Wahrheit unter Lügen
Sie alle können lachen- lachen, weil sie nichts wissen.
Sie alle können denken, sie verstehn mich. So viel sie sogar wollen.
Aber solange sie lachen, weiß ich, sie verstehen es nicht. Sie verstehen nichts..
Sie alle können lachen, da sie weiterleben. Ich kann nicht lachen, ich lebe in der Vergangenheit..
Sie alle lachen, selbst er, vorallem er… Aber er lacht nicht wirklich. Er kann so tun, als würde er lachen, weil er dumm ist. Er lässt sich ausnutzen… er ist so naiv. Vorallem ihn verabscheue ich, denn auch er kann lachen, obwohl er mich versteht. Auch er kann lachen- warum kann ich es nicht?
Ich verachte ihn. Gerade ihn..
Sie alle wissen nicht, wie es ist, allein zu sein. Er weiß es- er meint, ich solle nicht so cool tun. Doch wieso tut er so glücklich? Wieso? Ich weiß genau, er ist es nicht.
Er weiß genau, ich bin nicht so cool.
Wieso hasse ich ihn, obwohl ich es nicht will? Wieso will ich ihn nicht hassen, und tu es trotzdem?
Wie kann er jetzt vor mir liegen, mit geschlossenen Augen und darauf hoffen, dass ich hier bleibe?
Wie kann er von mir verlangen, dass ich sein Spiel mitspiele, obwohl ich so ganz anders bin? Ich kann nicht lachen- er lacht, obwohl er es auch nicht dürfte. Denn er versteht mich.
Ich kann das alles nicht- ich kann und will nicht. Doch ich muss, ich muss solange, bis der tot ist, der dafür gesorgt hat, dass ich nicht lachen kann.
Dann werde ich auch lachen können, ganz bestimmt. Dann werde auch ich einer von ihnen sein, doch will ich das? Nein, ich will ehrlich lachen können, aber nicht eine von ihnen werden. Einer von denen zu sein, die den Sinn des Lachens nicht verstehen, das will ich nicht. Ich will sein wie er- er, der lachen kann, auch wenn er unglücklich ist.
Ich werde es schaffen. Ich schaffe es, ich kann zurückkommen, wenn ich fertig bin. Ich werde mich nicht der Schlange hingeben… Und wenn ich wieder da bin, dann lachen wir zusammen, er und ich.
das Ham...
die Angst unter dem Nichtlachen..
Ich laufe, ich laufe durch einen dunklen Gang. Die Schlange hat mit mir gesprochen, hat versucht, mein Gehirn zu Waschen. Hat versucht mir einzureden, er sei für mich da, sei meine wahre Stärke. Doch ich habe ihn ignoriert, mit der Selbstsicherheit, bald wieder zurück zu sein. Bald wieder Lachen zu können. Lachen mit ihm.
Ich laufe durch seine dunklen Gänge, muss nicht mehr den Starken spielen. Habe Angst, Angst alleine diesen Gang entlang zu laufen.
Nicht mehr lang, nur solange er lebt- sobald er tot ist werde ich zurück kehren, zurück nach Hause. Zurück zu meinen Freunden, zurück zu ihm, um dort zu lachen.
Ich habe Angst, Angst, diesen Gang alleine entlang zu laufen. Ohne sein Aufmunterndes, sich selbst sicherndes Lachen. Ich habe Angst, diesen Gang entlang zu laufen, doch versuche ich, eben diese Angst zu unterdrücken. So wie er sie unterdrückt hätte, wenn ich bei ihm gewesen wäre. Ich schaffe es nicht. Nicht so wie er es geschafft hätte- mit seinem Lachen.
Ich werde zurück kehren zu dem einzigen, der mich versteht. So, wie ich bin. Und den ich verstehe- ich werde zurückkehren und mit ihm lachen, damit auch er lachen kann, auch wenn er genauso unglücklich ist.
Er ist tot. Ich habe es geschafft, aber nicht ich habe es geschafft. Was hat er mit mir gemacht?
Wieso ist er tot? Habe ich es doch geschafft? Nein. Denn dann müsste ich jetzt lachen können.
Ich möchte zurück, doch ich kann nicht mehr. Ich fühle mich leer, die Schlange ist ebenfalls fort. Wieso kann ich nicht zurück?
All diese Distanz die ich versucht hab, zu ignorieren, all die Kälte, die ich nur als Gastarbeiter in mein Herz geführt habe. Damit die Schlange nicht bemerkt, dass ich wieder zurückkehren werde. All das ist geblieben, ist das einzige, was mir jetzt bleibt- nach seinem Tod.
Kein Lachen.
Wer ist das? Dieser Maskierte? Was will er von mir?
Ich will zurück, aber es ist zu spät. Die Schlange hat erreicht, was sie erreichen wollte. Ich bin kalt, kalt, leer, tot. Einsam. wie immer. Doch es gibt einen Unterschied zu damals- nun habe ich niemanden, der naiv und dumm ist. Niemand, der mir sagt, dass ich nicht so cool tun soll. Jetzt bin ich es, ich bin so kalt.
Diesmal ist auch er weg, und ich weiß, es ist meine Schuld. Und ich kann nicht lachen, ich kann vielleicht nie wieder lachen. Aber ich bin wütend, sehr wütend. Auf alles- ich will mehr fühlen, Wut ist es, was mich jetzt ausfüllt.
Ich kann nicht lachen, aber ich fühle. Ich bin doch nicht kalt, nicht leer. Nicht tot. Aber was ist, wenn die Wut weg ist?
Diese Wut wird nicht weg sein. Darf nicht weg sein. Nicht solange ich nicht lachen kann. Nicht solange ich nichts anderes hab, was mich Leben lässt.