Die Flucht
Die Flucht
Schreiend, laufend, weit hinfort
Sie hat Angst, will weg
Sie fürchtet ihren Heimatort
Schnell rennt sie in den Wald
Als schützten sie die Bäume
Und die Nacht, sie kommt sehr bald
Süßer Geruch des Sommerabends
Doch das Herz voll Eis
An dem sich Ängste laben
So sucht man doch stark zu sein
Gestraft wurd’s, wieder
Und was bleibt: Ein Mädchen allein
Was die Menschen Krieg nennen
Nur eine Fase, der Name
Die das Wort, den Krieg nicht kennen
Vater tot, die Mutter weggebracht
Sie selbst nut knapp entkommen
Doch nun naht die Nacht
Und hinter ihr nur Flammen
Dem Tod so knapp entkommen
Doch die Nacht kennt kein Erbarmen
Die Nacht, der Wald, die Finsternis,
ein Herz was leis erlischt.
Angst
Angst
Schwärze, Schwärze, tiefe Nacht
Wie meine Lippen beben
Heute in der Früh erwacht
In einem anderen Leben.
Die Männer kamen nicht allein
Es waren doch so viele
Mit Waffen, schonten kein
Und unsere Väter fielen
Der Krieg, er ist doch nur ein Spiel
Von den Großen, die regieren
Für sie nichts, für uns so viel
Wie müssen ihre Augen stieren
Wo bin ich? Was war das? Allein
Die Angst, sie bleibt, wächst an
Von nun an wird alles anders sein.
Wo ich doch nichts ändern kann.
Die Nacht macht mich so klein.
Ich laufe, ich fliehe, ich habe kein Ziel
Wäre ich gestorben… Es fehlt so viel.
Nacht
Nacht
Der Mond steht am Himmel,
sein Licht ist kalt,
ist weiß wie Schimmel.
Die Ängste langsam gehen,
weil das Herz gefriert,
wenn sie die Sterne sehen.
Wer keine Hoffnung hat,
wird sterben.
Der Mond scheint matt.
Der Geruch von Blut
Der Geruch von Blut
Der Geruch von Blut, von Tod,
von Angst zieht durch den Wald.
Im Fernen schimmern Flammen rot
Und uns nennen die Menschen kalt.
Der Geruch von Blut, so süß
Und gleichzeitig doch so bitter
Als ich mich aus den Schatten lös
Ich am ganzen Leibe erzitter
Die Gier nach Blut voll Leben
Ist der Fluch der Ewigkeit der Nacht
Und es können nur Menschen geben
Die so verfallen unserer Macht.
Sich hassen, lieben lang nicht mehr
Die Dunkelheit, sie frisst das Herz
Einst sehnten wir uns doch so sehr…
Doch nun erlischt langsam der Schmerz.
Der Geruch von Blut, von Tod,
von Angst, er nennt sich Krieg.
Er färbt bald unsere Augen rot,
er kennt wie wir auch keinen Sieg.
Das Wesen
Das Wesen
Wie sie dort sitzt und zittert
Da schleicht es durch den Wald
Es ist doch so verbittert
Es riecht den Tod, ihr Blut
Ihre Angst und Sehnsucht
entfacht in ihm eine Glut
Es ist schon alt, zu alt
Es lebt ewig in der Nacht
Und doch ist es eiskalt
Sie ist jung und doch
Hat der Krieg sie zerstört
Hinterließ ein Loch
Die Sehnsucht nach dem Tod
Ihnen zu folgen
Und ihr Blut so rot.
Das kann es riechen.
Tränen
Tränen
Heiß, brennend, so fließen sie
Fließen Tränen über mein Gesicht
Was nun ist, ahnt ich nie
Vor mich sehen kann ich nicht
Mit den Tränen, kommt so leis,
schleichend ein Wunsch aus mir,
Ich bin hier, was niemand weiß,
könnte ich auch sterben hier
Die Tränen – sie versiegen nie,
hab ich doch verloren,
alles was ich hat und lieb
so wird der Schmerz nur weiter bohren.
Sehnsucht
Sehnsucht
Je nähr ich komm, so mehr ich riech,
wie sie sehnt nach dem Tode sich,
sie schluchzt und weint und weint und tobt,
so ist sie nicht verloren noch
Die Sehnsucht in ihr zieht mich an,
als dass ich mich kaum wehren kann.
Sie ist jung, will nicht mehr leben,
einen ewigen Traum will ich ihr geben.
Ihr Blut so heiß, ihr Herz so kalt,
Zerrissen von so viel Gewalt.
Sie Sehnsucht kann ich wohl verstehen,
doch ich kann Sachen anders sehen.
Die Sehnsucht nach dem Tode…
Verblassen
Verblassen
Und blickt sie auf, die Angst verblasst,
sieht sie einen Mann dort stehen,
Ihr Gesicht von den Tränen nass.
Sie weint nicht mehr, sie ist schon tot,
ist er doch wie ein Engel,
der holt sie, zieht sie aus der Not.
„Mein Engel“, ruft sie. „Führ mich fort,
will nicht mehr länger bleiben,
Verlorn die Träum der Heimat Ort.
Ich will nicht länger leiden.“
„Mein Kind“, sagt er, das Gesicht voll Leid.
„Ich hüll dich in das tiefe Kleid,
des Schlafes, der für ewig währt,
Auf das dein Herz zur Ruhe kehrt.“
So darf er sich ihr nähren,
so wird sie sich nicht wehren.
„Mein Kind“, sagt er. „Ich werde dich berühren,
schließ deine Aug, lass mich dich führen.“
„Mein Engel“, flüstert sie und tut,
was er ihr sagte.
Verblasst die Furcht, verblasst der Mut.
„Ich führ dich…“
Verblasst das Leben.