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Lyrium Fire

von

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Die Hitze vor dem Sturm

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aufbruch und Blicke zurück

Der nächste Morgen kam viel zu schnell, und Hawke hätte sich zu gerne einfach die Decke über den Kopf gezogen und den neuen Tag komplett ignoriert. Sie hasste es, schlecht zu schlafen.und auch wenn Fenris sie erfolgreich vom Grübeln abgehalten hatte – einmal wieder – ihre Träume konnte er nicht vertreiben. Oder, genauer gesagt, einen bestimmten Traum, der sie seit einigen Nächten immer wieder heimsuchte. Und dessen Bedeutung ihr immer wieder entglitt, kurz bevor sie aufwachte. Sie wusste nicht, warum, aber sie musste herausfinden, was dieser Traum ihr sagen wollte. Frustriert rieb sie sich mit den Fingern die Augen. Es musste natürlich nicht immer eine tiefere Bedeutung haben, wenn Magier träumten, aber dieser Traum ließ sie einfach nicht los.
 

„Wenn du dich noch länger dort unten versteckst, sehe ich mich gezwungen, dich eigenhändig zum Aufstehen zu bewegen:“ Hawke brummte etwas Unverständliches, schälte sich aber aus den vollkommen zerwühlten Laken. Wenn sie schlecht geschlafen hatte, konnte sie noch mürrischer sein als Fenris normalerweise.
 

„Ich habe Wasser geholt“, er deutete auf die Schüssel, die auf dem kleinen Tisch unter dem Fenster stand, „damit du dich ein wenig waschen kannst.“ Der Elf stand gegen die Wand gelehnt, /deutlich/ ausgeruhter als sie sich im Moment fühlte, und war obendrein schon wieder komplett angezogen.
 

„Danke,“ sie hätte sich gerne ihre Tunika übergezogen, musste aber feststellen, dass sie sie gestern Nacht irgendwo auf dem Boden liegen gelassen hatte.
 

„Fenris?“ fragend sah sie ihm hoch. Dieses ganz spezielle Lächeln schlich sich auf seine Lippen, und für einen Moment fürchtete Hawke, er würde sie dazu bringen, einfach nackt durch das Zimmer zu laufen, doch dann warf er ihr mit einer geschmeidigen Bewegung das Kleidungsstück entgegen. Sie streifte es sich über und ging zu der Schüssel, um sich etwas die Müdigkeit aus dem Gesicht zu waschen. Das Wasser war angenehm kühl auf ihrer Haut und sie fühlte sich gleich ein wenig besser. Fenris nahm den Kamm, der neben der Schüssel lag, und bedeutete Hawke, sich zu setzen. Hawke musste lächeln. Fenris konnte einfach nicht genug davon bekommen, mit ihrem Haar zu spielen, seine Finger darin zu vergraben oder es zu kämmen – egal in welchen Reihenfolge. Sie schloss die Augen und entspannte sich unter seiner Behandlung. Es erinnerte sie immer wieder an ihre Kindheit, als ihre Mutter ihr die Haare frisiert hatte. Sie hatte ihr dabei immer scherzhaft gesagt, Hawke wäre aus der Art geschlagen mit ihrer roten Mähne, die so ganz nach der Familie ihres Vaters kam. Beth und Carver hatten beide schwarze Haare, genau wie ihre Mutter früher. Jetzt an ihre Familie zu denken, versetzte Hawke einen Stich, und sie zwang sich, damit aufzuhören. Ihr Gemüt war die meiste zeit ohnehin schon schwer genug.
 

„Wenn wir Isabela noch rechtzeitig treffen wollen, sollten wir bald von hier aufbrechen“, sagte sie an Fenris gerichtet. Die Piratin war die erste gewesen, die sie nach ihrem Aufbruch aus Kirkwall wiedergetroffen hatten – zufällig, in einer ziemlich schmierigen Hafentaverne, in der sich niemand um einen Magier oder einen seltsamen Elf scherte. Das Gespräch war erst nur sehr stockend in Gang gekommen. Isabela hatte ihnen erzählt, dass sie ein kleines Schiff 'gefunden' hatte und demnächst damit in See stechen wollte. Und sie hatte ihnen angeboten, sie zu begleiten. Hawke war sich darüber lange nicht sicher gewesen. Davon abgesehen, dass ihr Seereisen nach ihrer letzten nicht mehr besonders sympathisch waren, hatten weder sie und Fenris sonderlich darüber nachgedacht, was sie eigentlich tun, wohin sie gehen wollten. Flucht war einfach, und so lange man damit beschäftigt war, brauchte man sich keine Gedanken zu machen, wohin oder wie es weiterging.
 

Nach diesem Treffen hatte Hawke Isabela und das Angebot erst einmal nicht weiter erwähnt, zumindest nicht laut. In ihrem Kopf hatte sie das Für und Wider immer wieder abgewogen. Mit Isabela zu reisen, bedeutete auch, sich Erinnerungen zu stellen. Noch mehr Erinnerungen als ohnehin schon. Natürlich dachte sie auch so von Zeit zu Zeit an ihre Gefährten, deren Wege sich bald nach dem letzten Kampf in alle Winde verstreut hatten, aber wieder Zeit mit einem von ihnen zu verbringen war trotzdem etwas anderes.
 

„Glaubst du, wir tun das Richtige?“ fragte sie und sah zu Fenris hoch, der inzwischen aufgehört hatte, sie zu kämmen.
 

„Du weißt wie ich darüber denke“, er drückte ihr einen sanften Kuss auf ihr Haar, „Und dass ich Dir immer und überall hin folgen werde.“
 

Hawke seufzte. Sie konnten ohnehin nicht ewig hierbleiben. Auch wenn sie manchmal Ruhe und Frieden brauchte, nur in einer Hütte herum zu sitzen entsprach nicht ihrer Natur. Und wo könnte sie weiter von Kirkwall und ihrer Vergangenheit entfernt sein als mit Fenris und Isabella zusammen auf einem Schiff? Schlimmer konnte es schließlich ohnehin nicht mehr werden. Sie sprang auf und drückte einem völlig verdutzten Fenris einen Kuss auf die Lippen.

„Lass uns packen. Wir machen eine Seereise!“
 

„Wir sollten die Nacht lieber hier verbringen“, Fernis runzelte die Stirn und ließ seinen Blick über die Landschaft vor ihm schweifen, „wir werden es heute ohnehin nicht mehr bis zu der Herberge am Hafen schaffen, in der Isabela auf uns wartet.“
 

Hawke nickte und ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen. Fenris inspizierte die Lichtung, auf der sich angehalten hatten, und fand schließlich eine Stelle, an der sich gefahrlos ein Feuer machen ließ. Ein Berg hatte eine natürliche kleine Höhle gebildet, in der er und Hawke bequem Platz für die Nacht finden würden.
 

„Lass uns hoffen, dass es keinen Regen geben wird diese Nacht.“ Hawke mochte Regen, aber nicht, wenn sie gewzungen war, darin zu übernachten.
 

Fenris hatte sich bereit erklärt, das Lager zu bewachen, damit Hawke endlich wieder etwas mehr Schlaf bekam. Er saß am Feuer, sein Schwert neben sich, und beobachtete die Umgebung hinter den Flammen. Die Nacht war still, nur die Geräusche einiger nachtaktiver Tiere, die auf beute aus waren. Hawke hatte sich neben ihm in ihre Decke gewickelt und sie sich bis zu den Ohren gezogen. Eigentlich keine schlechten Vorraussetzungen, um ruhig schlafen zu können. Doch ihre Ruhe wurde einmal mehr von finsteren Träumen gestört, Bildern von Tod und Feuer, und einer Stimme, die ihn der Ferne nach ihr rief. Es war, als würde sie laufen und laufen, doch die Quelle der Hilferufe nie erreichen können. Wie eine Erkenntnis, die einem Entglitt, kurz bevor man sie realisieren konnte. Noch dazu war sie vollkommen allein, und die Welt um sie herum lag in einem blauen Nebel, der immer dichter wurde, und irgendwann verlor sie den Traum, bevor sie herausfinden konnte, was er bedeutete.
 

Der nächste Tag begann ruhig und angenehm kühl, als wollte er Hawke's Unruhe der vergangenen Nacht verhöhnen. Die Luft roch frisch und wild und zunehmend nach Salz und Meer. Sie schienen die einzigen Menschen auf diesem verschlungenen Pfad zur Küste zu sein. Fenris, wachsam wie immer, hatte mit Banditen oder Tagelöhnern irgendwo in den Büschen gerechnet, doch ihnen war bisher niemand begegnet. Unter diesen Vorraussetzungen würden sie die Herberge schnell erreichen. Hawke hatte es vermieden, Fenris von den Alpträumen zu erzählen. Sie wollte nicht, das er sich unnötig Gedanken daüber machte, das tat sie selbst schon mehr als genug. Auch wenn ihr durchaus bewusst war, dass ihr unruhiger Schlaf nicht unbemerkt blieb. Er musterte sie mit besorgten Blicken, wenn er dachte, dass sie es nicht bemerken würde. So wie auch jetzt wieder, während er die Feuerstelle löschte und sie die wenige Ausrüstung zusammenpackte, die sie aus Kirkwall mitgenommen hatten. Es waren neben Waffen ,Kleidung und anderer Ausrüstung hauptsächlich die kleinen Dinge, an denen Hawke's Herz hing und mit denen sie Erinnerungen an ihre Heimat und ihre Familie verband: die Halskette, die Bethany ihr einmal zum Geburtstag geschenkt hatte. Ein Medalion mit einem kleinen Bild von ihr und Carver. Sie hatte ihr damals geasgt, sie hätte Carver genau dasselbe geschenkt, nur es war ihm zu peinlich, es zu tragen. Oh sie vermisste ihre Familie so sehr. Beth war die liebste Schwester gewesen, die man sich nur hatte wünschen können. Die beiden hatte soviel mehr verbunden als nur die Magie. Sie war die meiste Zeit so unbeschwert gewesen. Und sie hatte immer frei sein wollen. Beth war wie ein Vogel gewesen, und sie im Zirkel einzusperren, hätte sie verkümmern lassen. An der Kette hing außerdem noch der Verlobungsring ihrer Mutter. Er war alles, was Hawke von ihr geblieben war...auch wenn es niemand je geglaubt hatte, so gab Hawke sich nach wie vor die Schuld an ihrem Tod. Sie hätte es eher sehen müssen. Es hatte Warnungen gegeben, schon soviel eher.
 

Der Rest waren ein paar persönliche Briefe zwischen den Seiten des Buches, dass sie Fenris damals geschenkt hatte. Hawke erinnerte sich noch genau, wie mühsam ihm das Lesen anfangs gefallen war und wie oft er die Bücher, die sie ihm gegeben hatte, in einem Anfall von Frustation gegen die Wand geworfen hatte. Er hatte dann gerne angefange, zu fluchen, mit Worten, die sie nach wie vor nicht verstand, und es hatte sie immer zum Schmunzeln gebracht. Sie hatte ihm dann einige Zeit gegeben, um sich abzureagieren, und es hatte tatsächlich funktioniert. Auch wenn es ihr ganz und gar nicht leicht gefallen war, einen wütenden Fenris sich selbst zu überlassen. In der Zeit, die sie zusammen in ihrem Anwesen in der Oberstadt verbracht hatten, hatten sie beide erst einmal lernen müssen, wie sie in bestimmten Situation am Besten miteinander umgehen sollten.
 

„Saliya?“ Sie drehte sich herum und sah, dass Fenris das Feuer gelöscht und den Lagerplatz aufgeräumt hatte.
 

„Ist alles in Ordnung mit Dir?“ Seine besorgten Blicke sorgten für einen Knoten in ihrer Kehle. Es gefiel ihr nicht, ihm Dinge zu verheimlichen. Oder ihn anzulügen. Was im Moment aber auf ein und dasselbe herauskam.
 

„Es geht mir gut, Fenris. Lass uns gehen, damit Isabela nicht noch länger auf uns warten muss.“ Sie schulterte den Rucksack und lief an ihm vorbei, seinen forschenden Blick in ihrem Rücken.



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