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Liebe und Schmerz unter Engeln - Hazus Geschichte

Schwarz und Weiß
von

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The Beginning

In einer Welt, die bevölkert war von Engeln gab es auch Gut und Böse, genau wie in der Menschenwelt. Denn die Engel wurden in Gut und Böse unterteilt. Gut waren die, die Weiße Schwingen hatten und schlecht alle anderen, allen voran die Schwarzflügler. Der Herrscher über diese Welt war Ganso, außerdem seine Frau Tarachi und deren drei Kinder Soku, Hiko und Rei. Alle waren mit weißen Flügeln geboren und galten somit als reine Wesen. Ganso hatte jedoch noch einen Bruder, Zoku. Dieser war mit pechschwarzen Schwingen zur Welt gekommen und hatte dann auch noch versucht, seine Mutter zu töten. Somit wurde er verbannt und seither alle seiner Sippe mit schwarzen Flügeln gebrandmarkt. Die Engel mit schwarzen Flügeln galten unter der restlichen Bevölkerung als schlecht und wurden auch so behandelt. Viele sahen in ihnen nicht mehr als Vieh oder Sklaven und das bekamen diese dann auch zu spüren.
 

In einem Dorf außerhalb der Stadt in der Ganso residierte kam es, dass ein kleiner Junge in einer armen Bauernfamilie geboren wurde. Seine Eltern, seine Mutter Hanami und sein Vater Riko freuten sich auf das Kind, denn es war ihr erstes gemeinsames.

Der kleine Engel wurde mit hellbraunen Haaren und großen ockerfarbenden Kulleraugen geboren.

Nach den Strapazen der Geburt hielt Hanami ihren Sohn das erste Mal in den Armen.
 

„Hazu sollst du heißen, mein Kleiner.“, sagte sie zu ihm mit einem mütterlichen Lächeln auf den Lippen. Doch als sie den Kleinen drehte, verfinsterte sich ihre Miene rasant. Vorsichtig strich sie über die kleinen Flügel, fast noch gar nicht zu sehen und doch da. „Riko…“, flüsterte sie leise und wollte, das ihr Mann ans Kindbett kam.
 

Riko war ein kräftiger Mann, immer arbeitsam und auf den Feldern unterwegs, was man ihm auch ansah. Mit weit fassenden Schritten durchmaß er den Raum und setzte sich auf die Bettkante.

„Was ist denn? Geht es dem Kleinen nicht gut?“, fragte er etwas nervös, denn er sah den schockierten Ausdruck in ihren Augen. „Nun sag doch…“

Doch Hanami brachte kein Wort über die Lippen und drehte den Säugling nur mit dem Rücken zu Riko damit dieser die Flügel begutachten konnte. Der Mann musste zwei mal hinsehen bis er begriff, was seine Frau von ihm wollte. Dann schlug er dich die Hand vor den Mund.
 

„Oh nein...“, waren seine einzigen Worte.

„Sie sind… anders…“, meinte Hanami nur stockend.
 

Was sie damit meinten war, dass die Flügel des kleinen Hazu nicht die typisch schneeweiße Farbe hatten, die man von einem neugeborenen Engel erwartete. Seine Flügel waren dunkler, nicht schwarz aber fast gräulich.
 

„Mach… dir keine Sorgen, Liebste. Vielleicht… geht das wieder weg…“, meinte Riko leise, ohne jedoch wirklich Hoffnung in seine Worte zu legen.

Seine Frau seufzte nur. So hatte sie sich ihr erstes Kind nicht vorgestellt.
 

Hazu wuchs behütet auf. Fast schon zu behütet konnte man sagen, denn seine Eltern versuchten alles erdenkliche, um ihn möglichst wenig im Dorf zu zeigen. Sie hatten unvorstellbare Angst, dass man sie wegen dem Kind von der Dorfgemeinschaft ausstoßen könnte. Nach drei Jahren wurde Hanami wieder schwanger und brachte ein gesundes Mädchen mit schneeweißen Flügeln zur Welt.

Eines Abends dann setzten sich Riko und Hanami zusammen, Hazu spielte im Nebenzimmer.
 

„Riko…“, fing sie leise an. „Wir müssen etwas tun… seine Flügel werden immer dunkler. Wir können ihn nicht ewig verstecken…“ Sie war ziemlich verzweifelt und die letzten Jahre in diesem Versteckspiel zu leben hatten ihr viel von ihrer einstigen Schönheit geraubt.
 

Das sah auch ihr Mann. Es quälte ihn zu sehen, was aus seiner Frau geworden war. Er hoffte, dass mit der Geburt ihrer Tochter alles besser werden würde, doch er hatte sich getäuscht. Dadurch, das die Kleine Ramune mit weißen Flügeln zur Welt gekommen war, hatte Hanami Hazu regelrecht links liegen gelassen, sich nur noch um das Mädchen gekümmert und angefangen, den Jungen zu hassen.

„Wir müssen… ihn loswerden…“, meinte er dann leise, denn er wollte nicht, dass die Götter das hörten. Wovon er sprach war eine Sündentat.

Hanami sah erschrocken auf.

„Du kannst doch nicht…“
 

„Nein, ich dachte daran ihn… auszusetzen. Vielleicht nimmt sich jemand seiner an… jemand, der ihn mehr liebt, als wir es im Moment können.“ Er streichelte ihr sanft über die Wange. „Meinst du nicht, das könnte das Beste sein?“
 

Hanami musste lange darüber nachdenken. Den gleichen Abend war sie noch zu keiner Entscheidung fähig und betrachtete den mittlerweile 4 Jahre alten Hazu lange beim Schlafen. Immer wieder strich sie ihm durch das Haar. Auch wenn ihr der Junge verhasst war, es war immer noch ihr Kind, das sie einmal geliebt hatte.
 

Am nächsten Tag gab sie ihre Einwilligung zum Vorhaben ihres Mannes und sie gingen zusammen mit Hazu in die Stadt. Riko meinte, dass es hier kaum auffallen würde, wenn sie mit Kind kamen und ohne wieder gingen. Der kleine Hazu freute sich, denn endlich durfte er mal wieder an die frische Luft. Er war noch nie außerhalb des Dorfes gewesen und löcherte seine Eltern mit Fragen, wo sie hingingen und was sie unternehmen würden.

Seinen Eltern machte er ihre Entscheidung dadurch noch viel schwerer. Irgendwann lies Riko seine Frau zurück, denn sie mochte das nicht mit ansehen. Er ging mit Hazu in eine kleine Seitenstraße, wo man ihn nicht gleich finden würde.
 

„So kleiner Mann. Mama und ich wollen ein Geschenk für dich zum Geburtstag kaufen. Wartest du hier so lange, bis wir dich wieder abholen? Du willst doch wohl noch nicht vorher sehen, was du bekommst, oder?“ Riko fiel das Gespräch außerordentlich schwer und als er dann auch noch Hazus Miene sah, die sich bei seinem Worten immer weiter aufhellte, wurde ihm so schwer ums Herz, sodass er seinen Sohn noch ein letztes Mal umarmte. „Und nicht weglaufen, ja?“, rief Riko noch und verschwand dann hinter der nächsten Hausecke.
 

„Ok, Papa!“, rief Hazu aufgeregt und setzte sich auf eine Stufe, die zu einem Hauseingang führte.

Riko kehrte ohne ihren Sohn wieder zurück zu seiner wartenden Frau.

„Lass uns gehen.“, sagte er nur knapp und die beiden verließen die Stadt wieder.
 

Hazu wartete und wartete. Er war der Meinung, dass seine Eltern schon ganz schön lange für den Einkauf brauchten, und doch wartete er weiter. Es wurde dunkel und um ihn herum gingen in den Häusern die Lichter an. Nach einer Weile fing er an zu frieren, denn es war Winter im Land. Langsam stand er auf und ging zum Ende der Seitenstraße um auf die große Straße zu blicken. Es waren noch viele Engel unterwegs, die meisten wohl auf dem Nachhauseweg, andere in eine Kneipe um den Feierabend mit einem Bier zu begießen. Dem Kleinen wurde unwohl. Er machte sich Sorgen um seine Eltern, hatte Angst, dass ihnen etwas zugestoßen sein könnte und fing nach einer Weile an zu weinen. Die Engel auf den Straßen schenkten ihm jedoch kaum Beachtung. Ab und an blieb mal eine Frau stehen um nach ihm zu sehen, aber nach ein paar Blicken drehten sie sich angewidert weg und gingen fort. Hazu verstand nicht, warum ihm niemand half. Es wurde immer später und hätte er nicht so eine Angst gehabt, dann wäre er wohl schon müde gewesen. Er traute sich aber auch nicht aus der Gasse hinaus, schließlich hatte sein Vater gesagt, dass er hier auf ihn warten sollte. Als der Mond schon hoch am Himmel stand, suchte er sich instinktiv zwischen Müllbergen und Hauseingängen einen Ort, wo es wärmer war. Er fand eine Kiste, groß genug für ihn, um darin bequem zu schlafen. Zeitungpapier ersetzte seine Decke. Immer noch weinte der Kleine bitterlich, denn er verstand nicht, warum er nun allein hier war – ohne seine Eltern, ohne zu Hause und ohne Abendessen. Sein kleiner Körper wurde von deinem Schluchzen durchgeschüttelt, doch wärme ihn dies auch. Als es nur noch ein paar Stunden bis zum Morgen zu sein schienen, schlief er endlich ein.
 

Gepolter und Geschrei weckten Hazu am nächsten Morgen. Seine Knochen waren steif gefroren und sofort fing er wieder erbärmlich an zu zittern.

„Mama?“, rief er leise. Er erfasste seine Situation nicht richtig, so schlaftrunken wie er noch war. Nach ein paar Minuten ohne Antwort auf weiteres Rufen des Kleinen und immer lauter werdenden Geräuschen öffnete Hazu die kleinen Augen und sah, dass er immer noch in der kleinen Kiste lag. Es stank fürchterlich, denn die Wintersonne hatte die Abfälle um ihn herum so weit erwärmt, dass sie übel anfingen zu riechen. Angewidert stand er auf und sah sich um. Die Gasse sah immer noch so aus wie gestern Abend und Nacht. Langsam fiel ihm ein, warum er hier war und er merkte, dass seine Eltern immer noch nicht zurück gekommen waren um ihn abzuholen. Wieder fing er fürchterlich an zu weinen, doch wieder interessierte es niemanden auf der Straße, dass ein kleiner Engel dort saß und anscheinend niemanden mehr hatte.
 

Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, fing der Hunger an ihn zu quälen. Seit gestern Mittag hatte er nichts mehr gegessen. Also rappelte er sich auf und ging zum Ende der Gasse. Es waren noch nicht so viele Leute unterwegs, denn es war kein Markttag, so wie gestern. An den Straßenseiten waren Hauseingänge und da Hazu sich nicht besser zu helfen wusste, klopfte er an die nächste Tür und wollte um etwas zu essen beten.

Doch das war nicht so einfach, wie er es sich in seiner kindlichen Unwissenheit vorgestellt hatte, denn alle Engel, die ihm freundlich die Tür öffneten, wiesen ihm im nächsten Moment schon wieder mit einem finsteren Gesicht ab und schlugen die Tür zu. Am Ende der Straße angekommen klopfte er an die letzte Tür. Eine junge Frau kam heraus, ein kleines Kind, etwas älter als Hazu selbst an der Hand.
 

„Hallo kleiner Engel, was kann ich denn für dich tun?“, fragte sich freundlich. Ihr Sohn versteckte sich etwas hinter ihrem Bein. Er stand seitlich zu Hazu, sodass dieser seine schneeweißen kleinen Flügelchen sah. Er dachte an seine eigenen, die links und rechts hinter seinen Schultern hervorguckten und zog sie schnell etwas ein. Sie waren anders – seine eigenen Flügel. Anders als bei dem Kind, das ihm gegenüber stand. Dann erinnerte er sich wieder an die Frage der Frau.

„Ich habe Hunger…“, antwortete er ihr etwas verspätet und mit großen Augen. Unterstützend knurrte sein Magen auch noch dazu.
 

„Oh, du Armer…“, meinte sie ernsthaft besorgt und wendete ihm den Rücken zu. „Komm doch erst einmal rein. Hejo, nimmst du ihn mit in dein Zimmer und spielst mit ihm, bis ich mit dem Essen fertig bin?“, fragte sie ihren Sohn noch mit samtweicher Stimme.

Hejo brummte nur. „Komm mit.“, warf er Hazu entgegen und ging voraus.
 

Hazu selbst fühlte sich nicht ganz wohl in dem großen fremden Haus. Außerdem hatte er Angst, dass sein Vater böse wurde, weil er die Stelle verlassen hatte, an der er warten sollte. Trotzdem folge er dem kleinen Engel vor ihm. Dabei hatte er wieder einen Blick auf dessen Flügel. Die waren wirklich weiß. Er drehte seinen Kopf etwas und streckte den linken Flügel aus. Seiner war definitiv nicht weiß, sondern grau. Was das wohl zu bedeuten hatte? Aber diese Frage war aus seinen Gedanken gefegt, als er in das Zimmer von Hejo kam. Spielzeug soweit das Auge reichte. In dem Moment nach der Nacht auf der Straße und seinem Leben in Bescheidenheit bis jetzt kam ihm das hier wie das Paradies vor.
 

Hejo selbst saß schon auf dem weichen Teppichboden und spielte mit einem kleinen Holzschwert, welches er immer wieder gegen eines seiner Kuscheltiere stieß. Hazu sah begeistert zu, blickte sich dann aber nach einem eigenen Spielzeug um. Ihm fiel ein Plüschtier in die Augen. Es war ein Engel mit großen weißen Schwingen und einem goldenen Stab in der Hand.

„Wer ist das?“, fragte Hazu an Hejo gewandt. Dieser drehte sich widerwillig um.

„Ganso.“, antwortete er nur knapp. „Der, der uns vor euch beschützt!“

Hazu war erschrocken von Hejos Abneigung und auch von seinen Worten.

„Warum beschützt?“, fragte er nur verständnislos.

„Weil ihr schlecht seid. Ihr, mit euren schwarzen Flügeln.“ Hejo hielt jetzt das Schwert umklammert und richtete es nicht mehr auf das Stofftier, sondern wie zur Verteidigung erhoben gegen Hazu. Sie saßen nur wenige Meter auseinander.

„Aber ich hab doch gar keine schwarzen Flügel. Schau, meine sind nur grau!“, meinte er mit wieder etwas erhellter Miene, drehte Hejo den Rücken zu und deutete mit deiner kleinen Hand auf seine Flügelchen.
 

In dem Moment hörte man es nur klirren, denn Hejo Mutter war gerade ins Zimmer gekommen und hatte das Tablett mit den dampfenden Suppenschüsseln fallen lassen. Die starrte Hazu entgeistert an, als würde Zoku persönlich vor ihr sitzen. Eilig ging sie zu Hejo und nahm ihn auf den Arm um dann wieder zur Tür zu rennen.

„Verfluchte Brut!“, schrie sie Hazu noch entgegen und knallte beim Hinausgehen die Tür wieder zu. Dann schloss sie ab und Hazu damit ein. So schnell die konnte eilte sie auf die Straße und suchte nach einem Wächter.
 

Hazu saß derweil schockiert in dem Zimmer. Schon wieder war er den Tränen nahe, denn er konnte nicht verstehen, warum alle Engel eine solche Abneigung gegen ihn zu haben schienen. Er hatte ja schon erfahren, dass die Engel mit schwarzen Flügeln böse waren. Aber weder kannte er so jemanden, noch hatte er je einen gesehen, noch war er selbst einer. Wieder betrachtete er seine Flügel und kam doch nur wieder zu dem Entschluss, dass sie eindeutig nicht schwarz waren, sondern grau.

Er umklammerte seine Knie und setzte sich auf das weiche Bett. So wartete er, doch das Haus blieb ruhig, hinter der Tür schien sich nichts zu tun. Nach einer Weile übermannte ihn die Müdigkeit wieder und er legte sich zusammengerollt auf das Bett. Fast augenblicklich schlief er ein.
 

„Wach auf, du Missgeburt!“, schrie jemand nah an Hazus Ohr und zerrte ihn am Arm in eine aufrechte Position. Schlagartig war er wieder wach, öffnete die Augen und sah einem stämmigen Mann in die kleinen Glubschaugen. Er realisierte die Situation gar nicht so schnell, wie alles um ihn herum geschah. Der Mann packte ihn am Kragen seiner Jacke und hob ihn unsanft aus dem Bett. Als wäre er ein Ding schleifte er ihn hinter sich her. Aus den Augenwinkeln sah Hazu Hejo und seine Mutter in der Haustür stehen. Beide starrten ihn aus hasserfüllten Augen an.

„Macht mit ihm, was ihr wollt, aber sorgt dafür, dass er gefälligst keine unschuldigen Engel mehr belästigt!“, rief sie dem groben Mann noch hinterher. Dann fiel die Tür zu und Hazu konzentrierte sich wieder auf den Engel, anscheinend eine Stadtwache, die ihn hinter sich her zog.
 

„Was… hab ich denn getan?“ Er versuchte sich gar nicht erst zu wehren, denn gegen den erwachsenen Mann hatte er eh keine Chance. Stattdessen versuchte er mit dem Mann Schritt zu halten, damit dieser ihn nicht wie ein Stück Vieh hinter sich her ziehen musste.
 

„Was du getan hast…“, meinte der Mann verächtlich und spuckte angewidert auf die Straße. „Schwarzgeflügeltes Balg.“ Weiter schien er sich nicht um Hazu zu kümmern.

Hazu stellte auch keine weiteren Fragen, denn es schien im klüger, wenn er einfach die Klappe hielt. Der Mann wollte anscheinend eh nicht mit ihm reden, noch ihm etwas erklären.
 

Irgendwann blieb er stehen und Hazu stolperte fast. Sie befanden sich an der Stadtmauer, unweit von einem Eingang.

„Am besten ich schmeiß ihn einfach vor die Stadttore. Mir doch egal, was mit dem Zwerg passiert. Sollen ihn doch die Wölfe fressen.“, redete der Mann eher zu sich selbst, als zu irgendjemanden anders.

Hazu bekam jedoch alles mit und er wusste, dass er nicht alleine vor die Stadtmauern wollte. Dort waren nur riesige Wälder und vor Dunkelheit und dunklen Wäldern hatte er Angst.

Jetzt fing er doch an sich zu wehren und versuchte sich aus der Umklammerung der Wache zu befreien.
 

„Ich will nicht nach draußen!“, weinte er vor sich hin und zerrte an der kräftigen Hand des Mannes. „Ich hab Angst alleine.“
 

Der Engel beugte sich hinab und hob den Jungen jetzt ganz hoch. „Ich kann dir auch einfach deine hässlichen Flügel abreißen, oder dich gleich um die Ecke bringen. Ich bin noch viel zu gnädig zu einer Missgeburt wie du eine bist!“ Langsam führte er die Hand zum schmalen Hals des Jungen.
 

„Lass ihn runter!“, ertönte eine kalte Stimme hinter ihm.
 

Wie, als wenn er gegen eine unsichtbare Wand gestoßen wäre, hielt der Mann inne. Seine Augen wurden immer größer, denn er hatte die Stimme hinter sich sofort erkannt. Langsam, fast in wie in Zeitlupe senkte er die Hand. Dann drehte er sich um und sah dem Mann in die eiskalten Augen.
 

Hinter ihm stand Zoku. Leibhaftig wie er ihn noch nie gesehen hatte. Schon oft hatten Wachen von Begegnungen mit ihm berichtet, doch jetzt erst merkte der Mann, dass sie alle untertrieben waren.

Zoku war groß, allerdings nicht riesig. Seine schwarze Kleidung umschmeichelte seinen sehnigen Körper und trotz der recht kalten Temperaturen trug er nur ein kurzärmeliges Hemd. Seine langen schwarzen Haare waren elegant zur Seite gekämmt und seine eisblauen kalten Augen starrten den Mann unbarmherzig an. Er hätte ein ganz normaler attraktiver Engel sein könnten, wären da nicht die riesigen schwarzen Schwingen, die aus seinem Rücken traten und links und rechts der Schultern hervor hingen.
 

„Lass ihn los!“, wiederholte er sich, immer noch mit ruhiger Stimme.
 

Diesmal gehorchte der Mann aufs Wort und lies Hazu runter. Dieser wusste nicht so recht wie ihm geschah. Er sah zwischen den Männern hin und her, unfähig zu entscheiden, was er tun sollte. Also blieb er unschlüssig in der Mitte zwischen ihnen stehen. Der andere Mann, der mit den pechschwarzen Flügeln, sah in seinen Augen ziemlich gefährlich aus, doch er hatte ihn gerade gerettet, so wie er die Situation einschätzte.
 

„Komm her Kleiner.“, sprach ihn ebendieser Schwarzgeflügelte nun an. Seine Augen sahen allerdings nicht auf ihn runter, sondern fixierten immer noch die Wache. Diese stand ebenfalls unbeweglich da und starrte zurück. Vorsichtig bewegte er sich dann doch auf den schwarzen Engel zu. Er hatte Angst, furchtbare Angst, dass dieser auch gemein sein könnte, doch instinktiv spürte er, dass er bei ihm sicherer war, als in der Gesellschaft der Wache von eben.
 

„Gut so.“, meinte Zoku und legte die Hand auf die Schulter des Jungen. Er brach den Blickkontakt zu der Wache immer noch nicht ab, meinte jetzt jedoch wieder mit eiskalter Stimme: „Und du verschwinde!“
 

Als wäre es ein unwiderruflicher Befehl seines Vorgesetzten gewesen, nahm der Wächter die Beine in die Hand und lief in entgegengesetzter Richtung davon. Schon bald war er in die nächste Gasse eingebogen und somit aus Zokus und Hazus Blickfeld verschwunden. Noch einige Sekunden sahen die beiden dem Mann hinterher, dann wandte sich Zoku dem Kleinen zu.
 

„Wie ist dein Name, Kleiner?“ Seine Stimme klang immer noch tonlos, als wäre es eine Frage, die er stellen musste und nicht stellen wollte. Zoku hockte sich neben Hazu hin und sah ihn interessiert an. Wie ein Käufer, der seine neue Ware in Augenschein nehmen wollte.
 

Hazu behagte sie Situation gar nicht. Dennoch wich er dem Blick des Engels ihm gegenüber nicht aus, sondern starrte auch ihn an.

„Hazu!“, rief er dann fast schon heraus. Er hatte das Gefühl, dass der Mann gefährlich war. Sein Magen fing unter den abschätzigen Blicken seines Gegenübers an seltsam zu kribbeln.
 

„Hazu also. Für dein Alter scheinst du es schon faustdick hinter den Ohren zu haben. Sag, hast du Angst vor mir?“ Zoku lächelte den Kleinen an.
 

„Angst nicht.“, Hazu wendete nun doch den Blick ab und sah unsicher zu Boden. „Es ist nur… ein komisches Gefühl.“ Hazu wusste nicht, wie er das flaue Gefühl im Magen beschreiben sollte, also beließ er es dabei.
 

„Das ist normal, mach dir keine Sorgen. So ist das nun mal, wenn man seinem wahren Vater gegenüber steht. Hazu, weißt du, wer du bist?“
 

Hazu sah ihn verwirrt an. Er war erst 4 Jahre alt, woher sollte er wissen, wer er war. „Ich bin Hazu…“, antwortete er unsicher. Dann fiel ihm etwas ein und zwar die Flügel. „Ich bin… so wie du?“
 

Zoku lächelte wieder. Der Kleine war wirklich pfiffig. „Genau. Du bist so wie ich. Daher bist du bei mir sicher, und das willst du doch, oder? Sicher sein? Also, kommst du mit mir mit?“ Er streichelte Hazu in einer liebevollen, väterlichen Geste über den Kopf.
 

Hazu nickte nur. Was sollte er schon allein auf der Straße und seine Eltern waren weg. Schnell verscheuchte er die Gedanken an sie. Zoku sagte, er wäre sein Vater. Vielleicht hatte er Recht und Hazu gehörte einfach zu ihm. Er streckte sich etwas und beäugte die Flügel von Zoku. Sie waren pechschwarz wie die Nacht, viel dunkler als seine eigenen. Langsam hob er die Hand und wollte die Federn berühren, doch Zoku entzog ihm den Flügel.
 

„Weißt du, die Flügel eines Engels sind der wertvollste Besitz, den sie haben. Verlierst du deine Flügel, dann verlierst du deine Erinnerung. In jeder Feder ist eine Erinnerung verankert. Reißt man sie dir heraus, ist sie unwiderruflich verloren.“ Zoku sprach mit trauriger Stimme zu ihm, so als wäre ihm das eben Gesagte selbst schon passiert. „Unsere Flügel sind anders als die der hohen Engel. Als die der Herrscher. Kennst du Ganso, kleiner Hazu?“
 

Hazu nickte. „Der, der die Engel vor uns beschützt.“, wiederholte er die Worte von Hejo.
 

Zoku lächelte traurig, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein. Er ist der, der uns hasst, uns jagt und uns tötet. Er ist mein Bruder. Aber weißt du… Ich bin der, der uns vor ihm beschützt. Wir beide sind nicht die einzigen Engel mit dunklen Flügeln. Willst du die anderen kennen lernen?“

Hazu nickte nur und sah ihn mit großen Augen an. Er hatte nicht alles verstanden, was Zoku ihm gerade erzählt hatte, doch sein Misstrauen dem Engel gegenüber schwand langsam. Trotz seiner gefährlich aussehenden schwarzen Flügel war er so viel freundlicher als der Wächter eben, mit seinen weißen Flügeln.
 

„Dann komm mit und lerne deine wahre Familie kennen.“ Zoku nahm den kleinen Hazu auf den Arm uns löste sich in Luft auf. Als er sich wieder materialisierte, befanden Hazu und er sich im Untergrund. Diese Welt lag im inneren Ring der Stadt und war die Welt der Schwarzflügler. Hierhin verirrten sich nie die weißen Engel, denn für sie war es hier so gefährlich wie für die schwarzen Engel außerhalb des Untergrundes. Die Häuser hier waren alt und sahen mehr danach aus, als ob sie gleich einstürzen, als dass sie noch lange stehen würden. Die gut ausgebauten und prunkvollen Straßen der Oberwelt wichen hier nur halb gepflasterte Wege oder festgetretene Pfade aus Staub. Auch der Himmel schien sich hier verdunkelt zu haben.

Hazu bekam Angst. Er kuschelte sich etwas in die starken Arme von Zoku. Diese setzte ihn jedoch gleich ab auf die eigenen Beine und ging voraus in das einzige halbwegs stabil aussehende Haus.
 

„Komm mit Hazu. Ich will dir deine neue Familie vorstellen.“
 

Hazu sah den großen Mann neben sich unsicher an, fasste dann aber Mut und folgte ihm einfach in das Haus. Dort war es dunkel und kalt. Ein paar Kerzen erhellten den Gang, in dem sie sich befanden, ansonsten nahmen die Schatten alles Übrige ein. Er begann zu zittern. Vor Angst und auch vor Kälte, doch Zoku schien sich darum nicht zu kümmern.
 

„Ich hab Angst…“, machte sich Hazu mit fast piepsiger Stimme bemerkbar.
 

„Die solltest du lernen abzulegen. Du darfst keine Angst haben. Wenn du deinen Bruder kennen lernst, wirst du verstehen, was ich meine. Wir sind Ausgestoßene und werden verfolgt. Wenn wir unseren Gegnern mit Angst gegenübertreten, dann sind wir verloren.“
 

Hazu verstand schon wieder nicht, was Zoku ihm sagen wollte, außer, dass er anscheinend kein Angst mehr haben durfte. Er versuchte sich zusammen zu reißen und straffte seinen Körper ein wenig. Ein paar Schritte später bliebt Zoku vor ihm auch stehen und stieß eine Flügeltür auf. Sie führte in eine riesige Halle. Sie befanden sich unter der Erde, keine Fenster mit Tageslicht erhellten den Saal, nur die Kronleuchter spendeten Licht. Zoku ging eiligen Schritten durch den Raum zu einem kleinen Podest. Dort standen drei punkvolle Stühle. Ein großer in der Mitte und etwas kleiner links und rechts daneben. Hazu folge ihm eilig und erkannt bald, dass auf den Stühlen links und rechts Engel saßen und auch sie hatten pechschwarze Flügel.
 

„Jinan, Shisuta, kommt her.“, rief Zoku den beiden entgegen.

Jetzt erst konnte Hazu die beiden Engel richtig erkennen. Das Mädchen, Shisuta war so alt wie er selbst. Sie war klein und zierlich, hatte aber schon lange braune Haare und ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Der Junge neben ihr, Jinan, war älter. Er hatte schwarze Haare und eine schlanke Figur. Seine Augen guckten genauso eiskalt wie die seines Vaters. Sowieso sah er Zoku sehr ähnlich.
 

Hazu wurde plötzlich von Zoku herangezogen. „Das sind deine Geschwister, Hazu. Das Mädchen ist Shisuta und der Junge hier Jinan. Sie werden dir alles zeigen und immer für dich da sein, verstanden?“, meinte er scharf, auch in Richtung seiner beiden Kinder.

Alle drei nickten zustimmend, auch wenn Jinan Hazu dabei etwas mürrisch ansah. Hazu schluckte einen Kloß im Hals hinunter und ging auf die beiden zu.
 

„Ich bin Hazu…“, stellte er sich vor uns reichte Shisuta die Hand. Diese grinste ihn freundlich an, nahm die Hand und rief begeistert: „Ein neuer Bruder, ein neuer Bruder…“ und hüpfte dabei auf und ab. Jinan sah ich abschätzig von oben bis unten an und knurrte dann ein unfreundliches „Komm mit.“
 

Hazu sah Zoku noch einmal an, der zufrieden schien. Er nickte den Kindern zu und Jinan führte Hazu in die Gemächer hinter der Halle. Zoku war zufrieden mit sich. Wieder hatte er jemanden von ihrer Sorte entdeckt, der von Natur aus dunkle Flügel hatte. Die meisten Engel mit schwarzen Flügeln waren nicht seit ihrer Geburt so. Außer seinen eigenen Kindern gab es nur eine Handvoll Engel, die mit den dunklen Schwingen zur Welt gekommen waren. Allen anderen wurden die Flügel mit Magie schwarz gefärbt, wenn sie sich Zoku angeschlossen hatten. So waren sie als Aussätzige, als Sklaven gekennzeichnet – als Verräter. Zoku setzte sich seufzend auf seinen Thron. Seine Sippe war gebrandmarkt mit dem Zeichen der schwarzen Brut. Und nur, weil er, weil Zoku so zur Welt gekommen war. Dafür hasste er seinen Vater und jetzt seinen Bruder, der unverdienter Weise an der Macht war. Der Thron des Herrschers über die Welt der Engel stand ihm selbst zu, nicht Ganso, seinem dummen missratenen Bruder. Doch er war verstoßen worden und hatte keine Chance gehabt sich zu beweisen.
 

Zoku schüttelte den Kopf. Es half nichts. Er musste endlich mit der Vergangenheit abschließen und sich nach vorn konzentrieren. Nach vorn Richtung Thron. Er wollte Ganso stürzen, koste es, was es wolle. Und er würde es schaffen. Seine Armee wurde immer größer und eines Tages würde er mit ihnen zum Gegenschlag ausholen.

Flucht

Teil 2 – Flucht
 

Wild peitschend schlug der Wind gegen die Fenster. Der Regen hinterließ schmale Streifen aus Wasser auf dem Glas. Hazu wachte gerade auf und streckte sich in seinem Bett. Er hatte gut geschlafen. Gähnend stand er auf und ging ins Badezimmer. Sein Spiegelbild hatte sich verändert. Er hatte das Aussehen eines 16-Jährigen, doch eigentlich lebte er jetzt schon 100 Jahre in der Engelswelt. Und fast die ganze Zeit seines Lebens bei Zoku. Die Gedanken an seine leiblichen Eltern hatte er schon lange aus seinem Leben verbannt und er verbot sich auch nur eine Erinnerung an sie wach zu rufen. Zoku war jetzt seine Familie. Zoku, Jinan und Shisuta.
 

„Bist du wach?“, rief eine freundliche Mädchenstimme von außen. Shisuta war also auch schon wach und hatte keine Lust mehr den Morgen allein zu verbringen.
 

„Ja, ich bin wach, komm ruhig rein!“, rief Hazu ihr entgegen, während er sich sein Oberteil über den Kopf zog. Noch einmal sah er in den Spiegel, wuschelte durch seine Haare und ging dann zurück in sein Schlafzimmer. Shisuta war in der Zwischenzeit schon hereingekommen und hatte es sich auf seinem Bett bequem gemacht.
 

„Na, mal wieder früher wach als der Rest der Unterwelt?“, scherzte Hazu und setzte sich dann zu ihr. Darauf hin fing er gleich einen lieb gemeinten Knuff von ihr ein. Er ärgerte sie gern ein wenig, denn sie regte sich immer so schön darüber auf.
 

„Was soll das denn heißen? Nur weil Jinan immer bis in die Puppen schläft heißt das ja nicht, dass ich auch nicht vorher aufstehen darf.“
 

„Das meinte ich damit ja auch nicht, Dummerchen. Aber wo du grad von ihm sprichst, vielleicht sollten wir ihn wecken gehen.“ Hazu wusste, dass das nur Stress und Streit geben würde, trotzdem wollte er sich den Spaß nicht entgehen lassen. Auch Shisuta war wie immer begeistert von der Idee und schon waren sie zusammen auf den Weg Richtung Jinans Zimmer. Vor der Tür angekommen klopften sie gar nicht erst, sondern stürmten gleich ins Zimmer. Hazu blieb etwas zurück, denn er wusste schon, was jetzt kommen würde.
 

Shisuta sprang zu dem schlafenden Jinan auf das Bett und weckte ihn somit ziemlich unsanft.
 

„Hey, aufstehen du Schlafmütze!“, schrie sie ihm dann auch noch ins Ohr.

Jinan schreckte zusammen und stand augenblicklich fast senkrecht in seinem Bett. Sein Blick glitt erschrocken durch den Raum und als er merkte, dass Hazu und Shisuta sich nur wieder einen Scherz mit ihm erlaubt hatten, wanderte sein Blick wütend zu Hazu.
 

„Verdammt, was soll das schon wieder!“, schrie er ihn an und sprang aus dem Bett. Er packte Hazu am Kragen und schlug ihn gegen die Wand. Shisuta stieß einen erschrockenen Schrei aus und zuckte bei dem Geräusch des Aufpralls zusammen. Hazu nahm das Ganze recht gelassen. Er hatte schließlich gewusst, dass Jinan wieder ungehalten reagieren würde.
 

„Bleib mal ganz ruhig.“, versuchte er Jinan wieder auf den Boden der Tatsache zu bringen. „Ich hab dir nichts getan und Shisuta auch nicht. Nimm das nicht so ernst. Wir wollen dir nur was Gutes tun. Wenn wir dich nicht wecken würden, würdest du ja den ganzen Tag verschlafen.“ Hazu versuchte mit möglichst ruhiger Stimme zu reden um Jinan nicht noch wütender zu machen.
 

„Halt die Klappe. Halt einfach nur die Klappe, kleiner Bruder. Nur weil Vater dich wie einen streunenden Köter bei uns aufgenommen hat, musst du nicht denken, dass du dir alles erlauben kannst. Irgendwo hast auch du deine Grenzen und wenn Vater die dir nicht zeigt, dann tu ich es eben.“ Jinans Stimme war eiskalt, genau, wie die seines Vaters, wenn dieser wütend war. Dann schlug er zu. Völlig überrascht von der Aktion ging Hazu mit blutender Lippe zu Boden. Shisuta schrie auf und rannte aus dem Zimmer.
 

„Was soll das?!“, schrie nun auch Hazu den Älteren an. Mit so einer heftigen Reaktion hatte er nun nicht gerechnet. Normalerweise beließ es Jinan bei Beleidigungen und Flüchen. Dann kam er wieder runter, doch dieses Mal schien es ihm zu viel geworden zu sein.
 

„Was das soll? Ganz einfach, du scheinst den Ernst der Lage nicht zu begreifen. Du bist nur ein dummes kleines Waisenkind und Vater hatte Mitleid mit dir. Sonst wärst du nicht hier und würdest so ein Leben führen können. Du wärst irgendwo auf der Straße verreckt und niemand hätte sich auch nur einen Teufel um dich geschert.“
 

„Und was zum Henker hat das damit zu tun, dass Shisu und ich dich geweckt haben? Verdammt noch mal, das war nur ein Scherz. Was tickst du hier so aus?“ Hazu rappelte sich wieder hoch, doch sofort wurde er von Jinan wieder zu Boden gedrückt. Der saß auf seinem Bauch und schlug noch einmal auf der Gesicht des Jüngeren ein. Hazu versuchte eine Faust davon abzuhalten, dass sie erneut ihr Ziel traf, doch er war viel zu schwach gegenüber Jinan. Sein Bruder war zwar nicht kräftig gebaut, doch er war stark, hatte viel mehr Erfahrung im Kampf und war viel trainierter als er.
 

„Hör auf hier den Großen zu markieren, Vater mag dich genauso wenig wie ich. Bild dir nichts darauf ein, dass du hier bleiben darfst. Du bist nicht mein Bruder. Guck dir doch allein schon deine Flügel an. Was ist das. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Grau.“, stellte Jinan mit Abscheu in der Stimme fest. Hazu war geschockt. So hatte er seinen Bruder noch nie reden hören. Es traf ihn tief, was dieser gerade behauptet hatte. Mit ziemlichem Kraftaufwand schaffte Hazu es, Jinan von sich herunter zu drücken und eilte zur Tür. Doch dann besann er sich eines besseren und drehte sich noch mal um.
 

„Du lügst…“, sagte er nur mit gebrochener Stimme, denn er war den Tränen nahe. „Du lügst. Vater hasst mich nicht. Er liebt dich vielleicht mehr als mich, aber er hasst mich nicht.“ Hazu sah verzweifelt zu Jinan, der auf dem Boden saß. Doch der lachte nur.
 

„Da muss ich dich enttäuschen. Er hasst dich.“, sagte er mit einem gefrorenem Lächeln auf den Lippen. Das war zu viel für den Jüngeren der beiden Brüder. Hazu rannte aus dem Zimmer und steuerte sein eigenes an.
 

Jinan hatte ihm eben eine Tatsache an den Kopf geworfen, die nicht von der Hand zu weisen war. Er sah Zoku als seinen Vater an, doch Zoku hatte ihn von Anfang an nicht als Sohn gesehen. Er war für ihn nichts weiter als ein Teil seines Clans – ein Teil der Engel mit dunklen Schwingen. Er hatte das zwar nie so direkt gesagt, aber Hazu hatte es immer wieder gesehen. Als Jinan alt genug war Aufträge zu übernehmen, war Zoku jedes Mal stolz und hat ihn mit Lob überhäuft. Ein paar Jahre später war auch Hazu alt genug. Doch hatte er kaum Aufträge erhalten und wenn dann nur sehr einfache, leicht zu erfüllen. Dementsprechend mager war auch das Lob von Zoku ausgefallen. Aber nie hatte er Hazu gesagt, war Jinan mehr Aufträge bekam und auch schwierigere als Hazu. Bis zu dem Zeitpunkt hatte er gedacht, dass Jinan und er für Zoku gleichberechtigt waren, doch seit dieser Zeit war klar, dass er Hazu anscheinend weniger mochte. Hazu war es anscheinend nicht wert, die Aufträge zu übernehmen und im Namen der Schwarzgeflügelten zu agieren.

Doch bis jetzt war Hazu das nicht so wichtig gewesen. Er hat sein Schicksal so genommen und war einfach nur dankbar eine liebe Schwester zu haben und ein sicheres Zuhause. Doch Jinans Äußerung zerstörte alles. Er war sich sicher gewesen, dass Zoku ihn aufgenommen hatte, weil er ihn liebte. Wenn es auch jetzt nicht mehr so ist, so dachte er wenigstens, dass es damals so war. Doch wieder hatte er sich geirrt.
 

Als er in seinem Zimmer angekommen war, legte er sich erst einmal auf sein Bett und ließ die Tränen heraus, die er bis eben unterdrückt hatte. Sein Körper schüttelte sich vor Trauer. Es dauerte einige Minuten, bis seine Tränen versiegt waren und er anfing seine Sachen wahllos in eine Tasche zu werfen. Er wollte einfach nur noch weg. Weg von Jinan, weg von Zoku, weg aus der ganzen Unterwelt. Er fühlte sich nicht gewollte. Eigentlich noch mehr als dass, denn insgeheim fühlte er sich behandelt wie einen Aussätzigen – ein Verstoßener unter Verstoßenen. Als Hazu fertig war, schnappte er sich die Tasche und rannte so schnell er konnte Richtung Ausgang. Er wollte niemanden begegnen, vor allem nicht Zoku. Aber das war eh ziemlich unwahrscheinlich, da der sich nur selten in seiner Residenz aufhielt. Meistens war er irgendwo unterwegs und hatte nie Zeit.
 

„Hazu!“, rief auf einmal eine Mädchenstimme hinter ihm. Shisuta. Hazu überlegte eine Sekunde lang, ob er nicht einfach weiter laufen sollte, doch dann blieb er stehen. Seine Schwester war die einzige, die immer nett zu ihm gewesen war und ihn sofort als Mitglied der Familie akzeptiert hatte. Seufzend drehte er sich zu ihr um und sah ihr in die rot geweinten Augen.
 

„Shisu…“, fing er mit ruhiger Stimme an, doch sie unterbrach ihn sofort, indem sie sich in seine Arme warf. „Shisu bitte… mach es mir nicht noch schwerer als es eh schon ist!“ Hazu fasste sie bei den Schultern und drückte sie etwas von sich weg. Sie weinte wieder. „Ich kann nicht bleiben, versteh das doch.“
 

„Was soll ich verstehen?“ Sie schrie und trommelte wild gegen seine Brust, bevor sie sich wieder ihm entgegen warf. „Du darfst nicht gehen. Jinan hat das nicht ernst gemeint. Wir lieben dich…“ Shisuta stand vorhin draußen an der Tür und hatte alles gehört, was Jinan ihrem Bruder an den Kopf geworfen hatte. Doch sie war zu aufgelöst gewesen, als dass sie ihn in dem Moment davon abhalten hätte können.
 

Hazu drückte sie wieder etwas von sich weg.

„Schwesterherz. Du liebst mich vielleicht, aber Zoku und Jinan werden mich nie als Familienmitglied akzeptieren. Ich bin alt genug um endlich auf meinen eigenen Beinen stehen zu können.“ Er gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann nahm er seine Tasche wieder und wandte sich zum Gehen.
 

„Werden wir uns wieder sehen?“, fragte Shisuta flehend.
 

„Ich weiß es nicht…“, meinte Hazu resigniert. Er wusste wirklich nicht, ob er da draußen überhaupt überleben konnte. Vielleicht würde er auch ganz aus der Stadt verschwinden. Er sah etwas betreten zu Boden und richtete dann noch mal den Blick zurück zu ihr. Sie kam langsam auf ihn zu und öffnete ihre Kette, die sie um den Hals trug. An ihr hin ein kleiner blauer Kristall.
 

„Nimm ihn bitte mit und gib ihn mir wieder, wenn wir uns wieder sehen, ja?“ Sie legte den Anhänger in seine geöffnete Handfläche und schloss seine Finger darum. Doch Hazu schüttelte den Kopf.
 

„Nein, ich nehme ihn nicht mit. Du hast ihn von Vater zu deinem Geburtstag bekommen. Ich möchte in an dir wissen. Wenn wir uns wieder sehen, dann will ich, dass du ihn immer noch trägst. Als Zeichen unserer Familie, ja?“ Er streichelte ihr sanft über den Kopf und gab ihr die Kette zurück. Dann drehte er sich, ohne eine Erwiderung von ihr abzuwarten, um und ging eiligen Schrittes in Richtung Ausgang. Als der draußen auf der Straße angekommen war, fühlte er sich frei, erleichtert, hatte gleichzeitig aber auch Angst. Seine Entscheidung zu gehen war so kurzfristig gewesen, dass er sich über die weiteren Konsequenzen gar keine Gedanken gemacht hatte. Er hatte jetzt keine Unterkunft mehr, keine Nahrung und auch kein Geld, mit dem er sich Unterkunft und Essen erkaufen hätte können.
 

Er seufzte und ging einfach erst einmal die Straße hinunter und aus dem Untergrund heraus. Hier wollte er nicht bleiben, denn jeder erkannte ihn als Zokus Ziehsohn. Und seinem Vater wollte er nicht mehr über den Weg laufen. Falls dieser ihn überhaupt suchen lies. Vielleicht merkte er ja nicht mal, dass Hazu weg war. Er hatte es ja auch so gut wie nie gemerkt, wenn er da war, warum sollte ihn sein Verschwinden auffallen.
 

Hazu wurde traurig. Er wollte Zoku nicht verlassen. Schließlich war dieser der erste Mensch, der ihn so akzeptiert hatte, wie er war. Doch das war jetzt vorbei – ein für alle mal.
 

Die aufkommenden Tränen unterdrückte Hazu und bog in eine schmale Seitengasse ab. Hier setzte er sich in einen Hauseingang und wartete die Dunkelheit ab. Die Zeit, in der weniger Weißflügler auf den Straßen unterwegs waren und er ungesehen durch die Straßen gehen konnte. Als die letzten Sonnenstrahlen endlich hinter den Häusern verschwanden, machte er sich auf und ging in Richtung Stadtmauer. Hier war der Stadtteil, in dem man die meisten schwarzgeflügelten Engel antraf, außerhalb des Untergrundes. Es dauerte nicht lange und er fiel auf. Schließlich war er jung, ein Mann und allein unterwegs. Also potentielles Frischfleisch. Hazu war sich der Gefahr bewusst, der er sich gerade aussetzte, doch so wollte er es. Es war die einigste Möglichkeit schnell an viel Geld zu kommen, damit er aus der Stadt fliehen konnte und sich irgendwo ein anderes Leben auf dem Land aufbauen konnte.
 

„Na, ganz allein unterwegs, Süßer?“ Eine Gruppe junger Engel, alle mit schwarzen Flügeln, hatte Hazu verfolgt. Es waren 3 Leute.

Hazu drehte sich um und musterte die Engel ihm gegenüber genauer. Es war zwar dunkel, aber im schwachen Schein der Straßenlaterne konnte man trotzdem was erkennen. Der Anführer, ein schmaler Kerl mit längeren schwarzen Haaren und süffisanten Grinsen auf den Lippen hatte ihn angesprochen. Er trug eng anliegende schwarze Kleidung und hatte die Arme vor dem Körper verschränkt. Die anderen beiden waren recht unscheinbar. Sicher waren sie nur bei dem Größeren, weil sie so sicherer waren, als allein auf der Straße. Beide hatten schmutziges blondes Haar, waren recht klein und sahen sich ähnlich. Vielleicht waren sie sogar Zwillinge. Hazus Blick wendete sich aber wieder zu dem Sprecher zurück.
 

„Und was wäre wenn?“, stellte er recht angriffslustig eine Gegenfrage. Er wusste, dass er sich besser nicht mit den Engeln anlegen sollte, doch ein Funken Reststolz besaß er doch noch und ganz ohne Gegenwehr würde er sich nicht unterwerfen lassen.

Der Schwarzhaarige grinste ihn an.
 

„Dann wärst du jetzt nicht mehr allein. Du weißt doch, also einer von uns solltest du nicht allein durch die Straßen dieser Stadt gehen.“
 

„Da hast du wohl recht, aber warum sollte ich ausgerechnet bei euch sicherer sein?“ Hazu ging langsam einen Schritt zurück. Das selbstsichere Lächeln des Schwarzhaarigen und die durch Geilheit aufblitzenden Blicke seiner Anhängsel machte ihm die ganze Situation unheimlich. Er wusste, dass er eine Gruppe brauchte, allein war man in der Stadt so gut wie tot. Aber vielleicht sollte er sich von einer anderen finden lassen.
 

„Du weißt doch genauso gut wie ich, dass du dich ohne Gruppe gleich auf den Friedhof begeben kannst. Komm mit mir. Ich hab eine Wohnung, kann dir was zu Essen geben…“ Er lächelte immer noch und kam etwas näher, während Hazu im gleichen Atemzug wieder einen Schritt vor ihm zurückwich.
 

„Und was willst du dafür von mir?“, kam Hazu dann schnell zur alles entscheidenden Frage. Schutz war niemals umsonst. Das wusste selbst Hazu und trotz seiner mangelnden Erfahrung in den gesetzlosen Gebieten der Stadt hatte er den Erzählungen von Jinan entnehmen können, dass es meistens um körperliche Bezahlung ging, statt um normales Schutzgeld. Und das war etwas, was Hazu nur im äußersten Notfall tun wollte.
 

Jetzt kam der Anführer mit langen Schritten näher und packte Hazu unterm Kinn.

„Na, was denkst du denn, was ich will?“

Hazu entzog sich dem Griff wieder und streckte seine Flügel aus. Er wollte weg. Hatte er es doch gewusst. Der Kerl wollte ihn wahrscheinlich als seinen kleinen Sexsklaven missbrauchen. Aber da würde er nicht mitmachen. Er erhob sich einige Zentimeter in die Luft, wurde dann aber brutal an den Flügeln wieder zu Boden gezogen. Er landete unsanft auf dem Bauch, wurde dann sofort herumgedreht und spürte, wie sich die beiden anderen Jungs links und rechts auf seine ausgebreiteten Flügel setzten.
 

„Lass mich gehen!“, schrie er den älteren Jungen an, der immer noch grinsend über ihm stand.
 

„Ich denke nicht. So ein kleiner süßer widerspenstiger Engel hat mir in meiner Sammlung noch gefehlt.“ Er lies sich auf die Knie sinken und beugte sich über Hazu. Der versuchte sich noch immer zu wehren, doch wenn er nicht riskieren wollte sich selbst Federn auszureißen, musste er seine Fluchtversuche wohl oder übel aufgeben.
 

„Wir glaubst du eigentlich wer du bist, so mit mir umzuspringen!“
 

„Ich bin stärker als du, dass sollte dir schon als Erklärung reichen. Du musst schon damit rechnen, dass jemand Anspruch auf dich erhebt, wenn du hier nachts so allein herumstromerst. Zu meiner Person… nenn mich doch einfach Thais.“ Er beugte sich zu Hazu herunter und stich ihm über die malträtierten Flügel. „So schön…“, sagte er mehr zu sich selbst, als zu jemand anderem. „Du kommst jetzt erst mal mit mir. Jasko, Arto, geht weg von ihm.“

Die beiden Jungs folgen aufs Wort und gingen von hazu herunter. Dieser wollte sofort aufspringen, doch da wurde er schon hochgezogen und wieder an den Flügeln festgehalten.
 

„Lasst mich endlich los!“, schrie er noch einmal, doch diese Gegend schien taub für Hilferufe jeglicher Art zu sein. Er versuchte sich noch einmal aus dem griff der beiden zu befreien, doch wieder vergebens. Thais bemerkte das ganze nur mit einem selbstsicheren blick und ging dann voraus.
 

Schon nach ein paar Minuten Fußmarsch kamen sie vor einem Gebäude zum Stehen. Es war schäbig und heruntergekommen wie die ganze Gegend. Die Fassade starrte vor Schmutz und die Fenster waren fast alle mit Brettern vernagelt. Alles in allem sah es um einiges schlimmer aus als im Untergrund. Er hatte es mittlerweile auch aufgegeben sich zu wehren. Die beiden Jungs hielten ihn zu fest und waren jeder für sich allein schon stärker als er selbst. Er hatte im Moment bloß große Angst davor, was Thais mit ihm machen würde. Im Inneren wünschte er sich gerade nichts mehr als zu seinem Zuhause zurück zu kehren – zu zoku und Jinan. Die beiden zu ertragen war immer noch besser, als das zu erleiden, was jetzt unausweichlich folgen würde.
 

„Ihr bleibt hier stehen und lasst gefälligst niemanden rein, ist das klar soweit?“, knurrte Thais die beiden Jungs an, die daraufhin kräftig nickten und sich links und rechts neben der Eingangstür platzierten. Er nahm Hazu bei den Haaren und zog ihn, ohne auf die Protest- und Schmerzensschreie des Kleinen zu hören, hinter sich her ins Haus. „Halt doch mal endlich die Klappe, Kleiner“, meinte er dann mit einem ungeduldigen Unterton in der Stimme und stieß Hazu unsanft auf eine am Boden liegende Matratze. „Willst du was trinken?“
 

„Was?“ Hazu sah Thais perplex an. Was sollte plötzlich diese freundliche Geste.
 

„Hast du mich nicht verstanden?“ Thais lehnte ungeduldig am Türrahmen zur Küche und sah auf ihn runter.
 

„Doch… aber…“
 

„Was fragst du dann so dumm. Willst du was oder nicht?“ Ungeduldig tippte sein Zeigefinger am Holz der Tür auf und ab.
 

„Ja…“, meinte Hazu nur leise. Er fragte sich jetzt noch mehr, was dieser Kerl vorhatte. Diese Frage klang fast besorgt und doch wollte er doch sicher nur das eine von ihm.

Thais verschwand in der Küche und lies Hazu allein in dem Zimmer sitzen. Darin befand sich nichts weiter als ein Bett, das ziemlich klapperig aussah und eine Kommode, in der Hazu Thais Klamotten vermutete. Außerdem dann noch die dreckige alte Matratze, auf der er gerade saß. Es roch etwas muffig, was wahrscheinlich daran lag, dass die Fenster halb zugenagelt waren und so kaum frische Luft hereinkam. Das einzige Licht im Zimmer war das der Straßenlaternen von draußen, was durch die Bretterritzen schien.
 

„Hier.“ Plötzlich stand Thais wieder vor ihm und hielt ihm ein Glas Wasser entgegen. Hazu erschreckte erst und wich zurück, nahm dann aber dankend das Glas an. Er hatte den ganzen Tag noch nicht viel getrunken, geschweige denn gegessen. In dem Moment knurrte auch schon protestierend sein Magen. Hazu sah erschrocken auf. Er wollte nicht, dass Thais sich um ihn kümmerte. Schließlich war der Kerl doch unheimlich und gemein.
 

Thais hatte das Magenknurren aber gehört und seufzte ausgiebig. „Hunger hast du auch noch? Heute kannst du was haben. Demnächst wirst du dir dein Essen, Trinken und die Unterkunft hier aber gefälligst erarbeiten.“
 

„Warum sollte ich! Ich will doch nicht mal hier bleiben!“ Hazu stellte das leere Glas ab und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Am liebsten wurde er sofort abhauen. Und wenn er eben auf der Straße schlafen müsste, dann sollte es so sein.

Thais sah ihn daraufhin wütend an, beugte sich zu ihm herunter und zog ihn am Haarschopf nach vorn.
 

„Hör mal zu kleiner Engel. Wenn ich dich da draußen lasse, dann kommen irgendwelche alten Säcke, die dich vergewaltigen, töten oder noch schlimmeres. Wenn du darauf Bock hast, dann verpiss dich und lauf mir nie wieder über den Weg!“ Er ließ den Kleineren los und ging wieder in die Küche. Sollte der undankbare Bengel doch sehen, wo er bleibt.
 

Hazu zitterte am ganzen Körper. So cool er auch manchmal tat, so schwach und zerbrechlich war er im Innersten. Er lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Zwar quälte ihn der Hunger weiterhin, doch die Müdigkeit war in diesem Moment stärker. Nach ein paar Augenblicken schlief er ein.
 

Als Thais aus der Küche wieder kam, sah er den schlafenden Hazu an der Wand. „Dummer kleiner Engel.“, meinte er nur mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er ging zu der Matratze rüber und legte Hazu vorsichtig auf den Rücken. Irgendwo fand er noch eine Decke und legte diese über den kleinen Körper. Hazu war vom Anschein her gar nicht so viel jünger als er selbst, doch sein Körper war so zart wie der eines Mädchens in seinem Alter. Vorsichtig strich er ihm über die Haare und gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. Der Kleine sollte sich ruhig erstmal ausschlafen. Er selbst ging noch einmal raus und erklärte den beiden Jungs draußen, dass sie heute die ganze Nacht Wache halten sollten. Obwohl er Hazu nicht zutraute abzuhauen, wollte er auf Nummer sicher gehen.

Dann ging auch Thais ins Bett.
 

Es war noch sehr früh, als Thais wieder erwachte. Der erste Blick, nachdem er sich dazu entschlossen hatte endlich die Augen zu öffnen glitt zu der alten Matratze am Boden. Zu seiner Erleichterung schlief der Kleine noch tief und fest. Nachdem er sich im Bad frisch gemacht hatte, ging Thais in die Stadt und kaufte einige Lebensmittel ein. Er wollte seinen neuen ‚Freund’ ja schließlich nicht hungern lassen. Der Kleine würde seine Kräfte noch brauchen.
 

„Aufstehen du Schlafmütze!“ rief er dem Jungen entgegen, als er wieder in die Wohnung kam. Hazu schreckte sofort hoch. Er brauchte erstmal ein paar Sekunden, um sich zu orientieren. Verwirrt blickte er sich um und fragte sich, warum er nicht in seinem Bett lag. Währendessen ging Thais in die Küche und stellte die Einkäufe ab. Er hatte nicht viel bekommen, denn als Schwarzgeflügelter war er schwer überhaupt Lebensmittel in der Stadt zu kaufen. Die meisten Sachen musste er klauen.
 

„Was…wo….“
 

„Man, du hast aber auch ein Kurzzeitgedächtnis.“, Thais stand wie gestern Abend in der Küchetür und trommelte mit seinen Fingern ungeduldig auf dem Holz herum.

Hazu blickte sich erschrocken um, als er Thais Stimme vernahm. Sofort realisierte er, was passiert war, wo er sich befand und wer ihm da gegenüber stand.
 

„Du…!“, knurrte er dem Älteren nur entgegen und starrte ihn böse an.
 

„Ja, ich?“, fragte Thais mit süffisant hochnäsiger Stimme zurück.
 

„…“ Ohne Vorwarnung sprang Hazu auf und ging auf Thais los. Dieser reagierte jedoch schneller, als Hazu angenommen hatte, kam ihm schon einige Schritte entgegen und warf ihn zurück auf die Matratze. Sofort war Thais über dem Kleineren und hielt dessen Arme über seinem Kopf zusammen. Siegessicher grinste er auf Hazu hinab.
 

„Was willst du? Ich hab dir gesagt, es steht dir frei zu gehen, allerdings wirst du es nirgends so gut haben wie jetzt bei mir, vergiss das nicht.“
 

Hazu überlegte. Er wusste zwar nicht wirklich, ob er es hier bei Thais ‚gut’ haben würde, aber immerhin hatte der ihn nicht gleich verprügelt oder vergewaltigt oder anderweitig geschadet. Von daher hatte er vielleicht wirklich Glück gehabt, denn er hatte mit Schlimmerem gerechnet. Er hörte auf sich zu wehren und starrte den schwarzhaarigen Engel über ihm an.
 

„Was willst du von mir?“
 

„Dich. Ich will erstmal nur dich. Alles weiter kommt dann.“, meinte er emotionslos, als würde er ein Geschäft abschließen.
 

„Was genau?“, präzisierte Hazu seine Frage, auch wenn er die Antwort eigentlich schon kannte.
 

„Ganz einfach. Du willst was von mir, Essen, Schutz, was auch immer. Und ich will was von dir. Deine Loyalität und deinen Körper, alles klar? Gibst du mir etwas von dir, bekommst du etwas von mir, ganz einfach.“
 

Hazu seufzte leise. Er wusste, dass es darauf hinaus lief. Er würde wohl oder übel seinen Körper an diesen Engel verkaufen müssen. Aber vielleicht hatte er es damit doch gar nicht so schlecht getroffen. Also nickte er stumm.
 

„Ich wusste, dass du einwilligst…“, meinte Thais wieder grinsend.
 

„Hatte ich eine Wahl?“
 

„Nein.“ Thais beugte sich zu Hazu herunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Er strich dem Kleinen ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und streichelte dessen Hals entlang. „Wenn du artig bist, bekommst du gleich etwas zu essen.“, nuschelte er in den leichten Kuss hinein, bevor der die Lippen wieder von Hazus löste.

Verlust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Future

Stöhnen und schweißgebadet brach er zusammen. Das war zuviel für ihn gewesen. Vorsichtig richtete Hazu sich soweit auf, dass er sich gegen die kühle Mauer lehnen konnte. Es war noch nicht viel Zeit vergangen seitdem er sich allein durch die Straßen kämpfen musste. Und wie anders sollte er Essen und Unterkunft bekommen als einer von Zokus Brut, wenn er sie sich nicht mit seinem Körper erkaufte. Was anderes kannte er nicht, was anderes konnte er nicht.

Seufzend saß er auf dem dreckigen Boden im Schatten der Gasse. Es war Hochsommer und die Hitze der Mittagssonne brannte unerlässlich hinab. Nicht mal die Sonne hatte Erbarmen mit ihm.
 

„Hey, was ist mit dir geschehen? Kann ich dir helfen?“
 

Hazu blickte auf. Ein junges Mädchen stand vor ihm, die zerrissenen Kleider hingen ihr lose vom dürren Körper, ihre schwarzen Schwingen trug sie nahm an Rücken.
 

„Mir kann niemand helfen, verschwinde.“ Hazu war nicht zu Gesprächen aufgelegt, auch wenn es ihm weh tat das Mädchen so schroff zurück zu weisen.
 

„Bist du verletzt?“ Der Engel hockte sich neben Hazu in den warmen Sand.
 

„…“ Hazu antwortete nicht mehr. Er wollte nur seine Ruhe und alleine sein.
 

Dann hab das Mädchen vorsichtig die Hände und legte sie Hazu auf die Schultern. Eine wohlige Aura umfing ihn, er fühlte sich plötzlich leicht wie eine Feder, bis das Mädchen ihn wieder los lies.
 

„Was…war das?“, fragte Hazu verwirrt und doch gleichzeitig interessiert.
 

„Ich heiße Hitotsu, mir wurde die Gabe des Heilens in die Wiege gelegt.“, antwortete das Mädchen und lächelte ihn lieb an.
 

„Danke…“ Hazu streckte seine Glieder und breitete die grauen Flügel aus. „Bis irgendwann. Pass auf dich auf…“ Mit diesen Worten lies er das Mädchen allein zurück und flog empor.

Immer darauf bedacht im Schatten der baufälligen Häuser des äußeren Stadtrings zu fliegen, näherte sich Hazu dem Stadtrand. Nahe eines schick aussehenden Gutshofes lies er sich nieder sinken und landete zwischen Bäumen und Sträuchern unsanft im Unterholz.
 

„Au…“
 

Hitotsu hatte zwar sein blaues Auge und die Prellungen heilen können, aber durch den langen Flug und die Strapazen vorher war Hazu schneller als üblich erschöpft. Er sah sich um und lies sich dann hinter einem umgestürzten Baumstamm im Moos nieder. Hier konnte er sich erstmal ausruhen.
 

Später am Abend, als die Sonne nicht mehr so von Himmel brennt, wachte Hazu wieder auf. Auf dem Gutshof in der Nähe war alles ruhig. Er fragte sich, ob er sich nicht mal umschauen sollte und schlich sich näher an die Häuser heran. Neben dem großen Haupthaus, in dem vermutlich der Gutsherr und seine Gäste residierten, gab es noch zwei weitere Gebäude. Eines sah aus wie eine Scheune und ein kleines Haus, vielleicht für die Diener des Hofes.
 

Hazus Aufmerksamkeit erregte aber ausschließlich die Scheune. Er liebte Tiere über alles. Immer wenn sich früher die Gelegenheit ergeben hatte, hatte er die streunenden Hunde in der Unterwelt gefüttert und mit ihnen gespielt. Vielleicht standen in der Scheune Pferde. Diese nur den wohlhabenden Engeln vorbehaltenen Tiere übten eine gewisse Faszination aus. Hazu wollte einmal auf so einem stolzen Tier sitzen.
 

Nun konnte er seine Neugierde auch nicht mehr zügeln und schlich sich immer weiter an die Scheune heran, immer darauf bedacht sich hinter Büschen zu verstecken. Vorsichtig schlich er sich unter den Fenstern des Haupthauses hindurch und rannte hinüber zur Scheune, hoffend, dass ihn niemand gesehen hatte in diesem ungeschützen Moment.
 

Knarrend öffnete er das Tor einen Spalt breit und schlüpfte hindurch. Dunkelheit umfing ihn und es dauerte mehrere Sekunden, bis sich seine Augen an das Fehlen der hellen Sommersonne gewöhnt hatten. Doch was er dann wahrnahm, war nicht der Geruch von frischem Heu und Pferden. Auch nicht von anderen Tieren, die er kannte. Eine Mischung aus Schweiß und Blut schwebte in der Luft und lies ihn die Nase rümpfen. Langsam tastete er sich durch den Vorraum und kam dann in dem Hauptteil der Scheune. Durch dreckige Fenster fiel hier immerhin ein bisschen Licht und Hazu konnte nun auch etwas sehen. Links und recht waren Boxen angebracht, soweit erinnerte die Halle noch an einen Pferdestall. Langsam, fast ängstlich näherte er sich einer Box zu seiner linken, warf einen Blick hinein und erschreckte sich so sehr vor dem Anblick, dass er rücklings auf den Hosenboden fiel und erstarrt sitzen blieb.
 

In den Boxen waren keine Pferde sondern Engel. Hazu richtete sich langsam wieder auf und warf noch einmal einen Blick in die Box vor ihm. An der gegenüberliegenden Wand lag ein Engel mit Ketten an die Wand gefesselt. Seine Kleider hingen nur noch in Fetzen an seinem zerschundenen Körper. Hazu entdeckte Spuren von Peitschenhieben auf dem Körper und dann etwas noch seltsameres. Über die leicht graue Haut der Kreatur vor ihm zogen schmalen violette Linien und Kreise ihre Bahnen. Auch die Flügel waren nicht schwarz oder weiß sondern ließen in der Dunkelheit einen violetten Stich erkennen. Auch in der nächsten Box sah er keinen normalen Engel liegen. Dort krümmte sich stöhnend ein Wesen, halb Engel, halb Monster. Zumindest kam Hazu das so vor, denn das Wesen hatte Hände und Füße mit Krallen, solang wie seine ganze Hand. Erschrocken ging er einige Schritte zurück und stieß gegen etwas.
 

„Na, haben wir genug herumspioniert?“
 

Hazu schrak zusammen und drehte sich ruckartig um. Vor ihm stand ein hochgewachsener Engel mit weißen Haaren. Seine Augen waren schwarz und kalt, seine weißen Flügel schimmerten in der Dunkelheit.
 

„Ich… ähm…“ , stammelte Hazu ängstlich.
 

„Du… hast hier nichts verloren. So etwas nennt man Hausfriedensbruch.“ Er packte Hazu unsanft am Arm und zerrte ihn weiter in die Tiefen des Stalls hinein.
 

„Ich habe nicht… bitte, lasst mich gehen!“, flehte Hazu, während ihm schon die ersten Tränen von den Wangen tropften.
 

„Du hast zu viel gesehen, kleiner Schnüffler. Meine Sammlung bekommt man nicht zu Gesicht und plaudert dann alles munter in der Welt umher.“
 

„Ich werde niemanden etwas sagen! Ich schwöre es!“, rief Hazu verzweifelt. Er traute sich nicht, sich zu wehren und lies sich in eine der Boxen mit dreckigem Stroh werfen. „Bitte!“

Der Weißhaarige lächelte kalt und nahm gemächlich die aufgerollte Peitsche von seinem Gürtel. „Nein. Ich werde mir überlegen, was ich mit dir mache, solange bleibst du hier.“
 

Zischend schlängelte sich die Peitsche durch die Luft und hinterließ eine lange blutige Strieme auf Hazus Rücken. Dieser schrie auf und sackte tränenüberströmt in sich zusammen, was seinem Peiniger ein noch breiteres Lächeln auf die Lippen zauberte.
 

„Wir sehen uns wieder…“ Mit diesen Worten verschloss er die Tür zu der Box und lies Hazu allein mit seiner „Sammlung“ zurück.
 

Schluchzend kauerte sich Hazu in einer der Ecken der Box. Die Gitter waren bis zur Decke hoch gezogen, allein würde er nie darauf fliehen können. Und ausmalen, was der grausame Gutsherr noch mit ihm anstellen würde, das wollte er erst recht nicht. Vorsichtig tastete er nach seinem Rücken. Der Riss in seiner Haut blutete nicht stark, war aber schmerzhaft, sobald er sich bewegte. Minuten verstrichen, vielleicht auch schon Stunden, bevor er ein Geräusch hörte.
 

„Beweg dich endlich!“, brüllte jemand durch die Halle. Mit einem Knall wurde die Box neben ihm geöffnet. Hazu sah nicht, was genau geschah, er hatte zu viel Angst aufzustehen und durch die Gitter zu sehen. Als nächstes war das Klicken der Handschellen zu hören, ein Schnaufen und schweres Atmen. „Noch einmal wirst du uns nicht abhauen, damit das klar ist. Sakuya wird sich sicher später reichlich mit dir beschäftigen, Belial.“
 

Der Unbekannte, der gesprochen hatte, verriegelte die Box neben Hazus wieder fest. Hazu selbst drückte sich ein eine Ecke. Er wollte gar nicht wissen, wer den ausgebüchsten Engel wieder zurück gebracht hatte, doch sein Wunsch wurde ihm nicht erfüllt.
 

Der Unbekannte beugte sich plötzlich zur Seite und sah in Hazus Box.
 

„Na wen haben wir denn da?“ Er hatte schwarze Haare und schwarze Schwingen, doch etwas war auch komisch an diesem Engel. Seine Augen leuchteten Rot, außerdem hatte er spitze Zähne und schwarze Katzenohren auf dem Kopf. „Hat Sakuya einen neuen Fang gemacht? Dabei siehst du doch ganz gewöhnlich aus, mal abgesehen von deinen grauen Flügeln.“
 

Der unbekannte Engel schloss die Box auf und kam langsam auf Hazu zu. Dieser wich noch weiter in die Ecke, in der er saß zurück und drückte sich an die Wand.
 

„Bitte, tut mir nichts!“
 

Der Engel blieb stehen.
 

„Was macht so ein kleiner unschuldiger Engel wie du hier?“ Der Engel ging auf Hazu zu und hob ihn an den Schultern in die Senkrechte. Hazu schlotterten vor Angst die Knie und er wäre fast wieder zusammen gesunken, wenn er nicht von dem Rotäugigen festgehalten worden wäre.
 

„Ich wollte mir nur die Pferde ansehen aber hier sind keine… und dann kam der gemeine Gutsherr und hat…“ Hazu schlug sich die Hände vor den Mund. Vor einem Diener des Hauses sollte er selbigen wohl besser nicht als gemein bezeichnen. „Verzeiht.“
 

Doch statt der schon erwarteten Ohrfeige, brach der Schwarzhaarige in Gelächter aus.

„Ha, du bist süß. Bezeichnest Sakuya als gemein, lass ihn das bloß nicht hören.“, meinte er mit einem zwinkernden Auge und wischte Hazu eine Träne vom Gesicht. „Und du brauchst mich auch nicht so förmlich anzusprechen. Mein Name ist River. Wie heißt du?“ Vorsichtig zupfte River einige Strohhalme aus Hazus Haaren.
 

„Ha…Hazu heiße ich… bist du… der Hausherr? Oder war das der Engel von gestern?“

River lächelte ihn an.
 

„Nein, Sakuya ist der Herr hier. Ich bin auch nur ein Diener, wenn auch für manch andere Sachen als man meint. Hat er was zu dir gesagt, als er dich hier eingesperrt hat?“
 

Hazu nickte.
 

„Er meinte, er wolle zurück kommen.“ Be dem Gedanken wurde ihm so schon Angst und Bange. Dieser Sakuya war kaltherzig. Er sperrte diese Wesen hier einfach so ein, quälte sie und tat ihnen vielleicht noch schlimmere Dinge an.
 

„Hab keine Angst. Ich beschütze dich schon vor ihm. Wenn ich es nicht will, dann wird er dir auch nichts antun. Vertraust du mir?“ River schob einen Finger unter Hazus Kinn und hob seinen Kopf etwas an. Hazu nickte und River drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Als Hazu rot wird muss River wieder grinsen. „Du bist so niedlich, ich weiß gar nicht, wie man dir etwas antun kann.“
 

Hazu entzog sich dem Kuss etwas… „Wartet… ich will euch nicht beschmutzen… ich bin… schon oft benutzt worden…“
 

River zuckte etwas zurück.
 

„Was sagst du da? Ich will dich nicht benutzen… und… du sollst mich doch nicht siezen.“ Wieder lächelte er und nahm Hazu in eine sanfte Umarmung. „Ich bin nicht besser als du, also mach dir keine Gedanken. Jemand der so eine reine Aura wie du hat, der kann gar nicht schmutzig sein.“ River nahm in an die Hand und führte ihn aus der Box. Dabei sah er Hazus Rücken. „Was Sakuya das?“
 

Hazu nickte.
 

River schüttelte nur den Kopf. „Komm mit ins Haus, da kann ich deine Wunde versorgen.“

Hazu blieb stehen.
 

„Lieber nicht, ich will keinen Ärger verursachen…“
 

„Vertraust du mir?“, fragte River noch einmal mit seiner ruhigen Stimme.
 

Hazu überlegte kurz. Seitdem er zurück denken kann, hat er nie diese Wärme gespürt, die von River ausgeht. Nicht bei Zoku, nicht bei Thais. Er wollte das, er wollte jemanden haben, dem er vertrauen kann. Und vielleicht war River dieser jemand, sein persönlicher gefallener Engel.
 

„Ich will dir vertrauen…“
 

„Schön, dann komm mit.“ River fasste wieder Hazus Hand und führte ihn aus dem grausamen Stall hinaus.
 

„River? Darf ich fragen… was du bist?“
 

River lachte laut auf. „Du fragst wegen meinen Öhrchen? Und den roten Augen? Ich bin geboren als halber Engel und halber Dämon. Ich glaub, so etwas wie mich gibt es nicht noch mal in der Welt. Ich hab viel Ablehnung erfahren und so grausam Sakuya auch ist, er war der erste, der mich so genommen hat, wie ich bin.“ Es schien, als sei River etwas in Gedanken versunken bei dieser Antwort. „Findest du mich abstoßend?“ Er blieb stehen und sah Hazu ernst an.
 

Hazu schüttelte aber sogleich den Kopf und stellte sich auf die Zehenspitzen um Rivers Ohren besser zu sehen. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte das weiche Fell. River fing an zu schnurren und Hazu musste lächeln. „Nein, ich finde sie passen zu dir und sind sehr hübsch.“
 

River lächelte und gab ihm noch einen vorsichtigen Kuss, diesmal aber auf die Wange.
 

„Danke Kleiner. Lass uns rein gehen.“
 

„Ja, ok.“ Hazu umfasste Rivers entgegen gestreckte Hand und folgte ihm ins Haus.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Dystopia
2009-07-25T08:23:02+00:00 25.07.2009 10:23
Du meine Güte. Hazu hat es echt nicht leicht! T_T
Ich bin schockiert darüber, wie viel Pech dieser Engel doch hat. Deine Geschichte wird immer dunkler und dei Stimung ist düster. Ich hab mich irgendwie von ihr distanziert, weil mich das dargestellte ein wenig schockiert hat. Es ist so ungerecht was mit Hazu passiert, das man am liebsten in das Kapitel springen will und ihn endlich aus diesem ganzen Universum befreien möchte. Oder ihn als Schüler aufnehmen möchte, um ihm zu zeigen, wie er sich wehren kann.
Der arme kleine... Q_Q
Aber du hast es erstaunlich gut geschafft, das man sich so sehr in die Geschichte versetzt fühlt, das man sich zwingen muss weiterzulesen, so sehr kann man Hazus Schmerz mitfühlen. Gut gemacht! ^^
Von:  Blackberry89
2009-07-22T20:13:43+00:00 22.07.2009 22:13
*-*
oh, das gefällt mir
ich hab noch nie was von dir gelesen. ich wusste echt gar nicht, dass du so ein tolles schreibhandwerk besitzt!

dann sag ich jetz ma was zur story (hab erst dieses kapitel gelesen):
darf ich dazu mal irgendwann ein bild zeichnen??? *-* ich hab da schon genau was im kopf *hände reib*
okay, nu zur story XD: gefällt mir echt gut. kriegst zwei daumen b^^d
das einzige, was mich son bissl stört, dein hazu is erst 4 jahre alt...manchmal wirkt er aber partout nicht so, er wirkt viel älter und reifer. für son kleinen jungen macht der sich an manchen stellen viel zu viele gedanken. er erscheint nicht naiv genug...ja, das is das, was mich son bissl wurmt.
aber so der zusammenhang und der inhalt is echt toll *morgen weiterlesen wird*
Von:  Dry-The-Rain
2009-04-21T15:06:17+00:00 21.04.2009 17:06
Das zweite Kapitel gefällt mir ganz gut. Ich mag Thais. *Lach*
Hazu hat echt teilweise ne große Klappe. Das muss wohl das aufmüpfige Alter sein.
Jinan ist auch so schön fies.
Ich freu mich schon aufs nächste Kap.

Von:  Dystopia
2009-04-14T17:54:47+00:00 14.04.2009 19:54
Q_Q der arme hazu.....

das die gescihchte so schnell vorran geht ist gut, es hält das interesse des lesers immer auf einer hohen linie. vielleicht könnten die interaktion der engel und die beschreibungen der umstände etwas ausfürhlicher sein, aber die geschichte ist spannen und allein das zählt. ^^
Von:  Dry-The-Rain
2009-04-14T11:38:40+00:00 14.04.2009 13:38
Wow.
Ich finde es toll.
*Muss ich ja zugeben*
Tauchen noch mehr Caras auf?
Zoku ist irgendwie cool.
Ich will unbedingt das du weiter schreibst.
Hazu tut einen ja beinahe leid
*Ihn trotzdem tritt*
*Fies lach*



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