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In your Hands...

... nothing else matters...
von

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Wideness Ocean

Der Wind peitschte die Wellen auf und die Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Ein Grollen kündigte das Unwetter an, welches schon bald über das Land hereinbrechen sollte. Ein junger Mann, mit langem Weißen Haar saß am Hafen und beobachtete, wie der immer stärker werdende Wind die kleinen Boote, die dort ankerten, hin und her wiegte.

Ein Seufzen kam über seine Lippen, als die ersten dicken Regentropfen den Boden benetzten. Bakura sah auf in den Himmel und eben so ein Tropfen landete direkt auf seiner Nase. Der Junge blinzelte kurz und ließ den Blick dann wieder sinken. Es interessierte ihn nicht, ob es jetzt anfangen würde zu regnen. Wenn es nach ihm ginge, könnte der Regen ihn ins Meer spülen und dort jämmerlich enden lassen.

„Welch Gedanke…“, lachte er leise und hielt sich seine Hand vor die Augen, welche er vorher schloss.

Der Regen wurde immer stärker und Bakuras Kleidung war schon vollkommen durchnässt. Was kümmerte ihn das bisschen Regen? War es nicht das Leben selbst, welches ihn kümmern sollte?

Doch das tat es nicht. Wieso sollte es auch? Der Weißhaarige Junge hatte doch nichts und niemanden. Was kümmerte ihn da das bisschen Wasser, welches vom Himmel fiel?

Innerhalb weniger Minuten hatte sich der Himmel mit schwarzen Wolken überzogen und die ersten Blitze durchzuckten diese.

Bakura liebte Gewitter. Die meisten Menschen die er kannte fürchteten sich davor, doch bei ihm war es anders. Irgendwie zogen ihn Gewitter magisch an. Der junge Mann beobachtete gerne die Formen der Blitze, die diese kurz annahmen, bevor sie wieder verschwanden.

Jeder Einzelne von ihnen war anders. Keiner glich sich.

Es war doch wie bei den Menschen. Auch dort glich keiner dem anderen, weder vom äußeren, noch vom seelischen her. Wer kannte schon die Gedanken, die ein Anderer seiner Art hatte?

Wohl niemand.
 

Noch lange hatte Bakura dort im Regen gesessen. Er selbst wusste nicht ein Mal, wie lange er dort saß, doch es musste lange gewesen sein. Als er in der Nacht an dem Wohnhaus, in dem er lebte ankam, brannte nirgendwo mehr Licht. Seine Nachbarn waren meistens lange wach und da diese alle schon schliefen, hieß das, dass es sogar schon sehr spät sein musste. Bakura interessierte das allerdings nicht. Selbst in seiner Wohnung befand sich nicht eine einzige Uhr, auf der er hätte nachsehen können. Einen Fernseher besaß er nicht, genauso wenig wie ein Radio oder gar einen Computer. Solche Dinge kümmerten ihn nicht und er würde sich auch nie für so etwas interessieren. Wozu brauchte er die ganzen Güter? Er konnte sich diese Sachen erstens nicht leisten und zweitens waren sie doch vollkommen unnütz und es wäre Zeitverschwendung, sich auch nur einem dieser Geräte zu widmen.

Am liebsten mochte Bakura es ruhig. Wenn alles still war, oder er nur das Rauschen des tosenden Meeres hörte, an dem er dicht wohnte. Wenn das Geräusch an seine Ohren drang, wie die Wellen von stürmischen Winden aufgepeitscht wurden, war es wie Musik, welche in seinen Ohren widerhallte.

Der Weißhaare zog sich seine Sachen aus und warf sie achtlos auf den Boden. Nur mit einer Shorts bekleidet legte er sich in sein Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Augen hielt er geschlossen. Das Fenster war einen Spalt breit geöffnet und da war das Rauschen, welches ihn in den Schlaf geleiten sollte. Wieso er es so liebte wusste er nicht. Das Einzige, das er wusste war, dass das Meer schon immer in seiner Nähe gewesen war. Solange er sich zurück erinnerte, hatte er hier an der Küste gelebt, direkt am Hafen, wo tagtäglich große und kleine Schiffe vor Anker gingen.

Als er klein war, wollte er immer Seemann werden, doch er litt an Seekrankheit, weswegen aus diesem Plan nichts wurde. Wie gerne würde er doch ein Mal, ohne über der Reling zu hängen und sich dort zu übergeben, auf einem Schiff sein und das große weite Meer mit diesem überqueren?

Sein Herz schlug etwas schneller bei diesem Gedanken. Ja, es wäre ein herrliches Gefühl und es wäre wundervoll, so stellte es sich Bakura auf jeden Fall vor. Ein Mal war er auf einem Schiff gewesen, doch er musste es noch vor Abfahrt wieder verlassen, weil sich seine Seekrankheit bemerkbar gemacht hatte und es mit dieser unmöglich gewesen war mitzufahren.

Bakura wurde immer ein wenig traurig, wenn er daran zurück dachte. Sein großer Traum war somit unmöglich, denn er hatte keine Lust immer Medikamente zu schlucken, die er ohnehin nicht vertragen würde. So könnte er es nicht genießen auf einem Schiff zu sein.

Nebenbei war Bakura auch ein wenig schusselig. Er hatte schon einmal solche Medikamente bekommen, doch er hatte sie zu unregelmäßig eingenommen, was zur Ursache hatte, dass sie nicht richtig anschlugen. Von dem Hautausschlag ganz zu schweigen...

Ansonsten hatte Bakura nichts im Leben. Er verdiente sich sein Geld, indem er ab und zu in einem kleinen Laden arbeitete. Der Weißhaarige half dort im Lager aus. Er bekam nicht viel dafür, doch es reichte für die Miete und ein wenig Essen. Ab du zu kellnerte er außerdem bei einem Bekannten, was zusätzlich ein wenig Geld in die Kasse brachte.

Entspannt schloss Bakura die Augen und stellte sich vor, wie es wäre mit einem Schiff über das Meer zu segeln.

Das Rauschen des Meeres wiegte ihn langsam in den Schlaf…
 

Die Nacht verging viel zu schnell und Bakura erwachte schon wieder, als die Sonne durch das Fenster schien und seine blasse Haut wärmte. Schnell zog er seine Decke ein Stück höher und kuschelte sich in sie. Er hatte viel zu wenig geschlafen und wollte jetzt noch nicht aufstehen. Arbeiten musste er ohnehin erst am Abend und deswegen konnte er getrost noch eine Weile liegen bleiben. Feste Arbeitszeiten, hatte er ohnehin nicht. Er tauchte auf wann er wollte, meistens abends und dann arbeitete seine Zeiten ab. Der Job an sich gefiel ihm, auch wenn es nichts war worauf man stolz sein konnte. Die Schule hatte er abgebrochen und einen Ausbildungsplatz ohne Schulabschluss zu bekommen, war grade zu unmöglich. Die begehrten Plätze waren ohnehin schon recht knapp.

Noch völlig schlaftrunken, strich er sich ein paar Strähnen seines langen weißen Haares aus dem Gesicht und gähnte herzhaft. Die Augen hielt er noch immer geschlossen. Nur langsam öffneten sich seine schlaffen Lider und er blinzelte leicht, wegen der Sonne. Spielerisch streckte er seine Hände nach den Sonnenstrahlen aus, als könne er diese greifen, bekam aber nichts zu fassen. Der Weißhaarige mochte die Sonne nicht. Die Nacht war ihm um einiges lieber, doch manchmal genoss er es, wenn die Sonnenstrahlen seine Haut kitzelten.

In Gedanken war er schon längst wieder am Meer. Wahrscheinlich würde er noch vor der Arbeit hingehen, um ein wenig Kraft zu tanken.

Der Weißhaarige dachte nach. Heute kamen einige Händlerschiffe und wenn er sich jetzt beeilte, würde er diese noch sehen. Schnell schlüpfte er aus dem Bett und huschte ins Bad. Eine Dusche würde ihm jetzt gut tun, dachte er sich und stellte schon mal das Wasser an, bevor er sich auszog und sich unter die warmen Wasserstrahlen stellte, die auf seine Haut nieder prasselten. Er genoss es in vollen Zügen und verteilte ein wenig Duschgel auf seinem Körper. Bakura blieb eine ganze Weile unter der Dusche und am liebsten wäre er gar nicht mehr raus gekommen, doch da er nicht aussehen wollte wie eine verschrumpelte Rosine, stellte er nach einer halben Stunde seufzend das Wasser ab und trocknete sich Haar und Körper mit einem großem, flauschigem Handtuch. Er betrachtete sich im Spiegel und ließ seinen Blick über seinen schlanken, schon fast zu dünnen Körper wandern. Er griff automatisch nach der Zahnbürste und putzte sich die Zähne, bevor er eilig das Bad verließ um sich anzuziehen. Hastig schlüpfte er in seine Jeans und ein Shirt, zog sich Socken und Schuhe an und wollte schon die Wohnung verlassen, als sein Blick erneut in einen Spiegel, nahe der Wohnungstür viel. Sein Haar war noch nass uns stand in alle Richtungen ab.

„Hmpf…“, machte der junge Mann und tapste ins Bad um sich schnell die Haare zu kämmen. So wollte er dann doch nicht rausgehen.
 

„Ah, da kommen sie ja“, lächelte Bakura, als zwei große Schiffe in den Hafen einfuhren und dort vor Anker gingen. Er liebte diese großen Händlerschiffe und beobachtete gerne die Seemänner, wie sie die Waren ab- und einluden. Wie es wohl war wochenlang auf einem Schiff zu sein und nichts weiter zu sehen, als das große, weite Meer? Sicher wundervoll.

Bakura stand auf und ging ein wenig näher an die Schiffe heran, um sie genauer betrachten zu können. Er stand einfach nur da und träumte vor sich hin, als er fast von etwas schwerem umgestoßen wurde, dass ihm direkt in die Arme segelte und es verdutzt auffing. Bakura blinzelte etwas, denn er hielt einen Sack, mit unbekanntem Inhalt in den Armen.

„Mach dich mal ein bisschen nützlich, wenn du hier schon dumm rum stehst“, hört er eine Stimme sagen und sah auf.

Vor ihm stand einer der Seemänner. Er hatte weißes Haar, genau wie seins, nur kurz und sein Oberkörper lag frei, was Bakura einen guten Blick auf seine Bauchmuskeln bescherte. Die Sonne beschien den Schweiß, der sich dem Körper des anderen sammelte und sanft an ihm herunterperlte. Der Kleinere sah auf in das Gesicht des Mannes. Eine große Narbe zierte seine rechte Wange und Bakura erschrak leicht davor. Die malvefarbenen Augen sahen ihn belustigt an, als sich der Kleinere erschrak.

„Bring das hoch zum Schiff.“

„Aber ich bin kein Seemann!“, empörte sich Bakura.

Der junge Mann kam auf ihn zu und umfasste sein Kinn mit einer Hand. Der Kleinere war so verwundert, dass er nichts dagegen unternahm.

„Hm, ja, du bist schmächtig und siehst auch nicht grade so aus, als würdest du viel vertragen“, stellte der Unbekannte fest und ließ wieder von ihm ab. Der Jüngere wurde wütend und plusterte sich leicht auf.

„Ich bin nicht schmächtig und ich vertrage sehr wohl was!“, meckerte Bakura los und erntete dafür ein Lachen.

„Dann laber nicht rum sondern mach hinne“, gab der Ältere zu verstehe und lud sich einen Sack über jeweils eine Schulter, um sie auf das Schiff zu bringen. Bakura wollte dem natürlich in nichts nachstehen, doch der erste Sack war schon ziemlich schwer und er bezweifelte, dass er sich einen Zweiten aufladen konnte. Also macht er sich mit dem einen Sack auf den Weg auf das Schiff. Er schluckte leicht, als er die Rampe emporstieg. Sein Herz schlug unglaublich schnell vor Aufregung und er glaube es würde gleich aussetzen. Schritt für Schritt näherte er sich und noch ging es ihm gut. Er warf einen Blick von der Rampe hinunter auf das ruhige Wasser.

Jetzt nur nicht sie Nerven verlieren…, dachte der Weißhaarige. Schließlich wollte er sich auch nicht blamieren. Dieser Typ, tze, was bildete der sich eigentlich ein? Er und schmächtig? Bakura sah zwar nicht so aus, doch er hatte durchaus was auf dem Kasten!

Er würde diesem aufgeblasenen Wichtigtuer schon zeigen, aus was für einem Holz er geschnitzt war, das stand fest. Nun ja… zumindest versuchte er auf dem Schiff nicht ohnmächtig zu werden. Was passieren könnte. Entweder, weil er so glücklich war auf einem Schiff zu sein oder weil sich seine Seekrankheit meldete. Beides war durchaus wahrscheinlich und Bakura hoffte inständig, dass es ausblieb.

Nervös betrat er das Schiff und sah sich um. Der Typ stand vor einer großen Luke und warf die beiden Säcke, die er geschultert hatte hinein. Sein Blick fiel auf Bakura und er grinste.

„Oh, hast es bis auf das Schiff geschafft. Bist ja doch nicht so unnütz wie du aussiehst“, feixte er und kam auf Bakura zu. Der Kleinere wollte grade etwas entgegnen, da hatte war der Fremde auch schon mit ihm auf einer Höhe und an ihm vorbei gegangen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Bakuras Wut staute sich immer mehr in seinem Körper an und er schien kurz vor dem Platzen zu sein. Der Weißhaarige stapfte auf die Luke zu und ließ den Sack unachtsam in diese fallen. Er war so sauer, dass er ganz vergaß, wo er sich eigentlich befand. Seine Gedanken galten nur diesem Typen, der es gewagt hatte, ihn zu verspotten und zu beleidigen.

Dem würde er es schon noch zeigen, das schwor sich der kleine Weißhaarige. Niemand durfte ihn „schmächtig“ nennen und „unnütz“ schon gar nicht.

Sein Körper zitterte vor unterdrückter Wut und er lief geradewegs die Rampe hinab und ging auf den unverschämten Seemann zu, der grade dabei war, zwei neue Säcke zu schultern, um sie auf das Schiff zu bringen.
 

„Sag mal hast du irgendein Problem mit mir?“, fauchte Bakura ihn an, als er direkt vor ihm stand. Der Ältere sah ihn nur leicht schmunzelnd an. Er fand das Ganze also witzig, ja, ganz toll. Jetzt trug er auch noch zu seiner Belustigung bei. Bakura war kurz davor einen Anfall zu bekommen, als der Größere zu sprechen begann:

„Reg dich mal ab, du wolltest doch auf das Schiff, oder?“

Bakura stutzte. Was sollte das denn jetzt? Der Kleinere der beiden nickte kurz und funkelte ihn weiter wütend an.

„Na also, schnapp dir nen Sack und trag ihn hoch, dann kannst du dich etwas auf dem Schiff umsehen“, gab der Fremde ruhig zu verstehen und lächelte leicht.

Nein, jetzt wollte Bakura auch nicht mehr. Dieser Typ hatte ihn in solche Rage versetzt, dass er sich jetzt sowieso nicht daran erfreuen konnte auf einem Schiff zu sein.

„Du kannst mich mal, Arschloch!“, schnauzte er und rempelte den Fremden leicht an, als er an ihm vorüberging. Dieser zuckte nur mit den Schultern und ging wieder seiner Arbeit nach.

So hatte sich Bakura seinen Morgen nicht vorgestellt, nein, ganz und gar nicht. Er hatte nur ein bisschen die Schiffe ansehen wollen und mehr nicht. Da kam dieser Typ und versaute ihm seine ganze Laune. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden.
 

Fortsetzung folgt…

At work

At work
 

Noch immer war der kleine Weißhaarige wütend. Dieser Typ und seine blöden Sprüche gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte ihn also auf das Schiff bringen wollen?

Dann hätte er ihn nicht wütend zu machen brauchen. Das wäre auch anders gegangen, aber nein…

Bakura war in die Stadt gegangen, um ein bisschen was einzukaufen. Die Verkäuferin sah ihn nur einen Moment verwirrt an, als Bakura das Geld für seine Lebensmittel vor sich auf den Tresen knallte und dann noch immer wütend schnaubend den Laden verließ.

Eigentlich musste Bakura heute in der Kneipe aushelfen, doch seine Lust war nicht besonders groß. Auch in dem Lager, in dem er sonst arbeitete, wollte er heute nicht vorbei schauen. Morgen würde er die verlorenen Stunden wieder aufholen, aber jetzt musste er sich ablenken.

Doch wie? Irgendwie fiel ihm nicht wirklich viel ein, was er tun konnte.

Bakura war inzwischen wieder in seiner Wohnung und verstaute dort die Einkäufe im Kühlschrank und den restlichen Schränken. Er hatte nicht mehr viel Geld für diesen Monat und wenn er heute in der Kneipe aushalf, würde er welches Bar auf die Hand bekommen.

Der Kleine biss sich auf die Unterlippe. So schlecht gelaunt wie er war, würde er die Gäste wahrscheinlich anpöbeln, doch er brauchte die Kohle dringend.

Vielleicht war ja jemand dabei, der seine Laune heben konnte. Er unterhielt sich gern mit den Gästen. Ab und zu kamen auch Seemänner und erzählten von ihren Fahrten auf See, wobei Bakura immer gespannt lauschte.

Der kleine Weißhaarige setzte sich jetzt erstmal auf die Couch und dachte noch eine Weile nach. Sein Blick war aus dem Fenster gerichtet. Wenn es so ruhig wie jetzt war, konnte er die Möwen hören und das Meer. Das beruhigte ihn immer etwas.

Der junge Mann streckte sich und gähnte leicht. Vielleicht sollte er noch ein kleines Nickerchen machen, dann würde sich seine Laune etwas anheben und er konnte in Ruhe arbeiten gehen. Bakura rollte sich auf der Couch zusammen und zog die dünne Wolldecke über sich, die dort auf der Lehne lag. Er brauchte nicht lange, bis er eingeschlafen war.
 

„Hey Baku! Bring mir doch noch ein Bier!“ Bakura nickte einem der Stammgäste des Lokals zu und schob einen großen Krug Bier über den Tresen. Seine Laune war schon viel besser. Er unterhielt sich mit einigen Gästen und hörte ihnen zu, was sie so zu erzählen hatten.

Das Lokal war nicht besonders voll und so war es Bakura auch immer noch am liebsten. Der Weißhaarige hasste es sich abhetzen zu müssen. Die meisten Gäste kannte Bakura. Nur ein paar davon schienen Seeleute zu sein, die heute mit einem der Schiffe angekommen waren.

Ein Seufzen entrann seinen Lippen und er putzte erst einmal den Tresen ab. Dabei hörte er einem Seemann zu, der schon ziemlich betrunken zu sein schien. So wirklich verstand Bakura ihn auch nicht, da der Mann schon lallte, was Bakura etwas nervte. Er mochte es nicht, von Betrunkenen so zugequasselt zu werden.

Sein Blick richtete sich dann zur Tür des Lokals, welche mit Schwung geöffnet wurde und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als der Grund für seine heutige schlechte Laune eintrat.

Dieser Typ vom Hafen und noch einer seiner Kollegen sahen sich neugierig in dem Laden um, bis der Blick des großen Weißhaarigen auf Bakura fiel und ein leichtes Schmunzeln seine Lippen zierte.

Bakura warf ihm nur einen giftigen Blick zu und kümmerte sich jetzt mit weitaus mehr Interesse um den betrunkenen Seemann, der ihn noch immer zu lallte.
 

„Hey Kleiner, bring uns mal zwei große Krüge Bier.“ Nur langsam wandte Bakura seinen Blick zu den beiden Gästen, die jetzt genau vor ihm an der Theke platz nahmen. Ein Nicken folgte und schon bald schob er den beiden ihr Bier hin, ohne sie dabei auch nur anzusehen.

„Oh man, echt freundlich, danke.“ Die Blicke der beiden Weißhaarigen trafen sich kurz.

„Immer noch sauer auf mich?“, fragte der Fremde dann und Bakura zog eine Augenbraue hoch.

„Und was wenn ich es wäre? Dann würde es dich doch auch nicht interessieren, oder?“

„Stimmt…“ Der Ältere schien kurz zu überlegen.

„Aber ich lass mich nicht gerne als Arschloch beschimpfen. Ich bin eigentlich ein ganz netter Kerl.“ Der Größere lächelte ihn jetzt an und Bakura wandte den Blick ab.

„Hab ich nicht viel von gemerkt.“ Seine Stimme war ziemlich kühl und er fing an ein paar Gläser zu spülen und anschließend abzutrocknen.

Dann wurde er zu einem der Tische gerufen und kümmerte sich nicht weiter um den Seemann. Die Blicke des Typen bemerkte er aber trotzdem. Konnte der nicht mal endlich aufhören ihn so anzustarren? Bakura hasste es so angesehen zu werden. Er brachte die geforderten Getränke zu einem der Tische, wobei ihm sein Block und sein Stift runter fielen.

„Netter Arsch“, bekam er zu hören, als er die Gegenstände wieder aufhob. Der Jüngere wandte sich um und starrte den anderen Weißhaarigen wütend an. Mehr als ein aggressives Schnauben gab Bakura allerdings nicht von sich. Er war etwas rot geworden.

„Was denn? Sei nicht sauer, da muss man einfach hingucken.“ Der Seemann grinste.

„Nein, muss man nicht. Du hättest auch ganz einfach wegsehen können.“

„Aber ich fand das so interessant…“ Der Größere schob schmollend die Unterlippe vor.

Der Kleinere starrt ihn nur einen Moment an und lächelte dann ziemlich künstlich.

„Dann such dir was Interessanteres.“ Bakura ging wieder hinter seinen Tresen.

„Darf ich dann wenigstens deinen Namen erfahren?“ Der Fremde hatte den Ellenbogen auf die Theke gelehnt und stützte seinen Kopf mit seiner Hand ab.

„Bakura“, antwortete der kleine Weißhaarige nur knapp, ohne ihn anzusehen.

„Ich bin Kura…“ Bakura hob den Blick und sah den Größeren an.

„Und das interessiert mich jetzt?“, wollte er ziemlich bissig wissen.

„Natürlich“, schmunzelte Kura und beobachtete immer noch was der genervte Kellner tat. Sein Kollege hatte sich einer der Dorfhuren zugewandt, was Kura aber nicht zu stören schien. Er beschäftigte sich ja grade mit Bakura, was diesem so gar nicht passte.
 

Bakura hatte beschlossen Kura nicht mehr zu beachten, außer wenn er noch etwas zu trinken haben wollte. Das war schließlich sein Job. Noch immer lag der Blick des Größeren auf ihm, was Bakura ziemlich nervös machte. Er hasste es, mehr als alles andere, angestarrt zu werden.

Kuras Kumpel war schon mit der Professionellen abgehauen, doch Kura schien sich auch daran nicht zu stören. Der Jüngere warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits ein Uhr Nachts.

In zwei Stunden würde er die Bar dicht machen, doch bis dahin war noch so lange Zeit und er hatte wirklich keine Lust mehr. Er bediente grade ein paar Seeleute, als einer von ihnen ihm an den Hintern fasste. Ohne zu zögern holte der Kleinere aus und gab dem Mann eine schallende Ohrfeige. Die anderen lachten nur. War Bakura der Einzige hier, dessen Laune immer schlechter wurde?

Grummelnd stellte er sich wieder hinter die Theke und wich den Blicken aus, die Kura ihm zuwarf.

„Passiert das öfter?“, wollte er wissen und Bakura sah auf.

„Was meinst du?“ Der Kleinere legte den Kopf leicht schief.

„Verprügelst du öfter die Gäste?“ Kura schmunzelte und trank einen Schluck von seinem Bier.

„Wenn die Gäste mich antatschen, ja.“ So oft kam es nicht vor, doch wenn ihn jemand begrapschte, konnte derjenige sein blaues Wunder erleben. Bakura hatte einen ziemlich harten Schlag.

Bakura hatte sich jetzt selbst ein Bier gegönnt und nahm ebenfalls einen Schluck.

„Wann legt ihr wieder ab?“, wollte der Kleinere jetzt von Kura wissen und dieser hob die Augenbraue.

„Ich bleibe noch zwei Wochen hier und fahre dann mit einem anderen Händlerschiff mit. Ich wollte noch meine Mutter besuchen.“ Bakura sah den Älteren überrascht an. Er kam hier aus der Gegend?

„Danach hab ich nicht gefragt. Ich will wissen, wann das Schiff wieder ablegt.“

„Morgen Mittag. Willst du wieder zuschauen?“ Bakura nickte leicht.

Der Ältere hatte sein Bier geleert und deutete dem Kleineren an ein Neues zu bringen, was auch sofort geschah. Der Ältere hatte schon ziemlich viel getrunken. Jedoch schien er noch der Nüchternste von den Gästen zu sein.
 

„So Jungs! Feierabend für heute!“ Bakura kassierte bei den letzten Gästen ab. Es waren auch nicht mehr viele da. Die meisten Seemänner hatten sich schon ins Koma getrunken und schliefen jetzt irgendwo ihren Rausch aus.

Kura saß immer noch an der Bar und schließlich war er der letzte Gast im Lokal.

„Ich mach jetzt zu. Also bezahl.“ Bakura rechnete seinen Deckel zusammen und bekam von Kura das Geld.

„Der Rest ist für dich“, meinte er nur und stand dann auf. Bakura sah ihn überrascht an. Das war ziemlich viel.

„Dafür, dass nur mich in den letzten Stunden mal nicht mit deinen Blicken getötet hast…“ Ein leichtes Grinsen lag auf Kuras Lippen. Bakura steckte sich das Trinkgeld ein.

„Keine Sorge, ich hab dich in meinen Gedanken verwünscht und getötet.“ Der Ältere musste daraufhin lachen.

„Hab ich mir gedacht.“ Er erhob sich und sah Bakura eindringlich an.

„Ich bin, wie gesagt, noch etwas länger in der Stadt. Wenn du Lust hast können wir uns ja mal treffen?“

Der Ältere sah Bakura abwartend an, der jetzt überlegte. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Wenn wir uns mal zufällig über den Weg laufen, vielleicht.“ Bakura war schon ziemlich müde und er gähnte jetzt.

„Na gut, wir werden sehen. Bis dann…“ Kura war aufgestanden und verließ jetzt das Lokal. Dass der Kerl immer noch grade laufen konnte wunderte Bakura ziemlich. Jedoch interessierte es ihn auch nicht wirklich. Er säuberte noch alles und schloss dann die Kneipe ab. Der Weißhaarige war froh, wenn er endlich zu Hause in seinem Bett liegen konnte. Es war tiefe Nacht draußen und er lief allein durch die Straßen. Etwas in einer Seitengasse bewegte sich, doch der junge Mann kümmerte sich nicht darum. Er begegnete niemandem auf dem Weg nach Hause und war auch ganz froh darüber, dass es so war. Bakura hätte diesem Kura durchaus zugetraut, dass er ihn verfolgen würde. Die Narbe in Gesicht des Anderen sah nicht gerade Vertrauen erweckend aus.

Wieso dachte er eigentlich schon wieder an diesen Kerl? Nun ja, es kam nicht oft vor, dass sich jemand für Bakura interessierte. Hier in der Stadt galt der kleine Weißhaarige als seltsam.

Bakura wusste was die Leute über ihn sagten, doch es war ihm egal. Die Leute konnten ihm alle mal kreuzweise den Buckel runter rutschen.

Endlich war er zu Hause angelangt und zog sich erstmal aus.

Zum Duschen hatte er heute keine Lust mehr. Das würde er morgen früh tun, wenn er wieder fit war. Jetzt wollte Bakura einfach nur schlafen.

Der Kleine zog sich bis auf die Boxershorts aus und schlüpfte hastig in sein Bett. Das Fenster hatte er weit geöffnet, um dem Meer noch eine Weile zu lauschen.

„Was für ein Tag…“, flüsterte er leise und kuschelte sich etwas mehr in seine Decke. Schon bald war er eingeschlafen.
 

Ein leichtes Schmunzeln lag auf Kuras Lippen. Er war Bakura gefolgt. Irgendwie interessierte ihn der Kleine. Bakura war niedlich und Kura mochte seine Art, auch wenn diese nicht grade freundlich war. Auch wusste er, was die Leute über Bakura sagten. Seine Mutter hatte ihm davon erzählt, als Kura ihr sagte, er hätte einen Jungen mit langem weißem Haar getroffen.

Diese Stadt war ein Dorf und hier kannte jeder jeden. Kura war zur See gefahren, als er grade sechzehn Jahre alt war. Davor hatte er in einer anderen Stadt gelebt und hatte nur ein Jahr in dieser gewohnt. Es wunderte ihn, dass er Bakura vorher nie gesehen hatte. Auch wenn er nur ein Jahr hier gelebt hatte, so kannte man sich doch wenigstens vom sehen her.

Kura warf einen Blick hoch zu dem Fenster, welches grade geöffnet wurde.

Das war also seine Wohnung. Kura würde den Kleinen im Auge behalten. Der Junge schien ziemlich verschlossen zu sein. Der Weißhaarige wusste zwar nicht wieso, doch es interessierte ihn wieso der Junge so war, wie er war.

Mit einem letzten Blick zum Fenster des Kleinen machte sich jetzt auch Kura auf den Weg nach Hause. Er würde schon dafür sorgen, dass er und Bakura sich wieder sahen…
 

Bakura wachte erst spät am Mittag auf. So recht aufstehen wollte er noch nicht. Er zog sich die Decke über den Kopf und nuschelte leise Flüche gegen die Sonne, die ihm unbarmherzig ins Gesicht schien.

Nach einer halben Stunde Kampf mit sich selbst schlug er endlich die Decke zurück und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

So gut hatte er lange nicht geschlafen. Er stand sofort auf und holte die versäumte Dusche der letzten Nacht nach. Das tat gut.

Es war schon Zeit für das Mittagessen, aber eigentlich hatte Bakura nicht wirklichen Hunger. Schnell wie der Wind zog er sich an und machte sich auf zum Hafen. Er wollte noch sehen, wie die Händlerschiffe wieder ablegten.

Der Weißhaarige musste sich ziemlich beeilen. Vollkommen aus der Puste traf er schließlich im Hafen ein und musste enttäuscht feststellen, dass er zu spät gekommen war.

Die Schiffe waren schon wieder abgefahren…
 

Fortsetzung folgt…

Involuntary Meeting

Involuntary Meeting
 

Nachdem Bakura die Schiffe verpasst hatte, hatte er sich entschlossen, die Zeit, die er gestern im Lager versäumt hatte, aufzuholen. Man war es gar nicht gewohnt, dass er so früh dort auftauchte, doch seine Hilfe war willkommen. Der Weißhaarige sprach nie viel mit den anderen, die mit ihm dort schufteten, doch er war immer hilfsbereit und packte ordentlich mit an. Dabei war es vollkommen egal wie schwer die Arbeit war. Solange Bakura Geld dafür bekam, machte er sie. Der Chef des Ladens war ein alter Mann, den Bakura schon kannte, seit er sehr klein war. Die Arbeit machte ihn zwar nicht reich, aber es reicht zum überleben. Nebenbei hatte er ja noch den Job in der Kneipe, wo er ab und an aushalf. Wenn er an die Kneipe dachte, kam ihm unwillkürlich der Seemann in den Sinn, den er kennen gelernt hatte. Kura...

„Bakura... Hey... träumst du?“ Der Angesprochene zuckte zusammen und blinzelte leicht, sah dann den alten Mann an, für den er arbeitete.

„Träumst du?“, wiederholte er und lächelte freundlich, doch Bakura schüttelte schnell den Kopf. Wie lange hatte er denn nun da gestanden und die Wand angestarrt? Das war doch peinlich!

„Könntest du einige Lebensmittel zu Frau Jinan bringen? Sie hat sich den Fuß verstaucht.“ Dabei lächelte der alte Mann, als würde er Bakura gerade einen riesigen Gefallen tun. Die Miene des Weißhaarigen war unergründlich. Natürlich kannte er die Frau, sie war immer sehr nett zu ihm gewesen. Deswegen zuckte er nur mit den Schultern.

„Sicher.“ Zwar mochte er es nicht sonderlich, Lieferant zu spielen, doch etwas frische Luft würde ihm gut tun, nachdem er einige Stunden im stickigen Lager zugebracht hatte. Sein Vorgesetzter führte ihn in den Verkaufsraum, wo er schon drei prall gefüllte Tüten mit Einkäufen bereit gestellt hatte.

Der Laden an sich war nicht besonders groß. Ein Krämerladen, der allerlei Dinge zum Verkauf anbot. Von Lebensmitteln bis zu Haushaltsgegenständen, konnte man alles mögliche dort finden. Zwar war in der Nähe auch ein Supermarkt, der recht günstig war, doch viele Bewohner der kleinen Stadt waren Stammgäste und kamen regelmäßig her. Die Gemeinschaft des Dorfes war ziemlich stark und nur die Zuneigung zu dem alten Mann bewog die Mitbürger hier einkaufen zu kommen, wobei es im Supermarkt deutlich günstiger war. Bakura selbst ging in den Supermarkt, weil er es sich anders einfach nicht leisten konnte. Sein Chef nahm ihm das aber alles andere als übel und verstand ihn.

„Mach danach einfach Feierabend, ich denke du hast für heute genug vom Lager“, entschied der alte Mann und Bakura lächelte leicht.
 

Mit drei schweren Tüten bewaffnet schleppte sich der junge Mann durch die Straßen. Ein Auto wäre sehr praktisch, aber Bakura mochte diese Fuhrwerke nicht. Der Weißhaarige besaß nicht mal ein Fahrrad.

Frau Jinan lebte in einem kleinen Häuschen am Rande der Stadt, nahe einer Klippe direkt am Meer. Als er jünger war, war er oft hergekommen und hatte hier gespielt. Sein Großvater war mit Frau Jinan befreundet gewesen. Allerdings wusste er nicht sonderlich viel über sie und hatte sich nie die Mühe gemacht, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Obwohl er die meisten Märchen über das Meer von ihr gehört hatte.

Als er die Einfahrt betrat, fiel ihm ein dunkelblauer Wagen auf, der dort geparkt war. Also hatte sie Besuch? Bakura wusste, dass sie kein eigenes Auto besaß. Wahrscheinlich jemand, der ihr im Haushalt half, während ihr Fuß lädiert war.

Die Tüten stellte er erst einmal vor der Haustür ab und heftete seinen Zeigefinger an die Türklingel. Er konnte Frau Jinan rufen hören.

„Mach mal bitte jemand die Tür auf!“

„Malik geh mal!“

„Geh doch selber!“

„Du bist näher dran!“

„Ja, ja, ist ja schon gut!“

Die genervte Stimme war beim Reden lauter geworden, was wohl bedeutete, dass derjenige der sprach sich der Tür genähert hatte. Und dabei behielt Bakura recht. Wenige Augenblicke später wurde sie aufgemacht.

Ein blonder, junger, schlanker Mann, mit hellen lavendelfarbenen Augen und dunkler Haut öffnete die Tür und sah Bakura aufmerksam an. Dann wandte er den Kopf in Richtung Flur.

„Es ist ein weißhaariger Kerl mit Tüten!“

„Dann hilf ihm, sie in die Küche zu bringen!“, kam es von weiter drinnen.

Der Blonde seufzte und lächelte Bakura, der sich im Moment irgendwie vollkommen veralbert vor kam, an.

„Na dann gib mir mal eine davon“, entschied er und schnappte sich die Tüte, die am leichtesten aussah, was Bakura ein kurzes Schnauben entlockte. Ohne etwas zu sagen nahm er die anderen Tüten und folge dem jungen Mann ins Haus.

In der geräumigen Küche saß Frau Jinan, das graue Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden und ihr Fuß lag in Verbänden. Gegenüber am Tisch saß jemand, der dem blonden Individuum unbekannter Herkunft, welches ihm die Tür geöffnet hatte ähnlich sah. Nur schien er größer, sein Haar stand wild von seinem Kopf ab und seine Augen wirkten um einiges dunkler.

„Hallo Bakura, stell sie bitte dort ab. Möchtest du etwas trinken?“, fragte die Dame freundlich und Bakura schüttelte den Kopf.

„Nein, danke.“

Der jüngere Blonde hatte sich nun auch an den Tisch gesetzt und der Weißhaarige fühlte drei Augenpaare auf sich ruhen, als würde er gleich irgendwelche Kunststückchen vorführen.

„Setz dich doch. Das hier sind Malik und Mariku. Sie kommen aus Domino City und sind hergekommen, weil mein Sohn gestern heimgekehrt ist“, erklärte sie und Bakura nickte den beiden zu, die ihn einfach immer noch anstarrten. Der Größere der beiden trank etwas aus seinem Glas und schmunzelte kurz, verzog dann aber das Gesicht, als hätte ihm jemand einen Tritt gegen das Schienbein versetzt.

Eigentlich wollte Bakura sich nicht setzen. Doch es wäre unhöflich nun abzulehnen, bevor sie ihm sein Trinkgeld für das bringen der Einkäufe gegeben hatte. Und sie gab ihm immer etwas! Also ließ er sich auf den nächsten Stuhl sinken und versuchte so auszusehen, als wäre er gar nicht da.

Das Frau Jinan einen Sohn hatte, war ihm neu. Gesehen hatte er ihn hier noch nie. Plötzlich wurde etwas in seiner Erinnerung angestoßen, was seine Eingeweide dazu veranlassten sich zusammen zu ziehen.

„Ich bleibe noch zwei Wochen hier und fahre dann mit einem anderen Händlerschiff mit. Ich wollte noch meine Mutter besuchen.“

Am liebsten wäre Bakura einfach aufgestanden und gegangen.

Und als hätte er seinen Gedanken gehört, betrat nun ein ihm bekannter weißer Haarschopf, mit körperlichem Anhang daran die Küche. Kura lehnte sich locker in den Türrahmen und hatte die Lippen zu einem Grinsen verzogen.

„Hallo, so schnell sieht man sich wieder“, stellte er amüsiert fest und Bakuras Miene versteinerte sich.

Der Hüne setzte sich neben ihn auf den Stuhl und sah ihn schwach grinsend an.

„Wie er sich freut mich wieder zu sehen. Ich kann es ihm an der Nasenspitze ansehen“, witzelte er und nahm sich ein leeres Glas, das auf dem Tisch stand, um es mit Cola zu füllen.

Frau Jinan lächelte Bakura entschuldigend an.

„Ich habe schon gehört, dass ihr euch getroffen habt. Sei ihm nicht böse, er ist ein Idiot.“

„Das hab ich gemerkt“, rutschte es Bakura raus und Mariku fing daraufhin an zu lachen. Kura brummte neben ihm, schien aber nicht wütend zu sein. Er zuckte mit den Schultern und streckte sich auf dem Stuhl aus, Bakura dabei zuzwinkernd.

„Kura bleibt für zwei Wochen hier und da er so lange fort war, sind seine Freunde hergekommen, um Urlaub zu machen“, erklärte die alte Frau und trank etwas von ihrem Kaffee.

Natürlich erwiderte Bakura nichts darauf. Er hasste es, wenn ihm fremde Menschen vor die Nase gesetzt wurden und fragte sich gerade ernsthaft, ob er das Trinkgeld so dringend brauchte. Ja, leider schon. Deswegen sanken seine Schultern etwas herab.

„Ich habe deinen Chef gebeten, dich herzuschicken. Ich dachte, vielleicht könntest du den Jungs ein wenig das Dorf zeigen. Kura war sehr lange nicht mehr hier und du kennst dich hier so gut aus.“ Bei dem Lächeln das sie ihm schenkte, war es ihm fast unmöglich Nein zu sagen. Allerdings brummte er.

„Das Dorf ist nicht sonderlich groß. Da“, er deutet in eine Richtung „... ist das Meer und da“, Bakura deutete in die andere „... nicht.“ So viel zur Führung. Malik und Mariku lachten leise und Kura schüttelte amüsiert den Kopf. Frau Jinan schien etwas betrübt.

„Wenn du nicht möchtest, kann ich das natürlich verstehen. Du hast ja immer so viel zu tun.“ Und wie er das hatte. Auch wenn er heute nicht mehr arbeiten musste, konnte er sich wesentlich bessere Dinge vorstellen, als drei Leute durch die Gegend zu schleifen, von denen er einem am liebsten gegen den Kopf treten würde.

„Auf eine Stadtführung hab ich eigentlich gar keine Lust“, sagte Kura und zum ersten Mal, seit er ihn getroffen hatte, flammte ein Funken Sympathie für ihn auf, den dieser aber gleich wieder im Keim erstickte, indem er weiter sprach.

„Mir würde es auch reichen, wenn der Hübsche hier einfach mit zum Strand kommt und ich ihn in aller Seelenruhe angaffen kann.“

Frau Jinan warf ihrem Sohn daraufhin einen tadelnden Blick zu. Das sie seine Neigungen tolerierte hieß nicht, dass sie den Anstand in diesem Haus verfallen lassen würde. Sie suchte in ihrer Handtasche, die an ihrem Stuhl hing nach ihrer Geldbörse und schob etwas Geld für Bakura über den Tisch, der es dankend entgegen nahm und dann aufstand.

„Vielen Dank, Frau Jinan. Wenn sie noch etwas brauchen, rufen sie einfach im Laden an. Ich muss nun gehen, tut mir leid.“ Bakuras Stimme war freundlich, doch irgendwie tonlos. Da sie ihm das Geld so zügig gegeben hatte, sollte das wohl bedeuten, dass er gehen konnte. Die blonden Typen und Kura ignorierte er nun allerdings vollkommen und verließ das Haus, ohne noch einmal zurück zu sehen.
 

„Das lief ja wie am Schnürchen“, witzelte Mariku und fing sich noch einen Tritt von Malik unter dem Tisch ein.

„Lass das doch mal!“, motzte er seinen Freund an und zog eine Schnute. Vorhin hatte er ihn auch schon getreten, als Mariku in Versuchung kam, etwas sehr Unverschämtes zu sagen. Malik kannte ihn eben zu gut.

Kura schien nicht gerade erfreut und schenkte ihm nur einen kalten Blick. Ohne Hast räumte er die Einkäufe weg und sah Bakura durch das Fenster die Einfahrt hinunter gehen.

„Bakura ist eben etwas eigen“, erklärte seine Mutter und lächelte. Dass sie Bakura hat herkommen lassen, hatte sie nur auf seine Bitte hin getan, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass er auch in dem Krämerladen arbeitete.

Das einzig Grandiose an diesem Plan war nun, dass er wirklich grandios nach hinten los gegangen war.

„Dann musst du wohl doch Zeit mit uns alleine verbringen, Kuralein“, schmunzelte Malik und neigte den Kopf zur Seite.

„Wunderbar“, knurrte der Hüne und seufzte. Mariku und Malik waren seine Freunde und sie kannten sich schon sehr lange. Doch mit beiden alleine etwas zu unternehmen, konnte sehr anstrengend werden.
 

Nach seinem Abgang war Bakura erst einmal nach Hause gegangen, um zu duschen und sich umzuziehen. Heute war es sehr warm und in verschwitzter Kleidung wollte er nicht herum laufen.

Die Uhrzeit wusste er nicht, doch bald müsste die Sonne unter gehen und ihn zog es erneut zum Meer. Seine Füße fanden den Weg alleine, ohne das er darüber nachdenken musste zu seinem Lieblingsplatz in der Nähe des Hafens.

Auf einer hohen Düne setzte er sich und zog die Beine an. Der sandige Weg zum Wasser war zum Teil von hohem, durch die Hitze trocken gewordenem Gras gesäumt, bis sich der Sand ohne Hindernis in einem weißen Sandstrand ergoss und das Meer ihn schließlich begrüßte und in sich aufnahm.

Sein Blick ruhte auf der ruhigen See. Heute wehte kaum ein Lüftchen und er genoss die Wärme der letzten Sonnenstrahlen auf seinen Armen und seinem Gesicht. Der Himmel am Horizont färbte sich allmählich gelb und orange, als der große Feuerball namens Sonne langsam im Meer versank und das Wasser in warmen Farben glitzern und schimmern ließ.

Das seine Gedanken gerade zu dem heute Geschehenem wanderten war unvermeidlich. Am besten verarbeitete er Dinge wenn er genau hier saß. Es beruhigte ihn und Bakura hatte das Gefühl, er konnte hier einfach alles abladen, um die Last seiner Schultern zu schmälern. Seit seiner Kindheit kam er her und vertraute dem Meer seine Sorgen an. Die Vorstellung, wie viel er den Untiefen schon von sich preis gegeben hatte, war erschreckend. Es war für ihn wie ein Tagebuch, dass niemand, auch er selbst nicht, lesen konnte. Als würden seine Gedanken von den Wellen fort getragen und für immer auf dem Grund versinken. Einen sichereren Ort für seine tiefsten Gefühle konnte man sich doch gar nicht vorstellen.

Jetzt musste er nur noch eins tun: Sich zwei Wochen lang irgendwo verstecken.
 

Fortsetzung folgt...



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Cloudlesssky
2020-08-02T21:17:35+00:00 02.08.2020 23:17
Hey lass dir auch mal ein Review da , finde deine Geschichte interessant ein Bakura der das Meer liebt aber gleichzeitig Seekrankheit ist finde ich süß ! Mal sehn was Kura noch mit ihm vorhat
Antwort von:  Carura
03.08.2020 11:19
Danke für den Kommentar :3 Ich bin da auch gespannt drauf. Kura trau ich persönlich ja alles zu.
Von:  jyorie
2012-10-22T21:29:23+00:00 22.10.2012 23:29
Hi^^

das Kapitel war witzig :D Akefia scheint ja richtig auf Baku zu
stehen :D

*grins* so einem schlechtgelaunten Kellner möchte ich nicht be-
gegnen. Was wohl als nächstes gekommen wäre, nachdem Aki weiß
wo Baku wohnt?

LG Jyorie

Von:  jyorie
2012-10-22T21:29:12+00:00 22.10.2012 23:29
Hi^^

Bakura mit Seekrankheit auf einem Schiff, und dann noch halb
unfreiwillig, vor allem der „andere“ der ihn Ärgert ist witzig :)
Na mal sehen, wie es weiter geht^^

LG Jyorie

Von:  MrsYam0s
2008-08-23T22:06:54+00:00 24.08.2008 00:06
*lach*
Kura klingtso n bissel nach Stalker, was nix schlechtes is
*nick*
och..
da hat bakura verpasst wie die schiffe wieder ablegen
*schnief*
der Arme kerl
*nick*
Von:  MrsYam0s
2008-08-23T21:52:15+00:00 23.08.2008 23:52
*lach*
Bakura is seekrank und liebt das meer
toll xD
*nick*

Aber als Kura auftritt, die beschreibung
*schnurr*
Genial
*nick*
einfach nur genial
*nick*
Von: abgemeldet
2008-01-31T21:05:53+00:00 31.01.2008 22:05
Also...
*Stille*
Ich fand beide Kapitel sehr gut.
Bakura ist schön schlagkräftig.
Hoffen wir mal das Kura es schafft ihm "zufällig" wieder über den Weg zu laufen.^^
Von:  Nao_Kirisaki
2007-08-15T11:42:13+00:00 15.08.2007 13:42
Wow, echt cool.
Diese Idee mit den Seefahrern und allem drum und dran ist wirklich mal was neues!
Und das ist auch gut!
Ich finde es auchwitzig, dass Bakura die ganze Zeit angestarrt wird.
Das ist witzig ^^
Also auf zum nächsten Kapitel

Yo Ho
Von:  PsYcHoBeLLa
2007-08-14T19:06:15+00:00 14.08.2007 21:06
In einem Wort: geil xD
Was ich an dieser Stelle mal loswerden will:
Irgendwie hast du was schizophrenes. Du denkst dir immer so viele verschiedene geile Charaktere aus, Irgendwoher muss das doch kommen! xD
Von:  Leto
2007-08-11T11:07:50+00:00 11.08.2007 13:07
Last but not least xD
Ich stell mir gerade das Gesicht der Verkäuferin vor als Bakura das Geld auf den Thresen knallt - das muss einfach zu geil aussehen *lol* Armer Bakura, er sollte sich nicht so aufregen, das ist nicht gut für den Blutdruck xDD
*lach* Bakura hat aber echt kein Glück, erst der betrunkene Seemann, der ihn zulallt und dann auch noch Kura. Es ist echt nicht sein Glückstag *eg*
> Ich bin eigentlich ein ganz netter Kerl <
Betonung auf das "eigentlich" xD
Hach, Kura ist so toll *schnurr*
> War Bakura der Einzige hier, dessen Laune immer schlechter wurde? <
Ja *eg*
Bakura tut mir am Ende richtig leid als die Schiffe dann schon weg waren, muss ziemlich enttäuschend für ihn sein, immerhin hatte er sich schon so drauf gefreut. Hach, ich will auch am Meer wohnen und den Schiffen zusehen ;___;
Ich kann verstehen, dass Bakura das so toll findet - es ist auch interessant dabei zusehen **
Ich will da auch wohnen ;__;
So, bin aber mal gespannt wie das noch mit Bakura und Kura weitergeht ^^
Von:  Leto
2007-04-23T17:44:21+00:00 23.04.2007 19:44
Mein erster Gedanke war grad: Wow, interessantes Bild von Baku in der Charakterbeschreibung xDDDD~
Ich les jetzt erstmal die mit nicht so vielen Kapitel xD (bis dahin hab ich bestimmt vergessen um was es bei "Someday I will fuck you" überhaupt ging *drop*)
Ah, das ist die FF wo er das Meer liebt, aber seekrank ist *lach* Das find ich so geil xDD~

> ein Tropfen landete direkt auf seiner Nase. Der Junge blinzelte kurz <
*sich das voll süß vorstellt *,*
Ich mag Gewitter auch x333

Manchmal wünsche ich mir auch so ein Leben *seufz*
So ganz ohne diese Medien - irgendwo am Meer wohnen und das Leben leben sein lassen *verträumt*

> Wie gerne würde er doch ein Mal, ohne über der Reling zu hängen und sich dort zu übergeben, auf einem Schiff sein <
xDDDDDDD

> Spielerisch strecke er seine Hände nach den Sonnestrahlen aus, als könne er diese greifen, bekam aber nichts zu fassen. <
Awwww~ wie süß *_*

> und sein Oberkörper lag frei, was Bakura hatte einen guten Blick auf seine Bauchmuskeln bescherte. <
*schnurr* *_*
Owww~ und Bakura ist so süß wie er sich gegen Kura auflehnt *kicher* **
Und Kura ist toll *,,,*
*ihn haben will* **

> Schlimmer konnte der tag nicht mehr werden. <
DAS würde ich nicht zu laut sagen ûu

Sehr schön, sehr schön, sehr schön - mal sehen was da noch auf Bakura zukommt *g*


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