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Götterfunken

von

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Prolog

Warum ich hier bin? Ich bin hier, um euch eine Geschichte zu erzählen, denn das ist eine meiner vielen Aufgabe. Wer ich bin? Nun, ich bin… unwichtig, zumindest für diese Geschichte. Doch ich will euch erst einmal erzählen, wovon ich reden werde. Ich werde euch von den griechischen Göttern erzählen, jawohl, vom großen griechischen Götterpantheon. Was? Ihr murrt? Ihr wollt nichts über die Götter und ihre verqueren Geschichten hören? Ihr wollt die Vergangenheit hinter euch lassen, euch interessieren diese alten Kamellen nicht? Gut. Denn dann seid ihr hier richtig.

Ich habe nicht vor, von den alten Zeiten zu berichten, als wir Götter stolz den Erdkreis beherrschten, als wir die Größten der Größten waren und die Menschheit vor uns erzitterte, sie uns liebte und fürchtete zugleich. Ach… ich schweife ab, das waren noch Zeiten…

Aber zurück zu der Geschichte, die ich euch erzählen will. Ihr braucht die Vergangenheit nicht zu fürchten, keineswegs, denn was ich euch zu berichten habe, spielt in eurer Zeit. Was? Das glaubt ihr mir nicht? Die Götter existieren nicht, höchstens in guten Fantasy-Büchern? Wenn ihr eine Geschichte über griechische Götter lesen wollt, dann lest ihr Percy Jackson? Kann ich verstehen, schlecht sind diese Bücher nicht, auch wenn die Götter stellenweise total überzogen sind. Ares und ein Motorrad? Um Zeus‘ Willen, ich kann euch sagen, der gute Ares ist vielleicht kämpferisch veranlagt, aber er hat eher ein Faible für gute, stabile Geländewagen, weil man damit mehr zerstören kann. Praktisch veranlagt dieser Mann, ehrlich.

Oh, ich schweife schon wieder ab, denn von Ares soll meine Geschichte gar nicht handeln. Er und ich sind keine Freunde und was macht dieser Kriegsgott schon groß außer Krawall? Nein, nein, meine Geschichte erzählt von den anderen Gottheiten.

Doch zuerst sollte ich euch erklären, was mit uns großen Göttern geschehen ist, denn so groß sind wir gar nicht mehr. Seht mich doch an, ich bin genauso groß wie ihr und um ehrlich zu sein, bin ich auch nicht viel göttlicher. Unsere Zeit ging vorbei, andere Religionen kamen und gingen, und wir gerieten langsam in Vergessenheit. Große Taten konnten wir nicht mehr vollbringen, doch der Glaube an uns verschwand nie vollkommen von der Erde. Aber wir waren geschwächt. Wir harrten auf dem Olymp der Dinge, die uns erwarteten. Irgendwann reichte der Glaube an uns nicht einmal mehr dazu.

Wir verschwanden nicht, nein, nur unsere göttlichen Körper, die so viel Macht fraßen, wurden von der Erde getilgt. Wenn wir verschwunden wären, könnte ich ja nicht hier stehen und euch diese Geschichte erzählen, oder? Aber wir waren ja trotz allem noch Götter. Auch wenn unsere Körper geschwächt waren, hatten wir immer noch etwas Magie und Götterfunken in uns – mehr als die ägyptischen Götter, die leben irgendwo im Untergrund und bemitleiden sich selbst… Waschlappen. Die Griechen waren eben schon immer die bessere Wahl. Jawohl.

Nun, ihr wollt wissen, wie wir überlebt haben? Wir haben unsere Gedanken, unseren Willen und die letzte Kraft genutzt, um in euch Menschen wiedergeboren zu werden. So was können wir nämlich. Ihr glaubt mir das nicht? Ihr wollt Beispiele hören? Okay, da wäre beispielsweise Goethe. Glaubt ihr wirklich, ein einfacher Mensch hätte so viel Magie in seine Kunst legen können? Nein, nein. Da hatte Apollo seine Finger im Spiel. Oder die wunderschöne Kaiserin Elisabeth. Von einem so bezaubernden Wesen, eine unglaubliche Frau, nein, eine unglaubliche Göttin, Aphrodite, ich liege ihr zu Füßen. Und wo ich vorhin schon Ares erwähnte, der hat sich einmal als Dschingis Khan erhoben. Primitiv… dieser Kriegsgott ist einfach primitiv. Reicht euch das? Muss ich euch jetzt jeden einzelnen Gott aufzählen, der eure Geschichte maßgeblich geprägt hat? Nein? Gut, denn das hatte ich auch nicht vor…

Immer wieder schweife ich ab, doch nun, hört gut zu: Wir Götter wissen nicht, welcher Gott in welchem Körper steckt. So könnten wir Hand in Hand arbeiten und dennoch wäre uns nicht bewusst, wie sehr wir uns gleichen. Es sei denn, man heißt Ares. Den erkennt jeder aus tausend Kilometer Entfernung. Aber ansonsten bleibt uns das verborgen. In früheren Zeiten, als doch noch der Aberglaube überwog, da hätten wir die Macht gespürt, doch auch das ging verloren.

Heute kann ich nicht einmal sagen, welche Götter noch leben, denn es gibt unter uns auch die, die nicht bekannt sind. Die schon ihre ganze Macht verloren haben, weil niemand sich an sie erinnert. Die in ihrem menschlichen Körper starben und nicht mehr aufwachten. Es geht zu Herzen, wenn man sich an alte Bekannte erinnert und nicht weiß, ob sie noch existieren oder sich auflösten.

Die Geschichte, die ich euch jetzt erzähle, ist nur eine von vielen und soll euch nur bewusst machen, dass wir euch brauchen und ihr uns braucht. Bitte denkt an uns, wenn schon nicht in tiefem Glauben, dann zumindest voller Ehrfurcht. Bitte sorgt dafür, dass unsere Götterwelt weiter existieren kann, denn auch wenn es nicht viel ist, die meisten von uns helfen euch so gut wir können – selbst wenn es nur Kleinigkeiten sein sollten.

Hellenistische Hellseherin oder auch Lukes Suche

Luke mochte den Frühling. Er hörte gerne den Vögeln zu, die von ihren langen Reisen berichteten, er genoss den Duft der Pflanzen, die erfolgreich den Winter bekämpften. Und nach viel Dunkelheit, Wolken, Regen und Schnee genoss er die ersten warmen Sonnenstrahlen, die seine Haut kitzelten. Gut, er war ein Klischee in der Hinsicht, aber das konnte er nun mal nicht ändern, Luke war ein absoluter Frühlingsmensch… fast zumindest.

Und an diesem Tag konnte ihm sowieso nichts die Laune verderben, wie denn auch? Endlich hatte er eine Spur, eine Möglichkeit, sie zu finden. Er suchte schon wirklich lange nach ihr und es ärgerte ihn, dass er nicht in der Lage war, Ergebnisse zu erzielen.

Während er sich diesen Gedanken hingab und gleichzeitig ein leises Lied vor sich hin summte, erreichte er sein Ziel: das Seneca-Altersheim. Ein erstaunlicher Name, der Luke ein Schmunzeln entlockte und ihn von seinen trüben Gedanken ablenkte. Aber er gefiel ihm, denn Seneca war damals schon ein lustiger alter Kauz gewesen.

Doch eigentlich sollte er sich darüber keine Gedanken machen, immerhin hatte er eine Aufgabe, er musste endlich rausfinden, wo sie war. Dass sie es ihm auch nicht leichter machte, nein, sie war in dieser Hinsicht schon immer sehr eigen gewesen. Wirklich sehr eigen.

„Ah, Luke!“, die Leiterin des Heimes musste ihn wohl gesehen haben, wie er vor der Tür stand und seinen Gedanken nachhing. „Wie schön, dass Sie tatsächlich kommen konnten. Unsere Bewohner freuen sich schon sehr auf die Abwechslung.“

„Das ist doch selbstverständlich, wenn ich etwas versprochen habe, dann halte ich es auch.“ Luke warf seine negativen Gedanken über Bord und lächelte die Heimleiterin strahlend an. Bevor er seine Antwort bekam, musste erst noch diesen kleinen Auftritt absolvieren. Und er freute sich auch darauf. Die Bewohner von Altersheimen waren immer dankbare Zuhörer, wenn er mit seiner Gitarre kam und sie unterhielt. Außerdem hatten sie immer so spannende Geschichten zu erzählen, ihre Leben waren oftmals aufregend gewesen und Luke freute sich nach jedem Auftritt darauf, mit den alten Herrschaften Gebäck zu essen und zu reden.

Anfangs war er wirklich nur in die Altersheim gegangen, weil er die Person finden musste, die ihm helfen konnte, doch je länger er dies machte, umso mehr schloss er die alten Leute in sein Herz. Es war so leicht, ihnen Freude zu bringen und sie strahlen zu lassen. Und das mochte er, er mochte es, wenn die Gesichter der Menschen leuchteten und Freude ausdrückten. Für dieses kleine bisschen Freude musste er nur ein paar Lieder singen, etwas, das ihm auch noch selbst viel Spaß machte. Was wollte er mehr?
 

Und wie jedes Mal war es einfach nur toll, die glücklichen Gesichter der Menschen zu sehen, wie sie teilweise die alten Lieder mitsangen und schunkelten. Gut, es war nicht ganz Lukes Musik, aber es gab doch immer wieder eine besondere Atmosphäre, die ihm eigentlich gefiel.

Nach dem kleinen Konzert erfüllte Lachen den Raum, Kaffeeduft zog auf und viel leckeres Gebäck wurde aufgetischt – einiges davon hatten, wie Luke schnell erfuhr, die etwas fitteren Damen selbst hergestellt. Plaudernd ging er von Tisch zu Tisch, stibitzte hier einen Keks, verteilte dort ein Kompliment, trug kleine Gedichte zur allgemeinen Erheiterung vor und fühlte sich einfach pudelwohl. Hier war er in seinem Element, wenn das seine alten Verwandten wüssten…
 

Okay… ist ja gut, ich habe verstanden. Aber ich werde euch trotzdem noch nicht sagen, wer von uns das ist. Ich bin es nicht, so viel verrate ich dann doch. Und wie ihr sicher erkannt habt, ist es auch nicht Ares, dieser Dummkopf, der würde im Altersheim garantiert nicht auf der Klampfe spielen.

Und hört auf euch zu beschweren, wer sagt denn, dass wir Götter immer nur mit Frauen tanzen und Wunder vollbringen? Hä? Eben. Auch wir haben mal normaler Tage und wenn … äh, Luke nun mal im Altersheim alte Leute aufheitern will, dann soll er das tun. Aber nun lasst mich in Ruhe weitererzählen, Lukes Geschichte ist noch lange und jetzt lernt er jemanden kennen, der ihm helfen wird… furchtbare alte Hexe… aber zurück zur Geschichte, ihr Ungeduldigen!
 

Immer mehr näherte sich Luke dem Tisch mit der alten Frau, die ihm vielleicht Gewissheit bringen konnte. Bisher konnte sie das jedenfalls in jedem ihrer vielen Leben. Nach einigen Jahrhunderten nervte ihn das wirklich, erst musste er diese alte Vettel suchen, bevor er endlich sie fand. Man sollte meinen, das ginge einfacher, aber nein… es musste ja immer alles kompliziert sein.

Sie saß allein am Tisch, wie immer eigentlich, selbst die alten Leute hier fürchteten ihre Aura und ihre Hellsichtigkeit. Vorbei waren die Zeit, als abertausende zu ihr pilgerten und um ihre Weissagungen flehten. Heute herrschte ein anderer Wind und nur einer kroch regelmäßig herbei, um ihre Hilfe zu erbitten. Und zwar Luke selbst. Ein Umstand, der ihn alles andere als glücklich machte. Sie genoss sein Leiden viel zu sehr.

„Wie ich sehe, hast du mich mal wieder gefunden.“ Ihr Grinsen war nicht schön anzusehen, denn die wunderbare Erfindung des Gebisses hatte sie schon immer hartnäckig ignoriert. Ein Jammer…

„Sibylla, wie ich sehe, hast du dich kein bisschen verändert.“ Elegant ließ er sich neben dem einstigen Orakel von Delphi nieder, oder eher neben ihrer aktuellen Inkarnation.

„So scheint es, mein Junge, nicht wahr?“ Für einen Moment wurden ihre Augen dunkel, bevor sie ihn wieder vergnügt anblitzten. „Ich habe das Treffen in unserem nächsten Leben vorhergesehen, das wird wohl etwas außergewöhnlich werden.“

Er konnte gut drauf verzichten, sie wieder zu sehen, und noch mehr konnte er auf ihr ständiges „mein Junge“ verzichten. Warum mussten die Zeiten sich so ändern? Früher hatte er das Oberwasser, aber in diesen Tagen war er gezwungen, ihre Gehässigkeiten in Demut in hinzunehmen.

„Können wir das Ganze hier ausnahmsweise nicht mal kürzer gestalten?“ Luke versuchte gelangweilt zu kriegen, doch Sibylla kannte ihn zu gut.

„Oooooh… armer kleiner Gott. Ärgerst du dich noch immer, dass du sie nicht allein aufspüren kannst? Dass meine Fähigkeiten mit jeder Wiedergeburt stärker werden, während du schwächer wirst?“
 

Also gut, hier sollte ich vielleicht eine Kleinigkeit erklären: Im Gegensatz zu Luke und mir ist die Sibylla keine Göttin, sondern nur ein Mensch mit einer unglaublichen Hellsicht. Allerdings haben wir eines gemeinsam, wir werden wiedergeboren. Nur nicht mit den gleichen Konsequenzen. Diese blöde alte… äh, diese unglaubliche Hellseherin verstärkt ihrer eigenen Fähigkeiten mit jeder Wiedergeburt, indem sie die eigentlichen Seelen ihres Körpers aufnimmt. Wir hingegen vernichten die Seelen dieser Menschen, die unsere Macht bergen. Außerdem ist man als Gott nun mal vom Glauben abhängig. Also… glaubt gefälligst mehr an uns! Ehrlich. Ich habe keine Lust, vollkommen in Vergessenheit zu geraten, immerhin bin ich der Gott d… nur der Erzähler dieser traurigen Geschichte unseres Leidens. Jawohl. Aber zurück zu Sibylla und Luke.
 

„Und wem verdankst du diese Fähigkeiten, Sibylla?“, zischte Luke giftig zurück, denn er hasste es wirklich, dass sie die Wahrheit sprach.

Kopfschüttelnd tadelte die alte Frau ihn: „Zügle deine Zunge, kleiner Gott. Und nenn mich nicht Sibylla. Ich heiße hier Gertrud.“

Sprachlos sah Luke sie an. Gertrud? Er sollte die Sibylla, das größte Orakel, sie, die ihm in alten Zeiten fast schon gleichgestellt war, Gertrud nennen. Gut. Gertrud. Wenn es sein musste, dann nannte er sie auch Gertrud. Hauptsache, sie half ihm endlich bei seiner Suche.

„Also gut…“, so leicht ging es ihm dann doch nicht von den Lippen, „…Gertrud, wo ist sie? Hilf mir, sie zu finden.“

„Ohne ein Bitte?“ Mit großen Augen sah sie ihn an, doch Luke kannte sie schon einige Jahrtausende, die Nummer zog nicht mehr.

„Komm schon, Weib, verrate es mir“, für einen Moment blitzte sein alter Hochmut durch, wurde an frühere Zeiten erinnert. Doch Sibylla… oder eher Gertrud ließ sich davon nicht beeinflussen, sie kannte ihn immerhin schon genauso lange und in diesem Fall saß die Prophetin auch noch am längeren Hebel.

„Nicht so eilig, Jungchen, nicht so eilig. Mein Körper ist müde, mein Geist auch. Bevor ich deine ersehnte Antwort gebe, musst du auch mir etwas geben. Dein Gesang war ganz schön, doch ich denke, da muss doch noch mehr drin sein, oder?“ Wieder zeigte die Sibylla ihren zahnlosen Mund und lächelte Luke breit und vergnügt an.

„Was solls sein? Froschlaich? Vampirzähne? Ich weiß nicht, was ihr Hexen sonst so für Tränke benötigt?“

„Haha, sehr lustig, Junge, wirklich sehr lustig.“ Sibylla wusste, dass ihn das Junge zur Weißglut brachte. Aber konnte man einem armen, wirklich sehr alten Orakel nicht zumindest ein bisschen Spaß gönnen? „Dabei bist du doch sonst gar nicht so für den Humor zuständig. Eher fürs Flirten, Frauen flach legen, du bist ein Beachboy, Kleiner. Ein Hippie-Beachboy, der gerne dichtet und singt. Aber Humor…“

„Si… Gertrud!“ Okay, Luke musste feststellen, dass ein scharfer Ton bei diesem Namen nur wenig wirkte. Die alte Hellseherin bedachte ihn erneut mit einem Grinsen, was ihn leicht schütteln ließ. „Also, was willst du?“

„Einen Spaziergang.“

„Wie? Einen Spaziergang?“ Verblüfft untersuchte er ihr Gesicht auf irgendwelche Informationen, die ihm weiterhelfen würden, auf verräterische Zuckungen, dass dies nur ein Scherz war, aber anscheinend meinte die alte Schrulle dies ziemlich ernst.
 

Ihr habt echt eine lange Leitung, wirklich. Aber Glückwunsch, ihr habt Recht, ihr habt die Gottheit erkannt, yay. Erwartet ihr jetzt eine singende Glückwunschkarte oder so? Ich meine, so schwer war das nun auch wieder nicht.

Seht ihn euch nur mal an, dann weiß man es praktisch sofort. Und dann sein Benehmen. Ich bin jetzt kein Feind von ihm, aber manchmal nervt der Junge mich schon… Ts. Also, nachdem ihr Luke nun so großartig enttarnt habt und wir das spontan mit einem Gangnam-Style-Tänzchen gefeiert haben – haha -, kann ich dann vielleicht mal weiter erzählen?
 

Die Sibylla reagierte nur mit einem verächtlichen Schulterzucken und einem humorlosen Kichern, das sich leider ziemlich schnell in hässlichen Husten verwandelte.

„Also nur ein Spaziergang?“ Luke musste an sich halten, damit er seine Erleichterung angesichts dieser geradezu lächerlichen Bitte nicht zeigte. Was hatte die Sibylla ihn schon gefordert: abgehackte Köpfe von Helden, das Ende eines Krieges (dieser Hitler war ihm allerdings auch auf die Nerven gegangen), magische Gegenstände, einmal wollte sie sogar von der Asche, die sich über Pompeji ergossen hatte. Und nun einen Spaziergang? Okay, eigentlich konnte da etwas nicht stimmen, aber nach den vielen Jahrhunderten, die in die Lande gezogen waren, war vielleicht selbst das Orakel mal seiner abstrusen Forderungen müde geworden. Er zumindest war es. „Einverstanden. Ein Spaziergang… aber wohin?“

Tausende unheilvoller Möglichkeiten schossen Luke plötzlich in den Sinn, ein Spaziergang musste gar nicht so harmlos sein. Vielleicht wollte sie einen Tsunami besuchen gehen oder die germanischen Götter in ihrer Heimat belästigen. Bei der Sibylla wusste man nie, immerhin nannte sie sich auch Gertrud.

Belustigt beobachtete die alte Frau die Gefühlsregungen auf dem Gesicht des jungen Gottes, man sollte ihm mal sagen, dass er lieber nicht Schauspieler werden sollte, auch wenn es für sie immer wieder amüsant war.

„Beruhig dich mal wieder, kleiner Gott.“ Sie winkte ihn näher und deutete auf ihren Rollstuhl. „Ich will nur in den Park nebenan. Manchmal tut auch mir etwas Abwechslung gut.“

Eher zögerlich griff Luke zu und schob die alte Dame Richtung Ausgang.

„Oh, Sie wollen mit Frau Müller einen Spaziergang machen? Das ist schön.“ Die Heimleiterin trat ihm in den Weg und lächelte ihn warm an, sie schien ihn wirklich ins Herz geschlossen zu haben. Auffällig unauffällig – von der Sibylla mit einem verächtlichen „Tchk“ bedacht – beugte sie sich zu ihm und flüsterte ihm lautstark in sein Ohr: „Leider bekommt die alte Dame nie Besuch, sie hat keine Verwandten mehr auf dieser Erde und mit den anderen Bewohnern versteht sie sich nicht sehr gut. Es ist schön, dass Sie Zugang zu ihr finden, das fällt selbst uns hier schwer.“

Und das konnte Luke sich lebhaft vorstellen. Die Sibylla war wirklich sehr eigen und auch eigenartig geworden, je länger sie lebte und je häufiger sie wiedergeboren wurde.

„Kein Problem, erwiderte er mit einem angestrengten Lächeln, „das macht mir auch Spaß und Si… äh Gert… äh Frau Müller, genau, Frau Müller hat so viele interessante Geschichten zu erzählen.“

Unter dem verwirrten Blick der verwirrten Heimleiterin schob er den Rollstuhl samt Orakel eilig zur Tür heraus in Richtung Park. Vielleicht hatte er etwas übertrieben.
 

Na, der Junge übertreibt auch immer, das kann ich euch sagen. Aber jetzt mal ehrlich: Die Sibylla spielt wirklich viele Spielchen mit den armen Pflegern im Heim und auch mit ihren Mitbewohnern. Würdet ihr da auch nicht verwirrt schauen, wenn jemand von interessanten Geschichten und Freude am Kontakt mit so einer Gifthexe spricht? Zumal unser Luke kein guter Lügner ist. Gedichte und Schleimen, das kann er, aber die Lügen sind… ähm, einem anderen Gott überlassen.

Jetzt auf einmal wollt ihr wissen, wie es weiter geht und das am Besten sofort, nicht wahr? Kuscht euch. Ich brauch erst mal eine Pause und etwas zu Trinken, bevor ich weiter erzähle. Die Geschichte läuft euch nicht weg. Bloß weil ihr auf Luke steht… Immer das Gleiche.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Wintersoldier
2013-03-28T10:15:00+00:00 28.03.2013 11:15
Hey, ich steh nicht auf Luke und will trotzdem wissen, wie es weitergeht. >.<
Ich mochte den Anfang... Frühling... hach, wie gern hätte ich endlich Frühling. :3
Von:  Wintersoldier
2013-03-28T09:53:32+00:00 28.03.2013 10:53
Ich glaube, ich hab dir schon gesagt, dass ich den Anfang klasse finde und gespannt bin, was es wird. Und ich liebe die vielen kleinen Anspielungen, die du eingebaut hast. Ares, hihi. :3
Vielmehr kann ich dazu leider auch gar nicht sagen, weil ich es einfach nur toll finde.
Meins, meins, meins. ♥


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