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Cita moris ruit.

... zu diesen Stunden
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Auf ein Neues.

Ich weiß, das Kapitel ist lange geworden, war eigentlich nicht wirklich beabsichtigt, aber was soll’s. Dann habt ihr hoffentlich etwas mehr und etwas länger Spaß beim Lesen.
Zum letzten Kapitel muss ich gestehen, es war beabsichtigt, es so verwirrend zu schreiben und ich hoffe, dass das hier nicht ganz so irritierend ist, denn das liegt dann dieses Mal wirklich nicht in meiner Absicht. Jedenfalls hat mich das Kapitel alle Nerven gekostet, wie eben die anderen beiden auch und manche Stellen habe ich 6 oder 7 Mal durchgelesen und immer wieder korrigiert. Falls ihr noch Fehler findet, wäre ich froh, wenn ihr sie mir mitteilen könntet. Ja ansonsten, hoffe ich, dass das Kapitel befriedigend ist, obwohl, das ist es sicher nicht… Bevor ich noch weiter plapper, das bisschen macht das Kraut zwar auch nicht mehr fett aber, wünsche ich viel Vergnügen.

Here we go
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, es hat lange gedauert, aber endlich habe ich das neue Kapitel vollendet. Zuerst wollte ich ein völlig anderes Kapitel verfassen, habe aber beschlossen, dieses andere Kapitel in das folgende zu integrieren. Ich hoffe es gefällt euch. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Schande über mich! Ich weiß, es hat schier ewig gedauert, aber irgendwie hat es diese Geschichte an sich, dass mir nie ein Kapitel einfach einmal leicht von der Hand geht… Aber ich komme nicht ohne leere Hände: neuer Schnuppertext, neue Steckbriefe und ein neues Kapitel. Und vielleicht ist euch der Inhalt ein kleiner Trost.

Und natürlich darf ich zu meiner Großen Freude sagen, dass sich Heaven die Zeit genommen hat meine Geschichte beta zu lesen :) Du bist ein Engel, vielen lieben Dank! <3

The show must go on with….
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Neues Kapitel, neues Glück? Auch wenn es kürzer ausgefallen ist, bin ich mit dem Kapitel sehr zufrieden. Wieder darf ich mich recht herzlich bei meiner Betaleserin bedanken. Du bist die beste!
Des weiteren hoffe ich, dass euch das Kapitel in gleichem Maße emotional berührt, wie mir das Schreiben daran Freude bereitet hat. Ich will auch gar nicht weiter stören. Liebe Grüße an Alle.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir von Herzen leid, dass es so lange gedauert hat dieses Kapitel hier zu schreiben und online zu stellen. Ich kann nur sagen: Das Kapitel war der Horror! Ihr wisst gar nicht, wie oft ich damit angefagen habe, Passagen immer und immer wieder geschrieben habe, nur um sie dann zu löschen, auszubessern, neu zu überdenken. *seufz*
Trotzdem glaube ich, dass mir mit diesem Abschnitt der Geschichte ein Meilenstein gelungen ist.

Ich danke meiner wundervollen Betafee abgemeldet, da sie sich wiedereinmal die Zeit genommen hat und das hier beta zu lesen. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte, Heaven.

Allen, die diese Geschichte lesen, wünsche ich viel Vergnügen.
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without heart

»Der Friede wird in dieser Welt ausbleiben solange es Menschen gibt.«
 

»The peace will be missing in this world as long as there are people.«
 


 


 


 


 

Tief unter der Erde im Dezember 2021 keimte zum ersten Mal seit langem wieder etwas auf, ein Wunsch, eine Bitte, eine Hoffnung - Meilen entfernt von England, von Europa, weit im Süden verborgen vor der Hitze, der Wärme, der Freude, die ein Herz berühren könnte, erschuf ein Mann ein Buch, in welches er alles schrieb, seine Erfahrungen, seine Entdeckungen, seine Pläne für die Zukunft, doch für die Liebe fand er keine Worte- denn Liebe brauchte er nicht, die gab es nicht. Liebe wollte er nicht. Ihm strebte nach anderen Dingen – Macht.
 


 

Bei trübem Kerzenschein verbrachte er etliche Stunden in seinen Mauern, in seinem selbstgeschaffenen Gefängnis, mit seinem Leben, das er so nie führen wollte. Und er hatte sich trotzdem dafür entschieden, weil er nicht anders konnte. Es war sein Schicksal, eine Bürde, eine Last, die er angenommen hatte, da niemand anderer sie tragen würde, schon gar nicht für ihn. Nun saß er wie so oft auf seinem Stuhl bei seinem Tisch aus Ebenholz und schrieb mit der Feder alles nieder, das für ihn wichtig war, bedeutend genug um es schriftlich festzuhalten.
 


 

„Sag mal, dass du in dem Dunkel nicht blind wirst, ist ein Wunder!“, hörte er eine wohl bekannte Männerstimme hinter sich, nachdem das Knarren der alten, morschen Holztür verstummt war.

„Vom Anklopfen hast du auch noch nie etwas gehört, Mad. Wo bleiben deine Manieren?“, gab der Mann seinem Besuch ruhig bekannt, legte die Feder nieder und stand auf, sein Blick blieb am Buch haften.

„Verzeih. Aber du bist ohnehin alleine hier herunten. Also wobei sollte ich dich stören?“, erwiderte der Gast tonlos und klopfte nachträglich dreimal an die offenstehende Tür, bevor er gänzlich in den Raum trat.

„Du hast also keine Angst davor mich einmal mit Frauenbesuch zu erwischen?“, fragte der Mann mit spitzbübischem Grinsen und sah seine neue Gesellschaft dabei zum ersten Mal an, während er seine Hände hinter seinem Rücken verschränkte.

„Du bist nicht ich“, bekam er als trockene Antwort.
 


 

Nein, der Mann war seinem Besuch keinesfalls ähnlich, in keinster Weise. Denn abgesehen von den äußerlichen Unterschieden, die schlicht und ergreifenend unter genetischer Veranlagung zu verbuchen waren, glänzte der Gast, der Mad genannt wurde, mit Liebe, Nächstenliebe und Selbstliebe – ein offener Genosse mit viel Geduld. Das war doch etwas Bewundernswertes, Beneidenswertes, wenn es noch so selbstlose Menschen wie Mad gab, die fast alles viel zu schnell verziehen, wie sein Gegenüber fand. Nicht? War es sogar wünschenswert?
 


 

„Ich habe auch kein Herz so groß wie die Welt, Mad“, zischte der Mann leise und musterte seine Gesellschaft misstrauisch. Und dann knallte die noch sperrangelweitoffene Tür ins Schloss.

„D, manchmal weiß ich wirklich nicht, was du hast. Jeder andere an deiner Stelle wäre glücklich, oder zumindest zufrieden“, unter einem schweren Seufzen kam die wohlüberlegte Antwort Mad’s, welcher sich die roten Harre zurückstrich, die ihm ins Gesicht hingen. Und da dem Besuch der stechende Blick nicht entgangen war, redete er ruhig weiter:

„Ich meine, du wirst doch bald in der Position sein, die Welt zu verändern.“
 


 

Der Mann blickte wieder zu seinem Buch und nahm mit Freude wahr, wie es sich von alleine zuklappte und zu Staub zerfiel. Ja, er wollte die Welt verändern, sie nach seinen Vorstellungen gestalten. Und er würde jeden in seine Schranken weisen, der versuchte, ihm in die Quere zu kommen. Ein teuflischböses Grinsen huschte über seine Züge und er legte seine Hand auf die Lehne seines Stuhls.

„D, wo ist dein Herz geblieben? Du bist so jähzornig geworden“, hörte der Mann seinen eigentlich langjährigen Freund besorgt fragen.

„Ich habe keines. Das müsstest du mittlerweile wissen“, entgegnete er Mad unbekümmert und sah ihn an, mit noch hässlicherer Mimik, woraufhin sein Gast ein erneutes Seufzen nur schwer unterdrücken konnte.
 


 

„Ist es das alles wirklich wert?“, fragte der Mann mit Herz, obwohl er die Antwort schon kannte. D nickte schwach und blickte auf die Tischplatte, auf der eine ins Holz eingeritzte Weltkarte erschien. Seine Finger fuhren langsam über die eingezeichneten Grenzen, Flüsse, Seen und Länder.

„Er hat mich unterschätzt, ein fataler Fehler. Denn so hatte ich 17 Jahre Zeit mich auf meinen Rückschlag vorzubreiten. Er konnte mich knechten, aber nicht besiegen. Er konnte mich foltern, aber nicht biegen. Bald wird er seine Welt in Scherben sehen. Sie wird einfach untergehen“, säuselte D mit sich zufrieden und klopfte seinem gleichaltrigen Freund Mad auf die Schulter.

„Du kannst mich auch nicht aufhalten.“
 


 

Es gab nichts Beunruhigendes auf der Welt, wenn man die Zukunft kannte. Und gleichzeitig war es die Hölle, da man mit der Gewissheit durchs Leben schritt, nichts verhindern oder auch nur ändern zu können.

„Soll ich meine Frage wiederholen?“, hörte D seinen besonnenen Freund, der es schaffte ihn aufrichtig anzulächeln, trotz der vielen, schwer verdaulichen Informationen, welche er ihm eben offenbart hatte.
 


 

„Natürlich“, murmelte D und konnte ein schallendes, hasserfülltes Lachen nicht verkneifen. Und zum ersten Mal seit langem machte sich Mad wieder wirkliche Sorgen um den Mann neben sich. Lange hatte Mad geglaubt, durch Reden und gegenseitiges Vertrauen, durch wahre Freundschaft, würde sein bester Freund irgendwann erkennen, dass es auch für ihn so etwas wie Liebe gab. Liebe, auf welche er immer wieder traf, die er immer wieder genoss. Liebe, die er nie festhalten wollte, nicht in Worte, nicht in Schrift, vielleicht aber in seinem Herzen mit den schönen Erinnerungen des Lebens, denn irgendwo, da war sich Mad sicher gewesen, musste auch D eines haben, ein Herz.
 


 

Doch nun, wo eine Boa aus der hintersten Ecke des Raumes zu ihnen schlängelte, sich um das Bein seines Freundes D wand und er nichts unternahm außer weiterzulachen und der Glanz in seinen oft so grauen Augen, eigentlich ein Grund zur Freude sein sollte, da D generell viel zu ernst das Leben betrachtete, holte Mad das ungute Gefühl ein einen Fehler begangen zu haben. D war mächtig geworden, und er hatte dabei zugesehen, sich selbst nicht um seine Kräfte gekümmert, oder zu wenig.
 


 

„Ich hoffe, du machst nichts, das du später bereuen könntest“, murmelte Mad und lächelte schief.

„Bei der Oberschlange Barsile, nein.“, erwiederte D noch immer gut gelaunt und tätschelte die Schlange fast liebevoll, die sich um seinen Bauch zog. Die in den Tisch eingeritzte Weltkarte ebnete sich wieder, die Ritzen füllten sich auf und D forderte seinen besten Freund auf:

„Nimm es nicht so schwer. Freu dich, du wirst Vater und willst heiraten. Du hast selbst genug Pläne im Leben, die du verfolgst. Kümmer dich also nicht so sehr um meinen Kleinkram.“

Mad schloss kurz die Augen und nickte schwach, ja, er wollte heiraten, die Frau, die er so sehr liebte. Und er hoffte, D würde auch irgendwann erkennen, dass es ein Mädchen in seinem Leben gab oder irgendwann geben würde, das ihn bedingungslos liebte und lieben würde, und für welches sein Freund nicht minder empfinden würde, und er hoffte, die Erkenntnis würde D bald treffen.
 


 

Als Mad wieder in das Gesicht seines Freundes sah, stockte ihm der Atem, denn die Augen D’s leuchteten unnatürlich stark, unnatürlich grün.

„Gaff mich nicht so an, in jedem Menschen steckt etwas Besonderes“, kam die grobe Bemerkung seines Gegenübers und dann blickte dieser zur Tür.

„Heute hab ich aber wirklich viel Besuch“, murmelte D spitz und er und Mad hörten und sahen wie die Klinke erneut runtergedrückt wurde. Eine junge Frau mit dunklen Harren trat ein und fragte selbstbewusst: „Und was für fiese Pläne heckt ihr nun schon wieder aus? Wollt ihr Voldemord auferstehen lassen?“ Und dann grinste sie die beiden Männer an.

„So ähnlich“, kam es mit süffisantem Grinsen von D.
 


 

„Ich lass euch beide mal mit eurem schwarzen Humor alleine, denn ich habe noch ein Rande mit meinem Mädchen“, verabschiedete sich Mad, gab seinem Freund die Hand und ging Richtung Tür. Er nickte der Hexe mit den langen Locken zu und schloss dann die Tür leise hinter sich. Tisch und Stuhl versanken im Boden und stattdessen formten sich aus Luft zwei Sessel und ein schwebendes Tablett mit Tee und Kuchen. D ließ sich in einen der beiden gemütlich gepolsterten Sessel nieder und warf einen prüfenden Blick auf seinen neuen Gast.

„Und was verschafft mir die Ehre?“
 


 

Die junge Frau ging leichten Schrittes zu ihm und lächelte ihn unschuldig an. Angst vor Schlangen hatte sie jedenfalls nicht. Dann setzte sie sich auf seine Lehne und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.

„Ich kenne dich lange genug. Ich weiß, was du vorhast, so eisern kann deine Maske nicht sein, um mir irgendetwas zu verheimlichen.“

Dann legte die Hexe eine Pause ein um die Worte wirken zu lassen. Sie sah ihn an, mit den leuchtend grünen Augen, die ihr dennoch so vertraut waren.

„Und eines weiß ich auch. Du willst mich“, hörte er sie selbstbewusst sagen, und er begann zu grinsen.

„Du bist ganz schön von dir überzeugt, Mädchen.“

Sie blickte kurz zur Tür um sich zu überzeugen, dass sie wirklich alleine waren.

„Ich bin zwar keine Veela, aber dein Veelablut hat bei mir auch noch nie gezogen. Und nur zur Info, ich will einen Mann mit Herz und Verstand. Und kein Monster.“

Er verschränkte die Arme und musterte sie eindringlich.

„Glaubst du wirklich, ich hätte meine Veela-Magie schon einmal wegen dir verwendet?“

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und beugte sich etwas zu ihm.

„Hättest du, wenn du dir damit sicher gewesen wärst, dass ich dich aus den richtigen Gründen liebe.“

Und dann drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und lächelte anschließend wissend. D hatte zu atmen aufgehört, zu tief saß der Schock, dass es wirklich noch jemanden gab, der so frech und respektlos war, immerhin hatte er sich bereits einen Namen gemacht.

„Du weißt, wie du mehr bekommen könntest“, lächelte sie und strich noch mal über seine Wange.
 


 

„Und sowas soll mich jetzt von den Socken fegen oder wie?“, zischte D sauer und sah die Hexe empört an, die nun über den Kopf der Schlange streichelte. Dann blickte sie ihn erneut an und als sie ihm liebevoll durch sein schwarzes Haar strich.

„Nein, aber er soll dich daran erinnern, was du haben könntest, wenn du es gut anstellst“, dann stand sie auf und wollte gehen.
 


 

Doch er nahm sie am Handgelenk, zog sie auf seinen Schoß zurück.

„Du weißt, wofür ich es tue“, flüsterte er leise und seine Finger fuhren unter ihr Oberteil und verweilten auf ihren Seiten.

„Ich bin nicht blöd“, murmelte sie und sie spürte wie ihr die Röte langsam ins Gesicht stieg.

„Aber du musst dir im Klaren sein, dass du mit deinen Plänen, solltest du sie in die Tat umsetzten, meine Familie womöglich zerstörst. Und deine.“

Er legte seinen Kopf auf die Lehne und murmelte: „Und?“

Sie drehte sich zu ihm.

„Ich kann keinen Mann lieben, dem ich so wenig bedeute, dem unsere Mitmenschen so wenig bedeuten, du schadest unseren Familien und unseren Freunden. Wenn du nicht einlenkst, gehe ich.“
 


 

Der Raum erhellte sich und nach einigen Minuten des Schweigens sagte er langsam: „Wenn ich es nicht tue, haben wir keine Zukunft.“

„Wenn du es tust, auch nicht“, erwiederte die Hexe stur und sah ihn hoffnungsvoll an. Das Leuchten in den Augen verschwand, das Grün blieb.

„Ich will keinen Mann mit so wenig Herz“, gab sie mit Nachdruck von sich und die Verzweiflung schlich sich in ihre Züge.

„Ich habe keines“, murmelte er ungerührt und strich ihre Haare hinter ihr Ohr.

„Du hast es ja auch mir gegeben“, verstand sie seinen Wink mit dem Zaunphal und sah verlegen zu Boden.
 


 

Doch eines war bereits in Stein gemeiselt, die Tatsache, dass er seine Ideen nicht einfach so verwarf. Dafür hatte er viel zu lange getüftelt um sie dann nicht in die Tat umzusetzen. Und so hatte es doch einen Anfang, etwas anders als geplant, aber es war der Anfang vom Ende. Denn sie würde ihn nicht verlassen, dafür liebte sie ihn zu sehr und das wusste er. D musste das Mädchen auf seinem Schoß nur immer wieder etwas gnädig stimmen, denn im Grunde lag sie ihm zu Füßen und er gehörte nicht zu der Sorte Mann, die viele Frauen wollten, wenn es eine gab, bei der er das Gefühl hatte, der Einzige zu sein. Und nein, er konnte nicht von Liebe reden, denn Liebe hatte er nie bewusst wahrgenommen, und er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, bei der er den Wunsch gehegt hätte, so etwas sinnloses wie Liebe zu beteuern – Wofür gab es denn Hormone? Und sie, ja sie hatte noch nicht die Sätze gefunden, die ihn berühren oder hindern könnten, die Sätze, die sein Herz und seinen Verstand erreichen, waren noch nicht gesprochen.
 


 


 


 


 

»Nichts im Leben ist verdient, gerecht oder geschenkt. Träume vergehen. Doch im Geiste gesponnen und mit Fleiß und Schweiß verfolgt, finden diese Träume in die Realität.«
 

»Nothing in the life is earned, fair or given. Dreams pass. Pursued, however, in spirit spun and with diligence and sweat, these dreams find into reality.«

human manners

»Sage nicht auf Wiedersehen, wenn du weißt, dass es kein Wiedersehen geben wird.«
 

»Legend never goodbye if you know that there will be no reunion.«
 


 


 


 


 

In den unscheinbarsten Momenten im Leben, welchen zu wenig Beachtung geschenkt oder jene mit Bedeutung bemessen werden, an kühlen Sommerabenden wie diesen, am 12. Juli 2023, zu einer Zeit, wo die Sonne am Horizont den Himmel in Abendrot tauchte und das Zirpen der Grillen an den entlegendsten Orten eines Hauses fernab von Musik und Alkohol durch die offenen Fenster zu hören war, versteckten sich die wohl größten und reichsten Schätze, die ein Mensch zu finden vermochte, ungeachtet von den Blinden, die nie gelernt hatten mit dem Herzen wahrzunehmen.
 


 

Vor einem Spiegel, der das Abbild zeigte, schöner Körper ohne Seele, in einem Bad in weiß und terracotta stand eine junge Hexe mit wallendblonder Mähne und lächelte hinein. Sie strich sich die glatten Haare Strähne für Strähne nach hinten, zupfte hier und da an ihrer Frisur und tupfte mit dem Ringfinger ihren Gloss erneut auf die Lippen. Sie strich noch einmal ihr Kleid glatt und fällte endlich ihr Urteil: Wieder restauriert. Geht in Ordnung.
 


 

„Jetzt stehst du immer noch da.“, hörte die blonde Schönheit genervt von der Seite. Die Tür war aufgegangen, welche zu den Toiletten führte, da das Bad durch Wände von WCs und Waschbecken oder Wannen und Duschen geteilt worden war.

„Eine Frau von Welt wie ich braucht halt ihre Zeit, bis sie unter Leute geht.“, kam es kühl kontra von der blonden Hexe, die genervt abwinkte.

„Wie du meinst, Dominique.“, seufzte die andere Hexe und stellte sich neben die Veela.

„Woran glaubst du, liegt es denn sonst, dass die Männer dich nicht wollen, Azalea?“, erwiederte die Weasley arrogant und mit gehobenem Kopf. Doch die Hexe wusch sich in aller Ruhe die Hände, schob eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr und suchte in ihrer Tasche nach einem Eyeliner. Ein triumphierendes Lächeln huschte über Dominiques Züge und so wandte sie sich ab, um den restlichen Gästen der Party mit ihrer Anwesenheit wieder den Abend zu versüßen.

„Weil sie lieber etwas Billiges wollen, als sich einmal richtig anstrengen zu müssen.“, murmelte Azalea und bemerkte mit Frust, dass ihr ihre dunkelblonden Haare wieder ins Gesicht hingen.
 


 

Sofort machte die Veela kehrt und zischte von sich überzeugt mit diesem süßlichen Unterton, welchen sie immer auf der Zunge hatte, sowie sie sich ärgerte:

„Da ist dein Cousin aber ganz anderer Meinung.“

Das Suchen nach Schminke, die dumpfen Geräusche der in der Tasche umherfallenden Gegenstände hörten augenblicklich auf. Die hasserfüllten Blicke der beiden Hexen trafen aufeinander.

„Ja, weil Scorpius dich nicht liebt. Sobald er eine gefunden hat, die ihm etwas bedeutet, war’s das mit euch.“, erwiederte Azalea trocken und stellte mit Freude fest, wie sich Dominiques Nasenflügel vor Wut aufblähten.

„Du!“, fauchte die Veela und zeigte mit dem Finger auf die dunkelblonde Hexe, ihr war egal, wer sie so erwischen könnte, immerhin war sie eine Schönheit, sie musste sich so etwas nicht bieten lassen. Sie war Dominique Weasley!
 


 

Und es kam wie es wohl kommen sollte, musste oder wollte, die Tür schwang auf und eine Hexe mit dunkelbraunen Korkenzieherlocken blieb aprubt im Rahmen stehen.

„Na, das ist aber nicht sehr damenhaft.“, tadelte sie und schloss die Tür leise hinter sich. Azalea blickte die Hexe, kaum älter oder jünger als sie selbst, überascht an, während Dominique noch rasend vor Wut losschrie:

„Schleich dich raus!“

Mit geballten Fäusten, zittrigen Händen wartete die Weasley darauf, dass ihrer Aufforderung nachgekommen wurde, doch sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

„Verzeih, aber ich würde mir doch gerne die Hände waschen.“, entschuldigte sich die dunkelhaarige, junge Frau lächelnd, schob sich elegant zwischen die beiden Streitenden und drehte den Wasserhahn auf. Dominique schürzte wütend die Lippen und musterte den neuen Störendfried abwertend.

„Blöde Zicke.“, schossen die Worte aus ihrem Mund, ehe sie wirklich darüber nachgedacht hatte. Ungerührt von den Bemerkungen trocknete sich die Hexe die Hände und erwiederte gut gelaunt:

„Ja, wie wäre das Leben ohne Zicken? Langweilig.“

Azalea war beeindruckt wie leicht diese neue Hexe mit einem Drachen wie Dominique fertig wurde.
 


 

„Sag mal, Veelabrut, willst du uns nicht allen eine Freude machen und verschwinden?“, mischte sich nun Azalea genervt ein und wühlte wieder in ihrer Tasche.

„Das hättest du wohl gerne du kleine, dreckige Schlange!“, keifte Dominique verbissen zurück. Die Spannungen bauten sich weiter auf und es war der falsche Weg um Ruhe und Frieden zu stiften, den Azalea gegangen war, denn blind vor Wut und Ärger traf niemand gute Entscheidungen, oder formte auch nur einen passenden, in derartigen Situationen angebrachten Satz. Dann schenkte die braunhaarige Hexe ihre Aufmerksamkeit vollends Dominique und höflich lächelnd wollte sie wissen:

„Hast du einen Freund?“

Die Veela, die zuvor noch Scorpius‘ Cousine angefunkelt hatte, gab stolz von sich: „Ja.“

Dominique fuhr sich lässig durchs Haar. Dann kam etwas verlegen die nächste Frage: „Ist er ansehnlich?“

Die Gesichtsfarbe der Weasley änderte sich schlagartig und empört fuhr sie die dunkelhaarige Hexe an: „Natürlich ist er gutaussehend!“

Diese nickte langsam und sah zu Boden. Sie schwiegen einige Sekunden und Dominique freute sich dieses unverschämte Ding zu Recht gewiesen zu haben.

„Warum bist du dann noch da? Hast du keine Angst, dass er sich während deiner Abwesenheit an eine andere ranschmeißt?“, murmelte die Brünette nachdenklich und linste besorgt zu Dominique.

„Warum sollte ich? Er hat doch mich!“, ärgerte sich die blonde Schönheit und bekam sofort als Retourkutsche:

„Eben. Er hat dich. Sieh dich an, dich hat er auch um den Finger gewickelt. Er kann jede haben.“

Und dann flog die Tür mit einem Karacho ins Schloss.
 


 

Glockenhelles Lachen einer Hexe erfüllte den Raum, zwar nicht ausgelöst durch eine der schönsten Freuden im Leben, aber Schadensfreude zählte dennoch dazu, glänzende Augen und ein paar Tränen, die Beweise, wie schön und fasettenreich das Leben sein konnte.

„Also, ehrlich, ich habe Dominique, die Super-Veela, noch nie so schnell rennen sehen!“, stellte Azalea fest, die den Anblick einfach köstlich fand. Die Dunkelhaarige Hexe griff in ihre Tasche und hielt ihrem Gegenüber einen Kajal hin.

„So hält man sich unangenehme Personen vom Hals. Hier, den wolltest du doch, nicht?“, erwiederte Azaleas Gesellschaft sachlich. Lächelnd nahm die Greengrass, ledige Tochter von Terence Higgs und Daphne, die Schminke entgegen.

„Ich weiß nicht, aber Dominique ist der Wahnsinn! Ich habe noch nie so eine verzogene, arrogante, geldgeile Schlampe gesehen.“, seufzte Azalea etwas traurig, da sie es schade fand, dass es solche Mädchen gab, gerade weil eben jene Vorurteile schufen. Was sollte denn ein Junge nach so einem ‚Fehlgriff‘ auch noch von einem hübschen Mädchen erwarten? Dass sie anständig war?
 


 

„Ich zittiere meinen Bruder, der letztes Jahr von Dominique Weasley behauptet hat: Über ihrem Niveau ist eine Kellerwohnung frei geworden.“, kommentierte die dunkelhaarige Hexe monoton und vollbrachte es wieder Azalea ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

„Du hast einen klugen Bruder.“

Die Dunkelblonde setzte die Kappe wieder auf den Stift, reichte ihn der Hexe und wollte interessiert wissen: „Du bist aber nicht in Slytherin, oder?“

Die junge Greengrass zweifelte strak daran, denn diese wortgewandte Hexe hätte ihr doch in all den Jahren auffallen müssen. Wie erwartet schüttelte die Brünette langsam den Kopf und informierte lächelnd:

„Ich gehe nicht in Hogwarts zur Schule. Mein Bruder schon, er hat mich mitgenommen, nachdem er die Gastgeberin gefragt hat.“

Ah, daher wehte der Wind. Die dunkelblonde Hexe nickte nachdenklich, und plauderte dann wieder los: „Und dein Bruder ist in Slytherin?“

Irgendwer in der Familie ihrer neuen Bekannschaft musste doch im Haus der Schlangen sein, wenn eben jene so gerissen und hinterhältig sein konnte. Und voller stolz und mit einem Lächeln auf den Lippen verkündete die dunkelhaarige Hexe mit den Locken: „Selbstverständlich!“
 


 

In Nächten wie diesen, in die die wengisten Hoffnungen und Erwartungen gesteckt werden, weil sie vorraussichtlich im Chaos enden würden, können Bänder neuer, wahrer Freundschaften geknüpft werden, wie dieses aus Offenheit gesponnen.
 


 

„Ich bin Azalea Cannaday Greengrass. Freut mich. Wirklich.”, sprudelten die Worte spontan aus ihr und so reichte sie die Hand. Ihr Gegenüber lächelte freudig und erwiederte überlegen: „Ich weiß. Angenehm.“

Und mit diesem Händedruck war eine neue Basis geschaffen, und beide Hexen teilten ein Wissen, dass Überraschungen überall und in jeder Lebenslage auf dich lauerten und uneingeschränkt von Vorurteilen wunderbare Bekannschaften geschlossen werden konnten. Dann drehte sich die brünette Hexe am Absatz um und verschwand durch die Tür zur Party, zur lauten Musik und zum Alkohol.
 


 


 

*
 


 

Der Qualm stand im Raum, erkaltet zog er wie Nebelschwaden alles ins Unbekannte und fraß die Farben. Doch das trübte die gute Laune keineswegs.

„Also ich weiß nicht, Quidditch ist doch uninteressant.“, stöhnte ein Junge mit dunklen, fast schwarzen kurzen Harren, der die Beine über die eine Armlehne des Stuhls baumeln ließ, und sich auf der Anderen mit Ellenbogen und Unterarm abstützte, wobei sein Kinn in die offene Handinnenfläche gebettet war.

„Ach was! Quidditch ist fantastisch! Wenn die Schule wieder anfängt, freue ich mich darauf, dass ich wieder als Treiber Ravenclaws durch die Lüfte fetzen kann.“, strahlte der Junge daneben, welcher fast im Sessel lag, lediglich sein Kopf gegen die Rückenlehne stieß und seine Arme, Ober wie Unter auf der Stütze ruhten und seine Hände locker gen Boden hingen.

„Falls sie dich wieder nehmen.“, warnte der Erste und hob alamierend den Zeigefinger. Sofort saß sein Gegenüber kerzengerde im Sessel und protestierte:

„Warum sollten sie mich nicht nehmen? Die letzten Jahre habe meine Aufgaben im Team zur vollsten Zufriedenheit meines Captains erfüllt.“

Es war immer wieder lustig mit anzusehen, wie sehr sich dieser Junge hineinsteigern konnte, wenn es um den Sport ging, weshalb auch sein bester Freund zu schmunzeln begann, aber dennoch hinzufügen musste:

„Aber dein heißgeliebter Captain hatte heuer sein letztes Jahr. Und du weißt noch nicht, wer ihm folgen wird.“
 


 

Wie aus dem nichts tauchte ein rothaariges Mädchen auf und schrie mit breitem Grinsen auf den Lippen:

„So hier ist das Butterbier! Hat ewig gedauert, bis ich welches ergattern konnte.“

Und dann sah es die beiden ratlos an.

„Was ist denn passiert?“, wollte die Schülerin neugierig wissen.

„Ach, Hugo traut mir nicht zu, dass ich wieder ins Quidditchteam von Ravenclaw aufgenommen werde.“, murmelte Louis trotzig und verschränkte die Arme. Das Mädchen nickte kurz und reichte Hugo, dem Jungen mit den dunklen Haaren einen Krug Butterbier, dann setzte sie sich auf den Schoß von Dominique’s Bruder und wuschtelte ihm durchs rotbraune Haar, während sie lachend sagte:

„Ach, unser Louis schafft das schon!“

Ehe sie sich versah, lächelte er auch schon wieder und nahm ihr ein weiteres Butterbier ab.

„Was täte ich nur ohne dich Lily, Cheers!“, meinte der Junge mit den rotbraunen Haaren, nun wieder in Feierstimmung. Dann stellte Hugo seinen Krug auf den Tisch, stand auf und ging nach draußen auf die Terasse.
 


 


 

*
 


 

„Potter, du kleine Ratte.“, zischte ein Junge mit dunklen Haaren, der sich direkt vor eben jenen aufgebaut hatte.

„Lass mich in Ruhe, du Wicht!“, ärgerte sich Albus Severus und stieß seinen Gegenüber von sich. Die Glastür schwang auf und mit besorgter Miene schritt dieser jemand schnell auf sie zu.

„Wenn euch die kleine Finnigan sieht, schmeißt sie euch hochkannt raus!“, informierte sie Hugo, der sich soeben zu der Gruppe gesellt hatte. Malfoy Scorpius, Zabini Sabastin und Scamander Lorcan standen hinter seinem Cousin, für jede Schandtat bereit.

„Sag das dem Idioten da, Gryffindor.“, entgegnete Luna’s Sohn grob und linste finster zu dem aufgebrachten Zauberer, der sich mit Albus angelegt hatte. Seufzend ging Hugo zu dem tobenden Jungen und nahm ihn an der Schulter:

„Komm mit Eaoten, sei vernünftig, trink was mit uns, Lily, Louis und mir.“

Hugo wusste, wie kläglich sein Versuch war, denn Eaton Wood gehörte zu den hitzköpfen Charakteren in Hogwarts. In einer solch schönen Sommernacht auf der Terasse der Familie Finnigan, wenige Meter neben Ihnen ein beleuchtetes Schwimmbad, standen sie mit Zorn erfüllt in Duerlierlust mit gezückten Zauberstäben, wo doch ein paar Schritte weiter die Menschen feierten, die meisten den letzten Sommer vor ihrem Abschluss.
 


 

Es kam die Wende, eben hatte sich Hugo noch vor Eaton gestellt im Rücken sein Cousin und dessen Freunde, übermannte ihn ein Gefühl von Schwerelosigkeit mit raubender Luft, und der Schock saß ihm tief in Mark und Bein. Es bedurfte nur ein Wort, Verkestatum, und Woods Zauber hatte den jungen Weasley, im Übereifer des Freindenstiftens, in den Pool katapultiert.

„Tut mir Leid.“, murmelte Eaton schwach und sah seinem Hauskameraden dabei zu, wie er triefnass aus dem Becken kletterte, dann folgte ein letzter Blick zu Potter und Wood wollte auch schon zurück ins Haus.
 


 

Hugo seufzte und sah seinen Cousin matt grinsend an.

„Das war überflüssig. Ich brauche deine Hilfe nicht!“, zischte Albus Severus den Weasley wütend an. Dieser wollte soeben etwas erwiedern, als ihm Potter wieder das Wort abschnitt:

„Schon gar nicht von einem selbstgefälligen Gryffindor.“

Rose’s Bruder fuhr sich nachdenklich durchs dunkle Haar, Albus mochte zwar aussehen wie Harry, aber er fuhr eine ganz andere Schiene.

„Aber vielleicht von deiner Familie.“, murmelte er schließlich und bemerkte irritiert, dass Malfoy ihn trocken hexte.

„Die steht hinter mir.“, zischte Albus weiterhin, verschrenkte die Arme und war Stolz auf seine Freunde. Und nun stieg die Wut in ihm hoch, er wusste, er hatte Albus nie etwas getan, und nur weil dieser nach Slytherin gegangen war, hieß es noch lange nicht, dass sich seine Familie nicht um ihn sorgte, wenn er in Schwierigkeiten war.

„Ein simples Danke hätte auch genügt. Gern geschehen, Al.“, brummte Hugo und ließ die vier jungen Männer stehen.
 


 

Und nun stand sie da, in voller Schönheit und Grazie. Abwartend, schnitt sie ihm den Weg ab und betrachtete ihn sorgfältig, was ihm ein Lächeln ins Gesicht tireb.

„Gefällt’s dir?“, wollte Eaton Wood wissen, der von der jungen Hexe genauso faziniert war, wie sie von ihm – oder wie es zumindest auf ihn wirkte. Er war auf halbem Weg von der Teresse zur Tür von ihr aufgehlaten worden. Und sie schritt elegant auf ihn zu, sie wusste wie einem Mann im Nu der Kopf zu verdrehen war, wenn, aber auch nur wenn die richtigen Züge gespielt wurden. Langsam verschränkte sie die Arme und schwieg, und er genoss ihre Aufmerksamkeit. Nach einigen Sekunden griff sie nach seinem Kragen, richtete ihn gerade, sie blieb ruhig, nur wenige Emotionen zeichneten sich auf ihren Zügen ab.
 


 

Azalea wollte noch weiter mit dieser neuen Bekanntschaft reden, sie hatte sich so gut mit ihr verstanden, weswegen ihr auch der Atem stockte, als sie eben diese Hexe mit Eaton Wood, dem Gryffindor, turteln sah. Sie hatte die Hand auf die Klinke der Glastüre gelegt und sich gerade noch bremsen können, als sie sie entdeckte.
 


 

„Ganz schön stürmisch.“, grinste er und beugte sich etwas weiter nach vorne. Ein charmantes Lächeln huschte über ihre Lippen, und leise murmelte die Hexe:

„Nicht so schnell.“

Und dann schob sie Eaton Wood etwas von sich, mit ihrer Hand auf seiner Brust führte sie ihn rückwärts. Seine Augen begannen zu funkeln, ein Gefühl der Lust machte sich in ihm breit, und so ließ er sich von ihr leiten, sollte sie doch die Zügel in die Hand nehmen, er würde Spaß daran haben. Während sie ihn weiter nach hinten drängte, biss sie sich einmal kurz auf die Lippen und dann säuselte sie mit einem verführerischen Blick:

„Was hat Hugo dir getan, dass er baden gehen musste?“

Wood betrachtete die Hexe mit Irritation, ihr Druck auf seiner Brust wurde noch etwas stärker, weswegen er noch einen Schritt zurück stieg, ins Nichts. Erschrocken schrie er auf, sowie er ins kalte Wasser fiel.
 


 

Ihr Blick, eisig und stechend, begegnete seinem, als er wieder auftauchte, und nun voll bei Sinnen sie fragend anblickte, während sie nur eine Locke zwirbelte und ihn monoton wissen ließ:

„Dir ist wohl nicht bewusst, wie widerlich Alkoholfahnen sind.“

Dann drehte sie sich am Absatz um.
 


 


 

*
 


 

Kurz vor der Glastür holte sie ihn ein, hielt ihm mit Vergnügen die Augen zu und fragte glücklich: „Wer bin ich?“

Es folgte keine Reaktion. Sie blickte Azalea lächelnd an, die noch immer unentschlossen auf der anderen Seite der Glastüre stand, ebenfalls zaghaft lächelnd. Dann nahm er ihre Hände in seine, dieser Anblick genügte, und er drehte sich um und nahm sie freudig in die Arme.

„Dass man dich auch mal wieder in Großbritannien sieht!“, lachte er und dachte nicht im Traum daran, sie wieder gehen zu lassen, oder gar los.
 


 

Albus, Scorpius, Sabastin und Lorcan kamen zu ihnen, da auch sie wieder ins Haus wollten, und Zabini kam nicht umhin der Hexe ein paar lobende Worte auszusprechen:

„Reife Leistung, Schätzchen.“

Ihr Lockenkopf wandte sich zu ihm und mit durchtriebenem Lächeln meinte sie:

„Strafe muss sein.“

Und das gefiel den Slytherins in dieser Runde, nicht nur der jungen Männern, auch Azalea. Dann legte Hugo, der die Hexe immer noch umarmte, den Arm um die Schultern und schob sie ins Haus, mit folgenden Worten:

„Wir gehen jetzt einen heben.“

Und die dunkelhaarige Hexe konnte nicht anders als herzhaft zu lachen.
 


 

Azalea schaute zu ihrem Cousin, der mit verschränkten Armen dastand und gedankenverloren einen Punkt fixierte. Seine Freunde waren bereits ins Haus marschiert und nur deswegen, wirklich bloß deshalb, verriet sie ihm ehrlich:

„Sie ist nett, besser als Dominique.“

Scorpius‘ Blick wanderte prüfend zu ihr, dann nickte er knapp, legte den Arm um sie und murmelte:

„Gehen wir was trinken, Lea.“

Ein schönes Gefühl keimte in ihr auf, denn ihr Cousin, mit dem sie lange ein vertrautes Verhältnis gepflegt hatte, das sich schlicht Freundschaft nannte, hatte irgendwann in seiner Pubertät entschlossen, dieses Band reißen zu lassen, es in Erinngerungen zu verschließen und wahrscheinlich für immer zu vergraben, und nun war die alte Vertrautheit wieder da, zumindest für diesen Moment, denn Feinde waren sie nie geworden.
 


 


 

*
 


 

Gemütlich saßen sie auf der Couch und hielten ein Glas Feuerwiskhy in den Händen. Hugo ließ die Hand über die Rückenlehne baumeln und hatte sich mit dem Oberkörper zu seinem Gesprächspartner gedreht, während er an seinem Glas nippte und interessiert fragte:

„Seit wann bist du wieder da?“

In aller Ruhe schwenkte sie ihr Glas und betrachtete es, als sie lächelnd antwortete:

„Fünf.“ Er nickte kurz und fuhr sich durchs Haar.

„Und ich vermisse meine Freunde jetzt schon.“,

fügte sie hinzu, ihre Stimme wurde etwas brüchig, vielleicht lag es am bitteren Beigeschmack des Alkohols.

„Glaub mir deine Familie hat dich sicher auch vermisst, das Jahr war viel zu lang.“, murmelte er trocken und trank den letzten Schluck in seinem Glas.

„Dich hat auch jemand vermisst.“, gab sie grinsend von sich. Und da wurde er hellhörig, sah sie interessiert an. Und als sie nichts erwiederte, kam dann doch die Frage, die ihm brennend auf der Zunge lag, weil er nur an einen Namen dachte, und auch so sehr er es hören wollte, genauso wenig wollte er es wirklich wissen, denn er könnte sich ja irren:

„Wer?“

Und sie grinste bloß ruhig weiter, blieb stumm und ließ den Weasley braten, in der kleinen Hölle schmoren. Dann drehte sie charmant den Kopf zur Seite und nippte kurz an ihrem Glas.

„Ayanna?“, hakte er nach, weil er nicht anders konnte. Sie blickte ihn wieder an, amüssiert, und murmelte leise:

„Du kennst ihren Namen ja doch.“
 


 

Er sank tiefer in die Kissen mit frechem Grinsen auf den Lippen und neu gewonnenem Selbstvertrauen gestand er:

„Das Mädl ist scharf.“

Die Hexe neben ihm trank wieder an ihrem Feuerwiskhy und ließ ihn wissen:

„Du könntest dir Probleme einhandeln.“

Und er nickte nur langsam, ehe er dann endlich sagte: „Ich weiß.“
 


 

„Weasley, hat dir noch niemand beigebracht, dass man vor schönen Frauen nicht von anderen schwärmt?“, kam eine tiefe Stimme von der Seite, und Hugo sah auf. Es war Sabastin, der den Zauber eines waschechten Zabinis spielen ließ, auch wenn er seiner Mutter sehr ähnlich sah, kannte er doch alle Kniffs und Tricks, die sein Vater lebte.

„Soll ich dich erlösen?“, fragte er selbstbewusst, und hielt ihr die Hand hin, nicht ohne sie genau zu betrachten, „Es gibt sicherlich eine angenehmere Gesellschaft als diese.“

Die Hexe mit den dunklen Haaren stellte ihr Glas beiseite und faltete die Hände, als sie ihm monoton erwiederte:

„Ich dachte, ich sei bereits in bester Gesellschaft. Solltest du der Annahme sein, sie noch steigern zu können, dann setz dich zu uns.“

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, sowie sie ihm dem Platz neben sich anbot. Es folgte ein spitzer Blick von Zabini zu Hugo, ehe er ihrem Angebot nachkam. Doch der Weasley beugte sich nach vorne, über die Hexe mit den dunklen Locken und zischte verärgert:

„Um sie musst du nicht mit mir buhlen. Wenn sie dich will, kannst du sie haben.“

Dann stand er auf und ging zur nächsten Bar, während er gedankenverloren sein Glas in der Hand drehte. Natürlich, war ihm ihr empörter Blick nicht entgangen.
 


 

Fasziniert blickte Sabastin zu der Hexe neben sich, die wortlos diese Aussage geschluckt hatte und murmelte mit Schalk auf den Zügen:

„Wollen wir uns nun angenehmeren Dingen widmen?“

Und langsam legte er einen Arm um sie.

„Du bist aber ganz schön aufdringlich. So sehr von dir selbst überzeugt?“, murmelte das Mädchen und wandte den Kopf zu ihm.

„Naja, Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.“

Überrascht lehnte sich Zabini zurück und musterte sie, beobachtete, wie sie ihre Beine übereinanderschlug, erkannte endlich ihren wachen Blick, den ihr der Alkohol bis jetzt nicht vernebeln mochte, sie war kein leichter Fang, gut zu wissen.
 


 


 

*
 


 

Kreischen. Springen. Klatschen. Zabini und die Hexe sahen sich um. Ein neues Leuchten in den Augen Sabastin’s Gesellschaft und dann eilte sie zu Alice Longbottom und zog sie in eine freudige Umarmung.

„Du bist wieder da!“,

schrie Alice strahlend, doch sie hatte nicht lange etwas von ihr, denn hinter ihr wartete Lysander Scamander auf seine Chance. Und da war sie, galant nahm er die Hand der brünetten Hexe mit den Locken, drückte ihr schnell einen Kuss auf jede Wange, ehe sie sich wehren konnte, und verkündete Zabini:

„Vielleicht hast du dich ja recht nett mit ihr unterhalten, aber tanzen wird sie mit mir!“

Und dann zog Rolf’s Sohn sie mit sich, im Rücken der stechende Blick Sabastin’s, auch als Lysander den Arm um ihre Taille legte.
 


 


 

*
 


 

Kaum hatte er den Bogen passiert, erblickte er einen reizenden Anblick, so konnte er auch nicht verhindern, sein Augenmerk an sich zu reißen, und es mit zur Bar zu schieben.

„Amüsierst du dich?“, fragte er grinsend, während er sich auf einen Barhocker setzte und sie spitzbübisch anblickte. „Bis eben ja, aber mach dir keine Hoffnungen, du bist mir zu jung.“, konterte sie spitz und verschränkte die Arme.

„Alt, werden wir von selbst, Finnigan.“, säuselte er in ihr Ohr und ließ sie dann los, beachtete sie nicht mehr, und ihm war bewusst wie irritiert sie ihn in diesem Moment ansehen musste.

„Wenn du so weitermachst, lebst du nicht mehr lange, Weasley.“, hörte er eine wohlbekannte Männerstimme neben sich, als er sich nach vorne beugte und beim Versand bediente.

„Das Leben ist zu kurz um es nicht zu genießen. Ich will, wenn ich alt bin, nicht sagen müssen, ich hätte meine Chancen verstreichen lassen.“, erwiederte Hugo und öffnete die Flasche Feuerwiskhy, dann bot er auch Malfoy und dessen Cousine einen Tropfen an.

„Und deswegen lässt du Zabini mit dieser Schönheit alleine?“

Hugo stutzte kurz, er wusste, dass diese Hexe, um die es ging, hübsch war, allerdings konnte sie es mit keiner Veela aufnehmen.

„Bist du sauer?“, fragte der Weasleyspross dann süffisant grinsend.

„Weil er mir zuvor gekommen ist? Etwas.“, gab Scorpius zu und leerte sein Glas. Dominique war kein Thema mehr, definitiv.
 


 

Bis zum Rand voll füllte er sich ein und hob vorsichtig sein Glas, darauf bedacht, kein bisschen dem Boden zu schenken, stellte er die nächste Aussage in den Raum.

„Noch ist nicht aller Tage Abend, wenn du dich ranhältst, kriegst du vielleicht noch die Kurve, und das Mädchen.“

Malfoy schnalzte sein Glas auf die Theke und linste Hugo finster an.

„Immer noch besser als hier an der Bar zu gammeln.“, murmelte dieser und kippte sein Glas auf ex. Und dann schlich sich ein böses Grinsen auf Scorpius Lippen.

„Du hast also nichts dagegegen, wenn ich sie vögle?“

Und dann wandte sich Hugo ihm zu, ziemlich emotionslos schien sein Gesicht.

„Es ist ihr Leben.“

Und dann griff der blondhaarige Junge nach der Wiskhyflasche.

„Du bist eigentlich gar nicht so übel. Für einen Gryffindor. Für einen Weasley.“
 


 

Es gab ruhige Zuschauer, Azalea saß noch immer neben den beiden und musterte sie eindringlich.

„Al ist ja auch in Ordnung, und er ist der Sohn einer Weasley.“, murmelte Hugo und fügte hinzu:

„Achja, schneid dich nicht ins eigene Fleisch.“

Und Draco’s Sohn konnte nicht umhin überheblich zu grinsen.

„Es haben schon mehr versucht, sie zu verzaubern und haben mit gebrochenem Herz irgendwann aufgegeben.“

Dann hob der Volljährige das Glas, stieß mit Hugo an und murmelte gehässig:

„Die hießen aber allesamt nicht Malfoy.“
 


 

Schließlich saßen sie eine Weile beisammen, lachten und tranken.

„Schade eigentlich, dass du baden gegangen bist, Wood hätte genügt.“, überlegte Scorpius Malfoy ruhig und linste Hugo an.

„Der durfte von seiner eigenen Medizin kosten.“, murmelte Ron’s Sohn und stand auf.

„Wie er sich an sie rangemacht hätte…“,

zischte sein Gegenüber und stellte erneut sein Glas mit Wumms auf die Ablage. Azalea musste unweigerlich lächeln, als sie ihren Cousin so sah, vielleicht sogar etwas eifersüchtig, und Hugo musste schwer seufzen, ehe er trocken erwiederte:

„Das Einzige, das der heute noch aufreißt, ist die Klotür.“

Und natürlich fand Draco’s Sohn Gefallen an der Aussage.
 


 

Es beschlich ihn ein seltsames Gefühl, ebenso selten wie unbehaglich, als ihm Scorpius Hyperion Malfoy die Hand entgegenstreckte und ihm die Freundschaft anbot. Vermutlich lag es am Alkohol, dass Hugo überhaupt in diese Situation gerutscht war, aber dennoch musste er sich entscheiden, und so lehnte er ab.

„Ich habe dich die ganzen Jahre über nicht gebraucht, also kann ich auch jetzt auf diese Freundschaft verzichten.“

Doch so schnell gab ein Malfoy nicht auf.

„Früher hattest du den großen James Sirius Potter, der dir den Rücken stärkte, doch der hat die Schule schon lange verlassen.“, entgegnete der blonde Zauberer noch einmal um sein Angebot möglicherweise doch noch schmackhaft zu machen.

„Jamie stand nie hinter mir, oder Al, immer nur meine Schwester.“, erwiederte Hugo monoton.

„Und Lily und Louis sind gute Freunde, allerdings können sie mir bei bestimmten Angelegenheiten nicht helfen, da ihnen die Erfahrung fehlt, wie mir.“

Der blondhaarige Junge betrachtete seinen Gegenüber prüfend und verschränkte die Arme.

„Warum lehnst du dann ab?“

Hugo zuckte die Schultern und wiederholte:

„Ich habe meine Schwester.“
 


 

Malfoy seufzte und akzeptierte Weasley’s Entscheidung, allerdings fügte er noch hinzu:

„Mein Angebot steht trotzdem noch.“

Und Azalea beugte sich interessiert zu Hugo und wollte wissen:

„Was ist eigentlich aus deiner Schwester geworden? Irgendwie sehe ich sie nicht in Hogwarts, oder fällt sie mir einfach nicht mehr auf?“

Nachdenklich kam die Antwort, ehe sich Hugo umdrehte und zur Tür schritt:

„In der Zweiten besuchte sie Beauxbatons.“
 


 


 

*
 


 

Nie hätte sie geglaubt, sich einmal in dieser Runde wiederzufinden, wahrlich nie. Sie saß zwischen Zabini Sabastin und Malfoy Scorpius Hyperion, zwei Schürzenjägern der besonderen Art, ihr gegenüber hatten es sich Lily, Louis und Hugo bequem gemacht. Rechts in einem Sessel saß Albus, auf dessen Lehne Azalea, eine neugewonnene Freundin, vielleicht, auf der anderen Armstütze lehnte Lorcan, einer der Scamanderzwillinge. Links fand sich Alice auf Lysanders Schoß wieder, und sie selbst saß wirklich mittendrinn, unter ihnen, dabei dachte sie, gehörte sie schon lange nicht mehr dazu. Es war schon lange nach Mitternacht, um genau zu bleiben schlug es gerade Drei Uhr und keiner zeigte ein Fünkchen Müdigkeit, die Musik spielte auch keine leiseren Töne.

„Wieso starrst du sie so interessiert an, Scorp?“, kam die vor Eifersucht triefende Frage Dominique’s, die wie aus dem Nichts plötzlich hinter ihnen stand. Doch dieser war unfähig etwas zu antworten, viel zu überrumpelt fühlte er sich, dafür half ihm die Hexe mit einem leichten Lächeln aus.

„Frischfleisch.“

Dominique verschränkte die Arme und spie wütend:

„Bitte?“

Die Hexe mit den dunklen Locken richtete sich auf und gab monoton als Antwort:

„Eine Frau ist solange am interessantesten, solange sie niemand kennt. Aber das ist bei einer Veela wie dir natürlich ausgeschlossen, also gönn mir das bisschen Aufmerksamkeit, morgen ist sie ohnehin vorüber.“

Es kam keine Antwort, kein Gekeife, nichts, nur der prüfende Blick blieb an ihr haften. Und dann mischte Hugo mit:

„Falsch, eine Frau ist dann am interessantesten, wenn sie schwanger ist, und nicht weiß von wem, da zu viele Kandidaten in Frage kommen.“

Und jedem am Tisch trieb diese Aussage ein Grinsen ins Gesicht, fast jedem, denn Dominique fand es alles andere als witzig oder erheiternd.

„So etwas Niveauloses kann doch wirklich nur von dir kommen, Hugo.“, spottete sie arrogant und fuhr sich narzisstisch durchs Haar, ja sie war sich ihrer Anziehungskraft, ihres Sexappeals durchaus bewusst.
 


 

Wie hieß es immer? Wer nicht einstecken kann, sollte auch nicht austeilen? Denn Hugo beugte sich belustigt nach vor und zischte frech grinsend:

„Ach Dominique, eigentlich…. Ja, eigentlich wollte ich mich mit dir heute geistig duellieren, aber wie ich sehe bist du unbewaffnet.“

Wahrscheinlich erwartete die Veela, dass sich Scorpius, der Slytherin schlechthin, für sie einsetzte, doch leider gefielen ihm diese fiesen Bemerkungen, er hatte selbst genug auf Lager, außerdem, hatte Azalea in einem schwerwiegenden Punkt recht behalten, er liebte Dominique nicht, hatte er nie, und so blieb ihr nichts anderes als wütend die Backen aufzublasen und die Hände in die Hüften zu stemmen.
 


 

Nur wenige besaßen die Gabe so schnell und reibungslos das Thema zu wechseln, wie diese Hexe mit den dunklen Locken, als sie unschuldig fragte:

„Wer ist eingentlich die schönste Hexe Hogwarts?“

Ihr Blick traf Zabini, welcher etwas überfordert stutzte, und noch bevor er auch nur einen Mucks von sich geben konnte, schrie Dominique wütend:

„Ich natürlich!“

Und die brünette Hexe begutachtete die Veela mit großen Augen.

„Aja, dann wird es dich sicher interessieren, dass oben im zweiten Stock im Bad ein paar Hexen darüber diskutieren, dass eine von ihnen die Schönste ist.“

Und Dominique linste diese Hexe, die ihr einmal so sympathisch gewesen war fassungslos an.

„Willst du sie nicht eines besseren belehren?“, kam eine neue interessierte Frage eben dieser brünetten Hexe, und die Veela konnte sich nicht länger zurückhalten, als sie alles andere als damenhaft aus dem Zimmer rauschte um in den zweiten Stock zu gelangen.
 


 

Hugo sah seiner Cousine stutzig nach, bevor er alle trocken wissen ließ:

„Nichts für ungut Louis, aber warum die nach Ravenclaw gekommen ist, weiß ich nicht, denn ursprünglich glaubte ich doch, sie hätte etwas Hirn.“

Es musste Familienliebe sein, als Lily ihren Cousin mit den dunklen Haaren wortlos mit verärgerten Blicken bedachte, da sie noch immer zu Dominique hielt, sie hatte fast alle Patzter, die ihre Veela-Cousine verbrochen hatte, auf Naivität geschoben.

„Wohin hättest du sie denn gesteckt?“, kam die amüsierte Frage der Brünetten, während sie wieder einmal ihr Wiskhyglas drehte und die Flüssigkeit begutachtete, „Immerhin, Einbildung ist auch eine Bildung.“

Und dann wollte sie trinken, doch Malfoy hielt ihr sein Glas hin und so prosteten sie sich zu.

„Gryffindor.“, murmelte Hugo monoton und sank zurück in die Polster.

„Sag jetzt bitte nicht, dass ihre selbstverliebte und selbstbewusste Art, was man auch als überheblich bezeichnen könnte, als mutig zu definieren ist.“, zischte Zabini und mit einem Mal war ihm der Durst vergangen. Doch Hugo schüttelte nur belustigt den Kopf und erwiederte ruhig:

„Dummheit.“
 


 

Es kam einem Vulkanausbruch gleich, wie Alice das hörte, so sprang sie auf und stellte sich vor Hugo und keifte los:

„Willst du jetzt etwa behaupten dass alle Gryffindors dumm sind? Da hast du dir aber ein ganz schönes Eigentor geschossen mein Lieber!“

Sie sah wild aus, doch Hugo blieb ruhig auf seiner Couch lümmeln und hob sein Glas, und nachdem er getrunken hatte, murmelte er für alle hörbar: „Ansichtssache.“
 


 


 

*
 


 

Sicher lag es an so schönen, veränderungsreichen, vielversprechenden Nächten wie diesen, dass nichts reibungslos verlief. Und er hätte sich sicher eine schönere Aufgabe gewünscht als die Hiobsbotschaft zu überbringen, denn ihm war durchaus bewusst gewesen, wie lange das Damoklesschwert schon über ihren Köpfen hing und baumelte, und immer wieder gefährlich drohte herunter zu fallen und vieles, wenn nicht alles mit sich zu reißen. Sie alle spielten mit dem Feuer, das niemand von ihnen zu löschen vermochte und jeder Versuch forderte Opfer, Kleine, Unwesetliche, die unter, vielleicht, aber nur vielleicht, neuer Erfahrung zuzuordnen waren, andere, Große, deren Zeit zu schnell voranschritt, um sie als Lernprozess betiteln zu können, da der Ausgang fatal gewesen war, sein wird – könnte.
 


 

Er hasste es in wilde Partys zu platzen und die Stimmung zu ruinieren, doch blieb ihm keine andere Wahl, als er vor die Haustür in Finnigans Garten apparierte und mit guter Miene zum bösen Spiel eintrat.
 


 

„Wie alt bist du eigentlich?“, wollte Scorpius wissen, und sah die Hexe neben sich fast lüsternd an, Hugo behielt Recht, er musste Nägel mit Köpfen machen, wenn er sie wollte. Belustigt begegnete sie seinem Blick und leise erwiederte sie:

„Ist das Alter jetzt schon wichtiger als der Name?“

Keine Frage, er war versucht ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen, außerdem blendete ihn diese Faszination nicht, ihm war bewusst, dazu genoss er es definitiv, wie es Zabini vor Wut fast zerriss, und süffisant lächelnd entgegnete der Blonde:

„Naja, ich muss doch wissen, ob ich mich strafbar mache, wenn ich dir heute den Abend versüße, immerhin hast du meinen mit deinen raffinierten Bemerkungen gerettet.“

Es stand außer Frage, dass Zabini oder Malfoy nicht charmant sein konnten, sie die Herzen der Frauenwelt nicht im nächsten Moment zu erobern vermochten. Natürlich besaßen sie beide, ihre ganz eigene Anziehungskraft, die schon so manches schwierige Mädchen dahinschmelzen ließ.

„Noch 16.“, gab sie kleinlaut von sich.
 


 

Wie könnte es auch anders sein, Zabini schlug zurück. Er legte sanft den Arm um diese interessante Hexe und zog sie zu sich. Und zum ersten Mal an diesem Abend glich diese wortgewandte junge Frau einem Reh, etwas verschreckt, war sie es doch nicht gewohnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, diesem Part hätte sie nur allzu gerne an Dominique weitergegeben, die doch so viel lieber im Rampenlicht glänzte.

„Und wie heißt du?“, säuselte Sabastin in ihr Ohr, und linste kurz mit fieser Mimik zu einem seiner sonst besten Freunde, doch in der Liebe und im Krieg herrschten keine Regeln.
 


 

Ein kurzer, unsicherer Blick zu Malfoy, kurz deswegen, weil eine ganz andere, vertraute Person ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Hugo, wie kommst du nachhause?“, stellte sie, mit den Locken, eine Frage, ohne wirklich zuzuhören.

„Mach dir darüber keine Sorgen.“, erwiederte dieser und folgte ihrem Blick.

„Entschuldigt mich.“, murmelte sie leise und sprang auf, lächelte Azalea schwach, dennoch aufrichtig, an und eilte davon.
 


 

Panik, Angst, Sorge, alles machte sich in ihr breit, verschwunden waren die gute Laune und Unbeschwertheit, getrieben von Hilflosigkeit blieb sie aprubt vor ihm stehen.

„Was ist passiert? Geht es allen gut?“

Doch er antwortete nicht, er zückte nur seinen Zauberstab und ihre Sachen flogen ihnen entgeben. Ein Griff zur Tasche, dann half er ihr in ihren leichten, kurzen Sommermantel.

„Melissa ist draußen.“, es lag sicher nicht in seiner Natur so kühl zu bleiben, doch musste auch er erst einmal alles verkraften, also wandte er sich zum Gehen und nahm sie an der Hand.
 


 

Azalea sah ihnen nach, sie schluckte als sie sie so vertraut erblickte, immerhin hatte ihre neue Freundin, deren Namen sie zu ihrem Bedauern immer noch nicht kannte, Scorpius‘ Bemühungen nicht sofort im Keim erstickt.

„Vincent.“, zischte Hugo und er drückte stärker gegen das Glas in seiner Hand, bis es brach. Auch Scorpius Augen verfinsterten sich, sie ließ ihn stehen, einfach so.

„Sind sie zusammen?“, wollte er gehässig wissen.

„Nein, werden sie wahrscheinlich auch nie.“, eine bessere Antwort hätte Hugo auch nicht geben können.

„Hast du was gegen ihn?“, wollte nun aufgebracht Azalea wissen, der wieder einmal eine widerspenstige Haarsträhne ins Gesicht hing.

„Nichts Wirksames.“, gab Hugo zischend von sich und ballte seine blutende Hand zu einer Faust.
 


 

Kaum klärte die frische Nachtluft ihre Sinne, sprang ihr ihre langjährige, gute Freundin in die Arme. Tränenreich würde diese Nacht noch werden, womöglich bis zu den Mittagsstunden, schluchzend klammerte sich Melissa, auch mit langen braunen Haaren, an sie und mit brüchigen Worten jammernd:

"Ich habe Angst.“

Sie alle waren stark gewesen, all die Wochen, all die Stunden, und nun musste sie stark bleiben, nicht für sich, aber für andere, Melissa, und so nahm sie ihre Freundin in die Arme und drückte sie an sich, und obwohl sie nicht wusste, ob es der Wahrheit entsprechen würde oder nicht, flüsterte sie in die offenen langen Haare der Hexe vor sich, da sie die Hoffnung nicht aufgeben mochte:

„Alles wird gut.“

Sie selbst klammerte sich an sie, da sie keinen anderen Halt mehr spürte, und sie hörte das Herz ihrer Freundin laut und heftig klopfen.

„Ich wünsche mir, dass du Recht behältst.“, kam es leise wimmernd von Melissa, die immer mehr von ihrem Weinkrampf bibberte.

„Verdammt ich will ihn nicht verlieren! Ich liebe ihn doch!“, schrie sie dann aus vollen Lungen, und die Verzweiflung war nicht nur zum Greifen nah, sie war nicht nur in ihnen gewachsen, nun beherrschte sie ihr Leben. Denn oft war es zu spät, zu spät einen Fehler zu verschieben oder gar rückgängig zu machen, oft, ja viel zu häufig wurde die gemeinsame Zeit viel zu wenig geschätzt, erst dann, wenn es, vielleicht, zu spät war.
 


 


 


 


 

»Menschliche Beziehungen einmal angefangen erhalten Ewigkeit, jedoch bleiben sie wandlungsfähig dank Gesten, schöne und hässliche, sie sind wie Steine, hart und kalt, lassen sie sich dennoch durch Wasser formen, allerdings, bilden sich Risse, kann diese niemand mehr glätten.«
 

»Human relations receive once started eternity, however, they remain versatile thanks to gestures, nice and ugly, they are like stones, hard and coldly, they can be still formed by water, indeed, fissures form, this can smooth nobody more.«

different plans

»Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate, gar Jahre zählen so viel Erlebtes, welches immer Narben hinterlässt, am Körper darf es sich Erfahrung, ja Leben, nennen, im Herzen, in der Seele heißt es Liebe. Und jeder nennt sich Abenteurer, mutige und feige, jedoch schlimmer ist die Angst in der Liebe, denn da herrschen immer nur Bettler, niemand darf fordern, noch bestimmen.«
 

»Seconds, minutes, hours, days, months, even years count so much experienced which always leaves scars, in the body it may be called experience, life, in the heart, in the soul one says love. And everybody is called adventurer, courageous and cowardly, however, more badly the fear is in the love, because there only beggars always rule, nobody may demand neither nor to determine.«
 


 


 


 


 

Schwarz. Weiß. Kein Grau. Ein äußerst mikriges Sichtfeld war gewählt worden, wenn die Menschen bedenken würden, dass sich ein weiteres, wesentlich breiteres Spektrum bot als dieses. Die Entscheidungsfreiheit außer Acht gelassen spielte das Leben trotzdem nicht nach Normen. So zeigte der Wind des Schicksals, zufällig eine schöne Fügung, im Frühling 2015, wo die meisten Schüler einen Platz im Grünen suchten, in der Sonne badeten und das Leben in vollen Zügen genossen, während andere wenige, Einzelne, sich in dem großen, triesten Turm namens Bibliothek verkrochen, 15 Stock in den Himmel ragend, und in dem mächtigen Sammelsurium dem Staub beim Wachsen beobachteten, in dieser Fahle, dessen schmale, hoche Fensterscheiben viel zu verdreckt fast kein Licht durchblitzen ließen und die dicken Mauern die Klänge des eifrigen Vogelgezwitschers beinahe völlig dämmten, seine Kraft. Sein Spiel.
 


 

Das Jahr schrieb Ende Oktober und die Abschlussprüfungen wurden heiß diskutiert, weswegen auch Gale lieber ihre Nase in ein Buch statt in eine Blume steckte, und ihre Sinne von den Sätzen benebeln ließ, statt dem Duft des Gewächs verfallen. Sie wollte sich für’s Leben wappnen, Blumen lehrten nichts. Und das Mädchen gehörte nicht zu den Menschen, deren Blut nach dem Winter bei den ersten warmen Sonnenstrahlen zu rasen begann, deren Herzen just höher schlugen, als seien sie nach einem langen Schlaf, einer Starre, erwacht. Sie hatte sich nicht von dem Rausch des Frühlings anstecken lassen, wie viele ihrer Kolleginnen, die hurtig, wie Bienchen emsig, auf Männerfang gegangen waren. Die Schülerin hatte ganz andere Ziele vor Augen, darum vergub sie sich Tag und Nacht in diesem Turm und lernte, ja sie gerhörte zu den wenigen, die sich lieber in die Dunkelheit verzogen als draußen, außerhalb der Mauern ihre Jugend zu leben.
 


 

So unerwartet, wirklich überraschend, war es für Gale auch, als sie eines Tages in der Bibliothek von ihrem Buch aufblickte und feststellte, ein Junge saß bei ihr am Tisch. Aprubt schlug sie ihren Wälzer zu und musterte ihn mistrauisch, während er, zurückgelehnt, sie nur anlächelte und die Arme verschränkte.

„Eine Stunde.“, murmelte ihr Gegenüber mit noch süffisanteren Zügen.

„Wie bitte?“, platzte es aus ihr, weil sie weder verstand, was er meinte, noch, was er wollte, sie kannte ihn ja nicht einmal wirklich – Quidditchspieler, aus die Maus.

„So lange bist du da gesessen ohne mich zu bemerken.“, informierte er sie und beugte sich lässig zu ihr, faltete seine Hände und konnte nicht anders als weiterhin zu lächeln.

„Oh Entschuldigung, dass ich nicht gleich in Ohnmacht gefallen bin, wie du den Raum betreten hast“, spie Gale abwertend. Nur wenige Sekunden bei der ersten Begegnung genügten um herauszufinden, ob Sympathie oder Antipathie herrschte, und diesen Kerl empfand Gale als äußert ungehobelt, frech und selbstgefällig, kurz, er hatte es sich verscherzt.

„Draußen scheint die Sonne, warum vertreibst du deine Freizeit hier?“, wollte er wissen und sah ihr nach, als die junge Hexe ihre Sachen gepackt hatte und aufstand um zu gehen.

„Weil ich Pläne habe, im Gegensatz zu dir. Verplämper deine Zeit, mir egal.“,erwiederte das Mädchen monoton und stolperte hinter die Regale, nicht alleine, denn kaum war er aufgesprungen, rannte er Gale nach.

„Ganz schön große Töne.“, lachte er und lehnte sich gegen das Regal, in welches sie die Bücher räumte.

„Sag mal hast du nicht irgendeine Freundin, die du mit deiner Anwesenheit belästigen kannst?“, stöhnte das Mädchen genervt und blinzelte ihn an, da er keine Anstalten machte zu verschwinden.

„Randey William.“, stellte er sich vor und hielt ihr die Hand hin. Gale musterte ihn nur weiter mistrauisch und schritt dann einfach an ihm vorbei.

„Ich mag Mädchen mit Biss.“

Und dann blieb sie stehen und drehte sich langsam um.

„Ich habe noch was zu tun, also.“, murmelte die Hexe in desinteressierter Tonlage, das „bis dann“ hatte sie sich bewusst gesparrt, Gale wollte ihn freilich nicht wieder sehen.

„Tschüss Gale.“, sagte Randey, und wieder zeichnete sich dieses Grinsen auf seinen Lippen, während er seine Hände in die Hosentaschen schob. Konnte es ihm denn niemand aus der Visage wischen? Ein Wunsch, der Gale unerfüllt blieb.

„Ciao, … wie auch immer.“, meinte sie monoton, und freute sich insgeheim, als er sie geschockt anstarrte, weil sie seinen Namen nicht gesagt hatte, natürlich hatte sie ihn sich gemerkt. Dann eilte das Mädchen aus dem Turm.

„Ein ganz schön harter Brocken.“, murmelte Randey und schaute ihr verwundert nach.
 


 


 

*
 


 

„Hey warte, Gale! Stop!“, hallte die vertraute Stimme den Gang entlant von den Wänden wieder, gefolgt von den eiligen Schritten, winkend rannte der kleine Junge dem Mädchen nach. Und sie drehte sich um und wartete auf ihn, ihren kleinen Bruder, den Erstklässler. Heuchend kam er neben ihr zum Stehen und wollte schnaufend wissen, als er ihren bitteren Blick bemerkte:

„Wer, beim donnernden Hippo-, ist dir heute vor deinen Zauberstab gelaufen?“

Das Mädchen klemmte sich ihre Tasche fester unter den Arm und wandte sich sauer murmelnd ab.

„Ich mag Mädchen mit Biss, Arschloch.“

Die Augenbrauen des kleinen Jungen schossen in die Stirn:

„Das muss ich jetzt aber nicht verstehen, oder?“

Und wie erwartet antwortete das Mädchen: Nein. Gemütlich setzten sie ihren Weg fort in ihren Gemeinschaftsraum. Bei dem großen Portrait des wütenden Scott Swarres blieben sie stehen und Gale murmelte:

„Reinblut.“
 


 

Der kleine Junge schritt zurück als das Gemälde zur Seite sprang, sog die Luft ein und schlich seiner Schwester nach, wiederstand dem Drang, sich bei der Schülerin festzuhalten.

„Du bist schon oft genug alleine durch. Sei kein Feigling.“, tadelte Gale mit stechendem Blick ihren kleinen Bruder, da sie seine Gesten bemerkt hatte, der monoton erwiederte:

„Ja schon, aber ich mag ihn nicht sonderlich. Auch wenn er nicht wirklich wütend aussieht.“

Gale ließ sofort die Schultern hängen, sie glaubte es nicht.

„Sein Name kommt auch nicht davon, sondern von wüten, lernst du alles noch, keine Sorge.“, gab sie bissig von sich und sparzierte schnurstracks zum Sofa und forderte ihrer kleine Nervensäge auf neben ihr zu sitzen.

„Was hättest du eigentlich gemacht, wenn du nicht nach…. Wenn du nicht in dieses Haus gekommen wärst?“, wollte der Junge noch wissen, der nicht lange zögerte und seine Schwester neben sich erwartungsvoll anblickte. Gale, die sich ein Buch aus ihrer Tasche gekramt hatte, blickte ihn stutzig an.

„Wieso sollte ich mir darüber Gedanken machen? Riddle kam doch auch nach Slytherin.“

Der Junge nickte langsam. Ihre Logik hatte wohl gute Ansätze, dennoch keine Garantie. Der Junge lehnte sich zurück in die Kissen und starrte gen Decke.

„Das Medaillon, hätte es dich denn etwa in ein…“, ihre Frage war noch nicht einmal zu ende gestellt, hörte Gale auch schon ein bitteres Nein.

„Wirklich nicht?“, hakte sie nach und blickte den Kleinen besorgt an.

„Ich weiß nur manchmal nicht, wo ich hingehöre….“, murmelte er und wandte den Blick nicht von der Deckenmalerei ab.

„Zu uns, wir sind doch deine Familie. Ich brauch dich doch, du kleiner Racker!“

Bei dem bösen Blick ihres Bruders musste Gale sofort wieder lachen, sie wusste, wie sehr er es hasste solche Spitznamen aufgebrummt zu bekommen.

„Und Papa und Mama brauchen dich auch. Wir haben dich doch lieb.“, fuhr die Hexe dann fort und legte das Buch beiseite und drückte ihren keinen Bruder an ihre Brust.

„Gale, lass das.“, brummte er monoton und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien. Scheinbar hatten ihn ihre Worte nicht berührt, deswegen seufzte die Schülerin schwer, was ihr Bruder gekonnt überhörte.

„Hast du nicht Training?“, fragte das Mädchen schließlich und der Kleine sprang auf, rannte in sein Zimmer und holte seine Sachen.
 


 

Das Portrait schwang abermals auf und der Elfjährige wollte hinaus.

„Bist du stolz?“, bei der Stimme seiner Schwester Gale fror der Schüler in der Bewegung ein. Er drehte sich zu ihr und grinsend antwortete der Bub kurz angebunden:

„Der Stolz der Schlangen.“

„Ja, irgendwann sicher!“, lachte Gale und blickte wieder in ihr Buch, das sie im großen, gutgepolsterten Sessel neben dem Kamin las.
 


 


 

*
 


 

„Er hat den Quaffel! Er hat den Quaffel! Der junge Belvertyford[Belwörteiford] hat William den Quaffel abgejagt!“, schrie Eleena Harrison, eine Sechstklässlerin aus dem Hause Forsake, heiser und schweißgebadet auf der Tribüne mit ihrem Zauberstab, den sie an ihre Kehle hielt. Eines der letzten Quidditch-Spiele dieses Schuljahres, ein Entscheidendes an diesem warmen, allerdings bewölten Dezembertag, es war Anfang des Monats, hielt die Gemüter in Schach, Belvery[Belweri] spielte gegen Pinna.

„Ein guter Pass zu Lewington.“, lobte die Moderatorin den Spieler Belvertyford neidlos, obwohl ihr Freund Pinna’s Hüter war.
 


 

Wenige Momente später brach ein Haus in Jubelei aus, Lewington hatte den Quaffel im Tor samt Hüter versenkt. Die Zuschauer sprangen auf, klatschen und schrien. Auch Gale, die zu ihrem kleinen Bruder sah, und ihre Augen glänzten, glücklich, seine Leistung anerkennend, er war der Jüngste im Team, war voller Euphorie aufgesprungen und schrie – und dabei interessierte sie sich nicht sonderlich für diesen Sport.

„Es steht 60 zu 40 für Belvery, und ich schwöre, hätte euer Gründer diesen Wurf gesehen, Mister Belvery wäre stolz auf euch gewesen! Wa…“, hallte Eleenas Stimme über die Fläche, bis sie auf den Blick ihres Freundes traf, dann verstummte die Schülerin.
 


 

Pinna’s Hüter Geoffrey Stones schwang sich unverletzt auf den Besen und blickte sich um. Der Quaffel war wieder im Spiel, in Ballbesitz, wieder einmal, Randey William. Der Schnatz war bis jetzt nirgends zu sehen. Die Luft war geladen. Alle fieberten mit, wie der Jäger die gegnerische Mannschaft hinter sich ließ, fast alle, bis auf Vincent O’Stinay, der sich lieber einem Roman widmete als dem stürmischen Treiben zuzuschauen. Er interessierte sich nicht für Sport, wirklich nicht, aber er empfand es als seine Pflicht bei jedem Spiel anwesend zu sein, wenn er schon dem Wunsch seiner Eltern nicht nachkam und für Pinna spielte. Das Schreien, Mitfiebern oder Getrampel seiner Hausgenossen bekam er gar nicht mit. Erst als die Ersten Tropfen auf ihn prasselten, blickte er auf.

„Das gibt es doch nicht! Der Schnatz! Der Schnatz flattert nur wenige Meter hinter Leila Twain und sie merkt es nicht!“, schrie Eleena und wurde sich augenblicklich ihres Fehlers bewusst, als sich die Sucherin umdrehte und die goldene Kugel gen Erde fiel, stürzten beide, Twain und Dannings, hinterher. Pinnas Sucher Simon Dannings hatte seine Vorteile, er war kräftig, wendig, um Hausecken größer und nicht immer fair, deswegen rempelte er auch Leila an, die es, zierlich wie sie war, fast vom Besen riss.
 


 

„Tor! Tor! 50 zu 60! Pinna holt auf!“, jauchzte Eleena springend und umarmte in ihrer übermäßigen Freude den erstbesten Lehrer, den sie in die Finger bekam, andere Schüler an diesem Platz gab es nicht, denn nur die Moderatoren durften sich auf die Lehrertribühne trauen. Das Spiel wurde härter, die Spieler vom Regen durchweicht, mit steifen Fingern hileten sie sich an den rutschigen, glatten Besen fest soweit die Möglichkeit bestand, und die beiden Sucher noch immer in Sturzflug. Belvertyford diesmal den Quaffel unterm Arm wich einem Klatscher aus, ehe er abspielte. Dann, der Schnatz stoppte – viel zu schnell für Dannings, welcher, Twain abgehängt, an der Kugel vorbeisauste – und in die entgegengesetzte Richtung zischte.
 


 

Nach 136 Minuten war das Spiel zu Ende, Twain hielt voller Stolz den kleinen geflügelten Ball in ihrer Rechten, schwer keuchend blickte sie zu ihrem Captain Lewington Richard, der den Sieg noch gar nicht wirklich realisiert hatte.
 


 

„Nicht schlecht für einen Anfänger.“, rief Randey William mit einem Grinsen auf den Lippen als wenige Meter weiter der Jäger Belvertyford landete. Der Junge blickte ihn zuerst verdutzt an, schließlich zeichnete Schalk sein Gesicht.

„Hey Randey! Sieh mal, wer da kommt!“, mischte sich nun Dannings ein, schulterte seinen Nimbus und stapfte zu den Umkleidekabinen, grinsend, weil William sich aufgeregt, nervös umsah.
 


 

Sein Mund wurde trocken als er Gale über den Rasen rennend entdeckte.

„Du warst großartig!“, schrie sie schon von weitem, und Randey stutzte. Würde sie ihm etwa gratulieren? Obwohl ihr Haus gewonnen hatte? Obwohl er verloren hatte… Ehe er sich versah, zog Gale den elfjährigen Jäger in eine liebevolle Umarmung und der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, in seinem Magen regte sich etwas, ähnlich wie Eifersucht und es fraß ihn auf. Wieso um alles in der Welt fiel sie einem Kind um den Hals?

„Dass muss ich unbedingt unseren Eltern schreiben zu welch einem Spieler du dich gemausert hast!“, freute sich die Schülerin und der Junge versteifte sich sofort, er mochte solche überschäumenden Anwandlungen seiner Schwester nicht sonderlich, noch nie.

„Und ich dachte schon, du kommst um mich zu trösten.“, schmollte Randey, während er sein blaues Trikot auswringte, das er aus einer Laune heraus über den Kopf gezogen hatte, sein Mundwerk war wieder einmal schneller als ihm lieb, und so blickte er die beiden an, etwas enttäuscht, er hatte sich falsche Hoffnungen gemacht.

„Aber ich hätte nicht gedacht, dass ihr Geschwister seid.“

Und da hatte er sie, die vollkommene Aufmerksamkeit Gale’s und ihres Bruders.

„Da muss ich dich enttäuschen.“, gab das Mädchen aufmüpfig von sich und es und ihr Bruder fuhren just auseinander. Doch der Blick der Schülerin haftete auf Randey, wie er einfach so oben ohne dastand und seine Bauchmuskeln demonstriete. Und Gale wollte gerade etwas Beleidigendes sagen, weil sich William wie saures Fleisch anpries, als ihr Bruder ihr zuvorkam.

„Du, ist er das Arschloch, der zu dir gesagt hat, er steht auf Frauen, die die Krallen ausfahren?“, murmelte unschuldig der junge Jäger und blickte Randey mit großen Augen an.

„So hat er es nicht gesagt.“, erwiederte Gale kleinlaut, unsicher und die Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, den Blick nun nicht mehr auf Randey sondern den Boden gerichtet.

„Egal, kommt auf dasselbe.“, zischte ihr Bruder und seine Züge härteten sich. Schließlich nahm er seine Schwester an der Hand und zog sie von der Spielfläche, wohl bewusst, dass sie einen geschockten William zurück ließen.

„Arschloch?“, hallte in dem Kopf des Jägers des Hauses Pinna wieder.
 


 


 

*
 


 

Kaum hatte das neue Schuljahr begonnen, waren die profisorischen Pläne ausgeteilt, die ersten Aufgaben in den Köpfen der Lehrer, saß Gale auch schon wieder in der Bibliothek zwischen ihren Büchern, vertieft in einen Roman, den sie in den Sommerferien zu lesen begonnen hatte.

„Verzichtest du neuerdings auf Stühle? Sehr interessant.“, diese wohlbekannte Männerstimme ließ sie aufblicken, Randey William stand neben ihr und rutschte die Mauer hinunter, an der sie sich selbst anlehnte, in einem der hintersten Gänge im obersten Stock.

„Es ist immer wieder schön mit deiner Anwesenheit beglückt zu werden, Stalker.“, brummte die Schülerin und verdrehte genervt die Augen. Wieder einmal umspielte ein Lächelen seine Lippen. Angewiedert schlug Gale das Buch zu. Er war penetrant, aufdringlich, besaß alle Eigenschaften, die sie hasste. Die Hexe blickte ihn an, wartete auf eine weitere Bemerkung seinerseits, die sie, davon ging sie bereits aus, zur Weißglut treiben würde. Doch nichts. Noch nichts. Und dann….
 


 

Ihre Lippen brannten, nachdem Randey William sich zu ihr gebeugt hatte und sie ungeniert, selbstbewusst wie er nunmal war, auf den Mund geküsst hatte, ganz kurz, einen Bruchteil einer Sekunde lang, hauchzart.

„Schönen Valentinstag.“, flüsterte er gelassen, während der Junge Gale die Haare hinters Ohr strich.

„Was soll das!? Du willst wohl einen Kopf kürzer werden, was?“, zischte das Mädchen gehässig und presste ihre Lippen aufeinander. Gale versuchte die aufsteigende Wärme, die langsam ihrem Hals hinaufkroch, das Pochen ihres Herzen, das sie in ihren Ohren noch schlagen hörte, die steigende Röte ihrer Wangen zu ignorieren. Er hatte sie geküsst, Randey William hatte ihr ihren ersten Kuss gestohlen. „Wer sollte das tun? Du?“, erwiederte er lachend und legte einen Arm um sie und stellte mit Vergnügen fest, dass sich Gale an ihr Buch krallte.

„Mein Vater.“, erwiederte die Schülerin trocken und hätten ihre Blicke töten können-.

„Ich glaube kaum, dass er was dagegen hat. Immerhin bin ich der Sohn unseres Zaubereiministers.“, kam es überlegen von dem Jungen und drückte sie etwas zu sich.

„Ein Grund, kein Hindernis, außerdem, wird ihn das wenig beeindrucken. Und glaub ja nicht, dass du damit punkten kannst.“

Er blickte sie interessiert an, wieso sollte das ihrem Vater nicht genügen? Und ohne Aufforderung teilte sie ihm zu seiner Freude oder seinem Leid mit:

„Du bist weder in meinem Haus, noch reinblütig.“

Nun stand sie auf, sie hatte ihm keine gescheuert, auch wenn sie trotzdem wollte, aber Gewalt glich einem Niedergang des menschlichen Geistes, deswegen, und wirklich bloß deswegen, beherrschte sich die Hexe.
 


 

Weit kam die Schülerin allerdings nicht, denn hartnäckig wie Randey war, ergriff er ihre Hand, im selben Moment als er aufstand und drehte sie zu sich.

„Na und? Das sind Wertigkeiten, die heutzutage nicht mehr von Bedeutung sind.“, murmelte er, seine Hand fuhr zu ihrer Wange und wieder lehnte er sich nach vorne.

„Für dich vielleicht nicht.“, zischte das Mädchen und drückte ihn weg.

„Dann bin ich also verboten.“, die Erkenntnis trieb Radney Süffisanz in die Miene.

„Du. Bist. Umverschämt.“, spie Gale, was ihn dazu brachte den Griff zu lockern und einen Schritt zurückzutreten. Das Mädchen atmete tief durch, das gab es doch nicht, was verstand er nicht? War es nicht offensichtlich genug, dass er sie nervte?
 


 

Und da war sie wieder, diese dreiste Abart, die Randey anscheinend zu pflegen hegte. Schneller als Gale reagieren konnte, hatte er die Arme um sie gelegt und zu sich gezogen. Wieder hatte er sie geküsst, und er tat es noch. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, seine wanderten ihren Rücken hinauf, legten sich endlich auf ihre Wangen, und Gale wehrte sich nicht, gelehmt vor Schock rührte sie keinen Finger. Sie ließ es geschehen, dass seine warmen, weichen Lippen immer wieder zarte Küsse auf ihre hauchten, seine Hände ihre Wangen streichelten, durch ihre Haar kneteten oder ihren Hals hinunter zum Schulterblatt fuhren und sie dort auf Ort und Stelle verweilten um sie zu streicheln, langsam vergaß die Schülerin, wer da vor ihr stand, als seine Hand weiter zu ihrer Taille wanderte um sie sanft, liebevoll zu sich zu ziehen, dann dieselbe zu ihrem Bauch mit den Fingerspitzen streichelte, bis kurz vor Brustbeginn, und dann wieder ab Halsbeuge den Hals hinaufstrichen um wieder bei der Wange zu verweilen, seine Lippen mit ihrer Unterlippe spielten und sich langsam von Gale löste.
 


 

Schließlich blickte er sie an, lächelnd, etwas verlegen, aber auch entschlossen – außerdem leckte er sich genussvoll über die Lippen.

„Du widerwärtige, kleine, abscheuliche Kröte.“, zischte das Mädchen bösartig, Schock trat in seine Züge.

„Was bildest du dir überhaupt ein!? Nimm deine Drecksgriffel von mir!“, schrie Gale, schlug seine Hände weg und zitterte Wut. Sie wusste nicht, was da geschehen war, dieses Gefühl so gänzlich fremd, welches ihr butterweiche Beine verlieh.

„Nichts.“, murmelte Randey bitter schluckend.

„Auch wenn ich vulgäre Ausdrucksweisen partout nicht leiden kann und wohl oder übel einsehen muss, dass du keine andere Sprache verstehst… Such dir eine andere zum Flachlegen!“, schimpfte die Schülerin mit dem Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich jemand hören könnte, auch wenn Mister Berts, der Bibliothekar, nicht hinter jedem Regal zu lauern vermochte. Randey sog die Luft ein.

„Das ist eine böse Unterstellung, meine Liebe.“, verteidigte sich William gefasst, ihm fiel sehr wohl auf, dass Gale diese Umstände fast die Tränen in die Augen trieben.

„Ich bin 15, du Lustmolch, such dir eine aus deinem Jahrgang.“, keifte Gale in blinder Rage weiter.

„Na und, ich bin nur ein Jahr älter.“, informierte William sie gelassen.

„Rüpel.“, presste die Schülerin zwischen den Zähnen hervor und schob ihr Buch in ihre Manteltasche, bevor sie sich abwandt.

„Nein, verliebt.“, protestierte er selbstbewusst und sie stoppte. Weil sie sich verhört hatte? Weil sie es nicht glauben mochte? Weil es gemein war so zu lügen? Warum blieb sie dann? Langsam, spöttisch lächelnd blickte Gale zu ihm, war ja klar, verliebt. Aber sicher! Sollte er doch einer anderen die Lügen der wahren Liebe in der Jungend erzählen, die so viele ihrer Freundinnen hören wollten, obwohl sich jeder bewusst war, wie schnell endend und zerbrechlich eine Jugendliebe sein konnte. Sie war kein Monster, nur wusste sie nun einmal ganz genau, wie ihr Leben verlaufen würde, oder zumindest sollte, diese Vorstellungen konnte Gale greifen, wenn sie mochte, und deswegen wandte sich die Hexe auch wieder ab, so gefasst wie möglich.
 


 

„Drumm lasst töricht, blind und dumm mich wandeln, wenn Liebe gleich Wahnsinn und Unvernunft ‘deuten möge.“, faselte der Zauberer gut hörbar mehr für sich als für das Mädchen vor ihm, verträumt. Sie stutzte und ihr Blick ruhte wieder auf ihm, mindestens so ungläubig wie fasziniert.

„Name des Zauberers?“, stellte sie monoton die Frage, die Wut war für kurze Zeit der Neugier gewichen.

„Jean-Marie Dardeautier[Dardotje].“, erwiederte Randey frech.

„Weiter im Text, wenn du kannst. Spuckst ja sonst auch so große Töne.“, stichelte Gale belustigt und verschränkte die Arme, irgendwie gefiel ihr diese Seite des Poeten.

„N'importe quand un cracmols apprendra aussi à pratiquer la magie de Jean-Marie Dardeautier.”, fing der Sechszehnjährige an und grinste breiter, als Gale ihre Tasche zu Boden sinken ließ, denn so schnell würde die Schülerin jetzt nicht gehen.
 


 

„C'est pourquoi faites changer sottement, aveugle et stupide je

bien que l'amour puisse signifier la non-raison la folie en plus.

Comme un cœur seulement à l'un veut encore frapper,

aussi la lumière oculaire purement l'avenir se trouverait découvrir,

le cerveau son penchant pour la réalité perd,

aucun art de magie, elle fut malgré des cœurs, suffirait,

au cas où vainc ces uns, plus fort, la mort,

peut fleurir à la vraie sympathie des fleurs.“


 


 

Er hatte geendet, mit Herzklopfen - welches Trommelschlägen glich, blickte sie nervös an. Noch nie hatte ihn ein Mädchen darum gebeten etwas vorzutragen, und bei Merlin, da gab es einige, doch jetzt Gale, denn immer gab es ein erstes Mal, irgendwann. Er hatte es für diese eine Hexe vor ihm gepaukt, und Gale lächelte sanft. Randey hatte schwitzige Finger, nichts hatte ihn bis jetzt so die Nerven geraubt, als diese Begegnung, natürlich hatte er heute seinen ganzen Mut zusammen gekratzt, sich zusammen gerissen und war unvorbereitet aufgekreuzt. Langsam schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, dass er auf halbem Weg zu ihr hätte umdrehen sollen, immerhin hatte er sie gesucht.

„Weißt du, was es heißt?“, kam die nächste Frage des Mädchens und er nickte vage, bereit zu übersetzten und die Hexe hob belustigt die Augenbrauen. Soso er wusste was es hieß.

„Sag bloß, du sprichst fließend.“, doch auf diese Frage schüttelte er den Kopf mit der Begründung:

„Mir hat es gefallen, deswegen wollte ich wissen, was es bedeutet. Und der Sinn spricht mich an.“

Vorsichtig ging er einen Schritt auf sie zu, atmete tief durch und lächelte zaghaft.

„Ich bin dir ein Stück voraus.“, ließ Gale den Jungen wissen und amüssierte sich darüber noch etwas mehr.

„Du bist etwas gemein.“, schmollte Randey und stemmte die Hände demonstrativ in die Seiten. Entschuldigend hielt Gale sich die Hand vor den Mund. Und Radney genoss den Moment, wie sie so ganz anders mit ihm umging als üblich.

„Entschuldige, aber du bist sonst so groß drann.“

Und bei seinen nächsten Worten hielt sie unbewusst den Atem an.

„Du bist meistens so abweisend, dass ich mich frage, warum ich dich überhaupt so mag.“

Gale schluckte. Es war ein Traum, lediglich ein Traum, ein Albtraum und sie musste so schnell wie möglich aufwachen. Nichtsdestotrotz….
 


 

„Irgendwann wird auch ein Squib zaubern lernen von Jean-Marie Dardeautier

Drumm lasst töricht, blind und dumm mich wandeln,

wenn Liebe gleich Wahnsinn und Unvernunft ‘deuten möge.“, Gales Anfang war leicht, nichts hatte sie davon abhalten können, die ersten beiden Zeilen zu übersetzen samt Titel, denn auch sie mochte dieses Gedicht, abgesehen davon, wollte das Mädchen sicher gehen, dass er ihr mit seinem Gehabe keine Lügen auftischte, die sie folglich blind für bare Münze nehmen würde. Wenn nötig, würde sie ihm die Schneid abkaufen.

„Als ein Herz nur einem noch will schlagen,

auch ‘s Augenlicht led’glich Zukunft zu erspähen läge,…“, fuhr der Junge fort und auf sein sonst so gelöstes Gesicht schlich sich Ernst und Anspannung, obwohl das Mädchen vor ihm positiv überrascht schmunzelte.

„…das Hirn seinen Hang zur Realität verliere,

keine Zauberkunst, sei sie trotz von Herzen, würde genüg’n,…“, murmelte sie unentwegt weiter und beachtete seinen gebannten Blick so wenig wie möglich, wobei sie nach den ersten Worten ausschließlich zu Boden blickte. Gale empfand es seltsam, wie ihre Sympathie für Randey William stieg, aufgrund eines arscheinfachen Gedichtes, das sie unzählige Male zuvor auch schon gehört hatte, ihre Mutter predigte es, wünschte es ihr immer für’s Leben, mit dieser Liebe zu wachsen, ein Au-Pair oder Kindermädchen hatte es ihr stets zum Schlafen gehen vorgetragen, warum beeindruckte es sie dann so sehr, dass er es konnte? In ihrem Umfeld kannten es doch so viele.

„…falls diese Eine, stärker, den Tod besiege,

Darf wahrer Zuneigung Blumen blüh’n.“, schloss Randey ab und räusperte sich, dieser kleine Vortrag hatte ihm Spaß gemacht, mit ihr. Und da war sie wieder, diese Stille, welche sich schwer auf sein Herz legte und ihn fast zusammen mit seiner inneren Aufregung erdrückte, weil er nichts hinzuzufügen hatte, weil sie ihn einfach immernoch ansah, seit er wieder begonnen hatte diese Zeilen vorzutragen, weil Gale ihn nicht beleidigte. Vielleicht auch, weil sie nicht davonstolzierte, wie diese ettlichen Male zuvor.
 


 

Schließlich senkte er seinen Blick.

„Auswendig gelernt.“, kam es plump von dem Mädchen, etwas weniger fasziniert als zuvor, da sich ihre Stimmung gelegt hatte, und Randey nickte abermals, natürlich hatte er das Gedicht gelernt, bis der Junge es im Schlafe hätte herunterrasseln können.

„Ich glaube kaum, dass du dich für einen hirnlosen Muskelprotz interessierst.“,

entschuldigte sich William kleinlaut.

„Tu ich auch nicht.“, eine knappe Antwort, und der Zauberer blickte Gale wieder an. Die Schülerin lächelte wieder.
 


 

Es gab Dinge im Leben, Momente, die ein Verstand nicht unbedingt, zwingend, begreifen mochte. Zu jenen Augenblicken zählte der diese.
 


 

Denn da waren sie wieder, die Symptome, das Herklopfen, die Röte, das Kribbeln, die Gale wenige Minuten zuvor bereits schon einmal heimgesucht hatten. Und William, der Pinna, schöpfte Hoffnung und mit zittrigen, schwitzigen Händen einschließlich trockenem Mund hielt er ihr seine Hand entgegen, wesentlich schüchterner.

„Ich mag dich, Gale.“, flüsterte der Junge fast, ehe sie zaghaft seine Hand ergriff und er sie zu sich zog. Randey strich der Schülerin die Haare aus dem Gesicht, betrachtete sie eingehend mit glänzenden Augen, ehe er sich noch einmal traute und seine Lippen vorsichtig auf ihre legte. Als sie ihre Arme schüchtern um seinen Hals schlang und den Kuss unsicher erwiederte, zündete in seinem Magen ein Feuerwerk, und in dem Moment wollte er Gale an sich drücken, sie nie wieder los lassen, doch das Kribbeln in seinen Fingern, die angenehme Wärme, hinderten ihn, nicht weil sie ihn lehmten, oder gar die Geste, nein er genoss schlicht den Moment mit den fliegenden Schmetterlingen in seinem Bauch in diesem Herbst, wo doch draußen alles langsam starb, begann in ihm etwas Neues – es keimte vor Monaten, entwickelte sich zur Knospe mit den Begegnungen und durfte erblühen in der unglaublichsten Situation - mit Gale.
 


 


 

*
 


 

Tosend, pfeifend heulte der Wind über das Gelände. Die Kacheln des Daches schepperten immer wieder, so stark als würden sie jeden Moment davon fliegen. Die hochen Fenster bebten und quietschten. Um kurz vor Mitternacht hatte er sich aus seinem Bett geschlichen, Mitte Juni 2015. Auf leisen Solen stahl er sich in den Gemeinschaftsraum, natürlich hatte er nicht vergessen, dass ihm Dannings diesen Brief zugesteckt sowie er ihn vor zwei Tagen vor der Gewaltigen Eingangspforte angerempelt hatte.

„Komm bei Neumond, wir warten vor der Feder.“, war da drauf geschrieben worden, auf das Pergament. Und im Stillen fragte er sich, was dieser Simon nun wieder ausheckte. Und nun stand er da, vor dieser besagten Feder, dem Zeichen seines Hauses, wenn das Wappentier außer Acht gelassen wurde. Und er war alleine.

„Na endlich.“, hörte er gelangweilt hinter sich sagen und ruckartig drehte er sich um.

„Trödel hier nicht rum, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“, murmelte Dannings, der völlig angezogen vor ihm stand.

„Aber….“, wand er ein und sah Simon seinem Quidditchkollegen nach, wie er den Raum verließ, dennoch konnte er nicht anders als ihm zu folgen.

„Was gibt es zu besprechen, das wir hier nicht auch konferieren können? Immerhin trage ich nur meine Boxershorts!“, doch die Hälfte von dem, was er protestierte, schien sein Sucher zu überhören.

„Die Wände haben Ohren.“, war die knappe Antwort. Er seufzte genervt, konnte ihm denn keiner eine klare Antwort geben? Wie wäre es mit, warum trafen sie sich mitternachts? Weshalb nicht im Gemeinschaftsraum? Oder, wohin wollten sie? So viele einfache Fragen, die sicher irgendeiner der restlichen Anwesenden gut und gerne klären konnte, wenn auch nicht unbedingt Simon.
 


 

Er hätte sich dafür schellen können einfach blind mit zu laufen, mit dem Strom, mit den ganzen anderen Idioten, die Dannings gefolgt waren. Denn nun befand er sich vor der Gewaltigen Eingangspforte und Simon hatte nichts Besseres zu tun als sie sperrangelweit zu öffnen und rauszustapfen, kein Wunder dass sich Dannings angezogen hatte, wie der Rest. Es war Winter, da mussten nicht notwendigerweise dessen Eigenschaften aufgezählt werden, wie bitterkalt oder der Schnee lag kniehoch. Es entfuhr ihm ein kehliges Lachen, denn das grenzte an Irrsinn und die Tatsache, dass er leicht bekleidet wie er war, trotzdem folgte. Was konnte er sich denn schon holen? Etwas Schlimmeres als eine Strafarbeit bei Ravia Foxtra, gab es nicht an dieser Schule und diese Frau lehrte sogar ihren Kollegen gerne noch das fürchten. Hätte er sich jemals eine verbitterte, übergebliebene, alte Jungfer vorgestellt, sie hätte genauso ausgesehen wie diese Lehrerin, sie stellte den Inbegriff des Schreckens dar, mit Sicherheit die schlimmste Lehrkraft des Kontinents.
 


 

Und irgendwann erreichten sie ihr Ziel, den alten Pavillion am Ufer, wo die Weiden durch den Wind gegen die Säulen peitschten. Dannings stellte sich in die Mitte, flüsterte Lumos und setzte sich auf den vom Wetter nassen Boden.

„Und welche besondere Ehre wird mir jetzt zu Teil, da ich in Kauf genommen habe, dass mir womöglich alles abfriert?“, brummte er und setzt sich Simon gegenüber. Er flüsterte ein paar Worte um sich zu trocknen und zu wärmen, denn die Kälte bescherrte ihm Gänsehaut und seine Finger und Füße schmerzten bereits vor Kälte. Es war eine Schnapsidee, die Dannigs ausgetüftelt hatte, da war er sich bewusst, leider etwas zu spät- später als ihm lieb war. Ach, wäre er bloß im Bett geblieben…
 


 

Am liebsten hätte er Dannings das spitzbübische, widerwertige Grinsen aus dem Gesicht gewischt, als er besonnen fragte:

„Poker?“

Er ballte seine Hände zu Fäusten, er wäre ihn so gerne angesprungen, und da hörte er seinen Namen.

„Randey William, lass das! Und du klär uns mal auf, Simon.“, ärgerte sich Geoffrey Stones, der sich gegen eine Säule lehnte, geschält, in schwarzem Mantel mit dem Pinna-Abzeichen, dem saphirblauen Schal, in Stiefeln und seinen Lederhandschuhen. Dabei brach der Sucher lediglich in schallendes Gelächter aus. Es war ja auch wirklich witzig, diese Situation.

„Dannings, bei deinem innig geliebten Schnatz, wenn du nicht bald redest, tu ich etwas, das dir ihn deinen schlimmsten Quidditch-Albträumen nicht wiederfahren könnte.“, drohte Randey und verschränkte die Arme.

„Ich will zukünftig nicht als Mädchen rumrennen, wenn du verstehst, falls doch, lass ich dich das gleiche Schicksal erleiden.“, drohte William noch einmal und sein Gegenüber lachte nur noch mehr – womöglich weil Sechstklässler Fünftklässler nicht ganz so ernst nahmen.
 


 

Sowie er sich wieder beruhigt hatte, meinte Pinna’s Sucher gelassen:

„Wie wäre es mit einer kleinen Wette?“

So so, wegen einer bescheuerten, nichtsnutzigen Sache hatte Randey also seinen Arsch aus dem Bett gehoben, war das Risiko eingegangen von Lehrern erwischt zu werden und… - Schluss damit, geändert konnte es ja doch nicht werden.

„Wenn sie gut ist.“, erwiederte Geoffrey interessiert und trat näher.
 


 

„Ich wette, ihr habt alle nicht so viel Eier in der Hose um mir euren nächsten Stich zu nennen.“, lachte Dannings und William entgleisten für einen kurzen Moment die Züge.

„Für mich hat sich das hier erledigt.“, murmelte der Qidditch-Captain und wandte sich ab.

„Ach Geoffrey, sag bloß, dass du deiner Forsake treu bist!“, erwiederte Simon monoton, mit großen Augen, der Schock saß tief.

„Du hast noch nie geliebt, Dannings.“, informierte ihn Stones leicht aggressiv, als er die Stufen runterstieg und den Rückweg antrat.
 


 

„Einsatz?“, kam es von Randeys Linken, und als er den Jungen erkannte, fragte er ungläubig:

„Du bist doch Zwölf. Nicht etwas jung für solche Spielchen?“

Doch der Junge lachte nur und erwiederte:

„Früh übt sich.“

Ja, Todd Dannings glich seinem älteren Bruder bis aufs Letzte, erschreckend wie abscheulich.

„Eine Kiste Butterbier.“, gab Simon neutral von sich, ein gehässiges Grinsen zierte seine Lippen.

„Libby aus meinem Jahrgang. Libby Owen.“, gab Todd bekannt und blickte zu Randey, der immer mehr glaubte, er sei im falschen Film.

„Und über wen rutschst du drüber?“, ein wissendes Grinsen zierte Simons Lippen, denn ihm war bewusst, dass William höchstwahrscheinlich kneifen würde.
 


 

„Für zwei Steigen Butterbier und drei Kisten Feuerwiskhey lasse ich es dich wissen, Simon.“, er wusste nicht woran es lag, dass er das gesagt hatte, viellecht lag es an der Kälte, vielleicht auch in der Hoffnung, dass Dannings dieser Preis zu hoch sein würde, weswegen er ihm die Hand zum Einschlag hinhielt.

„Gilt.“, wer zögerte, zeigte Angst und Schwäche, deshalb war Simon darauf eingegangen, und Randey wurde sich seines Fehlers schalgartig bewusst, ihm beschlich die Ahnung, er hätte gehen sollen, wie Stones.

„Belvertyford.“, rutschte es William raus ohne lange zu überlegen oder zu warten, hatte er dieses Mädchen namens Gale doch noch nie mit einem Jungen gesehen.

„Und wer ist die Dumme, von der du denkst, dass sie sich von dir schnakseln lassen wird?“, wollte Randey nun bissig wissen.

„Twain wird mich kennen lernen.“, grinste Simon und fügte hinzu:

„Du wirst es nie schaffen Belvertyford zu stopfen, die Kiste gehört mir.“

Unbeeindruckt erwiederte Randey:

„Freu dich mal nicht zu früh. Wart’s nur ab!“

Noch war nicht aller Tage Abend….
 


 

Lichter gingen an. Jemand hatte sie entdeckt. Die Schüler sprangen auf, ohne lange zu fackeln rannten sie los. Sie scherrten sich nicht, ob sie wirklich erwischt werden würden. Randey dachte an ganz andere Dinge, an die Wette, den Einsatz, den Preis. Ja, er hatte ein neues Ziel vor Augen, Gale. Sicherlich war sie nicht unansehnlich. Und er wollte gewinnen, um alles in der Welt, in seiner Welt, möge er lügen, betrügen, ihr etwas vorspielen. Warum denn nicht? Er war jung. Und er wollte seinen Spaß, warum nicht mit ihr? Er war sich sicher, er würde ihn bekommen, mit etwas Zeit und Verständnis, fraß sie ihm schneller aus der Hand, als er zu hoffen vermochte. Und so rannte er in dieser Nacht, dachte nicht an seine Kollegen, jeder war sich selbst der Nächste. Und Gale, ja Hexen wie Belvertyford gab es wie Sand am Meer, würde sie nicht an ihn geraten, einen anderen seines Schlages träfe sie sicherlich, früher oder später, vielleicht, irgendwann.
 


 


 

*
 


 

Die Sonne flutete das Zimmer, ein selten schöner Tag, wenn auch etwas windig im Spätherbst 2016. Das Schuljahr schrieb bereits Ende Mai, das Halbjahr war so gut wie vorbei, als Gale gendakenverloren vor ihrem Schrank stand und sich ein dunkelgraues, knielanges Wollkleid an den Körper hielt, mit schmalen Ärmeln, die fast bis zu den Ellenbogen langten und mit Spange verschlossen wurden. Genervt blickte sie erneut in ihren Schrank, dass das auch immer so schwer sein musste? In diesen Momenten wurde ihr immer wieder bewusst, wie sehr sie Dates hasste. Ein Seufzen entwich ihrer Kehle und etwas deprimiert hing sie das Kleid zurück und knallte die Schranktüren grob zu.
 


 

Warme Hände berührten sachte ihre Seiten und fuhren liebevoll, zärtlich um ihren Bauch, sie zuckte zusammen, schrie kurz auf und reckte ihren Kopf zur Seite, hielt inne, als sie weiche Lippen auf ihrer Wange versprüte. Sie stutze, sowie sie in warme braune Augen blickte.

„Randey, was um alles in der Welt machst du hier in den Mädchenräumen, und vor allem in meinem Zimmer?“, Gale ließ die Schulter hängen und drehte sich langsam zu ihm um.

„Ich hatte Sehnsucht nach dir.“

Und dann drückte der Schüler ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Ich weiß zwar nicht, wie du das Passwort zu Belvery erfahren hast, aber dafür, wie du deinen Arsch hier raus bewegst!“, knurrte der Elfjährige, Gales Bruder, stand rasend in der Tür und zeigte zornig funkelnd nach draußen.

„Oder soll ich nachhelfen?“, zischte er und holte seinen Zauberstab hervor. Das Mädchen riss sich von ihrem Freund los und keifte:

„Raus du kleine Ratte!“

Doch der Junge erwiederte lediglich trocken:

„Nur wenn er auch verschwindet“, und winkte abwertend mit dem Stück Holz in seiner Rechten zu William.

„Wir sehen uns später, ich muss mir sowieso noch etwas anderes anziehen.“, verabschiedete Gale ihren Gegenüber, küsste ihn flüchtig und schob ihn sanft Richtung Tür.

„Du siehst auch so fantastisch aus, Schätzchen.“, bemerkte der Pinna lächelnd und ging widerwillig mit dem Jungen mit. Durch die Gänge, den Gemeinschaftsraum, bis zum Gang, endlich blieben sie stehen.
 


 

Randey William sah den Jungen vor ihm an, der bissig, unruhig auf und ab trabte.

„Was hast du eigentlich?“, rutschte es ungehobelt aus dem Älteren und erhielt nur einen stechenden Blick als Antwort. Der Schüler aus dem Hause Pinna sog die Luft ein und drehte den Kopf weg, schließlich verschränkte er die Arme und blickte auf den Zauberer des Portraits, hinter dessen Rahmen sich der Eingang Belverys verbarg. Zwischen den beiden Schülern herrschte eisige Stille, und nach kurzer Zeit driftete Randey langsam mit seinen Gedanken ab. Er fragte sich, warum ausgerechnet Gale in ein solches Haus gekommen war, warum sie zuerst so ein Schutzschild gegen ihn aufgebaut hatte, was ja eigentlich berechtigt war, nur wusste sie dies ja nicht. Und er wollte wissen, warum er es hatte überhaupt brechen können…. Ein paar Schüler traten an ihnen vorbei, mit verhassten Blicken waren sie Randey begegnet. Langsam nistete sich eine weitere Angst in ihm ein. Wieso hatte sie ihm eine Chance gegeben, wenn fast alle in diesem Haus Rassissten waren?
 


 

„Du hast dich nicht in den Mädchenschlafzimmern aufzuhalten. Schon gar nicht in dem meiner Schwester.“, brummte der Junge irgendwann, würdigte Radney allerdings keines Blickes, er mochte ihn nicht sonderlich.

„Na hör mal, ich bin mit ihr zusammen!“, empörte sich William und seine volle Aufmerksamkeit schenkte er dem Elfjährigen.

„Dann hoffe mal, dass ihr Vater das nicht erfährt, denn in unserer Familie hat noch niemand, niemals ein Schlafzimmer des anderen Geschlechts betreten, es sein denn sie wären verheiratet.“, informierte der Junge, der einen grünen Pulli trug. Und Randey sah ihn geschockt an, er stutzte, war überfordert, langsam schob sich sogar eine Augenbraue in die Stirn. Unwillkürlich schlich sich die Frage in ihn:

„Wie ist denn der drauf?“
 


 

Als der junge Bervertyford verstand, dass es sein Gegenüber eben das nicht tat, redete er weiter:

„Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat. Lass die Finger von ihr.“

Nun war er weder laut, noch gehässig, viel mehr beschrieben Adjektive wie ruhig, geduldig und monoton ihn. Randey William konnte nicht anders, als sich vor ihn zu stellen. Natürlich war er sauer, weswegen er auch mit der Faust das Kinn des Jungen hob und verärgert murmelte:

„Warum, weil sie mich liebt?“

Doch der Junge lachte nur bitter, verschränkte die Arme und erwiederte gehässig:

„Du schadest ihr.“

Wütend schnaubend entfernte sich Randey, ging langsam im Kreis, überlegend wie der Zweitklässler auf so eine absurde Idee kommen könnte, bis er eben jenen schließlich aggressiv Aufmerksamkeit schenkte und mit Nachdruck fragte:

„Ach ja?“

Belvertyford verschränkte die Arme und musterte den Sechstklässler geduldig. Woher sollte William auch ahnen, mit welcher Familie er sich angelegt hatte?

„Typen in deinem Alter wollen nur das eine.“

Das war zu viel, eine Frechheit, Randeys linke Augenbraue zuckte, als er das von dem kleinen Bruder Gale’s gehört hatte. Die Worte, so ruhig und leise, welche erst beinahe überhörte hatte, hallten in ihm wieder und dann legte der Pinna den Kopf schief und interessiert murmelte er:

„So, und du… glaubst du, du wirst einmal anders, oder wie? …. wenn du so alt bist wie ich. Abgesehen davon, dass ich deine These verneine.“

Der Blick des Elfjährigen richtete sich auf den wütenden Scott Swarres und Minuten verstrichen, bis William glaubte keine Antwort mehr zu bekommen, stellte Belvertyford den Satz in den Raum:

„Ich bin es schon.“

Und Randey verstand ihn nicht, denn der Junge hatte sein Leben, seine Pubertät noch vor sich, er würde erst noch erfahren, was es heißt sich zu verlieben. Wie konnte er jetzt schon davon ausgehen bei ihm würde es anders laufen? Auch Gale‘s Bruder würde Herzen brechen, die ihm nichts bedeuteten, auch wenn er es nicht wahr haben wollte.

„Weil?“, kam eine weitere belustigte Frage vom Pinna Schüler. Randey schmunzelte, der elfjährige Junge hatte interessante Ansichten, das bemerkte er immer wieder, wenn er ihm begegnete, genauso wie dessen Schwester. Wieder schlich sich die Stille um sie, kleidete sie in eine Hülle aus Kälte, Geringschätzung des jeweils anderen und Anspannung, lediglich der Junge brach sie wieder nachdem er all seinen Mut zusammengekratzt hatte, denn schwermütig, leise, unnatürlich ruhig, informierte er Randey erneut:

„Ich nicht deine Eltern habe.“
 


 

Amüsiertes Lachen hallte den Flur entlang. Randey William kamen die Tränen, nicht seine Eltern, natürlich hatte er nicht seine Eltern, das würde ja bedeuten, Gale wäre auch seine Schwester – wie abartig. Doch der Zweitklässler blieb ruhig.

„Eine idioitische, absurde Begründung….“, murmelte der Pinna und wischte sich die Tränen aus den Augen, ehe er fortfuhr.

„Das heißt, du wirst dich niemals mit einem Mädchen einlassen, nicht nur weil du sie möglicherweise irgendwann verletzten könntest, sondern auch wegen deiner Alten?“

Mit undefinibarem Blick begegnete ihm der Junge. Sei es eine Mischung aus Trauer, Ernst, Wut, jedoch zischte Belvertyford ruhig:

„Mister Randey William, Sie sind unhöflich. Denken Sie daran, dass Sie von den Eltern Ihrer Freundin reden.“

Und da war sie, die unglaubliche Distanz, die der Junge aus dem Nichts erbaut hatte – zu seinem Gegenüber sowohl seiner Familie. Der ältere Schüler schluckte, schämte sich etwas und ihm wurde bewusst, dass Gale zwar viel Zeit mit ihm verbrachte, er aber kaum von ihr etwas wusste, nichts von ihrer Familie. Als er den Jungen nochmal ansah, waren die Emotionen aus seinen Zügen bereits verschwunden und ihm schien, als sähe er in die toten Augen einer reglosen Puppe, leblos, als hätte es so etwas wie Kindheit nie gegeben, allein bei dem Anblick, spürte er die unglaubliche Last, die die Eltern ihren Kindern abverlangen mussten, auch wenn Randey noch nicht verstand, wie diese aussehen mochte.

„Aber meine Frage hast du immer noch nicht beantwortet, Belvertyford…“, erwiederte der Schüler reuig, weil er keine Entschuldigung hervorgebracht hatte, „Belvertyford….“

Verdammt, wie hieß der Junge mit Vornamen? Ungerührt fuhr der Kleine fort:

„Nein. Ich werde mich bis zur Hochzeit mit keiner einlassen. Will die heiraten, die die Eltern deiner Freundin aussuchen. – wie ein Tier arbeiten…“

Bevor er weiterreden konnte, unterbrach ihn der Pinna.

„Stopp, stopp, stopp stopp….“, schützend hielt sich Randey die Händey vor, denn der Junge hatte ohne Punkt und Komma geredet, er brauchte Luft zum atmen und blickte den Zweitklässler nur irritiert an:

„Was wird aus dir? Willst du dich nicht verlieben und glücklich werden?“

Die Frage brannte auf der Zunge, doch Williams Gegenüber zeigte noch immer keine Regung, kein Gefühlsausbruch, rein gar nichts.

„Ich glaube kaum, dass meine Frau mit mir glücklich wird…“

Randey unterbrach ihn wieder:

„Ich rede nicht von ihr, sondern von dir.“

Der Belvery holte Luft, denn der Freund seiner Schwester verlangte das Schlimmste seit langem.

„Jeder hat im Leben seine Pflichten, keine Rücksicht auf Verluste, Träume, Wünsche… was auch immer dir noch einfällt. - Und sei stolz auf deine Eltern, ich hätte mich nie getraut irgendwem dreinzureden.“

Und dann wandte sich der Junge ab.

„Belvertyford…“, begann William und der neue Treiber wandte sich wieder um und sagte schlicht:

„Vielleicht werde ich Herzen brechen, nicht wie du, ich bin kein Schwebeflügler im Wasser… Mich bekommt man nicht an die Angel – dafür werde ich sorgen.“

Und Randey bemitliedete den Jüngeren, seltsam schwer wurde es in seiner Brust, weil er daran dachte, dass seine Eltern stets das Beste für ihn wollten, wonach strebten also seine, wenn nicht nach Glück, Geborgenheit und Liebe?

„Entschuldige mich, ich gehe in die Bibliothek, denn die Aufgaben schreiben sich nicht von alleine.“, sprach der im grünen Pullover und wandte sich gänzlich ab.
 


 

Randey lauschte den ruhigen Schritten von Gale’s Bruder, er wollte noch etwas fragen, allerdings schnürte ihm die Angst vor der Antwort die Kehle zu.Und als zarte Finger nach seiner Hand griffen, blickte er zur Seite, seine Freundin hatte er gar nicht kommen hören.

„Stör ich? Hab ich etwas Wichtiges verpasst?“, fragte die Schülerin unsicher und strich ihr braunes, beinahe dunkelblondes, schulterlanges, glattes Harr nach hinten. Randey schüttelte den Kopf und erwiederte als er sie einmal um die eigene Achse drehte:

„Du siehst hinreißend aus!“

Das war sie auch, in diesem dunkelgrauen Kleid, das sie zuvor noch resigniert zurück in den Schrank wandern hatte lassen, mit einem smaragdgrünen Rollkragenpulli mit langen Ärmeln. Dann umarmte er sein Mädchen und ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sich schwor, mehr über sie erfahren zu wollen, mit ihrem Bruder abermals zu reden und das Leben zu genießen.
 


 


 

*
 


 

Es fror ihn, obwohl er Handschuhe trug. Er blickte sich um. Wenige Meter weiter hockte Gale im frisch gefallenen Pulverschnee und formte Bälle.

„Die halten nicht, falls du mich damit abschießen willst.“

Und seine Freundin lachte. Der Sechzehnjährige begann zu schmunzeln, als sie mit einem für ihn umwerfenden Lächeln zu ihm kam und sich bei ihm einhakte.

„Ich weiß.“, säuselte Gale mit sich zufrieden, wohlwissend, dass sich bei ihm gerade die Nackenhaare aufstellten. Und dann rieb sie ihm mit dem bitterkalten Weiß das Gesicht ein. Ihr glockenhelles Lachen ließ ihn noch immer schmunzeln, auch wenn es eher einem schiefen Grinsen glich und er sich schon auf Rache besann. Ihr Lachen verstummte, ein schreckhaftes Quieken entwich ihrer Kehle, als sie sich am Boden liegend wieder fand, ihr Freund auf ihr und ihr damit drohte, den Schnee in seiner Hand ihr ins Gesicht und unter den Pulli zu reiben. Sie blickte ihn mit großen Augen an und Randey wurde sanft.

„Ach weißt du was? Scheiß drauf.“

Achtlos warf er den Schnee über seine Schulter, anschließend richtete er vorsichtig ihr Stirnband und legte seine Hände auf ihre Wangen. Gale’s Herz schlug ihr bis zum Hals, denn so nahe waren sie sich noch nie gewesen und zögerlich schloss sie ihre Augen.
 


 

Schließlich legte er seine Lippen auf ihre, behutsam, sanft. Der Kuss war so vieles, rau, aufgrund der von Kälte spröden Lippen, wurde stärker, verlangender, wollender, schmeckte salzig. Und ihre Hände lagen lediglich auf seine Brust. Bis William seine Arme um ihre Taile schlang und sie zu sich in die Luft drückte, erst da klammterte sich Gale um seinen Hals. Die Finger kribbelten, nicht vor Kälte. Die Wärme explodierte in ihrer Brust, nicht durch Taubheitsgefühl. Und sowie seine Zunge über ihre Lippen strich, ver lor sich die junge Schülerin völlig, er schmeckte süß, dieser Kuss, ihr erster richtiger Zungenkuss. Sie wusste nicht wie lange sie sich küssten, generell verlor sie jegliches Zeitgefühl, wenn er so mit ihr umging, und sie empfand es als schön, als seine Finger wieder gierig durch ihr Haar strichen.
 


 

Nach einer scheinbaren kleinen Ewigkeit löste er sich nach Luft japsend von ihr und dem Mädchen war unbeschreiblich heiß, nein so hatten sie sich wirklich noch nie geküsst – so verliebt, wild oder gierig und dieser Kuss ließ sich durch all diese Adjektive beschreiben, schön allem voran.
 


 

„Du bist ja total rot geworden!“, lachte Gale und betrachtete die äußerst gesunde Gesichtsfarbe ihres Freundes, samt der Ohren, die sich gerötet hatten. Verlegen murmelte Randey, während er mit dem Zeigefinger ihre Nasespitze berührte:

„Aber du musst reden. Hast doch selber davon rote Wangen bekommen.“

Dann strich er wieder eine Strähne aus ihrem Gesicht.

„Das ist nicht war, das ist die Kälte!“, protestierte Gale kleinlaut und ihr Teint wurde noch kräftiger. Sie sahen sich an und die Schülerin streichelte ihm durchs kurze, strubbige Haar.

„Dann bin ich also der Einzgie, den das nicht kalt gelassen hat? Gut, das lässt sich ändern.“, dann beugte er sich wieder zu ihr herunter. Und bevor er sie nocheinmal küssen konnte, flüsterte sie:

„Ich gebe mich ja schon geschlagen…“

Auch dieser Kuss wurde schön, wenn auch wieder ganz anders, als der vorige, und nicht so lange. Schließlich zog er sie auf die Füße und zog Gale in die nächste Umarmung. Es war nicht nur seine Freundin, die die Winterferien unvergesslich für Randey machten, nein, in diesem August wagte er einen weiteren Schritt, denn er nie bereuen würde, egal wie er ausgehen möge.

„Ich liebe dich.“, waren seine leisen Worte gewesen, die er in ihr Haar gehaucht hatte. Und die Fünfzehnjährige ließ ihn wissen, als sie ihre Arme um ihn schlang, dass sie genauso fühlte.
 


 


 

*
 


 

Gale Belvertyford saß auf einer großen Couch in einer Decke eingehüllt und unterhielt sich schleppend mit Mister William, nicht weil es sie nicht interessierte, nein, ganz und gar nicht, die Aufregung hatte sie gepackt, als sie hier alleine dasaß. Die Uhr schlug halb Acht und keine Spur von Randey. Wie sie in diese Misäre geschlittert war? Ganz einfach…
 


 

„Mum! Dad! Wir sind wieder da!“, schrie der Pinna, als er die Haustür eine Stunde zuvor aufgeschlossen und aufgerissen hatte, während er Gale’s Hand hielt, die er partout nicht loslassen wollte. Seine Freundin hatte diskutiert, an seinem Arm gezerrt und an seinen Verstand appelliert, er könne sie doch nicht nach so kurzer Zeit seinen Eltern vorstellen, ganz zu schweigen von den Konsequenzen, die beide zu tragen hätten, wenn ihre Eltern erst einmal davon Wind bekämen – dass sie den Tag mit ihm genossen hatte, stritt sie nicht ab, aber bei dieser Angelegenheit bekam sie kalte Füße. Und wie sie in den Garten getreten waren, verstummte Gale völlig. Seine Mutter kam um die Ecke gebogen, als Randey sich die Schuhe auszog und seiner Freundin aus dem Mantel half.

„Ihr seid doch wahnsinnig! Völlig durchgefroren! Ab unter die Dusche!“,

schimpfte Mistress William, ohne ein weiteres Wort des Grußes. Gale wollte noch etwas erwiedern, aber da hatte Randey sie auch schon weitergeschoben, durch den Flur ins Bad.

„Aber wir können nicht-“, schrie die Fünfzehnjährige und spürte seine Lippen wieder einmal auf ihren.

„Ich bring dir ein paar Sachen.“, dann strich er durch ihr nasses Haar.

„Außerdem wird in diesem Haus nicht gezaubert, abgesehen davon, dass du noch gar nicht darfst.“, fuhr er fort, als er merkte, dass sich Gale mit einem Zauber einfach trocken hexen wollte.

„Bin gleich wieder da.“, und dann fiel die Tür ins Schloss. Ein mulmiges Gefühl beschlich Gale, die paar Minuten, in denen sie in diesem fremden, weiß verfliesten Bad stand, mit den blauen Badelaken und Teppichen.
 


 

Die Tür schwang wieder auf und Randey hatte ein paar Sachen in der Hand.

„Hier, das kannst du anziehen, wenn du magst.“, meinte er und hielt es ihr hin. Noch bevor sie auch nur danach greifen konnte, lachte er natürlich weiter:

„Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn du nackt rumrennen würderst.“

„Wie bitte? Das denk ich mir, würde dir so passen!“, wehrte sich die Schülerin und stemmte ihre Hände in die Hüften. Endlich drückte ihr Randey die Kleidung in die Hand.
 


 

„Ist das nicht eine…“, stotterte die Fünfzehnjährige als sie ungläubig die Boxershorts betrachtete.

„Ja, was soll ich sagen, meine Mutter ist die einzige Frau im Haus. Abgesehen davon, würden dir die Sachen sowieso nicht passen, und ich muss gestehen…“, Randey legte eine Kunstpause ein, in welcher Gale dachte, dass er ihr gestehen würde, wie sexy er nicht Frauen in Männerkleidung fände.
 


 

„Ich seh mir zwar Slips, Tangas, Bhs ecetera pp an Frauenkörpern sehr gerne an. Aber ich finde sie nicht so unwiderstehlich, dass ich mir selbst solche Dessous kaufen würde….“, er grinste, bis über beide Ohren und Gale stieg die Röte ins Gesicht. Das Mädchen nahm all ihren Mut zusammen und fragte mit einem ganz gewissen Unterton:

„Also würdest du nie für mich einen sündigen Tanga anziehen?“

Gale hatte alle Mühe nicht los zu prusten, mal abgesehen davon, dass ihr diese Frage jeglichen Mut abverlangte.

„Sag das ja nicht, irgendwann könntest du es bereuen.“, erwiederte ihr Freund ernst und nichts hielt die Schülerin mehr, als sie hemmungslos zu lachen begann und entgegnete:

„Bitte verschon mich!“

Radney drückte sie an sich, küsste ihre Stirn und murmelte:

„Ich zeig dir jetzt noch kurz ein paar Sachen und dann ab unter die Dusche mit dir, nicht dass du mir noch krank wirst…“
 


 

Er entfernte sich wenige Schritte von ihr, kramte in einem Fach und holte schließlich einen Fön hervor.

„Das ist doch ein Muggelgegenstand, den darf man nicht verwenden. Du kennst doch die Gesetze, hast mir eben noch davon gepredigt.“, ungläubig sah Gale sich den Apparat an, so etwas hatte sie noch nie gesehen.

„Erstens, ist unser Land mit der Benutzung und dem Besitz von Muggelartikel noch recht happig, ich weiß, andere Länder sind schon wesentlich weiter, was das angeht…. Zweitens befindest du dich hier auch in einem Muggelhaushalt. Also wird dir nichts ausbleiben.“, informierte der Junge sie und erklärte ihr das Gebläse. Anschließend legte er ihr noch Handtücher hin und mit den Worten, war er auch schon draußen:

„Bedien dich, nimm was du willst.“

Natürlich hatte er auf die Pflegeartikel in der Dusche gezeigt.
 


 

Sowie sich Gale sicher war, alleine zu sein, steckte sie ihre Nase in den Stoff. Und mit Freude stellte sie fest, dass er nach Randey roch. Noch ein paar Minuten blieb sie so stehen, schließlich fiel ihre Kleidung zu Boden und die Schülerin drückte die Schiebettür aus Milchglas zur Seite. Das Wasser prasselte auf sie herab und irgendwann, hatte sie sein Shampoo gefunden – sie liebte seinen Geruch.
 


 


 

*
 


 

Und nun saß sie mit seinem Vater im Wohnzimmer, Radney selbst stand nun unter der Brause, und sie wartete geduldig, aber nervös auf ihn. Das Mädchen konnte nicht verleugnen, seine Eltern waren nett, sehr nett sogar, sein Vater bemühte sich mit ihr viel zu reden, über die Schule, ihre Interessen, ob sie auch Quidditch spielte, allerdings wurden sie nicht so warm, und seine Eltern nahmen es ihr nicht übel, da sie es der jungen Belvertyford anmerkten, wie aufgeregt sie war. Endlich kam Randey ins Zimmer, als seine Mutter Gale einen Häfen Tee reichte. Natürlich setzte er sich neben seine Freundin. Sie jausneten anschließend und Mistress William sprach lange mit dem Mädchen, bis sie zu ihrem Jungen lachend sagte:

„Das Mädchen behältst du dir, sie ist so nett!“

Beschämt hatte Randey seine Freundin angesehen. Er hatte wirklich liebevolle Eltern, pflegte ein ganz anderes Verhältnis, als sie zu ihren. Gale mochte sie, wirklich, auch wenn sein Vater muggelstämmig war und seine Mutter rein gar nichts mit Zauberei zu schaffen hatte, genoss sie jede Minute mit dieser Familie. Gale war nicht voreingenommen, sie fürchtete sich nur schon vor dem Tag, an welchem ihre Eltern erfahren würden, dass sie sich für jemanden entschieden hatte, der alles andere als den Prinzipien ihres Vaters entsprach.
 


 

Sie saßen lange beisammen und irgendwann nahm Randey sie an der Hand und murmelte:

„Komm mit, ich zeige dir was.“

Lächelnd führte er sie durch die Gänge in den zweiten Stock.

„Was wird das, wenn‘s fertig ist?“, wollte Gale neugierig wissen und blickte ihm so gut es ging über die Schulter. Er lachte und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken, ehe er meinte:

„Lass dich überraschen!“
 


 

Schließlich blieb er stehen und öffntete eine Tür. Seiner Freundin stockte der Atem und wich zurück.

„Versteh mich nicht falsch aber… das ist dein Zimmer.“, murmelte sie etwas ängstlich, doch er lachte nur gelassen und erwiederte:

„Ich weiß.“

Dann blickte Randey Gale an und drückte sie an sich.

„Randey, wir können nicht…“

fing sie an, nervös mit leiser, tonloser Stimme.

„Was können wir nicht?“, wollte er wissen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er begann ihren Hals zu küssen.

„Was werden deine Eltern denken?!“, fuhr die Schülerin ihren Freund nun erbost an und schob ihn so gut es ging weg.

„Dass wir für uns sein wollen?“, murmelte er und verstand ihr Problem nicht.

„Aber…“, begann die Fünfzehnjährige und ihr blieb die Luft weg, blickte nur in sein Zimmer, einem Muggelzimmer, nichts Magisches in jeglicher Hinsicht. Randey drückte sie wieder an sich und flüsterte in ihr Ohr.

„Wenn du Angst hast, dass ich dir an die Wäsche gehe, dann sei beruhigt. Wir haben alle Zeit der Welt.“, wisperte der Junge gedämpft und küsste ihr Haar. Augenblicklich wurde Gale wieder ruhiger und drückte sich etwas an ihn, schlang ihre Arme um seinen Rumpf und schloss kurz die Augen.

„Ja…“, nuschelte das Mädchen glücklich und blickte ihm dann ihn die Augen. „Vertrau mir.“, lächte Randey und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Es folgte ein Kuss, feurig, leidenschaftlich, innig, allerdings sowie sich ihre Lippen zart berührten, war Gale bereit ihm zu glauben, ihm alles zu glauben, mit dem Wissen, dass es eine Lüge sein würde und dass sie mit dieser Lüge leben würden, für eine gewisse, unbestimmte Zeit. Und ihm war es ebenfalls bewusst, jedoch aus anderen Gründen…
 


 

Und dann kam seine Mutter, die matt lächelte, als sie die beiden Turteltauben erblickte, und fragte:

„Ich dachte, du willst vielleicht Kinderfotos sehen?“

Mistress William sah Gale an, die sofort begann strahlend zu lächeln.

„Natürlich!“, freute sich die Schülerin, während ihr Gegenüber jammerte:

„Mutter, musst du mich blamieren!“
 


 

Um kurz vor Elf läutete es an der Haustür. Randeys Vater öffnete irritiert.

„Guten Abend Mister William.“, meldete sich ein kleiner Junge, der seine graue Schieberkappe zog.

„Abend mein Junge, gibt es ein Problem?“, wollte der Mann wissen, und der Junge schüttelte den Kopf.

„Ich komme um meine Schwester abzuholen, Sir.“, erwiederte der Knabe und trat ein, sowie es ihm der Mann anbot. Auf dem Weg zum Wohnzimmer erklärte der Minister, dass sie sich noch einen Film angesehen hatten, deswegen…
 


 

Der Junge beugte sich leicht nach vor zum Gruß, wie er Mistress William erblickte, streckte ihr die Hand entgegen, die sie schließlich schütelte, und sagte:

„Ma’am.“

Dann wanderte der Blick des Jungen zum Sofa, auf welchem seine Schwester mit ihrem Freund friedlich aneinander kuschelnd schlief. Der junge Belvertyford räusperte sich und weckte das Mädchen. Gale rieb sich die Augen und blickte ihren Bruder irritiert an.

„Was machst du denn hier?“

Doch der Junge streckte lediglich den Rücken durch und erwiederte:

„Warum bist du noch nicht zuhause? Sei froh, dass er noch in der Arbeit sitzt, und vom deinem Fehlen noch nichts mitbekommen hat.“

Das Mädchen setzte sich auf, blickte über die Schulter zu Randey, der sich auch langsam wieder rührte. Sanft strich ihm Gale durchs Haar und stand auf.

„Ich habe den Tag mit Ihnen wirklich genossen.“, verabschiedete sich das Mädchen, bemerkte den unterkülten Blick ihres Bruders und ging mit ihm zur Tür.
 


 

Als Randey wach wurde, sprang er auf, rannte nach draußen, doch die beiden waren nicht mehr zu sehen. Gale war gegangen, ohne ihm ‚bis bald‘ zu wünschen, er nahm es ihr einerseits nicht übel, andererseits dann doch. Sie war doch sein Mädchen.
 


 


 

*
 


 

Die Zeit verstrich und es wurde Oktober, als der junge Belvertyford erneut auf William traf. In der Bibliothek, welch ein Zufall, welch ein verhängnisvoller Ort, setzte sich Randey zu dem Belvery-Schüler, der nur vertieft in sein buch starrte. William war sich nicht sicher, ob er ihn bemerkt hatte. Schließlich, blickte der junge mit den grün-grauen Augen, die Gale‘s so ähnlich waren auf und grüßte neutral: „Tag.“

Der Pinna räusperte sich, setzte sich aufrechter hin und wollte erfahren, nachdem er dem Jungen zugenickt hatte:

„Bin ich deswegen schlecht für sie, weil sie mich liebt und ich noch nicht an das Läuten der Hochzeitsglocken denke?“

„Was soll die Frage?“, erwiderte der Jüngere und blickte abermals nur starr in sein Buch, das Kindliche schwand dem Zwölfjährigen immer mehr. Letzlich klappte er es zu und legte es zur Seite.

„Nun ja, ich denke immer wieder an unser Gespräch…“, druckste Randey etwas nervös, weil er endlich Klarheit wollte, weil ihm der Junge suspekt war, da er nicht dem Normalem entsprach, und er wollte endlich wissen, mit welcher Familie er sich eingelassen hatte.

„Ich sage es mal so, sollte Gale dir wirklich so wichtig sein, wie du behauptest, musst du beim zukünftigen Schwiegervater punkten, ansonsten wirst du wohl nie in seinem Haus willkommen sein.“, begann Belvertyford, und Randey fiel auf, dass er weder das Wort Schwester noch Vater verwendete, auch nicht die Treffen zuvor, er hattees immer anders umschrieben. Die Augenbraue des Sechzehnjährigen hob sich fragend, interessiert und gespannt lauschte er weiter.

„Lerne Fremdsprachen, Latein, Französich, Chinesisch, Spanisch, Russisch, was auch immer. Es würde dir helfen, auch wenn du sie bis zum ersten Treffen vielleicht nicht perfekt beherrscht, es würde Mister Bevertyford zumal etwas gnädig stimmen.“

Randey blinzelte irritiert, natürlich sprach er junge von seinem Papa, aber warum sprach er nicht über ihn als Vater?

„Dein Vater?“, wiederholte Der Pinna und als der Junge kurz nickte, forschte er nach:

„Kannst du irgendeine dieser Fremdsprachen?“

Wieder nickte der Junge, antwortete monoton:

„Fließend, und noch mehr. Allerdings nicht genug, sieben Fremdsprachen reichen nicht.“

Ein hohes Lachen entwich der Kelhe des Älteren.

„Ein guter Witz. Das ist doch nicht dein Ernst!“ – „Doch.“

Randey blickte ihn wieder an.

„Wem genügt es nicht?“, wollte er nun wissen, doch als der Junge nichts erwiederte, fragte er erneut:

„Deinem Vater?“

„Sie sagen es.“, informierte Belvertyford tonlos und warf einen kurzen Blick auf sein Buch.

„Aja…“, stammelte Randey fassungsos und betrachtete den jungen skeptisch, das war doch sicher eine Lüge, alerdings fand er keine Hinweise, die dies verraten könnten, leider, weswegen William seufzte. Dann blickte er dem Jungen wiedder in die Augen und als dieser wieder den Blick erwiederte, fragte der Braunhaarige:

„Soll sonst noch worauf achten?“

Er wusste, er hörte sich sarkastisch an, aber dass glich doch Irrsinn!

„Mausern Sie sich doch zum wandelnden Lexica, würde Ihnen sicher helfen.“, murmelte der Junge und griff wieder zu seinem Buch. Randey schmunzelte und lehnte sich mit Verschränkten Armen nach vor:

„Du siezt mich andauernd, lass das doch.“

Belvertyford seufzte und blickte auf sein Buch, das er just aufschlug,

„Dann fang doch mit was einfacherem an und werde Jahrgangsbester. Hundert Prozent in jedem Fach oder ähnliches… Einen Streber abzugeben dürftest selbst du hinbekommen.“

Randeys Augenbrauen wanderten in die Höhe, Skepsis spielte sein Blick, mit Unglauben gemischt und völlig überfordert, wollte er sich gerade vergewissern, dass er sich verhört hatte, als Belvertyford fortfuhr:

„Und leg dir ein richtiges Haustier zu, eine Schlange, zum Beispiel, muss ja nichts Giftiges sein.“

Und dann überflog der Junge die Seiten.

„Fertig?“, spie William, dem bei dem Gedanken alles erfüllen zu müssen schlecht wurde, was allerdings sein Gegenüber nicht bemerkte.

„Erweitere deine Interessen, Quidditch reicht nicht aus. Spiel doch ein Instrument, Streichnede Trompete wäre keine besondere Herausvorderung.“

Der Pinna fuhr sich etwas verzweifelt durch die haare, während der Zwölfjährige eine Seite umblätterte.

„Sonst noch etwas?“

Belvertyford blickte ihn prüfend an, er überlegte kurz und antwortete:

„Dein Vielleicht-Schwiegervater spielt gerne Schach.“

Und da war wieder dieser Moment, in dem sich der Sechzehnjährige fragte, warum der Junge nicht einfach Papa sagte. Warum schob er Familiäres einfach so von sich? Sowie Belvertyford den irritierten Blick des Älteren bemerkte, lachte er:

„Na, sieh mich nicht so an, aus der können wir ja schlecht einen Parselmund machen!“

„Sehr witzig, danke.“, brummte William sarkastisch, als ob sich das irgendjemand trauen würde. Spätestens jetzt, wusste er, dass Gale’s Bruder mit ihm flunkterte.

„Ich hex‘ dir schon keinen Horkrux an, keine Sorge.“, informierte der Jüngere und der andere Schüler begann schallend zu lachen, scherte sich nicht, ob oder wer ihn hörte.

„Du bist verrückt.“, entgegnete Randey, sowie er sich wieder etwas beruhigt hatte. Dann winkte er zum Abschied und meinte, ehe er aufstand:

„Ich halt dich auch schon nicht mehr länger auf.“

Der Junge mit den graugrünen Augen nickte kurz und wandte sich wieder seinem Buch zu und verabschiedete sich ebenfalls:

„Versprich mir eines, bring Gen[Tschen] niemals zum Weinen, sonst bereust du es.“

Aprubt blieb der Braunhaarige stehen und wandte sich zu seinen Gesprächspartner, verwirrt stotterte er.

„Wen?“

Dem Jüngeren entfuhr ein genervtes Seufzen, ehe er sprach:

„Meine Schwester, deine Freundin. Kennst du ihren Vornamen nicht?“

Doch Randey verstand nicht un dmurmelte leise:

„Gale?“

Und dann verstand der Zweitklässler, seine Augenbrauen hoben sich etwas und er berichtigte:

„Das ist bloß ihr Spitzname, welcher bedeutet: ‚Sturm‘ oder ‚Freude des Vaters‘. Und den trägt sie zu Recht, denn sie ist des Vaters ganzer Stolz.“

Und der Pinna kratzte sich am Hinterkopf, denn die anfangs so neutrale Stimme des Jungen war immer bitterer geworden.

„Ist dein Vater nicht stolz auf dich?“

Es kam eine lange Pause und Randey wurde immer schwerer ums Herz, denn mit jeder Sekunde, die verstrich, glaubte er ein eindeutiges Nein zu hören.

„Nicht jeder kann den Anforderungen gerecht werden, William. Und nun muss ich zu meinem Kurs.“

Dann stand der Junge auf, packte in einem Hurra seine Sachen zusammen und verschwand in Windeseile. Und Randey blieb mit mehr offenen Fragen zurück, als er gekommen war, denn wieviel hatte wirklich den Tatsachen entsprochen?

„Das ist ein Witz! Ein verdammt schlechter! “, schrie der Sechstklässler ihm nach und die Antwort folgte im Nu:

„Ich neige zu Schwarzem Humor, gewöhn dich dran.“
 


 


 

*
 


 

Ehe sie sich versah, wurde es wieder Sommer, das Jahr ging zu Ende, und ihr Freund würde sein Abschlussjahr beginnen. Weswegen sie sich auch Anfang Dezember zusammensetzten und ein erstens Wort miteinader redeten.

„Du hast gesagt, es wäre wichtig.“, begann Randey und blickte ihr erwartungsvoll und auch etwas verträumt mit seinen brauen in ihre grüngrauen Augen. Gale nickte schwach und krallte ihre Hände in ihren Rock.

„Du bist gut, immerhin sind wir fast ein Jahr zusammen, und ich frag mich schon wie es weitergeht… Was soll ich denn meinen Eltern sagen, wenn… ich mein, sie wissen ja immer noch nichts von dir und…“

Sie stoppte, als er ihr einen Finger auf die Lippen legte.

„Macht doch nichts, ich lerne sie schon noch kennen.“, erwiederte William schmunzeld, was er man meisten an ihr hasste, an seiner sonst so bezaubernden Freundin, dass sie wie ein Wasserfall zu reden begann, schnell und für ihn schwer zu folgen, wenn sie nervös oder aufgebracht war. Und dann unterbrach er sie, wie er merkte, dass sie einfach wieder fortfahren wollte, mit:

„Zuallererst, tut es mir leid, dass ich dir das erst jetzt geben kann, dein Geburtstag war Anfang November, aber es hat sich leider alles etwas verzögert.“

Und dann reichte er ihr ein kleines Päckchen mit den unsicheren Worten: Ich hoffe, es gefällt dir. Gleichermaßen schüchtern öffnete sie es.

„Das ist, wunderschön.“, freute sich Gale und umarmte ihren Freund, der ihr schließlich das Armband anlegte.

„Merlin sei Dank, ich dachte schon, es wäre falsch.“, murmelte der Pinna erleichtert und als er ihren irritierten Blick bemerkte, antwortete er:

„Weißt du wie schwierig es ist, etwas schönes zu finden, wenn ich nicht wirklich weiß, welche Art Schmuck du bevorzugst. Es hätte doch sein können, dass es… dass es zu kitschig ist oder dass du keine Armbänder magst… oder…“

Er wurde immer unsicher und dann küsste ihn Gale einfach spontan, zart und liebevoll.

„Es ist wundervoll, Randey.“

Und der Junge nickte. Daraufhin reichte sie ihm mit einem kurzen lachenden Kommentar:

„Auf mein Geschenk musst du gar nicht so lange warten.“

Er nahm zögernd den Umschlag in die Hände und protestierte:

„Wir haben uns doch versprochen uns nichts zum Geburtstag zu schenken!“

„Willst du dein Armband wiederhaben?“, fragte das Mädchen lächelnd und für ihn stand es fest, nein. Gale hatte ihm vier Karten für ein Spiel seiner Liebelingsmannschaft geschenkt.

„Du kannst mit deinen Eltern hin und einen Freund mitnehmen. Es ist am 30., also einen Tag vor Sylvester.“

Der Siebzehnjährige schmunzelte und wollte wissen, na gut, es war sogar mehr als eine Bitte, alles andere als eine Frage:

„Geh mit mir und meinen Eltern hin.“

Seine Freundin sah ihn geschockt an.

„Randey, du weißt, dass wir ein Familienfest haben, ich kann schlecht. Das ist…“

Er ließ sie nicht weiterreden, denn er warf frech grinsend ein:

„Ich will nur mit dir da hin. Es wäre mir sehr wichtig, Gale. Außerdem, Mama kann sowieso nicht mit.“

Ihr Atem stockte, oh nein, das hatte sie ja in ihrer Freude völlig vergessen, seine überaus nette, liebenswerte Mutter, die sie sehr in ihrHerz geschlossen hatte, war eine Muggel.

„Tut mir Leid, Randey, das wollte ich nicht… ich… hab nicht…“, stotterte die Sechzehnjährige und diesmal küsste ihr Freund sie.

„Es ist doch alles in Ordnung. Macht doch nichts….“

Und dann nahm er sie in die Arme und flüsterte in ihr Haar:

„Und über unsere Zukunft, mach dir keine Sorgen, wir haben noch ein Jahr, bevor es richtig ernst wird.“

Denn dann war er weg. Gale lehnte sich an ihn und schloss die Augen, sie liebte ihn und zweifelte keinen längeren moment an seinen Gefühlen, er würde sicher recht behalten, irgendwie würden sie das ganze schon überstehen, zusammen.
 


 

Und Gale war seiner Bitte gerne nachgekommen, dafür hatte sie sogar den Streit mit ihrem Vater hingenommen, nur um mit ihm dieses Spiel zu sehen, dass sie für den Rest ihrer Ferien Hausarrest hatte, beziehungsweise ihr Zimmer lediglich zu den Essenszeiten verlassen durfte, das nahm sie gerne an, denn die Freude, die sie Randey damit bereitet hatte, war unendlich schön gewesen – zumindest für sie. Sein Lächeln, seine stürmische Umarmung, seine Küsse und seine Freude sie bei sich zu haben, während des Spiels und danach, als seine Mannschaft den Sieg davon getragen hatte. Für das Läuchten in seinen Augen, hatte sie es wirklich gerne akzeptiert.
 


 


 

*
 


 

Verregnet und sternenlos war diese eine Märznacht 2017, die altes wieder belebte, in Erinnerung rief. Mit geschlossenen Augen saß William dösend im Gemeinschaftsraum in einem der großen, gemütlichen Sessel der Sitzecke, als ihm jemand kräfig auf die Schulter klopfte.

„Nicht einschlafen!“

Müde erblickte er Dannings, Simon, der das letzte Jahr wiederholen musste, zu Williams Bedauern.

„Unsere Wette hast du nicht vergessen, oder?“, ein fieses Grinsen zierte die Lippen des noch Stehenden. Träge schüttelte der Angesprochene den Kopf. Was war denn das für eine Frage? Wie konnte er denn, wenn er durch genau jene Wette Gale erobert hatte?

„Tja, dann hast du verloren.“, lachte Simon, der sich gegenüber von William niederließ.

„Nein, ich bin noch beim Aufbau.“

„Lüge!“, protestierte der anscheinend ewige Sucher der Pinna Mannschaft, doch der Siebzehnjährige entgegnete gelassen:

„Ich hab Zeit, also lass dich nicht stressen.“

Und der Ältere schüttlete ungläubig den Kopf:

„Sogar mein Bruder hat die Wette bereits eingelöst.“

„Dein Pech, wenn du keinen Endtermin festlegst.“, gähnte Randey und stand auf um in sein Zimmer zu wanken. Abgesehen davon, wollte er sich nicht länger in dieser Gesellschaft bleiben. Denn Simon Dannings war wirklich ein Idiot. Leider nicht nur er, denn Randey wusste, dass auch er einer gewesen war, früher, und jetzt im Nahchinein, bereute er es trotzdem nicht, denn diese Wette war das mit Abstand beste gewesen, das ihm je hätte passieren können.
 


 


 

*
 


 

Die Sonne brannte heiß herab, am 7. November , als Gale aufgeregt zwischen den Mitschülern auf der Tribühne stand und das Spiel beobachtete, neben ihr ihr kleiner Bruder, der mit verschränkten Armen und stechendem Blick seine Umgebung beobachtete. Denn der Sieger würde als nächstes gegen Belvery und seine Mannschaft antreten, demnach Pinna oder Ayevaliant[ai-välijant]. Der Junge hoffte insgeheim auf Letztere, denn er hatte noch eine kleine Rechnung offen, mit einem mehr oder weniger guten Freund. Seine Schwester hingegen feuerte - wie sollte es auch anders sein? – Randey an. Das Spiel lief bereits 70 Minuten. Der Spielstand nannte sich nicht überragend, 30 zu 20. Wohingegen die eine Mannschaft mit der starken Offensive der Jäger glänzte, brillierte die andere mit Defensive, Abwehr und einem guten Hüter, außerdem spielten die Treiber besser - es war nicht alles, seinen Pegasus auf die Jäger zu setzen. Und der Schnatz blieb unentdeckt. Dannings zog gelangweilt Loopings, nicht nur, weil die goldene Kugel nirgendswo zu sehen war, er nahm auch den neuen Sucher Ayevaliants nicht ernst, wie auch, wenn ein Spieler mit Zwölf Jahren seinen Gegner darstellte, kurz, er fand es lachhaft. Die Quidditch-Moderatorin berichtete wieder Lautstark jeden Zug, nur achtete sie darauf, sich nicht für den Vor- oder Nachteil der anderen Mannschaft zu verplappern, aber mit Freude nahm auch sie an diesem Speil teil. Pinna war meistensin Ballbesitz, was jedoch die gegnerische Mannschaft nicht störte, denn die Treiber machten ihrem Namen alle Ehre und hetzten die Spieler in Blau über die Spielfläche. Besonders lustig war es dann, als sich Dannings furchtbar aufregte und nach Betrug schrie und Wiederholung forderte, sowie Ayevaliant gewann, denn eben jener Sucher, der Zwölfjährige, hatte durch Konzentration und gutes Fliegen wesentlich schneller der Schnatz gefangen, als der Pinna. Und Randey ärgerte sich grün und blau, weil er in den letzten fünf Minuten mit seinen Jägerkollegen, Todd Dannings und Valerie Blear[Bliar], zwei weitere Tore erzielen konnte, also 50 zu 20. Bitter. Der einzige Trost, war gewesen als ihm Gale, lobend und bekräftigend um den Hals gefallen war, was konnte er denn dafür, wenn Dannings, noch hoch oben in den Wolken saß, wenn Leores, der andere Sucher, dem Zielobjekt bereits wenige Meter über dem Boden nachzischte? Sogar ihr Bruder hatte William, speziell für seine Leistung, gratuliert.

„Wenn das Spiel länger gegangen wäre, hättet ihr sicher noch ein paar Tore schießen können.“, hatte der Junge gemeint. Aber was nutzte schon das was-wäre-wenn oder hätte-ich-wäre-ich, die Realität sah anders aus.
 


 


 

*
 


 

Leider verging Gale fiel zu schnell das Schuljahr, als sie mit Tränen in den Augen ihren Freund umarmte, weil dieser seinen Abschluss in der Tasche hatte, sie würde ihn nicht mehr sehen, zumindest nicht mehr in der Schule, das bedeutete, sie musste auf die heimlichen Treffen abends oder die irgendwie doch offiziellen Dates, von denen ihre Eltern bloß nie etwas mitbekamen, verzichten, das Lächeln in seinen Augen, wenn er sie bemerkte, die sehnsüchtigen Blicke, und sie konnte ihn nicht mehr anfeuern, so wie diese vielen Spiele zuvor, oft hatte sie keine Ahnung gehabt, wie sie empfinden sollte, wenn ihr kleiner Bruder ihren Freund im Quidditch geschlagen hatte, Freude oder Mitgefühl. Sie hatte dieses Jahr geliebt, genauso wie ihn, der sie nicht, wirklich nie, stresste, der immer für sie da war, sie aufheiterte und auf andere Gedanken brachte. Es würde nie wieder so werden, und auch so sehr sie sich für ihn freute, weinte sie bittere Tränen. Und auch er erwiederte schluchzend:

„Gale, es ist alles halb so wild, ich komm dich so oft es geht besuchen. Ich liebe dich doch, meine Kleine. Außerdem ist es doch kein Abschied für immer.“

Nur er redete sich so leicht. Für Gale bedeutete es ein Auf-Nimmer-Wiedersehen vom alten Leben.
 


 


 

*
 


 

Sie hatten sich oft geschrieben, tausendmal hatte er ihr beteuert, wie sehr er sie liebte und vermisste, allerdings schaffte er es erst im September für ein erneutes Treffen, kurz nach den Winterferien, in denen sie ohnehin nach ihrem Geschmack viel zu wenig Zeit für einander übrig hatten. Umso überraschender war es für sie auch, als er dann eines Morgens einfach so vor ihr stand, bei ihrem Tisch, vor ihr und ihren Freundinnen und matt lächelte. Ohne zu zögern sprang sie auf und riss ihn in eine Umarmung. Nicht lange und Gale weinte bittere Tränen.

„Du Idiot, hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gefehlt hast!“, schluchzte sie und zitterte und krallte sich nur doch fester an ihn.

„Es tut mir leid… Gale.“, murmelte er und schloss die Augen, genoss den Moment, atmete den Duft seiner Freundin ein, und alles schien wie früher. Er streichelte ihre Wangen, strich ihr Haar hinters Ohr und sah sie an, die Schülerin ließ ihn nicht los, da sie glaubte, jeden Moment von diesem Traum zu erwachen. Es konnte doch nicht real sein, er war doch in der ganzen Welt unterwegs, überall, nur nicht in ihrer Nähe, wie konnte er… Sie musterte ihn noch immer nicht großen ungläubigen Augen, bis er sie küsste und flüsterte:

„Verzeih mir.“

Und ja, sie hatte ihm schließlich wirklich alles verziehen, die vielen Tränen, die er ihr bereitet hatte, weil er immer wieder gesagt hatte, er würde bald, kam aber nie, die Sehnsucht,mit der sie sich stetswie ein Häufchen Elend vorgekommen war, die Ängste, die sie ausstehen musste, er könnte einmal sagen, wenn sie ihn dann endlich wiedersehen würde, er liebt sie nicht mehr, die Eifersucht, die sie durchdrehen ließ, weil er so viel Zeit mit anderen Frauen verbracht hatte, nur nicht mit ihr, obwohl sie wusste, dass viele davon Kolleginnen gewesen waren, die Hilflosigkeit, die sie immer wieder zweifeln ließ. Und nun war er da, wieder bei ihr und sie hatte alles vergessen, alles war gut.
 


 

Hand in Hand schlenderten sie durch die Schule, ihre Schritte hallten die Gänge entlang und sie schwiegen lächelnd, es war nicht bedrückend, eher angenehm.

„Wie läuft es mit den Prüfungen. Das zweite Semester ist niht mehr so lang, das weißt du auch.“, wollte er schließlich wissen und streichelte ihre Hand. Als sie nicht reagierte und starr erade aus blickte, drückte er Gale‘s Hand sanft und blieb mit ihr stehen.

„Ich werde magna cum laude abschließen.“, murmelte sie monoton und schioen mit den gedanken ganz wo anders.

„Das…“, er war überrascht, freute sich aber furchtbar für sie.

„...ist doch gut!“

Er bemerkte ihren leeren Blick.

„Oder nicht?“

Jeder andere hätte Freudensprünge gemacht, wenn er von sich Anfang des letzten Semesters etwas Ähnliches behaupten konnte. Gale schluckte und Randey nahm sie in den Arm.

„Für wen machst du das?“, wollte er nun wissen, in den Jahren, in welchen er ihren Bruder kennenlernen durfte, katte er gelernt, das nicht ohne Grund geschieht.

„Meinen Papa.“

Sie machte es nicht in erster Linie für sich, na bravo. Irgendwie wollte William gar nicht wissen, welchen Druck Mister Belvertyford auf seine Freundin ausübte. Sie blickten sich an, und die Siebzehnjährige trat einen Schritt zurück.

„Es ist nicht die Zeit für Sentimentaliät oder Gefühlsduselei.“, murmelte sie und lächelte ihren Freund schwach an. Dieser fuhr sich irritiert durch sein braunes Haar und blickte den gang entlang.

„Wo ist eigentlich dein Bruder? Den hab ich heute noch gar nicht gesehen.“

Und seine Freundin nahm in an der Hand und schlenderte wieder mit ihm weiter.

„In Europa, er hat das erste Semester hier als Klassenbester abgeschlossen und mit dem Beschluss ein Jahr im Ausland zu absolvieren, ist er auf und davon. Ich habe ihn gefragt, wie er sich das vorstellt, wenn er wieder da ist, immerhin, beginnt dann bei ihm das zweite Semester der Fünften. Und es hat ihn herzlich wenig interessiert.“

Die junge Frau seufzte und fuhr sich über das Gesicht.

„Und deine Eltern sind darüber erfreut, dass er so weit weg ist?“, wollte Randey vorsichtig wissen. Er hätte sich das mit Vierzehn nicht getraut, seine Sachen zu packen und irgendwo im Ausland alleine ein Jahr zu verbringen.

„Papa hat sich dazu nicht mehr geäußert, seit sich die beiden so gestritten haben, dass mein kleiner Bruder ins Ferienhaus gezogen ist, im Winter, in einer Nacht- und Nebel-Aktion. Mama hat ihn immer wieder besucht und gemeint, er soll doch Heim kommen, aber das will er nicht. Und weil er genauso stur ist wie Papa, gibt keiner nach.“

Gale seufzte und umarmte Randey wieder und er ließ sie nicht los. Er sagte nichts, weil ihm die Worte dazu fehlten, weil er geschockt war, fassungslos. Ihre Familie schien in einem Disaster unterzugehen und er war nicht bei ihr gewesen. Was war er bloß für ein Freund? Randey streichelte ihren Rücken und zu musste an sich halten, nicht sofort in Tränen auszubrechen.
 


 

Sie redeten viel miteinander, und für sie beide stand während ihrem Zusammensein die Zeit still, weil ihre Liebe gewachsen war, in all den Monaten in denen sie sich nicht gesehen hatten. Und irgendwann kam der Abschied. Randey drückte sie an sich, seine Freundin, Gale – mit klopfendem Herzen.

„Ich komme wieder, so bald und so schnell ich kann, Schätzchen.“, versprach er ihr und schloss die Augen während er ihren Duft noch einmal einatmete. Und die Schülerin nickte mit glasigen Augen, weil sie dieser Art Abschied hasste, und er schien ihr schlimmer als der Letzte. Dann blickten sie sich an, zwischen ihnen lag so viel Anspannung, denn, obwohl sie den ganzen Tag gemeinsam genossen hatten, war noch immer nicht alles gesagt.

„Randey, was wird aus unserer Zukunft? Aus uns? Wir haben kein halbes Jahr mehr.“, er spürte ihre Ängste, ihre Besorgnis und deswegen strich er über ihre Wange.

„Dann leben wir sie, unsere Zukunft. Und du stellst mich endlich deinen Eltern vor.“, schmunzelte er und küsste sie liebevoll. Mitlerweile hatte er mitbekommen, dass ihr Vater nicht der große Freund von Menschen war, die nicht reinblütig waren, nein, im Grunde waren sie ihm egal, solange sie nicht mit seinen Kindern anbandelten, war alles in Ordnung. Anfangs hatte er nicht verstanden, warum gale sich mit Händen und Füßen geweigert hatte, ihm ihre Familie vorzustellen, doch durch Gespräche mit ihrem Bruder hatt er langsam verstanden. Und Gale erwiederte glücklich, sie baute auf ihn, denn sie vertraute ihm, und schlang die Arme um ihren tollen Freund.
 


 


 

*
 


 

„Es tut mir Leid, dass ich dir schon wieder verspätet dein Geburtstagsgeschenk überreichen muss, Gale.“, murmelte er und schloss leise die Tür hinter sich. Eines Abends Mitte Dezember, die Schule hatte gerade erst aufgehört, war sie bei him reingeschneit.

„Das wird wohl bei uns zur Gewohnheit, meines hast du ja schließlich auch noch nicht.“, erwiederte sie und blickte sich neugierig in seiner Wohnung um. Draußen fielen dicke Flocken vom Himmel und Randey hängte ihren feuchten Mantel an die Garderobe. Er war im Wohnzimmer gesessen und hatte gelesen, während in der Küche alles Mögliche vor sich hin bruzelte. Seine Liebste hatte sich ganz spontan bei ihm angemeldet, da er ihr immer wieder gesagt hatte, dass sie ihn ruhig zu jeder Tages und Nachtzeit, vorausgesetzt William gondelte nicht in der Weltgeschichte umher, besuchen könnte, dass sie auch nicht unhöflich wäre und sie ihn nicht überrumplen könnte, er sich allerdings wahnsinnig freue. Und da war sie. Endlich. Randey schritt durch den Gang und hörte einen erstickten Schrei.

„Ach, Gale, was ist denn? Hast du etwa meinen weiblichen Zeitvertreib während deiner Abwesenheit im Schrank gefunden oder was ist los?“

„Sehr witzig, Randey!“, keifte sie bissig und er begann schallend zu lachen. Sie stand in seinem Schlafzimmer, wie angewurzelt und starrte auf das Doppelbett. Sanft umarmte er sie von hinten, streichelte ihren Bauch und küsste ihre Schulter.

„Gefällt’s dir?“, fragte er, bekam aber keine Antwort. Sie hatte schon immer so reagiert, immer wieder, wenn sie sein Schlafzimmer betreten sollte oder hatte, oder er ihres. Weiterhin küsste er ihre Schulter, seine Lippen strichen immer wieder sanft darüber und mit Freude stellte er fest, dass seine Freundin eine Gänsehaut bekam. Irgendwann verweilten seine Hände an der Passe ihres Rockes. Und er sah sie grinsend an, als sie seine Hände nahm und sich etwas sauer zu ihm drehte.

„Du weißt, ich mag das nicht.“, zischte Gale gefährlich, da kam die Schlange in ihr durch, einmal in den Jahren, in denen er mit ihr zusammen war.

„Was? Wenn in der Küche was am eingeschalteten Ofen steht und wir hier sind?“

William gab sich ahnungslos mit spitzbübischem Grinsen, als er sich aus ihrem Griff befreite und seine Hände über ihren Po wanderten. Natürlich blickte er sie anzüglich an. Sie dagegen begegnete ihm wütend und zischte erbost, während sie sich von ihm wegschob, und er sie an sich drückte:

„Du weißt, was ich von vorehelichem Sex halte!“

Dann war es still. Lediglich die Uhr tickte. Endlich sog er die Luft ein und ließ sie monoton wissen:

„Nein, ich weiß, was dein Vater davon hält. Nämlich nichts, aber du hast dich dazu noch nie geäußert, Gale.“

Sie war verdutzt, als er fortfuhr.

„Manchmal frage ich mich, ob sich überhaupt etwas daran ändern würde,…“

Randey zeigte wild auf sein Bett und redete unbeirrt weiter:

„Wenn wir verheiratet wären. Es gibt wirklich Tage, an denen ich mich frage, warum du mit mir zusammen bist, Gale. Denn anscheinend bin ich ja furchtbar abstoßend, wenn ein Bett in der Nähe steht und ich dich umarmen oder küssen will.“

Der Wut folgte Enttäuschung und er blickte zum Schluss seine Freundin nur noch frustiert und gekränkt an. Doch ihr blieb die Spucke weg. Tick tack, tick tack, die paar Sekunden glichen einer Ewigkeit, in der sich die beiden anblickten und schwiegen. Noch nie hatten sie eine Ähnliche Diskussion, abgesehen davon hatten sie sich nie wirklich gestritten, doch die junge Belvertyford war sich nicht sicher, ob das nicht ein Bruch werden könnte.

„Was? Was hast du gesagt?“, stotterte sie, nachdem sie Luft geholt hatte, sowie sie ihr ausgegangen war. Ihre Hände wurden schwitzig und ihre Kehle schnürte sich mehr und mehr zu.

„Würdest du?“, fragte er und blickte sie an, mit einem kleinen Funkeln in den Augen und er wurde etwas verlegen.

„Was?“, wiederholte seine Freundin sich und starrte ihn an. Er schob seine rechte Hand in die Hosentasche und holte etwas hevor, eine Schachtel und als er sie aufklappte, wollte er wissen:

„Mich heiraten, Gale.“

Ihre Lippen bebten, ihre Augen glänzten und sie schwieg.

„Gale, ich hau nicht jeden Tag einen Heiratsantrag raus und schüttel einfach so einen Ring aus der Tasche, also sag was.“, flehte er leise und verlor immer mehr farbe im Gesicht, sein Mund war staubtrocken, sein Rachen kratzte und sein Herz wurde immer schwerer. Schließlich zog sie ihn zu sich, ihren Randey William, küsste ihn liebevoll, leidenschaftlich und presste gegen seine Lippen ein:

Ja, natürlich will ich, nur dich.

Die Last fiel von seinen Schultern, er fühlte sich befreit und dann nahm er seine Freundin, seine Liebe an den Schultern und schob sie soweit von sich, dass er ihr in die schönen graugrünen Augen blicken konnte. Er lächelte und steckte ihr mit zittrigen Fingern den Ring an, der passte, nie hatte er an ihren Händen Schmuck gesehen, und jetzt trug sie welchen, von ihm. Dann riss er sie erneut zu sich und küsste sie wieder, feurig, verlangend und vergaß sich selbst. Er hatte eigentlcih nicht vorgehabt ihr diesen Antrag zu machen, zumindest nicht auf diese Weise. Er wollte es perfekt und nicht derart spontan. Aber für sie, die generell einen Groll gegen viel zu vollkommen erscheinenden Gesten und Situationen hielt, grenzte es tatsächlich an Perfektion. Und diese Nacht verschenkte Gale nicht nur heiße Küsse und ein Versprechen für die Ewigkeit.
 


 


 

*
 


 

Furchtlos war sie einen Tag später bei ihren Eltern reingeschneit, natürlich mit ihm im Schlepptau.

„Hallo Mama!“, grüßte Gale erfreut, und umarmte ihre Mutter, der sie so ähnlich war. Ihr Bruder stand oben auf der Treppe und blickte kalt herunter, Randey begegnete ihm mit einem schmalen Lächeln, das dieser trotzdem nicht erwiederte. Dann blickte sie ihren Vater an, ihren Bruder hatte sie noch nicht bemerkt.

„Papa! Ich habe gehofft, dass du schon da bist! Schon früher aus der Arbeit?“,

freute sie sich und sprang auch ihm in die Arme. Randey lächelte bei dem Anblick und fragte sich, wovor sie sich so gefürchtet hatte, dann gab er ihrer Mutter die Hand, und schüttelte sie danach Mister Belvertyford, der neutral blieb. Er hatte sich vorgestellt und nach ein paar Worten über Arbeit und berufliche Ziele, hatte Gale’s Vater gemeint:

„Ein sehr anständiger, junger Mann.“

Mister Belvertyford war stattlich, groß, ruhig und hatte ein Erscheinen und ein Auftreten, das des Mister Williams, Randeys Vater, erbarmungslos in den Schatten stellte.

„Ja.“, begann die Achzehnjährige und strich sich die Haare aus dem Gesicht, bevor sie fortfuhr:

„Darf ich euch vorstellen, Randey. Er ist mein Verlobter, wir wollen heiraten.“

Jetzt war es draußen, wovor hatte sie sich wirklich so gefürchtet? Erleichtert seufzte sie und begnete dem erfreuten, liebevollen Blick ihrer Mutter. Wie von selbst strich Gale über Randeys Oberarm und schmiegte sich an ihn. Und William wollte gerade ansetzen, weil er das Gefühl hatte, sich erklären zu müssen. Und dann sah sie ihren Vater an, und ihre Welt, ihre kleine glückliche Wet, hörte auf sich zu drehen. Regungslos standen sie da und Randey traute sich fast nicht zu atmen. Seknunden verstrichen, Minuten begannen. Wie lange mochte eine Ewigkeit dauern? Schließlich riss die Sintflut mit sich, was sich lieb und teuer nannte.
 


 


 

*
 


 

Im Oktober des darauf folgenden Jahres, also 2019, standen sie sich gegenüber, blickten einander an und schwiegen, während sie die Hände des jeweils anderen hielten.

„Wollen Sie Miss Belvertyford zu Ihrer angetrauten Ehefrau nehmen?“, stellte der Priester die Frage in den Raum, die beider Leben rapied verändern würde, seines und ihres. Mit schwitzigen Fingern klammerte er sich an ihre zarten Hände und erinnerte sich an das Versprechen, das er ihrem Vater gegeben hatte. Er richtete sich nocheinmal auf, drückte seine Schultern mehr nach hinten, als ob er nicht ohnehin schon zuvor so angespannt dagestanden wäre.

„Meine Liebste, hiermit offenbare ich dir, mit einem Schwur – welcher mein Leben lang soll währen, dass ich dir treu sein will.Ehrlich zu jeder Stund‘. Dass meine Schulter und mein Arm dir Kraft soll spenden und in matten Tagen Trost. Nicht käuflich meine Liebe durch anderer Frauen Reize, bestechlich nur durch dein wundervolles Wesen will ich mit dir bis zu meinem Tode leben.“

Er legte eine kurze Pause ein, einerseits, weil er befürchtete, ihm ginge die Luft aus, andererseits vor Aufregung.

„Und diesen Ring schenk ich dir zur Erinnerung an diesen Tag, neben meinem Herzen, denn ja, ich will.“

Er hörte seinen Herzschlag und blickte sie an, als er ihr den Ring ansteckte. Er hatte es nie mit derartigen Schwüren, fand er sie doch recht Kitschig, allerdings war sein Schiegervater in spe anderer Meinung, dieser liebte etwaige Bilderbuchhochzeiten, die nicht nur Herzen berührten und tränenreich endeten, sondern auch den Geist erfreuten. Und sie seufzte leise, begegnete ihm schüchtern, ihr Blick schweifte in die Menge. Würde sie nein sagen? Ihr Blick wieder auf ihm entschuldigend, und ihm war schlagartig klar, dass sie nicht mit

„Viel zu lange habe ich auf diesen Tag gewartet und endlich ist er da…“ beginnen würde. Und er hoffte, dass ihr Mut sie nicht verlassen würde, wenn sie ihn schon nicht wollte, sollte sie dennoch glücklich werden.
 


 

„Ich entschuldige mich,…“, waren ihre Worte, zart, zittrig und in seiner Brust riss etwas, als sie auch noch, wieder einmal, in die Menge, zu den Anwesenden blickte. Und zum ersten Mal in ihrem Leben ignorierte sie den erzürnten, stechenden Blick ihres Vaters.

„Aber dannoch möchte ich mich kurz fassen.“

Er fühlte sich taub an. Seine Hände prickelten und seine Zunge schien ihm auf einmal unglaublich filzig. Doch musste er Fassung bewahren, seines Stolzes wegen, er durfte einfach keine Szene veranstalten! Und sie fuhr unbeirrt fort, zu seinem Bedauern musste sie ihm ausgerechnet jetzt in die Augen sehen.

„Denn ich habe hier einen wundervollen Menschen vor mir stehen, dessen Charakter ich nicht in Worte fassen will, da ihm kein Adjektiv gerecht werden möge. Und alle Superlative, die mir einfallen, würde der Leute glauben machen, ich spräche nicht von einem Traummann, sondern einem Märchenprinzen.“

Sie stoppte und ihre Züge wurden sanfter, ein leichtes Lächeln schlich sich au fihre Lippen, und er konnte nur ahnen, wie es in ihrem herzen aussah, als sie ihn mit glasigen Augen anblickte. Ihr Griff um seine Hände wurde stärker, als würde sie hoffen, von ihm ein bisschen mehr Kraft geschenkt zu bekommen.

„Tatsache ist jedoch, dass ich mich glücklich nennen darf, ihm überhaupt begegnet zu sein. Es verlangt keine Frage von Treue oder Vertrauen.“

Sie atmete noch einmal tief durch und jeder sah ihr an, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Ihre Hände zitterten und er drückte ihre sanft.

„Ja, ich will deine Frau werden, und mutter deiner Kinder, dass es unsere sind. Und mögen uns noch 1000 Jahre Eheglück bevorstehen, damit wir im Alter Hand in Hand zurück auf unser Leben sehen - und unsere Enkel…“

Dann brach sie ab. Nahm den Ring und gab ihn ihm.

„Blakeleigh.“, flüsterte die junge Frau vor ihm und er küsste sie, lieblos aber zärtlich, dennoch schwor er sich, dieses Gelübde irgendwann in der Realität Wirklichkeit werden zu lassen. Denn sie hatte ihm wider Erwarten aller, einen Eid geleistet, der schöner nicht hätte sein können, weil er völlig frei war, nicht niedergeschrieben, nicht abgemacht…

„Ich ernenne Sie zu Mann und Frau, Mister und Mistress Widtlane.“, hörten beide, achteten aber nicht darauf.
 


 

Sie verließen die Kirche in ihrem Traum in Weiß, die Gäste streuten Rosenblüten auf das frisch vermählte Brautpaar und glücklich lächelnd traten sie zu Eltern und Schwiegereltern. Während ihr Mann ihrem Vater freundlich die Hand reichte, zog Gale ihren kleinen Bruder in eine Umarmung und flüsterte mit brüchiger Stimme, obwohl sie sanft lächelte:

„Merk dir eines. Du wirst es für’s Leben brauchen.“

Mit diesen Worten wusste der Kleine sofort, dass etwas tief in seiner Schwester drinn zerbrochen war, und niemals Heilung erfahren würde. Sie drückte ihn stärker an sich, klammerte sich an ihn, krallte ihre Hände in sein Sakko, und ihr Blick blieb trotzdem sanft und freundlich. Sie spielte ein Spiel, dessen Regel ihr Vater aufgestellt hatte, sie spielte es mit und Angst vor Verlusten, denn sie hatte scheinbar bereits alles verloren. Und der fünfzehnjährige Schüler wusste auch, dass sie nie wieder die Alte werden würde, als sie mit leiser bebender Stimme etwas gehässig fortfuhr:

„Wahre Liebe gibt es nicht.“
 


 


 


 


 

»Glück sucht sich nach Sympathie ihre Opfer, Gerechtigkeit kennt sie nicht, schimpft sich die Hure des Zufalls.«
 

»Fortune searches her victims for itself for sympathy, she knows no justice and calls to herself the whore of the chance.«

miss you

»Für manches finden sich keine Worte, die zu sagen richtig wären, zu keiner zeit. Gut, wenn Taten in Schrift umsetzen, was sonst unmöglich wäre.«
 

»For certain things, there aren’t words, which could be correct in every single moment. It’ll be good, if deeds translate writings into action, which would be otherwise impossible.«
 


 


 


 


 

Die alte, verschnörkelte Standuhr im Esszimmer schlug mit einem tiefen Dong zur zwanzigsten Stunde des Tages. Einmal, und die erwachsene Frau mit den blond-braunen Locken unterbrach den Tee in der Küche einzuschenken. Zweimal, die Hexe stellte die Kanne ab und ließ den Blick über die Durchreiche zum schwingenden Pendel schweifen. Ihr Blick war müde. Dreimal, und sie wünschte sich ihre Kinder nachhause, mit denen sie so viele Abende, Nächte wie diese, im Wohnzimmer verbracht hatte. Viermal, und sie hörte Schritte, das Rascheln einer Zeitung und konnte wieder schmunzeln. Fünfmal, als ihr Mann, ihr wunderbarer, schusseliger Zauberer, im Türrahmen stand und mit ihr den Moment teilte. Sechsmal, dann ließ er sie liebevoll wissen, als er sie, nachdem er zu ihr gegangen war, in eine herzliche Umarmung schloss:

„Ich vermisse sie auch, unsere Kinder. Aber sie kommen doch wieder. Unseren Eltern ist es doch auch nicht anders ergangen, als wir nach Hogwarts gingen, Hermione.“

Siebenmal, und die Hexe ließ seufenzd hören:

„Ich weiß, Ron. Aber das Haus ist so leer ohne sie. Letztes Jahr war wenigstens noch Hugo da.“

Der Wind heulte draußen in dieser mit Wolken verhangenen Nacht, in welcher vereinzelt Sterne durchblitzten, am 19. September 2018. Achtmal, es scharrte an den Fensterscheiben. Hermione lehnte den Kopf gegen Rons Brust und schloss kurz die Augen. Sie liebte ihre kleine Familie, weswegen der Abschied auch immer besonders schmerzte. Das Kratzen wurde lauter, stärker, ungeduldiger. Seufzend löste Ronald Bilius Weasley die Umarmung, lächelte seine Frau nocheinmal an und ging zum Küchenfenster um dieses zu öffnen.
 


 

Eine kleine Federkugel rollte auf die Arbeitsplatte und blieb erschöpft an Ort und Stelle hocken. Der Hexe zauberte dieser Anblick ein erneutes Strahlen ins Gesicht, denn diese kleine Eule schickte ihre überaus intelligente Tochter Rose, welche ihr zweites Jahr in Beauxbatons statt in Hogwarts bestritt. Etwas wehmütig erinnerte sich Hermione an den Abschied am 30. August, die wenigen Tage zuvor.
 


 


 

*
 


 

Es rumpelte aus dem Wohnzimmer. Ein Husten folgte und sowie Hermione von der Küche in jenen Raum schritt, in welchem der Kamin stand, fand sie Dominique, mit fast Vierzehn Jahren, die sich die Robe abklopfte. Der blonde Lockenkopf hob sich und begegnete Hermione mit einem Strahlen.

„Tante!“, rief die kleine freudig und lief der Hexe in die Arme.

„Grüß dich.“, murmelte Hermione mit sanftem Lächeln und glänzenden Augen, während sie ihrer Nichte über den Kopf strich und sie an sich drückte.

„Ist Rosie schon fertig?“, wollte das Mädchen mit den Veela-Genen wissen, nachdem sie einen Schritt zurück getreten war und sich freudig im Zimmer umsah.

„Sie packt noch ihre Koffer.“, etwas brüchig klang die Stimme der Älteren. Und Dominique blickte sie irritiert an.
 


 

Es folgte ein Poltern und Kinderlachen.

„Rose, ich finde es gar nicht witzig, wenn du die Stiege vom ersten Stock samt Koffer runterfällst!“, schimpfte Ron und half seiner Tochter auf.

„Ach, Papa, das waren die letzetn vier Stufen, und ich bin gar nicht wirklich hingefallen.“, lachte Rose und betrat mit ihrem Vater das Wohnzimmer. Aus traurigen Augen betrachtete die Mutter mit Leib und Seele die beiden geschockt.

„Ich habe dir doch versprochen, dass ich dir die Koffer runtertrage, wenn du fertig bist.“, schimpfte Ronald seine Tochter weiter und stellte das Gepäck neben dem Kamin ab. Kleine Finger griffen nach der Hand Hermiones. Die Hexe blickte in die blauen Augen ihrer Nichte und diese offenbarte ihr mit aufrichtigem Lächeln:

„Du musst dir keine Sorgen machen, ich pass gut auf Klein-Rosie auf. Sie ist doch meine Lieblingscousine. Und das Jahr in Beauxbatons wird sicher schön.“ Sie konnte nicht anders, aber in diesem Moment wollte die Hexe ihrer Nichte glauben.
 


 

Sie hatten abgemacht, dass Rose bis 1. September bei Tante Fleur bleiben würde, damit der Schulanfang folglich nicht ganz so stressig verlaufen könnte. Und es tat Hermione im Herzen weh, ihr Kind ziehen zu lassen, denn Hogwarts war wieder etwas ganz anderes als Beauxbatons in Frankreich, vorallem lag es näher. Doch hatte Ronald Bilius Weasley seiner Tochter eine Bitte erfüllen müssen, er hatte ihr schon zu Schulanfang versprochen, sollte Rose, wie sie es sagte, ein Zeugnis mit ausschließlich Ohnegleichen Heim tragen, so dürfe sie sich etwas wünschen. Und Ronald hielt sein Wort, wenn es ihm auch genauso schwer fiel wie seiner Frau, als seine Lieblingstochter bekannt gab, dass dieser Wunsch ein Auslandsjahr mit sich brachte. Merlin sei Dank begeisterte sich Dominique für die Idee und wollte auch ihr Schuljahr zusammen mit Rose in Frankreich absolvieren, da fiel es dem Zauberer etwas leichter zuzustimmen. Und da war er nun, der Tag des Abschiedes. Hermione drückte ihrer Tochter noch einmal fest an ihre Brust und kämpfte mit den Tränen.

„Ach, Mama, ich bin doch kein kleines Kind mehr.“, seufzte Rose und schlang die Arme um ihre Mutter. Mister Weasley stand stolz daneben und schniefte kurz, dann wandte sich seine Tochter ihm zu. Er legte die Hand auf ihre Schulter und sagte stolz:

„Mein großes Mädchen.“ Auf Roses Lippen zeichnete sich ein strahlendes Lächeln.
 


 

„Rose…“, kam es matt, leise und traurig vom Türrahmen.

„Hugo…“, erwiderte seine Schwester mit einem Seufzen. Sie fand es schade, dass sie bei der Hauseinteiliung nicht dabei sein würde, dass sie überhaupt nichts von seinem ersten Jahr mitbekommen würde, weil sie einfach nicht da wäre. Rose ging auf ihn zu und umarmte ihn.

„Ich verspreche dir, auch wenn ich nicht dabei bin, aber dein Jahr in Hogwarts wird schön.“ Er blieb stumm und genoss die letzten Minuten, er wusste ganz genau wie es war, ohne Rose, das hatte er mit ihrem ersten Hogwartsjahr erlebt. „

Bitte schreibe mir oft.“, Hugo lächelte, als er die Umarmung löste.

„Natürlich.“, entgenete Rose ebenso glücklich und fügte hinzu.

„Das hatte ich sowieso vor.“
 


 

„Louis beginnt auch sein erstes Jahr in Hogwarts.“, informierte Dominique, ebenfalls etwas melancholisch, denn sie pflegte zu ihrem kleinen Bruder ein ähnlich gutes Verhältnis wie Rose zu Hugo.
 


 

Schließlich stand Rose mit ihren Koffern im Kamin und lächelte. Der Augenblick war da.

„Wir sehen uns in den Ferien.“ Waren ihre letzten Worte, ehe die Zwölfjähige in die Schale griff und das Flohpulver in ihrer Hand gegen Boden warf. Ziel: „Ferienhaus Delacour, Nähe Cannes.“ Und Dominique folgte.
 


 


 

*
 


 

Hermione band den Brief vom Fuß der kleinen kauzigen Eule und betrachtete lächelnd die feinen Linien auf dem Umschlag, eindeutig die Handschrift ihrer Tochter Rose.
 


 

„Ma chère maman,

zuallererst wünsche ich dir einen schönen Geburtstag,

auch wenn wir beide, Hugo und ich, nicht zuhause sind.

Es tut mir wirklich Leid, dass ich dir erst jetzt schreibe,

aber die Schule hat mich die ersten Tage in Beschlag

genommen. Die neue Sprache macht mir doch etwas mehr zu

schaffen, als anfangs gedacht.

Es ist etwas ganz anderes in den Ferien mit Tante Fleur

immer wieder ein paar liebe Floskeln zu teilen und über

private Dinge zu quatschen als das Französich

im Unterricht zu erleben.

Aber mir geht es gut. Und es ist wirklich schön hier.

Mach dir keine Sorgen.

Bestell Dad liebe Grüße,
 

deine kleine Tochter, Rose.“
 


 

Hermione lächelte, denn sie wusste, wie sehr es die Zwölfjähirge hasste, als kleine Tochter bezeichnet zu werden, demnach schloss die Hexe, dass ihr wunderbares Mädchen sich freute, wenn sie wieder hier war, zuhause, eine klassische Form von Heimweh. Rose schrieb immer, wenn sie in Hogwarts war, und sich in die Arme ihrer Eltern wünschte, dass sie die kleine Tochter war. Natürlich genoss das Mädchen die Schulzeit, aber genauso liebte es sie, zuhause zu sein. Ron legte den Arm um seine Frau und lächelte. Es war die beste Entscheidung gewesen, seine Klein-Rosie mit ihrer besten Freundin zur Beauxbatons Akademie zu schicken.
 


 


 

*
 


 

Der köstliche Duft von Tee, Kakao, Kaffee und heißem Essen stieg ihnen in die Nase, als sie zu ihrem Gemeinschaftstisch traten und sich setzten. Sie hatten sich über Quidditch unterhalten und blickten die Tische entlang. Al suchte nach warmer Milch und dem heißgeliebten Kakaopulver, ohne welches Frühstück nicht dasselbe wäre. Malfoy nahm sich etwas Rührei mit Schinken und gab es auch seinem besten Freund dem Potterspross aufs Teller. Die beiden kannten sich, sehr gut. Das erste Jahr hatte sie zusammen geschweißt, und allein weil sie viel Zeit miteinander verbrachten, wusste Scorpius genau, wann Albus Rührei mochte, im Speziellen an Tagen, wie diesen, wo ein Test bevorstand. Dann gab es Morgende, an denen Albus nichts aß, und statt Kakao auf Früchtetee umstieg. Selbst die, die sich kein bisschen im Hause Slytherin für Quidditch interessierten und den Potter kannten, wussten, dass an jenen Tagen ein Spiel bevorstand.

„Ihr seid gigantisch…“, ließ Sabastin verlauten, der neben Malfoy saß und den dieses Moregnspektakel jedes Mal aufs Neue überraschte. Und Albus lachte, herzhaft.

„Ach das sagst du bloß, weil du keinen Freund hast, der dich so gut kennt wie Scorpius mich.“, meinte Al und tätschtelte Zabini die Wange.

„Lass das.“, zischte Malfoys Sitznachbar und griff nach der Marmelade, woraufhin sowohl Scorpius als auch Lorcan mit Albus in schallendes Gelächter verfielen. Sie trietzten sich weiterhin freundschaftlich und irgendwann kamen die Eulen mit der Post.
 


 

Eine Eule kam im Sturzflug, und Albus reagierte schnell genug, um sie zu fangen und nicht in der Eierspeise sitzen zu haben. Er lächelte, als er den kleinen Vogel erkannte, der so zerzaust aussah und auf den Namen Tousle hörte. Es war die Eule seiner Cousine Rose, mit der er sich wirklich gut verstand, was er allerdings weniger nachvollziehen konnte, war, warum sie so gut mit Dominique klar kam und weshalb sie nach Beauxbatons gegangen war, einfach so, mir nichts dir nichts.
 


 

Nichtsdestotrotz freute er sich über das Schreiben.
 


 

„Da ich davon ausgehe, dass dich dieser Brief in der Früh erreichen wird,

wünsche ich dir einen wunderschönen, guten Morgen an diesem 2. Oktober,

mein wunderbarer Cousin, Al.

Ich hoffe, für dich hat dieses Schuljahr weniger tourbulent angefangen.

Habt ihr schon die fixen Stundenpläne?

Wie ist dieses Jahr in Hogwarts? Hast du Onkel Neville in einem Fach?

Ach Gott, ich vermisse die Zeit im ersten Jahr, mit deinen Sprüchen,

die mich manchmal zur Weißglut getrieben haben, aber es war doch ganz schön,

wenn ich so im Nachhinein überlege.

Wusstest du, dass es eine Person auf dieser Welt gibt, die noch unausstehlicher

als dein bester Freund ist? Zu meinem Pech muss ich mich hier in Beauxbatons mit

ihm rumschlagen, und Dominiques Herz schlägt Feuer und Flamme.

Du kannst Scorpius Hyperion Malfoy ausrichten, sollte er jemals ein derartiges

Ekelpacket werden wollen, muss er sich nur aufraffen, hierher kommen und

vom Meister lernen.

Ich hoffe du meldest dich bald.
 

Alles liebe, Rose

P.S.: Bitte kümmer dich um Hugo, hab‘ ein Auge auf ihn, oder zwei,

sooft du sie eben entbehren kannst. Ich mach mir sorgen,

und du könntest ihm etwas leichter helfen als ich,

weil du in Reichweite steckst. Ich danke dir.“
 


 

Mit einem Schmunzeln hatte der Schwarzhaarige die Zeilen gelesen. Ja, so war sie, seine Cousine Rose, mit dem großen Herzen und der Löwenstimme. In diesem Schuljahr hatte er sich oft gefragt, ob sie wegen Malfoy Hogwarts verlassen hatte, da das erste Jahr sich wirklich schwierig gestaltet hatte, und dazu zählten Scorpius Nasenbeinbruch und Roses Haarausfall, dem Schlangen als Nachwuchs folgten, zu den kleineren Übeln.
 


 

„Also, wenn ich das richtig verstehe, hat dein liebes Cousinchen Sehnsucht nach mir.“, schlussfolgerte der blonde Junge, der dem Potter gegenüber saß, und sich etwas Rührei in den Mund schob, um das breite Grinsen zu vertuschen, denn es war wirklich amüssant. Albus blickte in die grauen Augen seines besten Freundes, die vor Schadenfreude funkelten und begann herzhaft zu lachen.

„Sieht so aus.“ Dann ließ der schwarzhaarige Schüler den Blick zu den Nachbarstischen schweifen, es dauerte nicht lange, bis er Hugo entdeckte, seinen besten Freund zu Zeiten vor Hogwarts, welcher völlig vertieft in den Tagespropheten blickte und sich an keinem Gespräch beteiligte. Das Leben hatte sich geändert, es war anderes geworden, völlig anders.
 


 


 

*
 


 

Sie blickte in den Spiegel und wusste nicht, ob das Abbild dasselbe war, es fühlte sich so fremd an, obwohl es ihr bis aufs Haar glich. Langsam strich sie sich durch ihre dunkelbraunen Locken und griff nach ihrer Bürste. Sie saß auf diesem kleinen, gemütlich gepolsterten Hocker in Rot in dem Zimmer, das sie sich mit zwei Kolleginnen teilte, Monique und Caprice. Es waren wirklich nette Mädchen, mit denen sie sich von Anfang an gut verstanden hatte, hier in Beauxbatons. Auch wenn sich mit der Zeit Caprice als äußerst launisch offenbart und Monique als ewig ruhiger Pol gute Ratschläge gegeben hatte, glich es kaum der Freundschaft, die sie mit Alice verband. Rose seufzte und strich sich ihr Nachthemd glatt, welches sie von ihrer Oma Molly geschenkt bekommen hatte, dieses Fliederfarbene mit der Empire-Linie, und den Rüschen als Abschluss, das nicht ganz bis zu den Knien reichte. Rose liebte es, allein schon deswegen, weil es sie an die Feste zuhause erinnerte, dass Beisammensein der ganzen Familie, die Vertrautheit und Geborgenheit.
 


 

Und nun blickte sie wieder in den Spiegel, und die Zwölfjährige wusste, sie hatte sich verändert, in diesen guten zwei Monaten auf Beauxbatons, ihr war klar, Dominique, ihre beste Freundin, war nicht mehr dieselbe, und Rose konnte nicht sagen, ob ihr die Änderung gefiel. Das Mädchen fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, strich die Haare nach hinten und stand auf. Erschöpft ließ sich die Weasley in ihr Bett fallen und schloss die Augen.
 


 

Das Scharren an den Fensterscheiben hörte sie kaum, auch der heulende Wind, der prasselnde Regen gegen die Fensterscheiben, das nahm Rose alles immer weniger wahr. Ja, Rose Weasley war im Inbegriff einzuschlafen.
 


 

Monique öffnete das Fenster und sah hinaus. Die Kälte folgte der frischen Luft auf dem Fuße und die junge Hexe blickte über ihre Schulter. Caprice saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und folgte den Zeilen in dem Buch: le plus simple est la plus grande magie.
 


 

Rose hatte alle Viere von sich gestreckt und lag auf dem Rücken, unwillig, sich noch einmal an diesem Tag zu rühren. Monique blickte wieder nach draußen und nahm den kleinen Kauz, der sich erschöpft gegen die zweite Hälfte des Fenster drückte, dessen Seite noch geschlossen war, weil das Tier Angst hatte vom schmalen Fenstersims herunterzufallen. Nass und kalt fand es den Weg in ein Handtuch, welches Monique auf ihrem Bett ausbebreitet hatte, und die Schülerin setzte sich daneben.

„Rose, da wär ein Brief für dich.“, klang die melodische, ruhige Stimme Moniques und die Weasley öffnete abrupt die Augen. Schwerfällig kämpfte sich Rose auf die Beine und fiel wenige Minuten später auf das weiche Bett ihrer neuen Freundin. Caprice hatte kurz aufgesehen und gelächelt, als sich herausstellte, dass Hugo geschrieben hatte.
 


 

„Hallo Rose,

wie geht es dir? Hast du gerade viel Prüfungsstress?

Liegt bei euch in Frankreich schon Schnee?

Ich sag’s dir, du hattest Recht, mit den Worten, als du sagtest,

dass Hogwarts schön werden wird, aber du fehlst hier trotzdem,

auch wenn ich nicht weiß, wie es mit dir auf Hogwarts wäre.

Rose, ich weiß nicht wie ich anfangen soll…

Es gibt da etwas, das mich schon länger beschäftigt, nur habe ich

bis jetzt keinen gefunden, mit dem ich darüber reden wollte,

es ist so…

hast du schon jemals daran gezweifelt, dass eine Entscheidung

die richtige war? Beziehungsweise, woran erkanntest du, dass du

dich nicht doch falsch geschieden hast?

War es einfach für dich, diesen Fehler einzugestehen und einfach

umzukehren?

Naja, wie auch immer…

Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß in Frankreich.

Grüß mir deine Freundinnen recht schön.
 

Fühl dich umarmt,

Hugo.“
 


 

Natürlich hatte Rose sich oft gefragt, ob ihre Entscheidungen die richtigen waren, vorallem hatte sie sich lange darüber gedanken gemacht nach Beauxbatons zu gehen und ihren Bruder alleine in Hogwarts zu lassen. Oft hatte sie gezweifelt. Und dann war da die Erkenntnis, dass ihr Bruder auch ohne sie klarkommen würde, dieses eine Jahr, dass er wunderbare Freunde finden würde, außerdem war da noch seine Familie, er war ja nicht alleine. Das Mädchen lächelte, als sie den Brief zusammenfaltete, ja sie war sich noch nie so unsicher gewesen, wie bei dieser Entscheidung, aber sie wusste, sie wuchs daran und ihr Bruder würde es auch. Rose blickte hinaus, gestern lag noch etwas Schnee auf den Dächern Beauxbatons, allerdings hatte die Wärme ihn wieder vertrieben, irgendwann hielt der Winter wirklich Einzug, doch noch konnte sich das Wetter Mitte November nicht entscheiden. Die Zwölfjährige streichelte den Vogel, wickelte ihn schließlich in das Handtuch ein und trug den Kauz zu ihrem Bett. Rose wusste, sie würde ihrem Bruder bald antworten. Das waren auch ihre letzten Gedanken, bevor sie ins Land der Träume glitt.
 


 


 

*
 


 

Es wurde Weihnachten, Hugo kam nachhause, völlig erschöpft und glücklich stolperte er ins warme Haus. Im Garten und in der Einfahrt lag Schnee, und eigentlich hatte er gehofft, dass Rose vor ihm Heim fand. Seine Koffer stellte er im Gang neben der Treppe ab und schlich sich in die Küche, wo seine Mutter vorm Herd stand und mit beiden Händen routierte.

„Hey Mom…“, grüßte er fröhlich und umarmte sie. Wie sehr hatte er das alles hier vermisst.
 


 

„Wollen wir auf Rose warten?“, kam die simple, selbstverständliche Frage, als er sich den Inhalt der Töpfe ansah. Und Hermione lächelte und strich ihrem Sohn durch das kurze, dichte, dunkle Haar, welches so ganz weasley-untypisch war. Ronald betrat mit der Post in den Händen den Raum. Er war erfreut als er neben den ettlichen Rechnungen einen Brief von Rose entdeckte.
 


 

Der Rothaarige legte alles beiseite und öffnete den Brief seiner Tochter. Hubgo wandte sich seinem Vater zu, mit etwas fragendem Blick. Und als Ronald zu lesen begann, fror selbst Hermione in ihrer Tätigkeit ein.
 


 

„Meine liebe Familie,

ich weiß, wir hatten vereinbart, dass wir uns in den Ferien wieder sehen,

allerdings habe ich kurzer Hand beschlossen, in Frankreich auf der

Beauxbatons-Akademie zu bleiben.

Es ist definitiv nicht so, dass ich euch nicht vermisse, aber ich glaube,

dass mir dieser Abschied noch schwerer fallen würde, als der im Sommer.

Und ich will nicht zuhause mit den Tränen kämpfen müssen, wenn ich mich

doch eigentlich auf diese Schulzeit freue, und wenn ich euch doch immer

gerne wiedersehe.

Mich plagt schon die ganze Zeit das Heimweh, und vielleicht

überwinde ich es erst, wenn ich wirklich in Beauxbatons über die Ferien

verweile. Denn Frankreich ist wirklich schön.

Macht euch um mich keine Sorgen, ich habe liebe Freunde hier,

die auch nicht nachhause fahren werden.

Ihr fehlt mir,
 

eure Klein-Rosie.

P.S.: Seid mir bitte nicht böse.
 


 

Rose saß vor den Zeilen, die sie schweren Herzens geschrieben hatte, nie war ihr bewusst gewesen, wie schwer es werden würde, einen derartigen Brief zu verfassen. Schon alleine deswegen nicht, weil der Inhalt ihre liebsten Menschen hart treffen würde. Rose würde nicht heim kommen, nicht jetzt. Nicht in ein paar Tagen und wahrscheinlich auch nicht wirklich in ein paar Monaten, denn nun spielte die junge Schülerin mit dem Gedanken ein weiteres Jahr im Ausland zu bestreiten. Natürlich hatte sie ihr Vorhaben in diesem Brief noch nicht geschrieben, aber es würden weitere folgen, da war sie sich sicher. Sie faltete den Zettel behutsam zusammen und schob ihn in den Umschlag. Ihr Blick wanderte durch den großen Saal mit dem Tischen. Dominique saß bei ihren Freundinnen aus ihrem Haus, nicht mehr wie am Anfang des Jahres bei ihr, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie unternahmen nicht mehr viel miteinander, stritten öfter als Rose lieb war, und das alles wegen diesem einen Jungen, von dem sie Al schon geschrieben hatte, Beau [Bo], wie sie ihn alle nannten, weil er für einen Jungen seines Alters wirklich schön war, zumindest was Mädchen in seinem Alter unter schön verstanden, mit Vierzehn. Er war zwei Klassen über Rose, da bot er sich als potenzieller Freund Dominiques förmlich an, weil er ein Jahr über ihr war. Weil er charmant sein konnte, wenn er wollte, und nur wenn er wollte. Weil er gehässig wurde, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischte, und weil er nicht allen Mädchen die gleiche Aufmerksamkeit zu Teil werden ließ. Besonders auf Dominique hatte er es abgesehen, nicht im üblichen Sinne, nur sie stand anscheinend ganz oben auf der Liste jener, die er so gut es ging, ignorierte. Etwas, das Dominique wirklich nicht schmeckte, denn sie war eine Veela, begehrenswert und schön. Er hätte vor ihr auf den Knien rumrutschen sollen, dann wäre er der blonden Weasley egal gewesen, aber so…. Nichts da!
 


 

Dominiques Interessen hatten sich grundlegend geändert, nun achtete sie nur noch darauf, wie sie aussah, schminkte sich viel, und vergaß ihre alten Freunde. Denn entweder gab man ihr Recht, mit der Aussage, sie und Beau würden das perfekte Paar abgeben, oder es wäre besser, wenn man das Weite suchte. Und Rose hatte Dominique klargemacht, dass Beau andere Interessen hegte.
 


 

Er hatte wortwörtlich einmal Rose mit ruhiger, samtiger Stimme mitgeteilt:

„Could it be, that I’m very impolite, and surely that’s not my intention, when I say, I rather prefer spending my precious leisure with people I like and who can keep up with me mentally - instead of wasting it on such a little dolly bird like your cousin, who makes sheep’s eyes at me, and isn’t able to compose one ordinary sentence?”

Es hatte Rose überrascht, als er sie das wissen ließ, in akzentfreiem Englisch. Bis dato hatte er sich ausschließlich auf Französisch unterhalten, in einer veralteten Form mit schwierigem Satzbau, die heutzutage nicht mehr wirklich üblich war, und welcher selbst Fleur nur schwer folgen konnte, als sie einmal die Kinder besuchte und Rose mit ihm wild diskutierte.
 


 

Allerdings hatte Rose Dominique nie wissen lassen, was Beau wirklich von der blonden Veela hielt. Irgendwann müsste ihre ehemals beste Freundin selbst drauf kommen, und dann war es vielleicht schon zu spät für ein Es-tut-mir-Leid, einfach für alles.
 


 


 

*
 


 

Ende Jänner folgte wieder ein Brief, den Hermione an die Brust drückte mit geschlossenen Augen und tief durchatmete. Die Hexe wusste nicht, ob sie sich über diese Nachricht freuen sollte, auch wenn sie noch nicht wusste, worüber die Zeilen handelten. Es beschlich sie die Angst, sie würde ihr Kind ganz verlieren, wenn sie erst einmal den Inhalt wusste, und obgleich ihr die Wahl blieb, früher oder später den Brief zu öffnen, irgendwann würde sie diese Sätze lesen.
 


 

Hermione blickte an draußen in den Garten zu dem Schneemann, den Hugo mit Ron in den Ferien gebaut hatte, und von dem immer mehr wegschmolz. Mit zittrigen Händen öffnete sie den Umschlag und las langsam die folgenden Zeilen.
 


 

„Meine lieben Eltern,

dieses Jahr im Ausland habe ich sehr genossen, ich würde es wirklich

gerne verlängern, auch wenn ich weiß, dass es nicht abgemacht war.

Ich spüre immer mehr, wie es mich in die Ferne zieht, auch wenn ich

zugeben muss, dass ich mit meinem Herzen zuhause bei euch bin.

Ich hoffe inständig, dass es euch gut geht.

Im Umschlag findet ihr noch ein paar Fotos meiner Freunde und mir.
 

Alles Liebe, Rose.“
 


 

Roses Mutter nahm den restlichen Inhalt aus dem Umschlag und entdeckte lachende Gesichter. Hermione wusste, sollte sie diese Bitte ihrer Tochter verwehren, würde sie sie von ihren neuen Freunden trennen. Und irgendwie ließ die Hexe ihre Tochter ziehen, deswegen antwortete sie ihr postwendend, dass es in Ordnung sei, wenn sie ein weiteres blieb. Am Abend, als Ron heim kam, teilte sie ihm ihre Entscheidung mit, die ihr wirklich schwer gefallen war, und die sie letzlich mit Tränen in den Augen berichtete.
 


 

Mister Weasley musste sich setzen um das ganze zu verarbeiten, natürlich fragte er sich, warum Rose nicht mehr nachhause wollte. Ob es an ihnen lag? Ob sie schlechte Eltern waren? Oder ob sie wirklich lediglich die Zeit da draußen genoss mit den neuen Freunden.
 


 

Rose war sein kleines Mädchen, schon immer gewesen, seine Lieblingstochter, weil sie seine einzige Tochter war, genauso wie Hugo sein Lieblingssohn, aus selben Gründen. Es mochte sich seltsam anhören, aber seine Kinder waren ihm die liebsten und Hermione, verkörperte die Frau in seinem Leben, die er immer finden wollte, mit der schon immer alt werden wollte, weil sie wunderbar war, also nannte er auch sie seinen Liebling.
 


 


 

*
 


 

Mit Caprice eingehakt schlenderte Rose diesen Nachmittag im März über das Gelände, lachend, da das Wochenende gerade begonnen hatte und sie eine Woche mit vielen Prüfungen hinter sich ließen. Monique saß etwas entfernt auf einer Bank und die beiden Mädchen blieben bei ihr stehen. Rose setzte sich mit Schwung zu ihr und blickte in das offene Buch.

„La faible lumière du réverbère allumé la nuit. Elle est restée avec les dernières étapes sont, comme il se tenait sur le trottoir et la regarda sans comprendre. Il avait voulu leur inspirer, rien n'y fait ... (Das schwache Licht der Straßenlaterne erhellte die Nacht. Sie blieb bei den letzten Treppen stehen, während er auf dem Bürgersteig stehen blieb und sie ausdruckslos anblickte. Er hatte sie begeistern wollen, nichts hatte geholfen...)“, las Rose laut vor und schmunzelte, es waren Zeilen aus dem Buch, welches Caprice zuvor gelesen hatte, „le plus simple est la plus grande magie“.
 


 

Dieser Liebesroman hatte es ihren Freundinnen angetan, sie selbst konnte sich wenig dafür begeistern, weswegen wusste Rose selbst nicht so genau. Monique lächelte als sie aufblickte und meinte:

„Ich liebe diese Stelle, weil beide noch nicht wissen, dass Liebe die einfachste und schönste Form der Magie ist.“ Caprice nickte bekräftigend und schwelgte in Erinnerungen, an Passagen aus dem Buch, die sie immer wieder gelesen hatte, nur um aufs Neue vor Rührung in Tränen auszubrechen. Rose kramte derweil in ihrer Tasche und fand endlich den Brief ihres Bruders, den sie heute in der Früh in ihrem Zimmer erhalten hatte.
 


 

„Hallo Schwesterherz,

ich danke dir für deinen tollen Rat, ich habe ihm schon öfter

geschrieben und er kann mir wirklich helfen, ich weiß nicht

warum, aber er ist in Ordnung.

Wie ist das Jahr? Musst du viel lernen?

Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf die

Sommerferien freue, in der Hoffnung dich zuhause anzutreffen,

sag bitte nicht, dass du diese Ferien über auch fort bleibst,

Schwesterherz.
 

Fühl dich umarmt,

Hugo.
 


 

Der Brief trieb dem Mädchen ein Lächeln ins Gesicht, es hatte sie viel Überwindung gekostet, ihn zu bitten Hugo zu helfen, Aber so wie es aussah, tat er ihrem Bruder gut, und das war das Wichtigste. Rose faltete den Zettel wieder zusammen und blickte in die Ferne. Die Sonne strahlte, die Frühlingsblumen trieben aus, der Schnee schmolz dahin, und ihr wurde schwer ums Herz, weil sie das alles nicht mehr wieder sehen würde. Es war sozusagen ein Abschied, für längere Zeit, wenn nicht sogar für immer.
 


 


 

*
 


 

Im Juni 2019 konnte es Hermione kaum erwarten und verfasste einen Brief an die Beauxbatons-Akademie mit der Bitte um die Zusendung einer Liste für die Lehrbücher, Rose hatte ihr schon geschrieben wie es um ihre Noten stand, das Zeugnis würde wieder einmal mit Ohnegleichen glänzen. Natürlich war Hermione stolz auf ihre Tochter, auf ihre wunderbare Rose.
 


 

Umso überraschender kam auch für die Hexe der Brief, adressiert an
 

Mr. and Mrs. R. Weasley,

Fuchsbau an der Elfenbucht

In Cambridge, Great Britain
 

Und es war kein Adressant angegeben. Hermione beschloss mit der versendung ihres Breifes zu warten. Zumindest solange bis, sie wusste, was in diesem Kuvert stand.
 


 

Und so wartete die Hexe bis zum Abend, als ihr Mann von der Arbeit kam, mit ihm wollte sie diesen Brief in DinA4-Format öffnen. Die Frau war nervös, aufgeregt und drückte die Hand ihres Mannes. Sie saßen gemeinsam am Esszimmertisch, im Rücken die verschnörkelte, hölzerne Standuhr, dessen Pendel schwang, und dessen Ticken in den Ohren dröhnte. Beide besahen das Schreiben mit Anpannung. Es war einer jener Momente, in denen beide das Gefühl hegten, dass die Zeit langsamer verstrich.
 


 

Zu Blattbeginn in der Mitte in filigraner Schrift war zu lesen:
 

alma mater de praecepta necessaria
 

Darunter folgte ein schwarzes Wappen mit smaragdgrünem Basilisken, saphirblauem Hyppogreif, citringelbem, dreischwänzigem Wolf und einer rubinroten Vierhorn-Chimäre.
 


 

„Sehr geehrter Mister Weasley, Sehr geehrte Mistress Weasley,

Unser Institut für Magie aller Art freut sich herzlich Ihre Tochter

an dieser Schule begrüßen zu dürfen.

Auf diesem Wege wollen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter, Rose Weasley,

die Prüfungen für den Antritt des zweiten Semesters des Dritten Jahrganges

mit Bravour bestanden hat, und dieser mit 2. September 2019 beginnen wird.

Die Lehrutensilien finden Sie anbei auf einem weiteren Zettel aufgelistet.
 

Ich wünsche Ihnen Alles Gute, und hoffe,

dass sich Ihre Tochter bei uns wohl fühlen wird.
 

Hochachtungsvoll,

Agoston Caius Dantae, DSc. PhD. MD.

Amtierender Curator.“
 


 

In einer Zeile mit „Sehr geehrter Mister Weasley…“ stand rechtbündig geschrieben: May 31st, 2019, Canberra, Australia
 

Ron starrte auf die Zeilen, ungläubig und fassungslos, während Hermione vorerst nach Luft rang. Es war das eine, sein Kind ziehen und nach Frankreich gehen zu lassen, das andere, es auf das andere Ende der Welt zu schicken.
 


 

Und so verfasste Ronald Weasley einen Brief, der ihn sehr viel Überwindung kostete, obwohl nicht viel darin stand, war es genug.
 


 

„Meine liebe, kleine Tochter Rose,

ist es wirklich dein Wunsch nach Australien zu gehen?

Ist Frankreich denn nicht weit genug von uns entfernt?

Ich weiß nicht, was dich dazu bewegt, und ich weiß nicht,

ob ich darüber glücklich sein soll, aber wenn du es bist,

reicht es mir.

Bitte antworte so schnell wie möglich.
 

In Liebe,

Dein Dad.“
 


 

Mit zittrigen Händen hatte Rose den Brief gelesen, als sie im Zug auf dem Weg nachhause war, sie hatte nicht mehr geantwortet und das Mädchen kämpfte mit sich, nicht bitterlich zu weinen.
 


 

Kaum war sie in Tante Fleurs Haus getreten, hatte Rose den Wunsch verspürt auf schnellstem Wege heimzukehren. Sie hatte sich vielmals bei ihrer Verwandtschaft entschuldigt und Dominique herzlich umarmt, weil es keinen Unterschied mehr machte, ob sie nun noch beste Freundinnen waren, oder lediglich Cousinnen, Dominique gehörte zu ihrer liebevollen, kleinen, wunderbaren Familie, und zu dieser wollte Rose nun endlich aufbrechen.
 


 

Sie stieg in den Kamin und warf das Pulver zu Boden, wenige Momente später, fand sie sich zuhause wieder. In dem gemütlichen, kleinen Wohnzimmer, in dem es immer so gut nach Blumen roch. Mit der Dunkelbraunen Couch und den rotkarrierten Decken, in die sie sich jeden Winter hineingekuschelt hatte. Mit dem langen, schmalen, niedrigen Holztischen, in dessen Fach, die Lieblingsbücher ihrer Mutter und ihrer selbst lagen. Keinen Meter daneben sah Rose die beiden Ohrensessel, in welchen Hugo und ihr Vater immer gesessen hatten, wenn sie Schach spielten. Auf leisen Sohlen trat sie in die Küche und genoss den Anblich, auch hier hatte sich nichts verändert. Ihre Mutter hatte Limonade gemacht, und Kuchen gebacken, Kirschkuchen, den mochte sie besonders gerne. Und dann hörte sie, wie jemand die Tür aufsperrte, Hugos Stimme war zu hören, wie er lachte. Und als sie in den Gang schritt, und ihre familie endlich wieder sah, sprang sie allen in die Arme, glücklich und zufrieden.
 


 

Und Ja, sie wollte dieses Jahr in Australien, denn Klein-Rosie wollte die Welt sehen. Und ihre Familie war ihr immer am Nächsten, denn die trug sie überall im Herzen mit sich. Und sie alle wussten, es war niemals ein Abschied für immer. Denn wenn man Kindern Wurzeln gab, wo sie zuhause waren, und ihnen Flügel schenkte, fanden sie immer wieder Heim.
 


 

Und so war es ein schönes Bild, wie Rose und Hugo sich umarmten, wie Hermione ihre Kinder an sich drückte und Ronald Bilius Weasley stolz auf seine kleine Familie sah.Es folgte ein schöner Sommer, wahrscheinlich der schönste, denn jeder einzelne schätzte die gemeinsame Zeit mehr auf zuvor.
 


 


 


 


 

»Was ist Liebe? Es ist nicht die Notwendigkeit, die sich Stärke nennt, nein, nur die Schwäche, jemanden festzuhalten, aber es ist natürlich die Fähigkeit, gehen zu lassen, und bei dieser wirklich wichtigen Person zu sein, die Hilfe anzubieten und hinter ihr zu stehen, wann immer es benötigt wird.«
 

»What’s love? It isn’t the necessity, which is called strength, no it’s only weakness, to hold someone close, but it is, of course, the ability to let this person go, and to be with - and to help - and stand with this very important human being, whenever it’s needed.«

insightful supper – part one

»Plane nicht für die Zukunft, wenn es das Morgen nicht gibt, das du willst, denn Überraschungen warten überall um das zu zerstören, was sich lieb und teuer bezeichnen lässt.«
 

»Dare plan a future that won't exist. Not the one you want, because surprises are waiting anywhere to destroy what is called dear and valuable.«
 


 


 


 


 

Der Wind wehte leise, während die Vögel immer neue Lieder anstimmten in dieser kleinen, wirklich ruhigen Gegend, abseits der Stadt, diesem beinah immergrünen Vorort. Die Sonne brannte hartnäckig durch das Geäst, die raschelden Blätter der Bäume, auf die Terrasse im Hintergarten des cremefarbenen Hauses mit den dunkelbraunen Dachziegeln, an dessen Front der Eingangsbereich mit den Stiegen in die oberen beiden Stockwerke fast gänzlich mit gläsernen, teils klaren, teils milchig, teils durch grüne oder kaffeefarbene Farbpigmente streifenweise getrübten Fliesen getäfelt worden war.
 


 

Es brauchte nur einen tiefen Atemzug in der Natur, in ihrem Garten auf dieser Terrasse, das Gesicht zur Sonne gewandt, die Augen geschlossen, und schon vergaß sie den ganzen Stress um sich herum. Im selben Moment, als sie ihr Kleid um ihre Waden tanzen spürte und ihr blondes, mit der Zeit immer heller gewordenes Haar, vom Wind gefangen, zurück strich, nur um zu bemerken, dass dieses keinen Wimpernschlag später, wieder von dem lauen Lüftchen durchgewirbelt wurde. So war das Leben, wie sie es liebte, friedlich, entspannend, mit dem wohl besten Mann an ihrer Seite, der in der Hängematte keine zwei Meter von ihr entfernt das noch unveröffentlichte Skript „Naturgeister und ihre Lebensräume“ ein weiteres Mal gedankenverloren durchblätterte; eine Fortsetzung, oder Erweiterung, wie ihr Mann es nannte, zu „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ von Newton Scamander. Sanft lächelnd blickte sie zu ihrem Göttergatten, daran denkend wie glücklich sie mit ihm doch war. Und wenn sie sagte, sie liebte dieses Leben so sehr - genauso wie sie an die Existenz der Krickschnäbligen Elfenköpfchen glaubte, dann musste sie zugeben, vergötterte die Hexe die Sommerferien, denn da kamen ihre Kinder von Hogwarts nach Hause, und natürlich wurde es da immer etwas lauter…
 


 

Es krachte im ersten Stock und die Frau öffnete nur für einen kleinen Moment die blauen Augen, um diese im nächsten wieder flatternd zu schließen. Sie sah es bildlich vor sich, wie ihr älterer Sohn in größter Hektik gegen seinen Schreibtisch gerannt war, um schließlich auf einem Bein einmal um die eigene Achse springend den Schreibtischstuhl, mit den auf der Lehne hängenden Jacken, mit sich zu reißen. Das Resultat nicht zu vergessen, ihr einst kleines Baby war auf der Nase gelandet, wie eigentlich fast immer, wenn es eilends aus dem Haus wollte. Die Frau blickte in den Himmel und seufzte leise, denn sie wusste in etwa, wie es weitergehen würde; und das alles nur wegen einer einzigen Hexe. Es glich schon einem Ritual, das nun offensichtlich auch das fünfte Jahr anhielt. Grundsätzlich mochte sie das Mädchen wirklich, sie war ein Engel, allerdings wenn sie daran dachte, was sie unbewusst aus ihrem Jungen machte, war Luna Scamander weniger begeistert.
 


 

Ein weiteres Mal rumpelte es und die blonde Hexe hörte wegen der offenen Tür zum Garten hinaus, die in die Küche und, durch eine Theke getrennt, ins Esszimmer führte, wie die Bilder an den Wänden wackelten. Sie fühlte es in ihren Venen, in ihrem Herzen, das sie nur aufgrund ihrer mütterlichen Liebe bemerkte - wusste, ja spürte -, ihr lieber Lysander war gegen seine Zimmertür gerannt. Und dann fiel eben diese lautstark erneut ins Schloss. Eine Eigenart, die sich ihr älteres Kind angeeignet hatte, es zog die Türen immer mit Schwung hinter sich her, wenn ihm das Gefühl überkam, die Zeit rinne ihm wie Sand durch die Finger.
 


 

Und Luna schmunzelte wie sie ihren Mann mit einem warmen Blick bedachte und murmelte: „Mir kommt es vor, als würde eine Herde Hippogreife durch die Räume fegen.“

Rolf hatte es nicht nötig aufzusehen, um zu wissen, mit welchem Blick seine Frau ihn segnete. Er erkannte es an ihrer Stimme, die so melodisch und verträumt geblieben war, wie an dem Tag, an welchem er sie kennen und lieben gelernt hatte. Und deswegen legte er das Werk beiseite und schwang sich aus der Hängematte, denn er wusste, seine Frau hatte bis heute nicht die Fähigkeit erworben mit den lieben Kindchern zu schimpfen – nur dafür hätte sie nun schon fast 18 Jahre Zeit gehabt. Gut, es war bekannt, dass Luna ihm nur zu gerne diesen Part der Erziehung überließ, und auch nur dann, wenn es wirklich nötig war.
 


 

Gefrustet und etwas wütend trottete Rolf ins Haus und blieb im Rahmen stehen. Ein Blick quer durch den Raum, über die Theke, auf der ein Kuchen von Hermione stand; sie bug viel und brachte bei Besuchen immer gerne etwas mit. Er erblickte seinen zweiten Sohn, der eigentlich dafür bekannt war Lärm zu veranstalten wie ein Affe im Zirkus, oder wie auch immer Rons Frau einmal zu sagen gepflegt hatte. Rolf interessierte sich nicht sonderlich für Muggelkunde, Muggelartefakte, Geschichte oder sonstige Redewendungen, mal abgesehen davon, dass er bis dato keine Ahnung hatte, was so ein Zirkus eigentlich sein sollte.

„Diese ruhige Musik ist man von dir gar nicht gewöhnt, Lorcan.“, begann Rolf mit der Absicht beiden Söhnen eine Lehre zu erteilen, und ging mit schnellen Schritten durch die Küche, um schließlich bei der Theke angelehnt stehen zu bleiben. Der angesprochene saß mit dem Rücken zu seinem Vater und blickte auch nicht auf, als er völlig vertieft in sein Blatt starrte. „Bedank dich bei Azalea, Dad.“

Das wohlgemerkt einzige Mädchen im Raum, schaute sofort mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf.

„Merlin, Greengrass, kein Schwein hört sich noch die ‚Klänge der Feen‘ an“, brummte Albus Severus neben der jungen Hexe genervt und kräuselte seine Stirn etwas stärker, sowie er noch einmal seine Karten betrachtete.

„Halt die Klappe, Albus Severus, und kümmer dich lieber darum, nicht gleich als erster auszuscheiden. Deine Karten sind grottig!“, pfefferte die Blondhaarige gleichgültig zurück, wohl wissend, dass sie nur das Blatt des Potters hatte ansehen dürfen, weil sie von Anfang an gesagt hatte, dass sie nicht mitspielen und sich gänzlich raushalten wollte. Doch der Hut hatte seine Gründe gehabt, sie nach Slytherin zu schicken.

„Na, vielen Dank, Süße“, lachte Zabini heiter auf und blickte über den Tisch zu Albus, der dem Mädchen neben sich mit bitterbösen Blicken drohte, welche die Hexe gekonnt ignorierte.
 


 

Nun kam der nächste Versuch, als Rolf Scamander die Hände in die Hüfte sämmte und erklärte: „Draußen ist es schön und -“

Eigentlich wollte der Hausherr noch weiterreden, doch das genervte Seufzen Lorcan‘s ließ ihn für ein paar Sekunden ungläubig verstummen, ebenso wie es die Wut in ihm schürte.

„Wir könnten schwimmen gehen…“, schlug Scorpius Malfoy nachdenklich vor, als er einen Blick aus dem Fenster warf und seine Karten auf den Tisch verdeckt platzierte. „Wie wär’s?“, fragte er nocheinmal nach, da nicht wirklich jemand reagiert hatte und blickte in die Runde. Und die einzige Person, die davon begeistert schien, nannte sich seine Cousine, deren Lächeln anscheined wuchs, wenn das noch dem Möglichen entsprach.

Mister Scamander hob skeptisch die Augenbraue, denn als ob es Draco‘s Sohn hätte riechen können, wollte auch er auf das Becken im Garten verweisen.

Endlich kam eine weitere Reaktion, denn Albus murmelte stockend, als überlege er den nächsten Zug in dieser Magie-Poker-Runde: „Wenn das hier zu Ende ist…“

Und Zabini erhöhte in diesem Moment den Einsatz aufs Doppelte; die Burschen spielten nicht um Geld oder sonstige materiellen Dinge, nein, - unter anderem ließ sich das als den Grund schlechthin nennen, warum die hübsche Greengrass sofort abgelehnt hatte und auch ihr Cousin bedurfte hartnäckigen Überredungskünsten bis er einwilligte - denn ein intimerer Einsatz war geboten, eines der kleinen, dreckigen, verruchten Geheimnisse, die man mit wirklich keinem anderen teilen wollte, preiszugeben. Auf einem kleinen handlichen Block, der in der Luft schwebend mitschrieb, standen alle Namen der Teilnehmer und eine Zahl, ein Betrag, der zuvor ausgemacht worden war, in diesem Fall 200, ähnlich dem Muggel-Kartenpoker, statt der Münzen, und Zabini hatte nun insgesamt 60 gesetzt, 140 verblieben. Der Spieler mit den schlechtesten Karten wurde um ein Geheimnis ärmer. Auf dem Tisch lagen die Zehn Elfen, Zwei Gnome, Trolldiener, Acht Wichtel und die Madam Gnom. Als Malfoy sah, wie die letzte Karte, die Zehn Elfen, aufgeweckt worden war, schlich sich ein wahrhaft fieses Grinsen in seine Züge.

„All in.“, feixte er gehässig.

„Das gewinnst du nie!“, warf Lorcan im nächsten Augenblick lachend ein, während Albus bitter schluckte. Alle zogen mit, auch der Potter, der eigentlich nicht wirklich wollte, aber sonst hätte auch er mit dem Verlierer ein Geheimnis preisgeben müssen, wenn er kniff. Und vielleicht gab es ja noch jemanden der miserablere Karten hatte als er. Sie deckten auf und Scorpius hatte mit einem Elfen-Royal Flush gewonnen, und, zu der Überraschung Greengrass‘, deren Nebenmann mindestens genauso verdutzt dreinblickte, war es Sabastin, der eiskalt verloren hatte und seinem fahlen Gesichtsausdruck nach mit Worten rang.
 


 

Dann trat Rolf in den Flur und sein Blick wanderte zur Haustür, wo rechts davon die Stiegen in die Obergeschoße führten, weiter über das Geländer in den ersten Stock. Es rumpste noch einmal und Mister Scamander sah, wie sein Sohn zischend die Luft inhaltierte und über die ersten Stiegen stolpernd, schließlich die Treppen herunter fiel. Lediglich ein Griff zum Geländer rettete den Ravenclaw davor nicht Bekannschaft mit den Kanten der Stufen zu machen.

„Pass doch auf! Du hast doch wirklich alle Zeit der Welt, also nimm sie dir...“, tadelte Rolf sichtlich entsetzt über seinen sonst nicht derart tollpatschigen Sohn Lysander.

„Hab ich eben nicht!“, widersprach ihm der Junge und rannte die Treppen weiter runter, wobei er die letzten drei Stufen einfach übersprang.

„Gut, dann bist du eben einmal nicht zehn Minuten früher da, als abgemacht. Ich bin sicher, Rose wird es nicht auffallen.“ Just dachte Rolf, sein Sohn Lysander stände eben nicht vor ihm, als dieser ihn mit einem Blick fixierte, der so geschockt und beschämt war, dass er errötete und dass Rolf vor seinem inneren Auge die Vergangenheit einholte, als gäbe es kein Morgen, in der Lysander wirklich noch ein ängstliches Kind gewesen war und noch Jahre davon entfernt so selbstbewusst zu werden wie er heute war; beim Quidditchspielen, unter seinen Freunden, gegenüber Fremden, eigentlich hatte sich der ältere Zwilling zu einem jungen Mann gemausert, der das Wort „Verantwortung“ kannte und auch genug davon übernahm, wenn ihm die Chance dazu geboten wurde.

„Dad!“, empörte sich der Rabe, - dessen ertapte, peinlich berührte Mimik so schnell wieder verschwunden war, wie ein Dementor wenn er hatte,was er wollte - und schritt zur Komode und holte seine Jacke raus.
 


 

„Wo willst du denn hin, Bruderherz?“, mischte sich nun Lorcan interessiert ein, welcher eben hinter Rolf erschienen war und schnurstracks zu seinem Beinahe-Ebenbild weiter trottete, gelassen, feixend, mit diesem ganz gewissen Grinsen. Und der ältere Zwilling verdrehte genervt die Augen. Es war nicht so, dass Lysander den Jungen nicht mochte, der ihm so verdammt ähnlich sah, viel eher gab es Seiten an Lorcan mit denen der Ravenclaw schwer, schlecht bis gar nicht umgehen konnte und dazu zählte diese Situation.

„In die Winkelgasse“, antwortete er schließlich ruhig und die Wortwahl offensichtlich wohl überlegt.

„Gehst du einkaufen?“, folgte die nächste Frage etwas zu süßlich für Lysanders Geschmack und aufgrund dessen schaute er mit Skepsis in das Gesicht seines Bruders. Und Lorcan wusste, weil er ihn kannte, dass sein Zwilling gerade abwägte, wie viele Informationen er preisgeben wollte, so war er, der Ravenclaw, analytisch.

„Nein.“, erwiderte der Ältere der beiden, wohl wissend, wie zögerlich er gewesen war und dass ihr Vater sie noch immer mit strengem Blick bedachte.

Als müsse er überlegen, blickte Lorcan zur Seite, faltete die Hände und wippte etwas nach vor und zurück. „Sondern?“

Ein Seufzen entwich seiner Kehle und in diesem Augenblick, als der Rabe in die Ärmel seiner Jacke schlüpfte, den Blick gegen die Decke richtete und die Augen schloss, wusste er, wäre es zu viel der Worte, ehe er murmelte: „Ich treffe mich mit -“

„Ui, ein Date! Ein richtiges Date!“, warf Lorcan gespielt aufgeregt ein, natürlich ließ er Lysander nicht zu Ende reden. „Leute! Mein Bruder, der Spätzünder hat heute sein erstes Date!“
 


 

Irgendwie wuchs Lysanders Unbehagen, als Albus Severus‘ und Sabastins grinsende Köpfe hinter der Tür hervorhuschten und er den stetig größer werdenden Kloß im Hals spürte, den er nicht und nicht hinunterschlucken konnte. Natürlich war das nicht sein erstes Date, das behielt er mit schlechten Gedanken daran ganz tief in seinem Hinterkopf - um zu wissen, wie man es nicht machte. Denn er wollte dem Mädchen, das alleine zu feige zum Fliegen gewesen war und Hogwarts schon immer mal von oben sehen wollte, auf dem Besen mitnehmen und dabei hatte er ihr beim Aufsteigen des Fluggerätes mit dem Fuß einen Tritt ins Gesicht gegeben, sodass sie Sternchen sehend ins Gras gesunken und erst im Krankenflügel wieder aufgewacht war.
 


 

Manchmal hasste er Lorcan, und sich selbst, weil er immer wieder in derartige Situationen rutschte.

„- mit Freunden.“, versuchte Lysander dieses Thema mit Nachdruck abzuwehren, eine völlig sinnlose Absicht wie er sich eingestehen musste.

Denn schon legte sein Bruder ihm den Arm vertraut um die Schulter, hob den Zeigefinger und fing an: „Mach immer schön die Tür auf. Nimm ihr die Jacke ab. Und das aller wichtigste, sei beim ersten Mal nicht zu aufdringlich, sonst wird sie dich nicht küssen!“ Die letzten Worte waren Lorcan immer schwerer gefallen, weil er mehr und mehr zu lachen angefangen hatte, letzlich kamen ihm die Tränen und er ließ von seinem Bruder ab um sich auf seine Oberschenkel zu stützen.
 


 

„Alles Idioten, wirklich allesamt …“, dachte sich der Ravenclaw in seiner Ehre gekränkt und setzte nocheinmal an, in der Hoffnung keine weiteren Kommentare mehr hören zu müssen: „Mit Alice.“

Und dann war es still, Albus schien das Gesicht einzuschlafen, Sabastin wandte sich nun weniger interessiert ab und Lorcan lachte endlich nicht mehr.

„Seit wann willst du was vom Professoren-Engel? Erhoffst du dir bessere Noten von Neville, wenn du seine Tochter maust?“, zischte Zabini boshaft und Lysanders Bruder antwortete zuerst begeistert und endete gehässig: „Eigentlich keine schlechte Idee, warum hab ich nie daran gedacht? Ach ja, es ist erbärmlich…“

Und der Ravenclaw atmete noch einmal ganz tief durch, denn sonst würde es in diesem Hause Tote regnen.

Das nächste schien Lysander wie ein fieser Schlag ins Gesicht, nur vom Täter völlig unbeabsichtigt, soweit kannte er den Schuldigen auch. „Ich würde mich für euch freuen, ihr wärt ein schönes Paar.“ Scorpius Malfoy schaffte es immer die richtigen Worte zu finden, dass diese Scherze seiner Freunde ein Ende fanden, wie auch jetzt, als er den sonst so schlauen Ravenclaw ansah, respektvoll, denn das hatte sich dieser erworben, als beide einmal als Vertauensschüler hatten zusammenarbeiten müssen, und dann nach seiner Cousine blickte. „Lea?“

Die Greengrass lachte heiter auf und trat neben Scorpius.
 


 

„Habt ihr mir nicht zugehört? Mit Freunden!“, presste Lysander hervor, und tat sich immer schwerer die Geduld nicht zu verlieren, obgleich er wusste, dass er durch seinen Mangel an Beherrschung mehr Fehler machen würde.

„Das heißt mit Alice und Rose.“ Diesmal war es Lorcan, der augenverdrehend zu seinem Bruder blickte und seufzte: „Also doch Rose.“

Nach all der Zeit, die er dieses Mädchen nicht mehr getroffen hatte, mit ansehend, wie sich sein Bruder zum Hampelmann machte, war Lorcan dieses Thema Leid; er nannte es elendig, denn für Lorcan selbst wäre es viel zu übertriebene Liebesmüh einem Mädchen nachzuhecheln, das er nur das ein oder andere Mal in der Ferien sah und sonst nur ein paar Briefen wegen wusste, wie es diesem ging.
 


 

„Werden dir zwei Frauen nicht zu viel, Lysander?“, säuselte Zabini, der mit einem lässigen Schwung in der Hüfte dessen Bruder ansteuerte und neben diesem stehen blieb.

Der Ravenclaw schnaubte, - diese Vollpfosten wussten nicht einmal wie anstrengend sie waren -, griff nach seinen Schuhen und stürmte an den beiden Schlangen vorbei, auf dem Weg ins Wohnzimmer, am anderen Ende des Flures. „Macht doch, was ihr wollt, aber lasst mich in Ruhe!“

„Wie geht es Rose?“, kam die Frage von Azalea Greengrass nett lächelnd, das Lysander doch dazu bewegte, stehen zu bleiben und sich nach ihr umzudrehen, was er eigentlich nicht mehr vorgehabt hatte.

„Wie, wie geht es Rose?“, hakte er nach und blickte das Mädchen stirnrunzelnd an, welches zwischen Albus und Scorpius stand.

„Na, ich habe sie lange nicht gesehen…“, erklärte Azalea noch genauso freundlich und der Ravenclaw wunderte sich, warum ausgerechnet sie zu den Schlangen gekommen war.

„Aber sie war doch auf der Party - vor ungefähr einer Woche….“, stutzte Lysander und hörte, wie Sabastin gehässig zischte: „Dann ist sie ja ein ganz schönes Mauerblümchen, passt auch nichts anderes zu dir.“

Der Kopf des Ravenclaw’s schnellte nach rechts, die Augen fixierten Blaise’s Sohn kühl, und etwas spitz fing er an: „Aber du hast dich ja auch ganz wunderbar mit ihr unterhalten -!“

Das fragende Gesicht trug wesentlich dazu bei, als Lysander seine Lungen mit Luft füllte und er das, was er eigentlich als nächstes schimpfen wollte, abbrach, weil ihm eine unglaubwürdige Idee kam. Wussten sie denn alle nicht, dass es Rose Weasley war? Hatte sie sich denn so sehr verändert nach diesen fünf Jahren?

„Potter, weißt du wie deine Cousine Rose aussieht?“ Was eigentlich ein Gedanke hätte bleiben sollen, kam viel zu schnell über Lysanders Lippen und mit einem Mal fühlte er sich deswegen unwohl, denn diese Frage war dämlich, richtig bescheuert. Wieso sollte er denn nicht? Sie war immerhin seine Cousine und nicht irgendwer. Und dann füllte die Leere Lysanders Kopf, die Glieder erschlafften und bescherrten ein unangenehemes Kribbeln.

Besonders, als Albus mit den Schultern zuckte und erklärte: „Ich seh sie eigentlich nie. Die Familienfeste hat sie immer etwas früher verlassen, als all die anderen. Und ich bin immer viel zu spät gekommen.“ Um nicht ganz so lange bleiben zu müssen, denn diese Feiern vermied er seit seiner Hogwartszeit so gut es ging. „Nein. Ich habe keine Ahnung.“ Und Albus Severus’ Haltung strotze genauso gleichgültig, wie seine Worte über die Weasley geklungen hatten.

Langsam, stockend folgte ein Nicken, ehe sich der Ravenclaw umdrehte und die Wohnzimmertür hinter sich schloss. Interessante Neuigkeiten, wie Rolfs erstgeborener Sohn fand.
 


 


 

*
 


 

Die Kerzen flackerten just, als schliche der Wind durch die Räume, während ein Mann etwas nervös vor dem Kamin auf und ab schlenderte. Die Uhr schlug beinah halb Fünf, als sich der Zauberer noch ein wirklich allerletztes Mal den Kragen richtete, wie er sich selbst einzureden versuchte, nur um sich zu beruhigen.

„Astoria! Wir sind zu spät!“, hallte Dracos eisige Stimme an den Wänden seines noblen Wohnzimmers wider und ließ den kleinen Elfen an der Tür erschaudern. Mit wehendem Umhang schenkte er nun seine Aufmerksamkeit dem Kamin, durch welchen er eigentlich schon längst im Haus des Gastgebers eingetroffen sein wollte.

Fahrig fuhr sich Lucius’ Sohn durchs Haar und beäugte ein Familienfoto; an seiner Seite seine Frau und in ihren Armen ihr gemeinsames Kind, kein Jahr alt - wie doch die Zeit verging. Wenn Draco Malfoy eines hasste, dann waren es Unhöflichkeiten, und wenn er etwas verachtete, dann nannte es sich schon lange nicht mehr Nichtmagier, Muggelgeborene oder Halbblüter, sondern schicht Unpünktlichkeiten. Für den Hauch eines Augenblickes sinierte er, alleine zu gehen und seine werte Gattin nachkommen zu lassen. Dieser Einfall allerdings verschwand schneller wieder in den Tiefen seines Gedächtnisses, als er gekommen war, denn Draco Malfoy konnte nicht ohne Familie hin, wenn der Zaubereiminister geladen sein würde. Das gehörte sich nicht.

„Astoria!“, donnerte seine tiefe Stimme wütend erneut. Und als er sich wieder zur Wohnzimmertür wandte, stolzierte die bezaubernde ehemalige Greengrass ins Zimmer, mit der Art, wie sie es geschafft hatte, ihm den Kopf zu verdrehen.

„Du bist spät“, brummte er pampig und trat zum Flohpulver.

„Nein, langsam“, widersprach seine Frau und holte aus: „Denn ein schönes Weib nennt sich nicht schlicht schön, weil es ihm die Natur gegeben hat. Wenn es nichts dafür tut, kann der hässlichste Trampel es übertreffen, weil er sich ordentlicher richtet.“

Doch Draco Malfoy würdigte sie keines weiteren Blickes.

„Also sei froh, und schiebe die paar Minuten auf mich, wegen Nasepudern oder was weiß ich! Oder willst du dich für meine Aufmachung schämen?“ Wenn Astoria eines in den Jahren ihrer Ehe gelernt hatte, dann sich gegen Draco Malfoy zu wehren, mit derselben Mixtur, mit welcher er mischte: Hohn, Spott, Arroganz. Und damit trieb sie ihn zur Weißglut, auch wenn er ihr den offensichtlichen Triumph nicht gönnen wollte.
 


 

„Wo hast du das schon wieder aufgegabelt? Im Theater?“, raunte der platinblonde Mann weniger begeistert und griff zum Pulver.

„Ja! Und es war herrlich, Draco. Du hättest dabei sein sollen, Liebling. Falesha und ich waren begeistert von dem Stück. Wir haben Tränen gelacht.“ Dem begeisterten, etwas schrillen Schrei folgte der Singsang von Astoria, die mit funkelnden Augen an diesen einen Abend dachte. Und dann wanderte der Blick der Braunhaarigen zum gut gepolsterten Sessel, in welchem Scorpius seit einer scheinbaren Ewigkeit schweigend lümmelte.Und erst als seine Mutter ihn darum bat, machte der Junge einmal Anstalten, aufzustehen. Nur leicht war er genervt, und eigentlich müsste er es mittlerweile gewohnt sein, denn mit seinen Eltern war es immer dasselbe.
 


 

Wenige Sekunden darauf nannte sich Malfoy Manor um drei Seelen ärmer.
 


 

Kaum wankte Draco durch den Kamin, stieg ihm der Duft frischer Blumen in die Nase und als er sich etwas umblickte, schien ihm, als wäre dieses Wohnzimmer etwas kleiner geworden, seit er dieser Familie das letzte Mal einen Besuch abgestattet hatte. Die Tür zur Terasse stand sperrangelweit offen und Astoria eilte winkend zum gläsernen Eingang und drückte die Gastgeberin an ihre Brust. Auch wenn sie nie wirklich einen guten Draht zu Ginny Potter gehabt hatte, wusste sie sich schon allein der Kinder wegen zu arrangieren.

„Hallo! Gut siehst du aus! Wie machst du das, dass du nicht alterst?“, lächelte die Malfoy der rothaarigen ins Gesicht, welche kurz schmunzelte.

„Draco, wenn du Harry suchst, der ist im Arbeitszimmer.“, grüßte Ginevra und hakte sich bei dessen Gattin ein und schliff sie mit sich, als sie freundlich die Worte an Scorpius richtete: „Albus findest du draußen in einer Liege.“ Und dann steckte sie mit Astoria die Köpfe zusammen und flüsterte: „Du musst mir erzählen wie Italien war.“

Und natürlich wusste Harrys Frau Themen anzusprechen, für jene die dunkelhaarige Hexe großes Interesse hegte, wie Städtereisen, durch die Welt tingeln und mit ihrer Arbeit punkten.

„Wunderbar, ich sag’s dir! Ich hab‘ Wein mitgebracht. Den musst du unbedingt probieren!“, lachte die stolze Frau und zog eine Flasche aus ihrer kleinen Tasche hervor, in der sie eigentlich gar keinen Platz haben dürfte, mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich ohne Geschenk hier aufgetaucht wäre.“

Als Ginny das Etikett genauer betrachtete, wusste sie, dass für diese Flasche ein kleines Vermögen verblitzt worden war und begegnete Astoria endlich mit ungläubigem Blick und offenem Mund.
 


 

Seine Hand blieb noch am Geländer, als er die letzte Stufe in den Keller überwand und die zweite Tür links anblickte, die zu Potters Heimarbeitsbereich führte. Es war noch etwas düster, doch als er sich seinem Ziel noch einen Schritt näherte, flammten die magischen Kerzen an den Wänden auf, welche zwar Licht spendeten, aber nichts in Asche und Rauch aufgingen ließen. Draco klopfte, ehe er eintrat und blieb stutzend an der Tür stehen.

„Das war am 17. November 2022, letztes Jahr, ich erinnere mich noch genau wie die Medien darüber berichtet haben. Es war grauenvoll.“

Harry James Potter, rechts vom Schreibtisch, stütze sich auf dessen ab und beugte sich über etwas, das Draco bis dahin nicht wirklich identifizieren konnte - , und hörte zu. Auf dem Stuhl, wo sein alter Schulkollege sonst saß, hatte es sich Albus gemütlich gemacht – das war zumindest seine erste Vermutung. Seit wann hegten die beiden wieder ein besseres Verhältnis zueinander? Leise schloss er die Tür hinter sich und der Mann drehte den Kopf.

„Hallo Draco.“ Harry lächelte und dann fragte sich der angesprochene, welcher leicht nickte, seit wann Potter etwas über die Arbeit mit seiner Familie teilte; in letzter Zeit war es belastend genug und der Held von damals war doch immer jemand gewesen, der seine Familie da raushalten wollte. Besonders er wollte nicht alles sofort dramatisieren, wenn es keinen driftigen Grund dafür gab.

„Grüß dich, Harry…“, murmelte der Blondhaarige noch einmal als er neben ihm stehen blieb und nun die Zeitungsartikel erkannte, weswegen er lange genug schlaflose Nächte verbracht hatte. Mittlerweile schockten sie ihn, traurigerweise, nicht mehr.

Der Sessel drehte sich und Draco blickte in ein ihm völlig unbekanntes Gesicht, denn der Junge war definitiv nicht der beste Freund seines Sohnes, auch wenn sie sich ähnlich sahen. Der Jugendliche stand mit langsamer Eleganz auf - etwas, das dem Malfoy sofort aufgefallen war, weil ihm sein Großvater immer geprädigt hatte, wie wichtig ein solches Auftreten für einen Malfoy doch sei - und streckte Draco die Hand entgegen.

„Ich freue mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Malfoy.“

Zögernd folgte der Händedruck, nur da Draco alle Mitglieder des Ministeriums, der Aurorenzentrale und des Phönixordens bildlich vor sich rief, die er kannte - und bei Merlin, das waren nach all den Jahren verdammt viele - um schließlich frustriert festzustellen, dass er dieses Gesicht wirklich noch nie gesehen hatte. Also warum gab Harry James Potter derartige Informationen bekannt?

„Sie können mich Andrew nennen, das reicht vollkommen.“ Ein leichter Akzent schwang in der Stimme des Zauberers mit, welcher Malfoy anfangs gar nicht aufgefallen war und den er just im Moment nicht zuzuordnen wusste.
 


 


 

*
 


 

„Al, was ist los?“, begann er mit der simplen Frage, als er die Beine seines Freundes etwas zur Seite drückte und sich setzte. Es war dem Potter ins Gesicht gemalt, dass etwas nicht stimmte, und als sei es eine Bestätigung, brummte er. „Albus. Red‘ mit mir“, forderte Scorpius noch einmal auf, kniff die Augen zusammen und spürte die Sonne im Rücken.

Dann schaute der Schwarzhaarige weg und Scorpius wandte sein Gesicht zum Garten und wollte das genervte Stöhnen einfach nicht unterdrücken, schließlich war es kein Geheimnis, dass Albus stur sein konnte. Die Minuten verstrichen und Scorpius schloss die Augen um einfach einmal abzuschalten.

„James kommt sich unheimlich cool mit seinen beiden Freunden vor“, brummte Albus und setzte sich nun aufrecht hin. „Die beiden sind die größten Idioten, die ich je gesehen habe und Mum und Dad sind von ihnen hellauf begeistert“, erläuterte er spitz und verdrehte die Augen, allein schon weil er ahnte, wie der weitere Abend verlaufen würde. Und dabei ignorierte der dunkelhaarige Junge gekonnt, dass derweil eigentlich nur einer anwesend war, weil sich der andere wegen irgendeiner ach so wichtigen Sache verspätet hatte. Und Albus sprach auch nicht darüber, dass ihn James’ Freund wirklich nett begrüßt hatte, dafür, dass sie sich eigentlich gar nicht kannten und sein älterer Bruder ihn folgend vorgestellt hatte: „Ignorier ihn einfach, das ist nur mein kleiner, bescheuerter Bruder Albus …“
 


 

Der jüngere Potter hatte es sich nicht verkneifen können mit den Augen zu rollen, gereizt zu stöhnen und blickte schließlich etwas genervt zu dem Freund seines Bruders, der ihn relativ emotionslos aus seinen grauen Augen musterte - nur ein kleines Funkeln war das einzige, das sein Gesicht nicht völlig leblos wirken ließ - und dieser ihm schließlich die Hand entgegen streckte mit den Worten: „Ich habe schon viel von dir gehört, es freut mich sehr dich endlich kennen zu lernen, Albus. Ich bin Andrew.“

Den Händedruck hatte der jüngere Zauberer wortlos erwidert, allein schon, weil der warme Klang der Stimme seines Gegenübers so gar nicht zu dem Zauberer passen mochte, sie war freundlich, etwas melodisch - wirklich konträr zu seinem sonstigen Erscheinungsbild. Und dann, als James seine Aufmerksamkeit seinem Vater widmete, der gerade in den Gang schritt, fügte Andrew leise hinzu: „Und mach dir nichts draus, Zuhause bin auch ich nur der kleine, lästige Bruder.“

Albus schnaubte, - auch wenn er etwas verwundert war - als er noch einen letzten Blick zu seinem Bruder warf und gehässig schnarte; James’ Freund sollte bloß nicht denken, dass er sich so leicht einwickeln ließ. „Glaub ja nicht, dass du nett sein musst, nur weil ich zu James’ Familie gehöre. Ich mag keine Heuchler. Und überhaupt, was willst du schon groß über mich wissen? James hat sicher nicht über mich in den höchsten Tönen geschwärmt …“

Während Andrew in aller Ruhe seine Hände hinter dem Rücken faltete und Albus ruhig ansah, sodass der junge Potter so irritiert war, dass er zu reden aufgehört hatte und ihn lediglich angriffslustig beäugte und die Hände zu Fäusten ballte, erklärte der ältere Zauberer schließlich mit unglaublich samtiger Stimme: „James nicht, da hast du Recht. Aber deine Cousine Rose hält viel von dir und sollte ich mich irren, was ihre Einstellung zu dir angeht, dann hat sie es über die Jahre wirklich gut verbergen können. Und lass dir gesagt sein: täuschen lass ich mich nicht so leicht.“ Dann wandte sich der schwarzige Zauberer zu Harry, und grüßte den alten Helden genauso freundlich wie Albus zuvor.

„Komm Andrew, wir haben doch letztens über Zaubereigeschichte geredet, ich würde dir gerne darüber etwas zeigen.“

James’ Freund nickte und folgte Harry schweigend in sein Arbeitszimmer. Albus’ Vater kannte den Freund des Gryffindors anscheinend schon etwas länger.
 


 

„Jungs, kommt ihr? Harry schmeißt den Griller an“, schrie Ginny lächelnd und die Köpfe von Scorpius und Albus fuhren erschrocken herum, sahen wie Hermione mit einer Torte in den Händen zu ihrer Schwägerin tänzelte und etwas fragte, - was die beiden Burschen aus der Entfernung einfach nicht mehr hörten - und schließlich ins Haus verschwand, und Ron neben Harry stehen blieb und über Muggel-Geräte fachsimpelte. Astoria saß bereits an dem einen Ende des Tisches und hatte einen Platz für ihren Mann freigehalten, weil sie nicht wusste, ob ihr Sohn lieber bei seinen Freunden sitzen wollte. Und als die beiden Slytherins zum Tisch kamen, apparierten gerade sechs weitere Personen hier her. Azalea lächelte entzückt, als sie feststellte, dass ihre Eltern und sie weder die ersten noch die letzten Gäste waren. Higgs schüttelte allen die Hand und ließ den Blick über den Garten schweifen.

„Nett hast du es hier, Potter.“

Harry, der zuerst noch den Zauberer angesehen hatte, und sich nun grinsend seinem Griller widmete, antwortete ruhig: „Danke, Terence.“
 


 


 

*
 


 

Er wusste, er wirkte müde, erschöpft und desinteressiert, und leider stimmte alles davon, denn wenn er recht überlegte, schritt er gerade schwerfällig zu seiner Henkersmahlzeit, denn Neville wäre da, und der wusste meist sein Maul nicht zu halten. Weshalb er auch leicht aufatmete, als er ihn beim ersten Hinausblinzeln nicht sah, als er bei der Wohnzimmertüre hielt und in den Garten blickte. Seine fast gesammte Familie war bereits am Tisch versammelt, nur seine Schwester fehlte noch, die, die er sich eigentlich am dringendsten wünschte, die er brauchte. Auf sie konnte er sich verlassen, denn sie stand hinter ihm, immer. Wie in Trance war er durch das Gras geschlurft in seinen Flip-Flops, das ihn an den Knöcheln kitzelte während er weiter zu dem Tisch trat, die Füße ihm immer mehr vorkamen als wären sie aus Blei, riss ihn eine bekannte Stimme aus seinen trüben Gedanken - ein erster Lichtblick.

„Hallo Hugo.“ Erfreut über die neutrale, tiefe Stimme, die eigentlich selten Emotionen preisgab, den Blick zu dem schwarzhaarigen jungen Mann gerichtet, dessen dunkelgrüne Augen dem Gryffindor wissend entgegen sahen, bescheunigte der Weasley seinen Schritt und setzte sich in die Nähe Andrews, wobei er gekonnt ignorierte, dass er seinen Platz zwischen Scorpius und Sabastin gefunden hatte.

„Lange nicht gesehen. Wie geht es dir?“, lachte der Fünfzehnjährige und hatte seine beiden, eigentlich besten Freunde, - in jeder erdenklichen Lebenslage -, Louis und Lily, die rechts von Andrew saßen, noch immer nicht bemerkt.

Ein langsames Nicken kam als Antwort, ein Zeichen des jungen Zauberers, dass das Leben nie allzu schlecht um ihn stand, denn von ihm hörte man selten die Sätze: Es geht mir gut. - Blendend. - oder Ähnliches und wenn doch, dann ging es ihm wirklich beschissen.

Ein leichtes Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe Hugo den Blick nachdenklich über den Tisch schweifen ließ, um zu sehen, wer schon da war, und doch keinen zu registrieren, bis er bei Familie Scamander und Familie Longbottom hängen blieb, und es wunderte ihn keineswegs, als sich just in diesem Moment sein Magen verkrampfte und seine sonst so freundlichen Züge wegen Unbehagen gefroren.
 


 


 

*
 


 

Lachend stolperte sie aus dem Kamin und klopfte sich ihren limonengrünen Rock mit weißem und dunkelgrünem Muster ab, ehe sie sich umdrehte und nach ihren beiden Freunden sah.

„Ich hoffe, Bobby ist uns nicht allzu böse, dass wir früher gegangen sind“, murmelte der Zauberer und richetete sich sein Jackett.

Die Hexe neben ihm zog ihre roten Haare aus dem Sommermantel und erwiderte lächelnd: „Ich hoffe doch, Andrea weiß die richtige Methode zur Besänftigung.“

„Ach, sie werden es allesamt verkraften. Seht es so, Andrew ist erst gar nicht erschienen!“, winkte das Mädchen in dem grünen Rock wieder ab und fuhr sich durch ihr braunes Haar, ehe sie zielstrebig Richtung Garten marschierte, und hörte, wie ihre Freundin Elizabeth neben Matthews entzückt preisgab: „Gemütlich haben es deine Verwandten hier. Schön.“

Und die Braunhaarige lachte glockenhell und warf einen letzten Blick zu ihren Freunden, als sie die Glastür aufriss und lächelnd nach draußen sah.
 


 


 

*
 


 

Während Victoire sich ihr rotes Haar nach hinten strich, ihrem Freund Ted einen schüchternen aber liebevollen Blick zuwarf, antwortete sie gedankenverloren: „Oh, Amerika war wirklich atemberaubend. Ich will unbedingt wieder hin, allein weil New York nicht ausreicht. Es gibt so viele schöne Plätze dort, die sehenswert sind. Aber es war ein guter Anfang.“

Dass sie dabei in Schwärmerei verfiel und Roxanne mit ihrer Euphorie mitriss, die wissen wollte wie die drei Wochen waren, fiel ihr anfangs gar nicht auf. Freds Schwester seufzte verträumt und bat: „Ihr müsst mir unbedingt Fotos zeigen!“

Und als Lupin die Hand seiner Freundin sanft drückte, seine Aufmerksamkeit wieder der gesamtren Gruppe schenkte, und nicht nur Fleur und Bill, mit denen er über gemeinsame Zukunftspläne von Victoire und ihm geplauscht hatte, versicherte er lächelnd: „Oh, das machen wir. Komm uns doch mal in Toulouse besuchen. Du hast doch jetzt Ferien, also, wenn du Zeit hast, schnei’ einfach rein.“

Es war für Victoire der größte Liebesbeweis, den Ted ihr machen konnte - ihr endlich fester Freund seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr - , denn er hatte alles in Großbritannien stehen und liegen gelassen und war mit ihr von heute auf morgen nach Frankreich gezogen, weil sie ihre Liebe zu diesem Land einfach nicht aufgeben konnte. Die Hexe spürte die tiefe Verbundenheit zu diesem Fleckchen Erde noch genauso, und das obwohl sie seit einem halben Jahr dort lebten, ihre grand-mère. Die mamie hatte, obwohl sie über diese Fügung glücklich war, abgewunken und es als Flausen der Jugend geschimpft, dass Victoire unbedingt in ein Land wollte, dass sie nur im Urlaub erlebt hatte.

Und als die schöne Veela erneut anfangen wollte, etwas zu erzählen, stutzte sie, sowie ihre Aufmerksamkeit dem Haus der Potters galt. Und wie sie sah, dass Fred und Molly, Lucys Schwester, interessiert ihre Köpfe drehten.
 


 


 

*
 


 


 

Er hob den Blick, wandte ihn von Albus ab, der ihm gegenüber saß, auch nur, weil er für einen Moment gedacht hatte, dieses bezaubernde, helle Lachen zu kennen. Und Sekunden später stockte ihm der Atem. Er hätte wirklich nie gedacht, dass er dieses Mädchen wieder sehen würde, schon gar nicht hier, auf einer simplen Grillerei, und in den Sekunden, in denen er dem Mädchen Bewunderung geschenkt hatte, füllten die nächsten Scham. Und trotzdem brachte er es nicht zustande, den Blick abzuwenden. Als die Braunhaarige mit den zwei ihm Unbekannten zu ihnen an den Tisch schritt.

„Wo bist du denn geblieben, Matthews?!“, hörte er, wie sich James empörte und den Jugendlichen freudig begrüßte. „Na, du Anhängsel bist auch immer dabei!“, lachte James und sah das rothaarige Mädchen daneben an, welche ihm erzürnt entgegensah.

„Es ist mir auch ein Vergnügen, dich wieder zu sehen. Du beehrst uns ja mit deiner Anwesenheit so oft“, sprach die Hexe kühl und etwas sarkastisch, ehe Elizabeth stolz an ihm vorbeischritt. Während Matthews Mistress Potter eine Kleinigkeit als Dankeschön, wie er es nannte, überreichte, drückte die braunhaarige Hexe Hermione Weasley und ihren Mann, und im selben Atemzug beichtete sie schuldbewusst: „Ich habe euch vermisst.“

Und dann schritt sie die Reihe entlang und grüste jeden freundlich, manchmal schüttelte sie Hände, manchmal folgte eine Umarmung. Und Scorpius bemerkte den alarmierenden Blick Zabinis, der zuvor diese Hexe interessiert gemustert hatte, genauso wie Scorpius, und sich nun zu eben jenen umwandte. Selbst Albus sog kurz die Luft ein, mit dem Gedanken einer flüchtigen Erinnerung, als er sich etwas über den Tisch beugte und murmelte: „Scorp, könnte es sein, dass…“

Der Potter redete gar nicht mehr weiter, als der Malfoyspross bissig ein Ja zischte und die Hexe sich aus der stürmischen Umarmung Lysanders löste und letzlich vor Hugo stehen blieb.

„Und wie hast du die Party überstanden?“, lächelte die Hexe und der Weasley stand auf, mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen, und drückte das Mädchen an sich.

„Ach, das weißt du ganz genau. Mum hat es dir doch sicher erzählt, dass ich den nächsten Tag lang fast gänzlich damit verbracht habe, mit der Welt zu kommunizieren.“

Und Scorpius merkte, wie ihm langsam schlecht wurde, als er Hugo Weasley mit dem Mädchen so vertraut gesehen hatte, und ihm seine Worte einfielen, die er bei der Party gefragt hatte, der Scamanderjunge, - der Ravenclaw -, war ihm dabei gänzlich egal. Und dann glaubte er, ihm bliebe das Herz stehen, als der Gryffindor zu dem wohl interessantesten Mädchen auf Finnigans Party sagte: „Aber du bist ja nicht bis zum bitteren Ende geblieben, Rosie.“

Und die Braunhaarige lächelte entschuldingend und fuhr sich durch ihr seidig glänzendes Haar: „Es ging leider nicht anders. Verzeih, aber ich habe bestimmte Prioritäten im Leben.“

Und dann blickte sie zu Scorpius, seiner Mutter und Draco Malfoy und fuhr charmant fort: „Ich freue mich Sie wiederzusehen. Lange ist es her.“

Er blickte sie an, wusste, dass sie bezaubernd war, und brachte kein Wort über die Lippen, auch erkannte Scorpius nicht, woran es lag, aber es stand fest; er sah es nicht gerne, wie Lysander Rose mit teils bewundertem, teils verlegenem Blick bedachte.
 


 

Falesha Zabini, die die letzten Minuten ganz begeistert von Rose’ Benehmen schien, rief lachend: „Ronald, du hast eine nette Tochter. Und hübsch ist sie auch. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!“

Und als Rose sich lächelnd umdrehte, bemerkte wie das stolze Lächeln ihres Vaters langsam bröckelte, und die sechzehnjährige begann eine Locke um ihren Zeigefinger zu wickeln. Sie fing Mistress Zabinis Aufmerksamkeit von neuem, als sie verträumt anfing zu schwärmen: „Ihre letzte Arbeit ist unglaublich! Wie sind Sie nur auf diese grandiose Idee gekommen? Ich bin jetzt noch hin und weg, wenn ich daran denke …“
 


 


 

*
 


 

Kaum, dass sie alle am Tisch saßen, Andrew Rose den Stuhl neben sich zu recht rückte, - so wie er erzogen worden war, ruhig, zuvorkommend, höflich -, drängte sich das Verlangen nach der Antwort dieser einen Frage: „Wie geht es Eric?“

Und Elizabeth und Matthews lächelten liebevoll.

„Ihm geht es gut. Heute ist er bei seiner Oma Cordelie“, erklärte das rothaarige Mädchen und betrachtete die gefalten Finger. „Er wollte zwar mit, aber der Tag war dann doch zu lang“, fuhr Matthews fort, und ignorierte gekonnt den irritierten Blick von James, welcher bei der Ankunft noch damit geprahlt hatte, wie gut sie sich doch kannten, und welch dicke Freunde sie doch waren.

„Wer um alles in der Welt ist Eric?“, forderte der älteste Pottersohn zu wissen, und blickte nur noch verwirrter drein, als Andrew kühl antwortete: „Mein Patensohn.“

Und dann schweifte sein Blick zu Albus, der bis über beide Ohren grinste, weil James unwissend den Kopf schüttelte: „Und weiter?“

Ein gespieltes Räuspern folgte von Elizabeth, die ihren Blick auf die Serviette richtete und diese schließlich über ihre überkreuzten Beine legte, ehe sie ausholte: „Unser Sohn.“ Und als sie merkte, dass James Sirius Potter, der berüchtigte neue Auror, wie er zu sagen pflegte, der er sein würde, wenn er die Ausbildung erst abgeschlossen hatte, noch immer nicht folgen konnte, ergänzte sie süß lächelnd: „Unser Baby, das von Matthews und mir. Zu dessen Taufe wir dich eingeladen haben und du nicht erschienen bist, weil du lieber in irgendeiner Gosse mit irgendwelchen Weibern gesoffen hast.“

Matthews war kein nachtragender Mensch, seine bezaubernde Beth, oder Liz, wie er sie manchmal beim Namen rief, schon.

Und natürlich schrie es nach Sieg, als James Sirius Potter überfordert nach Luft schnappte und nichts mehr zu erwidern wusste, wo er doch noch zuvor so viel zu sagen gehabt hätte.
 


 


 

*
 


 

Es war mäuschenstill, und als diese schier erdrückend wurde, knallte es beim Gartentor, welches eingegrenzt von zwei mit Efeubewachsenen Bäumen war. Und Harry James Potter blickte schockiert zu dem Szenario, wo schwarzer Rauch aufstieg.

Ein Husten ertönte und eine wütende Mädchenstimme schrie: „Dave, du Idiot!“

Und ein belustigtes männliches Lachen folgte. „Einen wunderschönen guten Tag, Mister Potter!“, grüßte der Junge schon von weitem, als er aus dem Rauch getreten war und winkte, mit diesem breiten ehrlichen Lächeln im Gesicht.

Die ersten, die sich von dem Schock erholt hatten, waren Andrew, welcher geschmeidig die Hände faltete, und Rose, die entzückt lächelte.

Ihm hinterher kamen zwei junge Hexen, eine Blonde und eine Brünette, bei letzterer sank Hugo in seinen Sessel mit dem Wunsch, gänzlich zu verpuffen.
 


 

Als der Junge stehen blieb und die Runde musterte, nickte er anerkennend und begann lächelnd: „Die Herren. Meine Damen.“ Dann wandte er sich wieder Harry zu, der auf ihn zukam und ihm auf die Schulter klopfte mit dem einladenden Worten: „Setzt euch doch.“

Und dieser junge Zauberer kam der Aufforderung nur zu gerne nach, nachdem er Ginny einen Früchtekuchen in die Hand gedrückt hatte, und sich zwischen Rose und Albus setzte, was dem Slytherin weniger gefiel, allein, weil er das begeisterte Gesicht seines Bruders bemerkte, der offensichtlich von diesem Dave genauso viel hielt wie von diesem Andrew und diesem Matthews, außerdem sah er Scorpius verdammt ähnlich, mit diesen hellen, blonden Haaren, nun ja, die Augen waren tiefblau wie die See, aber es reichten doch - in Merlins Namen - die Haare.

„Na, Rosie, hast du dich an das Wetter schon gewöhnt?“, lächelte Dave freundlich und wechselte den Blick zwischen Andrew und Rose.

„Mittlerweile geht es, die Themperaturunterschiede sind ja extrem“, antwortete die Weasley und trank an ihrem Glas Limonade.

Und dann sog Dave die Luft ein, als wolle er ausholen.

Doch Andrew, der ihn keines Blickes würdigte und stur gerade aus blickte, ließ ihn wissen: „Sieh mich nicht so an, es reicht doch, dass ich Bob gestern meine Glückwünsche per Eulenpost geschrieben habe.“

Der schwarzhaarige Zauberer, der Albus auf gewisse Weise ähnlich sah, kannte Dave’s Spielchen, sich an ein Thema heranzutasten, was zwar nicht immer so funktionierte wie geplant, allerdings trotzdem zum gewünschten Endergebnis führte. Doch etwas wütend fuhr der Blonde Andrew an: „Es tut mir ja wirklich Leid, dir das sagen zu müssen, aber du weißt, wie viel du Bobby bedeutest, immerhin ward ihr immer gute Freunde. Dass jemals mehr daraus werden könnte, daran denkt selbst Bob nicht mehr. Und ich finde es schade, dass du so abblockst wenn es um …“ Just verstummte Dave, als ihn Andrew mit einem etwas zu finsteren Blick bedachte.

Nur Rose, die still und leise zwischen die beiden Männer hin und her gesehen hatte, die geschockten, stierenden Blicke der restlichen Anwesenden spürte, und etwas hilflos ihr Glas wieder auf den Tisch stellte, begann stotternd, weil selbst ihr Bruder sie mit diesem Blick strafte: „Bob, oder Bobby…. ist… ist…. Robyn, eine Hexe und gute Freundin aus Amerika, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen hat und heute in Australien feiert.“

Etwas beschämt blickte Rose zu Boden, als sie merkte, wie Dave sie mit hochgezogener Augenbraue musterte und verständnislos murmelte: „Aber das wissen wir doch, Rosie.“

Und der Blonde Zauberer schenkte seine Aufmerksamkeit binnen Sekunden demjenigen, der einen Stuhl weiter saß, weil dieser verächtlich schnaubte als er seinen Blick schweifen ließ und kühl murmelte: „Aber die restlichen Anwesenden nicht.“ Und sein Sichtfeld blieb bei Dominique stehen, die ihn mit eifersüchtigen Blicken durchbohrte, just unterdrückte er das Bedürfnis zu seufzen.
 


 

„Das ist bestimmt eine widerlische, kleine, dicke ‘äxe, die keinen abkriescht“, empörte sich die blonde Veela in übertrieben hohem Ton und warf ihr lockiges Haar nach hinten.

Scorpius musterte seine noch nicht Ex-Freundin, weil er schlicht und ergreifend weiterhin keine Lust hatte, sich für sie Zeit zu nehmen, denn er hasste ihre falschen Heulattacken, den Schmollmund, das Geklimper mit den Wimpern, wenn es nicht so lief, wie sie es wollte - eine Zeit lang hatte er es akzeptiert, weil ihn so viele um sie beneidet hatten, doch jetzt schämte er sich für sie, und das nicht nur, weil ihn sein Vater mit einem wütenden Blick strafte - stark verwundert, weil sie einen französischen Akzent nachmimte, den sie sonst nicht inne wusste.

Und Andrew streckte die Schultern, als er in ruhigem, charmantem Ton, fast schwärmerisch, dagegenredete: „Oh, sie ist eine bezaubernde junge Frau, mit welligen Haaren, strohblond, und so dunklen Augen, dass diese nach flüssiger Sch …“ Der junge Zauberer mit den schwarzen Haaren brach in seiner Erklärung ab, da Dominique ihm für wenige Sekunden glauben ließ, die blonde Weasley springe ihm jeden Augenblick an den Hals, ehe er fortfuhr: „... flüssiger Schokolade aussehen. Nichts Besonderes also.“ Der letzte Satz kam so kühl rüber, dass dem Jungen sichtlich fröstelte, der ihn so überfordert anstierte, so gedrungen, dass Andrew den Blick von Dominique Wealsey desinteressiert abwandte und Hugo fragend in die Augen schaute, dabei nichtsahnend wissen wollte: „Ist irgendetwas?“

Und Rose räusperte sich. „Du redest normalerweise weniger, wenn du von Jemandem so viel hältst“, fing sie an und bedachte ihren Nebenmann mit einem Blick, als wolle sie mehr sagen, und die Hexe wusste, der Schwarzhaarige würde in ihren Augen auch mehr lesen.

„Ich finde es immer wieder faszinierend, wie man in einem Satz zwei so gut versteckte Beleidigungen einbauen kann, Andrew“, murmelte Hugo anfangs etwas stockend und begann breit zu grinsen und ignorierte Zabinis abfälligen Blick.

„Also, isch ‘abe keine Beleidigüng ge’ört, ‘ügo. Aber es ist ja sischerlisch bekannt, dass du ünter meinem Niveau ‘erümirrst.“, flötete Dominique gehässig, die anscheinend ganz auf Andrews Seite stand, welcher Hugo entrüstet beäugte und mit seiner tiefen Stimme nochmal nachhakte, während er den Satz nocheinmal in Gedanken überflog, den er eben gesprochen hatte: „Bitte? Ich verstehe nicht…“
 


 

Doch der Weasley grinste nur und bettete sein Kinn auf der Innenfläche des Arms, mit dessen Ellenbogen er sich am Tisch abstützte. Er wusste, es war nicht das richtigte Thema, um es anzuschneiden, noch dazu wenn Tante Ginny und seine Eltern neben dem Zaubereiminister und seiner Frau saßen, und sich köstlich amüsierten, zumindest bis jetzt. Deswegen stocherte auch der Junge in seinem Essen herum und zögerte somit die Antwort hinaus, in der Hoffnung, ihm würde doch nicht mehr ganz so viel Beachtung geschenkt werden. Es reichte ja schon, dass Malfoy neben ihm ihn anstarrte, als sei Hugo völlig plemplem.

„Hugo?“, begann Andrew von Neuem und schien noch genauso freundlich wie zu Beginn dieses dämlichen Gespräches.

„Ach gut, ich finde es immer wieder fazinierend, wie du es durchsickern lässt, was du von den Menschen hältst, ohne beleidigend zu werden. Zumindest so, dass es nicht alle überreißen. Immerhin hast du gerade über Robyn gesagt, dass sie blöd ist und ihre Augenfarbe wie Scheiße aussieht und keine geschockten Blicke einkassiert, so wie ich jetzt.“ Ein Seufzen war der Schluss seiner Rede, ehe er die Arme wieder sinken ließ, die er zuvor in seinem Übereifer in die Luft geworfen hatte und sich zurück in den Sessel lehnte und belustigt feststellte, wie sich Albus an seinem Stück Grillfleisch verschluckt hatte. Es war ihm egal, dass er jetzt ins Fettnäpfchen getreten war, weil er wusste, dass es noch schlimmer kommen würde und als er Andrew wieder anblickte, schnappte dieser nach Luft und verteidigte sich bestürzt: „Das habe ich nie gesagt, Hugo! Das ist eine fiese Unterstellung!“

„Aber gedacht…“, murmelte Ron’s Sohn und drehte den Kopf zu James Sirius, der böse schimpfte: „Du hörst die Flöhe husten!“

Und Hugo seufzte erneut, als er mit den Augen rollte und murmelte: „So ein Pech, Jamie, dass ich deine Freunde eben etwas besser kenne als du…“
 


 


 

*
 


 

Diese Spannung herrschte in der Luft seit dieser kleinen Diskussion, der Schweigen wie ein Schatten gefolgt war und sich über die Anwesenden wie ein hauchzarter Schleier gelegt hatte. Hugo zählte nur noch die Minuten, in denen das Unglück über ihn hereinbrach, denn so war er sich sicher, Neville würde dieses Thema sicherlich ansprechen, bestimmt noch heute Abend. Und dann….

„Also ich finde es bewundernswert, wie leicht ihr damit klarkommt, Ron.“, fing Neville an, als hätte er auf sein Stichwort gewartet und blickte zu den beiden: „Hermione.“

Er konnte es nicht mitansehen, wie seine beiden Eltern seinen Kräuterkundelehrer ahnungslos die Aufmerksamkeit schenkten, weswegen Hugo die Hände faltete und den Blick in die andere Richtung lenkte, wo Scorpius leicht schmunzelte, wahrscheinlich noch wegen den letzten Sätzen, die wie Pingpongbälle in die Runde geschossen worden waren.

„Der Salat ist gut, Tante Ginny“, warf Rose ein und lächelte kurz zu ihrer Tante, ehe ihre Augen besorgt ihren Bruder suchten.

„Worum geht es?“, wollte George Weasley interessiert wissen und reckte den Kopf. Keiner beachtete Hugo, dessen Blick seltsamerweise immer leidender wurde, außer Scorpius, der stirnrunzelnd in das Gesicht des Fünfzehnjährigen blickte, der schier immer kleiner wurde.

„Wisst ihr das noch nicht?“, entgegnete Mister Longbottom verblüfft und entschuldigte sich mit dem nächsten Atemzug: „Oh, es tut mir so Leid, Ron und Hermione, ich wollte wirklich nicht vorgreifen… Aber ich finde es bewundernswert, wie zwei so stolze Gryffindors das so gekonnt wegstecken, dass eines ihrer Kinder das Haus wechseln muss, weil sich der Hut bei der Einteilung vor Jahren geirrt hat.“

Augenblicklich trat erneutes Schweigen ein und Hugo hätte am liebsten geschrien, oder wäre im nächstbesten Erdloch verschwunden. Lediglich Rose bewahrte Haltung und lächelte Hugo entgegen, als sie in aller Ruhe ihre Hände in den Schoss bettete und die bohrenden Blicke gekonnt ignorierte.

„Bitte?“, spie James gehässig und blickte zuerst zu Rose, dann zu Hugo, und wieder zurück, dabei nicht vergessend, Albus mit einem genauso verhassten Blick zu begutachten, weil er vor Jahren nach Slytherin gegangen war.

Unbeirrt sprach Neville endlich weiter, dass Hugo mit dem Gedanken spielte sich sein eigenes Grab zu schaufeln, während er das Gefühl hatte, das Ticken seiner Armbanduhr würde immer lauter: „Ich meine, ich wüsste nicht, ob ich so leicht damit umgehen kann, wenn mein Sohn nach fünf Jahren Schule auf einmal nach Slytherin versetzt werden würde…“
 


 

Und Hugo wurde schlagartig schneeweiß im Gesicht, als sich die Köpfe nun vollständig zu ihm wandten und manche seiner Verwandten zu flüstern und tuscheln begannen. Nun ja, nicht alle schenkten ihm Beachtung, nicht diese Art des Interesses, denn Rose lächelte, so wie sie es immer tat, wenn sie ihn ermutigen wollte. Die beiden Zauberer neben ihr, waren herzlich wenig daran interessiert, aus dem wohl simpelsten Grund; weil er mit ihnen darüber schon gesprochen hatte, und das vor Jahren. Ach ja, und zu den wissenden zählten natürlich Matthews und Liz, und die beiden Hexen neben ihnen, die mit Dave gekommen waren, Kathryn und Ayanna.
 


 

Hugo hörte schon seinen Vater wie eine Stinkbombe hochgehen, als Ron sich endlich wieder rührte und zu seinem Sohn blickte, wobei er von seiner Mutter lediglich mutmaßen konnte, ob sie schon wieder atmete. Ein Schnaufen ließ der rothaarige, und jüngste Sohn Molly und Arthurs hören, während er noch einmal zu seinen Eltern blickte – Molly, die sich ans Herz griff und Arthur, der noch immer mit der Reglosigkeit, dieser heimtükischen Lähmung kämpfte.

„Schön, dass nicht in allen Familien so viel Wert auf die Häusereinteilung gelegt wird wie in meiner. Der alte Herr hätte mich sicherlich gemeuchelt, wäre ich nicht nach Belvery gekommen“, säuselte Andrew schmal lächelnd und blickte Ronald schließlich, nachdem er den Tisch und das Essen ausgiebig gemustert hatte, an, der gerade aufstehen wollte, es schließlich aber doch darauf beließ, sitzen zu bleiben.

Und das erste Mal seit langem, so fühlte es sich für Hugo an, atmete er erleichtert auf, denn er wusste, auf jemanden wie Andrew war Verlass in jeder Lebenslage, und ohne seine Schwester Rose, hätte er nie so einen guten Freund gefunden, der leider auch seinem ehemaligen besten Freund so verdammt ähnlich sah. Wie zufällig wanderte Hugos Blick weiter zu Albus, der ungläubig zurückstarrte.
 


 

Ja, Hugo und Al waren einmal Freunde gewesen, vor langer Zeit. Er konnte sich noch genau daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, als er im September 2018 am Gleis 9 ¾ stand und mit den braunen Augen aufgeregt alles absuchte...
 


 


 


 


 

»Es ist immer wieder überraschend, wenn man überlegt, was alles nicht bedacht worden war, in manchen Fällen. Andere hingegen treten zu früh ein, um sich darauf einzustellen. Die Zukunft hat doch etwas spannendes an sich.«
 

»It's always surprising when you think what had not been considered, in some cases. Others, whereas, occur too early to reckon with it. Well, the future has something exciting in itself.«

cold nights

»Wenn die Kälte Einzug hält, muss es nicht unbedingt daran liegen, dass tiefster Winter ins Land gezogen ist. Oft erschüttern Erlebnisse mehr, die das Herz erkalten und nie mehr Wärme ins noch so kurze Leben lassen.Und diese Momente sind zeitlos.«
 

»When the coldness comes close, it needn’t be the fact, that the deep of the winter has moved in the country. Experiences more often freeze the heart and won’t ever let warmth in again in life. And those moments are timeless. «
 


 


 


 


 

Eine der Laternen, die die Straßen Washington DCs säumten, flackerte, als langsam dichter Nebel mehr und mehr durch die Straßen zog und die Umwelt in Rauch hüllte. Ungewöhnlich, denn es herrschte eine trockene Hitze, auch in dieser sternenlosen Nacht, in welcher der Mond nur als eine schwache Sichel schien und sich hartnäckig hinter den Wolken versteckte. Äußert eigenwillig, hatten die Nachrichten doch erst Mitte nächster Woche Regen gemeldet. Außerdem schien doch normalerweise um zehn Uhr Abends noch die Sonne, wie am Tag zuvor, wo es um diese Zeit erst langsam dämmrig geworden war. Seltsam für eine Sommernacht wie an diesem 21.Juli 2023.
 


 

Und als ein Mann langsam in einem tiefschwarzen, knielangen Sommermantel durch die Straßen und Gassen schritt, Taxen beobachtete, die immer seltener vorbeifuhren – generell schien der Straßenverkehr zu verebben – die Menschen misstrauisch besah, als jene eilends in die entgegengesetzte Richtung liefen, fast so, als wären sie auf der Flucht, blieb der stehen, neben der flackernden Laterne, die plötzlich gänzlich erlosch. Auf mystische Weise hatte es ihn zu diesem Fleckchen gezogen, ruhelos, schlaflos, kraftlos. Er wusste, dieses noch namenlose Ding, Etwas, was-auch-immer, hatte ihn hierher beordert, und es juckte brennend in den Fingern. Und während er sich fragte, warum er diesem Drang nachgekommen war und nicht schon längst im Bett lag, – denn ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits die vierte Stunde des Zweiundzwanzigsten schlug –, schwang eine Tür auf, die er aufgrund des Nebels zwar nicht sehen, der Stille wegen aber gut hören konnte. Musik drang nach draußen, und er atmete die Nachtluft ein, die ihm immer kälter schien mit jedem neuen Atemzug. Und als die Tür ins Schloss fiel, verschwand auch die Musik und der helle Ton, der auf dem Gehsteig aufkommenden Stöckelschuhe hallte wider, und er bildete sich ein, dass dieser feine Klang in seinen Venen vibrierte. Er wusste, er hatte Zeit, und so wartete er, vielleicht auf ein Zeichen, denn alles brauchte seine Momente. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als zwei Minuten später wieder eine Tür aufschwang und eine Männerstimme etwas verzweifelt schrie: „Bethany!“
 


 

Ein schmales Lächeln glitt über seine Lippen, als er seinen Hut tiefer ins Gesicht schob, und der wachsame, verhärtete Blick, sein Opfer suchte, denn er kannte das Ende dieser Nacht. Sie war gefährlich, kalt, grausam und todbringend.
 


 

Und dabei hatte alles so harmlos angefangen, als Violett ihre Freundin mit hartnäckiger Ausdauer endlich dazu überreden konnte, mit zu kommen um das geschaffte Semester zu feiern. Seufzend stimmte die 23-jährige Studentin zu, als sie die blauen Augen schloss und ihr braunes Haar mit den blonden Strähnen hinters Ohr schob. Es hatte nichts geholfen, einzuwenden, dass ihre Freunde nun schon einen halben Monat wilde Partys schmissen, durch die Pubs und Discos streiften und vom Alkohol wohl nie genug bekamen.

„Juhu! Ich freu mich so! Bis heute Abend, Bethany!“, hatte Violett gestrahlt, ehe sie sich umdrehte und zur nächsten Metrorail rannte, um sich nicht zu ihrem Date zu verspäten.
 


 

Da stand sie nun, mitten in einem verrauchten Pub. Sie fühlte sich so deplatziert, sie, die ruhige Person, die sich für Geschichte und Kunst hatte begeistern können und eben dies studierte. Die, die lieber ein gutes Buch las, als sich irgendwelche utopischen, irrealen Filme im Kino anzusehen. Den ganzen Trubel, die Menschenmassen, das alles konnte Bethany gestohlen bleiben – vor allem die Jungs, die bei zunehmendem Alkoholkonsum immer toller und gescheiter wurden und wusste der Teufel was noch. Und während sich ihre betse Freundin Violett lieber mit Miles beschäftigte, als mit ihr ein nettes Gespräch zu führen, und sich Bethany völlig langweilte, reichte ihr jemand ein Glas.

„Hallo Jonathan“, grüßte die junge Frau, als sie ihren anfänglichen Studienkollegen erkannte, der allerdings nach dem ersten Semester auf Medizin und Sport umgestiegen war. Dann nahm sie das Glas entgegen, nippte daran und stellte erfreut fest, dass es nur Orangensaft war. Er konnte wirklich nett sein, wenn er wollte.

„Ich glaube, die beiden haben heute noch was vor“, murmelte er schmunzelnd, als er einen kurzen Blick zu seinem besten Freund blickte, der die Finger nicht von Violett lassen konnte. Er hörte wie Bethany die Luft ausstieß und „mehr Diskretion“ zischte. Und als er sich zu ihr wandte, den empörten Gesichtsausdruck sah und sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte, murmelte er ihr zart ins Ohr: „Und, hast du heute auch noch was vor,Schneckchen?“

Er wusste wie anzüglich er klang. Es störte ihn auch kein bisschen, denn er versuchte seit drei Monaten bei Bethany zu landen und hatte keinen Meter erreicht. Miles hatte ihn erbärmlich geschimpft und gesagt, dass andere Mütter auch schöne Töchter hätten. Freilich hatte sich Johnathan schließlich mit anderen Mädchen getroffen, kam aber nie ganz von Bethany weg, denn mit ihr war es etwas anderes, alles war mit ihr anders – wundervoll und großartig. Die Zeit schien still zu stehen, wenn sie lächelte. Während der gemeinsamen Studienzeit waren sie sogar so ewas wie Freunde geworden, – auch wenn ihm Bethany oft genug die Leviten las –, anfangs genügte ihm auch das, nur irgendwann reichte es eben nicht mehr aus. Denn schließlich wollte er mehr.

„Ich meine, was spricht denn dagegen. Wir könnten uns doch einen schönen Abend machen.“
 


 

Weniger überraschend war es auch für ihn, als ihm die Studentin den Inhalt ihres Glases ins Gesicht kippte, ihm das Gefäß in die Hand drückte, sich umdrehte und in der Menge verschwand. Die junge Backer war für solche Dinge eben nicht zu haben.

„Bethany!“, schrie er ihr nach und stolperte schließlich hinterher. Wobei sich Johnathan viel schwerer tat um zum Ausgang zu kommen, den Bethany ansteuerte, als sie, denn ein nettes Lächeln und ein paar höfliche Worte ihrerseits – und die Männer machten Platz.
 


 

Und als er endlich die Tür aufriss, ihm die kühle Nachtluft entgegen schlug, denn die im Pub war wesentlich wärmer und stickiger, schrie Johnathan auch schon wieder ihren Namen. Und die Schritte verstummten.

„Bethany, es tut mir Leid“, jammerte er wehleidig und trat auf den Gehsteig und blickte sich um.

„Ach ja, tut es das?“, erklang ihre Stimme nach einem kurzen Moment des Schweigens, ihre Stimme war unverkennbar brüchig.

Und erst jetzt kam es Johnathan in den Sinn, wie sehr er sie wirklich mit dieser saudummen Anmache gekränkt hatte. Langsam ging er zu ihr, griff ganz von selbst nach ihren Fingern um seine damit zu verkreuzen und murmelte: „Komm bitte wieder mit rein.“

„Nein, so kannst du mit irgendwelchen Schlampen umgehen, aber nicht mit mir!“, schrie sie noch etwas lauter und schlug seine Hand weg, während ihre Augen wässrig glitzerten.

„Johnathan?“, hörten beide die vertraute Männerstimme und der Angesprochene atmete einmal tief durch; den ganzen Abend über war er nicht ansprechbar gewesen, warum also musste Miles gerade jetzt auftauchen?

„Wir sind hier“, gab der junge Student als Antwort und wunderte sich nicht, dass sein bester Freund neben ihnen stehen blieb.

„Hey, wir wollen eine Runde Tequlia starten“, fing Miles an, strich sich vorsichtig durch seine aufgestellten, gegelten Haare und griff nach dem Arm seines besten Freundes, um ihn wieder in den Pub zu zerren.

„Einen schönen Abend“, murmelte Bethany sichtlich beherrscht und wandte sich wieder ab.

„Bitte Bethany, komm mit und trink noch einen mit uns, ich schau auch, dass du gut heim kommst …“ Es war ein kläglicher Versuch, wie Johnathan selbst wusste, denn Bethany war eigensinnig und in solchen Dingen nachtragend.

„Komm, John!“, forderte Miles noch einmal auf, während das „Nein“ Bethany’s fast verstummte. „Wenn die Schnepfe nicht will, lass sie doch!“

Als hätte er sich verbrannt, riss sich Johnathan von seinem sonst, – eigentlich –, besten Freund los und fauchte: „Ich lass sie doch nicht alleine nach Hause gehen!“

Und Miles rollte mit den Augen. „Sie ist erwachsen. Sie weiß, was sie tut, meistens jedenfalls. Denn du bist ein netter Kerl und wenn sie sich nicht von dir flachlegen lassen will, ist es ihr Problem. Und jetzt komm, solche Tussen gibt es auch drinnen.“

So schnell konnte er gar nicht schauen, wie Bethany Miles ins Gesicht geschlagen hatte und als Johnathan nach ihrer Hand greifen wollte, schrie sie schrill: „Fass mich nicht an! Red mich nie wieder an! Wir sind geschiedene Leute!“ Dann wandte sich Bethany ab und schimpfte weiter: „Idioten!“ – während Miles wieder den Pub ansteuerte.

„Ich kann sie nicht allein nach Hause gehen lassen, Miles! Weißt du, wie viele Verrückte da draußen sind? Miles hörst du mir überhaupt zu? Miles!“ Kochend und zeternd war ihm Johnathan nachgelaufen um sich bei ihm für seinen Freundschaftsdienst zu bedanken. Wäre er nüchtern gewesen, hätte er Bethany nicht alleine gelassen, er hatte sie überhaupt noch nie alleine heimgehen lassen! Weil er sie liebte, nein, es war keine Liebe, er war einfach nur total verschossen und vernarrt in diese Frau – bis auf heute.
 


 

Die Tränen standen in ihren Augen und es wurden immer mehr, je öfter sie sie fort wischte. Bethany schluckte hart und war eigentlich recht froh, keine Gesellschaft zu haben, so würde es auch keiner hören, der sie kannte, sollte sie zu schluchzen beginnen. Das einzige, das sie in dieser stillen Nacht hörte, waren ihre eigenen Schritte, deren Geräusch sie wieder unheimlich beruhigte. Denn sie mochte tiefschwarze Nächte nicht, nicht wenn sie alleine war, ganz gleich ob Laternen ihren Weg erhellten.
 


 

„Sind Sie Miss Bethany Backer?“, eine männliche, ihr völlig unbekannte, süß säuselnde Stimme ließ die junge Studentin abrupt stoppen.

Ihre Augen huschten über den Gehsteig, auf die Straße, über den Trottoir auf der anderen Seite, bis sie sich letztlich verängstigt umdrehte, nur um auch dort keinen zu entdecken. „Wer will das wissen?“, gab sie schnippisch von sich, schniefte, und blickte weiterhin in die Richtung aus der sie soeben gekommen war.
 


 

„Das…“ Der Mann mit der unglaublich säuselnden, samtigen Stimme legte eine Kunstpause ein, was ihr binnen Sekunden eine erschreckende Gänsehaut verlieh. „…ma chérie – ist unwichtig.“

Die letzen beiden Worte rollten so kalt über seine Zunge, dass Bethany zusammenzuckte und wieder in die Richtung blickte, in die sie eigentlich gewollt hatte. Und als der Mann aus der Finsternis trat, weg von dieser Laterne, die nicht mehr leuchtete, wusste sie, wie ungewöhnlich diese Begegnung war, denn immerhin hätte sie ihn sehen müssen, die Laterne sah sie ja auch!

Ohne weiter darüber nachzudenken, wie es wohl auf ihren Gegenüber wirken mochte, wich sie einen Schritt zurück. Eine Tatsache, die ein leichtes Lächeln in seine Züge zauberte.

„Entschuldigen Sie mich, aber ich habe keine Zeit für einen Plausch mit einem Wildfremden nachts auf der Straße. Ich muss nach Hause – und das sofort“, versuchte sie so selbstsicher wie möglich zu sagen, gefasst, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Und als Bethany tief die Nachtluft inhalierte, von der sie mit einem Mal glaubte, dass sie so kalt geworden war, dass ihre Lunge gefrieren würde, schritt sie mutig an ihm vorbei.

Und als sie den Zebrastreifen überquert hatte, hörte sie noch ein sanftes: „Verzeihen Sie die Störung.“ In diesem Moment stutze sie, unweigerlich. „Miss Backer?“, noch einmal erhob er seine Stimme, die so ruhig war, so vertraut klang, so angenehm die Sinne vernebelte, und der sie womöglich stundenlang zuhören konnte, drehte sich die junge Muggel um.

„Ja?“, kam die Gegenfrage, weniger scheu, denn wie sie feststellen durfte, war er ein harmloser Passant, denn sonst hätte er ihr längst etwas getan, und schaute ihm dabei zu, wie der junge Mann seinen Hut abnahm und ihn sanft aber bestimmt gegen seine Brust legte. Bethany blickte in ein für sie makelloses Gesicht, bemerkte das rabenscharze Haar, das strähnenweise, leicht gewellt die Stirn verdeckte, und sah in durch und durch grüne, freundliche Augen. Sie hielt unbewusst die Luft an, weil sie dieses Grün so fesselte.

Und nun stand die Zeit still.
 


 

Sie war so dumm gewesen, als sie nocheinmal nachhakte: „Bitte?“

Und als sie sich gänzlich umdrehte, sich diesem Fremden völlig zuwandte, gefror sein Blick.
 


 

„Sie gehen nirgends hin.“

Die eisige Stimme bewegte tief in ihrem Inneren ihr Herz, es schmerzte, pochte, Bethany hörte es in ihren Ohren weiter schlagen. Sie wusste nicht, woran es lag, dass ihr mit einen Mal schlecht wurde, als sie ihm in die Augen sah, die zu leuchten begannen, dieses dunkle Grün, das sie einerseits faziniert hatte, andererseits auch abschreckte.

Leise und schnell wie ein Windhauch stand er plötzlich neben ihr, zog einen Handschuh aus und legte seine kalten Finger auf ihre warme Wange. Die Temperaturunterschiede waren so extrem, dass sich Dampf bildete. Er tat ihr nicht weh, die Berührung nicht, und dennoch wollte sie schreien. Doch kein Ton entwich ihrer Kehle.

Und als sein Blick ihren durchbohrte, sie sich starr vor Angst nicht mehr rühren konnte, säuselte er dicht an ihren Lippen mit einem ungewöhnlichen französischen Akzent.

„Hier ist Endstation.“
 


 

Bethany sah noch sein wissendes, überzeugtes Lächeln, ehe ein stechender Schmerz durch ihre Glieder fuhr.
 


 

Und ein gellender Schrei erfüllte die grabesstille Nacht auf dieser Straße, die sonst so gut besucht, weit und breit keine weitere lebende Seele zeigte. Sowie Bethany zu Boden sank, eine Uhr irgendwo Viertel nach zehn schlug, blickte er mit seinen noch immer leuchtend grünen Augen auf die Zeiger seiner ledernen Armbanduhr und murmelte mit seiner samtigen Stimme:

„Il est quarte heures et quart.(Es ist Viertel nach Vier.) Auftrag erfüllt.“

Spurlos, mit dem Nebel und den Wolken, mit der Kälte, verschwand auch er.
 


 


 


 


 

»Mit der Angst läuft man mutig ins Verderben.«
 

»With the fear, you run bravely into ruin.«

insightful supper – part two

»Es ist nicht unbedingt die Schwierigkeit, Unvorhergesehenes zu akzeptieren, sondern damit richtig umzugehen.«
 

»It is not exactly the difficulty to accept the unforseen, but to do it right.«
 


 


 


 


 

Es hatte als ein vielversprechender, schöner Sommertag angefangen. Es war heiß, beste Vorraussetzungen zum Baden gehen. Viele Freunde und Familien würden sich treffen und für die eine oder andere Überraschung war sicherlich auch noch Zeit.

Und sie genoss es, draußen in der Sonne zu sitzen, mit eben jenen Menschen, die ihr so wichtig waren. Gerade blickte sie ihrer Tante rechts von ihr in die warmen Augen und musste dabei automatisch lächeln.

„Ja, aber ich glaube nicht, dass es nächstes Jahr um so viel einfacher werden wird, nur weil die Siebtklässler letzten Jahres den anderen Mannschaften fehlen, schließlich hat auch Pussey seinen Abschluss“, murmelte ihr Cousin links neben ihr und blickte seinem besten Freund in die grünen Augen, der sich am Hinterkopf kratzte und nachzudenken schien. Natürlich musste Pussey von jemandem ersetzt werden.

„Ach, ihr seht das alles viel zu eng“, winkte Lorcan ab und lachte selbstbewusst.

Als Azalea zu ihrem Cousin und schließlich zum Potter blickte, während sie sich eine ihrer dunkelblonden, widerspenstigen Locken hinters Ohr strich, merkte sie, wie es auf einmal ruhiger wurde. Und als sich die junge Hexe nach dem Grund umblickte, erkannte sie das Mädchen mit den dunklen Locken von der Party. Natürlich lächelte die Greengrass sofort und entzückt. Azalea konnte nicht sagen warum, aber sie mochte diese Hexe sehr. Da war es wohl verständlich, dass ihr all die Freundlichkeit im Hals stecken blieb, als sie den Namen Rose Weasley aus Hugos Mund hörte. Und bitter schluckte die Hexe mit den dunkelblonden Haaren. Sie hatte gedacht, dass sie vielleicht wirklich so etwas wie Freunde werden könnten. Nur jetzt schon die ersten Lügen aufzudecken, gefiel ihr gar nicht, deswegen musterte sie die Weasley nun wohl etwas zu argwöhnisch. Denn die Tatsache, dass Rose gelogen hatte - ihr eiskalt ins Gesicht geflunkert hatte –, wurmte Scorpius' Cousine zutiefst. Denn Hugo ging nicht nach Slytherin! Er war Gryffindor und darauf konnte er doch auch stolz sein, und das sollte eine Rose Weasley gefälligst auch! Und es verletzte Azalea, denn sie hatte schon viele solcher Leute kennengelernt, die falsch waren, besonders in ihrem Haus. Aber die Greengrass hatte immer mit Nachdruck degegen gehalten, dass das Haus Slytherin ebenso für wahre Freundschaft stand, etwas worauf sie viel Wert legte; eine offene und ehrliche Freunschaft. Und überhaupt, war es ihr auf die Stirn gebrannt? Ein Wort wie Schlange, oder falsch, oder eine Aufforderung wie 'darf man anlügen? Den Beweggrund verstand das Mädchen am allerwenigsten, denn mit Rose Weasley hatte es nie wirklich etwas zu tun gehabt, lediglich ihr Cousin, der Hugos Schwester oft bis aufs Äußerste getriezt hatte. Azalea selbst hatte Rose ein oder zweimal am Gang gesehen, im Unterricht war die Weasley unauffällig und ruhig gewesen. Die Hexe mit den dunkelblonden Haaren konnte sehr wohl von sich behaupten, eigentlich nichts über diese Hexe zu wissen! Und sie hasste diese Lügen, denn sie waren unnötig und der schier schlechteste Boden für den Beginn neuer Freundschaften, auf diesem sollte man keine neuen Häuser bauen. Wut kroch durch ihre Venen und als sie Rose in die eisblauen Augen blickte, konnte sie weder diese noch ihre Enttäuschung verbergen. Denn die Greengrass kannte diese Menschen, die ihr nett ins Gesicht lächelten, und sobald sie sich umdrehte über sie herzogen, und es widerte sie an. Rose Weasley war so falsch!

Es fiel der Satz, dass Hugo das Haus wechseln musste, und der Ärger der Siebzehnjährigen verblasste just, das einzige, das Azalea tun konnte, war, Rose Weasley ins Gesicht zu blicken und den Stolz in den eisblauen Augen zu sehen, das Funkeln, und das Lächeln auf den Lippen. Dann schweifte der Blick zu dem kleinen Bruder, der völlig abwesend schien und zu Scorpius besten Freundes schaute.
 


 

Hugo Weasley starrte in die grünen Augen seines Cousins Albus Severus Potter und fühlte sich plötzlich, als habe er eine Reise in die Vergangenheit angetreten, etwa sechs Jahre zuvor, begleitet von einem seltsam flauen Gefühl im Magen, das mit aufstieg.
 


 

*
 


 

Es war windig und kalt in diesem September 2018 und der Weasley mit dem struppigen, dunklen Haar zog den Kopf ein und steckte seine Nase in den flauschigweichen, wollenen Schal. Aufgeregt suchte er nach seinem besten Freund, der ihm felsenfest versprochen hatte, auf ihn aufzupassen. „Keine Sorge, Hogwarts wird schön!“, ertönte die vertraute Stimme hinter ihm plötzlich recht fröhlich und Hugo sprang kreischend und verschreckt zur Seite und drehte sich schnell zu seinem Cousin Albus Severus Potter um.

„Mach das nie wieder!“, wollte Hugo böse zischen, doch es kam lediglich ein Wimmern.

Und der Potterspross schmunzelte umso mehr, Scorpius Malfoy hingegen, der neben ihm stand, verdrehte nur die Augen. „Was für eine Heulsuse. An dir ist ein Mädchen verloren gegangen, Wiesel!“ Dann schob der platinblonde Junge seine Hände in die Anoraktaschen.

„Ach halt die Klappe, du Frettchen!“, spie Hugo von Neuem und Albus ging dazwischen, indem er den Arm beruhigend um die Schulter seines kleinen Cousins legte.

Albus wusste, wie ängstlich Rons Sohn war, wenn ihn etwas Neues und Unbekanntes erwartete. Da war Hugo ganz anders als seine Schwester Rose. Ja, Rose war entdeckungsfreudig und neugierig und abenteuerlustig. Und als Hugo trotzig den Kopf von Albus abwandte, tippste ihm dieser mit dem Zeigefinger vorsichtig gegen den Oberarm. „Hey, ich sagte, Hogwarts wird schön. Versprochen. Eine unvergessliche Zeit in deinem Leben, die du niemals missen willst.“

Damit drehte der Weasley den Kopf zu seinem Cousin und blickte ihn mit glasigen Augen an. „Wirklich?“, kam es etwas zögerlich, doch der Potter nickte energisch und bestätigend.

„Ihr müsst allmählich mal in den Zug, sonst fährt er ohne euch“, lächelte Harry, der, mitsamt seiner Frau Ginny, seiner kleinen Tochter Lily und seinen beiden besten Freunden herangetreten war.

Albus wirbelte aufgeregt herum. „Ja!“, schrie er freudig und beeilte sich, seiner Mutter einen Kuss auf die Wange zu drücken, die vehement darauf bestand und nun schmunzelte, und seinen Vater, den Helden, zu umarmen. Scorpius entdeckte seine Eltern und lächelte verschmitzt. Als er wieder zu seinem besten Schulfreund Albus blickte, sah er, dass dieser immer noch ungeduldig auf Hugo wartete.

Hugo drängte sich zu seiner Mutter, die Arme um ihre Taille geschlungen und schluchzte leise: „Ich will nicht weg…“

„Mein armes, kleines Baby…“, säuselte Hermione und strich ihm beruhigend durchs dunkle Haar. Sein Körper bebte, keine Seltenheit, wenn sich Hugo Weasley wirklich fürchtete.

Und Scorpius Hyperion Malfoy konnte es sich nicht verkneifen, als er sich zu Albus lehnte, zu murmeln: „Der kommt sicher nach Hufflepuff.“

„Nie!“, protestierte Albus sofort, doch nach längerem Hinsehen zögerte er. „Na ja, vielleicht doch.“ Und dann lächelte er Hugo an, tätschelte seine Schulter und murmelte heiter: „Wir müssen.“

Und als Hugo zu Albus blickte, und anschließend wieder seinen Eltern in die Augen, fuhr Ronald Weasley seinem Sohn nochmal durch die Haare und lächelte. „Ich bin so stolz auf dich. Schreib uns, wenn du angekommen bist, ja?“ Dann drückte der rothaarige Mann seinen Spross noch einmal.

„Komm jetzt!“, hetzte der jüngste Pottersohn und kaum, dass Hugo seine Eltern losgelassen hatte, zerrte ihn Albus mehr oder weniger mit sich, denn wirklich voran kam er nicht bei Hugos Gegenwehr.

„Ich will nicht!“, schrie er aus vollen Lungen und die Angst vibrierte durch die Stimmbänder mit. Es war ein selbtsames Bild, als Scorpius Hyperion Malfoy gelassen neben den beiden hertrottete.

Und als sie schließlich vor der Lock standen, Hugo weinerlich wimmerte, schubste ihn sein Cousin und bester Freund Albus Potter die Stufen hoch. „Nicht einschlafen – da, in der ersten Reihe! Die besten Plätze sind sonst weg!“

Als er drinnen war, drehte sich Hugo einmal vollkommen um die eigene Achse und musterte alles genauestens, während Albus und Scopius ihn bereits überholt hatten. Und als der Zug losfuhr und leicht ruckelte, schrie der Weasley auf. „Wir werden alle sterben!“

Vorne brachen die beiden Zweitklässler in schallendes Gelächter aus und Hugo musterte die beiden irritiert.

„Deine Familie ist schräg“, stellte der Scorpius fest.

Albus warf einen Blick über die Schulter und antwortete: „Ach, er ist nur noch nie mit dem Zug gefahren. Wenn er sich an die neue Situation gewöhnt hat, ist er wieder völlig normal. Hugo ist halt unser kleiner, liebenswürdiger Hasenfuß.“ Dann blieb er stehen und schrie seinem Cousin zu: „Willst du die Zugfahrt am Gang verbringen?“ Und mit dieser Aufforderung eilte Hugo zu dem Potter und hielt sich an ihm fest, bis die drei in einem Abteil saßen.

Die restliche Fahrt war relativ gewöhnlich gewesen, Hugo hatte mit Albus' Freunden geredet, sich mit ihnen gestritten und als er ein Buch lesen wollte, stellte er fest, dass ihm dabei recht schnell schlecht wurde. Ein bewundernder Blick aus dem Fenster und er tauschte mit Albus den Platz. Bis zum Ende der Zugfahrt beobachtete Hugo die schöne Landschaft.
 


 

Ein mulmiges Gefühl fraß sich in die Knochen des Elfjährigen, als er völlig verwirrt an die Decke der Großen Halle starrte und die sternenklare Nacht erblickte. Natürlich war es nichts Neues für ihn, denn seine Eltern hatten davon berichtet und Rose geschwärmt. Selbst James hatte in seinen ersten Weihnachtsferien bei Oma und Opa Weasley davon geschwafelt wie ein Wasserfall, wie schön dieser Zauber denn sei. Die Kerzen flackerten, die durch die Luft schwebten und als Hugo nach vorne blickte und zusah, wie einem Mädchen ein grässlicher, alter Hut auf den Kopf gesetzt wurde und sie dabei quietschte, wurde ihm ganz anders. Ängstlich blickte er sich um, sah zu James, der sich mit seinen Freunden unterhielt.

Dann fand seine Aufmerksamkeit Alice Longbottom. Er konnte sich bis heute nicht erklären, warum dieses schüchterne Mädchen nach Gryffindor gekommen war. Und dann fragte er sich unweigerlich, wo eigentlich ihr Bruder steckte. Ein Blick nach rechts und Hugo fuhr zusammen. Während ihm Frank nur fragend in die Augen blickte, murmelte Hugo: „Merlin, schleich dich nicht so an…“

„Entschuldigung“, erwiderte Nevilles Sohn und lächelte schief, da er sich im eigentlichen Sinne gar nicht angeschlichen hatte und schon eine gefühlte Ewigkeit neben Rons Sohn stand. „War nicht meine Absicht.“

Und dann saß da auf einmal Albus und die Spannung und Aufregung ließen etwas nach, als der Potter seinem Cousin Hugo lächelnd zuwinkte. Schon komisch, Albus Severus Potter war immer und überall, in jeder Lebenslage für ihn da gewesen. Während James lieber mit Fred Streiche ausheckte, Rose mit Lily Luna Puppen spielte, hatte Albus genug Freizeit für seinen kleinen, zart besaiteten Cousin gehabt, der jedes Mal wie am Spieß geschrieen hatte, wenn er ein millimetergroßes Spinnchen sah. Und Hugo hatte immer das Gefühl gehabt, Albus mache das nichts aus. Manchmal hatte er das Gefühl, der Potter verbrachte gerne Zeit mit ihm und irgendwann waren sie richtig gute Freunde geworden. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen des dunkelhaarigen Weasleys. Und als er seinen Namen hörte, fragte er sich, wie sich seine Schwester nur auf so neue Erlebnisse freuen konnte. Das Altvertraute war doch wunderbar. Und warum musste sie ausgerechnet dieses Jahr nach Beauxbatons? Er wusste, er teilte ihre Begeisterung für Überraschungen nicht.
 


 

Kaum war es schwarz vor seinen Augen geworden, hörte er eine männliche, geschmeidige Stimme; etwas älter, die sehr gut zu dem verschliessenen Fetzen Stoff passte, aus welchem der Spitzhut bestand. „Du hast ein großes Herz, mein Junge. Ein sehr großes Herz.“

Der Elfjährige blickte nach rechts, rollte mit den Augen nach oben, um vielleicht irgendetwas anderes sehen zu können außer Schwärze. Dann seufzte er und blickte zu seinen Füßen. „Was heißt das? Dass ich nach Gryffindor komme?“

Hugo hörte den Hut amüssiert lachen. „Keineswegs. Dafür hast du ein viel zu schlaues Köpfchen.“ War das ein Wunder, wenn die Mutter Hermione Jean, geborene Granger hieß? Der Weasley schnaubte wieder, hatte er doch das Gefühl, dass er sich in Ravenclaw nicht so wohlfühlen würde. Gut, vielleicht handelte er voreingenommen, denn zu Ravenclaw fiel ihm Dominique ein, die beste Freundin seiner Schwester, zu der er eigentlich nie wirklich einen guten Draht hatte aufbauen können. Außerdem waren in dem Haus der Adler auch noch andere, die er sehr wohl mochte! „Warum so still?“ Das Stück Stoff klang noch immer gut gelaunt. „Du hältst viel von deinen Freunden und…“

„Das weiß ich doch schon längst“, erwiderte Hugo etwas ungehalten und schluckte sein mulmiges Gefühl, die Angst, herunter, das ihn heimgesucht hatte, und sich schleichend durch seine Venen züngelte.

„Nun ja, hinterlistig würde ich dich noch nicht nennen, aber dafür hast du eigentlich Potenzial.“

„Ich gehöre doch nicht nach Slytherin!“, entfuhr es dem Jungen schockiert und er saß mit einem Mal kerzengerade da. Der Gedanke daran machte ihn völlig fertig! Was würde nur sein Vater von ihm halten? Das konnte er nicht. Das würde er nicht… „Ich bin ja nicht wirklich mutig, eher… mein Cousin Al nennt mich öfters einen leibenswürdigen Hasenfuß… kann ich da nicht…?“

„Wenn das ein Versuch sein sollte, nach Hufflepuff zu kommen, dann vergiss es! Denn loyal bist du nun doch nicht.“

„Hey, nicht frech werden, sonst erlebst du den nächsten Jahrgang nicht!“, zischte Hugo gehässig und krallte seine Nägel in die Unterseite des Schemels, auf dem er saß.

„Siehst du, und so etwas will nach Hufflepuff. Slytherin passt viel besser zu dir!“

Hugo hörte das leise Lachen des Hutes und er sog erschrocken die Luft ein. Er wollte auf keinen Fall in dieses Haus, denn dann hing der Haussegen schief. Und dann kam recht zögerlich die Frage: „Steckt eigentlich nicht in jedem ein bisschen von Allem? Ich mein, selbst die feigste Schlange hat doch tief in sich so etwas wie Mut, und wenn es nur darum geht, jemanden um ein Date zu bitten?“ Hugo wusste in diesem Alter noch nicht, was genau ein Date war, - nur, dass Menschen etwas zusammen unternahmen, worin da der große Unterschied zu „Freunde treffen“ bestand, konnte sich der Junge noch nicht erklären – jedoch hatte er von Victoire dieses Wort schon oft genug gehört, genauso oft wie „Rendesvouz“.

„Ein wirklich gerissener, kleiner Junge – will er mich doch tatsächlich davon überzeugen, dass ich ihn in ein anderes Haus schicken soll. Dabei täte dir Slytherin wirklich gut!“

Hugos Gedanken routierten, überschlugen sich, er musste Wege finden. Irgendeinen um … um… Es schmeckte dem Jungen gar nicht, als sich die Leere in ihm breit machte, schlicht weil er überfordert war.

„Noch irgendwelche Einwände?“ Der Hut rutschte tiefer in das Gesicht des Jungen.

Hugo fragte etwas müde: „Kann ich dir nicht beweisen, dass man so etwas wie Mut erlernen kann? Ich meine, wenn ich scheitere, dann geh ich halt nach Slytherin... Nur irgendwie hätte ich gerne die Chance dazu.“ Es ertönte ein Brummen und erst nach und nach wurde dem Weasley bewusst, was er dem Hut da vorgeschlug.

„Nun gut, ich lasse dir einmal deinen Willen. Aber wir sehen uns wieder, versprochen!“

Die Stimme, die Hugo gehört hatte, hallte durch den Raum, ein Tisch verfiel in Jubelei und sowie ihm der Hut abgenommen wurde, ihm Neville freundlich entgegen lächelte, fühlten sich Hugos Beine so taub an. Er blickte zum Lehrertisch und sah die strenge Direktorin McGonnagall, wie sie ihre Brille richtete und schmal lächelte. Kaum saß er neben James, der mit Schwung und Elan den Arm um Hugo legte und brüllte, dass er ihm das nie zugetraut hätte, traf er auf Albus' geschocktes Gesicht. Und zum ersten Mal seit diesen Minuten zweifelte er an seiner Entscheidung; er war so damit beschäftigt gewesen, nicht nach Slytherin zu kommen, dass er seinen besten Freund Albus völlig vergessen hatte, und der war bekanntlich eine Schlange, eine liebenswürdige.
 


 

Was folgte, war, dass Albus Hugo aus dem Weg ging und der Weasley war sich nicht einmal mehr sicher, ob er irgendetwas so laut zu dem Hut gesagt hatte, dass es nicht doch irgendjemand gehört hatte. Der Potter hatte gelogen, als er gesagt hatte, er würde in Hogwarts für ihn da sein. Er hatte gelogen, als er meinte, die Häusereinteilung wäre egal. Nur mit einem hatte Albus nicht gelogen, dass Hogwarts schön werden würde und dass er neue Freunde finden würde.

Denn eines Tages, als Hugo wie am Spieß am Gang geschrien hatte, weil er Peeves begegnet war, bog auf einmal Louis gehetzt um die Ecke. Der Veelajunge mit dem rotbraunen Haar blickte seinen Cousin verdutzt an, schob eine Augenbraue in die Stirn und fragte: „Ist alles in Ordnung?“
 


 


 

*
 


 

„Aber weißt du, Hugo, was ich nicht verstehe….?“, begann Lily Luna als Erste, eine Frage zu stellen, und sie wusste nicht, ob sie dabei lächeln sollte und holte den Weasley somit wieder ins Jetzt. Ein Blinzeln folgte und Hugo senkte den Kopf, es war so seltsam mit einem Teil seiner Vergangenheit konfronitert zu werden. „Warum hast du nicht mit uns gesprochen?“

„Was?“, kam es leise von dem Jungen und er bettete seine Hände in den Schoß.

„Warum hast du nicht mit uns gesprocehn? Ich meine, Al hätte dir doch sicher…“

Natürlich wollte Lily weiterreden, wenn Hugo nicht so energisch den Kopf geschüttelt hätte. Er wusste selbst, dass Albus ihm eine große Stütze gewesen wäre, wenn er ein Ohr gehabt hätte, und Rons Sohn war dutzende Male zu ihm gekommen und hatte den Hohn und den Spott seiner Freunde Scamander und Zabini ertragen, etwas, das ihn heute nicht mehr rührte. „Er hatte andere Sorgen.“ Hugo wusste selbst nicht warum er gerade jetzt, zu seinem Cousin blickte, und ausgerechnet diesen in Schutz nahm. „Es ist nicht so, dass die Welt frei von Problemen ist, nur weil man nicht darüber spricht, Lily. Es hat jeder sein Päckchen zu tragen.“ Dann fiel sein Blick zu Andrew und der junge Weasley lächelte schmal.

„Und was ist mit James?“, hörte sich Lily so verständnislos an, während sie ihrem großen Bruder böse in die Augen funktelte, weil er Hugo so beäugte, als habe er gerade jeden Respekt vor ihm verloren.

„Hatte zu diesem Zeitpunkt eine sehr ausgeprägte, pubertäre Phase“, seufzte der Junge und fuhr etwas müde fort: „Aber bevor du weiterfragst, ich hatte meine Schwester. Obgleich sie in Frankreich gewesen ist, hat sie mir mit ihren Briefen sehr geholfen und hat Andrew und Matthews gebeten, mir unter die Arme zu greifen, sobald ich irgendeine Art von Hilfe oder Rat brauche. Seitdem sind wir Freunde.“ Wegen eines simplen Briefkontaktes…. Der letzte Satz war so leise, dass er beinahe unterging.

„Du hast davon gewusst?“, blaffte James nun los und sprang auf, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. Es war offensichtlich, dass er eine enorme Abneigung gegen das Haus Slytherin hatte.

„Natürlich wusste ich es! Ich weiß es, seit Hugo in die Schule geht – er hat mir noch am selben Tag geschrieben! Zwar wusste ich nicht von Anfang an, was es war, aber im Laufe der Zeit hat er es mir gestanden! Ich habe ihn nie gedrängt und irgendwann kam der Moment, an dem er selbst die Worte dafür gefunden hat! Ich habe ihm die Zeit gelassen, die er gebraucht hat und ich bin stolz auf ihn! Etwas, das du sicher nicht nachvollziehen kannst.“ Zwar war Rose nicht aufgestanden, aber sie war wütend und unfreundlich, es reichte vollkommen, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen.

„Wieso sollte ich auch?“, keifte James und fuhr kraftvoll weiter: „Immerhin ist er eine Schlange!“

Etwas traurig seufzte Rose, blickte einmal liebevoll zu ihrem Bruder und antwortete in aller Seelenruhe: „Weißt du, was so schade an dieser ganzen Sache ist? Seit ich denken kann, war Hugo ängstlich und machmal etwas sarkastisch und zynisch, und… die richtig fiesen Ideen hattest du schon immer von ihm. Er war nie besonders mutig, ist er heute noch nicht…“

Gerade wollte James wieder etwas Gemeines sagen, da schlug Harry auf den Tisch und zischte: „So hab ich meine Kinder sicher nicht erzogen! James, du hast Hausarrest!“ Der erste Sohn schnappte nach Luft und da fuhr Harry James Potter wütend fort: „Solange du in meinem Haus wohnst, hältst du dich an meine Regeln! Und wenn ich vor Jahren gewusst hätte, das so etwas passieren würde, wäre ich nach Slytherin gegangen, so wie es der alte Hut wollte und nicht nach Gryffindor!“ Er schnaubte verärgert, während James die Gesichtszüge entglitten.

Es kehrte ein betretenes Schweigen ein, und Draco Malfoys Gesicht erstarrte. Niemals hätte er sich zu träumen gewagt, dass der berühmte Harry James Potter einmal Slytherin als Option zur Hauswahl gehabt hatte. Auch Ginny konnte – ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – nichts davon gewusst haben. Weshalb auch? Im Leben der beiden herrschten andere Prioritäten und nicht so Kleinigkeiten wie diese, denn nach der Schule schrie keine Eule mehr danach, in welchem Haus ein Zauberer oder eine Hexe gewesen war.
 


 

Rose griff noch einmal zögerlich den Faden auf, nachdem sie eine Ewigkeit mit diesem weichen, liebevollen Ausdruck in ihren Zügen zu ihrem Bruder gesehen hatte „James, es ist wirklich traurig, wenn ich daran denke… Du hast dich mit deinem Bruder wirklich wunderbar verstanden, eben bis zu dem Tag, an dem er nach Hogwarts kam. Du kanntest sein Wesen, seine ganze Art schon vorher gut genug um zu wissen, dass aus ihm kein Gryffindor oder Ravenclaw, geschweige denn ein Hufflepuff werden würde. Es war nie ein Geheimnis, dass Albus das Quäntchen Mut fehlte, wovon du Massen hattest. Und auch, wenn du nicht von deinem Standpunkt abweichen magst, um zu sagen, dass du stolz auf deinen kleinen Bruder bist, wenn er im Quidditch durchsein Talent heraussticht, tut es mir Leid für dich. Ich bedaure dich, um deine Engstirnigkeit.“ Er konnte wohl nicht begreifen, wie schön und strahlend das Leben in seiner Vielfalt glänzte. Und Rose bemerkte nicht, dass Astoria von den Worten der Weasley begeistert war. Sie legte eine Pause ein und atmete tief durch, genoss den Wind, der das Haar zerzauste, dann lächelte sie Hugo an mit diesen glänzenden Augen, die so viel Beständigkeit wiederspiegelten. „Ich kann nur für mich sprechen, dass ich alles, was Hugo ist, was ihn ausmacht, die Entscheidungen die er trifft, die Art und Weise, wie er handelt, freudig miterlebe, auch wenn ich meilenweit von ihm entfernt zur Schule gehe. Mein kleiner Bruder ist intelligent. Er weiß, wann er das Richtige tun muss. Auch, wenn er mit der Entscheidung, die restlichen Familienmitglieder einzuweihen, so lange gewartet hat. Aber die Zuordnung zu einem bestimmten Haus, ganz gleich welches, sagt nichts über den Menschen selbst oder dessen Einstellung mit der er dem Leben begegnet, aus. Nur weil Hugo in Slytherin gelandet ist, macht ihn das noch lange nicht zu einem anderen, gar schlechten Menschen. Ich habe selbst genug Freunde, die Schlagen sind, und ich würde keinen missen wollen.“

Hugo lächelte seine Schwester an, denn Rose war wie ein Fels in der Brandung, stark und strotzte jeder bösen Bemerkung, jeder fiesen Regung, die wie Wellen auf sie prallten. Sie gab ihm Halt in seinem Leben.

Azalea lächelte Rose begeistert entgegen, die junge Higgs hatte sich ja doch nicht so in ihr getäuscht, selbst ihr Cousin musste schmunzeln, als die Weasley das Haus der Schlangen und ihre Bewohner so eisern verteidigt hatte.

„Ein intelligentes Mädchen…“, dachte Draco leise, und fand Ronalds Tochter noch symphatischer als zuvor. Denn ihre Worte hatten zum Nachdenken angeregt.

Die Minuten verstrichen, und je länger sie wurden, desto ruhiger die Gemüter, die sich um den Tisch versammelt eingefunden hatten, um - wie ursprünglich geplant – zu feiern.

Und als Hugo endlich wieder so entspannt war um nach seiner Limonade zu greifen, – und sie zu trinken anstatt wegen blank liegender Nerven zu verschütten - empfand er diesen Nachmittag als irreal, seltsam, chaotisch, denn nie hätte er gedacht, dass das jemals passieren würde.

„Wieso hast du dir Freunde gesucht, die am anderen Ende der Welt wohnen, Hugo?“, kam es nun neugierig von Scorpius Malfoy, der seinen Nebenmann genau musterte, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Allein dafür kassierte er von Rose ein bezauberndes Grinsen, weil er mit den neuen Tatsachen relativ leicht umging. Der Schnatz in eigenen Händen eines Quidditch-Spiels, die Krönung, das Höchste, überkam den platinblonden Jungendlichen durch eine sanfte Welle der Zufriedenheit, als ihn Lysander schlechtgelaunt und offensichtlich etwas eifersüchitg anstarrte, denn Rose Weasley schenkte ihm in dieser Sekunde mehr Aufmerksamkeit als sonst jemandem.

„Ja, genau… wieso Menschen, die… ich meine…“, fing Lily an und beugte sich etwas mehr über den Tisch, gerade so, dass ihre Haare nicht in ihrem Teller landeten. „Entschuldigt, dass ich das jetzt so sage, aber… am Arsch der Welt wohnen…“ Peinlich berührt lehnte sie sich wieder zurück und musterte ihren Cousin ausgiebig.

Selbst Louis neben ihr, der sonst jedes Geheimnis mit Hugo teilte, war an diesem Grund interessiert, weswegen er wissen wollte: „Wieso bist du denn nicht zu uns gekommen? Lily und mir…“

Hugo lachte schallend auf, obwohl er seine Freunde nicht verhöhnen wollte, aber wie hätten sie ihm in diesem Alter helfen sollen? Sie hätten ein Ohr gehabt, sicher. Nur brauchte der junge Weasley damals eine Schulter zum anlehnen, die ihm einen Weg wieß, mit der er darüber reden konnte, weil sie selbst im Haus der Schlangen einen Platz gefunden hatte, oder eine, die dafür Verständnis aufbrachte, dass er für einen Löwen viel zu feige war.

„Weil Rose mit der Bitte an mich herangetreten ist, mir etwas Zeit für ihren Bruder zu nehmen, sollte er meine Hilfe in Spruch nehmen wollen“, antwortete Andrew ruhig und blickte den jungen Weasley relativ emotionslos mit den grauen Augen an. „Und eine Schlange lernt nun mal nur von einer Schlange. Für die heroischen Aktionen, hatte er ja wahlweise Rose und Matthews zur Verfügung.“ Die Kälte in seiner tiefen Stimme war erschreckend, ungewohnt, nicht mehr melodisch, samtig oder freundlich wie zuvor.

Rose und Dave blickten den Schwarzhaarigen an, denn sie wussten, dass er sich etwas unwohl fühlte, vielleicht, oder gerade weil ihn James so ungläubig anstarrte. Die Stimmung hatte sich gewandelt, etwas lag in der Luft, die Weasley meinte es zu fühlen, konnte es allerdings noch nicht greifen. Irgendetwas, ein Hauch eines Gebildes war zerbrochen, ganz fein, völlig zart in sich zusammengefallen, zuallererst die Pfosten, die sich Freundschaft nannten.

„James, bedenke mich nicht mit diesem Blick! War dir denn all die Zeit nicht klar, dass Belvery ein parselmündiges, schwarzmagisches Basilisken-Haus ist? Muss ich jetzt damit umzugehen lernen, dass du mir mit Abneigung begegnest, nur weil ich, wie all meine Ahnen, Nachkommen des Gründers, meine Schulzeit als Schlange gelebt habe? Ich bitte dich, James. Belvery ist nicht nur das Hauswappen, es ist das Wappen meiner Familie, es sind meine Wurzeln.“ Andrew legte eine Pause ein, - er merkte, dass sich in seine ruhige, neutrale Stimme Spott, Hochmut und Arroganz nistete –, und faltete die Hände, ehe er sie auf den Tisch legte, denn er wusste nicht, ob er sagen sollte, dass dieses alte Ding, welches Jahrtausende überstanden hatte, das symbolisierte, wofür er, seine Familie stand und das verkörperte, was ihm wichtig war in seinem Leben. Natürlich musste alles im Leben gründlich hinterfragt werden, immerhin waren die männlichen Mitglieder, die dieser Sippe angehörten, nicht für ihre Freundlichkeit bekannt, geschweige denn für den guten Ruf. Andrew sah dem ehemligen Gryffindor tief in die Augen, suchte eine Regung, irgendein Gefühl, mit welchem sich vernünftig arbeiten ließ, und als er glaubte, es gefunden zu haben, begann er anders, wieder völlig ruhig und gelassen: „Jamie, soweit ich mich erinnere, war Geschichte der Zauberei dein Lieblingsfach, und das nicht nur, weil Mister Potter selbst Wesentliches dazu beigetragen hat, dass die Welt so geworden ist, wie heute. Jeder hat seinen Teil beigesteuert.“ Der Neunzehnjährige mit den schwarzen Haaren atmete tief durch, es war gar nicht so einfach wie erhofft, denn die Stimmung des ältesten Sohn Harrys hatte sich bei dem Wort ‚Jamie‘ unvorhergesehen verschlechtert. Andrew verfluchte sich selbst, weil dieses Gerede eben nicht zu seinen Stärken gehörte, nicht wenn es Menschen betraf, an denen ihm etwas lag, wofür er auch von Rose zuerst einen überraschten Blick kassierte, der sich schnell in pure Freude wandelte. „Auf dieser Welt gibt es nicht ausschließlich schwarz und weiß, James. Es gibt nicht nur gut oder böse. Ich bin davon überzeugt davon, dass in jedem Menschen gleichermaßen Gutes und Böses steckt, und es die Entscheidungen und Handlungen sind es, die den Menschen auszeichnen.“ Und hätte er sich etwas mehr mit der Weltgeschichte befasst, wäre er darauf schon längst gestoßen, was Andrews Familie in der Vergangenheit bewirkt hatte – es blieb bloß ein böser Gedanke, ein Anflug des Zornes, da James Sirius Potter so uneinsichtig schien.

Der ehemalige Gryffindor strich sich durchs wuschelige Haar und seufzte: „Du hättest Minister werden sollen oder so….“

Andrews Mundwinkel zuckte ein einziges Mal, sonst gab er keine weitere Reaktion, kein Lächeln, kein Ausdruck von Freude, er lehnte sich nur langsam zurück, verschränkte dabei die Arme und dachte: „Na bitte.“

Für einen stillen Moment fragte sich Rose Weasley, während ihr Blick von Andrew zu James und wieder zurück wechselte, ob diese Freundschaft nun ein Ende gefunden hatte, immerhin hatte ihr Cousin nichts eingeräumt, kein „irgendwo hast du Recht“, einfach gar nichts. Aber ihr Nebenmann wirkte auf sie erfüllt und zufrieden – wenngleich er seine Gemütsbewegungen gut zu verstecken wusste. Ein Anfang, so könnte sie es nennen, ein Beginn von etwas Neuem. Und als sich ihr Blick mit diesen smaragdgrünen Augen traf, die oft so grau wirkten, musterte Rose den Neunzehnjährigen etwas traurig. Der Schwarzhaarige hatte binnen Sekunden eine Mauer errichtet, war verschlossener als zuvor, fühlte sich womöglich angreifbar, wirkte etwas dumpf und müde. Seine Tage wurden immer länger, als ihm und seinen Freunden lieb war. Die Weasley hatte das Gefühl, er wolle ihr etwas mitteilen, weitergeben, etwas Elemetares.

Bis er es schließlich aussprach. „Du kannst den Lauf des Lebens nicht ändern, rückgängig machen oder aufhalten, Rose. Nicht jedes Band der Freundschaft hält ewig. Das muss es auch nicht, denn Freundschaft darf niemals etwas mit Zwang zu tun haben. Mit dem Tag, an dem es einengend wird, wird es gefährlich.“

Die Hexe fuhr sich durch die braunen Haare und blickte ihn nachdenklich an, ihr war als hätte er ihre Gedanken, ihr Innerstes gelesen und ihre Ängste und Fragen gesehen. Langsam nickte sie, denn im Grunde hatte er Recht. Und als er ihr seine Jacke um die Schultern legte, lächelte sie wieder. Der Weasley war noch gar nicht aufgefallen, dass sich eine Gänsehaut auf ihren Armen gebildet hatte.
 


 


 

*
 


 

Ronald Bilius Wealsey blickte besorgt zu seinem noch fünfzehnjährigen Sohn an diesem 21. Juli. Der Zauberer seufzte tief, denn im Moment wusste er noch nicht, wie er mit dieser neuen Erkenntnis umgehen sollte, auch wenn diese Tatsache nichts daran änderte, dass ihn Stolz erfüllte, wann immer er seinen Kleinen ansah und eben das fühlte, was seine kluge Tochter ein paar Mintuen zuvor formuliert hatte. „Es gibt auch andere erfreuliche Nachrichten“, begann er und lächelte seine beiden Kinder an.

Hermione tätschelte Rons Hand liebevoll, stand dann jedoch auf und schritt zu ihrem Jungen Hugo. Ein Kuss auf die Stirn folgte, sowie eine herzliche Umarmung, die der Fünfzehnjährige nur zu gerne begrüsste. Ginny lächelte ihren Bruder an, warf einen Blick auf ihre Eltern, die mittlerweile wieder lächelten, weil sie großartige Enkel hatten und wunderbare Freunde, dann ließ sie den Wein in der Mitte des Tisches zu sich schweben und reichte ihn der Frau des Zaubereiministers weiter.

„Meine wundervolle Tochter, die es jetzt all die Jahre in die Ferne gezogen hat, kommt nach Hogwarts zurück, um ihr letztes Jahr hier anzutreten. Besonders freue ich mich, dass sie bereits das Abzeichen für das Amt der Schulsprecherin erhalten hat.“

Rose lächelte anfangs verlegen und hörte, wie Scorpius ihr gratulierte, immerhin würden sie beide folglich zusammenarbeiten. Mit einem Mal seufzte die Weasley schwer, - etwas war just in Scherben zersprungen - besonders, da ihr Vater übers gesamte Gesicht strahlte und ihre Mutter so warm lächelte, immernoch den kleinen Bruder im Arm.

„Freut es dich denn nicht?“, wollte Louis wissen, der selbst gerne einmal dieses Amt inne haben wollte.

Rose blickte mit ihren eisblauen Augen zu ihrem Cousin und lächelte matt. Warum nur, warum war es so schwer? Sie alle freuten sich so sehr darauf, besonders ihre Großeltern. Sobald sie die beiden erblickte, erkannte sie Molly, die entzückt in die Hände klatschte und in ihrer Euphorie kaum zu bremsen war, und Arthur, der seine Frau im Arm hielt und seinen Kopf auf ihre Schulter legte. Tante Fleur regte die anderen an, darauf zu trinken, und selbst Familie Longbottom schien von größerer Begeisterung gepackt als sie selbst. Denn Rose Weasley wäre am liebsten im Erdboden versunken und nie wieder herausgekrochen.

„Rosie, irgendwie verstehe ich dich nicht…“, begann Dave neben ihr nachdenklich mit verschränkten Armen, wieder so ein Einstieg, bei dem er sich langsam heran tastete, um sie nicht mit seiner sonst direkten Art zu überfahren. „Immerhin hast du das erste Semester der Siebten auf Alma Mater bereits mit Bestnoten, also…“, fuhr er fort und merkte Andrews bissigen Blick, der ihn allerdings weniger störte, und das vehemente Schweigen, das ihn nicht von seinem Vorhaben abhielt, da er wusste, dass sein guter Freund der Meinung war, Rose müsse sich da selbst durchboxen – zu dem Zeitpunkt, den sie für richtig hielt. Allerdings gab es Daves Meinung nach keinen besseren Anlass. Es gab diesen perfekten Augenblick nicht, auf den zu warten war, nein. Das Leben selbst, ganz gleich wie es kam, egal, welche Fügung sich bot, sollte perfekt sein und jedes Individuum war selbst dazu verpflichtet, es einzigartig, wundervoll und unvergesslich zu gestalten. „Wieso willst du das Amt des Schulsprechers in Alma Mater niederlegen, um in Hogwarts wieder von vorne anzufangen?“ Sein Blick ruhte auf ihr. Die Frage war berechtigt und gut.

Rose stöhnte – darüber hatte sie mit ihren Eltern noch nicht gesprochen. Die Braunhaarige hatte, nein, wollte sich bis heute nicht die Zeit nehmen, dieses Thema anzuschneiden, weil es heikel war. Außerdem kam sie sich so selbstsüchtig vor, wenn sie darum bat, in Alma Mater zu bleiben. Rose war, als säße sie in der Schule, in diesem schwarzmagischen Fach, in welchem so knifflige Aufgaben zu lösen waren, dass die Hexe gar nicht wusste, wie am besten anzufangen wäre. Die Weasley holte Luft, fuhr sich mit beiden Händen durchs lockige Haar und fixierte irgendeinen Punkt im Garten der Familie Potter. Jetzt vor allen zu beichten, dass die Hexe eben nicht vorhatte, diese eine Schule aufzugeben und heimzureisen, würde ihren Vater verletzen. Jedoch wollte Rose nicht so dumm sein und nochmal komplett von vorne anfangen, das erste Halbjahr war immerhin schon schlimm genug gewesen.

„Ich… Ich…“, stotterte die Hexe, die sich plötzlich furchtbar unwohl fühlte. „Ich… habe nicht vor,… ich… habe das Abzeichen postwendend zu Professor McGonnagall geschickt, mit der Entscheidung, in Australien zu bleiben.“ Rose wollte nicht wieder alle ihre Freunde verlassen, und schon gar nicht die Person, an der sie besonders hing. Die Hexe musste die Tränen unterdrücken, als sie in das enttäuschte, verletzte Gesicht ihres Vaters blickte, immerhin hatte er sie all die Jahre immer wieder gefragt, ob er und Hermione denn so schlechte Eltern waren, weil sie vor ihnen fliehen wollte. „Es… es… tut mir wirklich leid….“, stammelte Rose und hielt sich die Hand vor den bebenden Mund, spührte die starken Arme Daves, der sie an sich drückte und leise flüsterte: „Es ist alles in Ordnung, Rosie…“

Andrew neben ihr machte keine Anstalten, die Hexe zu trösten, seine Augen ruhten nur eine kleine Ewigkeit auf ihrem Antlitz. Wie konnte sie diese Entscheidung je treffen, ohne auch nur… länger darüber nachzudenken, das Für und Wider abzuwägen, an ihre Eltern zu denken?

Ihre Mutter blickte ihr gleichermaßen überrascht entgegen, wenn auch nach wenigen Sekunden ein Lächeln auf ihren Lippen erschien, immerhin… Was hätte Hermione selbst einmal gemacht, wenn ihre Eltern entschlossen hätten, sie müsse weg von ihren Freunden? „Du hast uns gar nicht gesagt, dass du dort Schulsprecherin bist, das ist doch schön…“, kam es sanft von der ehemaligen Granger, die sich aus der Hocke erhob und zu ihrer Tochter schritt, um ihr über den Kopf zu streicheln. Natürlich hatte Rose nichts davon gesagt, denn wenn die junge Hexe daran dachte, mit welcher Euphorie sich ihre Eltern gefreut hatten, dass sie wieder heimkam, schnürrte es ihr die Kehle zu. Hermione schloss ihre Tochter in eine Umarmung und lächelte ihren Sohn an.

Auch auf Rons Zügen schlich sich etwas Verständnis. „Stoßen wir auf die Wunder des Lebens an, was auch immer es für uns bereithält“, murmelte Ginnys jüngster Bruder und hob das Glas.

Und als selbst Draco über die Gelassenheit seiner ehemaligen Schulkollegen schmunzeln musste, weil sie ihrem ehemaligen Wappentier wirklich alle Ehre machten, sprudelte es aus Dominique mit ihrem falschen Akzent heraus: „Asch ja, das ‘ab isch völlisch vergessen zu erwähnen, isch werde näschstes Jahr das Amt der Schülsprescherin kleiden!“ Die Veela freute sich, als habe sie von gerade eben nichts mitbekommen, und verstand auch kein bisschen, warum Scorpius Hyperion Malfoy genervt stöhnte, Hugo die Hand vors Gesicht schlug und ihr ihre Cousine und ehemals beste Freundin mit schmallippigem Lächeln und glasigen Augen gratulierte: „Herzlichen Glückwunsch!“
 


 


 

*
 


 

Astoria blickte den schwarzhaarigen Zauberer an, eben hatte sie noch gedacht, er hätte grüne Augen, dabei schienen sie ihr jetzt so grau. Sein ruhiges Wesen überraschte sie, denn ihn schien nichts dazu zu bringen, auch nur nervös zu werden. „Was ist eigentlich mit deinen Augen, Andrew?“, wollte die stolze Malfoy wissen und lächelte ihn an. Sie war sich sicher, dass Hermione und Ron ihre Kinder so erzogen hatten, dass sie sich richtige Freunde suchten.

Andrew blickte über den gedeckten Tisch zu Dracos Frau und auch der platinblonde Zauberer bemerkte, dass seine Augen wieder in grün erstrahlten. „Meine Augenfarbe ist eigentlich grau-grün und je nachdem, wie sich das Licht der Sonne in ihnen bricht, oder mein Gemütszustand ist, ändern sie sich“, gab der Neunzehnjährige wahrheitsgetreu als Antwort und wirkte zufrieden. Dann hörte er Dominique kichern, und wandte seine Aufmerksamkeit ihr zu. „Sag mal Dominique, du bringst nicht sehr viel Interesse für deine Mitmenschen auf, ansonsten hättest du nicht so freudig hinausposaunt, dass du nun Schulsprecherin bist, anstelle von Rose“, erkannte er etwas zu bissig für den Geschmack der Hexe neben ihm.

Denn sie ahnte, dass das im Streit enden würde, genauso wie in diesem einen Jahr, welches schon eine kleine Ewgikeit zurücklag. „Rose ‘ätte Schulsprescherin werden sollen? Warum ischt sie es dann nischt ge-worden?“, kam es überrascht von der Veela, die ihre Cousine verständnislos musterte.

Dave, der eben noch seufzend zu Andrew geblickt hatte, starrte nun die blonde Hexe ungläubig an, Albus erging es ähnlich. „Manchmal bist du wirklich dämlich….“, zischte der Neunzehnjährige mit seinen grau-grünen Augen leise, weil er seinen Ärger einfach nicht unterdrücken konnte, obgleich es ihm ziemlich widerstrebte, ein Familienmitglied seines Gastgebers zu beleidigen. Dominique seufzte nur bewundernd, als sie Andrew länger betrachtete und blendete die Beleidigung gänzlich aus, die sie sehr wohl gehört hatte. Der Achzehnjährige wandte sich zu Rose und murmelte: „Das ist aber nicht…“ Er musste gar nicht weiterreden, da der Sickel fiel.

„Du bischt ziemlisch süß, weischt du das?“, kam es nun von Fleurs Tochter verträumt und zwirbelte eine Haarsträhne um den Zeigefinger. Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, während Dominique diesen Zauberer, dem sie so viele Komplimente entgegenbrachte, weiterhin betrachtete. Der Zauberer jedoch, zeigte weder Interesse, noch eine Andeutung, sich geschmeichelt zu fühlen. Er hielt nur Dominiques Blick stand und schien auf alles gefasst. Dann hörte er die süßliche Stimme: „Isch verstehe sowieso nischt, warüm aus uns in Beauxbatons nischts geworden ischt.“ Er schnaubte verächtlich und legte seine Hände gefaltet auf den Tisch nieder.

Dass Scorpius fuchsteufelswild einen kurzen Blick auf Andrew warf, seine Aufmerksamkeit dann allerdings komplett Dominique schenkte, ließ erahnen, wie gekränkt er sich in diesem Moment wirklich fühlte – ganz gleich, ob er die Veela noch wollte oder nicht.

Der Schwarzhaarige hatte nicht vor, sich zu rechtfertigen, warum er sie gemieden hatte.

Die blauen Augen der Weasley waren schön, hell, strahlend, und so, wie sie sich mit einem Finger über die Lippen strich, war auch Dave klar, dass etwas nicht stimmte. Die Veela zog ihr Opfer in einen Bann, ähnlich eines Liebesrausches, der totale Unterwürfigkeit und Hingabe vorraussetzte. „Dominique, was tust du?“, kam es von Fleur alamiert in ihrem französischen Akzent, die ihre Tochter geschockt anstierte.

„Sie macht gar nichts…“, murmelte Andrew mit leichter Arroganz, dessen Blick sich um eine Spur verhärtete.

Dominique schrie auf, als hätte sie Schmerzen und kniff die Augen zu.

„Warst du das?“, wollte William Weasley, kurz Bill, wütend wissen, bereit, Andrew eins über zu ziehen, weil er seiner Kleinen weh getan hatte, wenn auch sie es war, die sich nicht ordentlich benommen hatte.

„Es waren die Folgen eines Schutzzaubers, sogesehen ja und nein.“ Die Stimme des Neunzehnjährigen schien viel zu gleichgültig und kalt, als dass sie zu ihm passte. Es hatte wohl keinen Sinn, den Eltern dieses Prinzesschens zu erklären, dass die Augen zu brennen begannen, wenn man denjenigen zu lange ansah, der diesen Schutzzauber gesprochen hatte – dieses Gefühl war mit Chlorwasser zu vergleichen, sobald man darin die Augen öffnete.

Und als Dominique wieder blinzelte, gab sie pampig von sich: „Du ‘ascht einen Weg gefünden Veelamagie abzüwehren!“

„Der Schutzzauber wäre bei dir eigentlich nicht mal nötig gewesen, weil du durch und durch unattrakitv und reizlos bist“, zischte Andrew wütend, weil sie einfach nicht einsehen wollte, dass Liebe nicht erzwungen werden konnte. „Das hast du in Beauxbatons schon nicht verstanden, eigentlich hatte ich gehofft, dass du mit zunehmendem Alter gereift wärst.“

„Dann kennst du also auch diesen widerlichen, arroganten Kotzbrocken. Dieses verzogene Etwas, diesen…. Bell?... Bijou?... B…“ Albus hatte sich nach vorne gebeugt, um Andrew besser sehen zu können, wobei er sich nicht mehr an den Namen des Schülers erinnern konnte.

Aber er musste einen wunden Punkt getroffen haben, denn Rose stieg diee Röte ins Gesicht. Sie griff sich auf die heiße Wange und drückte mit der anderen Hand die ihrer Mutter. Hermione stand auf und setzte sich zu Draco und Astoria.

Die Augenbraue Andrews zuckte und Dominique ließ einen verträumten Seufzer hören. „Beau“, presste er zischend und mühvoll hervor, da sich sein Kiefer just so versteift hatte, dass man meinen könnte, er brächte den Mund gar nicht mehr auf.

„Ja, genau der! Diesen reichen Pimpf, der meint, er ist etwas Besseres. Dieser gehässige, eiskalte, gefühlsarme Wicht!“ Es dauerte nur wenige Sekunden während der junge Potter redete, dass Andrew ihn mit einem ausdruckslosen Blick bedachte.

„Angenehm.“ Die samtige, tiefe Stimme, sie war wieder da und die Tatsache, dass die Beleidigungen einfach so abprallten, waren dafür verantwortlich, dass Albus der Mund ungläubig aufklappte. Dann wandte sich der Zauberer an Rose und sprach: „So hast du also über mich gedacht, interessant. Ich fühle mich geschmeichelt.“ Was hätte als Witz gewertet werden können, wurde so desinteressiert und trocken ausgesprochen, dass es selbst für Sarkasmus nicht gereicht hätte. Für einen Moment schien die Luft elektrisiert, dieser eine kleine Augenaufschlag, in der Außenstehende in Andrew so etwas wie Feuer anstatt dieser in ihm wohnenden abweisenden Kälte erkannt hätten.

„Ach komm schon, Drew, mit vierzehn warst du echt unerträglich!“, rechtfertigte sich Rose lächelnd und legte ihre zierliche Hand auf seinen Oberarm.

„Avec quatorze, war er schon unglaublisch… beeindruckend…“ Dominique verfiel in Schwärmerei und hörte auch nicht auf, als Andrew monoton kund gab: „… und alles andere als an dir interessiert.“

Dave begann verstohlen zu grinsen, denn er wusste, was Andrew mit dieser Hexe erlebt hatte, und warum sein langjähriger Freund alles andere als gut auf sie zu sprechen war, denn immerhin hatte sie ihm Nerven geraubt, so oft sie konnte, indem sie ihm nachgerannt war, nachgehechelt hatte und immer wieder am Rockzipfel hing. Aber er hätte nicht gedacht, dass diese Hexe „Beau“ noch nicht überwunden hatte, immerhin lagen Jahre dazwischen. Irritiert mischte er sich nun ein: „Was ich bis heute nicht verstehe, warum Beau?“

Rose schaute ihn nachdenkend an und suchte eine Erinnerung an damals, Beauxbatons, die Konfrontationen mit Andrew, deri n der gesamten Schule als Beau bekannt gewesen war, die Freundschaft mit Monique und Caprice. Da lag in den tiefsten Ecken und Winkeln ihres Gedächtnisses ein Funken, ein Licht der Klarheit.

„Ich habe mich dort unter dem Mädchennamen Mornas angemeldet, Bolden. Wobei ich bis heute nicht durchgestiegen bin, wie man da auf Beau schließt.“

„Deiner Mutter?“, hakte Ayanna ungläubig nach, das braunhaarige Mädchen, welches mit Dave und Kathryn die Familie Potter besuchte, die nicht verstehen konnte, wie er auf diese seltendämliche Idee gekommen war.

Langsam nickte Andrew und schenkte seine Aufmerksamkeit Rose, die nun erklärte „Daran lag es nicht, Andrew. Du kannst dich doch sicher noch an Caprice erinnern, oder?“ Der Zauberer verzog den Mund leicht. Natürlich wusste er noch von dieser Hexe, die sich nie entscheiden konnte, ob sie ihn nun abgrundtief hasste - sobald sie ihm gegenüberstand - oder abgöttisch für ihn schwärmte – immer wenn er Quidditch spielte. Er wartete geduldig mit seiner Äußerung, nur damit Rose weiterredete. „Ihre ältere Schwester hat einmal gesagt, dass du der zweite Beau bist, weil du, wie sie meinte, ‚tres beau‘ bist.“ Andrew zog nicht einmal eine Augenbraue in die Stirn, um zumindest so etwas wie Verwunderung zu zeigen, seine Mimik blieb regungslos.

„Und wer war dann Beau Nummer eins?“, mischte sich nun Azalea ein, die das Ganze mehr als aufregend fand, die Erlebnisse von anderen zu hören.

Rose lächelte warm und bedachte Andrew mit genau demselbsen Blick, da sie bereits wusste, dass ihm diese Antwort nicht gefallen würde. Immerhin konnte er keinen der Freunde seines Cousins leiden. „Bellamy Jules Verne.“

Andrew erwachte wie ein ertrinkender aus seiner Starre, holte tief Luft, stützte sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab und rieb sich die Stirn, während er leise, böse zischte: „Cette dégoûtante, petite pièce de merde…(Dieses wiederliche, kleine Stück Scheiße…)“

David brach sofort in schallendes Gelächter aus, denn sein guter Freund sah diesem Bellamy alles andere als ähnlich. Selbst Matthews und Elizabeth schmunzelten. Louis sah den Zauberer neben ihm sofort geschockt an; einen Ausbruch wie diesen hätte er ihm jedenfalls nicht zugetraut. Auch die Restlichen an diesem Tisch wirkten geschockt. Zwischen diesem Verne, welcher sich mit seinen 24 Jahren einen Namen als Vergissmich in der französischen Aurorenzentrale gemacht hatte – dessen Name durch dieses Unglück am 17.November 2022 in fast allen Zeitungen gestanden hatte, und Andrew herrschten offensichtlich unüberwindbare Differenzen.
 


 


 

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Harry und Ginny blickten sich liebevoll an, ehe die rothaarige Hexe einem neuen Gedanken Worte verlieh und dem Vogelgezwitscher keine weitere Beachtung schenkte: „Wie kam es eigentlich dazu, dass du nicht deinen richtigen Nachnamen verwendet hast?“

Andrew, wieder Herr seiner Lage, blickte ihr emotionslos entgegen. Damals wollte er dem Alltag entkommen, die Pflichten hinter sich lassen, den Namen von sich wie eine alte Haut abstreifen, der ihm damals als Last erschien. Es war nicht so, dass es jemals einfach gewesen wäre, den Vorstellungen seines Vaters zu entsprechen. Fremdsprachen zu erlernen war das eine, ein Segen, dass es Andrew leicht fiel mit den Jahren die verschiedensten Sprachen und Dialekte zu erlernen. Als Junge litt der Zauberer unter dem Gefühl, dass sein Vater ihm entgegenbrachte, denn egal, was Andrew auch schaffte, bewirkte und erstrebte, war schlichtweg ungenügend. Dass er ausschließlich Bestnoten schrieb, mit der Garantie, die volle Punkteanzahl erreicht zu haben, interessierte seinen Vater nicht, genauso wenig konnte dieser sich dafür erwärmen, dass Andrew seit der zweiten Klasse Quidditchkapitän war, oder den Schülern, die mehrere Jahrgänge über Andrew die Schulzeit bestritten, Nachhilfe gab. Stets hatte Andrews Vater bemängelt, dass der Junge zu weich in seinem Wesen, zu freundlich in seinem Auftreten, zu hilfsbereit gegenüber Fremden war. Mit vierzehn sah der Zauberer es als notwendig an, eine Auszeit einzulegen – auch oder gerade wegen seines Auszugs – und seinem Vater nach diesem Jahr mit neuer Stärke gegenüberzutreten. Beauxbatons kam ihm da gerade recht, seine Mutter allein hätte es schon nicht geduldet, den Jungen in ein Land zu schicken, in welchem es keinen Rückhalt der Familie gab. Doch in Frankreich lebte Zinnia Duprix, die Schwester seines Vaters, Professorin an der Beauxbatons Akademie, und wahrscheinlich einziger Grund, weshalb Ashford damals eingewilligt hatte. Und dieses eine Jahr hatte vieles mit sich gebracht.

Das Einzige, das Andrew schließlich als Antwort gab, warf noch mehr Fragen auf: „Es ist nicht immer einfach, dem Namen gerecht zu werden, den man trägt, die Traditionen zu ehren und zu leben, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Ganz zu schweigen von den Regeln, die meine Familie für das Leben, - ihr Leben -, errichtet hat. Manchmal rauben genau diese Gegebenheiten einem die Luft zum Atmen, werden so schwer, dass sie einen erdrücken. Rückhalt gibt es nicht, denn die Suche danach innerhalb der Familie, lässt alles, was das Haus ausmacht, bröckeln, wenn nicht sogar einstürzen.“ Andrew wusste, dass dieses Geständnis sich nach Flucht anhörte, danach, dass ihm die Stärke fehlte, mit dem Leben klar zu kommen, da konnte er sich noch so sehr hinter diesem emotionslosen Ausdruck verkriechen wie er wollte. Und was eigentlich ein Gedanke hätte bleiben sollen, wurde ein leises Flüstern; „Egal, was ich getan oder erreicht habe, bedeutet nichts, denn es ist unzureichend und damit nebensächlich.“

Astoria tat das Herz weh, als sie das hörte, und blickte den jungen Zauberer mitleidig an.

„Das sagst du mal unserem Direktor, der dich heute noch in höchsten Tönen in den Himmel lobt, weil du wie kein Zweiter aus einer Schulmannschaft eine Truppe gemacht hast, die sieben Jahre lang jedes Mal aufs Neue den amtierenden Weltmeister geschlagen hat. Du weißt, wovon ich rede, immerhin stehen bei dir die Pokale in Weißgold Zuhause“, informierte Ayanna nur einmal so zur Erinnerung lächelnd, denn obwohl Andrew als Kapitän und Quidditch-Mitglied ein verdammter Sklaventreiber gewesen war, hatte er nie das Ziel aus den Augen verloren – nur die Spieler genommen, die unbedingt ihr Bestes geben wollten und jedes Training, ganz gleich wie hart es auch wurde, mitmachten, antrieben, verlängerten – sein Ziel war nie der Sieg gewesen, sondern immer nur, das Spiel so zu beenden, dass sich niemand vorwerfen konnte: „Ach hätte ich mehr gegeben, härter trainiert….“

Andrew blickte die Hexe ausdruckslos an, natürlich erinnerte er sich an die Zeit, wenn ihm auch nur beim bloßen Gedanken daran die Worte seines Vaters in den Ohren klingelten: „Wenn du fertig mit diesen Albernheiten bist, können wir ja endlich gehen und uns Sinnvollem widmen.“ Eisig und scharf waren die Worte über die Zunge des Schwarzhaarigen gerollt - eine bloße Erinnerung von früher, die sich in Andrews Innerstes eingebrannt hatte. Sein Vater hatte sich kein einziges Spiel angesehen, nur seine Mutter, deren Gatte sie zu Beginn hingebracht und am Ende abgeholt hatte. Den Jungen hatte er nur die ersten drei Jahre mitgenommen, denn als der damalige Schüler mit vierzehn Jahren ausgezogen war, war an so etwas nicht mehr zu denken.

„Bei einem Vater wie dem deinen, wundert es mich auch ehrlich gesagt nicht, dass du so ein Ekel geworden bist“, folgte es von Kathryn, die Andrew immer nur skeptisch entgegentrat, und sich nur mit ihm abgab, weil er einer der besten Freunde Daves war. Dass die blondhaarige Hexe Dave liebte, war kein Geheimnis.

Andrew begegntete ihr mit Hass, kalter Wut und als er darauf etwas zu erwidern suchte, meinte Dave unterkühlt: „Dafür, dass sein Vater so ist, wie er nun mal ist, hat sich Andrew prächtig entwickelt.“ Der Achtzehnjährige konnte es nicht leiden, wenn seine Freundin so zu seinem besten Freund war.

„Aber ich meine….“, protestierte die Hexe

Doch sie wurde von Dave wütend unterbrochen: „Deine Meinung interessiert mich in diesem Fall nicht!“ Andrews Augen lagen auf dem Zauberer neben Rose, und ihm war etwas bewusst, dass Dave schlicht übersah. Draco, dessen Frau und viele andere sahen die beiden etwas überfordert an.

„Wir wissen alle, dass Andrews Vater Ashford ein heikles Thema ist, also lass es, Kathy“, hakte sich Rose nun etwas traurig bei diesem Thema ein und mied Andrews Blick.

„Er ist ein grauenhafter, gehässiger, widerlicher Magier, in dessen Umgebung alles Leben erfriert!“, dramatisierte Kathryn noch einmal, denn Ashford hatte außer im Krieg gegen Voldemord - er war in England gewesen, hatte es als persönliche Pflicht angesehen, daran teilzunehmen - niemandem das Leben gekommen.

„Noli impudes esse! (Sei nicht so unverschämt!)“, zischte der junge Belvertyford so bedrohlich, - der zwar selbst am besten wusste, wie sein Vater sein konnte, aber deswegen musste er sich das noch lange nicht bieten lassen - denn alles, was Kathryn über Ashford dachte, sagte und wie sie ihm gegenüberstand, übertrug die Achtzehnjährige aufgrund äußerlicher Ähnlichkeiten auf Andrew, ganz nach dem Motto: Wie der Vater, so der Sohn. Die bondhaarige Hexe verstummte sofort und starrte Andrew ängstlich an.

Harry James Potter verschränkte die Arme, und blickte nachdenklich auf das Grüppchen, immerhin hatte er diesen Mann als ruhig, höflich, intelligent, wissbegierig und alles andere als schwierig in Erinnerung behalten. „Ich glaube, du tust deinem Vater Unrecht“, stellte der ehemalige Held fest und sein Blick ruhte auf Andrew. „Sie kennen Ihn nur geschäftlich, unter der Vorraussetzung. Aber alles läuft reibungslos.“ Eine Aussage, der Harry einfach nicht zustimmen konnte, denn selbst wenn Ashford, wie jeder Vater wollte, dass aus den Kindern später etwas wurde, war er sicher noch lange kein Monster. Außerdem konnte sich Harry noch genau an die Abende erinnern, an denen er und Ashford zusammen gesessen hatten, wenn Andrew und James irgendetwas zusammen unternommen hatten. Sie hatten sich viele Stunden unterhalten, er musste es also wissen.

„War heute nicht diese Besprechung im Ministerium? Dieses ewige Streithema, weswegen dein Vater heiß läuft, da es um verschärfte Sicherheitsmaßnahmen geht…“, murmelte Matthews, der die Innenpolitik Australiens ansprach, und die Neuigkeiten stets verfolgte, da es ihn als Auror am stärksten betraf.

Während Dave gequält seufzte, nickte Andrew nur stumm.

„Dein Vater arbeitet im Ministerium?“, wollte Kingsley interessiert wissen.

Rose schwang den Zauberstab, jedoch nicht vorher noch einmal zu Andrew zu lächeln. Im Garten, etwas weiter entfernt, tauchte just in der Luft ein Bild auf.
 


 

Ein rothaariger Mann mit sturmgrauen Augen hatte die Hände gefaltet und stützte sich am runden Tisch mit Goldrand ab, der Name und dessen Position unten eingeblendet: Lord Maximilian Leores – A’voil, Minister für Landesverteidung Einer der wenigen, die noch einen Adelstitel trugen… Seine Mimik wirkte gestresst, angespannt, überhaupt wirkte es, als würde die Luft knistern. An den Wänden hingen verschiedene Wappen, der Familien, die geschichtlich so vieles bewirkt hatten, daMIT das heutige Australien in voller Pracht erblühen konnte.

„Es hat trotzdem keinen Sinn, so eine erhebliche Veränderung ins Leben zu rufen. Wir ändern damit immerhin nicht nur unser Leben sondern auch das der Muggel….“, meinte ein blondhaariger, jüngerer Mann, Mitte Dreissig, mit tiefblauen Augen daneben und verschränkte die Arme, die Beine lässig überkreuzt. Er stand der Idee mit Skepsis gegenüber.

„Mich wundert es ja, dass Sie hier sitzen, und nicht Ihr Sohn“, folgte es abfällig von einem Dritten. Es war zu erwarten, dass Marion MacCannon, Rechte Hand des Ministers für Muggelkunde, Muggel und deren Schutz mit dieser Gegenwehr konfrontiert wurde.

„Mein Sohn David hat eben viele Termine.“ Es war eine Aufzeichung, denn die Uhr die kurz eingeblendet wurde und oberhalb der einzigen Tür hing, zeigte halb zwei Nachmittags, natürlich nach australischer Zeit.

„Ihr Sohn ist auch nicht hier, weil er die Entscheidungen uns überlässt. Er meinte er wäre nur Mittelsmann. Wirklich wunderbar, wenn der Minister für die magische Wirtschaft so denkt“, murmelte William ruhig, mied den Blick Ashfords, den es vor Wut fast in der Luft zerriss; dass sich die beiden Männer nicht ausstehen konnten, war offensichtlich.
 


 

Der Achtzehnjährige verzog sofort das Gesicht und Rose lächelte ihren blondhaarigen Freund aufmunternd an.

„Der hat ja denselben Vornamen wie du!“, lachte Roxy.

Lucys Blick wurde verträumt, als sie murmelte: „Ich find den Kerl einfach unglaublich….“

Dave stöhnte genervt und schob die Hand vor die Augen. „Bitte nicht…“, flüsterte er und spürte, wie Rose beruhigend seinen Rücken streichelte und murmelte: „Nicht ärgern.“

Auch Lily musste lächeln, da sie für einen Muggel, der Basketball spielte, so etwas wie Bewunderung verspürte. Auf die Frage: „Was hast du, Lily?“, die eindeutig von Louis gestellt wurde, seufzte sie nur: „Benjamin MacCannon, ist einfach ein toller Spieler, und…“ Die junge Potter redete nicht weiter, sie dachte einfach nur an ihn und daran, dass er ihr gefiel.

Dave schreckte hoch und wandte sich an Rose' kleine Cousine. „Bei Merlin, egal was du tust oder lässt, aber lass die Finger von meinem Onkel Ben, der ist nichts für dich!“ Während Elizabeth schmunzelte, machte Kathryn ein geschocktes Gesicht, denn schließlich kannte sie Dave seit drei Jahren wirklich gut, wusste allerdings nichts von einem Onkel. „Kathryn, sieh mich nicht so an, du kennst Benjamin, groß, blond, blauäugig, sportlich, lacht viel. Wie ich, nur 25 Jahre alt.“

Und als der Sickel fiel, echotete sie: „Dein Onkel?“

Diese Frage hatte Lily auch schon gestellt, wenige Momente zuvor und Dave konnte nur schwer ein Augenrollen und eine Stöhnen unterdrücken.

„Ich dachte, er ist Muggel…“, murmelte Louis, der soweit mitbekommen hatte, dass Dave aus einer reinblütigen Familie stammte, ganz gleich mit welchem Wert diese Tatsache zu messen war.

„Squib“, murmelte Dave kleinlaut und dachte daran, dass bei Marion MacCannon, der Titel Count eingeblendet worden war – es bereitete ihm schlichtweg Kopfschmerzen.
 


 

Die Aufmerksamkeit lag wieder auf dieser Übertragung, sowie ein schwarzhaariger Mann, mit stechend grünen Augen auf den Tisch schlug und aufsprang, das wohl Ungewöhnlichtste, die Augen leuchteten unnatürlich hell, unnatürlich grün, für die Länge eines Atemzuges. „Ich kann es mir schon vorstellen, warum ihr zögert. Ihnen allen fehlt der Mut zur Veränderung!“ Die Stimme glich anfangs nicht mehr als einem bösen Zischen, welches schließlich an Lautstärke gewann und grässlich und bedrohlich auf die Zuhörer wirkte. Langsam, mit würdevoller Eleganz trat er arrogant um diesen runden Tisch, die Fingerspitzen seiner Hand fuhren über das Holz und er blickte jedem gehässig in die Augen. „Und ich dachte immer, ich wäre von Männern umgeben…“, spie der Mann, dessen Name nach etlichen Doktortiteln nun eingeblendet wurde: Ashford Aydan Belvertyford of Meanserpiend, Minister für schwarze Magie, Marquess of Death's Kiss – und alleine des Aussehens wegen unwiderruflich, unbestreitbar Andrews Vater. Der Zauberer riss seinen tiefschwarzen Umhang nach hinten, der nur die linke Schulter bedeckte und mit dieser mächtigen silbernen Brosche und diesem riesigen, rundgeschliffenen, kreisförmigen Smaragd in der Mitte am Gehrock befestigt worden war. Die Abzeichen, welche auf einer Spange aufgefädelt die Brust zierten, blitzen hervor, die Bänder in Grün und Schwarz mit Silberfäden, das Metall selbst reines Silber. Ashford schnalzte mit Wucht seine schwarzen Lederhandschuhe auf den Tisch – auf dem linken Ringfinger trug der Zauberer einen Siegelring, auf dem der Buchstade B und ein Basilisk samt Wappen hervorgehoben wurde, am Kleinen derselben Hand war in einen Silberring ein Smaragd, tiefgrün und glänzend, mit guten vier Karat gefasst. Mit der rechten Hand, an der ein sehr schlichter, weißgoldener Ehering glänzte, strich sie Ashford über seinen smaradggrünen Krawattenschal, der mit einer Nadel - der Kopf aus schwarzem Diamanten - festgesteckt worden war, während er giftig in die Runde schaute, und ignorierte, dass ihm seine etwas längeren Haare in die Stirn hingen. Die Stimmung war erdrückend. „Wenn wir diese Morde endlich stoppen wollen, dürfen wir nicht länger zusehen. Wir müssen schnellstens handeln!“, zischte Ashford gehässig, und seine ansonsten geschmeidige Stimme klang so rau, so bellend, so aggressiv, dass es Draco an seine dunkelsten Stunden erinnerte, die er in seiner Jugend erlebt hatte. Ashford war ein äußerst gefährlicher Genosse und seine Augen begannen von Neuem grün zu leuchten. Wenige Sekunden später zog die Kälte in dem Raum ein, denn auf der Oberfläche des Tisches bildetete sich ein leichter Film aus Eis, auf den Fensterscheiben bildeten sich Eisblumen, obwohl keine entstehen düften, denn immerhin war doppeltverglast, und in diesen alten Steinmauern magisch geheizt – eine Notwendigkeit, wenn der Winter so bitterkalt wie deses Jahr niemals die Nullgradgrenze erreichte.

Belvertyford war ein Gift und Galle spuckender, schreiender, aufbrausender Zauberer, der jede Beherrschung verloren hatte.

„Pause!“, warf der Zaubereiminister William ein, der sich sichtlich unwohl bei Ashfords Spielchen fühlte, dabei dauerte diese Sitzung noch keine 15 Minuten.

„Gut“, spuckte der Schwarzhaarige scharfzüngig, „lasst euch Zeit, nehmt euch alle Stunden der Welt, ihr habt doch so viel davon… und schaut zu, wie andere sterben!“ Eine Anspielung auf den 17. November 2022 und ähnliche Vorfälle auf der ganzen Welt verteilt. Niemand war bis jetzt im Stande gewesen, diesem Verbrecher Herr zu werden. Dann rauschte Andrews Vater davon, die Tür flog auf, ohne dass jemand den Zauberstab geschwungen hatte.

Als diese wieder zurück ins Schloss fiel, begann es im Sitzungsraum zu schneien und Leores hielt sich die Stirn. Langsam stand er auf und marschierte zur Tür, die entweder festgefroren war, oder magisch versiegelt. Marion MacCannon war auch nicht im Stande, ein Fenster zu öffnen, da konnte er den Zauberstab so oft schwingen wie er wollte. Der Zaubereiminister rieb sich die Stirn, schien mit den Nerven am Ende, als er murmelte: „Wie schafft es dieser Kerl nur immer wieder, gewählt zu werden?“

„Weil er gut ist… nein, genial, brilliant, ein Genie in seinem Fach….“, antwortete Maximilian monoton, als er das Türschloss genauer unter den Zauberstab nahm, trat einen Schritt zurück, um mit einem Expulso die Tür zu öffnen, da alle anderen Zauber versagt hatten. Eine Rauchwolke stieg auf, die sich einfach nicht verflüchtigte. Husten war zu hören. „Ashford!“, schrie der rothaarige Zauberer wutentbrannt mit erstickter Stimme, als er vor der noch immer verschlossenen Tür stand und feststellte, dass auch das nichts geholfen hatte, da die keinen Kratzer erlitten hatte. Ein Klicken war zu hören, dann ein Quietschen, die Tür war offen und Maximilian rauschte zeternd aus dem Zimmer, während sich William und MacCannon besorgt ansahen, als sich der Qualm langsam verzog.
 


 

„Das kann ich nicht glauben!“, stammelte Harry Potter, der seinen guten Bekannten nicht mehr wieder erkannt hatte.

„Mister Potter, ich kenne ihn nicht anders, und das war noch seine harmlose Seite“, entgegnete Andrew monoton.

Und als Mistress Shaklebolt energisch äußerte, dass so ein Mann nicht mehr auf freien Fuß sein dürfte, lachte Dave schallend, denn Ashford Aydan Belvertyford verlor keine Prozesse, niemals, egal worüber, ganz gleich gegen wen. Außerdem gab es nur noch sehr wenige magische Anwälte, die sich auf einen Prozess einließen, sobald der Gegner eben jenen Namen trug.
 


 


 

*
 


 

Es war so seltsam mit anzusehen, wie der junge Zauberer Andrew über seinen Vater sprach und dachte, und nur deswegen, wollte Hugo einen Themenwechsel, als er sich sein neustes Buch aus seiner Jackentasche zog und es ihm vor die Nase hielt. „Was hältst du eigentlich davon?“ Der Titel war in Latein, genauso wie das gesamte Werk und der junge Weasley kämpfte mit dem Wörterbuch, um es zu Übersetzen.

Andrew schlug es auf, irgendwo, das musste Hugo glauben, sofern in seinem Freund etwas Menschlichkeit steckte, - diese Überzeugung hatte sich in seinem Innersten ohnedies fest verankert - war der Neunzehnjährige auf den Inhalt gespannt. Er blätterte eine Seite um, als würde er die Schrift nur ansehen, ohne darüber nachzudenken, was die Wörter bedeuten könnten.

„Ich weiß, die Übersetzung ist knifflig, nimmt viel Zeit in Anspruch und macht eine Heidenarbeit“, meinte Hugo.

„Warum Übersetzung?“, murmelte sein drei Jahre älterer Freund und konnte sich endlich von dem Buch lösen.

Der Weasley rollte mit den Augen und schnarte: „Ach ja, ich vergaß, du bist ja spitze was Latien angeht….“

„Unterrichtssprache auf Alma Mater“, antwortete Andrew monoton, ließ außer Acht, dass es mittlerweile auch - zwar wenige - Fächer gab, die in Englisch unterrichtet wurden, da vorallem die jungen Professoren an dieser toten Sprache verzweifelten. Andrew legte das Buch beiseite und reichte es dem dunkelhaarigen Weasley. „Apropos, du musst den Wetteinsatz noch einlösen.“

Der Weasley seufzte genervt, während seine Schwester charmant lächelte. Das hatte er komplett verdrängt. „Andrew, ich werde mich sicher nicht nächstes Jahr für das Quidditch-Team bewerben, weil ich erstens sowieso nicht ins Team komme und zweitens mich dieser dämliche Sport nicht juckt.“ Außerdem empfand er es als äußerst peinlich, auf ganzer Linie zu versagen…

„Du wirst schon noch sehen…“, murmelte Andrew und war sich seiner Einschätzung zu Hugos Talent sicher.

James brach sofort in Gelächter aus, denn aus dem Fünfzehnjährigen würde seiner Meinung nach niemals, nie und nimmer, ein Quidditch-Spieler werden. „Dann können wir ja spielen“, scherzte er hochmütig und wurde von Andrews Aussage überrascht, dass Hugo der Hüter sein würde. „Ihr habt schon verloren.“

Der Weasley blickte zwischen den beiden hin und her und konnte seine Abneigung einfach nicht verbergen. Es war absurd! „Eine Frage, habt ihr morgen Zeit?“ Er blickte in die Runde, natürlich wollte er dem Quidditch entkommen, wobei er genau wusste, wie amüsiert ihn Scorpius anlächelte.

„Hugo, ich habe viel zu tun…“, kam es prompt von Andrew.

Rose sah ihren Bruder mitleidig an und rang hart mit den Worten. „Ich… habe schon etwas anderes vor“, stammte die Hexe und strich sich die Locken zurück – immerhin war es nur zu seinem besten, wenn sie ihm zu seinem seinen Geburtstag absagte.

„Ich bin auf einer Feier“, entschuldigte sich Dave, Hugo vermied es Matthews und Beth auch nur anzusehen, weil er spürte, dass auch sie keine Zeit finden würden…

„Gut.“ Hugos letztes Wort kam so trocken über seine Lippen, er versuchte die Enttäuschung zu verbergen, denn immerhin würde er ab morgen sechzehn Jahre alt sein. Er atmete noch einmal tief durch und hob Lilys Katze auf seinen Schoß, die ihm seit ein paar Minuten um die Waden schmeichelte.
 


 


 

*
 


 

Fred blickte diese Hexen und Zauberer an, die er nicht kannte, Freunde von Hugo, James und Rose, und wunderte sich, warum sie sich zuvor nie begegnet waren. Dann wandte er sich an den Zaubereiminister, weil er genug von schwierigen Familienverhältnissen gehört hatte, und wollte wissen: „Sitmmt es, dass der australische Minister kommt, um über den Schutz der Muggel zu sprechen?“

Shaklebolt blickte ihn an. Er war nicht der Einzige, der bei dieser Versammlung dabei sein würde, Zauberer und Hexen aus aller Welt würden nach Großbritannien reisen, um Klarheit für die Zukunft zu bringen, um das Morgen zu sichern, denn in manchen Ländern, waren Zauberer dazu geneigt, die magischen Pforten für Muggel zu öffnen. „Ich wünschte nur, ich würde bloß nicht diesem derart schmierigen Weiberhelden David MacCannon über den Weg laufen“, dachte Kingsley laut, während er in den Garten blickte.

Es hätte eine stille Abneigung bleiben sollen, denn nun wollte Dave wissen: „Weshalb schmierig?“ Kingsley erklärte aufgebracht, dass er von diesem Zauberer nichts hielt, der nur versprach, nichts bewirkte und sich nebenbei mit allen möglichen Frauen vergnügte, ohne an Lynette, die Gattin zu denken. Die Augenbraue des Achzehnjährigen zuckte, als ihm einige Bilder durch den Kopf jagten. Sein Ausdruck wirkte angeekelt, schien nicht mehr fähig zu sprechen.

„Der Minister, der den Bereich für Muggel über hat, ist der Sohn von Lynette und Marion MacCannon, und hat ganz bestimmt nichts mit seiner Mutter am Laufen“, informierte Andrew ruhig, da Shaklebolt diesbezüglich offensichtlich etwas verwechselte. „Marion betrügt seine Frau nicht, und unser Dave hier lebt seit…“, der Schwarzhaarige warf einen Blick zu seinem Freund, der sich noch immer nicht erholt hatte, und klopfte ihm auf die Schulter, „zwei, - oder sind es schon drei? – Jahren in einer bigamen Beziehung.“

Kingsley wirkte entsetzt und murmelte: „Ist ja noch schlimmer…“

Dave selbst atmete einmal tief durch, und schien sich an einen Artikel zu erinnern, der einen Skandal als Thema brachte. „Mister Shaklebolt, finden Sie es denn in Ordnung, wenn…. nun, wie soll ich das jetzt formulieren,… die Medien über den Seitensprung des Schwiegersohnes berichten… Die beiden händchenhaltend keinen Tag später, abstreiten, dass es passiert sei,… dann ganze zwei Nächte danach das Wort Trennung im selben Atemzug mit Paartherapie fällt, und Ihr Schwiegersohn Ihre Tochter weiterhin betrügt?“

Der Zaubereiminister, empört, dass überhaupt jemand die Frechheit besaß, ihn auf dieses leidige Thema anzusprechen - immerhin hatte er versucht den Schaden zu begrenzen - rang nach Luft.

Es läutete an der Tür und James Sirius Potter, dessen Gesicht mittlerweile fahl geworden war, sprang auf und eilte davon. Diese Spannung war zu spüren, sie füllte die Luft derart, dass einem das Atmen schwer fiel.

Harry und Draco tauschten einen alamierten Blick, trauten sich aber nicht, in das geschehen einzugreifen, denn einerseits hatte Dave Recht, andererseits ging es um das nicht mehr ganz so intime Privatleben des Zaubereiministers.

„Und Sie wollen uns wirklich erzählen, dass diese Damen davon wissen?“, wollte sich nun Mistress Shaklebolt ungehalten erkundigen, die die Hand ihres Mannes drückte.

Dave fuhr sich nachdenklich mit den Fingern übers Kinn, ehe er antwortete, während sein Blick zu Kathryn fiel, die vor lauter Aufregung fast vom Stuhl kippte. Wie konnte er nur so etwas machen? Eine Frage, die in dem Inneren der blondhaarigen Hexe echote. „Wenn Kathy nichts von Melissa wüsste, wäre sie mir spätestens jetzt an den Hals gesprungen.“ Die Hexe, die den Blick senkte, strich sich durchs Haar und murmelte Unverständliches, denn so viel Aufmerksamkeit auf einmal wollte sie keinesfalls.

Und gerade als Falesha Zabini etwas erfahren wollte, rief James, der wieder in den Garten kam: „Dave, ich wusste gar nicht, dass du so eine fesche Schwester hast!“ Es war eine Frauenstimme zu hören und die eines Mannes, dessen Stimme sich genauso anhörte, wie Daves, die herzhaft und amüsiert lachten.

„Ich habe aber keine Schwester…“, stammelte der Achzehnjährige und blickte verwirrt zur Glastür, wer denn da gekommen war. Allein wegen den Stimmen hatte der Blondine schon eine Vermutung.

„Einen wunderschönen guten Abend!“, grüßte eine Frau, die aussah als sei sie Ende Zwanzig und sich vorstellte.

„Mum!“, kam es überrumpelt von Dave, der aufstand und zu James mit diesem Grinsen auf den Lippen murmelte: „Schwester… das ich nicht lache….“

„Junger Mann, nicht frech werden, haben wir uns verstanden?“, folgte es von Lynette, die offensichtlich Ohren wie ein Luchs hatte, und ihren Sohn mit einem bösen Blick tadelte – nicht lange, denn ihrem kleinen Jungen konnte sie nie wirklich böse sein –, und lächelte. An Mister Potter gewandt, wollte sie wissen: „Ich hoffe, er hat sich benommen.“

Shaklebolt nickte schnell und winkte ab, während Ben jedem am Tisch die Hand reichte, und dann seine Mutter in eine Umarmung zog, wo deutlich zu erkennen war, dass er sie eine gute Kopflänge überragte. „Lange nicht gesehen.“ Es war nur ein leises Flüstern.

„Du bist ja nie Zuhause, besuch uns doch etwas öfter, dann wäre das Haus wenigstens nicht so leer!“, lachte Lynette und zerzauste Dave die Haare, als wäre er ein kleiner Junge.

Rose lächelte, als sie Lily bemerkte, die Daves Onkel völlig überfordert begaffte und kein Wort zustande brachte. Und so, wie es auch Dave bemerkte, lachte er warm, klopfte seinem Onkel auf die Schulter und murmelte: „Ich glaube, da will jemand ein Autogramm…“

Ben blickte prüfend in die Runde, das Lächeln war verschwunden, eigentlich hatte er geglaubt, in der Zaubererwelt seine Ruhe vor Fans zu haben. „Schreib drauf, für Lily Luna Potter, dann ist die Kleine glücklich“, lachte der Achzehnjährige, und wurde mit einem skeptischen Blick seines Onkels bedacht, der eine Autogrammkarte aus seiner Jackentasche fischte.

„Und Sie sind Squib?“, murmelte Terence und sah Benjamin an.

„Du Plaudertasche!“, wollte dieser seinen Neffen schimpfen, hörte sich allerdings nicht so an, denn Bens Stimme klang viel zu amüsiert und gut gelaunt. Dann drückte er Lily die unterschriebene Autogrammkarte in die Hand, die ihn nur mit großen Augen anstarrte und nicht einmal mehr ein Danke flüstern konnte.

Just, als Lynette zu Andrew blickte, wandelte sich der Ausdruck in ihren Augen, sie wirkte etwas traurig. Sie konnte, wollte es sich nicht vorstellen, wie es war, wie Andrew aufzuwachsen – es tat ihr als Mutter im Herzen weh.

Es läutete wieder und diesmal eilte Ginny zur Tür, weil die Hexe ohnehin in die Küche wollte. „Abend, wie kann ich helfen?“ Ginny lächelte einem jungen Mann mit zurückgestrichenen braunen Haaren und grünen Augen entgegen, der etwas nervös seinen Mantel glatt strich, sich vorstellte und Grund seines Erscheinens preisgab. Sie erklärte ihm, wie er zu den Gästen kam und bot im selben Atemzug an: „Wollen Sie einen bestimmten Wein, Butterbier?...“

Der Besucher schüttelte den Kopf, bedankte sich und schritt letztlich ins Wohnzimmer um in der Glastür stehen zu bleiben. „Abend“, folgte es ruhig.

Der Erste, der reagierte, feixte: „Ha, Black, spielst du jetzt meinen Babysitter? Darf ich nicht einmal mehr alleine nach Hause wanken? Auch wenn das nicht zur Debatte steht, denn ich habe nichts getrunken.“

Die Augen des Gastes lagen auf Andrew, der sich in dieser Gesellschaft lockerer gab, als sonst. „Mein Name ist Widtlane, Blakeleigh Maveric Steward, angenehm“, er reichte einigen die Hand, dann setzte er ruhig fort: „Andrew, ich hoffe doch, du hast diese… diese Wohltätigkeitsveranstaltung in Rom nicht vergessen. Wenn doch, ich will dich nur informieren, dass mein Schwiegervater kocht.“

Andrew blickte ihn an, schien zu überlegen. „Auf der Einladung stand 28. Juli…“ informierte der Neunzehnjährige ruhig seinen Schwager.

Dieser zischte leise: „Wie sich heute herausgestellt hat, war das ein Tippfehler auf diesen 1000 Mal gedruckten Karten.“

Der Schwarzhaarige unterließ es, mit den Augen zu rollen, schnaubte allerdings ungehalten. „Dann muss ich mich jetzt wohl verabschieden…“, säuselte Andrew leise, weil er keinen Streit mit seinem Vater provozieren wollte. „Ihr kommt doch auch?“, wandte sich Blakeleigh an Dave und seine Familie. Der Jungendliche verneinte, während seine Mutter meinte, ihr Mann und sie würden sich etwas verspäten.

Der junge Belvertyford stand auf, drehte sich vom Tisch weg und seine Aufmachung änderte sich - die Hose farblich unverändert, das weiße Hemd hatte einen etwas anderen Kragen, ein Gilet mit schwarzem Rücken und die Front, mattglänzend in dunkelgrünem Muster, allein durch die Webart hervorgerufen, zogen sich Silberfäben durch den Stoff, eine Askott-Krawatte um den Hals im selben Grün mit einer Silbernadel, dessen Kopf einer Schlange glich, und diesem nachtschwarzen Sakko, das er in der Hand hielt. Andrew reichte jedem charmant die Hand, wünschte allen einen schönen Abend.

Da hörte er Rose: „Du, Black, wie geht es eigentlich Gale?“

Widtlane blickte die junge Hexe irritiert an. „Den Umständen entsprechend“, gab er knapp als Antwort, denn nach diesen beinah vier Jahren Ehe, konnte er nicht von sich behaupten, er hätte es geschafft sie glücklich zu machen.

„Aber sie ist nicht…“, stammelte Beth, der die Vorstellung an ein Kind ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

„Nein, gravid ist sie nicht...“, mischte sich nun Andrew ein, der sich zum Schluss noch bei Mister und Mistress Potter verabschiedete.

„Andrew, deine Jacke…“, rief Rose, die diese nach wie vor trug, doch als Andrew nach der Schulter seines Schwagers griff, waren die beiden keinen Wimperschlag später verschwunden. Rose blickte noch einen Moment auf das Fleckchen Erde, auf die die beiden gestanden hatten, und murmelte: „Aber da ist dein Zauberstab drin...“

Falesha Zabini, die von eben Gesehenem fasziniert schien, richtete ihre Aufmerksamkeit Dave und seiner Familie. „Was ich vorher noch gerne gewusst hätte, ohne Sie aufhalten zu wollen…“ Lynette lächelte genauso warm wie ihr Sohn. „Wieso waren Sie heute nicht bei dieser Versammlung im Ministerium?“

Daves Lächeln wurde breiter. „Wissen Sie…“, begann er und erzählte von diesem Termin, in welchem es um Bildung ging; seit Wochen hatten sie versucht, einmal alle Direktoren, Professoren Bibliothekare, Buchhändler und Mitglieder, die in dieser Ministeriumsabteilung arbeiteten, sowie, die Hexen und Zauberer, die ihm unterstellt waren, zusammen zu trommeln. Ihn selbst betraf das Thema deswegen, weil die Schulen mit Rassissmus immernoch ihre Probleme hatten, und nun, da eine Besserung angestrebt wurde, auf staatlicher Ebene endlich einmal etwas geändert werden musste, ging Vincents Vater, der Bildungsminister, lieber mit seiner Frau schwimmen, statt sich darum zu kümmern. Doch dies war Dave völlig egal, denn er hatte das Ganze ohnehin ohne dessen Hilfe auf die Beine gestellt. Es noch einmal aufzuschieben, kam für den Zauberer einfach nicht in Frage – immerhin gab es nur drei magische Schulen, zwei Buchhändler, und einen einzigen Bibliothekar, der zu keiner Schule gehörte, irgendwie musste das doch zu schaffen sein. „Aber glauben Sie mir, Andrews Vater wäre mir, wenn ich so im Nachhinein überlege, als Gesellschaft lieber gewesen als das!“, beschwichtigte er den Zaubereiminister, der seinen Beweggrung einfach nicht verstehen wollte.
 


 

Denn – ach, die Familienverhältnisse waren kompliziert. Sein Großvater Caradoc MacCannon hatte fünfmal geheiratet, insgesamt 13 Kinder und eine seiner Töchter war wieder Mutter geworden, letztes Jahr. Da irgendwie kein Babysitter aufzutreiben war, hatte sich David, dem der Zusammenhalt in der Familie sehr wichtig erschien, breitschlagen lassen, auf das kleine Mädchen aufzupassen. Er wusste, seinen ehemaligen Dirketor würde dieses kleine, ruhige Kind, das fast den ganzen Tag schlief, sicher nicht stören, Dave hoffte, die anderen auch nicht. Kaum dass er mit diesem an der Schulter schlafenden Winzling in die Hallen des Ministeriums appariert war, eilte ihm die Direktorin einer Akademie entgegen, die ausschließlich Mädchen aufnahm. „Was bist du denn für eine süße Maus!“, hatte die Hexe entzückt von sich gegeben und wollte sogleich wissen, ob es denn seine Tochter war.

Dave, der nicht wusste, wohin mit den vielen Taschen, in denen Rasseln, Windeln, Fläschen, Puder und vieles mehr verstaut waren, murmelte hilflos, da er sich von dieser Frau – die in einem bodenlangen Kleid ähnlich der Rokoko-Zeit mit Rüschen in violett und türkis herumschwarwenzelte – belagert vorkam: „Nicht ganz, meine Cousine…“

Schnellen Schrittes wollte er mit dieser Hexe im Schlepptau zu dem Saal und wurde ein paar Meter vor der Flügeltür gestoppt. „Mister MacCannon, wollen Sie uns nicht das Baby hierlassen, wir passen solange auf das Kleine auf, bis die Sitzung vorbei ist…“, hatte eine Angestellte des Ministeriums gelächelt und Dave hatte ihr nach langem Zögern das Kind in die Hand gedrückt und ihr aufgezählt, was die Hexe nicht alles zu beachten hätte, als ihn diese Direktorin der Mädchenschule in den Saal schob.

Die Tür schloss sich hinter ihnen und er schrie: „Aber ich bin noch nicht fertig!“ Der Achzehnjährige seufzte, während die Direktorin ihn aufklärte, dass die Gute sicher wüsste, was sie zu tun hätte. Und dann sah er Agoston Caius Dantae, Leiter Alma Maters, der amüsiert schmunzelte.

Die Versammlung hatte keine zwei Stunden gedauert, als Dave sich mit den Nerven am Ende aus dem Saal schleppte. Sofort wollte er wissen, wo die Kleine war, als er diese Ministeriums-Tante ohne Kind entdeckte, was schon allein reichte, damit er wütend wurde. „Welches Kind?“, fragte die Hexe und blickte ihn mit großen Augen an.

Daves Augenbraue zuckte. Er rieb sich die Augen, ehe er ansetzte, mit dem Versuch ruhig zu bleiben: „Dieses kleine entzückende Mädchen namens Caitlyn Alba. Gelber Strampler, grünes Jäckchen, mit dieser blonden, gedrehten Locke – die, die sicher ganze Zeit seelenruhig geschlafen hat. Neun Monate…“ Dave fuhr sich nocheinmal über das Gesicht und blickte die Hexe an.

„Oh, wie süß…“, seufzte diese und fragte gleich weiter: „Und wie sieht sie aus?“ Diese Frau war Davids ganz persönlicher Alptraum, der junge Zauberer starrte diese Hexe an, die ihn so nett anlächelte, und vergaß zu atmen. Hatte diese dämliche Kuh denn nicht zugehört?

Etwas gestresst, wiederholte er die Beschreibung und strich sich schließlich durch die Haare. „Und wo ist das Baby jetzt?“, hörte Dave diese helle, freundliche Stimme, und als er sich wieder zu ihr drehte, weil er den Blick hatte schweifen lassen, sowie er sich gefragt hatte, wo Caitlyn denn stecken könnte, lächelte ihn diese Hexe immer noch an.

Er schluckte, das durfte einfach nicht wahr sein! War er hier denn ausschließlich von Idioten umgeben? Die Gewissenbisse überkamen ihm im selben Moment, wie konnte er so unverantwortlich gewesen sein und seine Cousine einfach so aus der Hand geben? Er schluckte heftig und versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Alle möglichen Grauensszenarien bildeten sich in seinem Hirn. Er sah Bilder, die er sich nie vorstellen wollte, und nun nahmen sie einen Platz in seinem Bewusstsein ein, er konnte sich nicht einmal wehren. „Was heißt, wo ist sie? Ich habe sie Ihnen gegeben, sie dummes Ding!“, schrie der Achzehnjährige aus vollen Lungen mit dem Anflug eines Tobsuchtsanfalles. Dave rechnete jeden Moment damit, den Verstand zu verlieren.

Die Hexe wich einen Schritt zurück und musterte ihn verschreckt, während sie stotterte: „Aber ich habe sie nicht…“

Dave stöhnte und schwor sich selbst, wenn er die Kleine wiederfand, würde er sie nie, NIE wieder aus den Händen geben, sobald er auf sie aufpasste – ein anderes Kind im Übrigen auch nicht. Merlin hasste ihn! Ganz sicher, immerhin passte der Blonde schon seit Jahren auf die kleinen Kinder seiner Familie auf, und so nebenbei, das waren verdammt viele.

Dann erblickte er eine Hexe, die den Gang entlang sparzierte und Dave sprang auf und schrie: „Sie da! Wo ist Caitlyn?“ Dann rannte er auf die Hexe zu, die sofort stehen geblieben war und dieser Hexe, mit der er sich wenige Minuten zuvor noch rumgeschlagen hatte bis aufs Haar glich. Sie führte ihn in ein Zimmer, in welchem seine kleine Cousine von einer anderen Angestellten ein Schlaflied singend herumgetragen wurde.
 


 

„Mir war es eine Lehre, soetwas brauch ich echt nie wieder… Der Tante habe ich es auch schon gebeichtet…“, endete Dave. Die bloße Vorstellungen an den heutigen Tag und wie er verlaufen war, kostete ihm jetzt noch Nerven. Seine Mutter schimpfte mit ihm, wie er denn ein Kind verlieren könnte, und dann wandte er sich an Mister und Mistress Shaklebolt. „Es tut mir Leid, dass es heute zu diesen Differenzen gekommen ist, Sir, Ma’am. Ich hoffe dennoch, dass es unsere zukünftige Zusammenarbeit nicht beeinflusst. Es wäre wirklich schade….“ Der Zaubereiminister hatte ihn nur angesehen und Dave die Hand geschüttelt. Er und seine Familie verabschiedeten sich und waren wenige Minuten später verschwunden.
 


 


 

*
 


 

Am nächsten Morgen, diesem 22. Juli 2023, als die Sonne hartnäckig durch die Küchenfenster schien, und der Raum trotz der Vorhänge nichts an Helligkeit einbüßte, läutete die Türglocke. Harry James Potter, der im Badelmantel und Boxershort bei seinem Kaffee und den Tagespropheten in der Hand, den er eigentlich gar nicht las, nur hielt, fasst eingeschlafen wäre, schreckte hoch. Die Kinder lagen noch in den Betten, und seine Frau, die sich an die Küchenzeile mit ihrer Tasse Kaffee in den Händchen anlehnte, hatte nicht einmal reagiert und starrte weiterhin den gefliesten Boden an, wahrscheinlich geistig noch im Land der Träume. „Ich geh schon, Schatz…“, versicherte der alte Held und rappelte sich hoch. Wie ferngesteuert trotterte er zur Tür und öffnete.

Im ersten Moment realisierte er nicht, wer da vor ihm stand. Erst beim zweiten Blinzeln und bei dieser wohlbekannten, schimpfenden Stimme kam Harry zu sich. Onkel Vernon stand vor seiner Haustür und wedelte mit der Muggelzeitung vor sich her - Harry James Potter hatte sich mit seiner Frau ein Fleckchen gesucht, auf dem er wohnen wollte, das Zugang zur Zaubererwelt als auch zur Muggelwelt darstellte. „Kannst du mir das bitte erklären, was das soll? Das ist nicht menschlich, Harry!“, zeterte der in die Jahre gekommene, weißhaarige Mann und drückte dem Zauberer die aufgeschlagene Zeitung in die Hand, in der auf Seite eins ein Mord abgedruckt worden war. Mit menschlich meinte Vernon nichtmagisch, der der Zauberei noch immer skeptisch und ängstlich gegenüberstand.„…die junge Frau wurde in einer Seitengasse leblos aufgefunden. Todesursache, noch unklar. Die Polizei ist ratlos, wer diesen grausamen Mord hätte begehen können.“

Aus dem Artikel konnte der Auror entnehmen, dass er mit den noch unaufgeklärten Fällen, wie der 17. November 2022, im Zusammenhang stand, da der Täter immer ein D in das Fleisch des Opfer ritzte, meistens den Brustkorb öffnete, sodass Organe zu sehen waren, oder die Muskeln der Gliedmaßen fasrig herauszupfte, wenn er denn einmal keinen Arm abtrennte. Die Opfer waren oft blutverschmiert gefunden worden. Es gab keine Zeugen, keine Hinweise. Noch hatte kein Zauberer, keine Hexe es geschafft, einen Zauberstab zuzuweisen, der dazu benutzt worden wäre. Anfangs waren sie nicht einmal sicher, ob der Täter magisch war, da die ersten fünf Tote Muggel waren. Als er das sechste Opfer forderte, wurde der Kobold in einer ausgeraubten Kammer Gringotts gefunden. Hierbei handelte es sich um Opfer Nummer neun - er würde erst in der Aurorenzentrale in Erfahrung bringen, dass die junge Frau Bethany Backer hieß.

Harry schluckte und blickte seinem Onkel in die Augen. Der Held dachte im selben Atemzug das, was Vernon Dursley aussprach: „Die Welt ist schon lange nicht mehr sicher!“
 


 


 


 


 

»Die Angst ist der Antrieb, in die falsche Richtung.«
 

»Fear is the incitement, in the wrong direction.«

black hours

»Und wenn das letzte Licht erlischt, besucht die Hoffnungslosigkeit Hand in Hand mit der Dunkelheit die Lebenden.«
 

»And if the last light goes, the hopelessness will visit hand in hand with the darkness the people, who are still alive.«
 


 


 

Ein einziger Atemzug genügte, um zu wissen, dass er schon wieder viel zu lange auf den Beinen war, als er an diesem schweren Holztisch Platz genommen hatte. Die dunkelgrünen Vorhänge zugezogen, sperrten das Licht aus, nur die drei dicken, fast komplett abgebrannten Kerzen spendeten noch etwas Helligkeit, um nicht ganz in dieser Schwärze zu versumpfen, die sich wie Ruß über die Häupter legte, haften blieb, die sich, wie Tinte in ein Pergament, in das Innerste eines Menschen fraß, um die Wertvorstellungen zu schwächen, zu verändern, die durch und durch in den Adern pochten.

Das Blut färbte sich, so schwarz, so düster, als würde das Böse Überhand nehmen, angefangen bei seinen Fingerspitzen. In jeder noch so wertvollen Sekunde, in der er diese Art der Magie betrachtete, starb ein Stück Menschlichkeit. Es tat noch nicht weh. Er fühlte nichts, vielleicht war er durch das Leben selbst auch einfach stumpf geworden. Und dennoch würde es ein schmerzhaftes Ende bedeuten. Und dies war das seine.
 

Die Tür quietschte leicht, als jemand sie öffnete. Es war jene, diese wunderschöne Hexe mit den dunklen Locken trat ein und D. blickte auf. Nach all diesen Jahren musste er sich eingestehen, dass er ihr auf welche Art auch immer verfallen war. „So geht das aber wirklich nicht mehr weiter“, murmelte die Hexe mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und stolzierte zu den bodenlangen Fenstern um die Sonne in das ohnehin düstere Zimmer – mit dem schwarzen Marmorboden, den Holzmöbeln aus Ebenholz, die ansonst weißen Wände, ungeachtet dieser einen, die mit grauen Steinen verziert und uneben, ein Blickpunkt des Zimmers schien; den Kerzenständern, die aussahen als wären sie Schlangen und sich wie diese Tiere bewegten, der Kronleuchter selbst, dessen silberne Arme Kobras darstellten, die runde Kugeln in den Mäulern hielten und leuchteten sobald jemand schnipste, der kleine Tisch in der Ecke mit der Glasplatte, dessen Bein auch eines dieser Reptilen lebensecht darstellte - zu lassen.
 

D. kniff aus dem ersten Reflex heraus die grünen Augen zusammen, da das warme Licht dieses Tages unerträglich brannte, wandte sich der Hexe ab, als er aufstand und sich durch das rabenschwarze Haar strich. Stolz schlich er auf leisen Sohlen zu seinem Kräuterkasten, wie die Hexe mit den dunklen Locken diesen nannte, um sich ein Fläschchen herauszuholen. Ein letzter Blick zu der Hexe, die es sich nun auf dem Stuhl bequem machte, auf welchem er gesessen war, und den Tagespropheten in den Händen hielt, wahrscheinlich der Grund, warum sie ihn besuchte, eine bloße Mutmaßung. D. öffnete das zierliche, reichverzierte Gefäß und hob es in die Luft mit den Worten: „Ich trink auf dich!“ Ihm schien es gleichgültig, dass diese violette Flüssigkeit sämtliche Farbe verlor, sowie aus dem Inneren des Behältnisses Rauch aufstieg, schwarz, so dick, dass nicht mehr hindurchzusehen war, in Form eines Totenkopfes. Er trank diesen klaren Zauber, wohl wissend, dass sie ihn nicht aus den Augen ließ. Das Schwarz in den Adern seiner Fingerspitzen verblasste. Desinteressiert stellte er das Fläschchen wieder zurück auf seinen Platz und näherte sich seinem Tisch.
 

Die Hexe, die die Beine überkreuzt hatte, stand auf, legte ihre zierlichen Hände auf seine Schultern und führte ihn zum Stuhl, zart, liebvoll. Sie legte D. hinter ihm stehend die Zeitung hin, dann strichen ihre Hände über seine Brust und ihre Locken fielen nun auch über seine Schultern. Wange an Wange hörte D. ihre zart gehauchten Worte in sein Ohr. „Was hast du getan?“
 

Er gab keine Antwort, schwieg. Wusste nicht wozu er sich jemals vor ihr rechtfertigen sollte. Seine Finger fuhren zu diesem minderwertigen Papier, dessen Tinte sich just auf seine Haut zeichnete, sowie er die Buchstaben berührte, und schlug den Tagespropheten auf. Seine oft so grauen, müden Augen besahen sich einen Moment den ersten Artikel, an diesem 22. Juli 2023. Die Ruhe selbst, das war der schwarzhaarige Magier gewesen - nicht mehr. Als er wütend die Zeitung zurück auf den Tisch warf und aufsprang, dass die Hexe einen Schritt zurückwich, etwas, das sie sonst nie tat. „Es reicht! Diese Bastarde sollen endlich aufhören in meinem Namen zu morden!“, zischte er bedrohlich leise und die Hexe trat verwundert an seine rechte Seite. Sein Blick war wild, stechend und grün leuchtend, als er sein Augenmerk auf die junge Frau neben ihm warf. „Und du!“, bellte er mit hassverzehrter Miene. Die Dunkelhaarige schluckte, stand wie gelähmt vor ihm. „Bist du denn der Bedienung deines Verstandes nicht mehr mächtig? Liest das hier“, fauchte er scharfzüngig, die Zeitung wieder in den Händen, die er ihr nun vor die Füße warf, „und glaubst sofort, ich wäre dafür verantwortlich!“
 

Die beiden blickten sich einen Moment an, seine Wut verblasste, die Enttäuschung loderte wie ein großes Feuer in ihm auf. Dann schrie sie los, strich sich ihre Haare nach hinten und machte einen Schritt auf ihn zu, als die Hexe mit erhobenem Finger vor seiner Nase herumfuchtelte. „Du bist der einzige, den ich kenne, der dazu im Stande ist! Du hast gesagt… Du hast versprochen, du tust mir das nicht an!“ Die Hexe schien genauso enttäuscht, drehte sich von ihm weg, war bereit zu gehen. Erste Tränen füllten ihre Augen, sie wollte nicht weinen, niemals, nicht vor ihm.
 

D. griff nach beiden Schultern und zog die Hexe zu sich, bis ihr Rücken sein Hemd traf. Langsam strich er ihre Haare auf die linke Seite, dass ihr sich alle über die Schulter lockten. Seine Finger strichen um ihr Taille, er wusste wie sie sich fühlte, dazu musste er ihr nicht erst in die Augen sehen, ehe er anfing zu sprechen, leise, süß säuselt, samtig, tief: „Du hast mein Wort… Ich halte es…“
 

„Wer war es dann?“, folgte die Frage, die Stimme glich nicht mehr als einem Schluchzen. Die Hexe drehte sich zu ihm, blickte ihm in die leuchtenden Augen. Sie erwartete eine Antwort, doch er schwieg vehement. Denn das musste er herausfinden.
 


 

*
 


 

Die Gassen des kleinen Zauberstädchens waren gefüllt, an diesem 17. November 2022, nahe der Beauxbatons-Akademie. Die Halbriesin Madame Olympe Maxime hatte sich einmal die Zeit genommen, wie die Schüler selbst, die Instiution zu verlassen. Sie mochte diesen Rummel um sich, steuerte allerdings schnell das kleine gemütliche Café am Rande an, auf einem Flecken, bei dem die Häuschen immer weniger wurden. Mit kleinen Schritten und etwas gebückt, rauschte die Schulleiterin durch die Lokalität, grüßte Jean und Florance recht schön, denen dieses Café gehörte, und fand ein Plätzchen in einer der hinteren, ruhigeren Ecken. Sie mochte die Einrichtung, die Sitzbänke und Stühle in diesem Flieder mit den goldenen Blumenmustern, die Spiegelwände, die kleinen Tischchen mit den verschnörkelten Beinen, die ihr wirklich viel zu winzig waren.
 

Sie hörte diese leisen Schritte, blickte in die Spiegel und Madame Maxime wusste, er war da, der mit dem sie sich traf. Freudig drehte sie sich um, erblickte zuerst die Pralinenschachtel und begann zu lachen (denn die gab es vorne an der Theke zu kaufen), als er die Schulleiterin begrüßte und ihr die Schokolade in die Hand drückte, als kleine Aufmerksamkeit. „Sie waren schon immer, auch als Junge, jemand, der auf so kleine Höflichkeiten Wert legte, sie allerdings dann daheim vergaß.“ Die Schulleiterin betrachtete die Verpackung lächelnd, während er sich ihr gegenüber setzte. „Nun, Monsieur Verne, was ist aus Ihnen geworden? Geht es ihnen gut?“, kam die freundliche Frage.
 

Der Blondhaarige mit diesen blauen Augen schmunzelte. Bellamy hatte das Treffen gewollt, suchte zu erfahren, was sich in dem Leben seiner ehemaligen Direktorin ergeben hatte, ob und was sich veränderte. „Ich arbeite in der Aurorenzentrale, und mir geht es gut, danke. Ich hoffe doch stark, Ihnen auch?“ Seine Stimme war so freundlich, sein Lächeln so warm. Sein Vater mochte davon halten, was er wollte, der ihn angeraunt hatte, er könne sich doch nicht mit einer derart älteren Frau treffen - „Was die Leute denken!“ - denn Bellamys Erwartungen sprengten offensichtlich den Horizont.
 

Olympe lächelte vornehm und tastete unbewusst mit den Fingern zu ihrer Halskette aus Opal. Jean kam zu ihnen um die Bestellungen entgegen zu nehmen. „Moi, je voudrais une tasse de café (Ich hätte gerne eine Tasse Kaffee)“, bestellte sich die Schulleiterin und informierte sich im selben Atemzug, ob es denn stören würde, öffnete sie die Packung.
 

Jean lächelte und blickte zu Verne. „Seulement, l’eau. Merci. (Nur Wasser, danke.)“

Olympe besah sich die verschiedenen Pralinen, mit Nüssen, Nougat, Marzipan, dunkler oder weißer Schokolade, und wusste nicht, welche sie zuerst kosten sollte. Bevor sie sich eine nahm, hielt sie die süße Köstlichkeit ihrem Gegenüber hin, der anfangs protestierte, da er doch nicht selbst das Geschenk essen konnte. „Nun nehmen Sie schon!“, gab Maxime noch einmal mit Nachdruck von sich und der Dreiundzwanzigjährige griff zögerlich hinein. Jean kam mit den Gertränken, die Schulleiterin lächelte entzückt, als sie sich ihm zuwandte. „Die schmecken köstlich!“
 

„Ich werde es meine Frau wissen lassen“, entgegnete der Besitzer und verschwand wieder in die vorderen Räume. Natürlich waren die beiden nicht die einzigen Gäste, auch nicht in den hinteren Ecken des Cafés.

„Wie geht es Ihren Eltern, Monsiuer Verne?“, wollte Olypme wissen und schob sich äußerst vornehm eine Praline in den Mund.

„Gut“, antwortete er knapp und biss bei seiner Marzipankugel ab.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, erkundigte sich die Schulleiterin etwas besorgt über ihren ehemaligen Schüler, in welchem sie so viel Potenzial gesehen hatte.

„Momentan ist es in der Arbeit recht stressig, das ist alles. Ich komme gerade irgendwie zur Ruhe…“, lächelte der Blondhaarige sanft und trank an seinem Wasser.
 

„Dann bin ich beruhigt“, murmelte die Halbriesin und nippte an ihrer Tasse. Es war ungewöhnlich heiß in diesem Kaffeehäuschchen, Olympe konnte einfach nicht aufhören ihre Stirn zu tupfen und ihren Fächer aus ihrer Clatsch hervorzuzaubern, um sich Luft zuzuwedeln.
 

„Geht es ihnen gut?“, fragte Bellamy Jules besorgt und griff nach der heißen, schweißgebadeten Hand, dessen Handschuh klitschnass an der Haut klebte.

„Oui, oui“, murmelte die Schulleiterin, der nicht auffiel, dass es nur ihr so ging. Der ehemalige Schüler verlor immer mehr Farbe im Gesicht, denn das hatte er noch nie erlebt. „Wäre es möglich, den Heiz-Zauber zu deaktivieren?“, keuchte die edle Frau noch, ehe sie bewusstlos zu Boden sank.
 

Verne sprang auf, blickte auf seine ehemaligen Direktorin hinab. Der Schock fraß sich in seine Glieder, lähmte ihn für den ersten Augenblick, nicht fähig zu schreien.

Und als die Halbriesin zu atmen aufhörte, sich ein D auf ihr Dekoltee brannte, schrie Bellamy völlig verzweifelt los. „Hilfe! So hilf doch einer!“ Bis Heiler und Medimagier eintrafen, die sich auch nicht zu helfen wussten, weil ihnen das Geschehen ebenso fremd war, hatte sich Bellamy unter den Tisch zusammengekauert, die Arme um die Beine geschlungen, nicht ansprechbar, völlig verstört. Er flüsterte immer wieder diesen einen Satz, oder zumindest Teile davon. Seine Gedanken und Vorstellungen waren nicht mehr sicher, um ihn herum herrschte die tiefschwarze Nacht.
 

Denn ein Gesicht markellos und rein, der Teint so hell wie Porzellan, die Gesichtszüge so kalt und grausam wie der eisige Tod, hatte Bellamy heimgesucht und ihm zugesäuselt, wenige Atemzüge nach Madame Maximes Zusammenbruch. „Dein einziges Lebenselexir ist Wasser, Bellamy Jules Verne… Zumindest für die nächsten 72 Stunden.“ Die Stimme klang amüssiert, samtig, sanft, tief, geschmeidig und wirkte dennoch so bedrohlich. Diese stechend grünen, leuchtenden, unnatürlichen Augen, von denen er sich abzuwenden unfähig, in die er immerzu hineinstarrte, waren letztlich das Einzige, das der Dreiundzwanzigjährige von diesem Verbrecher noch wissen würde.
 

Mord Nummer sieben, dabei hatte Bellamy immer gedacht, war felsenfest davon überzeugt gewesen, seine Kollegen, die Auroren, würden, sofern sie vor Ort waren, diesen Bastard aufhalten können, und nun musste sich der Zauberer eingestehen, dass er machtlos war. Denn, da war er sich sicher, dieser Mistkerl befand sich nicht einmal in der Nähe dieses Cafés.
 


 

*
 


 

Es war ein Morgen wie jeder andere, – nun ja, fast –, als Rose Weasley mit Caprice und Monique frühstückte und einen Blick zu ihrer Cousine Dominique warf, die ihre in Wellen fallenden Haare nach hinten warf und den Hals reckte. Die Veela ignorierte, dass gleich fünf Jungen an ihrem Tisch ihr schmachtende Blicke zuwarfen.

Die junge Hexe seufzte, bevor sie sich ihre Tasche umhang und aufstand, um zum Unterricht zu eilen. Monique und Caprice, die ihr hinterher schrien, sie solle doch auf sie warten, nahm sie an diesem Tag gar nicht wahr, denn Rons Tochter fühlte sich an diesem Morgen so seltsam, flau und unwohl.
 

Wenige Meter vor ihr war er und sie hörte seinen Namen auch schon fröhlich von ihrer Cousine rufen, die winkend an Rose vorbeilief, ohne ein ‚Hallo‘ oder ‚Schönen guten Morgen‘: „Beau!“

Der Zauberer blieb sofort bei den Stufen, die einen Stock tiefer führten, stehen und blickte Dominique genervt an. „Bitte?“, sagte er dennoch freundlich und strich sich durch sein Haar.
 

„Da du disch ja so schon schwer damit tust, misch anzuspreschen, masche isch es dir etwas einfascher!“, strahlte die vierzehnjährige Weasley, lehnte sich an seine Schulter und strich ihm über den Oberarm, süß lächelnd. Sein Blick blieb unverändert. „Ja, ich möchte mit dir am Samstag in das Stätdschen ge‘en!“ Dann rauschte sie davon und warf ihm einen Luftkuss entgegen, doch er blickte ihr völlig irritiert nach, denn er hatte nicht vor, mit ihr Zeit zu verbringen.
 

Rose, die das ganze mitansehen hatte müssen, wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, denn ihre Cousine machte sich seit ein paar Monaten zum Gespött der Akademie, da sie sich an einen Jungen ranmachte, der einfach wirklich nicht an ihr, personifizierte Super-Veela, interessiert war.
 

„Weasley, was nimmt deine Cousine für Drogen, dass sie von derartigen Halluzinationen heimgesucht wird?“, spie der Zauberer, der das braunhaarige, zwölfjährige Mädchen entdeckt hatte, doch zu seinem Misfallen, zuckte die bloß die Schultern.
 

„Am Sonntag schlagen wir euch haushoch!“, freute sich ein Schüler, mit roten Haaren und grauen Augen, als er Beau entdeckte und auf das kommende Quidditch-Spiel verwieß.

Der schwarzhaarige Schüler seufzte genervt. „Also weißt du, mir persönlich wäre es ja etwas Neues, wenn du auf einmal zum Hellseher mutiert wärst…“, begann der Vierzehnjährige trocken, da er von der Schwäche in diesem Fach wusste und das Lächlen des Fünfzehnjährigen verschwand, der auf den Treppen stehen blieb.
 

Dann… Ganz unvorbereitet bebte die Erde.
 

Andrew blickte sich alamiert um, hielt sich am Geländer, bis es tiefe Risse bekam, Rose wich zurück, blieb erst im Türrahmen stehen. Der rothaarige Schüler starrte neugierig auf einen Punkt unter ihm und bewegte sich keinen Millimeter. „Komm her, Ruskin!“ Ein strenger Befehl, der den Fünfzehnjährigen in Beaus Jahrgang zur Besinnung brachte. Es bebte stärker, Beau fiel gegen die Balustraden, - von welchen er Herzschläge zuvor noch Abstand genommen hatte. Die Risse wurde größer, Teile der Streben brachen weg, bröckelten. Beau stieß sich weg und fiel mit dem Hintern auf den kalten Fliesenboden, sah zu, wie Bauteile ein Stockwerk tiefer kippten.
 

Die Treppe aus altem, hartem Stein, riss zuerst bei der obersten Stufe. Es war gut zu beobachten wie sich die feinen Risse auf dem Treppenabsatz rapide ausbreiteten - die letzten beiden Stufen, die in den ersten Stock führten immer mehr dem Schutt glichen, der auch von den Decken bröselte, und zum Teil bis in den Keller rieselten.
 

Der Schüler Ruskin eilte die Treppen hoch, sprang in den sicheren ersten Stock, Andrew streckte ihm die Hand entgegen, nachdem er aus dem ersten Affekt aufgesprungen und zu diesem Abgrund gehechtet war. Die Decke brökelte stärker, Andrews und Ruskins Finger berührten sich, hauchzart, als nun ein Teil des Bodens samt zwei weiteren Schülern vom zweiten Stock herabstürtzte und Ruskin mit sich riss. Ein einziger, verzweifelter Schrei von Rose Weasley erfüllte die Stille, denn Andrew nahm nichts anderes mehr wahr. Er starrte in die Tiefe zu den Trümmern, erkannte eine Hand, die nicht begraben wurde. Blutig, staubig, von Ruskin, die, nach der er gegriffen hatte. Beau, nun seine eigene Hand betrachtend, schluckte heftig. Der Schüler fühlte diesen hauchzarten Kontakt, er brannte. Seine Lippen zuckten einmal, eines Schreis, eines lautstarken Gefühlsausbruches nicht mächtig. Das Erlebnis, die bloße Gegenwart, war noch nicht bis zu seinem Verstand durchgesickert, als er leicht zu zittern begann. Wenige Atemzüge später gab er sich die Schuld, weil er nicht schneller gewesen war, besser… fragte sich, warum er Ruskin in diesem entscheidenden Moment im Stich gelassen hatte.
 

„Du…“, verließ das Wort leise und tonlos Rose' Lippen, als die Hexe ihre Finger in das Leder ihrer Umhängetasche krallte, und kein Glied rühren konnte, als wäre sie versteinert, an Ort und Stelle festgehext. Sein Blick wandte sich langsam ihr zu, bis auf die glausigen Augen wirkte er noch verschlossener als sonst. In Beaus Gesicht fand man einfach keine Regung. Er merkte nicht, dass der Boden unter ihm allmählich nachgab, dass sich Risse bildeten. Das ganze war ein Alptraum, Rose versuchte es sich die gesamte Zeit über einzureden, denn das, was hier passierte, schien so irreal! Sie wollte aufwachen, einfach die Augen aufschlagen und in ihrem Bett liegen…
 

Die Welt drehte sich, als der Vierzehnjährige auf Rose zustürmte. Vorsicht, dieses Wort hallte in ihren Ohren, zu der Andrew die Zwölfjährige ermahnt hatte. Die Schülerin verlor den Boden unter ihren Füßen, blickte zum oberen Abschluss des Türrahmens. Beau hatte sie mit sich gezogen, als er in das Zimmer, in welchem sie eben noch gefrühstückt hatten, sprang. Die junge Weasley hörte noch das Geräusch der am Boden aufschlagenden Trümmer des Eingangsbereichs, ehe sie mit dem Kopf voran am Fliesenboden aufschlug und das Bewusstsein verlor, ganz plötzlich war ihre Umwelt die Schwärze.
 

Olympe Maxime säuselte mit drei anderen Lehrern völlig in Trance vertieft einen Zauber, der die Schule und die Schüler vor diesem Beben beschützen sollte, seitdem es angefangen hatte. Andrew, am Ende seiner Kräfte, schnappte nach Luft, seine Augen weit aufgerissen auf das Mädchen unter ihm gerichtet, mit zittrigen Fingern nahm er das Gesicht der Wealsey in seine Hände, fuhr ihr durch das lockige Haar und streichelte die warme Wange. „Wach auf… Es wird alles gut, aber bitte wach auf…“, flüsterte er, wusste nicht, ob er sich damit nicht auch selbst beruhigen wollte. Alles wonach er sich jetzt noch sehnte: in die braunen Augen Rose Wealseys zu blicken, doch die Hexe regte sich nicht.
 

Für einen kurzen Moment schloss der Junge die Augen, suchte sein aufgeregtes Herz zu beruhigen, seine aufgewühlten Gedanken zu besänfigten, dachte auch keinen weiteren Augenblick nach, als er einen tiefen Atemzug nahm und Rose wieder ansah. Verzweifelt säuselte er einen Zauber für schnelle Heilung mit bebenden Lippen. „Sieh mich an!“, schrie er mit einem Mal wütend auf sich selbst, weil er keinem helfen konnte, nicht einmal sich selbst, dabei hatte er so viel gelernt, sich Nächte um die Ohren geschlagen um sich möglichst viel Wissen anzueignen. Andrew wusste nicht, was er darum geben würde, nur damit ihm dieses Mädchen mit den dunklen, braunen Augen ansah, ihm entgegenfunklete, oder ihn anschrie. Ihr Gemütszustand war ihm zu diesem Zeitpunkt völlig egal.
 

„Dum spiratis, spero.(Solange du atmest, hoffe ich….)“ keuchte der Schüler, den Aufruhr ignorierend und schloss die Augen abermals. „Dum vivis, spero.“ Er wusste nicht, was er machen sollte, wenn dieser alte Zauber, den ihm sein Urgroßvater einst und einmalig gezeigt hatte, nicht funktionierte. Er strich ihr Haar nach hinten, zuckte zurück, als warmes Blut über seine Finger ron. Übelkeit stieg in ihm auf und verzweifelt flüsterte er:

“Dum me audis, spero...” (Solange du mich hörst, hoffe ich) Tränen rollten über seine Wangen. – Merlin, es war mittlerweile zehn Jahre her, als er das letzte Mal geweint hatte. Ein erbärmliches Schluchzen konnte er einfach nicht mehr unterdrücken, dazu fehlte ihm schlichtweg die Kraft. „Dum ades, dum amas, spero….(Solange du hilfst, solange du liebst, hoffe ich)“ Andrew schnappte nach Luft, er hatte Angst – schreckliche Angst. Ein Blick an die Decke und er merkte endlich, dass die Kronleuchter wackelten. Die Glasscheiben der Fenster, bunt und verziert, fielen aus den Halterungen, die Bilder stürzten zu Boden, Schüler hatten sich unter den Tischen verkrochen. Er konnte nur hoffen, dass Rose so menschlich blieb, wie er sie kennengelernt hatte mit all ihren Launen. „Dum suprides, vivo.(Solange du lächelst, lebe ich)“ Beau war in diesem Moment davon überzeugt, was er sagte, denn Rose hatte so viel unbekannte Wärme und Freundlichkeit in seinen triesten Alltag gebracht, - auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren - dass er nicht wusste, ob er zuvor wirklich gelebt hatte. Er zählte die Hexe, ganz gleich wie verwirrt, kompliziert und verzwickt sich ihre Beziehung darstellte, zu seinen Freunden, zu den wenigen Freundschaften, die der Junge nicht mehr missen wollte.
 

Ein Blinzeln und Andrew nahm seine Hände von ihr, Rose kam zu sich. Mit einem Mal fühlte er sich so erleichtert, der Vierzehnjährige konnte nach diesen schier endlos vorkommenden Mintuen der Hoffnungslosigkeit, des Unglücks, endlich aufatmen. Doch dann, ihm blieb fast das Herz stehen, fragte er sich, was er getan - was er angerichtet hatte, als sie ihm mit eisblauen Augen entgegen lächelte. Bei seinem Urgroßvater hatte der Zauber anders ausgesehen, einmal abgesehen davon, dass es nicht eine derartige Veränderung mit sich gebracht hatte.
 


 

An diesem 1. Mai 2019 gab es sieben Todesopfer, Schüler, die in den Abgrund gestürzt waren, und etliche Verletzte. Auf die Zungen der ums Leben gekommenen Opfer waren Buchstaben tattoowiert, von denen jeder bezweifelte, dass die zuvor auch schon da gewesen waren.
 

A – Valérie Lacroix; 2. Klasse

B – Luc Bellier; 1. Klasse

C – Dominic Desens; 1. Klasse

D – Ruskin Faustinus Chevalier; 4. Klasse

E – Percival Beauchamp; 7. Klasse

F – Esmée Rozier; 6. Klasse

G – Adèle Forêt; 7. Klasse
 

Dass auf Rose' Zunge der Buchstabe H wie feiner, schwarzer Staub gelegen hatte, so schnell verflogen, dass eine Betrachtung keine zweite Sekunde möglich gewesen wäre, hatte Andrew nach den Stunden, die verstrichen waren, vergessen, als jeder Bewohner an dieser Schule gefragt wurde, ob er etwas Atypisches entdeckt oder bemerkt hätte. Der Vierzehnjährige blickte sich nur orientierungslos um, noch immer vom Schock gepeinigt, denn nun brannten sich Bilder Ruskins in seinen Geist. Die letzten Momente, der angsterfüllte Blick, die stille Bitte um Hilfe…
 


 

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„Schade, nur sieben…“, säuselte eine süßliche, samtige Stimme, dessen Besitzer zufrieden in eine Glaskugel blickte, und nur zu gerne sich sein achtes Opfer geholt hätte. Mit dem Zeigefinger fuhr er sich über die Unterlippe, als würde er nachdenken. Es war ein schönes Chaos gewesen, schade nur, dass die Schulleiterin mit ihren dämlichen Handlangern einen guten Schutzzauber wusste. Das würde sie irgendwann noch büßen, schwor er sich und strich sich sein rabenschwarzes Haar nach hinten.
 

„Wo bin ich?“ Die krächzende Stimme des Schülers bewirkte, dass er sich umdrehte. Es war erstaunlich, dass er so schnell wach wurde.

„In Sicherheit“, gab der Zauberer in ruhigem Ton bekannt, führte seine Hände zusammen, dass sich nur die Kuppen berührten.

Ruskin schrak hoch, blickte furchtsam in diese stechend grünen, leuchtenden Augen. „Wo sind die anderen?“ In der Schule, wo denn sonst?, dachte der Schwarzhaarige, doch er schwieg dazu und trat an den Fünfzehnjährigen heran. „Egal, was sie mit mir machen, meine Eltern werden mich finden!“, schrie der Rothaarige und robbte rücklinks zurück an die Wand.
 

„Werden sie nicht…“, die tiefe, samtige Stimme war nicht mehr als ein zufriedenes Wispern. „Sie denken, nein… eigentlich bist du tot…“ Die Heiler und Medimagier hatten bereits eine Leiche Chevaliers gefunden. „Nach dir sucht überhaupt niemand, mon chéri…“

Der Fünfzehnjährige schluckte, starrte mit geweiteten Augen auf den Zauberer, welcher in schallendes Gelächter verfiel.
 


 

*
 


 

Es wehte ein laues Lüftchen, an diesem Tag, als die alte Turmuhr gerade zwölf Uhr mittags schlug und deren Glocke noch in den entlegensten Gassen Italiens zu hören war. Und in einer dieser Straßen, die es vom Ruf mit der Nocturngasse in England zu ihren dunkelsten Stunden aufnehmen konnte, da sie genauso bedrohlich, wie düster, ausschließlich die gefährlichsten Zauberer - unter ihnen Mörder und Verbrech er - ihre Passanten nannte, schlich ein junger Mann, der seit wenigen Jahren als völljährig galt, mit einer blinden, stolzen Frau in einen kleinen, versifften, herabgekommenen Kräuterladen. Das ungewöhnliche an diesem Bild an diesem düsteren Ort: Die Frau trug ein bodenlanges Kleid, dunkelblau und gold, schulterfrei, die Haare hochgesteckt, als besuche sie den nächsten Ball. Da prangte das Schwarze Mal an ihrer rechten Schulter, das sich bis zur Brust ausgebreitet hatte, und es war nur schwach verblichen.
 

„Bernice! Rella! Wo seid ihr?”, donnerte seine Stimme durch den winzigen, voll gestellten Laden und hinter ihm war das Klingen des Glöckchens zu hören, das angestoßen wurde, sobald die Tür geöffnet wurde, oder zufiel. Er führte die Frau, die sich bei ihm eingehakt und ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte, diese eine Stufe vorsichtig hinab, und die Hexe riss sich von ihm los.
 

„Du musst wirklich nicht so tun, als ob ich hilflos wäre, Kind!“, zischte sie und nahm ihre Brille mit den pechschwarzen Gläsern ab. „Der Dunkle Lord wird mir schon helfen…“ Der Zauberer unterdrückte ein Seufzen, blickte die Frau, die seine Mutter war, nur hilflos an, denn jener existierte sein 25 Jahren, 2 Monaten und 20 Tagen nicht mehr.
 

Eine junge Hexe mit violetten Haaren trat aus dem Lager und lächelte. „Schönes Wetter heute, finden Sie nicht, Signora Giabotti?“

Der Zauberer schnaubte und bedachte diese junge Frau mit einem wütenden Blick und zischte böse: „Rella…“ Er hasste es, wenn sie oder ihre Schwester seine Mutter aufzogen, die seit dem Krieg erblindet dem Leben gegenübertrat.

„Sehr witzig, Signorina Graziano“, gab die Hexe gleichgültig von sich, nicht wissend, wen von den beiden sie nun vor sich hatte, und drehte sich zu ihrem Sohn. Ein Küsschen links, ein Küsschen rechts, und die Hexe, trat auf die Straße.
 

„Ich dachte, du wolltest zum Kaffee bleiben!“ Die Tür fiel zu und er hörte Gelächter, schnell wandte er sich Imelda zu, die sich prächtig amüssierte. „Wie kannst du nur! So etwas gehört sich nicht! Auch wenn es meine Mutter ist!“ Vielleicht hätte er sagen sollen, gerade weil… Denn Imelda tritzte die stolze und sture Hexe nur, da diese noch in der Vergangenheit lebte, genauso wie ihr Mann nicht einsehen wollte, dass der Dunkle Lord gefallen war und ihren Sohn versuchte, nach diesen Idealen zu erziehen, was ihr - Merlin sei Dank - bis heute misslungen war. Der Zauberer und Ladenbesitzer strich sich mit beiden Händen seine längeren, braunen Haare zurück, seine graublauen Augen hafteten auf der geschlossenen Eingangstür, während er in die Raummitte trat. Der Boden war uneben, mit kleinen Steinen gepflastert.
 

„Da würde ich nicht stehen bleiben, Bernice hat sich irgendwo hier verflüchtig“, wieß ihn Rella mit den violetten Haaren, nun blau, lachend darauf hin. Der Zauberer sah sich um, denn Bernices und Imeldas Eigenarten sich einfach zu verflüchtigen, war ihm bis heute nicht geheuer, dabei kannte er sie schon so lange und ließ sich in den nächsten Stuhl fallen, weit genug weg um Bernice nicht im Weg zu stehen, sobald, wann immer es auch sein mochte, sie sich hier wieder materialisierte. Er rieb sich die Augen. „Und wie war es beim… babbo?“, lachte die Hexe, deren Haarfarbe nun in giftgrün glänzte, und reichte ihm eine Tasse frischen, schwarzen Kaffee.
 

Er seufzte. „Willst du das wirklich wissen?“, gab er müde als Antwort, dachte daran, dass er und seine Mutter seinen Vater, welcher noch immer böse in seiner Zelle im magischen Teil der Opera über Voldemords Rückkehr säuselte und zischte, besucht hatten. Sein Vater war jener Anhänger gewesen, der versucht hatte, Lord Voldemord in Italien zur Macht zu verhelfen, zeitgleich, als in Großbritannien der Krieg ausgebrochen war. Diese Rebellion hatte fast solange gedauert wie der Krieg selbst. Es gab viele Tote und die wenigen Todesser, die noch lebten, wurde weggesperrt, nur sein Vater war wesentlich später gefasst worden, 2002 als seine Mutter mit ihm schwanger war. Der Zauberer hatte für diesen Tag genug Gemeinheiten gehört und seufzte, während er seinen Kaffee rührte.
 

„Wie immer?“ Er nickte. Ein Kreischen war zu hören und in der Raummitte erschien jemand. Weiße Haare, rot geweinte Augen, heulend, alt - wandelte sich in schwarzes Haar, dunkle Augen, keine Spur einer einzigen Träne, jung. Worauf hatte er sich bloß eingelassen, als er die beiden Schwestern kennen gelernt hatte?

„Und hast du genug Trauerlieder gesungen, Bernice?“, lachte Jemma Imelda und reichte ihrer Zwillingsschwester ihre Tasse.

„Das ist nicht witzig…“, gab Elena pampig zurück und ließ sich, da jeder andere Stuhl zu weit weg war, auf Giabottis Schoß sinken. Sie ignorierte seinen genervten Blick, murmelte lediglich: „Mein Tag war auch nicht gerade angenehm.“
 

Rauch stieg auf in diesem kleinen Laden, verzog sich so schnell wie er gekommen war und Giabotti verscheuchte die Hexe von seinem Schoß. „Bernice Elena Graziano, runter von mir…“ Er stand auf, streifte sich seinen Umhang glatt und grüßte diesen Zauberer, den er mittlerweile Jahre kannte. „D., lange nicht gesehen“, er klopfte ihm auf die Schulter und der Zauberer zog seine Kapuze nur tiefer ins Gesicht, auch war der Kragen so hoch, dass nur seine grün leuchtenden Augen zu erkennen waren.
 

„Die Zeiten sind gefährlich…“, säuselte D. nur und blickte Giabotti in die Augen.
 

Eilends schlichen die beiden in ein Hinterzimmer. „Amicelli, raus!“ Der Hund, der es sich auf einem Kissen gemütlich gemacht hatte, schwänzelte zu Giabotti, schleckt dessen Wange ab, als sich dieser zu dem Tier gebeugt hatte, und rollte sich auf den Rücken. „Später…“, murmelte er und schloss die Tür, sowie der Hund bei den Hexen war.
 

„Und du findest es klug, Amicelli bei ihnen zu lassen?“ D. hatte die Augenbraue gehoben und legte endlich die Kapuze ab.

Der Zauberer fuhr sich durch seine längeren, braunen Haare und zuckte mit den Schultern. „Wie kann ich helfen?“

„Der Zeitungsartikel ist eine Frechheit…“, zischte D. und machte es sich auf der Couch bequem.
 

„Tja, hier bist du an der falschen Adresse, ich schreibe weder Artikel, noch verkaufe ich Nachrichten“, grinste Giabotti und setzte sich neben ihn.

„Aber du hast das“, erwiderte D. und zog mit Zeige- und Mittelfinger aus selber Hand ein Stück gefaltetes Pergament.

Der Zauberer neben ihm wirkte skeptisch, nach längerer Zeit, meinte er: „Das ließe sich einrichten.“
 

Ein schmallippiges Lächeln zierte D‘s Züge. Wenige Minuten später lagen alle notwenigen Unterlagen in einem Beutel. Und der Ladenbesitzer selbst wedelte damit. „Gut“, murmelte D., drückte Giabotti viel zu viel Geld in die Hand und verschwand mit den Worten durch die Tür, sein Haupt wieder unter der Kapuze versteckend: „Ciao Andrea!“
 

Der zwanzigjährige Zauberer eilte ihm nach, wollte ihm auf den rchtigen Betrag rausgeben, da war er schon durch die Ladentür verschwunden. Jemma und Bernice lächelten ihm entgegen und Giabotti rollte mit den Augen. Es klingelte wieder, und als sich Andrea undrehte und sich die Ärmel hochkrämpelte, fragte er verwirrt: „Etwas vergessen?“
 

„Nein…“, die Stimme war süß säuselnd und die beiden Begleiter hatten die Zauberstäbe gehoben. „Ich benötige Einhornblut…“ Die Stimme klang unverändert, komplett gleich. Doch als der Zauberer an ihn herantrat, merkte Giabotti, dass er nicht derselbe war, und dennoch blickten ihm dieselben leuchtenden Augen entgegen.
 

„Hab ich nicht mehr, ist ausverkauft…“, stammelte Andrea, trat einen Schritt zurück und donnerte gegen die geschlossene Tür, sah, wie sich die anderen beiden – der Statur nach Herren – Bernice und Rella bedrohlich näherten. Der eine schlug die ältere Hexe mit dem Handrücken, dass sie gegen das nächste Regal fiel und daran angelehnt bewusstlos liegen blieb.

„Dann habe ich keine Verwendung mehr für dich.“ Seine samtige Stimme war so ruhig und klar.
 

„Wartet, Signore…“ In Andreas Kopf routierte es, denn obwohl sie sich so ähnlich sahen, stand definitiv nicht derselbe vor ihm. „Kommen wir nicht ins Geschäft? Ich besorge für Sie, dieses Einhornblut und alle sind zufrieden.“ Der Zauberer bückte sich sofort, als der zweite Begleiter einen Fluch quer durch die Regale schickte, und diese umkippten. Die Gefäße auf den Boden aufschlugen und zersprangen, Dämpfe aufstiegen.

Amicelli sprang Rella in die Arme und winselte, während die Hexe diesen Zauberer mit großen Augen betrachtete. „Non?“

Bei Merlin der Kerl war dem Zwanzigjährigen nicht geheuer! „Très bien!“, murmelte der Zauberer mit diesen stechend grünen Augen, „ Oui!“ Giabotti stand da wie festgehext, die Tür im Rücken, mit blanken Nerven. Er spührte wie der Zauberer die Hand auf seinen linken Unterarm legte. Der Daumen fuhr mit festem Druck über die weißen Bandagen seines Linken Unterarms und genau an dieser Stelle riss das Gewebe.
 

„Wir sind im Geschäft…“, flüsterte der Schwarzhaarige lächelnd, stieß noch einen Tisch um ehe er seinen Kollegen schnipste und mit wehendem Umhang davon rauschte.
 

Die Bandagen waren auf den Boden gefallen, verdeckten nicht mehr sein düsteres Geheimnis. Andrea atmete auf, eilte zu Bernice, die langsam wieder zu sich kam. Weder diese Hexe noch ihre Schwester Rella störte dieses Schwarze Mal, das Andrea versuchte so gut es ging zu verstecken.

„Alles in Ordnung?“ Es folgte ein langsames Nicken.
 

Die Welt war grausam, wusste Giabotti schon immer, und sowie das letzte bisschen Hoffnung, dass sie sich je änderte, in ihm erlosch, fühlte er sich merkwürdig leer. Denn es kam mit der Erkenntnis einher, dass der Zwanzigjährige nichts bewirken konnte. Er war diesen Männern einfach nicht gewachsen.
 


 

*
 


 

Draußen herrschte bereits die Nacht, als er an seinem Schreibtisch noch die letzten Berichte schrieb. Die Leuchter, die an den Wänden angebracht waren, warfen freundliches Licht in diesen düsteren Raum. Der dunkle Fliesenboden, auf welchem der smaragdgrüne Teppich mit dem Belvery-Wappen lag, war eisig kalt. An einer, der ansonst weiß gestrichenen und einen guten Meter mit ebenso grauen Fliesen zugeplastert, war Tapete angebracht, die die Wurzeln der Familie darstellte – mit einer simplen Wischbewegung der Hand, Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit führte. Im Moment waren die Familienmitglieder zu sehen, die noch lebten. Die Decke selbst war mit Holz verkleidet und so geschnitzt, dass es ein einziges Kunstwerk darstellte.
 

Die Tür wurde aufgerissen, und als sich Ashford umwandte, erkannte er seinen Kollegen und langjährigen Freund Maximilian Leores, der wütend zu ihm stürmte und ihm die Zeitung auf den Tisch über die Unterlagen schnalzte. „Als hättest du es gewusst!“, schrie er aufgebracht und bemerkte die Gleichgültigkeit in den Zügen seines Gegenübers. „Als hättest du gewusst, dass das passiert, Ashford!“ Maximilian strich sich mit Zeigefinger und Daumen über den Nasenrücken, während er die Augen geschlossen hielt. Manchmal verstand er seinen Freund einfach nicht.
 

Der schwarzhaarige Zauberer wandte sich wieder seinen Unterlagen zu, ließ die Zeitung in den Papierbehälter wandern. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Opfer gefunden wird“, murmelte Ashford ruhig, „Dass es so schnell meiner Ankündigung folgen würde, habe ich nicht erwartet, Maximilian.“
 

Der Rothaarige blickte den Zauberer ungehalten an, zog ihn schließlich vom Sessel hoch und drohte: „Sag mir nicht, dass du da mit drin hängst!“

Ashfords Gesicht zeigte keine Regung. „Nein, mit solchem Gesindel gebe ich mich nicht ab. Mich beunruhigt es lediglich, dass noch niemand herausgefunden hat, mit wem oder wie vielen wir es zu tun haben, Maximilian.“ Belvertyford riss sich los, strich sich über sein Hemd und blickte auf seine Unterlagen.

„Aber es ist doch am Naheliegensten, dass es ein Schwarzmagier ist. Und wenn er es nicht im Alleingang macht, sucht er sich Magier vom selben Schlag…“ Maximilian hörte zu reden auf, als ihm Ashford böse funkelnd in die grauen Augen sah.
 

„Und nur, weil ich schwarze Magie nutze, alleine deswegen, weil ich mich mit der Materie befassen muss, um meinem Posten als Minister gerecht zu werden, heißt das noch lange nicht, dass das in meinem Interesse geschieht!“ Ashford hatte die Zeitung herausgefischt und an die Brust seines Freundes gedrückt. „Ich dachte du kennst mich besser!“, zischte Andrews Vater wütend und verwies Leores zur Tür. „Du findest sicher alleine raus.“
 

Maximilian blieb noch einmal an der Tür stehen, die Hand auf der Klinke, begann er: „Ich komme gerade auf dich, weil du Erfahrung auf diesem Gebiet hast. Ich glaube nicht, dass du es warst, aber es beunruhigt mich, dass selbst du einmal nicht weiter weißt, Ashford.“ Dann schloss der rothaarige Zauberer die Tür hinter sich.
 

Ashford starrte noch eine Zeit auf die Zeitung, die Maximilian nicht mitgenommen hatte. Er hatte vieles verschwiegen, denn ihm war diese Magie bekannt, sehr sogar. Sie ähnelte jener, die seine Familie seit Jahrhunderten nutzte, nur fragte er sich, wie ein Außenstehender jemals Zugang zu dieser Form von Macht erhalten hatte, denn Ashford traute es keinem aus seiner Sippe zu.
 

Weder seinem Vater Ormand, seinem Opa Viperides, noch dessen Vater Wyette Natrix, der zwar für seine 106 Jahre noch ziemlich agil war, aber die Ruhe liebte und immer wieder auf dem Standpunkt plädierte: „Für die gefährlichen, halsbrecherischen Sachen ist die Jugend da, die noch genug Flausen im Kopf hat, dass sie sich auf soetwas einlässt. Ich auf meine alten Tage will mit meiner Frau die Zeit verbringen, die uns geblieben ist.“ Die älteren noch Lebenden hielten es ähnlich.
 

Die Generation nach ihm, Andrew und Genoveva, die hatten noch ihre gesamte Zukunft vor sich, genauso wie Magnus und Jonquil, die Kinder seiner Schwester, die mit Ignatius Duprix den ewigen Bund geschlossen hatte. Wer würde da so dumm sein, das aufs Spiel zu setzen? Jonquil mit ihren vierzehn Jahren hatte andere Dinge im Kopf, abgesehen davon, dass sie nicht die Kraft besaß und viel zu weichherzig in ihrem Wesen war. Magnus hatte schlichtweg den falschen Nachnamen, denn seltsamerweise wurde diese alte Magie nur den Männern namens Belvertyford vererbt. Und Andrew… Ashford hatte schon immer gefunden, dass seinem Sohn für dieses Leben die nötige Härte fehlte. Außerdem hatte sein Sohn so manche gute Freunde unter Muggel und Muggelstämmigen gefunden, wie Ashford selbst, wie könnte ausgerechnet sein Sohn da soetwas anrichten? Es war lächerlich!
 

Und dennoch, dieser Artikel beunruhigte ihn. Langsam trat er, nach zwei weiteren Stunden Arbeit, schließlich ins Wohnzimmer, da noch Licht brannte, zu seiner Frau, die noch ein Buch las. „Du schläfst noch nicht?“, kam es seltsam kalt von dem schwarzhaarigen Zauberer und er trat an die Hexe heran.

Morna blickte auf, löste ihren feinen Haarknoten und ihr braunes Haar fiel in Locken. Sie lächelte, ehe sie das Buch weglegte. „Irgendwie konnte ich nicht schlafen…“
 

Ashford erwiederte das schöne Lächeln und reichte ihr die Hand, zog die Hexe schließlich auf die Beine. „Komm mit“, bat er sie leise, und küsste zärtlich ihren Hals. Ihre Finger fuhren zu seinen breiten Schultern, weiter zu seinem Rücken. Mornas Lippen suchten seine, und als sie sich trafen, hob Ashford seine Frau hoch und trug sie ein Stockwerk höher in ihr Schlafzimmer. Momente wie diese waren rar. Denn Ashford entkam selten diesem Trott, in welchem er gefangen war, immer und immer wieder holte ihn die Realität mit diesen Morden ein, für die er sich auf seltsame Weise verantwortlich fühlte, ohne dazu beigetragen zu haben.
 


 

*
 


 

Es schlug elf Uhr abends, als draußen die Schneeflocken vom Himmel fielen. Ein Blick aus dem Doppelfenster mit den weißen Vorhängen und dem grau-schwarzem Blumenmuster genügte, um zu sehen, dass Sydney nach wie vor hell erstrahlte. Überall waren diese Lichter zu sehen, die noch brannten.

Die junge Wealsey stand bei der Küchenzeile, die Hände hinter ihrem Rücken. „Und ich darf dir wirklich nicht helfen?“, wollte Rose lächelnd wissen, als sie über Daves Schulter blickte, ihn beobachtete, wie er an den Geburtstagstorten für Hugo bastelte.
 

Der Zauberer schüttelte nur den Kopf und scheuchte die Hexe mit einer winkenden Handbewegung aus der Küche. Dieser Raum war schon immer sein Revier gewesen, denn Dave buk für sein Leben gerne – kochen war da wieder weniger interessant.

„Vergiss es, dieses Vorhaben ist sinnlos“, erklärte Melissa lächelnd, die sich über die Dekoration hergemacht hatte und beim Esstisch mit der Glasplatte und den schwarzen Eisenbeinen saß. „Aber mir kannst du gerne zur Hand gehen.“
 

Rose setzte sich zu ihr und blickte die große Gläserfront hinaus, die eine komplette Wand darstellte und auf eine Dachterasse führte. Die Weasley griff nach der Schere, denn hier wäre es sinnlos gewesen, mit dem Zauberstab herumzuwerken, immerhin hatte sich Dave dafür entschieden in einer Muggelwohnung zu leben und da zaubern hier nur in der magischen Welt erlaubt war, - unter anderem um Nichtmagier zu schützen -, würde sie sowieso nur Schwierigkeiten bekommen, sollte sie dieses Gesetz missachten. Rose selbst war es nur Recht.
 

Und dann bekam jemand anderes ihre Aufmerksamkeit. Andrew schritt nervös auf und ab mit einem Diktiergerät in der Hand, ignorierte er den Stapel an Unterlagen, den er sich mitgenommen hatte. „Und deswegen bin ich hier her gekommen? Deswegen habt ihr mich von der Arbeit weggezerrt? Um euch beim… beim…“ Er warf die Hände in die Luft, ließ sie aber gleich wieder sinken. „Bei Belvery, seht euch an!“, raunte er schlechtgelaunt und ließ sich in den weißen Ohrensessel sinken. Es war nicht so, dass er nichts von dieser Überraschungsparty hielt, nein, er hatte die Lokalität organisiert. Sein einziges Problem: In absehbarer Zeit würde er in dem Berg an Papierkram ersticken, weil er sich so viel aufgehalst hatte, dass er nicht mehr alles schaffte, was er sich vorgenommen hatte.
 

„Aber natürlich, du alter Miesepeter! Aber, wenn es dich beruhigt, von mir aus hättest du auch bleiben können, wo die Alraune wächst!“, donnerte Kathryn durch den Raum, die gerade in die Wohnung trat und ein paar Tüten trug.
 

„Sehr beruhigend…“, murmelte der Schwarzhaarige sehr monoton – um ja nichts Giftiges zu spucken, denn mit Kathryn vertrug er sich nicht wirklich, nur so lange, wie es dauerte, bis sie etwas sagte - und wandte sich an Rose. „Und du hast wirklich alle Einladungen geschrieben?“ Die Weasley nickte, als sie zum Dekorationsmaterial griff. Die Letzten waren heute in der Früh nach englischer Zeit verschickt worden, denn die Hexe hatte beschlossen, auch ein paar weitere Hexen und Zauberer aus Hogwarts einzuladen, die Hugo sicher gerne dabei gehabt hätte. Der Schwarzhaarige strich sich mit beiden Händen über das Gesicht und flüsterte schließlich ein paar Worte ins Diktiergerät.
 

„Jetzt macht euch nicht ins Hemd, das wird schon werden“, beschwichtigte Dave, der mit dem teigbeschmierten Löffel wedelte, mit dem Rücken zur Küchenzeile, und sowie er sich wieder der werdenden Torte zuwandte, stieß er einen Schrei aus, - sprang mit seinem Löffel in der Hand unter den Glastisch. Der Teig in der Rührschale explodierte und klebte an den Wänden und Küchenutensilien - und das nur weil ein nicht völlig geschlossener Zaubertrank von einem Regal weiter oben hinein gefallen war.
 

Melissa und Rose, die beide diese klebrige Masse in den Haaren hatten, begannen schallend zu lachen, während Kathryn in Daves Schlafzimmer gesprungen war und ängstlich den Kopf heraus streckte. Nur Andrew blickte ungläubig auf das Geschehen, ehe er genervt mit den Augen rollte. „Ist es wirklich notwendig, in einem Muggelhaushalt Zaubertränke aufzubewahren?“, folgte es etwas gehässig, als selbst Dave in seiner weiß-violetten Schürze am Boden liegend in schallendes Gelächter ausbrach. Das würde nie etwas werden…
 

„Hast du eine Ahnung wie mühselig es ist, sich von Muggelärzten behandeln zu lassen? Das dauert ewig!“, lachte Dave nach einer Weile, als sich der Blonde einmal soweit gefasst hatte, dass er wieder fähig war, vom Tisch hervorzurobben.
 

„Ja! Und genau das ist der Grund, warum ich nicht auf die hirnverbrannte Idee gekommen bin, mir einen Muggelhaushalt anzuschaffen!“, giftete Andrew energisch und klopfte sich mit dem Zeigefinger auf die eigene Brust. Solche Aktionen raubten ihm den letzten Nerv, besonders wenn er schlafbedürftig war.
 

„Du, Dave, was ich dich schon immer fragen wollte…“, murmelte Kathy, die noch immer in Daves Schlafzimmer stand und sich noch nicht aus dem Zimmer traute. „Wieso hast du eigentlich deine Wohnung in schwarz-weiß eingerichtet? Mal von dem violetten Muster in den Kissen abgesehen?“
 

Die dunkelhaarige Hexe namens Melissa half Dave auf die Beine, verschwieg, dass das bisschen Farbe in der Wohnung auf ihr Konto ging, natürlich nur, weil Rose sie dazu angestiftet hatte. „Weil Grün, Rot und Blau nicht meine Hausfarben sind, ich Gelb dummerweise nicht mehr sehen kann, und na ja… Orange, Rosa und Türkis…. Reden wir nicht weiter….“, murmelte der Achtzehnjährige und schlich wieder in die Küche, griff eifrig zum Lappen um das Chaos zu beheben und nochmal von vorne anfangen zu können.
 

„Und warum in Merlins Namen Violett?“, hakte die Blondhaarige nochmal aufbrausend nach, da erschienen Matthews und Beth im Kamin.

Anstatt Dave, antwortete Melissa endlich selbstbewusst: „Weil ich gut bin!“

Kathryn schnaubte ungehalten. Natürlich akzeptierte sie Melissa an Daves Seite, musste sie, denn sonst würde sie Dave verlieren, wenn sie die ganze Zeit über sie herziehen würde, nur würden die beiden wohl nie richtige Freunde werden.

„Endlich, zwei Vernünftige!“, murmelte Andrew laut genug, dass ihn Rose finster anblickte.
 

Beth lachte und zog ihre Haare aus dem Mantel und stellte ein paar Papiertüten auf den Wohnzimmertisch. Matthews schmunzelte, legte seinen Mantel über Andrews Lehne und blickte sich um. Er fragte sich, ob sie irgendetwas vergessen hatten… Und sei es eine noch so kleine Nichtigkeit… „Hugo wird Augen machen, wenn er die Überraschungsparty sieht, die wir für ihn organisieren“, murmelte Elizabeth und drückte zuerst Rose und dann Melissa an sich, die gut gelaunt und scherzhaft drohte: „Wehe wenn nicht!“
 

Dann rauchte es wieder im Kamin, husten war zu hören. So ziemlich alle Blicke waren auf die Feuerstätte gerichtet, denn es wurde niemand mehr erwartet. „Andrea?“, kam es unglaubwürdig von Matthews, als er den Zauberer erkannte.

„Merlin, Andrew, du bist echt schwieriger zu finden, als einem lieb ist! Ich war in sieben Häusern und kein Elf wusste, wo du steckst!“, beschwerte sich der zwanzigjährige Zauberer und wedelte mit der Hand den Rauch davon, bevor er sich den Ruß abklopfte.
 

„Was ist denn los?“, folgte es verständnislos vom Schwarzhaarigen, der alarmiert aufstand. „Wir müssen mal unter vier Augen reden“, keuchte Giabotti, und zog den Zauberer in Daves Schlafzimmer. „Ich darf doch?“, blieb eine nichtbeantwortete Frage, als der Braunhaarige die Tür hinter sich schloss, nachdem er Kathryn rausgeschickt hatte, doch Dave würde es wenig stören, denn Andrea gehörte zu seinen guten Freunden.
 

„Was haben die da drin zu munkeln?“, regte sich Kathryn auf, die das Ganze unverschämt fand. Dann bekam sie von Dave einen Löffel warme Schokolade in den Mund geschoben, der meinte, sie solle sich beruhigen, denn Andrea, schneite nur dann unangemeldet ins Haus, wenn es – wirklich großen - Ärger gab.
 


 

Andrews Augen funkelten böse, als er Giabotti betrachtete. „Was in Merlins Namen ist hier los?“, zischte er, der in dem schmalen Gang zwischen Tür und Bett stand, während sich Andrea mit geschlossenen Augen gegen die Tür lehnte.
 

„Es sind mehr als erwartet, Andrew…“, waren die ersten, leisen Worte Andreas, bevor er heftig schluckte. Sein Gesicht wurde allmählich bleich, und als er dem jungen Zauberer vor ihm in die grüngrauen Augen blickte, murmelte er: „Sie sind verdammt gefährlich, also halte dich aus der ganzen Sache raus!“ Ein Keuchen war zu hören und in den Pupillen mit der blaugrauen Iris spiegelte sich Angst. Nicht verstehend neigte sein gegenüber den Kopf. „Sie… Sie hätten Jemma und Bernice etwas getan… Andrew, hör auf nach diesen Verbrechern zu suchen. Die wenigen Hinweise, die sie hinterlassen, stürzen dich nur ins Verderben, wenn nicht gar in den Tod!“ Betretenes Schweigen zog sich über die beiden wie der nasse Film auf der Haut, wenn es regnete. „Es ist egal, wer oder was sie sind, Andrew!“, folgte es atemlos von Andrea, der seine Hände immer noch gegen die Tür presste, um nur irgendwie Halt zu finden.
 

„Ist es nicht! Diese Sache ist vieles, - vor allem grausam -, aber sicher nicht egal, Andrea! Ich dachte, ich kenne dich besser!“, war das leise, erboste Zischen, das der junge Belvertyford von sich hören ließ.

„Sie sind zu stark….“, murmelte der Italiener hilflos, suchte nach einer Regung, irgendeiner, damit er wusste, dass Andrew es einsah, doch dieser ballte nur seine Hände zu Fäusten und ging einen Schritt auf seinen Freund zu.
 

„Du willst mir aber nicht damit sagen, dass du weißt, wer sie sind, mit wem wir es hier zu tun haben? Was willst du tun? Den Kopf einziehen und zusehen? Giabotti, ich habe mir mehr von dir erwartet!“ Enttäuschung und Wut war eine gefährliche Mischung, das wussten beide, denn sie machte blind.
 

Andrea atmete tief durch, ehe er erneut ansetzte: „Versprich mir, dich nicht mehr darum zu kümmern, Andrew. Versuch in deinem Leben glücklich zu werden. Sei frei und ungezwungen. Das ist das Einzige, das ich dir als Freund raten kann. Das ist das, was ich mir für dich wünsche.“

Der Zwanzigjährie lächelte schmal, strich sich durchs Haar, dann wandte er sich zur Tür.

„Gibst du einfach so auf?“, kam es ungehalten vom Neunzehnjährigen, der offensichtlich noch immer nicht verstand.
 

„Davon war nie die Rede, ich versuche nur die zu schützen, die mir wichtig sind, Andrew.“ Andrew packte Andrea bei der Schulter und verlangte nach einer Erklärung. „Ihre Macht ist enorm, ihr Wille ungebrochen…“ Andrea schloss für einen Moment die Augen, und fragte sich, wie er es erklären sollte. Schließlich hatte er nur einen Verdacht, dass die Zauberer Vielsafttrank verwendeten, damit keiner das wahre Gesicht erkannte. Wie sollte er Andrew glaubhaft machen, dass er gleich zweimal besucht worden war? Sollte er etwa erwähnen, dass die Angst an ihm nagte, nur weil all seine Zauberkraft beim zweiten Besuch gänzlich versagt hatte? Kein nonverbaler Spruch hatte geholfen, rein gar nichts. „Du hältst dich da raus. Du lässt die Finger von den Morden, den Opfern, den wenigen Spuren. Andrew ich bitte dich!“, flehte er schließlich verzweifelt.
 

„Du beugst dich doch nicht etwa dieser unbekannten Macht, Andrea? Ich glaube dir nämlich nicht!“, zischte Andrew ungehalten. Es war seltsam, denn Giabotti hatte er immer vertraut, seit er ihn kannte.

„Andrew, ich bitte dich nochmal, hör auf, dich damit zu beschäftigen. Ich komm da nicht mehr raus, dafür stecke ich schon viel zu tief in dieser Scheiße…“

„Willst du das etwa alleine durchziehen?“, kam es vom Schwarzhaarigen energisch.
 

„In diesem Fall, sind wir alle Einzelkämpfer, Andrew. Wie soll man jemandem vertrauen, wenn man nicht weiß, wer diese Welt bedroht?“ Dann zog Giabotti die Tür auf und trat in die Wohnküche mit integriertem Esszimmer. Der Schwarzhaarige folgte ihm langsam, mit diesem leeren Ausdruck im Gesicht – er hatte immer gedacht, dass zumindets sie sich vertrauen konnten. „Ciao!“, gab Giabotti kurz angebunden von sich und eilte zum Kamin.
 

„Du willst doch nicht etwa wirklich schon gehen! Du kommst doch auch, oder?“, bremste ihn Rose und zog ihn in eine Umarmung, weil sie sich so freute, dass sie Andrea wieder sah. Sie mochte diesen Zauberer sehr.
 

„Ach Rosie, ich habe keine Ahnung, ob ich es schaffe, im Moment ist es etwas kompliziert…“ Der Braunhaarige hatte den linken Arm um sie gelegt, den mit den Bandagen. Seine Stimme wirkte traurig, eine Seltenheit, denn Andrea Giabotti war ansonsten energiegeladen und in seinem Tatendrang nicht zu bremsen, mit seiner stetig guten Laune, doch dieses Mal zierte ein geqäultes Lächeln seine Züge.
 

„Nicht gut drauf?“, fragte Dave überrascht und zog eine Augenbraue in die Stirn.

„Viel zu tun…“, redete sich Andrea raus, in der Hoffnung nicht viele Antworten geben zu müssen, und verschwand schließlich mit einem „bis dann!“ im Kamin.
 

Es war seltsam, wenn die Ahnung zum Greifen nah schien, und dennoch im Dunkeln tappend nicht das bisschen Licht gefunden werden konnte, das so dringend benötigt wurde um klar zu sehen…
 


 


 

»Sobald du dich mit den momentanen Gegebenheiten des Lebens abfindest, wird in Stunden wie diesen deine längere Existenz fragwürdig und sinnlos.«
 

»As soon as you accept the instantaneous facts of life, is, in hours, like these, your further existence debatable and meaningless.«



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Lionness
2012-10-25T14:52:34+00:00 25.10.2012 16:52

Mhmm, also ich fand es leider wieder sehr verwirrend. Diesmal kamen ja auch noch Ortswechsel, Zeitwechsel und so viele fremde Charas vor. Es ist wirklich Pech das die immer alle zusammen abhängen, so kann man sie nicht Schritt weise mit dem Leser vertraut machen. Zu Satzbau, Grammatik und Wortwahl kann ich absolut nichts schlechtes sagen, das war wie immer sehr gut aber wie gesagt, das mit deinen Charakteren ist schon echte Arbeit.

liebe Grüße Lio

ps. Ich hoffe du nimmst mir den Kommie nicht übel.^^
Von:  Lionness
2012-09-27T10:23:56+00:00 27.09.2012 12:23
Heeey,

also erstmal, ich freu mich wieder von dir zu lesen. Und wie du siehst, du hast mich nicht verloren.

Nun zur Story. Manchmal tut es gut eine neue Aufmachung und vielleicht sogar ne komplett Überholung vorzunehmen wenn es sich fest fährt. *grins*
Das Kapitel war ja mal ordentlich lang und ich muss sagen, wegen der Wartezeit war das zum Reinkommen echt perfekt. Du hast die Leute diesmal wirklich gut auseinander gepflückt und auch wenn ich noch immer länst nicht alles verstehe, ist es diesmal schon wesentlich besser.

Du hast die privaten Neuigkeiten und auch die politischen Hintergründe sehr schön in die Handlungern einfließen lassen, das machte es mir diesmal leichter dir zu folgen. Außerdem konnte man wieder einiges über deine neuen Charas kernen. Ich mag zum Beispiel Andrew irgendwie, weiß auch nicht wieso. Eigentlich mag er ja ein wenig schwierig wirken aber vielleicht ist es ja genau das. Diese Ecken und Kanten.

Es gab nur eine Sache die mich wieder rauswarf aber das liegt diesmal wohl eher an mir, ich hoffe das du mir aber vielleicht trotzdem auf die Sprünge hilfst. Neben Andrew war ja noch ein Junge da, der mit dieser Kathryn was hat. Dave, David? Also und dann kamen die Eltern, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Mutter namens Lynette und dann der Vater? Hieß der nicht Dave? Alsoo du siehst, ich glaube weil die ähnlich klingen bin ich wieder durcheinander kommen.

Magst du mir das nochmal erklären bitte? Jedenfalls hat es spaß gemacht und ich freue mich schon auf mehr.

liebe Grüße Lio
Von: abgemeldet
2012-01-11T11:00:05+00:00 11.01.2012 12:00
Hallöchen :)
Was für ein Prolog.
Ich muss ja zugeben diesen D finde ich schon ziemlich Strange und ich bin gespannt was er geplant hat.
Mad scheint ein ziemlich netter Kerl zu sein der immer wieder versucht D auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.
Die Hexe ohne Namen hrhr bisher kann ich eigentlich kaum was zu ihr sagen, aber sie wirkt auf mich sehr Sympatisch, wenn ich ehrlich sein soll.

Ich finde dein Schreibstilhier besonders schön.
Es hat sich alles schön lesen lassen, so flüssig. Wie KP, Butter die am Schmilzen ist.

Ich bin gespannt, wie das nächste Kapitel ist
HDL
Dreamcatcher :D
Von: abgemeldet
2011-10-04T09:30:05+00:00 04.10.2011 11:30
Das Kapitel hat mir nbis jetz am besten gefallen, um ehrlich zu sein. Acuh, wenn es eher so ein nebenher ding war, oder? Immerhin waren die beiden vorher noch nicht´ da, oder? XD
Aber die FF ist gut, freu mich wirklich auf mehr.

LG, SChneestern.
Von: abgemeldet
2011-09-11T14:42:18+00:00 11.09.2011 16:42
Hi Süße! ♥

Als erstes DANKESCHÖN für deine lieben Sätze in der Beschreibung - das ist echt süß von dir! ♥
Hab mich tierisch darüber gefreut! >/////<

Als nächstes zum Kapitel!
Eigentlich hab ich dir ja schon so gut wie alles dazu gesagt - vor allem die Sache mit Bethany und Jonathan. Werden die beiden in Rückblicken bla, bla, denn noch ein Thema sein? Werden ihre Namen noch einmal fallen?

Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel (immerhin weiß ich schon so halbwegs, was drin vorkommt! xD) und wünsche dir noch frohes Schaffen! Ich glaube an dich! ;D Und wenn du nochmal Hilfe brauchst --- du weißt, wo du mich "findest"! ♥♥♥

Allerliebste Grüße,
deine Heaven~.
Von:  Lionness
2011-09-10T10:45:08+00:00 10.09.2011 12:45
Okay,
eine Frage vor Weg. Musste ich Jonathan und Bethany kennen?
Hach für mich ist das mit vielen Namen immer verdammt schwer, also sorry dafür.

Aber inhaltlich, war es absolut spannend, -abgesehen von meinem Orientierungsproblem- vorallem die Gedanken des Fremden gefielen mir. Die Wortwahl war sehr schön von dir gewählt und am Ende hatte ich Mitleid mit Jonathan. Es ist so tragisch, wenn man bedenkt das an diesem Abend, die EINE Ausnahme war. *seufz*

Es hat mir Spaß gemacht es zu lesen.

liebe Grüße Lionness
Von: abgemeldet
2011-08-16T10:27:43+00:00 16.08.2011 12:27
Hallo~! ♥

So, das erste von mir gebetate Kapitel. Hach, bin ich stolz! xDDD Aber ich finde, wir machen das ganz gut zusammen, oder? xD

Das Kapitel fand ich sehr schön, ich mochte die Vorstellung einer Familienfeier sehr, auch wnen sie natürlich i-wann über die FAMILIE hinauswuchs! xD

Die vielen Namen waren für mich kein Problem, weil es ja schön abgetrennt war (vielleicht aber auch, weil ich mcih als Beta-Leser intensiver mit beschäftige, als du, Lionness!^^ Ich weiß es nicht.)

Ich freue mich auf das nächste Kapitel und hoffe, ich helfe dir, JO; ich gebe mir wirklich Mühe, jeglichen Fehler auszumerzen ........ Ich fühle mich, wie ein UNgeziefer-Bekämpfer! xDDDD

Allerliebste Grüße,
deine Heaven~. ♥♥♥
Von: abgemeldet
2011-08-16T10:17:38+00:00 16.08.2011 12:17
Hui, ich böse!

Hab doch glatt vergessen zu kommentieren! xD Deswegen hab ich mich auch ein bisschen gewundert, dass du mich in der ENs gefragt hast, wie ich es fand! xD Wenn ich kommentiere, halte ich meine Meinung ja nicht unbedingt hinterm Berg...

Aber nun zum Kapitel:
Ich fand es sehr schön, wie du (wieder einmal) die einzelnen Elemente zusammengesetzt hast und den Stil fand ich auch echt schön, auch wenn ich deinen vorigen ein bisschen lieber mag, glaube ich - sowie auch im nächsten Kapitel.

Ich fand es einerseits echt der Hammer, wie Dominique sich entwickelt hat, aber andererseits war es nur menschlich - hab ich dir ja schonmal gesagt. Ich denke einfach, es gibt immer einen, der durchdreht.
Auch seltsam war, dass cih das Gefühl hatte, Rose würde sich immer weiter abschotten in Frankreich, auch wenn ihre Argumente schon einleuchtend waren - denn NOCH EIN Abschied wäre ihr nach den Weihnachtsferien wohl noch schwerer gefallen. Dennoch ging sie i-wie sehr auf Abstand, fand ich.

Dagegen fand ich Hugos Brief wirklich Zucker, als er Rose geschrieben hat und ich finde, bei ihm merkt man durchgehend seine Bruderliebe zu ihr; er ist sehr nett ihr gegenüber, wie ich finde.^^

So, ich denke, ich hab soweit alles gesagt, bis auf: DOMINIQUE, DU ÄTZKUH!~ ♥♥♥

Allerliebste Grüße,
deine Heaven~.
Von:  Lionness
2011-08-15T23:33:18+00:00 16.08.2011 01:33
Okay,
eigentlich wollte ich diesmal früher ins Bett,
Uhrzeit zeigt wie gut es gelungen ist. xD

Die Kapitel Länge war spitze, sehr schön um nach der doch etwas längeren Wartezeit wieder hineinzufinden. Was nebenbei erwähnt mir lieber ist als wenn wöchentlich miserable Kaps kommen. Immer noch erinnere ich mich sehr gut an deine Story und vor allem an deine Charaktergestaltungen. Wieder mal war ich hingerissen. Die Eltern bringst du im Übrigen auch sehr schön zur Geltung.

Es ist spät, ich Gähne und meine Augen brennen, deshalb diesmal kürzer aber ich gelobe zum Nächsten Besserung.

Einen kleinen Kritikunkt hätte ich noch und ich hoffe sehr das du es mir nicht übel nimmst, oder gar persönlich. Es ist lediglich konstruktiv und im Grunde nichtmal was Welt bewegndes.

Okay,... obwohl ich schon jetzt auch einige deiner OC´s mag, muss ich diesmal ein wenig kritisieren. In diesem Kapitel war das Treffen bei der Feier irgendwann so unübersichtlich mit den vielen Fremden, dass es einfacher gewesen wäre wenn eine Person (Rose, Harry usw. irgendwer eigentlich) die Neuankömmlinge vorgestellt hätte. Irgendwann war man so von der Flut an Namen und Gesichter überlastet, dass ich nicht mehr genau sagen kann wer da war, wer wer war und wie die Alle zusammenhängen.

Und dass ist in diesem besonderen Fall noch viel schader als woanders, denn deine Eigencharaktere haben durch die Indiviualität, welche du ihnen verleihst, echt gute Chancen von den Lesern ins Herz geschlossen zu werden.

Bitte tue mir den Gefallen und ließ dir das Kap nochmal objektiv durch und versuche ohne dein Vorwissen, nur deine dargebotenen Infos zu erfassen. Am Ende wirst du selbst am Besten entscheiden können ob ich einfach zu schusselig war, oder doch tatsächlich ein wenig die Personensklarheit gefehlt hat.

Beides wäre in meinem momentanen Zustand möglich. xD

Ich liebe deine Geschichte, ich mag so viele deiner Charaktere und ich freue mich weiterhin aufs nächste Kap.

bye deine Lionness



Von: abgemeldet
2011-08-04T13:56:22+00:00 04.08.2011 15:56
Hallo JO~! ♥♥♥

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber das Kapitel war ja wirklich erste inmal eine Lese-Herausforderung! xD Nicht falsch verstehen, es war klasse, aber halt einfach sehr lang.

Anfangs habe ich mich etwas schwer getan, in diese neue Umgebung hinein zu tauchen - anscheinend eine neue Schule mit anderen Häusern, irgendwo auf der Welt, wo der Rassismus gegen Muggel und Halbblüter noch stärker ist, als in England.

Als ich dann Gale, Randey und Gales Bruder kennen gelernt habe, war ich skepitsch (allein weil du schon Ridlle angesprochen hast), wo das alles hinführen sollte; Gales Bruder ist mir immer noch sehr~ suspekt - was aber wahrscheinlich beabsichtigt war, oder? xD

Gale und Randeys Liebesbeziehung, die auf eine dumme Wette basiert, fand ich wirklich herzerwärmend - auch wenn ich mir nie sicher war, ob er das alles Ernst meint. Aber für eine harmlose Wette hat er sich meiner Meinung nach viel zu viel Mühe gegeben - mit Gale selbst und mit seinen Gesprächen des Jungen...

Aber was ist dann mit dem Ende? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Randey nach seinem Besuch bei Gales Familie kalte Füße bekommen hat. Sie hat zwar einen anderen geheiratet, aber scheint nicht glücklich darüber zu sein. Aber dass sie so verbittert ist und Randey dann doch nciht geheiratet hat, kann doch nciht an dieser längst verhährten Wette liegen, oder? Hat er sie doch nciht geliebt?

Ein wahrscheinlich zu hochgegriffener Verdacht von mir wäre, dass vielleicht ihr Vater etwas damit zutun hat - das er irgendetwas mit Randey gemacht hat; allein, weil er nicht zulassen konnte, dass seine Tochter einen Muggelstämmigen heiratet. Mord und Totschlag? xD
Sorry, darüber musste ich jetzt spekulieren - Randey ist mir nämlich i-wie zu sehr ans Herz gewachsen, als dass ich glaube, dass das SEIN Spiel ist.
(Wenn ich total falsch liege mit allem und zu doof bin, um Offentsichtliches zu begreifen, hast du jedoch die offizielle Erlaubnis, mich zu schlagen! xDDD)

Was mir zwischendurch aufgefallen ist, ist dass der Name der Familie Belvertyford sich sehr stark nach dem Haus anhört, in das Gale und ihr Bruder gegangen sind - könnte das auch etwas mit Erbschaft zutun haben?
Und, keine Ahnung, ob ich mich da vertu, aber kann es sein, dass du den Jahreszeitenzyklus verändert hast? *am Kopf kratz* Dass der Sommer da im November, Dezember, Januar ist und der Winter im Juni, Juli, August? oO

So, ich denke, das war's, was mir alles ins Auge gestochen ist - ich werde heute noch das letzte Kapitel lesen und dann werd ich mich mal ans betan machen.
Hoffe, du bist dann nicht allzu geschockt, weil ich immer sehr genau bin ... Du darfst das nur nciht persönlich nehmen!!! oO

Allerliebste Grüße,
deine Heaven~. ♥


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