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Und wenn nicht heute, dann vielleicht an einem anderen Tag

Inu & Kago///News vom 20.09.2007
von

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Nein, ich bin nicht verliebt...

Titel: Und wenn nicht heute, dann vielleicht an einem anderen Tag
 

Anmerkung: Also, wer hier zum ersten Mal von mir hört, soll sich nicht wundern: Ich zähle bei Mexx noch nicht zu den alten Hasen ^^, was logischerweise auch heißt, dass das hier meine erste Fanfic ist!!! Genau deswegen brauche ich auch eure Kommis bzw. eure Meinung ;)! Wäre also echt lieb von euch, wenn ihr mir schreiben würdet... egal ob Lob oder Kritik, ich werde mich freuen wie ein Schnitzel X3!! So viel sei verraten: Es dreht sich um das Couple Kagome und Inu Yasha, wobei sich die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Kagome ereignet (kann sein, dass sich das irgendwann einmal ändern wird). Leider wird es sich hier nicht immer um eine Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung handeln - ganz im Gegenteil - und es wird auch nicht immer alles von Anfang an geklärt sein. Aber überzeugt euch erst einmal selbst davon.
 

Viel Spaß beim Lesen ;)!
 

~°~°~°~°~°~°~°~
 

Prolog: Nein, ich bin nicht verliebt...
 


 

Glaubst du, ich würde dich im Stich lassen?

-Ich weiß nicht.

Das ist jetzt nicht dein Ernst?! Dummkopf, wie sollte ich das anstellen?!
 

„Kagome!!“
 

Es dauerte eine Weile bis ich ihre Stimme überhaupt wahrnahm. In meinen Ohren dröhnte noch immer ein unaufhörliches Surren. Ein Zeichen dafür, dass ich mich von meinem Traum löste. Ich wollte mich ja auch lösen! Schlimm genug, dass ES mich jede Nacht wieder einholte – immer wieder.
 

Das Surren verklang und nur allmählich konnte ich mit Sicherheit sagen, wieder in der Realität zu sein. Ich blinzelte erst etwas verschlafen. Meine Wimpern klebten noch aneinander, als wollten sie mich vor dem grellen Tageslicht schützen. Naja, das wollten sie vielleicht, aber eigentlich lag es an etwas ganz Anderem.
 

Vertrocknete Tränen... ich schüttelte schnell den Kopf, wollte diesen Gedanken loswerden, rieb mir nebenbei über die Augen, wischte die letzten Traumkörner heraus und setzte mich in Rekordtempo auf, was eigentlich sehr ungewöhnlich für mich ist. Normalerweise könnte ich stundenlang vor mich hinvegetieren – meinen Träumen nachhängen. Aber in letzter Zeit war ich für jede Ablenkung dankbar. Ich gähnte noch einmal herzhaft und nahm erst jetzt meine Umgebung wahr. Das hätte ich lieber nicht tun sollen: Augenblicklich hörte ich auf zu gähnen und fiel eher stöhnend wieder zurück ins weiche Kissen.
 

Ich war ja immer noch hier! Das durfte doch nicht wahr sein!
 

„KAGOME!!“
 

Ich zuckte zusammen und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Heute war Schule!! Fahrig griff ich nach meiner Schuluniform und stürmte mit einem japsenden „ICH KOMM SCHON!“ aus meinem Zimmer.
 

Später hörte ich in der Küche bereits Geschirr scheppern. Ich sauste die Treppen hinunter, rannte den Flur entlang und kam gerade noch scharf bremsend vor der Tür zum Stehen.

Mir bot sich der gewöhnliche Anblick. Meine Mum spülte gerade das Geschirr, während Sota, mein kleiner nerviger Bruder, sein Müsli verputzte. Ja und hinter der aufgeschlagenen Zeitung konnte ich Opa annehmen.
 

„Bin fertig!“, rief ich atemlos in die Runde und setze mich.

Darauf hörte ich allgemeines Guten-Morgen-Gemurmel. Nur meine Mum drehte sich lächelnd zu mir um und bereitete mein Frühstück vor.

Noch während sie sich zu mir vorbeugte und das Tablett auf den Tisch stellte, machte sie große Augen und fing dann auf einmal an zu kichern. Auch Sota hob nun interessiert seinen Kopf und spuckte sein Müsli prustend wieder in die Schüssel. Bei all dem Gelächter schaute ich nur irritiert und wünschte mir jetzt gern Beistand von Opa, der allerdings im Moment überhaupt nichts mitbekam ... viel zu vertieft in irgendeinen Bericht. Ich runzelte genervt die Stirn.
 

„Kann mich mal jemand aufklären?“, sagte ich leicht angesäuert und beobachtete Sota, der übertriebenerweise lauthals lachend auf den Tisch hämmerte. Okay, das war mir nicht mehr geheuer! Ich blickte an mir hinunter – es lag ja anscheinend an mir. Der Auslöser war schnell gefunden und ließ sich genauso geschwind beheben: Geschickt dreht ich mein Oberteil um, ließ es mir aber nicht nehmen, noch schnell die Augen zu verdrehen.

„Verschluck dich nicht!“, wand ich mich unbeeindruckt an meinen Lachtränen produzierenden Bruder.

„Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken?“, lächelte mir Mum entgegen und strich mir besänftigend durch die schwarzen Haare.

„Na wo wohl?!“, brachte Sota – immer noch von Lachkrämpfen geschüttelt – hervor.

Ich horchte auf.

„Halt die Klappe, Sota!“, wies ich ihn zurecht und errötete leicht.
 

Na toll! Der Tag fing ja mal wieder glänzend an! Beleidigt stocherte ich in meinen Cornflakes herum und versuchte meine Verlegenheit, so gut es eben ging, irgendwie abzuwimmeln.
 

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun!“

Wen versuchte ich hier eigentlich gerade zu überzeugen? Etwa meinen Bruder?? Oder doch eher mich??

„Ja klar, Nee-chan!“, zwinkerte mir Sota entgegen und fügte noch hinzu:

„Erzähl das Buyo!“
 

„Jetzt reicht es aber!“, meldete sich nun endlich Opa zu Wort. Das Gefühl hatte ich auch und schluckte noch einmal meinen Ärger hinunter.

„Leg dich nicht mit der Liebe an!“
 

WAS?! Hatte ich das gerade richtig verstanden?! Ließen mich denn hier alle im Stich? Ich bebte geradezu vor Zorn. Alle beobachteten mich jetzt erstaunt. Sogar Sota hatte das Glucksen unterbrochen.
 

„Kagome? Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich nun Mum. Ich spürte ihre Hand auf meiner Schulter.

„Ja ... klar.“, brachte ich stockend hervor.

„Ich geh dann mal ...“, sagte ich, immer noch meine Wut erfolglos unterdrückend, entwand mich ihrer tröstenden Hand, erhob mich langsam und setzte mich in Bewegung. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie sich Opa und Sota ratlose Blicke zuwarfen. Natürlich verstanden sie meine derartige Reaktion auf Opas Bemerkung nicht im Geringsten. Wie sollten sie auch?!

„A-aber du hast dein Frühstück noch nicht einmal angerührt.“, rief mir Mum nach. Ich hielt an der Haustür inne.

„Hab keinen Hunger.“, sagte ich leise, schloss die Tür hinter mir.
 

Das war doch nicht zu fassen! Sie wussten überhaupt nicht, wovon sie redeten. Sie hatten gar keine Ahnung – wie ich mich dabei fühlte!

Unaufhörlich vor mich hingrummelnd stampfte ich über das Anwesen. Meine Wut hatte sich noch lange nicht gelegt! Konnte sie es denn?!

Wen interessierte es schon, ob mich derartige Kommentare verletzten? KEINEN! Hauptsache, die hatten ihren Spaß! Bestens, alles war bestens!

Meine Schritte hallten über das Gelände wider, führten an dem Schrein vorbei, in dem die Vergangenheit schlummerte...
 

„Ich bin nicht verliebt.“, murmelte ich leise vor mich hin.

Und als der Wind aufkam, hatte ich das Gefühl, dass er diese Worte flüsternd mit sich trug, in die Höhe trieb und sie um die zarten Zweige eines bemerkenswert großen Baums schwirren ließ. Zu spät bemerkte ich, dass ich schon längst in seinen Schatten getaucht war. Ich verweilte, redete mir ein, nie wieder hier stehen zu wollen. Er ließ mich erinnern – viel zu sehr.

Meine Miene verfinsterte sich noch mehr.

„Nein, ich bin nicht verliebt!“, ließ ich ihn kopfschüttelnd wissen.

Ich wandte mich von Goshinboku ab, versuchte schnell den Abstand zwischen Licht und Schatten zu überwinden, hielt mir dabei den schmerzenden Kopf.

„Ich bin nicht verliebt... und vor allem nicht in einen BAKA!“

Das letzte Wort brüllte ich heraus, versuchte so viel Enttäuschung wie nur möglich hineinzustecken. Ja, es hatte etwas Befreiendes und für einen Moment fühlte ich mich sogar besser als davor – wenn auch nur für einen kurzen.
 

Glaubst du, ich würde dich im Stich lassen?... Dummkopf, wie sollte ich das anstellen?!
 

Ich blinzelte in die Sonne...

„Ja, aber anscheinend weißt du es nur zu gut... ist es nicht so? Inu Yasha?“
 

(to be continued)
 

~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

Tja, was hat er denn jetzt schon wieder gemacht?

Sorry, verraten kann ich's euch noch nicht, aber erfahren werdet ihr es sowieso in nächster Zeit. Bis dahin warte ich auf eure Kommis ;)! Tüdelü, eure Canari

... aber ich vermisse dich - mehr als du glaubst

Na ihr ^^! Also hier kommt auch schon mein nächstes Kap! Und noch einmal 1000 Dank an meine lieben Kommi-Schreiber *alle umwerf und abknuddel*!! Das motiviert, sag ich euch ;)! Das Kap ist auf jeden Fall länger, als der Prolog ;)!! Naja, genug der Vorrede...
 

Viel Spaß beim Lesen!!!!
 

Inspiri-Musik: Evanescence – My immortal // Travis – Why does it always rain on me?
 

~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

1. Kapitel: ... aber ich vermisse dich – mehr als du glaubst
 

Ab wann vermisst man jemanden – von ganzem Herzen?

Sicher, es ist ein allgegenwärtiges Gefühl... fast schon gewöhnlich. Genau dann, wenn plötzlich nichts mehr so ist wie zuvor, wenn die Tage ereignislos an einem vorbeiziehen und die eigene Stimmung mit jeder vergangenen Sekunde tiefer sinkt... spätestens dann, vermisst man.

Ja, Zeit gewinnt dann erst recht an Bedeutung, weil man doch so lange auf etwas warten muss. Um so öfter möchte man dann auch einfach nur seine Ruhe haben.... und genau diese findet man meistens unter der Bettdecke – der perfekte Ort, um sich zu verkriechen und genialerweise abzuwarten... auf diesen einen Zeitpunkt, der alles für einen bedeutet... der sogar heute schon eintreten könnte! Dieser so schmerzlich herbeigesehnte Moment, in dem diese eine vermisste Person – DEIN verloren geglaubtes Gegenstück – plötzlich breit grinsend vor dir steht und dir nur durch seine bloße Anwesenheit vermittelt, dass dein Leben endlich wieder komplett ist.
 

In meinem Fall hatte sich das wahre Happy End wohl eher verspätet...

Die Tage zogen zäher dahin, als ich für möglich gehalten hatte. Ich wusste, dass sich mein Leben erneut total umgekrempelt hatte – mit dem Wissen, dass ich schon ein zweites Mal keinerlei Einfluss darauf nehmen konnte! Das erleichterte meine Situation natürlich nicht gerade! Wahrscheinlich sollte es auch so sein... mein Schicksal musste sich ja prächtig amüsieren! Glaubte ich überhaupt an ein Schicksal? Konnte ich meinen Weg nicht endlich auf eigene Faust einschlagen??? War das zu viel verlangt?! Mein Ärger äußerte sich in Frust und eh ich mich versah, ging mir auf halber Strecke die Puste aus und so wurde ich schnell wieder in die grausame Realität zurückversetzt, aus der ich doch mit allen Mitteln entfliehen wollte. Tatsächlich gelang es mir ab und zu... und trotzdem konnte ich das Geschehene nicht vergessen, weder in der Gegenwart noch in meinen Träumen. Und wenn ich nicht gerade in der Vergangenheit schwelgte, dann drohte ich fast überzulaufen vor lauter Selbstmitleid...
 

Ich musste wohl doch auf eigenen Füßen stehen... sonst würde ich nicht ziellos in der Welt herumirren... müsste meinen Platz nicht erneut suchen... müsste nicht hier alleine stehen – ohne MEIN verloren gegangenes Gegenstück.
 

„... also was denkst du? Kagome-chan?“

„Ähm... was?“

„Oh mann! Du hörst mir gar nicht richtig zu!“, stellte Eri genervt fest und verschränkte beleidigt ihre Arme.

Sie hatte ja Recht! Mal wieder hatte sie mich dabei ertappt – mal wieder war ich nicht wirklich anwesend... nein, ich war vielleicht sogar noch weiter weg, als sich irgendjemand vorstellen konnte.

„Oh... ähm... Gomen, Eri-chan. Was hast du gesagt?“

Meine beste Freundin verdrehte die Augen. Noch während wir gemächlich Richtung Schule liefen, blieb sie abrupt stehen, umfasste meine Schultern und zwang mich damit nicht nur ebenfalls stehen zu bleiben, sondern auch – und das behagte mir so gar nicht – ihren besorgten Augen zu begegnen.

„Was ist nur los mit dir? Du bist schon seit Wochen so komisch... “

„Es ist nichts. Ich... ich hab nur nachgedacht. Das ist alles!“, versuchte ich sie grinsend zu überzeugen, winkte ab. Ich versagte kläglich, denn einen Augenblick später tauchte vor meinem Gesicht eine Handfläche mit vier ausgestreckten Fingern auf.
 

„Also wenn du mich fragst, dann geht das schon seit vier Wochen so. Es könnten natürlich auch fünf sein.“

Zu den vier Fingern gesellte sich ein Fünfter und nun wedelte man mit dieser Hand vor meinem Gesicht hin und her.

„Hojo-kun.“, atmete ich genervt aus, ergriff seine Hand und drehte mich zu ihm um, während Eri leise kicherte.

„Ach und woher willst du das so genau wissen?“, fragte ich ihn neugierig und stellte mich auf Zehenspitzen, um wenigstens nicht ganz so klein neben ihm zu wirken.

„Tja, lass mich überlegen.“, sagte er nachdenklich und kratzte sich nebenbei am Kinn.

„... Naja seitdem unser kleines Problemkind nicht mehr von mysteriösen Krankheiten heimgesucht wird und keinen einzigen Schultag verpasst hat.“

Sein Scharfsinn machte mich doch tatsächlich für einige Sekunden perplex – unfähig etwas zu erwidern.

„Also jetzt sag schon! Woher das ganze Trübsalblasen?“, setzte er ungeduldig hinterher.

„Und woher dieser leere Blick?“, ergänzte Eri hastig, die sich nun wieder in das Gespräch einschaltete, das sie mir doch freundlicherweise eingebrockt hatte. Unter ihren aufmerksam studierenden Blicken blieb mir nichts anderes übrig, als mal wieder einer Tomate Konkurrenz zu machen.

„Ich weiß g-gar nicht, w-was ihr meint.“, stotterte ich mehr schlecht als recht daher.

Anscheinend ging Eri als Erste ein Licht auf, denn sie klatschte siegessicher in die Hände.

„Kagome-chan?“, sagte sie nun mit weit aufgerissen Augen.

„Du bist doch nicht... oder doch?“

„N-nani?“, unterbrach ich sie schleunigst.

„Was immer ihr jetzt auch von mir denkt. Es ist nicht so, wie es aussieht.“, versuchte ich mich mit schriller Stimme und erhobenen Händen zu rechtfertigen.

Eri lächelte mich wohlwissend an.

Eine Ausrede blieb mir zum Glück erspart, denn genau im richtigen Moment hörte ich die Schulglocke im Hintergrund läuten.

„Ah! Es hat geklingelt!“, rief ich etwas zu begeistert, rannte auf und davon und ließ zwei ratlose Freunde stehen.

„Sie ist doch... oder?“, wandte sich jetzt Eri an Hojo, der mir immer noch nachsah.

„Was denn?“, fragte er nun verdutzt und drehte sich um.

Eri verdrehte abermals die Augen.

„Also erst spielst du dich als Frauenversteher auf und dann hast du keine Ahnung.“

„Was erwartest du eigentlich von mir? Ich bin auch nur ein Mann.“, antwortete er kopfschüttelnd und setzte sich in Bewegung.

Sie seufzte auf.

„Stimmt ja. Hätte mich auch schwer gewundert... und wer hilft mir jetzt mit meinem Japanisch-Referat?! Meine Rettung ist gerade fortgelaufen.“
 

Dunkle Wolken lösten die Sonne am Himmel ab, als ich nervös meine Mathehefte aus der Tasche herauszog. Ich spürte genau Eris neugierigen Blick in meinem Rücken, seufzte laut auf. Zumindest in der Mathestunde war ich vor ihren Fragen sicher, auch wenn das hieß eine volle Stunde langweiliger Algebra über sich ergehen zu lassen. Ja, ja, was nahm ich nicht alles in Kauf, um allein mit meinen Gedanken zu sein. Und wer hatte mir das Ganze überhaupt eingebrockt?! Ich zog abermals scharf die Luft durch meine Zähne, konnte es aber gerade noch rechtzeitig in ein Hüsteln umbiegen, weil mich Herr Yama – unser empfindlicher Mathelehrer – plötzlich misstrauisch beäugte. Sofort versetzte ich meinem Gesicht einen möglichst interessierten Ausdruck... mit meiner psychischen Abwesenheit wollte ich nicht unbedingt bei allen auffallen. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, wie Eri ihr Gekicher im Mathebuch erstickte. Die Frau wusste eindeutig schon viel zu viel!! Naja, zumindest Herrn Yama schien ich überzeugen zu können: Er wandte sich stirnrunzelnd von mir ab und fuhr fort.

„Dies ermöglicht uns jetzt auch Exponentialfunktionen zu zeichnen...“

Erleichtert senkte ich meinen Blick auf mein aufgeschlagenes Matheheft. Es war noch nicht einmal bis zur Hälfte vollgeschrieben und voller Lücken. Dabei rückte das Schuljahresende immer näher. Naja, eigentlich wollte ich nur Platz sparen für die fehlenden Einträge, die ich fleißig verpasst und nun dringend aufzuholen hatte. Ja, irgendwann einmal...

Ehrlich gesagt, hatte ich es schon längst aufgegeben jedem einzelnen Hefteintrag nachzulaufen – so oft, wie ich gefehlt hatte.

Zumindest heute prangte mir das aktuelle Datum entgegen – der 18. Mai. Ich blätterte einige Seiten zurück und bevor wieder eine riesige Lücke folgte, stellte ich bestürzt einen 7. April fest.

Hojo hatte Recht behalten!! Es mussten fünf Wochen vergangen sein!! Kein Zweifel! Seit fünf Wochen befand ich mich wieder in der Neuzeit, war ein normales Schulmädchen von 17 Jahren... keine Miko, die vor 500 Jahren einem Juwel und einem selbstsüchtigen Baka nachgerannt wäre. Keine Vergangenheit... nein, hier und jetzt war die Gegenwart. SEIT FÜNF ENDLOSEN WOCHEN!!! Kurz nach meiner glorreichen Entdeckung gesellte sich auch schon ein Zettel zu besagtem Datum vor 5 Wochen. Ich erkannte Eris Handschrift:
 

Und wie ist er denn so, dein Herzensbrecher?
 

Ich verschluckte mich glattweg und dieses Mal musste ich wirklich laut aufhusten. In Rekordtempo überwand Herr Yama den Weg zwischen Tafel und meinem Sitzplatz in der zweiten Reihe und kam vor mir zum Stehen, wobei er sein wutverzerrtes Gesicht meinem gefährlich näherte.

„Higurashi! Es ist zwar bemerkenswert, dass Sie sich seit längerer Zeit wieder in meinem Unterricht blicken lassen, aber wenn Sie sowieso nur stören wollen, dann können Sie genauso gut wieder krank sein!“

Ich errötete bis unter die Haarwurzel, schrumpfte in meinem Stuhl zusammen und das Gelächter der Klasse besserte meine Lage nicht gerade.
 

„KAGOME-CHAN!!!“
 

Ich versuchte ihre Stimme zu überhören, bahnte mir wutentbrannt einen Weg durch die Menschenmassen. Der Bus war vor meiner Nase weggefahren und so blieb mir nichts anderes übrig, als den Heimweg zu Fuß anzutreten. Seltsam wie sich das Pech heute so ansammelte!

„JETZT WARTE DOCH MAL!!“

Ihre Stimme drang abermals an mein Ohr, jedoch um einiges lauter. Pah, ich dachte nicht einmal dran, stehen zu bleiben! Auf halber Strecke hatte sie mich aber dann doch eingeholt und legte ihre Hand auf meine Schulter.

Sollte mich das trösten??!!

„WAS IST?!“, fuhr ich sie ohne Vorwarnung an.

Sie zuckte zusammen, fasste sich dennoch sehr schnell und redete auf mich ein, als wäre ich nicht minder höflich auf sie zugegangen.

„Hey, das mit Herrn Yama tut mir echt leid. Ich wollte nicht, dass er dich so bloß stellt... vor versammelter Klasse! Gomen!“

„Tja, das hast du aber irgendwie geschafft. Glückwunsch!“, erwiderte ich sarkastisch.

Normalerweise redete ich nicht so mit meiner Freundin, aber im Moment konnte ich einfach nicht anders! Meine Wut, verbunden mit der angesammelten Enttäuschung der letzten Zeit, zwang mich geradezu derartig zu handeln. Das fiel wohl auch Eri auf, denn Besorgnis spiegelte sich jetzt in ihren Augen wider.

„Kagome-chan, dir geht es nicht gut, nicht wahr? Was ist nur los mit dir? So kenne ich dich gar nicht.“

Ich hielt inne, dachte kurz über ihre Worte nach und senkte schließlich meinen Kopf. Jetzt hatte sie ihn doch noch getroffen – meinen wunden Punkt. Natürlich musste es ihr aufgefallen sein. Sie war schließlich meine beste Freundin, oder nicht? Auch sie blieb stehen und betrachtete mich nun eingehend, wobei sie ihre Hand beruhigend um meine schloss. Ich atmete keuchend aus. Die Luft schien auf einmal so unglaublich schwer und drückte auf meine Lunge. Und dann spürte ich noch die ersten Regentropfen... wie sie erst vereinzelt und dann in Massen unaufhaltsam auf meine Haare niederfielen... immer mehr Regen ankündigten und schließlich nicht nur meinen Nacken erreichten, sondern auch über meinen Rücken liefen. Schauer um Schauer überkam mich.
 

/Why does it always rain on me?

Is it because I lied when I was seventeen?

Even when the sun is shining,

I can't avoid the lightning./
 

Aber wie war es nur so weit gekommen? Ich versuchte zu denken, doch es misslang. Mein Kopf schien so leer wie schon lange nicht mehr und der Wolkenbruch über uns schien wohl für mich Tränen zu vergießen... welche ich nicht weinen wollte, welche ich krampfhaft zurückhielt. Meine Augen brannten bereits...

„Kagome-chan, lass uns zu mir nach Hause gehen, wir-“

„Denkst du auch... dass ich schon zu lange... hier bin?“, unterbrach ich sie leise und mit brüchiger Stimme.

„N-nani?“, antwortete sie verunsichert.

Ich versuchte meine Stimme ruhig und gleichgültig zu halten:

„Seit fünf Wochen warte ich nun schon auf ihn. Dabei wollte er mich doch abholen... er hat es mir doch versprochen. Er-“

Ich brach ab. Bevor ich mich versah, überkam mich ein weiterer Gefühlsschub und nun fand ich mich in Eris Armen wieder; Tränen vergießend, Tränen, die ich nicht weinen wollte.

„Sscht. Alles wird wieder gut...“, sagte Eri sanft und streichelte mir über den Rücken. Ich konnte nichts mehr erwidern. Im Moment wollte ich sogar getröstet werden! Die Tränen liefen leise meine Wangen hinunter und im Stillen hoffte ich ja, dass sie allen Kummer mit sich nahmen. Tropfen um Tropfen. Aber noch viel deutlicher machte sich ein anderer Wunsch in mir breit... und ich konnte es nicht ändern, aber im Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als in seinen Armen Trost zu suchen.
 

Keh... ich kann es nicht leiden, wenn Mädchen heulen.
 

... hätte er gesagt und dann hätte er mich einfach in seine Arme dirigiert, hätte sie schützend um mich geschlossen.

Aber das fand alles nur in meiner Einbildung statt... ich hätte nicht weiter darüber nachdenken sollen: Es verschlimmerte nur alles...

Und Eri? Sie kannte gar nicht die Hintergründe, keine Zusammenhänge... nicht mein kleines Geheimnis. Und trotzdem war sie für mich da und ich lauschte ihren Worten, empfand schon fast eine gewisse Wohltat dabei, bis...

„Wenn er es dir versprochen hat, dann wird er auch kommen. Ganz sicher! Deshalb ist er doch nicht aus dieser Welt...“

Meine Augen weiteten sich schlagartig.

„N-nicht aus dieser Welt?“ wiederholte ich.

Sogar meine Tränenflut kam für einen Moment zum Stillstand, nicht so der Regen. Eri löste sich von mir und musterte mich nur noch beunruhigter. Genau deswegen zog ich jetzt meine Mundwinkel nach oben, und lächelte ihr entgegen.

„Danke, Eri-chan.“, sagte ich herzlich.

Sie war schon drauf und dran etwas zu erwidern, als ich mich kurzerhand umdrehte und davonlief – mit durchweichten Klamotten und triefenden Haaren, von denen mir ein paar schwarze Strähnen im Gesicht klebten. Wieder verspürte ich den großen Drang, allein sein zu müssen, nicht andere mit meinen Problemen zu belasten und erst recht nicht meine beste Freundin!

Erst als ich um die Ecke bog und somit aus der Sichtweite von Eri war, meldeten sich meine Tränen zurück, schlimmer denn je.
 

Er soll nicht aus dieser Welt sein? Aber genau das war er doch, oder? Er war weg... sehr weit weg. Er war ja noch nicht einmal von dieser Welt! Seine drehte sich 500 Jahre früher... 500 Jahre Entfernung... von mir. Und es gab keinerlei Möglichkeit für mich diese Grenze zwischen uns zu überwinden. Keine!

Ich schluchzte laut auf. Der Brunnen, er hätte nicht funktioniert... nie wieder.

Genauso gut könnte er tot sein!

Ich riss die Augen auf... mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich musste mich für einen Moment am Pfahl einer Straßenlaterne festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. TOT?! NEIN?! Ich schüttelte heftig den Kopf. NEIN! NICHT ER! Er konnte nicht tot sein!!
 

Dummes Mädchen! So schnell beiß' ich nicht ins Grass!
 

Hatte er das nicht immer wieder mir gegenüber wiederholt? Zweifel überkamen mich...

Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der Kampf gegen Naraku! Er konnte nicht überlebt haben... egal wie oft ich versucht hatte es zu verdrängen, nun konnte ich es nicht mehr!!
 

Ich rannte los, hetzte die Straßen entlang, hätte zwei Passanten fast umgerannt, zog aller Aufmerksamkeit auf mich. Aber es war mir egal. Mein Hals fühlte sich nun unglaublich trocken an, stoßweise atmete ich die drückende Luft aus, nahm den Schmerz, der von meinem Herzen herrührte, noch intensiver wahr. Ich hätte schreien können... aber wer hätte mich schon erhört? ER jedenfalls nicht... und Gott? Nein unmöglich... hatten mich nicht gerade alle verlassen?!

Endlich sah ich die Treppe, die zu unserem Anwesen hinaufführte. Ich füllte meine Lunge abermals mit Luft, diesmal jedoch länger als vorher und erklomm die Treppe in raschen Zügen. Mein Weg führte mich nicht zu unserem Haus, nein, ich fixierte wie betäubt und starr vor Panik den Schrein daneben. Ich brauchte Gewissheit! Jetzt! Und keine Sekunde später!

Die Schiebetür hatte ich bereits hinter mir gelassen, stolperte nun die die letzten Stufen hinunter, kam gerade noch vor dem Brunnen zum Stehen und sprang wie in Trance in seinen schwarzen Schlund – zum ersten Mal seit fünf Wochen.

Ich verspürte keinen Schmerz, als ich hart auf dem Erdboden aufkam... alles entwickelte sich wie ein Alptraum – ich war nicht von blauem Licht umgeben – wie sollte ich auch? Wenn es vor fünf Wochen nicht funktioniert hatte, warum sollte es also heute klappen?! Ich kniff schluchzend meine Augen zusammen... wollte es nicht wahrhaben, verstummte dennoch und wartete einfach ab... lauschte. Nichts geschah...

Ich lauschte genauer... aber außer dem leisen Nieseln des Regens, meinem stockenden Atem und dem quälenden Pochen meines Herzmuskels, veränderte sich nichts.

Ich gab es auf zu warten... scharrte erst zögernd, aber dann immer mehr Erde mit den Händen zur Seite. Wofür das Ganze?! Es brachte mich doch nicht zurück... und ihn erst recht nicht.

Ich brach ab, setzte mich auf und vergrub mein Gesicht in den Händen.
 

„Inu Yasha?“, flüsterte ich... hielt inne, lauschte wieder.

Unveränderte Lage...

„Inu Yasha?...“, setzte ich neu an und brachte sie wie von selbst hervor – Worte der Verzweiflung:

„... bitte... bitte komm zurück... Bitte!“, sagte ich schwach, schluckte, schloss die Augen und fuhr fort:

„Ich hasse dich nicht... ich... hab alles falsch gemacht... ich weiß...“

Ich nickte leicht, wusste dass ich keine Antwort erwarten konnte... wahrscheinlich nie wieder.
 

Wer weiß, vielleicht sollte es auf gar kein Happy End hinauslaufen. Vielleicht sollte ich mich für immer unter der Bettdecke verkriechen und genialerweise abwarten... auf diesen einen Zeitpunkt... der wie ein letzter Hoffnungsschimmer langsam aber sicher vor meinen Augen verblasste.
 

Was hatte ich nur getan?
 


 

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Ja ich weiß, ihr werdet mich jetzt hassen, weil ihr irgendwie immer noch nicht wisst, was tatsächlich passiert ist und alles ziemlich verwirrend ist... >.<

Aber ich musste dieses Kap schreiben, sonst wäre Kagomes Trauer nicht überzeugend genug ;)! Naja, das nächste Kap wird auf jeden Fall mehr verraten, versprochen XD!

Hoffe, ihr hinterlasst mir trotzdem noch Kommis und nehmt es mir nicht allzu übel v.v...
 

hel und tüdelü eure Canari

Warum erinnerst du mich nur so sehr? Ich will dich ja vergessen, aber ich kann es einfach nicht!

Hey ho ^^, also jetzt meld' ich mich auch mal wieder mit einem brandneuen Kap aus dem Hause Canari!!

Davor muss ich hier aber noch kurz was loswerden: Allein für mein letztes Kap 9 Kommis!!!... Ihr seit doch wahnsinnig XD – wahnsinnig lieb!! Ich war ja nur noch am Jubeln ^^ bzw. bin es noch... also fühlt euch alle mal wieder ganz doll geknufft und geknuddelt!! VIELEN VIELEN VIELEN DANK!!!!! Ihr seit klasse!!!

Und es tut mir Leid, wenn ich bei einigen unter euch für etwaige Schlafstörungen gesorgt habe *Yasmine anzwinker*... hatte ich nicht vor XD! Und keine Panik! Es ist noch nichts verloren *alle anzwinker*... Einen Weg gibt es immer, auch wenn er nicht immer der Leichteste von allen ist (uhh hier spricht der Philosoph XDD)! Also genug der ewig langen Vorrede... und noch etwas: Lasst euch bitte nicht von Kagomes Trauer abschrecken; meine ff läuft nun einmal auch unter dem Genre Drama (dem muss ich ja irgendwie gerecht werden ^^), aber keine Sorge... es wird noch romantisch ^^... ja genug davon:
 

Viel Spaß beim Lesen ;)!
 

Inspiri-Musik: Lifehouse – You and Me /// Coldplay – The scientist
 

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2. Kapitel: Warum erinnerst du mich nur so sehr? Ich will dich ja vergessen, aber ich kann es einfach nicht!
 

Ich erinnerte mich noch an alles – also so gut wie an alles!!!
 

So absurd es auch war, aber sogar das Zwitschern der Vögel klang mir noch im Ohr, spürte immer noch die leichte Brise Wind auf meiner Haut. Und all diese Eindrücke, die ich mir an diesem einzigen Tag geradezu einverleibt hatte, konnte ich von den Restlichen unterscheiden, konnte sie genau diesem einen Vorfall zuordnen. Schon seltsam, oder?? Und dann erst diese unerträgliche Hitze!! Nicht einmal das schattigste Plätzchen war mir willkommen gewesen – keinerlei Temperaturunterschied!

Ja all das hatte ich in den tiefsten Tiefen meines Gedächtnisses abgespeichert – als hätte ich nichts besseres zu tun! Warum eigentlich? Bedeutete mir denn dieser eine Tag allen Ernstes so viel???

Also um ehrlich zu sein... ja.

Und am intensivsten erinnerte ich mich wohl an meine Nervosität. Kami-sama (Gott), war ich nervös!! Mein Herz hatte wahrscheinlich vierfach so schnell geschlagen wie üblich...

Was hatte er gleich gesagt?
 

Ich muss mit dir reden. Komm' kurz vor Sonnenuntergang noch einmal zum Brunnen!
 

Es mochte für einen Fremden wie ein Befehl klingen. Nicht so für mich! Ich kannte ihn in der Zwischenzeit gut genug um die Bitte dahinter herauszufiltern. Und wenn sich sogar ein mürrischer Hanyou – wie er es nun einmal war – zu so etwas herabließ, einen Menschen zu bitten, sich ihm ohne jeglichen Zweifel anzuvertrauen, nun dann musste es ihm doch sehr wichtig sein... egal wie grummelnd er es mir beigebracht hatte.

So dachte ich zumindest. Und trotz der weichen Knie hatte ich für einen Augenblick diese Priorität genossen, die er mir zukommen ließ – einen Moment vor Sonnenuntergang. Den ganzen Tag hatte ich bis über beide Ohren gegrinst und wenn mich Miroku oder Sango darauf ansprachen, so hatte ich nur kleinlaut verlauten lassen:
 

Schönes Wetter heute, nicht wahr?
 

Ich musste immer wieder über mich selbst lächeln, wenn ich daran dachte, wie oft ich an diesem Tag in den Himmel geschaut und den Lauf der Sonne verfolgt hatte... das alles ohne irgendeinen Hintergedanken natürlich – und so unauffällig wie möglich. Hätten mich meine Freunde durchschaut, wäre ich bestimmt im Boden versunken... oh nein bloß nicht, und erst recht nicht vor Inu Yasha: ER hätte mich ausgelacht... obwohl, nein sicher nicht! Ich hatte ihn noch nie lachend gesehen, ich kannte sein Lachen nicht einmal; wie es sich überhaupt anhörte und ich konnte es mir mir beim besten Willen auch nicht vorstellen! Nun, dann hätte er mich vielleicht verwirrt angestarrt, manchmal war er ja einfach schwer von Begriff.

Ja, aber sobald ich lächelte, konnte ich es nicht lassen automatisch weiterzudenken... und mein Lächeln verschwand augenblicklich, als hätte ich es verlernt... fast so wie Inu Yasha.
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*Flashback Teil 1*°*°*°*°*°*°**°*°*°*°*°*°*°*°*
 

Es hatte etwas Anmutiges, ja fast Atemberaubendes, wie er so lässig vor dem Brunnen abwartete mit der untergehenden Sonne im Rücken. Und sobald ich aus dem Schatten des dichten Blätterdachs der Bäume auftauchte und ihn nicht weit von mir ausmachte, meldete sich auch schon wieder diese verdammte Nervosität zurück. Warum ausgerechnet immer zur „richtigen“ Zeit?? Ich atmete mehrmals tief ein.
 

Bloß nicht die Nerven verlieren...
 

Ja, eine ganz tolle Idee! Wie sollte ich das bitte anstellen? Gerade als ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, drehte er sich auch noch zu mir um, ließ den Wind ein paar weiße Strähnen aus dem Gesicht wehen, und als hätten seine Haare nicht schon genug vor sich hin geglitzert, funkelten mir jetzt auch noch seine Augen golden entgegen. Ach, verflixt! War sich Inu Yasha eigentlich im Klaren darüber, wie unverschämt gut er aussah? Ich war mir nicht sicher... aber immer wenn er dieses selbstsichere Auftreten hatte, schlug mein Herz Revolte und an ein Ignorieren war gar nicht mehr zu denken! Ehe ich mich versah, waren sich unsere Blicke nicht nur begegnet, sondern verhakten sich auch mindestens genauso geschwind ineinander. Meine Augen brannten bereits, weil ich die ganze Zeit gleichzeitig in die Sonne sehen musste, aber ich konnte sie nicht zukneifen, seine Augen nahmen mich doch immer noch in Beschlag... und ich versank in ihnen, drohte zu ertrinken, vielleicht sogar mich noch mehr in sie zu verlieben?!!! Liebe?! Aber ja, ich liebte ihn. Er wusste nur nichts davon, das war meine Schuld!
 

///Cause it's you and me and all of the people

With nothing to do, nothing to prove

And it's you and me and all of the people

and I don't know why I can't keep my eyes off you///
 

Spätestens jetzt wartete ich nur noch darauf, dass mir meine Beine mal wieder den Dienst versagten. Und tatsächlich. Sie zitterten nicht nur, nein, sie schlotterten regelrecht und für einen schrecklichen Augenblick glaubte ich sogar zu wanken.
 

Oh bitte, lass es ihn nicht gesehn' haben!
 

Wie peinlich! Und er dachte nicht einmal daran sich abzuwenden, studierte nun genau jeden einzelnen Schritt, den ich tat... also war es ihm doch aufgefallen! Zu meinem Glück war es nicht mehr weit, aber ich bemerkte auch mit Unbehagen den Kloß in meinem Hals, der sich bemerkenswert rasch zu vergrößern schien. Lästig war das! Ich räusperte mich unzählige Male und es musste bescheuert aussehen, wie ich ein paar Sekunden später völlig unbeholfen da rumstand. Wahrscheinlich starrte er mich deswegen so lange an. Bevor das noch unangenehmer für mich wurde, senkte ich lieber meinen Kopf. Erstaunlich, wie schwer es mir gefallen war und die beste Lösung war es auch nicht gerade: Das bestätigte doch nur, dass ich mich in seiner Gegenwart unwohl fühlte...

Aber Moment! Drehte er mir gerade den Rücken zu?! Und jetzt räusperte er sich, als erging es ihm im Augenblick nicht besser als mir kurz zuvor. Ein Gespräch musste her! Dringend! Zu meiner Verblüffung machte er den ersten Schritt:

„Ah, du bist da...“, murmelte er emotionslos daher.

Ja, das war ein ganz toller Anfang! Bravo!

Hallo? Was sollte man darauf antworten? Und trotzdem ließ ich mich darauf ein...

„Hai... wartest du... schon lange?“, fragte ich zögernd und ohrfeigte mich in Gedanken selbst. Wie hirnlos ging es eigentlich noch?! Zum einen antwortete Inu Yasha auf solche Fragen aus Prinzip nicht und zum anderen führten wir uns gerade beide so auf, als würden wir uns zum ersten Mal begegnen – wie lange kannte ich ihn jetzt schon? 2 Jahre??
 

///All of the things that I want to say

Just aren't coming out right

I'm tripping on words, you got my head spinning

I don't know where to go from here///
 

Tatsächlich wimmelte er meine Frage mit einem knappen „Keh!“ ab. Ich wollte schon zu etwas Neuem ansetzen, als...

„Kagome?“

Mein Name... und schon wieder drehte mein Magen einen Looping, pulsierte mein Herz sogar für einen Schlag lauter als die Bisherigen – wenn das überhaupt möglich war! Er betonte meinen Namen immer auf der letzten Silbe... immer so seltsam, so mit Nachdruck. Nur er konnte das! Und... das gefiel mir schon irgendwie... Manchmal stellte ich mir sogar vor, wie er ihn vielleicht in irgendeiner sternenklaren Nacht immer wieder vor sich hin murmelte... immer und immer wieder... ja, okay das fand nur in meiner Einbildung statt. Und obwohl dieser Gedankenfetzen mehr als nur beschämend war, empfand ich dabei ein gewisses Wohlgefühl.

„Hai?“, hauchte ich angespannt, sah wieder auf.

Was würde jetzt kommen?

„Denkst du, wir finden Naraku bald?“

HÄ?! Wegen Naraku wollte er mit mir reden?!! Das war alles?!!

Meine Erwartungen schrumpften auf die Größe einer Rosine. Alle möglichen Varianten, die ich mir über den ganzen Tag schön zusammengereimt hatte – wie es denn möglicherweise ablaufen könnte – schrumpelten in sich zusammen. Ja, was hatte ich denn eigentlich erwartet?!

Als ich zu einer Antwort ansetzte, versuchte ich die Enttäuschung, welche in meiner Stimme mitschwang, möglichst zu unterdrücken.

„Also...“, ich räusperte mich mal wieder, so langsam schien sich der Kloß zu lösen und nebenbei wischte ich ein störrige Haarsträhne hinter mein Ohr.

„... ich denke schon. Alle Zeichen deuten darauf hin.“

„Keh. Wie kannst du das nur so gelassen daher sagen?“, fragte er mich nun fast schon anklagend.

Ich betrachtete ungläubig seinen Rücken. Hatte er denn gar nicht bemerkt, dass ich nicht im Geringsten über Naraku reden wollte?! Die Situation entwickelte sich ja prächtig... schlecht gelaunt war er wahrscheinlich auch noch!

„Aber-“, begann ich von Neuem, doch da hatte er sich schon zu mir umgedreht. Ich zuckte zusammen. Aus seinen Augen sprach Sorge. Oder hatte ich mich getäuscht? Ich blinzelte und schon hatten sich seine Züge wieder verhärtet.

„Kagome.“, sagte er noch einmal und mit jedem weiteren Wort, stampfte er auf mich zu.

„Hast du denn gar keine Angst?!“

... bis seine Hände meine Schultern umfassten. Ich schluckte hart, zog die Luft scharf durch meine Zähne. Da war wieder dieses Kribbeln bei seinen Berührungen. Aber da sollte kein Kribbeln sein!! Hier hieß es mich zu rechtfertigen, irgendwie. Aber konnte ich denn überhaupt noch denken??
 

Ob ich Angst hatte? Ja, natürlich. Wer hätte das nicht? Ich meine, es sollte der Finalkampf werden... die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Unser aller Rache! Ja, die letzte Schlacht, in die ich mit meinen Freunden ziehen sollte. Und was würde danach aus uns werden?? Wo würden wir dann sein?... Vorausgesetzt wir überlebten das Ganze. Ich seufzte.

Inu Yashas Griff wurde fester. Ach ja, er wartete noch auf eine Antwort.

„Weißt du...“, versuchte ich stirnrunzelnd und beäugte mit Unbehagen seine Hände; immer noch meine Schultern umfassend.

„... hier schreckt mich gar nichts mehr ab. Wir kämpfen nicht das erste Mal gegen Naraku.“

Okay, das war teilweise gelogen. Anscheinend fiel das auch Inu Yasha auf. Wieder dieser misstrauische Blick... ich war einfach total mies im Lügen!

„Ja klar! Und du denkst, du könntest mit Pfeil und Bogen etwas ausrichten?“, missbilligte er meine Aussage.

Es war so offensichtlich, dass er wieder darauf zu sprechen kommen musste. Das war doch nicht zu fassen! In seinen Augen konnte ich wahrscheinlich noch nicht einmal den Bogen vom Pfeil unterscheiden. Oder ich war dieser Waffe nicht würdig im Vergleich zu einer gewissen anderen Person. Ja, wer wusste das schon so genau, was jetzt wieder in seinem Kopf vor sich ging. Auf jeden Fall hätte ich ihn in solchen Momenten in der Luft zerreißen können... wenn ich es gekonnt hätte. War die Fluchkette nicht genauso verlockend?

Aber stattdessen entwand ich mich einfach seinem Griff, trat ein paar Schritte zurück und funkelte ihn nun böse an.

„Was meinst du damit?“

„Ganz einfach. Du würdest keine Sekunde da draußen überleben, wenn ich nicht auf dich aufpassen würde.“, sagte er gelassen und verschränkte arrogant seine Arme.

„Ach ja?!“

Also er hatte es mal wieder geschafft. Ich kochte vor Wut, stieß verärgert einen Laut aus, der meine Unmut verdeutlichen sollte und versuchte dennoch meine Stimme ruhig zu halten.

„Ich bin also lästig! Das willst du mir doch grade verklickern?!“

„Ähm... also...“

„Ach vergiss es einfach!“, unterbrach ich ihn laut, wollte nicht wirklich eine Antwort darauf haben. Das so genannte Gespräch war für mich gelaufen. Ich drehte mich abrupt um, lief schnaubend auf den Brunnen zu und... wurde festgehalten. Erstaunlich wie schnell er doch in solchen Angelegenheiten sein konnte. Schon wieder vernahm ich dieses verdammte Kitzeln, dieses Mal an meinem Arm. Konnte er wenigstens die Hände von mir lassen???

„Was hast du vor?“, flüsterte er in mein Ohr, das – sobald sein warmer Atem es streifte – ebenfalls kribbelte. Das sollte ich wohl eher ihn fragen!!

„Ganz einfach.“, äffte ich ihn äußerst nervös nach.

„Du würdest keine Sekunde da draußen überleben, wenn ich in der Nähe wäre.“

Stille.

„Du gehst nach Hause?!“, fragte er leise nach. Was sollte das denn?! Hörte ich da eine gewisse Erleichterung raus?!

„Nein, ich steh' hier nur aus Zufall vor dem Brunnen rum.“, erwiderte ich verärgert und schüttelte seine Hand ab.

„Dann... geh doch.“, antwortete er zögernd.

„Nani?!“
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*Flashback-Ende Teil 1*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*
 

Ich öffnete meine Augen. Unsere Stimmen wurden leiser, bis sie schließlich völlig verklangen. Sie existierten sowieso nur in meinem Kopf, der sich übrigens gerade wieder so schwer anfühlte, als hätte ich Hunderte von Matheformeln auf einmal auswendig gelernt. Völlig fertig mit Gott und der Welt lag ich hier wieder auf dem Bett, Arme und Beine in alle Himmelsrichtungen ausgestreckt und unentwegt die Decke anstarrend. Konnte es mir irgendjemand übel nehmen, wenn ich einfach nur noch weg wollte?! Aber wollte ich nicht am meisten von mir selbst weg... weg von meinen Gedanken? Je mehr ich mich von meinen Mitmenschen abkapselte, desto mehr steckte ich hier fest – in meinen Erinnerungen. Ich hasste mich dafür, was ich getan hatte. Ansonsten müsste ich jetzt nicht hier liegen und Herzschmerz von der Sorte alles-ist-sinnlos durchleben.

Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, wollte schreien, aber kein einziger Laut entkam meiner Kehle. Viel hätte ich damit sowieso nicht erzielt. 500 Jahre kann man nicht einfach so zurück brüllen. Welche Erkenntnis!

Aber keine Sekunde später hätte ich beinahe wirklich aufgeschrien: Jemand streichelte mir sachte über den Hinterkopf! Damit war wohl auch wieder mein Herz aufgewacht. Es klopfte erst zaghaft, aber dann immer und immer schneller, bis ich schon fast die Augen zukneifen musste, weil es so dermaßen wehtat. Kurz gesagt: Es klopfte wie wild. Konnte das sein? Nein, oder? Aber warum jetzt auf einmal? Warum sollte er mich ausgerechnet jetzt abholen? Warum hat er sich so lange Zeit gelassen?
 

///Tell me you love me

Come back and haunt me

Oh and I rush to the start///
 

Bevor ich noch vor lauter Fragen überquoll, oder überhaupt wusste wie ich reagieren sollte, hatte ich mich auch schon umgedreht, und schaute erwartungsvoll in das Gesicht... meiner Mum. Sie lächelte mir warm entgegen, aber ehrlich gesagt war ich gerade wirklich nicht fähig es zu erwidern. Nein, im Moment lief so einiges ziemlich schief! Nicht meine Mum sollte hier vor mir sitzen und mir über den Kopf streicheln. Also hatte ich mich doch nicht geirrt: Warum sollte er ausgerechnet jetzt hier sein?! Und wieder beschlich mich das quälende Gefühl, dass er möglicherweise gar nicht mehr unter den Lebenden weilte... unter solchen wie mir. Abermals zogen sich meine Eingeweide zusammen. Ich durfte jetzt nicht heulen – nicht vor Mum!

„Kagome, kann ich dir irgendwie helfen?“, sagte sie auf einmal.

Auch das noch! Nicht nur, dass ich Eri damit belästigte, jetzt machte sich auch noch meine Mum Gedanken.

Ja, und was sollte man in so einer Situation schon groß antworten? Zumal man mir sowieso nicht helfen konnte: Alles hing von einer einzigen Person ab! Da blieb mir nicht viel übrig: Wieder versuchte ich mich in eine Ausrede zu retten!

„Nein... ich hab nur über etwas Schwachsinniges nachgedacht. Nicht weiter schlimm...“

War Inu Yashas Tod denn wirklich so weit hergeholt? Ganz sicher nicht... ich durfte den Kampf nicht vergessen.

Mum schaute mich nur mitleidig an und ich hatte irgendwie die Vermutung, dass sie mich gleich in den Arm nehmen würde. Bloß nicht! Nicht noch mehr Tränen!

„Es ist wirklich nichts!“, fügte ich noch einmal hinzu und stand schnell auf. Auch sie erhob sich.

„Warum gehst du nicht einfach zu ihm?“

Ich starrte sie entgeistert an. Okay, anscheinend wusste meine Mum doch mehr über meinen Gefühlstumult bescheid, als ich dachte. War das denn so offensichtlich? Ich verstand die Welt nicht mehr... andererseits irgendwie schon – sie war meine Mum! Warum sollte sie es also nicht wissen?? Bis jetzt hatte sie schließlich immer instinktiv gespürt, wenn mich oder meinen Bruder etwas bedrückte. Meine Verblüffung legte sich schnell: Ich musste über ihre Worte nachdenken... und schon wieder bereitete mir die Gewissheit Schmerzen.

„Das geht nicht...“, ich schluckte hart, unterdrückte einen erneuten Tränenschwall.

„... ich kann nicht zurück.“

Und plötzlich kam sie mir einfach näher und nahm mich schweigend doch noch in ihre Arme. Sie fragte auch nicht weiter nach – dafür war ich ihr sehr dankbar. Ich hätte auch gar nichts mehr erwidern können. Die Tränen kamen und versiegten urplötzlich, als Sota im Zimmer stand und mich verwirrt musterte.
 

Noch am gleichen Abend fand ich mich in familiärer Gesellschaft wieder. Draußen schüttete es wie aus Eimern, aber das störte uns nicht im Geringsten. Im Gegenteil, es steigerte geradezu die gemütliche Atmosphäre in unserer kleinen Runde und zum ersten Mal seit ein paar Tagen konnte ich sogar behaupten, Gefallen daran zu finden. Ich musste jetzt einfach abschalten und es gelang mir auch vorläufig. Als Opa wieder seine Legenden auspackte und die mumifizierte Hand irgendeines Ungetüms herausholte, konnten sich Mum und Sota vor Lachen nicht mehr halten. Nun ja, die so genannte Antiquität hatte tatsächlich die Ähnlichkeit einer verfaulten Socke und selbst ich musste darüber schmunzeln.

Später saß ich wieder in meinem Zimmer – natürlich vor meinen Mathehausaufgaben. Tja, wenn man verzweifelt nach Ablenkung suchte, musste bei mir entweder Sota oder Mathe herhalten – beide ein Thema für sich, über die ich mich mehr aufregen konnte als über irgendeine Enttäuschung. Naja, an diesem Abend musste Mathe unglaublich fesselnd gewesen sein, denn eine Sekunde später, sank mein Kopf auch schon auf das Heft nieder und ich starrte ins Leere.

Ich konnte nicht anders... er war mir wieder viel zu nah – oder besser gesagt die Erinnerung an ihn...
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*Flashback Teil 2*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°
 

„Du willst, dass ich gehe?!“

„Ja, du hast schon richtig gehört!“, sagte er schulterzuckend.

„Ich kann dich nicht gebrauchen, wenn wir gegen Naraku kämpfen.“

Das alles sagte er mir so sachlich ins Gesicht, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Was hatte er sich dabei nur gedacht?! Und seine Augen erst... sie waren verschlossener denn je, sein Goldgelb funkelte mir frech entgegen. Ich öffnete und schloss ein paar Mal meinen Mund, nicht fähig etwas zu antworten. Was sollte das Ganze?!

„Aber ich dachte...“

„Tja, dann hast du eben falsch gedacht!“, unterbrach er mich und grinste mich süffisant an. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, warum ich überhaupt noch da stand: Ich könnte längst im Brunnen verschwunden sein. Was hielt mich denn noch zurück?! ER?! Pah!! Dem Instinkt folgte ich auch. Doch bevor ich überhaupt einen Fuß auf das Holz setzten konnte, wurde ich auch schon wieder am Arm festgehalten!

„WAS IST?! Es wurde alles gesagt, dem hab ich nichts entgegen zu setzen. Von mir aus kannst du dir deine Seele aus dem Leib kämpfen! Gutes Gelingen... Saionara!“, sagte ich entnervt, winkte ihm theatralisch zu und machte abermals Anstalten in den Brunnen zu springen.

„Hey! Jetzt warte doch mal!“, ließ er mich auf einmal wissen, umgriff meine Schultern und zog mich mit sanfter Bestimmtheit zurück. Naja – egal mit welcher Sanftheit – ich hatte mich entschieden!!

„Wozu? Damit ich mir noch mehr von deinen tollen Sprüchen anhören darf?! Nein, danke!“, erwiderte ich grummelnd. Er hielt mich immer noch fest, dachte erst gar nicht daran mich loszulassen und drehte mich jetzt wieder zu ihm um.

„Ähm... nein. Ich brauch' nur noch...“

Er brach ab und sah mir nun direkt in die Augen; fesselte mich wieder. Ich schluckte nervös. Erst jetzt fiel mir auf, wie nah wir uns doch eigentlich waren. Und er hatte so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck... so nachdenklich... und noch irgendetwas anderes, was ich nicht entziffern konnte. Das machte mir Angst, aber mein unmenschlicher Puls war mir erst recht nicht geheuer! Konnte er ihn eigentlich hören – mit seinem unschlagbaren Gehör? Eine unglaubliche Spannung baute sich zwischen uns auf... bis er schließlich blinzelte und auch noch das Hüsteln anfing. Was war das jetzt wieder für eine Aktion?! Ich würde ihn wohl nie verstehen, weder das, was er sagte, noch das, was er tat... er war vollkommen widersprüchlich.

„Ähm... ich brauche...“, setzte er neu an und schaute nun fast verlegen zu Boden.

„... die Splitter“, drang es leise an mein Ohr.

Ich erwachte aus meiner Starre.

„Nani?!“

„Die Splitter!“, wiederholte er lauter und sah mir wieder eindringlich in die Augen. Ich sah ihn verständnislos an. Er atmete ungeduldig aus.

„Kagome... ohne die Splitter können wir das Juwel nicht zusammensetzen. Ich meine... Kikyou kann es nicht zusammensetzen.“, erklärte er, musterte mich kurz, weil sich meine Mimik gerade versteinerte und fuhr unsicher fort:

„Ohne die Splitter geht es nicht... du weißt schon.“

Ich bewegte mich nicht. Jetzt wollte er mir auch noch die Splitter wegnehmen...

Inu Yasha beobachtete mich immer noch unsicher. Vorsichtshalber ließ er mich sogar los.

„Ich hätte an deiner Seite gekämpft.“, brachte ich leise hervor. Er grinste mir wieder kopfschüttelnd entgegen.

„Das weiß ich, aber zu Hause bist du nun mal in Sicherheit!“

Ach, auf einmal war es meine Sicherheit?! Ich seufzte. Das durfte doch nicht wahr sein! Als ob ich nicht ständig in Gefahren laufen würde...

Seine Hände näherten sich meinem Hals. Ich hielt ihn nicht auf. Warum hielt ich ihn denn nicht einfach auf?!!! Und während die Eine leicht an der Kette zog, das daran befestigte Fläschchen mit den Splittern hervorholte, atmete ich schockiert aus, als seine andere Hand meine Halslinie entlang strich, nur ganz leicht, aber ich spürte es, spürte die Gänsehaut unter seinen warmen Fingern.

WAS tat er da nur?! Ich suchte völlig unbeholfen seinen Blick und stellte verwirrt fest, dass er wohl selber nicht so ganz wusste, warum er das gerade tat. Er wirkte so abwesend und irgendwie... verträumt???!!!

„Inu... was?!“

Erst jetzt bemerkte er meinen Blick und sofort ließ er von mir ab, zog aber noch kraftvoll an der Kette, sodass sich das Fläschchen löste. Er begutachtete kurz seinen Inhalt, ließ es dann in seinem roten Suikan verschwinden und richtete schließlich wieder sein Augenmerk auf mich, als wäre nichts gewesen!

„Jetzt guck nicht so! Es ist besser so, glaub mir!“, sagte er entschlossen. Ich senkte den Kopf.

„Nichts ist besser!... Ich kann ja noch nicht einmal zurück und wenn dir- ich meine, wenn euch etwas passiert, kann ich nicht helfen.“

Er hob mein Kinn an und schaute mich nun ungläubig an.

„Hey... du wirst dir doch jetzt keine Sorgen machen? Sango und Miroku kommen schon klar und was mich angeht...“

Ich blinzelte kurz in seine Augen. Sie schimmerten so beruhigend.

„... so schnell beiß' ich nicht ins Grass, das weißt du doch?“

Das sagte er vielleicht, aber wer musste hier denn ständig Angstzustände durchleben, wenn er halb verblutet vor mir lag?! Ich trat ein paar Schritte zurück und dummerweise spürte ich auch noch den Brunnen hinter mir. Inu Yasha nickte aufmunternd, während ich ihn eher verzweifelt ansah. Ich konnte und wollte das nicht tun!!! Das spürte er wohl auch, denn im nächsten Moment trat er wieder auf mich zu und legte seine rechte Hand auf meine Wange, wärmte sie.

„Glaubst du, ich würde dich im Stich lassen?“, wisperte er mir zu, näherte sich mir, sodass sich beinahe unsere Nasenspitzen berührten... beinahe.

„Ich weiß nicht.“, sagte ich ehrlich, erzitterte unter seinem Blick, der so vieles in sich vereinigte. Nur was?!

„Das ist jetzt nicht dein Ernst?! Dummkopf, wie sollte ich das anstellen?!“

Ich schmiegte mich gegen seine Handfläche. Gerade jetzt wollte ich erst recht nicht gehen... egal wie oft er mich Dummkopf nannte! An seinen Mundwinkeln erkannte ich es – er rang noch mit sich selbst! Um was? Das konnte ich nicht sagen, aber wusste er vielleicht selber nicht so richtig, ob ich nun gehen sollte oder nicht? Und dann seufzte er auf einmal auf.

„Kagome... nicht.“, sagte er stockend und entfernte sich ein Stück von mir. Was nicht? Bevor ich überhaupt reagieren konnte, versetzte er mir auch schon einen kurzen aber bestimmten Stoß. Ich riss die Augen auf, kippte nach hinten, verlor den Boden unter meinen Füßen und sah nur noch den Himmel über mir. Er hatte es tatsächlich getan!
 

„INU YASHAAAAAAAAAAAAAAAA!!!“
 

Ich sah noch kurz seine Silhouette, wie sie weit über mir auftauchte. Aber er kam nicht, er blieb einfach da oben stehen und rührte sich keinen Zentimeter. Und ich? Ich fiel... und fiel... und verschwand von dieser Welt... von Inu Yashas Welt... für eine wohl sehr ungewisse Zeit... konnte seine betrübten Augen nicht vergessen... genauso wenig wie das Gefühl tief in mir... Enttäuschung. Und noch etwas anderes, und meine Nackenhaare sträubten sich bei diesem Gedanken... Hass? Hasste ich Inu Yasha??
 

„NEEEEEIIIIIIIIIIN!!!“
 

...
 

*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*Flashback-Ende Teil 2*°*°*°*°*°*°**°*°*°*°*°*°
 

Ich schreckte hoch.

Irgendetwas hatte so einen lauten Krach verursacht, dass ich nun wie von der Tarantel gestochen kerzengerade auf meinem Stuhl saß. Ein Papier mit Notizen klebte noch an meiner Wange fest – ich wischte es konfus weg. Was war das?? Verunsichert sah ich mich in meinem spärlich beleuchteten Zimmer um, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen. Mein Blick wanderte zum Fenster. Draußen herrschte Finsternis von der dunkelsten Sorte. Hatte ich so lange vor mich hin gegrübelt?! Langsam vernahm ich auch den Regen, wie er unkontrolliert an der Glasscheibe abprallte, vernahm das Heulen des Windes, nein, das konnte man schon als Sturm abstempeln.

Vielleicht ein Gewitter? Bei diesem Wetter, kein Zweifel!

Ich schaute erst auf den Wecker – es war 3 Uhr morgens – dann auf mein aufgeschlagenes Matheheft, stöhnte genervt auf und schlug es zu. Naja, zumindest als Kopfkissen hatte es seinen Sinn und Zweck erfüllt.

Mit dem folgenden Geschehnis hatte ich nie im Traum gerechnet und es sollte mir wohl auch für einige Stunden ein Rätsel bleiben:

Ich schrie auf vor Schmerzen. Mein Herz zog sich für einen Pulsschlag so enorm auseinander und zusammen, sodass ich mich gerade noch an der Stuhllehne festkrallen konnte. Am Ende sank ich doch noch zu Boden, keuchend und mit Schweißperlen auf der Stirn. Was war mit mir los??? Wahrscheinlich hatte ich jetzt das halbe Haus wachgerüttelt... doch zu meiner Verwunderung kam keiner. Der Schmerz war so schnell verflogen, wie er aufgetaucht war. Das war doch nicht mehr normal!

Ich wollte mich gerade wieder aufrichten, als meine Umgebung von einem markerschütternden Lärm erfüllt wurde. Ich erstarrte zur Salzsäule. Unmittelbar darauf flackerte meine Schreibtischlampe kurz auf und ging schließlich aus.

Na bestens! Meine Panik hätte nicht größer sein können und jetzt pustete man mir auch noch die Lichter aus. Ich atmete rasch... mein Herz schlug mir bis zum Hals (zumindest das schien mir jetzt für angebracht). Alles erinnerte mich im Moment stark an einen Horrorfilm. Das Gewitter, die Finsternis,... jetzt fehlte nur noch das Monster, das durch mein Fenster hereinspazieren würde.

Aber wir waren schließlich in der Realität oder nicht?! Ich hätte mich selbst auslachen können für diesen dümmlichen Gedanken. Gerade ich müsste am besten wissen, dass dort draußen mehr lauerte, als die Menschen immer annahmen. Und wer wohnte gleich noch einmal an der Schwelle zur Vergangenheit? Na?

Ich ließ das Fenster nicht mehr aus den Augen, während ich mich langsam zur Tür vortastete. Zur Beruhigung summte ich auch noch irgendeine Melodie vor mich hin. Oh Kami-sama, hilf mir!! Als hätte ich es nicht vor einer Minute vorrausgesagt, rüttelte es tatsächlich für einen schrecklichen Augenblick an meinem Fenster. Ich hörte auf zu summen. Okay, das war eindeutig nicht mehr lustig!!! Ich musste komplett den Verstand verloren haben! Glaubte ich denn ernsthaft daran?? Reimte ich mir nicht nur etwas zusammen, was nicht wirklich geschah?!

„Es ist nur der Wind... nur der Wind...“, redete ich mir mehrmals mit zittriger Stimme ein, saß hier auf dem kalten Fußboden und starrte ununterbrochen das Fenster an. Geistesgegenwärtig versuchte ich sogar noch nach dem Köcher mit den Pfeilen zu tasten, von dem ich wusste, dass er ganz in der Nähe liegen musste.
 

KNALL!
 

Das Fenster sprang auf! Ich hätte geschrien, wenn ich nicht vor lauter Angst keinen einzigen Ton hervorgebracht hätte. Erst passierte gar nichts. Ich lauschte nur meinem Herzschlag, wie es laut in meinen Ohren widerhallte. Für einen kurzen Moment wollte ich sogar noch gern an meiner Wind-Theorie festhalten... ein kleiner Hoffnungsschimmer... bis sich das Gewitter zurückmeldete und ich mit dem grellen Blitzlicht nun doch noch die Umrisse meines Monsters ausmachen konnte.
 

In Ordnung, mein Horrorfilm war perfekt!!!
 


 


 


 


 

(to be continued)
 

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

Ich weiß ja nicht wie's euch geht, aber dieser Schluss erinnert mich komischerweise an Fluch der Karibik II XD. Sagen wir's mal so: Erst stirbt der Held (also unser lieber Jack) und dann taucht plötzlich wieder Barbossa auf und zack, kommt auch schon wieder der nervige Filmabspann (nichts gegen die tolle Musik ;) ). Und keine Menschenseele weiß, warum der jetzt auf einmal wieder lebt bzw. man versteht nur Bahnhof!!! Ja, wundert euch nicht! Wieder so ne blöde Idee von mir ^^“... (der nervige Abspann in diesem Fall wäre dann wohl ich *hust*).

Ach ja, und noch etwas: Wenn ihr euch wundert, warum Kagomes Panik irgendwie nicht überzeugend genug wirkt, dann kann ich dazu nur sagen, dass ich selbst die kleine Angewohnheit habe, sobald ich irgendwie im Schlamassel stecke mit ner ordentlichen Portion Sarkasmus um mich zu werfen XD! Also auch nicht wundern...

Ja mehr hätte ich dann doch nicht mehr zu sagen (reicht ja längst >.< ), außer, dass ich mich wie immer riesig über eure Kommis freue und auch so schon happy bin, wenn ich ein paar treue Leser gefunden habe ^^...
 

Also bis zum nächsten Mal!
 

Hegdl und tüdelü eure Canari

Und auf einmal soll es das Ende sein?

Na ihr! Und hier bin ich auch schon wieder mit nem neuen Kap *freu*!!! Na gut, dieses Mal ist es nicht so ewig lang geworden wie das Letzte, aber ich hab ja versucht so schnell wie möglich ein Neues zu schreibseln (nach mehreren Drohungen XDDD) - hoffe es ist was halbwegs Gescheites dabei rausgekommen v.v! Und VIELEN DANK noch einmal an meine Kommischreiber, aber vor allem an die ganz Treuen unter euch ^^ *euch alle umwusel* und natürlich auch an die neuen Leser meiner Fanfic *sniff*. Immer wieder ein großartiges Gefühl von euch zu hören, dass euch meine Story gefällt, aber wie schon mal gesagt, ihr könnt auch meckern – Kein Problem ;)!! Ja dann will ich auch nicht länger stören:
 

Los geht's! Viel Spaß ;)
 

Inspiri-Musik: Lifehouse – Disarray (hab grad nen Lifehouse-Fimmel XD)
 

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

3. Kapitel: Und auf einmal soll es das Ende sein?
 

KNALL!
 

Das Fenster sprang auf. Ich hätte geschrien, wenn ich nicht vor lauter Angst keinen einzigen Ton hervorgebracht hätte. Erst passierte gar nichts. Für einen kurzen Augenblick wollte ich sogar noch gern an meiner Wind-Theorie festhalten... ein kleiner Hoffnungsschimmer... bis sich das Gewitter zurückmeldete und ich mit dem grellen Blitz nun doch noch die Umrisse meines Monsters ausmachen konnte.
 

In Ordnung mein Horrorfilm war perfekt!!!
 

Völlig unfähig mich zu bewegen, starrte ich wie hypnotisiert mein Gegenüber an. Ich zitterte – und wie ich das tat! Und das Bizarrste an der ganzen Sache?! Mein Kopf fühlte sich überhaupt nicht leer an! Im Gegenteil: Hinter meiner Stirn arbeitete es auf Hochtouren. Es war mir ein Rätsel, wie ich in einer derartig brenzligen Situation noch zwischen zwei Möglichkeiten, meinen mysteriösen Unbekannten loszuwerden, abwägen konnte. Meine Augen kniff ich zu Schlitzen zusammen, versuchte in der Dunkelheit mehr von ihm ausfindig zu machen. Keine Chance! Die Finsternis erfüllte nicht nur mein Zimmer, sondern auch mich selbst. Ich spürte wie sie mir geradezu über den Rücken kroch, mein Herz in Beschlag nehmen wollte, wie sich dieses laut protestierend gegen die Klauen meiner Angst wehrte, verzweifelt wehrte, wie sie meine Kehle zuschnürte. Wenn ich mich nicht irrte, dann bewegte er sich genauso wenig, stand anscheinend immer noch regungslos auf meinem Fensterbrett. So hoffte ich! Mein Herz drohte den Kampf zu verlieren. Sein Atem war einfach grauenvoll. Ein einziges Röcheln, schwer und kratzig saugte er die Luft um mich herum ein! Ich erschauderte. DAS konnte kein Mensch sein!!! Hinzu nahm ich noch ein leisen Tropfen wahr, das sich in regelmäßigen Abständen wiederholte... ER musste völlig durchnässt sein!

Ahhh was tat ich hier eigentlich?!!

Ich sollte wegrennen, das Weite suchen, mich in irgendeiner Lücke verkriechen und hoffen, dass er mich nie wieder finden würde. Warum musste er mich überhaupt finden?!

Oder ich machte Gebrauch von Variante Zwei: Mich zusammenreißen und ihm mutig die Stirn bieten. Ja gut, das war eine dämliche Idee: Erstens hatte ich nicht die klassische Bratpfanne zur Hand, zweitens war ich ein zartes Mädchen von 17 Jahren, das sich gerade kurz vor einer Panikattacke befand und wenn ich seine Maße abschätzte, so reichte ich diesem Ungetüm vielleicht bis zur Schulter, obwohl es eher so aussah als würde er leicht gekrümmt dort stehen, also musste er sogar noch größer sein! Und drittens hatte ich nur zwei bis drei jämmerliche Pfeile parat, nicht gerade eine große Hilfe ohne Bogen!

Kurz gesagt, Variante Eins klang für mich um einiges angenehmer! Warum saß ich überhaupt noch hier?!
 

PFATSCH!!
 

Okay, jetzt war Panik angesagt! Das Vieh hatte es doch tatsächlich gewagt in mein Zimmer einzudringen! Mir blieb keine Zeit mehr, ich musste handeln, sonst war es zu spät! Wer weiß, was er noch vorhatte! Ich malte mir schon die schlimmste Dinge aus, atmete rasch. Verdammt, warum war es auch so dunkel??!! Fahrig suchte ich meine Umgebung mit den Augen ab, versuchte meine Muskeln zu bewegen. Das durfte doch nicht wahr sein! Ich war wie gelähmt!! Weit weg vom Fenster durfte er noch nicht sein. Und was wäre, wenn er sich schleichend voran bewegte; für meine Ohren unerreichbar?! Und wenn ich weder sehen noch hören konnte – hatte ich dann überhaupt noch eine Chance??!!
 

///I faced my demons,

wrestling these angels to the ground.///
 

Da war es wieder! Dieses Röcheln... und auf einmal erreichte mich Kälte im Herzen – ich hatte verloren! Gegen meine eigene Angst! Oder doch gegen etwas Anderes?! Ich wollte schreien, aber kein Laut entkam meiner Kehle. Kein Herzschlag blieb ungehört! Und dennoch: Ich hörte mich Keuchen, versuchte die Kälte auszuatmen. Und eine andere Tatsache verschlimmerte meine Situation noch um ein Vielfaches: ER musste nur noch weniger als zwei Meter von mir entfernt sein – näher als gedacht! Als hätte ich nie etwas anderes getan, rührten sich meine Muskeln wieder und ich kroch instinktiv nach hinten, nur noch weg von ihm, berührte dabei den Köcher... mit den Pfeilen. Aber was konnte ich schon ausrichten?! Damit auf ihn einstechen?! Und was war so falsch am Weglaufen???
 

///Some day I'm gonna find it

Wish I knew what I was looking for inside the disarray///
 

Aber ich konnte jetzt nicht fliehen! Auf keinen Fall! Wäre ich weggerannt, hätte ich gleichzeitig meine Familie in Gefahr gebracht, er wäre mir gefolgt, das war sicher!!
 

Kagome, hast du denn gar keine Angst?!
 

Was für eine Frage! WARUM spukte er mir ausgerechnet jetzt wieder durch den Kopf??!! Keiner konnte mich jetzt beschützen... nicht einmal er!
 

Nein Inu Yasha, ich bin kein kleines Kind mehr. Manchmal muss man kämpfen, auch wenn es aussichtslos sein mag!
 

Warum reagierte mein Herz nur so heftig?!

Und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Seine dämonische Aura! Kein Zweifel! Und es pumpte deswegen so viel Blut durch meine Venen, weil das keine normale Aura sein konnte! War sie so enorm?!! Oh Kami-sama, das durfte doch nicht wahr sein!! Nein, mit einem normalen Youkai hatte ich es hier auf keinen Fall zu tun! Dabei wirkte seine Gestalt so menschlich – auch kein gutes Zeichen: An Solche durfte man erst recht nicht geraten!! Unheimlich!

Aber blieb mir denn noch eine Wahl?

Sein Röcheln verstummte für einen Augenblick und nun schien er geradezu die Luft mit seiner Nase einzusaugen. Suchte er etwa nach meinem Geruch?! Ich schluckte, umklammerte fest einen der Pfeile. Offensichtlich angewidert stieß er sie wieder aus.

„Ich wusste, ich würde dich hier finden!“, drang es an mein Ohr. Mehrere Schauer liefen mir den Rücken hinab, genauso kalt wie seine Stimme, tief, rau und unbarmherzig. Hatte ich es hier mit einem männlichen Youkai zu tun?! Bestimmt!

„Nani?!“, japste ich hervor, das klang nicht mal nach mir, viel zu schrill. Mehr konnte ich nicht sagen. Denken konnten ich erst recht nicht mehr! Wiederholt blitzte es auf und ich erkannte gerade noch rechtzeitig wie er sich über mich aufbäumte – er war schon viel zu nahe. Ich erhob mich so schnell ich konnte, versuchte auf meinen wankenden Beinen zu stehen und wich stolpernd zurück. Dieser Typ meinte es ernst!!

Seine Augen glühten bedrohlich rot auf. Ich keuchte.

„Du bist so gut wie tot!!“, sagte er grausam röchelnd. Damit war mein Beschluss gefasst: Meine Finger schmerzten schon, so sehr umklammerte ich den Pfeil. Mein Kopf war leer, realisierte ich überhaupt noch, was ich hier tat?!

„Noch einen Schritt!“, erwiderte ich angespannt. Nicht mal meine Stimme zitterte. Beängstigend!

Er verweilte kurz. Und dann wurde ich Zeuge seines wahnsinnigen Lachens. Übelkeit überkam mich. Meine Eingeweide zogen sich zusammen.

„Ach, willst du mir drohen?“, sagte er äußerst vergnügt, immer noch unterdrückt lachend.

Ungläubig beobachtete ich, wie seinen roten Augen noch intensiver die Dunkelheit durchbrachen... so rot wie Blut. Meine Beine begannen augenblicklich wieder zu zittern. Verdammt! Wieso konnte ich nicht stark sein?!

„Hehe... fürchtest du dich?“, fragte er gehässig.

Die Frage erübrigte sich. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass seine Aura nicht dem Üblichen glich. Sie flößte mir die Angst geradezu ein. Hatte ich mich je beschwert, wenn mich Inu Yasha in wer weiß wie viele Schlachten verwickelt hatte?!

Inu Yasha...

„Versuch dich zu wehren!“, vernahm ich ihn nur noch, seine Augen verengten sich und ich hörte mit Unbehagen etwas knacken.

War es das?! Ich hielt die Luft an, wollte nur noch weg von ihm, doch er packte mich kräftig am Kragen.

„Beweg dich nicht!!“

Bevor ich überhaupt reagieren konnte, traf mich etwas hart im Gesicht und durch seine Wucht, bekam ich nur noch mit, wie ich an der Wand gegenüber abprallte und keuchend auf den Boden sank. Ich spürte nicht einmal den Schmerz – meine rechte Gesichtshälfte fühlte sich eher betäubt an. Meine Befürchtungen hatten sich damit bestätigt. Seine Kräfte waren enorm!

„Schwaches Menschenweib...“

Ich hörte Schritte... die sich mir näherten, und keine Sekunde später wurde ich am Kragen hochgezogen, verlor den Boden unter den Füßen und wurde gegen die Wand gedrückt. Ich hustete ein paar Mal heftig. Mit der anderen Hand hob er langsam mein Kinn an, damit begegnete ich auch wieder seinen gefühlskalten Augen, welche mich geradezu anstierten, spürte wie er mir seinen fauligen Atem ins Gesicht blies. Ich verzog es angewidert.

Das war kein normaler Mundgeruch. DAS roch nach Verwesung!!! Ging er etwa nicht nur über Leichen, sondern aß sie auch noch auf?? Ich drehte meinen Kopf von ihm weg, wollte nicht wahrhaben, was hier gerade passierte. Er beobachtete mich und als ich halbwegs wieder die Kontrolle über meine Muskeln erlangte, fiel ihm das rechtzeitig genug auf, um mich nur noch kräftiger gegen die Wand zu drücken, presste sich selbst an mich. Oh nein, bitte nicht!! Allmählich spürte ich, wie seine durchnässte Kleidung meine befeuchtete. Jede Selbstverteidigung meinerseits wimmelte er mit einer gekonnten Handbewegung ab, mein Pfeil lag am Boden, war nie zum Einsatz gekommen. Die Verzweiflung in mir wuchs stetig und als er auch noch seine Hände um meinen Hals schloss, hatte sie ihren Höhepunkt erreicht.

Ich ahnte bereits, was mir bevorstand. Tränen quollen aus meinen Augen hervor. Es gab keinen Ausweg mehr! Ich würde sterben, unter den Klauen irgendeines Youkais, und ich konnte nichts daran ändern. Warum nur?

Ohne Vorwarnung drückte er zu. Ich keuchte nach Luft – ohne Erfolg! Alles in mir schien sich zu verkrampfen und während ich noch mit allen Kraftreserven versuchte bei Bewusstsein zu bleiben, konnte ich nur an ihn denken.
 

Kagome... ich werde dich immer beschützen, vergiss das nicht!
 

Und warum kam er nicht?! Warum war ich nun kurz davor zu sterben? Warum befand ich mich überhaupt in dieser miserablen Lage?

An allem war ich schuld. Ich war es, die hätte erkennen müssen, dass er damit überfordert war... dass er nicht noch einmal etwas derartiges für einen Menschen empfinden konnte, wenn er sein Herz doch schon längst an eine Andere verloren hatte. Ich war so dumm... und im Moment wollte ich nur noch, dass alles aufhörte, aller Schmerz...

Und es hörte tatsächlich auf! Meine Luftröhre fühlte sich wieder ungewohnt befreit an, meine Lunge füllte sich wie von selbst mit Luft. Ich öffnete verwirrt meine Augen... also war ich nicht tot?!

Nein.
 

///Struggling between the facts and fiction

I'm alone, but I'm alive

Everyone around me is trying to make a statement

Then there's me, I'm just trying to survive///
 

Aber mit neuer Angst musste ich feststellen, dass er immer noch vor mir stand. Seine roten Augen geweitet. Warum hatte er abgebrochen?? Und auf einmal nahm er seine Hände schlagartig von mir und ich kam mit den Beinen hart auf dem Boden auf. Doch es war mir egal... ich lebte. Einige Zeit atmete ich einfach nur ein und aus und hätte nicht gedacht, dass ich das je wieder tun würde. Hatte mich der Gedanke an Inu Yasha gerettet?! Ich schaute auf und erkannte halbwegs den Youkai in einigem Abstand von mir entfernt. Aber er verhielt sich vollkommen untypisch für einen Youkai – Er kauerte auf dem Boden. Ich beobachtete ihn nervös... er rührte sich nicht.

„Deine Mikokräfte... ich hab' sie ganz vergessen.“, wisperte er, hatte Probleme ihn überhaupt zu verstehen.

Was hatte das wieder zu bedeuten?! Er klang enttäuscht... und auch irgendwie verzweifelt?? Ein verzweifelter Youkai?! Ich verstand die Welt nicht mehr! Lief hier denn gar nichts mehr nach Normalität ab?!
 


 


 


 

(to be continued)
 

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Ja, und mal wieder muss ich hier abbrechen. Sorry, aber sonst hätte ich schon wieder zu viel verraten! Seit ihr euch immer noch so sicher, dass es ein gewisser Hanyou ist XD?? Na ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich euer Interesse auf das nächste Kap geweckt habe ;)... so ne beliebte kleine Taktik von mir *hust*. Kommis sind wie immer gern gesehen und werden auch lange bejubelt *lach*!!! Ich hoffe, ich werde noch Zeit finden das nächste Kap reinzustellen, bevor ich drei Wochen im Erzgebirge bin ^^“... aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt!
 

Also man liest sich ^^!
 

hegdl *euch alle knuff* eure Canari

Wenn mir die Welt kalt und grausam erscheint, bitte halt mich fest und lass mich nicht los!

Hey ho alle miteinander ^o^!!! Und hier kommt auch schon wieder die Fortsetzung, wenn auch erstmal die Letzte für 3 Wochen! Ja, mir selbst gefällt sie nicht so richtig, weil sie mir mal wieder viel zu dramatisch geraten ist... und dann frag ich mich: Wo bleibt da noch die Romantik?!! Ähm ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich zeitig genug die Kurve kriege, was mir gerade bei diesem Kap eher unwahrscheinlich vorkommt... ABER: Ich hab ja 3 Wochen Zeit, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen XD! Das wird spaßig! An der Idee mangelt's ja nicht, aber wie ich es dann genau umsetzte, steht noch nicht fest...

Mein zweites „Problem“: Ich hab keine Ahnung wie ich mich noch bei meinen Kommi-Schreibern bedanken soll, ohne mich hunderttausendmal zu wiederholen XD... ihr seit viel zu lieb zu mir ;), denk ich mir dann immer *euch alle knuffel*! Eure Meinung ist mir sehr sehr wichtig - ohne euch wäre ich auf keinen Fall so schreibfreudig!! Also ein dickes Lob an euch an dieser Stelle! *schmatz*

Ach ja, kagsinuforever hat mir zum letzten Kap eine, wie ich finde, sehr interessante Frage gestellt:
 

Warum hat er von Kagome abgelassen? Waren es ihre Mikokräfte? Oder ihre Liebe zu Inu Yasha?
 

Reschpekt ;)... eigentlich hatte ich nicht vor das noch einmal aufzugreifen, weil ich mir dachte, dass ihr euch lieber eure eigene Fassung dazu ausdenkt... andererseits wäre es doch gar nicht so schlecht, wenn ich das irgendwann nochmal anspreche, oder ;)? Mal sehn...

So Schluss damit... ihr wollt weiterlesen und euch nicht mein Gelaber anhören XD:
 

Also viel Spaß!!! ^______^
 

Inspiri-Musik: Avril Lavigne – When you're gone
 


 

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4. Kapitel: Wenn mir die Welt kalt und grausam erscheint, bitte halt mich fest und lass mich nicht los!
 

Allmählich fragte ich mich wirklich, ob ich das Ganze nicht doch nur träumte. Hallo?! Wenn ein Mensch Gefühle zuließ, dann mochte das normal sein, aber ein Youkai?!... Er sollte völlig empfindungslos sein, nicht verzweifelt! Er sollte mich töten, nicht am Leben lassen! Und er sollte vor allem nicht in dieser Zeit existieren und auf meinem Fußboden liegen! Verdrehte Welt hätte man jetzt meinen können – oh ja das war sie wirklich!!!

Ich setzte mich lieber in eine angenehmere Position, immer noch rasch atmend und leicht hustend. Mein Überlebenskampf in den paar Sekunden hatte mich doch mehr Kraft gekostet, als ich dachte. Ja gut, ich war auch nicht Inu Yasha! In meinem Kopf pulsierte es immer noch heftig. Ich wusste nicht einmal, warum ich das überhaupt noch alles erleben durfte; ich war doch so gut wie tot, oder nicht?! Und dann hatte er einfach von mir abgelassen, einfach so. Was hatte er gleich gesagt? Mikokräfte?! Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern überhaupt irgendwelchen Widerstand geleistet zu haben. Verrückt...
 

///I always needed time on my own

I never thought I'd need you there when I cry

And the days feel like years when I'm alone///
 

Mal wieder sah ich mich vor einem Haufen von Fragen, die - wie so oft - beantwortet werden wollten. Manchmal fühlte ich mich sogar wie ein vierjähriges Kind, dass die Welt verstehen wollte und dem nichts anderes auf der Zunge lag außer dem heiß geliebten Wörtchen „Warum?“. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass ich es hier nicht mit einem geduldigen Elternteil zu tun hatte, sondern mit einem mordlustigen Wesen aus der Vergangenheit. Gute Voraussetzung!

Misstrauisch musterte ich die schwarze Gestalt vor mir, wusste nicht, was in ihr vorging... oder warum ich das hier überhaupt durchmachte. Und während ich noch so vor mich hin grübelte, drang schon wieder dieses schreckliche Röcheln an mein Ohr, strich schon wieder ein kalter Schauer sorgfältig über meinen Rücken. Und mein Herz? Unveränderte Lage... es schmerzte nach wie vor unter der zitternden Oberfläche meiner Haut. Die Worte kamen schneller über meine Lippen als beabsichtigt.

„Was bezweckst du damit?“

Wenn ich schon sterben musste, dann wollte ich wenigstens wissen, wofür das ganze Trara...

„Mit was?“, fragte er zu meiner Überraschung nach, wenn auch wieder äußerst kalt, nicht mehr verzweifelt wie ein paar Minuten zuvor. Ich glaubte sogar zu erkennen, dass er mir sein Gesicht zuwandte; seine Augen glühten nicht mehr rot. Ich schluckte. Eigentlich redete ich nicht gern über ein derartiges Thema. Wer wollte das schon?!

„Mit meinem... Tod?“

Seltsam, wie fern sich meine Stimme dabei anhörte. Und dann hörte ich ihn auf einmal spöttisch ausatmen... und irgendwie erinnerte mich dieser Laut an etwas. Konnte das sein??!!

„Das kann dir doch egal sein!“

WIE BITTE?!!! Also ich hatte jetzt mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer Antwort. Es konnte mir egal sein??!! Hallo??!! Ich wollte wenn dann nur auf natürliche Weise sterben und nicht, weil irgendein Youkai dahergelaufen kam und das unbegründete Bedürfnis hatte, mich so schnell wie möglich umzulegen. So brachte ich es ihm auch ungefähr bei – vielleicht nicht wütend genug, denn er meinte nur unbeeindruckt:

„Du redest zu viel...“

... und drehte sich wieder von mir weg. Ich schnaubte.

„Und du hast keine Ahnung vom Leben!“, konterte ich unbeirrt.

Auch diese Diskussion wollte mir etwas sagen... nur was?? Mit meiner letzten Aussage hatten ich ihn aber wahrscheinlich doch gereizt, denn auch er setzte sich nun abrupt auf und funkelte mich wieder mit roten Augen an, gefährlicher denn je.

„Woher willst du das wissen??“

Ich presste mich noch mehr an die Wand, meine Wirbelsäule schmerzte schon. Er hatte es zwar noch nicht getan, aber er war fähig zu töten, das wusste ich nun. Ich schluckte mehrmals, brachte es aber wirklich fertig ihm Antwort zu geben.

„Ihr glaubt immer alles mit dem Tod lösen zu können... und am Ende ist dein ganzes Leben eine einzige blutige Angelegenheit. Ist es nicht -“

„HALT'S MAUL!!!“ (Sorry für die Ausdrucksweise ^^ aber wir reden hier von nem Youkai XD)

Wieder zuckte ich zusammen und konnte nur noch panisch beobachten, wie er sich mühelos aufrappelte und drauf und dran war einen neuen Versuch zu starten. Verdammt! Das durfte sich auf keinen Fall wiederholen!

„Siehst du...“, piepste ich verängstigt, schloss meine Arme schützend um meinen Oberkörper, zitterte wie Espenlaub.

Er hielt inne. Zu meinem Glück! Aber er musterte mich anscheinend eine ganze Zeit lang. Das war mir fast noch unheimlicher, als wenn er vor Zorn morden wollte. Seine Augen flackerten noch für einen Moment rötlich auf und dann nahmen sie möglicherweise wieder ihren Normalzustand an. Erst als er sich von mir abwandte, konnte ich erleichtert ausatmen.

Sekunde! Flüsterte er etwas? Ich hatte Mühe ihn überhaupt zu verstehen.

„Du weißt es nur nicht besser... du weißt nicht, was ich durchmachen musste... du hast keine Ahnung.“

„Dann sag es mir.“, forderte ich ihn auf.

Jetzt lief er auch noch in meinem Zimmer auf und ab. Was sollte das werden?!

„Ich frag mich, warum ich überhaupt mit dir rede.“, murmelte er vor sich hin.

„Du müsstest längst tot sein!“

„Du hättest es jederzeit tun können.“, antwortete ich tonlos.

Was redete ich denn da??!! Drehte ich jetzt völlig am Rad??!! Ihn auch noch zu ermutigen??

Er überging meine Worte einfach...

„Du bist auch eine von denen... ein Mensch!“

In das letzte Wort steckte er so viel Verachtung wie nur möglich. Ich verdrehte die Augen. Jetzt ging die alte Leier wieder los. Youkais waren ja so einfallslos!

„Ach dann liegt es wohl daran. Natürlich hätte ich mir ja denken können!“, sagte ich sarkastisch. Warum sagte ich das?!

„Was?“

Er blieb stehen, betrachtete mich nun wieder und seine Augen funkelten in einem misstrauischen Rot.

„Na wer sollte denn den Löffel abgeben?!“, fragte ich nun aufgebracht. Es war mir im Moment regelrecht egal, ob ich ihn damit zur Weißglut trieb... der Kerl hatte vor mich zu töten, also wer sollte sich hier von uns beiden beschweren? Er sicher nicht...

„Du nervst. Weißt du das?“, antwortete er gehässig, wich wieder vorbildlich einer Begründung aus.

„Ja, das hat man mir schon öfter gesagt.“, sprach ich gleichgültig daher.

Aber noch während ich das tat, spürte ich, wie sich der Knoten in mir langsam aber sicher löste, welcher mich die ganze Zeit davon abgehalten hatte, weiterzudenken. Ich konnte es nicht länger verdrängen... aber dieses Gespräch... es weckte so viel in mir. Mein Herz schlug wieder kräftig gegen meinen Brustkorb, wollte mir die Antwort schon ins Ohr flüstern. Das konnte nicht nur an meiner Angst liegen, nein, es lag an der bloßen Anwesenheit dieses Youkais und an dem was er sagte, wie er reagierte... aber das konnte nicht sein. Das ging einfach nicht!!

Und je länger ich ihn beobachtete, desto klarer wurden seine Umrisse. Und man musste dazu erwähnen, ich beobachtete ihn sehr lange. Ging die Sonne schon wieder auf?? Ich kniff zwanghaft meine Augen zu. Das durfte nicht so sein! Das wollte ich nicht sehen! Seine Stimme... sie war doch ganz anders! Viel zu kalt! Aber...

„... das hat... er mir auch immer gesagt.“, brachte ich nach einer wohl ewig anhaltenden Stille stockend hervor, schüttelte ungläubig den Kopf.

„Und warum lässt du es dann nicht einfach?“

Ich öffnete meine Augen, ließ den Schleier fallen, der mich vor der grausamen Wahrheit schützen sollte, bekam gerade noch mit, wie er an mein Fenster trat, die frische Morgenluft einsog, kurz verweilte und mir dann sein Gesicht langsam zuwandte.

Ich befand mich im Schockzustand, sank fast zu Boden, war geblendet von dem satten Gold in seinen Augen, die selbst von dieser spärlichen Morgendämmerung erfasst wurden. Sogar mein Herz setzte für einen Schlag aus.

Und als die erste Stufe meiner Verzweiflung erreicht war, schlug ich auch schon die Hände vor den Mund, schüttelte wieder wild meinen Kopf, wollte es einfach nicht wahrhaben, betrachtete ihn entsetzt von oben bis unten und selbst als Mensch stieg mir nun auch noch der Geruch von Blut in die Nase – sein Suikan war komplett durchtränkt davon. Deswegen die Tropfgeräusche??
 

///When you're gone

The pieces of my heart are missing you

When you're gone

The face I came to know is missing too

When you're gone

The words I need to hear to always get me through the day

And make it ok

I miss you///
 

„Nein...“

Er grinste mich nur selbstzufrieden an, fand Gefallen an meiner Reaktion.

„Inu Yasha...“

„... der mächtigste Youkai überhaupt.“, ergänzte er mit selbstgefälliger Stimme und als er wieder kurz aus dem Fenster hinaus schaute, bemerkte ich wie es blutrot in seinen Augen schimmerte, wie sich lila Streifen leicht auf seinen Schläfen abzeichneten und wie er nur so sprühte vor Stolz.

„Nein.“, wiederholte ich, meine Stimme verlor sich.

„Doch.“, sagte er mit Nachdruck, drehte sich wieder zu mir um und näherte sich.

Es schmerzte. Ich konnte nicht genau sagen, wo ich es spürte, aber es fühlte sich so an, als würde etwas pausenlos auf meine Eingeweide einstechen und ich fiel... und fiel... und jetzt vergoss ich auch noch Tränen, bittere Tränen, die sich einfach nicht aufhalten ließen... und sie liefen.

Und ich nahm nur verschwommen wahr, wie er sich vor mich hinkniete und seelenruhig abwartete... bis sich die letzte Träne von meinen Wimpern löste. Er beobachtete schweigend ihren Verlauf bis zu meinem Kinn, hob schließlich seine rechte Hand, fing sie mit dem Mittel- und Zeigefinger auf. Ich spürte, wie seine langen Fingernägel meine Haut streiften... nur streiften... eine ganze Weile betrachtete er sie emotionslos, ich nahm an, dass er sie über seine Handfläche wandern ließ bis sie schließlich abperlte. Dann richtete er sein Augenmerk wieder auf mich. Ich erzitterte unter seinem Blick... er war so schadenfroh und alles andere als mitfühlend. Es kam kein Kommentar wie etwa „Keh. Hör auf zu heulen. Du weißt, ich kann Mädchen nicht weinen sehen.“, der auf seine Art auch immer etwas Sanftes verbarg, nein, stattdessen sagte er wieder:

„Schwaches Menschenweib.“

Erinnerte er sich überhaupt noch an meinen Namen?! Und wieso konnten sich seine Augen verändern, wieso war er gesprächiger als sonst, wenn er sich einmal verwandelt hatte? Aber töten wollte er mich nach wie vor, das stand fest. Meine Starre löste sich wie durch ein Wunder. Übelkeit stieg in mir auf. Ich beäugte ihn nun eher verschreckt, rückte von ihm weg. Er wollte alles andere als mich trösten, ließ mich nicht aus den Augen und sagte schließlich fast schon belustigt:

„Du kannst es ruhig glauben! Ich bin keine Halluzination!“

Und er lachte auf dabei, wieder so grausam, wieder so unmenschlich, wieder ein Stück nicht-er-selbst.

„Hör auf!“, flüsterte ich heißer. Alles in mir brannte vor Schmerz.

Er verstummte tatsächlich, musterte mich von Kopf bis Fuß, wie ich verängstigt in einer Ecke saß und weder ein noch aus wusste. Er grinste.

„Ich liebe es, wenn du dich fürchtest.“, gab er unbeirrt zu.

Ich schüttelte hastig den Kopf, wollte diese Worte schnell wieder vergessen, wollte so etwas nie wieder aus seinem Mund hören.

„Warum Inu Yasha?“, fragte ich stattdessen und sah ihn verzweifelt an. Sein Grinsen verblasste leicht und dennoch konnte man das keinesfalls als ernsthaften Gesichtsausdruck werten.

„Weil ich es so wollte.“

„DU LÜGNER!!!“, schrie ich ihn an - ohne zu zögern. Und endlich schöpfte ich wieder Mut, spürte wie er die Angst aus meinem Herzen vertreiben wollte. Erfolgreich? Das konnte ich nicht sagen. Meine Angst fühlte sich noch so greifbar an, nicht wie eine untergegangene Emotion. Auch Inu Yasha verengte nun zum ersten Mal seine Augen, wartete ab.

„Du hast mir versprochen, mich nicht im Stich zu lassen. War es nicht so?! Fünf Wochen hab ich auf dich gewartet! Fünf verdammte Wochen!!! Und jetzt kommst du so mir nichts dir nichts daher und ich erkenn dich nicht wieder!!“

Ich atmete heftig, glaubte meinen ganzen Ärger von der Seele gesprochen zu haben. Aber war es das jetzt? Würde er mich wieder angreifen? Doch wenn er jetzt nicht geantwortet hätte, wäre ich wahrscheinlich auch noch gewalttätig geworden. Er erhob sich und blickte mich von oben herab an. Seine Augen blitzten gefährlich und dann schnaubte er verächtlich aus:

„Keh. Du hast ernsthaft fünf Wochen gewartet?!“

Ich nickte. Warum sollte ich auch groß ein Geheimnis darum machen? Meinem Gegenüber war das sowieso gleichgültig in seiner jetzigen Verfassung. Er grinste amüsiert.

„Du hast mir das ernsthaft abgenommen?! Wie dumm bist du eigentlich?!“

Ich erhob mich ebenfalls, wenn auch um einiges unruhiger als er.

„Ich habe dir vertraut. Das ist alles.“, sagte ich offen heraus.

Er musterte mich ungläubig, nahm mich offensichtlich nicht ernst.

„Nun dann solltest du das in nächster Zeit nicht mehr tun.“, antwortete er dennoch unbeeindruckt und knackte jetzt wieder beunruhigend mit den Fingern.

„Übrigens... an deiner Stelle würde ich mich in nächster Zeit nicht mehr so sicher fühlen. Ich habe nicht vor dich am Leben zu lassen.“

Damit wandte er sich ab und ging schnurstracks auf das Fenster zu. Seine Worte schmerzten. Warum tat er das nur? Trotz der Gefahr lief ich ihm nach, bis er sich von selbst umdrehte und mir stumm zu verstehen gab, keinen weiteren Schritt zu wagen. Aber ich musste das wissen.

„Wie bist du -“

„Wie ich zu dem wurde, was ich jetzt bin?“, unterbrach er mich wissend. Ich antwortete nicht; er hätte es mir sowieso verraten.

„Hast du es denn gar nicht bemerkt?!“, fragte er doch etwas verdutzt.

Ich verneinte leise. Er grinste wieder herablassend, atmete auf einmal tief ein und JETZT spürte ich es!! Und meine Augen weiteten sich geschockt bei diesem Anblick: Das vervollständigte Shikon No Tama leuchtete mir entgegen, schwarz und verunreinigt... und mitten in Inu Yashas Brust.

„Meine Aura muss ihn wohl verdeckt haben.“, mutmaßte er.

„Aber zumindest von dir hätte ich erwartet, ihn zu spüren.“

Er verschwand kurzerhand wieder vor meinen Augen und ich war mir nicht sicher, ob ich das Geschehene einfach wieder zurückspulen oder gleich eine völlig andere Person sein wollte. Ich war kurz davor aufzuschreien... den Schmerz aus meiner Brust fort zu brüllen.
 

///When you walk away

I count the steps that you take

Do you see how much I need you right now?///
 

Inu Yasha wandte sich ab, offensichtlich zufrieden mit dem Ergebnis, was er erzielt hatte. Ich hielt ihn nicht vom Gehen ab. Wie konnte ich auch?

Er sprang lässig auf das Fensterbrett und bevor er aus meinem Blickfeld verschwand, glaubte ich ihn sagen zu hören:

„Pass auf dich auf... Kagome!“
 

///I miss you///
 


 


 

(to be continued)
 

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

Uuuund Schluss!!! Oh mann was für ein schlimmes Ende. Ich fühl mich schon richtig mies, was ich mit den beiden anstelle >.<... ich sag dazu jetzt einfach mal: Es kann nur besser werden. Ja gut, ES MUSS!! Sonst hab ich keine ruhige Minute mehr XD! Nee wirklich!

Also wir lesen uns dann in drei Wochen wieder, wenn ich zurück bin. Bis dahin wäre ich euch wirklich dankbar, wenn ihr mir wieder eure Meinung schreiben würdet.
 

Hegdl und tüdelü eure Canari

Ist es nun so weit? Darf ich dich endlich hassen?!

Hey ho! Da bin ich wieder! Und ich fühl mich mies... weil ich euch mit so nem schlimmen Kap zurückgelassen habe v.v! Hoffe, eure Tränen sind getrocknet und etwaige Selbstmordgedanken gestrichen... und wie immer vielen lieben Dank für eure genialen Kommis (ich war wirklich baff, vor allem weil sich auch noch gestern 2 neue Leser dazugesellt haben)!! Als Entschädigung bekommt ihr diesmal ein extra langes Kap: Ihr glaubt gar nicht, wie viel Stunden ich vor meinem Block verbracht habe... üble Inspirationsflaute! Also los geht's:
 

Viel Spaß beim Lesen!!! =)
 

Musik: Vanessa Carlton – Thousand Miles
 

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5. Kapitel: Ist es nun so weit? Darf ich dich endlich hassen?!
 

Enttäuschungen – Man macht sie wohl sein ganzen Leben lang durch: Eine nach der Anderen mit all ihren netten kleinen Varianten, welche alle auf ihre Art üble Schmerzen verursachen. Und sobald man sich schon fast sicher ist, dass es ja eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann, wird man eines Besseren belehrt und ZACK... es geht schlimmer! Problematisch wird es dann nur einen Schuldigen zu finden. Liegt es denn wirklich nur an mir?? Oder vielleicht doch an jemand Anderem?? Und wenn ja, darf ich ihn bitte dafür hassen?
 

Mein Wecker zeigte 8 Uhr morgens – ein trostloser Sonntagmorgen. Um ehrlich zu sein: Es interessierte mich herzlich wenig! Mal wieder dröhnte es unaufhörlich in meinen Ohren; wie eine lästige Krankheit. Deswegen schüttelte ich auch mehrmals den Kopf, um dieses nervtötende Geräusch loszuwerden. Hinzu kam noch mein Kreislauf: Am Ende hatte mich ein so enormes Schwindelgefühl heimgesucht, dass ich mich kurzerhand auf den Fußboden gelegt hatte; Angst davor das Bewusstsein zu verlieren; Angst davor mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen und möglicherweise einzuschlafen. Kurz gesagt: Meine Furcht siegte über meine Vernunft! Ich durfte auf keinen Fall diesen einen Zeitpunkt verpassen, in dem mein verloren geglaubtes Gegenstück plötzlich wahnsinnig grinsend vor mir stehen und mir nur durch seine bloße Anwesenheit vermitteln würde:
 

„Ich habe nicht vor dich am Leben zu lassen!“
 

Abermals erzitterte ich bei dem Gedanken, kniff meine Augen zu, zog meine Beine noch fester bis zu meiner Brust an und wippte leicht vor und zurück, als wollte ich mich beruhigen.
 

Er will mich umbringen...
 

Schnell blinzelte ich wieder ins grelle Tageslicht, traute mich nicht meine Lider für eine weitere Minute zu schließen – Es konnte ja jederzeit vorbei sein! Immer wieder schweifte mein Blick zu der Stelle, wo er einfach wieder aus meinem Leben verschwunden war, schon wieder für eine unbestimmte Zeit. Er schien dann geradezu festzukleben und jedes Mal rief ich mir die Mordlust in seinen Augen ins Gedächtnis, bis ich mich halbschluchzend abwandte. Er wollte mich tot sehen! Und wie er danach verlangte! Gerade dann vervielfachte sich der Schmerz irgendwo tief in meinem Inneren, schnürte meine Kehle zu, ließ mich wimmern. Fast zur gleichen Zeit verspürte ich einen unheimlichen Drang für immer hier abzuwarten und es einem Häufchen Elend gleichzutun, einfach zu hoffen, dass er mich nie wieder finden würde oder mich gleich jemand wach rütteln würde, mich herausgeholt hätte aus diesem Alptraum. Vielleicht Inu Yasha? Warum denn ausgerechnet er??!! Vor allem jetzt sollte ich ihn sonst wo hin wünschen, nur nicht hier her. Mir war echt nicht mehr zu helfen!
 

///It's always times like these

When I think of you

And I wonder

If you ever think of me///
 

Aber warum auch?! Ich musste ihn ja immer wieder sehen, immer wieder vermissen. Und im Moment fehlte er mir mehr als ich einsehen wollte. Verdammt! Warum konnte er mich nicht einfach abholen und mir sagen, dass er mich nicht so lange warten lassen wollte?! Warum konnte er nicht einfach meinen Namen vor sich hin wispern?! So wie immer?! Ich hörte es so gerne... den Laut seiner Stimme.
 

„Pass auf dich auf... Kagome.“
 

Ich schluckte und verkrampfte mich ein paar Mal. Nein! So hatte ich mir das ganz bestimmt nicht vorgestellt. Und zu allem Übel wiederholten sich diese Worte ununterbrochen. Kalt, verächtlich und alles andere als vertraut. Es klang so fremd... so unglaublich fremd – als würde er mich nicht mehr kennen. Warum konnte nicht einfach alles wieder beim Alten sein?! Warum?
 

///Cause everything's so wrong

And I don't belong

Living in

Your precious memory///
 

Das Geräusch einer aufgehenden Tür überhörte ich, viel zu vertieft in meinen Gedanken. Allerdings gelang mir das beim Aufschrei meines Bruders nicht halb so gut.

„AHHHHHH!!!“

Ich rappelte mich verwirrt auf, erwartete meinen Bruder, aber vernahm dann nur noch wie er die Treppen hinunter hastete, immer noch wie am Spieß brüllend.

„Sota, was...?“

Und dann tauchte auch noch meine Mum im Türrahmen auf und was sie sah, versetzte ihr anscheinend so einen großen Schock, dass sie die Hände vorm Mund zusammenschlug. So oder so ähnlich musste ich bei Inu Yashas Enthüllung ausgesehen haben. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass ich nicht einmal annähernd die Merkmale eines Youkais trug.

„Mama?“, fragte ich verunsichert nach, wollte eine Erklärung.

Sie antwortete nicht, starrte mich nur mit weit aufgerissenen Augen an, bis mein Opa in seinem Morgenmantel angestolpert kam, mich kurz musterte und sich anscheinend völlig außer Fassung am Türrahmen festklammerte, um nicht umzufallen.

„Kami-sama steh uns bei.“, hörte ich ihn murmeln.

„Was?!“, sagte ich mit ungewöhnlich schriller Stimme. Erst Inu Yashas grauenhafter Auftritt... und jetzt auch noch das merkwürdige Verhalten meiner Familie.

Vorsichtshalber drehte ich mich erst einmal um meine eigene Achse; hatte irgendwie die schlimme Vermutung, dass jemand hinter mir auflauerte, naja nicht nur irgendjemand. Aber auch dann war ich nicht recht schlauer... bis mein Blick auf den Fußboden fiel. Hatte ich das vorher allen Ernstes übersehen??!! Blutflecken... haufenweise Blutflecken stachen mir entgegen, in meinem ganzen Zimmer verteilt. Mit Unbehagen schaute ich dann an mir selbst hinunter, denn jetzt war mir buchstäblich ein Licht aufgegangen. Mein T-shirt war vollkommen mit Blut benetzt!! Mir blieb nichts anderes übrig als ungläubig Luft zu holen, meinen Blick wieder auf die Anwesenden zu richten, aufgewühlter denn je.

„Kagome...“, vernahm ich ihre Stimme und schließlich kam sie auf mich zu, blieb wie angewurzelt vor mir stehen und sah mich mit gequältem Gesichtsausdruck an.

„Was hast du gemacht??!! Wie ist das passiert?! Was... sag doch was!“, redete sie auf einmal hysterisch auf mich ein.

Ich senkte den Kopf, schüttelte ihn betrübt. Was sollte ich ihnen sagen? Die Wahrheit?!

„Nee-chan?“

Das war Sota... er war wohl zurück. Ich schaute auf, erwiderte seinen besorgten Gesichtsausdruck stirnrunzelnd... und wandte mich schließlich von allen ab, sah aus dem Fenster, sah aber nicht wie es dämmerte, nahm auch nicht das zaghafte Zwitschern der Vögel wahr. Warum auch? In mir selbst herrschte doch gerade drückende Leere.

„Das ist nicht mein Blut...“, sagte ich abwesend, drehte mich wieder zu ihnen um.

„Das ist seins.“
 

Wie viel Zeit ich tatsächlich damit verbracht hatte meine völlig verängstigte und besorgte Familie von meiner Unversehrtheit zu überzeugen, entging mir. Es kam mir nur so ewig vor. Auch das Thema Hanyou-ist-verletzt blieb nicht unerwähnt...

„Nein Mum.“, sagte ich zum wiederholten Male, immer noch mit einer Stimme, die nicht ansatzweise meiner entsprach.

„Seine Wunden werden heilen... er überlebt's.“, fuhr ich fort, aber im hinteren Winkel meines Gewissens verspürte ich einen derartigen Tumult, der mir die grausame Wahrheit vor Augen führen wollte.

Sicher, ich tischte ihnen eine Lüge auf. Aber was sollte ich denn machen?! Sollte ich ihnen allen Ernstes erzählen, wie es wirklich abgelaufen war, dass Inu Yashas Suikan Spuren von wer weiß wie vielen ermordeten Menschen und Youkais trug?? Am Besten verklickerte ich ihnen auch gleich noch seinen derzeitigen Zustand! Das konnte ich doch nicht machen!!!

Bei aller Aufregung ging Inu Yashas unerwartetes Lebenszeichen – das Auftauchen MEINES verloren geglaubten Gegenstücks, wie ich es zufälligerweise noch zwei Tage zuvor getauft hatte – eher unter. Ich schob es auf den Schock. Hatte auch irgendjemand mit einer derartigen Wendung aller Umstände gerechnet? Nicht im Entferntesten hatte ich daran gedacht, hatte viel mehr darum gebangt, ob er überhaupt noch lebte, ob er mich einfach vergessen hatte... er sollte nicht nur eine Erinnerung für mich bleiben!
 

///And I need you

And I miss you

And now I wonder

If I could fall

Into the sky

Do you think time

Would pass me by

Cause you know I'd walk a thousand miles

If I could just see you... tonight///
 

Natürlich, er lebte! Das war auch ungemein wichtig für mich! Ohne ihn... ja, wie wäre mein Leben ohne ihn verlaufen?! Daran wollte ich erst gar nicht denken! Die letzten fünf Wochen waren schon eine einzige Qual. Aber... lebte er wirklich?! Konnte er überhaupt noch leben ohne jegliche Gefühle – außer dem dringenden Verlangen alles zu töten, was sich ihm in den Weg stellte? Wann war ich ihm bitte lästig geworden?! Und konnte ich ihn noch MEIN verloren geglaubtes Gegenstück nennen?! Nein. Ich sollte endlich aufhören mir etwas vorzumachen... hier war doch die Antwort: Er war WEG – er war mir verloren gegangen! Nicht der Tod nahm ihn mir... sein eigener Wille tat das! Warum zerbrach ich mir noch den Kopf darüber? Inu Yasha war doch nicht MEIN Gegenstück... er war frei, er konnte tun und lassen, was er wollte. Gut, vielleicht nicht alles, aber trotzdem war es sein Leben... seine Entscheidung... sein Herz.

Wieder überhäuften mich Zweifel...

Ich konnte das doch nicht so stehen lassen! Hallo?! Er war ein Youkai! Schlimm genug. Zum anderen zerstörte er sich auch automatisch selbst damit, oder nicht?
 

„Inu Yasha, ich glaube sogar, dass jeder, der die Kraft des Juwels aufnimmt, seine Seele verliert.“
 

Mirokus Worte hinterließen ihre Wirkung: Panik stieg wieder in mir auf. Ich wühlte in meinen Erinnerungen und sah mich auf einer Waldlichtung, in meinen Schlafsack gehüllt und nicht weit von mir zwei Gestalten, beide um ein Lagerfeuer rastend, der Eine ein Mönch, der Andere ein Hanyou. Das war schon ewig her, noch fast am Beginn unserer Suche und trotzdem hatte ich es mir eingeprägt. Hatte ich mir damals schon so viel Sorgen um ihn gemacht??
 

„Keh! Ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, ein guter Youkai werden zu wollen.“
 

Nein, das hatte er wirklich nicht. Ich betrachtete wieder nachdenklich meine Familie, von denen jeder ein ratloses Gesicht aufgesetzt hatte, so als wüssten sie nicht, was sie von meiner Geschichte halten sollten. Konnte es ihnen auch irgendjemand verübeln?

„Ich... ich geh ins Bad.“, sagte ich in die Stille hinein, setzte mich in Bewegung und fischte mir noch schnell etwas Neues und Sauberes zum Anziehen aus dem Schrank.
 

„Doch ich glaube, du willst auch Kagome-sama beschützen. Auch dafür willst du Kraft.“
 

Ach wollte er das?! Beim besten Willen konnte ich mir das nicht vorstellen. Was für ein Schwachsinn! Deswegen wollte er mich auch gleich umlegen, oder wie?! Ich schlüpfte aus meinen Hausschuhen und tapste barfuß in unser Badezimmer, spürte wie sich die Kälte sofort an meinen Zehen fest haftete... und noch irgendwo anders, ganz tief verborgen. Genau genommen war es dort schon seit ein paar Stunden unterkühlt. War das immer noch die Angst – so spürbar? Und dann erst dieser Schmerz... der fast zur gleichen Zeit wie die Angst mein Herz in Beschlag genommen hatte. Woher kam er? Hatte er irgendetwas mit Inu Yasha zu tun? Mit seiner dunklen Seite? Und wenn ja, beeinflusste sie mich so stark?
 

„Lass es, Kagome. Ich werde ein Youkai, ob es dir passt oder nicht!“

-„Aber warum denn?? Was ist daran so falsch ein Hanyou zu sein??“

„Keh... haben wir das nicht schon hunderttausendmal durchgekaut??“

-„Du bist wirklich unverbesserlich! Du willst es einfach nicht einsehen, oder? Hast du Miroku nicht zugehört?!“

„Nein, andersrum! DU willst es nicht einsehen! Warum hackt ihr eigentlich alle auf mir rum??“

-„Weil... weil ich Angst hab.“

„Keh! Dummes Mädchen... ich werd dich schon nicht anknabbern.“

-„Nein, das mein ich doch gar nicht, Baka! Ich... ich hab Angst um dich.“

„Wie?! U-um mich?!“

-„Hai. Um dich. Bist du jetzt zufrieden?“

„Keine Sorge. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.“

-„... Und dass du mich vergessen könntest. Das macht mir auch Angst.“
 

Peinliche Stille hatte zwischen uns geherrscht und sein ungewohnt lang anhaltender Augenkontakt hatte anscheinend nach einer Lüge gesucht, aber er sollte keine finden, denn es war die Wahrheit... und nur die Wahrheit. Und er hatte mich einfach weiter ausgiebig betrachtet, unschlüssig, was er antworten sollte, ungläubig, weil ich ihn so etwas wissen ließ und auf der anderen Seite auch so unglaublich warm, als hätte er genau auf solche Worte gewartet... und ich hatte sie doch tatsächlich ausgesprochen... und er hatte flüsternd erwidert, als wollte er seinen Inhalt geheim halten.
 

„Dich und vergessen?! Dummes Mädchen... dich kann man doch gar nicht vergessen.“
 

Und danach? War das so etwas wie ein unterdrücktes Lachen gewesen? Ich konnte mich nur erinnern, dass er ziemliche Mühe hatte seine Mundwinkel gerade zu halten und er war einige Male erzittert, versuchte sich zu fangen.

Es hatte nicht mehr lange gedauert und unser ach so stolzer Hanyou war schnell zur Vernunft gekommen. Damals hatte er uns gegenüber öfters wiederholt, dass er sich mit seiner angeborenen Kraft abgefunden hatte, dass er uns – mich – nicht mehr verletzten wollte, wenn er sich einmal zur blutrünstigen Bestie verwandelt hatte; ja das war damals.

Und heute? Erst vor ein paar Stunden hatte er mir einen Einblick in sein Inneres gewährt. Wieder stieg das Bild des verunreinigten Juwels in mir hoch, wie es mich mit seiner schwarzen Energie umgab, meine Sinne benebelte. Es hatte regelrecht getrieft vor lauter Boshaftigkeit. Hatte sie das Verlangen in Inu Yasha neu geweckt?

Augenblicklich überkam mich wieder die Übelkeit und ich lehnte mich tief einatmend über das Waschbecken, wartete auf Besserung. Schließlich seufzte ich kurz, sah auf und ertappte mein Spiegelbild im Wandschrank mir gegenüber. Es war doch ein kleiner Schock mich so dermaßen erschöpft zu sehen. Mein Gesicht war so blass wie schon lange nicht mehr, fast schon grünlich schimmernd, und meine schwarzen, etwas zerstreuten Haare hoben den Kontrast geradezu hervor. Unter meinen Augen zeichneten sich leichte Ringe ab, meine Augen selbst wirkten unglaublich matt und in dem tiefen Braun meiner Iris hatte sich die Trauer untergemischt – Trauer um einen Freund, den ich mit unfairen Mitteln verloren hatte. Klar, das musste eindeutig ich sein, die mich hier anstarrte, aber die letzten Wochen hatten mich anscheinend ein gutes Stück verändert. Hatte ich einfach einen wichtigen Teil meines fröhlichen Wesens in seiner Welt zurückgelassen?!

Inu Yasha...

Ich verstand ihn nicht mehr... noch weniger als zuvor. Warum war er nur so... so widersprüchlich? Und warum verfolgte er ausgerechnet mich?! Ich schaute mich abermals um, sah die deutlichen Spuren von Blut an mir kleben. Abermals stieg der Drang in mir an mich erbrechen zu müssen, lehnte mich schnell wieder über das Waschbecken, atmete schwer. Auch wenn ich ihn in den letzten Wochen wer weiß wie oft verflucht hatte... noch immer konnte ich ihn nicht hassen! Selbst jetzt nicht! Selbst wenn er mich töten wollte; selbst wenn er noch so widerwärtig war – Ich konnte es einfach nicht! Das war so ungerecht. Warum konnte ich ihn nicht einfach hassen? Vielleicht weil ich an gar nichts anderes mehr denken konnte? Er war doch die Antwort auf all meinen Herzschmerz, oder? Ich brauchte ihn doch nur anzugucken und mein Herz schien zu taumeln... schien sich zu verlieren. Und überall wo ich war, da war natürlich auch er. Allein die Zeit, die ich für ihn verloren hatte, machte ihn wahrscheinlich um so wichtiger für mich. War ich für das verantwortlich, was ich mir einmal vertraut gemacht hatte? Inu Yasha war mir auf alle Fälle vertraut, auch wenn ich immer wieder neue Seiten an ihm entdeckte. Mochte er noch so viele Dummheiten begehen: Ich konnte mich nur so zu ihm hingezogen fühlen. Also war ich doch für ihn verantwortlich... oder nicht?
 

///And I, I don't wanna let you know

I, I drown in your memory

I,I don't wanna let this go

I, I've fallen...///
 

Ich schaute wieder auf, wischte stirnrunzelnd eine Träne von meiner Wange, hätte laut Inu Yasha schon wieder Schwäche gezeigt. Leider hatte ich dabei aber nicht bedacht, dass meine Wange nicht gerade unversehrt aus der letzten Nacht hervorgegangen war und kniff überrascht meine Augen zusammen. Vorsichtshalber betastete ich meine rechte Gesichtshälfte. Erst jetzt fiel mir die Schwellung auf und sobald man diese wunde Stelle berührte, tat es wieder höllisch weh. Anscheinend hatte die Betäubung nachgelassen. Ich spürte, wie es dumpf dahinter pulsierte als hätte sich mein Herz dort platziert. Na wunderbar!
 

Sauberer Schlag, Inu Yasha!
 

Was denn? Jetzt scherzte ich auch noch damit?! Warum hatte ich eigentlich noch keinen Platz in der Irrenanstalt sicher??!! Für einen Augenblick glaubte ich sogar, dass mir mein eigenes Spiegelbild aufmunternd zublinzelte, als wollte es mir sagen:
 

Naja, er hätte dich auch mit seinen Krallen erwischen können!

-Hat er aber nicht, zwinkerte ich zurück.
 

Und dann grinsten wir uns auf einmal breit zu als würden wir den Ernst der Lage nicht erkennen. Ich wollte mich gerade abwenden, als mir eine Gestalt auffiel, gleich hinter mir. Ihr Gesichtsfeld lag im Schatten und erst als sie aufblickte, geradewegs in mein nun verschrecktes Gesicht stierte, konnte ich gerade noch einen Aufschrei unterdrücken.
 

Pass auf dich auf, Kagome!
 

Seine Augen schimmerten rötlich, betrachteten mich amüsiert. Augenblicklich durchfuhr mein Herz wieder ein unsäglicher Schmerz und ich konnte mich gerade noch wankend umdrehen, um dann festzustellen zu müssen, dass er ja gar nicht hinter mir auflauerte. Einbildung?! Wurde ich jetzt schon verrückt?!

Ich wartete nicht länger, brachte mehr schlecht als recht eine Katzenwäsche hinter mich, rettete mich in die sauberen Klamotten neben mir und rannte panisch aus dem Badezimmer – nur noch raus hier!!

Zu spät bemerkte ich, dass Sota bereits verängstigt aus seinem Zimmer heraus lugte, verlangsamte deswegen meine Schritte.

„Wo ist Mum?“

„In deinem Zimmer. Sie versucht die Blutflecken herauszubekommen.“, antwortete er kleinlaut.

Ich nickte nur nachdenklich, schaute aber doch lieber mal nach dem Rechten und entdeckte sie tatsächlich auf dem Fußboden hockend, unablässig eine blutbefleckte Stelle schrubbend. Bei diesem Anblick konnte sich ja nur mein schlechtes Gewissen melden.

„Lass nur Mum! Ich mach das schon!“

Sie drehte sich zu mir um, wischte sich kurz über die schweißnasse Stirn und lächelte mal wieder, schüttelte beschwichtigend den Kopf.

„Ach was! Du gehst jetzt erstmal frühstücken!“

Unsere kleine Diskussion fand damit ihr Ende, dass ich schließlich doch noch nachgab und mich grummelnd in Richtung Küche begeben musste. Mütter...

Als äußerst beunruhigend musste ich auch Opas Verhalten werten. Er beobachtete mich den ganzen Vormittag über auf eine angsteinjagende Weise und als ich ihn darauf ansprach, lachte er triumphierend auf und klebte mir ein Bannsiegel auf die Stirn.

„Weiche Youkai!“

„Jii-chan, was soll das werden?!“

Danach musterte er mich verdutzt, weil seine geliebten Banderolen wohl nicht das bewirkten, was sie versprachen.

„Deine Augen haben so verdächtig gefunkelt.“

„WIE BITTE?!!“

Also ich musste ja heute schon reichlich viel wegstecken, aber DAS brachte das Fass dann doch zum Überlaufen. Drehten denn jetzt wirklich alle am Rad?!

„Hai. Als ob du von so einem Ungetüm besessen bist.“

Das musste ich erstmal verdauen. Besessen?! Ich?! Was sollte noch alles kommen? Vielleicht geistesgestört?!

Ich entschied mich nicht weiter darüber nachzudenken. Ji-chan war auch nicht mehr der Jüngste...

Den ganzen Tag saß ich wie auf heißen Kohlen, weil mir die Ruhe vor dem Sturm ehrlich gesagt nicht geheuer war. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass sich Inu Yasha so viel Zeit damit ließ. Andererseits war er jetzt ein Youkai. Möglicherweise ging er dann auch das Meiste viel gelassener an oder? Soweit es sich vermeiden ließ, hatte ich auch nicht vor das Haus zu verlassen, erwartete schon fast, dass er mir zu jeder sich bietenden Gelegenheit auflauern würde, nicht lange Zögern würde, um den entscheidenden Schlag zu tun...

Für Panikattacken war es längst zu spät. Nicht vor meiner Familie! Ich war ja schon erleichtert, wenn sie mir überhaupt meine verharmloste Geschichte der letzten Nacht abkauften; naja halbwegs verharmlost. Das Blut konnte ich nicht weg lügen. Und weglaufen konnte ich auch nicht... nicht vor Inu Yasha.

Ebenso überraschend kam Eris Besuch am frühen Abend. Wie konnte ich auch nur für eine Sekunde annehmen, dass sie mich im Stich lassen würde – sie hieß auch nicht Inu Yasha.

„Ich wollte nur mal nach dem Rechten schauen.“, erklärte sie mir und schaute verunsichert an mir vorbei in den Hausflur hinein.

„Ist alles in Ordnung?... Hat dich jemand geschlagen??“, fügte sie hinzu, als sie mein Gesicht musterte.

„Hai. Ähm, nein...“, entgegnete ich kurz angebunden, musterte konzentriert die Gegend um uns herum. Irgendwie fühlte ich mich beobachtet. Wieder nur Einbildung?! Eri überging meine Antwort einfach.

„Und weil du doch gestern krank warst.“

Ich betrachtete sie etwas verdutzt, bis mir einfiel, dass mich Mum von der Schule befreit hatte.

„Wegen ihm, oder?“

„Wie? Nein, nein... mal wieder fiese Kopfschmerzen.“, winkte ich schleunigst ab.

„Kagome-chan. Mir kannst du nichts vormachen. Gib doch endlich zu, dass du dich mies wegen ihm fühlst.“

Sie hatte das zwar im normalen Ton zu mir gesagt, aber ich hörte wohl die Enttäuschung heraus. Und jetzt wandte sie sich auch noch ohne ein weiteres Wort ab und überquerte mit großen Schritten das Gelände. Und ich fühlte mich einfach nur mies – dieses Mal jedoch ganz bestimmt nicht wegen diesem Baka. Noch schlimmer war dieses eine Gefühl, was mich schleichend überkam: Wir waren nicht allein. Plötzlich hatte ich wieder schreckliche Angst, spürte, wie sie mein Herz überflutete und ich überlegte nicht lange, hastete ohne zu zögern meiner Freundin nach, versuchte den Schmerz in mir zu unterdrücken, wie er unaufhörlich seine Krallen um meinen wild pumpenden Muskel schließen wollte.

„ERI-CHAN!!!“, japste ich.

Sie drehte sich erstaunt zu mir um und ich kam keuchend vor ihr zum Stehen, war schon erleichtert sie überhaupt noch erreicht zu haben.

„Gomen. Ich... ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist.“, brachte ich hervor, schnappte mehrmals nach Luft.

„Klar, weißt du es... ist wirklich alles in Ordnung?!“, fragte sie wieder besorgt nach, als ich das Gesicht verzog, geplagt von ein und demselben Schmerz.

„Keine Sorge. Das sind nur die Kopfschmerzen. Am besten geh ich wieder ins Bett.“

Sie nickte.

„Also doch Kopfschmerzen?!“, vergewisserte sie sich schmunzelnd.

„Hai.“

Mir gelang ein Lächeln, aber es war schwerer als alles andere. Und kurz darauf verabschiedete sie sich schon, wenn auch zögernd. Trotzdem hätte ich ihr nicht dankbarer dafür sein können. Im Moment lief nicht nur ich Gefahr ermordet zu werden. Verängstigt beäugte ich die Büsche und Baumkronen, fürchtete ein einziges Rascheln übersehen zu können. Aber es blieb erstaunlich ruhig – zu ruhig. Schon drauf und dran in unser Haus zu flüchten, drang doch noch ein Knacksen zu mir durch. Mein Magen sank mindestens eine Etage tiefer, während mein Körper in eine krampfartige Starre überging. Nur meine Ohren schienen noch nicht ihren Geist aufzugeben, folgten wie besessen diesem einen Geräusch. Ich brauchte keine großen Anstrengungen zu vollführen: Der Verursacher kreuzte von selbst mein Blickfeld.

„Buyo??“, entfleuchte es schrill meinen Lippen.

Unsere Katze suchte sich schnurstracks ihren Weg durch die Gebüsche, näherte sich dem Schrein – dem offenen Schrein??!! Seit wann war die Tür beiseite geschoben? Hatte ich das vorhin einfach übersehen?! Und wo wollte der Kater hin? Natürlich! Ins Unbekannte...

„Nicht da reingehen!!“

Bevor ich überhaupt wusste, was ich hier tat, kam ich Buyo zuvor, war so gut wie dabei die Schiebetür zurück zu ziehen. Als hätte ich es mir nicht schon längst denken können, packten mich zwei starke Hände von hinten und zogen mich in den Schrein, schienen nur auf diesen einen Moment gewartet zu haben. Ich wollte aufschreien, schlug wild um mich. Aber es half nichts... er erstickte meinen Widerstand im Keim, legte wie von selbst eine Handfläche auf meinen Mund, die andere um meine Handgelenke, welche er über meinen Kopf zog, und drückte mich gegen die Innenseite der Schiebetür.

„Wie praktisch. Du kommst gleich von selbst zu mir.“, drang seine kalte Stimme an mein Ohr und mir blieb nichts anderes übrig als in seine blutroten, triumphierenden Augen zu schauen und mich unbeschreiblich niedergeschlagen zu fühlen als würde jegliche Hoffnung in mir weichen. Ich wehrte mich nicht mehr, verharrte einfach in dieser Position und konnte meinen wilden Herzschlag in jedem Winkel meines Körpers vernehmen...

Der Geruch von Blut benebelte meine Sinne. Und dann erst dieser unerträgliche Schmerz, dessen Stiche immer intensiver wurden, je näher er mir kam, sich an mich drückte, mir kaum Luft zum Atmen ließ.

„Dass du es mir so einfach machst, hätte ich gar nicht gedacht.“

Sein Griff wurde um einiges fester und mit jeder verstrichenen Sekunde, stellte ich mir ernsthaft die Frage, wann er denn zuschlagen würde, als...

Er hielt einfach wieder inne, schien abzuwarten. Ich musterte ihn verwirrt aus den Augenwinkeln, wagte es nicht mich zu bewegen. Inzwischen war er mir schon so nah, dass ich mit einer Gesichtshälfte den Stoff seines Suikans berührte, mich weiße Haarsträhnen am Kinn kitzelten.

„Ein Mucks von dir und er ist tot.“

WER?! Ich holte tief Luft, so gut es eben unter seiner Handfläche ging! Wollte er jetzt noch mehr Blut vergießen?! Meine Nackenhaare sträubten sich bei diesem Gedanken. Und dann lauschte ich angestrengt, versuchte irgend ein Geräusch auszumachen, das laute Pochen in meinen Ohren zu ignorieren. Waren da Schritte?!

„Buyo?“

Meine Augen weiteten sich schlagartig. Oh nein!! Sota!! Und wieder blieb mir keine Zeit über die möglichen Konsequenzen meines Handelns nachzudenken, startete einfach einen Befreiungsversuch. Inu Yasha hatte wohl nicht damit gerechnet, denn für einen kurzen Moment hatte selbst er zu kämpfen mich wieder unter seine Kontrolle zu bringen, bis er sich schließlich regelrecht an mich pressen musste. Ich erschlaffte unter seiner Stärke, atmete heftig, während er seine Hand wieder auf meinem Mund platzierte und sich seine langen Fingernägel meiner Halsschlagader gefährlich näherten.

„Du willst also unbedingt, dass er mit dir stirbt?“, wisperte er mir erbarmungslos zu.

„Buyo bist du da drin?“

Ich schüttelte verzweifelt mit dem Kopf, hoffte einfach nur noch, dass Sota so schlau war und schleunigst verschwinden würde. Er fürchtete den Schrein, das wusste ich. Inu Yasha betrachtete unentwegt den Türspalt und ich spürte geradezu, wie es in ihm brodelte.
 

NEIN! SOTA! LAUF WEG!
 

Plötzlich hörte ich etwas kleinlaut miauen und die Rufe meines Bruders verstummten schlagartig und gingen in einen freudigen Aufschrei über. Zumindest etwas hatte dieser Kater heute richtig gemacht und erst als ich glaubte die Haustür zu hören, konnte ich halbwegs durchatmen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Seine Aufmerksamkeit galt nun wieder nur mir und auch der Schmerz verstärkt sich damit spürbar.

Jetzt war es wahrscheinlich so weit. Wie heißt es gleich so schön? Auch Helden müssen mal gehen?! Na ganz toll! Nicht einmal das konnte ich von mir behaupten. Ich Baka war dem Tod geradezu in die Hände gelaufen und alles nur wegen einem verfressenen Kater... und wegen meiner Dummheit.

Die Umgebung um mich herum verlor langsam aber sicher ihre klaren Umrisse, mein Kreislauf spielte ein weiteres Mal verrückt und je länger so wenig Zwischenraum zwischen ihm und mir blieb, desto stickiger wurde die Luft. Das Atmen fiel stetig schwerer und anscheinend genoss er es sichtlich mich derartig nach Sauerstoff schnappen zu sehen. Hätte er mich nicht an den Handgelenken festgehalten, wäre ich schon längst zu Boden gesunken, denn allmählich schien der Schmerz ebenso auf meine Lungen überzugehen. Wollte er es auf diese Weise beenden?! Trotz weit größerer Sorgen spürte ich noch, wie er sein Gesicht senkte, in meinen Haaren vergrub und so kräftig einatmete als würde er den Geruch meiner Haare inhalieren.

„Inu Yasha.“, wimmerte ich unter seiner Handfläche hervor, unbeschreibliche Hitze breitete sich in mir aus.

„Sei still!“, murmelte er in meine Haare und saugte nochmals die Luft durch seine Nase, welche mir deutlich ausging.
 

///And now I wonder

If I could fall into the sky

Do you think time, would pass us by

Cause you know I'd walk a thousand miles

If I could just see you...

If I could just hold you... tonight///
 

Ich hustete mehrmals, meine Lunge war staubtrocken, meine Glieder wurden furchtbar schwer, selbst den Schmerz konnte ich nicht mehr richtig ergründen und eigentlich wollte ich nur noch, dass es aufhörte. Fühlte es sich so an zu sterben?!

„Inu Yasha... bekomm keine... Luft.“, brachte ich stoßweise hervor, fast flüsternd. In meiner Verfassung konnte ich nicht einmal sagen, ob ihn diese Worte noch erreichten oder ob ich sie nur in meinen Gedanken formte. Es tat doch so unglaublich weh und dann erst die Tatsache, dass ich meine letzten Lebensgeister bewusst unter seinen Händen aushauchte. Das wirkliche Ende schien wie eine Erlösung von all diesen Schmerzen... meine Einzige...
 

„Kagome?!“
 

Ich spürte nicht mehr wie meine Hände an meinen Seiten hinab sackten, vernahm auch nicht den Druck gegen meine Stirn, hörte nicht die Rufe, obwohl sie doch so viel Wärme enthielten. Da war nur die Dunkelheit und irgendwo im Nirgendwo, ja, da war ich... und meinen Kopf überschwemmte eine einzige Frage...
 

„KAGOMEEEEE!!!“
 

Würdest du Tränen vergießen, wenn ich nicht mehr hier wäre?
 


 


 


 


 


 


 


 


 

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~
 

Ahhhh! Ich kann's einfach nicht lassen! Schande über mein Haupt, ich hab's schon wieder getan -.-

Also mich würde es echt nicht mehr wundern, wenn demnächst Morddrohungen eintreffen... ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall. Schon wieder hör ich an so einer Stelle auf!! Also an alle meine Kommischreiber: Ihr könnt eurem Ärger jetzt wieder freien Lauf lassen, ich kann's euch echt nicht verübeln... solltet ihr doch noch etwas Positives sehen, dann lasst es mich bitte wissen.
 

Also bis demnächst!
 

*alle abknuffel* euer Häufchen Elend -.-



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Kommentare zu dieser Fanfic (63)
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Von:  00schnepel8
2010-05-24T18:05:09+00:00 24.05.2010 20:05
ich weiß es ist schon ewig her das du diese ff geschrieben hast aber es wäre schön wenn du sie trotzdem weiterschreiben könntest
Von:  Kagome0302
2007-10-17T11:07:52+00:00 17.10.2007 13:07
Tut mir Leid, dass ich erst jetzt ein Kommi schreibe. Nicht böse sein.

Ich finde das Kap einsame spitzenklasse. *heul* du hast das alles so gefühlvoll geschrieben. Da kann man nur mir Kago zusammen heulen.

Mal sehen, wie es weitergeht und schnell weiterblättert
Von:  Bienchen1709
2007-09-20T12:00:28+00:00 20.09.2007 14:00
Ohh, hab ich noch gar keinen Kommi geschrieben? Schande über mein Haupt!

Ich bin wahnsinnig gespannt wie es weiter geht und was da jetzt genau passiert ist. Ich finde deinen Schreibstil immer noch toll und angemessen für die Art wie du deine FF aufgebaut hast.

Leider kann ich nicht mehr allzu sehr ins Detail gehen, weil es schon eine Weile her ist, dass ich dieses Kapitel gelesen habe und aus Zeitmangel. Aber ich habe mir fest genommen dein nächstes Kapitel gründlicher und mehr auf den Inhalt bezogen zu kommentieren, wenn du das möchtest.

Jedenfalls...
Kagomes Gefühlswelt ist nachvollziehbar und fesselnd und das macht deine FF zu einer besonderen zwischen den vielen anderen die hier rumschwirren.
Ich hoffe du schreibst bald weiter, würde mich wirklich sehr darüber freuen und in diesem Sinne natürlich auch noch einmal vielen lieben Dank für deine Kommentare, die waren sehr motivierend.
Liebe Grüße
Bienchen
Von: abgemeldet
2007-09-07T16:05:07+00:00 07.09.2007 18:05
SOOOOORY, dass es so lange gedauert hat, aba schule... stress -.- jetzt hab ichs gelesen und:
ES IST SAU GUT!!!!
supi haste ma wieder alles geschrieben ^.- ich finde, dass du ihre angst sau gut rüber bringst, und vor allem da diese letzten sekunden wo inuyasha sie hält... hach, einfach nur supi gut geschrieben ^.- also schreibsel schnell ma weiter, un lös vielleicht ma eine der millionen fragen, die sich in meinem kopf auftuen und getan haben.
cucu
Awis
Von:  Pei-Pei
2007-09-05T08:17:48+00:00 05.09.2007 10:17
Da kommt man aus dem Urlaub und sieht, dass es weiter geht. Das ist ja schön. Also ich kann dir nur sagen, dass deine Fanfic von Kapitel zu Kapitel immer besser wird. Die Spannung steigt mehr und mehr. Die arme Kagome. Das Mädel tut mir so leid. Ich hoffe, dass sie für all die Qualen auch irgendwann mal eine entsprechende Entschädigung bekommt. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf das nächste Kapitel, das einen wieder in seinen Bann zieht.
Bis dahin
Liebe Grüße
Inukashi
Von:  Shani
2007-09-04T16:48:05+00:00 04.09.2007 18:48
WWWwwooOoowwWWW!!!!......ich komm mir vor, als würd mir selber die Luft abgedrückt!! *schwernachluftschnapp*.........LASS KAGOME LEBEN!!!!Im vorgeschmack auf kapi 2 sin die 2 doch wieder normal*hoffnungsvollguck*.....das machst du doch noch oder??....aber das is ja schon kap 5(man(n) bin ich blöd^^).....egal.......sag bescheid wenns nächste KAPI da is^^

hdgggggggggggggdl sahara
Von: abgemeldet
2007-09-02T21:23:17+00:00 02.09.2007 23:23
Du hast recht, es ist wirklich fies an dieser stelle aufzuhören!!!
*heulend in ecke verkriech*
Aber ich hab schon lange nicht mehr so etwas spannendes gelesen!!!
Das ist so genial!
Schreib bitte ganz schenll weiter!
Lässt er sie am leben?
Oh bitte...
*heul*
Sagst mir wieder bescheid wenn´s weiter geht???
Bussi Yasi
Von: abgemeldet
2007-09-01T04:00:54+00:00 01.09.2007 06:00
Ach das war wieder ein tolles Kap!!!
*applaus!!!*
Die Gefühle waren wirklich so toll beschrieben!
*schwärmt* Ich hatte richtig Gänsehaut!
In Inu muss ja anscheinend noch ne gute Seite wohnen, sonst hätte es ja nicht so geendet!
Aber biiiiiiiiiiiiitte!!! Ich bin dir nicht böse!
Allerdings nur wenns gaaaaanz schnell weitergeht, ja?

hdgdl
Kagome0
Von:  Keikoo
2007-08-30T15:28:11+00:00 30.08.2007 17:28
ich find es toll,dass du etwas aus dem manga(oder dem anime?) mit eingebaut hast^^
und das ende....
uih, einfach hammer! ach was, das ganze kap! es war echt spannend zu lesen und im grunde hab ich nur drauf gewartet, dass inu wieder auftaucht^^
der anfang, der erste abschnitt mit den enttäuschungen gefällt mir auch sehr, weil es so viel wahrheit enthält. wie kommst du nur imme auf solche ideen?
*knuddelz*
Von:  Milena
2007-08-28T21:31:34+00:00 28.08.2007 23:31
Hat der jetzt echt ihren Namen geschrien???
Juhu es gibt noch Hoffnung dass er doch nur ein Mann is, blos mit verdrehten Denkvermögen.
Hoffentlich kann ihm noch geholfen werden *sich fragt wo das Mädl ihre Waffe lässt wenn sie panik schiebt?*
Lg, Milena


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