Zum Inhalt der Seite

Carya

Eine Fanfiction zu Darkover
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Du bist allein

Du bist allein. Ganz gleich, wie viele Freunde, Verwandte du um dich scharst, wie sehr du jemanden an deinem Leben Teil haben lässt, wie sehr du liebst... am Ende bist du doch immer und unwiderruflich allein.

Ich wusste das und es hat mich nie sonderlich gekümmert. In manchen Momenten jedoch... gefangen in den eigenen Gedanken, da spürte ich die Einsamkeit mit eisigen Klauen nach meinem Herzen greifen. Es waren diese Momente, die ich wach neben meiner Geliebten lag, ihren ruhigen Schlaf beobachtete, ihr mit der linken Hand vorsichtig das Haar aus dem Gesicht strich, das so friedlich wirkte. Es waren diese Momente, in denen sich ein wehmütiges Lächeln auf meine Lippen schlich.

Sie mochte um meine Liebe zu ihr wissen, nie aber würde sie erfahren, wie schmerzlich tief sie wirklich ging.

Es war auch einer dieser Momente, als ich mich aus dem Bett ans Fenster zurückzog, um über die Stadt hinaus zu blicken, die kühl, doch so hell erleuchtet vor mir lag, dass das Licht des Mondes noch mehr verblasste.
 

Liana wurde durch die plötzlich fehlende Wärme an ihrer Seite wach. Ich konnte hören, wie sie sich aus der Decke kämpfte, ihre bloßen Füße auf dem nackten Boden in meine Richtung tapsten. Ich wandte mich erst um, als ihre Hand meine Schulter berührte.

„Damien?“, murmelte sie meinen Namen. Sie sah so verschlafen aus, wie sie mich anblinzelte, ihre schlanke Gestalt nur verhüllt durch ein blaues, durchscheinendes Nachthemd – ein Anblick, der für gewöhnlich mein Begehren nach ihr weckte, doch stärker noch meine Liebe zu ihr aufflammen ließ. Ein Grinsen konnte ich mir nicht ganz verkneifen.

Ich nahm ihre Hand in die meine und drückte meine Lippen auf ihre Finger.

„Was ist, Damien?“, wiederholte sie ihre unausgesprochene Frage, doch ich schüttelte nur den Kopf und zog sie in meine Arme.

„Nichts, Liebes...“, hauchte ich in ihr Haar und sehnte mich doch im gleichen Augenblick nach mehr als bloß ihre Wärme zu spüren, ihren Körper an dem meinen. Wir waren eins, seit Jahren, und trotz dieses Wissens waren wir im Inneren ebenso allein wie all die anderen Menschen, ob sie nun gemeinsames Glück kannten, wie wir es taten, oder nicht, haderten mit Gefühlen, die auszusprechen schwer fiel. Auch wir würden alleine sterben...
 

Mein Blick wanderte erneut aus dem Fenster. Es wurde doch nur dadurch bestärkt, dass Terra uns nichts zu bieten hatte, das unsere Träume ansprach. Aufgewachsen in dieser Kultur widerte uns doch die Mentalität unseres eigenen Volkes an. Auf der einen Seite so aufgeschlossen, auf der anderen so kühl, so unpersönlich, dass das Wohl des Einzelnen in Vergessenheit geriet.

„Liana...“ , begann ich, leckte mir über die Lippen, ehe ich aussprach, was wir schon so lange ersehnten. „Liana... lass uns gehen. Irgendwohin, wo uns niemand kennt...“

Sie sah zu mir auf, ihr Blick jetzt wach, die blauen Augen scheinbar erfüllt von lebendigen Funken, erfüllt von der Sehnsucht, die ich fühlte. „Irgendwohin, weit weg von Technik und Bürokratie...“, ergänzte sie leise. Dorthin, wo wir noch träumen konnten...

Ich drückte sie an mich. Auf eine gewisse Weise waren unsere Gedanken stets im Einklang, stets auf der gleichen Ebene. Und doch... manchmal schien selbst das nicht genug.

Spring!

Egal wie viele Sternenkarten wir durchsuchten, egal, welche Computer wir befragten, ganz gleich, von wie vielen Planeten, wie vielen neuen Leben wir träumten, bei genaueren Nachforschungen stellte sich doch immer wieder heraus, wie verletzlich unsere Träume waren.

„Auf diesem Planeten wurden im letzten Jahr die Gesetze des terranischen Imperiums durchgesetzt“, sagte Liana einige Stunden später und blickte von dem hellen Bildschirm auf. Ihre Augen suchten müde meinen Blick und ich hob eine Hand, die sie ergriff. Wieder einmal hatte sich das Imperium einen Planeten einverleibt, an seine Gesetze, seine Moralvorstellungen angepasst... wieder einmal verschmolz eine eigenständige Kultur mit dem, was ihnen von den Sternenreisenden aufgedrängt wurde. Sicher, es mochte von ihnen selbst ausgegangen sein. Wer widerstand schon der Verlockung unserer Technologie, den Möglichkeiten, die sie bot? Für uns bedeutete es eine weitere zerstörte Möglichkeit, bloß ein weiterer Irrtum... keine Freiheit.
 

Mit einem innerlichen Seufzen betitelte ich mich selbst als einen hoffnungslosen Idealisten, als Romantiker, als Träumer. Wie tief konnte man sich in Träumen und Hoffnungen verlieren? Weg von hier, bloß weg...

„Wir müssen es wagen, Damien. Wann sonst, wenn nicht jetzt?“ Sie klang beinahe verzweifelt.. doch sie hatte Recht.

Ich spürte noch immer ihre Finger zwischen den meinen... kühl, wo sie so lange vor dem Computer gesessen hatte. Wir waren nicht frei von der Furcht, das Gewohnte aufzugeben. Die Technik ging mit Bequemlichkeit einher, machte vieles einfacher. Dennoch... Lange genug hatten wir gewartet, gesucht... es war Zeit, den Sprung zu wagen.
 

Nach dem Zufallsprinzip wählten wir einen Planeten, der abseits lag, am Rande des erkundeten Universums, der noch dazu noch nicht eingegliedert war, obgleich es dort zwei Raumhafen gab. Doch was interessierte uns, wie weit die Terraner dort Fuß gefasst hatten? Je weniger, desto besser. Es war der Planet, der uns interessierte.

„Cottman IV“, murmelte Liana. „Geschlossener Planet der Klasse D...“ Wir tauschten einen Blick. „Von den Einheimischen Darkover genannt. Kaltes Klima, feudale Kultur ohne Technik.“ Die Konturen ihres Gesichtes wurden scharf gezeichnet durch das Flimmern des Bildschirms vor ihr. Ich las angenehme Überraschung darin, erneut aufkeimende Hoffnung.

„Ein geschlossener Planet?“ Sie nickte, während sie die spärlichen Informationen durchging. „Kaum Handel mit dem terranischen Imperium... arm an Metallen – das mag der Grund für die fehlende Technik sein. Einstmals besiedelt durch eines der verlorenen Schiffe.“

Nachdenklich fuhr ich mir durch das kurze Haar. Man mochte an Zufall glauben, oder nicht... dies hier erschien mir jedoch zu gut, um wahr zu sein. Es gab nur noch wenige Planeten der Klasse D, wo der Kontakt derer, die im Raumhafen weilten, mit den Einheimischen verboten war, sah man einmal von Raumhafenbars ab. Sie hatten ein Handelsabkommen, das den Bau eines Raumhafens erlaubte, darüber hinaus jedoch kaum etwas.

Im gleichen Augenblick schalt ich mich für meine Zweifel. Noch vor einer Minute war ich bereit, das Leben auf Terra zurückzulassen, nur um auf ein besseres, einfacheres zu hoffen.

Liana wandte sich zu mir um. Ich sah das Funkeln in ihren Augen, erkannte, dass ihr Ähnliches durch den Kopf ging. Doch ich sah auch ihre Entschlossenheit.

„Lass es uns versuchen, Damien“, hauchte sie und drückte meine Hand.

Vielleicht war es das, was den Ausschlag gab. Meine eigene Sehnsucht konnte ich ignorieren, wenn es sein musste... doch ihre zu sehen, als Bestätigung meiner eigenen, ertrug ich nicht.

Ich hob ihre Hand an meine Lippen, drückte einen Kuss darauf. „Wenn du es wirklich wagen willst... versuchen wir es.“
 

Die Förmlichkeiten waren schnell erledigt. Gleich am nächsten Tag kümmerte ich mich darum, dass wir versetzt wurden. Man hätte sagen können, wir hatten vorgesorgt... Beide hatten wir bereits auf anderen Planeten Dienst getan, Erfahrung gesammelt, ehe wir nach Terra zurückgekehrt waren, um zu heiraten. Ich war erneut angenehm überrascht, als mir gesagt wurde, dass sich für eine Arbeit auf Cottman IV nur selten Freiwillige meldeten. Und so konnte ich bald mit der Nachricht nach Hause zurück kehren, dass man uns dort Posten in der Technischen – mein Fachbereich – und der Anthropologie gegeben hatte.

Liana hatte unterdessen an Informationen über Cottman IV gesammelt, was aufzutreiben war. Viel war es nicht. Doch sie hatte einige Sprachbänder, mit denen wir Cahuenga lernen konnten, eine einstmals vom englischen und gälischen abgeleitete Sprache, die ihr sehr viel leichter von den Lippen ging als mir, wo sie doch einige der älteren Sprachen studiert hatte.
 

Nur wenige Tage blieben bis zu unserer Abreise. Wir wanderten durch die Stadt, als wollten wir uns noch einmal von unserem Heimatplanet verabschieden, und konnten es doch kaum abwarten, die hohen, steril anmutenden Hochhäuser, die um uns herum eilenden Menschen, hinter uns zurück zu lassen. In der Nacht saßen wir am Fenster und beobachteten den Mond, silbrig bleich, den wir – vielleicht – nie wieder sehen würden.

Erstaunlich, wie eng Euphorie auf das Neue und die Furcht von Zweifeln miteinander verschlungen sein konnten.

Schließlich hielten wir uns aufgeregt an den Händen, als seien wir ein frisch verliebtes Paar, während wir auf das Raumschiff zu gingen, das uns von hier weg bringen würde. Ich fühlte Lianas Blick auf mir, den aufmunternden Druck ihrer warmen Hand.

Wie lange hatten wir darauf gewartet, diesen Ort zu verlassen? Gleichzeitig fragte ich mich: wer würde unser Handeln verstehen? Man hörte doch immer wieder von jenen, die „über die Brücke gingen“ oder auf andere Planeten zogen, wo das Leben einfacher und zugleich schwieriger war, wo die Technik nicht alle Probleme löste und die Gesetze nicht jedes Übel eindämmten. Auch einige der verlorenen Schiffe waren aus dem Grund aufgebrochen, dass sie hofften, irgendwo eine eigene Kultur aufzubauen, die anders war, als die, aus der sie kamen. Wir mochten bald erfahren, ob es ihnen auf Cottman IV – Darkover berichtigte ich mich kurz darauf – gelungen war.
 

Ich warf nur einen kurzen Blick über die Schulter zurück, ehe wir das Raumschiff betraten, ebenso wie Liana.

Lebe wohl, Terra...

Mehr als das Auge sieht

Der erste Eindruck war Enttäuschung, gepaart mit dem Gefühl, dass da doch mehr war, als wir sahen. Denn was wir sahen, war ein Raumhafen wie es ihn auf jedem anderen Planeten gab, ein wenig größer vielleicht, da dieser hier einen wichtigen Knotenpunkt für Sternenreisen darstellte, doch ansonsten vollkommen identisch. Es war Nacht, der Himmel von kleineren Wolken bedeckt, die einen Großteils des fremden Sternenhimmels über uns verdeckten, von den vier Monden, die der Planet haben sollte, war kein einziger zu sehen. Die Kälte traf uns mit unerwarateter Härte.

Mildes Klima, wurde uns gesagt, und Liana, die die Jacke um ihren schlanken Körper enger zog, hob erstaunt die Brauen.
 

Wir sahen keinen einzigen Einheimischen, als wir unseren Weg zu dem uns zugewiesenen Quartier suchten, und das Gebäude, das wir betraten, unterschied sich in nichts von dem, das wir auf Terra bewohnt hatten – selbst das Licht war dem unserer eigenen Sonne nachempfunden.

Dennoch spürten wir beide, dass dies nicht unsere Heimat war, vielleicht auch nur, weil wir es wussten. Wir lagen aneinandergekuschelt in dem Bett unserer Unterkunft, während ich Liana mit den Fingern durch das kastanienbraune Haar fuhr, und wir berieten, wie wir weiter vorgehen wollten.

Uns beiden war klar, dass ein Aufnehmen unserer Arbeit, derentwegen wir hierher versetzt worden waren – womöglich war es der einzige Weg gewesen, überhaupt auf eine geschlossene Welt reisen zu können – bloß eine Weiterführung des verhassten Lebens, wenn auch in anderer Umgebung, darstellte.
 

Ich argumentierte mit kühler Vernunft, dass es Zeit brauchen würde, uns für unser geplantes Ausreißen – denn nichts anderes war es – vorzubereiten. Liana dagegen wäre am liebsten ihrem Herz gefolgt und mitten in der Nacht hinaus in die Händlerstadt geeilt, weiter noch, bis hinein in die Welt der Einheimischen, wo kaum ein Terraner je gewesen war. Sie musste jedoch zugeben, dass ich Recht hatte.

„Ich wünschte nur, wir könnten mehr von Darkover sehen, als den Teil, den das terranische Imperium für sich beansprucht.“ Ihr Blick ging in die Ferne, und ich ahnte, dass sie über das nachdachte, was wir über den Planeten wussten. Ihr Vorteil jedoch war, dass sie in der anthropologischen Abteilung schnell einiges aufschnappen würde. Mich führte meine Arbeit nur wieder hinein in die Innereien der grauen Maschinen, die den Ablauf von so vielem hier regelten. Im Grunde, und das wusste auch Liana, teilte ich ihren Wunsch, so schnell wie möglich die Fesseln des terranischen Imperiums zurückzulassen.

„Aber... wir haben so lange gewartet...“ Sie begegnete meinem Blick, das Funkeln darin verleitete mich zu einem Lächeln. „... da machen ein paar Tage mehr oder weniger nicht viel aus.“
 

Aus den Tagen wurden Wochen.

Wir hatten es uns mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, in einer der Raumhafenbars zu Abend zu essen, die in der Handelsstadt lagen, eine derer, wo das Raumhafenpersonal und die Einheimischen aufeinander trafen. Der Vorteil daran war, dass wir eine anständige Mahlzeit bestellen konnten, nicht das synthetische Zeug, das man überall in der terranischen Zone bekam, und einen, wenn auch kleinen, Einblick in die Kultur Darkovers erhielten.

Liana stellte sich bei der Beschaffung von Informationen äußerst geschickt an, auch konnte sie sich beinahe ohne Stocken mit dem Besitzer jener Kneipe unterhalten, der sie zwar zu Anfang wegen der terranischen Kleidung, die sie unter ihrem Mantel trug, mit einem seltsamen Blick bedachte, sich jedoch als sympathischer Mann herausstellte.

Er meinte einmal – ich konnte seinen Worten nur mit Mühe folgen, wenn er kein Terra-Standard sprach, sodass Liana es mir übersetzte – dass sein Haus nicht unbedingt der geeignetste Ort für ein verheiratetes Paar sei. Ich war geneigt, dem zuzustimmen.. einige der darkovanischen Frauen schmiegten sich an eine Weise an die Kunden, die eindeutige Schlüsse auf ihr vorhaben zuließ, doch musste er auch zugeben, dass es in der ganzen Handelsstadt nicht anders aussah. Es war aus dem Eingeborenenviertel heraus entstanden... ein Ort, wo sich die ersten Darkovaner angesiedelt hatten, die für das terranische Imperium Dienst taten. Es lockte nicht nur die Tavernen an, die gegründet wurden, auch Bordelle gehörten dazu. Noch etwas, das auf jedem Planeten gleich war.
 

Liana erzählte mir bei unseren Abenden dort stets, was sie neues herausgefunden hatte, und schon bald erfuhr ich einiges über die Bräuche Darkovers, das nicht in den Archiven der Computer zu finden gewesen waren. Nun, zumindest so viel, wie ein Terraner hier von der einheimischen Kultur erfahren konnte.

„Es gibt so viele Rätsel, so viele Geheimnisse“, schwärmte Liana eines Abends. Ich trank einen Schluck von dem kaffeeähnlichen Getränk, das man Jaco nannte, und genoss den angenehm bitteren Geschmack. Mein Blick ruhte auf ihr. Sie war schön, obgleich sie, seit wir hier waren, ihre Haare nur noch selten offen trug. Statt dessen steckte sie sie zu einem Knoten im Nacken zusammen, ein Brauch den sie einhalten sollte, hatte sie erklärt, denn eine erwachsene Frau, die ihr Haar offen trug – oder gar ihren Nacken entblößte – galt schnell als Dirne.

„Selbst über die Regierung weiß man kaum etwas, abgesehen davon, dass sie sich Comyn nennen und Danvan Hastur ihr derzeitiges Oberhaupt darstellt. Oder war es bloß ein Vertreter?“ Ihr Redefluss war kaum zu stoppen. Ich lächelte darüber, schwieg jedoch geduldig, während sie fortfuhr. Mein Blick wanderte währenddessen durch den Raum und blieb hier und dort an einem der Einheimischen hängen. Ausnahmslos alle von ihnen trugen ein Schwert an der Hüfte, ein Umstand, den ich seit dem ersten Tag hier faszinierend fand. Liana hatte auf eine Frage diesbezüglich irgendetwas über einen heiligen Vertrag erzählt, den es hier wohl dem Gesetz nach gab, ein Abkommen, das den Gebrauch von Fernwaffen verbot. Ich hatte ihr nicht ganz folgen können, doch ich war gerne bereit, mich nach ihm zu richten und auf alles zu verzichten, das an das terranische Imperium erinnerte.

Liana runzelte die Stirn. „In einigen der Aufzeichnungen im HQ werden Türme erwähnt... aber ich konnte nicht herausfinden, was das für Türme sein sollen.“ Ich sah zurück zu ihr. „Es ist mir ein Rätsel, wie du überhaupt an all diese Informationen kommst, wo doch mindestens die Hälfte davon nirgends verzeichnet ist“, erwiderte ich und sie lachte. „Nunja, man bekommt einiges mit, wenn man einfach nur zuhört.“

Schweigen senkte sich über uns, als unsere Bestellung gebracht wurde, und wir widmeten uns einige Zeit dem Essen.
 

Nachdem man unseren Tisch wieder abgeräumt und uns mit neuen Getränken versorgt hatte, ließ sich Rakhal, der Besitzer der Taverne bei uns nieder, wie er es des Öfteren tat, obgleich ich mich oft fragte, weshalb. Er war ein gütiger Mann in den mittleren Jahren, das dunkle Haar bereits ergraut, das Gesicht von Furchen durchzogen, die ihn älter erscheinen ließen, als er es tatsächlich war. Wir wechselten einige Worte, doch zumeist war es Liana, die redete, die fragte.

Nur ein einziges Mal erkundigte ich in holprigem Cahuenga, ob er uns nicht einen Ort empfehlen konnte, wenn wir Interesse daran hatten, darkovanische Kleidung oder ein Schwert zu kaufen. Er zögerte einen Augenblick, lange genug, als dass ich mich fragte, ob ich irgendein Wort mit falscher Bedeutung in den Mund genommen hatte, doch schließlich überraschte er uns beide mit seiner Antwort.

„Kleidung bekommt ihr genug hier in der Handelsstadt, wenn auch viel davon viel zu teuer verkauft wird. Was das Schwert angeht... sobald Ihr anständig ausseht, bin ich bereit, Euch zu einem Schmied zu führen, der faire Preise hat.“ Er bestätigte die Vermutung, dass es sich dabei um einen Schmied in der Altstadt Thendaras handelte, jener Teil, der Terranern im Normalfall verboten war. Er zuckte nur mit den Schultern. „Wer soll wissen, dass Ihr Terraner seid? In darkovanischer Kleidung seht Ihr aus wie wir, und so lange Ihr den Mund nicht aufmacht, wird keiner erfahren, dass Ihr etwas anderes seid.“

Liana und ich tauschten einen langen Blick. Ich hatte Zweifel bei so viel Freundlichkeit, doch sie bedeutete mir, dass dies hier eine Chance war, die wir nicht verstreichen lassen sollten. Insgeheim gab ich ihr Recht.

„Weshalb tut Ihr das für uns?“, wandte sie sich wieder an Rakhal.

Er grinste, noch während er sich erhob. „Meine Mutter vermutete immer, ich hätte ein wenig von dem Laran der Comyn in mir, vielleicht ist es auch bloß ein Gefühl. Aber was immer es ist, es sagt mir, dass Euch ein kleiner, inoffizieller Ausflug nach Thendara nicht schaden wird.“

Damit ließ er uns an unserem Tisch zurück. Ich sah ihm hinterher, unsicher, was ich darüber denken sollte, und hörte Liana murmeln: „Was ist Laran? Das Wort habe ich noch nie gehört.“

Wir sollten misstrauisch sein, vor allem vorsichtig auf einem Planeten, den wir noch kaum kannten, das wusste ich. Und doch war unsere Entscheidung in diesem Augenblick längst gefallen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Caellon
2010-05-29T21:42:38+00:00 29.05.2010 23:42
Fewfewfewfewfewfew. Fewfew. Fewfewfew.

(<- Auszug aus den Gedanken des Lesers, während er sich nach lesen der Lektüre verträumt auf dem Boden herumrollte)


Zurück