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School Out

von

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Kapitel 1: Der Anfang

Mein Name ist Scott Rennfield und ich bin 16 Jahre alt. Das ist nichts besonderes, wenn ich nicht dieses Jahr auf das College gehen würde. Zugegeben es ist nicht besonderes und ich bin damit gerade mal 2 Jahre voraus, im Gegensatz zu meinen Altergenossen aber dennoch hat das nichts mit Talent in der Familie zu tun. Das Genie in meiner Familie ist eigentlich meine 18 jährige Schwester Susan. Sie konnte schon mit 6 Jahren das Periodensystem auswendig. Könnt ihr euch vorstellen mit so einem Genie aufzuwachsen? Es ist die Hölle auf Erden. Ich war mit 6 Jahren wie jeder andere auch. Ich hatte kein Interesse am Lernen und habe lieber mit Freunden gespielt. Meine Schwester hingegen hat nur gelernt und hat das Wissen nur so in sich aufgesogen. Das Problem mit überbegabten Kindern in Schulen ist, dass es etwas dauert, bis sie bemerkt werden. Also während ich in der ersten Klasse mich gerade so zurechtfinde, weil ich nicht aufpasse und lieber mit den Freunden quatsche, hat sich meine liebe Schwester nur gelangweilt. Mit 8 Jahren hatte sie das Wissen einer 14 jährigen und machte in der Schule nur auf sich aufmerksam, wenn sie die Lehrerin korrigieren musste. Durch diese Langeweile hatte meine Schwester genügend Zeit sich auszudenken, wie sie sich wohl Unterhaltung verschaffen konnte und ich war meistens derjenige der sie unterhielt.

Ein Beispiel:

Wie jedes Kind hatte auch ich ein Lieblingsschmusetier, meinen Teddy Ringo. Einmal hatte Susan ihn gestohlen und mir gesagt ich könne ihn nur retten, wenn ich ihr Rätsel lösen kann. Alles was sie mir sagte war, dass ich Zeit habe bis Daddy wieder nach Hause kommt und das Einzige was sie mir zeigte, war auf ihrer Hand aufgezeichnet, eine Tabelle auf dem ein Kästchen fehlte. Man konnte es gut sehen, da sie noch extra ein Pfeil dahingezeichnet hatte. Meine Mutter war, wie mein Vater, arbeiten und unsere Haushälterin interessierte sich nicht für unseren Unfug, solange nichts zu Bruch ging. Ich hatte nur 3,5 Stunden Zeit bis mein Vater von der Arbeit kam und 3 Stunden brauchte ich allein, um herauszufinden das es sich bei der Tabelle um das Periodensystem handelte. Meine Schwester hatte sich ihre Hände schon gewaschen, also musste ich auf mein Gedächtnis vertrauen. Meiner Nachforschungen nach, handelte es sich bei dem fehlenden Kästcen um das Element Titan. Meine Schwester schaute nur entzückt, wie ich mir das Hirn zermürbte. Kurz vor der Deadline kam meine Mutter nach Hause. Während ich und meine Schwester ihr halfen, den Tisch zu decken, machte ich mir immer noch panisch Gedanken. Die Lösung viel mir erst ein, als ich auf der Toilette war und mich verzweifelt daran erinnerte welchen Spaß ich mit meinem Teddy hatte. Dabei erinnerte ich mich, wie mich mein Vater einmal ermahnte, mit Ringo nicht so nahe am Kamin zu spielen. Ich erinnerte mich, wie ich den Kamin dann anstarrte und im Rahmen sah man eingraviert „Titan“. Ich stürmte in die Stube, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Doch ich kam zu spät. Mein Vater war schon da. Das erste was er machte, wenn er von der Arbeit wiederkam, war den Kamin anzuzünden. Während er sich aufrichtete und mir freudig auf den Kopf tätschelte, um mich zu begrüßen, sah ich nur den Kamin an. Ganz hinten sah ich eine Silhouette die an einem Seil hing und brannte. Es gab für mich kein Zweifel, was da brannte. Susan stellte sich neben mich und klopfte mir auf die Schulter. Als ich sie ansah, meinte sich nur „Vielleicht das nächste Mal. 1 zu 0 für mich.“

Und so begann es. Sie stellte mir immer wieder neue Rätsel und ständig stand etwas auf dem Spiel. Also fing ich an zu lernen, alles was ich konnte. Es dauerte nicht lange, da schaffte ich es ihre Rätsel zu lösen aber dadurch wurden die Rätsel immer schwieriger. Das positive an der Sache ist wohl, dass ich dank dieser Rätsel, selbst zu einem überdurchschnittlichen Schüler wurde und das mein Gedächtnis fast so gut ist wie von einem Menschen mit einem fotographischem Gedächtnis. Der Nachteil war, dass ich die meiste Zeit damit beschäftigt war zu lernen oder Rätsel zu lösen. Somit habe ich in meinem Leben kaum Freundschaften geschlossen.

Die Rätsel hörten erst auf als Susan mit 15 auf das College durfte. Da wir in einer Kleinstadt lebten, weit weit weg, bekam sie eine eigene Wohnung. Ein Freund der Familie schaut vn Zeit zu Zeit nach ihr. Von da an sahen wir uns nur noch zu Weihnachten oder zu Geburtstagen. Und dennoch machten wir mit diesem Spiel weiter, nur ohne Objekte die dabei verschwanden.
 

Und nun, da ich auch aufs College darf, konnte ich meine Schwester wieder herausfordern. Wie das Schicksal so spielt, stand es Unentschieden bei uns. 499 zu 499. Eine Tatsache die mir schon zu klischeehaft erschien und worüber ich und Susan uns, über Telefon, schon oft kaputtgelacht haben. In den 3 Jahren, wo wir unseren Wettbewerb auf Eis gelegt hatten, hat sich auch unser Leben normalisiert. Wir beide schlossen Freundschaften und ich hörte sogar, dass meine Schwester einen Freund gefunden hatte. Und nun, nach 3 Jahren bekomme ich die Chance sie wieder zu sehen, 1 Jahr lang. Und in diesem einen Jahr, werde ich sie schlagen. Ich werde den 500 Sieg erringen und das Spiel beenden.
 

„Scott! Aufstehen! Du kommst zu spät zur Schule.“ Rief meine Mutter. Das sagte sie immer, denn ich war daran gewöhnt immer pünktlich zu sein und so wachte ich immer mit einem Schreck auf. Nachdem ich mich gewaschen und angezogen hatte, wartete meine Mutter schon mit einem leckeren Frühstück auf mich.

„Mom, ich habe noch Zeit. Wie oft willst du diese „Zu Spät“ Nummer noch machen?“

Liebevoll wie Mütter nun mal sind, schaute sie mich mit einem Lächeln an, die keinen Zweifeln lassen, dass der Tag schön wird.

„Ich werde es solange machen, bis du davon nicht mehr wach wirst. Wenn das passiert, denke ich mir was Neues aus.“ Skeptisch blickend biss ich ein großes Stück vom Brot ab. „Was wenn ich auch eine eigene Wohnung bekomme?“ „Dann ruf ich dich an.“ Während ich meine Mutter ungläubig anstarrte, drehte sich meine Mutter kichernd um. Sie drehte sich immer um, wenn ich davon sprach eine eigene Wohnung zu haben. Ich wusste sie versucht ihr trauriges Gesicht so vor mir zu verbergen. Doch ich konnte das Gesicht im Fenster spiegeln sehen.

„So bist du fertig mit Essen?“ „Check!“ „Hast du alles, was du brauchst?“ „Check!“ „Weißt du wohin du gehen musst?“ „Check!“ „Und was sollst du nicht machen?“ „Ähh, ich soll die Lehrer nicht verbessern, weil sie Idioten sind.“ Antwortet ich mit einem grinsen aber meine Mutter verdrehte nur die Augen. „Das auch. Aber was habe ich dir gestern noch gesagt?“ Widerstrebend seufzte ich „Ich soll kein Streit mit meiner Schwester anfangen, wenn ich sie sehe.“ Daraufhin drückte mich meine Mutter an sich. Ich wurde immer noch Rot dabei aber dagegen konnte und wollte man sich nicht wehren.

Die Bushaltestelle war am Ende der Straße und ich konnte schon von weiten sehen, wie sich dort einige Schüler versammelten. Ich stellte mich stumm daneben und wartete auf den Bus. Als dieser endlich kam, verkrümmelte ich mich in eine Ecke und stellte meine Ohren auf durchzug. Ich wusste das Sachen kommen wie "He, was will der Kurze hier?" und ähnliche Sachen, die nicht so freundlich wären. Nach gut 15 minuten waren wir auch schon bei der Schule angekommmen.
 

Vor 1,5 Jahren waren wir dichter ans College hingezogen, doch Susan wollte lieber für sich leben. Mein Vater arbeitet immer noch weit weg von zu Hause aber er besucht uns so oft wie es geht. Ich freute mich schon sehr auf die Schule, ein Gedanke der mir selbst Angst machte. Aber hauptsächlich freute ich mich auf meine Schwester. Ich habe das letzte Mal vor 3 Monaten mit ihr telefoniert und sie klang etwas übermüdet und aufgeregt. Da es zu dem Zeitpunkt war, als die letzten Arbeiten geschrieben wurde, für das Schuljahr, habe ich nicht nachgefragt. Als aber die Ferien begannen, hat sie nicht einmal angerufen. Wir waren alle in Sorge. Wir erfuhren von Lehrern und Freunden, dass sie die Arbeiten mit Bravur gemeistert hatte und sich auf Partys gezeigt hatte. Somit war uns allen klar, dass sie einfach keine Zeit für die Familie hatte. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Die Schule ging los und ich hatte noch nichts von ihr gehört. Aber nun war ich auf derselben Schule wie sie. Nun konnte ich sie wieder Treffen und auch nicht die witzelnden Schüler im Bus konnten mir diese Freude nicht vermiesen.

1 Stunde vor Schulbeginn war ich da. Ich kramte den Zettel von der Schule aus meinem Rucksack und suchte nun das Büro, wo ich mich melden sollte. Der Anblick war überwältigend. Ein langer Weg führte zum Eingang. Rechts und Links gab es Bänke und Mülleimer und man sah Büsche, die in Tierform geschnitten wurden. Der Eingangsbereich war riesig. In der Mitte stand ein schwarzer rechteckiger Marmorstein mit einem lateinischen Text. Ich konnte Latein schon seit der 8ten Klasse, auch etwas was ich meiner Schwester und den Rätseln zu verdanken habe.

Übersetzt stand da: Willkommen diejenigen, die ihr nach Wissen strebt.“

Ein klassischer Spruch, der mir aber sehr gefällt. Ansonsten gab es auch jede Menge Bänke, Getränkeautomaten und Schilder, die zu besonderen Räumen zeigten. Zu meinem Glück befand sich das Büro der Schule gleich am Eingangsbereich. Wie in jedem Schulbüro, war auch dieses leer und ruhig, bis auf die Drucker die druckten und das Personal, das tippte.

„Ähm, ich sollte mich heute hier melden, kann mir hier jemand helfen?“ Keiner reagierte. Von den 4 Tippsen, schauten 2 kurz hoch und dann wieder auf den Bildschirm. Ich war denen so gleichgültig, das es mir kalt den Rücken runter lief. Ich drehte mich um und „AHHH.“

Ein dickerer älterer Herr schaute mich mit großen Augen an. Mein Kopf wurde knall rot, als ich bemerkte, dass es sich um den Direktor handelte. „Tut mir Leid, ich habe sie nicht bemerkt.“ Ich versuchte das Gekicher der Tippsen zu ignorieren und nicht noch roter zu werden. Der Direktor lächelte mich nur an. „Nana, mein Kleiner. So leicht kann man mich doch gar nicht übersehen.“ Schmunzelnd legte er eine Hand auf seinen runden Bauch. Ich merkte wie ich meine normale Hautfarbe bekam und erleichtert aufatmete. „Sie müssen Rennfield sein oder?“ Ich nickte nur mit offenem Mund, während wir beide in den Gängen der Schule umherwanderten. „Ich habe ihr Zeugnis und ihre Akte gelesen. Sehr beeindruckend. Das muss wohl in der Familie liegen.“ Während er aufgluckste versuchte ich mit schlechten Schauspiel mitzulachen. „Ihre Schwester ist einfach genial. Ich weiß das hören sie nicht zum ersten Mal aber es gibt einfach keine andere Möglichkeit es zu beschreiben. Sie sollen nur wissen, dass wir alle hier nur das beste von ihnen Erwarten.“

„Toll, noch mehr druck.“ Sagte ich zu mir selbst und versuchte nicht all zu laut zu sein. „Haben sie was gesagt Mister Rennfield?“ Ich schreckte zusammen und versuchte die Situation wieder in den Griff zu bekommen. „Ähm.. ich fragte mich, ob ich meine Schwester heute noch sehen werde.“ Der Direktor musterte mich, als würde ich ihm irgendwas verschweigen. „Nein tut mir Leid. Heute noch nicht. Heute sind nur die Neulinge hier. In 40 Minuten treffen sich alle an der Sporthalle. Dort werden die Klassen eingeteilt und dann geht es in die Räume, wo sie ihren Stundenplan bekommen und eine Liste mit den Büchern die sie brauchen.“ Mit diesen Worten kamen wir beide am Ende des Ganges an und er öffnete mir die Tür zum Schulhof. Mit einer Geste teilte er mir mit, dass ich mich auf den Weg machen solle.
 

Als ich an der Sporthalle ankam, standen dort jede Menge Lehrer, die Schilder hochhielten mit Klassenbezeichnungen und dort waren auch unzählige Schüler, die ihre Klassen suchten. Kurz bevor der Direktor mit seine Rede anfing, fand ich meine Klasse. Ich war froh darüber, dass ich in den letzten Monaten so hoch gewachsen war. Wenn man nicht genau hinschaute, konnte man nicht sagen, dass ich 2 Jahre jünger war, als die anderen. Doch leider hatte ich mich zu früh gefreut. Mitten in der Rede fing der Direktor an, von meiner Schwester an und da war ich natürlich auch dabei.

„Ich war schon auf vielen Schulen und musste oft feststellen, dass die Jugend heutzutage, kaum Interesse daran hat das Wissen zu erlernen, dass wir zu bieten haben. Doch seit ich hier bin, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Denn ich traf hier ein Mädchen, das so genial war, dass sie hier selbst Unterrichten könnte. Ihr ist es zu verdanken, dass unsere Schule zu einer der Besten Schulen im Lande gehört. Ich weiß das es hier einige gibt, die Miss Susan Rennfield nacheifern werden aber ich weiß auch, dass es nur wenige gibt die auch das Potenzial dazu haben sie zu erreichen.“

Mit diesem Satz schaute mich der Direktor an und ich merkte, wie die Leute Ausschau hielten, nach demjenigen den der Direktor gerade anblickte. Während der Direktor seine Ansprache weiterführte, bemühte ich mich immer kleiner zu werden. Als die Rede endlich vorbei war, machten sich die Klassen auf den Weg in die Räume. Dabei lernte ich meine Klassenkameraden kennen. Ich konnte sofort einordnen zu welcher Kategorie die meisten gehörten. Zum einen waren dort die Möchtegern Coolen. Die kann man einwandfrei schon aus der ferne erkennen, an dem peinlichen Auftreten. Sie haben immer hervorstechende Farben an, wie weiß oder Pink und gehen immer, als hätten sie einen Tritt in die Familienplanung bekommen. Meist haben sie die Angewohnheit ihre Mützen falsch herum zu tragen, als würden sie der Welt sagen wollen, wie dämlich sie sind.

Bei den Mädchen gibt es diese Gruppierung auch. Es sind meistens die Sorte von Mädchen, die meiste keinerlei Bildung haben. Sie scharen sich um ein Mädchen, das gut Auftreten kann und viel Geld hat, um sich teure Sachen zu kaufen. Damit geben sie dann an und geben ihr Taschengeld dafür aus, fast genauso aufgebrezelt auszusehen wie ihre Queen. Und dann gibt es noch die Außenseiter, zu denen ich auch gehöre. Die erkenne ich meistens daran, weil es diejenigen sind, die mich ansprechen.

Nachdem ich mit einigen ins Gespräch kam, wurden die Grundlegendsten Fragen geklärt. Wo wohnst du und was machst du in deiner Freizeit. Namen wurden nicht sehr oft ausgetauscht.

Während die Gruppe der Außenseiter sprach, sagte ein Mädchen überraschenderweise:

„Ich hoffe ich werde Miss Rennfield heute noch sehen. Ich habe schon eine Menge von ihr gehört und ich hoffe sie kann mir einige Tipps geben.“ Dadurch wurde das Thema geändert und es wurde nur noch über meine Schwester gesprochen.

Ich behielt es für mich, dass ich der Bruder von diesem Genie war. Ich wollte nicht im Mittelpunkt stehen, dass mochte ich noch nie. Den Frieden um mich, das es niemand wusste, wollte ich genießen, denn Morgen würde meine Schwester mich in meinem Klassenzimmer besuchen, wenn es zur Pause läutet, und spätestens da würden es alle wissen.

Alle wurden sofort leiser, als wir vor der Tür eines Klassenzimmers stehen blieben. Die Lehrerin drehte sich zu uns um und sprach leise. „So. Nun beruhigt euch wieder. Wenn wir da rein gehen, will ich das ihr euch alle ohne zu Streiten einen Platz suchen und eure Hefte rausholt. Wir haben Heute noch so einiges …“

Doch bevor unsere Lehrerin den Satz zu ende aussprechen konnte, verstummte sie als sie sich umdrehte und die Tür öffnete.

Alle waren Still. Keiner sagte was, keiner bewegte sich oder holte Luft. Alle starrten in die Mitte des Raumes. Dort hing ein Mädchen an einem Seil. Neben ihr ein umgekippter Stuhl. Die langen Haare verdeckten das Gesicht. Die Kleidung schien nass gewesen zu sein. Einfaches weißes T-Shirt, total dreckig und verknittert und dazu eine Jeans, ebenfalls dreckig mit ein paar Löchern. Das Unheimliche war, dass die Schuhe sauber waren.

Die Stille wurde immer unerträglicher und man konnte Spüren wie der Donner langsam näher kam. Es kam mir eine Ewigkeit vor, bis das erste Mädchen anfing zu schreien. Dann rannten alle von der Tür weg. Einige sackten an der nächsten Wand zusammen und andere blieben nach ein paar Metern einfach stehen. Jeder von ihnen murmelte oder weinte. Von weitem hörte man, wie Hilfe herbei eilte. Nur ich stand noch an der Tür und starrte. Irgendwas sagte mir, dass das dort nur meine Schwester sein kann.

Kapitel 2: Das Rätsel beginnt...

Es ist schon eine Woche her, seit ich und meine Klasse meine Schwester Susan erhängt im Klassenzimmer fanden. Mein ganzes Zeitgefühl schien tot zu sein, so wie alles in mir. Ich erinnere mich noch daran, wie ich vor kurzen noch vor der Klassenzimmertür stand und meine tote Schwester anstarrte, bis ein Lehrer mich mit Gewalt nach draußen zog. Es war nicht so, als hätte ich mich gewehrt. Nein, ich habe mich einfach nicht bewegt. Ich sah die anderen Schüler im Gang, die entweder weinten oder aufgebracht redeten. Ich wusste nicht, was sie dort beredeten, ich bekam einfach das Bild nicht aus meinen Kopf. Jeglicher Ton in der Welt erreichte mich nicht mehr und auch die Farben schienen zu verblassen. Ich kam mir vor wie in einem Schwarzweißfilm gefangen. Ich saß nur am Rande und starrte vor mich hin, dass Bild vor meinen Augen bis meine Mutter völlig aufgelöst erschien und mich in den Arm nahm. Erst da bemerkte ich, dass es schon Dämmerte. Die Polizei war auch schon vor Ort und machte Fotos. Als wir zum Ausgang gingen, mussten wir wieder am Klassenzimmer vorbei. Kurz bevor wir da waren, drehte mich meine Mutter zur Seite. Ich versuchte zwar hinzuschauen aber die Tür war zu. Jedoch konnte ich eine langsam schaukelnde Gestalt durch das kleine Fenster, das in der Tür war, sehen. Man versuchte sie wohl gerade vom Seil zu befreien. Dabei bekam ich aber mit wie sich einige Polizisten unterhielten, die wohl gerade die Umgebung untersuchten. Grausame Entdeckung, verstörendes Bild oder entsetzlich trauriger Anblick waren die Worte die sie verwendeten. Während mich meine Mutter an der Hand hinauszerrte, blickte ich in eine Welt ohne Farben und ohne Hoffnung.

Es verging einige Tage bis man uns mitteilte, dass es sich um Selbstmord handelte aber man die Sache weiter untersuchen wird. Seitdem weint sich meine Mutter die Augen aus, wenn ich nicht in der Nähe bin. Mein Vater war inzwischen schon eingetroffen und versuchte uns zu trösten. Doch in mir brennt die Wut. Darüber was meine Schwester getan hat und darüber, dass ich nicht früher gehandelt habe. Und trotzdem konnte ich nicht glauben das sie tot ist und schon gar nicht an Selbstmord.

Es müssen ungefähr 3 Tagen gewesen sein, als meine Mutter zu mir kam und wir das erste Mal wieder zusammen nach draußen ging, das war der Tag der Beerdigung. Ich glaube es war eine schöne Zeremonie. Viele Leute waren gekommen, viele die ich kannte, einige die ich mal gesehen habe und auch welche die scheinbar nur mal von meiner Schwester gehört haben. Ich erinnere mich, dass es geregnet hat und am Ende das gesamte Grab mit Blumen bedeckt war. Welche Farben die Blumen hatten, weiß ich nicht mehr- Alles schien dieselbe trostlose graue Farbe zu haben, die ich bis Heute noch sehe. Ich erinnere mich auch an die Leute, die zu mir kamen um ihr Beileid auszusprechen. Aber ich antwortete nie, weil ich nur auf den Sarg starrte. Das Bild wie Susan im Klassenzimmer hing, geht mir bis Heute nicht aus dem Kopf. Ich glaube ich trage immer noch die Socken und das Hemd von der Beerdigung. Was soll´s, kann mir auch egal sein.
 

Es sind jetzt schon 9 Tage vergangen und ich bekomme die Bilder immer noch nicht aus dem Kopf. Zur Schule musste ich erstmal nicht, genau wie meine Klassenkameraden. Das einzige was mir Sorgen machte war, dass wir bei Schulbeginn mit dem Psychologen reden müssen. Das war etwas was ich überhaupt nicht leiden konnte, über Probleme reden.

Während ich weiterhin auf meinem Bett saß und nachdachte, klopfte es an der Tür.

„Scott? Bist du wach mein Schatz?“ Es war meine Mutter und ich wusste, dass ich Antworten musste, denn sonst würde sie nicht gehen.

„Ja bin ich und nein, ich habe kein Hunger.“ Das klang unfreundlicher als ich es eigentlich wollte.

„Hier sind Freunde, die dich besuchen wollen.“ „Freunde…?“

Ich hatte in der Stadt noch keine Freunde, jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern. Als die Tür aufging, standen 3 Gestalten davor und schauten mich besorgt an, eine davon war meine Mutter. Die anderen beiden kamen von meiner Schule und ich glaube auch aus meiner Klasse aber ich war mir nicht sicher. Beide traten ein und meine Mutter schloss die Tür hinter sich. Nun standen die beiden vor mir und wir starrten uns an. Eine der beiden war Marlene, ein niedliches Mädchen, dass hier und da einige Kilo zu viel hatte. Neben ihrer Fähigkeit sich ziemlich dunkel zu kleiden, in ihrem schwarz- durchlöcherten Outfit könnte man sie bei Nacht niemals finden, war sie ein richtiges Computergenie, so sagte man es und sie war ein Jahr älter als ich. Die andere Figur war Greg. Ein Faulpelz wie er in jeder Schule zu finden war. Laut Augenzeugenberichten soll er in seiner Freizeit Kung Fu oder so was machen. Er wiederholte das Schuljahr noch einmal und ist so in unsere Klasse gelandet. Außerdem soll er mit Marlene irgendwie verwandt sein. Beide habe ich am ersten Schultag kennen gelernt. Marlene brach das Schweigen zuerst.

„Es ist schön dich zu sehen Scott. Wir wollte nach dir sehen und fragen wie es dir geht.“

Ich schaute sie aus müden Augen an. Ich glaube ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen.

„Es ging mir schon besser.“

„Komm schon Scotty, die Sonne lacht. Zeit mal wieder raus zu kommen.“ Während ich Greg anstarrte, schlug Marlene ihren Ellenbogen in Gregs Rippen um ihn ruhig zu stellen. Sie flüsterten leise miteinander. Greg ganz ruhig, er kam mir vor als würde er das Leben nie ernst nehmen. Marlene schien dagegen aufgebracht zu sein.

„Schon gut. Er hat ja Recht. Vielleicht sollte ich wirklich mal rausgehen.“ Ich war selbst darüber überrascht, dass ich das sagte aber ich konnte einfach nicht mehr mit ansehen, wie Marlene Greg mit kleinen Schlägen eindeckte. Beide schienen sich zu freuen, denn beide lächelten mich an. Auch meine Mutter schien freudig überrascht, als sie mich mit den beiden nach draußen gehen sah.

„Was macht ich beiden eigentlich hier?“ Ein Frage die ich schon die ganze Zeit stellen wollte.

„Erinnerst du dich nicht mehr? Auf der Beerdigung habe ich gesagt, dass wir dich besuchen kommen. Du hast zugestimmt.“ Ich versuchte mich daran zu erinnern, was Marlene gesagt hatte aber ich kam einfach nicht drauf und so schüttelte ich nur den Kopf.

„Was, du hast vergessen wie sie mit Tränen in den Augen um eine Audienz bei dir gebettelt hat? Wie kaltherzig!“ Gregs lachen verstummte sofort, als Marlene ihn mit rotem Kopf in die Rippen boxte. Die Tatsache lies mich wieder aufatmen. Wir redeten von den Ereignissen, seit der Beerdigung. Sie erzählten mir, dass die Polizei sie und alle anderen Klassenkameraden besucht haben, um allgemeine Fragen zu stellen. Doch wie der Lauf der Ermittlungen steht, wussten sie leider auch nicht. Wir kamen an einem kleinen Imbiss an und entschieden uns etwas zu essen. Ich saß an einem Fensterplatz und beobachtete die Autos, während die anderen beiden etwas zu Essen holten. Ich konnte sehen, wie sich Greg wieder über Marlene lustig machte, weil sie ihn schon wieder boxte. Das Reden und Essengehen machte wir von da an jeden Tag. Alles schien sich wieder zum Besten zu wenden. Ich hatte jede Menge Spaß dabei, den beiden von den Rätseln zu berichten und ihnen selbst einige aufzugeben. Die Zeit mit den beiden war die einzige, wo ich das Bild von Susan vergessen konnte. Doch in der Nacht hatte ich Alpträume. Immer war es der Gleiche.

Ich befinde mich in meiner Klasse und wir haben unterricht. Alle lachen und sind zufrieden, bis mich meine Lehrerin bittet aus meiner Tasche ein Buch zu nehmen. Wenn ich mich danach bücke und mich wieder aufrichte, ist die Klasse Menschenleer. Ich sehe mich um aber niemand ist zu sehen. Bis ich plötzlich eine Präsenz hinter mir fühle. Und wenn ich mich dann umdrehe, sehe ich meine Schwester am Seil hängen. Ich versuche ihr Gesicht zu sehen aber die Haare sind mir im Weg. Wenn ich dann versuche die Haare beiseite zu kämen, packt sie mich plötzlich an den Armen. Ihre dunklen Augen sehen durch mich hindurch und sie flüstert mir mit röchelnder Stimme zu „Sie genauer hin.“ Und zeigt dabei auf ihre rechte Handfläche, doch da ist nichts. Und dann wach ich schweißgebadet auf.

Ich habe das noch niemanden erzählt. Ein Polizeipsychologe hat mich und meine Eltern davor gewarnt, dass solche Träume kommen können, weil unser Gewissen sich meldet.

Doch mit Greg und Marlene zusammen zu sein, ließ mich diesen Alptraum fürs erste vergessen.
 

Einige Tage später, wir waren gerade wieder im Imbiss, sah ich wie ein Polizeiwagen parkte und zwei Beamte ausstiegen und den Imbiss betraten. Sie schauten sich um, als würden sie jemanden suchen. Bis sie mich erblickten und auf mich zukamen.

„Scott Rennfield?“ ich nickte. „Ich bin Inspektor Rinks, das ist mein Partnerin Inspektor Sendig. Wir sind hier um mit dir über dein Schwester zu sprechen.“ Inspektor Sendig nickte freundlich und setzte sich mit Rinks mir gegenüber hin. Als meine Freunde kamen und die Polizisten sahen, machte ich eine Geste, dass sie sich erstmal woanders hinsetzen sollten.

„Ihre Freunde? Es ist gut in solchen Zeiten Freunde zu haben.“ Ich nickte nur zustimmend und schaute Rinks in die Augen. „Ok, folgendes. Fällt dir etwas ein, warum sich deine Schwester so was antun würde? Hat sie mal Probleme erwähnt oder Leute, die ihr schwer zugesetzt haben?“ Man merkte mir scheinbar an, wie unangenehm mir dieses Thema war, denn beide Cops sahen mich verständnisvoll an. „Tut mir Leid. Ich habe das letzte Mal mit Susan 3 Monate vor … vor… diesem Zwischenfall telefoniert. Sie war zwar etwas angespannt aber es war schließlich vor den Abschlussarbeiten ihres Schuljahres.“ Beide schauten sich gegenseitig an und Rinks kratzte sich ein seinem Dreitagebart. Ich musterte die beiden und bemerkte erst jetzt, dass die beiden den Cops aus den Krimiserien zum verwechseln ähnlich sahen. Inspektor Rinks hatte einen hellgrauen Mantel an. Darunter ein einfaches Hemd mit Schlips. Ich hätte wetten können, dass er seine Waffe an der Brust trägt. Seine Partnerin war da schon etwas modischer angezogen. Hellblaue Jeans und eine schwarze Kapuzenjacke, die sie zugemacht hatte. Unten schaute aber weißer Stoff raus, also würde ich mal sagen, dass sie ein weißes T-Shirt an hatte.

„Wir hörten von deiner Mutter, dass du und deine Schwester seltsame Spiele gespielt haben. Kannst du uns da etwas von erzählen?“ Es war ganz klar, dass er die Rätsel meinte, die mir Susan immer aufgedrängt hatte. Also erzählte ich ihnen vom Rätsel, bei dem es um meinen Teddy Ringo ging. Als ich fertig war, schauten sich beide wieder an und murmelten was von Sinn oder so. Ich war aber auch nicht blöd.

„Sie habe was gefunden oder? Etwas was nicht normal war. Das ist nur logisch. Ein Rätsel, das für mich bestimmt ist. Natürlich! Warum sollte meine Schwester sonst so was in meinem Klassenzimmer tun?“ meine Gedanken fingen nur so an zu rasen.

„He, ganz ruhig Kleiner. Nur nichts übereilen.“ Sendig stupste ihren Partner und nickte in meine Richtung, als würde sie sagen wollen „Nun erzähle es im schon.“ Rinks entfuhr ein langer lauter Seufzer. „Nun gut. Mach dir aber keine falschen Hoffnungen. Alles deutet daraufhin, dass sie es selbst getan hat. Willst du es trotzdem wissen?“ Diese Tatsache nahm mir etwas Wind aus den Segeln aber ich wollte es unbedingt wissen. Schließlich kann es sich um etwas handeln, was diese ganze Sache klären könnte, wenn nicht sogar lösen. Ich schaute Rinks mit entschlossenem Blick an und nickte nur. Er atmete kurz ein und wieder aus. „Eigentlich ist alles normal am Leichnam …“ Bei dem Wort trat seine Partnerin wohl auf Rinks Fuße. Der Tisch wackelte und Rinks machte ein Schmerzverzogenes Gesicht. „Ähm… ich meinte am Körper deiner Schwester gibt es eigentlich nichts ungewöhnliches, bis auf ein Muster in ihrer rechten Handfläche.“ Meine Gedanken rasten nur vor sich hin. Zum einen Erleichterung, da die Träume nun einen tieferen Sinn ergaben und ich somit nicht verrückt wurde. Zum anderen weil die Chance besteht, dass der Fall aufgeklärt wird und ich Antworten bekommen. „Wir wissen nicht warum es sich handeln könnte. Habt ihr vielleicht für verschiedene Objekte Codes gehabt oder so was?“ Die Tatsache, dass er mir kein Bild von dem Zeichen zeigte oder eine Zeichnung davon hatte, machte mir klar das ich auf keinen Fall in die Ermittlungen einbezogen werden sollte. Ich fühlte mich mies. Endlich ein Lichtblick, dass Susan einen Grund für all das hat und ich darf nichts davon wissen. „Tut mir Leid. Wir hatten keine Codes oder so was. Unsere Rätsel beruhten auf reines Wissen. Fremde Sprachen, physikalischen Gesetze oder Rechenformeln.“ Die beiden Cops schauten etwas enttäuscht und Rinks stand einfach auf, Sendig tat dasselbe. „Danke für ihre Hilfe.“ Ich stand auf und hielt Rinks Mantel fest. „Wollen sie mir nicht sagen, was sie gefunden haben? Oder zeigen?“ Rinks riss sich los und schaute mich wütend aber dennoch verständnisvoll an. „Tut mir Leid aber es handelt sich noch um eine laufende Ermittlung.“ Er machte mir mit einer Geste klar, dass er nicht mehr so Rücksichtsvoll ist, wenn ich noch mal versuchen sollte, seinen Mantel zu greifen. Auch seine Partnerin schaute mich mit einem Blick an, dass ich die Beiden jetzt besser in Ruhe lassen sollte.

Ich ließ mich auf den Sitz zurückfallen und beobachtete wie die Beiden davon fuhren. In diesem Moment kamen Marlene und Greg wieder. Ich erzählte ihnen was passierte. „Und was machen wir jetzt Scotty? Du willst doch jetzt nicht etwa aufgeben oder?“ Ich schaute überrascht. „Was soll ich denn tun? Ich weiß nicht wie das Rätsel aussieht und meine Schwester wurde schon begraben, also können wir schlecht einfach nachsehen.“ Entmutigt seufzte ich und schaute wieder nach draußen. Greg wäre am liebsten auf den Tisch gesprungen und hätte zum Angriff geblasen, dass wusste ich, aber selbst er wusste nicht weiter. „Kein Problem. Ich besorge dir ein Bild.“ Greg und ich schauten Marlene wortlos an. „Aber wie…?“ stammelte ich nur und Marlene grinste mich an. „Ganz einfach. Die Cops haben sicher Fotos davon gemacht und diese Fotos besorgen wir uns.“ Nun fing auch Greg an zu grinsen. „Verstehe, unsere Marl wird wieder unartig sein, stimmts?“ lächelnd nickte Marlene. Ich verstand es aber immer noch nicht und schaute die Beiden abwechselnd an.

„Du scheinst es noch nicht kapiert zu haben oder Alter? Marlene ist ein Genie am Rechner. Sie kann dir alles besorgen, wenn du weißt wo du es finden kannst.“ Stolz tätschelte Greg Marlenes Kopf und sie wehrte sich. „Bist du dir sicher, dass du das machen willst. Wenn die uns erwischen, werden wir unseren Abschluss im Knast machen.“ Ich könnte schwören ich kann in Marlenes Augen ein Feuer sehen, dass anfing aufzublitzen. „So wie ich das sehe, bist du der Einzige, der die Rätsel deiner Schwester lösen kann und ich bin die Einzige, die dir die Bilder besorgen kann. Somit steht die Entscheidung fest.“ In diesem Moment wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte Marlene umarmen können aber meine Gedanken drehten sich nur noch um das Rätsel das auf mich wartete.
 

Nach dem Essen gingen wir zu Marlene. Sie lebte mit ihrem Vater zusammen. Ihre Mutter hatte sie verlassen als sie 9 war. Da Marlenes Vater den ganzen Tag arbeitete, hatte sie immer sturmfreie Bude und weil ihr Vater nicht schlecht dabei verdiente, hatte sie auch die beste Rechnerpower, die man für Geld bekommen konnte. Wir versammelten uns in ihrem Arbeitszimmer. Sie warnte uns beide davor, ihr Schlafzimmer zu betreten, denn niemand würde das Haus lebend verlassen, wenn wir da rein gehen würden. Keine 5 Minuten nachdem sie den Rechner eingeschaltet hatte, war sie schon im Internet und hackte sich in den Rechner der Autopsie. „Machst du so was öfters?“ „Nur wenn mit langweilig ist.“ Lachte sie. „Aber dir ist doch jeden Abend langweilig Marl.“ Setzte Greg nach und Marlene schlug ihn auf den Hinterkopf. 10 Minuten später hatte sie sich ohne Schwierigkeiten in den Rechner eingehackt und ich fragte mich, ob ich ihr jemals meine Email-Adresse geben sollte. „Ok, warte kurz. Das müsste es sein.“ Und Recht hatte sie. In weniger als einer Minute, baute sich ein Bild auf. Auf dem Bild war eine Handfläche zu sehen, eindeutig die Rechte Hand. Und ich bemerkte die Narbe am Mittelfinger. Eine kleine Narbe in der Mitte des Fingers. Susan hatte sich die zugezogen, als sie mal mit einem Messer gearbeitet hatte, als sie 10 war. Irgendwas Wichtiges aber der Schnitt ging etwas daneben. Es war definitiv die Hand meiner Schwester. Und tatsächlich, auf der Handfläche waren Zeichen zusehen. 2 Bilder, ein geschlossenes Auge und das ägyptische Zeichen von Ra, das Auge des Ra, und daneben stand n = 5. „Was soll das denn bedeuten?“ fragte Greg und Marlene schüttelte nur den Kopf. Ich wusste sofort, dass es sich dabei um ein Rätsel handelte, dass sich meine Schwester ausgedacht hatte. „Wenn ich mich richtig erinnere, beschreibt … beschrieb Susan ihre Rätsel nach folgendem System. Das erste Objekt beschreibt was man tun muss, das Zweite beschreibt ein Objekt und das Dritte den Ort.“ Greg drängte uns beiseite, als er selbst noch einmal einen Blick auf den Monitor werfen wollte. „Also sollen wir bei n = 5 die Augen zu machen und ins rechte Auge blicken?“ Marlene schubste ihn weg. „Was soll der Unsinn und woher nimmst du das rechte Auge?“ Respektvoll nickte ich zu Greg. „Der ist gar nicht so blöd wie er aussieht.“ Marlene musterte mich mit dem Ausdruck im Gesicht „Bist du krank?“. Wogegen Greg mich eher mit dem Blick musterte „Du bist tot.“ Ich versuchte beide Blicke zu ignorieren. „Woher weißt du, dass das Auge von Ra auch als das rechte Auge von Re bezeichnet wird?“ Gregs Gesichtsausdruck wurde freundlicher und er wurde, glaube ich, auch ein wenig rot. „Meine Mom ist ein Ägyptenfreak. Sie sammelt alles Mögliche und da schnappt man schon das eine oder andere auf.“ „Habe ich mich verhört oder hat der da wirklich bewiesen, dass er so was wie Bildung besitzt.“ „HE!“ grummelte Greg, während Marlene ihm die Zunge entgegen hielt. Ich schmunzelte und schaute mir die Symbole noch mal an. „Recht hat er aber nicht mit der Deutung. Wir sollten erstmal den Ort ausmachen. Wenn wir ihn haben, sehen wir vielleicht, was es mit den anderen beiden Symbolen auf sich hat.“ Nun schauten wir alle wieder auf den Bildschirm. Mir kam das irgendwie bekannt vor n = 5. Minuten verging.

Das lustige am Rätseln ist, dass sie die Unbeliebtesten Eigenschaften zu Tage fördert, wenn man sich in ihnen verliert. Marlene fing an, an ihrer Unterlippe zu kauen. Und Greg kratzte sich immer wieder am Kopf, als hätte er Flöhe. Hat man einmal so eine Eigenschaft entwickelt, wird man sie nie wieder los, es ist wie eine Formel um Aufgaben zu lösen, weil man sich bei diesen Eigenschaften einfach besser konzentrieren kann.

Und plötzlich fiel es mir wieder ein. „Eine Formel. Das ist eine mathematische Formel. n = 5 ist der große fermatsche Satz. Der Satz wurde von Pierre de Fermat formuliert!“ Ich bekam mich vor Freude kaum noch ein. „Pierre de Fermat? Der Name sagt mir leider nichts. Habe den Namen noch nie vorher gehört.“ „Tut mir Leid, Scotty. Aber ich kann mit dem Namen leider auch nichts Anfangen.“ Meine gute Laune verflog. „Gibt es in unserer Schule denn Räume mit Namen?“ Greg verzog genervt das Gesicht. „Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn, Alter?“ „In meiner alten Schule gab es einige Räume, die keine Nummern sondern Namen hatten. Zum Beispiel gab es bei uns den Andrew Wilis Raum. Das war ein Physikraum. Keine Ahnung warum man dafür einen Namen genommen hatte.“ Greg zuckte mit den Schultern und murmelte was von verrückten Professoren. „Warum man so was macht, weiß ich auch nicht. Aber einen Raum der den Namen Andrew Wilis trägt haben wir in der Schule.“ Während Gregs Augen größer wurden und Marlene ihn fragte, was er ein Jahr lang auf der Schule getrieben hatte, viel mir die Antwort wie Schuppen von den Augen. „Aber natürlich!“ Beiden wurden still und schauten mich an. „Andrew Wilis ist ein mathematisches Genie aus England.“ „Aha. Und was hat der mit dem großen Ast zu tun?“ „Satz!“ verbesserte Marlene Greg. Ich schaute beide an, als müsste man die Antwort doch wissen aber beide schauten mich an, als wäre ich vom anderen Stern. „Andrew Wilis hat zusammen mit Richard Lawrence Taylor 1993 den großen fermatsche Satz von Pierre de Fermat bewiesen." Ich bekam keine Antwort. "Gibt es einen Richard Taylor Raum bei uns?“ Beide schauten mich wortlos an und schüttelten gemeinsam den Kopf. Ich erklärte es noch zigmal, bis endlich der Groschen viel. Als dank schmissen sie mir Worte wie „Freak“ oder „Masterhirn“ an den Kopf.

Nun wussten wir wohin wir als nächstes mussten. Ich hoffte sehr dort Antworten zu finden, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sich ein weiteres Rätsel dort befand. Eines war klar. Wir haben ein Rätsel angefangen, dessen Lösung tödlich sein könnte.



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