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Bilder der Vergangenheit

Criminal Minds - Fanfic
von

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Ein Neuanfang

Es war ein kühler sonniger Morgen, als sie sich auf den Weg zur Arbeit machte. Heute würde sie ihren Dienst bei der BAU (Behavioral Analysis Unit) antreten. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde. Ihre Akte und ihre Vergangenheit sprachen gegen sie um als Special Agent bei der BAU zu arbeiten. Aber die junge Frau würde ihr Bestes geben – was die Arbeit anging. Das Private brauchte niemanden zu interessieren…
 

Aaron Hotchner saß an seinem Schreibtisch. Er war in Gedanken. Heute würde eine neue Kollegin ihre Arbeit bei der BAU beginnen. Sie hatte ihre Ausbildung sehr gut abgeschlossen, doch war sie wirklich bereit für die Arbeit als Profiler? Sie war noch jung und laut ihrer Akte hatte sie in der Vergangenheit einiges mitmachen müssen. Ob sie psychisch stark genug war? Hotch wusste es nicht. Er kannte die junge Frau nur aus der Akte, aber er wollte ihr nicht voreingenommen begegnen. Er machte sich lieber selbst ein Bild.
 

Ein Klopfen an der Tür riss Hotch aus seinen Gedanken. Erin Strauss betrat das Büro, gefolgt von einer jungen schwarzhaarigen Frau.

„Das ist Jessica Johnson, Ihr neues Teammitglied“, sagte Strauss knapp. Sie war der Chief Director der BAU.

Hotch gab Jessica zur Begrüßung die Hand. Nachdem Strauss wieder gegangen war, stellte Hotch die neue Kollegin den anderen Teammitgliedern vor. Jessica wurde von allen freundlich begrüßt. Sie bekam ihren eigenen Schreibtisch und dort wartete schon Arbeit auf sie, in Form von Akten. Das war nicht gerade die Arbeit, die Jessica mochte. Aber sie würde sich nicht beschweren.
 

******

Jessica musste sich noch einige Tage mit Aktenarbeit beschäftigen. Doch so bekam sie auch einen Einblick in die Arbeit der BAU. Sie sprach kaum mit den anderen aus dem Team. Die junge Frau war sehr verschlossen. Sie ließ niemanden an sich ran. Jessica war eher eine Einzelgängerin. Doch ihre Arbeit machte sie gut und sie ließ nichts liegen.
 

Es war schon spät, als Hotch eines Abends aus seinem Büro kam, um ein paar Unterlagen auf Derek’s Schreibtisch zu legen. Dem Dunkelhaarigen fiel erst jetzt auf, dass Jessica noch da war.

„Sie sind ja noch hier“, bemerkte Hotch beiläufig.

„Ich wollte das nur noch zu Ende machen“, erwiderte die junge Frau.

„Aber dann gehen Sie nach Hause. Sie müssen nicht die halbe Nacht arbeiten“, meinte Hotch.

Jessica nickte. Nach einer Weile klappte sie die letzte Akte zu und packte ihr Zeug zusammen. Derek war auch noch da, er setzte sich gerade wieder an seinen Tisch, als Jessica’s Handy klingelte. Sie hörte schon am Klingelton, dass es die Pflegeeltern ihrer Schwestern waren.
 

„Hallo“, meldete sich Jessica nur.

„Hallo Jessica hier ist Debbie. Ich wollte dich nicht stören, aber es geht um Ivy“, erklärte die Pflegemutter.

„Was ist los?“, fragte Jessica. Eigentlich wusste sie schon was los war. Ivy war mal wieder nicht nach Hause gekommen und an ihr Handy ging sie auch nicht.

„Sie ist wieder nicht wie vereinbart nach Hause gekommen und an ihr Handy geht sie auch nicht“, antwortete Debbie. Sie machte sich Sorgen, das wusste Jessica.

„Okay, ich werde mit ihr reden, aber versprechen kann ich nichts“, erwiderte sie.

„Auf dich hört sie meistens… Bis später“, verabschiedete sich Debbie.

„Bis dann“, beendete Jessica das Gespräch.
 

Sie seufzte. Ivy hatte ihren eigenen Kopf, aber Jessica konnte ihre Schwester auch verstehen. Sie war eben ein Teenager und wollte das Leben genießen. Sie fühlte sich eingesperrt. Aber sie konnte trotzdem nicht machen was sie wollte. Manchmal machte das Jessica wahnsinnig. Es war nicht leicht mit jüngeren Geschwistern.
 

Jessica steckte ihr Handy weg und packte ihre Sachen weiter zusammen, dann schnappte sie ihre Jacke und verließ das Büro. Draußen zündete sie eine Zigarette an. Sie zog ein paar Mal daran bevor sie loslief. Sie war erst ein paar Meter gegangen, als ein Auto neben ihr hielt.
 

„Hey soll ich Sie mitnehmen?“, erklang Derek Morgan’s Stimme aus dem Auto.

„Ähm nein danke ich laufe nach Hause“, erwiderte Jessica.

„Kommen Sie schon, es ist mieses Wetter. Ich hätte ein echt schlechtes Gewissen, wenn ich Sie einfach weiterlaufen ließe“, meinte Derek und grinste. Er hatte ein strahlendes Lächeln und man würde blind sein, wenn man nicht bemerkte, dass er ein gutaussehender Mann war. Er hatte recht es war mieses Wetter. Es regnete leicht und es war kalt. Bis Jessica zu Hause wäre, wäre sie bis auf die Haut nass. Sie seufzte, warf ihre Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Dann öffnete sie die Beifahrertür von Dereks Wagen. Sie war sonst nicht der Typ, der einfach bei jemanden den sie kaum kannte ins Auto stieg. Aber bei ihrem neuen Kollegen konnte sie wohl mal eine Ausnahme machen.
 

„Sehen Sie hier drin ist es doch viel besser“, sagte Derek.

„Ähm, ich müsste noch einen Umweg machen, bevor ich nach Hause kann. Würde es Ihnen was ausmachen, wenn Sie mich erst noch woanders hinfahren?“, fragte Jessica. Sie wirkte fasst ein bisschen schüchtern, wie Derek bemerkte.

„Kein Problem. Ich fahre Sie wohin Sie wollen. Übrigens ich bin Derek“, entgegnete er.

„Jessica“, erwiderte die junge Frau. Sie entspannte sich etwas. Ihr Kollege schien ein lockerer Typ zu sein. Sie erklärte ihm wo er hinfahren musste, sonst sprach sie kaum ein Wort während der Fahrt. Derek drängte ihr aber auch kein Gespräch auf. Schließlich kamen sie an ihrem ersten Ziel an; das Haus des Freundes von Ivy. Jessica stieg aus dem Auto und ging über die Straße. Sie klingelte. Ein Teenager mit dunkelbraunen Haaren öffnete ihr die Tür.

„Hi John. Ist sie da?“, wollte Jessica wissen.

„Hi Jessica, ja sie ist da. Ich hab ihr gesagt, dass sie anrufen soll, aber sie tut was sie will. Es tut mir Leid… ähm ich hol sie mal“, sprach der Junge. Es dauerte nicht lang bis Ivy an der Tür erschien.

„Hi Jess. Haben Sie dich geschickt?“, sagte Ivy. Sie wusste genau warum ihre große Schwester hier war.

„Ja sie haben mich geschickt. Du wusstest doch, dass das passieren würde. Du hättest ihnen wenigstens Bescheid sagen können, dass du hier bist oder das du hier bleiben möchtest“, entgegnete Jessica genervt.

„Ja, ja, ich weiß. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen oder so, aber ich kann nicht immer nur zu Hause rumsitzen. Ich bin 16 Jahre alt. Ich will auch mal feiern gehen oder bei meinem Freund sein. Ich fühle mich zu Hause eingesperrt, wie in einem Käfig. Ich will …“, beschwerte sich Ivy.

„Ich weiß Ivy! Ich kann dich ja verstehen, aber kannst du nicht wenigstens anrufen oder ans Handy gehen, wenn sie dich anrufen. Es kommt doch nicht darauf an, dass sie dich kontrollieren wollen, sondern sie machen sich einfach Sorgen. Es würde das ganze vereinfachen, wenn du einfach nur sagst wo du bist. Es ist eben nicht so einfach bei uns“, fiel Jessica ihrer Schwester ins Wort. Den letzten Satz flüsterte Jessica nur. Sie verstand sehr gut, wie Ivy sich fühlte, aber sie konnte auch die Sorge von Debbie und David verstehen. Es war einfach zu viel passiert.

„Ich, es tut mir Leid“, entschuldigte sich Ivy.

„Schon gut. Kommst du mit oder willst du hierbleiben?“.

„Nein ich komme mit“, antwortete Ivy und verschwand im Haus. Sie schnappte sich ihre Sachen und verabschiedete sich innig von ihrem Freund.
 

Jessica kam mit Ivy zu Derek’s Auto und die beiden Schwestern stiegen ein.

„Derek, das ist meine Schwester Ivy“, stellte sie ihre Schwester dem Kollegen vor. Derek nickte Ivy zu und stellte sich als neuer Kollege von ihrer großen Schwester vor. Als nächstes mussten sie Ivy nach Hause bringen…
 

Das Haus der Pflegeeltern war in einer ruhigen Gegend in einer kleinen Siedlung. Es war ein Einfamilienhaus mit zwei Etagen. Es hatte einen kleinen gepflegten Vorgarten und hinter dem Haus war noch ein kleines Grundstück, das von einer Hecke eingesäumt war. Schon von außen machte das Haus einen freundlichen Eindruck. Jessica klingelte bei den Harris‘. Debbie öffnete die Tür; ihr Mann David stand hinter ihr. Nach einem kurzen Hallo, ging Ivy ins Haus.

„Vielen Dank Jessica“, bedankte sich Debbie.

„Kein Problem. Seid nicht so streng. Sie versteht, dass ihr euch nur Sorgen macht“, flüsterte Jessica. Debbie nickte und verschwand dann im Haus. Jessica drehte sich um und wollte gehen.

„Warte Jessica“, rief David hinterher. Die Schwarzhaarige blieb stehen und drehte sich wieder um zu David.

„Wie geht es dir? Und wie gefällt dir die neue Arbeit?“, fragte David. Er sah die junge Frau an. Er wusste, dass Jessica ihre eigenen Probleme gern versteckte. Sie blieb gern für sich allein. Aber David sorgte sich auch um sie. Die 24-Jährige gehörte für ihn auch zur Familie.

„Es geht mir gut. Der Job ist okay, ich meine er gefällt mir ganz gut … denke ich“, antwortete Jessica.

David nickte nur und lächelte sie an. Jessica war kein Mensch der großen Worte, das wusste David, so gab er sich mit der Antwort zufrieden.

„Pass auf dich auf“, sagte er und ging wieder ins Haus.

Jessica ging zurück zum Auto. Jetzt konnte Derek sie nach Hause fahren.

„Deine Eltern scheinen sich sehr um euch zu sorgen. Sie kümmern sich sicher gut um euch. Das ist eine Entlastung und auch ein guter Ausgleich bei unserem Job“, meinte Morgan nach einer Weile.

„Ja sie sind nett und sie kümmern sich gut um meine Schwestern. Aber sie sind nicht unsere leiblichen Eltern. Es sind die Pflegeeltern von meinen Schwestern… Ich war damals schon alt genug um allein zu leben…“, erklärte Jessica.

Derek fragte nicht weiter nach. Er hatte gesehen wie Mr. Harris mit Jessica geredet hatte. Der Pflegevater machte sich auch Sorgen um sie. Jessica war eine sehr verschlossen Person. Sie schien niemanden an sich ran lassen zu wollen. Sie war einerseits eine starke Persönlichkeit und andererseits, hatte man das Gefühl, dass sie in ihrem Inneren sehr zerbrechlich war. Was sie wohl in der Vergangenheit erlebt hatte?
 

Derek hielt vor Jessicas kleinem Haus. Sie bedankte sich und stieg aus. Die ganze Zeit hatte sie kaum gesprochen. Aber das störte Derek nicht. Sie schien in einer etwas heruntergekommenen Gegend zu wohnen. Einige der Nachbarhäuser sahen ein wenig schäbig aus. In dieser Gegend wohnten viele arme Leute, aber auch einige Jugendliche trieben sich hier rum und auch Junkies lungerten in der einen oder anderen Ecke herum. Es schien, als würde Jessica sich hier verstecken wollen. Derek machte sich noch einige Gedanken über seine neue Kollegin auf seinem nach-Hause-Weg…
 

Am nächsten Morgen ging Jessica wie immer zur Arbeit. Auf dem Weg hörte sie immer Musik. Sie verließ den Fahrstuhl und ging zu ihrem Schreibtisch. Die anderen des Teams waren bereits anwesend und sahen der jungen Frau nach. Sie konnten die laute Musik deutlich hören, doch sie sagten nichts. Erst wenn sie ihre Sachen abgestellt hatte, schaltete Jessica ihre Musik aus und zog die Kopfhörer aus den Ohren. Ihr nächster Gang führte sie zur Kaffeemaschine, wo sie auf Derek und Reid traf.

„‘N Morgen“, murmelte sie, während sie sich Kaffee in die Tasse goss.

„Schlecht geschlafen?“, fragte Derek.

„Frag nicht. Es gab jedenfalls schon bessere Nächte“, meinte Jessica und lächelte halbherzig.

Richtig gut geschlafen hatte sie noch keine Nacht. Das wussten ihre Kollegen auch. Schließlich waren die Augenringe kaum zu übersehen. Manchmal war sie morgens ausgesprochen muffelig, aber nach dem ersten Kaffee ging es ihr dann besser.
 

Jennifer Jareau war auf dem Weg zu Hotch. Es gab einen neuen Fall. Sie hatte die Unterlagen bereits in der Hand. Nach einem Klopfen an die Tür, betrat sie Hotch’s Büro. Jennifer erklärte kurz worum es in Fall ging.

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Das war das erste Kapitel meiner Criminal Minds-FF. Ich würde mich über Kommis freuen.

Der erste Fall

Jennifer ging in den Besprechungsraum, gefolgt von den anderen aus dem Team.

„Sie kommen auch mit“, sagte Hotch an Jessica gewandt. Es war Zeit, dass sie bewies was sie drauf hatte. So folgte Jessica den anderen in den Raum.
 

„In Jacksonville wurden in den letzten vier Wochen vier Vergewaltigungen angezeigt. Die Opfer sind zwischen 15 und 25 Jahren. Sie wohnen in der Gegend von Springfield in Jacksonville. Der Täter geht immer nach dem gleichen Muster vor. Er scheint seinen Opfern aufzulauern. Er spielt den Hilfsbedürftigen und spricht seine Opfer an, weil er Hilfe braucht. Wenn sie ihm dann helfen, schlägt er zu. In den ersten beiden Fällen wollten ihn die Frauen zu einer Autowerkstatt bringen. Nachdem sie ein Stück gefahren sind, brachte er die Frauen dazu anzuhalten. Die Opfer sagten, dass er plötzlich unfreundlich und gewaltsam wurde. Er schlug die Frauen, zog sie ins Auto und fuhr mit ihnen weg. Er hielt seine Opfer in einer Art Scheune gefangen. Aber nach zwei Tagen ließ er sie wieder frei. Er betäubte sie und schmiss sie an einer Straße aus dem Auto.
 

Bei dem dritten und vierten Opfer lief es anders ab, da beide noch zur Schule gehen. In diesen Fällen wartete der Täter vor der Schule oder in der Nähe der Schule auf seine Opfer. Er lockte sie unter einem Vorwand zu seinem Auto, wo er sie dann überwältigen konnte und mit ihnen davon fuhr. Aber auch hier ließ er die beiden Mädchen nach zwei Tagen wieder frei.
 

Zeugen gibt es natürlich keine. Die Anzeigen kamen auch nur zustande, weil das letzte Opfer zur Polizei ging. Nachdem sie diesen Schritt getan hatte, meldeten sich auch die anderen Frauen. Aber die Polizei geht davon aus, dass es noch mehr Geschädigte gibt“, erklärte JJ den Fall. Die Gesichter der Opfer, sowie die Fundstellen der Opfer, waren auf dem Bildschirm neben JJ erschienen. Es waren alles junge Frauen.
 

„Warum lässt der Typ sie wieder laufen? Die Frauen wissen doch wie er aussieht“, meinte Derek.

„Er fühlt sich sicher. Die Frauen haben ihn beschrieben, aber bis jetzt wurde er nicht geschnappt“, sagte Hotch.

„Ich denke er geht davon aus, dass die wenigsten seiner Opfer ihn tatsächlich anzeigen. Damit hat er vielleicht sogar Recht. Die wenigsten Frauen zeigen ihren Vergewaltiger an“, warf Emily ein.
 

Bevor sie die Situation weiter besprachen, packten die Teammitglieder ihre Sachen und machten sich auf den Weg zum Flugzeug. Im Jet setzte sich das Team nochmal mit den Akten auseinander. Jessica sah sich die Fotos nochmal genau an. Im Bericht stand, dass der Täter zuerst sehr freundlich war und nur wenige Zeit später plötzlich unfreundlich war und gewalttätig. Er schlug auf die Frauen ein. Während Derek und Reid über mögliche Motive des Täters spekulierten, kam Jessica zu einem vorläufigen Bild des Täters.
 

„Ich denke er ist schizophren“, warf Jessica ein, wobei sie es eher zu sich selbst als zu den anderen gesagt hatte.

„Wie kommst du darauf?“, wollte Derek wissen.

„Naja erst wird er als nett und freundlich beschrieben und dann ist er plötzlich von jetzt auf gleich patzig, unfreundlich und gewalttätig. Ich würde sagen er hat eine freundliche Seite. Wie eine Person die wie der nette Nachbar von nebenan ist. Aber das ist seine unsichere Seite. Die Seite die ihn zweifeln lässt und die ihn vielleicht dazu bewegt die Frauen laufen zu lassen. Die andere Seite ist seine starke und radikalere Seite. Eine Person, die gern zuschlägt und nicht lange fackelt. Er genießt die Macht die er über Frauen für kurze Zeit hat“, erklärte Jessica.

Da war was dran. Keine schlechte Analyse wie Gideon fand. Aber ein genaueres Bild konnten sie sich erst vor Ort machen…
 

Während Hotch, JJ und Reid ins Revier der örtlichen Polizei gingen, sahen sich Gideon und Emily die Fundorte der Opfer an. Morgan und Jessica beschäftigten sich mit den Orten, wo die Opfer entführt wurden. Derek versuchte sich in den Täter hineinzuversetzen. Er suchte sich eine Stelle von der er gut beobachten konnte und ging dann den ungefähren Weg des Täters. Jessica hingegen machte sich ein Bild über die Umgebung und versetzte sich ein wenig in das Opfer hinein. Die beste Analyse konnten sie jedoch nur geben, wenn sie mit den Opfern sprachen. So nahmen sich Derek und Jessica die beiden jungen Mädchen aus der Schule vor.
 

Beide erzählten, dass der Täter einen etwas unbeholfenen Eindruck machte. Er hatte mehrere Tüten zu tragen. Immer wieder fiel ihm etwas herunter. Außerdem schien der Mann zu humpeln. Beide Mädchen fielen darauf herein. Sie wollten dem Mann schließlich helfen und halfen ihm beim Tragen der Tüten. Der Mann führte sie an ihr Auto und öffnete den Kofferraum. Dann bekamen die Mädchen einen Schlag von hinten, sodass sie in den Kofferraum fielen. Der Mann schloss den Kofferraum und fuhr davon. Sein Opfer ließ der Mann erst in einer alten Scheune aus dem Auto. Dort fesselte er sie an eine Art Balken.
 

Den Mädchen fiel es schwer darüber zu reden. Tränen liefen ihnen bei ihren Berichten über die Wangen. Nur eine von ihnen hatte den Mut gehabt zur Polizei zu gehen.

„Ich … es fiel mir nicht leicht. Ich fühlte mich so schäbig und beschmutzt, aber ich wollte, dass er aufhört, dass er sich nicht die Nächste greift und mit ihr dasselbe tut“, sagte das Mädchen unter Tränen.
 

Nach der Befragung der beiden Mädchen fuhren Derek und Jessica zur Polizei, wo sie Hotch und den anderen von neuen Erkenntnissen und den Erlebnissen der Mädchen erzählten. Reid markierte die Entführungsorte der Opfer auf einer Karte.

„Die Orte sind für den Täter sehr übersichtlich gewesen. Er konnte seine Opfer gut beobachten und dann beinahe unbemerkt zuschlagen“, erzählte Morgan.

„Und die Opfer bemerkten ihn nicht oder zumindest nicht gleich. Sie konnten nicht sehen, dass er sie schon lange beobachtet hatte. So sah es für sie aus, als wäre er ein ganz normaler Mann, der eben gerade etwas Hilfe benötigte“, ergänzte Jessica.

„Die Frage ist, was sein Motiv sein könnte“, meinte Emily.

„Vielleicht ist er in der Vergangenheit von Frauen abgewiesen worden und will jetzt zeigen, dass er sich nicht so einfach zurückstoßen lässt. Aber vorerst sind das nur Vermutungen. Genaues wissen wir noch nicht. Es reicht noch nicht für ein offizielles Profil. Garcia überprüft gerade die uns bekannten Opfer auf Gemeinsamkeiten. Vielleicht gibt uns das mehr Aufschluss über ein mögliches Motiv“, sprach Gideon.
 

Damit hatte er Recht. Solange sie nichts Konkretes hatten, würden sie das Profil nicht rausgeben. Der Tag war anstrengend gewesen. Es war schon spät, als sich die Mitglieder des Teams in ihre Hotelzimmer begaben.
 

Nach einer angenehmen Dusche ging Jessica schließlich zu Bett. Sie war müde und fiel bald in einen unruhigen Schlaf – wie jede Nacht. Sie wälzte sich hin und her. Sie fand kaum eine ruhige Minute. Schweißgebadet schreckte sie aus dem Schlaf hoch. Die junge Frau musste sich kurz sammeln. Ein Alptraum – mal wieder, dachte sie verärgert. Sie seufzte und stand auf. Sie kramte kurz in ihrer Jacke. Als sie gefunden hatte wonach sie suchte, trat sie hinaus in die kühle Nacht auf den Balkon. Sie zündete sich eine Zigarette an und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. Es würde wohl kaum eine Nacht geben in der sie wirklich gut schlafen konnte. Aber daran hatte sie sich längst gewöhnt. So ging es ihr schon seit langer Zeit. Die Schwarzhaarige konnte sich kaum erinnern, wann sie mal einen ruhigen und entspannten Schlaf gehabt hatte. Es musste irgendwann in ihrer Kindheit gewesen sein. Doch manchmal war sie es auch Leid Nacht für Nacht dieselben Bilder zu sehen; das Geschrei und das Weinen zu hören. Sie würde ihre Erinnerungen gern einfach löschen, aber das war leider nicht möglich – schließlich war sie kein Computer.
 

„Hey, kannst du nicht schlafen?“, erklang Derek’s Stimme vom Balkon nebenan und riss Jessica aus ihren Gedanken.

„Du ja anscheinend auch nicht“, erwiderte sie.

„Hm erwischt. Ich wollte nur kurz frische Luft schnappen“, meinte er und grinste. Im Dunkeln strahlten seine weißen Zähne fast noch mehr als sonst.

„Ich hab nicht gut geschlafen. Also dachte ich auch, dass ein bisschen frische Luft gut tut“, meinte Jessica.

„Und um eine zu rauchen, wie’s aussieht“, fügte Derek hinzu.

Ein kurzes Lächeln huschte über Jessica’s Mund. Sie war keine starke Raucherin. Aber in bestimmten Situationen griff sie gern mal zur Zigarette. Sie bemerkte Derek’s Blick. Er wusste, dass es mehr war als nur schlechter Schlaf - genau das nervte sie. Aber er war nun mal Profiler und diese Leute wussten, wenn jemand etwas verheimlichte oder etwas schönredete.

„Ich hab nur schlecht geträumt, das ist alles … und es hat nichts mit dem Job zu tun, okay“, sagte Jessica trotzig und sah ihren Kollegen entnervt an.

„Okay, aber wenn du reden willst oder Probleme hast, dann kannst mit mir oder einen der anderen reden, vergiss das nicht“, entgegnete Derek sanft.

Jessica drückte ihre Zigarette aus und warf sie in den Aschenbecher.

„Ich weiß, Derek … Ich geh wieder rein mir ist kalt“.

„Versuch noch etwas zu schlafen“, rief ihr Kollege hinterher.

Er wusste, dass sie vermutlich kaum Schlaf finden würde… Schließlich ging Derek selbst zurück in sein Hotelzimmer, um noch etwas zu schlafen.
 

Am nächsten Morgen traf sich das Team bei der Polizei wieder.

„Es gab ein weiteres Opfer. Ein 17-Jähriges Mädchen. Sie kam gestern nicht nach Hause. Die Eltern nahmen an, dass sie nach einer Party vielleicht zu einem Freund gegangen ist. Doch heute Morgen wurde sie von einem Müllmann gefunden. Das Mädchen lag neben ein paar Mülltonnen. Doch diesmal war das Opfer tot“, erklärte JJ.

„Er hat sein Vorgehen geändert. Er geht schneller vor und ihm macht es nichts mehr aus seine Opfer zu töten. Es muss irgendetwas passiert sein – irgendetwas das ihn wütend gemacht hat“, überlegte Gideon.

„Aber diese Wut hat ihn unvorsichtig werden lassen. Er hat Fehler gemacht“, meinte Jessica.

„Was genau meinen Sie damit?“, hackte Hotch nach.

„Vorher war er immer darauf bedacht möglichst unauffällig zu sein, keine Zeugen zu haben und so. Er hat auch nie irgendwelche brauchbaren Spuren hinterlassen. Die Frauen behandelt er immer noch gleich. Er entführt sie, vergewaltigt sie und wirft sie dann weg. Jetzt nimmt er sich nicht mehr die zwei Tage Zeit und er hat sie getötet. Seine Tat war jedoch unüberlegt. Er hätte an dieser Stelle gesehen werden können. Außerdem hat er die Tatwaffe neben dem Opfer liegen lassen. Er hat blutige Fußabdrücke hinterlassen. Das alles ist ihm bei seinen vorherigen Taten nicht passiert. Es scheint, als hätte er aus blinder Wut gehandelt“, erläuterte Jessica ihre Bemerkung.
 

Das war sehr beeindruckend, das mussten die anderen aus dem Team wirklich zugeben. Noch erstaunlicher war es, dass sie relativ viele Details wiedergeben konnte, die auf dem Foto des Fundortes der Leiche waren, obwohl sie das Foto nur kurz während JJ’s Bericht gesehen hatte. Die Fußabdrücke sowie das Messer fielen den anderen erst bei genauerem Hinsehen auf. Doch Jessica hatte das alles nach einem kurzen Blick schon gesehen.
 

„Ja da ist was dran“, musste Derek zugeben.

Das Telefon klingelte.
 

„Hallo Leute. Also ich habe Neuigkeiten für euch. Ich habe die Opfer untereinander verglichen. Eigentlich führen alle ein normales und recht langweiliges Leben. Das Einzige was sie gemeinsam haben ist, das sie in einem Yoga-Kurs sind oder waren. Dieser Kurs findet in einer Sporthalle in der Nähe der Schule statt. Der Hausmeister der Halle ist ein Mann namens Roger Cleaner. Er ist Mitte 50 und war verheiratet. Vor etwa einem Jahr hat sich seine Frau von ihm getrennt. Sie zog aus und nahm die gemeinsame Tochter mit sich. Seit gestern wurde nun vor Gericht beschlossen, dass sie das alleinige Sorgerecht bekommt und er sich seinem Kind nicht mal mehr nähern darf“, berichtete Garcia. Sie war alle Infos durchgegangen die sie über die Opfer finden konnte und sie hatte mal wieder die Nadel im Heuhaufen gefunden.

„Vielen Dank, Garcia“, sagte Hotch und legte auf.
 

Das passte perfekt. Der Hausmeister wurde von seiner Frau verlassen und seit gestern hatte sich für ihn noch etwas verändert. Das würde seine blinde Wut beim letzten Opfer erklären. Es sah alles danach aus, dass dieser Mann der Mörder war. So machte sich das Team auf den Weg zu Mister Cleaner’s Haus…
 

Es war ein sehr heruntergekommenes Haus. Ein neuer Anstrich, sowie ein neues Dach waren fällig. Der Vorgarten war verwildert. Hinter dem Haus befand sich eine rote Scheune. Das musste der Ort sein, wo er die Opfer gefangen hielt. Hotch, Reid und Gideon gingen mit ein paar Polizisten zur Vordertür des Hauses. Morgan, Emily, Jessica und ein Polizist gingen hinten herum ins Haus.
 

Hotch klopfte an die Tür, doch niemand öffnete. So verschaffte er sich Zugang zum Haus. Im Erdgeschoss stellten sie alle Räume sicher. Hier war niemand. Hotch und Derek gingen in das obere Stockwerk. Eine Tür zu einem Schlafzimmer stand offen. Die beiden Agents stimmten sich kurz wortlos ab. Dann trat Hotch in das Zimmer, während Derek ihm Deckung gab. Sie fanden einen Mann vor, der auf dem Bett saß und bitterlich weinte – beinahe wie ein Kind.
 

„Warum hat sie das getan? War ich kein guter Mann? Ich … ich wollte das nicht tun. Ich wollte niemandem wehtun. Ich wollte niemand ermorden“, jammerte der Mann.

„Aber sie haben es nicht anders verdient …“, fügte der Mann hinzu.
 

Die Polizisten nahmen den Mann fest und führten ihn ab. Damit war der Fall erledigt. Zur Abwechslung war dieser Fall recht schnell gelöst. Das Team der BAU konnte also wieder nach Hause fliegen…
 

Jessica hatte sich in eine Ecke des Flugzeugs zurückgezogen und war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Ihren Kollegen entging dies nicht. Reid jedoch beschäftigte noch etwas anderes, was mit der neuen Kollegin zu tun hatte. Sie hatte die Details von dem Foto nach einem kurzen Blick genau wiedergeben können.

„Gideon, hat Jessica ein fotografisches Gedächtnis?“, fragte er seinen Mentor.

„Ja das hat sie. Laut ihrer Akte soll es so gut sein, dass sie Bilder nach nur einem kurzen Blick darauf detailgenau wiedergeben kann, aber wie es wirklich ist, dass weiß nur sie selbst“, antwortete Gideon.
 

Jessica träumte immer dieselben Sachen. Es war alles durcheinander. Eine wütende Stimme, Schläge und Schreie. Sie zuckte zusammen und wachte schließlich auf. Sie atmete einmal tief durch und setzte sich dann hin. Ausgerechnet hier musste ihr das passieren. Wenn das so weiterging würden ihre Kollegen sie bald für verrückt halten…
 

Das Flugzeug landete schließlich und Jessica war froh, als sie nach draußen konnte. Sie atmete die frische Luft ein. Sie wäre jetzt lieber nach Hause gegangen, aber der Bericht musste noch geschrieben werden. So ging sie eher widerwillig mit den anderen ins Büro. Nach einer Stunde hatte sie ihren Bericht geschrieben. Zufrieden legte sie ihn in die Akte und beendete ihre Arbeit. Sie verabschiedete sich kurz von den Kollegen und ging nach Hause, endlich. Es war anstrengend gewesen. Doch einen ruhigen Schlaf würde sie auch heute nicht finden. Die Bilder ließen sie einfach nicht los. Selbst am Tage kamen diese Erinnerungen wieder hoch und sie sah alles sehr genau vor sich.

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Fortsetzung folgt?

Über Kommis würde ich mich freuen ;)

Erinnerungen

An einem Abend verabredeten sich die Kollegen, um noch ein bisschen was trinken zu gehen. Selbst Gideon willigte ein. Jessica wollte erst absagen, aber Derek und vor allem Garcia redeten solange auf die Schwarzhaarige ein bis sie schließlich zusagte. Das Team ging in eine Bar, die sie schon öfter besucht hatten.
 

Alle außer Jessica waren schon da. Die neue Kollegin kam als letzte.

„Hey, wir dachten schon du kommst nicht“, sagte Garcia.

„Ich musste es ja versprechen“, entgegnete Jessica und gesellte sich so zu ihren Kollegen. Alle waren zivil gekleidet. Es war schon ungewöhnlich, dass Hotch mal keinen Anzug trug, aber in einer schwarzen Jeans und einem weißen Pullover sah er auch gut aus. Penelope war wie immer recht bunt gekleidet, aber auch sie wusste durchaus was ihr stand. Jessica war nie ein Modepüppchen gewesen und viele bunte Sachen hatte sie schon gar nicht. Sie trug meist schwarz. Sowie auch an diesem Abend. Doch in ihrer Freizeitkleidung hatten ihre Kollegen sie auch noch nie gesehen. Sie trug Boots, die ihr bis zur Wade reichten. Dazu eine enganliegende Bondagehose und als Oberteil eine einfache kurzärmlige Bluse. Ihren Fleece-Mantel, der ihr etwa bis zu den Knien reichte hatte sie abgelegt.
 

Jessica bestellte sich einen alkoholfreien Drink und sah Derek zu wie er tanzte.

„Er lässt gern den Womanizer raushängen und er findet immer wieder neue Frauen, die mit ihm tanzen“, sagte Garcia fast ein bisschen eifersüchtig.

„Mit dem Aussehen ist das auch kein Wunder“, meinte Jessica und nahm einen Schluck von ihrem Drink.

Derek kam zum Tisch und bestellte sich ebenfalls etwas zu trinken.

„Na Ladys habt ihr schon mit einem netten Mann getanzt?“, fragte Derek mit einem Lächeln.

„Tut mir Leid, aber bis jetzt ist mir keiner aufgefallen“, erwiderte Emily.

„Dito“, meinte Garcia.

„Und was ist mit dir?“, wollte Derek von Jessica wissen.

„Hmm. Ich … Mir ist bis jetzt auch keiner aufgefallen“, meinte sie.

„Wir finden sicher einen Tanzpartner für dich“. Derek ließ nicht locker.

„Lass gut sein. Ich glaube ich bin aus der Übung“, meinte Jessica.

„Aus der Übung? Wann warst du das letzte Mal denn Tanzen oder so was?“, mischte sich Garcia ein.

Jessica trank einen Schluck. Sie musste nachdenken.

„Keine Ahnung. Es fühlt sich an, als wäre es letztes Jahrhundert gewesen“.

Die Antwort klang eigentlich nicht nach einer 24-Jährigen. War sie in ihrer Jugend denn nicht mal ausgegangen? Die neue Kollegin war den anderen wirklich ein Rätsel. Derek sah sie an. Erst jetzt bemerkte er, dass Jessica ein paar Narben auf ihrem Arm hatte. Sie waren schon verblasst, aber trotzdem noch deutlich sichtbar. Sie sahen aus, als stammten sie von einem größeren Messer. Auf der Unterseite kurz unter dem Handgelenk hatte sie noch mehr Narben. Doch hier waren noch nicht alle verheilt oder verblasst. Wenn Derek es recht bedachte so sah es aus, als hätte sich Jessica dort geritzt. Nicht nur Derek fiel das auf, auch die anderen hatten es bemerkt.

„Was … was ist da passiert?“, sprach Garcia ihre Frage einfach aus.

Es schien Jessica nicht zu überraschen. Aber es war ihr unangenehm. Sie zog ihren Arm zurück und ließ ihre Hand unter dem Tisch verschwinden. Sie sah keinen ihrer Kollegen an.

„Das ist schon lange her. Nichts worüber es etwas zu sagen gibt“, blockte sie die Frage ab.

„Bist du sicher? Ich meine du kannst …“, begann JJ.

„Las gut sein JJ“, unterbrach Derek seine Kollegin.
 

Jessica würde nicht drüber reden, das wusste er. Er wollte sie nicht weiter in Bedrängnis bringen. Es fiel ihr so schon schwer genug sich zu öffnen. Mit weiterer Bedrängnis kam man da nicht weiter. Um das Schweigen zu durchbrechen schnitt Derek ein anderes Thema an. Schon bald waren die anderen darüber in ein Gespräch vertieft. Jessica hörte eigentlich nur zu oder zumindest gab sie das vor. In ihrem Kopf spielten sich ganz andere Dinge ab, wenn sie das nur abschalten könnte. Es brachte sie beinahe um den Verstand. Die junge Frau leerte ihr Getränk. Sie versuchte die Bilder abzuschalten und sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
 

Es war spät geworden. Hotch und Gideon hatten sich bereits verabschiedet. Emily, JJ und Reid machten sich jetzt ebenfalls auf dem Weg nach Hause. Derek und Jessica verließen als letztes die Bar. Derek hatte keinen Alkohol getrunken so konnte er mit seinem Auto fahren. Er nahm Jessica mit. Sie waren kaum losgefahren, da schlief Jessica ein. Doch es war wie immer ein sehr unruhiger Schlaf. Auch Derek bemerkte das wieder. Schließlich hielt er vor Jessica’s Haus. Sie wälzte sich immer noch hin und her. Derek bemerkte wie sie zitterte und immer wieder zusammenzuckte. Was träumte sie bloß? Er berührte sie vorsichtig an der Schulter.

„Hey Jess, wir sind da“, sagte er sanft.

Jessica schreckte aus dem Schlaf auf.

„Sorry … ähm danke“, murmelte sie und stieg aus dem Auto.

Derek sah ihr nach und schüttelte nur hilflos den Kopf.
 

***

Jessica hatte wie üblich schlecht geschlafen. Ihr Handy klingelte. Verschlafen tastete sie nach dem Ding.

„Ja, Johnson“, sagte sie mit verschlafener Stimme.

„Hier ist Hotch. Wir haben einen neuen Fall“, antwortete der Chef der BAU.

„Okay bin schon auf dem Weg“, antwortete die 24-Jährige. Sie stand auf und streckte sich, dann marschierte sie ins Bad und machte sich fertig. Dann zog sie sich an und verließ das Haus. Etwa eine Stunde später betrat sie das Büro. Nachdem sie ihren morgendlichen Kaffee geholt hatte ging sie in den Besprechungsraum. Die anderen Teammitglieder waren bereits anwesend. Jessica setzte sich und JJ begann mit dem Bericht.
 

„Die Polizei hat uns um Hilfe gebeten. In den letzten 6 Wochen wurden fünf Frauenleichen in der Nähe von Woodbridge gefunden. Die Frauen wurden schwer misshandelt und mehrmals vergewaltigt. Getötet wurden sie durch erwürgen. Es scheint als hätte der Täter Spaß daran die Frauen zu quälen; jedenfalls gibt er sich besonders viel Mühe dabei.“, erzählte JJ mit einer gewissen Verachtung in der Stimme.

Das Team sah die Fotos der Leichen. Die Frauen sahen wirklich schlimm aus. Der Täter schien es zu genießen die Frauen zu quälen. Jennifer hatte nicht viele Details über den Fall. Aber das Team würde die Ermittlungen aufnehmen. So machten sie sich also auf den Weg nach Woodbridge. Dort traten sie mit der ermittelnden Polizei in Kontakt. Die Polizisten konnten keine weiteren Details über den Fall nennen. Bis jetzt wurden noch keine Gemeinsamkeiten der Opfer festgestellt. Der Täter schien sie nicht nach einem besonderen Muster auszusuchen. Er handelte vermutlich eher nach dem Zufallsprinzip. Die Frauen wurden entführt und dann ein paar Tage festgehalten, bevor sie getötet wurden. Laut Gerichtsmedizin benutzte der Täter nicht nur seine Fäuste sondern auch andere Dinge um auf seine Opfer einzuschlagen. Außerdem fügte er den Frauen zahlreiche Schnittwunden zu; vorwiegend an den Armen.
 

Emily und Gideon sprachen mit den Familien der Opfer. Hotch, Reid, Morgan und Jessica setzten sich mit den Fundorten der Leichen auseinander. Die Leichen wurden fast wie Müll entsorgt. Sie wurden meist auf abgelegenen Plätzen oder in kleinen Gassen entsorgt. Doch hier konnten sie keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Der Täter hinterließ keine brauchbaren Spuren. So kehrten die vier zurück zum Polizeirevier. Auch Gideon und Emily hatten keine neuen Informationen sammeln können. Von den Familien konnte sich niemand vorstellen, wer so eine schreckliche Tat begangen haben könnte. Die getöteten Frauen waren freundliche Menschen gewesen. Sie hatten teilweise eigene Familien gegründet um die sie sich aufopferungsvoll kümmerten.
 

Jessica sah sich nochmal die Tafel an. Hier waren alle Fotos der Opfer mit den dazugehörigen Informationen über die Frauen angebracht. Irgendetwas war merkwürdig an der ganzen Sache. Die Frauen hatten offenbar nichts gemeinsam und doch musste es etwas geben, das den Täter dazu bewog sie zu entführen und zu töten.
 

„Die Tat scheint auf einen gewissen Hass hinzudeuten. Aber warum sucht der Typ sich ausgerechnet diese Frauen aus? Sie haben nichts gemeinsam. Sie sind unterschiedlich alt, haben verschiedenes Aussehen, manche sind Single, manche verheiratet. Das ergibt doch keinen Sinn“, meinte Derek.

„Im Moment tappen wir in dieser Hinsicht völlig im Dunkeln. Dazu kommt noch, dass er sich vermutlich schon das nächste Opfer ausgesucht hat. Das einzige was bis jetzt immer gleich bleibt sind die Abstände bis ein Opfer getötet wird“, sprach Gideon nachdenklich.

„So wie es scheint nimmt der Täter sich genau sechs Tage Zeit für ein Opfer und er wartet drei Tage bis er die nächste Frau entführt. So wie ich das sehe, beginnt er mit dem ersten Tag, der für die Entführung steht. An diesem Tag entführt er das Opfer. Dann hält er sie vier weitere Tage fest, um seine Triebe oder was auch immer auszuleben und am nächsten Tag – also am sechsten Tag tötet er sie. Dann lässt er sich drei Tage Zeit bis zum nächsten Opfer. Möglicherweise nutzt er diese drei Tage um sich ein neues Opfer zu suchen“, erklärte Reid seine Theorie.

„Das letzte Opfer wurde gestern gefunden und laut Gerichtsmedizin war die Frau schon zwei Tage vorher getötet worden. Das heißt, dass er morgen bereits die Nächste entführen wird… und wir haben nichts um ihn zu stoppen“, stellte Derek ernüchternd fest.

„Heute können wir leider nichts weiter tun. Es ist schon zu spät für weitere Befragungen. Wir werden morgen ein paar Leute befragen, die vielleicht doch etwas gesehen haben könnten und wir werden noch einmal jedes Detail der Opfer überprüfen. Vielleicht haben wir irgendeine Gemeinsamkeit oder etwas anderes übersehen“, sagte Hotch und deutete damit an, dass der Arbeitstag für heute beendet war.
 

Jessica hatte die ganze Zeit auf die Tafel gesehen. Dieser Fall ließ sie nicht los. Viel zu sehr wurde sie durch die schrecklich zugerichteten Frauen an etwas erinnert. Manche Details waren wie aus ihrer eigenen Vergangenheit herausgerissen. Als ob sich das Schicksal einen makabren Scherz mit ihr erlaubte und sie auslachte.
 

„Hey Jess, kommst du?“, rief Derek und riss seine Kollegin aus den Gedanken. Sie wandte sich von der Tafel ab und folgte Derek in den Feierabend. Das Team wollte noch in einer Bar etwas trinken gehen. In Gedanken beschäftigten sich alle noch mit dem Fall.

„Dieser Typ ist echt krank. Er lebt seine Triebe und auch einen gewissen Hass voll aus. Er quält die Frauen regelrecht zu Tode. Wenn wir nur mehr Informationen hätten“, redete Emily vor sich her.

„Im Moment sind wir recht ahnungslos. Wir wissen nicht wo er als nächstes zuschlägt und wen es als nächstes treffen könnte. Es ist fast zum Verzweifeln. Aber ich bin mir fast sicher, dass er früher oder später einen Fehler machen wird“, versuchte JJ das Team ein wenig aufzumuntern.

Jessica starrte gedankenverloren auf ihr Glas. Die Bilder der Leichen spuckten ihr im Kopf herum.

„An was denkst du?“, wollte Derek wissen.

„Was? Ich … äh … eigentlich nur an die Frauen. Er verwendet eine Menge Energie darauf, seine Opfer zu quälen. So wie die Leichen aussehen, dann scheint er es auf jeden Fall vollends zu genießen. Wenn ich das wäre, dann würde ich so was nur tun, wenn ich absolute Hass- oder Rachegedanken hege. Jede einzelne Wunde ruft ein absolutes Glücksgefühl hervor“, antwortete Jessica.

„Wenn ich mich nicht irre, dann dürfte er ziemlich viel Glück empfunden haben, so wie die Leichen aussahen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Schnittwunden allein auf den Oberarmen der Frauen waren“, meinte Emily ein wenig sarkastisch.

„23 … 23 Schnitte hatte das letzte Opfer auf dem linken Oberarm“, murmelte Jessica.

„Was? Äh … das ist Ihnen aufgefallen? Wie können Sie sich so etwas merken; so ein Gedächtnis möchte ich auch mal haben“, meinte JJ.

„Selbst wenn ich mir das Foto noch zwanzigmal ansehe, dann würden mir die Schnitte nicht so sehr auffallen, zumindest nicht die genaue Anzahl. Klingt, als hätten Sie so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis“, bemerkte Emily.

Ein kurzes Lächeln glitt über Jessica’s Mund. Sie nickte als Antwort.

„Wow, das ist natürlich hilfreich, wenn man selbst solche Details noch genau weiß ohne das Bild anzusehen“, sagte Emily beeindruckt.

„Wie man’s nimmt. Manchmal ist es ein Segen und manchmal ein Fluch. Es sind nicht nur die Bilder die sich einprägen. Manchmal sieht man Dinge, die man eigentlich vergessen wollte so deutlich, als wäre man gerade wieder mittendrin“, erwiderte die junge Ermittlerin. Sie leerte ihren Drink und ließ dann ihre Kollegen in der Bar zurück. Jessica wollte nachdenken und allein sein.

„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Emily ein wenig überrascht.

„Nein. Ich denke Agent Johnson denkt etwas viel über ihre Arbeit nach“, meinte Gideon. Ihm war klar, dass es nicht nur die Arbeit war. Jessica’s Gedächtnis führte sie vermutlich in ihre Vergangenheit und das Tag für Tag aufs Neue. In ihrer Akte stand nicht sonderlich viel darüber. Vermutlich müsste man tiefer in der Vergangenheit der jungen Frau graben, um zu verstehen, was sie so sehr beschäftigte. Aber so lange sie ihre Arbeit gut machte und das tat sie, gab es keinen Grund um in ihrer Vergangenheit zu graben …
 

Am nächsten Tag nahmen sich Hotch und Emily ein paar mögliche Zeugen vor. Menschen die in der Nähe der Entführungsorte der Opfer wohnten oder arbeiteten. Reid überprüfte zusammen mit Garcia noch einmal jedes einzelne Detail der Opfer.
 

JJ hatte gerade erfahren, dass bereits ein weiteres junges Mädchen vermisst wurde. Diesmal war es eine 15-Jährige, die am Morgen nicht in der Schule erschienen war. Die Mutter konnte sich das nicht erklären. Ihre Tochter war ein zuverlässiges Mädchen. Der Rucksack, sowie das Handy wurden am Straßenrand gefunden. Gideon befragte die Eltern des Mädchens. Derek und Jessica hörten sich bei den Nachbarn um. Doch leider erhielten die beiden keine neuen Infos. Von den Leuten hatte angeblich niemand etwas gesehen. Ohne hilfreiche Hinweise kehrten die drei Agents zurück zum Polizeirevier. Garcia sollte laut Gideon die Familie des 15-jährigen Mädchens überprüfen. In der Familie stimmte etwas nicht.
 

„Der Vater zeigte kaum Interesse. Er meinte seine Tochter sei nur abgehauen. Während die Mutter sichtlich besorgt war. Doch sie sagte, dass in der Familie alles in Ordnung sei. Es gäbe nur gewöhnlichen Streit ab und zu, sowie es Streit in jeder Familie gäbe. Aber ich sehe das nicht so. Ich denke, dass es in der Familie Probleme gibt, die aber von den Eltern totgeschwiegen werden“, erklärte Gideon.
 

Morgan und Jessica hörten sich in der Schule des Mädchens um. Die Lehrer beschrieben sie als gute Schülerin. Sie war ein zurückhaltendes Mädchen. Sie machte keine Probleme. Allerdings schien sie nur wenige Freunde zu haben. Es fiel ihr schwer sich auf andere Menschen einzulassen. Die Schüler in ihrer Klasse beschrieben sie als schüchterne Schülerin, die sehr strebsam war. Sie war aber auch hilfsbereit und freundlich den anderen gegenüber.
 

Garcia hatte herausgefunden, dass die Polizei zweimal bei der Familie des entführten Mädchens war um den betrunkenen Vater festzunehmen, da er gewalttätig gegenüber seiner Tochter und Frau war. Der Vater war arbeitslos. Er hatte einen Bürojob gehabt und wurde vor etwa einem Jahr entlassen. Die Mutter war ebenfalls zu Hause. Die Agents mussten sich noch einmal mit den Eltern auseinander setzen. Während Morgan und Emily die Mutter erneut befragten, setzten sich Hotch und Gideon mit dem Vater auseinander…
 

Die Zeit wurde langsam knapp. Das 15-Jährige Mädchen wurde jetzt schon seit drei Tagen vermisst. Das Team der BAU war noch nicht wirklich weiter gekommen mit den Ermittlungen. Es war als würde nur ein kleines Puzzleteil fehlen, um den Fall aufzuklären. Doch dieses Teil schien im Moment unerreichbar zu sein.
 

Ein Anruf aus einem Krankenhaus in der Nähe erreichte die Polizei. Hier war ein 15-Jähriges misshandeltes Mädchen mit dem Namen Marie Johnson eingeliefert worden…

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Fortsetzung folgt...

Spiegel der Vergangenheit

Die Agents der BAU machten sich auf den Weg ins Krankenhaus. Marie war ihrem Entführer entkommen. Sie war auf ihrer Flucht ein paar Passanten begegnet, die dem Mädchen halfen und umgehend einen Krankenwagen riefen.

 

Hotch stellte sich und die anderen dem Mädchen vor und begann mit der Befragung. Das Mädchen sprach leise und erzählte, dass sie auf dem Weg zur Schule war. Ein Auto hatte an einer Einfahrt zu einem Haus gehalten. Sie beachtete das Fahrzeug nicht weiter. Sie war schon ein paar Meter weg vom Fahrzeug, als sie plötzlich von hinten angegriffen worden war. Sie erwachte erst wieder in einer Art Werkstatt. Sie war gefesselt worden. Tränen rannen Marie über die Wangen. Ihre Hände begannen leicht zu zittern, als sie von ihrer Entführung und den Misshandlungen erzählte. Emily machte dem Mädchen Mut und sagte, dass alles woran sie sich erinnerte weiterhelfen könnte. Die 15-Jährige beschrieb das Erlebte und auch die Umgebung der Werkstatt so genau sie konnte. Aber es waren zu wenige Details um den Ort bestimmen zu können. Allerdings schien sie auch etwas zu verschweigen.

 

Jessica sah die vielen Wunden des Mädchens. Der Täter hatte ihr viele Schnittwunden zugefügt, aber auch blaue Flecke, Schrammen und aufgeplatzte Wunden hatte Marie davongetragen.  Jessica wusste, dass die 15-Jährige noch lange brauchen würde, um das Erlebte zu verarbeiten – manches würde vielleicht für immer in ihrem Gedächtnis bleiben. Jessica schluckte und wandte sich ab. Schließlich verließ sie das Zimmer. Hotch und die anderen sahen ihr verwundert nach.

 

Nach der Befragung verließen die Agents das Krankenhaus. Sie sahen Jessica auf einer Bank sitzen. Sie hielt den Kopf den Händen und raufte sich die Haare. Die junge Frau war sehr aufgewühlt. Morgan, Hotch und Gideon traten sie heran. Jessica hob den Blick und sah nur kurz ihre drei Kollegen an.

 

„Was ist los mit ihnen?“, wollte Hotch wissen.

„Ich … ich frage mich warum ich geworden bin, was ich bin. Ich dachte, meine Entscheidung war richtig. Ich dachte, ich könnte meine Arbeit gut machen, aber jetzt … Ich weiß nicht“, sprach Jessica. Sie sah keinen ihrer Kollegen an. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. Eigentlich schien sie an etwas ganz anderes zu denken.

„Sie zweifeln an sich als Agent? Sie haben ihre Arbeit bis jetzt gut gemacht. Wir können nicht immer alles verhindern, aber wir können verhindern, dass sich dieser Mann noch weitere Opfer sucht“, erwiderte Hotch und versuchte die junge Frau aufzumuntern.

„Eigentlich weiß ich das… Trotzdem; mir war es ein Rätsel, warum ich überhaupt angenommen wurde bei der BAU. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet“, murmelte sie. Sie war mehr als nur ein wenig aufgewühlt. Sie zweifelte an sich. Zum ersten Mal bekam ihre verschlossene Panzerung Risse. Jessica zeigte sonst bei der Arbeit kaum solche Gefühle. Hotch hatte die junge Frau noch nicht so erlebt. Er hatte von ihren schlaflosen Nächten gewusst. Aber er war von ihr überrascht worden. Anfangs dachte er, die junge Kollegin hätte nicht die psychische Stärke für den Beruf, aber sie hatte sich mehr als einmal bewiesen. Doch gerade dieser Fall brachte sie so aus der Fassung.

„Ihre Leistungen sprachen eindeutig für Sie. Sie haben ihre Ausbildung sehr gut abgeschlossen. Deshalb erhielten Sie Ihre Chance bei der BAU“, meinte Hotch.

„Aber meine Akte tat das nicht. Danach wäre ich nicht tragbar für diesen Job…“.

„Eine Akte sagt selten etwas Genaues über einen Menschen aus – zumindest nicht, wenn sie teilweise solche Lücken aufweist wie Ihre“, mischte sich Gideon ein.

„Das tut sie aus gutem Grund, weil das alles niemanden was angeht“, flüsterte Jessica beinahe unverständlich. Sie war aufgestanden und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen sich und ihre Kollegen.

„Was meinst du mit das alles geht niemanden was an? Sprich mit uns darüber“, warf  Derek ein.

Ein trauriges Lächeln glitt über Jessica’s Mund.

„Wenn ihr alles wüsstet, dann wäre mein Profil alles andere als perfekt für einen Agent. Es …“.

… wäre perfekt für einen Killer, beendete sie den Satz in Gedanken.

 

„Wir sollten zurückfahren und die anderen nicht so lange warten lassen“, sagte Jessica und lenkte so vom Thema ab.

Hotch beließ es vorerst dabei. So stiegen sie in die Wagen und fuhren zurück zum Polizeirevier. Sie werteten die Informationen aus, die sie von Marie erhalten hatten.

„Warum fügt er den Opfern eigentlich immer diese Schnittwunden zu?“, warf Emily in die Runde.

„Er genießt die Schreie und er macht sie gewissermaßen wehrlos. Denn wenn er ihre Arme verletzt, dann fällt es unter Schmerzen schwerer sich zu wehren. Mit jedem neuen Schnitt, bekommt er vom Opfer einen neuen Schrei. Deswegen sind die Schnitte auch teilweise so tief. Es befriedigt ihn, wenn … wenn er seine Macht über die Frau so demonstrieren kann. Frauen sind für ihn nur schwache Lebewesen, die es nicht anders verdienen – sie sollen leiden und ihm seine Machtgelüste befriedigen“, antwortete Jessica mit leiser Stimme. Es schien, als wäre sie in Gedanken ganz weit weg. Sie hatte es so erzählt, als ob sie hundertprozentig wusste, was in dem Täter vorging – oder als ob sie so etwas schon einmal selbst erlebt hatte.

„Garcia versucht gerade herauszufinden, ob sie ein Gebäude findet, das auf die Beschreibung des Mädchens passt. Wir haben zwar nicht viele Informationen, aber wir versuchen es trotzdem“, meinte Derek.

„Bis wir von Garcia etwas hören, werden Emily und ich nochmal die Leute befragen, die den Krankenwagen für Marie riefen. Reid und Gideon setzen sich erneut mit der Mutter des Mädchens auseinander. Vielleicht gesteht sie endlich ein, dass die Familie Probleme hat. Außerdem glaube ich, dass sie etwas verheimlicht was den Vater betrifft“, erklärte Hotch die weitere Vorgehensweise.

 

Während die anderen den Anweisungen von Hotch folgten und sich vorbereiteten, blieb Jessica allein zurück. Der Chef wollte sie erst mal für kurze Zeit ein wenig aus den Ermittlungen nehmen. Sie sollte sich wieder beruhigen, bevor sie wieder richtig weiter machen konnte. Aber Hotch hatte auch Derek aus gutem Grund zurückgelassen. Denn er schien ein wenig an Jessica heran zu kommen.

 

 Jessica  sah gedankenverloren aus dem Fenster. Im Moment war alles wie ein Spiegelbild. Sie hatte gedacht, dass sie besser damit fertig werden würde.

„Stör ich?“, erklang Derek’s Stimme hinter ihr.

Jessica schüttelte den Kopf.

„Glaubst du die Mutter des Mädchens packt endlich aus?“, wollte Jessica wissen.

„Keine Ahnung. Aber es würde dem Mädchen sicher helfen … Das Schicksal geht dir sehr nahe“, stellte Derek fest. Jessica schwieg zuerst. Ihr Kollege wollte schon das Zimmer wieder verlassen.

„Sie ist fast wie ein Spiegelbild von mir. Es ist als würde ich mich selbst sehen“, sagte Jessica.

Derek sah seine Kollegin fragend an. „Was hast du erlebt?“.

„Ich kann mich nicht erinnern, wann es mal einen Tag ohne Streit und Schläge gab… Als Kind fragte ich mich immer wieder, ob es eine Bestrafung war für irgendwas was ich angestellt hatte. Ich dachte es wäre meine Schuld. Erst später begriff ich, dass meine … Eltern schuld sind, dass sie mich einfach nicht lieben. Es war die Hölle. Mein V… mein Vater genoss es, wenn er einen von uns verprügeln konnte. Er benutzte nicht nur seine Fäuste, sondern alle möglichen Gegenstände“, antwortete Jessica. Ihr fiel es schwer darüber zu reden. Sie sah alles so deutlich vor sich, als würde es gerade passieren.

„Was war mit deiner Mutter?“, fragte Derek.

„Meine wehrte Mutter hat nur zugesehen. Sie tat nichts. Sie hat ständig getrunken, wie er auch. Sie hat sich nie für uns eingesetzt, hat nie geholfen. Ihr war es egal“, erklärte Jessica. Derek hörte deutlich die Abneigung, regelrechten Hass heraus.

„Ich sehe immer alles vor mir, so als wäre ich wieder mittendrin. Wenn ich schlafe, ist es noch schlimmer. Ich dachte, dass ich mich besser im Griff hätte. Es ist nicht gerade professionell sich von einem Fall so aus der Bahn werfen zu lassen, aber … ich … ich kann nix dagegen tun. Ich …“, sprach die 24-Jährige weiter. Ihre Hände zitterten leicht. Sie kam sich schwach vor. War sie wirklich bereit für diesen Job? Sie wusste es nicht. Sie wünschte sich, dass sie diese Erinnerungen einfach löschen könnte.

„Hey, das ist okay. Du … wir alle sind auch nur Menschen und manchmal gibt es Fälle die uns sehr nahe gehen, das bedeutet nicht, dass du nicht geeignet bist für den Job. Man kann nicht immer so professionell sein, wie es die Theorie vorschreibt. Du darfst nur nicht vergessen, dass du mit uns allen reden kannst, über was auch immer“, entgegnete Derek. Er wollte seine Kollegin etwas aufmuntern. Sie war ein guter Agent und ein guter Mensch. Sie brauchte jemand, der für sie da war. Sie war vielleicht manchmal etwas schwierig, da sie abweisend und kühl wirkte, aber wenn man hinter ihre Fassade blicken konnte, dann sah man eine zerbrechliche Person, die sich nach ein bisschen Zuneigung sehnte …

 

Die erneute Befragung der Mutter hatte nicht viel Neues ergeben. Sie beharrte darauf, dass in der Familie alles normal war. Doch Gideon wusste, dass die Frau nur aus Angst so handelte. Sie hatte Angst vor ihrem Mann. Die Tochter erholte sich weiter im Krankenhaus. In ein paar Tagen würde sie entlassen werden. Hotch hatte kein gutes Gefühl dabei, das Mädchen wieder nach Hause zu lassen, aber ohne Beweise konnte er sie nicht von ihren Eltern wegbringen.

 

Der Chef des BAU-Teams beobachtete Jessica zurzeit etwas genauer. Dieser Fall hatte die junge Frau sehr berührt. Hotch wusste, dass sie an ihre Vergangenheit erinnert wurde, doch auch er hatte keine Ahnung was genau in Jessica’s Familie passiert war. In den letzten Tagen schien sie wieder zur Normalität zurückgekehrt zu sein. Sie forschte mit Garcia nach dem Vater von Marie. Mister Johnson war in den Fokus der BAU gerückt. Er verhielt sich ziemlich auffällig. Er zeigte keinerlei Sorge um seine Tochter. Er besuchte sie nicht mal im Krankenhaus. Er ließ seine Frau kaum zu Wort kommen und er trat ihr gegenüber sehr herrisch auf. Aber das reichte nicht, um ihn als Verdächtigen zu bezeichnen. Jessica hielt es fast für einen Scherz, dass er ausgerechnet auch Johnson hieß. Dieser Name war einer der häufigsten Familiennamen. Zum Glück war deswegen auch die Chance gering, dass Jessica mit diesem Mann verwandt war. Ihr reichte es, dass ihr Vater schon so ein gestörter Typ war. Jessica’s Handy meldete sich. Sie nahm ab und verließ Garcia’s Arbeitszimmer.

 

„Hey Debbie, was gibt’s?“, sagte sie.

„Hallo Jessica. Ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören. Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass du morgen kommen sollst. Ich weiß, du magst das nicht, aber Ivy würde sich freuen. Ich meine, sie wäre enttäuscht, wenn du nicht kommen würdest“, erwiderte Debbie.

„Ja ich weiß. Ich komme schon vorbei – nach der Arbeit“, meinte Jessica.

Damit war Debbie zufrieden. Die beiden verabschiedeten sich und legten auf. Jessica hasste den morgigen Tag, aber sie wollte Ivy nicht enttäuschen. Sie gab sich immer viel Mühe an diesem Tag. Aber auch Gracie freute sich jedes Jahr wieder darauf. Eigentlich sollte sich Jessica auch freuen, doch ihr kam der Tag nie als etwas Besonderes vor. Es war als würden an diesem Tag alle Erinnerungen zusammenkommen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie diesen Tag einfach ausfallen lassen. Die 24-Jährige atmete einmal tief durch und ging zurück zu Garcia …

 

Die Agents machten erst sehr spät Feierabend. Hotch schmiss sie regelrecht raus, damit sie endlich nach Hause gingen. Es brachte nichts, wenn sie sich die Nacht um die Ohren schlugen und doch keine weiteren Hinweise fanden. Jessica lief wie immer nach Hause. Es war einfach immer entspannend für sie. Auf dem Weg konnte sie ein bisschen runterkommen. Als sie zu Hause war, aß sie noch etwas und legte sich dann schlafen, obwohl sie wusste, dass sie nicht lange schlafen würde…

 

Sie lag am Boden und ein Mann war über ihr, der immer wieder auf sie einschlug. Mit jedem Schlag spürte sie den Schmerz. Ihre Schwestern saßen in einer Ecke und weinten. Er wollte sich über sie hermachen, doch Jessica konnte noch dazwischen gehen. Dafür bekam sie jetzt die Schläge ab. Er hatte einen Schlagstock aus Holz. Er prügelte auf seine Tochter ein. Sie schrie bei jedem Schlag.

 

Schwer atmend und schweißgebadet wachte Jessica auf. Sie brauchte einige Sekunden bevor sie sich beruhigt hatte. Die junge Frau sah auf die Uhr. Gerade mal 2 Stunden waren vergangen, seitdem sie schlafen gegangen war. Sie stand auf, nahm sich eine Zigarette und öffnete die Terrassentür. Sie lehnte sich an den Türrahmen und zündete sich die Zigarette an. Die kalte Nachtluft strömte ins Zimmer. Die Schwarzhaarige zog genüsslich an ihrer Zigarette. Dabei konnte sie sich entspannen und für einen kurzen Moment abschalten. Manchmal fragte sie sich, ob es damals ein Fehler war zur Polizei zu gehen. Sie hasste ihn und sie wollte Rache. Eigentlich ist nur wegen ihren Schwestern zur Polizei gegangen, wenn Ivy und Gracie nicht gewesen wären, dann hätte es ein ganz anderes Ende genommen…

 

Jessica ging wie jeden Morgen zur Arbeit. Sie hatte natürlich nicht mehr geschlafen, nachdem sie aus dem Traum aufgewacht war. Sie verließ den Fahrstuhl. Ihre Musik dröhnte ihren Kollegen entgegen. Erst als sie ihre Sachen am Schreibtisch ablegte, stellte sie ihre Musik aus und zog die Kopfhörer aus den Ohren ihr nächster Gang führte sie zur Kaffeemaschine. Im Vorbeigehen murmelte sie ihren Kollegen ein „‘N Morgen“ entgegen. Mit der vollen Kaffeetasse ging sie zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Sie nahm einen Schluck aus der Tasse. Dann fühlte sie sich schon etwas besser.

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Fortsetzung folgt...

Kein besonderer Tag

Derek, Emily und Jessica wollten erneut zu Marie fahren. Das Mädchen war inzwischen wieder zu Hause. Jessica wollte sich mit dem Mädchen an einem neutralen Ort treffen. So trafen die Agents das Marie in einem Park. Jessica war eine Idee gekommen. Vielleicht konnte sich das Mädchen doch an mehr erinnern.
 

„Was wollen Sie noch von mir? Ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Ich weiß nicht wer mich entführt hat. Ich habe Ihnen alles gesagt an was ich mich erinnere“, sagte Marie. Sie war genervt von der Fragerei. Sie wollte endlich mit dem Thema abschließen und sich wieder auf andere Dinge konzentrieren.

„Vielleicht kannst du uns trotzdem weiterhelfen. Wir wissen, dass du das Gesicht des Mannes nicht kennst. Aber vielleicht sind dir andere Dinge an ihm aufgefallen – wie seine Stimme oder sein Geruch“, erklärte Emily. Sie teilte Jessica’s Meinung, dass diese Dinge auch helfen könnten den Täter zu überführen oder dass Marie den Täter vielleicht sogar kannte.

„Die Stimme? Wie könnte das weiterhelfen? Ich meine …“. Marie war durcheinander. Sie war stehengeblieben. Sie sah zu Boden. Sie fühlte sich erniedrigt und sie schämte sich. Sie wusste wer der Täter war, aber eigentlich wollte sie das nicht wahrhaben.

„Weil die Stimme sich meistens genau einprägt. Vielleicht kanntest du den Mann und willst oder kannst es nicht glauben, dass er es war“, mischte sich Jessica ein.

„Seine Stimme … war tief und er war sehr … bestimmend. Er genoss die Schläge. Ich sah sein Gesicht nicht, aber ich bin mir sicher, dass er lächelte, als er …“, flüsterte Marie. Tränen standen ihr in den Augen.

„Du hörst seine Worte immer noch, so als würde er neben dir stehen. Wenn du atmest, dann hast du das Gefühl seinen Duft zu riechen. Du willst ihn loswerden, aber du schaffst es nicht von ihm loszukommen“, sprach Jessica. Ihre Hände zitterten etwas. Sie zündete sich eine Zigarette an, um zu entspannen. Die junge Frau wusste genau wovon sie sprach. Sie konnte es nachfühlen, was Marie empfand.

„Sagen sie das weil sie mich erniedrigen wollen?“, erwiderte Marie und sah der Schwarzhaarigen in die Augen. Jessica wich ihrem Blick aus. Wenn sie an ihre Erlebnisse dachte, konnte sie niemandem in die Augen sehen.

„Haben Sie etwa auch schon so was erlebt?“, fragte Marie, als sie den Blick von Agent Johnson sah. Sie hatte auch Tränen in den Augen, doch die 24-Jährige hielt sie zurück. Die Zigarette lenkte sie ab und entspannte sie.

„Du kanntest die Stimme, oder? Du musst keine Angst haben. Wir schnappen uns den Typen“, entgegnete Jessica.

„Ich glaube es war mein Vater. Ich bin mir nicht sicher, aber seine Stimme und der Duft seines Parfüms… Mein Vater ist auch sehr bestimmend und er behandelt meine Mutter und mich wie … wie Dreck“, sagte Marie.

Das bestätigte die Vermutung der Agents. Sie brachten das Mädchen nach Hause.

„Versprechen Sie mir, dass Sie ihn kriegen und für immer wegsperren“, flüsterte Marie den Agents zu, bevor sie in ihr Zimmer ging.

Mister Johnson war nicht da. Seine Frau konnte auch nicht sagen wo ihr Mann war. So fuhren die Agents zurück zur BAU.
 

„Alles in Ordnung?“, wollte Derek an Jessica gewandt wissen.

Seine Kollegin nickte. Sie atmete einmal tief durch und wandte sich dann wieder ihren Kollegen zu.

„Marie sagt, dass sie ihren Vater erkannt hat – an der Stimme und am Geruch“, begann Emily mit dem Bericht.

„Das würde sein Verhalten erklären. Vom Charakter passt er auch ins Profil. Die Frage ist nur, warum er so viele andere Frauen getötet hat. Was genau hat ihn dazu bewogen?“, sprach Hotch.

„Vielleicht hat er ein allgemeines Problem mit Frauen. Vielleicht wurde er in der Vergangenheit von Frauen enttäuscht“, vermutete Emily. Aber wirklich sicher war sie sich nicht.

„Wenn wir wüssten nach welchem Muster er seine Opfer aussucht, dann würden wir den Grund kennen. Seine Opfer müssen etwas haben, das ihn dazu bewog gerade sie auszuwählen“, meinte Jessica. Ihre Kollegen stimmten ihr zu. Es musste einen Grund geben, warum gerade diese Frauen sterben mussten…
 

Hotch und Emily machten sich auf den Weg zu den Familien der Opfer. Vielleicht würde eine erneute Befragung weiterhelfen. Gideon und Derek wollten sich im Umfeld von Mister Johnson umhören. Sie wollten seine ehemaligen Arbeitskollegen befragen. Reid, JJ und Jessica machten sich über die Profile der Opfer her. Sie versuchten Gemeinsamkeiten herauszufinden. Vielleicht ließ sich daraus ein Muster erkennen.
 

Jessica schrieb sich ein paar Informationen auf. Das machte sie öfter so. Es war ihr Brainstorming, wo sie meistens die wichtigsten Infos auf einen Blick hatte.

„Ich dachte du hast ein fotografisches Gedächtnis?“, meinte JJ. Sie wollte die angespannte Stille etwas auflockern. Es war mühsam jedes Detail der Opfer durchzugehen, aber nur so konnten sie Opfer untereinander vergleichen.

„Ja, aber ich präge mir meistens die Bilder auf einen Blick ein. Was Texte betrifft, dann mache ich das eben auf altmodische Weise. Außerdem kommt mir dann manchmal noch eine Idee, wenn ich mir das ansehe“, antwortete Jessica.
 

Hotch und die anderen kamen erst gegen Abend wieder zurück. Derek und Gideon hatten nur erfahren, dass der Verdächtige ein ziemlich jähzorniger Mensch war. Er hatte seine Wut oft nicht unter Kontrolle und er respektierte keine Frau. Das war auch einer der Gründe warum er gekündigt wurde. Seine Vorgesetzte wurde von ihm nicht ernst genommen und er war gegenüber Kolleginnen auch schon manchmal handgreiflich geworden. Hotch und Emily hatten leider nichts Hilfreiches mitzuteilen.
 

„Das einzige was sie gemeinsam haben ist, dass sie mindestens eine Schwester haben. Laut den Aussagen der Angehörigen hatten die Opfer ein gutes Verhältnis zu ihren Geschwistern“, erklärte JJ.

„Daraus lässt sich leider auch nicht viel erkennen oder ein Tatmuster ableiten“, stellte Emily fest.

„Ich habe Garcia gebeten, dass sie noch ein bisschen tiefer graben soll. Vielleicht findet sie die Nadel im Heuhaufen“, sprach JJ.

„Für heute machen wir Schluss. Geht nach Hause. Wir sind alle erschöpft. Morgen machen wir mit klarem Kopf weiter. Bis jetzt wurde noch keine verschwundene Frau wieder gemeldet“, meinte Hotch. Er hatte Recht, die Agents waren alle müde und erschöpft. Sie arbeiteten hart um den Fall endlich zu lösen, vor allem wollten sie verhindern, dass es weitere Opfer gab. Aber es war besser, wenn die Kollegen ausgeschlafen waren…
 

Jessica machte sich nach der Arbeit auf den Weg zu den Harris‘. Unterwegs jedoch verweilte sie kurz in einem kleinen Park auf einer Bank. Es war bereits dunkel. So war Jessica allein und ungestört. Sie trat ihre Zigarette aus. Ihr Blick schweifte in die Ferne, aber sie sah nicht den Park. Es war wieder als würde es gerade passieren - die Schreie, die Schläge. Besonders heute war es schlimm. Sie hatte diesen Tag noch nie glücklich erlebt. Als sie gerade 17 geworden war, war es besonders schlimm gewesen. Er hatte sie an diesem Tag schlimm verprügelt. Sie hatte niemandem erzählt was an diesem Tag genau passiert war, aber sie traf damals eine Entscheidung. Es musste ein Ende haben. Er musste endlich seine Strafe erhalten… Jessica schloss kurz die Augen. Die Bilder schienen sich geradezu zu überschlagen. Sie spürte jeden einzelnen Schlag. Sie sah sich am Boden liegen, nach Luft ringen und Blut spucken. Die junge Frau schüttelte den Kopf, um die Bilder loszuwerden. Sie griff einen Gegenstand in ihrer Jackentasche und zog ihn heraus. Es war eine Scherbe eines Spiegels. Sie sah das Bruchstück an. Die Kanten waren scharf. Die Schwarzhaarige streckte ihren linken Arm ein wenig nach vorn. Sie schob den Jackenärmel etwas nach oben, sodass der Unterarm frei war. Sie sah den Arm an und spürte wie ihr Herz schneller schlug. Die anderen Narben waren teilweise verblasst. Doch jetzt brauchte sie die Befreiung. Ihr ganzer Körper spannte sich an. Die junge Frau setzte die Scherbe an und zog sie einmal kräftig über den Unterarm. Es bildete sich ein schmaler Schnitt und Blut trat aus der Wunde, doch sie setzte die Scherbe erneut an und schnitt in den Unterarm. Die Wunde war tiefer und es strömte mehr Blut heraus. Es schmerzte, aber es war befreiend. Ihr Körper hatte sich vollends entspannt. Jessica lehnte sich entkrampft zurück und zündete sich eine Zigarette an. Sie zog kräftig und genussvoll an dem Glimmstängel. Sie sah zu wie das Blut über ihren Arm lief und auf die Bank tropfte. Der Schnitt blutete schon weniger. Als sie ihre Kippe aufgeraucht hatte, zog sie eine Binde aus ihrer Tasche. Sie wischte das Blut vorsichtig mit einem Taschentuch vom Arm und dann verband sie ihn. Die junge Frau stand auf und setzte ihren Weg zu den Pflegeeltern ihrer Schwestern fort.
 

Sie klingelte. Deborah öffnete die Tür. Mit einem kurzen „Hallo“ begrüßten sie sich. David und Ivy waren in der Küche. Vermutlich bereiteten sie das Essen zu. Debbie und Jessica traten in die Küche.

„Hey Jess, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, begrüßte Ivy ihre große Schwester und umarmte sie. Jessica mochte Umarmungen nicht, deshalb erwiderte sie die ihrer Schwester auch kaum. Debbie und David gratulierten der jungen Frau ebenfalls, sie ließen die Umarmung jedoch weg. Jessica ging durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer. Gracie freute sich auch auf ihre Schwester. Sie rannte auf die große Schwarzhaarige zu und umarmte sie überschwänglich, wobei die 8-Jährige ihrer Schwester geradeso bis an die Brust reichte.

„Alles Gute zum Geburtstag“, zwitscherte Gracie ihrer Schwester fröhlich entgegen.

„Ich hoffe mein Geschenk gefällt dir. Ich hab mir jedenfalls ganz viel Mühe gegeben“, fügte die Kleine fröhlich hinzu. Ein kurzes Lächeln glitt über Jessica’s Mund. Sie beugte sich zu ihrer Schwester hinunter. „Danke, ich seh’s mir nachher an“, flüsterte Jessica und strich Gracie sanft über den Kopf. Die 8-Jährige nickte ihr zu und ging dann zufrieden ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Stuhl.
 

Es klingelte erneut an der Tür. Jessica öffnete. Das Team der BAU war gekommen.

„Alles Gute zum Geburtstag“, wünschte Hotch im Namen des Teams.

„Ähm D… Danke. Woher wusstet ihr …… Ivy - verstehe“, erwiderte Jessica. Sie war etwas durcheinander. Mit diesem Besuch hatte sie nicht gerechnet. Sie bat ihre Kollegen herein. JJ reichte dem Geburtstagskind einen großen Blumenstrauß. Debbie begrüßte die Kollegen von Jessica und führte sie ins Wohnzimmer. Jessica legte die Blumen ab. Sie atmete einmal tief durch.

„Alles okay?“, erklang David‘s Stimme.

„Ja alles okay“, antwortete Jessica nicht sehr überzeugend.

„Sicher? Ich meine das ist dir zu viel, oder?“. David wusste, dass Jessica diesen Tag hasste. Jetzt war auf einmal so viel Besuch da, das war ihr zu viel Trubel.

„Ich … das geht schon. Sie hat’s gut gemeint“, meinte Jessica.
 

Debbie hatte mit der Hilfe von David und Ivy ein leckeres Menü gekocht. Es schlugen alle kräftig zu, nur Jessica aß nicht sonderlich viel. Sie mochte den Lachs mit etwas Gemüse gern, aber sie hatte keinen großen Hunger. Nach dem Essen half sie mit aufräumen.

„Jessica du musst das nicht machen. Ich mache das hier schon“, meinte Debbie. Sie wollte der

25-Jährigen etwas Ruhe gönnen.
 

Während Debbie, David und Ivy die Küche aufräumten, brachte Jessica ihre Schwester Gracie ins Bett. So wünschte es sich die Kleine immer wenn ihre große Schwester da war. Sie sah sie viel zu selten. Jessica brauchte eine halbe Stunde bis Gracie endlich schlief. Die Kleine war immer so fröhlich - ein wahrer Sonnenschein, selbst Jessica konnte sie ab und an ein richtiges Lächeln abgewinnen. Die Schwarzhaarige kam die Treppe herunter. Ihre Kollegen saßen noch im Wohnzimmer. Sie wusste, dass sie keine gute Gastgeberin war, aber sie brauchte jetzt mal ein paar Minuten nur für sich. Jessica öffnete die Terrassentür und trat in die kühle Nacht. Sie setzte sich auf einen Hocker und zündete sich mal wieder eine Zigarette an. Sie atmete tief durch und versuchte ihre Umgebung einfach auszublenden. Sie wollte sich jetzt nur auf sich konzentrieren.
 

David stand im Flur und beobachtete die 25-Jährige. Er machte sich Sorgen um sie. Er wollte ihr gern helfen, aber er wusste nicht wie. Jessica war so zerbrechlich. Sie ließ kaum einen Menschen an sich heran. Die junge Frau war wie eine Tochter für ihn. Er wusste, dass sie Alpträume hatte und dass sie ständig die Bilder in ihrem Kopf hatte. Er fühlte sich so hilflos.
 

„Sie machen sich Sorgen“, erklang Hotch’s Stimme hinter David. Der Chef des BAU-Teams war mit ein paar Kollegen in den Flur gekommen.

„Ich wünschte, ich könnte ihr helfen. Sie spricht nicht besonders viel über ihre Probleme…“, sagte David.

„Sie hat noch nicht mal über ihre Eltern viel erzählt. Das meiste wissen wir nur von Ivy. Jessica hat ihre Geschwister beschützt und sie würde alles für sie tun. Sie hofft, dass Gracie nichts oder kaum etwas mitbekommen hat von ihren richtigen Eltern und sie hofft, dass Ivy das gut verarbeiten kann. Sie will nicht, dass eine von ihnen so wird wie sie. Sie nennt sich einen hoffnungslosen Fall“, fügte David nach einer Weile mit einem traurigen Lächeln hinzu. Er war am Anfang dagegen, dass sie zur BAU ging, aber er merkte, dass der Job ihr eine gewisse Selbstachtung zurückgab.

„Ihre Vergangenheit lässt sie nicht los. Im Moment scheint ihr das mehr Probleme zu bereiten als sonst“, meinte Gideon.

„Es scheint so. Aber eigentlich vergisst sie, dass sie für ihre Schwestern – besonders für Ivy – immer fast wie eine Art Beschützerin sein wird. Ivy hat erzählt, dass Jessica es vermieden hat ihre Schwestern allein mit ihrem Vater zu lassen. Sie war immer da und wenn er sie schlagen wollte, ging Jessica immer dazwischen. Dann bekam sie stattdessen die Prügel ab. Sie hat so viel davongetragen. Sie hat viele Narben am ganzen Körper. Eigentlich bewundere ich sie, dass sie jetzt diesen Job macht, aber ich habe das Gefühl, dass es ihr einen gewissen Frieden gibt.“, erwiderte David und doch wusste er, dass Jessica von ihrer Vergangenheit verfolgt wurde. Nacht für Nacht wurde sie von Alpträumen geplagt.

„Wenn ich ihr nur helfen könnte, aber ich weiß nicht wie“, fügte der Mister Harris hinzu.

„Zeigen Sie ihr, dass Sie für sie da sind. Geben Sie ihr das Gefühl, dass sie Ihnen vertrauen kann – dass Sie ihr vertrauen“, riet Gideon und bestärkte den besorgten Pflegevater gleichzeitig, dass er alles richtig machte.
 

Jessica hatte ihre Kippe aufgeraucht. Sie war aufgestanden und ein paar Schritte durch den Garten gegangen. Sie lehnte an einem Tisch und starrte gedankenverloren auf den Boden. Sie stellte sich die Frage, ob ihre Entscheidung richtig war. Sie war sich nicht mehr sicher, was sie wirklich wollte. Derek trat durch die Tür auf die Terrasse. Er wollte sich verabschieden.

„Ihr wollt bestimmt gehen. Tut mir Leid ich bin keine gute Gast…“, wollte sich Jessica entschuldigen.

„Hey, hör auf dich zu entschuldigen. Es war vielleicht keine wilde Party, aber du brauchst dich trotzdem nicht schämen“, unterbrach Derek seine Kollegin. Jessica musste lächeln. Derek verstand es jemanden aufzumuntern. Jessica vertraute ihm – irgendwie. Eigentlich schenkte sie niemandem so leicht ihr Vertrauen, aber Derek hatte es geschafft ihres zu gewinnen.

„Trotzdem danke fürs Kommen, wenn’s von mir auch nicht geplant war… Eigentlich mag ich diesen Tag nicht besonders. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich mich eher verkriechen. Aber das würde Ivy nicht mitmachen. Sie will immer wenigstens ein bisschen feiern, also tue ich ihr den Gefallen“, meinte Jessica und zwang sich zu einem Lächeln. Eine Weile schwiegen sich die beiden BAU-Agents an.

„Hast du dich je gefragt, ob die BAU die richtige Entscheidung war?“, fragte Jessica nach einer Weile.

„Es kam schon vor, aber ich bin immer zum gleichen Entschluss gekommen. Es war die richtige Entscheidung. Ich habe es noch nie bereut. Es gibt immer mal Fälle von denen man sich zu sehr mitreißen lässt, aber wir können nicht immer alles verhindern. Solange man Kollegen hat auf die man in jeder Situation zählen kann, dann bereut man seine Entscheidung nicht“, antwortete Derek.

„Ich weiß nicht, ob es nur aus einer Laune heraus war oder ob ich richtig entschieden habe. Im Moment bin ich mir nicht mehr sicher was ich wirklich will“, sprach Jessica. Sie war unsicher und sie zweifelte an sich. Sie hatte keine Ahnung ob sie wirklich gut genug war für diesen Job.

„Ich kann dir auch nicht sagen was du willst. Aber deine Selbstzweifel sind unbegründet. Du bist gut in dem was du tust. Ich denke, dass du einen guten Grund hattest, um dich für die BAU zu entscheiden“, meinte Derek.

„Vielleicht hast du Recht …“ meinte Jessica.

Zurückversetzt in die Vergangenheit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Entscheidungen

Daniel hatte den Raum betreten und sah sein Opfer am Boden liegen. Die junge Frau würde nicht mehr die Kraft aufbringen sich jetzt noch zu wehren. Er grinste. Sie hatte es nicht anders verdient. Sie hatte alles zerstört – seine Familie, sein Leben. Sein Vater war alles was er noch hatte, alles was er liebte. Diese Frau hatte ihn ins Gefängnis gebracht, sie würde dafür bezahlen.
 

Er trat an die Schwarzhaarige heran und kniete sich neben sie. Sie lag zusammengekrümmt auf der Seite. Er drehte sie herum. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie nicht mehr gefesselt war. Er wollte seine Pistole ziehen, doch er war zu langsam. Die junge Frau hatte sich auf ihn gestürzt. Sie schnitt ihm mit einer Scherbe in die Arme. Der Mann fiel zu Boden. Er war von dem Angriff seines Opfers überrascht worden. Er versuchte ihre Angriffe abzuwehren. Er schlug um sich, doch Jessica schlug weiter auf ihn ein. Sie erwischte ihn mit der Scherbe im Gesicht. Die 25-Jährige brachte ihre ganze Wut mit in die Schlägerei. Sie wollte, dass er bezahlte. Daniel konnte ein paar gezielte Treffer ausführen und schaffte es die junge Frau mit einem Schlag in die Magengegend von sich zu werfen. Er beugte sich über sie und zog endlich seine Waffe und richtete sie auf Jessica. Sie zeigte keine Angst. Sie war auf solche Situationen vorbereitet und hatte gelernt, wie man seinem Gegenüber die Waffe abnahm. Die Theorie in die Praxis umzusetzen war allerdings nicht immer so einfach. So entstand ein kurzes Gerangel um die Waffe. Am Ende hielt Jessica sie in der Hand. Es hatte sich ein Schuss gelöst. Sie hatte Daniel ins Bein geschossen. Ihr Halbbruder ließ von ihr ab und hielt sich das schmerzende Bein. Jessica stand auf und zielte mit der Waffe auf ihn. Es wäre ein leichtes ihn einfach zu erschießen. Er hatte es nicht anders verdient. Warum sollte sie ihn am Leben lassen? Er hatte gemordet, er betrachtete Frauen nur als niedere schwache Wesen. Jessica sah das Gesicht eines lachenden Mannes vor sich. Sie drückte ab und schoss dreimal.
 

Die Türen sprangen auf und die Kollegen der BAU stürmten herein. Sie sahen Jessica wie sie mit der Waffe auf den Mann zielte. Doch Daniel lebte. Jessica hatte ihn nicht getroffen. Oder hatte sie absichtlich vorbeigeschossen? Jessica atmete tief durch. Hotch war auf sie zugegangen. Er wollte, dass sie die Waffe ablegte.

„Jessica, Sie können die Waffe ablegen. Er kann jetzt niemanden mehr was tun“, redete Hotch beruhigend auf die junge Kollegin ein.

„Die ... die ist gemeingefährlich. Nehmen Sie ihr bloß das Ding ab, sie tötet mich“, stammelte Daniel. Er lag vor Jessica am Boden.

„Hast du jetzt Angst? Eigentlich hast du es nicht anders verdient, ich sollte dich erschießen“, sagte Jessica zu ihrem Halbbruder. Derek war ebenfalls an Jessica herangetreten. Er wollte, dass die junge Kollegin keinen Fehler machte. Was ihn wunderte war, dass Jessica ruhig – beinahe gelassen wirkte.

„Jess, wir haben ihn. Du musst das nicht tun“, sprach Derek und trat einen weiteren Schritt an die 25-jährige heran.

„Aber weißt du, du bist nicht der den ich will“, sagte Jessica an den am Boden liegenden Mann gerichtet und ließ die Waffe sinken und zu Boden fallen.
 

Ein paar Polizisten führten Jessica’s Halbbruder ab. Die junge Frau saß vor der Tür der Werkstatt. Ihr Arm schmerzte, doch sie ignorierte den Schmerz. Die Kollegen sahen Jessica sorgenvoll an. Sie seufzte.

„Seht mich nicht so an. Ich lebe schließlich noch. Ich hab wirklich schon schlimmeres erlebt“, meinte sie.

„Die Wunden sehen trotzdem schlimm aus. Aber der Krankenwagen kommt gleich. Im Krankenhaus kannst du dich erst mal erholen“, sprach JJ.

„Eigentlich der letzte Ort an dem ich gerade sein will… Dort hat man zu viel Zeit zum Nachdenken – zum Nachdenken über meine … verkorkste Familie“, entgegnete Jessica.

„Hey dafür kannst du nun wirklich nichts. Außerdem hast du deine Schwestern und die sind doch…“, begann JJ.

„… das Beste was ich habe und das Beste was mir passieren konnte“, beendete Jessica den Satz. Zum ersten Mal sahen die Kollegen ein echtes Lächeln bei der jungen Frau.
 

Die Sanitäter trafen endlich ein und versorgten die Wunden der 25-Jährigen. Dann wurde sie ins Krankenhaus gebracht.
 

Ihre Kollegen waren froh, dass es vorbei war.

„Man, bin ich froh, dass es vorbei ist“, meinte JJ erschöpft.

„Ich auch. Ich hoffe, dass ich endlich mal wieder ausschlafen und ausspannen kann“, stimmte Derek zu.

Das Team der BAU war wirklich erschöpft und ausgelaugt. Der Fall hatte ihnen einiges abverlangt. Doch Sie hatten gute Arbeit geleistet. Hotch wusste, dass er das manchmal zu wenig würdigte.

„Was glaubt ihr, warum hat sie danebengeschossen? Hätte Sie ihn noch erschossen, wenn wir nicht gekommen wären?“, überlegte Emily.

„Nun das kann sie nur selbst sagen, aber ich glaube, dass sie ihn nicht erschossen hätte. Ich denke Agent Johnson hat sich für BAU entschieden“, meinte Gideon…
 

Während Jessica im Krankenhaus lag, versuchten sich ihre Kollegen zu erholen. Vorerst war es relativ ruhig und sie hatten keinen so anstrengenden Fall. Aber jeder von ihnen wusste, dass sich das in der nächsten Sekunde ändern könnte…
 

Jessica packte ihre Sachen. Sie wollte endlich das Krankenhaus verlassen. Ihre Kollegen waren gerade gekommen, um sie zu besuchen.

„Bist du sicher, dass du nicht besser hierbleiben solltest?“, fragte Derek besorgt.

„Du solltest das nicht unterschätzen. Im Krankenhaus können sie dich besser versorgen und du könntest dich erholen“, meinte JJ, die genauso besorgt war, wie die anderen.

„Hey, ich bin alt genug um selbst zu entscheiden. Ich kann nicht so lange hier drin bleiben. Ich hasse nur im Bett zu liegen und nichts tun zu können. Wenn ich hierbleiben soll, dann müsst ihr mich schon ans Bett fesseln“, entgegnete Jessica und ging an ihren Kollegen vorbei. Vor dem Krankenhaus setzte sie sich auf eine Bank und lehnte sich zurück. Die Sonne schien. Es war ein schöner Tag – genau der richtige um das Krankenhaus zu verlassen. Sie wusste, dass ihre Kollegen noch ein paar Fragen hatten. Aber von selbst würde sie nicht anfangen zu erzählen.
 

„Warum hast du ihn eigentlich nicht erschossen? Niemand hätte sagen können, dass du es nicht aus Notwehr getan hättest“, sprach Emily nach einer Weile.

Jessica musste lächeln. Es wäre in der Tat einfach gewesen, doch sie hatte anders entschieden.

„Weil es nur einen Mann gibt, den ich je hatte wirklich töten wollen. Das ist lange her. Er ist für mich unerreichbar. Er sitzt im Gefängnis und wird dort hoffentlich noch lange bleiben“. Es war allen klar, dass sie ihren Vater damit meinte.

„Was haben Sie jetzt vor? Zweifeln Sie immer noch daran, ob die BAU die richtige Entscheidung war?“, wollte Gideon wissen.

„Ich schätze so leicht werdet ihr mich nicht los“, antwortete Jessica.

„Das will ich hoffen. Aber zuerst erholst du dich hoffentlich und kommst erst wieder wenn du genesen bist“, erwiderte Derek.

„Nun ja zuerst muss der Prozess noch gegen … Daniel über die Bühne. Ob ich will oder nicht, leider muss ich da hin. Danach … danach mache ich Urlaub“, meinte Jessica.

„Ich hoffe du hast einen guten Ort, wo du dich so richtig erholen kannst“, erwiderte Derek und grinste.

„Ich glaube in dieser Hinsicht gehen unsere Vorstellungen sehr weit auseinander. Es gibt einen Ort – einen Ort von dem niemand weiß, weder David und Debbie, noch meine Schwestern. Ich werde die meiste Zeit nicht zu erreichen sein und ich werde allein sein. Aber ich werde es genießen. Es ist wohl der einzige Ort, wo ich mich so richtig entspannen kann“, entgegnete Jessica und stand auf.
 

Ihr Abholservice war gerade gekommen. David, Debbie, Ivy und Gracie waren gekommen, um die junge Frau abzuholen. Gracie rannte auf ihre große Schwester zu und umarmte sie überschwänglich. Jessica schenkte ihrer Familie ein Lächeln. Die nächsten Tage würde sie mit ihren Schwestern verbringen und auch mit Debbie und David. Das war sie ihnen schuldig…
 

„Urlaub, ich dachte nicht, dass sie das sagen würde“, sprach Derek seine Gedanken aus.

„Nun ja, ich würde sagen, sie hat dazugelernt und sie wird garantiert nicht wiederkommen bevor sie sich hundertprozentig sicher ist, dass sie wieder fit ist und dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat“, meinte Gideon.

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ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  cupcake1504
2013-10-29T20:13:58+00:00 29.10.2013 21:13
Criminal Minds ist einer meiner Liebliengsserien, das schonmal vorab ;3

Mir gefällt dein Schreibstil und deine Art und Weise wie du schreibst.
Einen neuen Charakter hinzufügen finde ich eine gute Idee.

Zusammengefasst:
Tolle FF ! :)


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