Zum Inhalt der Seite

Being Obvious

because he is oblivious [NaLu]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine Inspiration
http://www.youtube.com/watch?v=2qO5Y6ty5hI&list=PL-nuK7VXOqjCa_lihWqNbGEWOlF2j3K7z&shuffle=425

ich musste einfach dazu etwas schreiben.
Und mir ist bewusst, dass Natso sowie auch Lucy ooC sind.
Anders ging es in dem Fall bei mir leider nicht :O
Ich hoffe, ihr habt dennoch Gefallen an der OS!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oha!! Nach sieben Monaten ein neuer OS :O
Na ja, ihr könnt das als nachträgliches Valentigstags-OS betrachten,
wobei es nicht um diesen Tag geht, jedoch ist es reiner Kitsch in meinen Augen,
also erfüllt es seinen Zweck :)

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, die Idee für das OS spuckt mir schon ewig im Kopf herum~ :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich sollte der OS "Being smart" heißen. Ich hatte es an dem Lied "criminal" von Britney Spears orientieren wollen, aber während ich so daran getippt hatte, hatte die Geschichte einen völlig anderen Verlauf genommen, welcher mir doch sehr gefallen hat. Vielelicht greife ich die alte Idee wann anders noch einmal auf...oder was denkt ihr? Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Being obvious

Es hätte ein vollkommen typischer Tag sein können. Die Sonne schien durch ihr Fenster hinein und erleuchtete ihr Schlafzimmer. Nebenbei schienen die Sonnenstrahlen, ihr noch sanft über ihr Gesicht zu streicheln und kitzelten sie dabei ein wenig, was sie lächeln ließ. Von draußen vernahm sie die Stimmen von Passanten. Wahrscheinlich was es bereits Vormittag. Wie kam es dass sie so lange geschlafen hatte? Ach ja, sie war erst spät von einem Auftrag zurückgekehrt. Einem Auftrag mit Natsu und den anderen.
 

Mit einem Mal richtete Lucy sich auf und öffnete ihre Augen. Ihr Blick richtete sich auf den Platz neben sich, welcher ausnahmsweise leer war. Seltsamerweise beunruhigte sie das. Natürlich zeigte sie sich stets verärgert darüber, wann immer sie ihn in ihrem Bett vorfand. Schließlich fragte er sie nicht einmal und selbst wenn sie es ihm verbat, besaß er immer wieder die Frechheit, einfach in ihrem Bett einzuschlafen. Niemals würde sie ihn einfach aus dem Bett stoßen können. Nicht, wenn er so friedlich im Schlaf wirkte und so süß aussah. Also wieso störte es sie, dass er eben nicht anwesend war? Nun, sie hatten sich am vorherigen Tag mehr oder weniger gestritten. Das war auch der Grund für sein Fernbleiben wahrscheinlich.
 

Der Streit an sich war ziemlich banal gewesen. Natsu wäre nahezu eine Schlucht hinunter gestürzt. Happy hatte ihn gerade so noch davor bewahren können. Sie hatte sich solche Sorgen um ihn gemacht und er hatte darüber einfach nur gelacht, als wäre es irgendein Witz gewesen. Lucy hatte nicht darüber lachen können. Immerhin hatte sie wirklich gedacht, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Dieser Gedanke hatte ihr fast das Herz gebrochen. Deshalb hatte sie ihn angeschrien, worauf er wirklich eingeschnappt reagiert hatte. So waren sie auch auseinander gegangen, sobald sie an der Gilde wieder angekommen waren.
 

„Dieser Idiot…“, flüsterte sie leise und senkte ihren Kopf. Bereits seit einer halben Ewigkeit war ihr bereits bewusst, was sie für ihren Teamkameraden mit den rosa Haaren empfand, doch hatte sie es dem Team zu Liebe verdrängt. Solche Gefühle würden ihr stets im Weg stehen. Aber vielleicht würde er vorsichtiger sein, wenn er von ihren Gefühlen wüsste? Mehr auf seine eigene Sicherheit Acht geben?
 

Wieder lächelnd schob sie ihre Decke bei Seite und hüpfte aus ihrem Bett. Nach einer angenehmen Dusche und einem kurzen Frühstück machte sie sich auf den Weg zur Gilde. Dort angekommen nahm sie tief Luft, bevor sie eintrat. Ihre braunen Augen huschten über die anwesenden Leute bis sie ihn schließlich an einem Tisch ausmachte, wo auch Erza, Gray, Lisanna, Happy und Cana saßen. Sofort steuerte auch Lucy jenen Tisch an. Auf keinen Fall würde sie es ihm direkt sagen. Sie war sich sicher, dass er sicherlich auch etwas für sie empfinden musste! Immerhin schlief er nahezu täglich in ihrem Bett, brach ständig bei ihr ein und außerdem verbrachte er die meiste Zeit mit ihr – von Happy mal abgesehen. Sie würde ihn schon dazu bringen, dass er realisierte, wie toll sie doch war! ‚Als ob ich es ihm sagen würde! Selbst wenn ich es ihm ins Gesicht schreien würde, würde er es nicht verstehen und stattdessen fragen, ob man Liebe essen kann…‘ Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über ihre Gesichtszüge.
 

„Guten Morgen“, grüßte die blonde Magierin fröhlich und ließ sich neben Gray nieder. Die anderen grüßten zurück und kehrten zum ursprünglichen Gesprächsthema zurück, was dem Anschein nach die gestrige Mission war, worauf ihr Lächeln kurz verblasste. Ungern fühlte sie sich daran erinnert. Vor Augen konnte sie immer wieder sehen, wie er nach hinten kippte und hinunter stürzte.
 

Hastig schüttelte sie ihren Kopf. ‚Ich werde ihm viele Hinweise geben, dann wird er es schon raffen…‘, nahm sie sich vor und grinste wieder. Den Plan würde sie in die Tat umsetzen!
 

„Natsu, es tut mir Leid, dass ich dich gestern so angeschrien habe.“ Sie musste sich bei ihm entschuldigen. Denn vielleicht hatte sie wirklich ein wenig überreagiert. Er konnte ja nicht wissen, wieso sie so außer Rand und Band gewesen war.
 

Auf ihre Entschuldigung grinste er ihr nur zu. Die Sache war also nun vom Tisch, was sie wirklich erleichterte. Jetzt müsste alles nur noch nach Plan gehen. Und das würde es ganz bestimmt.
 


 

Lucy warf einen prüfenden Blick in ihren Spiegel im Badezimmer. Ihre Haare waren noch feucht, einige Wasserperlen liefen ihren Körper hinab und um ihren Körper war lediglich ein Handtuch geschlungen. Auf ihrem Bett lag Natsu. Das wusste sie, denn dieser hatte ein weiteres Mal bei ihr übernachtet und wartete auf sie, damit sie zusammen auf ihren nächsten Auftrag gehen konnten. Sie grinste ein wenig. Also bei diesem Anblick musste er doch irgendeine Reaktion zeigen! Immerhin war sie unwiderstehlich, wenn sie so knapp gekleidet war!
 

Mit einem möglichst verführerischen Blick trat sie durch die Tür des Badezimmers. „Ich habe meine die Kleidung zum Umziehen vergessen“, kam es von ihr unschuldig. Dabei sah sie in seine Richtung. Natsu starte verwundert in ihre Richtung, grinste jedoch auf einmal. „Seit wann bist du denn so vergesslich? Du bist eigenartig Lucy.“ Darauf schnaubte sie, nahm sich ihre Sachen und stampfte zurück ins Bad, wo sie die Tür hinter sich zuschlug. Mit geröteten Wangen starte sie erneut in den Spiegel. „Dieser Idiot!“, zischte sie. Wie konnte er bei ihrem Anblick nicht wenigstens nervös werden? War es bereits so ein gewohnter Anblick? ‚Ich gebe noch nicht auf…darauf kannst du dir sicher sein, Natsu…‘, nahm sie sich vor, während sie sich ihre Haare trocken föhnte.
 

Schnell zog sie sich ihre Unterwäsche an. Darüber kamen ein Minirock und ein Top, welches wie immer großzügig ihr Dekolleté präsentierte. Darüber kicherte sie kurz. Es machte nichts, dass das mit dem Badetuch fehlgeschlagen war. Sie hatte Sex-Appeal und sie wusste es auch einzusetzen! Wen es bei anderen Männern klappte, wieso nicht auch bei einem gewissen Feuer Dragon Slayer?
 

Schließlich verließ sie das Bad und stellte sich zu ihm. „Wir können los“, teilte sie ihm lächelnd mit.
 

„Alles klar!“, kam es von ihm wie immer grinsend von ihm. Ihre Kleidung dabei erneut nicht quittierend.
 

Darauf brachen sie auch schon auf. Happy war ausnahmsweise nicht mit dabei, da er erkältet war. Die Chance musste sie nutzen! Nach einer Weile schielte Lucy kurz zu Natsu. Sie wartete nur noch auf ein Geräusch aus dem Gebüsch. Es dauerte nicht lange und tatsächlich sprang ein Hase aus dem Gebüsch hervor, worauf sie sich mit einem Aufschrei Natsu um den Hals warf und dabei möglichst unauffällig ihre Oberweite an seinen Oberkörper drückte.
 

„Lucy…“, fing der Rosahaarige ein wenig verwundert an.
 

„Hhm…?“
 

„Bist du krank?“
 

„Nein, wieso?“ Jetzt war sie wirklich irritiert. Wie kam er denn darauf?
 

„Du bist heute echt seltsam drauf…“, merkte er schließlich an, worauf sie nahezu ihre Fassade verlor.
 

Fehlgeschlagen. Ihr Plan war eindeutig erneut gescheitert. Wieso prallte ihr Aussehen an ihm ab? Ein wenig grummelnd, löste sie sich von ihm und sie schritten weiter den Weg entlang. Nun, wenn ihr Körper ihm nicht zusagte, dann würde sie es wohl anders probieren müssen. „Du wirst schon sehen...“, murmelte sie.
 

Der nachdenkliche Blick Natsus fiel ihr nicht auf. Er musterte sie ein wenig irritiert. Immerhin hatte er ihre gemurmelten Worte deutlich vernehmen können. Was war denn in sie gefahren? Sie benahm sich wirklich eigenartig an diesem Tag. Scheinbar schien sie ihm noch sauer zu sein wegen des vorherigen Auftrags. Er verstand immer noch nicht, was sie so sauer gemacht hatte. Schließlich hatte er nichts zerstört und beleidigt hatte er sie auch nicht. ‚Ich muss wohl kaum Lucy verstehen, oder?‘
 


 

Ein paar Tage später versuchte sie erneut ihr Glück. Da ihr Aussehen keine Wirkung auf ihn zu haben schien, würde sie es eben mit Worten versuchen. So musste es doch irgendwie klappen! Irgendwie würde sie ihn schon um ihren kleinen Finger wickeln.
 

„Natsu…weißt du, was meine Lieblingsfarbe ist?“, fragte sie und lächelte ihn an. Das stimmte sogar, immerhin hatte sie nicht ohne Grund sich ein rosa Fairy Tail Emblem verpassen lassen.
 

Der Dragonslayer zog eine nachdenkliche Miene und schüttelte seinen Kopf. ‚Woher soll ich denn das wissen, ist ja nicht so, als hätte sie es mir irgendwann erzählt…‘
 

„Es ist rosa!“ Dabei plusterte sie ein wenig ihre Wangen ein wenig auf.
 

„Rosa?“, kam es irritiert von ihm, grinste darauf jedoch. „Viele Mädchen scheinen rosa zu mögen. Kann ich nicht nachvollziehen.“
 

Die Stellarmagierin blickte ihn ungläubig an. Seine Haare waren doch rosa! Müsste er nicht wenigstens ein wenig daran denken, dass sie seine Haarfarbe mochte? Er sollte sich gefälligst freuen! Denn eigentlich war es ja nicht gerade männlich, rosa Haare als Junge zu besitzen. Dennoch gefiel ihr sein Haar. Seltsamerweise gab es ihr mehr das Gefühl von Sicherheit. Doch das traf ja eben nicht auf alle Leute zu. Gerne würde sie in sein Haar greifen, aber sie wusste sich zu beherrschen.
 

Es folgten weitere Versuche:
 


 

„Uh, hast du trainiert, Natsu? Du siehst stärker aus!“
 

„Habe ich…“
 

„Hhm, trainierst du nicht, damit es auffällt?“
 

„Wie meinst du das denn?“
 

„Nun, Mädchen fällt es auf, wenn Jungs besonders viele Muskeln haben.“
 

„Wirklich? Darauf achtet ihr? Mädchen sind wirklich eigenartig.“
 

„W-wie bitte?“
 

„Keine Sorge, du bist immer noch die Seltsamste unter ihnen, Lucy.“
 

„Soll ich darauf etwa deiner Meinung nach stolz sein?“
 


 

„Natsu, ich bin wirklich froh, dass du mich nach Fairy Tail damals geholt hast.“
 

„Was sagst du denn so plötzlich?“
 

„Nun, deshalb sind wir ja doch beste Freunde.“
 

„Hhm…“
 

„Natsu, wie wären wir nun, wenn wir uns nie kennen gelernt hätten?“
 

„Wieso fragst du dich denn so etwas Blödes? Ist ja nicht so, als würde es je eintreten. Viel hätte sich sicherlich nicht geändert.“
 


 

„Gut, dass wir ein Team sind. Du bist wirklich mein bester Freund. Weißt du das?“
 

„Wirklich Lucy…was ist denn mit dir plötzlich los? Du bist eigenartiger wie sonst.“
 

„Rein gar nichts! Und ich bin verdammt nochmal normal!“
 

„Glaube ich dir nicht…“
 

„Ich gebe es auf!“
 

„Huh…?“
 


 

Die folgenden Tage verbrachte Lucy damit stets mit einer schicken Frisur und ein wenig Makeup in der Gilde aufzutauchen. Doch selbst dafür bekam sie keine Rückmeldung von Natsu, was sie zu Weißglut trieb, da es anderen durchaus auffiel und sie mit Komplimenten überschüttet wurde. Sogar Gray hatte ihr gesagt, dass sie wirklich süß aussah. Natürlich hatte das nichts zu bedeuten, da ihr durchaus bewusst war, dass er nicht mehr ihr gegenüber empfand. Deshalb kam ihr auch nach einer Woche die Idee, dass es noch eine Möglichkeit gab, den Feuermagier aus der Reserve zu locken. Ihre letzte Chance, da alles andere nicht zu wirken schien.
 

„Bitte, Gray! Es ist wichtig! Du bist der einzige, der mir dabei helfen kann!“, flehte sie ihn an, nachdem sie ihn in ihren Plan eingeweiht hatte.
 

„Na schön…“, antwortete er schließlich seufzend, worauf sie ihn dankbar umarmte. Dieses Mal musste sie sicherlich eine Reaktion von Natsu bekommen. Allen war die Rivalität zwischen den beiden bekannt. Aus diesem Grund kam natürlich nur der Rivale höchstpersönlich in Frage, wenn es darum ging, den Feuermagier eifersüchtig zu machen. Wenn das nicht funktionieren würde, würde sie es einfach aufgeben. Langsam beschlich sie auch der Gedanke, dass er vielleicht nichts für sie empfand und er deshalb so reagierte. Wenn dem so tatsächlich wäre, sollte sie aufhören, bevor es noch zu peinlich werden würde.
 

„Du brauchst nur du selbst sein, Gray. In Ordnung?“ Lucy wollte sicher gehen, das dem Eismagier klar war, dass sie nur von ihm verlangte, sie machen zu lassen und das er eben nicht allzu überrascht reagieren sollte.
 

„Alles klar. Wieso sagst du es ihm eigentlich nicht einfach, Lucy? So hohl ist er auch wieder nicht…“
 

„Ich will es aber von ihm hören…das gehört sich so.“
 

„Wenn du meinst…“
 

Kurz darauf ließen sie sich auch bei dem Tisch nieder, an welchen auch Natsu vorzufinden war. Sicherheitshalber hatte sie bereits vorher das Ganze mit Juvia abgesprochen, denn das letzte, was sie selbst wollte, war wortwörtlich im Hass der Wassermagierin ertränkt zu werden. Natürlich ließ sie sich neben Gray nieder. Das musste sie ja. Sie warf einen letzten prüfenden Blick auf den Rosahaarigen, bevor sie anfing, sich an den Eismagier ranzumachen. Immerhin benötigte sie ja die Aufmerksamkeit von Natsu, wenn es ihr gelingen sollte. Sie berührte ihn, machte ihm Komplimente und versuchte ihm überhaupt schöne Augen zu machen. Es musste eine halbe Ewigkeit vergangen sein, doch bekam sie, nichts von ihm zu hören. Er redete mit ihr, als wäre nichts anders. Langsam wurde es ihr zu bunt und sie stand ohne weitere Worte auf und verließ die Gilde in einem hastigen Tempo. Sie steuerte ihre Wohnung an. Sie hatte genug!
 

Der blonden Magierin stiegen die Tränen in die Augen. Warum schenkte er ihr nicht die Aufmerksamkeit, nach welcher sie strebte? Wiese reagierte er auf keinen ihrer Versuche? War sie ihm etwa wirklich egal? Würde sie nie mehr als eine bloße Freundin und Teamkameradin für ihn sein können?
 

Zuhause angekommen schmiss sie sich auf ihr Bett und drückte ihr Gesicht in ihr Kissen, während die Tränen ihr übers Gesicht liefen. Es tat wirklich weh zu wissen, dass sie so viel für ihn empfand, er aber nicht mehr in ihr sah. Sie war nur die eigenartige Lucy, mit welcher er in einem Team war, bei welcher er regelmäßig einbrach, welcher er ständig ein Lächeln ins Gesicht zauberte, welche ihr Leben einfacher und doch komplizierter von ihm gemacht worden bekam, welche durch seine bloße Anwesenheit glücklicher wurde. Er hatte sie nach Fairy Tail gebracht, worin sie eine neue Familie gefunden hatte und so viele schöne Erinnerungen erhalten hatte.
 

„Ich liebe dich doch, du Idiot…“, schluchzte sie und verstärkte ihren Griff um das Kissen, welches sie an sich drückte. „Wieso machst du es mir nur so schwer? Ich habe alles versucht. Einfach alles, aber selbst das war nicht genug! Was soll ich denn noch machen?“
 

„Lucy…wieso weinst du?“
 

Ihre Augen weiteten sich, als sie ausgerechnet seine Stimme hörte. Hastig wischte sie sich über ihre Augen und richtete sich auf, sodass sie aufrecht saß, und sah zu ihrem Fenster, aus welchem Natsu gerade herein kam. Seine schwarzen Augen waren ein wenig verwirrt auf sie gerichtet. Er schloss das Fenster hinter sich und setzte sich zu ihr ans Bett.
 

„N-natsu…“, kam es ein wenig überrascht von ihr. Kurz sah sie ihn an, wandte ihren Blick jedoch ab. Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen, wenn er nicht dasselbe für sie empfand. „Mir geht es gerade nicht so gut…“ Irgendeine Antwort musste sie ihm ja geben.
 

„Tatsächlich? Wie denn das? Hast du dich nicht erst gerade mit Gray amüsiert?“, hakte er nach und versuchte ihren Blick aufzufangen, welchem sie die ganze Zeit bereits auswich. Auf seine Worte jedoch starte sie ihn verständnislos an. Ihm war es also doch aufgefallen. Wieso hatte er am Tisch nicht so offen gezeigt? Oder war es ihr einfach nicht aufgefallen?
 

„Ich habe mich nicht amüsiert. Das mit Gray diente nur zu einem bestimmten Zweck. Hat aber nicht funktioniert…“, erklärte sie ihm leise. So viel konnte sie ihm wohl sagen. Ohnehin würde er es nicht verstehen. Dessen war sie sich sicher.
 

Ihre Antwort hörend legte er seinen Kopf ein wenig schief, blickte sie darauf jedoch wieder neugierig an. „Sag mal, ist die Person, die du liebst Gray?“
 

„Eh…?“ Hatte er sie etwa gehört? War er also bereits länger da gewesen? Ihr Gesicht nahm eine rötliche Farbe an. Sie hatte seinen Namen keineswegs aber erwähnt. ‚Warte mal…hat er gerade behauptet, dass ich Gray liebe?‘, fiel ihr auf und sie begann ihren Kopf zu schütteln und verpasste ihm eine Kopfnuss.
 

„Als ob! Außerdem man lauscht nicht fremden Gesprächen, Natsu!“, merkte sie an, musste dabei jedoch ein wenig lächeln. Er hatte es also nicht bemerkt, dass es alles auf ihn bezogen gewesen war. Das war ja klar gewesen, dass ihm so etwas nicht auffiel. „Nichtsahnender Idiot…“, flüsterte sie.
 

Ein wenig schmollend rieb Natsu sich die Stelle am Kopf, auf welche sie soeben zugeschlagen hatte. Er hatte wirklich keine Ahnung, was plötzlich in sie gefahren war. Da vernahm er ihre geflüsterten Worte, worauf er schnaubte.
 

„Wieso bin ich denn jetzt der Idiot? Dass ist doch eher derjenige, an welchen du versucht hast, dich ranzuschmeißen…“, stieß er aus, „und jetzt weine nicht mehr. Sag mir lieber den Namen des Idioten, der dich nicht genug schätzt und ich prügele ihn windelweich.“
 

Seine Worte hörend fing Lucy an zu kichern und schüttelte ihren Kopf. Hat er etwa wirklich nichts bemerkt? Oder hatte sie sich in seinen Augen wie immer verhalten?
 

„Das kann ich nicht machen“, meinte sie schließlich, sobald sie sich beruhigt hatte und somit nicht mehr am Lachen war.
 

„Wieso?“, fragte er ahnungslos nach und sah sie irritiert an.
 

„Weil du diese Person unmöglich windelweich prügeln kannst“, erklärte sie ihm lächelnd.
 

„Natürlich kann ich das. Selbst wenn es Laxus ist!“
 

Immer noch nicht. Er war scheinbar nicht in der Lage, sich als jenen ‚Idioten‘ identifizieren zu können. Sie seufzte leise. Hatte sie etwas zu verlieren? Nicht wirklich. Die Freundschaft zwischen ihnen würde ohnehin durch das Geschehene ins Wanken geraten. Schlussendlich blieb ihr also keine andere Wahl, als selbst das Ruder in die Hand zu nehmen.
 

„Gut, ich gebe auf. Ich nenne dir den Übeltäter, welcher mein Herz gestohlen hat.“
 

Nachdem sie dies ausgesprochen hatte, schaute er natürlich erneut abwartend in ihre Richtung. Dem Anschein nach konnte er es kaum erwarten, den Namen zu erfahren. Also legte sie ihre Hände auf seinen Wangen ab und zog sein Gesicht näher zu ihrem. Ihr fiel sein verwirrter Gesichtsausdruck auf und war er tatsächlich verlegen? Zu mindestens wirkte er so. Sprachlos schien er auch noch zu sein.
 

„Die Person bist du, Natsu“, hauchte sie gegen seine Lippen, schloss ihre Augen und überbrückte darauf die letzten Zentimeter, welche sie noch voneinander trennten. Als ihre Lippen auf die seinen trafen, schien ein Feuerwerk in ihrem Magen los zu gehen. Dieses schien gegen ihre Magenwände zu prallen und verursachte ein Kribbeln, welches sich durch ihren ganzen Körper ausbreitete. Zu ihrer Überraschung kam zunächst gar keine Reaktion von ihm. Er erwiderte ihren Kuss nicht, schob sie jedoch auch nicht von sich. Da hatte sie wohl ihre Antwort. Deshalb löste sie sich von ihm und zog ihre Hände zu sich zurück. Ihre Augen richtete sie auf das Bett. Er hatte sie eindeutig abgewiesen. Sie traute sich nicht nun in seine Augen zu sehen.
 

Eine Weile lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen. Die Stellarmagierin konnte sich denken, was in seinem Kopf momentan los war. Sicherlich erinnerte er sich an die ganzen letzten Tage und ihm fiel auf, dass das Ganze auch auf ihn zutraf. Wahrscheinlich begann er langsam zu verstehen. Sie schluckte kaum merklich. Sie wusste zwar, was nun kommen musste, aber konnte sie sich darauf irgendwie vorbereiten? Sie wünschte, sie könnte es.
 

Doch auf seine Antwort hätte sie sich kaum vorbereiten können.
 

Er hob ihr Gesicht an ihrem Kinn an und zwang sie dadurch ihn anzusehen. Sie schielte jedoch dabei zu Seite. Sie konnte spüren, wie rot ihre Wangen sein mussten. Diese Tatsache konnte ihm gar nicht entgehen. Durch seine Berührung schiene es sogar noch deutlicher zu werden.
 

„Wer ist hier der Idiot? Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt?“
 

Das konnte er doch nicht im ernst sie direkt fragen! Besaß er etwa keinen Anstand oder ein wenig Taktgefühl? Nein, natürlich nicht. Hier war von Natsu Dragneel die Rede! Bei ihm ging es nicht anders. Wieso war sie nicht vorher darauf gekommen? Gray hatte Recht gehabt. Bei ihm funktionierte nur die direkte Angehensweise.
 

„Ich habe echt gedacht, du seist nicht in Ordnung, aber wenn es nur das ist…“
 

Wenn es nur das wäre? Ungläubig richtete sie ihre Augen doch auf ihn, wandte ihn gleich auch wieder ab und versuchte sich von seinem Griff wegzureißen. Ihr war ja klar, dass er dem Anschein nach wirklich keine Ahnung von Liebe hatte, aber da musste er doch nicht ihre Gefühle dermaßen hinunter spielen! Das verletzte sie doch nur noch mehr.
 

„Natsu, geh bitte…“, flüsterte sie. Lauter war sie momentan nicht in der Lage zu sprechen. Seine Worte taten so unglaublich weh.
 

„Lucy, siehe mich bitte an.“
 

Darauf kniff Lucy nur ihre Augen zusammen. Sie wollte nicht in seine Augen sehen.
 

Darauf seufzte Natsu nur und bevor sie ahnte, was als Nächstes passieren würde, spürte sie, wie er ihr Kinn losließ. Sie wollte bereits erleichtert ausatmen, da er sie nun endlich alleine lassen würde, doch stattdessen legte er seine Hände auf ihrer Schultern ab, worauf sie leicht zusammenzuckte. Was sollte das denn werden?
 

„Du bist hier der Idiot, Lucy. Jeder andere wüsste bereits, was du mir bedeutest. Da brauchst du doch nicht, so einen Zirkus zu veranstalten.“
 

‚Eh?‘ Gerade wollte sie ihn fragen, ob er das meinte, was sie dachte, was er ihr damit sagen wollte, doch verhinderten seine Lippen dies, indem sie ihr wortwörtlich die Luft zum Atmen nahmen. Er küsste sie, wenn auch nur kurz. Sie blinzelte darauf nur überrascht. Ihr Herz schlug heftig gegen ihren Brustkorb und schien bald herauszuspringen. Er hatte sie geküsst.
 

„Natsu…“ Sie müsste wirklich lügen, wenn sie sagen würde, dass seine Handlung sie nicht überrascht hatte. Sie hatte es nicht erwartet. Deshalb sah sie ihn auch so an.
 

„Und jetzt höre endlich auf zu weinen. Tränen stehen dir nicht.“
 

„Ich hab keinen Zirkus veranstaltet“, fing sie lediglich an, worauf er verdattert drein schaute, bevor er verstand, dass sie seine vorherige Aussage aufgriff, „ich wollte nur, dass du mich ansiehst. Aber du…“ Sie stockte. Wenn er wirklich für sie etwas empfand, warum waren alle ihre Bemühungen an ihm abgeprallt, als wären sie nichts? Müsste es nicht im Gegenteil eine besondere Wirkung auf ihn haben?
 

„Deshalb bist du auch der Idiot, Lucy. Du bist doch bereits die ganze Zeit in meinen Gedanken.“ Natsu grinste dabei.
 

Lucy sah ihn ungläubig an und lief erneut rot an. Sie war die ganze Zeit in seinen Gedanken? Erneut fing sie an zu lächeln. Zwar waren es nicht ganz die Worte, die sie hatte von ihm hören wollen, aber war das nicht irgendwie eine passende Umschreibung dafür? Denn wenn sie die ganze Zeit in seinem Kopf war, dann musste sie ihm doch wirklich wichtig sein.
 

„Denkst du an mich öfter als an Happy?“
 

„Ja.“
 

„Öfter als Gray?“
 

„Bääh! Ich verschwend doch keine Gedanken an den!“
 

„Öfter als Erza?“
 

„Sicher.“
 

„Öfter als Lisanna?“
 

„Das auch.“
 

„…“
 

„Lucy…“
 

„Mhm…auch öfter als Igneel?“
 

„Ich habe dir doch gesagt, dass du da drin bist. Igneel und sonst wer hat da keinen Platz…“
 

„Okay!“, gab sie zufrieden von sich und legte ihre Arme um seinen Nacken und lächelte ihn dabei an. Ihre Augen strahlten dabei förmlich. „Ich liebe dich, Natsu.“ Und sie küsste ihn.
 

Ihr Griff verstärkte sich und sie drückte sich näher an ihn, während sie ihre Augen schloss. Ihr Herz flatterte etwas mehr, als seine starken Arme sich um ihre Taille schlossen und sie ebenfalls näher zu sich zogen. Er begann sogar ihren Kuss zu erwidern, worauf sie mit einer ihrer Hände in sein Haar griff, was Lucy ja schon immer hatte machen wollen. Tatsächlich fühlte es sich noch besser an, wie sie es sich je erträumen hätte können. Es fühlte sich viel angenehmer an. In ihrem Inneren schien es zu brodeln. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal sich so lebendig gefühlt hatte. Der Moment schien perfekt zu sein. Eine weitere überraschende Tatsache war, dass Natsu wirklich gut küssen konnte. Von diesem Kuss wurde ihr ganz warm und hibbelig. Gerne hätte sie ihn noch weitere Sekunden geküsst, doch meldete sich langsam ihre Lunge, die nach Sauerstoff verlangte, weshalb sie den Kuss auch löste und versuchte ihre Atmung zu normalisieren. Ihr Gegenüber schien damit weniger ein Problem zu haben.
 

„Lass uns das noch Mal machen, Lucy“, meinte er nach einer Weile und schenkte ihr dieses Grinsen, welches er stets an den Tag legte. Dieses fast schon unschuldige und kindliche Grinsen. Dieses Grinsen war es auch, dass ihr die Röte ins Gesicht trieb. Wie konnte er das so sagen, als wäre das vollkommen normal? ‚So ist Natsu eben…‘ Sie lächelte darauf erneut.
 

„Gerne, aber zuerst sagst du mir die Worte, die ich hören will“, forderte sie ihn auf. Immerhin hatte sie ihm jene drei Worte gesagt. Sie wollte es auch von ihm hören. Eben als Bestätigung.
 

Auf ihre Worte hin kratzte er sich tatsächlich verlegen am Hinterkopf. ‚Er wird jetzt doch nicht schüchtern…oder?‘, wunderte sie sich und musterte ihn neugierig und kicherte sogar kurz.
 

„Ich liebe dich.“
 

In jenem Moment verspürte sie das Gefühl, als hätte ihr Herz für einen Moment lang ausgesetzt. Endlich. Da hatte sie die Worte, die sie von ihm hatte hören wollen. Zwar hatte sie ihm zuerst jene Worte gesagt, aber dennoch machte es sie unendlich glücklich. Ihr fiel nichts ein, was sie nun erschüttern könnte.
 

Nachdem sie ihn eine Weile angesehen hatte, legte sie ihre Arme um ihn und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. „Dankeschön, Natsu“, flüsterte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Die vergossenen Tränen waren bereits vergessen. Nur eine Sache war es eben nicht.
 

„Natsu…bitte sei in Zukunft vorsichtiger. Ich habe wirklich gedacht, dass ich dich verlieren würde.“
 

Auf ihre Aussage hin legte er seinen Kopf ein wenig schief. Jetzt ergab auch der vorletzte Auftrag einen Sinn. Hatte sie ihn etwa angeschrien, da sie sich sorgen gemacht hatte und er darüber gelacht hatte? ‚Typisch Lucy…‘, stellte er fest und grinste.
 

„Versprochen.“
 

„Dann ist gut.“
 

„…“
 

„…“
 

„Darf ich dich jetzt wieder küssen?“
 

„Hhm…w-…“

Being jealous

„Man! Ich verstehe das nicht! Was soll das?“, stieß er aus und fuhr sich durch seine Haare, die eine ungewöhnliche Farbe besaßen. Er lief auf ab, in dem Schlafzimmer seines kleinen bescheidenden Zuhauses. Das tat er bereit seit einer gewissen Zeit, dabei immer wieder dieselben Worte wiederholend. Das war das wirklich Einzige, was ihm durch seinen Kopf schoss. Für etwas Anderes hatte er keinen Platz in seinem Schädel, was an sich bereits recht eigenartig war, da er sich ansonsten nie mit so etwas hatte beschäftigen müssen. Also warum zum Geier nochmal dachte er – der große unbesiegbare und superstarke Feuer Dragon Slayer, auch Salamander genannt – darüber nach, was wohl in dem Kopf einer gewissen blonde Stellarmagierin vorging. Natsu Dragneel verstand es einfach nicht. Er wusste sich auch nicht wirklich zu helfen. Sein einzig treuer Helfer war Happy - ein blauer Exceed. Doch dieser grinste lieber spitzbübisch vor sich hin. Natsu war sich sicher, dass dieser ganz bestimmt ihm weiterhelfen könnte. Er wollte nur nicht. ‚Verdammter Happy…angeln gehe ich mit dem sicherlich nicht mehr!‘
 

Wenn es etwas gab, worin er sich jedoch sicher war, dann war es die Tatsache, dass ihn das Verhalten seiner Partnerin störte. Wirklich störte. Immerhin ging sie immer seltener auf Aufträge mit ihm und bestand stets darauf, dass auch zu mindestens Gray dabei war. Es waren jedoch nicht nur die Aufträge. Wenn es nur das wäre, dann würde er sich garantiert nicht so aufführen. Das, was ihn am meisten momentan störte, war die Tatsache, dass Lucy anstatt mit ihm und Happy abzuhängen neuerdings sich mit anderen traf. Mit irgendwelchen anderen Typen, die nicht einmal Magier teilweise waren. Natürlich sprach nichts dagegen, dass sie auch mit anderen sich treffen wollte. Das war es ja nicht, aber sie reduzierte die Zeit mit ihm dermaßen und traf sich nahezu täglich mit jemand Neuem, sodass der Rosahaarige inzwischen davon ausging, dass sie inzwischen alle jungen Männer der Stadt kennen musste. Wieso hatte sie Zeit für Fremde, aber nicht für ihn? Waren sie nicht ein Team und dazu noch beste Freunde?
 

Er verstand es einfach nicht.
 

„Wieso führt sie sich denn so auf? Happy, erkläre es mir!“, forderte er den Exceed auf, der sich immer noch auf seine Kosten hin köstlich zu amüsieren schien. Warum grinste er überhaupt darüber? Verstand er etwa den Witz an der ganzen Sache nicht? Gab es überhaupt einen?

Der blaue Kater schüttelte seinen Kopf. „Frag doch lieber Lucy selbst. Sie kann doch so gut erklären!“, schlug er vor und musste es sich verkneifen nicht gleich los zu prusten. In der Tat wusste er ganz genau, was da mit seinem ‚Vater‘ los war. Würde er es ihm sagen? Auf gar keinen Fall! Immerhin sah er endlich die Chance, dass seine Vorstellungen wahr werden würden und die einer gewissen Weißhaarigen, die hiervon sichtlich entzückt sein würde.
 

„Ich gehe zu Charle und Wendy“, verabschiedete er sich schließlich und flog aus dem Fenster hinaus. Er hoffte mal, dass Natsu genau das tun würde, was er ihm vorgeschlagen hatte. Denn Happy war sich sicher, dass es sicherlich Natsu zur Einsicht verhelfen würde.
 


 

Es dauerte nicht lange und besagter Dragon Slayer machte sich auf zum Apartment seiner besten Freundin, die er immer weniger zu Gesicht bekam. Während er in die Richtung schlenderte, erinnerte er sich daran, wie das ganze begonnen hatte, denn daran konnte er sich überraschenderweise wirklich gut erinnern.
 

Es hatte vor einigen Wochen angefangen. Lucy war so eigenartig drauf gewesen und hatte die ganze seufzen müssen. An einem Tag fand dies schließlich sein Ende. Irgend so ein Typ hatte sie um ein Date gebeten. Sie kannten sich aus einem Buchladen Magnolias. Bei so guter Laune hatte Natsu Lucy lange nicht mehr gesehen. Deshalb hatte er sich ja zunächst wirklich für sie gefreut. Wieso auch nicht? Er mochte es, sie lächeln zu sehen. Das stimmte ihn auch munter. So lange sie glücklich war, sollte es doch in Ordnung sein.
 

Leider blieb es nicht nur bei diesem Date.
 

In den folgenden Tagen hatte sie immer wieder Dates und das immer wieder mit einem Neuen. Auf Aufträge ging sie nicht in dieser Zeitspanne, da der vorherige Auftrag ihr bereits genug eingebracht hatte. So musste sie sich für die nächsten Wochen sich nicht um ihre Miete kümmern wie sonst immer. Aufträge ohne Lucy hatten ihren Reiz verloren. Er hatte sich viel zu sehr an die Präsenz von ihr gewohnt. Inzwischen ging es nicht mehr ohne sie. Als er sie darauf angesprochen hatte, hatte sie ihn lediglich angemault und gemeint, dass sie Wichtigeres zu tun hatte, als irgendeine gefährliche Quest anzunehmen.
 

Doch das war nicht alles. Selbst wenn sie nicht gerade auf einem Date war, mied sie ihn. Das war ihm erst einmal nicht so wirklich aufgefallen, aber dann hatte Erza ihn darauf angesprochen. Sie hatte ihn gefragt, ob er und Lucy momentan streiten würden. Das taten sie doch nicht!
 

Seufzend kam er schließlich bei Lucys Apartment an und starte zu ihrem Fenster hinauf. Er würde seine Antworten bekommen. Ob sie wollte oder nicht. Dann sprang er auch schon hoch und hielt sich am Fensterrahmen fest. Als das Fenster hoch geschoben war, kletterte er auch schon hinein und sah sich um. Von Lucy war nichts zu sehen, aber wenn er seinen guten Ohren vertrauen durfte, duschte sie gerade. Wahrscheinlich hatte sie wieder einmal eines ihrer Dates. Bei dem Gedanken verzog er seine Miene. Ihm ging das deutlich gegen den Strich. Warum verbrachte sie auch lieber mit Fremden ihre Freizeit? Vielleicht hatte Erza irgendwie Recht und die blonde Stellarmagierin war sauer auf ihn? Doch was hatte er denn ausgebraten? Vom letzten Auftrag war dieses Mal nicht für Reparationskosten drauf gegangen. Ein anderer Grund wollte ihm nicht einfallen.
 

Seine Gedanken wurden von einem Kreischen unterbrochen. Irritiert hob er seinen Kopf an und starte in die Richtung Lucys, die ihr Handtuch in einem klammernden Griff festhielt und ihn erschrocken ansah. Hatte sie ihn nicht erwartet? Nun, das kümmerte ihn nicht.
 

„Also L-“
 

„Natsu! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht durch das Fenster kommen sollst?!“, unterbrach sie ihn auch gleich und klang dabei wirklich sauer. Sie schnappte sich etwa saus ihrem Schrank und verschwand wieder im Bad. Kurz darauf kam sie bereits angezogen wieder raus und Schritt auf ihn zu und beugte sich zu ihm hinunter.
 

„Wenn du auf einen Auftrag willst, dann suche dir wenn anders, ich bin heute beschäftigt!“
 

„Hätte mich auch gewundert, wenn du Zeit hättest.“
 

„Huh? Was soll das jetzt denn bitte schön heißen?“
 

„Du gehst ohnehin lieber auf deine Dates, als mit Happy und mir auf einen Auftrag zu gehen!“
 

„Das ist doch meine Sache!“
 

„Fein, wann kannst du denn, ‚Miss-ich-bin-viel-zu-beschäftigt‘?“
 

„Ich bin nicht die ganze Zeit beschäftigt! Ich werde scho-“
 

„Du wirst schon Zeit für mich finden in deinem straffen Terminkalender? Wie großzügig von dir! Tut mir echt leid, Lucy, aber ich werde nicht weiterhin auf dich warten. Wenn du doch lieber mit irgendwelchen Typen auf Verabredungen gehst, kannst du auch gleich Aufträge mit ihnen erledigen. Sie sagen sicherlich nicht ‚Nein‘ und zerstören auch nichts dabei. Bye, Lucy.“ Mit diesen Worten verschwand der Dragon Slayer auch wieder aus dem Fenster.
 

Er war so sauer, es brodelte förmlich in ihm. Er verstand es einfach nicht, wie Lucy diese vielen Verabredungen ihm vorziehen konnte! Er würde für sie auch alles und jeden stehen lassen. Dem Anschein nach sah es bei ihr vollkommen anders aus.
 

„Soll sie doch auf ihr bescheuerten Dates gehen mit irgendwelchen Heinis, ist mir doch egal…“; grummelte er, bevor er die Gilde ansteuerte. Er würde so was von auf einen Auftrag gehen und kräftig in irgendetwas dabei reinhauen. Oder er würde sich einfach mit Gray in der Gilde anlegen. Nein, das war nicht hart genug. Da musste jemand anderes her.
 


 

Grummelnd schlenderte der Feuermagier durch die Straßen Magnolias. Vielleicht hätte er Erza nicht herausfordern sollen und vielleicht hätte er sie nicht provozieren sollen, indem er ihren geliebten Erdbeerkuchen zu Boden geschmissen hat. Aber er war so schlecht gelaunt gewesen, er hatte sich wirklich nur abreagieren wollen. Nun, leider hatte Erza ihm mit einem gezielten Schlag aus der Gilde befördert. Ihm war nach gar nichts zu Mute. Nicht einmal einen Auftrag wollte er erledigen. Happy war ohnehin irgendwo nur nicht bei ihm. Dabei könnte er wirklich ein wenig Gesellschaft gebrauchen, die nicht gleich ihn anschrie oder zu Brei prügeln wollte. Ein Seufzen verließ seine Lippen, als er sich gegen die nächste Hauswand lehnte. Wieso war Lucy auch so schwierig gerade?
 

„Wirklich? Und was ist dann passiert?“, vernahm er auf einmal eine weibliche Stimme, die nicht nur furchtbar vertraut war, sondern auch gar nicht allzu weit entfernt war. Er lugte um die Ecke und erkannte seine Teamkameradin. Sie saß einem Typen gegenüber. Dem Anschein nach hatten sie beschlossen, sich in einem Café niederzulassen. Sie trug ein Lächeln im Gesicht. Besonders fröhlich wirkte sie dennoch nicht. Ihre Augen strahlten nur halb so stark, wie sie es sonst taten. Wenn sie bei ihm war.
 

„Nun, dann bin ich…“, redete der Typ weiter. Er besaß hellbraune Haare und war gebräunt. Dem Aussehen zu urteilen hielt er sich fit. Natsu verbrachte wahrscheinlich eine halbe Stunde damit den Beiden bei ihrem Date zuzusehen und dabei fiel ihm eine Sache deutlich auf. Nur dieser Typ war am Reden. Lucy gab nur manchmal ihren Kommentar dazu ab. Wollte er etwa nichts über sie wissen? Dabei erzählte Lucy gerne von sich. Er musste es ja wissen, da er es sich meist ihr Gerede anhören durfte. Wahrscheinlich hielt sich ihr Date für wirklich wichtig.
 

Der Braunhaarige griff nach der Hand von ihr und sie ließ ihn gewähren. Wurde sie gerade rot? Natsu verengte seine schwarzen Augen. Wieso wurde sie wegen so einem Trottel verlegen? Was tat er denn besonderes? Er musste sie doch langweilen! Er hatte sich nicht einmal ein einziges Wort einprägen können, was er gegenüber Lucy erwähnt hatte. Das musste doch etwas bedeuten!
 

„Lucy, du bist wirklich wunderschön.“
 

Auf diese Worte hin könnte er kotzen. Fiel dem nichts Besseres ein, als Lucy auf ihr Aussehen ein Kompliment zu machen? Das war doch erbärmlich. Wieso wurde sie jetzt noch röter im Gesicht und sah verlegen zu Seite? Langsam riss sein Geduldsfaden. Keine Sekunde länger würde er seine Teamkameradin mit so einem Depp alleine lassen. Auf den konnte sie getrost verzichten. Lieber könnte sie Zeit mit ihm verbringen. Da würde sie wenigstens sie selbst sein können. Er hatte nie hohe Erwartungen an sie und würde sie nie zwingen eine halbe Ewigkeit im Bad sich fertig zu machen. Er mochte sie, wie sie eben war. Er gab nie derartig sinnloses Zeug von sich. Das wichtigste jedoch war, dass es ihr wohlergehen ihm wirklich wichtig war. Er stellte es stets an erste Stelle. Natürlich war er vorhin alles andere als verständnisvoll gewesen, aber nach einem Monat von ihren ständigen Dates, besänftigte ihn nicht gerade.
 

Die Beiden standen auf, nachdem Lucys Date gezahlt hatte und verließen das Café. Ihr Weg führte sie durch halb Magnolia, dabei waren ihre Hände ineinander verhakt. Natsu folgte ihnen aus einem Sicherheitsabstand. Das hieß, dass er ihre Worte mitbekam, aber weit genug war, um nicht gesehen zu werden. Denn er war sich sicher, dass Lucy alles andere als erleichtert reagieren würde, wenn sie davon erfahren würde. Es würde auch keiner erfahren. Jemandem erzählen würde er das ganz bestimmt nicht.
 

Es vergingen weitere zwei Stunden, als die Beiden vor Lucys Apartment stehen blieben. Dem Anschein nach war das Date endlich vorbei, worauf Natsu erleichtert seufzte. Sicherlich würde Lucy mit diesem Schleimbeutel nie wieder etwas zu tun haben. Auf den konnte sie doch verzichten. Er konnte sie nicht glücklich machen. Keinesfalls würde er also zulassen, dass seine beste Freundin diesen Möchtegern-Mann erneut wiedersehen würde.
 

Zu seinem Entsetzen nahm jener Mann ihre zweite Hand in die seine und beugte sich zu ihr runter. Ohne weiter darüber nachzudenken, schritt er auf die Beiden zu. Bevor der junge Mann die Lippen Lucys berühren konnte mit den seinen, wurde er auch schon von Natsu zu Seite geschlagen, der sich dabei nicht gerade zurück gehalten hatte. Der Mann fiel ein paar Meter weiter zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die Faust mit welcher er zugeschlagen hatte, war von seinen Flammen umhüllt.
 

„N-natsu!“, kam es überrascht von der Blondine, die von ihrem Date und dem Genannten hin und her sah. Das hatte sie ganz bestimmt nicht kommen sehen. Wie sie darauf reagieren sollte, wusste sie auch nicht wirklich. Sie war wirklich verwirrt über das Handeln ihres besten Freundes. Noch nie zuvor war er so weit gegangen.
 

„Mit solchen Schwächlingen verbringst du deine Zeit lieber?“, antwortete er ihr nur und klang dabei wirklich ruhig. Er warf ihr kurz einen Blick zu, bevor er sich auch schon umdrehte und sich zum Gehen wendete. Seine Tat bereute er ganz bestimmt nicht. Der verdammte Kerl hatte sie küssen wollen. Dabei war es doch seine Lucy. Keiner hatte sich ihr ungefragt zu nähern. Er würde es wirklich keinem mehr gestatten.
 

„Natsu, wie konntest du nur? Er hat dir doch nichts getan und er…“
 

„Du wolltest also von ihm geküsst werden? Sah nicht wirklich danach aus. Aber wenn es so ist kannst du ihn ja vielleicht wach küssen, wie in deinen bescheuerten Märchengeschichten…“ Seine Stimme triefte immer noch von seiner miesen Laune. Ihre Reaktion hatte ihm das Vergnügen diesen Schlag endlich ausführen zu können, nun vollkommen weggeblasen. Na super!
 

Da sie nichts mehr zu sagen hatte, ging Natsu weiter. Wahrscheinlich würde sie morgen gleich den nächsten Typen anschleppen. Bei dem Gedanken drückte er seine Kiefer aufeinander. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Auf einmal wurde er an seinem Schal zurück gezogen. Ihm blieb dabei sogar schon fast die Luft weg.
 

„Du kommst jetzt schön mit, Natsu!“ Lucy klang sauer. Ohne seine Antwort abzuwarten, zog sie ihn weiter an seinem Schal. Als sie diesen schließlich losließ, befanden sie sich bereits in ihrem Apartment. Mit vor sich verschränkten Armen funkelte sie ihn an. Er starte leidglich wenig beeindruckt zurück. Was sollte das jetzt werden? Sollte er jetzt Schuldgefühle empfinden? Wofür denn bitte? Er hatte sie nur von dem Kerl befreien wollen. Und vielleicht sich ein wenig abreagieren wollen. Denn er war wirklich schlecht gelaunt. Es kochte und brodelte in seinem Inneren.
 

„Also hör Mal, vielleicht wollte ich ja von ihm geküsst werden? War aber nur so nervös, weil es meine erster Kuss werden sollte? Und nun hast du alles kaputt gemacht!“, stieß sie schließlich aus und schien nicht minder sauer drauf zu sein wie er. Sie antwortete ihm auf seine vorherige Aussage.
 

Auf ihre Worte hin stutzte der Rosahaarige und sah sie fast schon fassungslos an, als könnte er ihren Worten nicht glauben. Hatte sie gerade wirklich gesagt, dass sie von diesem Egomanen hatte einen Kuss bekommen wollen?
 

„Wolltest du nicht.“
 

„Aha, woher willst du das denn wissen?“
 

„Weil ich es eben weiß.“
 

„Das ist keine Erklärung.“
 

„Er war nicht an dir interessiert, Lucy.“
 

Ihr Mund öffnete sich um eine Bemerkung abzugeben. Wahrscheinlich etwa in die Richtung, woher er das doch wissen sollte. Aber mit einem Mal ergab eine Sache für Lucy Sinn. Das Timing Natsus war viel zu perfekt gewesen, als es hätte ein Zufall sein können. Aus dem Grund wich aus ihren Augen der genervte Blick, stattdessen lächelte sie wieder und schien ein wenig amüsiert.
 

„Wie kommst du denn zu diesem Schluss, Natsu?“
 

„Na, der hat doch ständig nur von sich geredet und dich kein einziges Mal nach deinen Interessen sich erkundigt und…“ Mit einem Mal fiel Natsu auf, dass er dies eigentlich nicht wissen sollte. Für ihn ergab es nun wieder rum Sinn, aus welchem Grund seine Teamkameradin nun anfing zu kichern. Sie hatte ihn ausgetrickst und er war darauf reingefallen. Jetzt wusste sie Bescheid. Dass er auch manchmal nicht über seine Worte nachdachte!
 

Das Kichern Lucys verstummte. Stattdessen wirkte sie wieder ein wenig enttäuscht. Als hätte sie soeben etwas festgestellte, was ihr nicht gefallen wollte.
 

„Natsu…warst du vielleicht eifersüchtig?“ Klang sie ein wenig hoffnungsvoll dabei? Nein, das bildete er sich sicherlich nur ein.
 

„Ich mochte den Typen einfach nicht und den ganzen Rest übrigens auch nicht. Lucy, du hast einen echt bescheuerten Geschmack, was deine Dates betrifft. Diese vergeudete Zeit hättest du mit mir verbringen können.“
 

Die Blondine schaute ihn ein wenig verwirrt an, bevor sie wieder anfing zu lächeln. Es hatte Natsu wohl gestört, dass sie ihn so vernachlässigt hatte und er hatte ihr letztes Date mitverfolgt und ihr Date daran gehindert, dass er dazu kam, sie zu küssen. Eigentlich war sie sich sicher, dass ihr werter Teamkamerad wohl ziemlich eifersüchtig gewesen war. Ob mehr dahinter steckte, konnte sie nicht sagen. Alleine die Tatsache, dass er es eben war, erfreute sie bereits und ließ ihr Herz vor Aufregung schneller klopfen.
 

„Na schön. Wir wäre es mit einem Auftrag?“, schlug sie vor.
 

„Nicht heute, ich will essen…“
 

Sie schüttelte darauf nur lächelnd ihren Kopf, begab sich aber dennoch in die Küche. Mal sehen, was sich daraus entwickeln würde. Doch eines stand fest. Fürs erste würde sie sich wieder ihrem liebsten Dragon Slayer widmen.
 

„Du brauchst nichts kochen, Lucy.“
 

„Huh…aber du meintest doch…“, kam es verwirrt von ihr und sie drehte sich zu ihm um.
 

Als Antwort griff er einfach Mal nach ihrer Hand und zog sie mit nach draußen. Die Tür bekam sie auch gerade so noch zu und ihre Schlüssel auch noch rechtzeitig zu fassen.
 

„Natsu…wohin gehen wir?“
 

Ein wenig irritiert sah der Angesprochene zu ihr, grinste darauf jedoch.
 

„Na, auf ein Date!“
 

„…“
 

„Hhm?“
 

„…“
 

„…“
 

„Ehhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh?!“

Being luc(k)y

Mit eilenden Schritten lief Lucy auf die Gilde zu, die sich Fairy Tail nannte. Noch nie zuvor hatte sie es so eilig gehabt, zu jener Gilde zu gelangen. Der Grund dazu war auch vollkommen absurd, aber gleichzeitig war er auch unheimlich wichtig in ihren Augen. Denn als sie vor kurzem aufwacht war, hatte sie sich an den vorherigen Tag erinnert. Doch diese Erinnerung schien ihr so unglaublich und so unwahr, dass sie es für einen Traum hielt. Jedoch konnte sie den Wahrheitsgehalt ganz einfach überprüfen. Wenn sie durch die Tore der Gilde schreiten würde, dann würde sie es wissen. Ganz bestimmt.
 

Schließlich stand sie vor jenen Toren mit klopfendem Herzen. Sie war lange nicht mehr so nervös gewesen. Einfach die Tür aufstoßen. Keiner würde ihr etwas tun können. Fast schon mit großer Vorsicht öffnete sie die Türen zur Gilde. Begrüßt wurde sie von der tobenden Unruhe innerhalb der Gilde. Dies war immerhin Alltag in ihrer liebsten Gilde. Inzwischen hatte sie sich an die täglichen Unruhen gewöhnt und konnte darüber schon lächeln, auch wenn es nicht so strahlend wie bei einer gewissen Weißhaarigen wirkte.
 

Suchend schaute sie sich um. Dort, wo es am Lautesten und Brutalsten zuging, dort würde sie ihren besten Freund vorfinden. Diesen wollte sie auch sprechen. Denn es ging ja schließlich um ihn. Als sie schließlich das ersehnte rosa Haar in der kämpfenden Menge ausmachte, hellte sich ihr Gesicht augenblicklich auf und ein rötlicher Schimmer bedeckte ihre Wangen. Sie hob ihre Hand. „Na-…“, fing sie an, wurde jedoch unterbrochen, denn es kam unerwartet ein Flugobjekt ihr entgegen und warf sie wortwörtlich um. Mit einem Mal war ihre Welt schwarz und ruhig.
 


 

Das Licht blendete sie ein wenig, als sie ihre Augen endlich wieder öffnete. Ihr Untergrund war weich und sie war sich sicher, dass sie an ihre eigene Zimmerdecke starte. Würde nicht der Kopf der Blondine wehtun, hätte sie fast schon denken können, dass sie das mit dem fliegenden Fass nur geträumt hätte, denn vorgekommen war es bereits des Öfteren in ihren Träumen. Die Schmerzen schienen jedoch erträglich, da etwas Kühles auf ihrer Stirn lag. War das etwa Eis? Vorsichtig tastete sie ihr Gesicht ab und kam mit etwas Kühlem in Berührung. Eis. Jemand hatte ihr einfach mal einen Brocken Eis auf die Stirn gelegt! Nun, es tat seinen Job und kühlte ihre Beule, dennoch fror ihre Haut darunter, weshalb sie es auch bei Seite legte und unter ihrer Bettdecke verschwand. Dabei schloss sie ihre Augen. Dieses Stück Eis hatte sie deutlich ein wenig abgekühlt. Für wie lange war sie denn ohnmächtig gewesen? Kurz öffnete sie ihre Augen. Sie lag alleine in ihrem Bett. So gerne hätte sie nun Natsu bei sich. Zwar stieß sie ihn stets aus ihrem Bett, da es unangebracht war, mit einer jungen und hübschen Jungfrau, wie sie es eben war, in einem Bett zu schlafen. Dennoch vermisste sie seine Wärme und auch seine Nähe an sich.
 

„Als ob Natsu je so etwas machen würde…der ist ein viel zu großer Kindskopf, um so weit zu gehen…“, stellte sie fest und kicherte. Nein, Natsu würde ihr niemals beabsichtigt zu nah kommen. Unter Liebe, die im romantischen Sinne zu verstehen war, konnte er sicherlich kaum etwas verstehen. Aus dem Grund seufzte sie auch. Warum hatte sich ihr Herz also ausgerechnet ihn ausgesucht? Selbst, wenn er es wollen würde, könnte er ihre Gefühle nicht erwidern. Dennoch hatte er am vorherigen Tag jene Worte zu ihr gesagt:
 

„Ich will dich immer um mich herum haben, Lucy.“
 

Natürlich war das rein freundschaftlich zu sehen. Wie konnte es auch anders sein? Aber dennoch brachte es ihr Herz aus seinem typischen Rhythmus. Wusste er überhaupt, was er da gesagt hatte? Wenn man es so nahm, wie er es ihr gesagt hatte, könnte man meinen, dass er ihr sozusagen einen Antrag gemacht hatte. Bei diesem Gedanken lief ihr Gesicht feuerrot an. Wie kam sie jetzt auf so etwas? So hatte er es ganz bestimmt nicht gemeint! Außerdem war es doch auch ein wenig voreilig. Immerhin musste man doch zunächst wenigstens ein Jahr eine gesunde Beziehung führen, bevor man überhaupt ans Heiraten dachte!
 

„Ich und Natsu…heiraten…?“ Die Vorstellung alleine reichte, um ihr ein strahlendes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auch wenn es unrealistisch war, sie durfte doch wohl darüber träumen! Fast schon vergaß sie, dass ihr ein wenig kalt war. Tatsächlich vermisste sie zum ersten Mal ihre menschliche Heizung und hätte nichts dagegen in seinen Armen zu liegen und…
 

Hastig schüttelte sie ihren Kopf. Sie durfte es sich nicht vorstellen. Das würde alles nur noch schlimmer machen! Solche Gedanken gehörten ohnehin nicht in ihren Kopf! Wie war sie überhaupt hierhergekommen? Jemand musste sie hierher gebracht haben. Ob es Natsu gewesen war? Brummend zog sie sich die Decke über ihren Kopf. Ein wenig mehr Schlaf würde ihre sicherlich gut tun. Das Ganze würde sie noch verrückt machen.
 

„Natsu…“, verließ es leise ihren Mund, bevor ihr Bewusstsein erneut in die einladende Dunkelheit glitt.
 


 

Sie träumte, dass wusste sie sofort, da sie sich in einer dunklen Höhle befand und sie sicher war, dass sie nie alleine in irgendeine Höhle gehen würde und dabei nicht einmal ihre Schlüssel mitnehmen würde. So tollpatschig war sie nämlich nicht! Alles wirkte so trist und leer. Die scheinbar alles verschlingende Dunkelheit machte ihr Angst. Noch wichtiger war wohl die Tatsache, dass eisige Kälte herrschte. Lucy wusste nur, dass sie hier raus musste. So schnell wie möglich!
 

„Lucy!“
 

Sie fuhr herum und machte ihren rosahaarigen Partner aus, der grinsend in ihre Richtung lief. Natsu. Dort, wo er entlang lief, schien die dunkle Höhle erleuchtet zu werden. Ihr Gesicht hellte sich mit einem Mal auf und sie lief ihm entgegen und schlang ihre zierlichen Arme um dessen Körper, als sie bei ihm angekommen war. Wärme empfing sie. Es war so schön warm. Lucy drückte sich näher an ihn. Sie wollte ihn nie wieder loslassen. Auch wenn sie spürte, wie er versuchte ihren Griff zu lockern. Wahrscheinich drückte sie momentan zu fest zu. Doch das war ihr in jenem Fall egal. Er würde damit leben müssen fürs erste.
 

„Oi…L-lucy…“ Eindeutig, ihr eiserner Griff um dessen Oberkörper schien selbst für ihn, ein wenig zu kräftig zu sein.
 

„Damit musst du jetzt fertig werden“, erwiderte sie kichernd und sah zu ihm auf. „Du hast doch gesagt, dass du mich immer um dich haben willst. Ich erfülle dir diesen Wunsch nur allzu gern.“ Ein Lächeln breitete sich dabei auf ihren Zügen aus.
 

Das hatte er ihr tatsächlich gesagt.
 


 

Es war immer noch so schön warm, als sie ihre Augen aufschlug. Wach wurde sie durch ein Geräusch, dass sie deutlich nach an einem Brummen angehört hatte. Woher konnte das nur kommen? Verwundert schlug sie ihre Augen auf. Blinzelnd startete sie nach vorne, ehe sie rot anlief. Das Brummen war von Natsu gekommen, dessen Kopf hatte sie nämlich dicht zwischen ihre Brüste gedrückt. Wahrscheinlich hatte er versucht, ihr dies mitzuteilen (deshalb auch das Brummen), da er nicht mit Gewalt sich von ihr losreißen würde. Doch konnte Lucy nicht wirklich daran denken in jenem Moment. Das war ihr nämlich gerade viel zu peinlich. Sie ließ ihn los, schubste ihn aber gleich darauf auch schon aus ihrem Bett. Hastig richtete sie sich auf. Ihre eine Hand krallte sich in ihr Oberteil, wo sie das deutliche Pochen ihres Herzens vernahm. Ihre Augen waren immer noch verlegen auf den Feuermagier gerichtete, der sich grummelnd aufrichtete und etwas für sie Unverständliches vor sich hin murmelte.
 

Schließlich blickte er wieder in ihre Richtung, worauf ihr Herzklopfen noch weiter zunahm und die Röte erneut deutlich zu erkennen war. Seine Augen, die wie funkelnde Onyxe auf sie wirkten, schienen sie in ihren Bann zu ziehen. Statt sie jedoch auszulachen oder so, setzte er sich wieder zu ihr ans Bett und musterte ihr Gesicht. Die Blondine wünschte sich wirklich, dass er es lassen würde. Wie konnte er sie auch nur mit so einem intensiven Blick ansehen, ohne dabei verlegen zu werden? Oder fiel ihm das gar nicht auf? Das lag wahrscheinlich an seiner Naivität. Er verstand nicht, dass er ihr viel zu nah war.
 

Auf einmal seufzte er und sah zu Seite. „Tut mir Leid wegen dem Fass, ich war wohl zu abgelenkt gewesen und habe dich deshalb nicht bemerkt…“ Dabei kratzte er sich am Hinterkopf und schielte er wieder zu ihr. Dabei atmete sie erleichtert aus. So wie es aussah, war ihm ihre Verlegenheit nicht aufgefallen.
 

Apropos…
 

„Das ist mir wirklich egal, Natsu. Ist ja nicht so, als wäre es zum ersten Mal passiert…Viel wichtiger ist mir eher gerade, was du in meinem Bett mal wieder verloren hattest! Und wieso du an meine Brust gedrückt warst, du elender Lustmolch! Das etliche Reinplatzen, während ich ein Bad nehme, sit dir wohl nicht mehr gut genug, was? Perverser!“ Dabei streckte sie ihren Zeigefinger in seine Richtung, , worauf er verdattert drein sah. Vielleicht fragte er sich tatsächlich, was daran wohl so schlimm gewesen war. Wäre ja auch nicht das erste Mal. Es war ja auch nicht so, als hätte er zu viel gesehen.
 

„Du hast mich doch zu dir gezogen, du Verrückte!“, gab er verwirrt von sich. „Ich habe nur nach dir sehen wollen, da ich meinen Namen gehört habe. Ich war in der Küche…weißt du…Auf jeden Fall bin ich zu dir und dir schien kalt gewesen zu sein, also habe ich mich zu dir hin gesetzt, aber du hast mich mit einem Mal einfach Mal am Kopf gepackt und mich angefangen wie eine Verrückte an dich zu pressen! Das war doch nicht meine Schuld…“ Jetzt klang er schon nervös. Sie verengte darauf auch schon ihre Augen. In ihrer Küche? Also hatte er sich jetzt auch noch unerlaubt an ihrem Kühlschrank bedient? Wie oft musste sie ihn denn bitte daran erinnern, dass er nicht ihre Vorräte aufessen sollte? Sie brauchte ihr Geld doch für ihre Miete und nicht dafür, um ihn mit essen zu versorgen! Aber warte Mal…er hatte sie gehört? Mit einem Mal war es ihr egal, dass er vorhin im Bett an sie gedrückt gelegen hatte. Viel wichtiger sah sie nun die Tatsache, dass er ihre Worte deutlich vernommen hatte durch sein verschärftes Hören.
 

„Habe ich in meinem Schlaf geredet?“, fragte sie ihn leise. Das war das Einzige, was sie noch wissen musste. Sie suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort. Er brauchte ihr gar nicht mehr zu antworten, sie konnte es deutlich in seinen Augen ablesen. ‚Verdammte Scheiße…‘, schoss es ihr durch den Kopf. Er hatte ihr Gemurmel von Heirat mitbekommen und jetzt auch noch dieses peinliche Verhalten ihrerseits, welchen sie im Traum an den Tag gelegt hatte.
 

Jetzt wäre wohl der passende Zeitpunkt für den Weltuntergang. Sie würde ihn mit offenen Armen empfangen.
 

„Kya~!“, stieß sie aus und kroch mit einem Mal unter ihre Decke und zog diese sich über ihren Kopf. Was wusste er wohl nun aus ihren Worten? Konnte er sich daraus einen Reim machen? Wusste er also von ihren Gefühlen? War ihm das alles aufgefallen? Konnte er ihre Verlegenheit auch deuten? Viel zu viele Fragen durchströmten ihre Gedanken in jenem Moment. Und sie befürchtete, dass die Antworten ihr keinesfalls gefallen würden. Also brauchte sie auch erst gar nicht nach diesen zu suchen. Ein Problem weniger. Juhu!
 

„Was ist denn jetzt schon wieder mit dir los?“, fragte Natsu irritiert und sah auf die Stelle, wo sie eben noch gesessen hatte. „Oi, Lucy!“
 

Auf gar keinen Fall würde sie ihm antworten! Sie musste sich etwas einfallen lassen. Vielleicht konnte sie ihr Verhalten darauf schieben, dass sie sich den Kopf gestoßen hatte? Das klang nach einer fabelhaften Idee, oder nicht?
 

„Jetzt komm schon, Lucy. Ich muss dich etwas Wichtiges fragen…“, merkte er fast schon ungeduldig an.
 

Darauf konnte er so was von mal lange warten! Also wirklich! Wie konnte er von ihr auch erwarten, dass sie wieder hervor gekrochen käme nach all dem? Nicht nur hatte sie in seine Worte ihre Wunschvorstellungen einfließen lassen – nein, es kam sogar noch schlimmer - sie hatte sich nebenbei vollkommen lächerlich vor ihm gemacht! Es war nur noch eine Frage der Zeit bis er darauf käme, was mit ihr los war. Selbst bei seinem mangelndem Verständnis würde es irgendwann ‚Klick‘ machen. Und so würde ihre Freundschaft wahrscheinlich enden. Traurig war das. Wirklich traurig. Lucy war schon fast danach in Tränen auszubrechen.
 

„Hau ab, Natsu! Ich will dich gerade nicht sehen!“
 

„Ehm...Lucy…“
 

„Mir ist es egal, was du mich fragen willst! Ist sicherlich nicht weiter wichtig“, keifte sie, ehe sie seufzte, „Ich möchte jetzt alleine sein, Natsu.“
 

„Also wegen dem, was ich gesagt habe…“, redete er weiter ihre Worte dabei eindeutig ignorierend. Eigentlich war das ein wirklich triftiger Grund, um ihn hinaus aus dem Fenster zu kicken. Doch seine Worte ließen sie aufhorchen. Meinte er jene Worte, die sie dachte, dass er meinte? Ihr Herzschlagen beschleunigte sich mit einem Mal ein weiteres Mal. Was wollte er ihr jetzt sagen?
 

„Wenn du es nicht hören willst, sollte ich wohl wirklich gehen…“, vernahm sie nach einer Weile seine Stimme und sie spürte, wie er von ihrem Bett aufstand. Lucys Herz schien in jenem Moment auszusetzen. Er wollte gehen? Natsu konnte sie doch nicht in diesem Zustand alleine lassen? Außerdem wollte sie gar nicht alleine sein!
 

Mit einem Mal warf sie ihre Decke bei Seite und richtete ihren Oberkörper auf, nur um in das Gesicht des Rosahaarigen zu starren, der sie zunächst verwundert ansah, ehe sein typisches Grinsen sich bildete, als hätte er das alles geplant.
 

„So einfach wirst du mich nicht los, Lucy. Das müsstest du doch inzwischen wissen“, merkte er schmunzelnd an und tippte ihr gegen ihre Stirn und lehnte sich zurück. Das Grinsen verließ seine Gesichtszüge während dessen kein einziges Mal. Er wirkte recht zufrieden mit sich.
 

Die Wangen der Blondine verfärbten sich während dessen in ein zartes Rosa. Da hatte er sie wohl erwischt.
 

„Also, was wolltest du mich fragen?“, stieß sie schließlich aus und drehte ihren Kopf zur Seite, schielte aber immer noch dabei in seine Richtung. Sie musste das jetzt wissen.
 

„…“
 

„…“
 

„…eh…“
 

„…“
 

„…ich glaube, ich habe es vergessen…“
 

„…“
 

„…“
 

„Wie bitte? Ist das etwa dein ernst?“
 

Natsu nickte auf ihre Frage hin, worauf sie ihn ungläubig ansah. Da verzog ihre Miene sich aber auch schon. Wenn er sich nicht mehr daran erinnerte, war es wohl nicht sonderlich wichtig gewesen.
 

Nach seinen Worten herrschte für eine Weile Stille. Sie war für Lucy alles andere als angenehm. Sie vernahm die wilden und nun auch noch schmerzhaften Schläge ihres Herzens in ihrem Brustkorb. Ihre braunen Augen waren auf ihre Bettdecke gerichtet, während ihre Finger sich in diese krallten. Was hatte sie sich nur gedacht? Weil sie es zugelassen hatte, dass Hoffnung in ihr aufgekeimt war, wurde sie natürlich umso mehr enttäuscht. Wieso hatte sie nicht einfach es lassen können? Warum war ihr diese Freundschaft denn nicht mehr genug? Wieso konnte sie in Natsu nicht dasselbe sehen wie in Gray? Warum fühlte sie sich von Natsu angezogen, wenn es Leute wie Loke gab, die sicherlich an ihr im romantischen Sinne interessiert wären? Wieso hatte sie alles komplizierter machen müssen? Natsu hatte wohl Recht. Sie war eigenartig.
 

Sie hatte wirklich kein Glück im Leben.
 

„Ah! Jetzt ist es mir wieder eingefallen!“, durchbrach der Dragon Slayer die Stille freudig und grinste vor sich hin, während er seine zu einer Faust geballte rechte Hand in seine linke flache Hand stieß.
 

Lucy sah kurz auf, ehe sie wieder auf ihre Decke starrte. Damit drückte sie aus, dass sie ihm zuhören würde. Doch wollte sie keinesfalls ihn dabei ansehen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz dabei in tausenden von Scherben zerbersten könnte.
 

„Ich habe darüber nachgedacht und finde wie sollten heiraten, Lucy!“
 

Ah ja. Das hatte sie vollkommen erwartet. Er wollte sie aus heiterem Himmel heiraten. Vollkommen normal und alles andere als unerwartet und blödsinnig. Warte mal…heiraten…?!
 

„W-was?“, kam es stockend von ihr, als seine Worte endlich bei ihr durchsicherten. Ihre Augen waren schockiert geweitet und auf ihn gerichtet. Das konnte doch nicht sein ernst sein! Meinte er das etwa ernst? Wusste er überhaupt von was er da redete? Oder hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Das war wahrscheinlich. Jetzt spielte bereits ihre eigene Fantasie ihr noch grausame Streiche. Sie war in der Tat vom Unglück verfolgt. „D-du…du…weißt du überhaupt, was du da redest, Natsu?“, fragte sie entrüstet nach.
 

Er legte seinen Kopf schief und zog eine nachdenkliche Miene. „Natürlich, weiß ich das, Lucy…so bist du doch immer bei mir. Auf diese Idee hast du mich übrigens gebracht.“ Weiterhin zierte ein Grinsen sein Gesicht und er wirkte dabei recht stolz auf sich.
 

Lucy hingegen starte ihn weiterhin an. Ihr schockierter Ausdruck wurde zunächst zu einem Irritierten, dann zu einem Verlegenen. Doch so verblieb ihr Gesichtsausdruck nicht. Allmählich begann ihre eine Augenbraue zu zucken und sie holte mit ihrer rechten Hand aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. Das Ergebnis davon war ein lautes Klatschen und ein anschließender roter Handabdruck auf der linken Wange Natsus.
 

„Spinnst du! Du kannst mich doch nicht einfach auf diese Art und Weise fragen, du Idiot! Wo ist das ganze romantische Zeug, das dazu gehört? Wenn du mich heiraten willst, dann will ich viele Rosen! Am besten in Rot! Und ich will einen schönen Ring aus echtem Gold und dann noch, dass mein Lieblingslied während dessen läuft! Ah, und ein schickes Abendessen wäre auch toll und da gib-…“ Mit einem Mal lag Natsus Hand über ihrem Mund und hinderte sie daran, weiter zu reden.
 

„Was redest du für ein Unsinn? Was hat das mit Heiraten zu tun?“, hakte er nach und legte seinen Kopf schief. Mit seiner anderen Hand rieb er sich über die Stelle, wo noch ein roter Handabdruck zu erkennen war. „Überhaupt…du redest viel zu viel…“
 

Eingeschnappt zog sie seine Hand weg und funkelte ihn mit ihren braunen Augen entgegen. Wie konnte er es wagen, ihr den Mund zu verbieten? Und dann noch auf diese Art und Weise!
 

„Wenn du willst, dass ich aufhöre zu reden, dann solltest du mich mit einem süßen Kuss zum Schweigen bringen, du Depp! So gehört sich das!“, teilte sie ihm schnippisch mit und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. „Außerdem gehört sich das alles so, wenn du jemanden einen Hochzeitsantrag machst! Überhaupt, können wir nicht einfach Mal heiraten, weil dir danach ist! Zuerst geht man auf viele Dates und lernt sich besser kennen, anschließend ist man richtig zusammen. Irgendwann sagt man das erste Mal ‚Ich liebe dich‘ zu dem jeweils anderen. Und erst wenn man eine lange Zeit zusammen war, dann kann man erst ans Heiraten denken! Halte dich an die verdammte Reihenfolge!“ Sie nahm tief Luft. „Hast du mich verstanden, Natsu?“ Das kam ein wenig ruhiger ihr über die Lippen. Vielleicht hatte er es ja endlich begriffen?
 

„Reihenfolge…sagst du…?“, fragte er nach, worauf sie kräftig nickte. Es schien bei ihm also durchgesickert zu sein.
 

„Och nö, das würde mir zu lange dauern. Lass uns lieber gleich heiraten.“
 

„Hast du mir nicht zugehört! Die Reihenfolge ist wichtig! Außerdem muss man ein enges Band aufbauen und das schafft man nur, indem eine lange Beziehung führt und sich jeden Tag ‚Ich liebe dich‘ sagen kann, ohne darüber zu stolpern! Und außerdem hast du eine Kleinigkeit vergessen, mein Lieber! Du m-…“
 

Sich ihre vorherigen Worte wohl doch zu Herzen nehmend hatte er sie unterbrochen, indem er ihr seine Lippen aufdrückte. Tatsächlich schienen die restlichen Worte nicht mehr raus zu wollen. Der Kuss war nur recht kurz. Lucy hatte keine Gelegenheit gehabt, diesen zu erwidern. Dennoch hatte dieser Kuss ihr den Atem geraubt. Es war auch kein Wunder, da Natsu ihr soeben ihren ersten Kuss gestohlen hatte. Überrascht sah sie ihn an. Dabei fiel ihr sein Blick auf, welcher recht verwirrt wirkte. Fast schon, als frage er sich gerade selbst, was er da gerade getan hatte. Doch das war es wohl nicht, denn im nächsten Augenblick war wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht zu erkennen.
 

„Ich brauche die Reihenfolge nicht. Ich kenne dich, Lucy. Ohnehin findet man immer wieder etwas Neues über andere Menschen heraus. Nicht wahr? Und ich brauche nicht mit dir zusammen zu sein, um es auszuprobieren, ob ich es mit dir aushalte. Ich weiß es bereits.“
 

Ihr Mund öffnete sich und formte irgendwelche Worte, jedoch verließ kein Laut ihre Lippen. War das wirklich Natsu? Was redete er denn da auf einmal? Und warum machte sie das sprachlos? Sollte sie anfangen zu sprechen, würde sie wahrscheinlich anfangen zu stottern.
 

Natsu lachte auf, als ihm ihr Gesichtsausdruck auffiel. „Dass ich dich so mal erlebe, Lucy. Siehst du, jetzt habe ich etwas Neues über dich in Erfahrung gebracht! Du kannst sogar mal vollkommen sprachlos sein, wenn du überrascht bist!“
 

Ein rötlicher Schimmer machte sich auf ihren Wangen erkenntlich, als sie ihn so begeistert reden hörte. Wie konnte er nur so überzeugend und süß zugleich wirken? Musste sich das nicht auf irgendeine Art und Weise widersprechen? Träume sie eventuell noch? Nein, sie hatte vorhin nur allzu deutlich seine Lippen auf den ihren gespürt. So konnte sich kein Traum anfühlen und sie hatte bereits davon geträumt.
 

„Lucy, ich will dich heiraten. Bitte!“
 

Ihre Augen nahmen einen sanften Ausdruck an und sie schüttelte ihren Kopf. „Natsu, man heiratet nur, wenn man s-…“
 

„Mensch…ich werde das wohl nicht überspringen können…“, stellte er seufzend fest und kratzte sich am Hinterkopf. Dabei sah sie zu ihm und verengte ihre Augen. Wiese unterbrach er sie ständig?
 

„Also man mu-…“
 

„Ich liebe dich, Lucy.“
 

Erneut veränderten ihre Augen ihren Ausdruck. Sie hatte sich nicht verhört, oder? Sie war sich sicher. Und er meinte es ernst. Das konnte sie in seinen Augen erkennen.
 

„Ich liebe dich auch, Natsu“, erwiderte sie nach einer Weile des Schweigens und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, während ihr Herz aufgeregt herum zu hüpfen schien. Diesen Moment hatte sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit herbeigesehnt. Ob es dem Rosahaarigen bewusst war, wie glücklich er sie durch seine Worte gemacht hatte?
 

Sie hatte wohl doch das Glück an ihrer Seite.
 

„Aber ich heirate dich trotzdem nicht, Natsu. Erfüll erst all meine Bedingungen, was zu mindestens den Antrag betrifft!“, erinnerte sie ihn, wirkte dabei eher belustig als belehrend. Sie musste sogar kichern, als sie sein schmollendes Gesicht ausmachte. Nein, fürs Heiraten war es wirklich zu früh. Aber vielleicht in ein paar Monaten oder gar Wochen. Da würde ihre Reaktion wahrscheinlich ganz anders aussehen. Auch wenn er keine einzige Bedingung erfüllen sollte. Das Wichtigste war doch sowieso, dass er sie glücklich machte. Alleine seine bloße Anwesenheit schien die Glückshormone in ihr freizusetzen.
 

Ja, sie war definitiv glücklich.

Being caught

Das war nicht geplant gewesen. Das war keinesfalls seine Absicht gewesen, als er wie immer in ihre Wohnung durch das Fenster gekommen war, welches sie niemals wirklich verschloss. Das verwunderte ihn immer wieder. Wenn sie nicht wollte, dass er bei ihr immer rein platzte, könnte sie ihr Fenster richtig verschließen. Nun, er wollte sich nicht beschweren, da es ja zu seinem Vorteil war. Wie auch immer. Dieses Mal war sie nicht anwesend gewesen. Das war nichts Neues. Lucy musste ja nicht unbedingt sich die ganze Zeit über Zuhause aufhalten, wenn sie gerade nicht in der Gilde war. Sicherlich war sie einkaufen. Natsu hätte es egal sein können. Immerhin würde sie irgendwann wieder hierher kommen müssen und dann war er schon einmal da.
 

Doch wie hätte er ahnen können, dass er bei seinem unangekündigten Besuch etwas Vorfinden würde, was ganz bestimmt nicht für seine Augen bestimmt gewesen war? Woher hätte er auch wissen können, dass das beschriebene Pergament auf ihrem Tisch, ein weiterer Brief an ihre Mutter gewesen war? Natürlich hat weiter oben als Adressat ‚Liebe Mutter‘ gestanden. Dennoch musste das ja nichts heißen, oder? Das hatte doch nicht zu bedeuten, dass er das nicht hatte lesen dürfen?
 

Doch bereits der erste Satz ihres Briefes, welchen sie nie abschicken würde, hätte ihn stoppen lassen müssen. Er hatte nicht die Geheimnisse Lucys zu lesen. Seiner besten Freundin. Geheimnisse vertraute man jemandem nur an, wenn man sich sicher war, dass die Person es wahren würde. Es war nicht so, als könnte er keine Geheimnisse für sich behalten. Natsu war durchaus dazu in der Lage.
 

Aber doch nicht so etwas! Nicht wenn es ihn selbst betraf!
 

„N-natsu? Was liest du da?“
 

Erschrocken fuhr er herum. In der Tür stand sie mit zwei Einkaufstüten in ihren Händen. Ihre braunen Augen blickten ihm überrascht entgegen. Als sie jedoch ausmachte, was er in seinen Händen hielt, weiteten sich ihre Augen klar erkennbar und sie stellte ihre Tüten ab.
 

„Was hast du da in den Händen?“, fuhr sie ihn ein wenig panisch an, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
 

Der Rosahaarige wusste nicht, wie er darauf antworten sollte. Ihm fehlten jegliche Worte. Wie sollte man sich dazu denn äußern können? Er konnte es zu mindestens nicht.
 

„Hast du…hast du es gelesen?“, fragte sie weiter und klang deutlich so, als erhoffe sie sich, dass er es verneinen würde, aber er war ehrlich und würde sie nicht anlügen. Und als er auf ihre Frage sie wortlos ansah, kannte sie Antwort auf ihre Frage.
 

Kurz darauf segelte das Pergament zu Boden und Natsu hüpfte aus dem Fenster. Der Inhalt des Briefes verfolgte ihn den ganzen Nachhauseweg über, welchen er im schnellen Schritt beschritt.
 

Liebe Mutter, ich weiß nicht, wie lange ich meine Gefühle noch verdrängen kann, es wird von Tag zu Tag schwerer, ihm vorzugaukeln, lediglich die beste Freundin zu sein. Weißt du, Mama, er versteht so etwas wie Liebe nicht…
 

Er hätte es erahnen müssen, dass da von ihm die Rede war. Immerhin war sie seine beste Freundin! Ganz bestimmt nicht die von Gray oder irgendwem anders! Sie standen sich am nächsten. So hatte er es bisher immer gesehen. Aber warum musste es, nun zu so etwas kommen? Vielleicht hatte sie Recht und er verstand so etwas wie Liebe wirklich nicht? Immerhin war es ihm nicht aufgefallen. Kein einziges Mal waren ihm ihre Blicke aufgefallen oder ihre Versuche seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Was war er nur für ein bester Freund?
 

…Ich gebe wirklich mein Bestes, ich flirte sogar ab und zu ihm! Kannst du dir das vorstellen, Mama? Ich kann manchmal einfach meinen Blick nicht von ihm abwenden und wenn er sich zu mir umdreht und es bemerkt, grinst er nur in meine Richtung und bezeichnet mich als eine Spinnerin…
 

Er kam ins Stolpern. Man könnte meinen, dass das noch nichts zu bedeuten hatte, aber Natsu war sich sicher, dass er und Happy eindeutig die einzigen waren, die sie als eine ‚Spinnerin‘ des Öfteren bezeichneten. Da gab es keine anderen Personen, die diesem Wort gerecht wurde.
 

…Ständig redet er davon, dass ich zu seinen Nakama gehöre. Aber ich kann darauf nicht mehr mit vollem Herzen lächeln. Es tut wirklich weh zu wissen, dass ich nur sein Nakama bleiben werde. Denn er zeigt generell kein Interesse gegenüber dem weiblichem Geschlecht. Und schwul ist er auch nicht, falls du daran denkst, Mama…
 

Diese Worte verstand er nicht wirklich. Er war doch an ihr interessiert! Immerhin beschützte er sie gerne mit seinem Leben und wenn sie traurig war, versuchte er sie aufzumuntern, wenn sie seine Hilfe beim Bezahlen ihrer Miete benötigte, war er immer da. Doch letzten Endes war das scheinbar der Grund dafür, dass er derjenige war, der ihr die meisten Schmerzen zufügte. Das hatte er niemals gewollt. Niemals. Sein Herz schien, sich bei dem Gedanken zusammen zu ziehen, dass er die Schuld daran trug, dass ihr Lächeln von Tag zu Tag unechter wirkte und das ihre Augen an Glanz verloren hatten. Lucy sollte es gut gehen. Das war doch seine Aufgabe als ihr bester Freund!
 

…Levy-chan hat mit vor ein paar Monaten gesagt, dass ich sicherlich über ihn weg kommen würde. Du verstehst sicherlich, wie schlimm es wäre, wenn man sich in den besten Freund verliebt hat. Das zerstört die Freundschaft und das will ich nicht. Ich will ihn keinesfalls als Freund verlieren, Mama. Aber ich kann meine Gefühle für ihn einfach nicht mehr länger verdrängen. Egal, wie oft ich mit anderen ausgehe, immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich an ihn denke…
 

Monate? Wie konnte es ihm nach so einer langen Zeit niemals aufgefallen sein? Er war wohl wirklich ein Idiot. Was würde aus ihnen werden? Lucy hatte Recht. Es war zwar nicht so, als würde es ihre Freundschaft zerstören, aber Natsu wusste ganz genau, dass es zwischen ihnen nichts mehr so sein würde wie zuvor. Wie könnte er sie genauso behandeln wie zuvor, wenn er darauf stets Acht geben musste, was er in ihrer Gegenwart ihr sagte? Er müsste stets darauf achten, dass seine Worte sie nicht verletzen würden. Darin war er alles andere als gut. Dass sie ihre unzähligen Dates in dem Brief erwähnt hatte, machte das Ganze auch nicht besser. Er wollte nicht an diese Deppen erinnert werden, die sie nur für ihr Aussehen wollten. Zu mindestens haben sie alle recht oberflächlich auf ihn gewirkt. Sie hatte jemand Besseren verdient. Also warum ausgerechnet er?
 

Den endgültigen Beweis, dass es sich tatsächlich um ihn handelte, lieferten ihre Abschlussworte.
 

…Er ist ein wirklich sturer Kerl. Deshalb wird er wahrscheinlich nie aus meinem Herzen verschwinden. Na ja, ich muss langsam Schluss machen, Mama, er kommt sicherlich bald mit Happy vorbei und bis dahin sollte ich noch einkaufen gehen, da er meinen Kühlschrank mal wieder leer gefuttert hat. Natsu ist wirklich ein Vielfrass. Nie ist er ruhig und extrem unordentlich und gewalttätig ist er auch. Mama, ich wollte mich immer in einen gut aussehenden, selbstbewussten und gebildeten Mann verlieben. So eine Art Prinz. Ein Prinz ist Natsu ganz bestimmt nicht. Immerhin ist er der Sohn eines Drachen. Wobei das gar nicht einmal so schlecht klingt. Ich fühle mich sicher.
 

Bis zum nächsten Mal, Mama.
 

Deine Tochter Lucy
 

Inzwischen war der Rosahaarige bei sich zu Hause angekommen. Drinnen ließ er sich auf sein eigenes Bett fallen. Was sollte er jetzt machen? Er konnte den Inhalt des Briefes nicht einfach ignorieren, nicht nachdem sie ihn dabei erwischt hatte, dass er diesen Brief an ihre Mutter gelesen hatte. Wahrscheinlich würde er mit ihr darüber reden müssen. Aber wie sollte das gehen? Er hatte keinen blassen Schimmer, wie man so ein Gespräch anfangen könnte! Es war ja nicht so, als könnte er zu ihr hingehen und sagen ‚Hey, Lucy, ich weiß Bescheid über deine Gefühle mir gegenüber. Wir sollten darüber reden‘. Das klang doch vollkommen bescheuert! Das Schlimme war jedoch, das Natsu nicht wusste, wie er mit so etwas umzugehen hatte. Immerhin war es das erste Mal, dass jemand ihm gegenüber derartiges empfunden hatte. Zu mindestens wusste er von keinen weiteren Vorfällen.
 


 

„Also, was soll ich tun?“
 

Warum tat er das eigentlich? Ach ja, er brauchte jemanden, mit wem er über die Sache reden konnte, da er damit niemals alleine fertig werden würde. Ihm fehlten jegliche Ansätze, das Problem aus der Welt zu schaffen. Happy wäre für so etwas ungeeignet, mit Lucy konnte er darüber nicht reden, dass es eben um sie ging, also blieb ihm nur noch eine Person, welche er mit so einem Thema anvertrauen würde.
 

„Natsu, bist du dir sicher, dass sie dich gemeint hat?“, fragte Lisanna nach und legte ihren Kopf schief. Sie schien ihrem Sandkastenfreund nicht wirklich, Glauben zu schenken. Immerhin war ihr nicht bewusst gewesen, dass er so etwas verstehen konnte. Selbst wenn es so deutlich dastand. Immerhin ging es um Natsu. Er schaffte es immer wieder, etwas falsch zu verstehen.
 

„Natürlich, sie hat meinen Namen geschrieben. Ich bin doch nicht blöd, Lisanna!“, gab er ein wenig schmollend von sich und verschränkte seine Arme vor sich. „Also?“, fügte er ein wenig ungeduldig hinzu. Er wollte endlich sein Problem lösen können. Je eher desto besser!
 

Die Weißhaarige seufzte und stand auf. Sie füllte ihr Glas mit Orangensaft auf und setzte sich wieder an den Tisch. Es war eine gewaltige Überraschung für sie gewesen, ein Klingeln an ihrer Eingangstür zu vernehmen. Umso überraschter war sie gewesen, als sie Natsu vor der Tür stehen gesehen hatte mit einem wirklich gequälten Gesichtsausdruck. Seltsamerweise hatte sie bereits geahnt, wer für diesen Gesichtsausdruck verantwortlich war. Es konnte nur wegen einer bestimmten Person sein. Denn nur dies würde erklären, warum er nun sie aufgesucht hatte und eben nicht eine gewisse Blondine aus seinem Team. Sie hatte ihn zu dem Tisch gezogen und sich angehört, was er zu sagen hatte. Nachdem sie ihn sich angehört hatte, konnte sie es teilweise nicht fassen. Würde es endlich dazu kommen, worauf alle in der Gilde gewartet hatten?
 

„Und du hast es tatsächlich nie bemerkt, Natsu?“
 

„Nein!“
 

„Du bist so ein Blödmann, Natsu. Lucy tut mir wirklich leid…“
 

„Hä…? Was soll das denn jetzt heißen?“
 

„Na, das Lucy in dich verliebt ist, das hättest du von selbst merken müssen. Immerhin seid ihr immer zusammen. Und außerdem…die ganze Gilde wusste das auch bereits.“
 

„Eh? Wirklich?“ Er blickte ihr fassungslos entgegen. Alle hatten es gewusst? Nur er nicht? Jetzt fühlte er sich umso mieser. Wie konnte er sich ihren besten Freund nennen, wenn er nicht einmal seine beste Freundin wirklich zu kennen schien? Er verdeckte sein Gesicht mit seinen Händen. Sogar Gray hatte es gewusst! Das war irgendwie erniedrigend.
 

„Wieso freust du dich nicht?“, durchbrach sie die Stille, die sich gebildet hatte. Nachdenklich musterte sie ihn, während sie an ihrem Glas nippte.
 

„Warum sollte ich mich freuen? Wir können keine besten Freunde mehr sein!“ Verstand sie das Problem etwa nicht? Hätte er zu wem anders gehen sollen? Aber Lisanna kannte ihm am besten, immerhin kannten sie sich wirklich lange. Wenn nicht sie, wer dann? Sie war seine einzige Option.
 

„Beste Freunde? Wieso solltest du das denn noch wollen? Natsu, ihr solltet ein Paar werden. Freundin und Freund. Liebhaber. Partner. Irgendwann ein Ehepaar. Oder was auch immer.“ Ihre blauen Augen waren ein wenig irritiert auf ihn gerichtet.
 

Er blickte ihr nicht minder verwirrt entgegen. Was meinte sie denn jetzt bitte damit? Wieso mussten Mädchen auch immer in Rätseln sprechen? Das war doch viel zu kompliziert! Es ging doch auch viel einfacher! Wusste sie das etwas nicht?
 

„Sag nicht, du…“, begann Lisanna, ehe sie ihr Glas abstellte und anfing zu kichern. Sie konnte es fast nicht glauben, was sich ihr da gerade offenbart hatte. Das konnte natürlich nur bei jemandem wie ihm der Fall sein. Wieso war sie nicht darauf gekommen? Jetzt wusste sie auch, worin das Problem lag und wieso er überhaupt zu ihr gekommen war. Sobald sie sich beruhigt hatte, lächelte sie ihn an. „Natsu, dein Problem ist ganz einfach zu lösen.“
 

Das Gesicht von dem Feuermagier hellte sich mit einem Mal auf und er wirkte begeistert. „Wirklich? Wie? Was soll ich machen, damit alles wieder in Ordnung ist?“
 

„Küss sie und sag ihr, dass du sie auch liebst, du Idiot.“
 

Erneut herrschte Stille, dieses Mal war es jedoch eine der angespannten Art. Während sie ihn weiterhin wissend anlächelte, schien ihr Gegenüber erstarrt zu sein. Ob sie es hatte anders formulieren sollen? Nein, anders hätte er es nicht geschnallt. Bei ihm musste man direkt vorgehen. Vorher hat sie nicht verstehen können, warum er sich nicht darüber gefreut hatte. Doch seine Reaktion sagte eines aus: er hatte absolut keine Ahnung, dass er selbst in Lucy vollkommen verschossen war. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen. Die Blondine hatte sich da jemand wirklich Komplizierten auserkoren.
 

„I-ich soll was?“, gab er schließlich von sich und sie konnte schwören, dass seine Wangen einen rötlichen Ton dabei angenommen hatten, was sie erneut kichern ließ. Er konnte ja so süß sein!
 

„Du hast mich schon verstanden, Natsu.“
 

„Aber…aber warum?“
 

Seufzend richtete Lisanna sich auf. Es lag wohl an ihr, den armen Kerl über seine eigenen Gefühle aufzuklären. „Es gibt da einen ganz einfachen Test. Wenn der positiv ausfällt, bedeutet das, dass du Lucy liebst und das im romantischen Sinne und nicht bloß als Nakama. Bist du dazu bereit, Natsu?“ Dabei zog sie ihn an seinem Arm, sodass er gezwungen war, von seinem Stuhl aufzustehen. Sobald sie ihn aufgezogen hatte, stellte sie sich vor ihn. Ihre Arme schlang sie um seinen Nacken, sodass sie sich näher an ihn drücken konnte. Dass ihre Aktion ihn durchaus verdattert drein blicken ließ, kümmerte sie momentan nicht. Immerhin war es nur ein Test.
 

Als sich jedoch ihr Gesichts einem näherte, bekam Natsu es mit der Panik zu tun. Was hatte Lisanna vor? Wieso kam sie ihm näher und hielt nicht an? Ihre Augen schlossen sich und er meinte gleich ihren Atem spüren zu können. Sein Körper schien zu erstarren. Er war sich so unsicher. Er wollte das nicht! Sie sollte ihm nicht so nah kommen! Es war nicht so, als konnte er ihre Nähe nicht leiden. Doch schien er diese in jenem Moment nicht zu begehren. Er wollte sie nicht. Nein. Er wollte Lucys Nähe. Nicht Lisannas.
 

„Und? An wen hast du gerade gedacht?“, fragte sie ihn und hielt kurz vor seinen Lippen inne, nur um sich darauf auch schon vollkommen von ihm zu lösen. Er blickte sie dabei irritiert an. War das ihr Test gewesen? Wozu sollte der denn gut sein? „Lucy…“, antwortete er mit einem Mal, als schien er, mit einem Mal etwas verstanden zu haben, „ich habe an Lucy gedacht…“ Die Erkenntnis war auf seinem Gesicht deutlich abgezeichnet. Er umarmte seine weißhaarige Freundin und grinste. „Danke, Lisanna!“ Und kurz darauf eilte er auch schon aus ihrem Haus. Jetzt wusste er, was er zu tun hatte.
 


 

Lange nicht mehr hatte Natsu sich so beeilt, zu Lucy zu kommen. Er hatte es im Gefühl, dass sie noch Zuhause war. So wie er sie kannte, würde sie nicht die Gilde aufsuchen. Nicht nachdem er einfach aus ihrer Wohnung gestürmt war, nachdem er den Brief gelesen hatte, welcher nicht für seine Augen bestimmt gewesen war. Zuallererst würde er sich dafür entschuldigen müssen. Das war wirklich nicht richtig gewesen, doch irgendwie hatte ihn die Panik gepackt, als er das gelesen hatte. Immerhin war das eine große Neuigkeit für ihn gewesen.
 

Bei ihr angekommen machte er das noch immer offene Fenster aus. Wie er das zu deuten hatte, war er sich nicht sicher. Jedoch hatte er keine Zeit zu überlegen, er hatte etwas zu klären. Mit Leichtigkeit kletterte er die Hauswand empor und schlüpfte in ihr Schlafzimmer durch das Fenster. Dieses schob er hinter sich vorsichtig herunter. Verwundert sah Natsu sich um. Er konnte Lucy nicht ausmachen. Aber dann hörte er etwas, worauf er seine Brauen zusammen zog. Daran hatte er gar nicht gedacht. Das war seine Schuld.
 

Mit leisen Schritten schlich er zu der Badezimmertür und horchte noch einmal. Eindeutig. Sie war seinetwegen am Weinen. Er konnte ihre salzigen Tränen sogar recht gut riechen. Das musste er schleunigst in Ordnung bringen. Ohne anzuklopfen, öffnete Natsu die Tür. Er brauchte sich nicht groß umsehen, um sie ausfindig zu machen. Lucy saß zusammengekauert in ihrer leeren Badewanne. So wollte er sie eigentlich gar nicht sehen müssen. Er mochte es wirklich nicht, wenn sie traurig war, aber wenn sie weinte, wurde das Ganze um ein weiteres schlimmer. Zusätzlich kam noch die Tatsache hinzu, dass er sie wohl dazu getrieben hatte. Ihren Zustand hatte er zu verantworten. Er alleine.
 

„Lucy…“, kam es leise von ihm, doch sie hörte ihn. Das Mädchen schreckte auf und blickte kurz in seine Richtung, ehe sie sich wieder abwand und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Ihre Augen waren gerötet gewesen und überhaupt war ihr Gesicht von ihren Tränenspuren durchzogen. Erneut vernahm er ihr Schluchzen. Wirklich. Das wollte er nicht hören. Es musste aufhören. So trat er näher zu ihr heran, bis er schließlich bei ihrer Badewanne zum Stehen kam.
 

„Wieso weinst du, Lucy?“, fragte er ruhig, während er ihre Hände aus ihrem Gesicht entfernte. In sein Gesicht wollte sie scheinbar jedoch nicht blicken, da sie ihren Kopf zu Boden senkte. Bei seiner Frage hielt sie in ihrem Schluchzen inne. Er meinte, sie schnauben zu hören.
 

„Hör auf…“, hauchte sie, „du brauchst nicht so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das ist es nämlich nicht!“ Ihre Stimme wurde lauter und sie riss ihr Hände aus seinem Griff und sah in die andere Richtung.
 

„Aber Lucy…“, fing er an.
 

„Nicht ‚aber Lucy‘! Wieso hattest du den Brief lesen müssen, Natsu? Hättest du es nicht gelesen, ja, dann wäre alles in Ordnung! Wir könnten so bleiben wie wir waren. Das wäre viel besser gewesen als das hier, aber jetzt gibt es diese Möglichkeit nicht mehr!“
 

Nicht wirklich verstehend sah er in ihre Richtung. Was meinte sie denn damit? „Lucy, was meinst du damit?“
 

„Verkaufe mich nicht für blöd, Natsu! Ich weiß ganz genau, warum du abgehauen bist, sobald du mich gesehen hast! Und ich will keine Entschuldigungen hören!“, stieß sie aus und vergrub ihr Gesicht ein weiteres Mal in ihren Händen. Sie spürte die heißen Tränen, die ihr aus den Augen quollen und ihre Spuren über ihr Gesicht zogen. Ihr kam es so vor, als würde ihre Haut an jenen Stellen verätzen. Es schmerzte. Doch es war nicht ihr Gesicht, welches den Schmerz zu ertragen hatte. Nein, es war ihr Herz.
 

Aber hatte sie es nicht vorher schon gewusst? Hatte sie es nicht geahnt? Sie hat es doch selber geschrieben! Er verstand so etwas wie Liebe nicht. Das hatte sie sich doch bewusst gemacht, also warum schienen alle ihre Hoffnungen, zerstört worden zu sein, in dem Moment als er durch das Fenster verschwunden war? Das Einzige, was sie wirklich hatte vernehmen können, war das Brechen ihres Herzens. Erst wenige Augenblicke später waren ihr die Tränen über das Gesicht gelaufen, denn erst dann hatte sie realisiert, dass ihr bester Freund über ihre Gefühle Bescheid wusste. Wie sollten sie nun wenigstens beste Freunde eben bleiben? Sie kannte die Antwort: gar nicht.
 

„Es tut mir leid, ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.“ Auch wenn sie ihm gesagt hatte, dass sie keine Entschuldigungen hören wollte, konnte er das nicht einfach so stehen lassen. Er beugte sich zu ihr runter und hob sie aus der Wanne. Überrascht quiekte sie auf und fing an zu zappeln. Natsu versuchte darüber hinweg zu sehen, was gar nicht mal so einfach war, da Lucy sich mit Händen und Füßen wehrte, dabei eindeutig das Risiko eingehend zu Boden zu fallen. Schließlich ließ er sie tatsächlich los, doch unerwartet landete sie weich. Sie lag auf ihrem Bett. Für einen Moment blickte sie überrascht in seine Richtung, ehe sie sich aufrichtete, sodass sie saß. Ihr Körper verspannte sich, als er sich neben ihr auf dem Bett niederließ.
 

Die Stellarmagierin sah in eine andere Richtung. Wieso sagte er nichts? Es machte sie nervös. Er hatte sich bei ihr entschuldigt. Natürlich besserte es ein wenig ihre Laune, doch das allein würde nicht reichen, um sie zu beruhigen. Doch seine Entschuldigung hatte für sie einen Sinn ergeben, da sie es sich durchaus vorstellen konnte. Immerhin war er bis zum heutigen Tag nie mit so etwas in Berührung gekommen und mit einem Mal erfuhr er auf diese Art und Weise, dass ausgerechnet seine beste Freundin in ihn verliebt war. Wahrscheinlich hätte sie an seiner Stelle nicht anders reagiert. Was hieß wahrscheinlich? Als Mira ihr damals gesagt hatte, dass Natsu an ihr interessiert wäre, war sie ihm aus dem Weg gegangen und war der festen Überzeugung gewesen, dass dem tatsächlich so war. Es hatte sich als eine Schwindelei Miras herausgestellt.
 

Ihre Gedanken wurden durch ein plötzliches Gewicht an ihrer Schulter unterbrochen. Seine rosa Haare kitzelten ein wenig ihre Schulter. Sie schluckte nervös. Wieso lehnte er sich denn mit einem mal gegen sie? Noch wichtiger war wahrscheinlich die Frage, warum sie ihn nicht von sich stieß. Warum tat sie das nicht?
 

„Es tut mir so leid, Lucy. Ich wollte dich nicht traurig machen.“ Seine Worte durchbrachen die unangenehme Stille. Er wusste nicht, warum sie ihn nicht längst von sich geschubst hatte. Vielleicht hatte sie ja nichts dagegen einzuwenden? Er zu mindestens brauchte ihre Nähe. Das hatte nichts damit zu tun, wie es zwischen ihnen stand. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, sich von ihr fern zu halten. Seine Augen waren verschlossen. Am liebsten hätte er seine Arme um sie gelegt, doch etwas in ihm schien ihn fürs erste, daran zu hindern.
 

„Weiß du, du hast recht, wir können keine besten Freunde mehr sein“, redete er weiter. Mit Sicherheit war ihm ausnahmsweise bewusst, was sie darunter wohl verstehen würde. Damit es nicht dazu kam, dass sie ihn von sich stieß, was er als nächstes erwartete, schlang er auch seine Arme um sie und machte sie damit fast schon bewegungsunfähig ihren Oberkörper betreffend.
 

„N-natsu…was sagst du denn da?“, gab sie deutlich nervös von sich und versuchte es, mit einem Lachen zu übertönen. Es war ein Schock für sie zu erfahren, dass ihre größten Ängste diese Situation betreffend dabei waren, sich als die bittere Wahrheit zu entpuppen. Konnte er ihr so etwas wirklich antun? Das war untypisch. Da musste mehr dahinter stecken.
 

„Na, so wie ich das sagte. Wie sonst? Du bist wirkliche eigenartig Lucy…“, antwortete er ihr und sie konnte förmlich sein Grinsen spüren. Natürlich verwunderte sie es, mit was für einer Leichtigkeit er gerade ihre Freundschaft beendete. Sie wollte ihm wirklich eine kräftig reinhauen. Da würde ihm das Grinsen sicherlich vergehen, aber seine Arme hinderten sie daran und selbst wenn sie es nicht täten, könnte sie ganz bestimmt nicht die nötige Kraft dazu aufbringen. Außerdem war noch die Tatsache, dass seine Worte nicht mit seinen Handlungen übereinstimmten. Wieso umarmte er sie denn so? Auf die Weise beendete man doch nichts! Sie nahm tief Luft.
 

„Was sollen wir dann sein, Natsu?“, fragte die Blondine vorsichtig nach und wagte es, in seine Richtung zu sehen. Es überraschte sie dabei, auf seinen Blick zu treffen, welcher für einen Moment nachdenklich auf sie gerichtet war. Er hatte sich an die Worte Lisannas erinnert. Wieso sollte er das nicht genauso wiedergeben? Irgendwie waren sie doch recht passend formuliert gewesen.
 

„Beste Freunde? Wieso sollte ich das denn noch wollen, Lucy? Wir sollten ein Paar werden. Freundin und Freund. Liebhaber. Partner. Irgendwann ein Ehepaar. Oder was auch immer.“
 

Bei seinen Worten blinzelte sie ihm irritiert entgegen, ehe sie lächeln musste. „Wer hat dir denn so viele große Worte beigebracht?“ Sie wirkte fast schon amüsiert. Es klang eigenartig aus seinem Mund so eine Abfolge von Worten zu hören. Dennoch ließ es sie erröten.
 

„Lisanna. Ich war vorhin bei ihr gewesen, immerhin hast du mich mit diesem Brief wirklich überrascht, Lucy.“
 

„Lisanna…?“ Lucy gefiel es nicht wirklich, dass er seine weißhaarige Freundin aufgesucht hatte, denn ob sie es wollte oder nicht, aber sie sah diese wirklich als Konkurrenz an, da diese Natsu viel länger als sie kannte. Natürlich war es blödsinnig, wegen so etwas eifersüchtig zu werden, besonders wenn man in Betracht zog, dass er sie gerade umarmte und nicht Lisanna.
 

„Was ich damit sagen wollte ist, dass du…also du brauchst nicht mehr nur die beste Freundin sein.“ Dabei löste er seine Arme von ihr und lehnte sich zurück, sodass er auf dem Bett lag. Mit einer Hand versuchte er sein Gesicht zu verdecken. In seinen Gedanken hatten seine Worte sich völlig harmlos angehört. Gerade eben war der Rosahaarige sich jedoch ziemlich albern vorgekommen. Auch spürte er deutlich, wie seine Wangen sich viel wärmer anfühlten, als es sonst der Fall war.
 

Mit ihren braunen Augen blickte Lucy neugierig in seine Richtung. Hatte sie das richtig verstanden? Er wollte mehr sein? Doch aus welchem Grund? Wollte er das nur ihr zu Liebe? Damit er sie nicht mehr verletzen musste? Vorstellbar wäre es ja schon. Denn Natsu würde so einiges für seine Nakama tun. Sie musste es wissen. Zum Sprechen kam sie jedoch nicht, da ihr Gegenüber mit einem Mal wieder hochschoss und in ihre Richtung grinste. „Ich hab etwas vergessen.“
 

„Na-…“, fing sie an, da sie das nicht verstand, doch da lagen auch seine Hände auf ihren Wangen und kurz darauf auch seine Lippen auf den ihren, worauf jegliche Gedanken sich in Luft auflösten. Sie wurden unwichtig. Nach dem sie den Schock überwunden hatte, schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und begann den Kuss zu erwidern. Vergessen war für sie der ganze Schmerz. Alleine die Gefühle des Glücks, welche in ihr emporstiegen, besaßen eine Bedeutung. Ihr Herz würde wahrscheinlich bald vor Freude zerspringen. Zu mindestens kam es Lucy gerade so vor. Es fühlte sich so gut an, seine warmen Lippen auf den ihren zu spüren. Neben den ganzen Glückshormonen wurde ihr wirklich warm und es lang sicherlich nicht nur an seiner Nähe. In ihrem Bauch tobten die Schmetterlinge.
 

Kein Wunder also, dass sie enttäuscht wirkte, als der Kuss auch schon vorbei war. Ihre Augen waren auf die seinen geheftet. Ihre Atmung war unkontrolliert, was bei ihm auch nicht anders war. Auch wenn ihr der Sauerstoff momentan zu fehlen schien, wollte sie erneut diese Glücksgefühle spüren und diese Wärme tat wirklich gut. Für einen Moment war es ihr sogar egal, ob er ihre Gefühle erwiderte oder nicht. Sobald die Erkenntnis jedoch in ihrem Kopf wieder vorhanden war, wollte sie ihn von sich schieben. Jedoch hinderten seine Arme sie daran, die um sie geschlungen waren. Wann er diese geschafft hatte, um sie zu legen, war ihr nicht bewusst.
 

„Gehe nicht, Lucy“, hauchte er ihr gegen ihre Lippen. Seine schwarzen Augen schienen seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Zweifellos konnte sie in ihnen die Sehnsucht erkennen, aber doch nicht etwa nach ihr, oder? Das konnte nicht möglich sein. Wieso sollte er sich ausgerechnet nach ihr verzerren? Wahrscheinlich bildete sie es sich nur ein.
 

„Ich liebe dich, Lucy, also weine nicht mehr.“
 

Überrascht blickte Lucy ihm entgegen und meinte ihren Ohren nicht so ganz trauen zu können. Wie kam es, dass sie gerade so etwas gehört hatte? Waren ihre Wunschvorstellungen, ihr zu Kopf gestiegen? Das wäre wirklich nicht gut. Weitere Gedanken zu formulieren, war ihr erneut nicht möglich, da diese ein weiteres Mal durch einen Kuss unterbrochen wurden, worauf ihre Arme wieder den Weg in seinen Nacken fanden. Sie spürte die Leidenschaft, die präsenter war als im vorherigen Kuss. Ihr ganzer Körper schien von diesem elektrischen Gefühl, durchzogen zu werden, während ihr Herz vor Aufregung immer lauter und schneller schlug. Hatte er das ernst gemeint? Sie war sich da nicht so sicher. Doch so wie der Kuss sich angefühlt hatte. Da mussten doch einfach wahre Gefühle dahinter stecken! Oder war der Dragon Slayer einfach nur ein guter Küsser? Sie vernahm die zunehmende Hitze in ihren Wangen. Bei Mavis! Sie wollte mehr. Viel mehr.
 

Beim Lösen des Kusses keuchte sie leise und sah ihren Gegenüber mit leicht verschleierten Augen entgegen. Sie liebte ihn so sehr. Sie wusste zwar nicht wirklich seit wann es tatsächlich der Fall war, doch bewusst war es ihr schon lange. Doch spielte dies nur eine geringfügige Rolle, denn sie war in seinen Armen, sie war in diesem Gefühl, in seinen Küssen, von welchen sie noch viele weitere bekommen wollte, gefangen. Vor allem war sie in seinen dunklen Augen gefangen, die sie nicht freigeben wollten.
 

„Ich habe das ernst gemeint, Lucy…ich werde mich nicht wiederholen…“, kam es von ihm, sobald seine Lunge mit genügend Sauerstoff gefüllt war. Er wollte nicht jene Worte erneut wiederholen müssen. Das machte ihn verlegen und er mochte dieses Gefühl gar nicht, da er es nicht gewohnt war, dass ihm jegliche Worte fehlten, denn dies war eigentlich nur der Fall, wenn Erza ihm drohte.
 

Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und sie lehnte sich gegen seine Brust und schloss ihre Augen. Solange sie diese Wärme und dieses Glück empfinden konnte, hatte sie nichts dagegen, seine Gefangene zu sein. Dann sollte er eben ihr Drache sein und sie war dann die Prinzessin, die er bewachte. Daran hatte sie wirklich nichts auszusetzen.
 

„Ich liebe dich, Natsu“, wisperte sie. Eine Antwort bekam sie jedoch nicht darauf. Verwundert entfernte sie sich also einen Stück von ihm und blickte ihn ein wenig verwirrt mit ihren braunen Augen an, nur um festzustellen, dass er verlegen in eine andere Richtung sah. Ein Kichern verließ ihre Lippen ehe sie sich wieder an ihn drückte. Sie würde schon bald, die Worte wieder zu hören bekommen.
 

Hieran hatte sie wirklich nichts auszusetzen.

Being bad enough for you

Man hatte ihm einmal gesagt, dass man Frauen auf den Händen tragen, sie ehren und sie mit jeglichem Schnick Schnack verwöhnen sollte. Man hatte immer auf seine Wortwahl zu achten, da sie es in den falschen Hals bekommen könnten. Sie wollten ständig Komplimente hören, um sich bestätigt zu fühlen. Sie bräuchten einen gebildeten Gentleman oder einen Prinzen, der sie vor allen Gefahren in Schutz nahm. Sie wollten Liebe und Sicherheit. Das hatte ihm Gray vor ein paar Wochen erzählt, als er diesem erzählt hatte, dass er in Lucy verliebt war. Der Schwarzhaarige befolgte seine eigenen Worte auch, damit seine Freundin sich wohl fühlte, zu mindestens versuchte er es einigermaßen. Doch bei ihm selbst stellte sich das Ganze als vollkommen unsinnig raus, denn das Mädchen, für welche sein Herz schlug, schien das alles nicht zu wollen. Sie mochte ihn zwar, aber nicht auf diese Art und Weise, die ihm zusagte. Erst das Beobachten von dem Verhalten Gajeel in der Nähe Levy hatte ihn auf die rettende Idee gebracht, damit Lucy an ihm interessiert wäre.
 

Und ob sie es wollte oder nicht, er würde es so was von durchziehen! Denn Natsu Dragneel gab niemals auf!
 

No, I won't call you baby.

I won't buy you dasies, cause that don't work.
 

Seit jenem Tag schränkte er seine Aufmerksamkeit auf sie ein, er sprach sie nur an, wenn es nicht zu verhindern war oder wenn er es gerade nicht aushielt, sie weiterhin zu ignorieren. Doch achtete Natsu darauf seine freundliche und lebensfrohe Art in ihrer Nähe herunter zu schrauben. Stattdessen erhöhte er seine auf sie gerichteten Provokationen. Aus dem Grund bezeichnete er sie öfters als sonst als ‚Spinnerin‘ oder nannte sie ‚Luigi‘. Das brachte Lucy immer zur Weißglut. Es war überraschenderweise mal gar nicht so schwer, da sie bereits von Natur aus ein großes Temperament besaß, welches sie stets versuchte hinter ihrem hübschen Gesicht zu verstecken. Doch von so etwas ließ er sich ohnehin nicht täuschen.
 

Das Alles sollte bezwecken, dass sie seine Anwesenheit zunächst nicht als selbstverständlich sehen sollte. Denn selbst wenn er ihr hinterher laufen würde wie ein liebeskranker Trottel, würde sie dies nur belächeln, aber ansonsten nicht weiter darauf eingehen. Sie nahm ihn in jener Hinsicht einfach nicht ernst. Er würde ihr Interesse an ihm schon wecken, ob es für sie angenehm werden würde, war eine andere Sache. Er hatte stets gedacht, dass sie sich in ihn für seine loyale und witzige Art verlieben würde. Scheinbar wollte sie das jedoch nicht. Wenn sie einen bad boy haben wollte, dann würde sie ihn bekommen, sie sollte es am Ende jedoch nicht bereuen, denn er würde alles geben!
 

„Hey Luigi!“, grüßte er sie an einem Morgen.
 

„Was gibt’s, Natsu?“, kam es genervt von ihr. Sie versuchte krampfhaft nicht ihren Bleistift in zwei Teile zu brechen. Das konnte er ihr deutlich ansehen.
 

„Gehe mit mir aus“, schlug er grinsend vor und stellte seine Arme dabei auf ihrem Tisch ab. Sie waren im Klassenraum und die erste Unterrichtsstunde würde bald beginnen. Aus seinen Worten war kein Funken seiner Nervosität zu erkennen, doch das war mit Sicherheit der Fall. Immerhin war es das erste Mal, wo er sie um ein Date bat. Er fürchtete sich davor, von ihr einen Korb gleich beim ersten Mal zu kassieren. Mit Sicherheit würde es sein viel zu großes Selbstbewusstsein anknacksen.
 

„Huh? Meinst du das ernst?“, fragte sie ihn überrascht und legte ihren Kopf schief, zuckte darauf jedoch mit den Schultern. „Klar, warum nicht? Hole mich gegen vier Uhr ab, du weißt ja, wo ich wohne.“ Letzteres klang ein wenig säuerlich, da es nicht selten der Fall war, dass sie ihn uneingeladen in ihrem Zimmer vorfand. Wieso musste auch ausgerechnet er in ihrer Nachbarschaft wohnen?
 

„Gut, um vier also”, kam es wie eine Bestätigung von ihm und er ließ sich grinsend auf seinem Platz nieder, welcher sich genau vor ihr befand. Das Grinsen verließ ihn die folgende Stunde nicht. Da sie zugesagt hatte, war es nun höchste Zeit in die nächste Phase seines Planes zu steigen. Er konnte es kaum erwarten. Lucy wusste gar nicht, was sie erwarten würde. Natürlich würde er sein eigenes Date nicht sabotieren, er würde sie schon unterhalten, aber wenn sie Blumen oder jeglichen Kram von ihm erwartete, hatte sie sich kräftig geschnitten. Von ihm würde sie keine einzige Rose bekommen. Pralinen schon gar nicht.
 

And I know, how to get you crazy,

How to make you want me, so bad it hurts.
 

In der Mittagsause desselben Tages saßen sie in ihrer üblichen Gruppe auf dem Dach der Schule. Man unterhielt sich und verspeiste nebenbei sein Bento. Es herrschte immer eine lockere Laune bei ihnen. Zu dieser trug ein gewisser rosahaarige auch immer bei. Bereits sein Aussehen trug dazu bei. Er war durch sein in alle Richtung abstehenden rosa Haare, einem weißen Schal mit einem Schuppenmuster um seinen Hals bei jeder Jahreszeit und seinem Dauergrinsen nicht zu übersehen. Seine Bemerkungen, die er an den Tag legte, waren auch nicht zu vergessen. Besonders diese, die sich auf eine gewisse Blondine bezogen.
 

„Also Luigi, ich bin um vier da, ich hoffe Mal du bist bis dahin auch fertig. Denn auch wenn dein Bett wirklich gemütlich ist und so, will ich nicht allzu lange warten. Ansonsten würde ich vor Langeweile einschlafen.“
 

Auf seine Worte hin bekam er einen Schlag ins Gesicht von ihr verpasst. Darauf hielt sie ihre Faust hoch und funkelte ihn an. „Dann schlafe einfach nicht ein, du Idiot! Und als ob ich mich für dich extra hübsch machen würde, rosahaariger Tabaskofreak!“, keifte sie ihn an.
 

Natsu wusste, wie seine Worte bei ihr ankamen. Zum einen hatte er sie wieder einmal mit ‚Luigi‘ angesprochen, dann ihr vorgeworfen stets ewig zu brauchen, zusätzlich hatte er noch angedeutet, ihre Anwesenheit als langweilig zu empfinden und der krönende Abschluss des Ganzen war, dass er die Frechheit besaß, es sich auf ihrem Bett gemütlich zu machen. Für sie war es die Höhe! Zwar befürchtete er schon, dass er gerade dabei war, sein Date zu verspielen, doch von ihr kam nichts, dass nach einer Absage klang. Es war also nicht verwunderlich, dass er aus dem Grund die Hoffnung legte, dass seine Masche Wirkung zeigten. Vielleicht erhoffte sie sich aber auch einfach anständigeres Verhalten seinerseits, da es eben ein Date war und kein normales Treffen zwischen Freunden. Wie auch immer, sie wusste wirklich nicht, was auf sie zukommen würde. Er würde sie aus ihren Socken – in ihrem Fall doch wohl eher Pumps – hauen.
 

I wanna be good, good, good to you

But that's not, not, not your type.

So I'm gonna be bad for you tonight, tonight, tonight.
 

Pünktlich betätigte Natsu die Klingel an ihrer Haustür. So hätte es zu mindestens Lucy sich erhofft. Stattdessen kam besagter junger Mann mit einer dezenten Verspätung von fünfzehn Minuten durch das Fenster ihres Schlafzimmers herein. Sie hatte es offen gelassen, da es eben ein recht warmer Tag war. Leider hatte sie nicht eingeplant das er durch das Fenster kommen würde und ihr Höschen zu Gesicht bekam, da sie sich kurz zuvor hinunter gebeugt hatte in ihrem Minikleid, um ihre Handtasche hoch zu heben.
 

„Pink? Warum denn pink?”, fragte er und gab somit seine Anwesenheit Preis. Auf seine Worte schreckte sie hoch und drehte sich um. Ihre Wangen trugen eine rötliche Färbung aufgrund ihrer Verlegenheit, da ihr durchaus bewusst war, worauf er anspielte. Statt ihm eine Antwort zu geben, holte sie mit ihrer Tasche nach ihm aus, was zur Folge hatte, dass er durch den darauf folgenden Treffer rücklings aus dem Fenster fiel. Zu seinem Glück befand sich dort ein Gebüsch, sodass er einigermaßen unbeschadet unten landete.
 

Nach einer Weile kam sie auch schon fuchsteufelswild aus der Tür und stampfte auf ihn zu. Während dessen stand er wieder auf seinen zwei Füßen. Auch wenn sie ihm eindeutig gesagt hatte, dass sie sich für ihn nicht ‚hübsch machen würde‘, hatte sie es eindeutig getan. Er musste es ja wissen, immerhin sah er sie in ihrem ‚normalen‘ Zustand täglich. Sicherlich war er kein Experte, doch selbst ihm fiel auf, dass sie viel mehr Make-up im Gesicht aufzuweisen hatte, dass jegliche Accessoires ihren Hals, Handgelenke und Ohren schmückten und eben das ihr Kleid eben passend zum Anlass war, was in ihrem Fall hieß, dass es wirklich freizügig war. Es reichte ihr gerade Mal über den Hintern und gab nicht gerade wenig von ihrem Dekolleté preis.
 

I'll misbehave if it turns you on (Turns you on).

No Mr.Right if you want Mr.Wrong (Mr.Wrong).

I'll tell you lies (tell you lies), if you don't like the truth.
 

„Du siehst ganz okay aus…“, gab er von sich. Seine Arme waren hinter seinem Kopf verschränkt und er grinste deutlich in ihre Richtung. Auf seine Worte zog sie nur ihre Brauen zusammen. Sicherlich hatte sie mehr von ihm erwartet. Natsu konnte sich denken, aus welchem Grund sie sich so hergerichtet hatte. Sie hatte ihn dazu bringen wollen, dass er in ihrer Nähe schwach wurde. Doch so leicht würde sie das nicht hinbekommen, zu mindestens würde er sein Bestes gegeben, damit es ihr nicht auffallen würde.
 

„Das kann man nicht von dir behaupten“, entgegnete sie ihm und ihre Lippen verzogen sich dabei zu einem leicht provokanten Grinsen.
 

Auf so etwas war er jedoch vorbereitet gewesen, weswegen er ihr nur noch breiter entgegen grinste und bestätigend nickte. „Ich weiß, ich bin aber immer heiß, da muss man nicht mehr viel machen.“ Tatsächlich hatte er sich nicht besonders Mühe gegeben für sein Aussehen. Immerhin durfte er keinesfalls den Eindruck erwecken, dass er sich Mühe gab.
 

Lucy schnaubte und verschränkte ihre Arme unterhalb ihrer Brust, worauf er schmunzelte und wieder nach vorne sah. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte sie ihn nach einer Weile und warf ihm einen kurzen Blick zu.
 

„Zum Vergnügungspark.“
 

Auf seine Antwort nickte sie. Das hatte sie von ihm scheinbar erwartet.
 

Oder vielleicht auch nicht, wie es sich am Ende des Tages herausstellte.
 

Bei einer Wasserbahn hatte er sich hinter ihr versteckt, sodass sie die volle Ladung Wasser abbekam. Dann hatte er sie gleich zur nächsten Achterbahn gezogen, die ihre Frisur vollkommen ruiniert hatte, ihre Haare standen in alle möglichen Richtungen ab und sie schaffte es einfach nicht ihre Mähne zu bändigen und ein Kamm ließ sich nicht auftreiben. Hungrig wie Natsu immer war, hat er sie gleich zu einer Bude gezogen. Ausnahmsweise hatte sie nichts einzuwenden gehabt, da auch sie Hunger verspürt hatte. Doch hatte sie kaum erwartet, dass es zufolge haben würde, dass sich auf ihrem Kleid im Nachhinein Flecken vorfinden würden, die vom Ketschup und Senf stammten.
 

„Mensch, Natsu! Guck mal, wie ich wegen dir aussehe!”, zischte sie und versuchte erneut ihre Haare in Ordnung zu bringen. Die Flecken würde sie nicht mehr herausbekommen, aber ihre Haare…wenigstens diese könnte sie sicherlich noch retten.
 

„Yep, wie eine blonde Vogelscheuche siehst du aus“, stimmte er ihr breit grinsend zu, worauf sie in anfunkelte. Wahrscheinlich dachte sie sich, worauf sie sich nur eingelassen hatte.
 

I don't wanna be bad (I don't wanna be bad),

I just wanna be bad enough for you.

Well I just wanna be bad enough for you,

Well I just wanna be bad enough...
 

Es war fast neun Uhr, als er sie schließlich bis nach Hause begleitete. Dabei versuchte der Rosahaarige seine muntere Miene zu halten. Ihm war fast nicht mehr danach gewesen, sich so zu verhalten, als wäre es ihm egal, wie sie sich fühlte, aber er durfte keine einzige freundliche Geste, bis zu ihr vordringen lassen, denn er musste ‚böse‘ sein. Zu mindestens frech genug, damit sie ihn wollen würde. Denn sie wollte ja einen ‚bad boy‘. Es war zwar nicht so, als wäre er keiner. Natsu Dragneel stiftete im Grunde nicht als Unruhe an seiner Schule. Doch in ihrer Gegenwart diese Rolle zu halten war wirklich schwer.
 

Hey (Hey, hey, hey),

Thanks for the number (Thanks for the number).

I'm not gonna call you (Not gonna call you),

Cause that won't work (Cause that won't work).
 

„Ich muss sagen, es war doch ganz spaßig, auch wenn…“, sie sprach nicht fertig. Stattdessen gestikulierte sie in Richtung ihres Kleides, welches sie wahrscheinlich nicht mehr anziehen können würde. Nicht nur war es voller Ketschup und Senk, nein, es waren noch reichliche Fettflecken hinzugekommen und auch zierten regenbogenfarbige Farbkleckse einige Stellen ihres Kleides. „Du kannst mich also gerne noch einmal anrufen, Natsu.“ Sie lächelte dabei und wurde in wenig rot.
 

Wie gerne hatte er auf ihre Worte hin brav genickt. Noch lieber hätte er sie in seine Arme geschlossen und sie nie wieder losgelassen. Leider musste er sich zusammen reißen. Er durfte es nicht dazu kommen lassen egal, wie einladend ihre Lippen aussahen. Vielleicht erwartete sie sogar von ihm, dass er sie küsste, da sie ihn fast schon erwartungsvoll ansah. Es brach ihm nahezu das Herz. ‚Tut mir leid, Lucy, aber so ist es besser…für uns…‘
 

„Nö! Kein Bock, vielleicht komme ich einfach so mal vorbei oder so! Bis morgen, Lucy!“ Er rubbelte durch ihre Haare und brachte diese erneut vollkommen durcheinander, ehe er schon lachend seinen weg ging. Er war sich sicher, dass sie das alles andere als amüsiert hatte.
 

Doch es musste sein. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
 

You like to play (Play, play, play)

Hide and go get her (Hide and go get her)

Cause you like me better (You like me better),

When I play the jerk (When I play the jerk).
 

Allzu lange brauchte er nicht warten, um das erste Ergebnis seiner Taktik zu erfahren. Am nächsten Schultag kam er früher als sonst zur Schule. Um ehrlich zu sein, war es ihm schwer gefallen, Schlaf zu finden in jener Nacht. Selbst, wenn all das einem guten Zweck sozusagen diente, war er sich seiner Sache nicht sicher. Was wäre, wenn er sich geirrt hatte? Was wenn Lucy doch nach einem ‚Prinzen‘ Ausschau hielt? Dann wäre alles umsonst gewesen und er hätte alles nur noch verschlimmert. Seufzend lehnte er sich gegen seinen Spind und wollte seinen Hinterkopf gerade gegen diesen schlagen, als er Stimmen vernahm. Verwundert zog er eine Braue hoch und näherte sich der Ecke, da er die weibliche Stimme von dort aus vernommen hatte. Er meinte seinen Ohren nicht zu trauen, als er die Stimme erkannte, die gerade am Sprechen war.
 

„Levy-chan, ich weiß gar nicht, was ich vom gestrigen Abend halten soll! Natsu hat sich total daneben verhalten! Ich dachte, dass es ein Date werden soll und dass ihm auch bewusst ist, wie er sich verhalten sollte bei so einem Anlass. Das einzige, was er jedoch gemacht hat, war mich zu ärgern! Er hat sogar mein Höschen gesehen!“ Sie klang alles andere als zufrieden. Das bereitete ihm Sorgen. Wen er ihr Gesicht sehen könnte, würde er sicherlich eine genaue Aussage treffen können, aber er durfte sich nicht beim Lauschen erwischen lassen. Denn das war jetzt seine Chance, etwas in Erfahrung zu bringen, was wichtige Informationen für ihn darstellten. Anders würde er an diese nicht heran kommen.
 

„Das ist doch nichts Neues, oder? Mich wundert es eher, dass er dich gefragt hat. Bist du dir sicher, dass es ein Date war?“
 

„Levy-chan! Natürlich bin ich mir sicher! Ich hab zwar keine Ahnung, warum er ausgerechnet mich gefragt hat. Wobei…wahrscheinlich war ich so eine Art Versuchsobjekt! So muss es sein! Deshalb hat er mich so behandelt! Damit ich mir bloß nichts darauf einbilde! In Wahrheit wollte er zuerst mit mir ausgehen, bevor er die Richtige fragt!“ Irgendwie klang sie dabei recht unzufrieden.
 

“Lu-chan, bist du etwa eifersüchtig?”, kam es kichernd von Levy, worauf Natsu blinzelte. War sie das denn? Er konnte es nicht beurteilen.
 

„W-wie b-bitte? Er hat mir den Abend verdorben und du erwartest jetzt im Ernst, dass ich…dass ich…”
 

„Das du eifersüchtig bist? Aber Lu-chan, du wirst ganz rot!”
 

„Gar nicht! Das bildest du dir nur ein!“, keifte die Blondine zur Antwort und er konnte dieses Mal deutlich ihre Verlegenheit heraus hören, was ihn grinsen ließ.
 

„Hhm…er ärgert nur dich. Das erinnert mich an die Beziehung zwischen Gajeel und mir“, stellte die Blauhaarige fest. „was sich liebt, das neckt sich, Lu-chan!“
 

„W-was? N-nie und nimmer! V-vergiss es!”, stotterte Lucy, „das höre ich mir nicht mehr länger an! Lass uns gehen, der Unterricht beginnt gleich und ich muss mich noch an diesem Drachen liebenden Idioten rächen!“
 

„Aha…und wie willst du das machen?“, kam es neugierig von ihrer besten Freundin. Eine Antwort erhielt sie nicht. Die Schritte der beiden entfernten sich darauf auch schon. Natsu war während dessen immer noch am Grinsen. Wer hätte gedacht, dass sein Plan tatsächlich Wirkung zeigen würde?
 

I wanna be good, good, good to you

But that's not, not, not your type.

So I'm gonna be bad for you tonight, tonight, tonight.
 

Wenige Minuten später befanden sich die meisten Schüler bereits in ihren Klassenräumen. Das traf auch auf ihn zu. Mit guter Laune saß er auf seinem Platz und führte ein einigermaßen normales Gespräch mit seinem besten Freund und Erzrivalen Gray. Dieser beschwerte sich gerade über die Allüren Juvias, welche seit neuestem dessen Beziehung zu Urtear skeptisch beäugte. Diese war die Adoptivschwester Grays. Natsu konnte so einen Maß an Eifersucht wirklich nicht verstehen. Immerhin war doch vertrauen in einer Beziehung sehr wichtig! Säße Lucy nicht auf dem Platz hinter ihm, hätte er Gray von seinem vorherigen Abend erzählt. Dieser wusste ja immerhin von seinem Plan. Ein weiterer Grund für sein Schweigen zu diesem Thema war die angesprochene Rache, die Lucy an ihm verüben wollte. Was es wohl werden würde? Er wusste es wirklich nicht.
 

I'll misbehave if it turns you on (Turns you on).

No Mr.Right if you want Mr.Wrong (Mr.Wrong).

I'll tell you lies (tell you lies), if you don't like the truth.
 

Mit einem Mal packte ihn jemand an seinem heiß geliebtem Schal und zog ihn nach hinten, sodass er mit seinem Kopf gegen die Tischkante Lucys knallte, welche ihn triumphierend anlächelte dabei immer noch seinen Schal in ihrer Hand haltend. Für einen Moment verengte er seine Augen und starte in ihre Richtung, was wirklich eigenartig war von seiner Position aus.
 

„Uups?“, wisperte sie unschuldig. Das es alles andere als unbeabsichtigt gewesen war, fiel selbst ihm auf. Doch er durfte sich über so etwas nicht aufregen. Er durfte sich nicht davon beeinflussen lassen, er hatte einem strikten Plan zu folgen. ‚Ist das die Rache von welcher die Rede war? Mir eine Beule am Hinterkopf verpassen?‘ Ein Grinsen bildete sich allmählich auf seinen Zügen. Das war tatsächlich recht unschuldig von ihr.
 

„Von hier aus hat man eine prima Aussicht…“, fing er an, worauf ihre Brauen sich zusammen zogen und ihr Lächeln dahinschwand, „…auf deine Nasenhaare.“
 

Ihre rechte Braue begann heftig zu zucken. Ihm war bewusst, dass er sie damit wirklich gereizt haben musste, weswegen sie kurz locker ließ, nur um ihn erneut gegen den Tisch zu knallen. Das wiederholte sie einige Male. „Das!“ Ein Knall ertönte. „Stimmt!“ Noch ein Knall. „Nicht!“ Und noch einer.
 

Sein Hinterkopf schmerzte inzwischen von dem Impakt und ihm wurde schwindelig. So eine Brutalität hätte er ihr echt nicht zugetraut, wenn er sie nicht kennen würde. Gut, dass er dem bereits gewohnt war. „Du bist echt hinreißend, wenn du sauer bist“, versuchte er es sie dabei im Auge behaltend, auch wenn die Schwindelgefühle noch andauerten. Zu seiner Zufriedenheit verfärbten sich ihre Wangen in ein zartes Rosa, ehe sie ihn losließ.
 

„W-was sagst du d-da, du Idiot!“, kreischte sie. Dabei übersah sie wohl eindeutig, dass die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse nun dadurch auf ihnen lag. Ihm machte es ja nichts aus, doch wusste er nur allzu gut, dass es bei ihr nicht der Fall war. Sie hasste Aufmerksamkeit solcher Art. Das fiel ihr wohl nun auch auf, da sie sich hektisch umsah. Ihre Augen hefteten sich nach wenigen Augenblicken wieder auf ihn. Ihre Verlegenheit wurde erneut durch ihre Wut ersetzt. „Natsu!!“ Es folgten noch viele weitere Schläge gegen ihren Tisch, ehe der Lehrer eintraf.
 

I don't wanna be bad (I don't wanna be bad)

I just wanna be bad enough for you.

Well I just wanna be bad enough for you,

Well I just wanna be bad enough...
 

In der Mittagspause dieses Tages hielt Natsu ein Nickerchen, während alle andere quatschen und ihr essen aßen. Er schlief nicht wirklich, doch verdeckte er dadurch seine nachdenkliche Seite, da er sich seine momentane Lage durch den Kopf gingen ließ und am Überlegen war, wie er als nächstes vorgehen sollte. Lucy hatte angebissen, davon war er fest überzeugt, jetzt musste er eigentlich nur noch kräftig ziehen und sie gehörte ihm bis zu dem Moment, wo er sich entscheiden würde, sie zu verlassen, doch daran dachte er nicht, dass hatte er keinesfalls im Sinn. Er wollte sie bei sich haben. Für immer und ewig. Dazu zwingen wollte er sie natürlich, deshalb gab er ja auch nun sein Bestes, dass sie keine andere Möglichkeit haben würde, als bei ihm zu bleiben. Er hoffte wirklich, dass sein Plan nicht zurückfeuern würde. Er wollte sich gar nicht vorstellen, in was für eine Misere es ihn stützen würde, sollte es scheitern.
 

Alleine der Gedanke, dass es sie und ihn letzten Endes glücklich machen würde, schützte ihn vor seinem schlechten Wissen, der stets aufkeimte, wenn er fies ihr gegenüber war. Zwar schlug er sie nicht oder beleidigte sie ernsthaft, doch selbst diese kleinen Sticheleien erschienen ihn teilweise schon zu heftig. Allzu weit würde er niemals gehen. Er musste sich nur so bescheuert wie möglich aufführen, sodass es nicht übertrieben, aber auch nicht zu wenig war. Wenn er die perfekte Balance finden würde, wäre sein Ziel sicherlich zum Greifen nah.
 

Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Gesichtszügen.
 

You love to hate me when I'm chasing you (Woah-oh)

But I hate to say this, I'm stuck on lovin' you.

So I pretend that I don't care, I'll stand you up to keep you here.

I'll make you hate me, just enough to make you want me.
 

Ihm war aufgefallen, wie sie Jungs abservierte, die ihr hinterherliefen. Letzter Vorfall hatte sich zwischen ihr und einem gewissen Dan Straight ereignet. Dieser war ihr immer nachgelaufen und hatte sie mit Blumen überschüttet und sie ‚Lulu‘ genannt. Das hatte Natsu vielleicht genervt. Er war so kurz davor diesen Kerl auf den Mond zu kicken, doch das hatte er schon von selbst erledigt, als Lucy ihn mit den Worten „Lass mich in Ruhe, du Penner“ eindeutig zurück wies. Einerseits tat der Kerl ihm ja Leid. So einen Korb zu erhalten, musste schrecklich sein. Und ja er – der große und allmächtige Natsu Dragneel – fürchtete sich davor, wozu eben dieser Plan nötig war.
 

Also versuchte er so zu tun, als wäre sie ihm egal, stattdessen zog er sie auf, wen ein weiterer Verehrer von ihr aufkreuzte. Einem gab er sogar ihre Nummer, worauf sie tagelang nicht mit ihm sprach. Natürlich hatte er nur ungern sich dazu bewegen können, dem Kerl, dessen Namen er nicht einmal kannte, die Nummer der heiß begehrten Lucy Heartfilia zu geben, doch das war nötig.
 

Es war ihm bereits durch den Kopf geschossen, dass er seine Liebe zu ihr einfach aufgeben sollte. Immerhin hatte seine Sandkastenfreundin Lisanna erst vor wenigen Tagen bei ihm ein Liebesgeständnis abgeliefert, er könnte ihr eine Chance geben und dadurch über Lucy hinweg kommen. Leider wollte er aufgrund seiner sturen Seite nicht aufgeben, ihm missfiel der Gedanke einfach aufzugeben und sich mit jemanden Anderen hinweg zu trösten. Er wollte sie und würde sie auch bekommen. Egal, welchen Weg er dazu gehen müsste.
 

I'll misbehave if it turns you on (Turns you on).

No Mr.Right if you want Mr.Wrong (Mr.Wrong).

I'll tell you lies (tell you lies), if you don't like the truth.
 

Es vergingen ein paar Wochen seit der Bekräftigung seines Entschlusses. Seit jenem Tag war er an keine weiteren Informationen Lucy betreffend gekommen. Es war fast schon so, als mied sie ihn. Das war sogar ihm aufgefallen. Wenn er sie ärgerte, schnaubte sie nur, gab jedoch nichts Weiteres von sich, sie ließ sich einfach nicht mehr provozieren. Gray wusste auch von nichts und jemand anderen konnte er nicht fragen, da eben nur dieser in den Plan eingeweiht war. Natsu würde ja Levy fragen, doch diese würde ihm sicherlich sagen, dass es seine eigene Schuld war, dass sie ihn mied. Somit hatte er sich seine Frage selber beantwortet. Wahrscheinlich war er doch zu weit gegangen. Er hätte nicht ihr Handy klauen sollen und es fallen lassen sollen, was gar nicht mal seine Absicht gewesen war. Oder er hätte diese Wasserbomben lieber nicht auf sie abfeuern sollen, die mit Farbe gefüllt waren. Oder dieses Furzkissen auf ihrem Sitzplatz. Für ein Mädchen war es wohl doch schlimmer, so einen Laut von sich zu geben und das mitten in der Klasse.
 

Vielleicht aber auch hätte er sich den Kommentar zu ihren Brüsten verkneifen sollen. Scheinbar hatte sie es doch gekränkt. Doch konnte man ihm dies vor die Nase halten? Immerhin war sie im Sportunterricht auf ihn gefallen, sodass ihre Brüste ihren Platz auf seinem Gesicht fanden. Nicht andersherum! Wenn das jedoch nur der einzige Vorfall gewesen wäre, hätte er sicherlich nicht so etwas gesagt, aber als er auf Lucy vor ein paar Tagen zugelaufen war, um sie anzusprechen, hatte ihm irgendein Bastard das Bein gestellt, was zur Folge gehabt hatte, dass er auf sie drauf gefallen war und seine Hände eigenartigerweise und völlig unbeabsichtigt auf ihrer Oberweite mit einem Mal gelegen haben. Kein Wunder also, dass er darauf gemeint hatte, dass dies wohl alles nur vorgefallen war, weil sie unbedingt die Befriedigung suchte.
 

Seine Wange hatte noch nie derartige Schmerzen ertragen müssen.
 

Seufzend lehnte er sich gegen den Zaun, welcher das Dach der Schule umgab, sodass keiner auf die Idee kam, hinunter zu springen oder einfach hinunterzufallen. Er schwänzte tatsächlich Chemie und das nur aus dem Grund, da er und Lucy Laborpartner waren und sie ihm ja aus dem Weg ging. Und wenn sie ihre Ruhe von ihm brauchte, wer war er ihr dies nicht zu gestatten? Immerhin wollte er das nicht so. Sie sollte ihm nicht aus dem Weg gehen! Wieso schien alles schief zu laufen?
 

Er strich sich über die Wange. Irgendwie kam es ihm so vor, als könnte er immer noch das aufschlagen ihrer Handfläche spüren. Das war der letzte Kontakt zwischen ihnen gewesen. So hätte er niemals mit ihr auseinander gehen wollen. Jetzt blieb ihm nur noch zu hoffen, dass sie ihm verzeihen würde.
 

I don't wanna be bad (I don't wanna be bad)

I don't wanna be bad (I don't wanna be bad)

I don't wanna be bad (I don't wanna be bad)
 

An jenem Abend stand er vor ihrem Haus, in welchem sie vollkommen alleine wohnte. Ihr Vater unterhielt sie natürlich. Alleine würde sie sich so etwas niemals leisten können, auch wenn sie nebenbei in einem Café in der Stadtmitte kellnerte. Seine dunklen Augen waren auf das offene Fenster geheftet, das zu ihrem Fenster gehörte. Sollte das etwa eine Einladung sein? Wie auch immer, er würde sich ihr stellen. Er konnte nicht mehr. Ob er Erfolg gehabt hatte oder nicht. Das war ihm egal. Lieber wäre es ihm sich mit ihr nun vertragen zu können.
 

Mit einem Sprung hing er an der Fensterbank und zog sich hoch. Darauf betrat er auch schon ihr dunkles Zimmer das Fenster hinter sich verschließend. Lucy war nicht auszumachen, jedoch sah er das Licht aus dem Badezimmer, also nahm sie wahrscheinlich gerade ein Bad. Das tat sie wirklich gerne. Er lächelte ein wenig, ehe er sich auf ihr Bett fallen ließ. Er hätte es wirklich gern, auch so ein weiches Bett. Allmählich schlossen sich seine Augen. Irgendwie machte ihn die Dunkelheit müde. Es wäre schon nichts dabei, wenn er für eine Weile auf ihrem Bett schlafen könnte. Schließlich war es ihre Schuld, dass er kaum noch Schlaf fand.
 

Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht, jedoch wurde er aus seinem Schlaf gerissen, als er auf den harten Boden prallte. Stöhnend richtete er sich auf und blickte zu einer gewissen Blondine hoch, die ihn anfunkelte. Ihre Arme hatte sie unterhalb ihrer Brust verschränkt. Das Licht in dem Zimmer war inzwischen an, auch trug sie zu seinem Leidwesen nicht nur ein Handtuch um ihren Körper, sie hatte sich bereits in ihren Pyjama umgezogen, welcher aus einem pinken Top und weißen Shorts bestand. Langsam richtete er sich auf seinen Blick dabei nicht von ihr lassend.
 

„Lucy! Gute Abend!“, trällerte er und grinste.
 

Seinem gegenüber war dem Anschein nach nicht danach zu lachen. Jedoch gab sie auch keinen weiteren Ton von sich, worauf sein Grinsen allmählich verschwand und er sie ein wenig irritiert musterte. Was sollte das denn jetzt bitte werden? Wollte sie ihn mit Ruhe strafen? Das würde ihn höchstens ganz hibbelig machen.
 

Schließlich durchbrach sie mit einem seufzen die stille und fasste sich an den Kopf.
 

„Ich kann es nicht fassen“, gab sie von sich und der Unglauben war dabei deutlich heraushörbar, worauf er seinen Kopf schief legte, da ihm nicht klar war, was sie wohl meinte. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie ihn in ihrem schlafend vorgefunden hatte. Es geschah wirklich oft. Also was war für sie gerade nicht zu fassen? Dass er es gewagt hatte, hier aufzukreuzen? Etwas sagte ihm, dass dies nicht der Grund sein konnte.
 

„Was denn?“, fragte er also, da ihm sicherlich keine plausible Erklärung einfallen würde. Mit Sicherheit würde sie ihm eine Erklärung liefern.
 

Ihre braunen Augen richteten sich darauf auf ihn. Eine Antwort bekam er jedoch fürs erste nicht. Seltsamerweise machte ihn das ganz nervös. Sodass er vollkommen vergaß seine Rolle einzuhalten, doch dazu war es wohl zu spät. Mit einem verwunderten Ausdruck in den Augen sah er dabei zu, wie sie anfing zu grinsen. Jetzt verstand er wirklich nichts mehr.
 

„Natsu~? Du warst die ganze Zeit über wirklich ein böser Junge, weißt du das?“, wisperte sie gerade so für ihn hörbar und legte ihre Arme um seinen Nacken und drückte sich an ihn, worauf er sie entgeistert ansah. Was hatte dieses Mädel vor? Versuchte sie gerade Herrin der Situation zu werden? Das musste er irgendwie verhindern. Jedoch hatte sie mit dem Körperkontakt bereits jegliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Er war nicht im Stande, sich einen Fluchtplan zu überlegen. Das wollte er ja auch eigentlich nicht, wenn er ehrlich sein sollte.
 

„Hhm…und was gedenkst du jetzt zu tun, Lucy?“, entgegnete er ihr seine Arme dabei um ihre Taille schlingend. Wenn sie ihn so ansprach, musste er wohl mitspielen.
 

Auf seine Worte hin wurde ihr Grinsen eine Spur breiter.
 

„Böse Jungs werden bestraft. Das müsstest du doch wissen.“ Darauf lagen ihre Lippen auch schon auf den seinen und das war nur der Anfang einer warmen Sommernacht und einer Beziehung.
 

I just wanna be bad enough for you.

Well I just wanna be bad enough for you,

Well I just wanna be bad enough for you.

Being lonely

Es war bereits eine Woche her. Vor einer Woche war ihr Freund und Partner auf einen Auftrag ohne sie aufgebrochen. Es war eigenartig gewesen, dass er ohne sie hatte gehen wollen, da er sonst immer drauf bestand, dass sie mitkam. Stets quengelte er rum, falls sie im diesen Wunsch abschlug. Immerhin konnte sie nicht non-stop auf Aufträge gehen. So viel Kraft besaß sie nicht! Sie war nicht so energiegeladen wie er. Nach einem Auftrag brauchte sie mindestens einen Tag zum Entspannen, da die Aufträge meist sich als schwieriger entpuppten, als es angegeben war oder weil er eben die Probleme selber hervorrief. Von der Belohnung kam bei ihr meist nur wenig an, da ihr Freund bei den Missionen stets etwas zu Bruch gehen ließ. War es eine einfache Vase oder eben ein ganzes Gebäude.
 

Seufzend lehnte Lucy sich zurück und drückte Plue an ihre Brust. Dieser begleitete sie in den letzten Tagen. Ohne Natsu fühlte sie sich so alleine. Schließlich war er sonst immer bei ihr und seit dem sie zusammengekommen waren, war er noch öfters bei ihr gewesen. Und nun da er weg war, spürte sie es deutlich, dass er fehlte. Es tat in ihrem Herzen weh. Sie hätte niemals gedacht, dass sie der Typ für Liebeskummer wäre. Dem Anschein nach hatte es sie wirklich schlimm erwischt.
 

Wäre es nur das, würde sie es ja noch aushalten, schließlich hatte er ihr noch Happy dagelassen, der ihr auch Gesellschaft leistete und sie zum Lachen brachte. In jenem Moment befand er sich jedoch in der Gilde, um sein Glück bei der Exceed-Dame namens Charle zu versuchen. Sie verübelte es ihm nicht. Immerhin hatte sie noch Plue und dieser kostete sie nur wenig Energie, also konnte sie ihn wirklich lange bei sich haben und das hatte sie auch wirklich nötig. Was nun das Problem war? Der Rosahaarige hatte weder sie noch Happy auf seinen Auftrag mitgenommen, was aber nicht bedeutete, dass er alleine gegangen war.
 

Nein, er hatte sie mitgenommen. Sie erinnerte sich nur allzu gut an jenen Tag in der Gilde.
 

Es schien ein vollkommen typischer Tag in der Gilde zu werden. Vor kurzem war Team Natsu von einem Auftrag zurückgekehrt, durch welchen Lucy ihre Miete für den Monat sicher hatte. Natürlich verspürte sie aus dem Grund wirklich gute Laune. Immerhin bereitete ihr das meist die größte Sorge in jedem Monat. Es schien ein Wunder geschehen zu sein, da bei der Mission dieses Mal nichts kaputt gegangen war. Sie war Natsu wirklich dankbar gewesen, dass er sich mit seiner Zerstörungskraft zurück gehalten hatte.
 

„Lucy“, vernahm sie von neben sich und blickte in die Augen ihres Freundes, welcher sich neben zu ihr gesetzt hatte. Er wirkte ein wenig angespannt und nervös. Das verwunderte sie wirklich. Das letzte Mal hatte sie ihn so erlebt, als er ihr vor einem Monat ein Liebesgeständnis abgelegt hatte.
 

„Was gibt’s Natsu?“, fragte sie ihn lächelnd und versuchte ihn damit zu ermutigen, dass er ruhig weiter sprechen könnte.
 

„Ich gehe auf einen Auftrag“, teilte er ihr mit, konnte jedoch ihr Lächeln nicht wirklich erwidern. Sein Grinsen fehlte und das ließ sie ihre Brauen zusammenziehen. Der Stellarmagierin war sofort klar, dass mit dem Feuer Dragon Slayer etwas nicht in Ordnung war, da er während des Auftrages noch bei bester Laune gewesen war. Sie legte ihren Kopf schief.
 

„Aber wir sind doch erst heute zurück gekommen“, stellte sie fest. Vielleicht wirkte er so nervös, weil er wusste, wie sie reagierte, wenn er Auftrag für Auftrag erledigen wollte. Das erschöpfte sie eben, doch da sie eben zusammen waren, versuchte sie es ihm so freundlich wie möglich zu übermitteln.
 

„Oh, das ist kein Problem, ich wollte dieses Mal ohne dich und Happy gehen. Das geht doch in Ordnung, oder?“
 

Auf seine Worte blickte sie ihn überrascht an. Sie sollte sich freuen, dass er sich selbst sein Geld fürs Essen verdienen würde. Wieso sollte er auch sonst auf einen Auftrag wieder einmal gehen? Doch seltsamerweise zog sich ihr Herz bei seinen Worten schmerzhaft zusammen. Auch wenn ihr bewusst war, dass es anders gemeint war, schien in ihrem Inneren eine piepsige Stimme zu trällern, dass er sie einfach nicht dabei haben wollte. Hatte sie etwas falsch gemacht? Bis vor kurzem war doch alles in Ordnung gewesen. Das konnte es also nicht sein.
 

„Achso, dann viel Spaß“, kam es von ihr weniger begeistert. Sie wusste auch nicht, warum es sie so traurig stimmte. Vielleicht lag es daran, dass er sie nicht da haben wollte und er scheinbar auch kein Problem damit hatte, sie alleine zu lassen, wobei er wirkte ja nervös. Vielleicht war das der Grund für seine Nervosität! Das erleichterte sie ein wenig und bereitete ihr zugleich auch ein schlechtes Gewissen. Das war wirklich fies von ihr zu denken.
 

„Keine Sorge, ich gehe nicht alleine. Lisanna kommt mit“, meinte er weiter und grinste wieder.
 

Seine Worte, die sie hatten beruhigen sollen, bewirkten das völlige Gegenteil. Lisanna? Warum ausgerechnet seine Sandkastenfreundin? Hatte er eine Ahnung, was er ihr damit antat? Lucy hatte ihre Eifersucht gegenüber der weißhaarigen jungen Frau noch nicht vollständig überwinden können. Immerhin war diese hübsch, lieb und einfach ein Schatz wie auch ihre ältere Schwester Mirajane. Ihre wichtigste Eigenschaft war jedoch, dass sie Natsu bereits seit einer halben Ewigkeit kannte, mit ihm viel länger befreundet war, als Lucy mit besagtem Feuermagier. Da konnte sie nicht mithalten. Es war doch verständlich, dass sie eifersüchtig war, oder?
 

„Oh…“, hauchte sie nur, ehe sie aufstand. „Na dann, viel Spaß euch Beiden, ich muss noch den Einkauf erledigen, da ich das nötige Geld jetzt habe.“ Sie setzte noch ein Lächeln auf, bevor sie auch möglichst normal aus der Gilde schritt.
 

Sie wollte nicht verstehen, warum er auf einmal gegrinst hatte. Lag es an Lisanna? Stumm schüttelte Lucy ihren Kopf. Wieso hatte er sie mitgenommen? Sie verstand es einfach nicht. Sie wusste nur, dass der alleinige Gedanke ihr bereits Schmerzen bereitete. Es zog wirklich fürchterlich. Die letzten Tage über hatte sie sich eingeredet, dass es einen plausiblen Grund geben musste. Doch das erklärte nicht, warum er nicht Happy mitgenommen hatte. Immerhin war das sein treuer Begleiter.
 

„Natsu…du Idiot…“, kam es von ihr und sie ließ Plue mit einem Mal verschwinden. Er würde bald zurückkommen. Wahrscheinlich noch am heutigen Tag. Sie könnte in die Gilde gehen und vorbei schauen. Wobei…ihr war nicht danach. Außerdem würde er sicherlich sowieso erst bei ihr vorbei schauen. Davon war sie überzeugt. Sie legte sich auf ihren Rücken und starte an ihre Zimmerdecke. Die Erinnerung von seinem Geständnis vor einem Monat hing ihr noch im Kopf. Das war auf diesem Bett passiert. Es war eine ihrer liebsten Erinnerungen zwischen ihnen. Zu diesen gehörte auch der Tag, wo er sie zu Fairy Tail gebracht hatte. Wobei sein Geständnis wahrscheinlich doch ihre wertvollste Erinnerung war, die sie sicherlich für immer in ihrem Herzen behalten würde.
 

Ihre Eifersucht auf Lisanna war im Grunde doch unbegründet. Immerhin glaubte Lucy doch an Natsu. Er wäre immer ehrlich zu ihr, auch wenn es wehtat. Niemals würde er sie belügen und sie war sich sicher, dass er tatsächlich die Wahrheit gesprochen hatte. Ansonsten hätte er doch Lisanna seine Liebe gestanden und nicht ihr! Wenn sie jetzt an der Liebe zwischen ihn zweifeln würde, wäre das irgendwann das Ende ihrer Beziehung. Seufzend schloss sie ihre Augen und legte sich auf ihre Seite. Sie war müde. Wirklich müde.
 

 
 

Wenige Stunden später erwachte die Blondine aus ihrem Schlaf. Noch schläfrig richtete sie sich auf und schaute sich zunächst in ihrem Zimmer um. Nein, er war noch nicht hier. Das Fenster stand auch nicht offen. Sie spürte die Enttäuschung in sich aufkeimen bei ihrer Feststellung. Es war bereit Abend. Sie wollte ihn so sehr sehen. „Blöder Natsu, er ist daran schuld, dass ich jetzt so fühle…“, stellte sie fest und seufzte. Nur wegen seiner dauernden Anwesenheit fühlte sie sich nun so, da er eben gerade nicht bei ihr war. Sie schwang ihre Beine vom Bett und stand kurz darauf auch wieder auf dem Boden.
 

Wenn er nicht hier war, könnte sie genauso gut beim Bahnhof auf ihn warten, sofern er heute noch ankomme sollte. Wäre es nicht sogar besser, ihn direkt am Bahnhof empfangen zu können? Sie könnte ihm etwas zum Essen mitbringen. Mit einem Mal zierte ein Lächeln ihre Lippen. Da hatte sie sich eine Beschäftigung gefunden! Hastig begab sie sich ihre Küche und öffnete ihren ungewohnt vollen Kühlschrank. Bei dem Anblick erinnerte sich an die vielen Male, wie sie ihren Freund zusammen gestaucht hatte, da er wieder einmal ihren Kühlschrank leer gefuttert hatte. Selbst das fehlte ihr irgendwie. Das war in der Tat eigenartig.
 

Eine halbe Stunde späte hielt sie das fertige und verpackte Bentou vor sich. Die Augen Lucys strahlten. Es dauerte nicht lange und sie war bereit zum Gehen. Seltsamerweise hatte sie es eilig zum Bahnhof zu kommen. Sie wollte ihn keinesfalls verpassen. Sie wollte sein Grinsen sehen, wen er sie erblicken würde. Sie wollte ihn erfreut lachen hören, wenn sie ihm das selbst gemachte Bentou überreichen würde. Sie wollte ihn errötend antreffen, wenn sie ihn umarmen würde und ihm einen Kuss auf seine Wange drücken würde. Da konnte es ihr doch egal sein, dass Lisanna daneben stehen würde!
 

Beim Bahnhof ließ sie sich auf einer Bank nieder auf dem Bahnsteig, wo er ankommen würde. Ihre braunen Augen waren in die Richtung gerichtet aus welcher der Zug kommen würde. Sie hatte es im Gefühl, dass sie heute noch ihn erblicken würde. Tatsächlich fuhr nach einer halben Stunde der Zug ein, in welchem er sich aufhielt. Zuerst stieg Lisanna aus. Dieser merkte man sofort an, dass sie alles andere als zufrieden wirkte. Was auch immer vorgefallen war, es hatte mit Natsu zu tun. Woran Lucy das erkannte? Nun, als die Augen der jüngsten von den Strauss-Geschwistern sie ausmachten, verengten sich ihre blauen Augen umso mehr. Das war für die Blondine unerklärlich. Den letzten Monat über hatte sie ihr doch sonst nie so einen Blick zugeworfen bekommen!
 

Das geriet jedoch in Vergessenheit, als sie endlich rosa Haar in ihr Blickfeld trat, worauf sie von der Bank aufstand und ihm entgegen lief. „Natsu!“, stieß sie fröhlich aus. Sie hatte sich lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Seine Anwesenheit machte sie bereits so glücklich. Das war doch verrückt. Ihr Herz hüpfte vor Aufregung, als sie auf seinen Blick traf. Zunächst wirkte er irritiert, da er sicherlich nicht mit ihr gerechnet hätte. Immerhin war es das erste Mal, dass sie ihn praktisch mit so guter Laune erwartete. Doch die Verwirrung wurde schnell durch ein Grinsen ersetzt. „Lucy!“, stieß er freudig aus und ho seine Hand.
 

Bei ihm angekommen schloss sie ihre Arme um ihn, die Anwesenheit der weißhaarigen vollkommen ignorierend. Zufrieden sog sie seinen Duft ein. Er hatte ihr wirklich gefehlt. Seine übernatürliche Körperwärme fühlte sich so angenehm an und schien ihre von dieser Woche gestressten Nerven zu beruhigen. Es war unglaublich, dass all diese Gefühle der Einsamkeit mit einem Mal sich scheinbar in Luft aufgelöst hatten. Sein Lachen, welches darauf erklang, trug nur noch mehr dazu bei. Insbesondere da er ihre Umarmung erwiderte und sie näher an sich drückte.
 

„Ich habe dich vermisst, Natsu“, kam es sehnsüchtig von ihr. Dabei drückte sie ihr Gesicht näher an seine Schulter. 
 

Auf ihre Worte hin lachte er erneut. „Vielleicht sollte ich öfters ohne dich weg. So eine Begrüßung würde ich gerne öfters erhalten“, stellte er fest. Darauf löste sie ihre Arme von ihm und zog an seinen Wangen mit ihren Händen. „Oi, wage es ja nicht, das allzu oft zu wiederholen. Ich war fast krank vor Sorge, du Idiot!“ Das konnte ihn doch unmöglich so gefallen, dass sie nie wusste, was er gerade wohl durchmachte, oder?
 

Gerade wollte er ihr antworten, doch kam Lisanna ihm zuvor. „Ich gehe dann. Bis dann.“ Ihr leicht freundlicher Ton klang gezwungen. Ihr darauf folgendes Lächeln aufgesetzt. Es dauerte nicht lange und die weißhaarige verschwand aus dem Blickfeld der Beiden. Fragend blickte Lucy Natsu an. Dieser blickte schuldbewusst in die Richtung, in welche seien Sandkastenfreundin verschwunden war.
 

„Natsu, was ist zwischen euch passiert?“, fragte sie nach. Ausnahmsweise spürte sie keine Eifersucht dabei, da dies gerade wohl nebensächlich wäre. Immerhin wirkte er alles andere als gut gelaunt mit einem Mal. Da musste sie ihre eigenen Gedanken zurück stellen können. Seine dunklen Augen richteten sich darauf auf sie. Seine Arme waren immer noch um sie geschlungen. Wortlos blickte er in ihre Augen. Fast schon wirkte er nachdenklich. Auch schien er mit sich zu ringen, ob er ihr von seinem Problem erzählen sollte.
 

Seufzend löste sie sich endgültig von ihm und nahm seine Hand. „Komm, du kannst mir beim Essen von deinem Auftrag erzählen, ich habe dir eine Kleinigkeit gemacht zur Begrüßung.“ Sie hielt dabei lächelnd die Tüte hoch, in welchem das Bentou für ihn steckte. Zu ihrer Freude grinste er auf ihre Worte. Da dies geklärt war, zog sie ihn auch schon sanft mit. Sie wusste schon ganz genau, wo sie ihr ‚Picknick‘ veranstalten würden. Jedoch hielt er sie darauf auch schon zurück, nachdem sie ein paar Schritte gelaufen waren. Überrascht drehte sie ihren Kopf in seine Richtung.
 

Es kamen keine Worte. Stattdessen spürte sie seine Lippen auf den ihren. Ein wenig irritiert blinzelte sie ihm entgegen, ehe sie ihre Augen schloss und den Kuss begann zu erwidern. Der Kuss fühlte sich irgendwie seltsam an. Es war nicht so, als würde sie das Gefühl nicht genießen, doch schien er einen bitteren Beigeschmack zu haben. Das gab ihr nur stärker das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Doch sie würde schon herausfinden, was da vorgefallen war und sie würde es besser machen. Denn immerhin war weder sie noch er alleine. Sie hatten sich. Das Gefühl würde sie ihm geben. Egal, was dazu von Nöten wäre.
 

„Danke, Lucy“, kam es von ihm, als er sich von ihr wieder löste. Sie konnte die Erleichterung aus seiner Stimme heraushören. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, auf was genau er seinen Dank richtete.
 

„Du Idiot, das ist doch selbstverständlich. Weder du noch ich sind alleine. Wir haben unsere Familie und noch wichtiger ist, dass wir uns haben.“ Sie kicherte und zog ihn wieder weiter, ihre Augen hafteten dabei noch auf den seinen. „Das ich ausgerechnet dich, daran erinnern muss.“
 

Seltsamerweise waren alle ihre negativen Gedanken mit einem mal verschwunden. Immerhin hatte er ihr ebenso gefehlt wie sie ihm. Was auch immer zwischen ihm und Lisanna vorgefallen war, würde sie sicherlich noch erfahren. Doch das hatte noch Zeit. Das würde sie ein anderes Mal sicherlich von ihm erzählt bekommen. 

Being abandoned

Dass dieser Tag irgendwann kommen musste, hatte Lucy bereits geahnt, als sie die Beziehung mit Natsu eingegangen war. Es war lediglich eine Frage der Zeit gewesen bis es zu jenem Moment kommen würde. Der Gedanke hatte sie immer die ganze Zeit über begleitet und sie verfolgt. Sie hatte daran nicht aus einer negativen Perspektive denken wollen. Natürlich war es nicht gerade schön für sie und würde viel von ihr abverlangen. Aber sie konnte es ihm doch nicht verbieten! Wäre sie in seinen Fußstapfen, hätte sie nicht anders gehandelt. Mit Sicherheit hätte sie verlangt, dass man ihrer Entscheidung mit Verständnis gegenüber träte. Nicht dass sie es nun nachempfinden konnte. Denn ihr Vater war ja bereits tot. Doch Natsu hatte nicht aufgegeben, er glaubte fest daran, dass er Igneel finden könnte. Und nun da er zum S-Class Magier aufgestiegen war, hatte er seine Chance gewittert, endlich zum großen Abenteuer aufzubrechen. Das hatte er bereits vor Jahren für sich festgelegt, das war vor ihrem Beitritt in Fairy Tail gewesen. Was hatte sie da groß zu sagen?
 

Sie hatte es immer gewusst, also warum tat es nur so weh, als sie ihn davon gehen sah? Es kam Lucy so vor, als würde ihr Herz in zwei Teile zerbrechen. Sie wusste, dass er es riechen würde, sollte sie in Tränen ausbrechen, also hielt sie ihre Tränen zurück. Sie durfte nicht so egoistisch sein, indem sie ihn davon abhielt zu gehen. Bei dem Geruch ihrer Tränen würde er mit Sicherheit sofort kehrt machen und sich dazu hinreißen lassen, alles zu überdenken. Das wollte sie nicht, dessen war sie sich sicher. Denn er würde ohnehin zurückkommen. Das hatte er ihr versprochen. Außerdem gab es einen Grund, warum er einfach zurückkehren musste, welcher ihm aber nicht bewusst war. Schließlich hatte sie ihn nicht dazu zwingen wollen, bei ihr zu bleiben. Und das wäre, wenn er die Neuigkeiten gehört hätte. Sie kannte ihn immerhin gut genug.
 

Mit einem traurigen Lächeln strich sie sich über ihren noch flachen Bauch. Sie hatte erst vor einer Woche davon erfahren. Seit dem trug sie dieses süße Geheimnis mit sich. Wenn nicht wegen ihr, dann wegen dem in ihr wachsendem Baby sollte er nach Magnolia zurückkommen. Nach Hause. Immerhin hatte er nicht nur da draußen eine Familie, sondern auch hier.
 

Und als sie sich sicher war, dass er sie weder hören noch riechen könnte, rollten ihr die Tränen über ihr hübsches Gesicht.
 

 
 

„Hey, Lucy, was stand in dem Brief von Natsu?“, fragte Levy ihre beste Freundin mit einer neugierigen Tonlage. Ihre braunen Augen huschten immer wieder über die von Natsu verfassten Zeilen und ließen sie lächeln. Sie bekam jede Woche einen Brief, in welchem sie von dem Rosahaarigen erzählt bekam, wie es ihm ging und wo er sich gerade aufhielt. Es war schade, doch konnte sie ihm keine Antwort zurücksenden. Nicht einmal Happy hatte er auf seine Reise mitgenommen. Damit musste sie sich wohl zufrieden geben. Hauptsache sie bekam seine Stimme zu hören, wenn auch nur in Form von Worten auf einem Pergamentpapier. Sie konnte es kaum erwarten, ihn in ihre Arme zu schließen bei seiner Rückkehr. Es waren zwar bereits fünf Wochen her seit Natsus Abreise, doch kam sie bisher damit zurecht. Das Wesen in ihr schien ihr die nötige Kraft dazu zu geben.
 

Lächelnd strich sie sich über ihren Bauch und meinte eine leichte Erhebung zu spüren. Die Blauhaarige bemerkte ihre Geste und lächelte ebenfalls. „Ich kann es kaum erwarten bis die Kleine draußen ist“, zwitscherte sie vergnügt, als wäre es ihr eigenes Kind, welches sie noch nicht hatte. Lucy hatte es der Gilde mitgeteilt. Immerhin würde sie auf die Hilfe ihrer Familie angewiesen sein. Noch konnte sie Jegliches erledigen, aber bald würde nicht einmal ihre Hausarbeit dezent erledigen können. Aus dem Grund lebte sie auch in Fairy Hills, damit sie immer jemanden in der Nähe hatte. Auf Aufträge ging sie auch nicht mehr, um ja nicht ihrem Kind zu schaden. Jeder – selbst Gajeel und Laxus - in der Gilde trug dazu bei, damit es ihr gut ging. Bei solchen Momenten wusste die Stellarmagierin, wie glücklich sie sich schätzen konnte, solche Freunde zu besitzen. Sie waren ihre perfekte Familie.
 

Bei den Worten Levys blickte Lucy auf. „Das wird aber noch etwa sieben Monate dauern. Das weißt du doch, oder?“ Sie kicherte, ehe ihre Augen wieder auf dem Brief lagen. Die geschriebenen Worte gaben ihr ebenfalls Kraft. Zwar befürchtete sie immer wieder, dass er nicht vor der Geburt zurückkommen würde, aber selbst wenn er danach kommen würde. Wäre das nicht ein passendes „Willkommen zurück“-Geschenk, wenn er das Baby oder Kind in ihren Armen sehen würde? Die Blondine wusste wirklich nicht, wann sie das rosa Haar ihres festen Freundes, wobei er vielleicht schon so etwas wie ihr Verlobter war, wieder sehen würde. Immerhin hatte er eindeutig gesagt, dass er sie heiraten würde, sobald er wieder bei ihr war. Nebenbei konnte er sich den Segen Igneels holen bei seiner Reise. Darauf hatte sie lachen müssen. Einen Ring hatte sie zwar nicht bekommen. Stattdessen trug sie ihrer Meinung nach etwas viel Wertvolleres.
 

Um ihren schmalen Hals war ein heller Schal mit einem einzigartigen Schuppenmuster geschlungen.
 

 
 

Jede Woche bekam Lucy einen Brief von ihrem Liebsten. Mit dem größten Vergnügen las sie die Briefe durch, auch wenn sie voller Grammatik- und Rechtschreibfehler waren. Sie las die Briefe bis diese sich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten. Die Briefe bewahrte sie in einer Truhe auf, die sie neben den Briefen an ihre Mutter lagerte. Das war bereits der zwanzigste Brief. Somit waren bereits zwanzig Wochen ins Land gezogen. Ihr Bauch war um ein großes Stück gewachsen und sie brauchte stets Hilfe. Selbst bei der Auswahl ihres Essens kam sie nicht mehr alleine zurecht, da sie stets hinterfragte, ob sie ihren Schwangerschaftsgelüsten nachgeben sollte. Besonders schlimm trafen sie ihre Schwangerschaftshormone, die sie des Öfteren die Eigenschaften eines Wasserfallesverliehen. In solchen Momenten brauchte es einiges an Aufwand und Zeit, damit sie nicht mehr weinend nach Natsu verlangte.
 

Natürlich half ihre Familie ihr durch diese schwere Zeit, aber die Lücke, die Natsu mit seinem Fortgehen hinterlassen hatte, war nicht so einfach zu stopfen. Genauer gesagt, es war einfach unmöglich. Immer wenn sie alleine war, kam die Einsamkeit hoch und plagte sie, trieb sie in Albträume, die sie auch tagsüber zu verfolgen schienen. Stets wünschte sie sich, dass sie seine Stimme hören könnte, wie er nach ihr rief. Nach jedem Albtraum holte sie das Foto von ihm und ihr hervor von ihrem ersten Date. Gedankenverloren strich sie über sein grinsendes Gesicht und versuchte, sich daran zu erinnern, wie es sich tatsächlich angefühlt hatte, seine Haut unterhalb ihrer Fingerkuppen zu spüren. Und seine Lippen erst! Wie sie sich nach seinen Küssen sehnte, die sie stets auf Wolke Sieben verfrachtet hatten. Das Grinsen, welches er stets zu tragen schien wie seinen Schal, hatte sie eigentlich immer aufmuntern können nach so einem Traum. Aber manchmal reichte es einfach nicht. Ihr fehlte die von ihm ausgehende Wärme. Ihr fehlten seine Arme, die sich um ihren Körper immer geschlungen hatten und ihr Wärme und Sicherheit schenkten.
 

„Natsu…komm nach Hause…“
 

Diese Worte hörte man wirklich oft ihren Mund verlassen.
 

 
 

Sie hatte sich immer eingeredet, dass sich all dieser Schmerz in Luft auflösen würde, sobald sie sein Gesicht wieder zu sehen bekommen würde. Tausende Male hatte Lucy sich ausgemalt wie ihr Wiedersehen verlaufen würde. In allen ihren Vorstellungen konnte sie sein grinsendes Gesicht sehen und ihr mit Freudentränen überströmtes Gesicht. Liebevoll hatte er ihr über ihren prallen Bauch gestrichen und federleichte Küsse darauf verteilt. Oder er hatte seine Tochter in seinen starken Armen getragen und ihr einen liebevollen Blick geschenkt, welcher sie dahinschmelzen lassen würde. Sie hatte sich ihre Hochzeit vorgestellt. So viele glückliche Erinnerungen hatte sie sich vorgestellt, die ihr stets gezeigt hatten, dass sich das Warten lohnen würde.
 

Leider bewirkte es das völlige Gegenteil, als sie sein Gesicht nach all der Zeit zu Gesicht bekommen hatte. Es war ein regnerischer Tag. Trübe und graue Wolken lagen über Magnolia, als er endlich angekommen war. Begleitet wurde er von Magiern der Gilde Lamia Scale. Jura und Lyon hatten ihn bei einem Auftrag nahe der Grenze zu Bosco gefunden und sofort Fairy Tail kontaktiert und sie aufgeklärt.
 

Sie war im achten Monat als sein toter Körper getragen von Freunden im Friedhof Magnolias beigesetzt wurde. Alle Gildenmitglieder waren anwesend. Auch ein Teil von Blue Pegasus, Lamia Scale, Quatro Cerberus, Sabertooth und Mermaid Heel waren anwesend. Aber auch Nichtmagier wie ehemalige Klienten nahmen an der Beisetzung des großen Fairy Tail Magiers bei. Er war bei seiner Reise umgekommen. Seiner vielen Verletzungen zu urteilen, war er augenblicklich tot gewesen. Etwas hatte ihn durchbohrt mit seinen Krallen. Selbs wenn jemand vor Ort da gewesen wäre, hätte man ihn nicht mehr retten können.
 

Lucy stand vorne und hoffte jede Sekunde, dass sie endlich aus diesem Albtraum erwachen würde, doch sie wurde nicht erlöst. Das Grinsen auf dem Foto, das ihr sonst immer Glücksgefühle beschert hatte, schien sie nun zu provozieren, sie zu demütigen. Es machte sie fertig. Ihr fiel gar nicht auf, wie Loke sie beruhigend in seine Arme nahm und sie vorsichtig an sich drückte, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Die Schmerzen, die sie empfand, schienen so unreal und doch kam es ihr so vor, als würde ihr Herz jeden Moment zerbersten. Es war unerträglich. Wo war der Sinn ihres Lebens geblieben? Ihr Glück, welches sie gefunden hatte vor einigen Jahren in Hargeon, hatte sie verlassen. Es würde nicht mehr zu ihr zurück finden.
 

„Ich werde zurück kommen, Lucy. Du kannst während dessen unsere Hochzeit planen.“
 

„D-du..m-meinst du das wirklich, Natsu?“
 

„Warum nicht? Wir leben zusammen, machen alles zusammen und haben sogar bereits einen Sohn namens Happy. Also wieso nicht wirklich heiraten?“
 

„Weißt du überhaupt, was das bedeutet?“
 

„Na klar! Ich bin doch nicht blöd…“
 

„Lügner…“, nuschelte die Blondine und verstärkte ihren verkrampften Griff in das Oberteil ihres Stellargeistes. Wie hatte er ihr nur diese Lüge auftischen können? All die Monate hatte sie daran geglaubt, dass er sein Wort einhalten würde. Noch nie hatte er seine Versprechen ihr gegenüber gebrochen. Also warum gerade das letzte, dass er ihr gegeben hatte? Wieso tat er ihr das an? Wusste er nicht, dass sie ihn wie die Luft zum Atmen brauchte? Dass sie ohne seine Wärme nicht mehr schlafen konnte? Dass sie ohne sein Grinsen einfach nicht mehr glücklich sein konnte?
 

Seit dem Tod ihrer geliebten Mutter hatte sie nicht mehr so etwas durchmachen müssen. Dabei hatte er ihr doch das Gefühl gegeben, dass sie endlich ihr märchenhaftes „Happy End“ bekommen würde.
 

 
 

Tagelang hatte sie sich barrikadiert in ihrem Zimmer in Fairy Hills und hatte kaum einen an sich rangelassen. Sie nahm das Nötigste zu sich. An Schlaf dachte sie erst gar nicht. Denn sobald sie in das Reich der Träume fiel, tauchten neue Bilder auf. Nie hätte sie gedacht, dass ihre Albträume noch schlimmer sein könnten als zuvor, aber seit dem Tod Natsus sah sie sein blutverschmiertes Gesicht und dieses gewaltige Loch in seinem Brustkorb. Seine gebräunte Haut war ungewöhnlich blass. Sobald dieses Bild auftauchte wachte sie stets schreiend auf. Levy, Erza, Juvia, Wendy, Charle, Laki und Evergreen waren in ihr Zimmer geeilt und versuchten die von Hysterie gepackte werdende Mutter zu beruhigen. Ihre Schreie hallten durch ganz Fairy Hills. Ihr Körper bebte, während die anderen sie umarmte und ihr beruhigende Worte einflüsterten.
 

Lucy wollte nur noch sterben. Das sagte sie auch immer wieder. Sie wollte Natsu sehen. Ein weiteres Mal wollte sie sein Grinsen sehen. War das etwa zu viel verlangt?
 

„Lucy, du darfst nicht dein Leben hinwerfen.“
 

Auf die Worte Erzas hätte sie am liebsten die Titania angeschrien. Sie hatte doch keine Ahnung, wie es war die Liebe ihres Lebens endgültig zu verlieren! Sie hatten alle keine Ahnung! Sie alle waren doch glücklich vergeben und alle quick lebendig. Keiner von ihnen konnte ihren Schmerz nachempfinden. Sie schrie also, beleidigte sie auf übelste Art und Weise und schluchzte währenddessen. Sie war vollkommen alleine. Natsu hatte sie auf dieser Welt alleine gelassen.
 

„Aber Lucy…deine Tochter braucht dich. Willst du ihr ein Leben ohne Vater und Mutter schenken?“
 

Bei den Worten Levys schreckte sie auf und hielt inne. Ihre Tochter. Ihre unschuldige arme ungeborene Tochter. Wollte sie ihr die Chance nehmen, jemals ein schönes Leben zu führen? Doch würde sie ohne ihren Vater überhaupt die Möglichkeit dazu bekommen. Wenn sie so an ihr eigenes Leben dachte, war sie sich sicher, dass es keinesfalls einfach werden würde, aber es würde zu schaffen sein. Hautsache sie würde ihre Tochter mit Liebe überschütten.
 

„Ihr habt recht…ich darf nicht aufgeben, ich werde noch gebraucht…“, hauchte sie.
 

Natsu würde es ihr übel nehmen, wenn sie sich das Leben nehmen würde und dabei noch zusätzlich ihre gemeinsame Tochter in den Tod reißen würde.
 

 
 

Es vergingen neun Wochen, als es endlich so weit war. Ihre Familie stand ihr bei, während sie ihr Baby zur Welt brachte. Nach gefühlten etlichen Stunden lag das Bündel mit ihrer Tochter in ihren Armen. Der Anblick ihrer Tochter hatte ihr die Tränen ins Gesicht getrieben. Auf dem Kopf waren rosa Härchen zu erkennen. Die Augen des Babys ähnelten jedoch den ihren. Überraschenderweise war das Baby auch nicht so laut wie es meist der Fall war. Vorsichtig strich Lucy über den Kopf ihrer Tochter. Ein glückseliges Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
 

„Willkommen in der Familie, Nashi.“
 

 
 

„Mama, wo gehen wir hin?“, fragte ein fünfjähriges Mädchen. Ihre rosa Haare waren offen. Ein weißer Haarreif verhinderte jedoch, dass ihr die Strähnen ins Gesicht rutschten Ihre braunen Augen strahlten, während sie lächelnd die Hand ihrer Mutter hielt.
 

„Ich möchte dir jemanden vorstellen, Nashi“, gab die Ältere zur Antwort und lächelte ihre Tochter an. Seit der Geburt ihrer Tochter war sie dazu wieder in der Lage gewesen. Dank ihrer Tochter hatte sie wieder einen Platz auf der Erde. Sie wurde gebraucht und geliebt. Auch wenn der wichtigste Mensch ihres Lebens nicht mehr bei mir war, ihre Tochter erschien ihr nicht minder wichtig.
 

Schließlich kamen sie bei dem Friedhof Magnolias an. Dort führte Lucy Nashi zu eine bestimmten Grab. Neugierig blickte das Mädchen auf die Innschrift und das vorhandene Bild des Bestatteten. Sie konnte bereits lesen, dass hatte sie von ihrer Mutter gelernt, damit sie sie ihre Märchen auch ohne die Hilfe ihrer Mutter lesen konnte.
 

„Nashi, ich möchte dir Natsu Dragneel vorstellen, er war dein Vater.“ Eine Träne rollte ihr dabei über ihr Gesicht, auch wenn sie wieder lächeln konnte, hatte sie das weinen nicht verlernt. Über den Tod von ihm würde sie vielleicht niemals hinweg kommen, aber hatte sie ihre Tochter, die sie vor dem Wahnsinn fernhielt mit ihrer bloßen Präsenz.
 

Überrascht blickte die Rosahaarige auf die Blondine. Ihr Vater? Ihre braunen Augen lagen wieder auf dem Bild eines grinsenden jungen Mannes. Das Grinsen war ansteckend, weswegen sie ebenfalls grinsen musste.
 

„Hallo Daddy. Mein Name ist Nashi Dragneel. Es freut mich, dich kennen zu lernen.“

Being loved

Es war immer noch ungewohnt für Lucy, mit ihm in einem Bett aufzuwachen. Es lag nicht daran, dass sie sich unwohl fühlte. Das war nicht das Problem. Eher verspürte sie immer wieder das Bedürfnis, ihrem alten Verhaltensmuster nachzugehen und ihn knallhart aus ihrem Bett zu befördern, ihn aus ihrer Wohnung zu weisen, ihn dabei als den „größten Idioten“ aller Zeiten zu bezeichnen, das Fenster hinter ihm zu verschließen, denn einen anderen Weg würde er nicht gehen, und dann letzten Endes zu seufzen und sich ihrem Alltag zu widmen. Natsu drang ja immerhin ständig in ihre Privatsphäre ein, ohne vorher sich zu erkundigen, ob es überhaupt in Ordnung ging. Das würde es auch niemals sein. Nicht umsonst hieß es Privatsphäre.
 

Aber in jenem Moment war es ihm erlaubt, neben ihr in ihrem Bett zu liegen. Warum sie so großzügig war? Nun, es gab einen wichtigen Unterschied zu früher, was ihre Beziehung betraf. Früher waren sie nicht nur Mitglieder derselben Gilde sondern auch die besten Freunde gewesen, was ihm aber keinen Sonderstatus verliehen hatte. Jetzt aber war er ihr fester Freund. Als ihr Freund war es ihm natürlich erlaubt. Auch durfte er halbnackt neben ihr liegen und sie in eine Umarmung zu sich ziehen. Das wollte sie ja sogar. Seine Arme, die um ihren Oberkörper von hinten geschlungen waren, gaben ihr Wärme und vermittelten ihr das Gefühl von Geborgenheit. Sie wollte gar nicht erst aufstehen, obwohl sie bereits wach war und inzwischen einen Happen zum Essen vertragen könnte. Andere Bedürfnisse hätte sie wohl auch zu befriedigen. Doch solange sie in seinen Armen lang waren alle diese Gedanken nur zweitrangig.
 

Es erschien der Blondine immer noch unglaublich, dass sie nun mit dem Rosahaarigen zusammen war. Zwar hatte sie die Initiative ergreifen müssen, damit es letzten Endes hierzu geführt hatte, aber was kümmerte sie das jetzt? Hauptsache, sie waren zusammen und er erwiderte ihre Gefühle. Das war eine weitere Sache, die sie noch schwer fassen konnte. Natürlich vertraute sie ihn und glaubte seinen Worten, aber man durfte doch ein wenig zweifeln, oder? Immerhin hatte er sie auch noch nicht mal wirklich geküsst. Dabei hielt er sich nie zurück, also warum hatte er sie nach einem Monat Beziehung immer noch nicht geküsst? Eine Umarmung bekam sie auch selten. Am intimsten waren sie in ihrem Bett, wenn er sie so hielt wie jetzt und er schlief ja dabei! Sie wollte sich nicht beschweren. Sie wusste, dass er keine Erfahrung hatte, was Beziehungen betraf. Sie zwar auch nicht, aber sie hatte eine große Menge an Romanzen gelesen. Das reichte ihr bereits aus. Sie wollte nur etwas davon selber erfahren. Das würde sie ihm sagen.
 

Als sich Natsu begann zu regen, heftete sie ihre Augen sofort auf ihn. Seine Augenlider flatterten allmählich auf und es dauerte nicht lange bis seine Onyxe auf sie gerichtet waren. Seine Lippen verzogen sich zu einem niedlichen Grinsen. Da konnte sie ihm niemals böse sein. Es war eigenartig, doch es übte einfach diese Macht auf sie aus. Sie konnte einfach nicht dagegen halten. In Momenten wie diesen erschien er mehr wie ein Kind in dem Körper eines Erwachsenen. Doch wusste sie aus Erfahrung, dass dies mehr Schein als Tatsache war. Natürlich hatte Natsu seine vielen naiven Momente, doch gab es eben auch Augenblicke, in welchen er durchaus Bescheid wusste. Immerhin hatte er erst vorherige Woche, versucht zu spannen. Desinteressiert war er somit nicht.
 

„Guten Morgen, Lucy“, grüßte er sie grinsend. Sie konnte nicht anders, als den Gruß auf dieselbe Weise zu erwidern. Selbst wenn sie etwas störte, so hüpfte ihr Herz dennoch vor Aufregung. Sie streckte ihre Hand aus und fuhr lächelnd durch sein Haar. Ihr war nicht klar, wie er es hinbekam, jedoch fühlte sich sein Haar furchtbar weich an. Wie bekam er das nur hin? Eines wusste sie: er verbrachte mit Hundert prozentiger Sicherheit seine Zeit nicht so lange im Bad wie sie! Sie richtete sich auf und blickte zu ihm hinunter.
 

„Sag mal, Natsu, ich bin deine feste Freundin, richtig? Nicht deine Mutter, einfache Freundin, Schwester oder so etwas in der Art, oder?“, wollte sie sichergehen. Seine Stirn runzelnd zog er seine Arme zu sich und setzte sich ebenfalls auf. Dabei rutschte die Decke hinunter und enthüllte seinen entblößten Oberkörper, was sie einen Moment lang ablenkte. Während ihre Augen sich versuchten jede einzelne zu erkennende Muskelfaser einzuprägen, die sich unterhalb seiner gebräunten Haut kontrahierte, versuchte sie ihre Hände bei sich zu halten, die sie gerne ausgestreckt hätte, um die einzelne Konturen seines Oberkörpers nachzufahren. Sie kam sich vollkommen verrückt vor, dass sie gerade gegen dieses Bedürfnis ankämpfen musste. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und verhakte ihre Hände miteinander, um sich besser unter Kontrolle zu haben.
 

„Woher kommt denn das so plötzlich? Ist etwas, Luce?“, entgegnete er wohl irritiert. Er hob seine Hand an und legte diese auf ihrer Wange ab. Sein Daumen strich dabei über ihre Haut. Seufzend schloss sie ihre Augen und lehnte sich mehr in die Hand. Sie genoss diese sanfte Geste und die die Wärme, die er einfach ausstrahlte. Wenn er sie so berühren konnte…warum konnte er nicht auch ein wenig weitergehen? Das war doch nicht zu viel verlangt, oder? Sie öffnete ihre Augen nach ein paar Atemzügen und blickte ihm wieder entgegen.
 

„Es ist nur…wir sind bereits einen Monat lag zusammen und du…also du hast nicht…ähm…ich habe das Gefühl…“, versuchte sie ihre Gedanken zu formulieren, scheiterte jedoch. Wie sollte sie ihm das am besten übermitteln? Ihr fielen nicht die passenden Worte dazu ein. Nun druckste sie herum und sie konnte förmlich spüren, dass sie ihn nur weiter verwirrte.
 

„Was habe ich nicht?“, hakte er weiter nach. Er nahm seine zweite Hand dazu, sodass er ihr Gesicht in seine Hände hielt. Lucys Wangen wurden ein Töne dunkler. Sie war solcher Gesten von ihm nicht gewohnt, er machte es viel zu selten. Sie schluckte und blickte ihn wie ein verlorenes Reh an.
 

„Du hast mich nicht geküsst…“, wisperte sie und schielte darauf zur Seite. Es machte sie ein wenig verlegen, so etwas von sich zu geben. Es war nichts Alltägliches. Sie hatte noch nie so etwas von sich gegeben, weswegen sie erst recht schlecht beurteilen konnte, wie ihr Freund dies aufnehmen würde. Sie rechnete damit, dass er seine Hände zu sich zurückziehen würde. Stattdessen vernahm sie gar nichts. Er schien sich nicht zu regen. Die Blondine riss sich zusammen und riskierte einen Blick auf den Rosahaarigen. Jener wirkte fast schon regungslos. Seine Augen waren auf sie geheftet und er wirkte überrascht. Warum wirkte er denn bitte überrascht?
 

„Du wolltest einen Kuss? Das ist alles?“, wollte er sichergehen und musste sich deutlich das Lachen verkneifen. Lange nicht mehr hatte er so etwas Witziges gehört. Er hatte schon Schlimmes befürchtet, doch das hier war im Prinzip gar nichts. Bei der Stellarmagierin konnte man sich nie sicher sein, was ihr tatsächlich durch den Kopf schoss. Mal war es etwas Banales und mal könnte es doch etwas Ernsteres – in seinem Fall etwas Schlimmeres – gewesen sein.
 

„Nur einen Kuss?“, hauchte sie ungläubig und ihre Stimme stieg ein paar Töne an aus Empörung, „Das bedeutet mir sehr viel! Paare tun mehr als das, Natsu. Natürlich machst du das Ganze ganz gut. Mir gefallen unsere kleine Dates und das gemeinsame Schlafen. Ich will mich darüber nicht beschweren, glaube mir, aber ich bin habe auch andere Bedürfnisse. Ich möchte geküsst werden, ich möchte auch berührt werden, so wie du es jetzt gerade tust. Geht das…?“ Zum Ende hin klang sie doch recht unsicher und kam sich so vor, als würde sie zu viel von ihm verlangen. Dabei war das etwas vollkommen Normales für Paare. Es war nicht so, als hätte sie Erfahrung, doch hatte sie davon gehört und eben auch gelesen. Das ihre Erfahrung nur darauf beruhte, frustrierte sie ein wenig. Sie wollte auch endlich eigene Erfahrung sammeln. Und es sollte Natsu sein, welchem sie ihren ersten Kuss schenken wollte. So dachte sie eben. „Du bist wirklich ein guter Freund, Natsu. Es tut mir Leid…ich wollte nur unsere Beziehung ein wenig vorantreiben. Das war nicht richtig.“
 

„Du bist wirklich eine Spinnerin“, entgegnete er ihr grinsend und zog ihren Kopf zu sich, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. Darauf lehnte er seine Stirn an die ihre. Er atmete kurz durch und schloss seine Augen, ehe er sich wohl gefasst hatte und seine dunklen Augen sich wieder in die ihre bohrten. Ihr kam es so vor als würde er in ihre Seele blicken. Seine Worte verärgerten sie ein wenig. Immer war sie die Spinnerin! Das störte sie selbstverständlich! Doch wollte sie ihn ausreden lassen. Immerhin hatte sie viel gesagt, worauf sie eine eindeutige Reaktion hören wollte.
 

„Ich habe keine Erfahrung mit Beziehungen, Lucy, das müsstest du doch wissen. Ich wollte nicht voreilig sein und es vermasseln. Denn du reagierst immer so empfindlich, wenn ich dir zu nah komme. Da weiß ich doch nicht, ob ich dich berühren darf oder nicht. Was soll ich bei dir denken, Luce?“, antwortete er ihr. Bei seinen Worten bildete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Er hatte sich Gedanken um sie gemacht. Das machte fast schon alles wieder gut, aber das wirklich nur fast der Fall.
 

„Natsu, du bist mein Freund. Natürlich ist mir so etwas anfangs unangenehm, aber ich gewöhne mich daran. Ist ja nicht so, als würden wir gleich miteinander schlafen.“ Lucy lachte über ihre eigenen Worte, doch Natsu legte nur seinen Kopf schief und ließ von ihr ab. Mit einem Fragezeichen auf dem Gesicht starte er zu ihr. Er wirkte verwirrt.
 

„Aber wir schlafen doch zusammen…“, merkte er an.
 

„Ja, aber wir schlafen nicht miteinander! Das ist ein Unterschied.“
 

„Das verstehe ich jetzt nicht…“
 

Die Magierin blinzelte, ehe sie ihr rot werdendes Gesicht mit ihren Händen verbarg. Das durfte doch nicht wahr sein! Musste sie ihm jetzt tatsächlich alles Drum und Dran erklären? Dazu war sie doch nicht bereit! Aber halt! Vielleicht wusste er davon, nur war ihm nicht klar, was sie genau meinte? Das musste es sein! Sie durfte Natsu nicht für so ein naives und nichts wissendes Bündel halten.
 

„Ich meine, dass wir nicht so miteinander schlafen, wie es zum Beispiel ein verheiratetes Paar tut“, versuchte sie es und lächelte in seine Richtung. Ihre Hände hatten die seinen ergriffen. Zu ihrer Verwunderung wirkte er kurz nachdenklich, ehe er seine Brauen zusammenzog.
 

„Also müssen wir heiraten, damit wir richtig zusammenschlafen?“, wollte er sichergehen, „wie sieht das bei verheirateten Menschen aus?“
 

„Wie meinst du das?“
 

„Na, wie unterscheidet sich das Schlafen zwischen uns mit dem von Alzack und Bisca?“
 

Die Blondine blinzelte und hätte sich am liebsten an die Stirn geklatscht. Das könnte schwieriger werden, als sie gedacht hatte. Musste sie da jetzt eigentlich durch? Sie überlegte kurz. Nein, musste sie nicht.
 

„Egal, es ist gerade ohnehin nicht relevant. Was ich vorher eigentlich sagen wollte, ist, dass du mich ruhig in den Arm nehmen kannst, mich berühren darfst, solange es nicht zu weit geht…na du weißt schon…“ Ein wenig verlegen schielte sie zu ihrem Freund, welcher verständnislos zurück blickte.
 

„Luce, würdest du mir klar und deutlich sagen, was du willst und was ich tun oder nicht tun soll? Du verwirrst mich gerade…“
 

Lucy wünschte sich in jenem Moment, diese Zeitspanne einfach zu überspringen und es hinter sich zu haben, doch leider funktionierte die Realität nicht wie ein abspielbares Videoband. Leider nicht. Und bei ihrem Freund musste sie besonders aufpassen, da er so einiges völlig falsch aufnehmen konnte oder eben der naive Kerl er war, einem alles glaubte. Das hatten sie schon einmal gehabt. Sie hatte ihm mal gesagt, dass sie alles dafür geben würde, wenn er einen Tag mal Ruhe geben und sie alleine lassen würde. Das hatte sie aber nur von sich gegeben, da er in ihre Wohnung schon wieder eingebrochen war. Er hatte es ernst genommen und war der ganzen Tag über nicht aufgetaucht. Am nächsten Tag hatte er sie tatsächlich gefragt, ob er sich wieder in ihrer Nähe aufhalten durfte. Das hatte ihr nur deutlich gezeigt, dass man seine Worte klug wählen musste, wenn es um Natsu ging.
 

„Ich will, dass du mich küsst, Natsu“, teilte sie ihm also mit, um ja keine weitere Verwirrung zu stiften. Sicherlich würde er von sich aus verstehen, dass er das ruhig öfters machen durfte. Erwartungsvoll blickte sie ihm entgegen, während seine dunklen Augen auf die ihren gerichtet waren. Er wirkte fast schon nachdenklich. Sein Gesichtsausdruck zeigte schließlich, wie überrascht er zu sein schien über ihre Worte. Er blinzelte sogar.
 

„Wirklich…?“
 

Lucy nickte. Sie wollte das. Sie rückte näher zu ihm.
 

„Erza hat es erlaubt?“
 

„Was sollte sie denn erlauben, Natsu?“
 

„Sie hat dir gesagt, dass ich dir nicht allzu nah kommen soll…“
 

Die Blondine seufzte. Das war ja mal wieder typisch. Somit hatte sie nur eine Möglichkeit, sie musste den ersten Schritt machen. Ein wenig nervös kaute sie auf ihrer Lippe, ehe sie ihre Hände auf seinen Wangen ablegte und sein Gesicht näher an das ihre brachte. Kurz vor seinen Lippen hielt sie inne. Ihre Augen wirkten kurz unsicher. Sie wies ihn an, dass er seine Augen schließen sollte, das tat er nachdem sie ihrer Bitte Nachdruck verliehen hatte. Sie nahm einen tieferen Atemzug, ehe sie es ihm gleichtat und ihre Lippen schließlich mit den seinen vereinte.
 

Im ersten Augenblick war ihr dieses Gefühl fremd. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch nach dem ersten Moment spürte sie das Kribbeln, welches sich aus ihrem Bauch auszubreiten schien und bis zu ihren Fingerspitzen reichte. Es versetzte ihr Herz in ein rasantes Hüpfen, welches nicht an Tempo abnehmen wollte. Ihr Freund reagierte zunächst nicht, was ihr doch ein wenig Sorgen bereitete, doch dann schlang er seine Arme um sie und begann den Kuss zu erwidern, worauf sie in den Kuss lächelte. Sie hätte es nichtvorher ahnen können, doch fühlte sich der Kuss tatsächlich noch besser an. Natsu zog sie näher zu sich, während ihre Lippen sich aufeinander in Harmonie zu bewegen schienen. Nie hätte sie gedacht, dass ein Kuss mit Natsu solche Gefühle in ihr auslösen konnte. Sie würde sogar soweit gehen und behaupten, dass sie ihn dadurch nur noch mehr zu lieben schien. Da war es ihr auch wieder egal, dass sie den Kuss hatte injizieren müssen. Viel wichtiger war, dass es nun endlich dazu gekommen war und wenn es nach ihr ginge dann könnte es noch viel länger so weiter gehen.
 

Als der Kuss vorbei war, waren ihre Lider noch zur Hälfte geöffnet. Sie fühlte sich ein wenig benommen, jedoch im positiven Sinne. Ihr war so, als wäre sie gerade wirklich auf der sogenannten Wolke Sieben gewesen. Es war schade, dass es vorbei war. Sobald sie wieder ihre Lungen mit Sauerstoff gefühlt hatte, zog sie ihn wieder zu sich. Dieses Mal schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und ließ sich wieder aufs Bett fallen ihren Freund dabei mitziehend. Dieser Kuss war sogar eine Spur leidenschaftlicher. Sie keuchte leise auf, als er in ihre Unterlippe biss. Ehe sie sich groß wundern konnte, warum er das getan hatte, war seine Zunge auch schon in ihre Mundhöhle eingedrungen. Das fühlte sich ungewohnt an, doch war es alles andere als eklig, wie sie es zuvor immer vermutet hätte. Sich völlig dem Gefecht hingeben, wollte sie nicht, doch kam sie in diesem Zungenkampf einfach nicht gegen den Dragon Slayer an. Sie stand ihm nahezu chancenlos gegenüber. Auch das Kraulen seines Nackens verhalf ihr nicht zum Sieg, wobei sie ihn eindeutig einen zufriedenen Laut von ihm zu hören bekam. Das war wenigstens ein Fortschritt.
 

Es hatte sich wohl angestaut, denn selbst dieser Kuss stellte sie nicht zufrieden genug. Es folgten weitere. Die Zeit hatten sie aus dem Blick verloren. Erst als es an ihr Fenster klopfte, fuhren sie auseinander. Natsu war der erste, der seine Augen auf das Fenster richtete. An diesem hielt sich ein grinsender Happy auf, welchen er hineinließ und dabei sein Grinsen erwiderte.
 

„Ihr möööööögt euch“, trällerte der Exceed vergnügt.
 

Lucys Gesicht gewann an roter Farbe. Dieser verdammte Kater! Sie würde ihm irgendwann wirklich die Schnurrhaare herausreißen!
 

„Ich gehe mal, das Frühstück zubereiten. Happy, dir reicht ein Fisch, nehme ich an?“
 

„Aye!“
 

Während die beiden noch herumalberten, machte sich die Stellarmagierin ans Werk. In der Küche legte sie ihre Finger an ihre inzwischen geschwollenen Lippen. Das hatte sich wirklich gut angefühlt. Hoffentlich konnten sie das bald nachholen, denn dadurch fühlte sie sich nur noch mehr geliebt. Denn Natsu sagte viel zu selten, wie viel sie ihm bedeutet, doch zeigten seine Gesten ihr, dass er nicht anders wie sie fühlte. Wie könnte er sie ansonsten so küssen, als gäbe es keinen Morgen mehr?
 

„Lucy, wie lange noch? Ich habe Hunger!“, quengelte Natsu, worauf sie kicherte. Und manchmal war er noch das Kind im Körper eines jungen Mannes. Aber dennoch spürte sie die Liebe in seinen Worten und in seinen Gesten. Fröhlich summend briet sie ein paar Spiegeleier und legte geschnittene Brötchen auf den Tisch, die man dann auch belegen konnte. Einen Fisch für Happy kam auch auf den Tisch. Sobald alles stand, kamen auch schon die beiden hungrigen „Männer“ angelaufen und stürzten sich auf das Essen. Normalerweise würde sie frustriert seufzen. Dieses Mal belächelte sie die Situation. Sie hatte viel zu gute Laune, um sich von so etwas die Laune verderben zu lassen.
 


 

„Lucy“, murmelte Natsu. Sein heißer Atem traf dabei auf ihren Nacken. Es bescherte ihr eine Gänsehaut und sie hoffte, dass es ihm nicht auffallen würde.
 

„Hhm?“, erwiderte sie und zeigte ihm somit, dass sie noch wach war. Nach einem langen Tag lagen sie wie jede Nacht zusammen in ihrem Bett.
 

„Ich liebe dich.“
 

Auf ihren Gesichtszügen bildete sich ein strahlendes Lächeln. Auch wenn es ihr bewusst war, so hörte sie das wirklich gerne.
 

„Ich weiß, Natsu. Ich weiß.“

Being scared

Jede einzelne Nacht seit jenem Tag durchlebte er denselben Albtraum. Natsu hatte sich jeden einzelnen Moment davon bereits eingeprägt, sodass der Albtraum ihn sogar tagsüber verfolgte. Immer wenn seine Augen zufielen, sah er den Momenten von dem Tod seiner besten Freundin. Hilflos sah er immer wieder von neuem zu, wie die Zukunfts-Lucy sich vor ihr gegenwärtiges Ich warf und ihr Leben dadurch rettete. Immer wieder durchfuhr ihn ein unerträglicher Schmerz, als er realisierte, dass er dem ganzen machtlos gegenüber gestanden hatte. Er hatte absolut nichts ausrichten können, um es zu verhindern. Er hatte Lucy nicht retten können. Wozu hatte er so viel Zeit in Training investiert, wenn er nicht den wichtigsten Menschen seines Lebens beschützen konnte? Da machte es keinen Unterschied, ob es eine Lucy aus einer anderen Zeit war. Es änderte nichts an der Tatsache, dass er versagt hatte. Die Träume verdeutlichten es ihm jede Nacht aufs Neue. Wer sagte denn, dass seine Lucy verschont werden würde? Als nächstes könnte er sie verlieren. Und dann? Er wollte es sich gar nicht vorstellen.
 

Es musste mehr als ein Jahr her sein, als Mira ihm eine ihre Lebensweisheiten mitgegeben hatte. Natsu hatte nur in aller Ruhe sein Mittagessen in der Gilde verspeisen wollen. Die Bardame war des Öfteren recht gesprächig gewesen. Damals war Lucy noch kein Teil Fairy Tails und seines Lebens gewesen…
 

„Natsu, schmeckt dir das Essen?“, fragte Mira ihn mit ihrer lieblichen Stimme, für welche so einige Männer sie fast schon vergötterten. Er gehörte nicht zu diesen. Für ihn war sie einfach die ältere Schwester einer verstorbenen Freundin, die dasselbe Leid wie er in sich trug. Auch bereitete sie ihm stets leckeres Essen zu, da seine eigenen Kochkünste recht beschränkt waren. Und für sein Lebensstil brauchte er einen ausgewogenen Speiseplan.
 

„Natürlich! Was für eine Frage!“, entgegnete er dabei sein Essen verschlingend und grinste in ihre Richtung. Sie schenkte ihm ein Lächeln und wischte mit einem Lappen über die Theke. Ihre blauen Augen waren auf ihn gerichtet. Scheinbar ging es ihm inzwischen seelisch gut, er hatte sich erholt von dem Tod einer guten Freundin, wobei das auch bereits ein gutes Jahr her war. Irgendwann musste man weitergehen können. Es hieß ja nicht gleich, dass man jene Menschen vergaß. Sie lebten im Herz von einem weiter.
 

„Sag mal, Natsu, glaubst du an das Schicksal?“, fragte sie ihn als nächstes, während sie nun begann die Gläser zu polieren. Auf ihre Frage runzelte er seine Stirn und legte seinen Kopf schief. Die Frage ergab für ihn keinen Sinn.
 

„Wieso sollte ich?“, brummte er schließlich, „ich will nicht, dass mein Leben von jemandem bestimmt wird, der nicht ich bin.“ Seinen inzwischen leeren Teller schob er von sich.
 

„Da magst du ganz Recht haben, aber weißt du, man sagt, dass es für jeden Menschen einen Seelenverwandten gibt und es am Schicksal liegt, ob jene ausgerechnet zueinander finden. Doch wenn sie erst einmal zusammen sind, dann kann man unfassbares Glück empfinden. Das lässt sich mit einem endlosem Feuer vergleichen.“
 

„Das klingt echt cool! Das gefällt mir. Glaubst du, ich finde diese Person?“, fragte er mit aufgeregter Stimme dabei nicht ahnend, das er gerade etwas über die Liebe zu hören bekommen hatte. Die wichtigste Information war das mit dem Feuer gewesen. Wieso sollte er auf jemanden verzichten, der ihm dieses Gefühl vermittelte? „Wie kann ich diese Person finden?“
 

„Das liegt am Schicksal zu entscheiden, Natsu“, wurde er mit einem Lächeln erinnert. Schmollend blickte er darauf zur Seite drein. Der Gedanke wiederum gefiel ihm gar nicht. Wieso sollte er es jemanden anderem überlassen müssen? Das ergab doch keinen Sinn!
 

„Aber Natsu, eines solltest du wissen“, begann die Bardame und erhaschte seine Aufmerksamkeit mit ihrer plötzlich ernsthaften Stimme, „dieses unsagbare Glück kann schnell in unglaubliches Leid umschwenken, wenn man nicht aufpasst. Wenn man jene Person verliert, dann gleicht es dem eigenen Tod. Also wenn du sie gefunden hast, dann passe gut auf sie auf.“ Auch wenn es schade war, dass Lisanna nicht jene Person für ihn gewesen war, so konnte sie über diesen Umstand gerade nicht glücklicher sein, auch wenn es gemein klang, aber sie war sich sicher, dass ihre Schwester nicht gewollt hätte, dass der Rosahaarige für sein restliches Herzen mit einem gebrochenen Herzen leben müsste. Dieses Leid sollte keiner spüren müssen.
 

„Ich bin stark, ich schaffe das!“, kam es überzeugt von ihm und mit einem Grinsen auf den Lippen forderte er nach Nachschlag.
 

Er und stark? Das er nicht lachte! Er war eben nicht stark genug, um sie zu beschützen. Wie hatte es denn sonst erst so weit kommen können. Dieses Gefühl, welches er empfunden hatte, als er den toten Körper einfach dort liegen gesehen hatte, konnte er einfach nicht vergessen und erinnerte ihn an die Worte Miras. Sie hatte nicht Unrecht gehabt. Dieser Moment seines Lebens hätte er damit beschreiben können, dass man ihm das Herz herausgerissen hatte. So hatte es sich wahrlich angefühlt. Aber natürlich sollte das nicht mehr passieren. Der Feuermagier musste etwas unternehmen. Lucy durfte von nun an absolut nichts widerfahren. Absolut gar nichts!
 


 

Zunächst hatte sie es einfach abgetan. Lucy wusste wie eigenartig ihr Teampartner des Öfteren drauf sein konnte, weswegen sie es anfangs einfach ignoriert hatte, aber allmählich dauerte es bereits einige Wochen an. Dunkle Augenringe zeichneten sich unterhalb seiner Augen auf und er ließ sie einfach nicht aus den Augen. Mit mehr oder weniger wachsamen Augen schien er sie stets zu verfolgen. In der Gilde, auf den Aufträgen, in Magnolia beim Bummeln und selbst bei ihr Zuhause. Wenn sie sich früher über seine Einbrüche beschwert hatte, dann war das nichts im Vergleich dazu, was nun der Fall war. Letztens hatte er tatsächlich versucht mit ihr ins Bad zu gehen! Was zu viel war, war zu viel! Selbstverständlich hatte sie ihn angemeckert, worauf er geschmollt hatte, ihre Wohnung aber dennoch nicht verlassen hatte auch wenn er eindeutig eingeschnappt gewesen war. Da konnte sie ihn anschreien, wie sie wollte, er blieb bei ihr. Das fand sie ja irgendwie doch ganz süß, aber auch sie brauchte ihre Privatsphäre, diese wollte er ihr scheinbar um keinen Preis gestatten.
 

„Natsu, nervt mich in letzter Zeit wirklich! Was denkt er sich nur dabei?“, beschwerte sich die Stellarmagierin bei Levy. Sie saßen beide an einem Tisch in der Gilde. Natürlich saß Natsu nicht allzu weit weg, weswegen er das Gesprochene mit seinem Gehör problemlos vernehmen konnte, doch das könnte ihr gerade nicht weniger egal sein. Das hinderte ihn sowieso nicht daran, sie in Ruhe zu lassen. Wenn das ihre Probleme lösen würde, hätte es schon längst Erfolg gezeigt.
 

„Wirklich? Ist doch süß, dass er auf dich aufpassen möchte“, kicherte die Script-Magierin dabei zu diesem schielend. Dabei dachte sie an einen gewissen anderen Magier, von welchem sie sich auch so viel Aufmerksamkeit wünschte.
 

„Das ist alles andere als süß! Ich habe keine Ruhe mehr von ihm, Levy-chan.“
 

„Hast du ihn gefragt, warum er das macht?“ Ihr entging nicht, wie der Rosahaarige leicht zuckte, als er sie das wohl fragen hörte.
 

„Wieso sollte ich? Der Kerl will mich sicherlich nur nerven, das macht er doch ständig“, schnaubte die Blondine und trank entrüstet von ihrem Milchshake. Ihre beste Freundin seufzte nur und betrachtete wieder den betroffenen Dragon Slayer. Sie kannte ihn gut genug, um feststellen zu können, dass es andere Hintergründe gab, die sein Verhalten erklärten. Ein Hinweis darauf waren diese Augenringe. In der Regel war Schlaf kein Problem für ihn, da er zu jeder Zeit und Ort – von Transporten abgesehen – in den Schlaf fand. Also warum nicht auch jetzt? Etwas war nicht in Ordnung. Dessen war sie sich sicher.
 


 

„Sie ist was?“, schrie Natsu durch die Gilde. Er konnte es nicht fassen, was Mira ihn gerade hat wissen lassen: Lucy war einfach ohne ihn und Happy auf einen Auftrag aufgebrochen. Völlig allein hatte sie sich einen Auftrag ausgesucht und war gegangen. Vorher hatte sie ihm scheinbar etwas in sein Getränk gekippt, weswegen er eingeschlafen war und er ihr Verschwinden folgend verpasst hatte. Jetzt war sie schon seit guten zwei Stunden weg. Laut Mira wahrscheinlich bereits mitten im Auftrag. Es war kein allzu gefährlicher Job. Sie sollte lediglich Babysitten. Aber sie zog Gefahr fast schon magisch an, das wusste er nur zu gut. Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen, doch litt er noch an den Nachwirkungen des Schlaftrunks oder was auch immer es gewesen war. Seine Bewegungen waren recht beschränkt. Zu einer zusätzlichen Zugfahrt konnte er sich auch nicht unbedingt überwinden.
 

„Natsu, kann ich dich fragen, warum du stets bei Lu-chan verweilen möchtest? Du scheinst einen guten Grund dafür zu haben“, wollte Levy wissen, die sich neben ihm niedergelassen hatte. Neugierig blickte sie in seine Richtung. Da er sich ohnehin nicht groß fortbewegen würde, konnte sie gleich mal herausfinden, was eigentlich los war, denn ihre beste Freundin schien sich damit gerade nicht beschäftigen zu wollen, was ihr nicht klar war. Sah sie denn nicht, aus welcher Verzweiflung er getrieben wurde? Er machte es doch nicht, um ihr zu schaden!
 

„Ich sehe sie jede Nacht sterben, Levy“, antwortete er ihr lediglich und stützte seinen Kopf auf seinen zusammengefalteten Armen ab. Er musste bei ihr sein. Wer würde sie sonst an seiner Stelle beschützen? Ihre Stellargeister? Natürlich war ihm bewusst, dass sie nicht schwach war, sie konnte sich wehren, dennoch könnte das letzten Endes nicht genug sein. Wenn ihr etwas zustoßen sollte, dann würde er sich sein restliches Leben lang den Vorwurf machen, dass, wenn er bloß da gewesen wäre, es nicht passiert wäre, dass er es hätte verhindern können.
 

„Du solltest sie das wissen lassen, Natsu. Sie wird das verstehen, glaube mir“, versicherte der Bücherwurm ich. Sie hatte von dem einen Vorfall in Crocus von Lucy erfahren. Sie selbst war aufgelöst gewesen. Man sah nicht jeden Tag das zukünftige Selbst vor den eigenen Augen sterben. Doch sie war darüber hinweg. Immerhin war sie noch am Leben und die Zukunft war gesichert. Auf Natsu traf das scheinbar nicht zu. „Sei einfach ehrlich zu ihr.“
 

Seine dunklen Augen lagen darauf auf ihr. Er schien über ihre Worte nachzudenken. Das Ergebnis davon erfuhr sie nicht, da er sobald er sich besser bewegen konnte, gleich auf den Weg aus der Gilde machte. Sie wünschte ihm viel Erfolg, da sie sich sicher war, dass er seiner besten Freundin folgen würde. Ein Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen. Es musste schön sein, von einem Menschen so sehr geliebt zu werden. Seltsam, dass es der Stellarmagierin noch nicht aufgefallen war.
 

„Was grinst du so blöd, Shrimp?“
 

Ah ja, warum war es bei ihr nicht so eindeutig?
 


 

Er hatte eine lange Strecke hinter sich gebracht. Eine Zugfahrt hätte es ihm sicherlich nicht ermöglicht, hierher zu gelangen, weswegen er den ganzen Weg gelaufen war und das in seinem schnellsten Tempo. Selbstverständlich war er nun erschöpft, warum er sich auch an den nächsten Baum lehnte und verschnaufte. Es war bereits später Nachmittag. Natsu hoffte, dass Lucy noch hier war und vor allem, dass ihr nichts zugestoßen war. Er gab sich noch einige Minuten, ehe er seiner Nase folgte, die ihren Geruch aufgenommen hatte. Er würde sie überall finden. Da konnte sie sich verstecken, wo sie wollte.
 

Sein Weg führte ihn durch ein kleines Städtchen, welches recht friedlich und harmonisch wirkte. Kinder spielten auf den Straßen, Menschen betraten Läden, um ihren Einkauf zu erledigen. Nichts wies darauf hin, dass hier jemanden etwas passieren könnte, aber diesem Schein konnte er fürs erste nicht trauen. Erst wenn er sie sicher und unversehrt zu Gesicht bekäme, würde er sich entspannen können. Einige warfen ihm einen nicht deutbaren Blick zu. Wahrscheinlich sah er schrecklich aus. Sein Aussehen war ihm nicht sonderlich wichtig, das sagte nichts über ihn aus, wobei die Menschen ihm wohl ansahen, als sollte man ihn lieber nicht ansprechen. Müde musste er auch aussehen, so fühlte er sich auch. Nicht nur bekam er in letzter Zeit viel zu wenig Schlaf, nein, er war noch wie ein Irrer hierher gerannt.
 

Schließlich stand er vor einem Häuschen. Die Nase des Dragon Slayers verkündete ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte. Hier würde er sie finden, davon war er überzeugt. Er betrat den Garten und ließ sich neben einem offenen Fester auf dem Boden nieder. Er konnte deutlich ihre glockenhelle Stimme aus dem Inneren des Hauses vernehmen. Scheinbar war sie noch mitten in ihrem Auftrag. Dann würde er sie diesen auch fertig machen lassen. Von seiner Position aus konnte er darauf aufpassen, dass ihr nichts widerfuhr. Er lehnte seinen Kopf an die Hauswand und lauschte einfach, wie sie mit einem Kind zu spielen schien. Ab und zu hörte er ihr Lachen. Seltsamerweise entspannte ihn das und ihm wurde schläfrig zu Mute. Es konnte doch nicht schaden, wenn er ein wenig schlafen würde. Falls etwas wäre, würde er schon aufwachen. Davon war er überzeugt. Immerhin hatte er ein gutes Gehör. Auf seine Sinne war Verlass.
 


 

Ein Rütteln riss ihn aus dem Schlaf. Noch schläfrig blinzelte er und versuchte auszumachen, was der Grund seines Erwachens war. Auch musste er seine Orientierung wieder erlangen. Der Rosahaarige machte blondes Haar und braune Augen vor sich aus, was er sofort seiner blonden besten Freundin zuordnete. Sie rief seinen Namen, was seine Vermutung bestätigte. Jedoch brauchte er noch eine Weile, ehe ihre Stimme und ihr an seiner Schulter Rütteln völlig zu ihm durchdrang.
 

„Natsu, was machst du hier?“, wurde er gefragt. Ihre Hände ließen von seinen Schultern ab. Stattdessen zog sie ihn an seinen Händen hoch, damit er auf seinen eigenen zwei Füßen stand. Der Abend war inzwischen angebrochen und ihren Auftrag hatte sie erfolgreich beendet und einen netten Bonus dabei kassiert.
 

„Ich bin dir gefolgt. Was sonst?“, entgegnete er sich aufrichtend und hatte nicht vor, diese Tatsache zu verheimlichen. Was war den daran auch so schlimm? Er hatte sich doch nicht in ihren Auftrag eingemischt. Es gab nichts, worüber sie sich ärgern könnte. „Das war gemein von dir, Luce.“
 

„Ach ja? Weißt du, was gemein ist?“, sie hielt inne, ehe sie ihm die Frage selbst beantwortete, „Wenn der beste Freund einem auf Schritt und Tritt folgt und nicht die Wünsche seiner besten Freundin respektiert, die sich nur ein wenig Privatsphäre wünscht.“ Dabei warf sie ihm einen bedeutsamen Blick zu, welchen man gar nicht missinterpretieren konnte. Er hielt dagegen. So starten sie sich eine Weile an bis sie ihren Blick abwandte und sich zum Gehen wandte. „Ich bin fertig mit meinem Auftrag. Lass uns gehen.“ Sie wartete nicht auf ihn, da sie damit rechnete, dass er ihr wieder folgen würde und das tat er auch.
 

Später im Zug ging das Schweigen zwischen ihnen weiter, wobei der Feuermagier – selbst wenn er es wirklich gewollt hätte, was er gerade eben nicht verspürte – aufgrund seiner Übelkeit nicht zum Sprechen kommen konnte. Die Stellarmagierin schielte ab und zu in seine Richtung und kaute auf ihrer Unterlippe. Nach wie vor war sie sauer auf ihn, aber er gab einen Anblick ab, welches ihr Mitgefühl erregte. Sie widerstand dem Drang sich neben ihn zu setzen und seinen Kopf einfach auf ihren Schoss zu ziehen, in der Hoffnung ihm dadurch wenigstens etwas von der Reiseübelkeit zu nehmen. Somit verweilten sie beide im Schweigen.
 

In Magnolia angekommen verließen die beiden Magier den Zug, auch wenn Natsu sich eher raus schleppte. Sobald er jedoch den festen Boden des Bahnhofes unter sich spüren konnte, ging es ihm augenblicklich besser. Deswegen hatte er auch keine großen Probleme damit seine Verfolgung weiter aufzunehmen. Lucy seufzte nur. Sie würde mit ihm wohl ein weiteres Mal reden müssen. Diesmal wäre es endgültig. Sie würde ihm die Grenzen auferlegen und wenn es nicht zu ihm durchdringen würde, dann…
 

„Hast du ihn gefragt, warum er das macht?“
 

Diese Worte ließen sie in ihrem Denken inne halten. Sie konnte sich an die Frage ihrer besten Freundin noch gut erinnern. Auf diese hatte sie ohne Probleme antworten können, aber wenn sie so darüber nachdachte. Vielleicht war da tatsächlich mehr. Vielleicht hatte Natsu doch einen anderen Grund für sein Verhalten? Es konnte wohl nicht schaden, wenn sie das zunächst überprüfen würde. Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit durch die Tür zu ihrer Wohnung. Durch das Fenster würde sie ihn nicht kommen lassen. Bei sich angekommen zog sie ihn mit zu ihrem Bett, worauf sie sich niederließ und ihn auf den Platz neben sich verwies.
 

„Natsu, ich habe dir schon einmal gesagt, dass es mich stört, wenn du mich keinen einzigen Augenblick aus den Augen lässt. Es stimmt schon, dass wir ein Team sind, aber das heißt nicht, dass wir immer zusammen sein müssen. Ich möchte auch mal meine Ruhe vor dir haben. Das ist nicht böse gemeint. Verstehst du?“, begann sie und musterte ihn eindringlich, jedoch schien er eine geringfügige Reaktion auf ihre Worte zu zeigen. Er blinzelte nur. Das wirkte fast schon unschuldig, doch darauf würde sie nicht hereinfallen. Von sich aus wollte er scheinbar nicht mit der Sprache herausrücken. Dann musste sie ihn wohl doch direkt fragen. „Warum machst du das, Natsu?“ Und dann hatte sie eine Reaktion.
 

„Ich möchte einfach auf dich aufpassen…was ist daran so schlimm, Luce?“
 

„Ich kann selber auf mich aufpassen, Natsu. Du musst nicht immer da sein, so schwach bin ich auch wieder nicht“, merkte sie an dabei ihre Stirn runzelnd. Ihr gefiel es nicht, dass er die Meinung vertrat, dass sie auf seinen Schutz angewiesen war. Sie war eine Fairy Tail Magierin und jeder von ihnen konnte auf sich selber aufpassen. Es gab keinen in der Gilde, welcher dazu nicht in der Lage wäre. Es verletzte sie, dass er das jedem nur eben nicht ihr zutraute.
 

„Ich weiß das.“
 

„Ach wirklich? Warum tust du das dann rund um die Uhr?“, entgegnete sie und verschränkte ihre Arme vor sich. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie mit der Antwort ihres Partners nicht sonderlich zufrieden war. Wahrscheinlich hatte Levy es sich nur eingebildet und er wollte sie nur auf die Palme bringen. Aber sah so jemand aus, der sich mit ihr irgendwelche Albernheiten erlaubte? Jetzt, wo sie ihn näher betrachtete, fiel ihr durchaus auf, dass er erschöpft wirkte mit den Augenringen. Überhaupt wirkte sein Teint blasser als sonst. „Wie willst eigentlich auf mich aufpassen, wenn du wie eine wandelnde Leiche aussiehst? Geh schlafen, Natsu“, fügte sie hinzu und dabei bestimmend aber dennoch deutlich sanfter klingend.
 

„Ich kann nicht“, bekam sie lediglich zur Antwort, worauf sie ihre Stirn runzelte. Was sollte das denn jetzt heißen?
 

„Und warum kannst du nicht? Wenn du hier schlafen willst, dann mache das von mir aus. Aber das ist eine Ausnahme!“ Wenn er eine gute Portion Schlaf bekäme, würde er sich vielleicht anders verhalten? Sonderlich überzeugt wirkte Natsu nicht, worauf sie seufzte. Sie richtete sich auf. „Ich gehe baden und mich umziehen.“ Darauf schritt sie zu ihrem Kleiderschrank, um sich frische Unterwäsche und ihren Pyjama zu holen, ehe sie ins Bad verschwand. Was sie jetzt brauchte, war eine große Portion an Entspannung. Dann könnte sie sich ihrem Problem namens Natsu Dragneel voll und ganz widmen. Sie ließ sich Zeit im Bad. Insgeheim erhoffte sie sich, dass er bereits eingeschlafen war, sodass es nicht so unangenehm werden würde. Natürlich könnte sie auch auf ihrem Sofa schlafen, aber ihr war nicht danach. So schlimm würde es mit Natsu im selben Bett ach nicht werden. Der Kerl war doch ahnungslos. Von Romantik hatte er nicht den blassesten Schimmer! Dann käme er erst recht nicht auf den Gedanken, irgendwie handgreiflich zu werden.
 

Deutlich entspannter verließ Lucy das Bad und sah zu ihrem Bett, in welchem ihr bester Freund bereits lag und tatsächlich bereits eingeschlafen war. Leise trat sie näher ans Bett und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Durch die Anwesenheit von ihm war ihr Bett bereits vorgewärmt. Das war gar nicht einmal schlecht. Lächelnd starte sie auf sein Gesicht. Er war wirklich süß im Schlaf. Das war ihr vorhin schon aufgefallen, als er an der Hauswand geschlafen hatte. Wie konnte so ein Gesicht nur so täuschen? Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen und sie strich ihm vorsichtig durch sein Haar. Woher kamen diese weichen Haare eigentlich her? Das war nicht fair. Sicherlich investierte er kaum Zeit in seine Haare und doch fühlten sie sich so angenehm zwischen ihren Fingern an. Wo blieb da die Gerechtigkeit?
 

„Lucy…nicht…“, vernahm sie. Sie fühlte sich ertappt und wollte gerade ihre Tätigkeit erklären, doch dann fiel ihr auf, dass seine Augen nach wie vor geschlossen waren. Träumte er etwa von ihr? Seinem Gesicht zu urteilen, schien es jedoch, kein allzu guter Traum zu sein. „Nicht schon wieder…“, hauchte er wieder. Wieso klang er so traurig? Etwas stimmte nicht. Sie durfte ihn so nicht weiter träumen lassen. Deshalb begann sie, ihn wach zurütteln. Das dauerte ein wenig länger als vorhin, doch sie hatte es im Gefühl, dass sie ihn nicht in seinem Traum verweilen lassen durfte. Endlich öffneten seine onyxfarbene Augen sich. Sie richteten sich direkt auf ihr Gesicht.
 

„Lucy…“, wisperte er, ehe er seine Arme um sie legte und seinen Kopf in ihrer Halsbeuge platzierte. Sein heißer Atem bescherte ihr eine Gänsehaut. Sie war völlig überrumpelt von seinem Handeln. Sie dachte nicht einmal daran, ihn von sich zu schieben. Obwohl sie spürte, wie er an ihr schnüffelte. Wozu eigentlich? Er war doch kein Hund! Ihr Name verließ weitere Mal seine Lippen. Wie ein Mantra schien er es vor sich hin zu rezitieren. Das machte sie doch etwas verlegen.
 

„Natsu, was ist los?“, wagte sie schließlich die Frage. Sie erwiderte seine Umarmung und versuchte ihn durch die Bewegungen ihrer Hände über seinen Rücken und Kopf zu beruhigen. Eine Antwort bekam sie nicht. Zwar beruhigte er sich allmählich, doch wollte er ihr scheinbar nicht antworten. Lieber verstärkte er seinen Griff um sie. Das einzige, was ihr bewusst war, wäre wohl die Tatsache, dass er schlecht geträumt hatte und es wohl mit ihr zu tun hatte. War ihr etwas in seinem Traum zugestoßen? Halt! Hatte er nicht gesagt, dass er nicht schlafen könnte? War es deswegen? Vielleicht interpretierte sie zu viel hinein, doch konnte die Möglichkeit bestehen, dass er nahezu jede Nacht oder sogar jede Nacht davon träumte, dass ihr war widerfuhr? Das würde sein Verhalten ihr gegenüber irgendwie erklären.
 

„Natsu, träumst du von jener Nacht in Crocus?“, wollte sie sichergehen und spürte wie er versteifte. Das war ihr Antwort genug. „Natsu, ich bin noch hier. Ich lebe und werde es auch weiterhin tun. Und selbst wenn ich sterben sollte, so wird es niemals deine Schuld sein. Hörst du?“ Lucy hob seinen Kopf an seinem Kinn an, damit sie ihn direkt anblicken konnte. Sie wollte einen Blick auf seine Gesichtszüge erhaschen. Als sie ihn direkt anblicken konnte, schenkte sie ihm ein sanftes Lächeln.
 

„Selbst wenn es nicht meine Schuld wäre, würde es nichts daran ändern, dass du für immer weg wärst“, sagte er zu ihren Worten. In seinen Augen schien etwas zu schimmern, was ihr bekannt vorkam, jedoch konnte sie es gerade Nichts zuordnen. Wobei sie sich eher nicht traute, das Gefühl bei Wort zu nennen. „Wenn dein Leben endet, dann wird auch mein Leben ein Ende finden, Lucy. Verstehst du das?“
 

Und wie sie verstand. Sie konnte nicht verhindern, rot zu werden, als ihr bewusst wurde, was er mit seinen Worten implizierte. Sollte das eine Liebeserklärung sein? Wie konnte man seine Worte denn sonst verstehen? Denn wenn man gesagt bekam, dass man ohne eine gewisse Person nicht mehr leben konnte, dann konnte das doch nur bedeuten, dass jene Person dem Menschen einen Sinn im Leben gab. Der Verlust dieser Person würde das Leben schon – im Prinzip vorsichtig ausgedrückt – sinnlos erscheinen lassen. Noch wichtiger war, wie sie jetzt am besten darauf reagieren sollte. Wobei sie da nicht lange nachzudenken brauchte. Sie wusste bereits länger über ihre eigenen Gefühle Bescheid. Dumm war sie immerhin nicht. Und da sie auch über seine Gefühle nun informiert war, musste sie sich auch nicht davor fürchten, zurückgewiesen zu werden.
 

„Ich verstehe, Natsu. Mir geht das da nicht anders“, gestand sie leise und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Aber du brauchst keine Angst deswegen zu haben. Ich vertraue dir und werde immer an dich weiterhin glauben. Also vertraue mir auch. Wir werden alles zusammen durchstehen.“
 

Die Augen des Feuermagiers waren immer noch auf sie fixiert. Konnte er ihren Worten einfach so glauben? Würde es alles einfacher machen? Irgendwie vertraute er ihr trotzdem, auch wenn etwas in ihm nach wie vor am liebsten skeptisch reagieren würde. Doch dieses Feuer in ihm, welches in seinem Inneren entstanden war, hinderte ihn daran, dem nachzugeben. War es das, wovon Mira gesprochen hatte? Sie hatte ihm unfassbares Glück und endloses Feuer versprochen. Das spürte er derzeit tatsächlich. Eigentlich sollte er sich nicht so überzeugen lassen, aber es fühlte sich nicht falsch an. Er wollte diese Nähe weiterhin haben.
 

„Natsu, denke bitte nicht daran, dass mir etwas zustoßen könnte. In Ordnung?“
 

„In Ordnung“, stimmte er ihr zu und grinste in ihre Richtung. Darauf lehnte er seinen Kopf zurück. Stattdessen zog er ihren Kopf an seine Brust und schlang seine Arme um ihre Taille. So konnte er sie spüren und auch sichergehen, dass sie hm nicht einfach verschwand. Damit konnte er leben. Wieso gleich von Anfang an aufgeben? Wenn er es nicht versuchen würde, dann würde sie ihm selbstverständlich verloren gehen.
 

Er würde alles dafür tun, um dieser Feuer ewig brennen zu lassen.

Being freed

Nie hatte sie ihre eigene Intelligenz in Frage gestellt. Lucy wusste einfach, dass sie nicht nur mit einem guten Aussehen, sondern auch mit reichlich großer Intelligenz gesegnet worden war. Das hatte auch niemand anderes je in Frage gestellt. Das war aber auch eine notwendige Voraussetzung, wenn man in Betracht zog, dass sie die Erbin des Heartfilia-Konzerns war. Selbstverständlich würde sie jemanden heiraten müssen, der die Leitung übernehmen würde, da ihr Vater es nicht anders sehen wollte. Sie war eine Frau. Deswegen sollte sie der altertümlichen weiblichen Rolle entsprechend wie ihre Mutter ein Kind - am besten dem männlichen Geschlecht angehörend - gebären, welches das Erbe auch irgendwann entgegen nehmen würde. Doch mit ihren 17 Jahren dachte sie nicht ans Heiraten. Das schloss aber nicht aus, dass sie sich nach Romantik sehnte. Sie wollte die große Liebe finden und festhalten. Bisher schien ihre Suche keine Früchte zu tragen, denn in ihrer Schule waren die potentiellen Kandidaten nur an ihrem Geld - aber auch zu ihrem Leidwesen an ihrem Körper - interessiert. Keiner wollte sie heiraten. Großzügig wie ihr Vater war, hatte er ihr Zeit bis zu ihrem 18. Geburtstag gegeben, ihm einen für sie - vor allem für den Konzern - passenden Heiratskandidaten auszuwählen, ansonsten würde er ihr einen zuweisen müssen. Das sagte ihr definitiv nicht zu. Doch in jener Hinsicht waren ihr die Hände gebunden. Immerhin war er ihr Vater, ihr einziger Vormund. Sie könnte es nur noch hinnehmen.
 

In erster Linie hatte sie versuchen wollen, den Zeitrahmen noch einhalten zu können. Ihr war nur noch eine Woche geblieben. Dennoch weigerte sie sich zu kapitulieren. Sie würde es noch schaffen. Ihre Mutter stand ihr im Himmel bei! Leider war das Schicksal nicht mit ihr gewesen. An ihrem Geburtstag entschied ihr Vater sich für den Erben des Eucliffe-Emperiums. Durch die Heirat würden die Konzerne miteinander verschmelzen. Das würde beiden Konzernen zu Gute kommen. Nur eben nicht ihr. Aber das interessierte keinen. Selbst die Presse schwärmte von einer Traumhochzeit zweier junger wohlhabender Menschen, die hoffnungslos ineinander verliebt waren. Die Wahrheit war es nicht, interessierte scheinbar auch keinen...
 


 

Morgen würde Lucy heiraten. Morgen wäre es wohl endlich so weit, wobei sie sich den Tag nicht herbeisehnte. Dieser Tag würde alles andere als ihren kindlichen und mädchenhaften Wunschvorstellungen einer Hochzeit entsprechen. Lucy würde Sting nicht aus Liebe heiraten, sie sah wenig Hoffnung dafür, dass sie einander irgendwann lieben würden. Es war ja nicht einmal das Schlimmste, dass sie dazu gezwungen wurde. Schlimmer war, dass auch ihr Verlobter zur Heirat gedrängt wurde. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich bis zum Ende gewehrt, denn er hatte eine Freundin, die er über alles zu lieben schien, aber sein Vater war mit seiner Wahl alles andere als einverstanden gewesen. Letzen Endes hatte er ihm alle Möglichkeiten abgeschnitten, sodass er keine andere Wahl gehabt hatte, als mit Yukino Schluss zu machen. Als er ihr das erzählt hatte, hatte es die Blondine zu Tränen gerührt. Das Leben war einfach nicht fair. Es war grausam. Da fand man die Liebe, nur um sie aus den Armen gerissen zu bekommen.
 

Am Tag vor der Hochzeit hatte sie sich bewusst gemacht, dass ihr persönliches Märchen niemals aufgehen würde. Kein Prinz würde sie retten. Sie war ihrem Schicksal vollkommen ausgeliefert. Jetzt blieb ihr nur noch die Möglichkeit, das Beste aus ihrer Lage zu machen.
 

Den letzten Abend wollte die junge Frau ein letztes Mal die Freiheit spüren. Lächelnd machte sie es sich vor dem Grab ihrer Mutter bequem. Dort verspürte sie eine innerliche Ruhe. Sie sprach zu ihrer Mutter, da es ihr Kraft gab, all das kommende Leid entgegen zu nehmen. Sie musste stark bleiben. Mithilfe ihrer Mutter würde sie alle Hürden auf sich nehmen können. Davon war sie fest überzeugt. Es war ja nicht so, als wäre ihr Zukünftiger ein schlechter Kerl. Sie verstanden sich relativ gut. Nur würde es niemals über Freundschaft hinauslaufen. Das hatte sie einfach im Gefühl. Sie glaubte an die wahre Liebe und dann hätte sie es doch bemerkt, wenn er ihr Seelenverwandter gewesen wäre.
 

Es war bereits dunkel geworden. An Himmel funkelten bereits etliche Sterne. Lucy konnte nicht anders als diese mit einem strahlenden Lächeln zu betrachten. Die Sterne lagen in einer so weiten Entfernung. Dasselbe traf auch auf ihr persönliches Glück zu. Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge, die sie nicht fortwischte. Damit musste sie zu leben lernen. Ihr Glück war unerreichbar.
 

Ohne eine weitere Vorwarnung wurde ihr ein Tuch auf Nase und Mund gedrückt. Aufgrund ihrer Überraschung realisierte sie viel zu spät, dass sie das nicht hatte einatmen dürfen. Die Sterne verschwammen allmählich, ehe sie völlige Dunkelheit empfing. Ihr letzter Gedanke war, dass man sie wohl entführen wollte. Auch mit letzter noch vorhandener Kraft wehrte sie sich nicht. Sie hatte ohnehin nichts zu verlieren. Wenn sie jetzt sterben sollte, dann wäre es ihr auch recht. Wozu lohnte es sich denn auch zu leben? Überhaupt...sie würde ihre Mutter wiedersehen. Das war ein beruhigender Gedanke.
 


 

Wo war sie nur? Das war der erste Gedanke der Heartfilia, als sie aus der Ohnmacht erwachte. Gedämpft vernahm sie die Stimmen anderer. Noch war ihr Verstand zu benebelt, um aus den einzelnen Wortfetzen sinnvolle Sätze zu bilden. Dass ihre Sicht durch etwas wie ein Tuch auch lahm gelegt worden war, störte sie aber noch mehr. Nichts sehen zu können, war etwas, was ihr das Gefühl der Hilflosigkeit vermittelte. Zusätzlich kam hinzu, dass ihre Arme und Beine jeweils an den Gelenken mit einem Seil wohl gefesselt worden waren. Es machte sie unsicher nicht ihren Aufenthaltsort und ihre Entführer zu sehen, wobei das sicherlich so schmierige Gauner waren. Davon war sie überzeugt. Die wollte sie doch gar nicht sehen! So lag sie weiterhin auf dem harten Boden und wartete darauf bis ihre Wahrnehmung klarer werden würde. Immerhin würde sie dadurch an eventuell für sie wichtige Informationen kommen.
 

„Der Geizhals hat sich noch nicht gemeldet seitdem er von der Ablösesumme erfahren hat...“
 

„Stimmt, dabei ist der fast eine Milliarde schwer der Kerl. Ist ihm seine Tochter keine 50 Millionen wert?“
 

„Keine Ahnung, aber sein Deal mit den Eucliffes würde dadurch auch platzen. Das wollten wir doch.“
 

„Ob er es darauf ankommen lassen möchte? Meinst du, er ruft die Bullen?“
 

„Unsinn, er weiß doch, was dann mit seiner Tochter passieren würde, sollten die hier aufkreuzen. Außerdem haben wir noch ihn. Er würde uns vorher warnen.“
 

„Stimmt auch wieder...“
 

„Es wären noch 12 Stunden bis zur geplanten Hochzeit...vielleicht lässt er sich einfach noch Zeit?“
 

Nach diesen Worten wurde erst einmal nichts mehr gesprochen. Lucy runzelte ihre Stirn. Ihr Vater wollte nicht zahlen? Er war eine Milliarde schwer? Die Kerle hatten doch keine Ahnung. Wären sie so reich, dann würde er sie nicht mit Sting vermählen. Er hätte ihr einen noch reicheren und einflussreicheren Mann angeschafft. Doch unter den derzeitigen Umständen waren die Eucliffes die Einzigen, die dazu bereit gewesen waren. Seit geraumer Zeit durchlitt der Heartfilia-Konzern eine schwere Krise. Ihr Vater konnte mit Sicherheit nicht die Summe für sie aufbringen. Sie war es ihm nicht wert. Wenn sie ihm nicht vom Nutzen sein konnte, dann bräuchte er sie auch nicht.
 

Sie würde also sterben. Sie würden sie umbringen. Wieso war das Leben nur so unfair zu ihr? Ihr war danach, bittere Tränen zu vergießen. Wegen ihres Vaters gab es so viele Sachen, die ihr entgangen waren. Das Wichtigste darunter war für sie, dass sie ungeliebt sterben würde. Sie würde dieses Leben verlassen, ohne ihren persönlichen Prinzen je gefunden zu haben, so wie ihre Mutter es zu ihren Lebzeiten ihr noch versprochen hatte. Ihre Mutter. Wenigstens wären sie bald vereint.
 

„Oi, Prinzesschen bist du wach?“ Jemand kniete sich wohl neben sie. Jetzt, wo sie die Stimme aus nächster Nähe vernahm, wurde sie das Gefühl nicht los, dass dieser Entführer in ihrem Alter oder nur ein wenig älter als sie sein dürfte. Seine Stimme hatte etwas Kindliches und Fröhliches an sich. Fast schon kam er ihr sympathisch vor. Die Blondine überlegte kurz, ob sie ihm antworten sollte, doch sie entschied sich für das Gegenteil. Wahrscheinlich würde man sie gleich umbringen, sobald sie wussten, dass durch sie nichts zu bekommen war. Sie war nutzlos. Nicht einmal die Entführer brauchten sie. Oder würden sie ihren Spaß mit ihr haben, ehe sie ihr die Kehle aufschlitzen würden? Und ehe sie sich versah, quollen bereits die ersten Tränen aus ihren Augen und benetzten das Tuch, welches ihre Augen vom Licht abschirmte. Ihr Köper begann auch mit jedem Schluchzer, sich immer mehr zu regen. Auch als sie ihre Lippen aufeinander presste, half es nicht, die Laute völlig zu ersticken. Es war so frustrierend. Ihr waren wortwörtlich die Hände gebunden.
 

Der Entführer erhob sich mit einem tiefen Seufzen und ließ sie in diesem Zustand verweilen, worauf sie sich nicht mehr zurückhielt. ‚Mama, wieso geschieht das ausgerechnet mir? Ich bin doch immer ein kluges und hübsches Mädchen gewesen. Ich war immer nett zu meinen Mitmenschen. Also warum...?‘
 

Warum war sie nur zu so einem Ende verdonnert?
 


 

Irgendwann musste sie weinend eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal das Bewusstsein erlangte, lag sie scheinbar zugedeckt und mit einem Kissen unterm Kopf auf einem weichen Untergrund. Lag sie auf einer Matratze? Wären ihre Augen nicht noch immer verbunden, so hätte Lucy wirklich das Geschehene für einen Albtraum gehalten. Doch warum ging man plötzlich so rücksichtsvoll mit ihr um? Hatte ihr Vater sich gemeldet? Würde sie bald frei kommen? Ihr wäre es lieber, Sting zu heiraten, als an diesem Ort eines einsamen und eventuell grausamen Todes zu sterben. Zwar wäre sie liebend gern bei ihrer Mutter, doch sterben wollte sie wirklich nicht. Zu mindestens nicht so. Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Jedoch traute sie sich nicht, ihre Entführer zu fragen, was nun ihre Lage betraf.
 

„Wieder wach?“, vernahm die Blondine, dabei zuckte sie zusammen, als sie die Stimme so plötzlich hörte. Seltsamerweise klang er belustigt. Warum denn das? Ergötzte er sich etwa an ihrem Leid? Dem würde sie etwas erzählen!
 

„Setze dich mal auf, ich gebe dir etwas zu trinken. Du musst doch wirklich durstig sein“, wurde ihr angeboten. Jetzt, wo er es erwähnte, fiel auch ihr auf, wie ungewöhnlich trocken ihre Kehle sich anfühlte. Ein wenig Wasser würde ihr definitiv nicht schaden. Also setzte sie sich brav auf und wartete ab dabei in die Richtung blickend, aus welcher sie die Stimme vernommen hatte. Lange musste sie nicht warten, da wurde ihr schon ein Glas an die Lippen gesetzt. Gierig schluckte sie das Wasser hinunter. Sobald nichts mehr kam, seufzte sie zufrieden.
 

„Mehr“, verlangte sie leise, worauf sie ein Schmunzeln vernahm. Auch murmelte der Kerl etwas belustigt vor sich hin. Doch das konnte sie nicht entziffern.
 

„Aber natürlich, Prinzesschen“, bekam sie zur Antwort. Seltsamerweise konnte sie es fast schon spüren, dass er dabei wohl gegrinst hatte. Den Grund würde sie nicht nennen können, aber es machte sie ein wenig verlegen. Er erhob sich wohl, da sie Schritte vernahm, die von ihr wegführten. Nach einer Weile kam er wieder und befolgte endlich ihre Aufforderung.
 

„Danke“, hauchte sie. Auch wenn es sich hierbei um einen ihrer Entführer handelte, so war er ja nicht gezwungen, sie mit Wasser zu versorgen. Das durfte sie nicht als selbstverständlich sehen.
 

„Bitte“, bekam sie überraschend zu hören und sie war sich sicher, dass ihr Mund nun offen stand. Wollte der Kerl sie verwirren oder warum war er so freundlich zu ihr? Was bezweckte er damit? Wollte er sie in Sicherheit wiegen, nur um diese Illusion grauenhaft in Stücke zu reißen? War er so einer?
 

„Oi, Streichholz sei nicht so nett zu ihr. Du vergisst, wenn du da vor dir hast“, ertönte eine andere Stimme. Er wirkte eindeutig unzufrieden. Also war das nicht ein hinterhältiger Plan, um ihre Psyche zu brechen? Vielleicht hatte sie auch einfach zu viele Thriller gesehen. Das musste es sein.
 

„Klappe, Eisbirne!“
 

Streichholz und Eisbirne. Sollten das ihre Codenamen füreinander sein, um sich vor ihr eine anonyme Persönlichkeit zu verschaffen? Dem Anschein nach ja. Wie der scheinbar junge Mann neben ihr wohl in Wahrheit hieß? Wohl kaum Streichholz. Das wäre so ziemlich der lächerlichste Name überhaupt.
 

„Wie auch immer, es gibt Neuigkeiten von ihm“, sagte die Eisbirne. Darauf bewegten sich beide fort bis sie außerhalb ihrer Hörweite waren. Was sie wohl zu besprechen hatten? Hatte ihr Vater sich endlich gemeldet? Das letzte Mal muss es etwa Mitternacht gewesen sein, als sie dazu etwas erfahren hatte, da sie erwähnt hatten, dass es noch zwölf Stunden bis zur Hochzeit wären. Wie es jetzt wohl um die Zeit stand? Lucy legte sich wieder hin. Auch wenn ihr Durst gestillt war, so verspürte sie noch immer Hunger. Sie musste sich ihre verbliebende Energie aufsparen. Für was? Das wusste sie auch nicht.
 


 

„Was willst du zuerst hören, Prinzesschen? Die gute oder die schlechte Nachricht?“, wurde Lucy gefühlt Stunden später von Streichholz gefragt, welcher sich wohl zu ihr ans Bett gesetzt hatte. Sie konnte spüren, dass die Matratze an einer Stelle abgesenkt war. Sie konnte es sich nicht erklären, doch war ihr danach, eine Hand nach seinem Gesicht auszustrecken. Sie wollte ihn fühlen, um ihn wenigstens etwas besser einschätzen zu können. Leider erübrigte es sich, denn ihre Hände waren immer noch verbunden. War wohl auch besser so. Was würde er auch von so einer Geste halten? Dass sie völlig verrückt geworden war? Wahrscheinlich.
 

„Selbstverständlich möchte ich zuerst die Schlechte hören“, beantwortete sie ihm die Frage dabei ihre Stirn runzelnd. Das war doch völlig klar! Also warum kam es ihr wieder so vor, als würde er grinsen?
 

„Na schön, also die schlechte Nachricht ist, du wirst wohl noch ein paar Tage bei uns verweilen müssen. Wie lange genau liegt voll und ganz bei deinem Vater“, eröffnete er ihr. Sie schluckte. Sie musste noch länger bei ihm und seinen Komplizen verweilen? Einerseits machte es sie nervös und andererseits fühlte sie sich auch traurig. Oder was war das nur für ein Gefühl?
 

„Die gute Nachricht ist, dein Vater wird auf unsere Forderungen eingehen, sobald er das Geld hat, und damit wärest du auch schon frei.“ Diese Worte...warum lösten sie keine Freude in ihr aus? Wollte sie so sehr nicht zu ihrem Vater zurückkehren? Was erwartete sie da aber auch schon? Keine Vaterliebe, eine Zwangsehe und sehr viele Pflichten. Lieber würde sie hier verweilen. Doch das war ihr nicht möglich. Ganz davon abgesehen, dass man sie umbringen könnte. Außerdem musste sie sich daran erinnern, dass man nur so nett zu ihr war aufgrund des Geschäfts. Auch Streichholz war sie eigentlich egal. Für ihn war sie auch nur ein Mittel zum Zweck. Sie wurde lediglich als ein Objekt von allen betrachtet.
 

Dieser Gedanke schmerzte sogar noch mehr als der mit ihrem Vater.
 

„Mein Vater hat viel von seinem Vermögen verloren. Er wird euch das Geld nicht auf die Schnelle auftreiben können“, teilte sie ihm mit. Sie wusste auch nicht, was sie dazu geritten hatte, ihm das mitzuteilen. Wahrscheinlich fühlte sie sich derzeit nicht von ihnen bedroht? Oder war es ihr einfach inzwischen egal, was mit ihr geschehen würde?
 

„Das ist uns durchaus bewusst“, bekam sie zur Antwort. Das überraschte sie etwas. Sollte das bedeuten, sie würden es in Kauf nehmen, sie noch länger bei sich zu halten? Dann kam ihr ein fast schon grausiger Gedanke.
 

„Er wird es nicht tun, er wird euch nur hinhalten, um euch aufzuspüren“, hauchte sie, als sie die Erkenntnis traf. Sie hätte es vorher bereits wissen müssen. Ihr Vater war ein herzloser Mann. Er würde die Zeit nutzen, um ihre Entführer aufzuspüren und fassen zu lassen. Sie selbst war ihm das Geld nicht wert. Es ging lediglich um seinen persönlichen, angeknacksten Stolz, was durch die Entführung seiner Tochter hervorgerufen wurde.
 

„Wieso sagst du das?“, wurde sie von ihm gefragt. Dabei klang er überraschend ruhig.
 

„Weil ich ihn und seine verdammte Persönlichkeit kenne.“
 

„Nein, ich meine, ist dir klar, dass dies Grund genug für uns wäre, dich einfach hier zu lassen, während wir abhauen?“ Sie einfach sterben zu lassen. Das deutete er damit wohl an.
 

„Und wenn schon, ich bin ihm nur etwas wert, solange er aus mir Profit schlagen kann. Wenn er keinen Profit aus mir machen kann, dann wird er mich links liegen lassen. Die Summe bin ich ihm definitiv nicht wert. Selbst wenn er zahlen würde, so möchte ich das alles nicht...“, wisperte Lucy sich dabei ihre Tränen zurückhaltend. Es war nicht fair. Warum musste sie sich so fühlen? War ihre einzige Option der Tod? Der Gedanke erschien ihr nicht sonderlich schlimm, denn dann würde sie ihre Mutter wiedersehen. Ihre geliebte Mutter. Das wäre in ihren Augen auch Freiheit.
 

„Du würdest lieber sterben? Sag so etwas nicht. Das ist einfach nur dämlich“, bekam sie von ihm eingeschnappt zu hören, ehe er sie auch wieder mit ihren Gedanken alleine ließ.
 

Es wäre dumm so zu denken? Aber was für eine andere Wahl hatte sie? Sie war keine Prinzessin, die aus einem Märchen entsprungen war. Ihr persönlicher Prinz existierte nicht, es würde sie niemand retten. Von wem oder was überhaupt? Das wusste nicht einmal sie so ganz. Wer kümmerte sich denn schon um sie? Sie fühlte sich so dumm, anders darüber gedacht zu haben. Dabei war sie bereits lange nicht mehr das kleine und naive Mädchen von früher. Sie musste es akzeptieren: niemand brauchte sie.
 

„Setze dich mal auf, es gibt Essen“, erklang die Stimme von Streichholz wieder. Verwunderte blickte Lucy in die Richtung, aus welcher seine Stimme erklungen war. Er hatte sich wieder zu ihr gesetzt. „Es gib nichts Besonderes. Aber Kartoffeln magst du doch sicherlich, oder?“ Wieso war er wieder so freundlich zu ihr? Hatte sein Komplize ihn nicht belehrt, dass das nicht gut wäre? Dennoch setzte sie sich auf und bevor sie es kommen sah, kräuselten ihre Lippen sich zu einem Lächeln.
 

„Ich mag Kartoffeln.“
 

„Da bin ich ja erleichtert“, gluckste er zufrieden und fing an sie zu füttern. Auch wenn der Gedanke daneben war, so genoss sie das ziemlich. Sogar ihr Herz flatterte innerhalb ihres Brustkorbes. Aber es war doch nichts dabei, oder? Diese Aufmerksamkeit von ihm würde sie wohl doch ein wenig genießen dürfen. Was wäre daran verkehrt?
 


 

Das Gefühl für die verstrichene Zeit hatte Lucy verloren. Ab und zu sprach Streichholz mit ihr und erfüllte ihr Inneres mit Wärme, indem er ihr einfach etwas erzählte. Egal, was es war, so zauberte es ein Lächeln auf ihr Gesicht. Diese wenigen Augenblicke mit ihm gaben ihr das Gefühl, dass es sich doch lohnte zu leben. Als sie ihn gebeten hatte, dass sie eine Dusche nötig hatte, hatte er witzelnd gemeint, dass das nur möglich wäre, wenn er sie waschen dürfte. Selbstverständlich hatte sie mit knallrotem Kopf abgelehnt. So weit käme es noch! Wobei sie auch nicht ungeduscht verweilen wollte. Das war doch ein Dilemma. Jedoch würde sie es keinesfalls zulassen, ihm praktisch ihren Körper zu überlassen. Es machte sie überraschenderweise eher extrem verlegen als wütend, dass er ihr das angeboten hatte.
 

„Sag mal, bist du verrückt geworden?“, hörte sie irgendwann die Eisbirne sagen. Sie war gerade dabei aufzuwachen.
 

„Was meinst du? Und sei leiser, du weckst sie noch.“
 

„Willst du mich verarschen? Hörst du dich eigentlich? Du behandelst sie nicht wie eine Geisel, du Vollpfosten!“
 

„Was ist daran so schlimm? Immerhin ist sie ein Mensch!“
 

„Natsu, ich mache mir Sorgen um dich. Du weißt, was morgen passieren wird. Es war von Anfang so geplant gewesen.“
 

Natsu? War das sein richtiger Name? Und was war mit Morgen?
 

Es war ruhig.
 

„Ich weiß...“
 

Das war das letzte Mal, dass sie von ihnen hörte, denn kurz darauf verfiel sie wieder der Dunkelheit, nachdem sie einem kurzen Schmerz im Arm spürte. Vorher vernahm sie noch ein „Tut mir Leid, Luce“. Natsu!
 


 

Als Lucy aufwachte, lag sie in einem hellen Raum, es blendete ihre Augen, weswegen sie diese gleich zusammenkniff. Warte mal...sie konnte etwas sehen? Wie war das denn möglich? Ihre Augen waren nicht mehr verbunden, dasselbe traf auch auf ihre Arme und Beine zu. Aber warum? Vorsichtig setzte sie sich auf und sah sich im Raum um, nachdem sie ihre Augen an das viele Licht gewöhnt hatte. Sie war auf einem Krankenzimmer. Im Krankenzimmer eines Krankenhauses. Aber wie...warum...? Sie verstand die Welt nicht mehr. Was war nur in dem Zeitraum vorgefallen, in welchem sie geruht hatte? Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und gleich darauf trat jemand durch die Tür.
 

„Hime, wie ich sehe, seid Ihr endlich erwacht. Wie geht es Ihnen?“, wurde sie von ihrem rosahaarigen Dienstmädchen begrüßt.
 

„Virgo...wie bin ich hierhergekommen?“, überging Lucy die Frage ihrer Angestellten. Sie wollte es wissen. Vor allem wollte sie erfahren, ob man Natsu gefasst hatte. Natsu. Ihm durfte nichts geschehen sein! Eisbirne war ihr da völlig egal!
 

„Nun, Hime, man hat Sie auf einer Bank hier in der Nähe des Magnolia-Krankenhauses gefunden, obwohl das Lösegeld nicht überreicht wurde. Man hat Sie selbstverständlich gleich untersucht und selbstverständlich Ihren Vater verständigt. Die Testergebnisse verweisen darauf, dass man Ihnen ein stärkeres Schlafmittel verabreicht hat. Ansonsten dürfte Ihnen an nichts fehlen.“
 

„Was ist mit dem Deal mit den Eucliffes?“
 

„Dieser besteht nicht mehr. Der ältere Eucliffe hat den Vertrag für nichtig erklärt aufgrund Ihres Fehlens zum Hochzeitstag. Er möchte sich lieber einem anderen Konzern widmen.“
 

„Was ist mit N-...ich meine...mit meinen Entführern?“
 

„Sie wurden noch nicht gefasst, es führt derzeit auch keine Spur zu ihnen. Es sei denn, Sie wüssten etwas. Ich befürchte, die Polizei wird hier bald erscheinen, sie haben einige Fragen an Sie, Hime.“
 

„In Ordnung...“, hauchte sie. Aber sie wusste ohnehin nichts. Nur sein Name war ihr bekannt, doch diesen würde sie für sich behalten. Das war ihr kleines, süßes Geheimnis. Sie würde ihn nicht verraten. Es würde dem Verrat ihres Herzens gleichen.
 


 

Einige Wochen waren seit jenem Tag im Krankenhaus vergangen. Die Heartfilia hatte in ihren Alltag zurück gefunden. Der nächste Verlobte stand auch bereits fest, doch diesen würde sie erst am Tag der Hochzeit, die am nächsten Wochenende stattfinden sollte, kennenlernen. Ihr Vater war der festen Überzeugung, dass dadurch alles dieses Mal richtig verlaufen würde. Nicht einmal die Medien wussten darüber Bescheid. Wenn so wenige wie möglich Bescheid wussten, wäre es besser, vermutete er. Die Schlagzeilen würden später noch folgen können.
 

„Hime? Kann ich Ihnen etwas Gesellschaft leisten?“
 

Sie hob ihren Kopf und traf auf die Augen ihres engsten Vertrauten im Anwesen. Loke stand ihr stets bei und hörte ihr zu, wenn es kein anderer tat. Er war so etwas wie ihr bester Freund. Sie vertraute ihm vollends. Nie würde er ihr Schaden zufügen. Eigentlich war er der perfekte Prinz, er sah sich auch gerne als solcher, was er durch seine regelmäßigen Liebesbekundungen ihr gegenüber auch immer wieder zeigte. Doch sie empfand nichts, was über Freundschaft hinausgehen würde.
 

„Aber selbstverständlich und höre auf mich zu siezen.“ Sie seufzte und ließ ihren Blick wieder durch den Garten schweifen. Das war der Garten, in welchen ihre Mutter so viel Arbeit hinein investiert hatte. Dieser Garten war ihr persönlicher Schatz gewesen. Nun war es das kleine Paradies der Tochter, die ihre Zeit gerne in diesem verbrachte. Das Grab ihrer Mutter befand sich auch ganz in der Nähe. Dadurch fühlte sie sich nicht mehr einsam. Denn hier war ihre Mutter ganz nah bei ihr.
 

„Woran denkst du, Lucy?“, fragte er sie dabei ein Tablett mit zwei Teetassen und einem Teller mit Leckereien auf dem Tisch abstellend. Seine Augen waren auf sie gerichtet, während er sich zu ihr an den Tisch setzte. Ihm war aufgefallen, dass sie seit ihrer Entführung nachdenklicher geworden war. Manchmal erhielt er sogar den Eindruck, dass sie darüber traurig war, wieder Zuhause zu sein.
 

„Loke, kannst du dich noch an meine Mutter erinnern?“, fragte sie ihn leise dabei wieder zu ihm blickend.
 

„Natürlich, Layla-sama hat mich damals aufgenommen, als mich niemand gebraucht hatte. Durch Sie durfte ich dich kennenlernen und ich bekam diesen Job. Ihre reizende Tochter durfte ich auch kennenlernen.“ Seine Antwort brachte sie zum Lächeln, doch verblasste es im nächsten Augenblick wieder.
 

„Meine Mutter wäre gegen das Tun meines Vaters gewesen. Dessen bin ich mir sicher. Aber...aber ich frage mich, was sie von ihm halten würde. Würde sie es akzeptieren, dass ich mein Herz an ihn verschenkt habe?“ Ihre Augen zeigten ihre Trauer und doch schien sie Glück zu empfinden, wenn sie an jene Person dachte.
 

„Von wem sprichst du, Lucy?“, wunderte er sich. Er war sich sicher, dass sie nicht von ihm sprach, aber sie kannte niemand anderen, der in Frage käme. Immerhin verweilte sie nur im Anwesen. Es gab keinen weiteren Bediensteten, welcher in Frage kommen könnte.
 

„Ich kannte ihn nicht wirklich lange, doch habe ich mich in die Person verliebt, welche ich in der kurzen Zeit hatte kennenlernen dürfen“, antwortete sie und schenkte ihm ein trauriges Lächeln, "Ist es so falsch, in jemanden verliebt zu sein, welcher mir die Freiheit geraubt hat und mich dennoch das Leben in Freiheit gelehrt hat?"
 

Überrascht starte er in ihre Richtung. Ihr war anzusehen, dass sie sich ihre Tränen zurück hielt. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Er wollte wieder ihr zauberhaftes Lächeln sehen können.
 

„Es spielt ohnehin keine Rolle. Ich werde ihn nie wieder sehen und bald werde ich eine verheiratete Frau sein. Das ist die bittere Wahrheit“, sprach sie weiter.
 

Was er nicht ahnte, war, dass sie in der folgenden Nacht den Entschluss fasste, diesem Leben ein Ende zu setzen. Noch in jener Nacht war Lucy Heartfilia von Zuhause weggelaufen, um ihre Freiheit auszuleben.
 


 

Liebe Mutter, nun wohne ich schon seit einer Woche in diesem Hotelzimmer unter falschem Namen, mein Erspartes reicht zwar noch für eine Weile, doch möchte ich heute mich auf die Suche nach einem Job begeben. Immerhin muss ich etwas Geld verdienen, nicht, dass ich letzten Endes nichts mehr davon habe und ich werde unter keinen Umständen zu meinem Vater zurückkehren. Ich sehe mich auch bereits nach einer festen Unterkunft um, aber das ist gar nicht so einfach, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Wie auch immer, mir geht es dennoch so gut wie lange nicht mehr.
 

Mutter erinnerst du dich an Natsu? Er fehlt mir wirklich sehr, seine Persönlichkeit hat mich einfach mitgerissen, ich wünsche mir so sehr, ihn ein weiteres Mal zu treffen. Ich schaue mich immer nach ihm um, jedoch kenne ich bloß seine Stimme, sein Lachen und seinen Namen. Ich weiß nicht mal etwas Annäherndes, was sein Aussehen betrifft. Es ist schon traurig, dass ich ihm begegnen könnte, ohne zu wissen, dass er es gewesen war. Der Gedanke bricht mir das Herz.
 

Mama, ich glaube nicht, dass er Böses im Sinn gehabt hatte mit meiner Entführung. Dass Einzige, was sie erreicht haben, ist die Auflösung meiner Verlobung mit Sting. Das Geld haben sie nie wirklich gefordert. Übrigens ist Sting wieder mit Yukino dem Anschein nach zusammen. Erst gestern habe ich die Beiden getroffen. Ich werde heute wohl versuchen, eine Stelle in dem Café zu bekommen, wo auch sie arbeitet. Wünsche mir Glück!
 

Zurück zu Natsu, ich halte ihn für keinen Verbrecher. Und wenn er doch einer sein sollte, dann wäre es mir egal. Ich glaube, ich könnte mich voll und ganz in ihn verlieben. Außerdem würde ich ihn davon abhalten weiterhin Böses zu tun. Dazu wäre ich doch mit Sicherheit fähig.
 

Bis zum nächsten Mal!
 

Deine Lucy
 

Lächelnd versiegelte Lucy den Brief und streckte ihre Arme. Sie sollte wohl allmählich losgehen. Also zog sie sich etwas Passendes an und nahm sich eine Tasche mit allem Nötigen mit. Das Café musste sie ja noch ausfindig machen. Wobei der Name „Fairy Bar“ sicherlich auffällig genug wäre.
 

Das Finden stellte sich tatsächlich als kein großes Problem heraus, denn sie traf dort mehr als pünktlich ein. Die Leiterin war eine nette junge Frau namens Mirajane Strauss, die aber mit „Mira“ angesprochen werden wollte. Mit dieser klärte sie alles und durfte auch gleich anfangen. Nachdem sie die Uniform angezogen hatte, konnte es auch schon losgehen.
 

Alles lief überraschend gut, es erschien der Heartfilia so, als hätte sie vorher nie etwas anderes gemacht. Des Weiteren machte es wirklich Spaß. Die anderen Kellnerinnen waren auch wirklich freundlich. Da gab es eine Blauhaarige namens Juvia, welche ein ziemlicher Tsundere war, doch ansonsten wirklich lieb war, solange ihr eben danach war. Eine weitere Arbeiterin war die jüngere Schwester Miras, Lisanna.
 

Und dann trat Loke gefolgt von jemand anderen ein. Sie nahm sich der Aufgabe an, zu deren Tisch zu treten, nachdem sie sich niedergelassen hatten.
 

„Loke“, grüßte sie ihn und schielte darauf kurz zu seinem Begleiter, nur um zu kichern. Der junge Mann besaß pinke Haare, das war wirklich sehenswert, doch seine dunklen Augen hatten etwas Mysteriöses an sich. Sie lächelte ihm kurz zu und widmete sich wieder ihrem guten Freund.
 

„Lucy...du...was machst du hier?“, hauchte Loke ungläubig und stand auf. Er konnte es nicht fassen. Die entflohene Prinzessin war vor seinen Augen aufgetaucht. Er hatte sich wirklich große Sorgen gemacht.
 

„Ich arbeite hier. Was sonst?“, antwortete sie ihm lächelnd und zückte ihr Notizblock. "Also was kann ich dir und deinem Begleiter bringen?"
 

„Ich...“, setzte er an, ehe er seufzte und sich wieder setzte, „ich bekomme einen schwarzen Kaffee und er hier nimmt ein großes Glas Wasser und das Übliche. Mira weiß schon Bescheid.“ Nickend notierte sie das Bestellte und schritt zurück, aber nicht ohne vorher einen letzten Blick auf den Pinkhaarigen zu werfen. Seltsam, doch eigenartigerweise verspürte sie das Gefühl ihn von irgendwo zu kennen. Doch das wüsste sie wohl. Immerhin hätte sie sich an einen Kerl mit so Haaren sicherlich erinnert. Seltsamerweise waren auch seine Augen auf sie gerichtet, was ihr die Röte in die Wangen trieb. In seinen Augen hatte sie etwas sehen können, doch wusste sie es nicht zu deuten.
 

Nach der Arbeit – also gute zwei Stunden später – trat sie aus dem Café und machte den Braunhaarigen dort alleine stehend aus. Lächelnd näherte sie sich ihm. Er bot ihr an, sie zu begleiten, denn sie hatten etwas zu bereden, da hatte sie nichts dagegen.
 

„Wie geht es dir, Lucy?“, fragte er und ließ sich neben ihr auf dem Bett ihres Hotelzimmers nieder.
 

„Mir geht es gut. Ich fühle mich auch so. Wie sieht die Lage Zuhause aus?“
 

Dann erzählte er ihr davon, dass ihr Vater nicht aus seinem Zimmer trat. Ihre Verlobung hatte man ein weiteres Mal gelöst. Ihr Vater schien zu denken, dass sie von sich aus zurückkehren würde und nicht ihm ewig fernbleiben würde wie in ihrem an ihn adressierten Brief angemerkt.
 

„Sag mal Loke, wer war dein Freund? Und woher kennst du ihn?“, wollte sie dann lieber wissen. Ihr Vater war ihr nun doch egal.
 

„Du meinst den Pinkhaarigen im Café? Er ist wie ich ein Mitglied Fairy Tails. Das ist eine Clubgemeinschaft zu welcher nur Mitglieder Zugang haben. Mira, Lisanna und Juvia sind übrigens auch Mitglieder“, meinte er, ehe er grinste, „gefällt er dir etwa?“
 

Hastig schüttelte sie ihren Kopf. „Ach quatsch, so oberflächlich bin ich nicht. Außerdem mag ich bereits jemanden. Das habe ich dir doch schon erzählt.“
 

„Wen eigentlich? Doch nicht tatsächlich einen deiner Entführer?“, hakte er nach. Ihr Lächeln beantwortete ihm seine Frage.
 

„Findest du das etwa verrückt?“
 

„Lucy, du kennst ihm doch gar nicht“, verlautete er empört.
 

„Das stimmt nicht...auf jeden Fall interessiert mich euer Club, würdest du mich mal mitnehmen?“
 

Seufzend nickte er. Warum hatte er nur eine gewisse Vorahnung? Gray hatte Recht gehabt, er war zu nett zu ihr gewesen.
 


 

Wie versprochen nahm Loke sie noch an dem Abend zu dem Club mit. Als seine Begleitung kam auch Lucy ohne Probleme herein. Sobald sie das Gebäude betrat, fühlte sie sich augenblicklich wohl. Überall konnte sie die verschiedensten Menschen ausmachen. Alle – ohne jegliche Ausnahme – wirkten glücklich. Sie freute sich sehr über ihr Erscheinen. An diesem Ort vergingen ihr jegliche Sorgen. Sie wusste augenblicklich, dass auch sie ein Mitglied werden wollte.
 

„Heute gehst du unter, Stripper!“
 

Und ihr Herz setzte aus. Diese Stimme...das war doch Natsu! Fieberhaft suchte sie nach dem jungen Mann, zu welchem diese Stimme gehörte. Sie musste ihn unbedingt sehen! Ihr Herz schrie nach ihm, auch wenn es vollkommen irrational wirken mochte. Sie wollte ihn wirklich besser kennen lernen. Daran war doch nichts Verbotenes! Sie wollte ihn doch nicht gleich heiraten. Das konnte ruhig warten.
 

„Träum weiter, Feuerechse!“
 

Auch diese Stimme erkannte sie. Das musste...
 

„Eisbirne!“ …sein.
 

„Schlitzauge!“
 

„Schlaffauge!“
 

„Streichholz!“
 

Ihre braunen Augen blieben bei einem Duo hängen. Zwei junge Männer drückten ihre Köpfe aneinander, als wollten sie dem jeweils anderen den Schädel zerschmettern und sich nebenbei noch an die Gurgel des anderen werfen. Einer von ihnen war der Pinkhaarige aus dem Café, der andere war ihr ein schwarzhaariger Unbekannter. Dennoch war sie sicher: sie hatte ihre beiden Entführer gefunden. Noch wichtiger war, dass sie ihn gefunden hatte. Ihr Herz machte vor lauter Aufregung mehrere Hüpfer. Sie wurde ein wenig nervös. Wie sollte sie sich ihm jetzt am besten nähern? Einfach hin?
 

„Lucy...? Was ist los?“, riss Loke sie aus ihren Gedanken.
 

„Ich habe ihn gefunden, Loke“, wisperte sie gerade verständlich für ihn mit einem glückseligen Lächeln. Endlich.
 

„Wen?“, kam es irritiert von ihrem Begleiter.
 

„Meinen Entführer, in welchen ich mich verliebt habe...Natsu...“
 

Der Braunhaarige neben ihr schluckte. Er war sich nicht sicher, ob das so gut wäre. Doch ehe er etwas Weiteres sagen konnte oder sie gar aufhalten konnte, eilte sie schon zu den beiden Streitenden. Wie er das sehen sollte, wusste er nicht so recht. Selbstverständlich wollte er sie glücklich sehen, aber ob das so richtig wäre? Immerhin steckte hinter der ganzen Entführungsgeschichte tatsächlich weitaus mehr. Doch wie man das an sie näher bringen sollte, wusste er noch nicht. Wie sollte er ihr erklären, dass er sie entführt hatte, um ihr zu helfen? Und sich nebenbei von Fairy Tail hatte helfen lassen?
 

„Natsu!“, grüßte sie den Pinkhaarigen bei den beiden Streitenden angekommen. Der Genannte zuckte deutlich zusammen bei dem Klang ihrer Stimme und starte ungläubig in ihre Richtung.
 

„Du...“ Mehr kam nicht von ihm. Er war eindeutig sprachlos. Scheinbar wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er konnte sich nicht erklären, woher sie seinen Namen wusste. Seine Augen wanderten kurz zu einem wohl überforderten Loke.
 

„Ich habe dich vermisst“, gestand sie leise und ergriff eine seiner Hand mit ihren beiden Händen ihn weiterhin fest ansehend. „Ich weiß, wer ihr seid, aber das ist mir egal. Das ist nicht weiter wichtig. Ich wollte dich einfach wieder sehen.“
 

„Was...was redest du denn da? Ich sehe dich erst zum zweiten Mal...“, meinte ihr Gegenüber und klang dabei ein wenig nervös, was durch sein folgendes Lachen nur bestätigt wurde. Doch das überzeugte sie nur noch mehr. Es verletzte sie aber ein wenig, dass er so tat, als würde er sie nicht kennen, auch wenn sie sich denken konnte, dass er ihr nicht gerade mitteilen wollte, sie entführt zu haben. Eigentlich sollte man so einen Menschen verabscheuen. Doch war die Heartfilia sich sicher, dass man sie dadurch bewusst aus den Fängen einer Heirat gerettet hatte.
 

Plötzlich fiel ihr noch etwas ein, weswegen sie ihre Augen zurück zu Loke richtete. Er hatte sich auch beteiligt, er hatte die Aktion wahrscheinlich erst ins Leben gerufen. Sie lächelte ihm beschwichtigend zu, ehe sie sich wieder Natsu zuwendete, welcher sich noch immer unwohl zu fühlen schien. Der Schwarzhaarige hatte sich inzwischen irgendwohin verzogen.
 

„Ich bin Lucy Heartfilia“, stellte sie sich mit einem strahlenden Lächeln vor. Ihr Gegenüber wirkte nicht sonderlich überrascht, das fiel ihm aber scheinbar zu spät ein. Zu mindestens trug er wieder einen ertappten Gesichtsausdruck, was sie doch recht niedlich fand. Er gefiel ihr wirklich immer mehr.
 

„Ähm...ja...ich bin Natsu Dragneel.“ Darauf schenkte er ihr ein breites Grinsen. Das war also das Grinsen, welches sie immer gespürt hatte und welches sie mit Wärme erfüllt hatte. Endlich konnte sie es mit ihren Augen sehen, endlich konnte sie mit ihm von Angesicht zu Angesicht reden, endlich konnte sie ihn näher kennenlernen.
 

„Natsu, ich würde gerne mit dir befreundet sein“, teilte sie ihm mit, was ihn im ersten Augenblick wohl überrumpelte, ehe er nickte.
 

Jetzt konnte sicherlich ihre Freiheit beginnen. Und Natsu würde ihr den Weg zeigen. Und vielleicht würde er es auch für sein restliches Leben lang für sie tun.


Nachwort zu diesem Kapitel:
In der Beschreibung habe ich die Liste der OS erweitert und auch Genre angegeben.
Falls es wenn interessiert.

Und ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mich bei den 25 Menschen zu bedanken,
die diese Sammlung in ihrer Favoritenliste haben. Und natürlich bedanke ich mich besonders bei denen,die mir Kommentare hinterlassen haben. Ich bin euch wirklich dankbar für euer Feedback!! Arigato~

LG Caramel~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen~
Ich liebe euch :D Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (43)
[1] [2] [3] [4] [5]
/ 5

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kathiritsch
2015-03-14T11:33:58+00:00 14.03.2015 12:33
Die Story war nett :)
Von:  EviLaNGeL14
2015-02-10T10:34:39+00:00 10.02.2015 11:34
Omg diese Geschichte hat mein Herz grad mitrasen lassen. *.*
Richtig süß und lustig geschrieben :)
Von:  Kati
2015-01-08T19:22:12+00:00 08.01.2015 20:22
Eigentlich bin ich nicht wirklich ein NaLu Fan, aber deine FF ist echt sowas von zuckersüß!!! ♥
Vielleicht sind die Beiden ja doch ein ganz lieber Paar..... ^//^
Wirklich eine tolle FF! :D
Antwort von:  Carameldream
27.01.2015 22:03
Was? Kein NaLu-Fan? wie kannst du nur? :'D
(Ist mein OTP xD)
Es freut mich, dass ich dich mit dem Pairing ein wenig näher habe bringen können.
Natürlich würde ich keinem aufzwingen, sie zu shippen.
Es ist ja jedermanns Sache.

Aber danke, danke, danke für diesen Kommi! So etwas lese ich wirklich gerne~

LG Caramel~
Von:  fahnm
2014-09-14T01:33:25+00:00 14.09.2014 03:33
Super Story^^
Antwort von:  Carameldream
14.09.2014 09:07
Danke :)
Von:  Easylein
2014-07-10T12:47:53+00:00 10.07.2014 14:47
Zucker pur :) Total niedlich und wunderschön geschrieben ^-^
Ich fands klasse!

Glg Easy
Von:  fahnm
2014-07-09T20:12:30+00:00 09.07.2014 22:12
Spitze Kapi^^
Von: Maryhase
2014-07-09T17:47:59+00:00 09.07.2014 19:47
Natsu hatte einem ja wirklich schon sehr leid tun können. Dass er von solchen Alpträumen geplagt wurde... Der Ärmste...
Aber es hat ja ein gutes Ende genommen und sie haben sich sogesehen auch gefunden.
Eine schöne kleine Geschichte und ich freue mich schon auf die nächste =D Hab ich schon gesehen, dass da noch was in Planung ist XD

Bis zum nächsten Mal
maryjoa3004
Von:  Mijuri
2014-04-08T06:51:56+00:00 08.04.2014 08:51
So, endlich bin ich auch einmal dazu gekommen diesen One Shot zu lesen :)
Ach ich finde deinen Schreibstil wirklich super und würde am liebsten ein ganzes Buch von dir mit solchen Geschichten lesen *-*
Wirklich wunderbar und auch sehr lustig. Ich kann mir sogar vorstellen, wenn die beiden zusammen wären, das es da dann wirklich so ablaufen würde
Ich hoffe auf noch mehr Werke von dir ^^
Von:  Easylein
2014-02-28T10:34:27+00:00 28.02.2014 11:34
Hi!
Wie niedlich! Zucker pur ^-^
Hast du super gemacht! Ich freu mich auf weitere Werke aus deiner Feder :)

Glg Easy
Von: Maryhase
2014-02-26T23:24:43+00:00 27.02.2014 00:24
Ja, das war wieder ein wirklich schöner One Shot ^^
Hat mir sehr gefallen =D Hab mich sehr gefreut, als ich gesehen hab, dass es hier auch ein neues Kapitel von dir gab.
Natsus Ahnungslosigkeit hast du schön rüber gebracht, wobei ich mich manchmal frage, ob er wirklich keine Ahnung von der Liebe hat. Aber das werden wir wohl noch irgendwann erfahren.
Das Ende war wirklich süß und Lucy glücklich.
Also als kitschig würde ich dieses Kapitel nicht bezeichnen.

Freue mich auf mehr XD
Liebe Grüße,
maryjoa3004


Zurück