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Das Herz klopft nur solange es kann

Von einer Entführung und Liebe auf Umwegen
von

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Ein Vertrag und seine Folgen

1. Kapitel – Ein Vertrag und seine Folgen
 

Gut gelaunt hüpfte der blonde Junge zur Schule. Nichts, absolut nichts konnte ihm seine gute Laune heute verderben. Er hatte endlich eine Wohnung gefunden. Sie war zwar klein, doch für ihn mehr als ausreichend, denn entscheidend war: Er war endlich fort von seinem Vater, der ihn jahrelang misshandelt und gequält hat! Seit seine Mutter tot war, trank sein Vater mehr und mehr, immer öfter schlug er Joey im Suff, doch das war jetzt vorbei.

Als er an den Tod seiner Mutter dachte, blieb er kurz stehen, nur eine Sekunde vielleicht, doch dann sprang er genauso fröhlich weiter wie noch zuvor, denn er wusste genau, dass seine Mutter wollte, dass er glücklich war. Und er wollte das auch.
 

Es war tiefster Frühling, alles blühte und geideite. Blumen ließen hier und da ihre Blüten sprießen und ihm gefiel dieses Gefühl. Dann kribbelte es immer wieder so sehr, dass er es manchmal kaum aushielt.
 

Es gab nur einen, der ihm seine gute Laune verderben konnte. Und dieser saß wie immer schon im Klassenzimmer und beobachtete alle mit seinen blauen Augen, die zu jeder Tageszeit kühl zu sein schienen, egal, ob es nun Sommer oder Winter war.

Joey setzte sich auf den Stuhl vor ihm. Glücklich pfiff er ein Lied, das ihm gerade in den Sinn kam. Wann war er wohl so glücklich? Noch nie, dachte er, noch nie.

„Na, was denn auf einmal so heiter, Wheeler?“ Ich wusste es, schrie er innerlich. Irgendwas musste ja schief gehen an diesem Tag, doch nicht mal von Kaiba ließ er sich die Laune verderben. Er drehte sich um, mit seinem ausdrucksstarken Lächeln und sagte: „Weißt du, Kaiba, mich wundert es, dass es in deinem Wortschatz überhaupt das Wort ,heiter' gibt. Aber du wirst es nicht glauben, nicht mal du kannst mir heute meine Laune zu nichte machen.“ „Du hast mir meine Frage nicht beantwortet“, erwiderte Kaiba. „Es kann dir völlig egal sein, warum ich so happy bin, das geht dich nämlich absolut nichts an!“ Joey wurde langsam lauter, weil es ihn wirklich störte, wenn Kaiba mit seinen blöden Sprüchen kam.

„Oh, hat der Köter wieder einen Grund zum Bellen?“

„Ich bin kein Köter!“

Joey sprang vom Stuhl auf, doch gerade in diesem Moment, wahrscheinlich auch in letzter Sekunde, konnten Yugi und Tristan Joey davon abhalten, einen großen Fehler zu begehen.

„Lasst mich los, der Scheißkerl kann was erleben! Ich mach ihn fertig!“, schrie Joey und versuchte wütend, sich aus den Klauen seiner Freunde zu befreien.

„Lass das, Alter, der ist es nun wirklich nicht wert.“

Joey kam langsam wieder zur Ruhe, doch er war innerlich immer noch sehr aufgebracht. //Was bildet sich dieser eingebildete Fatzke eigentlich ein? Der hat sie doch nicht mehr alle!// Und damit war Joeys Tag mal wieder durch Kaibas unhöfliche Bemerkungen zerstört.
 

Endlich, da war das erlösende Klingelzeichen, womit die Schule beendet wurde. Joey stappfte, immer noch ein wenig beleidigt, mit seinen Freunden zum Ausgang. Kaiba war natürlich der erste, der rausging.

„Hey, Joey, lass dir von Kaiba doch nicht die Laune verderben. Er meint es bestimmt nicht so“, wollte Yugi Joey beschwichtigen. Joey klatschte sich die Hand an die Stirn.

„Yugi, du bist einfach zu... wie soll ich das sagen? Gutmütig? Kaiba ist ein Vollidiot, warum merkst du das denn nicht? Der kann mich mal!“
 

Am Schultor verabschiedete er sich von seinen Freunden und wollte gerade losgehen, als er Kaiba noch ein letztes Mal erblickte. Das war seine Chance, ihm alles zurückzuzahlen.

„Hey, Kaiba!“, rief Joey, doch Kaiba reagierte nur mit einem gefühlslosen Blick.

„Na, kommt deine Luxuslimo nicht? Oh, wie tust du mir doch leid!“ Joey lachte gehässig, was ihm einen noch kühleren Blick von Kaiba einhandelte. Noch immer schwieg er.

„Na, was bist du denn jetzt so schweigsam? Beleidigt? Hast du endlich gemerkt, dass du geistlich nur auf dem Level eines 10-Jährigen bist?“ Wütend und mit Schwung drehte sich Kaiba um. Man sah deutlich, dass er Joey am liebsten an die Gurgel gehen würde. So wütend hatte er Kaiba lange nicht gesehen!

„Okay, Köter, wenn du mir nicht sofort von der Pelle rückst, kann ich für nichts garantieren!“ Man sah deutlich das Funkeln in seinen Augen, das auf Wut schließen ließ.

„Mach dir nicht gleich ins Hemd, bin ja schon weg!“
 

Noch immer verärgert lief Joey nach Hause. Fast wäre er in die Richtung seiner alten Wohnung gewandert, doch er erinnerte sich daran, dass er jetzt auf eigenen Beinen stand. Und da kam seine gute Laune zurück.

Zum ersten Mal in seiner neuen Wohnung. Zum ersten Mal den Schlüssel umgedreht und eingetreten. Natürlich war er hier schon drin, um sich alles anzuschauen, doch nie war es so schön wie jetzt.

Er ließ sich auf sein Sofa fallen, was er in einem second-Hand-Geschäft gekauft hatte. Einen Fernseher hatte er auch, den fand er in seinem alten Keller. Nur ein Bett, das konnte er sich noch nicht leisten, außerdem, wo sollte er es denn auch hinstellen? Er hatte ja nur eine Küche, ein Bad und ein Zimmer.

„Weniger ist mehr, ja, es geht mir wi~rklich gut!“, sagte Joey.
 

~
 

In der Kaiba Corporation ging es ziemlich hektisch zu, denn Seto Kaiba, Firmeninhaber, erwartete einen wirklich großen und potentiellen Geschäftspartner. Selbst er bekam ein nicht zu erwähnend brauchendes Gefühl von Nervosität. Es ging immerhin um ziemlich viel.

Wenn dieser Geschäftspartner nicht von der Kompetenz seiner Mitarbeiter und der außerordentlichen Führung des Kaiba-älteren beeindruckt und überzeugt wäre, würde die ganze Firma den Bach hinuntergehen.
 

Kaiba saß nach außen hin ruhig in seinem Büro, doch innerlich wünschte er sich, dass diese verdammte Tür sich endlich öffnen würde und dieser...

Piep! Seine Gedanken wurden von einem Pieper unterbrochen. „Herr Kaiba, Herr Yoshizumi ist da.“

Kaiba lehnte sich elegant in seinen Stuhl zurück, atmete noch einmal tief durch und drückte dann einen Knopf auf dem Gerät, worauf er sagte: „Lassen Sie ihn rein.“

Kaiba erhob sich, um den Gast zu begrüßen. Noch immer war sein Blick kalt, doch er bemühte sich, so neutral wie möglich zu wirken.

Der Gast betrat den Raum. Kaiba ging auf ihn zu und bot ihm die Hand an.

„Schönen Guten Tag, Herr Yoshizumi!“ „Hallo, Herr Kaiba. Ich bin beeindruckt. Diese Firma ist schon äußerlich eine Wucht! Und sowas sage ich nicht zu jedem.“

„Setzen Sie sich doch.“

Der Gast nahm Platz.
 

Mokuba, Seto Kaibas kleiner Bruder, wartete vor seinem Büro, er konnte kaum noch mehr sitzen. Seine Ungeduld wurde schon fast überstrapaziert, doch da öffnete sich die Tür und er sah, wie sich Herr Yoshizumi höflich von seinem großen Bruder verabschiedete.

„Es war mir eine Freude, Herr Kaiba. Vielen Dank, dass Sie mir ein wenig von ihrer Firma gezeigt haben. Wir werden uns sicher wiedersehen.“ Wortlos verabschiedete sich auch Kaiba. Als Herr Yoshizumi außer Reichweite war, lotste Kaiba seinen kleinen Bruder mit dem Kopf in sein Büro. Dieser setzte sich sofort auf einen Stuhl und sah seinen Bruder neugierig an.

„Und? Nun sag schon, oder muss man dir wieder alles aus der Nase ziehen?“, fragte Mokuba drängelnd. Er war nervös, schließlich ging es hier um die Kaiba Corporation.
 

Kaiba kam mit langsamen Schritten auf ihn zu, stützte sich auf die Lehnen des Stuhls, worauf sein Bruderherz gerade saß, und nickte.

„Wir haben den Vertrag“, sagte Kaiba gelassen, im Inneren jedoch ging es ganz anders zu. Er wollte vor Freude herumspringen, doch seine Fassade behielt er bei.

„Jaaaaaa!!!! Seto! Du bist so gut!“, schrie Mokuba und fiel seinem Bruder um den Hals. Er sprang auf und ab, wie ein Kind eben. Auch Kaiba lächelte, was er nur selten machte.

„Ja, Mokuba, wir haben es geschafft. Jetzt können wir eine weitere Firma in Japan bauen. Wahrscheinlich ganz hier in der Nähe, natürlich nicht in dieser Stadt. Der Bau wird aber in frühestens fünf Jahren fertiggestellt sein. Weißt du, wen ich als Leiter vorgeschlagen habe?“ Mokuba schüttelte den Kopf. Er verstand nicht wirklich, was das mit ihm zu tun hatte, doch er freute sich natürlich.

Seto Kaiba fand diese kindliche Naivität, die sein Bruder mit seinen 13 Jahren noch besaß, so unglaublich süß. Das würde er natürlich nie sagen. Er wuschelte ihm kurz durch die Haare und sagte dann: „Na, überleg doch mal. In etwa 5 Jahren bist du 18. Macht es jetzt klick?“ „Ich versteh nicht... du meinst, du hast mich vorgeschlagen?“ Kaiba nickt. „Wow, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Aber was ist, wenn ich etwas falsch mache?“

„Ich bringe dir in den nächsten Jahren bei, was du wissen solltest. Danach müsstest du gut gerüstet sein, die Firma dort zu übernehmen. Los, lass uns was essen gehen. Wo möchtest du gerne hin?“ „Ich will ins Birken-Café!!! Bitte, Seto, nur dieses eine Mal!“ Er überlegte kurz, doch dann war der Entschluss da.

„In Ordnung, wir gehen ins Birken-Café.“ Und wieder jubelte Mokuba.
 

Und so stiegen die beiden Kaiba-Brüder in die Limousine ein und fuhren los. Dieser Tag ist zum feiern geboren, dachte der jüngere Kaiba. Lange war er nicht mehr so glücklich wie an diesem Tag.

Closer than before

Kapitel 2 – Closer than before
 

Die beiden Kaiba-Brüder stiegen aus der Luxuskarosse aus und betritten das Restaurant. Es war in dunkelroten Farbtönen gehalten. Das fand Mokuba sehr schön, denn schon in seinem Alter neigte er sich der Romantik zu. Mit wem er auch hinging, er fühlte sich jedesmal so wohl. Im Hintergrund lief immer leise Mozart oder Beethoven. Die leisen Klavierklänge ließen den Jungen völlig entspannen. Er konnte sich mit seinem Bruder amüsieren und relaxen.

Die Stühle waren aus dunklem Holz gefertigt, und über den Tischen lagen mattweiße Tischdecken, die einen perfekten Kontrast zur roten Tapete gaben. Dieses Restaurant war eine Art Nobelkette, doch lange nicht so teuer wie die Luxusrestaurants in Paris oder Hongkong.
 

Seto und Mokuba setzten sich an einen Tisch, weit hinten in der Ecke, weil sie nicht unbedingt erkannt werden wollten, denn sonst hätten sie den ganzen Abend keine Ruhe. Doch diese Ruhe war jetzt bitternötig, denn Seto arbeitete hart für den heutigen Tag, und schließlich gab es ja etwas zu feiern.
 

An einem ganz anderen Platz in genau demselben Restaurant stand ein blonder Junge mit einem Tablett mit Getränken in der Hand. Hier arbeitete er gerne, und das schon seit 2 Jahren, weil hier immer so eine angenehme Atmosphäre herrschte. Die Kollegen waren alle sehr nett und nahmen ihn an, auch wenn es ziemlich komisch war, dass er in einem Nobelrestaurant arbeiten wollte, wobei er doch selbst kein Geld besaß. Joey überzeugte den Chef, dass er ja genau deswegen hier arbeiten wolle, doch das überzeugte den Chef nicht ganz. Was ihn jedoch dazu brachte, Joey den Job zu geben, war sein phänomenal gutes Aussehen, außerdem seine Freundlichkeit. Er konnte gut mit Kunden umgehen, das brachte Vorteile für das Restaurant und für Joey, denn gerade deshalb bekam er so gute Resonanzen und vor allem so viel Trinkgeld.
 

„Joey, da hinten sind gerade zwei Herren eingetreten. Würdest du sie bitte bedienen?“ Joey nickte und wollte gerade gehen, als er kurz stockte. Oh nein, dachte er. Nicht auch noch das, nicht. Warum jetzt? Muss ich mich nicht schon jeden Tag in der Schule mit ihm rumplagen?

Joey fasste den Entschluss, einfach so zu tun, als wäre nichts. Er ging rüber, Zettel und Stift parat, und fragte mit all seiner Freundlichkeit, die er für Kaiba aufbringen konnte: „Guten Abend, was kann ich euch bringen?“ „Ach, Wheeler. Wird man hier ab heute nicht mehr gesiezt?“ Das war ja so erniedrigend! Joey, vor Wut fast außer sich, wollte auf ihn losgehen, ihn erwürgen,doch... er ließ es. Er musste freundlich sein, auch zu einem Menschen, den er mehr als jemand anderen hasste, den er so tief verabscheute, dass man glatt denken könnte, es wäre Liebe... Hassliebe, versteht sich.

„Gut, du willst es so. Entschuldigen Sie vielmals meine Unhöflichkeit. Was kann ich Ihnen beiden bringen?“

„Joey, du kannst uns ruhig duzen“, sagte Mokuba mit ein wenig Mitgefühl, weil er genau wusste, wie sein Bruder in solchen Dingen sein konnte.

„Nein, das ist sehr amüsant, mich solltest du dann doch lieber siezen“, sagte Seto und man sah genau dieses fürchterlich fiese Blitzen in seinen Augen.

„Wenn ich dann darauf bestehen dürfte, dass Sie mich auch siezen? Das wäre freundlich. Also, was darf ich dir“, er zeigte auf Mokuba, „und Ihnen denn jetzt bringen?“

In Joey wuchs die Ungeduld. Er wollte nun endlich wieder weg von diesem Tisch. Außerdem fand er dieses gesieze absolut lächerlich, und Seto wusste ganz tief in sich auch, dass es so war. Aber er fand es immer wieder zum Schießen komisch, wie er Joey so schnell auf die Palme kriegen konnte. Warum nur klappte es dieses Mal nicht?

„Joey, würdest du bitte mal kurz kommen?“ Sein Chef klopfte ihm auf die Schulter. Joey antwortete: „Augenblick, Chef, ich muss nurnoch die Bestellung dieser beiden Herren aufnehmen.“ Joey wusste genau, was jetzt kommen würde. „Du sollst die Bestellung aufnehmen und dann wieder verschwinden. Das mit dem Pläuschchen wird nichts, du bist hier zum Arbeiten, schließlich gibt es ja noch andere Gäste, die bedient werden wollen!“

Genau das wird er sagen, doch vorher entschieden sich die Kaibas und Joey ging mit seinem Chef in einen anderen Raum.
 

Joey jonglierte das Tablett mit dem Essen für Mokuba und Kaiba in den Händen, doch er war sehr geübt darin. Kurz vorher versuchte er, seine Fassung wieder herzustellen. Diese Sache wird er nicht vergessen, denn das war sein Feuerungsgrund... jedenfalls fast. Beinahe hätte ihn sein Chef rausgeschmissen und er hätte Adieu zu seiner neuen Wohnung sagen können.

Er versuchte so gut es ging seine Wut vor Kaiba zu verstecken, doch da schien noch etwas durchzuflimmern.

„So, hier haben wir das Putenschnitzel in Rahmsoße und den kleinen Salat für Herrn Seto Kaiba“, sagte Joey mit all der Würde, die er noch besaß. Und das war nicht sonderlich viel. Kaiba grinste siegessicher, was Joey schon wieder auf die Palme brachte, doch dieses Mal musste er sich beherrschen können. Es war schwer, doch so wie immer lief er hinter den Thresen und wartete auf neue Anweisungen oder neue Gäste.
 

Es war schon ziemlich spät, doch die beiden Kaiba-Brüder saßen immer noch auf ihren Plätzen. Joey kalkulierte gerade seine Ausgaben durch, weil er nicht genau wusste, ob er die Rate für die Vorzahlung für die Wohnung rechtzeitig bezahlen konnte. Tja, er musste wohl einmal mehr seinen Chef um einen Vorschuss bitten. Und er bemerkte nicht, wie er von zwei kühlen, blauen Augen beobachtet wurde.
 

„Joey, ich glaube, Herr Kaiba möchte zahlen“, sagte sein Chef. Wenn er das schon hörte, „Herr Kaiba“! Joey ging also zum Tisch der Kaibas. Sein Chef sagte ihm, sie sollen nichts bezahlen, es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass sie hier nichts zahlen brauchen.

„Sie müssen nichts zahlen. Mein Chef lädt Sie ein. Trotzdem, hier ist die Quittung.“ Kaiba wollte den Jüngeren noch ein wenig ärgern. Dieses Grinsen mochte er gar nicht. „Stimmt, hierfür war es mein Geld auch nicht wert.“

„So, Kaiba, es reicht! Du erniedrigst mich jetzt schon den ganzen Abend! Lass mich doch endlich in Ruhe!“ Joeys Chef kam mit schnellen Schritten auf ihn zu und sagte in einem entschuldigenden Ton zu Kaiba: „Es tut mir so unendlich leid. Joey wird Sie sicher nicht wieder belästigen, denn ab heute wird er sich einen neuen Job suchen müssen.“ Joey riss die Augen auf und flehte: „Aber Chef, Sie wissen doch, dass ich diesen Job brauche, und das Geld! Wollen Sie mich denn auf die Straße schicken?“ Dass die Kaibas das auch gerade mitbekommen haben, ist Joey egal, es ging hier um seine Existenz, und die versaute er sich gerade, nein, das war Kaibas Schuld!

„Das hättest du dir früher überlegen müssen. Raus hier!“ Joey riss sich die Schürze vom Leibe und rannte, so schnell er konnte hinaus, seine Tränen waren deutlich zu sehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um, wischte sie sich aus dem Gesicht und würdigte Kaiba mit einem abscheulichen Blick, der nur Hass ausstrahlte.

Selbst Kaiba wusste, dass er hier ein wenig übertrieben hatte.
 

Am nächsten Tag in der Schule: Kaiba saß wie immer schon ziemlich früh auf seinem Platz. Er war der erste und einzige in dem Klassenraum. Doch plötzlich öffnete sich die Tür und Joey trat ein. Kaibas Maske bekam für einen kurzen Moment einen Riss, sodass er einen winzigen Teil Gefühle zeigte. Joey setzte sich auf seinen Platz vor Seto Kaiba und beachtete ihn nicht, nein, er ignorierte ihn. Aus seiner Schultasche kramte er eine Zeitung hervor, in der er die Jobanzeigen durchblätterte. Toll, hier waren nur Vollzeitjobs beschrieben, aber er wollte doch weiterhin in die Schule gehen. Er seufzte, zerknüllte die Zeitung und warf sie in den Mülleimer. Schlafen, einfach nur schlafen. Das wäre aber zu schön um wahr zu sein.
 

„Sag mal, Wheeler, lebst du wirklich auf der Straße wie so ein räudiger Straßenköter?“ Joey drehte sich zu seinem Erzfeind um. Dieser erschrak bei seinem Anblick. Er hatte sehr tiefe Augenringe und seine Augen waren geschwollen.

„Als wenn dich das interessieren würde. Du wolltest mich doch auf der Straße sehen. Jetzt hast du deinen Willen. Und, bist du jetzt glücklich?“

„Also lebst du wirklich auf der Straße?“

„Natürlich nicht. Ich lebe noch immer in der Wohnung, aber wenn ich bis nächste Woche nicht meine Miete bezahlen kann, dann... ach, was erzähl ich dir das überhaupt.“ Joey drehte sich wieder um, doch da kam das, was er überhaupt nicht erwartet hatte, jedenfalls nicht von Kaiba.

„Ich wollte dich nie auf der Straße sehen. Wie kommst du nur darauf?“ Joey durchzog wieder dieses Kribbeln, dass er immer spürte, wenn er mit Kaiba sprach, doch dieses Mal war es intensiver. „Wer hat mich denn arbeitslos und bald auch obdachlos gemacht? Ich habe Yugi gestern angerufen, der konnte gar nicht glauben, dass du sowas machen könntest. Für so gefühlskalt hätte er selbst dich nicht eingeschätzt. Tja, wie man sich doch täuschen kann, nicht, Kaiba?“ Kaiba wollte gerade etwas erwidern, dass mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht zu ihm gepasst hätte, doch da betraten schon die nächsten Schüler fröhlich den Klassraum. Yugi ging erstmal zu Joey. Auch Tristan und Tea waren über ihn informiert.

„Hey, Leute, ich komm schon klar, auch wenn ich unter einer Brücke schlafen muss.“

„Aber Joey, du könntest doch sterben!“, rief Tea geschockt bei dieser Vorstellung.

„So schnell kratz ich nicht ab. Tristan, lass Kaiba in Ruhe.“ Tristan wollte gerade auf Kaiba losstürmen, ihn verprügeln, sich für Joey rächen, doch Joey nahm Kaiba in Schutz. Das war sehr untypisch für ihn, was seine Freunde mitbekamen.

„Wie sagt ihr immer? Er ist es nicht wert. Tja, Mensch ist Mensch, und wenn er denkt, ich bin nichts wert, dann ist er ebenso wenig etwas wert.“

„Hey, Alter, du bist was wert.“ Joeys Freunde nicken, doch Joey schüttelt den Kopf.

„Ich fürchte nicht. Ich bringe nichts ein. Ich mache nichts für die Wirtschaft. Deswegen bin ich nichts wert.“ Joey drehte sich mit einem kalten Blick zu Kaiba um. „War das so in etwa richtig?“ Selbst Kaiba war ganz geschockt. Er musste mit Joey reden, aber nicht vor seinen Freunden. Das würde er nicht wagen.
 

Endlich läutete die Schulglocke erlösend das Ende des Schultages ein. Kaiba wollte aufstehen und mit Joey reden, doch da kamen schon wieder seine Freunde, doch dieses Mal kamen sie auf ihn zu.

„Wehe, du tust Joey noch mehr an, dann können wir für nichts garantieren“, sagte Tristan, doch er wurde schon wieder in seinem Handeln durch Joey unterbrochen.

„Ich habe gesagt, ihr sollt Kaiba in Ruhe lassen. Der kann selbst nichts dafür, dass er ein Arschloch ist.“

Seine Freunde fragten sich, was denn mit Joey los ist, doch darauf wollten sie nicht näher eingehen. Er würde schon seine Gründe haben. Seine Freunde verschwanden aus dem Klassenraum, aus dem Schulgebäude und vom Schulgrundstück.

Joey wollte auch gerade gehen, als ihm versehentlich seine Schulsachen runterflogen.

„Heute geht auch alles schief“, murmelte er und setzte sich seufzend und mit der Hand an der Stirn auf seinen Stuhl zurück.

Als er neben sich sah, sah er, dass Seto ihm seine Sachen in die Tasche packte.

„Verzeih mir...“, flüsterte Seto Kaiba. Ja, es tat ihm wirklich leid. Und da war es wieder, dieses Kribbeln. Beide spürten es deutlich. Kaiba lächelte kurz. Das brachte Joey so aus dem Konzept, dass er fast vom Stuhl viel. Dann nickte Joey und lächelte auch. Seto stand auf und wuschelte ihm kurz durch die Haare, dann verschwand er.

Joeys Herz raste, zu schnell, um mitzubekommen, was gerade geschehen war. Dieses Lächeln, das Seto Kaiba gerade gezeigt hatte, es war nicht kalt, es war so warm gewesen.

Nach einigen Augenblicken stand Joey auf und ging durch das Schultor. Er ging zu seiner Wohnung, doch da kam die übliche Wut auf Kaiba zurück. Tse, was glaubt der, wer er ist?, dachte Joey, meint der, mit einem Lächeln ist alles vergessen?

Joey schloss seine Wohnungstür auf und legte sich auf seine Couch. Verwirrt und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend schlief er ein.
 

Er wurde durch ein Klingeln des Telefons geweckt. Wie spät war es denn? Oh, es war schon 20 Uhr. Verschlafen nahm Joey den Hörer ab.

„Hallo?“

„Joey? Hier ist Mokuba.“

„Mokuba, was ist passiert? Warum weinst du?“

Mokuba weinte bitterlich in den Telefonhörer. Joey verstand nicht warum.

„Es ist etwas Schreckliches passiert! Du musst mir helfen.“

„Na, so schlimm wird es schon nicht sein, dass man dafür keine Lösung findet. Was ist denn das Problem?“

„Seto wurde entführt.“

Der Telefonhörer krachte geräuschvoll auf den Boden.

Die tägliche Post

3. Kapitel – Die tägliche Post
 

Joey erschrak so sehr, dass er für einige Sekunden aufhörte zu atmen. Außerdem vergaß er, den Telefonhörer hochzunehmen, doch nach wenigen Augenblicken nahm er sich zusammen und fragte die Frage, die ihm so sehr auf der Seele brannte.

„Und... was hat das... mit mir zu tun?“, fragte Joey mit zittriger Stimme.

„Das ist ein wenig kompliziert...“, schluchzte Mokuba in den Hörer. Joey verstand durch sein Schluchzen kein Wort.

„Hey, Moki, ich versteh dich nicht, wenn du so weinst. Wir kriegen das schon hin, aber du musst mir erklären, warum ich dir helfen soll. Warum schaltest du nicht die Polizei ein?“

„Nein, das darf ich auf keinen Fall! Sie würden ihn umbringen.“

„Hey, ganz ruhig.“

„Also, er darf mir jeden Tag mit unterdrückter Nummer eine Sms schreiben, in der weder sein Aufenthaltsort, noch ein Hinweis darauf, noch die Namen der Entführer stehen. Sonst würden sie mich und Mitwissende umbringen.“ Man hörte ganz deutlich die Panik, aus der Mokuba sprach. Er war wirklich verzweifelt und er tat Joey leid.

„Na ja, aber was hat das mit mir zu tun?“, fragte Joey noch immer planlos, obwohl er schon wegen Mokuba allein ihm helfen wollte.

„Es ist so: Heute hat er mir die Forderungen geschrieben: 100 Millionen Yen bis in zwei Wochen, oder er ist tot. Außerdem schrieb er mir, dass ich dich bitten soll, mir als Hilfe beizustehen.“

„Ich? Aber warum?“

„Er meinte, du würdest dich in solchen Dingen auskennen, mit Entführungen und so. Das hat er nicht direkt gesagt, aber so konnte man es schlussfolgern. Glaub mir.“ Mokuba wollte Seto wirklich retten, und das konnte er scheinbar nur mit Joeys Hilfe. Doch dieser unterdrückte gerade die aufkommende Wut, die sich in ihm aufstaute. Klar, er kannte sich darin gut aus, glaubte dieser Idiot etwa, dass er schon Menschen entführt hat?

„Bitte, auch wenn dich das jetzt verletzt haben sollte, du weißt, dass er es nicht so meint. Natürlich lesen die Entführer seine Nachrichten und auch die, die wir senden. Wir dürfen auch nur eine schreiben, sonst....“ Mokuba überschwang wieder große Verzweiflung und er wusste nicht weiter. Sein Schluchzen tat Joey weh, außerdem hatte er einfach ein zu großes Herz.

„Schon gut, ich helfe dir, aber hör bitte auf zu weinen!“, sagte Joey, dem dieses Geheule langsam zu viel wurde, sonst würde er vielleicht auch noch heulen, aber das durfte er nicht, denn jetzt war er die Bezugsperson für Mokuba. Er durfte ihm keine Schwäche zeigen, er musste ihm zeigen, dass man das mit ein wenig Selbstsicherheit und Mut, Kraft und Stärke sicher schaffen konnte.

Wenn er mal so überlegte, dann war er jetzt so ähnlich wie Kaiba, nur eben nicht so gefühlskalt.
 

„Joey, bist du noch dran? Joey?“

„Ja, ja bin ich noch. Ich komme sofort vorbei.“

„Ja, würdest du die nächsten zwei Wochen auch bei uns übernachten?“

Joey überlegte einen kurzen Moment, doch dann nickte er, bemerkte aber, dass der Junge an der anderen Leitung das ja gar nicht mitbekommen konnte.

„Ja, aber nur unter einigen Bedingungen.“

„Alles, Joey, nur komm, bitte!“, flehte Mokuba.

„Also, 1. ich bekomme das Handy.“

„Aber...“

„Mokuba, willst du nun, dass ich komme, oder nicht?“

„...“

„Gut, und 2. du rufst in der Schule an und entschuldigst ihn für die nächsten zwei Wochen. Denk dir was aus. So, alles klar?“

„Ja, alles klar. Kommst du jetzt?“, fragte Mokuba vorsichtig.

„Natürlich, bin schon unterwegs.“

Joey legte auf und rannte sofort in sein Zimmer. Dort packte er die wichtigsten Sachen ein, den Rest würde er schon bei Familie Kaiba bekommen.
 

Kurz stockte er. Er sah auf seine halb gefüllte Sporttasche und fragte sich ehrlich, warum er Kaiba helfen sollte. Er hat ihn arbeitslos und obdachlos gemacht. Warum also sollte Joey ihm helfen? Außerdem musste er doch irgendwie Geld für seine Wohnung beschaffen.

Mit einem resignierten Seufzer setzte er sich auf seine Couch. Er wollte Mokuba helfen. Er klang so verzweifelt am Telefon. Wahrscheinlich klang er nicht nur so, dachte sich Joey und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. In Ordnung, er würde Moki helfen, doch jetzt durfte er keine Zeit mehr verlieren. Er rannte aus seiner Wohnung und schloss die Tür hinter sich zu. Nicht, dass irgendwer etwas klauen würde, aber was wäre in seiner Wohnung schon zu holen.

Er ging die Treppen des Kellers hinab und holte sein Fahrrad hinaus. Das war zwar schon ziemlich alt, tat aber immernoch einen sehr guten Dienst. Die Bremsen schleiften ein bisschen und er hatte kein funktionierendes Licht mehr, aber das störte ihn wenig, und auch die Polizei, die ihn besser kannte unter „No-Light-Joey“ hielten ihn schon nicht mehr auf. Wer sich diesen bescheurten Namen wohl ausgedacht hat, dachte Joey.
 

Mit festem Tritt in die Pedale machte er sich auf den Weg zur Villa der Kaibas, um dem kleinen Kaiba unter die Arme zu greifen. Es war Frühling und etwa halb neun Uhr abends, also ging jetzt erst die Sonne unter. Der atemberaubende Sonnenuntergang ließ sogar Joey melancholisch werden. „Wie es Kaiba wohl geht?“, fragte er sich laut. „Vielleicht werden sie ihn wirklich umbringen. Hm... scheinbar darf er mich aber mit einbeziehen, schließlich hat er das Mokuba geschrieben. Ich hoffe, wir finden ihn. Denn sonst weiß ich nicht, wie ich Mokuba trösten könnte. Und wie sollte ich mich trösten?“

Joey schüttelte den Kopf und fuhr mit höherer Geschwindigkeit weiter in Richtung Kaibavilla.

Der (schw)erste Entführungstag

4. Kapitel – Der (schw)erste Entführungstag
 

Joey schob sein Fahrrad auf den Hof des Kaiba-Anwesens. Mokuba erzählte ihm duch die Gegensprechanlage, dass er alle Angestellten in einen bezahlten Urlaub geschickt hat. Außerdem wolle er sich all den Bedingungen von Joey stellen. Mit einem ersten zufriedenen Lächeln stellte Joey seinen Drahtesel an einen Zaun, klauen würde das wohl niemand.

Mokuba öffnete die Tür. Noch immer waren seine Augen ganz rot und geschwollen vom Weinen, jedoch ging es ihm schon besser. Die Hoffnung wuchs, dass das alles ein Happy-End haben würde, aber so ganz sicher war er sich da noch nicht.

Der Blonde kam auf den Kleinen zu und strubbelte ihm tröstend durch die Haare. „Hey, wir finden deinen Bruder schon!“, versuchte Joey den Jüngeren zu beruhigen, doch dieser stürzte sich nur weinend in seine Arme. Seufzend hielt Joey ihn in seinem sanften Griff, bis er zu müde war, um sich noch auf den Beinen halten zu können.

„So, Mokuba, jetzt zeigst du mir wo dein Zimmer ist und dann bring ich dich ins Bett. Das war, glaube ich, ein wenig zu viel für einen Tag für dich.“ Mokuba nickte und schloss die noch immer aufstehende Tür.
 

Nachdenklich folgte der Honigbraunäugige Mokuba in sein „Schlafgemach“. Sein Blick blieb immer wieder an einigen Bildern hängen, die überall im Haus verstreut waren, doch er konnte nicht viel erkennen, da Mokuba mit einem ganz schönen Tempo vorranging. Endlich angekommen fasste Joey den Entschluss, sich alles nochmal in aller Ruhe angucken zu wollen.

Gähnend fiel Mokuba auf sein Bett.

„Versuch ein wenig zu schlafen“, sagte Joey in einem ruhigen Tonfall, der Mokuba zu besänftigen schien.

„Ja, heute können wir eh nichts mehr tun“, erwiderte er.

„Genau. Ich komme auch gleich nach.“

Doch Joey sah, dass Mokuba schon eingeschlafen war. Freundlich strich er ihm über die dunklen Haare und erhob sich. Daraufhin deckte er den Kleineren mit der Decke zu, aber er blieb noch ein wenig sitzen. Scheinbar hat sich Mokuba in den Schlaf geweint. Als Joey das sah, wusste er, was zu tun war: Er musste Kaiba finden, egal, wie schwierig das sein mochte! Wer weiß, ob sie ihn frei-lassen würden, wenn sie das Geld rechtzeitig parat haben würden. Nein, der Blonde wollte nicht so schnell aufgeben. Das war einfach nicht seine Art. Er musste kämpfen, für jeden der beiden Kaibabrüder!
 

Mit einem leisen Klicken schloss er die Tür zu Mokubas Zimmer. Nun konnte er sich alles in aller Ruhe anschauen.

Diese Ruhe in allen Gängen empfand Joey als eine angenehme Abwechslung. Er wohnte an einer Hauptverkehrsstraße, sodass er immer mit dem Lärm der vorbeifahrenden Autos konfrontiert wurde. Doch hier lag eine unheimlich wohltuende Stille im Raum. Man konnte nur noch das Echo von Joeys Fußsohlen erspähen, die ihn mit langsamen und ruhigen, aber doch sicheren Schritten vorwärts trugen.

Alle Wände waren weiß. Dieses Weiß sah so mysteriös und doch so unschuldig aus. Und zum ersten Mal seit dem Anruf von Mokuba fragte er sich ernsthaft, womit Kaiba das verdient hatte. Klar, er konnte ihn absolut nicht ausstehen, das stand für ihn fest. Schließlich tat er das alles nur für dessen kleinen Bruder! Aber was war ausschlaggebend für seine Entführung? Es musste doch einen Grund geben.

Mit einem tiefen und resignierten Seufzen stellte er fest, dass er schon seit Minuten vor einer Zimmertür stand, die wohl Seto Kaiba gehören musste, denn an der Tür war ein Schild aus Messing gehängt worden, worauf die Worte „S. K.“ standen. Joey schloss daraus, dass das nur das Zimmer des Älteren der Kaibabrüder sein konnte.

Joey öffnete die Tür und erblickte einen großen Raum, in dem ein fast prinzessinnenhaftes Bett stand, nur dass es eben für einen Prinzen geschaffen wurde. Bei dem Anblick kam ihm sofort das Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ in den Sinn.

Sonst sah er noch einen Kleiderschrank aus dunklem Holz, wahrscheinlich ein begehbarer. Ob Kaiba wohl etwas zum Anziehen bekommt, fragte sich Joey in Gedanken und streifte mit seinen Fingerspitzen vorsichtig den eben genannten Schrank, so als ob er Angst hatte, er könnte ihn sonst zum Umfallen bringen.

Neben einem Nachttisch und einer weiteren Kommode erblickte er noch einen Schreibtisch, der wahrscheinlich für Hausaufgaben oder ähnliches gedacht war, da konnte man ja ganz variabel ent-scheiden.

Doch was er dann besah, erstaunte ihn bis auf die kleinsten Knochen: Das war das größte Fenster, das er je gesehen hatte! Davor hingen reine weiße Vorhänge und für den baldigen Sommer hatte man dort schon Fliegengitter befestigt. Anfangs kam der Junge aus dem Staunen nicht mehr heraus, doch bald hatte er sich wieder gefasst.
 

Dann sah er einige Bilder in einer Schrankwand stehen, die ebenfalls Inhalt dieses Raumes war. Auf diesen Bildern war hauptsächlich Mokuba zu sehen, doch ein Bild verwunderte ihn völlig: Ein lächelnder Seto Kaiba! Er war mit seinem Bruder ans Meer gefahren und Mokuba schien ihn zu fotografieren. Dieses Foto schien schon etwas älter zu sein, das sah Joey an dem Datum, welches das hübsche Bild verzierte.

Dieses Lächeln... es war so... warm und freundlich. Joey nahm das Bild in seine Hand und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Seto Kaiba hielt ein Waffeleis in seiner Linken Hand, von Joey aus gesehen, und in der rechten Hand hielt er eine Brille. Seto Kaiba trug eine Brille? Tja, scheinbar, oder er brauchte sie einfach nur zum lesen, weil vor ihm auf dem Tisch eine Zeitung lag. Was ihn noch verwunderte war, dass Kaiba ein schlichtes Hemd und eine einfache Hose trug. So würde er sich hier nie zeigen. Wie gesagt, das Foto schien älter. Dem Datum nach zu urteilen war Kaiba gerade erst 14 als es aufgenommen wurde. Ob sein Stiefvater da noch gelebt hat?
 

So viele Fragen plagten Joey, doch auf alle konnte er sich selbst keine Antwort geben. Er stellte das Foto wieder auf seinen Platz und setzte sich kurz auf Kaibas Bett.

„Wer hätte gedacht, dass ich mal bei Kaiba zu Hause sein würde“, sagte Joey mitten in die Stille hinein. Ein leises Lachen überkam ihn plötzlich, bis dieses plötzlich in ein hysterisches Lachen überging. Ein verzweifelter Gesichtsausdruck und ein lautes Schluchzen waren nur einige Folgen der Leere, die Joey in sich spürte. Klar wollte er Moki helfen, doch wie sollte er das anstellen? Wie zum Teufel war Kaiba nur auf diese Schnapsidee gekommen?
 

Joey versuchte sich zu beruhigen. Wenn er schon hysterisch wurde, wie sah es dann wohl in Mokubas Innerem aus? Der musste ja wirklich am Ende sein. Apropos Mokuba, Joey bemerkte erst jetzt seine tiefe Müdigkeit. Am liebsten hätte er sich jetzt auf Kaibas Bett geschmissen, doch dazu hatte er heute wirklich keinen Mut. Also ging der Blonde auf leisen Sohlen zurück in Mokubas Zimmer, wo dieser noch immer tief und fest schlief. Bei näherem Hinsehen stellte Joey fest, dass die zarten Wege der Tränen noch immer deutlich zu sehen waren.
 

Als Joey sich umgezogen und ins Bett gelegt hatte, dachte er noch eine Weile nach, sein Blick war an die Zimmerdecke gerichtet, die mit modernem aber doch irgendwo sehr konservativem Stuck bestückt war.

Mokuba tat ihm leid. Was musste der arme Junge nur alles durchmachen, dabei war er doch erst elf! Mit vielen weiteren Fragen schlief der Jungendliche auch ein, jedoch fiel er in einen unruhigen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen weckte ihn ein Piepen aus seinen Träumen. Gott sein Dank, könnte man vielleicht behaupten, denn es waren nur Alpträume, die ihn diese Nacht plagten.

Joey rieb sich die Augen. Im ersten Moment, als er die Augen aufschlug, wunderte er sich, wo er hier war, doch dann kamen all die Erinnerungen zurück. Und seine Augen wurden traurig. Er sorgte sich am meisten um den großen Kaiba, aber im Augenblick dachte er mehr an den Kleineren.
 

Sein Blick hob sich, doch als er das Bett von Mokuba entdeckte, war dieses schon leer. Wo er wohl ist, fragte sich Joey und erhob sich. Dann überlegte er, was ihn geweckt haben könnte.

Nach reichlichem Überlegen wurde ihm bewusst, dass es nur das Handy, welches er gestern in seine Hosentasche gepackt hatte, sein konnte. Schnell ging er zu seiner Hose und kramte es raus. Dann las er die Nachricht von Kaiba:
 

Nur noch 14 Tage bis Geldabgabe.

Kein Licht ohne Schatten.

Alles dunkel, doch wieder hell.

Seto...
 

Was? Joey kapiert überhaupt nichts mehr. Wollte er etwa in Rätseln reden? So kamen sie bestimmt nicht voran...
 

„Morgen, Joey, auch endlich aufgewacht?“ Mokuba trat in den Türrahmen und lächelte Joey tapfer zu, doch man sah ganz deutlich die angeschwollenen Tränensäcke und die tiefen und dunklen Augenringe. Joey war von Mokis Anblick ein wenig geschockt, wollte sich das aber so wenig wie möglich anmerken lassen.

„Ja, bin ich wohl“, gab Joey zur Antwort, „doch da ist etwas, das mich gerade ziemlich verwirrt. Hier, das hat dein Bruder gerade geschrieben.“ Joey zeigte dem Jungen, der noch immer in Nachtzeug vor ihm stand, das Handy und die Sms.

„Verstehe“, murmelte Mokuba.

„Wirklich?“, fragte Joey hoffnungsvoll. Bei diesem Anblick musste Mokuba unweigerlich grinsen. Wie Joey da gerade dieses freudig erregte Gesicht zog und doch so skeptisch drein sah, war einfach ein Lächeln wert, auch wenn sich der Elfjährige nicht wirklich in der Lage fühlte, ihn freundlich anzulächeln. Na ja, Joey konnte ja schließlich auch nichts dafür.

„Nein, so meinte ich das nicht“, lachte Mokuba. Darüber freute sich Joey sichtlich.

„Schön, dass ich dich zum Lachen bringen konnte“, sagte er, doch kurz darauf verschwand das jugendliche Grinsen auf Mokubas Gesicht.

„Ich wollte damit sagen,“, begann Mokuba zu erklären, „dass ich keine Ahnung habe, was Seto damit meint. Aber er ist sehr schlau. Wahrscheinlich ist er sich der Dummheit dieser Tölpel, die ihn entführt haben, bewusst und versucht jetzt, sie auszutricksen. Leider leidet auch unser Verstehen darunter. Hast du eine Idee, Joey?“ Der Blonde kratzte sich kurz am Kind und antwortete dann nach einigen Thesen und Spekulationen, die er in Gedanken zusammengestellt hatte: „Vielleicht will er uns auf den Ort und nicht die Täter aufmerksam machen. Er will uns bestimmt sagen, wo er sich befindet.“

„Toll, das hilft uns immer noch nicht viel weiter!“, sagte Mokuba ein wenig enttäuscht.

„Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass wir ihn sofort finden? Wenn diese Langfinger rausfinden, dass er uns auf eine Fährte bringen will, dann kannst du sein Leben vergessen.“ Joey war wütend, das hörte man deutlich an seiner Stimme, denn er versuchte hier alles erdenklich mögliche, um Mokuba zu unterstützen, und dieser meckert rum.

Einige Augenblicke später hörte Joey nurnoch Schritte auf dem Flur, bis eine Tür zugeschlagen wurde. Mokuba ist weinend rausgerannt.

Nun war Joey zwar immer noch sauer, aber auf sich selbst. Er hätte nicht so hart sein dürfen.
 

Mit dem Handy in der Hand machte sich der blonde Junge auf den Weg auf den Flur, auf der Suche nach dem Raum, in welchem sich Mokuba jetzt befinden musste.

„Moki? Es tut mir leid. So war das nicht gemeint.“ Mokuba zog sich das Kissen noch weiter über den Kopf, bis Joey sich dazusetzte.

„Es tut mir wirklich leid. Weißt du, es ist schon schlimm genug, dass ich jetzt so viel Verantwortung für dich übernehmen muss, denn so viel Verantwortung habe selbst ich noch nie übermittelt bekommen. Na ja, und jetzt muss ich noch gucken, wie ich meine Wohnung bezahlen kann, denn dank deinem Bruder bin ich ja arbeitslos.“

Joey strich dem Kleinen kurz über den Rücken, dann wollte er sich erheben und aus dem Zimmer gehen, doch da hörte er unter leisem Schluchzen Mokubas Worte: „Deine Wohnung ist nicht das Problem. Die kann ich bezahlen, jedenfalls bis Seto wiederkommt. Aber ich denke nicht, dass er was dagegen hätte. Außerdem lebst du ja jetzt vorerst hier.“ Mokuba machte eine kleine Pause, dann ergänzte er: „Ach, Joey? Ich verzeihe dir. Ich habe wohl etwas überreagiert.“

Mit einem Lächeln auf Joeys Gesicht setzte er sich wieder zu Mokuba.

„Hast du dir eigentlich mal die erste Sms von Seto angeguckt?“

„Nein, nicht wirklich. Sollte ich?“, fragte Joey nach, was er mit einem Nicken Mokubas bestätigt bekam. Also öffnete er die erste Nachricht, und was er da las, ließ ihm das Kribbeln in den Magen zurückkehren.
 

Bin entführt 10 Mio Yen 2 Wochen Bahnhof Domino

Frag Joey der hilft dir bestimmt

Vergiss es nicht

Er ist der Einzige der mir helfen kann

Das war schon immer so
 

„Wir müssen ihn finden“, sagte Joey fest entschlossen. Das Kribbeln in seinem Bauch schob er gekonnt beiseite.

„Ja, aber du musst ihm noch schreiben“, erwiderte Mokuba. Mit einem Nicken tippte er die Nachricht ein.

„Darf ich sie lesen?“ Wieder nickte Joey und gab Mokuba das Handy, welche seine Nachricht enthielt:
 

Wir holen dich da raus Seto

Zusammen schaffen wir das

Gib nicht auf

Du bist der Einzige der mir helfen kann

Vergiss das nicht

Joey
 

„Entschuldige, ich habe vergessen, deinen Namen mit hinzuschreiben“, fiel Joey auf.

„Schon gut. Seto wird die Sms sicher gefallen.“ Das hoffe ich auch, dachte Joey, das hoffe ich wirklich.

Aspiration

5. Aspiration
 

Auch der nächste Tag war nicht viel leichter als der letzte. Joey stand schon sehr früh auf, er konnte einfach nicht mehr liegen bleiben. Er ging zu einem Fenster und öffnete es. Der Ausblick, der sich ihm bot, war wunderschön: Der riesige Garten blühte in allen ihm erdenklichen Farben, durch den leichten Wind wurden die Baumkronen mit den tiefgrünen Blättern und den vielen, verschiedenen Früchten hin- und hergeschaukelt und die schon aufgegangene Sonne spiegelte sich im bläulich schimmernden Wasser des Pools, der sich länglich im Garten erstreckte.

Der Blondschopf bettete seinen Kopf schwermütig und müde in seine Hände, während er seine Ellenbogen auf das Fensterbrett legte. Seufzend ließ er seinen Gedanken freien Lauf.
 

Diese schöne Aussicht ist so anders als das, was ich jetzt denke, dachte er. Das Problem mit meiner Wohnung ist zwar geregelt, aber ich habe im Moment durchaus größere Probleme als das. Ich würde so gerne mit jemandem außer Mokuba darüber sprechen, doch das darf ich nicht. Kaiba wäre sonst unnötig in Gefahr, das darf ich auf keinen Fall zulassen, schon um Mokubas Willen. Irgendwie müssen wir ihn doch da rauskriegen. Er muss uns mehr Tipps geben. Seine letzte Nachricht hat mich so verwirrt. Was meinte er denn mit „dunkel und doch so hell“? Ich würde gerne wissen, wo er jetzt ist. Ist er überhaupt noch in Domino? Hm... wahrscheinlich nicht, das wäre doch echt krass. Seine Entführer wären ja bescheuert.

Warum mache ich mir nur so viele Sorgen?
 

Joey wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Handy, das er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hat, zu klingeln begann. Schreckhaft wie sonst nie machte er einen kleinen Sprung zur Seite und ließ selbiges fast zu Boden fallen, doch er raffte sich schnell zusammen und las die Sms, welche nur von Seto Kaiba sein konnte.
 

Nur noch 13 Tage bis Geldabgabe

Hilf mir

Spiel Domino mit Moki

Danke Joey

Pass gut auf dich auf

Ich schaff das schon

Seto
 

Joey bemerkte erst gar nicht die Tränen, die ihm die Wangen hinunterflossen. Kaiba ist so stark, dachte der Junge, und ich? Ich sitze hier und heule. Das ist alles zu viel für mich!
 

„Aber Joey, was hast du denn?“, fragte Mokuba noch verschlafen, weil er bis gerade eben noch schlief, doch von Joeys Schluchzern erwacht ist.

„Dein Bruder hat geschrieben“, antwortete der Blondhaarige und gab Mokuba das Handy. Dieser las mit großem Interesse die Nachricht, die sie von Seto bekommen hatten.

Verwirrt schaute der Schwarzhaarige Joey an. „Und warum weinst du jetzt?“

„Wenn ich das wüsste“, flüsterte er.

„Gib mir bitte das Handy, ich werd ihm gleich zurückschreiben.“

„Alles klar, aber kannst du meinen Namen bitte auch darunterschreiben?“ Mit einem Lächeln im Gesicht und sich die Tränen wegwischend, nickte Joey und bekam das Handy.
 

„Gib schon her, was hast du denn geschrieben?“ Mokubas Neugierde hielt sich kaum in Grenzen, und mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen ließ Joey den Kleineren lesen.
 

Bleib stark wie immer

Übrigens ich nehme deine Entschuldigung an :-)

Vertrau mir nur dieses eine Mal

Wir werden dich finden

Joey+Moki
 

„Das hast du schön geschrieben“, sagte Mokuba, nachdem er die Nachricht gelesen hatte. Joey nickte bloß zur Antwort. „Ich weiß jetzt übrigens, dass er sich noch in Domino befindet“, erklärte der Blonde. „Ach, und woher?“, fragte Mokuba und seine Neugierde wurde wieder von Neuem geweckt.

„ ,Spiel Domino mit Moki', das hat mich darauf gebracht. Er würde sicher nicht so etwas hinschreiben, wenn es nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl wäre.“

„Stimmt, ich mag nämlich gar kein Domino!“, erwiderte Mokuba mit all seiner kindlichen Naivität. Joey strich ihm sanft über die Haare und sagte: „Wir finden deinen Bruder, doch er muss uns noch weiter helfen, und das weiß er auch. Sag mal, hast du schon in der Schule angerufen?“

„Ja, habe ich, und auch in der Firma. Ich hab gesagt, er ist krank und auch seine Stimme ist entfallen, sodass niemand Verdacht geschöpft hat“, erklärte Mokuba.

„Schön“, antwortete Joey. „Aber was wollen wir denn jetzt machen?“

Mokuba zuckte mit den Schultern. Plötzlich traten ihm Tränen in die Augen und Joey wusste nicht, warum, doch nach einigen Momenten rief er sich die jetzige Situation ins Gedächtnis zurück, dann umarmte er den Kleineren.

„Sh..ganz ruhig. Wir finden deinen Bruder. Wir haben doch noch so lange Zeit. Kopf hoch!“, versuchte er Mokuba zu trösten. Doch dieser war schon seit einigen Augenblicken in Joeys Arm eingedöst und letztendlich auch eingeschlafen.
 

Nachdem Joey Mokuba ins Bett gelegt und zugedeckt hat, klingelte überraschend das Handy. Der Blonde sprintete hin, sah auf das Display und sah auch Kaibas Handynummer darauf erscheinen. Mit zittriger Hand drückte er auf den grünen Hörer, hauchte ein flüsterndes „Ja?“ ins Telefon und wartete auf eine Antwort. Doch statt Kaibas Stimme erwartete ihn eine computerverzerrte, männliche Stimme, die sprach: „Wir kürzen die Zeit. Das Geld ist übermorgen am Bahnhof von Domino, Gleis 8, da lässt du den Koffer an einer Bank stehen. Und mach keine Mätzchen, keine Bullen, klar?!?“ „Aber...“, sagte Joey, doch da ertönte schon das Piepen. Er hatte aufgelegt.
 

Oh Gott, dachte er, was soll ich nur tun? Wie soll ich das Moki beibringen? Der wird total hysterisch! Tja, wer würde es ihm verübeln? Nein, ich lasse ihn jetzt erst noch schlafen, wenn er aufwacht, werde ich es ihm sagen müssen. Es geht hier schließlich um seinen Bruder. Wir müssen ihn verdammt noch mal finden! Kaiba, wo bist du nur?
 

Und plötzlich klingelte es wieder. Joey rannte zum Telefon. Er zitterte wie Espenlaub. Und das wirkte sie auch auf seine Stimme aus. Stotternd nahm er ab:

„Ja, verdammt, ja!“

„Joey, ich bins.“

„Kaiba?“

„Ich kann nicht lange, die Entführer schlafen. Sie haben mich durchsucht und Pillen gefunden – meine Schlafpillen. Woher soll ich wissen, dass die die gleich schlucken?“

„Das ist dumm, das stimmt. Aber umso besser. Wie geht es dir?“

„Es geht. Ich blute, irgendwo, ich weiß nicht mehr, wo. Es tut auch nicht mehr weh.“

„Verdammt...“

„Es geht mir gut. Wie sieht es bei euch aus?“

„Nach dem Telefonat gerade dachte ich, ich muss sterben...“

„Warum das?“

„Woher sollen wir bitte das Geld so schnell auftreiben?“

„... meinst du das ernst? Da sieht man mal wieder, dass du eben doch nur ein dummer Köter bist...“

„Hey, was soll der Scheiß? Ich versuche dich zu retten, und du machst mich nieder! Eingebildeter Fatzke!!!“

„Ist ja schon gut, beruhige dich. Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du das machst. Ich gebe es nicht gern zu, aber das rechne ich dir hoch an.“

„Solltest du auch...“ Joey schnaufte.
 

„Okay, geh zu meiner Bank und heb das Geld ab. Moki hat die Nummer. Und dann bringst du es den Idioten von Entführern.“

„Moki meinte zu mir, du hast gar nicht so viel Geld...“

„Auch nicht auf meinem regulären Konto, nein, auf dem anderen Konto, das der Firma überschrieben ist.“

„In Ordnung. Wir holen dich da raus.“

„Wenn nicht, könnt ihr was erleben.“

„Boah du...!“

„Schon gut schon gut! Wir sollten in der Situation nicht streiten!“
 

Joey beruhigte sich ein bisschen. Er überlegte, was er als nächstes sagen sollte. Ach ja, da gab es noch etwas zu klären.
 

„Übrigens, wegen dir bin ich meinen Job los, du Idiot!“

„Na und? Dann such dir einfach nen neuen. Mein Gott, glaubst du, ich hab gerade keine anderen Probleme?“

„Klar hast du die, aber du könntest dich wenigstens bei mir entschuldigen!“

„Können wir die Sache vielleicht auf eine Zeit verschieben, in der ich NICHT in einer Zelle sitze und hoffen muss, dass ich überlebe?“
 

Joey stockte der Atem. Natürlich hatte Kaiba recht. Er musste die Fassung bewahren. Sie waren beide angespannt. Und Kaiba zudem noch verletzt. Ruhig bleiben ist angesagt!

Joey machte der Satz irgendwie Angst. Ob er das überlebt... natürlich! Kaiba ist stark, der überlebt das!
 

Ihm wurde schwindelig und er lies sich an einer Wand fallen. Er positionierte seinen Kopf auf seinen Knie, denn er saß nun. Und er seufzte.
 

„Hey, was ist los?“, frage Kaiba.

„Ich habe Kopfschmerzen. Und ich bin ratlos. Ich glaube nicht, dass das alles in zwei Tagen geschafft ist. Da wird doch sicherlich ein ganz anderes Spiel gespielt.“

„In dem Fall können wir nichts machen. Und schalt nicht die Polizei ein, sonst bin ich mausetot. Verstanden, Wheeler, keine Polizei!!!“

„Ja, ich habs ja verstanden!“

„Noch was...“

„Ja?“

„Sagst du... sagst du Moki bitte, ich hab ihn lieb?“

„Wow, so sentimental kenn ich dich gar nicht, Seto Kaiba!“

„Halt die Klappe, du dreckiger Köter!“

„Ist in Ordnung, ich mache das. Gibt es sonst noch was, was wichtig wäre?“

„Ich muss sagen, ich finde es doof, dir die ganze Verantwortung zu geben.“

„Achso? Das klang aber in den Nachrichten ganz anders! Ich bin der Einzige, der dir helfen kann und so!“

„Einem anderen trau ich es nicht zu! Und einem anderen kann ich nicht vertrauen.“
 

Joey sog scharf die Luft ein. Er vertraute ihm? Ein komisches Gefühl...
 

„Aber warum gerade ich?“

„Moki ist zu jung, um das ganze selber zu managen. Und all die anderen haben nicht den Grips.“

„Hä? Jetzt bin ich total verwirrt. Du sagst doch immer, dass ICH der Dumme bin!“

„Hündchen, das sage ich, wenn wir uns streiten. Natürlich haue ich dir da Dinge an den Kopf, die dich provozieren. Ich hätte gedacht, du hast das längst durchschaut. Und aus deinen Antworten kann man teilweise erkennen, dass du doch nicht so doof bist, wie ich eigentlich anfangs noch dachte. Mit dir habe ich in der Schule sogar geredet. Na ja, eigentlich nur gestritten, aber egal. Niemand anders kennt mich überhaupt.“

„Aber durch die Streitereien kenne ich dich doch überhaupt nicht! Ich kenne nur einen Kaiba, den du vorgibst zu sein, aber nicht den richtigen Seto Kaiba.“
 

Kaiba ist still. Dazu kann er einfach nichts sagen. Hatte er ihn doch durchschaut?
 

Joey dachte indessen schon, dass die eigentlich außer Gefecht gesetzten Entführer aufgewacht sind.
 

„Hey, alles okay bei dir?“

„Ja, es ist nichts.“

„Gut“, sagte Joey und atmete erleichtert auf.

„Wieso, macht sich das Hündchen etwa Sorgen um mich?“

„Quatsch, mir ist doch egal, was aus dir wird, aber Mokuba nicht. Genau, ich mache das alles nur für Mokuba.“
 

Innerlich wusste Joey, dass es nicht so war. Er mochte den verletzlichen Kaiba. Am Anfang des Telefonats klang es auch so, als ob er endlich mal sein wahres Ich zeigen konnte, aber nein, jetzt spielte er wieder den Mann, der er eigentlich nicht ist. So typisch Seto Kaiba. Und das in dieser Situation...
 

Kaiba lachte nur kurz als Antwort.
 

Aber Joey wusste, dass Seto etwas anderes in ihm verborg. Jemanden, der verletzlich war, der Hilfe brauchte. Das konnte man in seinen Nachrichten lesen.
 

„Aber ich werde schon noch den wahren Seto Kaiba finden...“, dachte Joey laut, und das auch noch in das Mobiltelefon!
 

„Was?!“

„Äh, ach nichts. Es ist gut, dass du angerufen hast. Schreib morgen wieder eine Sms, so wie du es darfst. Moki und ich werden antworten. Wie immer. Viel Glück, und pass auf dich auf...“

„Ich versuche es. Viel aufzupassen ist da ja nicht. Jedenfalls... danke.... Joey. Ich muss auflegen, die wachen sicher bald wieder auf. Und bitte, bitte hol mich hier raus.“

„Mach dir keine Sorgen, in zwei Tagen kannst du wieder ruhig in deinem Bett schlafen. Obwohl du es eigentlich gar nicht verdient hast.“

„Bitte was? Du...“

Joey lachte. Kaiba war gerade genau das, was er war. Nämlich ein junger Mann, dem geholfen werden musste. Genau das meinte Joey mit „sein wahres Ich“. Er musst nur versuchen, es aufrecht zu erhalten.

Dachte er das wirklich gerade?! Das brauch er nicht! Der Braunhaarige kann ihm doch total egal sein! Er macht das ja alles nur für Mokuba!!!
 

„Machs gut, Kaiba. Und keine Sorge, Moki kriegt die Nachricht.“

„Danke.“
 

Tut – tut – tut

Die Sehnsucht nach dir

6. Sehnsucht nach dir
 

Noch ein Tag. Ein verdammter Tag und dann war alles vorbei, dachte sich Joey. Der Blonde hatte den Umständen entsprechend schlecht geschlafen. Es machte ihn alles fertig, aber wieso eigentlich? Der Ältere konnte ihm doch egal sein!

Und doch, irgendetwas in ihm sagte ihm, dass er das machen müsste. Nicht nur für Mokuba.
 

Bevor er noch länger darüber nachdenken konnte, stand Mokuba in der Küche, wo sich Joey schon seit etwa 3 stunden befand. Er sah auf die Uhr. Kurz nach neun. Mokuba hatte wohl auch nicht so besonders geschlafen. Und nun musste Joey ihm auch noch die Gesamtsituation nach beiden Telefonaten schildern. Er seufzte.
 

„Was ist passiert?“, fragte Mokuba. Der Kleine ist schlau, er weiß sofort, wenn etwas passiert war. Das musste er von seinem Bruder haben.

„Setz dich kurz hin. Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss.“

Mokuba setzte sich ohne einen Laut hin. Gespannt und verängstigt sah er zu Joey.
 

„Hör zu, wir haben nurnoch einen Tag Zeit. Die Entführer haben gestern angerufen und mir mitgeteilt, dass sie das Geld morgen haben wollen.“

„Was? Aber das geht nicht!!!“

„Doch, das geht. Denn nachdem ich auch mit deinem Bruder tele...“

„Du hast mit Seto telefoniert?????????? Warum hast du mich nicht aufgeweckt?“

Wütend stand Mokuba auf. Er hätte auch so gerne mit ihm geredet!

„Das ging nicht, verstehst du? Seto wollte das nicht.“

Joey wusste nicht, warum er Kaiba plötzlich mit seinem Vornamen ansprach, aber das war auch egal. Erstmal musste er den Jüngeren beruhigt kriegen.
 

„Aber Seto hat mir auch erklärt, dass wir nur auf sein Konto zugreifen müssen. Also das, was der Firma überschrieben ist.“

Mokuba kratzte sich am Kopf und sagte: „Dass mir das vorher nicht eingefallen ist! Klar, so geht das ganz einfach.“
 

Joey behielt seine Sorgen für sich. Er glaubte nicht, dass das morgen alles schon vorbei war. Sollte er vielleicht doch die Polizei einschalten?

Nein, das war zu riskant! Er musste Se... Kaiba da unbedingt lebend wieder rausholen! Ein Plan musste her!
 

„Joey? Hörst du mir überhaupt zu?“

„Entschuldige, Mokuba, was hast du gesagt?“

„Ich sagte, dass wir das mit dem Geld abheben vorher ankündigen müssen. Ich ruf gleich bei der Bank an, denn nur ein Kaiba kann das in Auftrag geben, und auch nur ein Kaiba kann das Geld abheben.“

Joey nickte. Wir werden ja sehen, dachte er.
 

„In Ordnung, Mokuba, ruf am besten gleich an.“

„Mach ich!“, rief er und war auch schon weg.
 

Da war doch was faul. Die Entführer wussten doch, dass Seto Kaiba genug Geld hatte, um das zu bezahlen! Ging es ihnen wirklich um das Geld? Nein, da war sich Joey sicher. Aber er hatte keine Zeit, noch länger darüber nachzudenken, denn schon klingelte das Handy. Eine SMS. Seto...
 

Morgen ist Geldabgabe

sie durchsuchen wieder meine Taschen

bis gleich Joey

ich hab euch lieb

Seto
 

Hä? Was war denn das jetzt? Taschen? Gleich? Ich hab euch lieb??? Was hatte man denn Kaiba für Drogen angedreht, dass...
 

Und es klingelte wieder, doch dieses Mal war es ein Anruf. Wahrscheinlich von den Entführern. Joey atmete noch einmal tief durch, dann ging er ran.
 

„Hallo.“

„Hey, ich bin's.“

„Kaiba???“

„Nee, der Sandmann.“

„Witzig... erste Frage: Die waren echt so doof, deine Taschen nochmal zu durchsuchen?“

„Jep, das waren sie. Wieder Schlaftabletten.“

„Kommt mir Spanisch vor.“

„Is doch bei dir nix neues.“

„Halt die Klappe, Kaiba! Und was meintest du eigentlich mit 'ich hab euch lieb'? Mokuba, und wen noch? Also wem soll ich das noch ausrichten?“

„Hündchen, manchmal denkt man erstmal über eine Aussage nach, bevor man Fragen stellt, das ist ein ganz einfaches Prinzip. Versuch's doch mal!“
 

Kaiba klang ungewohnt entspannt. Alles Einbildung? Das war möglich, Kaiba konnte gut täuschen. Aber jetzt mal zur Aussage! Also 'euch', das ist Mokuba, ganz klar. Und wer noch?
 

.

.

.

.

.

.

.
 

Was? Doch nicht Joey selbst, oder?
 

„Na, hat's klick gemacht?“

„Hm... warum solltest du schreiben, dass du mich magst?“

„Warum nicht, ich bin nur ehrlich.“

„Verarschen kann ich mich auch selber, Kaiba!“

„Dann glaubst du's mir halt nicht, kann mir egal sein.“
 

Noch einmal dachte Joey gründlich darüber nach. Kaiba konnte nur ihn meinen. Komisch...
 

„Wie auch immer, weswegen rufst du eigentlich an?“

„Oh, ich weiß gar nicht. Fragen, wie's voran geht.“

„Also irgendwie bist du heute komisch drauf, Kaiba. Also mach dir keine Sorgen, das Geld haben wir. Mokuba kümmert sich gerade um die Formalien, deshalb kann ich ihn dir nicht geben.“

„Ist auch nicht nötig. Okay, wir sehen uns dann hoffentlich morgen.“

„Ja, das hoffe ich auch. Ich habe nämlich so das Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmt.“

„Das wird schon.“

„Hm... na wenn du meinst!“

„Bis morgen, Joey.“

„Bis morgen.“

„Ich...“

„Was ist?“

„Ich... ähm... ich hab...“

„Was hast du?“

„...euch lieb...“
 

TUT TUT TUT
 

Was geht denn hier ab? Joey schüttelte den Kopf. Er musste eindeutig übermüdet sein.
 

Mokuba kam knapp eine Minute darauf an.
 

„Hey, dein Bruder hat gerade angerufen.“

„Ah!“

„Sorry, du hattest ja selber telefoniert. Er meint, es ist alles in Ordnung, ich habe ihm versichert, dass wir das Geld haben. Haben wir doch, oder?“

„Ja, alles astrein.“

„Gut. Ich soll dir übrigens sagen, dass er dich lieb hat.“

„Das hat er dir am Telefon gesagt?“

„Ja, hat er! Oh, es wird schon dunkel. Lass uns noch was essen. Ich bin müde und will so schnell wie möglich schlafen. Okay?"

"Ja, in Ordnung. Du, Joey?"

"Was ist denn?"
 

Joey strich Mokuba beruhigend über seinen schwarzen Schopf.

"Danke, dass du das alles mitmachst."

"Hey, das mach ich doch gerne."

"Und warum?"

"Na um dir zu helfen natürlich!"

"Aber du hilfst damit nicht mir, sondern Seto."

"Da hast du wohl recht."
 

Bevor Mokuba noch etwas erwidern konnte, war er auch schon in Joeys Armen eingeschlafen, denn sie saßen seit geraumer Zeit auf dem Fußboden. Nagut, damit fällt das Essen wohl flach, aber somit hatte Joey wenigstens noch Zeit, über das Geschehene nachzudenken, und er musste Kaiba ja auch noch eine Nachricht schreiben.

Der Kleine hatte recht. Er hilft nicht Mokuba, sondern dem Größeren der beiden Kaibabrüder. Aber warum tat er das eigentlich? Mochte er ihn letzten Endes doch irgendwie?

Nein, das konnte nicht sein. Das wollte sich Joey nicht eingestehen, dazu war er einfach viel zu stolz. Aber vielleicht war es ja doch so.

Mal so gesagt, er fand den Braunhaarigen nicht unsympathisch, nicht mehr, denn er gab nun mehr von sich preis. Scheinbar ist er auch nur ein ganz normaler Junge, wie all die anderen in seinem Alter auch. Aber heute war etwas passiert, damit hatte Joey nie und nimmer gerechnet.

"Ich hab euch lieb"

Diese Worte hallten in Joeys Kopf immer und immer wieder. Und trotzdem verstand er es nicht ganz. Er fand es schmeichelhaft, aber mochte er den Kaiba denn auch so sehr, dass er sowas schreiben, geschweige denn auch sagen würde?
 

Nach reichlichem Überlegen kam er zu dem Schluss, jetzt endlich mal die SMS schreiben zu wollen. Und so griff er sich das Handy und schrieb zielsicher folgende Zeilen:
 

Wir holen dich da raus

verlass dich auf uns

wir haben dich auch lieb

ich vermisse dich

und ich weiß nicht, warum

Joey und Moki
 

Joey fühlte sich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Kaiba das wirklich las. Aber er wollte es schreiben, er hatte plötzlich ein Bedürfnis dazu.
 

Und so schickte er es ab, brachte Mokuba ins Bett und setzte sich in die Küche. Und bei einer Tasse Schwarztee überlegte er, wie sie am besten morgen vorgehen sollten. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen.

Die Wahrheit

7. Die Wahrheit
 

Nein, das konnte unmöglich er im Spiegel sein. Diese vom Weinen angeschwollene Gesicht konnte nie und nimmer ihm gehören. Das ausgelaugte Keuchen und Stöhnte konnte einfach nicht seines sein.

Und doch war es seins. Denn da waren sie, die Erinnerungen. Er konnte nicht reden. Er konnte nicht nach Hause. Und wieder hatte er Angst.
 

Joey brach zusammen. Er hatte nicht eine Sekunde lang schlafen diese Nacht. Die Sorge um Seto Kaiba brachte ihn um diesen Schlaf. Doch war es wirklich Kaiba, an den er sich da plötzlich so klammerte?

Nein. Es ging nicht um Kaiba. Es ging um die Vergangenheit. Und doch ging es irgendwie auch um ihn. Durch ihn konnte der Blonde so oft das Elend vergessen, die Unsicherheit, den Schmerz.
 

Niemand würde ihm glauben. Warum auch. Und niemand wird das je erfahren. Nicht, solange es nicht vorbei ist. Aber es kann nicht vorbei sein. Wenn er wieder Zuhause ist, geht alles wieder von vorne los.
 

Erschrocken über sich selbst stellte er sich unter die kalte Dusche. Vorher schaltete er das Licht wieder aus. Er wollte sich nicht nochmal besorgt im Spiegel betrachten müssen.
 

Das kalte Wasser prasselte auf seinen eiskalten Körper hinab. Er dachte an nichts, starrte nach vorne. Warme Tränen vermischten sich mit den eisigen Tropfen der Dusche. Wie er solche Momente hasste, in denen er an das denken musste.
 

Nein, er muss jetzt stark sein. Joey stieg aus der Dusche, suchte sich ein Handtuch und besah seine Silhouette im Spiegel. Nachdenklich fuhr er jeden einzelnen Schatten an seinem Körper nach. Er seufzte, zog sich an und ging, um Mokuba zu wecken.
 

"Mokuba, nun wach endlich auf. Mokuba! Wir müssen bald los!"

"Wie? Was? Hab ich verschlafen???"

"Nein, es ist alles in Ordnung."

"Oh... hast du geweint, Joey?"

"Ach Quatsch!"
 

"Hm, na gut!"
 

Für einen Moment vergaß Joey seine Sorgen, als er in das unschuldige Gesicht Mokubas schaute. Auch er hatte viel durchgemacht. War mit Seto in einem Heim gewesen, hat Mutter und Vater verloren und wurde mit "Zuckerbrot und Peitsche" erzogen. Ganz klar war dieses Leben auch kein einfaches gewesen. Aber ihm ist wenigstens nicht das wiederfahren, was Joey all die Jahre durchmachen musste und noch immer durchlebte.
 

Doch daran durfte er jetzt nicht denken. Er musste Seto retten. Und nichts lag ihm jetzt näher als dieses.

Wer waren wohl diese Entführer? Würden sie wirklich ihr Versprechen halten und Seto gegen Geld freigeben?

Diese Fragen werden wohl erst in einer Stunde beantwortet werden können.
 

"Joey, du wirkst nachdenklich. Was ist los?"

"Oh, es ist nur wegen deines Bruders. Ich mache mir Sorgen, weißt du."

"Wir schaffen das schon, Joey!"
 

Mokuba lächelte den Größeren mit einem seiner breitesten Lächeln an. Joey konnte kaum glauben, dass der Jüngere der Kaibas so optimistisch dem gegenüber stand. Joey zerriss es innerlich. Vielleicht sah er Seto nie wieder...
 

Nein, so durfte er nicht denken, noch nicht! Es war noch nichts entschieden! Er würde kämpfen, würde dafür kämpfen, dass Seto da raus kam!
 

Auf dem Weg zur Bank war ihm kalt, sehr kalt. Er hatte mehr Angst, als er dachte. Und noch immer ließ ihn das Gefühl nicht los, dass da noch etwas anderes eine Rolle spielt. Warum sollte jemand Seto Kaiba entführen? Wegen des Geldes? Spielt Geld denn wirklich so eine große Rolle?
 

Joey ist schon immer mit wenig ausgekommen. Sein Lebensmotto: Weniger ist mehr. Und weniger von gewissen Dingen wäre auch gut... aber bis er auszieht, würde er das wohl noch mitmachen.
 

Das Geld ist besorgt, und sie standen auf dem Bahnhof, starrten den Koffer mit der Kohle an, ja hypnotisierten ihn förmlich. Seit wenigen Minuten stand er da und noch war nichts passiert.

Doch da bewegte sich etwas. Ein Mann trat auf den Koffer zu. Er öffnete ihn gekonnt und überschlag das Geld. Natürlich war es genug. Fast unmerklich nickte er und legte einen Zettel an die Stelle, an der eben noch der schwarzer Lederkoffer voller Geld stand. Ein kleines Steinchen drauf und schon flog er nicht weg.
 

Erst als der Mann verschwunden war, wachten Mokuba und Joey aus ihrer Starre auf. Da auch die nächsten Minuten nichts passierte, ging Joey auf langsamen Sohlen dem Zettel entgegen. Er wusste doch, da war was faul.
 

"Mokuba, komm her. Das solltest du dir anschauen."
 

Mokuba las den Zettel und seine Augen weiteten sich.

"Hör zu", begann Joey, "ich tue jetzt, was auf dem Zettel steht. Du gehst nach Hause. Lass dich ^fahren, dir kann nichts passieren. Bitte, tu mir den Gefallen, ich krieg das hin."

Mit einem Nicken verschwand Mokuba.
 

Joey atmete tief durch.

"Okay, ihr Super-Entführer, jetzt könnt ihr mich erleben."
 

Von plötzlicher Panik ergriffen, rannte Joey wie wild durch die Straßen. Er rempelte Leute an, lief bei rot über die Ampel und es war ihm egal. Denn er musste so schnell wie möglich zu Seto.

Diese beschissenen Entführer hatten sich nicht an ihr Wort gehalten und Joey stattdessen zum alten Busbahnhof beordert. Was er da sollte, erschien ihm noch wie ein Buch mit sieben Siegeln. Als er endlich – schnaufend und noch immer panisch – am Zielort war, war dort nichts. Stille. Ruhe. Vereinzelt ein paar Bäume und Büsche. Viel Asphalt. Und, ja und dieses kleine Häuschen.
 

Joey näherte sich dem kleinen Gebäude so leise er konnte. Nurnoch zehn Meter etwa stand er davon entfernt, bis plötzlich Seto auf der Bildfläche auftauchte.
 

"Gott sei Dank! Geht es dir gut?", rief Joey, lächelte, wollte auf ihn zulaufen, doch da erschien hinter Seto eine andere Gestalt. Die Gestalt seines Vaters.
 

"Dad? Was machst du hier?"

Joey wurde wütend. Ihn hatte er hier nicht erwartet. Die Erinnerungen von heute morgen kamen wieder hoch. Er versuchte sie zu verdrängen, aber es klappte nicht. Denn immer, wenn er in sein Gesicht sah, erkannte er sie. Die Wahrheit.
 

"Was glaubst du denn, was ich hier mache?", antwortete sein Vater.
 

Und da wurde ihm alles klar. "Du bist der Entführer?"

Ein Nicken.
 

"Warum hast du das getan? Reicht es dir nicht, wenn du mich so quälst? Musst du andere da auch mit reinziehen?"

"Ich hab mir das nicht ausgesucht. Du hast doch alles verraten müssen."

"Dad, ich habe niemandem etwas gesagt, kein Sterbenswörtchen!"

"Ach wirklich? Das sieht dieser Mann hier ganz anders."

"Was? Ich habe Seto Kaiba gegenüber nicht mal das Thema erwähnt! Bitte, Dad, ich habe nichts gesagt, ich..."

Bevor Joey seinen Satz beenden konnte, wurde er mit einer Ohrfeige zu Boden gezwungen.
 

"Lüg mich nicht an, du verdammter Bastard! Herr Kaiba hat vor drei Wochen bei uns angerufen. Er hat mir gesagt, dass er mich anzeigen will, weil er sich sicher sei, dass ich dich vergewaltige und missbrauche. Woher soll er das haben wenn nicht von dir?"

"Dad, ich habe nichts gesagt!!!"
 

"Du bist ein verdammter Lügner! Und dafür wirst du jetzt büßen. Und nicht nur du, auch er. Es muss ja außer uns keiner erfahren."
 

"Jetzt reicht's! Ich habe niemandem was gesagt! Selbst wenn ich was gesagt hätte, dann hätte es nichts daran geändert, dass du mich quälst! Du schlägst mich, vergewaltigst mich, und warum das alles? Warum machst du das denn nur? Ich kann das einfach nicht verstehen!"
 

Mit Tränen in den Augen steht Joey wieder auf.

"Na los, lass mich büßen. Für etwas, das ich nicht begangen habe. Das bin ich all die Jahre gewohnt. Schlimmer als der Tod kann es nicht sein. Ich verabscheue dich, Vater. Das einzige, was mich am Leben gehalten hat, war dieser Mann hinter dir, Seto Kaiba. Ja, ich habe mich mit ihm gestritten. Oft und mehrmals am Tag. Und das war eine großartige Ablenkung. Ablenkung von dem, was mich Zuhause erwartete. Also, tu was du nicht lassen kannst, ich werde mich nicht wehren. Nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr."
 

Und bevor Joey noch irgendwas sagen konnte, zielte sein Dad, der nun wieder etwas weiter hinten stand, direkt auf sein Herz. Mit einer Pistole. Doch als es -Bumm- machte und Joey eigentlich von etwas hätte getroffen werden sollen, liegt er schon am Boden und merkt, dass es ihm gut geht. Hatte er verfehlt? Was wurde getroffen? Oder wer?
 

Als er seine Augen wieder öffnete, wurde ihm einiges bewusst. Seto Kaiba.

"Was..."

"Sht... du bist dumm, Hündchen. Ganz dumm."
 

Der erste Bluttropfen landete in Joeys Gesicht. Er weitete die Augen und konnte einfach nicht fassen, wie das alles enden sollte.
 

~~~
 

Noch n kleines Nachwort:
 

Ich hab mich ziemlich doll heute Abend mit Kindesmissbrauch beschäftigt, habe Bilder von toten Kindern und Telefonate sterbender gehört (ich verweise auf YouTube). Außerdem habe ich mich mit meiner eigenen Vergangenheit auseinander gesetzt, meine eigenen Erfahrungen zu diesem Thema beigetragen. Es ist eines der emotionalsten Kapis, die ich jemals geschrieben habe.
 

Es tut mir leid, wenn es lange dauert, bis ich eins geschrieben habe. Ich will einfach, dass da wirklich ne Idee drin steckt, und nich einfach mal so dahin geschrieben is. Ich hoffe, ihr versteht das.
 

Das nächste Kapitel wird nochmal sehr emotional, denke ich.
 

Bis dann ^.~

Dem Tod so nah

8. Dem Tod so nah
 

Joey war nicht dumm gewesen. Bevor all dies passierte, hatte er die Polizei eingeschaltet, etwa eine halbe Stunde vor Eintreffen auf dem Busbahnhof. Er hatte es Mokuba nicht wissen lassen. Er hätte nur gesagt, dass die Entführer das nicht wollten.
 

Joey war geschockt. Sein Vater... und das nur, weil er ihm nicht mehr jeden Tag zur Verfügung stand, sich wehrte, sich nicht mehr vergewaltigen ließ. Wenn er sich daran erinnerte, wie sehr das früher schmerzte, nicht nur körperlich, da wurde ihm bewusst, wie wichtig Kaiba ihm war. Mehr noch, er war so etwas wie eine Bezugsperson, ja, sogar ein Vorbild. Er hatte ihn immer bewundert für das, was er war, und für das, was Joey so fehlte. Mut, Intelligenz, Reichtum. All das waren Eigenschaften, die nur bedingt zu ihm gehörten. Natürlich konnte Joey mutig sein, doch seinen Erfahrungen nach war das sehr schwierig, es war eher wie eine Maske, nicht der richtige Joey. Natürlich konnte er intelligent sein, aber er hatte eben auch seine Schwächen. Natürlich war er reich, reich an schlimmen Erfahrungen, die ihn so sehr geprägt haben, dass es ihn innerlich fast zerreißt.
 

Und während die Polizeibeamten seinen Vater abführen, ist Joeys Blick leer. Das war zu viel. Warum Kaiba? Warum musste Kaiba denn jetzt dafür büßen, dass Joey sich wehrte, endlich wehrte? Warum nur?
 

Ein Röcheln ließ ihn aufwachen. Kaiba hustete, und überall war Blut. Er hatte gar nicht gemerkt, wie er sich auf den Boden gekniet hat, Kaiba auf seinen Beinen, und sanft mit einer Hand in seinem Haar wuschelte. Wieso nur rief er keinen Arzt? Kaiba brauchte Hilfe! Aber Joey war starr, er konnte nichts tun. Bis ihn eine Stimme erneut ins Leben ruft.
 

"Joey..."

"Warum nur, warum hast du das gemacht?"

"Ich.. ich weiß es nicht. Mach dir keine Sorgen, so wie ich das mitbekommen habe, wurde schon ein... argh!"

"Nein, nein! Bitte, Seto, du musst leben! Warum nur musstest du so dumm sein? Wenn schon jemand dafür büßen muss, dann ich!"

"Nein, Joey, du hast schon viel zu lange für diesen Vater büßen müssen. Es ist wichtig, dass du weißt.... ich... aaaaaah!"

"NEEEEEEEEEEEEIN!!!!"
 

~
 

Joey wachte erst wieder auf der Intensivstation auf. Was war denn nur passiert? Er wird wohl ohnmächtig geworden sein. Aber dann gleich Intensivstation?

Wieder einmal vernimmt er ein Röcheln. Ein Blick zur Seite zeigt ihm, dass es der Jungmillionär ist. An seiner Seite ist Mokuba.
 

Joey setzte sich langsam auf.

"Autsch, mein Kopf", sagte der Blondschopf, während er sich den Kopf hielt.

"Hey... Gott sei dank ist wenigstens bei dir alles in Ordnung."

"Was meinst du damit? Was ist mit Seto?"

"Er...", der kleine Junge fängt an zu schluchzen, "es kann sein, dass er nie wieder aufwacht. Er musste in ein künstliches Koma versetzt werden. Die Ärzte wissen nicht, wann und ob er jemals wieder aufwacht. Ich habe Angst, Joey."

Mokuba liefen schon wie verrückt die heißen Tränen über die Wangen. Joey stand auf, sah, dass er keine andere Kleidung hatte. Man hatte ihn wahrscheinlich auch nur hierher verfrachtet, weil Mokuba das so wollte. Und was ein Kaiba sagte, das war Gesetz.
 

"Ich habe auch Angst."
 

Wie der Oberarzt ihn untersuchte, merkte er kaum. Seine Gedanken waren bei dem schon fast leblosen Körper vor ihm. Was hatte er nur getan? Er hatte mit der Sache doch gar nichts zu tun. Es war eigentlich eine Sache zwischen Joey und seinem Vater. Aber Seto musste sich einmischen. Er hatte sich eingemischt, ohne dass Joey auch nur ein kleines bisschen davon erfahren hat.
 

Machte Kaiba sich Sorgen um ihn? Warum eigentlich? Hasste er ihn nicht abgrundtief?

Scheinbar nicht...

Da gab es etwas, dass Joey nicht wusste, noch nicht, da war er sich ganz sicher. Irgendwas lief hier falsch.

Und nun lag er da, musste künstlich beatmet und versorgt werden. Das war doch alles nicht mehr normal. Vor zwei Wochen lag dieser Jungmillionär um diese Uhrzeit noch behütet in seinem Bettchen. Ohne offene Wunden, ohne Angst vor dem Sterben.

Wie viel Uhr war es denn jetzt? Eine Uhr verriet Joey, dass es bereits nachts um kurz nach zwei war. Draußen regnete es wie aus Bächen. Und Joey hatte Angst, Angst um den Menschen, dem er am meisten vertraute.
 

Na klar gab es da Yugi und die anderen, aber er hatte immer das Gefühl, mit ihnen nicht reden zu können. In diesem Moment erinnerte sich Joey an eine Szene zwischen ihm und Kaiba. Kein Streit, kein Lärm, ein ganz normales Gespräch...
 

~~Flashback~~
 

Joey saß wie immer in der großen Pause auf dem Dach, dort sah ihn niemand. Heute morgen war sein Vater wieder grob, so grob, dass er zu spät zur Schule kam.

Der heiße Sommerwind wehte ihm durch das Haar, bis er plötzlich Schritte hörte. Diese Schritte würde er auf hundert Kilometer Entfernung erkennen.

"Was willst du, Kaiba? Hast du mich heut noch nicht genug geärgert?"

"Hey."

Hey? Hatte Kaiba da wirklich gerade nur 'Hey' gesagt? Fast schon unglaublich, wie er das sagte. Einfach nur 'Hey'.

"Ich will mit dir reden."

"Und worüber willst du bitteschön mit einem Straßenköter reden wollen?"

"Hör zu. Ich... wie fange ich das bloß an?"

"Was ist los?"

Joey wirkte fast schon besorgt, ließ sich aber nichts anmerken. Sein Blick war in den strahlend blauen Himmel gerichtet. Er bemerkte, wie sich Kaiba plötzlich neben ihn setzte.

"Schöner Tag heute, was?"

"Wie man's nimmt. Das Wetter ist toll, wenn du das meinst."

"Woher hast du die Kratzer an der Wange?"

"Bin hingefallen."

"Und der blaue Fleck am Oberschenkel?"

"Selber Grund."

"Und die Narbe hinter deinem Pony?"

"Warum willst du das alles wissen, Kaiba?"

"Weil ich denke, dass wir mehr gemeinsam haben, als dir lieb ist."

"Was..."
 

Und in genau diesem Moment steht Kaiba auf und geht. Joey blieb sitzen, noch immer erstaunt von dem, was sich gerade abgespielt hat.
 

~~Flashback Ende~~
 

Nein, Seto Kaiba hatte sicherlich nicht das Gleiche durchlebt wie er. Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Und er wollte es auch nicht.
 

"Entschuldigen Sie, Mr. Kaiba. Sie müssen jetzt leider gehen. Es tut mir leid, aber ihr Bruder braucht Ruhe", verkündete der Oberarzt. Mokuba nickte, sah mir nochmal traurig in die Augen und verließ das Zimmer, ohne seinen Blick auch nochmal nach hinten schweifen zu lassen.
 

"Mr. Wheeler, Sie dürfen selbstverständlich bis morgen bleiben. Schlafen Sie sich aus."

"Können Sie mir sagen, was mit meinem Vater ist?"

"Soweit ich weiß, ist er noch immer auf dem Polizeipräsidium. Er wird wahrscheinlich erst einmal für ein paar Tage weggesperrt. Nun wird gegen ihn ermittelt. Und nun schlafen Sie, auch Sie können diese Ruhe gut gebrauchen."
 

Joey nickte, dachte aber nicht im Traum daran, nun schlafen zu gehen.
 

Mit einem freien Hocker setzte er sich neben den Braunhaarigen. Sein Blick wirkte traurig, hoffnungslos.

Vorsichtig strich er dem Brünetten eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

"Du bist dumm, Seto, ganz dumm. Das hättest du für mich nicht tun sollen. Und vielleicht, ja vielleicht haben wir wirklich mehr gemeinsam als ich denke. Aber ich hoffe nicht, dass du dasselbe Schicksal erdulden musst wie ich. Das will ich nicht.

Denkst du eigentlich noch immer, ich wäre dein Erzfeind? Vergiss es. Ich bin dein Freund. Ich werde dir wohl für den Rest deines Lebens auf die Nerven gehen. Hoffentlich geht dieser Rest deines Lebens noch länger als nur ein paar Monate."
 

Joey bekam Tränen in den Augen. Er wollte nicht weinen, konnte sich aber nicht zurückhalten. Alles fiel von ihm ab. Die ganze Sache mit seinem Vater, und dann konnte es auch sein, dass Mokuba seinen Bruder verlor.
 

Er legte seinen Kopf auf den Bauch des anderen. Er war erschöpft, sehr müde, konnte aber nicht aufhören zu weinen. Die Tränen verließen seinen Körper und hinterließen nur Leere. Nichts, was noch an den fröhlichen Joey Wheeler von vor zehn Jahren erinnert. Damals war alles noch schön, alles noch toll. Er hatte seine Mum, seinen Dad, seine Schwester. Was ist nur passiert in all diesen Jahren. Und nun, nun ist nich nur Seto, sondern auch er dem Tod so nah. Denn seelischer Tod bedeutet zugleich auch Leben ohne etwas, das einem Lieb ist.
 

Wenn Seto geht, dachte Joey, so werde ich ein leerer Körper, bloß noch eine Hülle sein. Geh nicht, Seto, geh nicht. Lass mich nicht im Stich. Ich brauche dich doch...



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Kuckuckskind
2010-12-18T20:04:51+00:00 18.12.2010 21:04
Zu Beginn gefällt mir deine FF ausgesprochen gut, im weiteren Verlauf wird sie leider immer unlogischer oder teilweise auch unrealistisch.

Das fängt schon mit den Telfongesprächen an. vulkanier1 hat schon einen Punkt genannt: "[...]die witze und die kommentare haben in dieser situation nicht gepasst". Außerdem, wenn Seto schon die Möglichkeit hat, zu telephonieren, warum sagt er ihm nicht einfach, wo er ist und redet stattdessen über solche "Banalitäten" wie ihre Beziehung zueinander? Und die Erklärung für diese Cance ist auch mehr als unlogisch...
Des Weiteren schwankt deine Story dauernd urplötzlich zwischen Extremen(z.B. Joey mag Seto nicht-> mag ihn plötzlich doch / Seto unnahbar-> Seto freundlich und liebevoll), was zwar an sich für die Spannung sehr förderlich ist, die Übergänge allerdings sind an manchen Stellen eher lau oder gar nicht vorhanden.
Ein bisschen schade ist es auch, dass du die Szene, in der Seto Joey vor der Kugel rettet, so undetailliert geschrieben hast. Daraus hättest du bestimmt noch mehr machen können.
Insgesamt wirkt die Geschichte zum Ende hin so, als ob du möglichst schnell fertig werden würdest oder dein Konzept verloren hast. Dabei hast du, wie schon gesgt, zu Anfang bewiesen, dass du eigentlich wirklich gut schreiben kannst.
Noch was zu den äußeren Umständen: Auch wenn weinen müde macht, könntest du, wenn dein geliebter Bruder entführt würde, drei Tage lang fast nur schlafen? Ich würde vor Sorge, glaube ich, gar nicht erst einschlafen können. Vor allem würde ich mir, auch wenn ich noch jünger und sehr verunsichert wäre, nicht ohne Widerspruch sagen lassen, was ich zu tun hätte. Oder zumindest wäre ich sehr sauer, wenn mein entführter Bruder anrufen würde und ich aus einem banalen Grund nicht mit ihm sprechen könnte/ dürfte. Und auch wenn die Umstände auf den Magen schlagen, müssen die beiden etwas essen. Vor allem Mokuba, der noch im Wachstum ist, den haut´s sonst noch aus den Latschen!

Natürlich gibt es nicht nur Sachen zu bemängeln:
- Dein Schreibstil ist wirklich toll!
- Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, nicht einen Rechtschreibfehler gefunden. (Das ist selten!)
- Die Idee, dass zur Abwechslung mal Seto entführt wird und nur Mokubas und Joeys Situation geschildert wird, ohne zu wissen, was wirklich mt Seto ist, ist super!
- Auch dass du dir noch andere Sichten auf dieses Thema eingeholt hast, finde ich gut (auch wenn YouTube meiner Meinung nach nicht die ideale Quelle ist, da dort wirklich viel Schrott drin ist und vieles ziemlich übertrieben wird...).

Ich hoffe, ich habe dich durch meine Kritik nicht allzu verunsichert und dass du weiterschreibst!!!

GLG, Lady
Von:  vulkanier2
2008-12-06T00:46:34+00:00 06.12.2008 01:46
danke für deine ENS. das kapitel war aber kurz. man jetzt will ich gerne wissen, ob seto wirklich das gleiche wie joey durchgemacht hat. die aussage hat mich zum grübeln gebracht. hoffe das wird geklärt. freue mich jedoch auf ein weiteres kapitel. schickst du mir eine ENS?
Von:  Sky2
2008-12-03T06:22:52+00:00 03.12.2008 07:22
hey schon wieder ein neues kapi!!

sehr schön geschrieben und traurig!!
mir gefällts!
mach weiter so!

lg sky
*knuff*
Von: abgemeldet
2008-12-01T20:20:57+00:00 01.12.2008 21:20
uiuiui sehr melancholisches kapitel aber trotzdem sehr schön geschrieben, könnte ruhig etwas länger sein :)
weiter so =)
Von:  Sky2
2008-12-01T14:08:25+00:00 01.12.2008 15:08
echt ein wahnsinns kapi!
es regt auf jeden fall zum nachdenken an!!

ich freu mich schon auf das nächste kapi!
Sagst du mir wieder bescheid??

lg sky
*knuff*
Von:  Rani
2008-11-30T12:45:42+00:00 30.11.2008 13:45
Es zeigt sehr viel Stärke und auch mut ein so emotionales und auch persönliches Kap zu schreiben und es dann auch noch zuveröffentlichen, ich finde deine Schriebweise gut und hoffe das es weiter geht, das es solange gedauert hat ist in ordung man sollte sich immer alle Zeit der welt nehmen

Rani
Von: abgemeldet
2008-11-30T08:55:24+00:00 30.11.2008 09:55
aaaaaah schreib ganz schnell weiter!!!! ;)
Von:  vulkanier2
2008-11-30T01:37:31+00:00 30.11.2008 02:37
eine sehr beeindruckende geschichte. aber die telefongespräche zwischen kaiba und joey fand ich etwas misslungen. gut du hast geschrieben, das die entführer die schlaftabletten genommen haben, aber die witze und die kommentare haben in dieser situation nicht gepasst.
würdest du mir eine ENS schicken, wenn es weitergeht? gruss vulkanier2
Von:  Mikeito
2008-11-29T23:20:03+00:00 30.11.2008 00:20
woah,dieses kapitel...
hätte nie und nimmer erwartet,dass joeys dad der entführer ist!(hatte sogar mal den gedanken,dass kaiba seine entführung nur inszeniert hat,warum auch immer xD).

und omg...
kaiba ist an joeys stelle angeschossen worden o.o

ich hoffe,dass sich alles noch zum guten wendet(und das der mistkerl von vater seine gerechte strafe bekommt!!)

lg Yumari_Nii

P.S.: lass dir nur zeit mit den kapiteln.
bei guten ffs dauert es halt länger,bis ein kapitel erscheint^^
Von:  Sky2
2008-11-09T22:42:05+00:00 09.11.2008 23:42
ein komisches gefühl....hmm?!
irgendwie sind das doch sehr komische entführer!!
zwei mal dasselbe??

naja ich spekulier hier jetzt mal nicht rum, sonder wart einfach mal auf das nächste kapi!
bin schon sehr gespannt!!!

danke für die ENS!
^^
lg sky


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