei ihm gewesen war, er mochte es eben nicht, Menschen zu empfangen. Eine Ausnahme bildeten selbstverständlich sie, da sie wohl eine starke Freundschaft aufwiesen, die nicht durchbrochen werden konnte, und Levy, seine Freundin. Ihr konnte er selten etwas abschlagen, auch wenn er einen auf hart machte, so konnte er einen ziemlichen weichen innerlichen Kern vorweisen. War für ein harter Kerl spielte seiner Freundin ein Ständchen zum Geburtstag? Richtig, keiner tat dies. Sein Pech war es nur gewesen, dass Natsu davon Wind bekommen hatte und es gefilmt hatte, sodass viel mehr Leute davon erfahren hatten.
 

Der Weg zu Gajeel verlief ansonsten ruhig. Keiner wusste wirklich etwas zu sagen. Sie könnten sich natürlich zunächst mit Lucy in Verbindung setzen, doch diese würde es mit Sicherheit bald erfahren und wenn es soweit wäre, würden sie ihr unter die Arme greifen, um aus dieser Misere herauszukommen. Keiner von ihnen war ihrem Vater persönlich begegnet, doch die Heartfilia hatte reichlich von ihm erzählt. In den Nachrichten erfuhr auch man so Einiges über den Chef des Heartfilia-Konzerns. Immerhin spielte er eine wichtige Rolle in der Wirtschaft. Einen sonderlichen sympathischen Eindruck hatte ihr Vater jedoch nicht hinterlassen.
 

„Wir sind da…“, kam es schließlich von Juvia. Sie alle blickten einander an, ehe die Blauhaarige das Klingeln übernahm und über die Sprechanlage bat, hinein gelassen zu werden. Das tat Gajeel auch. So folgten sie ihr hinein.
 


 

Eine plötzliche Stille war eingetreten, nachdem der ältere Mann eine abfällige Bemerkung von sich gegeben hatte. Es war keine unangenehme Stille, es war eher mit der Ruhe vor dem großen Sturm zu vergleichen. Jeder war mit sich und seinen derzeitigen Gefühlen beschäftigt, die sich aufbauten, nur um auf Knopfdruck hervorzuschießen. Jude Heartfilia mit einem Aktenkoffer und in einen Anzug gekleidet stand in einem gewissen Abstand zu den anderen beiden Anwesenden. Sein Gesicht spiegelte Zorn wieder, welchen er nicht völlig unterhalb einer Maske hatte verstecken können. Man könnte meinen, dass Funken zu sprühen schienen, die auf die beiden richten wollte. Er wusste wohl nicht, an wem er zuerst seine Wut entladen sollte. An seiner unerzogenen Tochter? Oder dem rebellisch wirkenden Bengel? Das war eine schwere Entscheidung für ihn.
 

Natsu währenddessen erinnerte sich an alle die Male, wo er Lucy über ihren Vater ausgefragt hatte. Ihm war sein Vater bis zum heutigen Tag immer wichtig gewesen. Auch wenn dieser ihn verlassen hatte, so liebte er ihn noch immer bedingungslos. Er wollte sich darin nicht trüben lassen. Er konnte nicht verstehen, wie es sein konnte, dass sie so ein Meinungsbild von ihrem eigenen Vater hatte. Nun, machte alles einen Sinn. Der Mann, welchen er vor sich stehen sah, strahlte kein Fünkchen von väterlicher Liebe aus. Er strotzte voller Arroganz und Hochmut. Nicht einmal bei seiner eigenen Tochter schien er eine Ausnahme machen zu wollen. Fast schon kam es ihm vor, als würde der ältere Mann seine Tochter verabscheuen. Davon abgesehen, dass er ihn bereits so musterte, obwohl er ihn zum ersten Mal sehen durfte. In seinem Inneren begann es zu köcheln. Schwere Magma schien sich allmählich ihren Weg nach außen zu bannen.
 

Lucy wusste nicht, was sie hiervon halten sollte. Sie wollte sich dafür ohrfeigen, dass sie vergessen hatte, dass ihr Vater an diesem Tag zurückkommen würde. Wie hatte sie das nur vergessen können? Natürlich wusste sie das. Die ganze Sache mit Natsu hatte ihre ganzen Gedanken in Beschlag genommen. Sie dachte ohnehin ungern an ihren Vater, weswegen das wohl ganz schnell gegangen war. Der Blick ihres Vaters war ihr bekannt, weswegen sie bereits am Überlegen war, wie sie dem folgenden Konflikt noch entschärfen könnte. Wobei…musste sie das? Er hatte ihren Freund als Abschaum bezeichnet. Sollte sie das einfach hinnehmen? Es akzeptieren und gut sein lassen? Was wäre sie dann nur für eine Freundin?! Sie musste für jeden einzelnen ihrer Freunde einstehen, immerhin waren sie ihr wichtig und lagen ihr sehr am Herzen. Sie waren immer an ihrer Seite gewesen im Gegensatz zu ihrem Vater. Vor allem Natsu. Wie könnte sie es dulden, dass ihr Vater, was für ihn nur ein formeller Titel war, da er seine Rolle lange nicht mehr entsprochen hatte, sich das Recht nahm, ihn zu beleidigen? ‚Wie kann er es nur wagen!‘
 

Und sie explodierte zuerst.
 

„Natsu ist kein Abschaum“, fauchte sie dabei vom Sofa aufspringend, „und es ist ja nicht so, als bräuchte ich für irgendetwas deine Erlaubnis! Du bist zwar mein Vater, aber du verhältst dich schon lange nicht mehr dem entsprechend, also wage es nicht, dir das Recht herauszunehmen, nun einen auf Vater zu mimen!“ Ihre Hände stemmte sie in ihre Hüften, während ihre Augen ihren Vater mit einem aufgebrachten Ausdruck straften. Der Blick hatte etwas Furcht erregendes an sich. Doch den Blick kannte der Rosahaarige bereits. Jener hatte ihr den Spitznamen „die zweite Erza“ verschafft. Es freute ihn jedoch ein wenig, dass sie sich nichts von ihrem Vater gefallen lassen wollte. Noch einen Augenblick später und er wäre derjenige gewesen, welcher aufgesprungen wäre, wobei er beschloss es ihr gleich zu tun, worauf er sich auch schon neben sie stellte.
 

„Ich werde immer dein Vater bleiben, Lucy! Daran kannst du nichts ändern! Und jetzt geleite ihn hinaus, wir haben etwas zu besprechen. Und ziehe dir etwas Anständiges an, ich werde im Bürozimmer warten.“ Tatsächlich wollte der Mann sich dann auch schon zum Gehen wenden. Ihre Geduld platzte ein weiteres Mal. Wie konnte er sich das Recht nehmen, sie weiterhin herumzukommandieren?
 

„Nein, das werde ich nicht, ich richte mich nicht mehr nach dir. Ich bin bereits 18 Jahre alt und kann mein Leben jetzt auch selbst in die Hand nehmen! Ich bin nicht dumm und unerfahren, einen Schulabschluss habe ich auch inzwischen, ich würde das hinbekommen. Und egal, was du zu besprechen hast, das kannst du mir auch so sagen, denn andernfalls hege ich kein Interesse daran.“ Ihre Stimme schien die ganze Zeit über Gift zu sprühen.
 

„Du bist ein einfältiges Mädchen, Lucy. Du denkst, du könntest ohne mich zu Recht kommen? Dass ich nicht lache!“, merkte Jude an und schien sich tatsächlich ein Lachen zurückzuhalten, „aber darüber brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, ich werde dich in gute Hände geben. Deine Heirat mit Jose Porla wird in einem Monat stattfinden. Du kannst dich glücklich schätzen. Er ist ein gebildeterer Mann mit einem guten Kapital, bei ihm wird es dir gut gehen.“
 

Die Nachricht drang nicht sofort zu der Blondine durch. Es brauchte eine Weile bis es bis zu ihr durchsickerte. Sie war verlobt? Mit einem gewissen Jose Porla? War das sein Ernst? Jetzt nahm er sich noch die Freiheit über ihren Kopf hinweg über so etwas zu entscheiden? Sie kannte ihn doch nicht einmal! Außerdem wollte sie ihn nicht heiraten, besonders nicht, wenn ihr Vater derjenige war, welcher ihn für sie auserkoren hatte. Er handelte doch ohnehin nur aus Eigeninteresse. Wahrscheinlich würde dieser Mann ihn finanzieren. Also hatte ihr eigener Vater sie im Prinzip verkauft. Der Gedanke schmerzte doch überraschenderweise. Vielleicht hatte sie das nicht von ihrem Vater erwartet? War das der Grund, warum sie sich nicht rühren konnte und ihren Vater sprachlos anblickte? Wie tief war er nur gesunken?
 

„Das wird sie nicht“, meldete sich schließlich Natsu zu Wort, worauf beide Heartfilias nun zu ihm sahen, „ich werde es nicht zulassen, dass Lucy gegen ihren Willen vermählt wird. Sie wird niemanden heiraten, den sie nicht liebt. Darauf kannst du dich gefasst machen, alter Mann.“ Darauf legte er seinen Arm um seine Freundin und zog sie zu sich, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen dabei den älteren Mann anfunkelnd.
 

„Verdammter Bengel…“, zischte dieser. Er konnte sehen, dass dieser junge Mann ein Problem darstellen würde. Seine Tochter hatte nie in so einem Ton zu ihm gesprochen, dass musste wegen ihm sein. Nur wegen diesem unerzogenen Kerl verhielt sie sich auch so rebellisch. Das musste er unterbinden. So schnell wie möglich musste er diese Beziehung kappen. Denn in ihren Augen sah er wieder das Feuer brennen, welches er hatte im Keim ersticken wollen.
 

„Wie willst du das denn bewerkstelligen, du kleiner Giftzwerg?“, wollte er dann wissen und konnte sich ein Grinsen nicht zurückhalten. Warum machte er sich darüber Gedanken? Was sollte ein Jugendlicher denn schon anrichten können? Er übte keine Macht aus. Er besaß auch nichts wertvolles. Er hatte ihm nichts entgegen zu setzen.
 

„Nun, ich glaube nicht, dass dieser Polar-Kerl eine nicht von ihm Schwangere heiraten möchte“, entgegnete er ebenfalls grinsend.
 

In jenem Moment hätte er nicht etwas Schlimmeres sagen können, wenn es nach Jude Heartfilia ging.
 


 

„Was führt euch Haufen hierher?“, grunzte Gajeel unfreundlich, ließ die Gruppe aus vier Personen bestehend dennoch zu sich rein. Er führte sie in sein Wohnzimmer, in welchem bereits Levy saß. Scheinbar hatte sie sich bereits vorher hier schon aufgehalten. Gray, Jellal und Erza blickten zu Juvia, als erwarteten sie von ihr, dass sie die Lage erklären würde, was sie auch verstand.
 

„Gajeel-kun, da gibt es etwas, was passiert ist.“ Darauf hielt sie ihm die Seite in der Zeitschrift vors Gesicht. Desinteressiert schaute er auf das Papier, ehe seine Augen sich weiteten. Ihm war anzusehen, dass ihm das Unbehagen bereitete und das war selten bei ihm der Fall. Wirklich selten.
 

„Gajeel, was ist denn los?“, warf seine Freundin ein, ehe sie auch schon vom Sofa hüpfte und hinter ihm hervor trat, um ebenfalls einen Blick auf die Zeitschrift zu werfen. Erschrocken schlug sie sich die Hände vor dem Mund, als sie die Schlagzeile gelesen hatte. „Lu-chan…“, hauchte sie. Sie konnte es nicht fassen. Wirklich nicht. Wie konnte das nur sein?
 

„Juvia möchte ihnen von dieser Person erzählen und da Gajeel-kun davon auch betroffen ist, wollte sie es in seiner Gegenwart tun“, erklärte Juvia darauf ihr Erscheinen. Sie und Gajeel blickten sich eine Weile an, schienen über ihre Augen sich auszutauschen, dann gab er auch schon bei und zog seine Freundin mit, um sich mit ihr zurück auf dem Sofa niederzulassen. „Setzt euch, wir erzählen euch die verdammte Geschichte, wobei ich keinen Plan hab, wie der Dreckskerl sein Image dermaßen aufpoliert hat.“ Seinen Worten folgend setzten sich alle. Die Augen wanderten zwischen den beiden ehemaligen Mitgliedern Phatoms her.
 

„Juvia kann ja mit ihrem Teil der Geschichte beginnen“, durchbrach die Lockser die Stille. Sie blickte kurz in die Ferne und suchte nach dem wohl passendsten Zeitpunkt. „Juvia ist einem Waisenhaus aufgewachsen, ihre Eltern hatte sie niemals kennen gelernt. Im Waisenhaus ist sie aber nie glücklich geworden. Die Kinder haben sie stets gemieden und schikaniert. Damals hat Juvia geglaubt, dass es völlig verständlich war, denn sie verbreitete schlechte Laune, auch wenn sie es niemals beabsichtigt hatte. Doch machte man Juvia für alles Schlechte verantwortlich. Und irgendwann dachte Juvia, warum es denn ausgerechnet ihre Schuld sein musste? Sie begann ihre Mitmenschen zu verabscheuen. Vor drei Jahren traf sie eines Abends auf Jose…“
 

Es regnete in Strömen. Die 15-Jährige trieb sich mal wieder auf den Straßen der Stadt herum. Während die meisten Menschen bemüht waren, so schnell wie möglich unter ein Dach zu kommen, spazierte sie wie bei einem Sonnentag durch den Regen. Zwar schützte sie sich mit einem rosa Schirm vor dem herabfallenden Wasser, aber dennoch hinderte dieser nicht groß viel daran, dass man nass werden musste. Doch das war ihr egal. Der Regen war etwas, woran sie gewohnt war. Man verband sie ohnehin mit dem Regen, sogar ihr Name trug diese Bedeutung. Überhaupt war ihr inzwischen egal, was mit ihr passieren sollte. Eine Familie hatte sie nicht und im Waisenhaus war sie nicht wirklich willkommen. Man mied sie. Das einzige, was sie von diesem verfluchten Ort hatte, war ein warmes Bett und Essen. Die Schule besuchte sie auch nur, um sich die Zeit zu vertreiben. So etwas wie Freunde hatte sie nicht. Die Menschen hassten sie wohl, also war es doch in Ordnung, wenn sie ihnen dasselbe Gefühl entgegen bringen würde.
 

„Na siehe mal einer an. Wenn das nicht die Regenfrau New Yorks ist…“, vernahm sie eine gehässige Stimme. Mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck drehte sie ihren Kopf zu Seite. Dort in der Gasse standen drei junge Männer. Einer von ihnen war ihr bekannt. Es war ihr Exfreund Bora, welcher ihr vor einem Jahr einen Korb gegeben hatte nach einer einmonatigen Beziehung. Er war drei Jahre älter als sie, soweit sie sich noch gut daran erinnern konnte. Begleitet wurde er wohl von zwei Freunden oder einfach nur Mitläufer. Groß beurteilen konnte sie es nicht.
 

„Bora-san, was kann Juvia für dich tun?“, fragte sie ruhig und blieb stehen. Sie wollte höflich bleiben.
 

„Du sprichst ja immer noch in dritter Person von dir“, wunderte sich Bora, ehe er in ein Lachen ausbrach. Seine Freunde stimmten mit ein. Sie selbst blieb davon unberührt. Was kümmerte es sie, dass er darüber lachen konnte? Er bedeutete ihr nichts mehr. Eigentlich war sie auch nur mit ihm ausgegangen, weil er sie gefragt hatte. Nichts desto trotz hatte es sie es verletzt, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte, aber das war bereits vergessen und nicht weiter wichtig.
 

„Wie auch immer, Juvia, möchtest du wieder meine Freundin sein? Wir könnten zusammen sehr viel Spaß haben.“ Sein obszönes Grinsen verdeutlichte die Bedeutung seiner Worte.
 

„Juvia hat kein Interesse. Sie wird jetzt gehen.“ Sie hatte keine Zeit für so einen Schwachmatten, der zusätzlich nur an einer Sache interessiert war. In ihrem Interesse lag es nicht.
 

„Oi, das war keine Frage, Juvia“, merkte er grummelnd an. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Hand griff nach ihrem Handgelenk. In seinem Gesicht spiegelte sich etwas Bedrohliches wieder, während er sie versuchte in die Gasse zu zerren. Er würde sich an ihr gehen. Da war sie sich sicher. Seien Augen spiegeln dieses Verlangen klipp und klar wieder.
 

„Juvia ist nicht interessiert!“, fauchte sie. Mit einem Knopfdruck faltete sich ihr Schirm zusammen und sie holte mit diesem aus, um ihm eine überzuziehen. Überrascht und sich stöhnend den Kopf reibend hatte er sie losgelassen. Doch damit machte sie nicht Schluss. Wenn sie die Blauhaarige für ein wehrloses Mädchen hielten, dann hatten sie sich geschnitten. Sie holte ein weiteres Mal mit dem Schirm aus und trat ihrem Exfreund zusätzlich zwischen die Beine. Dieser sank nun keuchend zu Boden.
 

„Du miese Schlampe…was steht ihr so blöd rum? Bringt der Hure Manieren bei!“, richtete er letzteres an seine beiden Kameraden, welche sich darauf auch in Bewegung setzten. Sie waren ihr körperlich überlegen, das wusste sie, aber sie wusste sich zu wehren. Sie hatte viel Zeit gehabt, sich der Kunst der Selbstverteidigung zu lehren. Es dauerte nicht lange und auch die beiden anderen lagen auf dem Boden und krümmten sich vor Schmerzen. Sie kannte sich mit den Schwachpunkten eines menschlichen Körpers aus.
 

„Lasst Juvia in Zukunft in Ruhe…“ Mit diesen Worten spannte sie ihren Schirm wieder auf und wollte weiter gehen. Sie war fertig mit den Dreien. Hoffentlich würden sie ihre Worte zu Herzen nehmen.
 

„Hey, Juvia richtig? Warte einmal bitte.“
 

Ein wenig verwunderte blieb sie stehen und drehte sich zu dem Mann um, der soeben gesprochen hatte. Er schien ihr einige Jahre voraus zu habe. Sie würde ihn auf um die 30 schätzen, aber vielleicht trug auch der Schein? Woher war er aufgetaucht? Hatte er das soeben mitbekommen? Wie ein Polizist wirkte er nicht, also würde ihr jetzt kein Problem drohen.
 

„Was kann Juvia für Sie tun? Juvia hat es eilig, sie möchte hier nicht allzu lange verweilen.“ Dabei schwenkten ihre Augen kurz zu den am Boden liegenden jungen Männern, welche ja bald die Kraft schöpfen könnten, um wieder aufzustehen.
 

„Ich habe von dir gehört, Juvia. Du hast keinen Ort, an welchem du akzeptiert und geschätzt wirst. Ich könnte dir aber einen Platz anbieten, welcher anders ist. Ich bin Jose Porla und der Chef Phantoms. Phantom ist eine Gruppe für Menschen wie dich, Juvia. Menschen, die etwas Besonderes sind, jedoch von der Gesellschaft nicht genügend geschätzt werden.“
 

Die Worte des Mannes sollten eigentlich an ihr abprallen. Sie wollte nicht diesen Menschen trauen müssen, aber seine Worte berührten etwas in ihr, weswegen sie wohl wieder so etwas wie Hoffnung empfand. Konnte es wirklich die Wahrheit sein? Es gab noch andere Menschen, welchen es wie ihr erging? Sie wollte diese Menschen kennen lernen. Vielleicht gab es tatsächlich noch Hoffnung für sie? Jose schien ihre Reaktion abzuwarten.
 

„Jose-san, würden Sie mich zu diesem Ort führen?“ Sie wollte ein anderes Leben.
 

Der Mann grinste und hielt ihr seine Hand hin, als wollte er einen Vertrag besiegeln. „Folge mir, Juvia.“
 

An jenem Tag hatte ihr Leben eine Kehrtwende genommen.
 

„Wie versprochen lernte Juvia viele Leute kennen, die sie akzeptierten, wie sie war. Sie wurden zwar zu keinen Freunden, jedoch respektierten sie Juvia und vertrauten ihren Fähigkeiten. Bereits dadurch hat sie sich sehr glücklich gefühlt. Gajeel-kun hat sie zu dieser Zeit auch kennen gelernt. Vor zwei Jahren haben sie sich von Phantom gelöst, die Gruppe wurde aufgelöst mithilfe von Makarov-san. Doch Jose-san ist an jenem Tag verschwunden. Sie weiß nicht, was er in diesen zwei Jahren getan hat, aber Juvia vermutet, dass er all das erbeutete Phantoms dafür genutzt hat, seinen Namen reinzuwaschen. Er ist schon immer manipulativ gewesen, das dürfte für ihn kein sonderlich Problem gewesen sein.“
 

Die Anwesenden blickten zu ihr. Die Geschichte hatten sie noch nie zuvor so ausführlich erzählt bekommen. Juvia hatte immer gesagt, dass sie aufgrund gewisser Umstände Phantom beigetreten war. Selbstverständlich steckte noch weitaus mehr in der Geschichte, doch wollte keiner sie dazu zwingen, von ihrem Jahr in Phantom zu berichten. Ihnen war ziemlich gut bewusst, dass sie darüber nicht reden wollen würde. Sie wussten bereits, dass es ein blutiges Jahr gewesen war.
 

„Ach, Gray-sama, Juvia ist so glücklich, dass Gray-sama sie gerettet hat“, seufzte sie glücklich und klammerte sich wieder an Gray, welcher davon völlig überrumpelt wurde. Wie konnte sie von so einer ernsten Miene wieder in den Modus „Ich liebe Gray-sama über alles“ wechseln? Jedoch wusste er sich gerade auch nicht sonderlich zu helfen. Er ließ es über sich ergehen. Insbesondere da er die Vermutung hegte, dass sie insgeheim darin ihren Trost fand. Scheinbar brauchte sie seine Nähe gerade. Er war wohl so etwas wie ein Hafen, an welchem sie jeder Zeit anlegen konnte.
 

„Ich werde jetzt nichts Emotionales erzählen und jetzt endlich zurück zum Thema kommen“, begann Gajeel dabei seine beste Freundin nicht mehr quittierend, „Jose hat mir sehr viele Freiheiten gelassen. Mehr als allen anderen Mitgliedern. Deshalb habe ich einiges von seinen dreckigen Geschäften mitbekommen. Mir ist auch bewusst, wie viel Kohle er durch uns geschaufelt hat. Eine genaue Summe werde ich jetzt nicht nennen können, ich erinnere mich nicht so genau, aber es war eine Menge, die keiner erwartet hätte und von welcher er uns auch nie in Kenntnis gesetzt hatte. Juvias Vermutung liegt nahe, dass er damit an den richtigen Mann gegangen ist und auch kräftig investiert hat. Denn er ist wirklich immer recht manipulativ gewesen und hatte recht nützliche Kontakte gehabt. Diese haben ihm sicherlich helfen können. Ein verdammter Schleimer ist dieser Bastard auch noch…“
 

Erza runzelte nachdenklich ihre Stirn. Sie hatte nun ein etwaiges Bild von diesem mysteriösen Charakter namens Jose Porla. Es war jemand, welchen man nicht trauen durfte. Und wenn sie sich nicht irrte, dann konnte sie sich denken, was dieser Kerl vorhatte.
 

„Wie wahrscheinlich ist es, dass Jose vorhat, den Heartfilia-Konzern sich anzueignen und ihn leer zu zapfen bis nichts mehr übrig ist?“, stellte sie die Frage.
 

Die beiden ehemaligen Mitglieder Phantoms blickten zu dem jeweils anderen und nickten.
 

„Sehr wahrscheinlich.“ Da waren sie sich einig.

Chapter 13

Krampfhaft versuchte Lucy sich nicht die Verwirrung anmerken zu lassen. Das war jedoch leichter gedacht als getan. Wie sollte sie auch die Ruhe bewahren, wenn ihr bester Freund und nun auch fester Freund von ein paar Minuten ihrem Vater erzählte, dass sie schwanger wäre? Wäre das nicht schlimm genug, so deutete er dabei noch an, dass er der Verantwortliche dafür wäre. Wusste er eigentlich, mit wem er sich dort anlegte? Ihr Vater würde sie hierfür vielleicht sogar auf die Straße setzen. Wo sollte sie dann leben? Sie hatte zwar große Töne gespuckt, jedoch würde ihr Schulabschluss nicht dafür reichen, um sich damit ein gutes Leben finanzieren können. Außerdem hatte sie doch noch studieren wollen, um sich etwas weiterzubilden. Denn noch wusste sie ja nicht, inwiefern sie ihren Traum vom Schriftstellerdasein in die Tat umsetzen könnte. Sie musste realistisch bleiben. Es gab viele Menschen, die dieses Ziel anstrebten, da konnte sie nicht erwarten, dass ausgerechnet sie den Durchbruch schaffen könnte. Sollte er ihr gelingen, dann könnte sie davon womöglich leben.
 

Überhaupt…sie war gar nicht schwanger. Das würde sie doch in aller ersten Linie wissen! Warum hatte er ausgerechnet das sagen müssen? Er wollte ihren Vater wohl wahrlich bloßstellen. Das konnte er doch nicht machen! Aber anderseits…wurde es nicht mal Zeit, dass sie völlig ehrlich mit sich wäre? Sie war an diesem Ort nicht mehr glücklich. Eine Familie waren sie gefühlt bereits seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gewesen. Wieso sollte es sie stören, wenn er vorhaben sollte sie auf die Straße zu setzen? Das würde doch nur bezeugen, dass sie nichts Weiteres verband außer das formelle Vater und Tochter. Vielleicht befürchtete sie, dass es ihr wehtun würde, sollte es sich bewahrheiten. Das konnte sie sich in der Tat vorstellen. Sie hing wohl tief im Inneren noch an ihrem Vater. Immerhin war das der Mann gewesen, welchen ihre Mutter sich ausgesucht hatte, er konnte nicht von Grund aus böse sein. Doch der Tod seiner Frau hatte scheinbar alles Gute in ihm herausgerissen.
 

„Du kleiner Bastard, wie kannst du es wagen! Was erlaubst du dir nur?“, zischte Jude schließlich, beruhigte sich jedoch etwas, „Das ist aber kein Problem, ich werde einen Termin mit einer Klinik vereinbaren, die kümmern sich schon um ihr Problem…und du…dir verbiete ich jeglichen weiteren Umgang mit meiner Tochter! Wenn ich dich in ihrer Nähe ein weiteres Mal erwische, dann…“
 

In jenem Moment zerbrach etwas in ihr. Sie war nicht schwanger. Nein, das wusste sie ganz sicher, aber die Worte ihres Vaters waren wie ein Stich in den Bauch, in welchem das heranwachsende Leben hätte sein können. Wenn sie schwanger gewesen wäre, hätte er wahrlich von ihr verlangt, dass sie dem Baby ein Ende setzen sollte, ehe es noch hätte anfangen können zu leben? Ihr Inneres wurde von Hitze erfüllt, die sich ein weiteres Mal in ihr aufbaute. Wie konnte er so etwas von ihr verlangen? Ihre braunen Augen hefteten sich auf das Gesicht ihres Vaters, als würde sie nach einem Zeichen suchen, dass er es nicht ernst gemeint hatte, doch dem war nicht so. Mit vollem Ernst blickte er ihnen entgegen.
 

Wie konnte er nur?
 

„Nein“, hauchte sie ihre Brauen zusammenziehend und bekam die Aufmerksamkeit ihres Vaters damit. „Nein“, wiederholte sie nun lauter und ballte ihre Hände zu Fäusten, „ich werde das nicht tun, ich werde mir überhaupt nichts mehr von dir sagen lassen. Ich will den Kerl nicht heiraten, ich kenne ihn nicht und sicherlich ist er noch um einiges älter als ich. An solch einer Beziehung – und gar daraus folgender Ehe – bin ich nicht im Geringsten interessiert. Ich will es nicht einmal in Erwägung ziehen müssen! Das kannst du vergessen, Vater!“ Ihre Stimme hatte an Lautstärke gewonnen. Sie war einfach so wütend. Woher nahm er sich das Recht, so über ihr Leben zu bestimmen? Sie hatte ihm niemals die Erlaubnis dafür erteilt. Das würde auch nie kommen, da konnte er sich sicher sein. Sie war volljährig und konnte allmählich ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Ja, sie war jung und unerfahren, aber sie war nicht auf sich alleine gestellt. Sie hatte ihre Freunde und sie hatte Natsu. Mehr brauchte sie fürs erste auch nicht. Ihr Vater hatte ihr bewiesen, dass er sie nur für sein Geschäft brauchte. Sie musste sich nicht von ihm abhängig machen.
 

Lucy nahm ihren Freund bei der Hand und zog ihn mit sich dabei ihr Zimmer ansteuernd, ihr Vater wollte ihnen nach, was sie erwartet hatte. Sobald sie auf ihrem Zimmer angelangt war, schlug sie ihre Tür zu und verriegelte diese hinter sich. Die Hand des Rosahaarigen ließ sie los. Dieser blickte sie doch etwas überrascht an, während sie aus ihrem Kleiderschrank einen Koffer hervorzog, welchen sie neben diesem aufklappte. Ohne groß darüber nachzudenken, begann sie Klamotten in diesen zu schmeißen. Einige Paare an Schuhe folgten. Stumm starte er in ihre Richtung, während sie weitere Sachen wie Bücher und Hygieneprodukte hinein pfefferte und ihr Vater an ihre Tür hämmerte und von seiner Tochter Gehorsamkeit verlangte. Er selbst wusste gerade nicht, was er machen sollte. Er hatte seine Rolle in diesem Familienstreit bereits gespielt, er wusste gerade nur nicht, wie er weiter machen sollte. Was könnte er denn noch machen? Ihren Vater beschimpfen? Sich darüber zu wundern, was die Blondine gerade dabei war zu machen, musste er nicht mehr. Sie packte eindeutig ihre Sachen, um scheinbar die Flucht zu ergreifen.
 

„Lucy, du hast mir verdammt nochmal zu gehorchen!“
 

„Das kannst du vergessen! Ich lasse mir nichts mehr von dir sagen!“
 

„Was denkst du, wem du dein Leben zu verdanken hast?“
 

„Meiner Mutter ganz alleine! Du warst doch nur mit deiner Arbeit beschäftigt!“
 

„Geld fällt nicht vom Himmel, du dumme Tochter!“
 

„Ich habe das Geld nie gebraucht! Ich habe nur meinen Vater gebraucht, aber er war nie für mich da! Stattdessen habe ich mir Freunde finden können und das lass ich mir nicht von dir wegnehmen!“
 

„Du wirst so oder so Jose heiraten! Er…“
 

„Ich brauche weder ihn noch sein Geld, das brauchst nur du! Heirate du ihn doch!“
 

Der Kopf des Dragneel schwankte hin und her, mal verweilten seine Augen auf der Tür, mal auf der Heartfilia. Eigentlich war an dieser Situation nichts witzig, aber diese Zankerei zwischen Vater und Tochter war recht amüsant. Doch das war wohl nicht der rechte Augenblick, um sich von so etwas unterhalten zu lassen, immerhin hatten sie doch noch immer einen Konflikt zu lösen. Er würde mit Sicherheit nicht zulassen, dass Lucy irgend so einen dahergelaufenen Kerl heiraten würde. Immerhin war sie keine käufliche Ware! So weit käme es noch! Und überhaupt…das war wenn überhaupt seine Freundin, die er keinesfalls jetzt einfach mal abtreten würde, weil es einem gewissen Geschäftsmann so besser passen würde!
 

„Lucy, solange du unter meinem Dach lebst, hast du mir zu gehorchen! Überhaupt ist das nur zu deinem besten!“
 

„Gut, dass wir uns da einig sind. Denn zu diesem Schluss bin ich auch gekommen: ich gehe!“ Au der anderen Seite der Tür wurde es augenblicklich still.
 

Lucy drückte Natsu ihren Koffer in die Hand. Das Wichtigste hatte sie hinein befördern können. Weiteres trug sie noch in einem Rucksack. Den Rest würde sie sich wann anders holen können, ihr Vater war ja ohnehin selten Zuhause. Das Eingepackte war das Essentielle für ihr alltägliches Leben. Zu mindestens sah sie es so, ihr Freund würde es vielleicht etwas anders sehen. Von seinem Glück, dass sie den Entschluss gefasst hatte fürs erste – natürlich nur vorübergehend – bei ihm einzuziehen, wusste er auch nicht, das würde er aber schon mitbekommen. Spätestens dann wenn sie vor seiner Eingangstür stehen würden. Doch zunächst mussten sie aus ihrem derzeitigen Zuhause verschwinden können. So schwer konnte das sicherlich nicht sein, oder?
 

„Wir gehen“, ließ sie den Rosahaarigen wissen, als wäre ihm dieser Umstand nicht inzwischen klar. Sie wollte es jedoch gesagt haben, um es zu verdeutlichen. Erst dann öffnete sie ihre Zimmertür wieder. Ihren Vater konnte sie nicht ausmachen, weswegen die Blondine dann auch schon weiter ging, er folgte ihr selbstverständlich mit dem Koffer. Es gelang ihnen das Apartment und ein wenig später auch das Gebäude zu verlassen. Von ihrem Vater hörte sie nichts mehr, was sie doch skeptisch stimmte, aber darüber würde sie später noch grübeln können. Sie blickte kurz zurück. ‚Ich werde noch zurückkehren und alles eindeutig in Ruhe klären…er muss es wirklich verstehen, denn vielleicht könnte er noch…‘ Seufzend brach sie den Gedanken ab. Nein, er würde sich nicht ändern. Sie würde einfach einen Schlussstrich ziehen und fertig.
 

„Lucy, wo soll es jetzt eigentlich hingehen?“, hakte Natsu nach, da sie dazu noch nichts gesagt hatte.
 

„Zu dir natürlich“, bekam er von ihr in einem selbstverständlichen Ton zu hören, worauf er verwirrt blinzelte. ‚Natürlich, sagt sie…‘, dachte er sich nur. Es war nicht so, als würde es ihm etwas ausmachen. Er bevorzugte ihre Anwesenheit und hätte sicherlich nichts dagegen, sie am Tag länger zu Gesicht zu bekommen. Mit ihr in einem Bett – auch wenn es nicht das ihre war – zu schlafen, klang auch recht einladend. Seinen Zweitschlüssel besaß sie ja auch, was zeigte, dass er sie gerne bei sich hätte. Nur wohnte eben Gray nebenan und er wusste noch nicht, ob er seinen Freundeskreis wissen lassen wollte, dass sie nun zusammen waren, er hielt das für keine gute Idee. Ob sein bester Freund das für sich behalten würde? Das konnte man nicht wissen. Und er würde davon erfahren, denn nur weil die Wände nicht schalldicht waren, hieß das nicht, dass er sich in seiner Beziehung zurückhalten würde.
 

„Ist das etwa ein Problem?“, wollte sie wissen, da er nicht auf ihre Antwort reagiert hatte. Darauf schüttelte er hastig den Kopf und grinste in ihre Richtung, was sie mit einem Lächeln erwiderte. Eine andere Antwort hätte sie jetzt auch nicht erwartet. Es war ja nicht so, als würde sie dort ewig lange verweilen. Sie würde sich schon etwas Eigenes finden. Immerhin konnten sie doch nicht gleich am Anfang zusammenziehen, oder? Wobei eigentlich nichts dagegen sprach. Wieso sollte das etwas an ihrer Beziehung wirklich ändern? Sie wusste, wie er lebte, und dasselbe traf auch auf ihn zu. So schlecht erschien ihr die Idee nun doch nicht mehr. Nichts desto trotz würde sie das erst einmal für sich behalten. Sie wollte ihren Freund ha nicht damit überrumpeln. Nicht ein weiteres Mal an diesem Tag.
 


 

„Was machen wir jetzt? Wird Lucy damit schon alleine zu Recht kommen? Immerhin kann ihr Vater sie doch nicht zur Heirat zwingen, oder? Es ist ja nicht so, als hätte er etwas gegen sie in der Hand“, meinte Gray schließlich, nachdem sich die Runde ein wenig beruhigt hatte. Alle hingen ihren Gedanken nach und versuchten sich ein Bild von der Lage zu machen. Keiner von ihnen kannte den Vater, weswegen eine Einschätzung schwerer wäre, als man zu denken vermochte.
 

Juvia an seiner Seite blickte nachdenklich zu Boden. Sie versuchte sich in ihren früheren Anführer hineinzuversetzen. Sie kannte den Vater von Lucy nicht wirklich, aber Jose Porla war ihr durchaus ein Bekannter. Was wollte er mit der Heirat bezwecken? Zweifelsohne wollte er an mehr Reichtum gelangen und sich mit einer jungen und hübschen Frau wie Lucy an der Seite eventuell noch sein Ansehen aufpolieren. Die Frage stellte sich nun, was ihr Vater davon hätte, seine Tochter an so einen Kerl zu verheiraten. ‚Wenn Juvia er wäre, dann würde Juvia Jude Heartfilia ausnehmen bis zum letzten Cent, aber Heartfilia-san kann doch nicht so dumm sein und es mit sich machen lassen…es sei denn…‘ Ihre Gedanken wurden einen Augenblick später von Gajeel ausgesprochen.
 

„Erpressung“, vermutete er dabei die Aufmerksamkeit von allen auf sich ziehend, „Ich kann mir keinen anderen Grund denken, warum Jude Heartfilia seine Tochter Jose überlassen sollte, denn davon profitiert er nur geringfügig. Mir erscheint es eher, dass Jose etwas gegen Jude in der Hand hält. Der Kerl weiß, wie man an unangenehme Informationen kommt. Das habe ich oft genug mitbekommen.“ Auf diese Erinnerungen war er nicht unbedingt stolz. Er hatte damals Jose öfters auf dessen geschäftlichen Besuchen begleitet. Da entging einem recht wenig.
 

„Gehen wir davon aus, dass dies der Fall ist“, begann Erza, „Was könnte es für eine Art Geheimnis sein, welches Jude Heartfilia keine andere Möglichkeit lässt, als seine Tochter Jose zu überlassen?“
 

„Meistens sind es so Sachen wie Steuerhinterziehung, illegale Geschäfte, generell kriminale Tätigkeiten in der Vergangenheit…aber was den Vater von Bunnygirl betrifft….“ Das wusste er nicht wirklich, denn er kannte den Mann ja kaum. Genauer gesagt hatte er ihn nur auf Bildern gesehen. Seine Freundin zog eine nachdenkliche Miene. Sie war die beste Freundin Lucys. Eigentlich müsste sie über das meiste Wissen verfügen, da die Blondine sich stets bei ihr wegen ihres Vaters beschwert hatte. Natsu konnte man so etwas eher weniger erzählen. Also musste sie versuchen, sich an irgendwelche Fakten zu erinnern. Dazu ließ sie die vergangenen Gespräche mit ihrer Freundin Revue passieren. Angestrengt runzelte sie ihre Stirn. Sie musste sich erinnern. Jedes Detail könnte wichtig sein!
 

„Leute, ich erinnere mich an etwas…“, meinte die Blauhaarige schließlich und blickte in die Runde, „ihr wisst doch sicherlich, dass Lucys Vater nicht reich geboren worden war. Beide ihrer Eltern stammten aus einfachen Verhältnissen. Das Vermögen hat ihr Vater sich also selbst erarbeiten müssen. Ihr Vater ist nicht der Typ für Illegales gewesen. Also was wäre, wenn er dafür Hilfe von Jose hatte annehmen müssen? Immerhin hatte er seine Frau und Tochter ernähren müssen. Es ist unmöglich binnen kurzer Zeit aus eigener Kraft so viel Geld zu machen. Findet ihr nicht auch?“ Ihre Vermutung erschien ihr persönlich ziemlich realitätsnah. Immerhin kannte man das aus dem Werdegang erfolgreicher Persönlichkeiten. Es gab immer eine bestimmte Person, die ihnen dazu verholfen oder es ihnen ermöglich hatte. Alleine bekam so etwas im Regelfall nicht hin. Der Mensch war ja nicht übermächtig. Außerdem brauchte man stets etwas mehr Kapital.
 

„Das könnte es sein“, nickte die Rothaarige. Auch für sie erschien das wie eine mögliche Option, die man durchaus in Betracht ziehen konnte. „Also fordert er einen Gefallen zurück und wenn Jude Heartfilia dem nicht stattgeben würde, könnte er das Unternehmen wie ein Kartenhaus in sich stürzen lassen, da er sicherlich darüber innere Informationen besitzt. Dadurch würde Jude Heartfilia seinen Besitz völlig verlieren.“
 

An den Worten von ihr hatte keiner etwas auszusetzen, jeder spürte, dass dies die Wahrheit sein musste. Zugleich wurde ihnen allen bewusst, was das zur Folge hatte. Der ältere Heartfilia verkaufte lieber seine einzige Tochter, nahm ihr Lebensglück und ihre Freiheit, damit er sein Unternehmen behalten konnte, welches einen höheren Stellenwert somit in seinem Leben besaß. Lieber sollte sie leiden. Ein Unternehmen eventuell aufzugeben klang zwar hart, aber wenn die Tochter dafür eine Heirat über sich ergehen lassen müsste…
 

„Wie grauenvoll…das ist nicht fair…Lu-chan…“, wisperte Levy und fuhr sich über ihre feucht werdende Augen. Die Feststellung schmerzte. Es zog an ihrem Herzen. Wieso musste das ihrer besten Freundin widerfahren? Sie hatte genügend durchmachen müssen. Sie hatte ihre Mutter mit jungen Jahren verloren und nun war sie dabei ihren Vater zu verlieren, welcher sich eigenhändig von ihr wohl lösen wollte. Ein Schluchzer verließ ihre Lippen und ihr zierlicher Körper begann zu beben. Gajeel legte seinen Arm um ihren zitternden Körper und zog sie näher zu sich, um ihr ein wenig Trost zu spenden. Zwar konnte er nicht völlig ihre derzeitigen Gefühle nachempfinden, doch wusste er, dass er ihr mit so einer Geste wenigstens etwas helfen konnte. Tatsächlich nahm sie seine Hilfe gleich an und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper dabei ihr Gesicht an seine Brust drückend.
 

„Wir können derzeit leider nur Hypothesen diesbezüglich anstellen, noch ist hiervon nichts bewiesen, auch wenn es glaubwürdig erscheint. Wie wäre es also, wenn wir uns erst einmal mit Lucy in Verbindung setzen, um von ihr zu erfahren, was Sache ist? Sie könnte mehr wissen“, meldete Jellal sich seit langem wieder. Er hatte mit seinen Worten nicht Unrecht. Lucy könnte mehr wissen. Vielleicht wusste sie nicht einmal davon. Was auch immer der Fall wäre, sie sollten sich so bald wie möglich mit ihr in Verbindung setzen. Sie mussten es zusammen angehen.
 

Das wollte Erza auch gleich machen. Sie zückte ihr Handy und wählte die Nummer ihrer Freundin. Zwar trug sie eine ernste Miene, doch diese fiel allmählich in sich zusammen, als niemand ranging. Das bereitete ihr große Sorgen. War ihr bereits etwas zugestoßen? Hatte ihr Vater oder gar Jose etwas angestellt? Sie kam nicht drum herum, gleich an das Schlimmste zu denken, was hätte eintreten können. Man konnte ja nicht vorher wissen oder gar erahnen, zu was für Taten solche machtgierige Menschen fähig waren. Die beiden waren ihr unbekannt, weswegen sie die eben noch schlechter einschätzen konnte.
 

„Natsu? Gut, dass ich dich erreiche. Ist Lucy bei dir?“, vernahm sie Grays Stimme und blickte augenblicklich zu ihm. Auch er hielt ein Handy an sein Ohr gedrückt, aber scheinbar hatte er es bei seinem besten Freund versucht, welcher auch das Telefonat angenommen hatte. Auf seinem Gesicht war Erleichterung zu erkennen. Hatte Natsu ihm etwas Gutes zu Lucy erzählen können? Doch dann verzog sich der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen. Sogar seine Augen verengte er minimal. „Ich verstehe. Wir wissen darüber auch Bescheid. Es wäre gut, wenn ihr danach einfach zu Gajeel kommen könntet, wir befinden uns alle gerade bei ihm.“ Darauf wartete er ab. Seltsamerweise verkniff er sich ein Grinsen, als er zu Gajeel schielte. „Ja, da hast du recht. Wie auch immer, kommt hier her! Bis dann!“ Damit beendete er auch schon das Gespräch. Er steckte sein Handy wieder in seine Hosentasche, ehe er zunächst zur Erza sah, bevor er seinen Blick durch die Runde schweifen ließ.
 

„Sowohl Natsu als auch Lucy wissen über die Verlobung Bescheid. Sie ist von Zuhause fürs erste weg. Sie bringen noch ihre Sachen zu Natsu und kommen dann hierher“, informierte er den Rest. Somit war entschieden, dass sie fürs erste auf die Beiden warten würden, denn vorher weiter zu philosophieren, würde nicht viel nützen.
 

„Also ich habe Hunger…wer will alles Pizza?“
 

Es dauerte vielleicht eine halbe Stunde bis die Pizzen ankamen. Ein wenig später trafen auch Natsu und Lucy ein, die dann sich zu ihnen gesellten und gerne auch etwas von den Pizzen nahmen, insbesondere ersterer hatte inzwischen großen Hunger, aber das war nichts Unübliches in seinem Fall. Die Atmosphäre wirkte schon fast entspannt, während die Freunde saßen, einfach aßen und ab und zu sich ein Lachen erlaubten, damit die Situation weniger angespannt wirkte, wobei das wenig daran änderte, da man der Blondine unter ihnen doch ansehen konnte, was ihr wirklich durch den Kopf gehen musste. Auch wenn sie lächelte, so erreichte es nicht ihre Augen. Verübeln konnte man es ihr nicht, denn es war eine äußerst unangenehme Lage, in welche sie sich widergefunden hatte. So oder so, es schien tatsächlich darauf hinaus zu laufen, dass sie sich von ihrem Vater verabschieden müsste, denn mit dieser Verlobung hatte er eindeutig eine Grenze überschritten. Und es war nicht einfach, es einfach hinzunehmen, denn egal, was ihr Vater auch anstellen möge, letzten Endes war er immer noch ihr Vater. Dieses Band würde sie niemals trennen können.
 

„Lucy…gibt es etwas, was du uns noch sagen möchtest?“, erhob Erza das Wort, nachdem alle gegessen hatten, es war an der Zeit sich wieder dem heutigen Anliegen zu widmen. Die Hearttfilia überlegte kurz. Gab es etwas, was sie sagen wollte? Sie war sich da nicht sonderlich sicher, ob es sie von etwas wissen sollte, was ihren Freunden nicht bereits bekannt wäre. Ihr wollte nichts einfallen. Natsu riss sie aus ihren Gedanken, als er nach ihrer Hand griff und sie zu seinen Lippen anhob, mit welchen er ihr einen Kuss auf den Handrücken hauchte, worauf sie ein wenig überrascht – aber vor allem verlegen – zu ihm blickte.
 

„Lucy ist meine Freundin, deswegen werde ich es nicht zulassen, dass sie in so etwas hineingezogen wird. Darauf kann sie sich verlassen. Zusammen schaffen wir das sicherlich auch, immerhin ist es uns doch bisher immer gelungen“, antwortete er anstatt von ihr mit einem Grinsen auf den Lippen. Seine Worte überraschten sie, um ehrlich zu sein, dass sie nicht gewusst hatte, dass er ihre Beziehung nun doch so offen darlegen wollte, nicht, dass es ihr etwas ausmachen würde. Es freute sie sogar, dass er dazu stand, auch wenn sie ihn dazu mehr oder weniger gedrängt hatte. Ihm war aber nicht anzusehen, dass er es bereute und das war es, was sie glücklich machte. Er meinte es ernst. Jedes einzelne Wort. Einfach Alles. In jenem Moment wäre sie ihm am liebsten um den Hals gefallen.
 

Gray grinste wissend in ihre Richtung. Er hatte ja geahnt, dass es dazu kommen würde. Juvia legte ihren Kopf schief, ehe auch sie lächeln musste. Erza wirkte perplex, während Jellal sich einfach ein Schmunzeln zurückhielt. Gajeel grinste ebenso wie der Fullbuster. Levys Gesicht konnte sich hingegen nicht entscheiden, ob sie glücklich oder überrascht sein sollte. Doch sie alle hatten das früher oder später kommen sehen. Immerhin war es nun nahezu zu dem Ende gekommen, zu welchem es bereits vor zwei Jahren hatte kommen müssen.
 

Jetzt gab es nur noch ein Hindernis, welches zu beseitigen war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
WICHTIG

Hey, meine Lieben :) Ich habe ein paar Ankündigungen!!

Zum einen interessiert es mich, ob es minderjährige Leser gibt,
da ich überlegt habe, das nächste Kapitel eventuell auf adult zu stellen.
Denn wenn es Leser gibt, die es nicht lesen könnten, dann würde ich das
übernächste Kapitel eben anders gestalten, damit ihr nichts verpasst ;)
Einfach eine ENS an mich oder im Kommentar es erwähnen!!

Und meine zweite Ankündigung wird euch wohl weniger freuen.
Ich schreibe in einer Woche mein Abi und die Wochen drauf auch die anderen zwei Klausuren.
Es ist wohl selbsterklärend, dass ich da nicht ans Schreiben denken werde. Deswegen wird das nächste Kapitel wohl später als sonst erscheinen.
Schlimmstenfalls erst ende März.

Danke für eure Aufmerksamkeit!! :)
Und noch einmal Danke für die bisherigen Favos und Reviews :*

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hat ein wenig länger gedauert als erwartet >___>
Aber von nun an dürfte es regelmäßiger weitergehen :)
Es stehen mindestens fünf Kapitel in Planung,
das nächste habe ich auch nahezu fertig.
Wenn alles nach Plan geht, dürfte es nicht allzu lange dauern, um diese FF zu beenden^^
Ein paar Ideen werde ich umsetzen, welche es noch ein wenig aufmischen werden.
Hier nun die Frage: gibt es etwas, was ihr extra erfahren wollte?
Ich habe auf jeden Fall ein Special über die Freundschaft Natsus und Grays in Planung.
Das wird das übernächste Kapitel wohl werden. Generell soll die Vergangenheit da näher betrachtet werden.

Danke fürs Lesen :D

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zum Ende habe ich so eine Art Vorschau auf das nächste Kapitel zusammengestellt.
Wobei da ab einer bestimmten Stelle Dialoge vorkommen, die einen bekannt sein dürfen.
Ist ja auch ein Rückblick von Natsu auf die wichtigsten Momente seines Lebens - Igneel ausgenommen. (Ich weiß ehrlich gesagt nicht, inwiefern ich ihn generell in die FF einbeziehen möchte, es soll kein Vater-Sohn-Drama werden :'D)
eigentlich recht eindeutig, wer was sagt, findet ihr nicht auch? :'D
Auf jeden Fall, wisst ihr somit schon, was auf euch zukommen wird :)
(Man ich hoffe, das wird dann nicht zu lang das Kapitel >___>)

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dam da dam...ich habe überlegt, es als Special zu bezeichnen, aber dann habe ich mir gedacht, dass es ja auch zur Handlung beiträgt^^
Der letzte kursive Satz soll eine Erkenntnis Natsus sein, die er in der Gegenwart anerkennt.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und es hat die Vergangenheit Natsus näher erläutert. Falls es Fragen gibt, dann nur ehr damit :) Ich beantworte sie gern, sofern es nicht zu Spoilern führt, aber das würde ich sagen ;D
Was das nächste Kapitel betrifft (man sieht ja inzwischen den Wendepunkt der Story, hoffe ich mal), ich vermute, dass ich dafür nicht allzu lange brauchen werde, wobei ich mir noch Gedanken drum machen muss, wie ich meine Ideen umsetzen werde. Ich gehe davon aus, dass ich fünf Kapitel auf jeden Fall noch füllen kann, aber dann mal sehen~

Ich möchte mich für die Favos und Kommentare herzlich bedanken, das bedeutet mir wirklich sehr viel^^ Danke Leute!!

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute :)
Ich hoffe, ich bin nicht allzu ooC geworden >___<
Aber in manchen Situationen ist es schwer den Charakter gut zu treffen.
Was Lisannas Interesse betrifft...da könnt ihr denken, was ihr wollt, ich lege mich da nicht fest. Das spielt ja nur eine nebensächliche Rolle ;D (Tipp: es ist nicht Laxus, denn ich bin ein Miraxus Shipper *__*)
Na ja, wie auch immer, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)
Man, ich finde es bereits jetzt schade, diese FF zu beenden. Q__Q
Abe rich muss mich noch meinen anderen FFs widmen und die mal beenden, auch wen ich FT so lieb habe~ (wenn ich damit fertig bin, werde ich mich sicherlich an einer weiteren NaLu-FF versuchen...^__^ )

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So hat ein wenig länger als sonst gedauert^^
Wer es noch nicht bemerkt hat, ich habe die Steckbriefe ein wenig ergänzt ;)
Das Ende der Geschichte kommt immer näher. Ich trauere dem bereits jetzt nach :'( Besonders wegen solch einer tollen Leserschaft! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird wohl länger dauern. Ich fahre am 22. für etwa zwei Wochen in den Urlaub, da werde ich nicht zum Tippen kommen. Den Laptop nehme ich auch nicht mit. Wie es mit Internet überhaupt aussehen wird, weiß ich noch nicht.
Das nächste Kapitel wird also erst im September kommen. Und da ich die Story jetzt genau im Kopf habe, kann ich sagen,
dass es noch zwei Kapitel und einen Epilog wohl geben wird.
Ich bedanke mich ein weiteres Mal für die Favos und die Kommentare~

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt folgt noch ein letztes Kapitel + Epilog. Ich hoffe, ich verzögere mich da nicht allzu sehr, aber unwahrscheinlich ist es nicht, da ich bald meinen Uni-Anfang habe :'D Kann es also nicht einschätzen, wie es dort laufen wird, aber ich vermute Mal, dass ich es schaffen werde. Sind ja nur zwei Kapitel, die ich noch zu schreiben habe.
Wer nicht genug NaLu gelesen hat, kann gerne bei meiner OS-Sammlung vorbeischauen :)

LG Caramel~

P.S. ich arbeite bereits an einer neuen NaLu-FF, die auch eher im AU sein wird, aber die werde ich wohl erst hochladen, sobald ich die Story in etwa fertig habe. Außerdem muss ich mich vorher noch um meine restlichen FF's kümmern >___< Also das wird noch dauern... Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (65)
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Von: Maryhase
2015-03-25T10:41:10+00:00 25.03.2015 11:41
Hm...
Ich werde wohl langsam alt...
Hier ist auch keiner...
Gomen Q,Q *schnief*
Was könnte ich hierzu sagen?
Juvia hat von ihrer Zeit bei José erzählt, Natsu sagt, dass Lucy schwanger ist XD
Es war ein interessantes Kapitel, muss ich schon sagen. Und es verspricht spannend zu bleiben!
Allerdings wirst du uns im letzten Kapitel sicher noch einmal umhauen. Ich bin schon gespannt ^^

Liebe Grüße,
maryjoa3004
Von: Maryhase
2015-03-25T10:35:02+00:00 25.03.2015 11:35
OH MEIN GOTT!!!
Ich sehe gerade, ich habe noch keinen Kommi zu diesem Kapitel hinterlassen!!!
Entschuldige bitte, das war keine Absicht! TToTT
Aber jetzt mal ehrlich:
Jude kann nicht wirklich verlangen, dass sie ihr ungeborenes hätte abtreiben sollen, wäre sie denn schwanger gewesen. Gut, dass sie erst mal von zu Hause weg ist.
Und schön ist es auch, dass sie bei Natsu unterkommt. Was wäre er denn für ein Freund, wenn er seine Freundin nicht bei sich aufnahm? Also wirklich...
Lucy hat auch wirklich gute Freunde. Sie wollen ihr helfen, das Problem Jude+José zu bewältigen. Und dass Natsu auch gleich so zu ihrer Beziehung steht.... *dahinschmelz*
Schön, schön, schön ^^
Auch wenn nur noch, wenn ich es richtig gesehen habe, insgesamt zwei Kapitel zu dieser FF kommen, so freue ich mich schon sehr auf diese beiden. Hoffentlich gibt es keine allzu großen Hürden mehr, wobei ich glaube, dass Jude und José nicht leicht zu... "besiegen" sind.
Aber jetzt beende ich meinen Kommi mal und sage:
Bis zum nächsten Kommi =D

Liebe Grüße,
maryjoa3004
Von:  __tamea_
2014-11-11T16:14:41+00:00 11.11.2014 17:14
Omg ich liebe dieses Kapitel 😍
Wann kommt denn das nächste Kapitel ?😊
Antwort von:  Carameldream
11.11.2014 18:41
Danke für dein Kommi^^
Ich bin dabei das nächste Kapitel zu tippen, aber ich komme nur sehr langsam voran...leider,
da ich gerade begonnen habe zu studieren und das echt viel Stress ist.
Aber ich werde es versuchen~
Von: abgemeldet
2014-09-26T17:27:21+00:00 26.09.2014 19:27
Auch wenn ich jetzt nicht so der NaLu Fan bin die Geschichte ist einfach TOP!! *-*
Antwort von:  Carameldream
28.09.2014 17:01
Das freut mich, dass du es trotzdem liest :) danke für dein Review~
Von:  mandarinenbluete
2014-09-20T07:39:25+00:00 20.09.2014 09:39
Ich glaub's nicht. Ihr Vater hätte sie ehrlich dazu gezwungen, dass (Schein-)Baby abzutreiben!
Wie kann ein Vater nur so herzlos sein?! Arme Lucy...so einen Vater wünscht sich wirklich niemand.

Es freut mich aber wahnsinnig, dass Lucy und Natsu so zu einander stehen.
Die bekommen das schon hin, da bin ich mir sicher. ^^

Mal sehen, was noch passieren wird.
Antwort von:  Carameldream
25.09.2014 00:13
Ja, das klingt wirklich hart, so etwas sollte wirklich keiner sagen >___>
Mich freut es, dass es dich freut, was Natsu und Lucy betrifft :D
Und allzu viel wird nicht passieren, aber vielleicht ja doch :'D

Danke für das Review~

LG Caramel~
Von:  fahnm
2014-09-19T20:10:18+00:00 19.09.2014 22:10
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Carameldream
19.09.2014 22:33
Danke :D
Von:  -Eisregen-
2014-09-19T19:56:35+00:00 19.09.2014 21:56
Wieder ein sehr schönes Kapitel.
Ich hab deinen Schreibstil total gerne, er ist so flüssig :-D

Ausserdem freue ich mich, dass Natsu und Lucy fürs erste Ruhe haben
(und danke für den kurzen Gajevy Moment *grins*)

Was Jude jetzt wohl noch geplant hat? Der wird ja wohl nicht verschwunden sein, um sich geschlagen zu geben?
Freue mich aufs nächste Kapitel

Bis dahin, einen tollen Uni-Anfang
Antwort von:  Carameldream
19.09.2014 22:32
Dankeschön~ Mich freut es, dass du mir eine Rückmeldung hinterlässt^^
Also ihre endgültige Ruhe haben sie wohl erst im Epilog... ;D
(ha ha, ich versuche im nächsten Kapitel mehr zu ihnen hinzubekommen, in dieses hätte es thematisch nicht gepasst >___>)
Tja...wirst du dann sehen^^

Danke, ich hoffe auch, dass es toll wird D:

LG Caramel
Von: abgemeldet
2014-08-23T14:17:54+00:00 23.08.2014 16:17
Maaaaaaaaan! Ich finde deine Geschichte einfach Top! Aber ich kannn das 6.Kapitel nicht lesen und das ist echt doof... Als wüsste ich
Antwort von:  Carameldream
23.08.2014 19:54
Sorry, aber so sind die Regel auf mexx^^ danke für dein Kommentar, freut mich echt so etwas zu hören. :)

LG Caramel~
Von:  Mia-sama
2014-08-13T13:00:24+00:00 13.08.2014 15:00
Ich mag deine Story sie ist so schön geschrieben.
Ich Schreibe auch momentan an einer ff sie heißt Sweet Memoris in zusammen arbeit mit Bloodnight.
LG
Mia-sama
Antwort von:  Carameldream
23.08.2014 19:54
Dankeschön :) wenn ich die Zeit finde, schaue ich es mir mal an.
Von:  fahnm
2014-08-12T19:58:13+00:00 12.08.2014 21:58
Super Kapi^^
Antwort von:  Carameldream
12.08.2014 23:47
Danke :)


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