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Tales of Shortcut

Kleine Geschichten zu Tales of Symphonia
von

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Nie wieder Alkohol! - Ein Seraph betrinkt sich

Hiermit stelle ich die bereits bekannte, kleine Jürgen von der Lippe-Parodie noch einmal neu online. Vielleicht bekomme ich ja noch einmal neue Kommis? ;)

Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß beim lesen!

Das Original: http://youtube.com/watch?v=RPCMNMVmD-Q
 

Zweiundzwanzig Uhr.

Gedämmtes Licht erfüllte die Schenke "Zum gehängten Drachen". Leise Musik drang von einem Schallplattenspieler, durchwoben von angeregten Gesprächen an Kratos' Gehör. Er glaubte nicht so wirklich, dass er gerade an einer Bar saß und sich bereits den dritten Mizuho bestellt hatte. Doch es war ihm ziemlich egal. So, wie ihm alles egal geworden war. Er hatte sich seit mehreren Wochen nicht gewaschen, kaum etwas gegessen und noch weniger geschlafen. Nicht, dass ihm eines dieser Dinge anzumerken war. Er war schließlich einer der vier Seraphen von Cruxis. Sein Körper reinigte sich von selbst, Essen brauchte er keines und Schlaf war für ihn ein Fremdwort.

So saß er da und starrte auf die rote Flüssigkeit in seinem Glas. Er bestellte sich den Mizuho pur, damit er überhaupt schmeckte, dass er sich betrank. Dabei wusste er nicht mal, ob er das konnte. Aber ihm war einfach danach. Er wollte wenigstens mal fünf Minuten nicht an die Alpträume, Selbstvorwürfe und Suizidgelüste denken, die ihn seit Annas, Lloyds und Noishes Tod verfolgten.

Er trank den Mizuho fast in einem Zug leer. Dann wartete er. Fünf Minuten. Zehn Minuten …

Zwölf Uhr, fünf Mizuhos später.

Wieder nichts. Er seufzte. Selbst das konnte er nicht. Nicht einmal sinnlos betrinken konnte er sich.

Er wollte dem Wirt gerade eine großzügige Summe Gald vor die Nase legen, als vom anderen Ende des Tresen jemand aufstand. Ein menschlicher Sterblicher.

»Leute, ich geb' 'ne Runde aus!«

Als Kratos das hörte, steckte er seinen Galdbeutel wieder weg. Er hatte keinen Ort, wohin er konnte. Warum also nicht noch ein wenig bleiben?

Er bestellte sich also den nächsten Mizuho, als sein Nebenmann ein Gespräch mit ihm anfangen wollte. Über künstlich hergestelltes Drachenleder. Kratos war entschieden dagegen.

Da ihm das Gespräch allmählich zu langweilig wurde, griff er erneut nach seinem Galdbeutel, als er plötzlich etwas merkte. Wurde ihm doch tatsächlich plötzlich warm?

Ein Uhr.

Kratos hatte mit dem Mizuho aufgehört. Zu Gunsten des wesentlich stärkeren Flanoir-Tranks. Er hatte gerade wieder angeregt über Kunstleder disskutiert. Er war dafür.

Inzwischen fühlte er sich richtig gut und hatte noch bessere Laune. Darüber hinaus war er der Ansicht: »De Kellnerin is' die schönste Frau von Tethe'alla …!«

Ihm war irgendwie danach, die ganze Welt zu umarmen, weil sie doch so schön war. Dann fiel ihm ein, dass es zwei Welten waren. Also beschloss er, sie wieder zu vereinen. Dass er dafür sterben musste, sah er nicht als Problem an. Es gab ja ein Leben nach dem Tode. Dem unbekannten Elfen am Ende des Tresens gab er spontan einen aus, weil ihm sein Gesicht gefiel.

Er gab sich indes den schönsten Fantasien hin. Unter anderem plante er, eine eigene Schenke zu eröffnen. Er würde sie Cruxis nennen und die schönste Frau Tethe'allas, die Kellnerin, dort heiraten.

Zwei Uhr, letzte Bestellung.

Kratos bestellte sich ein Glas Wasser.

Und eine Flasche MiFlaCa, ein Gemisch aus Mizuho, Flanoir und Palmatrank mit viel Zucker, das stärkste, existente Alkoholgetränk.

Er fühlte sich wie Kunstleder.

Auf dem Weg zur Toilette wollte er dem unbekannten Elfen am Ende des Tresens eins in die Fresse hauen. Weil ihm sein Gesicht nicht gefiel.

Beim Hände waschen machte er den Fehler in den Spiegel zu schauen.

»Wer's das denn …?!?«

Er jagte dem Spiegel einen Feuerball auf den Hals, der daraufhin schmolz.

Drei Uhr.

Kratos beschloss in sein Zimmer im nahegelegenen Inn zu gehen – unmittelbar nachdem er rausgeflogen war.

In seinem Zimmer fiel sein Blick auf eine Flasche Palmatrank, die er umgehend zu sich nahm. Anstatt jedoch jetzt ins Bett zu gehen, hatte er eine großartige Idee. Er schnappte sich willkürlich eine Schallplatte und drehte sie so laut auf, dass es in seinem Engelsgehör schmerzte. Dann stellte er sich, auf Socken, mit geschlossenen Augen, schwankend, in die Mitte des Raumes, die Palmatrankflasche in der Rechten und sang mit.

»Verdammst ech liehieb diech ...!

Iech liehib dech nech …!

Verdammst ech brauoch dech …!

Ech brauch deäch nech …!

Verdammd iech wäll diech …!

Iech wähel dech nech …!

Iech wäll dech nech verlier'n …!«

Ihm liefen die Tränen in Bächen die Wangen runter, während er auf einer Woge von Herzschmerz davongetragen wurde, wurde ihm eins klar: Er war nicht betrunken.

Vielleicht ein wenig angeschnasselt. Aber in bester körperlicher und seelischer Verfassung; dafür, dass es halb Vier Uhr morgens war und seine Nachbarn von unten an die Decke klopften.

Nachdem er, bei einem halben Liter Mizuho, noch ein wenig in alten Fotos herumgewühlt hatte, beschloss er, Martel einen Heiratsantrag zu machen. Dass sie inzwischen nur noch als Teil eines Keims existierte und mit Yuan verlobt war, störte ihn dabei nicht im Geringsten.

Also warf er seinen Kommunikator an und gab – mehr recht als schlecht – Yuans Koordinaten ein. Sein Blick hätte töten können, hätte er dem richtigen Volk angehört, als Kratos sagte: »Ich liebe sie …! Sach' ihr das …!«

Nachdem er beinahe umgefallen war, bei dem Versuch, noch einen weiteren Schluck zu trinken, fuhr er fort: »Und ich werd' mit ihr Kinder machen …! Ganz viele …!«

Als Abschiedsgruß sagte er zärtlich: »Schlappschwanz!«

Er beschloss zudem, Martel einen Brief zu schreiben. Oder noch besser: einen Gedichtzyklus. Und er wollte ihn auf keinen Fall der Post übergeben. Er wollte ihn selbst, noch heute Nacht, persönlich, auf eigenen Flügel nach Derris-Kharlan bringen. Bei der Gelegenheit auch gleich Yuan und Mithos umbringen, die ihn ohnehin nur nervten, und mit Martel ein neues Leben in Heimdall beginnen. Oder wenigstens in Altamira.

Um sich für dieses Vorhaben zu stärken, trank er den Rest Palmatrank und noch das Parfüm aus dem Bad hinterher. Dann schnappte er sich seinen Schwertgürtel, wobei er umfiel. Um wieder aufzustehen breitete er seine Flügel aus, die ihm aber nicht so wirklich gehorchen wollten. Also beschloss er kurzerhand, die auszureißen. Waren ja eh nicht zu gebrauchen. Da seine Hand jedoch hindurch ging, dachte er, er würde daneben greifen und jagte ihnen, sich im Kreis drehend, hinterher, während im Hintergrund noch immer die Schallplatte lief, die zudem auch noch einen Sprung hatte und ständig die gleiche Stelle wiederholte.

Umso verwirrter war er, als eben jene plötzlich ausging und ihn jemand am Arm packte und zum stehen brachte. Wankend und ziemlich dämlich grinsend sah er den blauhaarigen Halbelfen an.

»H-hey Yuen …! Seid wann hassu 'n Zwillingsbruder …?«, fragte er. »We-ehe … ihr nehm's mir Martel wech …!! I-ich schlach euch zu Brei …! Anna is' schon wech …!«

Kratos zog sein Schwert – oder zumindest versuchte er das. Nachdem er dreimal daneben gegriffen hatte, bekam er es endlich zu fassen und fuchtelte damit herum. Jedoch reicht ein Handgriff des Halbelfen um ihn zu entwaffnen.

»Ich nehme dir gar nichts weg. Du kommst jetzt erstmal mit mir und schläfst deinen Rausch aus. Du bist so betrunken wie ein Obdachloser. Und du riechst auch so.«

»Ich h-hab nichts getrunken …! Nur'n gaaaanz kleenes bisschen … ährlich …!«

»Ja, dann hast du nur ein bisschen getrunken. Aber du solltest dich ausruhen, damit du Martel Morgen heiraten kannst.«

»Ja …! Genau …!«

Plötzlich brach Kratos in Tränen aus.

»Ich … ich will aba Anna wieda …!!!«, schluchzte er und umarmte Yuan. Er seufzte und tätschelte den Rücken seines Freundes.

»Ich weiß.«

»Aba die is wech …! Einfach wech …!«

»Ich weiß, Kratos. Anna ist weg, Martel ist weg … alle sind weg.«

Kratos heulte sich fast die Augen aus dem Kopf. Irgendwie hatte Yuan das Gefühl, der einzige der drei Seraphen zu sein, der noch so etwas wie Verstand besaß.

Er war froh, als Kratos endlich den Mund hielt und er ihn zum nächsten Teleporter schleppen konnte, der sie nach Derris-Kharlan brachte. Dort brachte er seinen betrunkenen Freund in eines der Zimmer, die für die Seraphen vorgesehen waren und legte ihn erschöpft im Bett ab. Das wollte er zumindest. Doch Kratos umarmte ihn noch einmal.

»Yuen, ich liebe disch …! Du gehsts nich wech, oder …? Wenn du wechgehst mach' ich Schluss …!!!«

Mit diesem Satz wurde Kratos ohnmächtig.

Der nächste Morgen.

Als Kratos am nächsten Tag frierend aufwachte, fühlte sich sein Kopf an, als sei er durch einen Fleischwolf gedreht worden. Sein Kater, so dachte er, war von einem anderen Stern (auf dem er sich gerade befand). Nur dunkel konnte er sich an den Vorabend erinnern. Doch er wollte es auch gar nicht, denn jedweder Gedankengang schmerzte so sehr, dass er glaubte sterben zu müssen. Und dann sprach er die magischen Worte …

»Nie wieder Alkohol …!«

Der flammende Krieger

Diese Legende ist bereits aus "A father an son moment" bekannt. Ich war so fasziniert davon, dass ich beschloss, die auszuschreiben. Ich hoffe nun, dass sie euch gefällt.

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Der flammende Krieger
 

Es begab sich einst, vor so langer Zeit, dass niemand mehr weiß, wann es war, dass ein einsamer Krieger durch's Land streifte. Jeder kannte ihn, doch niemand wusste seinen Namen. Auch wusste niemand, wo Er sich gerade befand oder aufhielt. Allerdings war Er immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Wo immer ein mutiger und furchtloser Kämpfer gebraucht wurde, war Er zur Stelle. Es war, als wäre Er ein Schutzengel, von Martel geschickt, um über ihre Kinder zu wachen.

Seine feurige Klinge, die angeblich von Ifrit selbst geschmiedet worden war, passte zu seinem rostroten Haar, welches selbst in Flammen zu stehen schien und dem Feuer in seinem Herzen, das in Kämpfen seine Feinde verbannte. Sein muskulöser Körper und sein makelloses Gesicht vervollständigte das Bild eines fleischgewordenen Gottes. Er tötete seine Feinde, ohne, dass sich in seinem Gesicht abzeichnete, was Er fühlte. Sein Blick war eiskalt, und doch schienen seine braunen Augen vor Trauer überzulaufen, wenn Er das Leben eines Wesens beendet hatte.

Er zögerte nie, wenn jemand Hilfe brauchte, keine Gefahr schien ihn zu ängstigen. Man erzählte sich daher, dass Er unsterblich war. Und das Blut in seinen Adern von göttlicher Abstammung.

Einst gab es ein großes Feuer. Es war so intensiv, der Rauch so dicht, die Flammen so heiß, dass niemand es wagte, die schreienden Kinder, die sich noch in den Häusern befanden, zu retten. Dann aber erschien Er wie aus dem Nichts. Ohne auch nur einen Moment zu zögern stürzte Er in die brennenden Gebäude. Die Schreie verstummten fast augenblicklich. So schnell, wie Er in den Flammen verschwunden war, kam Er auch wieder hinaus – um sich geschart die Kinder, die in dem Feuer gefangen gewesen war. Er hatte schwere Verbrennungen an den muskulösen Armen und in dem schönen Gesicht erlitten.

Doch alles, was Er tat, war lächeln.

Die Hochzeitsrede - Zelos' Version

Auch hier handelt es sich wieder um eine kleine Jürgen von der Lippe-Parodie, denn seine "Hochzeitsrede" fand ich einfach zu herrlich.

Ich habe sie ursprünglich für ein RPG geschrieben, in dem Lloyd und Sheena geheiratet haben und Kratos wieder da ist. Da Zelos bekanntermaßen etwas für Sheena übrig hat, passt dem das nun gar nicht und er betrinkt sich kräftig - und dabei kommt dann Folgendes heraus ...

Man verzeihe mir im Übrigen den letzte Satz. Das ist natürlich NICHT meine Meinung. Und Zelos hat's im RPG auch schwer bereut ...

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"Meine sehr geehrten Zuckerpüppchen und … die anderen … liebe Hochzeitsgäste, liebe Freunde meines Feindes. Bei jeder Hochzeitsfeier - und ich war auf vielen, von denen drei meine eigenen waren - kommt der Moment, an dem man was über die Verrückten sagen darf, die sich aneinander fesseln. Nun sagte ich heute Morgen zu mir: Das Letzte, was du tun darfst, wenn du das Haus verlässt ist es, deine gut vorbereitete Rede zu vergessen. Also war es folglich das Letzte, was ich tat, meine gut vorbereitete Rede zu vergessen. Gestatten sie also dass ich jetzt zu euch spreche wie der werte Herr Aurion, der gerade die Hände vor's Gesicht schlägt, es tun würde. Gestatten sie mir auch, dass ich ein, bis zwei … hundert Worte über meine Wenigkeit verliere.

Soweit ich es zu beurteilen in der Lage bin, weil ich bin ja sehr bescheiden, hätte die Wahl des heißesten aller Zuckerpüppchen Sheena, die weiß Martel, hochcholerisch und sadistisch veranlagt ist, mit einem Wort, das getreue Ebenbild des werten Herrn Aurion, der gerade sein Schwert ziehen will, hätte die Wahl also, dieser eigentlich ungemein dämlichen, jungen Frau, auf keinen netteren, anständigeren, charakterstärkeren, gutaussehenden und – und das wollen wir nicht außer Acht lassen – wohlhabenderen und, wie mir fast alle hier anwesenden Damen bestätigen werden, potenteren Ehemann fallen können als mich! Umso mehr stellt sich mir hier und heute die Frage, wie um alles in der wiedervereinten Welt hat sie Lloyd geheiratet?!

Ein Typ bei dessen Beerdigung von Rechtswegen Vergnügungssteuer erhoben werden muss! Er ist die Sorte Mensch wie ich sie in der Schule nur zu gern verpfiffen habe, auch, wenn ich's selbst war. Auf seine intellektuellen Fähigkeiten angesprochen, möchte ich es einmal so formulieren: Dieser Junge kann Rührei nicht von Dung unterscheiden!

Ich weiß noch sehr genau, wie ich anlässlich meiner ersten Begegnung mit seinem Vater, der gerade mit seinem Freund (Yuan) bespricht, wie er mich umbringen soll, zu meiner lieben Sheena meinte: Wenn Arroganz lang machte, hätte Kratos Derris-Kharlan im knien von den Welten wegstoßen können!

Es muss zudem sehr stark bezweifelt werden, ob dieser Kretin in der Lage ist, sich richtig herum auf eine Toilette zu setzen. Und wenn doch, ob er vorher daran denkt den Deckel hochzuklappen.

Was sein Äußeres angeht ist er von einer stillen Schönheit, wie man sich manchmal nach sehr schweren Kämpfen oder Morden innerhalb der Familie vorfindet. Und nebenbei scheint er seine Mundwinkel an seinem Kiefer festgeklebt zu haben. Und all das gilt im vollen Umfang für seine gesamte Familie, insbesondere für seinen Sohn und nun Ehemann, bei dem man die Arroganz seines Vaters jedoch in Dummheit umrechnen muss.

Ich erhebe mein Glas auf Kratos' Frau, die Lloyd genug Hässlichkeit vererbt hat, dass es fast unmöglich ist, dass die zwei sich fortpflanzen!"

(A/N: ... sprach's und wurde wenig später von Kratos kastriert.)

Don't die before I do - Kratos' letzte Atemzüge

Ich erahne bereits, dass mich sämtliche Kratos-Fans für die Geschichte häuten, massakrieren, versprügeln, steinigen, foltern, meucheln und ermorden werden, aber die Idee spukte mir schon sehr lange im Kopf umher. Und als ich dann in meiner Musikdatenbank "Wandering Flame" aus dem OST von Final Fantasy X gefunden habe, konnte ich nicht anders, als sie endlich aufzuschreiben.

Leser, die nah am Wasser gebaut haben, sollten sich eventuell Taschentücher in Reichweite legen ...

Ich für meinen Teil wünsche euch viel Freude beim Lesen. Ich verzieh' mich dann mal ...

*sich duck*

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»Kratos …«

Der Seraph öffnete seine braunen Augen und fand sich in reiner Dunkelheit wieder. Sie war nicht kalt und bedrohlich, sondern hatte etwas Warmes, Angenehmes an sich.

»… Kratos …«

Die Stimme, die seinen Namen wisperte, war dem Engel wohl bekannt. Er sah sich um, konnte den Quell des wohligen Klangs jedoch nicht ausmachen. Sie schien von überall und nirgendwo zu kommen. Auch hörte der Seraph sie nicht. Er spürte sie.

»Anna …«, flüsterte er.

»Ja, Kratos, ich bin es …«, wisperte die Stimme seiner geliebten Frau, die nun vor ihm ganz langsam zu erscheinen begann. »Und ich glaube, du weißt, warum ich hier bin.«

Der Engel lächelte, als er in Annas Gesicht blicken durfte. Ihre bernsteinfarbenen Augen sahen ihn sanft an, ein gütiges Lächeln umspielte ihre Lippen, ihr langes, braunes Haar fiel geschmeidig über ihre zierlichen Schultern.

»Ich ahne es …«, sagte Kratos leise. »Es ist Zeit, nicht wahr?«

Anna nickte und legte ihrem Mann vorsichtig eine Hand auf seine Wange. Der Rothaarige genoss die Berührung sehr, auch, wenn sie nur erträumt war.

»Du darfst gehen … und ich erwarte dich schon sehnsüchtig …«

Erneut lächelte der ehemalige Söldner. Es war ein warmes, liebevolles Lächeln, das ausschließlich seiner geliebten Anna vorenthalten war. Er nickte und erwiderte die zärtliche Geste, indem er eine Hand an ihre Taille legte und ihr ein wenig näher kam.

»Ich werde kommen …«, versprach er. »Doch gib' mir noch die Zeit, mich von unserem Sohn zu verabschieden.«

Anna nickte.

Als Kratos das nächste Mal blinzelte, sah er an die hölzerne Decke seines Hauses. Ihm war warm und wohlig zu Mute. Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster auf sein Gesicht fielen, streichelten sein Gesicht regelrecht und forderten ihn auf, sich zu erheben. Er stand auf und trat auf die Veranda seines Heimes. Er lebte nun schon viele Jahre im Wald von Iselia, nicht allzu weit von Lloyds Haus entfernt. Von seiner Veranda aus hatte er einen wunderschönen Blick auf einen klaren See, der tief im Wald verborgen lag. Der Seraph trat so, wie er war, mit freiem Oberkörper und nichts weiter als einer Unterhose bekleidet, an die Klippe, die direkt in diesem See verschwand und sprang hinein, so, wie er es jeden Morgen tat. Das kühle Wasser umschloss seinen athletischen Körper und wusch seine restliche Müdigkeit in wenigen Sekunden fort. Als er auftauchte, begrüßte ihn eine Brise warmen Sommerwindes, die durch sein nasses Haar wehte. Er schwamm noch eine Weile und genoss das Gefühl der Schwere- und Sorglosigkeit, bevor er wieder zu seinem Haus zurückkehrte, um sich anzuziehen. Er wählte seit langer Zeit wieder seine weiße Engelskleidung. Er trug sie, seitdem er von Derris-Kharlan zurückgekehrt war, nur noch zu festlichen Anlässen, von denen einer Lloyds Hochzeit gewesen war, an die er sich nun erinnerte.

Da er nicht in Eile war, ging er noch einmal durch das Haus, das er gemeinsam mit seinem Sohn gebaut hatte und ihm über Jahre ein gemütliches Heim gewesen war. Er wusch noch in aller Ruhe das Geschirr vom Vortag ab, machte sein Bett und ließ sich noch einmal in seinem Lieblingssessel nieder, wo er ein letztes Mal in dem Fotoalbum blätterte, das Lloyd ihm an ihrem ersten, gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt hatte. Es beinhaltete Lloyds gesamte Kindheit. All die Jahre, die Kratos versäumt hatte, waren in diesem kleinen Buch zu finden. Der erste Schultag seines Sohnes, seine Geburtstage, seine Weihnachtsfeste, seine ersten Schwimmversuche und sogar sein erster Milchzahn und eine Haarlocke waren darin zu finden.

Als es langsam auf den Nachmittag zuging, beschloss der Seraph, zu Lloyd zu gehen. Er schloss ab und legte den Schlüssel unter die Fußmatte, damit Lloyd ihn fand.

Er spazierte gemütlich durch den Wald, der im Spätsommer besonders schön war. Er lauschte dem Gesang der Vögel, dem Rauschen des Windes und dem Wispern der Bäume. Das blühende Leben, das ihn umgab, stimmte ihn schon fast ein wenig melancholisch. Aber nur fast.

Als er Lloyds Haus erreichte, lief Noishe ihm entgegen und begrüßte ihn freudig. Er sprang an ihm hoch, leckte sein Gesicht ab, lief um ihn herum und bellte vergnügt. Wenig später trat sein Sohn aus der Tür – im Schlepptau Kratos' erstes Enkelkind.

»Großvater!«, rief der Junge, dessen Haare genauso ein schönes Rotbraun aufwiesen wie die des Engels. Er lief ihm entgegen und Kratos hob ihn lachend hoch. Dank seiner Haarfarbe und der Tatsache, dass er ein sehr kräftiger Säugling gewesen war, hatte Lloyd seinen ersten Sohn nach seinem eigenen Vater benannt, was den Seraphen zutiefst gerührt hatte.

»Hi, Dad«, begrüßte Lloyd ihn gutgelaunt. »Warum so feierlich heute? Willst du irgendwo hin?«

»So … kann man es nennen. Ich würde dich gern unter vier Augen sprechen.«

Lloyd legte zwar die Stirn in Falten, nickte dann aber und schickte Kratos Junior zurück ins Haus. Der Seraph begab sich daraufhin zu Annas Grab. Sein Sohn folgte ihm.

»Anna ist mir heute Nacht erschienen«, begann Kratos. »Sie ruft mich.«

Der Braunhaarige begriff augenblicklich, was sein Vater ihm damit sagen wollte. Er war inzwischen reif geworden und nicht mehr so aufbrausend wie zu den Zeiten der Welterneuerung. Er hatte viel von der ruhigen Art seines Vaters übernommen, war besonnener und umsichtiger geworden. Aber man sah ihm an, dass ihm Kratos' Worte nahegingen.

»Du willst also gehen …«, stellte er fest. Kratos nickte.

»Ja, so ist es.«

»Wann?«, fragte Lloyd.

»Heute Abend. Ich wollte mich bei Sonnenuntergang auf den Weg machen.«

Der Jüngere schwieg und blickte auf das Grab seiner Mutter, die er nie wirklich kennen lernen konnte. Der Gedanke, dass auch sein Vater ihn nun verließ, schmerzte ihn sehr, doch er wusste, dass sich damit der letzte Wunsch seines Vaters erfüllte.

»Ich … werde dich nicht aufhalten«, sagte er schließlich. Kratos lächelte seinen Sohn an.

»Danke, Lloyd. Es wäre mir schwer gefallen, ohne deinen Segen zu gehen.«

»Ich weiß, wie sehr du es dir wünscht … und Mam wahrscheinlich auch … aber du wirst mir fehlen.«

Der Rothaarige schmunzelte.

»Du mir nicht.«

Lloyd blickte ihn fragend und verletzt zugleich an. Sein Vater erwiderte den Blick sanft.

»Ich werde immer bei dir sein, auch, wenn ich nicht mehr lebe. Du bist mein Sohn und damit ein Teil von mir.«

Der Braunhaarige lächelte traurig.

»Aber ich werde nicht mehr mit dir sprechen können … du wirst nicht mehr … da sein.«

»Vielleicht nicht mehr so wie jetzt«, gestand Kratos. »Aber sprechen kannst du noch immer mit mir.«

Er blickte zum Himmel hinauf, der sich langsam zu verfärben begann.

»Wann immer du dich einsam fühlst oder einen Rat brauchst, sieh hoch zu den Sternen. Ich werde dir zuhören und helfen, die Antwort auf deine Frage oder die Lösung für dein Problem zu finden. Oder auch nur einen Arm um dich legen.«

Und genau das tat Kratos jetzt. Lloyd gönnte es sich noch ein letztes Mal, sich an ihn zu lehnen und den Schutz seines Vaters genießen zu können; einfach nur sein Sohn zu sein. Eine einzelne Träne rann dabei über seine Wange. Kratos wischte sie ihm liebevoll weg.

»Weine nicht um mich«, bat er. »Mein sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung, ich werde mein eigentlich schon viel zu lang andauerndes Leben beenden. Aber meine Liebe zu dir, mein Sohn, wird niemals sterben. Ich werde dich niemals wirklich verlassen.«

Lloyd atmete tief durch und löste sich dann von seinem Vater. Flamberge lag noch immer an dem Grab und glühte im Schein der untergehenden Sonne in den schönsten Rot-, Gelb- und Goldtönen, die es gab. Er hob es auf und gab es seinem Vater.

»Hier. Ich weiß, dass du es brauchen wirst.«

Kratos nickte, lächelte dann aber dankbar. Er bedachte seinen Sohn mit einem letzten, liebevollen Blick. Die ersten drei Jahre, die er mit ihm verbringen durfte, angefangen mit seiner Geburt, zogen noch einmal an ihm vorbei, als er in seine braunen Augen sah. Dann fuhr er ihm ein letztes Mal sanft durch das braune Haar, das dem seiner Mutter so ähnlich war und kehrte ihm daraufhin den Rücken zu. Er schritt auf den Rand des Waldes zu, in dessen Schatten er verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Lloyd sah ihm lange nach.
 

Es war eine wunderschöne, sternenklare Vollmondnacht. Kratos, Seraph und Söldner, Verräter und Vater, stand mit viertausend Jahren an jener Klippe, an der er einst seine Frau, sein Kind und sein Herz verloren hatte. Doch die Schatten der Vergangenheit, die Schreie, das Blut, der Regen, die Schmerzen, all das erreichte seine Seele nicht mehr. In ihm war alles leer und warm. Das Einzige, was er jetzt noch hörte war das leise Wispern des Windes, welcher sanft seinen Namen rief.

In seiner rechten Hand hielt er Flamberge, welches rötlich-golden schimmerte. Sein Blick galt den Sternen über ihm, die ihm wie so oft das Gefühl der Demut gaben. Er konnte kaum glauben, dass er jetzt endlich zu seiner geliebten Anna zurückkehren durfte, deren Anwesenheit er deutlich spürte. Er atmete in diesem Moment sehr bewusst, füllte seine Lungen mit der klaren Nachtluft, genoss das Funkeln der Sterne und das silbrige Licht des Mondes, das den Wald unter ihm in einen malerischen Schein tauchte.

»Kratos …«, hörte er Anna leise wispern. Er lächelte.

»Ja …«

Der Engel breitete seine blauen Flügel aus und hob seine treue Klinge, die das Leben so vieler beendet hatte. So, wie er seiner Frau das Herz durchstochen hatte, so würde auch er sterben. Er spürte das Feuer in Flamberge pulsieren, sein Herzschlag ging dabei langsam und regelmäßig.

Es war soweit.

»Ich komme, Anna …«

Mit diesen Worten rammte er sich die feurige Klinge in seine Brust. Der Schmerz, der ihn dabei durchzog, war süßlich und auf eine abstrakte Art und Weise sehr angenehm. In wenigen Sekunden zog sein gesamtes Leben an ihm vorbei. Begonnen mit seiner ersten Kindheitserinnerung, beendet mit der Träne, die Lloyd für ihn vergossen hatte.

Sein Herz versagte ihm seinen Dienst, sein Blut floss warm über seinen Körper, sein letzter Atemzug war getan. Das Letzte, was Kratos spürte war der Wind, der ihn umspielte, als sein Körper die Klippe herunterstürzte.

Dann war alles still.

Kratos wagte es nicht, seine Augen zu öffnen. Zu groß war seine Angst, noch immer zu leben. Doch die unglaubliche Leichtigkeit, das intensive Glücksgefühl und das Vergessen jeglicher Sorgen linderten diese Furcht und er wagte es, seine Lider zu heben.

Er schwebte mitten in der Luft, vor dem Rand der Klippe, auf der er eben noch gestanden hatte. Sein eigenes Blut schimmerte im Mondenschein und er wollte aus Neugierde den Kopf senken.

»Sieh nicht hinunter …«, hörte er eine Stimme sagen. »Das macht es dir nur schwer …«

Kratos sah sich um; und blickte erneut in das Gesicht seiner über alles geliebten Frau.

»Anna …«, flüsterte er. »Du bist es wirklich …«

Sie lächelte.

»Ja, Liebster. Ich bin es. Und du bist endlich wieder bei mir.«

Der Engel umarmte Anna und drückte sie fest an sich. Endlich durfte er sie wieder in Armen halten, sie endlich wieder spüren. Sie erwiderte die Umarmung und auch den Kuss, den Kratos ihr gab. Dann aber löste sie sich von ihm, hielt jedoch seine Hände fest.

»Komm«, forderte sie. »Ich bin nicht die einzige, die auf dich gewartet hat …«

Er ließ sich ziehen, hinein in das Licht, das nicht weit von ihnen aufgeflammt war und hinaus aus der Welt, in der sein Sohn in genau diesem Moment aufwachte …
 

Lloyd erhob sich und betrachtete mit glasigem Blick auf das Grab vor ihm. Seine eigene Frau und sein erstgeborener Sohn, der den würdevollen Namen seines Großvaters trug, standen an seiner Seite und hielten seine Hände.

Die Inschrift des Steines hatte sich verändert. Es standen nun zwei Namen dort, die Lloyd selbst hinein gemeißelt hatte.
 

Hier ruhen

Anna und Kratos Aurion

Im Leben getrennt, im Tode vereint

Und niemals vergessen
 

Lloyd kämpfte gegen die Tränen. Noishe setzte sich neben ihn und blickte direkt neben das Grab. Der Braunhaarige bemerkte das.

»Was siehst du, Noishe?«, fragte er mit heiserer Stimme. »Siehst du Dad und Mam?«

Das Terranis winselte und Lloyd begriff. Trotz des Schmerzes, den der Verlust seines Vaters ihm bereitet hatte, lächelte er nun.

Kratos und Anna standen in inniger Umarmung neben dem Grab und betrachteten liebevoll ihren Sohn. Der Seraph hatte seine Flügel um seine geliebte Gefährtin gelegt und lehnte seinen Kopf an den ihren. Er hatte endlich seinen Frieden gefunden. Nach viertausend Jahren spürte er das erste Mal wahre Freiheit und pures Glück.

Und nichts würde ihm das jemals wieder nehmen können.

Flanoir-Nacht mit Yuan

Durch ein Bild inspiriert bin ich auf die Idee gekommen, mal einen Flanoir-Skit mit Yuan zu schreiben. Ich weiß nicht, ob er gut geworden ist, weil er aus einer spontanen Laune heraus entstand, aber vielleicht bekomme ich ja das ein odere andere Kommi =)

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*drinnen*

Lloyd: *seufz*

»Erst war ich zu müde, um mit den Anderen zu reden und jetzt, wo alle schlafen, kann ich es nicht mehr … was soll's, geh' ich eben allein raus.«

*draußen*

Lloyd: »Wow, wie das schneit! Das hat irgendwie was Malerisches …«

????: »Dein Vater mochte den Winter sehr.«

Lloyd: *dreht sich um*

»Yuan! «

Yuan: *stellt sich neben Lloyd*

»Er meinte, dass Winternächte wie diese den Krieg in Vergessenheit geraten lassen …«

Lloyd: »Huh?«

Yuan: »Auch, wenn man es ihm nicht anmerkt, er verabscheut den Krieg. Er kämpft sehr gern, aber nicht um des Tötens Willen, sondern um seine Fähigkeiten auszubauen.«

Lloyd: »W-woher kennst du Da … Kratos so gut?«

Yuan: »Es ist lange her, aber wir waren einst gute Freunde. Damals, als wir gemeinsam mit Mithos und Martel den alten Krieg beenden wollten.«

Lloyd: »Ihr wart … Freunde? Aber warum wolltest du ihn dann umbringen?!«

Yuan: »Das hat zwei Gründe. Einmal musste ich Origins Siegel brechen, um meinen Plan durchführen zu können … der Zweite war Kratos' Verrat an mir. Er kehrte nach Annas Tod zu Mithos zurück, obwohl ich ihn aufgenommen hätte wie einen Bruder.«

Lloyd: »Er hat dich auch verraten?«

Yuan: »Ja … und ich muss zugeben, dass mich das zutiefst kränkte nach der langen Zeit, die wir uns nun schon kennen.«

Lloyd: »Ja, aber … wenn ihr so gute Freunde wart, warum hast du ihm dann nicht verziehen?«

Yuan: »Weil ich es nicht wollte. Die Wut auf Kratos machte es mir leichter, mich mit dem Gedanken abzufinden, ihn zu töten.«

Lloyd: »Aber muss er denn wirklich sterben? Gibt es keine Möglichkeit, Origins Siegel zu brechen und Kratos' Leben zu verschonen?«

Yuan: »…«

Lloyd: »Ich will nicht, dass er stirbt! Er kann mir alles erzählen. Alles, an was ich mich nicht erinnern kann. Er kann mir sagen, wie Mama war, wie sie aussah und … wie sie starb. Und ich will wissen, warum er mich nicht bei sich behalten hat. Er … er ist doch mein Vater. Seitdem Kvar mir erzählte, dass mein Vater meine Mutter umgebracht hat, habe ich mich ständig gefragt, was danach mit ihm passiert ist, weil er mich allein ließ. Kratos wusste es bestimmt vom ersten Augenblick an. Warum hat er es mir nicht gesagt? Warum hat er uns verraten? Bedeute ich ihm nichts …? Das kann ich nicht glauben. Er hat mich beschützt und sich in unseren Kämpfen zurückgehalten. Aber dann hat er uns hintergangen und wollte Colette entführen. Es ist alles so verwirrend!«

Yuan: »Er hat dich nicht allein gelassen. Er dachte, du wärst tot.«

Lloyd: »Ich wäre … tot?«

Yuan: »Ich habe nicht das Recht, dir zu erzählen, was geschah. Das obliegt allein ihm. Aber im Kampf mit Anna, die sich in ein Monster verwandelt hatte, bist du die Klippe herunter gestürzt, an der das Unglück damals geschehen ist. Als er dann nach dir suchte, hatte Dirk dich bereits mitgenommen und er dachte, die Monster des Waldes hätten dich gefressen.«

Lloyd: »Das … ist grausam …«

Yuan: »Kratos war am Boden zerstört. Es war das erste und einzige Mal, dass ich ihn weinen sah.«

Lloyd: »Aber warum ist er zu Cruxis zurückgekehrt? Die sind doch Schuld an dem, was passiert ist!«

Yuan: »Kratos hatte schon immer eine seltsame Sicht der Dinge. Ich weiß nicht, was ihn dazu bewegte, ausgerechnet zu Mithos zurückzukehren. Das musst du ihn selbst fragen.«

Lloyd: »Wenn ich wüsste, wo er ist, würde ich zu ihm gehen …«

Yuan: »Ich wollt Morgen nach Derris-Kharlan, dort wird er auch sein. Konfrontiere ihn mit deinen Fragen, deinen Empfindungen. Er ist und bleibt dein Vater. Ich kann und will nicht glauben, dass er Mithos wirklich treu ist. Er wird seine Gründe haben, warum er nicht an deiner Seite ist.«

Lloyd: »Und … auf wessen Seite stehst du?«

Yuan: »Auf der der Welten. Martel wünschte sich eine Welt ohne Diskriminierung. Diesen Wunsch hat Mithos falsch interpretiert. Martel will, dass die Welten wiedervereint werden.«

Lloyd: »Woher weißt du das?«

Yuan: »Martel war eine der vier Seraphen, bevor sie ermordet wurde. Sie war Mithos' ältere Schwester und meine Verlobte. Mithos verlor den Verstand, als sie starb und wurde größenwahnsinnig. Mir hingegen erschien sie und berichtete mir von ihrem wahren letzten Wunsch. Seitdem arbeite ich gegen Mithos. Und ich werde diesen Wunsch erfüllen, koste es, was immer es wolle.«

Lloyd: »Aber wenn die Welten wiedervereint werden, dann verschwindet Martel doch. Wie kannst du das wollen?«

Yuan: »Es ist ihr Wunsch. Liebe bedeutet, glücklich zu sein, wenn auch der Partner es ist. Und Martel ist erst glücklich, wenn sie wirklich stirbt. Sie will nicht wiedergeboren werden. Also tue ich alles in meiner Macht stehende, um ihr zu ihrem Glück zu verhelfen.«

Lloyd: »Ich … verstehe …«

Yuan: »Kratos verfolgte einst ein ähnliches Ziel, denn Anna war es, die ihn auf seine Fehler aufmerksam machte. Und ich bin davon überzeugt, dass er noch immer auf ihrer und somit auf deiner Seite ist.«

Lloyd: »Und was macht dich da so sicher?«

Yuan: »Das hier.«

Lloyd: *bekommt etwas von Yuan*

»Das ist ein Medaillon.«

Yuan: »Mach es auf.«

Lloyd: »Das … das ist Kratos. Und … Mam? Und … dieses Baby …«

Yuan: »… bist du. Er verlor es letzte Nacht, als er sich vor dich warf, um dich zu schützen. Er scheint es die ganze Zeit bei sich getragen zu haben.«

Lloyd: »Er sieht … glücklich aus.«

Yuan: »Das war er auch.«

Lloyd: »Okay … Ich werde daran glauben, dass er noch immer auf unserer Seite ist! Danke, dass du hergekommen bist, Yuan.«

Yuan: »Ich sah es als meine Pflicht an. Schließlich gehört das Medaillon deinem Vater und somit irgendwann dir.«

*wendet sich zum Gehen* *bleibt stehen*

»Lloyd …«

Lloyd: »Huh?«

Yuan: »Viel Glück.«

*verschwindet*

*Erhalten: Medaillon v. Kratos*

Wirklich nie wieder Alkohol! - Kratos' erster Vatertag

Die warmen Strahlen der Nachmittagssonne fielen zwischen die Spalten der Holzlatten, aus denen Lloyd sich einen Werkschuppen gezimmert hatte. Während er am Rumpf seines Bootes werkelte, hobelte sein Vater mit vollem Körpereinsatz an den Brettern, die sie noch zum Bau benötigten.

Um Kratos' Hals hing seit diesem Tag ein neues Medaillon, das er von seinem Sohn geschenkt bekommen hatte. Darin waren eine Kopie des Bildes, das auch in Lloyds Medaillon zu finden war und ein Bild von Lloyd und ihm selbst. Es war sein Vatertagsgeschenk gewesen.

Lloyd hielt in seiner Arbeit inne, als jemand an die Schuppentür klopfte.

»Es ist offen!«

Niemand anderes als Yuan trat zu Vater und Sohn in die kleine Werkstatt. Kratos hörte nun ebenfalls auf zu arbeiten und wischte sich mit dem Ärmel seines Oberteils den Schweiß von der Stirn.

»Ihr seid ja sehr fleißig …«, meinte Yuan. »Und das am Vatertag?«

»Yeah«, meinte Lloyd. »Dad wollte nicht, dass ich seinetwegen mit der Arbeit aufhöre.«

»Was ja auch gut und richtig ist«, sagte der Rothaarige.

»Das ist mal wieder typisch für dich«, behauptete Yuan an Kratos gewandt. »Das Wort "Spaß" hast du mal wieder aus deinem Wortschatz gestrichen, stimmt's?«

Kratos erwiderte den Blick seines Freundes.

»Keineswegs. Aber so besonders ist dieser Tag nun auch wieder nicht, als dass man seinetwegen gleich alles stehen und liegen lassen muss.«

Yuan schielt und wandte sich dann an Lloyd.

»Hättest du etwas dagegen, wenn ich deinen Vater heute Abend entführe?«, fragte er.

Lloyd sah ihn ein wenig ratlos an.

»Entführen? Wohin denn?«, wollte er wissen.

»Es ist ein allgemeiner Brauch, dass die Väter am Vatertag was Trinken gehen. Da Dirk aber nicht da ist, bleibe nur ich als Begleitung für deinen alten Herren übrig. Und es ist inzwischen Jahrhunderte her, dass wir mal was gemeinsam unternommen haben.«

Yuans Neffe lächelte.

»Wenn das so ist, kannst du Dad gerne mitnehmen! Dann hat er auch mal ein wenig Spaß!«

»Das muss nicht sein«, mischte Kratos sich ein. »Ich arbeite gern mit dir am Boot weiter.«

»Nichts da, wir gehen was Trinken«, bestimmte Yuan.

»Das ist okay, Dad«, meinte Lloyd. »Amüsier' dich nur!«

Kratos seufzte, woraufhin Yuan zu grinsen begann, weil er wusste, was diese Geste bedeutete.

»Ich bin überstimmt …«, meinte der Rothaarige. »Meinetwegen.«

Der Blauhaarig klopfte seinem Freund auf die Schulter.

»Du wirst schon sehen, ein wenig Spaß wird dir gut tun!«

»Yeah!«, gab Lloyd seinen Senf dazu. »Kommt aber nicht allzu spät nach Hause, ja? Und trinkt nicht zu viel.«

»Keine Sorge!«, sagte Yuan, wobei er ein klein wenig scheinheilig klang. »Wir sind viertausend Jahre alt, wir können sehr gut auf und aufpassen.«

»Und Morgen ist Weihnachten«, dachte Kratos. »Ich habe das Gefühl, dass ich diesen Abend den Rest meines Lebens bereuen werde …«

Kratos sollte ja nicht ahnen, wie Recht er damit haben sollte.

Nicht wesentlich später fanden sich Kratos und Yuan in unauffälliger Alltagskleidung in der Bar Palmacostas wieder. Um dem Alkohol eine Grundlage zu geben, hatten sie sich vorher noch ein deftiges Chili bestellt, doch inzwischen saßen sie am Tresen.

Dem Rothaarigen war anzusehen, dass er von der Idee, etwas Trinken zu gehen, noch immer nicht sonderlich angetan war.

Yuan bestellte zwei weitere Mizuhos und schob Kratos einen davon hin, bevor er selbst einen Schluck trank.

»Wie lange ist es her, dass wir das gemacht haben?«

»Über viertausend Jahre«, meinte Kratos.

»Das waren noch Zeiten, damals …«

»… als wir noch richtige Männer waren«, fügte der Rothaarige hinzu. Yuan sah ihn fragend an.

»Wie meinst du das?«

»Vor dem Aionis konnten wir wenigstens noch stolz auf unsere Narben sein. Wenn man unsterblich ist, ist es nicht das Gleiche.«

»Ich habe außer der, die du mir damals in Hima beigebracht hast, keine neue mehr dazubekommen«, meinte Yuan.

»Ich habe so einige von Lloyd!«, erwiderte Kratos mit Stolz in der Stimme. »Er ist wirklich gut geworden.«

Der Blauhaarige nickte.

»Stimmt, wenn er dir schon Narben verpasst … du kannst wahrlich stolz auf ihn sein.«

»Bin ich auch«, bestätigte der Rothaarige. »Er wird mit Sicherheit ein stattlicher junger Mann, wenn ich ihn noch ein wenig erziehe. Die Frauen werden ihm zu Füßen liegen …«

Den letzten Satz hatte Kratos mit einem besorgten Tonfall ausgesprochen. Yuan wollte sogleich wissen, warum.

»Ich mache mir nur die Sorgen eines Vaters, nichts weiter«, meinte sein Blutsbruder.

»Sorg' dich nicht zuviel. Das gibt Falten.«

»Die ich – Dank dem Aionis – nicht bekomme«, behauptete Kratos und machte dem Sprichwort "Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit" mit seinem darauffolgenden Satz alle Ehre: »Zum altern bin ich viel zu eitel.«

»Einsicht ist der erste Weg zur Besserung!«, scherzte Yuan. »Ach, Lloyd macht das schon. Der is' vernünftig.«

»Wenn ich an dich und Martel denke, wird mir aber mulmig. Deine geistigen Aussetzer damals waren nicht von schlechten Eltern. Sobald sie den Raum betrat, bist du geistig in höhere Sphären geschwebt und warst nicht ansprechbar.«

Der Blauhaarige lachte und trank einen weiteren Schluck seines Mizuhos, bevor er antwortete.

»Tu' nicht so, als seihst du gegen die Liebe gefeit! Bei Anna kamen deine geistigen Aussetzer.«

»Tse …«, machte Kratos. »Ich war nicht so schlimm wie du.«

»Von wegen!«, fuhr Yuan auf. »Ich weiß, was ich gehört und gesehen habe.«

»Was willst du schon gesehen haben?«

»Immer, wenn ich gegen Abend über den Kommunikator mit dir reden wollte, hat sie dich zurück ins Bett gepfiffen«, behauptete er. »Anna hatte dich voll unter ihrer Fuchtel! Ein richtiger Pantoffelheld warst du.«

Wäre Kratos nüchtern gewesen, hätte er sich wohl nicht auf diese Diskussion eingelassen. Doch er war nicht nüchtern.

»Unsinn. Sie hat nur nicht genug von mir bekommen!«, sagte er mit vor Stolz geschwellter Brust.

»Aber wann immer sie rief, bist du wie ein Hündchen angekommen.«

»Sicher bin ich das«, meinte der Rothaarige. »Hat ja auch 'ne Menge Spaß gemacht.«

»Das sieht man heute noch. Euer "Spaß" baut gerade das Boot für seine Weltreise«, lachte Yuan. »Noch zwei Mizuhos!«, meinte er dann an den Barkeeper gewandt.

»Ach der …«, nahm Kratos das Gespräch wieder auf. »Den hab' ich beim Betten machen gefunden. Das is' gar nich' meiner.«

»Dafür, dass'u ihn beim Betten machen gefunden hast, isser dir aber wie aus'm Gesicht geschnitten!«

»Is' ja auch mein Sohn!«, änderte Kratos seine Meinung.

»Ach, jetzt auf einmal … du bist wie 'ne Frau, die wissen auch nie, was sie wollen.«

»Doch, mich«, scherzte der Rothaarige. »Außerdem hast du hier die rosa Flügel.«

»Dafür bin ich viiiel muska … masu … masgu … männlicher als du!«, behauptete Yuan.

»Tse, das glaubst du doch nicht mal selbst«, meinte der Söldner. »Du verträgst ja nicht mal annähernd soviel Alkohol wie ich.«

Der Blauhaarige trank erneut einen Schluck, worauf er demonstrativ noch einen Mizuho bestellte.

»Jede Wette: Ich sauf' dich locker unter den Tisch!«

Kratos hob seine Augenbrauen und lächelte süffisant.

»Du willst dir wohl 'ne Leberzirrose einfangen, was?«

»Sowas krieg' ich nich'!«, antwortete Yuan. »Ich hab' 'ne Leber wie'n schwarzes Loch!«

»Bist du sicher, dass das Loch nicht in deinem Kopf ist?«, fragte Kratos, wobei sich seine Stimme vor Ironie nur so überschlug. Sein blauhaariger Freund schien das jedoch zu überhören.

»So lass' ich nich' mit mir reden!«, protestierter – wohl bemerkt lallend. »Ich will 'nen Kampf! Hier un' jetzt!«

Kratos konnte nicht anders, als zu lachen.

»Du willst dich mit mir prügeln? Wenn ich einmal tief Luft hole, hängst du Zwerg mir doch quer vor der Nase«, sagte er und trank erneut einen Schluck.

»Ey!«, ertönte die Stimme eines Zwerges, der nicht unweit von den beiden Engeln saß. Er hob drohend die Faust.

»War nich' persönlich gemeint«, entschuldigte er sich. »Idiot … ich werd' wegen meiner Flügel ständig als Kosename benutzt und mach' auch nich' so'n Trara«, setzte er murrend hinzu.

»Ich will mich nich' prügeln, ich werd' dir nur zeigen, dass ich mehr Alohol vertrage als du!«, ergriff Yuan wieder das Wort. Und erneut lachte Kratos.

»Du kann's ja nich' mal mehr richtig reden!«

»Zum Bestellen reicht's …!«, behauptete der Halbelf und demonstrierte dies sogleich. »Cheffe, noch zwei Mizuho!«

Der Barkeeper stellte das gewünschte hin. Yuan ergriff sein Glas.

»Mach' dich drauf gefasst, dich ins Koma zu trinken!«, drohte er.

»Komisch«, meinte Kratos. »Das Gleiche wollte ich gerade zu dir sagen.«
 

Eine Stunde später …
 

Yuan stellte sein Glas auf den Tisch.

»Du bissa immer noch nich' wech …«

Kratos – nicht ganz so schlimm wankend wie sein Saufkumpan – trank das Glas, das er gerade bekommen hatte, in einem Zug leer. Sein rotes Haar sträubte sich von der berauschenden Wirkung.

»Das Gleiche kann ich von dir auch sagen …!«

»Ey«, machte Yuan, wobei er wieder sein Glas in der Hand hielt. »Du bis' so'n …«

Kratos sollte nie erfahren, was Yuan hatte sagen wollen, denn hinter ihnen wurde es laut und beide drehten sich um. Ein ebenfalls betrunkener Gast hatte offenbar sein Gleichgewicht verloren. Ein ihm nahesitzender Halbelf wollte ihm aufhelfen, doch der menschliche Gast fauchte ihn an, als er ihn berührte.

»Fass' mich nich' an, du … Schlammblut …!«, gröhlte er, woraufhin er aufstieß. »Sonst … krieg'su Problem' mit mir …!«

»Aber ich wollte doch nur helfen …«, erwiderte der Halbelf.

»Hält'su dein dreckiges Maul …!«

Der erste Faustschlag fiel, den er offenbar jüngere und schmächtigere Halbelf mit voller Breitseite abbekam.

Kratos und Yuan warfen sich einen vielsagenden Blick zu.

»Lust auf'n bissl sportliche Betätigung im Nam'n der Gerechtigkeit?«, fragte der Rothaarige.

»Imma wieder gern …«, nickte Yuan.

Der Söldner stand auf und ging zu dem Gast, welcher den Halbelfen geschlagen hatte.

»Hey, was willst'n du?«, fragte dieser.

»Wissen, warum du dem da eine reingehauen hast«, antwortete Kratos.

»Er is'n Halbelf …!«

Kratos nickte grinsend.

»Und du gleich tot.«

Der Faustschlag des Rothaarigen beförderte den Rassisten in eine Gruppe Leute, die gerade Karten gespielt hatten. Dementsprechend sauer waren sie, als ihr Tisch umgestoßen wurde. Reichlich finster blickende Augenpaare sahen Kratos und Yuan an, die dicht nebeneinander standen.

»Schnappen wir sie uns!«

Mit diesen Worten ging die Meute auf die zwei Freunde los. Während Yuan sich unter ihnen herauswand, begann der Rothaarige, großzügig Faustschläge zu verteilen. Der blauhaarige Halbelf hingegen zog einem der Angreifer ein Bein weg, welcher daraufhin zu Boden fiel und zur Stolperfalle für zwei Andere wurde. Ein Dritter wich aus und schlug nach Yuan, holte aber zu weit aus und bekam von Kratos den Arm verdreht, der ihn darauffolgend in zwei Andere Prügelnde warf.

Ein weiterer kam auf Kratos zu und schlug nach ihm, doch der Söldner bückte sich und verpasste ihm einen Kinnhaken, als er sich wieder aufrichtete. Nachdem er drei weitere ausgeknockt hatte, kam sein vorheriger Gegner wieder auf die Beine und wollte erneut auf den Seraphen losgehen, indem er weit ausholte.

»So doch nicht!«, meinte Kratos und schlug ihn nochmals mitten ins Gesicht.

Yuan war inzwischen hinter die Theke gesprungen, wo er ebenfalls reichlich zu tun hatte. Von rechts wollte ihn gerade jemand mit einem Sektkübel angreifen. Der Halbelf aber nahm ihm eben jenen ab, bevor er zuschlagen konnte, verpasste ihm einen Faustschlag und stülpte den Kübel über den Kopf seinen frontalen Angreifers, welchen er daraufhin einen Schlag auf den Kopf verpasste. Dann flog ihm Kratos' Gegner entgegen, der sich an der Theke abfing und nun Yuan eine reinhauen wollte.

»So auch nicht!«, behauptete Yuan und zerdepperte eine Flasche auf seinem Kopf. Danach schwang er sich selbst auf die Theke und trank erstmal einen Schluck. Als der Nächste auf ihn zukam, trat er ihm mit einem eleganten Sprung ins Gesicht, den er auf dem Billiardtisch abfangen wollte; was jedoch schiefging, da ihn zwei Männer abfingen und von beiden Seiten festhielten. Er sah sich suchend nach Kratos um.

»Hey, wo bist du denn?!«, rief er, woraufhin er jedoch einen Faustschlag abbekam. »Ich häng' hier fest!«

Der Rothaarige wandte sich in Yuans Richtung. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, kam wieder sein Stammangreifer näher und wollte sich erneut mit ihm anlegen, weshalb er mit den Fäusten herumfuchtelte. Kratos schielte.

»So immer noch nicht!«, rief er, packte ihn und warf den Mann in diejenigen, die Yuan festhielten. »Hör' auf, hier rumzuhängen! Nimm' mir lieber mal den Müll ab!«

Mit diesen Worten stieß er einen weiteren Mann in Yuans Richtung, der von dem Blauhaarigen so eine geknallt bekam, dass er drehend zu Kratos zurücktaumelte.

»Und ein Tango …!«

Mit einer eleganten Tanzbewegung fing er seinen Gegner auf und warf ihn in ein Regal voller Flaschen, was einen ohrenbetäubenden Lärm verursachte. Das hinderte Kratos' nächsten Gegner jedoch nicht daran, auf ihn loszugehen.

»Willst du auch 'ne Tanzeinlage?«, fragte der Rothaarige. »Wie wär's mit 'nem Cha«, begann er und schlug im seine Faust ins Gesicht, »Cha«, fuhr er fort und schlug nochmal zu, »Cha?«, endete er mit einem finalen Faustschlag, der seinen Gegner gegen die nächste Wand beförderte. Als er hinter sich jemanden näherkommen hörte, fuhr er herum und schlug seinem Stammgegner wieder ins Gesicht.

»Und so schon gar nicht!«, fauchte der Seraph. »Ich geb' Gratis-Tanzstunden! Wer will nochmal, wer hat noch nicht?«

Wie auf Kommando stand ein weiter Kerl vor ihm.

»Einen Flamenco, bitte!«, forderte Kratos und donnerte ihm so eine, dass er sie mehrmals um die eigene Achse drehte. »Das wär' eher was für's Ballett!«

Yuan verteilte gerade ein paar Flaschen über die Köpfe seiner Gegner, da es ihn erneut hinter die Theke verschlagen hatte. Ein besonders hartnäckiger Gegner turnte schon eine ganze Weile um ihn herum, traf ihn jedoch nie. Irgendwann reichte es dem Halbelfen. Er fuhr herum und rammte ihm sein Knie in die Magengrube. Yuans nächstem Faustschlag wich er mit seinem Sprung aus, dafür kam er zu dicht an den Eingang des Weinkellers, der aus deinem viereckigen Loch im Boden bestand. Er ruderte wild mit den Armen, um seinen Sturz noch zu verhindern, doch Yuan machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich direkt vor ihn stellte: »Noch'n Stück …! Noch'n Stück …! Ein Schritt noch!« und sein Gegner fiel. Er schüttelte schielend den Kopf. »Mehr schreien, das nächste Mal. Da fehlte der Ausdruck.«

Als Yuan sich wieder umdrehte, fing er, als wäre es etwas Alltägliches, den Faustschlag ihres Stammgegners ab.

»Er hat doch gesagt so schon gar nicht!«

Im nächsten Moment aber bekam der Halbelf auch mal wieder einen Faustschlag ab.

»Also wirklich! Alte Leute schlägt man nicht!«, meinte er und konterte derweil so kräftig, dass beide k.o. gingen. »Die haben mehr Kampferfahrung«, fügte er grinsend hinzu.

»Die Jugend von heute hat keine Ehre mehr«, meinte Kratos und schlug einen weiteren Widersacher zu Boden. »Alte Männer wie uns von hinten angreifen … darauf brauch ich 'nen Drink!«

»Kommt sofort!«, rief Yuan und warf seinem Freund eine Flasche Wein zu, die er seinem aktuellen Gegner über den Kopf zog.

Beide sahen sich um. Niemand stand mehr aufrecht, sie selbst ausgeschlossen. Kratos klatschte sich die Hände aneinander ab, während Yuan sich einen neuen Zopf band. Sogar ihr Stammgegner lag nun vor ihnen auf den Boden. Der Rothaarige deutete zu ihm hinunter.

»JETZT hat er's verstanden.«
 

Am nächsten Morgen …
 

Lloyd gähnte ausgiebig und streckte sich. Müde richtete er sich auf und kratzte sich am Hinterkopf.

»Ob Dad schon wieder da ist …?«, dachte er und sah sich in seinem Zimmer um, in dessen einer Ecke Kratos ein provisorisches Bett besaß. Doch es war leer. »Ich hab' doch gesagt, sie sollen nicht solange wegbleiben …«

Noch immer schläfrig ging der Braunhaarige die Treppe hinunter; und bekam den Schock seines Lebens.

Niemand anderes als sein Vater lag eng an Yuan geschmiegt auf dem Sofa, das seit Neustem das Untergeschoss möblierte. Vor Schreck erwischte Lloyd die nächste Stufe nicht und polterte die Treppe runter.

»Au …!«, jammerte er und hielt sich den schmerzenden Kopf. »Ein Traum … lass es einen Traum gewesen sein …«

Doch ein erneuter Blick auf das Sofa reichte, um ihm klarzumachen, dass sein Vater tatsächlich eng an Yuan geschmiegt schlief. Vorsichtig richtete er sich auf und näherte sich den beiden Seraphen; und wich augenblicklich vor dem Alkoholgeruch zurück.

»Wie viel hattet ihr bloß?!«

Kratos hielt in seinem sägenden Schnarchen inne und schmatzte verschlafen, bevor er vorsichtig die Augen öffnete. Ein Stöhnen entfuhr ihm.

»Lloyd …?«, hauchte er. »Bei den Göttern … wo bin ich …? Wie spät ist es?«

Lloyd sah seinen Vater reichlich perplex an.

»Du … bist Zuhause. Und es ist etwa zehn«, antwortete er.

»Nicht so genau … welches Jahrhundert?«

Kratos' Sohn kam nicht dazu, noch eine Antwort zu geben. Yuan schmiegte sich noch enger an den Rothaarigen heran. Kratos sah zu ihm herunter, woraufhin sein Blick begann, Ekel auszudrücken. Darum schubste er den Blauhaarigen mit einer Handbewegung vom Sofa herunter.

»Noch fünf Minuten, Martel …«, murmelte Yuan im Schlaf, schnarchte dann aber weiter.

»Ich glaub' wir hatten gestern einen Mizuho zu viel …«, meinte Kratos.

»Merkt man«, meinte Lloyd. »Ihr riecht wie eine Weinplantage!«

»Nicht so laut …!«, bettelte Kratos.

»Huh?«, machte sein Sohn. »So rede ich doch immer.«

»Du brüllst wie ein Drache in der Balz …!«, behauptete der Rothaarige und richtete sich stöhnend auf. Vorsichtig strich er sich über seine linke Gesichtshälfte, die anscheinend angeschwollen war. »Kannst du mir einen Gefallen tun …?«

Lloyd nickte, während er das angeschwollene Gesicht seines Vaters betrachtete.

»Klar …«

Der Söldner stöhnte, während er nachdachte, da selbst das zu schmerzen schien.

»Ich brauche zwei Gläser und vier Eier. Im Vorratsschrank habe ich salzige Heringe und Chilipaste gesehen. Und Tomatensaft. Bring mir das zusammen mit dem rohen Steak aus der Küche. Und dann holst du einen Eimer kaltes Wasser …«

Sein Sohn nickte abermals und trug das Genannte zusammen, während Yuan beharrlich weiterschnarchte. Kratos hatte sich derweil vollends aufgesetzt und sich gegen die Rückenlehne des Sofas gelehnt und die Augen geschlossen. Lloyd hatte ihm inzwischen alles gebracht. Mit einem weiteren Stöhnen beugte sich der Söldner über den Tisch und schlug je zwei Eier in die Gläser. Eines davon trank er aus, woraufhin er es mit Tomatensaft und ein wenig Chilipaste füllte. Angeekelt sah er das Gebräu an.

»Ich hab' selbst Schuld …«, murmelte er und stürzte auch das Glas herunter. Daraufhin aß er zwei von den salzigen Heringen. Letztendlich schnappte er sich das rohe Steak und klatschte es sich auf seine blaue Gesichtshälfte, bevor er sich wieder zurücklehnte.

»So und jetzt gießt du Yuan das Wasser über den Kopf.«

»BITTE?!«, entfuhr es Lloyd.

»… Danke …«, schnarchte Yuan, machte jedoch keine Anstalten aufzuwachen.

»Schrei' noch einmal so und du kriegst Flamberge zwischen die Rippen, sobald ich wieder gerade stehen kann.«

Der Braunhaarige verzog ängstlich das Gesicht.

»'tschuldige …«, meinte er und goss dann den Inhalt des Eimers über dem Halbelfen aus.

»Guten Morgen, Yuan …«, stöhnte Kratos.

»Ngh«, machte der Blauhaarige. »… Morgen …«

Lloyds Vater schob mit einem seiner Füße das Glas mit den rohen Eiern zu dem Ende des Tisches, unter dem Yuan lag. Der Halbelf blinzelte das Gefäß an.

»Was'n das …?«

»Unser altbewährtes Katerfrühstück …«, antwortete Kratos.

»Ich hab's befürchtet …«, meinte er, richtete sich stöhnend auf und nahm den gleichen Schweinkram zu sich, wie Kratos vor ihm. Dann ließ er sich wieder fallen.

»Götter …«, flehte er. »… steht mir bei …«

»Kann … ich euch noch etwas bringen …?«, fragte Lloyd flüsternd.

Sein Vater nickte.

»Hol' mir deine Mathehausaufgaben runter. Ich weiß, dass du sie noch nicht gemacht hast.«

Einen verlegenen Blick später ging Lloyd so leise wie möglich nach oben, um seine Hausaufgaben zu holen. Als er wieder runterging und versuchte, eine knarrende Stufe zu übergehen verlor er jedoch das Gleichgewicht und polterte die Treppe erneut herunter, was den zwei Seraphen ein gequältes Stöhnen entlockte.

»Was hat dir die Treppe eigentlich getan?«, fragte Yuan, der von Kratos wusste, dass Lloyd sie des Öfteren herunterfiel.

»Nichts. Er scheint die Fallsucht zu haben …«, scherzte der Rothaarige und lachte leicht, was er jedoch sofort bereute. »Von wegen Lachen ist die beste Medizin …«

Lloyd richtete sich auf und legte seinem Vater die gewünschten Hausaufgaben vor. Dieser reichte sein Steak an Yuan weiter, der es ebenso nötig hatte wie er und fing dann an, die Aufgaben zu lösen.

»Yuan, dreiundzwanzig mal vierhundertelf …«

»Zu viel …«, stöhnte der Halbelf, während er sich noch immer den Kopf hielt.

Kratos schielte und rechnete weiter. Als er fertig war, lehnte er sich noch einmal zurück und bedeutete Lloyd, sich neben ihn zu setzen.

»Versprich mir etwas«, bat er.

»Was denn?«, fragte sein Sohn.

»Trink' niemals in deinem Leben Alkohol.«

»Sieh' uns an …«, fügte Yuan hinzu.

»Versprochen«, nickte Lloyd. »Ihr aber auch nicht mehr.«

»Ehrenwort«, sagten beide gleichzeitig. »Wirklich nie wieder Alkohol!«

Warum ist Schnee weiß?

So etwas entsteht, wenn ich bei meiner besten Freundin übernachte, beziehungsweise wir die Nacht durchmachen. Ein kleiner Weihnachtsoneshot ganz im Oyako-Style. Ich freue mich, auf eure Kommentare.

Frohe Weihnachten! Auch, wenn der Osterhase gerade erst vorbei gehüpft ist.

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Zimtduft schwebte in dem von wohliger Wärme erfüllten Wohnzimmer, von Lloyds kleinem Häuschen, welches im verschneiten Iselia-Wald lag. Die Tanne, die Kratos und Lloyd gemeinsam geschlagen hatten, stand festlich geschmückt nahe des Kamins, in dem ein Feuer knisterte.

Lloyd saß an die Schulter seines Vaters gelehnt auf dem bequemen Sofa, das das Erdgeschoss seit Neustem möblierte, und trank einen Becher dampfenden Kakao, den Kratos für sie beide gekocht hatte.

»Genauso haben Anna und ich an unserem letzten gemeinsamen Weihnachten zusammengesessen …«, meinte Kratos nachdenklich, wobei seine tiefe Stimme einen zärtlichen Unterton bekam. Es war selten, dass sein Vater dieses Thema von sich aus ansprach. Lloyd Neugier war geweckt.

»Wie war es damals?«, wollte der Braunhaarige wissen.

Kratos schwieg kurze Zeit, bevor er mit einem sehnsuchtsvollen Glänzen in seinen braunen Augen zu erzählen begann …

»Du warst gerade drei Jahre alt geworden und wuchst sehr schnell heran. Schnee war für dich ein kleines Wunder, das deine unschuldigen Kinderaugen, einem Zauber gleich, mit verspielter Freude füllte, die mein Vaterherz höher schlagen ließ. Ein Wunder der schönen, blauen Welt, in der es keine Angst und kein Leid gab, wie Anna sie nannte. Auch in dieser Weihnachtsnacht schneite es. Während deine Mutter drinnen die Bescherung vorbereitete, gingen wir hinaus. Einmal mehr faszinierte dich der Schnee, der lautlos auf uns herabfiel. Du griffst nach einer Flocke, die in deiner Hand natürlich sofort schmolz. Als du mich fragtest, warum das so sei, antwortete ich, dass der Schnee nur seine Farbe verlor. Daraufhin wolltest du wissen, warum Schnee weiß war …«

Lloyd lauschte den Worten des alten Engels aufmerksam. De Erinnerungen seiner Kindheit waren für ihn kostbare Schätze, die allein sein Vater ihm schenken konnte, da er es selbst nicht mehr vermochte, diese Bilder in seinem Gedächtnis wiederzufinden.

»Ich begann«, fuhr Kratos fort, »dir eine Geschichten zu erzählen, die mir einst mein Großvater erzählte.

Einst, vor langer Zeit, solange her, dass niemand weiß, wann es war, kam das erste Mal der Schnee auf die Welt. Alles um ihn herum hatte bereits eine Farbe, nur er selbst nicht. Das wiederum machte ihn traurig. Also beschloss er, die anderen Dinge der Welt zu fragen, ob sie ihm etwas von ihrer Farbe abgeben würden. Doch niemand hörte ihn. Der Himmel war zu weit weg, kein Tier zeigte sich im Winter und die Erde schlief, gemeinsam mit allen Blumen. Bis auf einer. Sie war ganz weiß und das gefiel dem Schnee sehr. Also fragte er diese Blume, ob sie ihre Farbe mit ihm teilen würde. Sie bejahte, allerdings bat sie ihn dafür, dass er ihr ihren Namen lieh, da sie selbst keinen besaß. Und so bekam der Schnee seine weiße Farbe und das Schneeglöckchen seinen Namen.«

Kratos hatte die Geschichte mit einer Zärtlichkeit vorgetragen, die soviel väterliche Wärme in sich trug, dass Lloyd sich auf einmal wie eben jenes Kind fühlte, das auf den Schultern seines Vaters saß und von ihm die Welt erklärt bekam, die ihm noch so fremd war. Es war ein angenehmes Gefühl, das ihn beschlich.

»Das ist eine schöne Geschichte«, meinte der Braunhaarige.

»Dir hat sie damals auch gefallen«, sagte Kratos. »Wenig später rief Anna uns herein und sagte, dass der Weihnachtsmann da war.«

Der Rothaarige schmunzelte, als er weitersprach.

»Sie hatte mich gebeten mit dir hinauszugehen, damit sie alles vorbereiten konnte. Du warst auf einmal total aufgeregt und wolltest unbedingt hinein. Deine braunen Augen wurden groß, als du den Weihnachtsbaum erblicktest, der in schönster Pracht glitzerte und funkelte. Darunter lagen drei Geschenke. Eines davon, das größte, war für dich. Da du ein sehr liebes und artiges Kind warst, wartetest du brav darauf, dass wir dir erlaubten es auszupacken. Dein kleines Herzchen schlug ganz schnell vor Aufregung, das merkte ich, als ich dich herunterließ. Und ich wusste, dass deine freudige Erwartung nicht enttäuscht werden würde, hatte ich das Geschenk, dass dich erwartete schließlich selbst gemacht. Genügsam wie du warst, risst du das Papier nicht einfach herunter, sondern batest deine Mutter um Hilfe um es nicht zu zerreißen. Als du das Schaukelpferd in Form eines Terranis erblicktest, durften meine Ohren einmal mehr dein helles und klares Kinderlachen vernehmen, welches meine Sorgen und Ängste immer wieder aufs Neue hinfort trug.

An deiner nächsten Handlung erkannte man, wie aufmerksam du mir zugehört hattest. Denn du fragtest Noishe, ob er etwas dagegen hätte, wenn du dein Schaukelpferd nach ihm benennen würdest. Anna und ich lachten. Und du lachtest mit, obwohl du nicht wusstest, weshalb wir es taten. Du lachtest einfach das unschuldige Lachen eines Kleinkindes, das keine Angst kannte.«

Kratos verstummte. Lloyd war gerührt von der Erzählung seines Vaters, die ihn mehr wärmte als der Kakao, den er trank. Er schmiegt sich an den alten Engel, dessen Augen noch immer sehnsuchtsvoll schimmerten. Kratos legte einen Arm um seinen Sohn, den er mehr liebte als sein eigenes Leben. Auch, wenn er es nicht zu zeigen vermochte.

Kein Weg zurück ...

Mein erstes SongFic und gleich sowas trauriges. Naja, man kennt mich ja nicht anders. Ich liebe es, meine Leser zu quälen ;)

Ich hoffe, es gefällt euch. Ich hatte das schon Ewigkeiten im Kopf und bin endlich dazu gekommen, es aufzuschreiben.

Viel Spaß!

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Gedankenverloren stand Kratos auf einem Felsen, hoch oben im Fooji-Gebirge. Es war Nacht. Der Wind wehte durch sein rostrotes Haar, das Licht seiner geliebten Sterne liebkoste seine braunen Augen.
 

Immer tu ich jemand andr’en weh

Und ich kann es nicht mehr ändern

Es ist schon zu spät
 

Die Augen, die einst so warm gewesen waren, als er seinen kleinen Sohn auf den Arm genommen, oder ihn beim Schlafen beobachtet hatte, hatten Lloyd eiskalt angeblickt, als er sie verraten hatte. Er bereute es. Er bereute es zutiefst. Seine Seele, die er Mithos verkauft hatte, war staubig von Sühne und Reue. Doch er konnte es nicht mehr ändern. Es war einer der unendlich vielen Fehler, die er begangen hatte und nicht wieder ungeschehen machen konnte. Genauso, wie er Anna nicht wiederbeleben konnte, würde er die Liebe seines Sohnes nie wieder zurückgewinnen.
 

Ich tat alles, was ich konnte, ja!

Ich habe mich so bemüht!

Und ich frage mich, wohin der Weg mich führt …
 

Kratos hatte es für Lloyd getan, doch er selbst war der einzige, der das wusste und je wissen würde. Nur, indem er Mithos weiterhin treu blieb, konnte er der Gruppe wirklich helfen. Aber war es wirklich das Beste gewesen? Hätte er Lloyd nicht viel besser vor Mithos schützen können, in dem er ihn beschützte, wie er es in seinen Kindheitstagen getan hatte? Er sehnte sich danach, an der Seite seines Sohnes zu kämpfen, als sein Vater. Aber das würde nie der Fall sein … nicht einmal, wenn er sich jetzt doch dazu entschließen würde, Mithos den Rücken zu kehren. Zu tief hatte Lloyd sein Verrat getroffen.
 

Bruder Bär, du bist verletzt,

Hast mir geglaubt, mir blind vertraut,

Doch du bist verletzt …
 

Sein Sohn, der ihn, seinen Vater, eher für einen großen Bruder hielt, hatte ihm vertraut. Vollkommen blind. Kratos hatte immer versucht, ihm das auszureden, ihn Vorsicht zu lehren. Doch Lloyd hatte ihm vertraut. Hatte sein Herz geöffnet, seine verletzlichsten Stelle freigegeben. Besonders seit der Rache an Kvar. Und Kratos hatte sich aus egoistischer Vaterliebe darauf eingelassen, hatte seinen Sohn kennengelernt, nach dem er sich jahrelang so gesehnt hatte.
 

Das, was ich dir so lang verschwieg,

Tut mir unendlich Leid …!

Und ich hoffe nur, dass jemand dich von

Deinem Schmerz befreit …!
 

Ein Seraph von Cruxis, der Feind seines Sohnes. Das war er und nichts anderes. Er war weder sein Lehrer, noch sein Freund, geschweige denn sein Vater. Er hatte einen Vater. Dirk hatte ihn großgezogen. Er hatte nicht das Recht, sich in diese Familie zu drängen, nur, weil er Lloyd einst den Lebensfunken schenkte. Und trotzdem wünschte er es sich. In seinem wunden Herz brannten Schuld und Reue, das Feuer war so hell, das es des Nachts seine Alpträume erhellte, sie realer denn je wirken ließ.

Seine Gedanken wanderten mit der Gruppe durch die Welten. Er konnte förmlich sehen, wie sehr Lloyd litt, sah die Trauer in seinen Augen, die er seiner Meinung nach nicht einmal wert war. Mit keiner seiner Taten hatte er auch nur eine Träne seines Sohnes verdient. Ja, nicht einmal seinen Hass. Denn auch dieser würde bedeuten, dass er ihm noch etwas bedeutete. Er hoffte, betete, dass Colette und die Anderen ihm seinen Schmerz nehmen konnten …
 

Kein Weg führt aus der Dunkelheit …

Keine Zukunft …

Ich kann mich nicht befrei´n …

Und alles ist so hoffnungslos …

Alles scheint mir hoffnungslos …
 

Kratos blickte zum Turm des Heils. Der einzige Weg zu seiner Heimat, seinem Bestimmungsort Derris-Kharlan, dem Hauptquartier von Cruxis, aus dem er sich niemals befreien können würde. Die Flügel auf seinem Rücken fesselten ihn. Er hatte keine Chance auf Hoffnung mehr. Lloyd würde niemals erfahren, dass er sein Vater war. Und es war besser so. Besser für ihn. Kratos hatte sich aufgegeben. Den Kampfeswillen, den er besaß, besaß er nur noch für seinen Sohn. Der Traum seiner Mutter, die Welten wieder zu vereinen, die Diskriminierung zu vernichten und einen friedlichen Ort für alle Wesen zu schaffen, lebte in Lloyd weiter. Und für diesen Traum würde Kratos ein letztes Mal kämpfen. Ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sich, ohne Hoffnung, seinen Sohn als Vater in die Arme schließen zu können.

Einen letzten Blick auf die Welt werfend, die sein Sohn verändern würde, flog er zum Turm des Heils zurück. Bereit, noch einmal alles zu geben. Ein letztes Mal zu kämpfen. Für seinen Sohn.

Dem Synonym der Liebe zwischen ihm und Anna …



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  Luluru
2013-05-17T13:52:16+00:00 17.05.2013 15:52
nur so 23 x 411 = 9453
Von:  Espeon
2008-12-10T14:26:48+00:00 10.12.2008 15:26
Ich weine.
Du kannst doch nicht einfach Kratos umbringen!
Wääääääääääääääääääääääääääääääh! *plärr*
Armes Kratü q.q
Immerhin ist er jetzt bei seiner Anna... Aber trotzdem!!!
Demoooooo!
Und Lloyd-nii-sama q.q

Ich mag mich gar nicht beruhigen! Ich zittere am ganzen Körper! >.<
Der Kommi, den ich eigentlich schreiben wollte, sollte so aussehen:

Was mir gut gefallen hat (man fängt ja immer mit dem Positiven an):

>>Der Seraph trat so, wie er war, mit freiem Oberkörper und nichts weiter als einer Unterhose bekleidet, ... << Rrrrrr!

>>Das kühle Wasser umschloss seinen athletischen Körper...<< Nochmehr rrrrr!

>>Wenig später trat sein Sohn aus der Tür – im Schlepptau Kratos' erstes Enkelkind...<< Jaaaaa! Lloyd hat Nachwuchs! *o* x3

>>Dank seiner Haarfarbe und der Tatsache, dass er ein sehr kräftiger Säugling gewesen war, hatte Lloyd seinen ersten Sohn nach seinem eigenen Vater benannt, was den Seraphen zutiefst gerührt hatte.<< Ooooooooooh, voll süüüüüüüß! x3


Was mir nicht gefallen hat (vom Inhalt):

>>Mit diesen Worten rammte er sich die feurige Klinge in seine Brust. Der Schmerz, der ihn dabei durchzog, war süßlich und auf eine abstrakte Art und Weise sehr angenehm. In wenigen Sekunden zog sein gesamtes Leben an ihm vorbei. Begonnen mit seiner ersten Kindheitserinnerung, beendet mit der Träne, die Lloyd für ihn vergossen hatte.
Sein Herz versagte ihm seinen Dienst, sein Blut floss warm über seinen Körper, sein letzter Atemzug war getan. Das Letzte, was Kratos spürte war der Wind, der ihn umspielte, als sein Körper die Klippe herunterstürzte.
Dann war alles still.<<

DU KANNST DOCH NICHT SO EINFACH KRATÜ UMBRINGEN!!!
*sfz* Aber sehr schön geschrieben q.q
*schniff und mit Taschentuch wink*
Von:  NekoFye
2008-04-29T18:06:27+00:00 29.04.2008 20:06
wow...
das ging mir schon ziemlich nah als ichs gelesen hatte *nachkommentier*
aber es is super geworden, du hast es echt drauf x)
weiter so ^^
Von:  -BlackRoseNici-
2008-04-09T15:45:44+00:00 09.04.2008 17:45
*sniff* Sehr schön geschrieben. Bin begeistert T.T
Freue mich immer wieder aufs neue, etwas von dir zulesen ^^
Bis zur nächsten, süßen oder traurigen Geschichte
*knuddel*
Soulmate
Von:  -BlackRoseNici-
2008-03-30T16:22:36+00:00 30.03.2008 18:22
Schön geworden.Wirklich ^^
total niedlich. Die Erzählung ist auch total süß geworden
Lg Soulmate
Von:  ShainaMartel
2008-03-30T13:43:31+00:00 30.03.2008 15:43
ja, das ist auch echt süß geworden...!! *__*~ echt toll, wie du krati wieder darstellst:D!! und die beschreibung von lloyd<3 ...!! das ist echt niedlich, und die atmosphäre hast du auch sehr schön beschrieben, man hat sich auch hier als ein teil der geschichte gefühlt...!! ^___^ ~tG-MY~
Von: abgemeldet
2008-03-30T12:53:17+00:00 30.03.2008 14:53
oh wie süüüüüüüüüüüüüüüß *~*
Von: abgemeldet
2008-03-30T12:53:17+00:00 30.03.2008 14:53
oh wie süüüüüüüüüüüüüüüß *~*
Von: abgemeldet
2008-03-19T12:15:18+00:00 19.03.2008 13:15
herrlich! xD *lachtränen wegwisch*
ach das is so toll ich hab mich nimma gekriegt xD echt geil wenn die beiden zusammen einen trinken gehen
Von:  ShainaMartel
2008-03-18T15:43:25+00:00 18.03.2008 16:43
Also... ich finde es großartig !!! "...Derris Kharlan im Knien von den Welten wegstoßen..." XDDDD einfach toll XD diese Wortgewandheit XDD
Bitte schreib noch mehr Short-Geschichten XDDD GGGLG, Marty ^_^


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