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Besitzansprüche

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser,

es wurde ein Epilog gewünscht und auch mich quälte das sehr offene Ende. Ich hoffe, das hier wird euch wie mir Frieden geben.

Danke für eure Unterstützung,
ZerosWolf Komplett anzeigen

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Lucys Freund

Wo steckte diese Frau, wenn man sie suchte? Natsu hatte große Lust einen Auftrag zu erledigen, aber seine Partnerin Lucy war weit und breit nicht in Sicht! Sicher hätte er auch etwas nur für sich und Happy gefunden, aber mit Lucy machte die Arbeit einfach viel mehr Spaß! Wo steckte sie nur wieder?

Genervt durchsuchte Natsu jeden kleinen Winkel Magnolias, schnuppert hier und da nach einem Windhauch in dem er glaubte ihren Geruch wahrzunehmen, doch stellte sich dies häufig als falsch heraus. Lucy roch nach Rosen und Vanille, eine ungewöhnliche Kombination, die sich seltsamer Weise ausgerechnet an diesem Tag öfter zu begegnen schien. Eine Frau, die Vanilleparfum trug und von ihrem Mann eine Rose geschenkt bekam, eine Drogerie, die zufällig gerade diese beiden Düfte vor der Tür ausgestellt hatte und, was die Krönung des Zufalls war, ein Junge, der neben einem Blumenladen Vanilleeis schleckte, waren nur wenige seiner Entdeckungen. Das war alles nicht das, was er suchte. Das war alles nicht Lucy!

„Vielleicht sollten wir doch einfach nur zu zweit einen Auftrag machen.“, meinte Happy, müde vom Laufen. Ewig durfte er die Stadt von oben absuchen, doch konnte auch der Exceed keinen Hinweis auf den Verbleib der blonden Frau finden. „Früher haben wir sie auch nicht gebraucht.“

Früher war eben wie es hieß, Früher. Bevor Natsu Lucy kennengelernt hatte. Bevor Natsu aufgefallen war, dass das Leben viel mehr Spaß machte, mit ihr an seiner Seite. Bevor Natsu zum ersten Mal dieses Unwohlsein empfand, wenn er sie auch nur einen Tag nicht sehen konnte.

Aber Happy hatte recht. Er konnte seine Arbeit nicht von der Anwesenheit seiner Freundin abhängig machen. Seine gesamten Ersparnisse waren verschwunden, er konnte sich den Luxus des Faulenzens nicht mehr ohne schlechtes Gewissen leisten. „Na gut.“, seufzte Natsu. „Es ist ja noch früh, lass uns was aussuchen gehen.“

Sie folgten gerade der Hauptstraße, die auf die Kathedrale zulief, als ein vertrautes Lachen an Natsus Ohr drang. Dieses helle, fröhliche Lachen – das war Lucy! Sein Herz schlug vor Freude einen Tick schneller, als er in die Richtung eilte, aus der die Stimme seiner Partnerin erklang. Er musste sich durch die Massen an Menschen auf dem großen Platz zwängen, die gekommen waren, um einem Musiker zuzuhören, der gerade eine Vorstellung gab. Irgendsoein berühmter Typ der Natsu nicht interessierte. Aber Lucy interessierte sowas schon, also war sie wahrscheinlich zum Zuhören gekommen.

Wenn Natsu sich den Weg zu ihr freikämpfte, würde Lucy sicher wütend werden. Also schlängelte er sich wie eine Schlange durch die Menschen, wich hier einem betrunkenen Mann aus, dort einer fliegenden Bierflasche. Einige Zuhörer hatten definitiv schon zu viel getrunken. Zwischen zwei Menschen hindurch erkannte Natsu Lucy. Sie saß auf der Terrasse eines Café's am Rande des Platzes und lauschte der Musik mit geschlossenen Augen, ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht, welches an ihren Fingerknöcheln ruhte. Fast hätte Natsu sie nicht erkannt, denn die Frau, die er so gut zu kennen glaubte, sah ganz anders aus als sonst. Ihre Haare fielen ihr in großen, glänzenden Locken über die rechte Schulter, ihr Gesicht glänzte vom Make-Up, das ihre Haut noch ebenmäßiger erscheinen ließ und die Konturen ihrer Augen, sowie ihre sowieso schon langen Wimpern kamen noch stärker zur Geltung. Und dann noch dieses Kleid! Kein Top oder T-Shirt mit kurzem Rock, auch nicht ihr schlichtes Abendkleid, das sie zu gegebenen Anlässen trug. Natsu hatte keine Ahnung von Frauenmode, aber in diesem Kleid sah Lucy – er konnte es nicht anders sagen – erwachsen aus. Nicht wie ein knapp achtzehnjähriges Mädchen, sondern wie eine reife Schönheit Mitte zwanzig. Natsu hätte sie nicht erkannt, wenn er sie nur mit den Augen wahrnehmen würde. Doch seine Ohren und seine Nase täuschten ihn nicht. Das Problem war nur, dass ihr dieses Aussehen, so fremd es Natsu auch erscheinen mochte, stand.

Lucy sah plötzlich auf. Nicht zu ihm, sondern zu einer Person, die wohl mit ihr am Tisch saß und für Natsu noch hinter der Menschenmasse verborgen lag. Natsu fühlte sich plötzlich unsicher, ob er direkt auf diese Lucy zugehen sollte, die gerade wieder lachte, denn das war nicht ihr fröhlich, freies Lachen, sondern ein kokettes, verschämtes Lachen, bei dem ihre Wangen leicht erröteten.

„Was ist los, Natsu?“, fragte Happy. Seinem Freund musste der plötzliche Stillstand merkwürdig vorkommen. „Du magst Lucy in dem Kleid!“

„So ein Blödsinn!“, wehrte Natsu ab. Es war nicht nur das Kleid, es war das Gesamtbild, das sie gerade abgab, das ihn fassungslos machte. Er verstand nicht wieso, aber es rief in ihm Erinnerungen an einen Zwischenfall während ihrem Kampf gegen die Drachen wach. Diese Empfindung, die ihn manchmal in den Wahnsinn trieb, wenn er Nachts wachlag. Dieses Gefühl hatte sich so tief eingebrannt, wenn er die Augen schloss glaubte er manchmal, sein Gesicht läge wieder zwischen den Brüsten seiner Partnerin, wie damals im Inneren dieser Glocke. Die Reaktion seines Körpers auf dieses Gefühl befremdete ihn, auch wenn sie seines Wissens nach vollkommen natürlich war, aber Natsu konnte Nichts dagegen tun – außer versuchen, nicht dran zu denken, was sich mit jedem Tag, den er in Lucys Nähe verbrachte, schwieriger gestaltete.

Der Musiker spielte ein neues Stück und die Menge um sie herum begann zu tanzen. Auch an Lucys Tisch regte sich etwas. Ein Mann trat ins Bild und verdeckte die Sicht auf diese atemberaubende Lucy. Ihrem Blick zufolge handelte es sich um ihren Begleiter. Natsu sah nur seinen Rücken, aber er erkannte sofort, dass es sich um einen Schwächling handelte. Hoch gewachsen und schmal, mit schulterlangen braunen Locken in Anzughose, Hemd und Krawatte, wie so ein Schmierlappen aus den Ämtern, die einem mit diesem selbstgefälligen Lächeln das Steuergeld aus der Tasche zogen. Natsu bekam ein ungutes Gefühl bei diesem Typen. Er war ihm auf den ersten Blick alles andere als sympathisch!

Der Mann verbeugte sich vor Lucy und Natsu hörte seine Freundin schon wieder nicht richtig Lachen, sondern – wie nannte man das noch? - ach ja, „kichern“. Lucy lachte nicht, sie kicherte! Was war denn mit ihr los? Ihr Begleiter nahm Lucys Hand – er nahm sie einfach! - und zog sie auf die Tanzfläche. Sie gingen dicht an Natsu vorbei, wenn Lucy sich umgesehen hätte, sie hätte Natsu sofort gesehen. Doch die blonde Frau hatte nur Augen für Mister Wallelocke, dessen Gesicht Natsu nun sehen konnte. Schönlinge wie den fand man in den Zeitschriften, die Lucy immer las, auf den Werbeseiten. Diesen Schönling starrte Lucy verlegen lächelnd an, während sie von ihm durch die Menge geführt wurde. An einer Stelle, an der sie genug Platz für beide Menschen fanden, stellten sie sich auf, wie Lucy Natsu einst gedrängt hatte, und tanzten zur Musik. Plötzlich brannte in Natsu die Wut. Worauf? Keine Ahnung. Aber er war wütend und sah diesen Schönling neben Lucy als den Auslöser für dieses Gefühl an.

„Natsu, lass uns endlich gehen!“, rief Happy seinem Partner ins Ohr, der erschrocken zu dem Exceed sah. Natsu hatte vollkommen vergessen, weswegen sie eigentlich da waren. Aber er konnte auch nicht tolerieren, dass dieser Kerl weiter Lucy begrapschte! Jetzt zog er sie auch noch plötzlich an sich – das konnte Natsu nicht mehr mit ansehen! Er schlug sich seinen Weg durch die Menge, packte den Typen von hinten und zog ihn gewaltsam von Lucy weg, bis der Typ auf dem Boden lag. Der würde es sich beim nächsten Mal doppelt durch den Kopf gehen lassen, ob er Lucy nocheinmal so anfasste!

„Natsu! Was tust du das?“ Lucy klang merkwürdig entsetzt. Wieso sah sie so verärgert aus? Ihn haute sie doch auch ständig und beschwerte sich, wenn er sie berührte. Wieso sollte es also bei diesem Kerl anders sein? Doch anstatt Natsu für die Rettung zu danken, kniete die blonde Frau sich neben den Typen und wollte wissen, ob er sich wehgetan hatte! Was sollte der Mist? Und wieso stellte Lucy gerade ihm diese Frage?

„Der Typ hat dich begrapscht!“, rief Natsu aufgebracht seine Erklärung in Lucys Richtung.

„Wir haben getanzt!“, entgegnete Lucy gereizt. „Bei manchen Schritten kommt man sich da eben näher, was du wüsstest, wenn du bei meiner Tanzstunde aufgepasst und vernünftig mitgemacht hättest!“ Warum sollte er bei etwas aufpassen, das keinen Spaß machte? Tanzen war langweilig und öde, da konnte er drauf verzichten! Aber Lucy sollte auch nicht ohne ihn tanzen. Sie sollte jetzt sofort mitkommen. „Wer ist der Typ überhaupt?!“, platzte es aus Natsu raus. „Und warum bist du mit dem Kerl hier?!“

„Es geht dich überhaupt nichts an, mit wem ich was mache!“, schrie Lucy aufgebracht und stand ruckartig auf. Auge in Auge standen Natsu und Lucy sich nun gegenüber. Die Augen seiner Partnerin brannten regelrecht vor Zorn. Dabei hatte er doch allen Grund zornig zu sein!

„Doch!“, widersprach Natsu. „Vorallem, wenn der Kerl dich davon abhält, mit mir was zu unternehmen!“ Patsch! Lucys flache Hand knallte gegen Natsus Wange und verursachte einen prickelnden Schmerz. Was war denn jetzt los? Sonst gab es doch immer einen geraden Faustschlag, wenn er sie ärgerte. Geradewegs auf die Nase, nicht feige von der Seite. Vor allem taten die Faustschläge nie wirklich weh! Das jetzt war richtiger Schmerz, der nun in seiner Wange pochte.

Verwirrt sah Natsu Lucy ins Gesicht. Die Blondine hielt noch immer die Hand erhoben und atmete schwer. Ihren wütenden Ausdruck konnte nichteinmal das Make-Up verschönern. Natsu hatte Lucy schon oft wütend und schlecht gelaunt erlebt, in tausend Facetten, aber dieses Gesicht war anders. Es war nicht niedlich wütend, wie sonst, sinnlos aufgeregt. Konnte sie dieses Mal wirklich sauer sein? Aber warum? Sie war doch sonst immer an seiner Seite, wieso wollte sie es jetzt plötzlich nicht sein?

„Ich gehöre nicht dir!“, zischte Lucy in einer Stimme, die Natsu einen kalten Schauer über den Rücken schickte. Wann hatte er sich das letzte Mal so an die Wand gedrängt gefühlt? Noch nie! Schon gar nicht nur durch einen Blick und eine Stimme. Natsu verstand die Welt nicht mehr. Lucy gehörte aber doch zu ihm, zu seinem Team, an seine Seite. Er fühlte sich wie erstarrt. „Halte dich aus meinem Privatleben raus!“, fauchte Lucy noch, bevor sie ihm mit Schwung den Rücken zuwandte – ein schöner Rücken, den das Kleid freiließ – ihre Begleitung an der Hand nahm und sich schleunigst mit dem Schönling zusammen aus dem Staub machte. Natsu wollte ihr nachlaufen, doch irgendwie konnte er sich nicht bewegen. Erst, als die Menge um den verwirrten jungen Mann in schallendes Gelächter über die soeben dargebotene Szene ausbrach, erwachte Natsu aus seiner Schocktrance. So schnell er konnte flüchtete er von dem Platz, auf dem nicht mehr der Musiker, sondern er die Hauptattraktion darstellte.

Auf dem Weg durch die Gassen der Stadt Magnolia kreiste ihm immer wieder eine Aussage seiner Freundin im Kopf herum. Privatleben? Was bedeutete das? Sie gehörte doch zu Fairy Tail, immer und überall, egal ob sie sich in der Gilde befand oder in der Stadt oder auf einer Mission oder zu Hause. Was also konnte sie mit Privatleben meinen?

Diese Frage stellte er auch Mirajane, als er am Abend in der Gilde saß und sich über sein Abendessen hermachte, auch wenn er nicht viel Appetit aufbringen konnte. Seine Wange schmerzte beim Kauen, wodurch er ungewohnt kleine Bissen zu sich nehmen musste, um den Bluterguss nicht noch mehr zu reizen. Ein Bluterguss in Handform, einfach jeder sprach ihn darauf an und machte sich lustig! Ebenso wie jeder sofort Lucy als Täter erkannte. Wieso war das so offensichtlich? Aber egal, Natsu interessierte gerade nur, was Lucy mit Privatleben meinte.

„Oh weh, wie erkläre ich dir das am besten?“, überlegte Mira, während sie Gläser polierte. Eine in Natsus Augen sinnlose Tätigkeit, immerhin wurden die Gläser ja wieder benutzt. Aber wenn's ihr Spaß machte, sollte es ihm egal sein, solange sie ihm seine Frage beantwortete. „Was Lucy vermutlich meinte ist, dass du sie in Ruhe lassen sollst, wenn sie nicht in der Gilde ist. Sie hat doch jetzt einen Freund, mit dem möchte sie sicher ungestört Zeit verbringen.“

Natsu blieb fast der Bissen im Hals stecken. „Du kennst den Kerl?!“, rief er wütend. Dieser unsympathische Schönling hatte sich doch nicht etwa schon in seiner Gilde ausgebreitet?!

„Kennen wäre zu viel gesagt.“, beschwichtigte ihn die Bardame. „Auch wenn Lucy schon so viel von ihm geschwärmt hat, dass ich ihn mir sehr gut vorstellen kann.“

„Ach ja?“, knurrte Natsu desinteressiert. Geschwärmt hatte sie also. Warum von so einem?

Mira merkte wohl nicht, dass er nichts weiter über diesen Kerl hören wollte. „Ja, sie ist wohl richtig verliebt. Aber ich kann sie gut verstehen, er scheint ihr die Welt zu Füßen zu legen. Allein diese Kleid, das er ihr gekauft hat – ein Traum!“ Aha! Das erklärte, warum Natsu den Fummel nicht kannte! Und jetzt, da er wusste, von wem es stammte, sah das Kleid in seiner Erinnerung gar nicht mehr so toll aus. Die Frau, die er heute gesehen hatte, war nicht seine Lucy. Seiner Lucy standen Top und Minirock einfach am besten! „Vor allem aber lässt er Lucy ihren Willen und respektiert ihre Wünsche.“, bemerkte Mira und prüfte den Glanz des polierten Glases. Lucys Willen und Wünsche? Hatte sie ihm jemals soetwas genannt? Natsu konnte sich nicht erinnern. Manchmal hatte sie Einwände, aber sie machte doch trotzdem immer mit! War es dann nicht das, was sie wollte? Sie schrie doch eh bei jeder Kleinigkeit, das konnte sie doch gar nicht ernst meinen. Das war doch ihre Art, witzig zu sein. Oder?

„Ich hoffe, dass wir ihn nicht erst zur Hochzeit kennenlernen.“, sagte Mira fröhlich und stellte das Glas weg. Natsu hatte wieder das Gefühl zu erstarren. „Hochzeit?“ Seine Stimme klang heiser. Lucy wollte doch nicht ernsthaft einen wie den heiraten! Nicht so einen unsympathische Schönling! Wenn es wenigstens einer aus Fairy Tail wäre, hätte Natsu mehr Verständnis für ihre Wahl. Wobei, eigentlich auch nicht. Selbst wenn es einer seiner Kameraden wäre, wenn dieser jemand Lucy unglücklich machen würde, Natsu würde ihn zu Asche verbrennen!

„Du weißt schon, Kirche, Brautkleid, Schwur fürs Leben und so.“, lachte Mirajane. Das wusste Natsu, er lebte schließlich nicht hinterm Mond! „Vielleicht ist ihr Freund ja ihr Mann fürs Leben. Gönnen würde ich es Lucy, so wie sie gerade auf Wolke sieben schwebt.“ NEIN!, wollte er schon fast brüllen. Der nicht! Nicht dieser Kerl! Auch keine anderer Kerl! Lucy gehörte zu Natsu, was auch immer sie behaupten mochte! Niemand außer Natsu durfte Lucy bekommen!

In seiner plötzlich aufsteigenden Wut ballte Natsu seine Hände so stark zusammen, dass er das Besteck in ihnen verbog. Mira sah ihn nachdenklich an. Es lag schon soetwas wie Mitleid in ihren Augen. Wahrscheinlich Mitleid für den Kerl, den Natsu bei der nächsten Gelegenheit zu Brei verarbeiten würde!

Ein bekannter Duft schwebte durch die Luft zu Natsus Nase. Lucy hatte die Gilde betreten und befand sich schon ganz nah hinter ihm. Freudig drehte er sich zu seiner Partnerin um, nur um einem eiskalten Blick zu begegnen, der ihm jede Hoffnung auf eine Entschuldigung ihrerseits nahm. Womit hatte er das verdient?

Lucy stellte sich neben ihn an die Bar und grüßte Mirajane. Die Frauen begannen zu plaudern. Kein Wort zu Natsu, nichteinmal ein Gruß. Und, was noch viel schlimmer war, sie sprach über diesen Kerl! Direkt neben Natsu!

Die blonde Frau war absolut begeistert von diesem Nachmittag – bis auf den Zwischenfall mit Natsu den sie schilderte, als wäre ihr Freund nicht anwesend. Ihr Verehrer – sein Name war Gillian, wie sie beiläufig erwähnte – hatte sie zuerst mit einem Strauß roter Rosen in den Händen abgeholt. Wie langweilig kitschig!, dachte Natsu. Er hätte Lucy eher von hinten erschreckt und sich über ihre Reaktion amüsiert.

Als nächstes waren Lucy und ihr Begleiter in das Café am Marktplatz gegangen. Er hatte dort einen Tisch reserviert, von dem aus sie gemütlich bei einer Tasse Kaffee im Sonnenschein der Musik lauschen konnten. Mirajane war ganz hin und weg und quietschte: „Wie romantisch!“ Romantik! Pah! Wer brauchte sowas schon? Spaß war das wichtigste! Spaß! Wenn man keinen Spaß zusammen hatte, machte das ganze Beisammensein doch keinen Sinn!

„Und dann ist Natsu aufgetaucht und hat alles kaputt gemacht! Gillian war stinksauer, nachdem Natsu ihn angegriffen hat.“, erzählte Lucy. Für Natsu war es eine Genugtuung zu hören, dass er diesem Kerl einen Dämpfer verpasst hatte, auch wenn der Feuerdrache dem Schönling gerne noch die Nase gebrochen hätte. „Auf jeden Fall habe ich eine Entscheidung getroffen.“, verkündete Lucy und wandte sich Natsu zu. Sie trennte sich doch wohl hoffentlich von diesem Typen! „Natsu, hiermit beendete ich unsere Zusammenarbeit als Team.“ Lucys Worte trafen Natsu schwerer als jeder Schlag, schwerer als die Backpfeife vom Nachmittag. „Es reicht, dass du dich ständig in mein Leben einmischst! Mit wem ich wann zusammen bin ist meine Sache und wenn du das nicht begreifst ist hier der Endpunkt unserer Freundschaft.“ Moment! Team, okay, aber sogar ihre Freundschaft?! Natsu war zu geschockt, um Antworten zu können. „Sprich nie wieder ein Wort mit mir! Und wenn du es wagen solltest, noch einmal meine Wohnung zu betreten, zeige ich dich wegen Hausfriedensbruch an!“ Was redete Lucy da? Geschah das gerade wirklich? Zerstörte Lucy wirklich alles, was zwischen Natsu und ihr gewesen war? Wegen einem Kerl, den sie höchstens ein paar Wochen kannte?!

„Das ist mein ernst.“, gab Lucy ihrer Ansage Nachdruck. Dann verabschiedete sie sich eilig von Mirajane, die genauso ungläubig aussah, wie der Rest derer ihrer Kameraden, die zugehört hatten, und rauschte aus dem Gebäude. Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Lucy hatte nicht wirklich gerade sämtliche Verbindungen zu Natsu gekappt! Oder?

„So weit hat es sie also getrieben.“, murmelte Levy geistesabwesend und Mirajane nickte mit einem traurigen Lächeln. Die Frauen wussten etwas, das Natsu nicht wusste!

„Was hat sie soweit getrieben?!“, rief er und ihm war klar, dass seine Stimme verzweifelt klang. Das war gerade nicht zu ändern. Natsu war verzweifelt und er wollte den Grund wissen, warum er so verzweifeln musste.

Levy und Mirajane sahen sich an und die Bardame schüttelte leicht den Kopf. „Lucy würde uns nicht verzeihen, wenn wir es dir sagen.“, erklärte sie mit einem traurigen Lächeln. Verdammt, Natsu wollte es aber wissen! Er wollte hören, was Lucy ihm verschwieg! Warum wussten Mira und Levy davon, aber er nicht? Er war es doch, der die meiste Zeit mit Lucy verbrachte. Er war es doch, der Lucy immer beschützte. Er war es doch, der ohne Lucy keinen Spaß mehr hatte. Er liebte Lucy doch.

Gildarts Rat

Der Fluss floss immer in die gleiche Richtung, stetig, gleichmäßig. Er tat es bereits, bevor Natsu geboren worden war und er würde es noch immer tun, wenn Natsu eines Tages starb. Unbeeindruckt von den Menschen war es dem Wasser egal, was um es herum und mit ihm passierte. Vielleicht sollte Natsu zu Wasser werden?, dachte der Rotschopf, während er gelangweilt den Schwimmer beobachtete, der mit jeder kleinen Welle auf und ab hüpfte. Wenn er Wasser wäre, wäre es ihm auch egal, dass ihm das Herz schwer war wie Blei und es mit jedem Tag schwerer wurde. Als Wasser würde es ihn nicht interessieren, dass Lucy gerade wiedereinmal mit diesem Gillian unterwegs war. Als Wasser würde er nicht so sehr darunter leiden, dass Lucy ihn nicht einmal mehr ansah.

Natsu wurde mit jedem Tag lustloser, mutloser. Er hatte keinen Spaß mehr daran, auf Missionen Chaos anzurichten. Er hatte keine Lust mehr darauf, sich mit Gray zu prügeln. Er konnte einfach keinen positiven Gedanken fassen. Natsu fühlte sich leer und einsam, dabei war nur eine Person in seinem Leben an der falschen Stelle. Eine Person, die er gerademal ein Jahr kannte. Aber Lucy war halt die eine Person, die er niemals missen wollte. Nicht einen Tag. Nicht eine Stunde. Nicht eine Minute. Nicht eine Sekunde. Nie. Doch es waren schon drei Wochen seit dem Vorfall mit Gillian ins Land gegangen und Lucy würdigte Natsu noch immer keines Blickes. Stattdessen verbrachte sie immer mehr Zeit mit diesem Schönling und kam von Woche zu Woche seltener in die Gilde. Eigentlich nur, wenn sie einen Auftrag auswählte, um ihre Miete zu bezahlen. Wenigstens bedeutete das, dass Lucy und der Kerl noch nicht zusammen lebten. Ein geringer Trost.

Ein schwerer Seufzer entfuhr Natsus Brust. Hier saß er nun, ganz alleine am Ufer dieses Flusses und philosophierte, wie Happy es nannte. Er, Natsu Dragneel, der sich bisher immer über Denker lustig gemacht hatte, philosophierte! Nichteinmal Happy hielt es noch in seiner Nähe aus, so niedergeschlagen war Natsu! Weswegen er auch gerade nach dem Lieblingsfisch des Katers angelte, was sich als schwierig herausstellte, da der Kater die seltene Magnolienforelle liebte, die mit einer gefühlten Chance von eins zu tausend mal in einen Köder biss! Aber was soll's, irgendwie wollte Natsu seinen kleinen Freund dafür entschädigen, dass dieser ihn so erbärmlich ertragen musste. Natsu fand einfach nicht zu seiner alten Form zurück. Er fühlte sich krank, schwach, antriebslos. Liebeskrank, nannte Polyuchka das, als er sie um ein Heilmittel ersuchte. Gebrochenes Herz. Dann hatte sie ihn besenschwingend aus dem Haus gejagt, die alte Hexe!

Natsu hörte Schritte hinter sich, doch es interessierte ihn nicht. Sicher nur ein weiterer Kamerad, der auf irgendeine unsinnige Weise versuchte, Natsu aufzuheitern. Bisher waren alle gescheitert. „Das klingt aber nach einem sehr tiefen Bruch.“ Diese Stimme weckte Natsu aus seiner Trance. Er wollte fast seinen untrüglichen Ohren nicht trauen, bevor seine Augen ihm das gehörte bestätigten. „Gildarts?“, rief Natsu erfreut, als er den Mann erblickte, der nun den Deich zu ihm hinunter kam. Es war selten, dass Gildarts nach Hause kam. Noch seltener, dass er so schnell wieder da war.

„Cana hat nicht übertrieben als sie mir geschrieben hat, dass du nur noch ein Häufchen Elend bist.“, meinte Gildarts ernst. Diese blöde Cana! Wieso schrieb sie ihrem Vater so einen Blödsinn? Auch wenn es der Wahrheit entsprach, jetzt stand Natsu wie ein Schwächling da, der sich so leicht von seinen Gefühlen aus der Bahn bringen ließ!

„Zieh nicht so ein Gesicht.“, lachte Gildarts und ließ sich neben Natsu im Gras nieder. „Frauen sind der Schwachpunkt aller Männer. Auch meiner.“

„Das ist kein Geheimnis.“, murrte Natsu und starrte wieder den Schwimmer seiner Angel an. Als könnte er so seine momentane Schwäche kaschieren. Gildarts und seine Weibergeschichten, wie gerne regte Cana sich darüber auf? Der Mann verprasste mehr Geld für leichte Mädchen als für seinen Lebensunterhalt. Er wäre mit Sicherheit schneller von seinen Missionen wieder da, wenn er nicht jedem Rock nachlaufen würde!

Gildarts lachte ungeniert. „Ja, Canas erste Frage war auch, mit wie vielen Damen ich wieder angebandelt habe.“, erzählte er leichtfertig. „Aber ich muss zugeben, meine Quote ist gesunken. Ich kann einfach nicht anders, als überall damit angeben, dass die Supermagierin Cana, die das Magiemessgerät gesprengt hat, meine Tochter ist. Ganz meine Tochter eben.“ Man, manchmal wünschte Natsu sich, Cana hätte nie eröffnet, dass sie Gildarts Tochter war! Diese übertriebene Zuneigung war echt lästig und peinlich! Hoffentlich würde Natsu niemals so werden, wenn er mal eine Tochter hatte. Wenn er jemals eine Tochter hatte. Aber die einzige Frau, die in seinen Augen als Mutter in Frage kam, ignorierte ihn komplett. Auch wenn seine Phantasien über das, was Natsu gerne mit ihr machen würde, gleichmäßig mit seiner Sehnsucht nach ihr wuchsen und detaillierter wurden. Es kam vor, dass er mitten in der Nacht aufwachte und sich einfach nicht mehr beruhigen konnte, bis er sich Erleichterung verschafft hatte, die er bevorzugt hinter der geschlossenen Toilettentür suchte. Er wusste nicht, in welchem Entwicklungsstadium Happy in den Augen der Exceed war, aber der Kater musste das sowieso nicht mitbekommen, selbst wenn er schon erwachsen sein sollte. Es war Natsu unheimlich peinlich.

„Also erzähl mal, wo drückt der Schuh?“, forderte Gildarts ihn auf. Was hatte Natsu noch groß zu verlieren? Sein Ansehen musste mit seinem momentanen Zustand eh im Keller liegen, also konnte er auch ehrlich zu Gildarts und zu sich selbst sein.

„Ich liebe Lucy.“, murmelte Natsu. Das erste Mal, dass er es laut aussprach. Es war ein befreiendes Gefühl.

„Das ist gut!“, freute sich Gildarts. Es war gut zu wissen, dass er Natsu nicht mehr unbedingt mit Lisanna verkuppelt sehen wollte. Lucy hatte er also auch anerkannt.

„Lucy hat einen Freund.“, sprach Natsu nun das Problem an. „Gillian.“ Er spukte den Namen mehr aus, als dass er sprach.

„Das ist schlecht.“, meinte Gildarts mitfühlend. Natürlich war das schlecht! Aber der Hammer kam ja noch!

„Ich wollte, dass der Kerl die Finger von Lucy lässt, jetzt will Lucy nichts mehr mit mir zu tun haben.“, seufzte Natsu niedergeschlagen. Er fühlte sich so elendig!

„Das ist ganz schlecht.“, kommentierte Gildarts. „Ich kann mir vorstellen, wie du es dem Kerl verklickert hast. Kein Wunder, dass Lucy sauer ist.“ Großartig, soweit war Natsu auch in seinen Erkenntnissen. Immerhin hielt ihm die halbe Gilde das regelmäßig vor. Aber wie er es sonst hätte anstellen sollen, fiel Natsu erst recht nicht ein. „Weiß Lucy, dass du sie liebst?“

„Ich glaube schon.“

„Hast du es ihr gesagt?“

„Nein.“

„Dann weiß sie es nicht.“ Verblüfft sah Natsu den Älteren an. War es nicht offensichtlich gewesen? Hätte Lucy nicht begreifen müssen, was er für sie empfand, allein von der Tatsache, dass er immer in ihrer Nähe sein wollte? Ihr hätte auf jeden Fall auffallen müssen, dass er mehr Zeit mit ihr, als mit irgendwem sonst in der Gilde verbrachte. Gildarts lachte. Worüber? „Natsu, Frauen glauben nicht, dass man sie liebt, bis man es ihnen ins Gesicht gesagt hat.“ Wie? Lucy war doch sonst so schlau! Auf soetwas kam sie nicht? „Versteh einer die Frauen.“, meinte Natsu und starrte das Wasser an.

„Das werden wir Männer nie.“, grinste Gildarts und klopfte dem Feuerdrachen aufmunternd auf die Schulter. „Aber ohne sie können wir auch nicht leben. Besonders ohne die eine ist es schwer. Ich bereue noch heute, dass ich Cornelia damals verlassen habe.“

„Canas Mutter?“ Natsu erinnerte sich, dass er diesen Namen gehört hatte, nachdem Cana Gildarts eröffnet hatte, dass sie seine Tochter war.

Gildarts nickte. „Ich habe schon mit vielen Frauen, sagen wir mal, angebandelt.“ Natsu schnaubte amüsiert. Wer hatte ihm denn auf die praktische Weise erklären wollen, wo die Babys herkamen? Natsu konnte damals gerade noch rechtzeitig vor der auserwählten Prostituierten flüchten, bevor er es bereute. Damals war er dafür noch nicht bereit gewesen. Heute fühlte er sich bereit, aber es war schwierig, wenn seine Auserwählte ihn jedes Mal schlug, wenn er sie berühren wollte. Gildarts beachtete Natsus Schnauben nicht. „Aber Cornelia, sie war einmalig! Sie war die einzige, die ich jemals wirklich geliebt habe. Darum habe ich sie ja auch geheiratet.“ Heiraten, das war ein Wort, dass in Natsus Kopf ganz weit weggerückt war. Er hatte schonmal mit dem Gedanken gespielt, wie es wäre, wenn er und Lucy verheiratet wären. Abends neben ihr einschlafen, morgens neben ihr aufwachen, den ganzen Tag mit seiner Frau verbringen. Sie würde dann wirklich ihm gehören. Außerdem könnte sie dann immer sein Haus so schön aufräumen, wie neulich. Dazu hatte Natsu keine Lust, aber Lucy schien das ja Spaß zu machen. Aber nun stand da eine Mauer Namens Gillian zwischen ihnen.

„Aber ich musste um meine Frau kämpfen.“, erzählte Gildarts unbekümmert weiter. „Sie war ein Teufelsweib und viele Männer begehrten sie. Aber ich konnte mich gegen meine Konkurrenz durchsetzen.“ Dann sah der Ältere zu Natsu. „Warum kämpfst du nicht um Lucy?“

Blöde Frage! „Weil Lucy mich hassen wird, wenn ich den Kerl verprügel'!“ So wie sie ihn schon allein dafür hasste, dass der Schönling unsanft auf seinem Hosenboden gelandet war. Der Typ war so schwach, in Sachen Stärke könnte Natsu ihn jederzeit zerquetschen wie eine Fliege!

„Doch nicht mit deinen Fäusten.“, seufzte Gildarts und schüttelte den Kopf. „Man kann nicht alles durch Gewalt lösen. Du musst Lucy durch Taten und Worte davon überzeugen, dass du der Bessere für sie bist.“

„Wie denn, wenn sie mich nicht in ihrer Nähe haben will?“ Sie sah Natsu ja nichteinmal mehr an!

„Du musst sie dazu bringen, dass sie dich wieder in ihrer Nähe will. Sie davon überzeugen, dass sie dich und nicht den anderen Kerl braucht. Kämpfe, Natsu, kämpfe! Du gibst doch sonst nicht so schnell auf!“ Das stimmte. Natsu hasste aufgeben. Wieso hatte er nur schon aufgegeben? Was war er doch für ein Holzkopf! Er könnte sich selbst für seine Dummheit schlagen. Anstatt sich das zu holen, was er haben wollte, vertrödelte er drei ganz Wochen, in denen er mit Sicherheit längst Lucy wieder für sich gewinnen hätte können. Natsu sprang auf und brüllte seinen aufgestauten Frust raus. Sollte das Wasser sie mitnehmen, seine Melancholie.

„So ist's recht!“, lachte Gildarts. In diesem Augenblick zog etwas an der Angel, die Natsu noch immer in der rechten Hand hielt. Sofort reagierte er und kämpfte mit dem Fisch. Er war stark, das musste ein echter Brocken sein! Aber Natsu war zu motiviert, um den Kampf aufzugeben. Mit aller Kraft zog er an der Angel und der Fisch landete auf dem Trockenen. Ein Fisch, so lang wie Natsus Arm, übersät mit weißen Tupfen. Ein Prachtexemplar der Magnolienforelle.

„Perfekt!“, grinste Natsu und erlöste das Tier gekonnt von seinen Qualen. „Den bringe ich Happy und dann ab zu Lucy. Wollen wir doch mal sehen, wer sie bekommt!“ Voller Elan und siegessicher lachend nahm Natsu seine Angel und seine Beute und stürmte in die Stadt davon. Ohne Zwischenstopp bahnte er sich seinen Weg zur Gildenhalle. Noch in der Tür blickte er sich nach einem Anzeichen Lucys um, doch ihren blonden Haarschopf konnte er nirgends entdecken. Schade eigentlich, aber gut. Sie war viel zugänglicher, wenn sie nur zu zweit waren.

Natsu erblickte die Schwanzspitze Happys. Wie erwartet verbrachte der Kater Zeit mit Charle. An ihm sollte Natsus ich ein Beispiel nehmen, Happy gab nie auf, die weiße Katze für sich zu gewinnen, egal wie sehr diese ihm auch die kalte Schulter zeigte. „Happy! Hier!“, grinste Natsu und ließ den Frischbrocken auf den Tisch vor seinem Partner fallen. Dieser war ganz hin und weg von dem Geschenk.

„So ein großer Fisch!“, staunte Happy und sah begeistert zu Natsu. Das Leuchten in seinen Augen war eine Beruhigung für den Feuermagier. Natsu hatte Happy ausgebrütet und aufgezogen. Er fühlte sich wie eine Mischung auf Vater und großer Bruder. Er hätte Happy über seinen Liebeskummer niemals vernachlässigen dürfen!

„Oh, was für ein Prachtexemplar!“, staunte auch Mirajane. „Soll ich dir daraus ein leckeres Fünf-Gänge-Menü machen?“

„Nicht mir, sondern Happy.“, grinste Natsu.

„Und Charle!“, fügte der Kater hinzu.

„Wenn du darauf bestehst.“, seufzte die Katze und sah desinteressiert aus, auch wenn alle wussten, dass sie sich in ihrem Inneren über diese Einladung freute.

„Dann überlasse ich es dir.“, meinte Natsu zu Mira und wandte sich wieder zum Gehen.

„Wo willst du hin?“, fragte diese überrascht.

„Zu Lucy!“, rief Natsu. „Ich werde um sie Kämpfen!“ Dann war er auch schon wieder weg, raus aus der Gilde, hinein in die Stadt. Unaufhaltsam eilte er durch die Straßen Magnolias, einen altbekannten Weg entlang, dem er schon viel zu lange nichtmehr gefolgt war. Dem kürzesten Pfad zu Lucys Wohnung. Dorthin, wo er sich am wohlsten fühlte, an Lucys Seite. Er hatte Glück, ihr Fenster stand offen, wodurch er nicht erst noch nach Hause musste, um den Zweitschlüssel zur Wohnungstür zu holen. Aber das bedeutete auch, dass die blonde Frau zu Hause war! Perfekt!

Ein beherzter Sprung und Natsu saß auf dem Fensterbrett, eine seiner leichtesten Übungen. Die Eindrücke des Raumes strömten auf ihn ein, wie lang vermisste Freunde. Alles roch nach Lucy, einfach alles. Sofort fühlte Natsu sich leichter, entspannter. Oh ja, so sollte sich sein Haus auch mal anfühlen, dann, wenn Lucy seine Frau war.

Doch von der Bewohnerin war weit und breit keine Spur zu sehen. Merkwürdig, sie verließ doch nie das Haus, ohne Fenster und Türen abzuschließen! Natsu glitt über ihr Bett auf den Boden. Die Wohnung hatte nur einen Raum mit Kochecke, eine Toilette, einen kleinen Abstellraum und ein Bad. Im Abstellraum brauchte er gar nicht zu gucken. Toilette? Hätte er inzwischen gerochen. Bleib also nur das Badezimmer übrig. Er riss den Vorhang beiseite – und fand die Gesuchte in einer ulkigen Position wieder. Sie stand mit dem Rücken zu ihm stocksteif aufgerichtet und versuchte verzweifelt, den rückwärtig angebrachten Reißverschluss ihres Kleides zu schließen. Natsu sah sofort das Problem: Es war zu eng. Es brachte ihren weiblichen Körper eher unvorteilhaft zur Geltung. Aber das half gerade auch nichts gegen den Lachkrampf, der ihn überkam. Es sah einfach nur urkomisch aus, wie sie sich verrenkte!

Lucy bemerkte ihn nun erst, fuhr erschrocken zusammen, schoss herum und funkelte den jungen Mann wütend an. „Ich habe dir verboten, herzukommen!“, fauchte sie wütend, musste dabei allerdings das Kleid festhalten, welches sonst heruntergerutscht wäre. Kein Hallo, kein schön dich zu sehen. Sie hatte es Natsu ja verboten, sie zu besuchen und klang sehr ernst dabei. Aber seinetwegen sollte sie ihn anzeigen, er würde trotzdem wiederkommen.

„Das hast du schön öfter.“, meinte Natsu locker und kam auf sie zu. „Und gerade sieht es so aus, als wäre ich im richtigen Moment gekommen.“

„Hau ab!“, zischte Lucy nur. „Ich muss das zu kriegen, bevor Gillian mich abholt.“

„Soll dein toller Gillian dich nicht so sehen?“, grinste Natsu und freute sich innerlich, dass sie noch nicht bereit war, sich dem Kerl so zu zeigen, wie sie wirklich war, mit all ihren süßen kleinen Macken.

„Natürlich nicht, das ist doch peinlich!“, murrte sie. „Ich hab so gehungert, um bis heute in dieses Kleid zu passen und ich kriege es immernoch nicht zu!“ Sie drehte Natsu wieder den Rücken zu und versuchte wieder, den Reißverschluss zu schließen. „Steh nicht so blöd da rum! Wenn du schon bei mir einbrichst, dann hilf mir!“ Soso, sie ließ Natsu also in ihre Nähe und sich von ihm helfen. Sie vertraute ihm eben doch mehr, als diesem Kerl.

Dies waren Chancen, in denen er angreifen konnte, die Natsu seiner Auserwählten wieder näher brachten. Er musste sie nutzen! Also Reißverschluss zumachen, auch wenn es langweilig war. Dies gestaltete sich allerdings als schwieriger, als gedacht. Lucys Weiblichkeit war einfach nicht kompatibel mit diesem Kleid! „Wieso ziehst du nicht einfach ein anderes Kleid an?“, wollte Natsu wissen, während er krampfhaft versuchte, den Läufer höher zu bekommen, ohne die weiche Haut seiner Freundin dazwischen zu bekommen oder den Stoff zu zerreißen, was allerdings bei der Spannung früher oder später eh passieren würde.

„Weil alle Frauen auf dem Ball dieses Kleid tragen werden.“, ächzte Lucy, denn die Enge erlaubte ihr kaum Raum zum Atmen. „Ich will nicht die einzige sein, die aus der Reihe tanzt.“ Endlich war es geschafft, das Kleid war geschlossen. Allerdings sah Lucy aus wie eine Wurst in der Pelle, ganz und gar nicht hübsch!

„Dann hättest du es dir wenigstens in der richtigen Größe geben lassen sollen.“, meinte Natsu und schüttelte ungläubig den Kopf. Nein, das sah abstoßend aus. Und so sehr, wie die Nähte gespannt waren, würde sie sich an diesem Abend mit Sicherheit nicht nur durch ihr Aussehen blamieren. Vielleicht ließ dieser Typ sie ja in Ruhe, wenn Lucy sich und ihn vor allen lächerlich machte?

„Ich dachte, ich könnte rechtzeitig noch etwas abnehmen.“, jammerte Lucy, ging in den Wohnraum und besah sich im Spiegel. Ihrer unglücklichen Miene nach zu urteilen sah sie selbst, wie falsch sie aussah. Abnehmen, so ein Schwachsinn. Lucys Polster saßen genau an den richtigen Stellen und Natsu verspürte große Lust, sie zu berühren. Aber er musste sich zügeln, er wollte nicht das dünne Seil zerreißen, auf dem er sich gerade befand. Lucy duldete ihn gerade. Sie unterhielt sich normal mit ihm. Und jetzt sah sie ihm endlich mal wieder in die Augen. „Warum bist du hier?“, wollte sie wissen.

„Weil ich mich nicht so einfach abservieren lasse.“, entgegnete Natsu und trat ein paar Schritte auf sie zu. „Wir haben zu viel erlebt, als dass du mich so einfach in die Ecke stellen kannst.“

„Ach Natsu.“, seufzte Lucy und schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf. Warum so traurig? „Bitte, versteh doch, ich möchte nicht, dass du dich weiter in mein Leben einmischt. Ich bin glücklich mit Gillian.“ Ah ja, glücklich, soso! Sie zeigte ihm aber immernoch nicht ihr wahres Ich. Das war der dünne Faden Hoffnung, an den Natsu sich klammerte. Und wenn er diesen Faden stärken wollte, musste er endlich ehrlich zu Lucy sein. „Du bist mir eben sehr wichtig!“, setzte Natsu an und sah, wie ein leichter Rotschimmer in ihre Wangen stieg, während sie ihn verwirrt ansah. „Ich...“, setzte Natsu zu seinem Geständnis an, doch er wurde unterbrochen. Die Schelle an der unteren Tür versetzte Lucy aus irgendeinem Grund in Panik.

Hektisch rannte sie zum Fenster. „Das ist Gillian!“, rief sie und sah zu Natsu. „Bleib vom Fenster weg!“ Sie griff die bereitgelegte Handtasche vom Couchtisch. „Er darf nicht wissen, dass du hier warst.“ Natsu wollte etwas dazu sagen, aber Lucy ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Warte mit dem Gehen, bis wir außer Sicht sind. Und schließe das Fenster, so weit es geht hinter dir!“ Schon in Begriff, die Tür zu schließen, hielt sie nochmal inne und sah Natsu noch einmal in die Augen. Wieder dieses traurige Lächeln! „Es war schön, dass du da warst, aber bitte, komm nicht wieder.“, es war fast nur ein Flüstern. „Lebe wohl.“ Dann war die Tür zu und der Schlüssel im Schloss umgedreht. Laute Schritte auf der Treppe, verursacht durch diese unpraktischen Schuhe mit den hohen Absätzen, die Lucys Beine nur noch länger erscheinen ließen, als sie eh schon waren, dann Stimmen von der Haustür. Natsu war so fassungslos über diesen Abgang, dass er sich auf dem Boden fallen ließ während er versuchte, nicht zu hören, wie froh Lucy klang, während sie mit dem Kerl da unten plauderte. Natsu wollte nicht wissen, was die zwei miteinander sprachen, wollte nicht die geheuchelten Komplimente hören, die dieser Kerl über Lucys Aussehen fallen ließ. Es sah doch ein blinder mit Krückstock, dass Lucy dieses Kleid absolut nicht stand. Was nützten Lügen, wenn sie den anderen verletzten?

Die Haustür fiel in Schloss und es wurde still. Zu still für Natsus Geschmack, jetzt kamen wieder die Gedanken. Natsu versuchte krampfhaft, nicht zu denken, dass er wieder gescheitert war. Lucy hatte Lebe Wohl gesagt, aber hatte sie es auch so gemeint? Sicher nicht! Nicht mit dem Lächeln!

Natsu schüttelte wild den Kopf. Er wollte so nicht denken! Er wollte gerade überhaupt nicht denken! Mit geschlossenen Augen saß er in Lucys Wohnung, mitten im Zimmer und ließ die Umgebung einfach auf sich wirken. Natsu musste ganz dringend Lucy tanken. Auch wenn sie dafür am besten in seiner Nähe war, jetzt musste er mit ihren Spuren in ihrer Wohnung auskommen.

Natsu hatte einen kleinen Sieg errungen. Er hatte sich Lucy genähert und sie hatte seine Nähe zugelassen, ihn sogar eingeladen, noch näher zu kommen. Es war nur ein kleiner Schritt zum Ganzen, aber Natsu würde nicht aufgeben. Nicht nocheinmal. Nicht, bevor Lucy nicht für immer an seiner Seite war.

Juvias Training

Irgendwie hatte Natsu sich das Ganze leichter vorgestellt. Er dachte, wenn er nur oft genug in Lucys Nähe wäre, würde sich schon eine Chance ergeben, bei der er seiner Freundin seine Gefühle gestehen könnte. Klarer Fall von falsch gedacht! Immer kam irgendetwas dazwischen, gerade dann, wenn er zum Geständnis ansetzen wollte. Ob irgendjemand an der Tür klopfte, ein Gildenkamerad dazwischen kam, plötzlich Lucys Vermieterin auftauchte oder Lucy plötzlich panisch einen Auftrag griff und aus der Gilde floh, eben weil sie Besuch von ihrer Vermieterin erhalten hatte, weiter als bis zu ersten Wort kam Natsu nie. Dabei bemühte er sich so sehr, einen Moment zu finden, in dem er und seine Freundin alleine waren! Die gesamte Gilde wusste zwar inzwischen, was er für Lucy empfand, aber vor den Augen seiner Freunde wollte er sein Geständnis auch nicht ablegen, obwohl die Versuchung groß war, denn unter anderen Umständen bekam er sie ja nicht zu fassen!

Eine große Hürde war auch dieser verdammte Gillian. Selbst wenn Lucy mit Natsu sprach, sie redete fast nur von diesem Kerl! Natsu war ihnen schon ein oder zweimal oder auch ein paar Mal öfter heimlich auf ihre inzwischen fast täglichen Verabredungen gefolgt, heimlich, versteckt, wie ein Ninja, um herauszufinden, was dieser Schönling hatte, was Natsu nicht hatte. Aber Natsu sah nur lauter Dinge, die dieser Gillian im Gegensatz zu ihm nicht hatte! Gillian war nicht stark, Gillian war nicht abenteuerlustig, Gillian hatte einen miesen Humor – Natsu verstand einfach nicht, wieso Lucy so an dem Langweiler hing!

Als er dieses Problem in der Gilde ansprach, sahen die Frauen sich sofort vielsagend an. Die wussten doch nicht etwa schon wieder mehr als er?!

„Die Antwort darauf ist eigentlich ganz simpel.“, meinte Mirajane und lächelte unschuldig. „Kannst du dir das wirklich nicht selber denken?“

„Der ist zu blöd um das zu raffen!“, lachte Cana und stellte ihr Bierfass ab.

„Du solltest nicht so laut tönen.“, meinte Levy zu der Kartenmagierin. „Du hast das gleiche Problem.“

„Ich bin aber auch eine Frau.“, entgegnete Cana. „Die Männer steh'n drauf!“

Verwirrt sah Natsu zwischen den drei Frauen hin und her. Cana hatte das gleiche Problem, aber bei ihr wirkte das positiv? Was hatte Natsu denn bitte mit Cana gemeinsam? Beim besten Willen, ihm fiel dazu nichts ein!

„Cana hat viele Probleme.“, mischte Gray sich ein. „Welches davon teilt sie sich denn mit diesem Vollidioten?“

„Ich fürchte, dass du es dir auch teilst.“, seufzte Mirajane und wies den Eisalchemisten auf seine Blöße hin. „Ich habt alle keine Manieren.“ Natsu verstand nicht, wieso das ein Problem war. Was hatten denn bitte Manieren mit der ganzen Sache zu tun? Seit wann kümmerte Liebe sich um soetwas wie Manieren? An so einer sinnlosen Kleinigkeit wie Manieren sollte doch sein Liebesleben nicht scheitern!

„Juvia liebt Gray auch ohne Manieren!“, schwärmte Juvia und Gray rollte mit den Augen. Der hatte ein Glück! Die Frostbirne hatte eine Frau, die ihn offen liebte. Warum konnte Lucy ihn nicht auch so offen liebe? Da fiel Natsu ein, liebte Lucy ihn überhaupt? Das war eine gute Frage. Sie hatte nie irgendetwas in dieser Richtung verlauten lassen oder Andeutungen gemacht, wenn man davon absah, dass sie in der Gilde meistens an seiner Seite war, wenn sie sich nicht mit den Frauen unterhielt. Aber war sie in seiner Nähe, weil sie ihn liebte, oder einfach nur, weil sie ihn als einen guten Freund sah? Wenn Natsu so darüber nachdachte, hatte er nie einen Hinweis darauf erhalten, dass Lucy mehr als Freundschaft für ihn empfand.

„Außerdem würde Gillian ihr die Welt schenken, wenn er könnte.“, seufzte Levy und warf einen verstohlenen Blick zu Gajil, der mal wieder so tat, als würde ihn das ganze Thema nichts angehen, aber trotzdem ganz unauffällig drei Sitzplätze näher gerückt war. „Er fragt Lucy, was sie machen möchte und akzeptiert es, wenn sie keine Lust zu etwas hat.“, führte Levy weiter auf. „Ganz im Gegensatz zu Natsu, der sie ja zu allem mitschleift, ob sie will oder nicht.“

„Es macht ihr doch auch Spaß!“, protestierte Natsu, aber alle Damen in ihrer Gesprächsrunde warfen ihm einen so vernichtenden Blick zu, dass er sich plötzlich ganz klein fühlte.

„Wenn eine Frau sagt, sie will nicht, dann will sie nicht.“, erklärte ihm Cana und nahm einen weiteren großen Schluck aus ihrem Bierfass. „Das muss auch einer wie du irgendwann kapieren und akzeptieren.“ Aber im Endeffekt hatte Lucy doch immer Spaß, wenn er sie mit auf seine Abenteuer nahm! Warum sollte sie ihm das also übel nehmen?

„Lucy klagt so oft, dass du einfach in ihrer Wohnung bleibst, auch wenn sie dich bittet zu gehen.“, seufzte Mirajane. „Und wenn sie schreibt starrst du sie die ganze Zeit an, wodurch sie sich nicht konzentrieren kann.“ Das war Natsu noch nie aufgefallen. Er dachte immer, Lucy wäre nur nicht so kreativ, wie sie immer behauptete. Außerdem war Natsu immer unheimlich fasziniert von den Gesichtern, die seine Freundin während des Schreibens zog. So viele unterschiedliche Facetten kriegte er sonst nie auf einmal zu sehen.

Aber auf seinen Beobachtungstouren hatte Natsu auch viele neue Gesichter seiner Liebsten gesehen. Gesichter, die sie ihm noch nie gezeigt hatte: ein scheuer Blick, eine kokettes Lächeln oder eine peinlich berührte Röte auf ihren Wangen. Wenn Natsu an seinen Manieren arbeiten würde, könnte er dann auch diese Gesichter heraufbeschwören? Einen Versuch war es wert. Versuchen konnte man immer.

„Natsu ist eben ein kleiner Egoist.“, grinste Cana. Was war nochmal ein Egoist? War das nicht einer, der nur an sich selbst dachte? Aber Natsu dachte doch nicht nur an sich selbst! Er wollte Spaß haben, mit Lucy zusammen Spaß haben. War das egoistisch? Er wusste doch, was Spaß machte.

„Egoist würde ich nicht sagen.“, meinte Levy nachdenklich. „Ich würde eher sagen, es fällt ihm schwer, die Meinungen und Wünsche der anderen zu akzeptieren.“ Natürlich, wenn es Sachen waren, die keinen Spaß machten! Und Natsu wusste schließlich, was Spaß machte!

„Also ein Egoist!“, rief Cana triumphierend. „Mit nem Einfühlungsvermögen wie ein Stein!“

„Wer ist ein Stein?!“, fuhr Natsu die Kartenmagierin an.

„Nicht zu vergessen temperamentvoll und aggressiv.“, lachte Mirajane. „Und hört nur das, was er hören will. Das sind alles Macken, die Lucy an ihm bemängelt.“

„Lucy sagt das?!“, entfuhr es Natsu entgeistert. So dachte sie also wirklich über ihn! Störte sie das wirklich so sehr?

„Sie hat sich jedenfalls regelmäßig über diese Punkte aufgeregt.“, erklärte Levy. „Wenn du sie wirklich zurückgewinnen willst, musst du ganz schön an dir arbeiten.“

„Das werde ich!“, rief Natsu entschlossen und den überraschten Ausdrücken seiner Freunde entnahm er, dass diese seinen Entschluss nicht erwartet hatten. Aber Natsu scheute keine Herausforderung, und sei es auch nur sein Verhalten. So schwer konnte das doch nicht sein, sich zu ändern!

„Löblich, aber alleine schaffst du das nie.“, neckte Cana. „Du weißt ja nichteinmal, was du falsch machst.“ Da war was dran. Natsu hatte sich bisher ja auch nicht darum gekümmert, wie andere ihn sahen. Aber Lucy war eben besonders. Lucy sollte ihn als Mann sehen. Als einen Mann, den sie für den Rest ihres Lebens an ihrer Seite haben wollte. Aber wer würde sich für die Aufgabe eignen? Auf jeden Fall eine Frau! Aber welche?

Die Antwort darauf nahm ihm Levy ab. „Von allen Mitgliedern hat neben Lucy glaube ich Juvia die meiste Ahnung von Manieren.“, sagte sie und sah zu der Wassermagierin, die erschrocken zurückwich. Wild schüttelte sie den Kopf. „Juvia kennt zwar die Benimmregeln, aber Juvia ist sich nicht sicher, ob sie Natsu das beibringen kann.“ Zweifelte sie etwa an seiner Entschlusskraft? „Und ein Mann wie Gillian wird Natsu nie sein.“ So ein Schleimer wollte er auch gar nicht sein!

„Es wäre schon unglaublich, wenn du ihm die Grundlagen begreiflich machen könntest.“, bemerkte Gray gehässig mit einem Blick zu Natsu, der eindeutig sagte, dass der Eisalchemist seinem Kameraden nicht zutraute, dass er überhaupt irgendetwas begriff. Allerdings verdrehte seine Verehrerin in ihrem Querkopf mal wieder alles. „Gray würde Juvia unglaublich finden, wenn sie Natsu Manieren beibringt?“ Faszinierend, wie sie eine Beleidigung an Natsu als eine Herausforderung für sich auffassen konnte. Aber wenn es Natsus Zweck diente... Natsu hatte noch gar nicht zu Ende gedacht, da wurde er schon von Juvia am Arm gepackt. „Juvia wird aus Natsu einen vorbildlichen Mann machen und ihm helfen, Lucy zu gewinnen! Dann wird Juvia in Grays Augen unglaublich sein!“ Und schon zerrte sie den Feuerdrachen mit sich. Natsu hätte sich wehren können oder das Missverständnis aufklären, aber es verlief gerade alles zu seinem Besten. Und Grays Gesichtsausdruck war es auch wert.

Kurz vor der Ausgangstür ließ die Blauhaarige Natsu plötzlich los. In der festen Überzeugung, ihr Ziel wäre draußen, stürmte Natsu vor.

„Stop!“, rief Juvia ihm nach und irritiert blieb der Feuerdrache in der Tür stehen. Wollte sie etwa hier mit den Unterricht beginnen? „Ein Mann lässt der Dame immer den Vortritt.“, erklärte Juvia. Der Unterricht hatte wohl schon begonnen. „Warum?“, wollte Natsu wissen. Juvia brauchte darüber gar nicht nachzudenken. „Es gibt verschiedene Gründe hierfür.“, begann sie. „Einer ist, dass der Mann in der Regel weitaus größer ist als die Frau und ihr somit die Sicht versperrt, wenn er vorgeht. Der Mann kann über die Frau hinwegsehen und sie dadurch vor Angriffen von Vorne beschützen. Außerdem hat er, wenn er hinter ihr geht, ihren Rücken im Auge. Wer also von hinten angreift muss erst an dem Mann vorbei.“ Das leuchtete ein. Wenn Lucy vor ihm ging, konnte Natsu sie nicht nur im Auge behalten und beschützen, sondern auch die ganze Zeit ihren perfekten Körper betrachten. Zwei Fliegen mit einer Klappe!

Leider funktionierte das beim Üben nicht so einfach, wie Natsu sich das vorstellte. Er wollte halt auch immer als erster wissen, was vor ihnen lag! Größenunterschied hin oder her, Natsu wollte das Neue als erster entdecken! Hinzu kam, dass Juvia ihm ständig neue Lektionen gab, obwohl sie nur einen Spaziergang durch die Stadt machten! Verdammt gab das viele Regeln! Natsu erinnerte sich wieder daran, warum er es immer gehasst hatte, sich an Benimmregeln zu halten. Das war alles viel zu kompliziert und gerade beim Essen darauf zu achten wie man aß und dabei auch noch saß machte Natsu fast wahnsinnig.

Juvia war eine verdammt strenge Lehrerin, was wohl daran lag, dass sie glaubte, Gray würde ihr diese Bemühungen anrechnen. Dieses bezweifelte Natsu doch ehrlich, denn Gray aus seiner Abschottung herauszulocken war schwierig und benötigte Zeit. Natsu gab es nicht gerne zu, aber sie waren sich ähnlich. Sowohl der Eisalchemist, als auch der Feuerdrache hatten beide große Verluste erlebt, jedoch gingen sie unterschiedlich damit um. Während Natsu versuchte, Aufmerksamkeit zu bekommen und die Leere, die Igneels Verschwinden hinterlassen hatte, mit neuen Freunden zu füllen, zog Gray sich zurück und ließ nur so wenig Nähe zu wie er ertragen konnte, vermutlich um sich selbst zu schützen, wenn er noch einmal alles verlieren sollte. Das war es ja, das Natsu so sehr an dem Frosthirn nervte! Vor allem, dass er eine Verehrerin wie Juvia hatte und es nichteinmal versuchen wollte, sie durch seinen Panzer zu lassen! Durch das Training hatte Natsu die Wassermagierin besser kennenlernen dürfen und wenn sie nicht gerade von Gray schwärmte, konnte sie richtig lustig sein. Sie war nicht so süß wie Lucy, das war mal klar, aber doch hübsch und sehr fürsorglich. Auch wenn sie die Königin der Missverständnisse blieb.

Tag für Tag arbeiteten Natsu und Juvia an dem Verhalten des Feuerdrachen, vier volle Wochen lang, bis Juvia ihm eines Abends attestierte, dass er gesellschaftsfähig sei, was auch immer sie damit meinte. Natsu kam sich merkwürdig vor. Alles, was sie ihm beigebracht hatte, war ihm in Fleisch und Blut übergegangen und fühlte sich gar nicht mehr falsch an, wenn er es anwendete. Es kam ihm normal vor.

Mit dem Gewissen, dass er Lucys Ansprüchen nun, zumindest in den Augen Juvias, genügte, machte Natsu sich auf den Weg zu Lucys Wohnung. Ein Glück, das Fenster stand offen! Das bedeutete, dass sie zu Hause war. Bisher hatte Natsu es immer als Einladung angesehen, direkt in ihre Wohnung einzusteigen. Aber Juvias Training hatte ihm klar gemacht, warum Lucy sich ständig darüber aufregte. Lucy hatte eben menschliche Eltern gehabt, die ihr die menschliche Etikette beigebracht hatten und darauf aufgrund ihres Familienstatus sehr viel wert legten. Das war eben der Unterschied, Natsu war von einem Drachen aufgezogen worden, den menschliche Benimmregeln nicht interessierten. Dementsprechend hatten sie Natsu nicht interessiert. Aber sie für Lucy zu lernen, dass war es wert gewesen. Er war nicht perfekt in ihnen und würde es wohl nie sein, denn dann müsste er sich komplett verbiegen. Aber laut Juvia beherrschte er nun die Selbstverständlichkeiten, die eigentlich jeder können müsste.

Auf den Zugang zu Lucys Wohnung bezogen bedeutete das klingeln und warten, bis sie ihm aufmachte. Also läutete Natsu die Türglocke und wartete ungeduldig ab. Lucy könnte ruhig schneller die Treppe herunter kommen! Aber er hörte ihre Schritte, eindeutig ihre, auch wenn sie schwer und müde klangen. Ging es ihr etwa nicht gut?

Langsam öffnete Lucy die Tür, mit ganz zerzausten Haaren und dicken Ringen unter ihren verschlafenen Augen. Natsu musste gerade genauso überrascht über ihren Anblick aussehen wie sie es darüber war, dass sie ihn vor ihrer Tür vorfand. Hatte sie Gillian erwartet? Waren die zwei nun in einem Status, in dem sie ihm offen auch ihre häusliche Seite zeigte? Dann hätte Natsu seinen Vorsprung verloren.

„Was machst du denn vor meiner Tür?“, staunte Lucy und ihre Müdigkeit schien plötzlich wie weggeblasen.

„Ich dachte, ich versuche es Mal auf diesem Weg.“, grinste Natsu, bevor er das schadenfrohe Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. „Du siehst aus, als hätte Laxus dich mit einem seiner Blitze getroffen!“ Lucy schien diese Bemerkung ganz und gar nicht zu gefallen.

„Ich hab halt wenig geschlafen!“, rief sie und zog Natsu eilig ins Haus und schlug die Tür zu. Na, sie ging ja plötzlich ran. „Wenn Gillian mich so gesehen hätte...!“ Natsu erfuhr nicht, was dann wäre, aber Erleichterung breitete sich in seiner Brust aus. Sein Vorsprung war noch nicht ganz weg.

„Wieso hast du denn so wenig geschlafen?“, wollte er neugierig wissen, während er der Blondine in ihre Wohnung folgte. Es tat so gut, sie zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihren Duft zu atmen. Seine Instinkte schrien, dass er sie in den Arm nehmen sollte, sie küssen sollte, mit ihr schlafen sollte. Aber das wäre das Schlimmste gewesen, was er in diesem Moment hätte tun können. Er war sich über Lucys Gefühle für ihn nicht im klaren und solange musste er sich zusammenreißen.

Lucy versuchte träge, ihre Haare mit den Fingern zu seiner Ordnung zu bewegen, was ohne einen Kamm jedoch ein erfolgloses Unternehmen blieb. „Ich war gestern mit Gillian aus und wir waren bis in die frühen Morgenstunden unterwegs.“, erklärte sie und ließ sich schwer auf ihr Bett fallen. Es sah so aus, als hätte Natsu sie mit seinem Klingeln aus diesem herausgeholt. „Was hast du eigentlich die letzten Wochen mit Juvia getrieben?“ Sie hatte also bemerkt, dass er etwas mit der Wassermagierin unternahm. Ihr misstrauischer Blick gerade weckte wieder unbegründete Hoffnung in seinem Herzen, die er versuchte, mit nüchternem Denken abzuschwächen. Natsu hatte nie viel mit Juvia zu tun gehabt, natürlich musste es Lucy überraschen, dass er Zeit mit Juvia verbrachte.

Natsu hatte es für Lucy getan, aber das jetzt zuzugeben stellte sich als sehr schwierig heraus. „Intensives Manierentraining.“, murmelte Natsu und sah zur Seite.

„Bitte was?“ Lucy sah ihn verblüfft an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. „Warum das denn plötzlich?“ Sie lachte so sehr, dass sie sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischen musste. „Ich meine, du hattest es bitter nötig, aber wie hast du das denn eingesehen?“

„Eingesehen habe ich es erst während es Trainings.“, gab Natsu zu. Erst als er merkte, dass die Menschen um ihn herum, plötzlich ganz anders auf ihn reagierten. Viel positiver. Hoffentlich würde Lucy diese Veränderung auch positiv sehen. „Die anderen meinten nur, dass es mir helfen würde, die Frau die ich liebe für mich zu gewinnen.“ Lucy wurde schlagartig still. Natsu hätte jetzt erwartet, dass sie ihn mit großen, überraschten Augen ansah. Doch das tat die junge Frau nicht. Sie studierte eingängig die Falten in ihrer Bettdecke. „Du hast also jemanden gefunden, den du liebst.“ Sie sagte das wohl mehr zu sich selber als zu ihm. Dennoch antwortete Natsu: „Schon lange. Ich versuche auch schon länger, es ihr zu sagen, aber ich komme nicht dazu.“ Auch jetzt redete Natsu wieder um den heißen Brei herum. Er musste es ihr endlich sagen! Jetzt hatte er die Chance dazu! Sag es ihr, verdammt!

„Dann musst du sie dir alleine schnappen.“, meinte Lucy, doch es klang halbherzig.

„Das habe ich gerade.“, entfuhr es Natsu und er spürte eine merkwürdige Hitze in seinem Körper. Nicht die Hitze seines Drachenfeuers, sondern die seiner Gefühle. Sie wollten raus. „Ich liebe dich, Lucy.“ Plötzlich sah sie ihn an, mit einem Blick, den Natsu absolut nicht zu deuten vermochte. Ihre Augen waren feucht, als stünde sie kurz vorm weinen, doch auf ihren Lippen lag ein schiefes Lächeln. Natsu hatte irgendwie darauf gehofft, dass Lucy ihm überglücklich in die Arme fallen würde, sagen würde, dass sie Gillian nicht mehr treffen würde und ihr Leben nur noch mit ihm verbringen würde. Stattdessen fragte sie: „Ist das dein ernst?“

Sie zweifelte an ihm und seinen Gefühlen? Das konnte Natsu doch nicht durchgehen lassen! Er stellte sich direkt vor sie, beugte sich hinunter und stemmte seine Hände rechts und links von ihr aufs Bett. „Mein voller Ernst!“, antwortete er Lucy in ihr verwirrtes Gesicht. „Ich liebe dich. Ich brauche dich!“ Lucys Augen füllten sich mit Tränen. Warum machte sie sein Geständnis traurig?

Die legte ihm die Hände auf die Brust und drückte ihn weg. Für Natsu war es kein Problem, sich dagegen zu stemmen, aber das würde Lucy wohl nur noch mehr zum Weinen bringen. Und wenn Natsu eines nicht vertrug, dann war es ihr weinendes Gesicht. Also ließ Natsu zu, dass sie ihn weg schob und wich noch einen weiteren Schritt zurück. Was hatte er falsch gemacht?

Lucy sah Natsu nicht an. Ihr Blick haftete auf ihren gefalteten Händen in ihrem Schoß. Erst jetzt fiel Natsu auf, dass sie einen Ring an ihrem linken Ringfinger trug. Ein filigraner Goldring mit einem durchsichtigen Edelstein, vermutlich einem Diamanten. Lucy trug nie Ringe, fiel es Natsu ein. Und diese Position bedeutete seines Wissens auch etwas. „Es tut mir Leid, Natsu.“ Er fühlte sich wie erstarrt. Nun hatte er endlich all seinen Mut zusammengenommen und wurde von ihr abgewiesen? Aber Lucy sprach noch weiter. „Gillian hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht.“ Natsu überkam ein sehr ungutes Gefühl, noch bevor sie hinzufügte: „Ich habe ja gesagt.“

Levys Beichte

Kopfschmerzen. Unerträgliche Kopfschmerzen. So schlimme Kopfschmerzen, dass Natsu davon aufwachte. Kopfschmerzen, die ihm Übelkeit brachten. Jedoch befand sich nichts in seinem Verdauungstrakt, das hätte herauskommen können. Erst ein einziges Mal in seinem Leben hatte Natsu so einen Kater gehabt. Damals, als Makarov meinte, dass er wahrscheinlich fünfzehn wäre und ihm gestattete, Alkohol zu trinken. Was hatte er natürlich getan? Die damals bereits trinkfeste Cana zu einem Trinkwettkampf herausgefordert, den er noch heute bitter bereute. Er mochte Alkohol, er trank auch gerne Mal einen über den Durst, aber seit diesem Wetttrinken hatte er keinen solchen Absturz mehr erlebt. Bis heute.

Am Vorabend war es Natsu egal gewesen, wie viel er in sich hinein kippte. Er war dafür dankbar, dass Alkohol die Sinne vernebelte und hatte gehofft, dass er durch seine Wirkung Lucy vergessen könnte. Ob das für den Abend geklappt hatte wusste Natsu nicht, dafür hatte er den Abend vergessen. Wie war er eigentlich nach Hause gekommen? Ach, egal, was würde ihm das wissen bringen? Auf jeden Fall nicht Lucy zurück. Natsu war zu spät gewesen. Er hatte zu lange gewartet, ihr seine Gefühle zu gestehen. Nun hatte sie sich schon einem anderen versprochen, diesem Gillian, und ein Stellargeistmagier hielt immer zu seinem Wort, wie sie ihm schon so oft beteuert hatte. Aber warum mussten darunter auch Eheversprechen fallen? Aber man heiratete doch eigentlich nur den, den man wirklich liebte, nicht wahr? So hatte Natsu das zumindest bisher verstanden. Also musste Lucy diesen Gillian wirklich lieben. Gillian und nicht Natsu. Das war eine sehr unangenehme Erkenntnis. Dabei hatte Lucy gar nicht so glücklich ausgesehen, als sie ihm von der Verlobung erzählt hatte. Was also, wenn Lucy diesen Gillian nicht liebte? Warum heiratete sie ihn dann?

Ach, nachgrübeln brachte doch eh nichts. Lucy würde Gillian heiraten. Punkt. Natsu hatte seine Chance verpasst.

Er zwang sich aufzustehen. Er brauchte ganz dringen eine Kopfschmerztablette. Hatte er soetwas im Haus? Nein, natürlich nicht. Und selbst wenn, dann musste es abgelaufen sein. Natsu hatte für gewöhnlich keine Kopfschmerzen. Er war ja auch nie krank. Deswegen enthielt sein Medizinschrank lediglich einen Mammutvorrat an Verbänden und Salben gegen die Verletzungen, die er sich gelegentlich zuzog. Kratzer, Wunden und blaue Flecken, mehr nicht. Seine Widerstandsfähigkeit hatte ihn bisher oft leichtsinnig werden lassen. Vielleicht sollte er damit aufhören und seine Besonderheiten geplanter einsetzen? Aber das beinhaltet Planen und das konnte er nicht. Natsu konnte zuschlagen, ja, aber er besaß keine Technik, keine Pläne. Für Pläne brauchte er Lucy, doch sie war nicht mehr an seiner Seite und würde dort nie wieder sein. Nicht, nachdem er auch jede Hoffnung auf ein freundschaftliches Verhältnis durch sein Geständnis zunichte gemacht hatte.

Kopfschmerzen. Er musste jetzt ersteinmal etwas gegen diese verdammten Kopfschmerzen machen. Alles andere hatte Zeit. Wo waren seine Klamotten? Verschwommen nahm Natsu wahr, dass diese den Weg von der Haustür zum Bett säumten. Hatte er grade was an? Nur seine Unterhose. Vermutlich war es ihm zu anstrengend gewesen, sich T-Shirt und Jogginghose anzuziehen. Schwankend verfolgte Natsu die Spur aus Kleidern und zog diese dabei an. Das stellte sich als schwierig heraus, da er gar nicht richtig erkennen konnte, ob die Sachen auf links oder auf rechts gedreht waren. Er wollte ja nicht wie der letzte Penner zur Apotheke stiefeln.

Natsu war gerade in Begriff, seine Haustür zu öffnen, als es klopfte. Wer kam ihn denn um diese Zeit besuchen? Wie spät war es eigentlich? Langsam öffnete er die Tür und erblickte Levy und neben ihr Happy.

„Du siehst schlimmer aus als nach einer Bahnfahrt.“, grinste der Kater. Er fühlte sich ja auch schlimmer. Aber sein Mund wollte nicht schnell genug reagieren, um Happy das ins Gesicht zu sagen. Stattdessen hielt ihm Levy eine kleine Papiertüte entgegen. „Ich glaube, das kannst du brauchen.“, meinte sie. Natsu nahm den Beutel entgegen und sah hinein. Kopfschmerztabletten. Oh ja, genau das, was er brauchte. „Darf ich reinkommen?“ Levy machte einen ungewöhnlichen Eindruck. Sie trat von einem Bein aufs andere und sah sich ab und zu über die Schulter. Es war schon ungewöhnlich genug, dass sie ihn besuchte. Woher wusste sie überhaupt, wo er wohnte? Und warum zum Kuckuck hatte sie ihm Kopfschmerztabletten gebracht? Ach, egal, Natsu war dankbar, da durfte sie auch sein Reich betreten. „Darfst du.“, murmelte Natsu und ging zuerst hinein. Manieren von wegen Frauen den vortritt lassen hin oder her, Natsu brauchte jetzt ganz dringend die Tabletten.

Er hörte Levys zögerliche Schritte hinter sich und wie sie leise die Tür schloss. „Wow, was für ein Chaos.“, meinte sie. Sagte man sowas beim ersten Besuch? Eigentlich verkniff man sich laut Juvia solche Kommentare. Aber Levy war ja auch nur in der Gilde aufgewachsen.

„Sah schon schlimmer aus.“, bemerkte Natsu und schleppte sich zum Wasserhahn in der Küche. Ja, sein Haus hatte schon sehr viel schlimmer ausgesehen. Irgendwie hatte er es nicht geschafft, die Ordnung, die Lucy geschaffen hatte, beizubehalten. Manchmal war er ganz schön faul, das musste er sich selbst eingestehen. Natsu warf sich eine Tablette in den Hals und kippte ein ganzes Glas kaltes Wasser in einem Zug hinterher. Das tat gut! Jetzt musste nur noch die Tablette endlich wirken!

Levy hatte sich Platz auf seinem selten genutzten Sofa geschaffen und sich dort niedergelassen. Sie wirkte noch immer so nervös. Pausenlos tippte sie mit ihrem rechten Zeigefinger auf ihr Knie, sah sich um und schwitzte sogar ein bisschen. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte Natsu neugierig und Levy zuckte zusammen. Schuldbewusst sah sie zu Boden. „Ich sollte nicht hier sein.“ Die Blauhaarige stockte kurz, dann schüttelte den Kopf. „Aber ich kann auch nicht zusehen, wie Lucy sich in ihr Unglück stürzt!“ Sie sah Natsu mit so festem Blick an, wie dieser ihn noch nie bei der kleinen Magierin gesehen hatte. Oder doch, ein Mal, als diese komische Runenbarriere von Fried ihn und Gajil nicht durchlassen wollte. Damals war sie fest entschlossen gewesen. Hieß das, dass Levy jetzt gerade auch fest entschlossen war? Aber wozu? Was brachte sie her und, verdammt nochmal, was hatte das mit Lucys Glück zu tun? Lucy war eigentlich das Thema, das Natsu ganz und gar nicht ansprechen wollte. Eigentlich wünschte er sich gerade nur, in Ruhe leiden zu dürfen. Seine Hängematte baumelte so verlockend neben ihm!

Aber Levys fest entschlossener Blick ließ ihn nicht los. Er war eben doch sehr neugierig. „Lucy liebt Gillian nicht.“, sagte Levy gerade heraus. „Sie liebt dich.“

„Ja, sicher.“, entgegnete Natsu ironisch. „Sie heiraten ja auch mich und nicht den Schönling.“

„Ich meine es ernst, Natsu!“, rief Levy aufgewühlt. Ihre Lautstärke tat Natsus Kopfschmerzen gerade gar nicht gut. „Lucy hat es mir selbst gesagt, mir und Mira. Aber wir mussten ihr auch versprechen, es nicht weiter zu erzählen, obwohl das offensichtlich war!“ Konnte sie ihm das nicht leiser sagen? Natsus Kopf brummte so heftig, dass er ersteinmal kurz überdenken musste, was Levy da eigentlich gesagt hatte. Also, Lucy liebte ihn und es war den anderen genauso offensichtlich erschienen wie ihm, bevor er entdecken musste, dass sie mit Gillian zusammen war. „Warum ist sie dann mit Gillian zusammengekommen?“, überlegte Natsu laut.

Levy seufzte und holte tief Luft. Oh nein, hoffentlich wurde das jetzt keine Erklärung von den Ausmaßen, die Lucy von sich gab! Alles bloß das nicht! Das würde sein kranker Kopf gerade gar nicht vertragen! Aber Levy ließ sich nicht aufhalten: „Lucy war sich zwar ihrer Gefühle sicher, aber nicht deiner. Auch wenn uns allen klar war, dass Lucy für dich jemand ganz besonderes ist. Sie kennt dich aber auch noch nicht so lange wie wir. Für keinen von uns hättest du manche der Dinge getan, die du für Lucy angestellt hast. Die beste Aktion war die mit dem entwurzelten Kirschbaum.“ Das einfach jeder wusste, dass er das damals war! Wenigstens gab es keine Beweise, sonst hätte er ein gesetzliches Problem gehabt. Es war ja nicht so, dass er den Baum beschädigt hätte. Natsu hatte sich den Baum doch nur ausgeliehen, weil Lucy ihn so gerne sehen wollte und wegen einer dummen Erkältung nicht konnte. Damals hatte er noch gar nicht begriffen, warum es ihm so wichtig war, das Lucy glücklich lächelte oder warum er sich so gerne in ihrer Nähe befand oder warum er sie nicht weinen sehen mochte. Liebe war etwas schleichendes.

Levy räusperte sich und holte Natsus Gedanken wieder in die Gegenwart. Sie war noch nicht fertig mit ihren Erläuterungen. „Lucy war auf jeden Fall der festen Überzeugung, dass du sie nur als Freundin siehst und war sich nicht einmal sicher, ob du überhaupt Interesse an Frauen hättest, immerhin könntest du sie nackt sehen und ihre Brüste anfassen, ohne dabei rot zu werden.“ Frauenkörper waren für ihn ja auch nichts neues, immerhin zeigte Erza so gar keine Scham Natsu und Gray gegenüber. Manchmal nervte es Natsu schon, dass die alte Ziege ihn wohl nicht als richtigen Mann wahrnahm. „Und du hättest irgendetwas von 'du hättest wohl keine andere Wahl gehabt' gefaselt, als du Lucys Brüste angefasst hast.“

„Keine andere Wahl, als die Situation auszunutzen!“, erklärte Natsu. „Immerhin befanden wir uns mitten im Krieg mit den Drachen und ich hatte kurz zuvor ihr zukünftiges Selbst sterben sehen. Lucy hat das mal wieder falsch aufgefasst und gedacht, ich würde ihre Brüste verdecken wollen oder sowas. Ganz ehrlich, wäre Happy nicht aufgetaucht, hätte dieser Zwischenfall anders geendet.“

„Vielleicht hätten wir dann das aktuelle Dilemma nicht.“, meinte Levy mit einem traurigen Lächeln. „Lucy hat auf jeden Fall zufällig Gillian in der Stadt kennengelernt. Er ist hilfsbereit, höflich, zuvorkommend und sieht obendrein auch noch gut aus. Er ist so perfekt, dass es schon fast gruselig ist.“ Perfekt war jawohl Ansichtssache! „Auf jeden Fall zeigte er ernsthaftes Interesse an Lucy. Deswegen dachte sie sich, bevor sie ihr Leben lang darauf wartet, klare Worte von dir zu hören und sie sich selbst dadurch unglücklich macht, sucht sie sich einen anderen Mann.“ Was konnte Natsu denn dafür, dass Lucy nur Klartext verstand? Und da behaupteten Frauen, Männer würden Anzeichen nicht deuten können!

Aber Natsu ging dieses Gespräch auf die Nerven, auch wenn seine Kopfschmerzen dank Tablette endlich nachließen. „Und warum erzählst du mir das alles? Es ist zu spät, Lucy wird Gillian heiraten. Sie hat es ihm versprochen und als Stellargeistmagierin wird sie ihr Wort nicht brechen.“

„Aber Lucy ist ganz unglücklich.“, mischte sich nun Happy zum ersten Mal in das Gespräch ein. „Ich habe sie beobachtet. Sie hat die ganze Nacht in ihrem Bett gelegen und geweint und dabei immer wieder gefragt, warum du ihr das jetzt sagen musstest, wo es zu spät ist.“ Der Kater ließ die Ohren hängen. „Und sie hat laut überlegt, ob sie die Gilde verlassen soll. Sie führt ja manchmal so seltsame Selbstgespräche.“

„Hört auf!“, rief Natsu wütend und Levy und Happy fuhren zusammen. Wollten sie, dass er sich noch schlechter fühlte, als er es eh schon tat? Herzlichen Glückwunsch, das hatten sie geschafft! „Lucy hat sich den Mist selbst eingebrockt! Wenn sie der Meinung ist, dass sie unbedingt mit knappen achtzehn schon einen Mann braucht und nicht warten kann, bis die Dinge zwischen uns klar sind und sich und mich dadurch ins Unglück stürzt, hat sie selber Schuld!“ Sein Gewissen schrie, dass er mit schuld war, aber das ignorierte er fürs Erste. „Was geht euch das überhaupt an? Das ist ein Problem zwischen Lucy und mir! Mit euch hat das rein gar nichts zu tun!“

Mit einer ruckartigen Bewegung stand Levy plötzlich. „Ich will nicht, dass meine Freunde sich ins Unglück stürzen!“, schrie sie mit Tränen in den Augen. „Aber ihr seid beide so verdammt stur!“ Dann rauschte sie aus dem Haus und knallte die Haustür hinter sich zu. Ein solches Temperament kannte Natsu von dem Bücherwurm noch nicht und es verwunderte ihn doch sehr. Ja, sie waren Freunde. Ja, Natsu wollte auch nicht, dass Lucy sich ins Unglück stürzte. Ja, Natsu war stur, aber Lucy auch. Vor allem dann, wenn es um Versprechen ging. Dieser verfluchte Stellargeistmagier-Kodex!

„Natsu.“ Happy stand auf dem Wohnzimmertisch und sah seinen Freund mit besorgten Augen an. „Wird Lucy uns verlassen?“ Natsu kniete sich nieder und tätschelte Happy den Kopf. „Natürlich nicht.“, versuchte er dem Kater Mut zu machen. „Sie wird nicht mehr so viel Zeit für uns haben und nicht mehr in die Gilde kommen, aber sie bleibt unsere Freundin, egal wen sie heiratet.“ Auch wenn die Beziehung zwischen Natsu und Lucy nie wieder so natürlich sein würde, wie vorher, vor Natsus Geständnis.

Mit diesem quälenden Wissen schleppte Natsu sich durch die folgenden Wochen. Lucy tauche nur noch alle paar Tage mal für ein paar Minuten in der Gilde auf, eigentlich nur, um einen kleinen Job anzunehmen. Nie etwas großes, für das sie mehrere Tage fort wäre. Sie behauptete, sie hätte nebenbei so viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun. Ihre Freunde vermuteten eher, dass Gillian jetzt, nach der Verlobung, sein wahres Gesicht zeigte und Lucy an der kurzen Leine hielt. Am liebsten hätte Natsu das überprüft, aber sein Verhältnis zu seiner früheren Partnerin war eh schon gespannt genug. Er wollte es nicht riskieren, die wenigen, kurzen Gespräche die sie führten, auch noch missen zu müssen. Ob Gillian wohl inzwischen Lucys heimische Seite kannte? Spätestens nach der Hochzeit würde Lucy diese nicht mehr verbergen können. Bisher war das Wissen, dass Lucy nur ihm die ungeschminkte Wahrheit zeigte, ohne dass es ihr etwas ausmachte, sein einziger Trost.

Manchmal hielt Natsu sein eigenes Trübsalblasen nicht mehr aus. Dann wollte er alleine sein, ganz alleine. Auch Happy durfte dann nicht an seiner Seite sein, keiner seiner Freunde durfte ihn so sehen. Wenn es ihn wieder packte, wanderte er rastlos umher. Meistens am Tage, manchmal mitten in der Nacht. Die Träume von Lucy ließen ihn noch immer nicht los, jedoch hatten sie sich nun zu Albträumen entwickelt. Er träumte, dass er zusehen musste, wie Gillian Lucy wehtat, sie zu Dingen zwang, die sie absolut nicht wollte. Es raubte Natsu einfach den Schlaf!

Auf einer dieser unruhigen Wanderungen machte Natsu irgendwann am Morgen am Marktplatz halt. Hier, an diesem Ort, an dem das ganze Übel seinen Lauf genommen hatte. Natsu hätte Lucy damals sagen sollen, dass er wollte, dass sie ihm gehörte. Das er sie liebte und sie nicht bei diesem bescheuerten Kerl bleiben solle. Dann wäre sie vermutlich jetzt bei ihm, nicht bei dem Schönling. Bei Natsu und nicht in weite Ferne gerückt. Manchmal war er so erbärmlich.

Außer ihm befand sich nur eine fremde Frau auf dem Platz. Sie stand vor den Toren der Kathedrale und betete. Vielleicht sollte Natsu das auch mal versuchen. Er glaubte nicht an Götter, aber vielleicht gab es sie ja und sie konnten ihm Lucy zurückbringen? Ach, was war absurd.

Aber das Bild der betenden Frau hatte etwas beruhigendes. Sie stand einfach nur so da, die Hände gefaltet, in ihre Gedanken vertieft. Reedus hätte mit Sicherheit diese Szene gezeichnet, wenn er sie gesehen hätte. Plötzlich hob die Frau den Kopf und seufzte. Ein sehr schwerer Seufzer, tief aus ihrer Seele. Sie wandte sich zum Gehen und erschrak, als sie Natsu erblickte.

„'tschuldigung, ich wollte sie nicht erschrecken.“, sagte Natsu schnell.

Die Frau schüttelte den Kopf. „Es ist gut, dass sie da sind. Die Götter müssen meine Gebete erhört haben.“ Was faselte die da? „Sie sind Fairy Tail's Salamander Natsu, nicht wahr?“ Natsu nickte langsam. Sein Ruf eilte ihm ja voraus, so viel hatte er begriffen. Außerdem, in Magnolia kannte ihn eh jeder. „Sie sind gut mit Lucy Heartfilia bekannt, nicht wahr?“

Natsu sah zur Seite. „Sie ist mir sehr wichtig.“ Warum erzählte er das dieser Fremden? Was interessierte die das überhaupt, was er mit Lucy zu schaffen hatte? Er war doch unterwegs, um Lucy zu vergessen und zur Ruhe zu kommen!

Die Frau lächelte wissend. „Das habe ich mit gedacht.“ Na toll, sogar die Stadtbewohner wussten über seine Gefühle Bescheid! „Ich habe gehört, dass Lucy heiraten will, ist das wahr?“

„Ja.“

„Einen gut aussehenden jungen Mann, mit schulterlangen braunen Locken, der ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest?“

„Gillian.“

„So nennt er sich jetzt also.“, murmelte die Frau und legte nachdenklich die Hand ans Kinn. Natsu zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Nennt er sich?“ War das denn nicht sein richtiger Name?

„Sie sollten ihre Freundin möglichst schnell von diesem Mann wegholen.“, sagte die Frau und ihr Gesicht war so ernst, als würde sie eine Kriegserklärung überbringen. „Dieser Mann ist ein Betrüger, ein Perverser. Ein Jungfrauenjäger.“

„Jungfrauenjäger?“, wiederholte Natsu. Er hatte keine Ahnung, was er sich darunter vorstellen musste. Frauen die noch keinen Sex hatten wurden so betitelt, aber wie konnte man die denn jagen? Erschoss der Kerl die Frauen wie Wild und sammelte so Trophäen?

„Er sucht sich Jungfrauen, holt ihnen die Sterne vom Himmel, nur damit sie mit ihm schlafen. Anschließend verschwindet er dann auf nimmer Wiedersehen.“, erklärte die Frau. Ach, so meinte sie das. Das klang aber gar nicht nach einem Gentleman, wie ihn die Frauen in der Gilde in Gillian sahen. „Es ist mir unangenehm, es zuzugeben, aber auch ich bin eines seiner Opfer.“, fuhr die Fremde fort und errötete leicht. „Vor drei Monaten sollte unsere Hochzeit sein. Ich hatte mir das feste Ziel gesetzt, dass ich vor der Hochzeit keinen Geschlechtsverkehr haben wollte.“ Ah ja, Lucy dachte ähnlich. Das hatte sie ihm im Suff während ihrer Trainingsreise um die Ohren gehauen, als er sie zufällig nackt gesehen hatte, weil sie über ihre eigenen Füße gestolpert war. Sein kleiner Tollpatsch. Aber so gerne er auch in der Erinnerung schwelgen wollte, die Frau sprach weiter. „Wenige Tage vor der Hochzeit kam er an und meinte, er würde es nicht mehr aushalten. Wir würden doch eh heiraten, die paar Tage wären doch auch egal. Ich war dumm genug, mich darauf einzulassen. Am nächsten Morgen war er spurlos verschwunden.“ Sie sah Natsu eindringlich an. „Sie müssen Lucy warnen! Ich habe mit weiteren Opfern gesprochen, dieser Mann ist unverbesserlich! Er wird sie nur enttäuschen, wie er jede andere bisher enttäuscht hat.“

„Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei dem!“, rief Natsu und lief los, in Richtung Lucys Wohnung. Das der Kerl schmierig war, hatte Natsu gleich gerochen. Perfekte Menschen, soetwas gibt es nicht! Lucy war ja auch nicht perfekt, sie könnte ruhig beim Schreien zehn Dezibel runter gehen. Aber das war ein Problem, mit dem konnte Natsu leben. Genauso wie mit ihren unzähligen anderen Macken. Natsu liebte sie eben. Und Lucy liebte ihn, das war trotz ihres widersprüchlichen Verhaltens endgültig klar. Genau deswegen musste Natsu sie jetzt vor diesem Gillian retten. Lucy gehörte einfach zu Natsu. Er könnte jetzt gedanklich tausend Vergleiche anstellen, aber zum Glück kam er an. Schwer atmend stand er vor Lucys Haustür. Es war noch früh, die Sonne stand gerade erst seit einer Stunde am Himmel. Ob sie schon wach war? Wahrscheinlich, sie brauchte ja immer ewig im Bad. Was Natsu störte war, dass Gillians Geruch an der Haustür klebte. War der Kerl etwa auch hier? Wenn ja, dann würde Lucy ihm richtig eins verpassen! Kerle wie der gehörten hinter Gitter! Aber erst, nachdem Natsu ihm eine kostenlose Schönheitsoperation gegeben hatte.

Natsu hob den Arm, um die Türglocke zu betätigen, hielt jedoch inne, als seine feinen Ohren die Stimme seiner Partnerin im ersten Stock hörte. Sie sprach nicht, es waren eher erstickte Laute, die sie von sich gab. Panische erstickte Laute! Scheiß auf Türglocke! Natsu sah nach oben, die Fenster waren geschlossen, aber die Vorhänge nicht zu gezogen. Ersteinmal die Lage klären! Mit einem kräftigen Sprung hängte er sich an die Regenrinne und hangelte sich an dieser entlang, bis er durch das Fenster neben Lucys Bett sehen konnte, und was er da erblickte, machte ihn fuchsteufelswild!

Lucy lag in ihrem Bett und wenn sie gekonnt hätte, sie hätte mit Sicherheit geschrien, aber ein dicker Knebel in ihrem Mund verhinderte das. Ihre Arme waren an den Handgelenken zusammengebunden und an den Bettpfosten befestigt worden. Über ihr kniete Gillian und zeigte sein wahres Gesicht: Er begrapschte Lucys Körper und besonders ihre Oberweite mit seinen dreckigen Fingern, wobei er die Versuche Lucys, sich zu befreien oder wegzudrehen, allesamt immer wieder konterte. Sah so aus, als wäre Natsu gerade noch rechtzeitig gekommen.

Er holte Schwung, viel Schwung, und durchbrach das Fenster, das ihn vom Geschehen trennte. Mit seinen Füßen zielte er auf Gillians Kopf und warf diesen so von Lucy herunter, während Natsu übers Bett hinweg sprang und zwischen dem am Boden liegenden Mann und Lucy stehen blieb. Natsu spürte das Feuer auf seine Haut. Er war wütend, sehr wütend. Mit seiner brennenden Hand packte er den Kerl am Hals, während dieser versuchte, sich wieder aufzurappeln. Die Schmerzensschreie waren Musik in Natsus Ohren. Er wollte ihn nicht umbringen, aber leiden lassen. Und vor allen Dingen dieses verfluchte Gesicht zerstören, auf das Lucy hereingefallen war. Blitzschnell wechselte Natsu seine Griffposition vom Hals zum Gesicht des Schönlings. Das würde ein paar schöne Brandnarben geben!

Als Natsu der Ansicht war, dass der Kerl auf ewig markiert war, ließ er ihn einfach fallen, in den Scherbenhaufen, der noch von Lucys Fenster übrig war. Lucy, das war jetzt das Wichtigste! Natsu wandte sich zu seiner Freundin, die noch immer gefesselt auf dem Bett lag. Ersteinmal die Hände lösen, das sah nicht bequem aus! Natsu beugte sich über Lucy und brannte das Seil durch, mit dem sie gefesselt war. Er konnte dafür sorgen, dass seine Flammen ihr nichts taten. Als Lucys Hände frei waren, löste er auf die gleiche Weise den Knebel und warf ihn so weit in den Raum wie möglich, weg von ihr.

Lucy lag wie erstarrt da. Natsu bemerkte, dass ein paar Glassplitter neben und auf ihr im Bett lagen, die er nun vorsichtig beseitigte. Sie sollte nicht seinetwegen eine Schnittwunde bekommen, die eine Narbe auf ihrer makellosen Haut hinterlassen könnte! Er warf gerade eine große Scherbe nach Gillian, als er plötzlich Lucys weichen Körper an seiner Brust spürte. Sie zitterte, nein, sie bebte und schluchzte. Lucy klammerte sich an Natsu und weinte dabei. Natsu legte seine Arme um ihren Rücken und zog sie vorsichtig auf seinen Schoß, während er sich auf der Bettkante niederließ. Er konnte nichts sagen, nicht nachempfinden, war sie gerade durchgemacht hatte. Er konnte ihr nur Halt geben, zumindest so lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

Irgendwann hörte Lucy auf zu weinen, klammerte sich jedoch noch immer an Natsu. Ganz still lag sie in seinen Armen. Natsu fand, dass es Zeit war, ihr das zu sagen, was die Frau auf dem Marktplatz ihm erzählt hatte. Er sprach ganz ruhig und langsam, auch wenn ihn der Gedanke an den Kerl, der sich nun vor Schmerz wimmernd auf dem Boden zusammen gerollt hatte, wieder zur Weißglut brachte. Er sollte den Widerling so schnell wie möglich vor Gericht bringen!

„Ich hätte auf mein Herz hören sollen.“, sagte Lucy plötzlich. Natsu sagte dazu besser nichts. Er streichelte ihr nur vorsichtig über den Kopf und zog sie noch ein bisschen enger an sich. Es wäre wohl nicht so gut, ihr zu sagen, dass Levy ihn längst über Lucys wahre Gefühle aufgeklärt hatte. Vorallem wollte er es aus Lucys eigenem Mund hören.

„Was wäre denn jetzt, wenn du auf dein Herz gehört hättest?“, fragte er und tat sein bestes, unbeteiligt zu klingen. Er hatte nur Angst, dass sein aufgeregt klopfendes Herz, das Lucy sicher gut hören konnte, ihn verraten würde. Aber ihres pochte gerade auch nicht langsamer oder leiser.

Lucy zögerte mit ihrer Antwort. Wie schwer es fiel, diese Worte auszusprechen, wusste Natsu selbst. Aber Lucy war auch eine Frau, die ab und zu Taten sprechen ließ, so wie jetzt. Ehe Natsu sich versah hatte Lucy sein Gesicht in ihre schmalen Hände genommen und küsste ihn. Was für ein Freudenfeuer diese sanfte Berührung ihrer Lippen in ihm auslöste! Ein Sturm aus Gefühlen, die er nicht kannte, die aber alle das Verlangen nach Lucy und vorallem nach ihrem Körper verstärkten. Es war so verlockend, schwach zu werden! Aber dann wäre er noch schlimmer als Gillian! Also blieb Natsu nichts anderes übrig, als ihr lediglich durch eine Erwiderung des Kusses zu zeigen, dass er verstanden hatte, auch wenn sein Körper mehr wollte. Viel mehr. Sehr viel mehr. Schließlich saß sie auf seinem Schoß!

„Was ist hier los?!“ Lucys wutschnaubende Vermieterin erschien in der Tür. Aufgebracht musterte sie das Chaos aus Glasscherben, den am Boden liegenden Gillian und das Pärchen, welches noch immer auf dem Bett saß. Ihr Kopf lief besonders beim Blick zur defekten Fensterscheibe puterrot an und Lucy duckte sich bereits in Erwartung der Schimpftirade. Das musste ja nun wirklich nicht auch noch sein, nach allem, was heute passiert ist.

„Die Scheibe bezahle ich.“, merkte Natsu an.

Die Vermieterin musterte ihn, wobei sie ihre Brille zurechtrückte, und nickte dann. „Und das Chaos beseitigen sie auch! Ebenso wie diesen Schleimhaufen!“ Sie deutete auf Gillian. Gut zu wissen, dass es auch Frauen gab, die dem Charme des Schönlings widerstehen konnten. „Und passen sie bloß auf, dass ihre Partnerin nicht wieder so einem auf den Leim geht!“

„Wird gemacht!“, grinste Natsu und salutierte, wobei er Lucy mit dem anderen Arm noch ein bisschen fester an sich zog. Die Vermieterin schnaubte zufrieden und rauschte wieder aus dem Zimmer, wobei sie die Tür zuknallte.

Natsu war wieder allein mit Lucy. Nein, nicht ganz alleine. Dieses wimmernde Ekelpaket lag immernoch in seiner eigenen Blutlache auf dem Boden. So ungern er es tat, er hob Lucy vorsichtig von seinem Schoß und stand auf.

„Warte!“, rief Lucy schon fast panisch und griff seinen Mantel. Natsu hob eine Augenbraue, beugte sich dann aber nochmal runter und gab ihr einen Kuss. Einen langen, liebevollen Kuss. Danach legte er seine Stirn an ihre und meinte: „Ich bin gleich wieder da. Ich bringe nur eben den Müll zur Entsorgungsstelle.“ Zu seiner Freude lächelte Lucy endlich.

„Sorg' bloß dafür, dass er richtig entsorgt wird!“, mahnte sie. Aber sie ließ Natsu noch immer nicht los, als dieser sich an die Arbeit machen wollte. Sie sah ihn unsicher an. „Bist du mir nicht böse?“

„Weswegen sollte ich?“

„Wegen allem, was ich in den letzten Monaten gesagt und getan habe und...“ Natsu hielt ihr den Mund zu.

„Das kannst du alles wiedergutmachen.“, grinste Natsu. „Die Backpfeife hast du gerade ausgeglichen, die Teamauflösung zahlst du, indem du mich heiratest und den Rest deines Lebens an meiner Seite bleibst und alles andere – mal schauen, wie viele Kinder du mir dafür schenkst.“ Lucy sah sprachlos aus. Das gefiel ihm, er hatte Lucy noch nie sprachlos den Mund auf und zu machen sehen, wie ein Fisch. Er hob sanft ihr Kinn hoch, so dass ihr Mund zu blieb und gab ihr noch einen kurzen Kuss, bevor er ihre Hand von seinem Mantel pflückte. „Und jetzt werde ich den Restmüll runter bringen.“ Er packte Gillian unsanft am Kragen und zog ihn hinter sich her aus der Wohnung. Er genoss das schmerzvolle Jammern, das die Treppenstufen aus dem Mund des Widerlings lockten. Genau das hatte der Typ verdient. Das und nicht mehr. Es würde ein amüsanter Weg zur nächsten Wachstation werden, auf dem Natsu sich sein Leben mit Lucy ausmalen konnte. Jetzt gehörte Lucy wirklich ihm.

Epilog

Die Sonne blendete als Natsu durch aus dem Tor des Gefängnisses trat. Er wurde im Gegensatz zu anderen Ex-Gefangenen nicht mit einem harten Stoß in den Rücken verabschiedet, dafür hatten die Wachen zu viel Angst vor dem Gegenstoß. Es war eine Frechheit, dass man ihn hier zwei ganze Jahre hatte eingesperrt, nur weil er diesem Bastard „Gillian“ einen bleibenden Denkzettel verpasst hatte. Schwere Körperverletzung lautete die Anklage. Natsu hatte heftig protestiert, aber die Justiz sah das anders. Eigentlich sollte es auch nur ein Jahr sein, aber er hatte es sich nehmen lassen, sich auf seine Art Respekt im Gefängnis zu verschaffen – wofür er noch ein Jahr aufgebrummt bekam. Danach konnte Lucy ihn überzeugen, friedlich zu bleiben und einfach seine Strafe abzusitzen. Egal wie ungerecht es sei.

Es war ein schwacher Trost, dass Gillian zumindest länger hinter Gitter wanderte. Wegen Betrugs in mehreren Fällen und versuchter Vergewaltigung hatte man ihn für zehn Jahre weggesperrt. Für Natsu noch nicht genug, aber seine Stimme zählte da leider nicht. Wenigstens würde Gillians Masche nach dessen Freilassung nicht mehr funktionieren, so tiefe Spuren hatte Natsu in seinem Gesicht hinterlassen.

Aber das war alles Vergangenheit. Es wurde Zeit, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren! Diese wartete nur wenige Schritte vom Tor entfernt. Lucy stand dort, hatte ihn längst kommen sehen und lächelte ihm munter entgegen. Sie hätte bestimmt gewunken, wenn nicht beide Arme mit jeweils einem Kind belegt wären. Seinen Kindern. Eine einzige gemeinsame Nacht, bevor er abgeführt wurde, hatte diese beiden zuckersüßen Wunder zustande gebracht. Die Zwillinge Nuka und Layla, er hatte von ihren kleinen Leben ganz fünfzehn Monate verpasst! Das musste er ganz dringend aufholen! Aber jetzt drehte sich eines der Kinder um, Layla, sein kleines Mädchen mit dem rotbraunen Haar, das es vermutlich von seinen unbekannten Großeltern, Natsus Eltern, geerbt hatte. Zumindest war das Lucys Erklärung. Sowas mit überspringen von Generationen und so 'n komischer Kram der Natsu zu hoch war. Laylas Augen fingen an zu leuchten und sie zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn. „Papa da!“, rief sie begeistert und nun folgte auch ihr großer Bruder, Nuka, ihrem Beispiel und rief ebenfalls „Papa!“. Natsu könnte das Herz schmelzen, wenn er seine kleinen sah, auch wenn er das nie nie nie nie niemals zeigen würde! Das wäre ja viel zu peinlich!

Die Ungeduld hatte ihn trotzdem im Griff. Schnellen Schrittes eilte er zu seiner kleinen Familie und zog alle drei in eine feste Umarmung. Lucy lachte und die Kinder quietschten vergnügt. „Ich hab euch vermisst.“, flüsterte Natsu, das bisschen Gefühl, dass er sich eingestand.

Lucy sah ihn mit neckisch erhobener Augenbraue an, verkniff sich aber einen Kommentar – oder vielmehr konnte sie keinen aussprechen, weil Natsu sich das lang ersehnte Gefühl ihrer Lippen auf seinen holte. Sie brauchte gar nichts sagen, damit er ihr Layla abnahm. Er sah ihr an, dass beide Kinder auf Dauer zu schwer für sie wurden.

Lucy hatte viel zu erzählen, wie immer eigentlich. Aber dieses Mal hörte Natsu gelassen zu. In den letzten zwei Jahren war er um einiges ruhiger geworden. Ob es nun am Alter lag oder an der vielen langweiligen Zeit in der er sich so viele Gedanken gemacht hatte oder an der Tatsache, dass er nun Vater war: er sah die Welt jetzt mit anderen Augen.

„Natsu?“ Lucy stand neben ihm vor ihrer Haustür, dem Eingang zu seiner alten Hütte, in der Lucy bisher mit Happy und den Kindern gelebt hatte.

„Mhm?“, brummte Natsu nur zurück. Ein Schritt noch und er würde endgültig in sein neues Leben als Vater und Versorger eintreten. Irgendwas zwickte ihn, er sollte vor der Masse an Verantwortung fliehen, irgendein Rest seiner Persönlichkeit, bevor er Lucy kennengelernt, sich für sie verändert hatte.

„Lass mich bitte nie wieder allein.“ Lucy starrte auf ihre Füße hinab und hielt Nuka ganz fest, wie ein Rettungsseil. Sie sah so verboten süße aus, dass auch der letzte Funken Widerstand erlosch.

Natsu legte eine Arm um Lucy und flüsterte ihr ins Ohr: „Niemals. Versprochen.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  _Fairy_Tail_
2016-05-16T22:29:40+00:00 17.05.2016 00:29
Deine FF war so süß es war mal eine Abwechslung DS Natsu sich seinen Gefühlen eingesteht und eifersüchtig wird XD
Von:  elysian03
2014-09-08T05:39:29+00:00 08.09.2014 07:39
Deine FF war sehr süss und mir hat es sehr gefallen, dass Natsu so eifersüchtig war und um Lucy gekämpft hat.
Von Lucy fand ich es natürlich total bescheuert, dass sie einfach keine Geduld mehr hatte auf Natsu zu warten und stattdessen sich mit so einem seltsamen Kerl verlobt hatte. Sie hätte wenigstens selbst versuchen sollen Natsu ihre Gefühle zu gestehen. Dann wäre das alles nicht pasiert. *sfz*
Zum Glück ist dann doch noch alles zum Guten gekommen. ^-^

Schöne Geschichte. :)

LG
Cassi-chan
Von: abgemeldet
2014-04-08T16:42:31+00:00 08.04.2014 18:42
Das war eine sehr schöne Geschichte =^-^=
Von:  Natsu_Dragneel003
2014-01-21T17:56:01+00:00 21.01.2014 18:56
ok schade ^^ aber gut Danke ddas du weiter geschriben hast
Von:  Natsu_Dragneel003
2014-01-21T16:25:31+00:00 21.01.2014 17:25
schönes kapitel zwar kurtz aber schön ich hoffe es geht noch weiter?
Antwort von:  ZerosWolf
21.01.2014 18:54
Das war der Epilog, alles was es noch nachtragend zur Geschichte hinzuzufügen gab. Mehr wird es nicht geben.
Von:  Easylein
2014-01-21T14:10:35+00:00 21.01.2014 15:10
Hi!
Was für ein wunderschöner Epilog :)
Schade fand ich es nur, dass Natsu trotz allem in den Knast musst. Und dass du nur ihre gemeinsame kleine Tochter so genau beschrieben hast , der kleine Sohn ist etwas untergegangen ^^
Hoffe die zwei führen ab jetzt ein glückliches Leben zusammen mit ihren Kiddis ^-^

Super FF! Ich freu mich auch in zukunft was von dir zu lesen

Glg Easy
Von: Maryhase
2013-07-07T00:30:48+00:00 07.07.2013 02:30
Ja, das Kapitel war auch wieder toll *.*
So schön und wie toll du Gillian bezeichnet hast XD
Ein Jungfrauenjäger!
Wirklich toll!
Ich liebe deine FFs und freue mich schon auf deine weiteren Werke ^^
Vielleicht überlegst du es dir ja mal, ob du noch was anhängst XD

Liebe Grüße,
maryjoa3004
Von: Maryhase
2013-07-07T00:03:56+00:00 07.07.2013 02:03
Uhhh *,*
Ich will gar nicht viel sagen, nur dass dieses Kapitel auch wieder ganz toll war
Natsu ist Lucy wieder etwas näher gekommen
Hurra!!!
Und gleich zum nächsten Kapitel XD
Von: Maryhase
2013-07-07T00:03:53+00:00 07.07.2013 02:03
NOOOOIIIIIIIN!!!
Das kann ja jetzt wohl nicht wahr sein!!!
Lucy, du olle Bombel, wie kannst du nur!!!?
>,<
Von: Maryhase
2013-07-06T23:46:43+00:00 07.07.2013 01:46
Hui ui ui
Wirklich ein tolles Kapitel!
So traurig und...ja, was noch?
Natsu tut mir wirklich leid und trennt sich Lucy auch noch von ihm!
OMG!!!


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