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Anti-Hero

von

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Das erste treffen

Jaa, ich weiß, ich sollte eigentlich weiterschreiben, aber die Kapitel gefielen mir, so wie sie waren, nicht mehr. Laso werden die neu geschrieben ! :P

Keine Sorge, die Gundidee und der Verlauf bleiben so erhalten, wie es jetzt war.

Nur der Zusammenhang der Kapitel wird ein wenig anders sein. So endet das hier z.B. anders und so passt das nächste kapitel vom Anfang her nicht mehr ganz, aber ich bemüh' mich, das so schnell wie möglich auszubessern!
 

Der Schmerz der in Reiras schmalen Körper saß war so ziemlich alles, an das sie denken konnte. Und daran, dass sie alle ihren Arsch so schnell wie möglich hier wegbekommen mussten.

Denn sonst wären sie ziemlich am Arsch.

Neben ihr schnaufte Joah und wirkte auch ziemlich kaputt. Er hatte, genauso wie Mia, hart gekämpft. Und sie?

Sie hatte für eine ihr unbekannte Zeit so ziemlich jede perverse Art des Quälens über sich ergehen lassen, die diesem Mistkerl hätte einfallen können.

Und das nur, weil er durch Joahs pöbelndes Verhalten in dieser Kneipe vor - ja, wie viel Zeit war seitdem vergangen? Tage? Wochen?- auf sie alle aufmerksam geworden war und ihm dadurch aufgefallen war, welches Kopfgeld sie besaß.

Und ihm dann die perfide Idee gekommen war, dass es ja egal war, welchen körperlichen Zustand die gesuchte Person hatte, hauptsache sie war lebendig.

Und dass sie lebte, spürte sie sehr deutlich.

Ihre Rippen brannten wie Feuer, aber die Frage war zurzeit eher, was an ihrem Körper nicht auf die ein oder andere Art schmerzte.

Kleine schwarze Punkte suchten immer wieder ihren Weg in ihr Blickfeld, doch sie versuchte, sie so gut es ging, sie wegzublinzeln.

Sie sah nach vorne und hoffte, endlich mal den Hafen und ihr Schiff zu sehen. Ihre Crew hatte es schon dorthin geschafft, es fehlten nur noch Mia, Joah und sie. Sie seufzte leise.

Gott sei Dank konnte dieser Mistkerl jetzt niemandem mehr weh tun. Dafür hatte Joah gesorgt, während Mia Reira so weit aufgepäppelt hatte, dass sie flüchten konnte. Vor den Leuten, die für diesen Mistkerl arbeiteten und nun wohl ihr Kopfgeld trotz allem haben wollten. Vielleicht wollten sie auch Rache für ihren getöteten Anführer?

Neben ihr schrie Joah auf.

"Diese Mistkerle schiessen!"

Reira drehte sich leicht nach hinten und sah gut ein Dutzend Männer schreiend und wild gestikulierend hinter sich herlaufen. Und sie hatten tatsächlich Waffen in der Hand. Und scheuten scheinbar auch nicht davor, sie zu benutzen. Nur hatte sie keine ihrer Waffen zu Hand und Mia und Joah waren vollkommen aufs Laufen konzentriert.Worauf sie sich auch konzentrieren sollte.

"Und ich dachte, wir wären sie endlich los!", murmelte Mia neben ihr und sah nach vorne.

"Hoffentlich geht's den anderen gut", murmelte Reira und bereute es sofort, gesprochen zu haben. Sofort machten sich die schwarzen Punkte in ihrem Blick breiter und der Schwindel nahm zu. Ihr Herz raste wie irre.

Was zur Hölle hatte ihr Mia gegeben, dass sie es schaffte, diesen Weg zu laufen?

Egal, sie war ihr auf jeden Fall dankbar dafür. Auch wenn sie ahnte, dass ihr Körper es ihr in absehbarer Zeit sehr deutlich danken würde.

Aber hauptsache, sie kam irgendwie bei ihrem Schiff an. Danach würden Joah und Mia das Ding schon hinbekommen. Nur irgendwie musste sie ja erstmal dort hinkommen.

Sie ignorierte die Umgebung um sich herum. Sie hatte eh keinen Blick dafür, wie Häuser oder irgendwas an dieser Insel aussah und ob es etwas Besonderes war. Ihr Interesse galt einzig dem Ankommen am Hafen.

Sie atmete tief durch. Und dann hatte sie endlich eine Pause. Ruhe. Konnte ein schönes entspannendes Bad nehmen und den Rest erstmal ignorieren. Sie schloss ganz kurz träumerisch die Augen. Als sie wieder Richtung Hafen sah, stockte ihr Atem.

"Da sind welche auf unserem Schiff! Und es hat 'ne andere Flagge!", rief sie zu Joah und Mia.

"Was?!"

"Scheisse eh.."

"Und jetzt?"

Ratsuchend sahen Mia und Joah ihren Käpt'n an.

"Kämpfen. Es ist unser Schiff! Basta!"

Mia hob die Augenbraue. Als ob Reira jetzt noch irgendeinen Kampf ausfechten könnte.

Einfach weitermachen. Einfach weitermachen, sprahc Reira sich immer wieder zu. In der stillen Hoffnung, dass ihre Crew sie einfach veralberte und es wirklich kein gefährlicher Gegner war.

Wenigstens hatten sie die Leute hinter ihnen für's Erste abgehängt.

Joah war der Erste, dem auffiel, wessen Jolly Roger dort an ihrem Schiff hing.

"Whitebeard's Bande", keuchte er entsetzt und blieb stehen. Reira zerrte ihn weiter.

"Egal. Los jetzt!"
 

"Ouh, das wird ja 'ne stürmische Begrüßung", witzelte Ace, als er die drei Personen auf das Schiff zulaufen sah. Naja, wie sollte man auch anders reagieren, als mit Wut, wenn auf einmal das Schiff eine fremde Jolly Roger hatte?

Neben ihm stand Marco und schwieg, wie er es immer tat, wenn er die Situation analysierte. Den Rest der Crew hatten sie problemlos bekommen. Und den Käpt'n würden sie auch wohl kriegen.

Der, der den Käpt'n der anderen Crew festgehalten hatte, war scheinbar nicht gerade zimperlich gewesen, wenn er das richtig vermutete. Seiner Meinung nach war die Person in der Mitte, die aussah als würde sie jeden Moment tod umfallen, der Käpt'n.

"Und sowas einer Frau anzutun", knurrte Ace beinahe. Marco seufzte. Ace war immer so schnell auf die Palme zu bringen. Vor allem wenn es darum ging, wie man eine Frau zu behandeln hatte. Da hatte er sich so manches mal mit Leuten aus seiner eigenen Crew angelegt, die die Krankenschwestern wie Huren behandelten, die sie jederzeit haben konnten.

Marco hoffte nur, dass Paps es sich wirklich intensiv überlegt hatte, ob es die Crew wirklich bei sich haben wollte.

Doch als er zu ihm sah, wirkte er immer noch genauso entschlossen wie zu Beginn.

Er rieb sich die Schläfen. Was interessierte ihn denn an der Crew so sehr?

Oder dachte er, die Männenr brauchten dringend mal wieder Frauenzuwachs?

Reiras Crew bestand größtenteils aus Frauen. Nicht, dass er was gegen kämpfende Frauen hatte, aber sie waren dadurch einfach nicht mehr attraktiv.

Er seufzte leise. Das würde einen Spaß geben.

Zumal neben ihm der Schiffsarzt die Hände über den Kopf zusammenschlug.

"Gott! Wie sieht die denn aus?! Das sie das überhaupt hierhergeschafft hat..",

Marco sah von ihm wieder zu der Frau, die er meinte. Von hier oben gesehen war sie warscheinlich zwei Köpfe kleiner wie er, imoment nicht viel mehr als ein Strich in der Landschaft und absolut kampfunfähig. Das hieße schonmal, gegen sie würden sie keinen Kampf mehr führen müssen.

Er sah Ace an und nickte. Sie würden mit ihnen reden.

"Passt auf sie auf. Die kann jederzeit zusammenbrechen oder schlimmeres, seid euch dessen bewusst", sprach nochmal Salmac,der Schiffsarzt, auf sie beide ein.
 

Joah sah, wie zwei Männer auf sie zukamen. Mia ebenso. Langsam wechselten sie vom Laufen in einen ruhigen Schritt und nahemn Reira, die inzwischen viel zu schwer und abgehackt atmete als dass sie noch vernünftig Luft bekommen konnte, in ihre Mitte. Sofort schob sich Joahs Arm besitzergreifend um Reiras Mitte und er sah die beiden Männer finster an. Mia beschlich ein ungutes Gefühl, während Reira immer noch damit beschäftigt war, ihren Körper einigermaßen aufrecht zu halten.

Einige Meter vor ihnen hielten die beiden Männer. Reira unterzog sie einer gründlichen Musterung mit den Augen.

Sie sah den spöttischen Ausdruck in den Augen des Blonden. Sofort durchfuhr rasende Wut sie.

Mia fühlte sofort, wie Reira wütender wurde. Bei ihr war es wie eine greifbare Aura, die sie dann umgab. Und es verlieh ihr leider auch immer ungeahnte Kräfte.

Mit einem Zwicken in die Siete machte sie Reira darauf aufmerksam, dass sie einen Kampf im jetzigen Zustand nicht überstehen und schlimmstenfalls auch nicht überleben würde. Sie hörte Reiras Seufzen und sah, wie sie sich auf einen ihrer tödlchen Blicke beschränkte.

"Was wollt ihr?"

Mia zuckte zusammen. Reiras Stimme klang trotz allem immer noch so fest?! Wie konnte das sein? Der Kerl musste sie doch andauernd zum Schreien gebracht haben, so wie ihr Körper zugerichtet war.

Wobei sie sich auch vorstellen konnte, dass sie so stur und stolz gewesen war, nicht zu schreien und deswegen noch so viel Stimme hatte.

Es war der Schwarzhaarige, der sprach.

"Ich bin Ace und das ist Marco. Wie ihr seht, haben wir euer Schiff übernommen. Wir möchten euch anbieten, unserer Crew beizutreten und-"

"Anbieten nennt ihr das?!", fauchte Reira sofort. Der Blonde schnaubte.

"Wir hätten euch auch töten können"

"Besser das als in eurer Crew"

Mia hob eine Augenbraue. Sie ahnte, dass es Reira wirklich egal war. Ihr Freiheitssinn ging ihr über alles.

Sie sah, wie Marco, der Blonde, und Ace, der Schwarzhaarige, Blicke tauschten und Marco dann einfach mit der Schulter zuckte.

Einen Augenblick später befand sie sich über der Schulter von Ace, welcher sie hochgehoben hatte, als wöge sie nichts. Marco hatte da schon mehr Probleme. Reira wehrte sich immer noch, obwohl er sie sich inzwischen auch passend über die Schulter gelegt hatte. Joah ließen sie so also nicht wirklich eine Wahl, zumal er auch nicht gerade wirklich mehr kämpfen konnte. Schweigend lief er neben ihnen her.

Seufzend sah Mia zu Reira und Marco. Sie strampelte, schrie und schlug wie wild um sich. Sie konnte an der Miene Marcos erkennen, dass er sichtlich genervt war.

Sie hoffte, dass sie nicht mehr lange gehen mussten und eigentlich war Reira stark genug, doch sie hatte die stille Ahnung, dass Reira im nächsten Augenblick zusammenbrechen würde.
 

Marco seufzte. Das zappelnde Weib auf siener Schulter nervte tierisch. Wieso konnte sie sich nicht einfach ergeben? Seufzend sah er an sein Hemd herunter. Sie hatte schon Blutspuren hinterlassen und das, obwohl sie nichtmal lange gegangen waren. Und ein gutes Stück hatten sie noch vor sich.

Eigentlich sah sie gar nicht schlecht aus. Sie traf zwar nicht ganz Marcos Geschmack, vor allem dieses Gezappele und Geschreie nicht, aber vielleicht würde sie sich als gute Kämpferin entpuppen. Eigentlich musste sie. Denn sonst wäre er so ziemlich enttäuscht von Vater.

"-co!" Er schrack zusammen und sah hoch.

Rief ihn jemand?

Vor ihm gestikulierte die Frau auf Ace' Rücken ziemlich wild. Er sah sie fragend an. Sie deutete auf die auf seiner Schulter.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie gar nicht mehr zappelte.

"Gar kein gutes Zeichen..",murmelte er und hob sie von seiner Schulter auf beide Arme und sah sie an. Ihr Brustkorb hob und sank, zwar schwach, aber immerhin etwas. Zumindest lebte man dann noch.Er unterzog sie einer weiteren musterung. Sie sah tatsächlich nicht schlecht aus.

"Und jetzt Marco?",fragte Ace und Marco hatte Mühe, sein erschrecktes Zusammenzucken zu verstecken. Ihm fiel auf,dass er die Luft angehalten hatte. Durch zusammengebissene Zähne blies er sie aus.

Er musterte sie. Wie bekam er sie am besten so festgemacht, dass er den rest schnell fliegen konnte?

Er sah den Schal an ihrem Hals und lächelte. Ja, das müsste gehen. Schnell legte er sie auf den Boden, band beide Hände am Gelenk zusammen, hängte sie sich so um den Hals, klemmte ihre Füße an seiner Bauchbinde fest und nickte zufrieden. Es hielt.

Dann sah er Ace an und nickte ihm zu.

"Ich flieg' mit ihr schnell los"

Erst als er oben im Himmel war fiel ihm auf, dass sie wirklich noch ein gutes Stück zu gehen gehabt hätten. Und in ihrem Zustand war er sich nicht sicher, ob er das noch riskieren konnte.

Mia sah zu, wie Marco zu einem Phönix wurde und Reira unbeschadet auf seinem Rücken mitflog.

"Teufelsfrucht", kommenteirte Ace, der ahnte, warum sie ihnen anchsah.

"Und wir gehen jetzt weiter. Gehst du jetzt auch alleine? Jetzt, wo dein Käpt'n auch auf dem Schiff ist?"

Seufzend nickte Mia und wurde dann von seinem Rücken gelassen.
 

Marco wurde vom Schiffsarzt begrüßt, kaum dass er an Deck gelandet war. Er hatte scheinbar schon Vorbereitungen getroffen und half ihm nun, die Frau von seinem Rücken loszumachen. Marco hob sie wieder auf die Arme und lief hinter Salmac her, der hektisch wirkte.

"Leg' sie da vorne hin", wies ihn Salmac an, kaum dass sie im Behandlungszimmer waren.

"Ist sie ansprechbar?"

"Ich weiß nicht. Ich hab's nicht ausproviert"

Salmac rüttelte vorsichtig an der Schulter der Frau. Beim zweiten Versuch war ein leichtes Murren zu hören.

Als Salmac dann ein drittes Mal rüttelte, machte sie die Augen auf.

Kühles Blau sah ihn durchdringend an und zwang ihn, tief durchzuatmen.

"Wie fühlst du dich?", fragte nun Salmac und lenkte die Aufmerksamkeit der Frau auf sich.

"Müde", kam es schwach über ihre Lippen.

"Wo ist sie?", hörte er dann auch schon eine andere Frauenstimme. Mias Stimme entlockte Reira ein Lächeln. Kaum, dass die Frage ausgesprochen worden war, rannte Mia auch schon durch die Tür zu dem Behandlungszimmer und blieb schwer atmend im Türrahmen stehen, als sie Reira erblickte. Diese erwiderte ihren Blick.

"Alles ok, Mia", brachte sie noch über die Lippen.

Hinter Mia tauchte Ace auf, der Marco entschuldigend ansah.

"Tschuldige, aber so schnell konnte ich nicht hinter ihr her.

Auch der dritte im Bunde, Joah tauchte auf.

"Könnte ich dann jetzt mal anfangen?", fragte nun Salmac, der aufgrund der Menge der Leute nicht gerade begeistert war.

"Solange ich schlafen kann", kam es nur müde von Reira.

Wie man ein Leben rettet

Schweigend sahen sie Salmac zu, wie er alle Wunden auf Reiras Körper inspizierte und dabei einen sehr besorgten Gesichtsausdruck machte.

Die meisten im Raum waren selbst zu erstaunt um irgendetwas über die ganzen Wunden zu sagen, die ihren Oberkörper und ihre Beine zierten.

An der Wand lehnend atmete Ace tief durch.

Die Tatsache, dass es so viele Wunden waren, war schon erschreckend, doch die vielen unterschiedlichen Wunden machten ihnen allen eher Sorge.

Ace sah zu Marco, dessen Gesicht ziemlich finster wirkte.

Er wusste ziemlich genau, was das alles für Wunden waren.

Lange, mehrere fingerbreite Streifen Haut waren ihr einfach abgerissen worden, schwarze Punkte oder Flecken waren eingebrannte Wunden und die langen,roten Striemen zeugten von Peitschenhieben oder ähnlichem. Über die anderen Wunden wollte er erst gar nicht nachdenken.

Marco atmete tief durch und sah sich um.

Auf den Gesichtern von Mia und Joah war deutlich Wut und Verzweiflung zu sehen. Klar, sie war ihr Käpt'n und auch sonst war es ziemlich abartig, einem Menschen solche Wunden zuzufügen.

Gott sei Dank hatte Salmac ihr wirklich noch eine Narkose verpasst. Es war zwar nicht viel, was er tun konnte, da die meisten Wunden einfach so abheilen mussten, aber alleine die Desinfektion musste schmerzen wie die Hölle.

Tief atmete Marco durch. Er brauchte wirklich frische Luft, sonst würde er noch durchdrehen.

Schweigend verließ er den Raum und trat nach draußen aufs Deck, wo alle schon wieder emsig arbeiteten. Sie waren schon wieder losgesegelt, das Hab und Gut der Crew von Reira wurde verladen und sie alle sprachen über das Gesehene.

Er selbst blieb kurz nach der Tür stehen und atmete tief durch. Salzige Seeluft füllte seine Lungen und kaum dass er sich der Bewegungen des Schiffes bewusst wurde, entspannte sich sein Körper wieder.

Er sah zu Whitebeard. Er musste ihm davon berichten, es war wichtig für seine Entscheidung. Denn Reira würde für einige Zeit nicht kämpfen können und damit hätten sie einen Klotz am Bein, der sie angreifbar und schwächer machte.

Ace würde jetzt wieder seine Augenbraue hochziehen und Marco dafür tadeln, dass er nur daran dachte, welche Vor- und Nachteile es brachte und nicht an das Menschliche dachte.

Doch er dachte auch an das Menschliche. Was würde es ihr schon bringen, wenn bei jedem Landgang jemand mitkommen musste um sie zu beschützen, nur weil sie Wunden daran hinderten? Mal abgesehen davon, dass sie sich hier wirklich kaum nützlich machen konnte, da fast alles schwere körperliche Arbeit war.

Er fuhr sich seufzend durch die Haare. Ganz egal, wie Paps Entscheidung ausfallen würde, es würde kompliziert werden. Und das störte ihn jetzt schon.
 

Schweigend sah Ace zu, wie Mia sich von dem unbequemen Stuhl aufrichtete, auf dem sie die letzte Nacht verbracht hatte. Salmac hatte befunden, dass Reira bis sie wieder wach war, beobachtet werden müsse. Und weil Salmac sich dazu absolut nicht verpflichtet fühlte, mussten eben sie alle ran. Er, Marco, Thatch, Mia und Joah teilten sich die Wachen. Jedoch übernahmen Mia und Marco meist die Nachtwachen, da Marco tagsüber seinen Verpflichtungen als Vize nachzukommen hatte und Mia sich freiwillig dafür gemeldet hatte.

Es war inzwischen eine ganze Woche vergangen und man konnte allen mitansehen, dass sie um Reira bangten. Oder zumindest mitfühlten. Vor allem Marco und Mia schien das nächtliche Aufpassen an die Substanz zu gehen. Sie sahen beide ziemlich müde aus und Marco war in dieser Woche sehr reizbar gewesen. Und ziemlich abwesend. Ace hatte das Gefühl, dass es mit Reira zusammenhing. Aber nicht nur damit, dass er auf sie aufpassen musste. Seufzend fuhr er sich durch die Haare.

Sie alle hatte der Anblick mitgenommen. Jeder hatte sich gefragt, wie jemand so grausam sein konnte, solche Wunden jemand anders zufügen zu können. Und gleichzeitig wurde sie von vielen Crewmitgliedern, die diese Gerüchte nur aufschnappten bewundert. Sie würden gern ihre Stärke und Willenskraft haben, das durchzustehen. Ace schnaubte.

Nein, sowas würde er absolut niemandem wünschen. Nicht einmal seinem schlimmsten Feind. Und das hieß bei ihm schon was.

Er sah zu Mia, die sich den Nacken rieb und ausgiebig gähnte.

"Irgendwas Neues?"

"Nein." Mia seufzte. "Sie hat zwar im Schlaf geredet, aber wachgeworden ist sie noch nicht." Prüfend sah sie erneut zu Reira, als ob sich durch ihre Worte was ändern würde. Aber Reira lag dort friedlich wie immer.

Dann jedoch klopfte es an der Tür. Sowohl Ace als auch Mia zuckten zusammen. Als Ace sich von dem Schrecken erholt hatte, öffnete er die Tür. Jedes Crewmitglied hatte die Anweisung bekommen, nur reinzukommen, wenn ihm die Tür geöffnet wurde. Nicht jeder sollte Reira so sehen.

Miko, ein noch sehr junges Crewmitglied stand vor der Tür und zuckte zusammen, als er Ace sah.

"Was ist?"

"M-Marco schickt m-mich. Er sagt, er übernimmt die Schicht und du sollst oben weitermachen."

Ace nickte und ging raus. Marco kam ihm schon entgegen. Er wusste sowieso, dass Ace das getan hätte, nicht, weil Marco als Vize auch das Kommando über ihn hatte, sondern weil sie Freunde waren.

Als er reinkam und Mia sah, die müde auf dem Stuhl saß, lächelte er milde.

"Na los, schlaf dich aus!"

Mia sah ihn seufzend an.

"Lass mich raten, das war ein Befehl?"

Marco konnte sich das grinsen nicht verkneifen und nickte.

Er sah, wie Mia noch einen letzten Blick auf Reira warf und sie so bittend und hoffend ansah, wie es ihr wahrscheinlich nur möglich war und dann mit müden Gang zu ihrem Zimmer ging.

Er setzte sich auf den Stuhl, den Mia zuvor zum Schlafen benutzt hatte. Die Sonne war gerade dabei aufzugehen und hatte ihn wachgemacht. Er war meist als einer der Ersten auf Deck. Wie sollte es auch anders sein? Er war der Vize. Er hatte die komplette Aufsicht über das, was auf Deck los war. Doch diese Woche raubte ihm viel kraft. Die Nächte, die er hier verbrachte, waren nicht sehr erholsam. Mal abgesehen davon, dass er hier sehr gut nachdenken konnte, lenkte ihn Reira auch immer wieder ab. Nicht, dass sie redete oder die Aufmerksamkeit auf sich zog. Er atmete tief durch. Doch, für ihn zog sie die Aufmerksamkeit auf sich. Sie zog ihn magisch an. Wie das Licht die Motten. Und genau das störte ihn und machte ihn missmutig. Er wollte sich nie wieder von einer Frau so angezogen fühlen. Es war falsch und lenkte ihn nur davon ab, für paps zu arbeiten.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare.

Sie tat es wieder. Schlich sich wieder in seine Gedanken und lenkte ihn ab. Er lehnte den Kopf an das kalte Holz und musterte sie.

Als eine Schönheit, der die Männer hinterherliefen konnte man sie nicht unbedingt bezeichnen. Vielleicht war sie das, wenn sie wieder aufgepäppelt war, aber zurzeit war sie blass, ihre Wangen eingefallen und tiefe, dunkle Ringe hatten sich den Weg um ihre Augen gesucht.Ihre blasse Haut wirkte durch die dunklen Haare, die ihr Gesicht einrahmten, noch blasser. Auch ihr Körper war ähnlich schmal. Sie fiel kaum unter der dicken Decke auf und das war, was sie alle ängstigte. Dass ihr schmaler Körper das hier nicht durchstehen würde. Es war kein Wunder, dass beinahe jeden, der sie jetzt sah, die Frage plagte, wie sie das hier überhaupt überlebt hatte.

Und dennoch faszinierte sie ihn. vielleicht, weil es ihm eben auch imponiert hatte, dass sie die Folter durchgestanden hatte. Und ebenso wie alle anderen hoffte er auch, dass sie wachwurde. Auch wenn er es sich selbst nicht zugestand.

Wobei Salmac sehr zuversichtlich wirkte. Und er hoffte, dass Salmac wie immer richtig lag, wenn er glaubte, dass die Person überleben würde. Und er hatte auch schon schlimmeres gesehen als das hier. Aber das waren Kriegswunden. irgendwie war das hier anders. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie eine Frau war und man ihr trotz allem so etwas zugefügt hatte, einer der Gründe.

Marco schloss die Augen. Nein, darüber würde er jetzt nicht weiter nachdenken. Es würde ihn nur weiter wütend machen. Und er war hierhergekommen, um ein wenig Ruhe zu finden. Sie alle hatten von ihm wissen wollen, wer sie war und fast alle wollten sie sehen. Ihn hatte diese Sensationsgier gestört und später einfach nur wütend gemacht.

Und das war der Grund, warum hier nur reindurfte, wer reingelassen wurde.

Es war zu ihrem eigenen Schutz.

Und verschaffte ihm so jetzt Ruhe. Wer nicht gerade etwas absolut dringliches mit ihm zu besprechen hatte, würde ihn hier nicht stören.

Zufrieden streckte er die Beine aus und verschränkte die Arme.

Ja, hier könnte er wenigstens ein wenig Ruhe finden.
 

Seufzend sah Ace sich um. Er bemühte sich, den Überblick über das alles, was hier passierte, zu behalten. Manchmal bewunderte er Marco, für seine Organisationsfähigkeit, aber das kam zum Glück nur selten vor. Mia stand neben ihm. Sie hatte sich bereit erklärt, ihm ein wenig zu helfen. Und sie kannte die meisten der Crewmitglieder schon. Sie hatte angefangen, Salmac zu assistieren und würde, wenn sie sich gut genug hier auskannte, als zweiter Arzt helfen.

Natürlich vorrausgesetzt, Reira würde sich entscheiden, hier zu bleiben.

paps hatte beschlossen, die Entscheidung so lange herauszuzögern, bis Reira wieder auf den Beinen war. Ace konnte ihn verstehen. Wie würde sich Reira fühlen, würde sie einfach übergangen? Sie war immerhin noch der Käpt'n ihrer Crew und für Mia und sie alle würde sie es wahrscheinlich auch länger noch bleiben.

Er wusste aber, dass Mia sie vor allem als beste Freundin sah und sich deswegen Sorgen um sie machte. Sie hatte viel von Reira erzählt. Viele lustige Geschichten, wie jene, in denen sie einfach viel Blödsinn bauten. oder mal wieder Joah aus unmöglichsten Situationen retteten.

Ja, Joah war das Sorgenkind, so viel hatte er schon erahne können. Er war wohl in Reira verliebt, stieß dort aber auf Granit. Ace musste grinsen.

Marco würde hoffentlich nicht auf Granit stoßen. Dafür musste sich Marco aber erst mal klar werden, dass er sich in Reira verliebt war. Und da war sich Ace ganz sicher: Verliebt war Marco hundertpro!

Mia sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

"Wieso grinst du so?"

"Nur so."

Mia seufzte. Selbst Ace war nicht immer durchschaubar. Schlimmer aber war Marco, dessen Launen zurzeit so schnell wechselten, wie eine Frau ihre Klamotten. Doch Ace hatte ihr versichert, dass Marco meist ziemlich ruhig war, nur scheinbar schien ihn zurzeit intensiv zu beschäftigen.

Mia runzelte die Stirn bei diesem Gedanken.

Was könnte jemanden wie den Vize so beschäftigen, dass es ihn scheinbar völlig aus der Ruhe brachte?
 

Marco konzentrierte sich auf die Flamme in seiner Hand und deren stetiges brennen. Er wusste, dass ihn das wieder auf andere Gedanken bringen könnte. Zumindest, wenn er sich absolut nur darauf konzentrierte.

Doch Reira zeigte sich diesen Morgen als sehr unruhig. Zuerst hatte sie sich seufzend weggedreht, als die Sonne durch das Fenster kam und in ihr Gesicht schien und danach wurde sie immer unruhiger. Inzwischen seufzte sie ständig und auch ihre Hände schienen ständig in Bewegung.

Prüfend sah er nochmal zu ihr, ob sich inzwischen etwas verändert hatte. Kurz ließ er den Blick über ihren Körper schweifen. Ihre Hände waren in Bewegung, doch der Rest hielt still. Bis er bei ihrem Gesicht ankam.

Klare, graue Augen blickten ihn an. Er zuckte zusammen und die Flamme erlosch sofort.

Er kniff die Augen zusammen und sah wieder zu ihr. Wieder die grauen Augen.

"Wasser?", kam es rau über ihre Lippen und beinahe bereute sie die Mühe, zu sprechen. Er starrte sie kurz an, schien dann aber zu verstehen und stand auf. Sie machte sich nicht die Mühe, ihm mit ihrem Blick zu folgen, sie ahnte, dass das noch zu sehr schmerzen würde. Ihr ganzer Körper fühlte sich aber seltsamerweise taub an, auch ihre Hände.

Dennoch versuchte sie, das Glas zu halten, als Marco mit einem Glas frischem Wasser kam. Er jedoch ließ es gar nicht erst zu und hielt es weiterhin fest.

Was vermutlich auch besser war, wie Reira zynisch dachte. Sie fühlte, wie das angenehm kühle Wasser ihren trockenen Mund füllte und danach ihren Hals hinabrann. Sie konnte sich das Seufzen nicht verkneifen.

Marco machte sich gar nicht erst die Mühe zu fragen, sondern füllte das Glas erneut und setzte es wieder an ihre Lippen an.

Als sie dieses auch leer hatte, sah sie ihn erneut an.

"Danke." Sie bemühte sich um ein Lächeln, wusste aber, dass sie vermutlich scheiterte.

Sie räusperte sich und schloss kurz die Augen.

Sie musste nachdenken.

"Wie lange war ich weg?"

"Eine Woche."

Ihre Augen weiteten sich.

"Wow..", kam es matt über ihre Lippen. Marco nickte.

"Ich sollte Mia Bescheid sagen. Ich komm' gleich wieder, in ordnung?"

Er wartete nicht ab, ob sie ihm antwortete, da er sah, dass sie Mühe hatte, wachzubleiben. Aber er sollte Mia wenigstens berichten, dass sie kurz wachgewesen war.

Wenigstens damit Mia sich wieder etwas entspannen konnte und sich wieder über etwas freuen konnte.

Wenigstens eine positive Nachricht in dieser schwierigen Woche, dachte Marco zynisch.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2012-10-29T14:07:38+00:00 29.10.2012 15:07
War echt toll!!


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