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Silent Hill

Otherside
von

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Der Wald

Still lag der nebelverhangene Wald um Silent Hill da. Das blasse grün der Pflanzen wurde vom dichten Nebel geradezu aufgesogen und in ein ebenso blasses grau verwandelt, wenn man nicht direkt davor stand. Die Luft war kühl und feucht zwischen den mosbewachsenen Bäumen. Würde man nach oben sehen so würde man, wenn man denn durch das dichte Blätterdach hindurch spähen konnte, irgendwo einen weißen Punkt im ewigen grau ausmachen. Das war alles was der dichte Nebel der strahlenden Sonne zugestand. Ein weißer fast vom grau verschlungener Punkt. Kein Windstoß wagte es, die geradezu ohrenbetäubende Stille des Waldes zu durchbrechen.

Als Liz zum ersten mal diesen Wald betrat, erschreckte sie diese Stille. Kein Gesang von Vögeln, kein Wind der mit sanftem Rauschen durch das Blätterdach fuhr, nichts. Absolute Stille. Inzwischen war sie daran gewöhnt, doch jedes mal wenn sie auf einen Ast trat und dieser knirschend unter ihren Schuhen nachgab, kam es ihr so vor als wäre es laut wie ein Schrei. Diese von ihr ausgehenden Geräusche gaben ihr irgendwie das Gefühl, dass sie hier unwillkommen war. Es war fast so, als würde der Wald tief und fest schlafen und sie würde diese Ruhe stören.

Wie immer waren ihre Gedanken davon erfüllt, dass sie in diesem Wald unwillkommen war. Und wie immer ignorierte sie es.

„Nebelig ...“

bemerkte sie. Und auch wenn es kaum mehr als ein flüstern war, hallte die Stimme noch Sekunden später nach. So als würden die Blätter ihre Stimme auffangen und diese auf Liz zurück werfen.

Sie hörte ihre eigenen Worte zu ihr zurück kehren und musste sich ein Grinsen verkneifen.

~Natürlich ist es nebelig. Alles andere wäre hier auch mehr als abnormal!~

Sie fuhr sich mit den Fingern durch das vom Nebel feuchte Haar und ging langsam weiter. Zu spät bemerkte sie den tief hängenden Ast. Beinahe lautlos glitt er über ihren rechten Arm und schnitt dabei durch die Haut. Liz sah auf ihren Arm. Zuerst war nur ein dünner weißer Strich zu sehen, doch kurz danach verfärbte er sich rot und dunkles Blut lief aus dem Kratzer. Sie wischte es sich mit dem Zeigefinger der linken ab und steckte sich diesen in den Mund. Das machte sie grundsätzlich immer. Erneut sah sie auf die Wunde und flüsterte in die Stille:

„Du willst mich hier wirklich nicht haben, oder?“

Und aus den Bäumen antwortete es:

„Du willst mich hier wirklich nicht haben, oder?“

Ihr kam es in diesem Moment tatsächlich wie eine Antwort vor.

~Fein. Aber du wirst mich so schnell nicht los!~

Auf diesen Gedanken antworteten der Wald natürlich nicht, wie sollte er auch? Doch für Liz war es so etwas wie ein kleiner Sieg.

Sie wischte sich das letzte Blut vom Arm und leckte es von ihrem Finger. Aus der Wunde würde kein neues mehr sickern, da diese bereits verschlossen war.

Wenige Schritte weiter entdeckte sie einen Weg sah überrascht drein. Sie war schon dutzende male in diesem Wald gewesen, doch noch nie hatte sie einen Weg bemerkt. Aber nun war er da.

Sie wollte gerade den breiten Sandweg betreten, als hinter ihr etwas knirschend zerbrach.

Sie schrie auf vor Schreck, denn was auch immer sie an einem solchen Ort alles erwarten mochte, Geräusche waren es auf keinen Fall.

Sie fuhr herum und hinter ihr war ...

„Nichts?“

Sie blickte sich suchend um, während die Bäume ihre Wörter zurück flüsterten.

~Haltet endlich die Schnauze!~

Diesen Gedanken sprach sie natürlich nicht aus, da sie nicht von den Bäumen angekeift werden wollte.

Langsam kam sie sich wie eine Verrückte vor. Sie redete mit den Bäumen und bildete sich scheinbar Geräusche ein. Entweder das, oder was immer dieses Geräusch verursacht hatte, war schneller als alles was sie je gesehen hatte. Oder besser gesagt nicht gesehen hatte.

Noch ein letztes Mal sah sie sich um und diesmal fiel ihr Blick auf etwas, das auf dem Boden lag. Auf einen zerbrochenen Zweig. Wo ihre Schuhe das nasse Gras berührt hatten war es platt gedrückt, doch ihre Spuren waren nicht einmal in der Nähe dieses Zweiges und neben den ihren waren keine weiteren Spuren zu sehen.

„Also Sachen gibt´s.“

sagte sie unbewusst in einem etwas über sie selbst und ihre Schreckhaftigkeit amüsierten Tonfall. Im gleichen Tonfall kehrten diese Worte zu ihr zurück und nun bekam sie das Gefühl, als würde sich dieser Wald über sie lustig machen.

Sie wandte sich wieder um und betrat den Weg. Nach links schien es aus dem Wald raus zu gehen und nach rechts weiter ins Waldesinnere.

„Es würde mich ja schon interessieren, wo dieser Weg hinführt, aber für Heut ist´s genug.“

Sie würde den Wald auf diesem Weg verlassen und ihn einfach beim nächsten Mal erneut betreten um herauszufinden wo er hin führen mochte.

Der Nebel verschlang natürlich noch immer alles unbarmherzig und verschonte auch den Weg nicht. Liz konnte kaum 4 Meter weit sehen und selbst in dieser Entfernung alles nur verschwommen.

Trotzdem fühlte sie sich merkwürdig beobachtet.

~Was zur Hölle könnte mich in diesem Nebel beobachten?~

Sie fröstelte und hielt sich die Arme.

Um der Kälte möglichst bald zu entgehen ging sie etwas zügiger.

Nach einigen Minuten entdeckte sie am Wegesrand einen Pavillion.

„Was macht denn sowas hier?“

In diesem Moment fiel ihr erst auf, dass ihre Beine schmerzten.

Sie war längere Fußmärsche gewohnt, deswegen fragte sie sich, warum ihre Beine jetzt schon klagten.

Nach einem Moment entschloss sie sich dazu nicht weiter darüber nachzudenken und sich eine kurze Pause zu gönnen, also betrat sie den Pavillion.

In diesem befand sich eine alte Holzbank. Sie striff mit den Fingern darüber.

„Nass. War ja klar.“

Ihre Beine fingen heftiger an zu schmerzen und sie entschied, dass ihr ein nasser Hintern einiges lieber als diese schmerzenden Beine war, also setzte sie sich und sah sich ein wenig müde um.

Nachdem sie den Kopf einmal von links nach rechts und wieder zurück gedreht hatte schüttelte sie den Kopf und seufzte.

„Und was genau erwartest du in diesem Nebel zu sehen?“

fragte sie sich selbst.

Die Schmerzen wollten nicht nachlassen. Dazu kam nun noch eine plötzliche Müdigkeit.

„Vielleicht sollte ich mich einen Moment lang ausruhen.“

Bei diesem Gedanken musste sie laut gähnen.

Wie gern würde sie jetzt schlafen, doch hier könnte sie wohl nicht schlafen.

~Wieso eigentlich nicht?~

fragte sie sich in Gedanken und legte sich die Beine ausstreckend auf der alten Bank nieder.

Noch einmal gähnte sie und rieb sich müde die Augen bevor sie diese schloss.

Inspiration

Es war irgendwas um 23:00 Uhr. In Pleasant River waren die Straßen wie üblich hell erleuchtet. Reggie hasste diese weiß leuchtenden Laternen. Irgendwie war ihm das Licht, das sie ausstrahlten zu steril. Er lehnte sich mit verschränkten Armen aus dem Fenster im oberen Stockwerk seines Hauses und verfluchte in Gedanken diese Laternen. Ein Windstoß ließ ihn frieren und er trat vom Fenster zurück. Er schloss es, wobei es quietschte. Für einen Moment sah er die schmutzige Scheibe an.

“Sollt ich mal sauber machen.”

murmelte er und rieb sich mit der rechten Hand über das von Bartstoppeln überwucherte Kinn. Er seufzte.

“Und rasieren sollt ich mich auch mal wieder.”

Noch einen Moment lang rieb er sich das Kinn, dann wandte er sich vom Fenster ab und ließ sich auf eine alte braune Couch fallen, die fast unter ihm nachzugeben drohte.

Das Zimmer in dem er sich befand war wenig geschmackvoll eingerichtet, dafür aber recht groß. Im hinteren Bereich stand ein Bett mit einem zerwühlten Laken. Daneben ein kleiner Nachttisch vollgestellt mit irgendwelchen Sachen, von denen die meisten in den Abwasch, oder in den Müll gehörten. Die Wände waren schlicht tapeziert und gelb angestrichen, zum Teil aber von altmodischen Schränken verdeckt. Dazu lag ein brauner Teppich auf dem Boden, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. Neben dem braunen Sofa befanden sich noch zwei zum Sofa passende Sessel im Zimmer. Der eine vollgestapelt mit Kleidung, der andere vor einem kleinen Tisch auf dem eine Schreibmaschine stand. In und neben dieser lagen einige Blätter, doch viel mehr lagen zusammengeknüllt im Papierkorb neben dem Tisch. Leise lief ein kleiner Fernseher in einer Ecke des Raumes und vom sich langsam drehenden Deckenventilator gingen leise Geräusche aus. Irgendwie roch es merkwürdig in diesem Zimmer. Es stank nicht aber es roch ... alt. An sich erweckte es dein Eindruck als würde ein alter Mann hier allein wohnen und keiner Ende 30.

Reggie erhob sich wieder von dem Sofa und begab sich zum kleinen Schreibtisch. Seufzend ließ er sich in den Sessel davor sinken und nahm einen Schluck vom inzwischen kalten Kaffee, der auf dem kleinen Tisch stand. Er schmeckte bitter und Reggie hatte das Gefühl als würde dieser Geschmack, der ihn fast das Gesicht verziehen ließ eher wach halten, als das Koffein.

Müde stellte er die Tasse wieder ab und rieb sich die leicht geröteten Augen. Obwohl ihm diese brannten und er nichts mehr wollte als sich schlafen zu legen zog er die Schreibmaschine zu sich heran und begann zu schreiben. Nach wenigen Zeilen brach er jedoch ab.

“Ach scheiße!”

Er riss das Blatt aus der alten Maschine, zerknüllte es und warf es zu den unzähligen anderen in den Papierkorb.

“Ich bekomm einfach nichts Gutes mehr zu Papier!”

Erneut gähnte er. Nachdem er wieder versucht hatte etwas zu Papier zu bringen, es aber auch diesmal fehlschlug und sein Versuch neben den anderen im Papierkorb landete, entschied er sich dazu erst einmal duschen zu gehen. Er nahm sich ein Handtuch aus einem der Schränke und betrat den Flur. Dieser war ebenfalls gelb tapeziert. Ein roter etwas neuer als der andere wirkende Teppich erstreckte sich bis zur Treppe ins Erdgeschoss. Vorbei an den Türen zu seinem Zimmer, aus dem er gerade kam, dem Gästezimmer und dem Bad. Er musste das Licht nicht einschalten, da von draußen genug durch das Fenster an dem der Straße zugewandten Seite des Hauses schien.

Das Bad var mit cremefarbenen Fliesen bestückt. Es war ein ziemlich kleiner Raum. Ein schräges Dachfenster, eine Toilette, die kleine Dusche und ein Waschbecken über dem ein Spiegel hing. Reggie streifte sich seine Kleidung ab und betrat die kleine Dusche. Kaltes Wasser überströmte ihn und ... plötzlich ging das Licht aus und das Wasser ließ ebenfalls nach und verschwand. Er drehte an den Hähnen, doch nichts passierte.

“Was zur Hölle soll denn das?”

Wütend nahm er sein Handtuch und verließ das Bad. Auf dem Weg in den Keller blieb er jedoch abrupt stehen. Auf dem Flur war es finster. Selbst durch das Fenster schien kein Licht mehr. Er trat ans Fenster und sah hinaus. In der ganzen Straße schien der Strom ausgefallen zu sein. Der volle Mond erleuchtete zwar noch die Straßen, doch vermochte er es nicht bis in Reggie´s Haus zu leuchten.

“Na wunderbar. Das war´s wohl mit dem Duschen!”

Er betrat sein Zimmer und stellte fast erstaunt fest, dass es ebenfalls finster war. Leise drehte sich noch der Deckenventilator vom Restschwung, doch es dauerte nicht lang und dann verharrte auch dieser in Bewegungslosigkeit und verstummte. Er ging an seinen Kleiderschrank, nahm sich Unterwäsche und eine alte Jeans heraus und bemerkte dabei etwas.

Eine braune Jacke, die inzwischen seit fast einem Jahr bei ihm im Schrank hing. Er hatte sie mal von einem anderen Autor geschenkt bekommen und seitdem hing sie im Schrank.

Reggie erinnerte sich an diesen Autor. Im vergangenen Jahr hatte er einen Bestseller herausgebracht. Es gab Gerüchte, dass dieser Mann sich in der Geisterstadt Silent Hill hat inspirieren lassen.

“Alles klar. Ich gehe auch in diese Stadt! Ist sicher inspirierend!”

Er nahm die Jacke aus dem Schrank und warf sie sich über. Dabei fiel eine kleine Taschenlampe aus einer der Taschen auf den Boden.

Reggie hob diese auf.

“Wusste gar nicht, dass das da drin war.”

Er betätigte den Schalter und sie funktionierte tatsächlich noch.

Der Autor hatte sicher mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass dieses Ding noch funktionierte, deswegen ließ er es auch erschrocken und geblendet fallen.

Mit schmerzenden Augen hob er sie wieder auf und steckte sie sich halb in die Brusttasche der Jacke, aus der sie gefallen war.

So erhellte sie ein wenig den Raum vor ihm. Er fuhr sich mit den Fingern durchs nasse Haar und verließ den Raum, ging den dunklen Flur entlang und die Treppe hinunter zur Tür.

Mit einem lauten Knarren öffnete er diese und betrat die vom Mond erleuchtete Straße.

Sein Nachbar Jeffrey stand vor dessen Haus und rauchte eine Zigarette.

“Hi Rege! Hältst es drinnen im Dunkeln auch nicht aus? Willst du eine rauchen?”

Reggie schüttelte den Kopf.

“Nein, ich muss weg.”

Jeffrey gab wie üblich grinsend seine Antwort.

“Ohne Auto? Hoffe du willst nicht zu weit weg. Soll ich dich fahren?”

Reggie erinnerte sich daran, dass er seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgeben hatte müssen.

Also nickte er und sagte:

“Alles klar Jeff, kannst du mich nach Silent Hill bringen?”

Jeffrey fing an zu husten, als wäre die Zigarette die er in diesem Moment rauchte seine erste gewesen. Er grinste zögerlich und sagte:

“Du willst mich auf den Arm nehmen, oder Rege?”

doch Reggie schüttelte den Kopf.

“Ich muss dort hin. Also, kannst du mich bringen, ja oder nein?”

Jeffrey warf die Zigarette weg und ging mit einem Nicken zu seinem Wagen.

“Fein. Aber ich bring dich nicht näher als zwei Kilometer an diese Stadt heran, klar?”

Als Reggy dem Blick seines Freundes zu dessen Auto auf der Straße folgte, fragte er sich erneut wie sich dieser nur so ein Auto leisten konnte. Außen glänzend schwarz und innen Lederbezüge. Jeffrey erzählte nichts über seinen Job, doch was immer es auch war, er musste sehr gut daran verdienen.

Die Fahrt verlief ereignisslos. Unterwegs fiel ihm auf, dass in der gesamten Stadt der Strom ausgefallen sein musste. Ein altes Holzschild ragte am Stadtausgang aus dem Boden. Reggy las es nicht, doch er wusste eh auswendig was darauf stand:

Sie verlassen nun Pleasant River. 8 Meilen bis Silent Hill.

Durch das offene Fenster drang ein leichtes Rauschen aus dem Wald, so als würden die Bäume zu ihm flüstern, doch es musste etwas anderes sein, denn in diesem Wald gab es keine Geräusche. Schon seit Jahren nicht mehr.

Der Mond strahlte dieses weiße, von Reggie so gehasste, Licht aus und die Schatten der Bäume fielen auf die Straße, wurden jedoch von den Scheinwerfen des Autos vertrieben.

Irgendwann hielt Jeffrey an und sagte:

“So, von hier an musst du allein weiter.”

Reggy nickte knapp und stieg aus.

“Danke für´s Bringen!”

“Keine Ursache. War nett dich gekannt zu haben!”

Er wendete den Wagen und fuhr davon. Grinsend stellte Reggy fest, dass er scheinbar mit überhöhtem Tempo fuhr.

Nach wenigen Schritten bemerkte er in der Ferne Nebel, der schnell näher kam. Schneller als er es eigentlich sollte. So als würde nicht Reggy auf den Nebel, sondern der Nebel auf ihn zugehen.

Und tatsächlich. Fast wie Wasser floss der Nebel heran.

Reggy überlegte sich kurz ob er nicht doch lieber umkehren sollte, doch da war es schon zu spät. Zumindest dachte Reggy das, weil der Nebel ihn bereits in Knöchelhöhe umschloss und irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieses Zeug ihn nicht mehr gehen lassen würde. Tatsächlich fühlte er sich irgendwie von diesem Nebel in Richtung statt gezogen. Langsam ging er weiter. Als er sich umsah bemerkte er, dass der Nebel sich langsam zurück zog. Direkt hinter ihm löste er sich wieder auf, wurde dafür aber vor ihm dichter. Bald konnte er kaum noch seine Füße sehen, weil er schon bis zu den Knien verschwunden war und kurz darauf tauchte er komplett in den Nebel ein. Er war so dicht, dass er die Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Die Arme ausgestreckt und mit schlurfenden Schritten ging er weiter.

“Hab gehört, dass es hier nebelig ist, aber so schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt!”

Seine Hände stießen gegen etwas.

Er schob sich an dieses etwas heran und las die Worte:
 

Willkommen in Silent Hill!

Der Fremde

Als Liz die Augen auftat, bemerkte sie, dass es bereits mitten in der Nacht war. Kurz fragte sie sich, wo sie war, denn obwohl es nebelig war, leuchtete schwach eine Lampe an der Decke des Pavillions und verlieh dem Nebel einen gelblichen Schimmer.

Was auch immer sie an einem Ort wie diesen erwartet hatte. Es war kein Licht.

Sie setzte sich auf und ihre Kleidung gab ein schmatzendes Geräusch von sich, als es sich von dem nassen Holz unter ihr löste.

Ihr schwarzes Shirt und die Hose waren total verdreckt, also stand sie auf und klopfte sich den Schmutz ab, wobei sie feststellte, dass ihre Kleidung größtenteils ziemlich durchnässt war.

Wie lang habe ich hier eigentlich gelegen?

Sie verließ den Pavillon und ging weiter in die ursprüngliche Richtung, die vermeintlich aus diesem Wald führte.

Das Graugrün der Blätter und Pflanzen wurde in der Dunkelheit zu einem bedrohlich wirkenden Schwarz.

Für gewöhnlich liebte Liz die Dunkelheit, doch diese ließ sie sich unwohl fühlen. Wieder schien es aus den Bäumen zu ihr zu flüstern, doch diesmal ohne dass sie etwas sagte.

Sie verstand dieses Geflüster nicht, doch es klang fordernd.

Der Nebel hatte sich soweit zurückgezogen, dass sie den Vollmond sehen konnte. Dieser ließ die Spitzen der bedrohlich schwarzen Bäume wieder ein wenig grün werden und tauchte die Nebelschwaden, die noch umher zogen in ein leuchtendes Weiß.

Die ganze Umgebung kam ihr irgendwie trostlos, oder besser gesagt farblos vor. Das Schwarz der Bäume gemischt mit dem Weiß des Nebels und dem Grau des Bodens.

Irgendwie kam es ihr nach einer Weile so vor, als würde der Weg eher in den Wald hinein, als aus diesem heraus führen.

“Wunderbar!”

“Was ist wunderbar?”

“Ich habe mich wohl verlau ...”

Erschrocken verstummte Liz und sah sich um. Nichts.

Wer hat das denn jetzt gesagt? Ich dachte ich bin allein hier!

“Wer ist da?”

war alles, was sie laut aussprach.

Im weißen Nebel bildeten sich schwarze Umrisse, als eine Gestalt näher kam. Die Umrisse wurden allmählich deutlicher, bis schließlich eine Person knapp vor ihr stand. Es war ein Mann. Er musste knapp in ihrem Alter sein. Vielleicht ein oder zwei Jahre jünger. Sein blasses Gesicht schien mit dem Nebel zu verschmelzen und seine blauen Augen strahlten Müdigkeit aus und wirkten durch diesen Nebel trübe, genau wie die von Liz. Über seine Haare konnte sie nichts sagen, da diese von einem schwarzen Cappy verdeckt wurden. Er war ein ganzes Stück größer als sie, trug eine schwarze Jacke und eine normale blaue Jeans.

Er trat direkt vor sie und sagte:

“Nur ich.”

Liz sah ihn noch einen Moment musternd an und dann sagte sie ungeduldig:

“Und WER bist du?”

Der junge Mann zuckte mit den Schultern und sagte:

“Wüsste nicht, was dich das angeht.”

Er wendete sich wieder ab und sagte dann:

“Ich muss weiter. Man sieht sich.”

Liz lief zu ihm und ergriff ihn am Arm. Vielleicht wusste er, wie man aus diesem Wald kommen könnte.

“Warte!”

Er stieß ihre Hand weg und wollte sie von sich schieben, doch in dem Moment, als er ihre Schultern berührte, zog er seine Hand zurück.

“Was zur Hölle?”

Er wischte die Hand an seiner Hose ab und diese wurde unter seinen Fingern etwas dunkler vor Nässe.

“kommst du gerade aus dem Regen, oder warum bist du klatschnass?”

Liz deutete auf das aus dieser Entfernung kaum noch zu erkennende gelbe Leuchten des Pavillions.

“Ich bin da eingenickt und eben erst aufgewacht. Hab scheinbar einige Stunden geschlafen.”

sagte sie etwas verlegen.

“Ja, wunderbarer Ort für ein Nickerchen. Egal, kann ich jetzt gehen?”

Die junge Frau wollte den ihr Fremden erneut am Arm packen, doch überlegte sie es sich anders und fragte lediglich:

“Ich hab mich wohl verlaufen, weißt du zufällig wie ich aus diesem Wald komme?”

Als Antwort bekam sie ein Lachen.

“Gar nicht! Dieser Wald verändert sich. Wenn du denkst einen Ausweg gefunden zu haben, bist du wieder mittendrin. Der einzige Ausweg führt in die Stadt. Und genau da gehe ich JETZT hin. Also bis später.”

Zögerlich machte sie einen Schritt auf ihn zu.

“Darf ich dich begleiten? Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube dir. Wenn ein Weg durch den Wald in die Stadt führt, wird auch einer aus dieser auf eine Straße führen.”

Er seufzte.

“Fein, aber vorher zieh das Shirt aus.”

Sie wich erschrocken einen Schritt vor ihm zurück.

“Wieso sollte ich?”

“Frag nicht so blöd. Mach.”

War ja klar.

schoss es ihr durch den Kopf. Dieser junge Mann war sicher alles andere als ein guter Umgang, aber sie sah im Moment keine andere Möglichkeit aus diesem Wald zu kommen als ihm zu folgen. Er schien sich ja ein wenig auszukennen. Und irgendetwas sagte ihr, dass er die Wahrheit sagte, auch wenn sie ihn kein Stück mochte.

“Fein.”

Sie griff an den unteren Rand des Shirts, während er sich abwandte und seine Jacke öffnete.

“Was wird das jetzt?”

Liz sah sich um. Es war noch nicht zu spät wegzulaufen.

Der junge Mann nahm seine Jacke ab und reichte sie ohne sich umzusehen nach hinten.

“Hab kein Bock auf eine Begleitung die mir die Ohren voll heult, weil ihr kalt ist und sie nasse Klamotten hat.”

Etwas errötend nahm sie die Jacke entgegen, nachdem sie sich das Shirt über den Kopf gezogen hatte und sagte:

“Wieso hast du das nicht gleich gesagt?”

Zuerst kam ein Seufzer und dann die Antwort von ihm.

“Wusste nicht, dass du so eine Welle machst. In der Stadt ist es gefährlich. Hast du eine Waffe?”

“Nur ein Messer.”

“Naja, besser als nichts. Können wir los?”

fragte er noch immer von ihr abgewandt.

Die Jacke reichte ihr fast bis zu den Knien, also stieg sie aus ihren Schuhen und zog sich auch die Hose aus, die genauso nass war, wie das Shirt. Mit Hose und Shirt unter dem Arm und einem kleinen Klappmesser in der Hand sagte sie:

“Ja, kann los gehen!”

Als er bemerkte, dass sie auch die Hose ausgezogen hatte seufzte er.

“Die ist nur geliehen bis du etwas trockenes findest und nicht geschenkt, klar?”

Liz nickte.

“Und den Krempel kannst du gleich hier lassen, du wirst keine Zeit haben es zum Trocknen aufzuhängen oder so.”

Stumm ließ sie die Sachen fallen und trat neben ihn.

Erneut musterte sie ihn und sagte schließlich:

“Mein Name ist Liz.”

Als Antwort bekam sie ein Schulterzucken.

“Interessiert mich nicht. Los, ich will vor dem Morgen in der Stadt sein!”

Beide liefen sie los durch den weiß leuchtenden Nebel.

Als der Weg sich gabelte lief der junge Mann gezielt in eine Richtung und folgte ihr. Nach mehreren Abzweigungen kamen sie an einen kleinen Hang an dessen unteren Ende sich eine Straße befand.

Er rutschte den Hang hinunter und kam unten auf, doch Liz stolperte und stürzte den größten Teil hinunter, wobei sie sich die Knie aufschrammte. Laternen beleuchteten die Straße und auf der anderen Seite dieser Straße war ein Abgrund. Man konnte den Boden in der Dunkelheit und dem Nebel nicht erkennen, hätte es aber vermutlich auch nicht gekonnt, wenn kein Nebel da gewesen und es hellichter Tag gewesen wäre.

Einige Meter entfernt ragte ein großes Holzschild aus dem Boden, doch man konnte nichts darauf erkennen.

“Wo sind wir?”

fragte Liz sich noch immer umsehend.

Ihr Begleiter reichte ihr die Hand und sagte zum Schild schauend:

“In Silent Hill!”

Stimmen im Wind

“Wir sind da?”

Liz blickte auf das Schild. Durch den milchig grauen Nebel erkannte sie nur Umrisse.

“Dann führt diese Straße in die andere Richtung aus der Stadt hinaus?”

Ihr Begleiter hob die Schultern. “Entweder das, oder direkt in die Hölle. Naja, viel Glück. Und bevor wir es vergessen, wenn sich unsere Wege hier trennen, hätte ich gern meine Jacke wieder.”

Liz blasse Haut errötete leicht.

“Ich glaube, ich begleite dich, bis ich etwas zum Anziehen gefunden habe, okay?”

Er machte sich nicht die Mühe sie anzusehen, als er nickte und sagte: “Wie du meinst. Gehen wir!”

Sie lief zu ihm und musterte ihn einen Augenblick lang.

Komischer Vogel. Aber er scheint sich hier irgendwie auszukennen. Ich wüsste gern ...

“Nun, mein Name mag dich nicht sonderlich interessieren,”

begann sie, “aber ich würde gern wissen wie du heißt, damit ich weiß wie ich dich ansprechen soll.”

Ein Seufzer durchbrach die zwischen den Worten herrschende fast greifbare Stille und er sagte:

“Am liebsten gar nicht! Aber wenn es denn unbedingt sein muss.”

Er schwieg einen Moment und sagte dann:

“Jack.”

Liz streckte ihm die Hand hin.

“Freut mich Jack.”

Der nun nicht mehr Namenlose machte keine Anstalten ihre Hand zu ergreifen und wandte sich statt dessen zum Gehen um.

“Wie auch Immer. Gehen wir?”

Als er den ersten Schritt machte bewegten sich die milchig grauen Nebelschwaden etwas schneller. Ein kalter Wind blies ihm durchs Haar.

Es schien eine Stimme im Wind mitzuschwingen. Die Stimme flüsterte:

“Jaaaaaaaaack! Willkommen Jack!

Ich bin hööööööchst erfreut, dass du Zeit gefunden hast um uns zu besuuuuuchen!”

Liz zuckte zusammen, doch Jack wirkte eher gelassen. An scheinbar niemanden gerichtet sprach er:

“Da war wohl jemand nicht gründlich genug als er dir den Arsch aufgerissen hat. Keine Sorge, ich werde das nachholen!”

Sofort kam die Antwort. Diesmal leicht belustigt klingend flüsterte es scheinbar von überall her:

“Duuuuuuuuuuu nimmst den Mund ganz schön voll Jack.

Genauso wie vor 2 Jahren, als mir ein anderer gedroht hat.

Dooooooch auch dieser konnte mich nicht töten wie du siehst.

Vor 2 Jaaaahren machte ich einen Fehler. Diesen gedenke ich nicht zu wiederhoooooolen!”

Der junge Mann wirkte nun genervt.

“Komm mir in die Quere und wir werden sehen wer einen Fehler begangen hat!”

Liz sah ihren Begleiter verwundert an.

“Was ... Wer ist das?”

Wie kam ich gerade auf was? Es ist eindeutig die Stimme eines Menschen!

Jack sah sie für einen Moment lang an und sagte dann:

“Jemand der nervt! Lass uns weiter gehen!”

Dann wandte er sich wieder ab, doch nun sprach die Stimme zu ihr.

“Seeeei mir gegrüßt Elisabeth!

Aaaaaaaaah. Viele Narben zieren deinen Körper und ich denke ich weiß woher sie stammen!

So jemanden wie dich hatten wir hier noch nieeeee!

Etwas neues, erfrischendes. Du wirst uns viel Freude bereiten Elisabeth!”

Nun wirkte auch sie genervt.

“Du drohst mir? Das ist ja lächerlich! Denkst du ich habe Angst vor dir, oder dem, was du mir antun willst? Du scheinst doch sogar zu feige zu sein dich zu zeigen! Ich habe keine Angst vor dir!”

Nun schien eine andere Stimme die Stille zu durchbrechen. Auch bei ihr konnte man nicht zuordnen von wo sie kam, denn wie die erste schien sie nur das Flüstern des Windes zu sein.

“Dann seid uns Willkommen. Zwei ohne Furcht. Tretet ein und wir werden euren Mut auf die Probe stellen.”

Eine kurze Pause ließ eine schreckliche Stille herrschen, doch dann meldete sich die erste Stimme wieder zu Wort.

“Uuuuuuuuund bald werden wir sehen wie furchtlos ihr wirklich seid!

Jack ... Elisabeth! Seid uns willkommen!”

Beide Stimmen verstummten und mit ihnen ließ auch der Wind nach.

Nun schob sich der Nebel wieder langsam über die Straße. Die aufgehende Sonne tauchte ihn in ein helles Gelb, was ihn fast warm wirken lassen würde, wenn er sich nicht so kalt und nass auf die Haut der beiden legen würde.

Jack ging zum Schild am Stadteingang und sagte:

“Noch hast du die Chance zu gehen! Die Straße führt aus der Stadt!”

Er deutete in die entgegengesetzte Richtung.

Liz hob eine Braue und sagte dann gelassen:

“Und dann halb nackt bei dem Wette irgendwo durch´s Nirgendwo laufen? Vergiss es! Außerdem kann ich diesen Kerl nicht leiden! Sollte ich ihn finden, werde ich ihm Manieren beibringen!”

Sie machte einige Schritte in Richtung ihres Begleiters, doch blieb sie bei seinen nächsten Worten wie angewurzelt stehen.

“Kerl? Das Ding ist nicht mal menschlich! Wie willst du einem Monster mit deiner Entschuldigung von einem Messer Manieren beibringen?”

Jack hob sein Oberteil etwas und zog eine bislang verborgene Pistole aus seiner Hüfte.

“Verdammt, hätte ich den Rucksack nicht im Wald verloren, hätte ich mehr als nur diese Pistole! Und da waren auch alle Magazine drin!”

Liz sah die Waffe an. Es schien eine Spezialanfertigung zu sein. Mehr konnte sie aus dieser Entfernung nicht erkennen.

Sie machte einige Schritte auf Jack zu, während die Sonne immer höher stieg und der Nebel langsam seine gelbliche Färbung verlor und wieder sein ursprüngliches Grau annahm.

Als sie neben ihm stand sagte sie:

“Zur Not bringe ich diesem Ding mit meinen bloßen Händen Manieren bei!”

Monster? Sicher gab es schon immer solche Gerüchte, aber ich habe nie etwas davon geglaubt! Leben wirklich Monster in dieser Stadt?

Jack überprüfte seine Waffe und sagte dann:

“Wie du meinst. Wir werden zuerst zum Einkaufszentrum gehen. Dort finde ich sicher Munition und bessere Waffen als das hier!”

Er lud das Magazin in seine Pistole und entsicherte diese.

“Und du findest dort sicher was zum Anziehen! Dann werden sich unsere Wege auch trennen. Verstanden?”

Sie nickte stumm und beide liefen los, am Stadtschild vorbei.

Nur wenige Meter weiter fanden sie ein Fahrzeugwrack.

Die Sitzbezüge waren klatschnass und beide Türen der Vorderseite standen weit offen.

Liz sah auf den Rücksitz und ging dann zum Kofferraum. Sie drückte einen Knopf und die Klappe sprang auf.

“Vielleicht ist da etwas Nützliches drin?”

Es befanden sich nur zwei alte Koffer darin. Sie waren braun und alles andere als geschmackvoll. Auf dem einen stand kaum noch lesbar der Name: Harry Mason, auf dem anderen Cheryl Mason. Beide Koffer fielen fast auseinander und waren völlig durchnässt, genau wie der ganze restliche Innenraum des Wagens.

Endtäuscht wollte sie weiter gehen, als ihr doch etwas ins Auge fiel. Ein von außen verrosteter Verbandskasten.

“Vielleicht ...”

Sie öffnete ihn mit einem ekelhaft kratzenden Geräusch. Der Kasten fiel fast auseinander, doch als er endlich offen war, war Liz zufrieden. Der Inhalt schien trocken und noch benutzbar zu sein.

Zumindest die Verbände. Sie nahm diese und ließ den Kasten dann scheppernd zu Boden fallen.

Jack beobachtete dieses Schauspiel ungeduldig.

Liz trat neben ihn und sagte gespielt unschuldig:

“Ist irgendwas?”

Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zum gehen um.

“Das Auto von Harry Mason ... Nun gibt es kein Zurück mehr!”

Nebel

Reggy streckte seine Arme aus und stand da wie ein blinder Dirigent eines Orchesters. Der Nebel hatte kein Stück nachgelassen. Es kam ihm sogar so vor, als wäre er noch dichter geworden, seit er die Straße verlassen hatte.

Dass er diese verlassen hatte merkte er nur daran, dass Sand unter seinen abgetragenen Schuhen knirschte. So stolperte er voran.

Die Arme, deren Finger er bereits nicht mehr sehen konnte, ausgestreckt, damit er nicht plötzlich gegen einen Baum oder dergleichen laufen würde.

Die Füße über den Boden schlurfend. Kurz bevor er den Sandweg betrat, wäre er fast eine Treppe hinunter gefallen. Dies sollte ihm kein zweites Mal passieren.

War dies wirklich nur der Nebel, oder sollte ihn vielleicht sein Augenlicht verlassen haben? Diese Frage versuchte er immer, wenn sie aufkam, so gut es ging zu verdrängen. Er schaffte es auch einigermaßen, doch eine unschöne Befürchtung blieb und sorgte für ein mehr als nur etwas flaues Gefühl in der Magengegend.

“Inspirieren, na klar. Vielleicht wenn ich auch nur die Hand vor Augen sehen kö.... Au verflucht!”

Irgendetwas hatte ihm beim Laufen die Beine weggezogen und Reggy fiel längs zu Boden, in den staubtrockenen Sand, der durch den Aufprall etwas aufgewirbelt wurde, nur um sich langsam wieder über den Boden, und Reggy, zu verteilen.

Er stand auf und schüttelte den Sand aus seinen Haaren. Während er seine Kleidung abklopfte versuchte er sich umzusehen.

“Okay, wo steckst du, Komiker?”

fragte er genervt in irgendeine Richtung, hoffend dass es die Richtige war.

Das unwohle Gefühl kehrte einiges stärker als vorher zurück. Wer auch immer ihm ein Bein gestellt hatte musste mehr sehen können als er, was bei dem vermeintlichen Nebel aber schier unmöglich war.

Keine Antwort.

Er versuchte sich umzusehen, doch egal wie sehr er sich auch anstrengte, er sah nur den Nebel, der so undurchsichtig war wie eine Mauer.

Nach einiger Zeit machte er ein paar Schritte rückwärts, darauf hoffend, dass er nicht in die Richtung ging aus der er gerade kam.

Er wollte sich gerade zum Rennen umdrehen, als er mit dem Rücken gegen etwas stieß, das sich wie ein Gitter anhörte. Mit den Händen tastete er nach hinten. Es schien tatsächlich ein Gitter zu sein.

“Verflucht!”

Er wollte gerade weiter laufen, als er etwas in seinem Rücken bemerkte und die Hand drüber gleiten ließ.

“Ein Griff?”

Tatsächlich. Reggy drückte den Griff runter und das Gitter, welches sich als Tor heraus stellte, öffnete sich.

Rückwärts stolperte er auf die andere Seite, während der vom Nebel unsichtbare Sand unter seinen nur wegen der dunklen Farbe gerade noch so erkennbaren Schuhen knirschte.

“Bin also doch nicht blind.”

murmelte er deutlich erleichtert. Der Nebel schien hier etwas lichter zu sein, so konnte er zum Beispiel nicht nur seine Schuhe, sondern direkt vor sich auch einige Grabsteine erkennen und langsam auch wieder den Boden.

Er ließ das Tor hinter sich scheppernd ins Schloss krachen.

Genau in diesem Moment schreckte eine Person vor einem der Grabsteine hoch.

Reggy zuckte beim Anblick der hochfahrenden Frau zusammen. Er hatte sicher nicht erwartet einen Menschen hinter einem der alten und teils verwahrlosten Grabsteine hervor kommen zu sehen.

“Oh, es tut mir Leid!”

Begann die Frau mit knapp schulterlangem braunen Haar und altem Wollpulli. Dazu trug sie noch eine braune Hose, aber sonst gab es nichts weiter Interessantes an ihr.

“Nein, es tut mir Leid! Ich hätte das Tor nicht so zuwerfen sollen!”

Bei diesen Worten wandte er sich zum geschlossenen Tor um und sprach dann weiter.

“Mein Name ist Reggy Myers. Und Ihrer?”

“Ich... ich heiße A...”

An diesem Punkt brach die zögerlich begonnene Antwort gänzlich ab.

“A?”

Reggy sah wieder in Richtung der Frau, doch diese war wie vom Erdboden verschluckt. Suchend ließ er seinen Blick schweifen, doch die Frau schien sich in Luft, oder in diesem Fall eher Nebel aufgelöst zu haben.

“Was zur Hölle? Bilde ich mir jetzt schon Personen ein? Rege, alter Junge, ich glaube die Luft hier bekommt dir nicht!”

Nach einem weiteren Blick über den Friedhof sagte er:

“Ich sollte mich wohl lieber auf den Weg machen. Vielleicht lässt der Nebel in der Stadt ja noch weiter nach.”

Er schritt über den Friedhof und fand am anderen Ende ein weiteres Tor.

Der Autor wollte auch dieses öffnen, doch es wollte sich einfach nicht öffnen lassen.

“Das beschissene Tor ist total eingerostet!”

fluchte er. Es weiter ankeifend trat und warf er sich dagegen.

Einen Moment später brach eine rostige Metallstange aus dem Tor und fiel hinter diesem scheppernd zu Boden. Kurz danach gab auch das Tor nach und öffnete sich quietschend.

Zufrieden begutachtete Reggy sein Werk.

“Na also! Das Tor, das mich aufhalten kann, gibt es nicht!”

sagte er grinsend. Doch verschwand dieses Grinsen sofort, als ein Schrei die Stille durchbrach.

“Was zur Hölle war das?”

Der Schrei kam von irgendwo hinter ihm. Recht nah hinter ihm. Für seinen Geschmack deutlich zu nah.

“Ich glaube, das sollte ich lieber mitnehmen.”

Er hob die Metallstange auf und lief das nun unbrauchbare Tor nicht weiter beachtend los in Richtung Stadt.

Nur wenige Schritte vom Friedhof entfernt wurde der Nebel wieder dichter, doch immerhin konnte er noch ein wenig erkennen.

Kurze Zeit später erreichte Reggy eine Straße. Das Knirschen unter seinen Schuhen wich einem ihm angenehmeren Geräusch.

“Ah, endlich eine richtige Straße!”

Wieder begann sich der Nebel zu lichten und direkt vor ihm auf einer Kreuzung stand ein Mann Mitte 30.

Er hatte blondes Haar und eine grüne Jacke. Als er Reggy bemerkte sah er ihn einen Moment lang an und fragte dann:

“Haben Sie auch gerade diesen Schatten bemerkt? Er ist in diese Richtung verschwunden.”

Reggy schüttelte den Kopf und sah in die ihm gedeutete Richtung und sagte dann:

“Sicher, dass Sie etwas gesehen haben? Vielleicht hat Ihnen der Nebel nur einen Streich gespielt. Ich habe mir auch schon so einiges eingebildet.”

Damit meinte er die Frau, bei der er sich inzwischen sicher war, dass er sie sich nur eingebildet hatte. Personen verschwanden schließlich nicht einfach.

“Was machen sie eigentlich in dieser Stadt?”

Mit diesen Worten, wollte Reggy ein Gespräch beginnen, doch als er den Blick wieder auf den Mann richten wollte, war auch dieser verschwunden.

“Scheiße! Ich werd hier noch verrückt!”

Er fasste sich an die Stirn.

“Vielleicht bin ich nur übermüdet. Hier irgendwo gab es doch mal ein Hotel. Vielleicht gibt es da auch ein Bett! Vielleicht keinen Zimmerservice mehr, aber was soll´s?”

Mit diesen Worten machte Reggy sich auf die Stadt zu erkunden und dabei so etwas wie ein Hotel zu finden.

Otherside - 1

Jack machte einige Schritte, als sich die Umgebung um ihn herum anfing zu verändern.

Der Nebel zog sich fast gänzlich zurück. Er ahnte was nun kommen musste. Die Hölle erwartend sah er sich um und bemerkte, dass seine Begleiterin verschwunden war. Er entschied sich dazu, sich später darum zu kümmern und zuerst das zu überleben, was nun kommen mochte.

Doch nichts v on dem erwarteten trat ein. Die einzige erkennbare Veränderung war die, dass die Umgebung von Sekunde zu Sekunde älter wirkte. Putz bröckelte von den Wänden der umliegenden Häuser, Scheiben zersplitterten und verteilten Scherben auf dem grauen inzwischen rissigen Boden nur um diese eine Sekunde später wieder verschwinden zu lassen. Der als sich der Nebel verzog für einen Moment strahlend blaue Himmel nahm ein nüchternes grau an und die Luft schmeckte alt und abgestanden. Die zuvor noch teils farbenfrohen Häuser waren nun bar jeder Farbe und als Jack durch das Fenster eines Geschäfts sah, bemerkte er das alle Regale leer waren.

Keine Autos standen mehr am Straßenrand, das schwache wehen des Windes war verschwunden. Diese Stadt konnte man nicht einmal mehr Geisterstadt nennen.

Jack ermahnte sich im stillen für die Dummheit seinen Rucksack verloren zu haben, weil dort neben Waffen auch ein Radio drin war, was in dieser Stadt wohl der wichtigste Gegenstand sein würde, wenn man vor hatte zu überleben.

Doch hier gab es keinen Nebel in dem sich Monster verstecken könnten. Es gab auch keine Monster die versuchen würden sich zu verstecken.

Einfach nichts war da.

Nichts außer ihm.

Als er bemerkte, dass nicht einmal seine Schritte Geräusche erzeugten grinste er.

“Das ist alles was ihr zu bieten habt? Eine tote Stadt? Ihr scheint in den letzten 2 Jahren ziemlich nachgelassen zu haben. Man hat mir von blutgetränkten Wänden, einer Finsternis die alles Licht verschlingt und den tödlichsten Kreaturen erzählt. Das hier ist lächerlich!”

Er ging an einer Wand vorbei auf der sich etwas blaues befand. Zuerst wollte er es ignorieren, doch als ihm klar wurde das jegliche Farbe hier sehr ungewöhnlich war betrachtete er es genauer. Es war ein Text.

“Lächerlich? Wir hätten dich gern in die Hölle geschickt, doch so sieht es in dir aus. Keine Dämonen die wir wecken könnten, keine Schuld die sich manifestieren könnte, aber auch keine guten Taten, die diese Welt hier in etwas verwandeln würden, was du als Paradies bezeichnen würdest.

Doch etwas haben wir in dir gefunden. Die Angst vorm Alleinsein, vorm Verlassenwerden. Es ist interessant, dass du bei der sonstigen Leere in dir davor Angst hast. Aber es passt wunderbar. Dieser Ort wird dich in den Wahnsinn treiben! Aber keine Angst, auch wenn du keine eigene Dämonen hast, werden wir dich nicht für immer allein hier lassen. Dein Vorgänger hat einen sehr mächtigen Dämon erschaffen. Sein Name ist Kaj. Obwohl ... Damals hatte man ihm den Namen Sensenmann verliehen. Ein ebenso passender Name wie ich finde. So lange Jack lebt, existiert Kaj hier. Und er wird sich freuen einen Freund von Jack, der sogar seinen Namen teilt in Empfang zu nehmen. Gern würden wir auch Sema eine Gelegenheit geben dich zu treffen, doch dieser starb mit seinem Schöpfer. Wie auch immer. Wir lassen dich nun allein.

Vorerst.”

Noch während er die Worte las verschwammen sie und als er fertig war, war bereits nichts mehr von ihnen zu sehen.

“Angst vorm Alleinsein ... Wie gesagt, lächerlich! Endlich ein wenig Ruhe. Aber was soll dieser Sema sein? Und was hat der mit mir zu tun, wenn ich nicht sein Schöpfer bin und dieser sogar schon Tod ist.”

Mit dem Gedanken, dass es sich vielleicht herausfinden lassen würde machte er sich auf die Stadt zu erkunden, doch jede Ecke schien gleich auszusehen. Graue Häuser die sich kaum von der Farbe des Himmels abhoben, kein Glas mehr in den Fenstern der Häuser und diese völlig leer. Wären nicht Schilder mit gerade noch so lesbaren Straßennamen an den Rändern der kaum noch als solche zu erkennenden Straßen hätte er sich längst verirrt.

“Angst. Das ich nicht lache.”

sagte er noch einmal zu niemanden außer sich selbst.

Otherside - 2

Liz sah sich erschrocken um. Ihr Begleiter war von einer Sekunde auf die andere verschwunden.

“Jack?”

sagte sie im Flüsterton. Einen Moment noch suchte sie mit ihrem Blick die Straßen ab, doch als sie sich mit einer Schulter gegen eine Wand von der bereits der Putz abbröckelte lehnte vergaß sie Jack sofort, denn etwas stimmte mit dieser Wand nicht. Sie fühlte sich warm an und Liz hatte das Gefühl als würde sie pulsieren. Sie trat einen Schritt von der vermeintlichen Hauswand zurück und sah diese erschrocken an.

Dort wo der alte graue Putz abgebröckelt war konnte sie fleischige Muskeln erkennen.

Dieses Haus schien ein gigantisches Lebewesen zu sein, welches nur als Haus verkleidet war. Sie konnte nicht wissen wie falsch sie lag. Die Straßen begannen zu pulsieren, aus den Schornsteinen der Häuser drang schwarzer Rauch der den Himmel verdunkelte und bald schien alles was einer normalen Stadt glich zu verschwinden.

Hinter ihr fuhr ein rostiger Rollstuhl wie von Geisterhand bewegt über die Straße. Seine Räder waren mit messer gespickt, die sich in die Straße bohrten lange blutige Linien hinterließen.

Die ganze Stadt schien ein gigantisches Wesen zu sein. Von überall krochen groteske Kreaturen aus den Schatten. Liz erkannte ihr eigenes Gesicht in jeder dieser Kreaturen wieder, doch damit endete die Ähnlichkeit auch.

Die menschenähnlichen Körper waren schrecklich entstellt. Viele dieser Kreaturen hatten Messer oder andere Schneidewerkzeuge mit denen sie unaufhörlich neue blutige Wunden in ihre Körper schnitten, sich Hautfetzen vom entstellten Körper schnitten oder sich andere grausame Dinge antaten, welche sie selber scheinbar garnicht oder zumindest kaum bemerkten. Ihre Venen am Handgelenk waren geöffnet und die Haut so fixiert, dass sich die Wunden nicht schließen konnten. So spritzen sie bei jeder ihrer ruckartigen Bewegungen Unmengen an Blut in alle Richtungen. Wo das Blut aufkam schmolzen Straßenbelag, Putz, Fensterglas oder Straßenschilder einfach so dahin und gaben den Blick auf das darunter liegende Fleisch frei.

Wie wahnsinnig rannten die Kreaturen mit ihren zugenähten Augen und Mündern durch die Stadt und rissen und zerrten an allem was sie finden konnten um das ungeschützte Fleisch, oder wie unter den Straßen die riesigen Adern durch die Millionen Liter Blut fließen musste frei zu legen.

Liz konnte nicht fassen was vor sich ging.

Die unter den Straßen verborgenen Adern wurden von den Monstern aufgerissen und das Blut spritzte überall hin um mehr Teile der Tarnung verschwinden zu lassen.

Laternen wurden zu fleischigen Klumpen die mit widerwärtig schmierigem Licht die fleischigen Wege beleuchteten, die Schornsteine die noch immer dafür sorgten, dass der Himmel undurchdringlich schwarz waren nun nichts weiter als Auswüchse auf riesigen Klumpen mit der Farbe Fleisch, dem man gerade die Haut abgeschält hatte und es herrschte eine Hitze die Liz zum Schwitzen brachte.

Ehemalige Türen aus denen blutige Knochen ragten schwangen wütend mit einem schmatzenden Geräusch auf und zu.

Die junge Frau wollte schreien. Schreien bis ihr Verstand sie verließ, doch Schmerzen die kaum merklich einsetzten als die ersten Wunden in die Stadt gerissen wurden und nun mit jedem Schnitt schlimmer wurden hielten sie bei Verstand.

Von irgendwoher drang eine Stimme. Es war eine der beiden Stimmen die sie vor kurzem hörte. Zuerst hörte Liz nur ihr wahnsinniges Lachen, doch dann ebbte dieses ab um Worte formen zu können.

“Hallo Elisabeth! Haben wir dir zu viel versprochen? Ich muss dir danken! Dieser Ort ist ein Meisterwerk den wir ohne dich nie hätten schaffen können!

Dieser Ort, die Kreaturen, all das konnten wir nur durch dich kreieren. Jack wird eine weile brauchen bis er den Wahnsinn erkennt in dem er sich befindet, aber das hier ist wundervoll! Aber du bist nicht unser einziger Gast. In diesem Augenblick nähern sich weitere Menschen der Stadt und ich muss ihre Ankunft vorbereiten. Also wünsche ich dir einen angenehmen Aufenthalt und bis bald!”

Mit diesen Worten verstummte die Stimme und ließ Liz allein in diesem Wahnsinn zurück. Als sie sich verzweifelt mit immer größer werdenden Schmerzen in dieser inzwischen völlig vom eigenen Blut bedeckten Welt nach einem Ausgang umsah bemerkte sie, dass sich in dem größten Haus das sie sah ein Gesicht gebildet hatte das sie anstarrte. Plötzlichen wusste sie wieso mit jeder Wunde auch ihre Schmerzen größer wurden, denn das Gesicht das sie anstarrte war wie das der Monster auch ihr eigenes. Bevor diese Erkenntnis ihr den Verstand rauben konnte überkam sie gnädige Dunkelheit, die durch eine von den Schmerzen hervorgerufene Ohnmacht entstand. In die Finsternis folgte ihr ein schriller Schmerzensschrei. Sie würde nie erfahren ob es ihr eigener, oder der dieser höllischen Grimasse an der Wand war.

Weltenwanderer

Reggie wanderte seiner Schätzung nach Stunden lang ziellos umher. Der Nebel war wieder so dicht wie vorher und von den Häusern am Straßenrand waren nicht mehr als dunkle Schatten zu erkennen. Der Himmel war lediglich als graue Masse mit einem weißen Punkt, der wohl die Sonne sein musste, zu erkennen. Beim Entlangschlurfen am Straßenrand machte er gelegentlich Straßenschilder, so vermutete er, aus.

Durch den dichten Nebel wirkten sie wie lange knochige Finger die sich aus der Erde bohrten. Und so sehr sich Reggie auch bemühte, er konnte das was auf den Schildern stand einfach nicht entziffern. So schlurfte er weiter den Straßenrand entlang; stets darauf bedacht nicht zu stolpern.

Mal bog er rechts ab, mal links.

Er hatte bereits das Gefühl im Kreis zu laufen, doch dann trat er auf eine etwas breitere Straße. Er lief diese entlang und war sich sicher, dass er eine Hauptstraße gefunden hatte. Rechts neben sich hörte er ein Plätschern wie von einem flachen Stein der so auf Wasser geworfen wurde, dass er mehrere male darüber sprang bevor er endgültig drin versank.

Erschrocken blickte er in die Richtung aus der das Geräusch kam. Reggie erkannte durch den sich erneut lichtenden Nebel den berüchtigten Toluca Lake. Der Nebel verzog sich so weit, dass er fast bis ans andere Ufer schauen konnte. Einen moment betrachtete er das Wasser, wurde aber von einer Gestalt auf dem See abgelenkt.

Der Autor rieb sich die brennenden Augen, denn er traute diesen nicht mehr. Da ruderte eine Person auf dem See umher!

Da der See die gleiche graue Farbe hatte wie der Himmel und somit nicht mehr von diesem zu unterscheiden war, sah es so aus als wäre ein Loch in den Boden gerissen worden und der Himmel wie Wasser hinein geflossen. So erweckte es tatsächlich den Anschein als würde das kleine Ruderboot durch den Himmel rudern.

Reggie verzog bei diesem Anblick seinen Mund zu einem schiefen Grinsen, doch dann ging ihm auf wie merkwürdig dieses Bild wirklich wahr. Neben den Personen die er sich einbildete zu sehen gab es außer ihm scheinbar nur eine einzige Person in dieser Stadt und die ruderte munter auf dem See umher.

Noch während er über diese Situation nachdachte verblasste die Person in der Ferne und war dann binnen eines Augenschlages gänzlich im Nebel verschwunden.

“Na riesig. Wieder nur eine Einbildung.”

sagte er seufzend.

“Rege alter Junge, ich glaube die Luft hier setzt dir langsam zu!”

Als er sich umsah zog sich der Nebel bereits wieder zu und bevor er gänzlich seine alte Dichte wieder erreichte konnte Reggie gerade noch so links von sich ein Gebäude mit der Aufschrift: “Pete´s Bowl-O-Rama” und eine vor dem Gebäude liegende Stadtkarte erkennen.

Die Karte war klatschnass, aber noch zu gebrauchen.

“wollen doch mal sehen. Aha. Hier ist das Bowling-center, da der See. Nathan Avenue also. Das heißt einige Schritte zurück finde ich Jacks Inn. Hört sich doch vielversprechend an!”

Rechter Hand war abgesehen von Texxon Gas kein weiteres Gebäude bis zum Inn, also konnte er es kaum verfehlen. Die nasse Karte aus Angst er könnte sie zerreißen so vorsichtig wie möglich haltend lief er etwas schneller in die Richtung die ihn an sein Ziel führen würde und wäre dabei beinahe gestolpert.

Beim Inn angekommen musste er feststellen, dass alle Türen verschlossen waren. Neben einer Tür stand ein Fenster weit offen und Reggie dachte einen Moment darüber nach durch dieses zu klettern, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Durch das offene Fenster war längst Nebel eingedrungen und hatte sich im Raum dahinter verbreitet.

Bett, Boden, Wände. Alles war nass und teilweise schimmelig.

So ging er einige Türen weiter und brach diese mit einem beherzten Tritt auf.

Der kleine Raum war noch geschmackloser eingerichtet als sein Schlafzimmer in seinem Haus in Pleasant River, aber es musste reichen.

Ein Doppelbett, das wider jeglicher Logik frisch bezogen aussah; ein sauberer, wenn auch schlichter Teppich; ein bequem wirkender Sessel; eine hässliche Tapete und ein kleiner Fernseher auf einem Tisch.

Dazu gab es einen Türlosen Übergang in eine kleine Küche und eine Tür die vermutlich ins Bad führen würde.

Reggie warf die rostige Stange achtlos neben das Bett, schloss die Tür hinter sich und schob den Sessel vor diese, denn das von ihm zerbrochene Schloss würde sie garantiert nicht lang halten können und der Nebel drang bereits ein.

Gähnend legte er sich aufs Bett, sich selber fragend wieso er eigentlich so müde war. Weil er sich keine Antwort geben konnte beschloss er später darüber nachzudenken. Eine kurze Pause nachdem er bereits Stunden umher gewandert war würde ihm sicher gut tun.

Einen Moment lang starrte er die Decke an bevor er seine Augen schloss. Nach kurzer Zeit schlief er ein, wurde aber sofort wieder durch ein unangenehmes Gefühl geweckt.

Das Bett unter ihm war nicht mehr Weich, sondern fühlte sich an wie Ein Stein über den man ein dünnes Laken gespannt hatte.

Es war unangenehm stickig und heiß geworden. Irgendetwas stimmte nicht.

Reggie öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder.

Doch das was er sah hatte sich unwiderruflich in sein Gedächtnis gebrannt.

Scheiße, ich muss hier weg!

Er zwang sich die Augen wieder zu öffnen und sich umzusehen.

Der Himmel war von schwarzen Wolken bedeckt, die unaufhörlich von fleischigen Schloten ausgespuckt wurden.

Die gesamte Umgebung bestand aus riesigen miteinander verbundenen Fleischklumpen und Adern, breit wie Straßen. Menschenähnliche Wesen mit Messern und ähnlichem rannten wild umher und zerschnitten sich selbst und alles was sie fanden. Es waren unzählbar viele und sie wimmelten wie Ameisen umher.

Das vermeintliche Bett Auf dem Reggie lag war ein hervorstehender Knochen, der mit zerrissenen Hautfetzen und getrocknetem Blut bedeckt war. In der Ferne war auf ei nem riesigen Fleischernen Auswuchs das Gesicht einer Frau zu erkennen. Ihre Augen zuckten panisch und schmerzerfüllt umher.

Nachdem er sich von dem Knochen fallen ließ wurde es still um ihn herum. Alle Kreaturen starrten ihn an. Innerlich schauderte Reggie.

Allein der Gedanke dass sie ihn anstarrten war irrsinnig. Jemand mit zugenähten Augen kann nicht starren.

Wie ein Geschöpf begannen alle Kreaturen mit zuckenden Bewegungen auf ihn zuzutorkeln und rissen ihn aus seinen Gedanken. Reggie rannte los. Es war ihm egal wohin, Hauptsache weg von diesen Ort. Sofort war er umzingelt und er schlug verzweifelt um sich.

Was auch immer diese Dinger waren, sie waren nicht sehr widerstandsfähig und so schickte er dutzende mit seinen Schlägen zu Boden. Eines machte Anstalten aufzustehen wieder aufzustehen. Reggie trat zu und spürte den Schädel unter seinem Schuh nachgeben. Im vorbei laufen bückte er sich und hob das Scalpel auf um es in die Kehle der nächsten Kreatur zu werfen, die mit einem erstickten Gurgeln zu Boden ging.

So schnell rennend wie er konnte, wäre er fast gestolpert als er anhielt. Direkt vor ihm lag ein Mädchen. Sie war ohnmächtig und ihr Gesichtsausdruck schmerzverzerrt. Ohne zu überlegen warf er sie sich über die Schulter und rannte weiter.

Das Mädchen kam teilweise zur Besinnung und als sie immernoch größtenteils abwesend realisierte wo sie war kehrten auch die Erinnerungen zurück.

Mit einem mal war sie hellwach und begann mit den Beinen zu strampeln und um sich zu schlagen. Sie traf mit dem Fuß in etwas weiches.

“Autsch! Wenn du runter willst kannst du mir das auch anders mitteilen!”

Das Mädchen wurde unsanft fallen gelassen und sah vor sich einen Mann, dir sich die Seite rieb, aber sofort weiter rannte und ihr zurief:

“Los, beweg deinen Hintern, oder willst du dich von den Dingern fressen lassen?”

Reggy wollte seinen Schritt verlangsamen, doch als er sah, das das Mädchen ihm bereits hinterher lief entschied er sich anders. Beim laufen sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um doch wohin er auch sah waren diese ... Monster.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch ihre Münder zugenäht waren.

Fressen? Dürfte schwer werden. Egal, ich denke sie hat den Sinn verstanden. Was macht sie eigentlich hier?

“Ok, Mädchen ich habe 3 Fragen an dich! Erstens: Wer bist du? Zweitens: Wie kommen wir hier weg? Und drittens: Wo zur Hölle ist hier eigentlich?”

Das Mädchen gab sich Mühe mitzuhalten und sagte hektisch:

“Mein Name ist Liz! Ich habe keine Ahnung wie wir hier wegkommen, aber ich weiß, dass “hier” die Altstadt von Silent Hill ist, auch wenn sie sich ziemlich verändert hat!”

“Woher weißt du das?”

“Ich hab gesehen wie sie sich verändert hat.”

Beide rannten weiter, doch während Liz sich bemühte nirgendwo hin zu schauen als auf den Rücken ihres Begleiters versuchter dieser noch immer einen Ausweg zu finden und schlug und trat sich durch die Monstermengen. Er entdeckte eine Art Gasse zwischen 2 riesigen Auswüchsen und rannte sofort in diese hinein, weil in ihr keine Monster zu sehen waren.

Als er im Lauf nach hinten sah um zu sehen ob Liz ihm folgte fiel ihm auf, dass die Monster einen Bogen um sie machten. Und was ihm noch mehr zusetzte: sie sahen ihr irgendwie ähnlich!

Er schüttelte den Kopf und rannte weiter um mehrere Ecken als plötzlich:

“Scheiße! Eine verdammte Sackgasse!”

Als Reggie kehrt machen wollte bemerkte er, dass man ihnen in die Gasse gefolgt war.

Die Kreaturen schoben sich die Gasse entlang, zu viele als dass sie es schaffen konnten. So wurden sie zerquetscht, ihre Knochen brachen und trotzdem schoben sie sich weiter.

Er schob Liz hinter sich und hielt sie am Arm fest, da sie erneut das Bewusstsein zu verlieren schien. Verzweifelt schlug und trat er nach den Kreaturen, doch es war Hoffnungslos.

Reggie schloss die Augen und sein letzter Gedanke war:

Ich will hier weg!

Er wartete auf das Ende, doch das kam nicht. Statt dessen kühlte sich die Luft von einer Sekunde zur anderen Ab und das Atmen fiel ihm leichter, weil es nicht mehr so stickig war. Das Geräusch von etwas, das dumpf auf dem Boden aufschlug ließ ihn seine Augen öffnen und sich im Bett, des Zimmers in das er sich Zutritt verschafft hatte, liegend wiederfinden. Sich den Schweiß von der Stirn wischend dachte er nach

Wahnvorstellungen, Alpträume, was kommt als nächstes? Ich glaube ich verliere den Verstand. Vielleicht ist irgendeine Gasleitung die unter den Straßen verläuft beschädigt und das ausgetretene Gas verursacht diese Sachen? Ich sollte hier verschwinden. Nein ... Ich ... Ich kann nicht. Irgendetwas sagt mir, dass ich hier bleiben muss, dass ich hier noch etwas zu erledigen habe. Am Besten ich mache mir einige Notizen. Wenn ich schon hier bleibe, sollte ich auch etwas davon haben.

In der Annahme es würde keine echte Bedrohung geben ließ er die rostige Metallstange liegen, setzte sich an den Tisch und schrieb einige Zeilen in ein Notizbuch. Als er den Raum verließ übersah er 2 Sachen.

Dass seine Schuhe blutige Abdrücke hinterließen, und dass ein Ohnmächtiges Mädchen hinter dem Bett lag.

Nirgendwo

Jack öffnete die Augen. Für einen Moment dachte er, er hätte etwas gehört. Dann rief er sich ins Gedächtnis wo er war und ihm wurde bewusst wie absurd die Vermutung eines Geräusches hier war.

Er erhob sich von der alten ausgebleichten Matratze, die alles zu sein schien was von einem einst schön anzusehenden Bett übrig geblieben war. Er erwartete ein knarrendes Geräusch als seine Schuhe den alten mit Löchern übersähten Holzboden berührten, doch das blieb natürlich aus. Er sah sich um und ihm kam der Gedanke Farbenblind zu sein. Die alte gemusterte Tapete die sich von den Wänden schälte; der dahinter verborgene Schimmel an den Wänden; der Himmel den er sah wenn er aus dem glaslosen Fenster spähte. Wirklich alles war grau. Nicht einmal ein Wintertag hatte so wenig Farben und an einem solchen blies meist der Wind durch alle Öffnungen. An diesem Ort war kein Lüftchen zu spüren.

“Lächerlich!”

sagte er mit einem nervösen Grinsen im Gesicht.

“Einfach lächerlich. Damit macht ihr mich nicht fertig!”

Er trat durch eine Tür, die eigentlich kaum noch als solche zu bezeichnen war, da außer deren Umrisse nichts mehr vorhanden war. Das Holz der Tür und des Rahmens musste vor langer zeit weggefault sein wie es den Anschein hatte.

Als er den schiefen Kasten der einst ein beachtliches und kunstvoll verziertes Haus darstellen sollte verlies und in den grauen Himmel starrte fasste er einen Plan. Er kannte die Stadtkarten in- und auswendig und wusste wo er sich befand. Er würde die Stadt einfach verlassen und damit auch diesen Ort. Dann würde er sie erneut betreten und seine Suche fortsetzen.

Zielstrebig schritt er voran, in Richtung Bachman Road über die er die Stadt am schnellsten verlassen können würde. Es war zwar für ihn kein Problem die Straße zu finden, doch die Stadt zu verlassen sollte sich als eines herausstellen. Er passierte das Ortsschild und fand sich plötzlich am Alchemila Hospital wieder. Als er zurück blickte war die Bachman Road nirgends zu sehen. Er entschloss sich dieser Straße zu folgen, da auch sie ihn aus der Stadt führen würde. Diesmal fand er sich nahe von Petes Bowl o Rama wieder. Ein weiterer Versuch die Stadt zu verlassen führte ihn zur Balkan Kirche.

“Wo zur Hölle bin ich?”

rief er in den stummen Himmel, doch die Antwort sollte nicht ausbleiben. Direkt neben ihm erhob sich eine von ihm bislang unbemerkte Person von der Treppe zur Kirche.

“Nirgendwo.”

war alles was diese sagte. Es war ein Mann. Er trug einen schwarzen Overall der an mehreren Stellen zerrissen war und mehrere Narben sichtbar machte.Besonders eins seiner Beine schien völlig verkrüppelt. Er hielt ein Gewehr in der Hand und sah müde drein. Würde Jack schätzen müssen würde er ihn zwischen 50 und 60 schätzen.

“Nirgendwo?”

fragte Jack und hob eine Braue.

“Erklär mir das.”

“Ganz einfach. Wir sind nicht mehr in Silent Hill. Auch sonst wären wir nirgends im dir bekannten Universum zu finden. Dieser Ort existiert in dir und wir sind beide darin. Doch während du hier gefangen bist, kann ich jederzeit gehen.”

Jack würde nie zugeben dass er dankbar war einen weiteren Menschen zu sehen, würde es sich nicht einmal selbst eingestehen. Also sagte er:

“Und was machst du dann noch hier?”

“Ganz einfach. An diesem Ort sind keine Monster. Ich bin schon ein paar Jahre im Nirgendwo und habe selten ruhige Momente. Deswegen würde ich gern noch einen Moment bleiben, wenn es dich nicht stört.”

“Mach was du willst.”

kam sofort die Antwort mit betontem Desinteresse in der Stimme.

“Aber erzähl mir was zur Hölle du in meinem ...Nirgendwo du verloren hast. Ich dachte ich bin allein hier.”

“Bist du eigentlich auch. Ich kam vor 2 Jahren mit meiner Einheit nach Silent Hill. Wir sollten das verschwinden einer Polizistin und den kompletten Verlust des Kontaktes zu der Stadt untersuchen. Wir kamen in diese schrecklichen Parallelwelten. 2 von uns ließen ihr Leben und als wir am Stadtrand ankamen blieb ein dritter zurück um nach jemandem zu suchen.

Nurnoch zu zweit passierten wir das Stadtschild und von diesem Augenblick an war ich allein. Im Nirgendwo. Zuerst fiel ich in eine schier unendliche Schwärze, doch dann kam ich auf und sah eine Tür vor mir die eigentlich nirgendwo hätte hinführen dürfen, doch ich landete im Brookhaven Hospital. Hinter einer der Türen fand ich einen Raum der jeder Beschreibung trotzen würde und auch ein Zerrbild meiner selbst. Bevor ich die Tür mit rasendem Herzen wieder zuschlug erblickte ich auf der anderen Seite des Raums eine weitere Tür die mich wohl in die Freiheit geführt hätte. Nachdem ich mich einigermaßen drauf vorbereitet hatte, wollte ich die Tür erneut öffnen, doch sie führte nurnoch zurück in die Haupthalle des Hospitals. Wie jede andere Tür auch. Und dann wurden die Regeln geändert. Neuankömmlinge wurden nichtmehr mit den anderen Welten konfrontiert sondern kamen direkt ins Nirgendwo; einen Ort der nur aus ihren Erinnerungen bestand und den sie nicht verlassen können. Die Türen führten wieder an verschiedene Orte und ich fand mich jedes mal zusammen mit einer Person wieder die in die Stadt gekommen war.

Oft war dieser Ort für sie das schrecklichste was man sich vorstellen kann und ich verließ ihn sofort wieder. Manche Orte betrat ich durch Zufall 2 mal, da jede Tür beim zweiten öffnen woanders hinführte. Doch für viele gab es keine Zeit für ein zweites mal. Nun wandere ich seit 2 Jahren durch das Hospital und öffne Tür nach Tür um den Ausgang vielleicht doch wieder zu finden ... So gelangte ich auch an diesen Ort.”

“Oh mein Gott.”

sagte Jack im Flüsterton. Er kannte diesen Mann von Fotos und von dem, was ihm über diesen Ort gesagt wurde. Er konnte nicht glauben, dass ein Mann der inzwischen knapp 35 Jahre alt war wie weit über 50 aussah. Mit einem ungläubigen Blick in den Augen sagte Jack:

“Ich weiß wer du bist.”

geteilte Seele

“Michael Archer.”

Jack musterte den Mann der vor ihm am Fuß der zerfallenen Ruine der Balkan Kirche stand und seinerseits Jack musterte.

“Es ist zwar eine Weile her, das mich das letzte mal jemand beim Namen nannte, aber du hast Recht. Mich würde interessieren wer du bist und woher du meinen Namen kennst.”

Archer richtete seine Waffe auf Jack. Wenn er etwas wusste, könnte er genauso gut zu diesem Kult gehören und Archer hatte gelernt wie man mit diesen Leuten umgehen musste.

“Jack.”

antwortete der ihm gegenüber nach kurzem Schweigen.

“Jack Sunderland. Ich wurde nach meinem Onkel benannt. Du müsstest ihn kennen. Schließlich seid ihr zusammen hergekommen. Er war es, der mir von dir erzählt hat.”

Archer wirkte einen Moment verwirrt.

“Jack ist dein Onkel sagst du? Hat er es geschafft? Ist er aus der Stadt entkommen?”

Der junge Mann zuckte mit den Schultern.

“Er und David Cater.”

“Cater hat es auch geschafft? Erzähl mir von den beiden. Wie geht es ihnen?”

Jack überlegte sich kurz ob er wirklich weiter mit diesem Mann reden sollte, der in diesem Moment seine Waffe wieder sinken lies.

Großartig! Habe ich ihm nicht schon genug erzählt? Ich sollte meine Zeit nicht mit diesem Wrack von einem Mann vergeuden, sondern nach einem Ausweg suchen. Aber er könnte Informationen für mich haben, vielleicht sogar ein Ausweg für mich sein.

Er entschied sich dazu, dass ihm ein kurzes Gespräch nicht schaden würde. Und außerdem hatte dieser Mann mehrere Jahre niemanden gehabt mit dem er wirklich hätte reden können.

Naja, was soll´s.

Er überlegte einen Moment lang wo er anfangen sollte und erzählte ihm dann wie es seinem Onkel in den letzten 2 Jahren erging und was er in dieser Zeit von Cater gehört hatte.

Während Sunderland den Dienst aufgrund einer Verletzung an der Schulter, welche er sich in Silent Hill zuzog, nach seiner Rückkehr quittieren musste, war Cater noch dabei als Jack das letzte mal von ihm hörte. Der einzige Unterschied war, dass er nun nicht mehr ein reiner Schütze war, sondern sich auf das Entwaffnen spezialisiert hatte.
 

Archer hörte ihm aufmerksam zu und nickte wenn er Sachen so hörte wie er sie sich ausgemalt hatte.

Jack schloss mit einem weiteren Schulterzucken und einem

“Das wa´s.”

Dann sah er sich in der trostlosen Gegend um. Der Himmel war so grau, dass es jeden Moment anfangen müsste zu regnen. Aber ohne Wolken konnte es auch keinen Regen geben.

Jack wollte nun seinerseits Fragen stellen, als er einen dumpfen Aufschlag und ein Fluchen in der Nähe hörte.

Irgendwie haben diese Dinger die Bedeutung vom “allein lassen” nicht verstanden.

Er sah sich um und bemerkte eine sich langsam vom Boden erhebende Gestalt.

Als diese sich umsehend näher kam und dabei über den Schutt der ehemals eine Straße darstellte stolperte, konnte Jack sie als Mann identifizieren der um die 40 sein musste. Er trug eine blaue Jeans und eine abgetragene braune Lederjacke. Seine braungrünen Augen wirkten Müde und sein Haar begann lichter zu werden. An seiner Stirn hatte er eine Wunde aus der Blut über sein Gesicht und in das linke Auge lief, weshalb er es schloss und sich mit dem Handrücken seiner Linken über das Gesicht wischte.

Genervt musterte er einen Augenblick lang Jack und Archer und sagte dann mit erhobener Stimme:

“Scheiße! Schon wieder Wahnvorstellungen!”

Er rieb sich über die Stirn und sagte dann:

“Wenigstens kann ich mir diesmal erklären wieso. Verfluchter Nebel!”

Weiter fluchend trat Reggie an die “Wahnvorstellungen” heran und richtete sich dann direkt an die beiden:

“Okay ihr 2 Spaßvögel. Ihr könnt euch genauso gut jetzt schon in Luft auflösen, oder was auch immer. Ihr geht mir langsam auf die Nerven!”

Jack und Archer tauschten verwunderte Blicke aus und Jack wollte gerade etwas erwidern, als sich wie aus dem Nichts eine zumindest Jack nicht allzu fremde Stimme zu Wort meldete:

“Was soll das? Michael, du bist in diesem Schauspiel nicht erwünscht. Verschwinde zurück in´s Nichts!”

Die Verärgerung wich aus der Stimme, als sie fort fuhr und mit deutlicher Verwunderung sagte:

“Und ich weiß nicht wer du bist!”

Es war an Reggie gerichtet.

“Es ist das erste mal, dass so etwas geschieht. Wir haben dich nicht einmal kommen gespürt und plötzlich warst du da.”

Reggie, der langsam dachte bei der versteckten Kamera oder zumindest etwas ähnlichem zu sein sagte ziemlich wütend:

“Wenn die 2 Kerle hinter mir und dein dummes Gerede nicht nur eine Wahnvorstellung von mir sind und gleich jemand kommt um mir die Kamera zu zeigen, kann sich jemand warm anziehen. Denn eins ist sicher: ein Traum ist das nicht! Der Schmerz ist zu real und es fehlen die nackten Weiber!”

Bei diesen Worten konnte Jack innerlich nur den Kopf schütteln und sich fragen ob er noch vielen Personen von dieser Art begegnen musste.

Archer jedoch entschied in diesem Moment, dass er die Person vor sich mochte, während Reggie selbst versuchte mit seinen Worten seine Unsicherheit zu überspielen. Die Idee mit der versteckten Kamera erschien ihm plötzlich garnicht mehr so logisch.

Die Stimme schwieg einen Moment, schien zu wittern und sagte dann nachdenklich:

“In dir steckt große Kraft. Aber dennoch scheinst du unkomplett. Und dass du hier in der Welt von Jack bist kann nur eines heißen. Du bist Gottes Vertrauter, oder zumindest ein Teil von ihm, dessen Eintreffen die Wiedergeburt Gottes einleiten wird!”

Archer wurde bei diesen Worten sehr wachsam und hob sein Gewehr erneut, zielte mal in diese Richtung, mal in jene.

“Was für einen Blödsinn redest du da?”

Reggie wollte das Gesagte schlichtweg nicht als Wahrheit akzeptieren, doch ein Teil von ihm tat es bereits.

“Sobald deine Seele wieder geeint ist, bist du der bringer des Paradieses und der ewigen Verdammung! Aber nur als Teil einer Seele bist du nutzlos. Weltenwanderer, dein Kommen ist der Beweis das die Zeit reif ist. Der Träger der Schuld kann nicht weit sein. Suche ihn, vereinige dich mit ihm und bring Verdammung all jenen die in ihren unendlichen Welten schmoren, auf das ihr Hass wachse und Gott geboren werden kann!”

Reggie, der seinen Mut zusammen nahm sagte daraufhin mit erhobener Stimme:

“Jetzt hör mal! Ich werde mich bestimmt nicht mit einem anderen Mann vereinen! Und an Verdammung habe ich kein Interesse, also lass mich in Ruhe!”

“Das Geschlecht des Trägers der Schuld ist nicht bekannt. Suche ihn und finde es heraus!”

Bei den letzten Worten wurde die Stimme leiser und verschwand schließlich völlig.

Der Autor wusste instinktiv das gesagtes der Wahrheit entsprach auch wenn er es noch so gern als dummes Gerede eines Wahnsinnigen abgetan hätte. Wissend, dass die Stimme nicht zurück kehren würde sagte er an Jack und Archer gewandt:

“So, zurück zu euch beiden!”

Neuankömmling

Sie verlassen nun Pleasant River. 8 Meilen bis Silent Hill

Die Worte auf diesem alten völlig vernachlässigten Ortsschild waren für Dana Keogh die wohl erfreulichste Nachricht des Tages. Obwohl sie mitten in der Nacht losgefahren war, schien nun schon seit mehreren Stunden die Sonne und würde auch bald wieder untergehen. Ein erleichterter Seufzer verließ ihre Lippen mit dem Wissen, dass sie nun fast am Ziel war.

“Wurde auch Zeit!”

sagte sie mit einem Gähnen und trank einen Schluck Kaffee, der wie üblich schwarz, stark und ohne Zucker war.

Die bisher ereignislose Fahrt des kleinen Fahrzeugs wurde abrupt unterbrochen als Dana ein noch nicht gänzlich ausgebranntes Fahrzeugwrack das in einen Baum geknallt war bemerkte und auf die Bremse stieg.

“Scheiße!”

brüllte sie, als der gesamte Kaffee auskippte und der alte Gitarrenkoffer fast gegen die Windschutzscheibe flog. Sie sah sich die Sauerei an die der Kaffee angerichtet hatte und sagte mit mehr als nur einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme:

“Was soll´s? Bin eh nicht mehr müde!”

Dann stieg sie aus und sah sich das Autowrack an. Auch wenn es nun wertlos war, erkannte man doch dass es einmal ziemlich teuer gewesen sein musste.

An manchen Stellen war noch das rote Leder der Sitzbezüge vorhanden und die ehemals schnittige Form. die nun aber durch den Aufprall frontal gegen einen Baum zerstört wurde, war noch erkennbar.

Und obwohl Dana´s Verstand sich bisher weigerte von einer Sache Notiz zu nehmen brannte sich gerade diese nun unauslöschlich in ihr Gedächtnis.

Der Fahrer oder die Fahrerin - dessen/deren Geschlecht nicht mehr erkennbar war, weil er/sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war – saß noch immer im Auto.

Die Person wurde durch den Aufprall wohl ohnmächtig und ist dann bei lebendigem Leibe verbrannt.

“Armes Schwein.”

Jemand hätte den Aufprall hören müssen!

Sie sah zurück zum Stadtschild und die dahinter umher fahrenden Autos und auch wenn keines dieser Fahrzeuge Anstalten machte auf die Straße nach Silent Hill zu fahren, so stand es doch außer Frage, dass man den Unfall bemerkt haben musste.

Sollte ich zurück fahren und Hilfe holen?

Nach einem Augenblick des Überlegens schüttelte sie den Kopf und stieg wieder in ihr Auto.

Dem armen Schwein kann eh keiner mehr helfen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass niemand kommen wird.

Bevor Dana den Wagen wieder startete und los fuhr legte sie den Gitarrenkoffer wieder auf seinen Platz und warf dabei einen Blick auf einen kleinen Sticker darauf. Auf diesem stand in blutroter Schrift der Name ihrer ehemaligen Band geschrieben:

The Carriers of the Fault

Nun um einiges vorsichtiger fahrend – mit dem klaren Bild der verbrannten Person vor Augen – machte sie sich wieder auf den Weg.

Die weitere Autofahrt war jedoch nicht von langer Dauer, da plötzlich ein Nebel aufzog der sie nicht einmal mehr bis zur Motorhaube blicken lies. Und noch bevor sie bremsen konnte wurde das auto langsamer und blieb stehen.

“Was zur ...? Ich habe doch vor kurzem erst getankt!”

Sie sah auf die Tankanzeige und fand diese fast voll vor. Mit einem flauen Gefühl im Magen lenkte sie den ausrollenden Wagen zum Straßenrand, nahm ihren Rucksack und den Gitarrenkoffer und stieg aus.

Vor ihr schien der Nebel immer dichter zu werden, sich hinter ihr jedoch wieder zu verflüchtigen.

Mehr schlurfend als laufend kam die Musikerin nach einer Weile an einen versperrten Tunnel. Hinter dem Zaun und Unmengen von Gerümpel konnte sie eine Straße erkennen, die in der Dunkelheit verschwand. Ohne Taschenlampe würde es keinen Sinn haben sich die Mühe zu machen und den Weg frei zu räumen. Wofür sie aber zuerst den Zaun würde beseitigen müssen, was aber an sich schon ohne etwas wie eine Schere, oder ein Messer ein Sinnloses Unterfangen war.

Die am Zaun hängenden Poster und Bilder näher und mit zusammengekniffenen Augen betrachtend fand Dana etwas wie eine Karte. Diese war jedoch im dichten Nebel unmöglich zu lesen, also riss sie die Karte vom Zaun, ging ein paar Schritte zurück und versuchte sich umzusehen. Tatsächlich war einige Meter entfernt ein Schatten im Nebel. Ein dunkler Fleck im ewigen grau. Dieser stellte sich aus der Nähe betrachtet als kleines Haus heraus. Es war alt, hatte keine Fenster und von seinen Wänden bröckelte bereits der Putz. Dazu gab es 2 Türen. Auf einer war ein Männersymbol, auf der anderen ein Frauensymbol.

Und auch wenn Dana nicht vermutete, dass jemand sich hierher verirren würde betrat sie das was sich als Toilettenhäuschen herausstellte auf der Seite der Frauenkabinen.

Drinnen gab es zwar keinen Nebel, dafür war es aber auch nicht sonderlich hell. Die einzige Lichtquelle war ...

“Eine Taschenlampe!”

Außer ihr schien sich aber niemand in dem Raum zu befinden. Trotzdem:

“Hallo?”

rief Dana in den halbdunklen Raum, doch bekam sie wie erwartet keine Antwort. Da sie noch immer das Bild der verbrannten Leiche im Fahrzeugwrack vor Augen und damit genug unangenehme Bilder für einen Tag gesehen hatte öffnete sie erst gar keine der Kabinentüren und nahm sich die Taschenlampe um damit die Karte zu studieren.

“Hm... Ah, gefunden! Hier müsste gleich neben der Toilette eine Treppe sein. Den weg entlang zum Friedhof und dann bin ich schon in der Stadt.”

Die Karte zusammenfaltend und verstauend verließ sie das Haus und stolperte zur Treppe. Dana war froh als sie ein Geländer fand an dem sie sich festklammern konnte und stieg die Treppe hinunter, während der Nebel ihr selbst den Blick auf diese verwehrte und sie das Knirschen von Sand unter den Füßen hörte, als sie die Treppe verließ.

Nach einem kurzen Fußmarsch fand sie tatsächlich ein Tor vor das zum Friedhof führte. An dessen Ende befand sich ein weiteres aufgebrochenes Gittertor. Eine Stange fehlte in diesem Gitter und war nirgends zu sehen, doch Dana dachte sich nichts weiter dabei, da diese selbst wenn sie nur 2 Meter entfernt gelegen hätte völlig unsichtbar gewesen wäre.

So schlurfte sie weiter Richtung statt und endlich dort angekommen lichtete sich sogar der Nebel etwas und sie hatte die Gelegenheit ihren Blick schweifen zu lassen. Ihr erster Gedanke bei dieser verlassenen Umgebung war ein Ton, der wie in einem großen Raum widerhallt und dessen Echo langsam verklingt. Der zweite Gedanke war eine darauf aufbauende Melodie. Diese bedurfte zwar noch einer Menge Arbeit, aber die Idee war geboren und eine Ausarbeitung Dana´s Meinung nach durchaus wert.

“Perfekt!”

sagte sie mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und machte sich auf die Stadt zu erkunden.

Elisabeth

Als Liz sich langsam erhob, hatte sie das Gefühl aus einem Traum zu erwachen. Doch zuvor erschien ihr alles so real.

Der Schweiß stand ihr noch immer auf der Stirn und sie erinnerte sich nur zu gut an die Hitze die “dort” vorherrschte. Ebenso war es so als würde sie noch den Schmerz spüren, der ihr so real vorkam. Auch ihr Haar war völlig zerzaust.

Doch wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit in diesem “Traum” steckte, wo war dann der Mann den sie gesehen hatte? War er etwa dort geblieben?

Das Bett neben dem sie lag war zerwühlt und unordentlich. Scheinbar hatte vor kurzem noch jemand darin geschlafen.

Könnte das dieser Mann gewesen sein?

Nebel drang bereits durch die offene Tür, doch der Raum war noch nicht voll davon.

Die Tür konnte also noch nicht lang offen stehen.

Sie überlegte einen Moment lang die Tür zu schließen und sich auszuruhen, bevor sie sich wieder auf den Weg machte, doch so würde sie Jack nie wiederfinden.

Jack

Ein humorloses Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

Nie bin ich jemandem nachgelaufen.

Warum sollte ich jetzt gerade bei ihm damit anfangen? Er ist der unfreundlichste Mistkerl den ich je kennen gelernt habe!

Das Lächeln verschwand wieder.

Ist es das? Jeder den ich bisher kennen lernte war voll von schleimiger verlogener Freundlichkeit. Wenn sie mich anlächelten, ja auch nur ansahen, sah ich es in ihren Augen.

Jeder wusste was das beste für mich ist, hatte irgendeinen Rat für mich und alle meinten mich besser zu kennen als ich mich selbst, da ich ja schließlich nur eine blöde Göre für sie war.

Ist es das, was mich zu Jack zieht?

Die Tatsache, dass er ehrlich ist?

Immer wenn mir ein Fremder vorgestellt wurde, lächelte dieser mich an, so als würde ich wenn man mir dieses unehrliche Lächeln nur lang genug zeigte wieder “normal” werden. Jack hat sich nicht einmal die Mühe gemacht mich wirklich anzusehen.

Dennoch kann er nicht so kalt sein, wie er sich gibt.

Sie betrachtete die geliehene Jacke einen Augenblick lang, bevor sie sich gedankenverloren aufs Bett setzte.

Linda und Maria waren die einzigen beiden Menschen, abgesehen von meinen wirklichen Eltern, die je ehrlich zu mir waren. Doch beide sind seit 6 Jahren tot.

Tränen sammelten sich in ihren blauen Augen und liefen ihr über die Wangen.

Wie gern wäre ich euch damals nur gefolgt, doch ich konnte es nicht.

Ha. Nach 6 Jahren lerne ich jemanden kennen, der ehrlich zu mir ist und es ist ein Arschloch!

Obwohl sie kurz zuvor noch in Gedanken an ihre besten Freundinnen war, musste sie bei diesem Gedanken grinsen.

Da sie die Tür nicht geschlossen hatte, drang unaufhaltsam Nebel in den Raum und begann ihre Sicht zu erschweren.

Wo er wohl gerade steckt? Hoffentlich wurde er nicht von einem Monster erwischt.

Liz schüttelte heftig den Kopf.

Jetzt sorge ich mich schon um ihn? Nach 6 Jahren der Abschottung braucht es nur ein Arschloch, das ganz nebenbei nicht so verlogen wie alle anderen ist und schon laufe ich ihm hinterher?

Ich denke ich werde ihn suchen gehen und dann weitersehen.

Sollte er zu etwas Freundlichkeit in der Lage sein werde ich ihm helfen, bei was auch immer er hier sucht. Und wenn nicht, dann zur Hölle mit ihm! Ehrlichkeit hin oder her, ich will nichts mit völlig gefühlskalten Mistkerlen zu tun haben!

Die junge Frau erhob sich, zog die geliehene Jacke zurecht und wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie etwas bemerkte.

Vom Bett bis zur Tür waren auf dem schlichten grauen Fußboden blutig rote Fußabdrücke zu sehen. Sie warf einen Blick hinter sich auf den Boden und bemerkte, dass sie ebenfalls blutige Fußabdrücke hinterließ.

Also war das doch kein bloßer Traum!

Dieser Mann war mit mir hier. Doch ... Wieso hat er mich einfach zurückgelassen? Schließlich hatte er kurz zuvor noch sein Leben für mich riskiert, als er sich in dieser Gasse vor mich gestellt hatte!

Dachte er vielleicht auch, dass es nur ein Traum war und bemerkte mich nicht?

Sie zuckte mit den Schultern.

Ist doch egal. Solange ich hier rum stehe werde ich es nicht erfahren. Trotzdem ist es merkwürdig.

Er kannte mich nicht und hat trotzdem versucht mich zu beschützen.

Wäre jemand aus meinen Pflegefamielen in Gefahr gewesen, hätte er mich vorgestoßen um sich retten zu können.

Ich glaube ich sollte auch nach ihm suchen. Wenigstens muss ich mich bedanken, denn er hätte mich auch einfach da wo ich das Bewusstsein verlor liegen lassen können, um seine eigene Haut zu retten!

Auf dem Weg nach draußen bemerkte sie etwas auf dem Boden.

Sie erkannte Reggy´s Metallstange als die wieder, die der Mann der sie gerettet hatte bei sich trug.

Das er sie liegen ließ verstärkte nur ihren Verdacht, dass er alles nur für einen Traum gehalten hatte.

Für den Fall, dass sie wieder in einer Horrorwelt voller Monster landen würde, nahm sie die Stange mit.

Fest entschlossen sie ihrem Retter wieder zu geben, falls er inzwischen die Wahrheit in all den Ereignissen erkannt hatte und sich dafür verfluchte seine Waffe liegen gelassen zu haben, machte sie sich auf den Weg.

Sollte er jedoch eine bessere Verteidigungsmöglichkeit gefunden haben, würde sie die Stange einfach behalten, denn sie war leicht zu schwingen und so konnte sie es den Kreaturen die hier lauern mochten sehr erschweren sie zu zerreißen.

Als sie gegangen war, war bereits so viel Nebel in den Raum eingedrungen, dass man kaum noch etwas sehen konnte.

Wenn jemand zufällig vorbeikommen würde, der nicht auf den Boden starren würde um dort die blutigen Fußabdrücke zu finden, würde er nicht ahnen, dass vor kurzem noch Menschen in diesem Raum waren.

Faults

„was zur Hölle soll das alles hier?“

fragte Reggie, der inzwischen wusste, dass die 2 Personen vor ihm sich nicht gleich in nichts auflösen würden.

Zuerst sah er Jack an. Dieser hielt seinem blick zwar stand, hielt es aber scheinbar nicht für nötig ihm eine Antwort zukommen zu lassen. Dann wandte er den Blick zu Archer, der zu einer Antwort ansetzen wollte, jedoch von einem lauten Geräusch unterbrochen wurde.

Irgendwo in der Nähe war eine Scheibe zersprungen.

Das an sich gab schon Grund zur Sorge, aber in einer Welt die so aussah, als wäre das letzte Glas vor Jahrhunderten zersprungen war es geradezu beängstigend.

Jack lief mit seiner Waffe in der Hand als erstes los. Er warf einen Blick in das dunkler werdende Grau des Himmels und fragte sich, ob er in der Nacht den Mond würde sehen können. Die strahlende Sonne die eigentlich noch hoch am Himmel stehen sollte, war weiter nichts als ein weißer Fleck im ewigen Grau.

Wunderbar! Wenn die Nacht genauso ist wie der Tag werde ich ohne Taschenlampe die Hand vor Augen nicht erkennen können. Hätte ich doch bloß diesen verdammten Rucksack nicht verloren!
 

zu dritt marschierten sie in Richtung des Ursprungs dieses Geräusches. Ihre Schritte hallten laut wieder, als sie schweigend durch die Reihen der zerfallenen Ruinen liefen.

„Weißt du, was es mit dieser Geschichte vom Weltenwanderer auf sich hat?“

beendete Reggie an Archer gewandt das Schweigen.

Dieser nickte im Laufen und sagte:

„Ich habe hier schon einiges von dem Kult der in dieser Stadt existiert gehört.

Der Weltenwanderer und der Träger der Schuld sind eins. Eine geteilte Seele, so ähnlich wie bei Alessa, der Mutter Gottes.“

Reggie hob fragend eine Braue, also fasste Archer zusammen, was er über die Geschehnisse um Alessa wusste und welchen Ausgang sie 2 Jahre zuvor hatten, ehe er wieder mit der ursprünglichen Geschichte fort fuhr.

„Wie dem auch sei. Wie du vielleicht mitbekommen hast Haben die meisten Menschen die nach Silent Hill kommen ihre eigene „andere Seite“. Bei Zwillingen oder Menschen die sich vom Charakter sehr ähnlich sind, kann es passieren, dass sie in eine gleiche Welt kommen. Die größte Gruppe die ich bis jetzt gefunden habe bestand aus 4 Leuten. Und ihre Welt war grauenhaft. Ich will nicht wissen, was diese Menschen schreckliches getan haben! Egal, weiter im Text.

Der Weltenwanderer kann all die anderen Seiten und das Nirgendwo betreten. Das allein nützt dem Kult noch nichts, aber der Träger der Schuld ist eine Art Richter.

Wenn er es will entsteht ein Henker auf seinen Wunsch und nicht aus der Reinen Schuld des Menschen heraus. Er kann die Schuld zuweisen, das heißt jeden einzelnen Menschen der nach Silent Hill kommt in die ewige Verdammung stürzen.

Durch den immensen Hass der entsteht verspricht der Kult sich die Wiedergeburt Gottes.“

Reggie schüttelte den Kopf.

„Die haben komplett ein Rad ab. Wollen die wirklich, dass ich hier mein angebliches Gegenstück suche und dann von einer Welt zur nächsten Hüpfe um wildfremden Leuten zu erzählen wie schuldig sie doch sind?“

Archer zwang sich zu einem müden Lächeln.

„So in etwa, ja.“

Erneut kopfschüttelnd bemerkte er nicht, dass Jack vor ihm stehen geblieben war und lief beinahe in ihn hinein.

„Was zur ...? Sag das nächste mal Bescheid, wenn du stehen bleibst!“

Jack ging nicht auf Reggies Kommentar ein und begutachtete seinerseits Glassplitter die auf dem Boden verteilt lagen. Dann sah er das Fenster zu dem diese Splitter gehören mussten und sagte grinsend:

„Zeit zum Einkaufen!“

Er kletterte durch das Fenster, was sich als Schaufenster für ein noch immer intaktes und komischerweise gut bestücktes Waffengeschäft herausstellte und ging einige Schritte in den Laden hinein zu den größeren Waffen. Er nahm ein Schrotgewehr mit einer vorn befestigten Lampe, eine Maschinenpistole, Munition für beide Waffen und noch einige Magazine für seine 9mm. Archer betrat zögerlich den Laden und sagte:

„Nehmt so viel ihr tragen könnt, nichts passiert hier ohne Grund. Also haltet von jetzt an die Augen offen!“

Er nahm sich einen ganzen Sack voll Magazine für seine Waffe, einen Granatwerfer und Granaten dazu.

Reggie sah sich um. Er konnte noch nie etwas mit Schusswaffen anfangen, aber im ganzen Laden schien es nur Regale voll davon zu geben. Suchend sah er sich in dem großen Raum um.

Die Regale waren kaum beleuchtet, da fast alle Lampen ausgefallen oder zersprungen waren. Der Holzboden war alt und knarrte bei jedem Schritt den Reggie machte. An den Wänden hingen alte teils Zerrissene Poster von Soldaten mit großen Waffen und anderem Kriegsgerät. Aus einem Hinterzimmer bemerkte er licht. Er betrat es und hätte nicht mehr geglaubt, dass er an dem gleichen Ort war. Der Raum war hell erleuchtet und war voll mit Rüstungen aus verschiedener Epochen und Regionen. An der linken Wand entlang standen eine antike Ritterrüstung, ein Ninjaanzug und eine Musketieruniform. Ihnen gegenüber an der anderen Wand entlang reihten sich eine Samurairüstung, eine moderne Soldatenuniform und eine Pekenierrüstung. Die Wand gegenüber der Tür war von einer Glasvitrine verdeckt. Diese war noch gänzlich intakt und hell erleuchtet. Und sie war geöffnet!

In ihr befanden sich viele alte Waffen. Speere, Schwerter, Dolche, Degen, Duellrevolver und ähnliches. Reggie kannte sich ein wenig mit Schwertern aus und nahm 2 Katanas aus ihrer Halterung. Er schwang beide und steckte sie zufrieden in die ebenfalls aus der Vitrine genommenen Scheiden.

Als er den Hauptraum wieder betrat waren die anderen beiden fertig mit dem Ausrüsten. Jack seufzte weil er ein Maschinengewehr samt Munitionsgurt gefunden hatte, es aber zu schwer war um es einfach mitzunehmen. Es würde ihn nur behindern.

Sie verließen den Laden durch das zerbrochene Schaufenster, durch dass sie ihn betreten hatten. Doch diesmal sah alles anders aus. Noch immer alt und zerfallen, aber nun nicht mehr ganz so verlassen. Es waren vereinzelte Geräusche zu hören, das grau des Himmels war noch um einiges dunkler geworden und an manchen Stellen zierten Blutspritzer die Wände.

„Verdammt!“

rief Archer.

„Ich nehme bereits Einfluss auf diese Welt. Sie verändert sich, weil ich zu lang hier bin!“

Er schluckte schwer und wurde kreidebleich als ein kratzendes Geräusch zu hören war.

Dieses Geräusch hörte sich an wie etwas schweres, das über den Asphalt gezogen wurde.

„Der Taucher!“

stieß Archer mit bebender Stimme hervor.

„Los, nichts wie weg hier!“

Weder Jack, noch Reggie verstanden, doch es war bereits zu spät.

Kleine Kreaturen krochen aus unzähligen Lücken in den Hauswänden und krabbelten auf die Gruppe zu.

Jack wollte voran gehen, doch Archer versperrte ihm den Weg. Er stellte sich an die Spitze der Gruppe und lud ein Magazin in sein Gewehr. Er blickte über die Schulter und sagte:

„Jack, du übernimmst alles was von hinten und von den Seiten kommt, dein Schrotgewehr hat eine große Streuung, also wirst du sehr viele von ihnen nieder strecken können. Und du ...“

Er sah zu Reggie und blickte ihn erschrocken an, als Jack den ersten Schuss abfeuerte und 3 der Spinnenähnlichen Kreaturen tötete. Die anderen hautlosen und Blut- und Schleimspuren hinter sich herziehenden Kreaturen krochen unbeirrt weiter.

„...hast keine Waffe?“

„Doch, die hier!“

Er deutete auf die beiden Waffen.

Archer seufzte und sagte:

„Okay, du hälst uns wenn du damit umgehen kannst alles vom Leib was uns zu nahe kommt!“

Damit begann auch er zu feuern und die 3 liefen los.

Als sie um eine Ecke liefen stand es da. Ein riesiges Wesen mit einem alten rostigen Taucherhelm auf dem Kopf. Statt des Glases was eigentlich das Gesicht dieser Kreatur zeigen müsste, befand sich vorn am Helm nur weiteres rostiges Metall, was verhinderte, dass man auch nur eine Vermutung über das Gesicht der Kreatur anstellen konnte. In der Hand trug es ein riesiges Breitschwert?

„Was ist das für ein Vieh?“

brüllte Reggie?

„Der Taucher ... Mein Henker!“

kam Archers atemlose Antwort, als er den Granatwerfer zur Hand nahm und eine erste Granate in sie einlud rief er Reggie zu:

„Bring uns von hier weg!“

Er schoss und traf die Kreatur in der Brust. Das Ergebnis war ein Fußballgroßes Loch durch das man hindurch schauen konnte. Die schwarzen Ränder der Wunde begannen aber sofort zu verschwinden und die Wunde begann sich zu schließen.

„Wie denn!?“

brüllte Rege, während Jack unzählige Schüsse auf die Kreatur abfeuerte.

„Du bist der Weltenwanderer! Denk einfach daran diese Welt zu verlassen, oder was weiß ich!“

Reggie erinnerte sich daran, wie er die Welt von diesem Mädchen verlasen hatte, packte beide Männer an der Schulter und rief:

„Ich will hier weg!“

Im nächsten Augenblick fanden sie sich im für Reggie bekannten dichten Nebel von Silent Hill wieder. Genau an der Stelle wo er gestolpert war und scheinbar ohnmächtig wurde.

Eigentlich sollten sie allein sein, dennoch kam eine Gestalt durch den dichten Nebel auf sie zu und Jack und Archer namen wieder ihre Waffen in Anschlag.

Wiedersehen

Liz folgte den blutigen Spuren. Durch den Nebel konnte sie die roten Flecken kaum noch erkennen und kniff beim Laufen mehrmals die Augen zusammen. Als die roten Spuren abrupt abbrachen, dachte sie erst, dass sie im dichten Nebel nicht mehr zu erkennen waren und suchte die Gegend ab, doch fand sie nichts und wollte schließlich weitergehen, als sie einige Personen an der Stelle im Nebel wahrnahm, an der die Spuren aufhörten. Sie ging auf die im Nebel nur verschwommen erkennbaren Gestalten zu und blieb plötzlich stocksteif stehen, als sie merkte, dass sich Waffen auf sie richteten.

“Nicht schießen!”

rief sie den Gestalten zu, die selbst aus größerer Nähe kaum mehr als nur Umrisse waren.

Die Personen senkten ihre Waffen und als die junge Frau näher kam erkannte sie 2 der dort stehenden Personen wieder.

Der eine war ihr Retter und der andere ...

“Jack!”

rief sie. Dieser war alles andere als begeistert sie zu sehen.

“Hallo.”

kam die nüchterne Antwort, als Archer seine Waffe umhängte und sie locker über die Schulter hängen ließ. Er schwitzte noch immer und zitterte zugleich. Die Begegnung mit seinem Henker bereitete ihm noch immer sorgen. Doch dies war die wirkliche Welt. Eine Welt die er 2 Jahre nicht mehr betreten hatte. Der Taucher würde ihm mit Sicherheit nicht hierher folgen können, da dieser an die Parallelwelten Silent Hills gebunden war.

Elisabeth sah zu Reggie und sah dann zu Boden, als sie mit einem nervösen Lächeln sagte:

“Ich habe mich noch gar nicht für meine Rettung bedankt.”

Der Autor zuckte blos mit den Schultern und schenkte ihr ein schiefes Grinsen.

“Keine Ursache. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, es wäre nur ein blöder Traum und in meinen Träumen bin ich nun mal ein beschissener Superheld!”

Er lachte krächzend, doch auch ihm war noch deutlich die Nervosität anzusehen.

“Wie heißt du eigentlich? Da ich dir den Arsch gerettet habe möchte ich wenigstens deinen Namen wissen.”

“Ich heiße Elisabeth. Und wie lautet dein Name? Oder soll ich dich schlicht Held in strahlender Rüstung nennen?”

Reggie verbeugte sich und sagte:

“Ich bin Rege. Meines Zeichens Autor und Retter in der Not.”

Da Liz nun sehr nah bei der Gruppe stand, nahm Reggie die Gelegenheit wahr und musterte sie etwas genauer. Sie trug noch immer Jacks Jacke, die ihr in jeder Hinsicht zu lang war und ihr fast bis zu den Knien reichte. Die Ärmel hatte sie nach oben geschoben, was einen Blick auf ihre Arme zuließ Viele Narben zierten diese und er musste an die Kreaturen die in ihrer Parallelwelt hausten denken. Wenn es ihre Welt war, dann musste es in diesem Mädchen schrecklich aussehen. Er wusste nicht, ob er sich vor ihr in Acht nehmen , oder Mitleid mit ihr haben sollte. Er entschied, dass dies abzuwarten war und ließ sich nichts anmerken.

Nun zu viert machten sie sich in der schleichend einsetzenden Dämmerung wieder auf den Weg.

“Wohin jetzt?”

Es war Liz, die diese Frage stellte, da sie als einzige kein klares Ziel in dieser Stadt verfolgte.

Michael Archer würde sich so bald wie möglich daran machen diese Stadt zu verlassen und versuchen zu seiner Familie zu kommen.

Reggie wusste, dass er diese Stadt nicht so bald würde verlassen können und würde versuchen alles über sie und seine “andere Hälfte” den so genannten Träger der Schuld in Erfahrung zu bringen. Auch Jack würde sich nicht von dem abbringen lassen, was ihn dazu veranlasst hatte nach Silent Hill zu kommen.

Er sagte:

“Was ihr macht ist mir egal. Wir laufen gerade zufällig in die gleiche Richtung, doch ich denke spätestens am Park werden sich unsere Wege trennen.”

Archer blieb augenblicklich stehen und sah Jack an.

“Mary?”

Jack blieb ebenfalls stehen und starrte verwundert zurück.

“Woher ...?”

Der ihm gegenüber grinste und sagte:

“Das war nicht schwer zu erraten. Ich glaube du wärst der erste Sunderland, der nach Silent hill kommt um nicht nach dieser Frau zu suchen. Ihr seid eine echt kranke Familie!”

“Sag das noch mal!”

ertönte eine Stimme aus dem Nebel, verbunden mit sich nähernden Schritten.

“Kaum bin ich mal 2 Jahre nicht da, da fängst du an meine Familie zu beleidigen. Naja ... Der da hat wirklich ne Macke.”

2 gestalten traten aus dem Nebel und Jack traute seinen Augen kaum, als er sie erkannte. Beide Männer waren komplett in schwarz gekleidet und waren bis an die Zähne bewaffnet. Der größere von beiden, der Jack in gewisser Hinsicht sogar ähnlich sah, wenn man von den Haaren und den Augen absah, warf diesem einen schwarzen Rucksack zu.

“Hier, du hast den rucksack den du mir geklaut hast stehen lassen!”

Jack fing ihn auf und starrte ihn einen Moment lang an, weil er ihn nicht vergessen, sondern im Wald verloren hatte, während Michael Archer langsam begriff wer die 2 Männer waren, die da aus dem Nebel traten. Freudig humpelte er auf die beiden Männer zu und fiel dem am Nächsten stehenden um den Hals als er rief:

“Sunderland! Cater!”

Schuld verjährt nicht

Michael Archer konnte es kaum glauben. Vor ihm standen David Cater und Jack Sunderland. Nachdem er beide gemustert hatte wischte sich das grinsen von seinem inzwischen bärtigen Gesicht, als er sehr ernst sagte:

“Ihr hättet nicht kommen sollen. Mir reicht ein Henker am Arsch, aber der Sensenmann und der Gesichtslose noch dazu ... Naja, was soll´s. Wir haben die 3 schon mal in Schach gehalten.”

Cater musterte seinen ehemaligen Kollegen, den er vor 2 Jahren das letzte mal gesehen hatte. Archer hatte immer starke grüne Augen mit stechendem Blick. Diese grünen Augen waren nun müde und jeder Glanz war von ihnen gewichen. Sie verbargen sich nun in tiefen Augenhöhlen die von dunklen Ringen umrandet waren. Seine ehemals gerade Körperhaltung war fort und er stand nun halb gekrümmt vor ihnen, was ihn um einiges kleiner wirken ließ. Er trug den gleichen Anzug wie Cater und Sunderland, nur dass seiner plötzlich überhaupt nicht mehr wie die Maßanfertigung aussah, die sie war. Vom einstmals gepflegten äußeren war nichts mehr zu sehen. Flecken verschiedenster Farben zierten Anzug und Haut des ehemaligen Mitglieds der Spezialeinheit, der Cater noch immer angehörte. Die Wunde an Michaels Bein war sehr schlecht verheilt und selbst eine Operation würde nur geringfügig noch etwas nützen. Er würde für immer Probleme mit dem Laufen haben.

Auch Archer nutzte die Gelegenheit die 2 Neuankömmlinge zu begutachten. Im Gegensatz zu ihm hatte sich ihr Äußeres kaum verändert. Beide hatten sie wie gewohnt kurzes Haar. Cater einen etwas distanzierten Gesichtsausdruck und Sunderland trug sein schiefes Grinsen zur Schau. Was Archer nicht wissen konnte war, dass Sunderlands eigentlich so typisches Grinsen nach seinem Aufenthalt sehr selten geworden ist. Wobei selten in diesem Fall hieß, dass er es seit seiner Rückkehr aus Silent Hill zum ersten mal wieder aufgesetzt hatte. Was Archer auffiel, war das Sunderland noch immer die Sense trug, die er seinem Henker vor 2 Jahren abnahm.

“Du hast das Teil immernoch?”

“Klar hab ich die Sense noch. Sollte der nette Herr, der sie mir geliehen hat wieder auftauchen werde ich mich freundlich bei ihm bedanken indem ich Ragout aus ihm mache.”

Nun war es an Archer zu grinsen.

“Ich würde sagen wir verschieben die Wiedersehensfeier noch eine Weile und verschwinden erst einmal von hier!”

Das war Cater der sich zu Wort meldete. Seine beiden Kollegen waren ganz seiner Meinung, nur Liz, Reggie und Jack schienen nicht sehr angetan von ihr zu sein.

“Macht was ihr wollt, ich bleibe.”

War Jack´s Reaktion. Liz stellte sich neben ihn – woraufhin er sich einige Schritte von ihr entfernte – und sagte:

“Ich bleibe ebenfalls. Ich muss dir noch deine Jacke zurückgeben, also bleibe ich bei dir, bis ich einen Ersatz gefunden habe.”

Sie und Jack waren wohl die einzigen die nicht wussten, dass es nur eine Ausrede war, denn in ihrem Kopf hatte Liz die Vermutung Jack wirklich zu mögen längst verworfen und würde auch sich selbst nicht eingestehen, dass diese Vermutung eigentlich nur stärker geworden war.

Reggie sagte schlicht:

“Hab hier noch was zu erledigen.”

“Ihr wollt wirklich hier bleiben?”

Archer konnte es nicht fassen.

“Schätze die zu rettenden sind nicht mehr zu retten.”

meinte Sunderland.

“Jack ich bin auch wegen dir hier und ich werde nicht ohne dich gehen!

Und verlass dich drauf du kommst mit und wenn ich dich erst übers Knie legen und dann strampelnd und schreiend nachhause zerren muss.”

“Und ich werde nicht gehen ohne Mary gefunden zu haben.”

Damit war für Jack das Gespräch beendet. Er wandte sich zum gehen um und Liz postierte sich neben ihm. Reggie zuckte mit den Schultern, gesellte sich zu dein beiden und sagte:

“Wenn ihr Turteltauben nichts dagegen habt begleite ich euch. Ich glaube in einer Gruppe ist man an diesem Ort sicherer.”

“Ich habe dir doch gesagt, dass Mary tot ist!”

rief Sunderland doch Jack sagte nur über die Schulter zu ihm blickend:

“Ist mir egal!”

und zog los.

“Scheiße!”

entfuhr es dem Retter als ihm bewusst wurde, dass der zu errettende wirklich nicht gerettet werden wollte.

“Der Kerl ist völlig irre!”

“Die sind alle 3 völlig irre, wenn sie freiwillig hier bleiben.”

korrigierte Cater ihn.

“Scheiße!”

fluchte Sunderland erneut und machte sich auf den Weg den dreien hinterher.

“Was machst du?”

wollte sein Begleiter wissen und die einzige Antwort die er bekam war:

“Schätze ich bin auch völlig irre!”

Cater nickte und sah hinüber zu seinem verkrüppelten Freund. Dieser sah ihn an und meinte:

“Was soll´s? Ich hock seit 2 Jahren hier. Etwas länger schaffe ich auch noch.”

Damit war die Sache beschlossen und alle 6 zogen los.

Cater steckte sich eine Zigarette an und reichte die Schachtel weiter an Sunderland, der sich ebenfalls eine Zigarette nahm und die Schachtel an Archer weiter reichen wollte. Dieser schüttelte ablehnend den Kopf und sagte:

“Hab mir das rauchen abgewöhnt, als mir vor knapp 2 Jahren die Kippen ausgingen.”

Der Nebel war nach wie vor so dicht, dass alle Mühe hatten zu erkennen wer vor ihnen lief. Jack sah sich um und seufzte innerlich beim Anblick der 5 Umrisse um ihn herum.

Riesig. Nicht mal in Silent Hill hat man seine Ruhe. 4 Vollidioten, von denen 3 schwer bewaffnet sind und eine Bekloppte. Ich muss hier weg!

In diesem Moment knirschte etwas unter seinen Schuhen und er blieb stehen und sah nach unten. Auch wenn er es nicht sah erkannte er am Geräusch, dass er auf Glas getreten war.

“Was ist denn los?”

kam von hinten eine fragende Stimme.

Jack sah sich um und bemerkte neben sich den Ursprung des Glases.

“Nichts, nur ein zerbrochenes Schaufenster.”

Jack wollte gerade weitergehen, als ihm eine Idee kam.

Er sprang durch das Schaufenster und rannte los.

“so ein verdammter Idiot!”

Sunderland warf seine Zigarette weg und sprang ihm hinterher.

Er rannte in das Gebäude hinein, doch sein Neffe war nicht mehr zu finden. Sunderland zuckte erschrocken zusammen, als eine laute Sirene von überall her zu ertönen schien. Er nahm seine Waffe in Anschlag, als sich das Gebäude zu verändern begann. Um ihn herum bröckelte der Putz von den Wänden und gab den Blick auf ein rostiges Gitter frei, aus dem das ganze Gebäude zu bestehen schien. Der Boden gab stellenweise nach und schier unendlich tiefe Löcher drohten einen zu verschlingen, sollte man auch nur einen einzigen falschen Schritt machen.

An einer einzigen Wand war der schmutzige Putz noch nicht abgefallen. Auf dieser Wand stand in blutiger Schrift ein Satz geschrieben.

“Schuld verjährt nicht.”

Ein Geräusch von Metall, das über Metall kratzt und ein wahnsinniges Lachen einer alt bekannten Stimme verrieten Sunderland, dass sich in den 2 Jahren nichts geändert hatte.

Und die Stimme sagte:

“Willkommen zurück Jack, Wiiiiiiiiiiiiiiiillkommen!”

erneutes Aufeinandertreffen

Schwefelgestank drang in Sunderlands Nase, als der Nebel zu Qualm wurde. Irgendwo unter seinen Füßen schien im unendlichen Nichts ein Feuer zu brennen. Die Wände waren kaum noch mehr als rostige Metallgitter, genau wie die Böden. Ihre rostig braune Farbe machte keinen sicheren Eindruck, trotzdem schritt Sunderland voran.

“Du schon wieder? Warum bleibst du blödes Ding nicht tot? Hat es dir echt so viel Spaß gemacht von mir den Arsch aufgerissen zu bekommen, dass du das noch einmal willst? Jederzeit! Komm nur und stell dich mir, damit ich dir wieder zeigen kann was ne Harke ist!”

Etwas nasses tropfte auf seine Hand und als er aufsah bemerkte Sunderland, dass die Decke lebendig war. Organisch schien sie sich in schmerzen zu winden und blutend über das rostige Gitter zu kriechen.

“Toll. Ne blutende Decke. Ihr habt echt nichts neues auf Lager!”

“Viiiiielleicht nicht. Doch dafür haben wir die alten Sachen erneueeeeeeeeert!”

Die Stimme schien von überall her zu kommen, doch das kommende Geräusch war eindeutig fest zu machen. Der Sensenmann tauchte mit einem grauenhaften Geräusch von Metall auf Metall nur weniger Meter vor Sunderland auf. Die Kreatur mit dem Aussehen eines Menschen und dem durch einen Käfig - in dessen inneres kein Licht drang – verdeckten Gesicht sah vertraut, aber doch gänzlich anders aus. Nur der Oberkörper erinnerte noch an einen Menschen während sie Hüftabwärts eher einem Zentauren glich. Der Unterkörper war ein riesiger fleischiger Klumpen aus dem 6 lange knochige Beine wuchsen an deren Enden sich lange Sensen aus dem Fleisch bohrten. Auch der Oberkörper hatte sich verändert.

Statt 2 Armen mit zu Sensen verkrümmten Enden, waren es nun 4 von denen 2 direkt aus den Schulterblättern zu wachsen schienen.

Sunderland nahm sein Gewehr und die Sense die er der Kreatur vor ihm 2 Jahre zuvor abnahm zur Hand und sagte:

“Hey, schön dich wieder zu sehen! Du bist mir doch nicht mehr böse wegen der paar Kratzer oder? Hast doch schließlich eine Runderneuerung bekommen!”

Der Henker holte mit einem seiner normalen Armpaare aus und stürmte auf Sunderland zu dieser sprang beiseite und platzierte einen Schuss in die rechte Schulter der Kreatur, woraufhin die 2 dort befindlichen Arme vorübergehend nutzlos herunter hingen. Die Wunde begann jedoch sofort zu heilen und es würde nur eine Frage von Sekunden sein, bevor sie ganz verschwunden war.

“Man bist du nachtragend!”

Ein weiterer Schuss riss die noch nicht ganz verheilte Wunde wieder auf und vertiefte sie. Die Sense in der Hand rannte er auf seinen Henker zu, sprang an ihm vorbei und schlitzte ihm im Sprung die Kehle auf.

Blut sickerte aus der offenen Wunde, doch die Kreatur gab keinen Ton von sich.

Hinter der Kreatur, die mit ihrer Heilung beschäftigt war, ließ Sunderland zwei Granaten unter ihren Körper rollen und rannte los.

Nach der Explosion wandte er sich um und betrachtete sein Werk.

Der Sensenmann lag auf dem Boden. Der Großteil seines unförmigen Unterleibs lag überall um ihn herum verstreut. An seinem Körper war nur noch eins von den 6 Beinen geblieben, mit dem er krampfhaft versuchte sich in Sunderlands Richtung zu zerren. Das erholen von dieser Wunde würde einiges an Zeit in Anspruch nehmen und Jack hatte nicht vor an Ort und Stelle zu verharren um bei der Regeneration zuzusehen.

Er rannte aus dem Raum und fand sich in einer kleinen Abstellkammer wieder. Die Wände waren aus morschem und teilweise schon schimmeligen Holz. An einer Wand hing ein altes Foto, dass Jack bekannt vorkam, dass er aber nicht einordnen konnte.

In der Wand gegenüber war ein mannshohes Loch geschlagen worden. Auf der anderen Seite führte eine lange Betontreppe zwischen Wänden und einer Decker aus dem gleichen Material steil nach unten, während einige alte flackernde Neonlampen, von denen der Großteil längst ausgefallen war, den Gang nur kaum erhellten. Jack machte sich an den Abstieg, bis er nach einer scheinbar unendlich langen Strecke an einer Stahltür ankam.

Als er mit der Hand dagegen drückte, öffnete sie sich mit einem quietschenden Geräusch.

Jack fand sich in einer großen Halle wieder, die zugleich auch ein großes lebendiges Organ gewesen sein könnte. Die Halle bestand aus dem gleichen Material wie in dem anderen Raum die Decke. Nur das der organische Belag hier den ganzen Raum bedeckte. Stalagmite und Stalactite aus Knorpel ragten aus Boden und Decke und der Boden war rutschig und gab grauenhaft schmatzende Geräusche von sich, wenn Jack einen Schritt machte.

“Sunderland du Idiot, warum musstest du wieder herkommen?”

sagte er zu sich selbst und lief los, weil er vom anderen Ende des langen Gangs hinter ihm glaubte Geräusche zu hören.

Zwischen zwei aus dem Boden ragenden Stalagmiten blieb er stehen und brachte an beiden Plastiksprengstoff mit Fernzündung an. Dann lief er einige Schritte weiter und wartete. Es dauerte nicht lang und der sensenmann tauchte in der Tür auf.

Die Wunden waren vollständig verschlossen und alle abgerissenen Körperteile schienen nachgewachsen zu sein.

Langsam aber beständig schritt die Kreatur voran bis es zwischen den Sprengsätzen angekommen war und Jack rief:

“Ich hätte ja gehofft, dass du länger an den Granaten zu knabbern hast! Aber was soll´s? Niemand soll behaupten, dass ich für unsere Wiedersehensfeier keine Kracher auf lager hätte!”

Mit diesen Worten zündete er den Sprengstoff und Fetzen von verkohltem Fleisch und zersplitterte Knochen wurden durch die Luft geschleudert. Aber nicht nur vom Sensenmann. Die Stalagmite schienen nicht nur einen organischen Überzug zu haben, sondern komplett aus lebendigem Material zu bestehen.

Mit einem mal erschien die Idee des riesigen Organs garnicht so abwegig zu sein. Jacks Henker lag in Fetzen über den klebrigen Boden verteilt, doch es würde nicht lange dauern und er würde wieder auf den Beinen sein.

Als sich eine Masse gebildet hatte die groß genug war, stopfte er noch eine Granate in dien fleischigen Brei und rannte erneut los. Sunderland musste feststellen, dass es neben der Tür zur Treppe keine Ausgänge aus dieser lebendigen Halle gab, also nahm er seine Sense zur Hand und riss ein riesiges Loch in die nächste Wand die ihn sofort mit einer roten Fontaine einfärbte. Draußen angekommen war es hellichter Tag.

Als Jack sich umsah stellte er fest, dass er durch ein Loch in der Wand einer alten Fabrik gekommen ist. Keine fleischigen Wände, kein Blut und kein Henker. Er seufzte und machte die Sense an seinem rücken fest. Bevor er los lief sagte er an niemanden außer sich selbst gerichtet:

“Großartig Jack! Du hast genau das geschafft, was du unter allen Umständen vermeiden wolltest. Wieder allein durch Silent Hill zu wandern!”

Eine Melodie in der Stille

Der Nebel wollte einfach nicht nachlassen. Dana hatte mit Nebel gerechnet, aber nicht damit, dass er so dicht sein würde. Wenn sie nach links, oder rechts schauen würde, so würde sie graue Umrisse von alten Häusern erkennen.

Diese Stadt ist tot …

Es war anders als jede Geisterstadt. Solche Städte wiesen Schmierereien an den Wänden auf. Zerbrochenes Scheiben, geplünderte Läden, irgendwelche Anzeichen von Leben.

Nichts von alledem war vorhanden. Kein Anzeichen dafür, dass hier jemals Menschen gelebt hatten. Anders als Geisterstädte sah Silent Hill nicht so aus, als wäre es verlassen worden und somit “gestorben“.

Wenn man Silent Hill schon mit Begriffen wie Sterblichkeit vergleicht,

dachte Dana

dann war es wohl eine Totgeburt, nie für Menschen gebaut.

Irgendwie bekam sie das Gefühl, als würden ihre widerhallenden Schritte und die Geräusche von bröckelndem Putz die einzigen hier möglichen Geräusche sein. Nur um sicher zu gehen, dass dem nicht so war stieß sie einen Pfiff aus. Das Echo war überwältigend.

Wenn ein einziger schriller Ton fähig war ein solches Echo zu erzeugen, was würde sich dann erst eine Melodie anhören, die man hier spielen würde?

Sie ging die Straße entlang, ohne recht zu wissen, wo sie war. Es störte sie auch nicht weiter. Sie hätte jederzeit auf die Karte schauen können. Auf jeden Fall musste sie noch in der Nähe der Nathan Ave. sein.

In ihren Gedanken feilte sie gerade an ihrer Idee, als sie plötzlich etwas hörte. Es war eine Melodie … Ihre Melodie! Nur viel ausgereifter und nahezu perfekt. Ein Klavier in der Nähe schien sie zu spielen.

Dana rannte los, der Melodie entgegen, die mit jedem Schritt an Perfektion zu gewinnen schien.

Sie musste gegen den Drang ankämpfen einfach stehen zu bleiben und mit ihrer Gitarre einzustimmen.

Als sie dem Geräusch immer näher kam verstummte es. Die Musikerin sah sich um und bemerkte eine offene Ladentür, die in ein Musikgeschäft führte. Durch das Schaufenster konnte sie das Klavier sehen, welches vermutlich gespielt hatte.

Beim Betreten des Ladens fiel ihr auf, dass alles mit einer dicken Staubschicht bedeckt war, nur das Klavier selbst schien völlig Staubfrei. Vor ihm waren ein paar Fußspuren im Staub zu entdecken. Sie deuteten Vage eine Richtung an der alten hölzernen Theke vorbei zum Hinterzimmer, hörten aber in der Mitte des Raumes auf.

Dana sah sich im Raum um. Einige Alte Gitarren in schlichten Ständern, Schlagzeug in einer Ecke,

das Klavier in einer anderen. Ansonsten nur noch ein paar Geigen und Trompeten in einem kleinen Raum, dessen Wände eine langweilige blau-weiß gestreifte Tapete besaßen. Nur etwas hob sich von dieser Tapete ab. In blutroten großen Buchstaben stand etwas an die Wand über der Tür zum Hinterzimmer:

FINDE DEN WELTENWANDERER!

Dana zweifelte keine Sekunde lang daran, dass diese Nachricht ihr galt. Vermutlich lag es an der Melodie, die sie her geführt hatte.

Entschlossen schritt sie durch den Raum und drehte am Knauf der Tür. Mit einem knarren öffnete diese sich. Doch statt eines kleinen Hinterzimmers fand sie eine Treppe, die in die Tiefe führte.

Vergeblich suchte sie nach einem Lichtschalter.

Als sie keinen fand, entschied sie sich dagegen die Treppe hinunter zu steigen. Man konnte nur wenige Meter nach unten schauen und nach ein paar Stufen wurde trotz dem herein scheinenden Tageslicht alles schwarz.

Gerade als Dana sich zum gehen um wandte hörte sie wieder ihre Melodie. Sie kam eindeutig von irgendwo jenseits dieser Treppe.

„Ich muss den Verstand verloren haben!“

Mit diesen Worten schaltete sie die zuvor gefundene Taschenlampe ein und machte sich an den Abstieg.

Ihre Frage, warum es keinen Lichtschalter gab beantwortete sich beim Hochsehen von selbst. An der niedrigen Decke hingen keine Lampen, die man hätte einschalten können.

Die Stufen waren schmal und ein Geländer gab es nicht. Mit jedem Schritt den sie tat schien der Gang enger zu wenden. Die gemauerten Wände mit ihren feuchten und rutschigen Ziegelsteinen kamen immer näher.

Nach einer Weile musste sie seitwärts gehen um überhaupt noch vorwärts zu kommen. Als ihr der Gedanke kam, dass sie stolpern und stecken bleiben könnte, war sie froh wie nie zuvor nicht an Platzangst zu leiden.

Gerade noch so brachte sie es fertig ihren Kopf zu drehen und in die Richtung zu schauen aus der sie gekommen war. Der Ausgang war kaum noch mehr als ein kleiner heller Fleck in ewiger Finsternis. Plötzlich schlug die Tür mit einem lauten Krachen zu und selbst diese Lichtquelle versiegte.

Nun gab es außer ihr, dem Schein der Taschenlampe und der Melodie, die sie vorwärts trieb nichts mehr.

Als sie den Kopf wieder in die richtige Richtung drehte und nach unten leuchtete, bemerkte sie, dass die Stufen in einigen Schritten ein ende finden und in einem kleinen Raum münden würden.Sie tastete, schob und zwängte sich schließlich vorwärts.

Das Gefühl der Enge überkam sie und sie war sich sicher, nicht mehr als noch einen Schritt machen zu können, bevor sie endgültig stecken bleiben würde.

Der ausgestreckte Arm, war bereits in der Kammer. Sie musste es also nur noch schaffen, sich einen Meter voran zu schieben.

Bei diesem letzten Meter wurde ihre Brust schmerzhaft gegen ihren Leib gepresst und sie konnte nur sehr flach atmen, doch die Anstrengung war es wert. Nach wenigen Sekunden war sie frei und konnte sich umsehen.

Der Raum war winzig und hatte das Gleiche kahle Mauerwerk als Wand wie die Treppe. Ein Blick zurück verriet ihr, dass sie sich nicht wieder in diese Öffnung würde zwängen können, wie ein Weinkorken, den man einmal aus einer Flasche gezogen hatte. Im Gegensatz zum oberen Ende fand sie hier einen Lichtschalter und betätigte ihn, was den Raum jedoch nur spärlich erleuchtete. Geräuschvoll klatschten Wassertropfen von den Wänden und bildeten wo sie sich sammelten kleine Pfützen auf dem Boden. Es war nur eine einzige Tür zu sehen. Auch auf ihr stand etwas geschrieben.
 

EINE GETEILTE SEELE IST NICHTS WERT

NUR VEREINT WIRD SIE VEREHRT.
 

DER TRÄGER DER SCHULD MUSS DEN WELTENWANDERER FINDEN

IHRE SEELEN VEREINEN SICH AUF EWIG AN IHN BINDEN.
 

ALLE EBENEN BEREISEN

SÜNDERN IHRE SCHULD ZUWEISEN
 

IHR ZORN AUF EWIG EINGEFROREN

SO WIRD GOTT AUS HASS GEBOREN.

Der Vertraute Gottes

Liz wollte ebenfalls durch das zerbrochene Schaufenster Springen und Jack folgen, als Archer ihr seine Hand auf die Schulter legte und den Kopf schüttelte.

„Vergiss es. Sie sind beide weg. An zwei verschiedenen Orten zu denen du ihnen nicht folgen kannst, oder auch nur willst. Diese Stadt holt sich jeden den sie kriegen kann und zieht sie auf die andere Seite. Wir können ihnen also im Moment nicht helfen.“

„Wir müssen also zusammen bleiben?“

Das kam von Reggie.

„Das dürfte kein Problem sein, im Moment will ich hier eh nicht allein durch die Gegend wandern. Und da dieser freundliche Herr so nett war die Führung zu übernehmen,“

er deutete auf Cater,

„laufe ich nicht Gefahr mir noch mal den Kopf zu stoßen.“

Plötzlich bemerkte er, dass er neben einer Mauer herging, vor die der Nebel halt machte. Sie war mehr als nur ein undeutlicher Umriss, jeder Stein im Mauerwerk deutlich erkennbar. Ebenso deutlich erkennbar waren die großen blutroten Buchstaben die auf ihr geschrieben standen. Er las die Worte, in der Gewissheit dass sie ihm galten, schweigend ab.
 

DU BIST ALLEIN

DOCH DAS MUSST DU NICHT SEIN!
 

DEIN GEGENSTÜCK SUCHT NACH DIR

ABER FINDEN WIRD ES DICH NICHT HIER!
 

AM ORT DER HEILUNG IRRT ES HERUM

NUN GEH ES SUCHENN SEI NICHT DUMM!
 

FINDE ES UND DU WIRST SEHEN

ES WIRD DIR BALD BESSER GEHEN!
 

„Ort der Heilung ...“

wiederholte er halblaut.

„Könnte das Alchemila sein ...“

sagte Cater, der seine Erinnerungen durchforstete.

„Oder das Brookhaven.“

fügte Archer hinzu.

„Also wohin?“

Das war Liz.

Archer schüttelte den Kopf.

„Weiter nach einem Ausweg suchen. Wenn diese Nachrichten auftauchen, dann nicht um einem zu helfen, sondern um den Leser der Hölle näher zu bringen. Alles was man hier an Nachrichten findet nützt einzig und allein dieser Stadt. Und eine so große Sache, wie die Vereinigung des Vertrauten Gottes kann katastrophale Folgen haben.“

„Ich muss trotzdem wissen, was es damit auf sich hat!“

Die Stimme des Autoren klang fest entschlossen.

„ich bin dem Ausweg aus dieser Stadt so nah wie schon Jahre nicht mehr. Es tut mir Leid, aber ich werde weiter danach suchen.“

„Und ich kann Archer nicht allein durch die Gegend humpeln lassen. Du wärst also auf dich allein gestellt.“

„Nicht ganz.“

Liz stellte sich neben ihn.

„Ich schulde dir noch was für meine Rettung.“

„Wie ihr wollt. Wir sind gerade in der Munson Street. Das Brookhaven befindet sich nur eine Querstraße weiter. Viel Glück!“

Als die Gruppe sich teilte gab es nur ein schweigendes Nicken zum Abschied.

Als die beiden Männer außer Sicht verschwunden waren, begann sich die Umgebung zu verändern.

„Nicht wieder!“

Ein brennender Schmerz und blutige Risse im Boden und an den Häuserwänden ließen Liz ahnen, was nun kommen würde.

„Schnell, zum Krankenhaus!“

Regie wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass es im Krankenhaus sicher wäre.

Beide rannten los und Liz rief ihm keuchend zu, als die ersten sich selbst zerreißenden Monster kreischend aus den Schatten wankten.

„Kannst du uns nicht wieder zurück bringen?“

Er versuchte es schon die ganze Zeit, versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass er von diesem Ort verschwinden wollte, doch es klappte nicht. Der Autor schüttelnde rennend den Kopf.

Gerade als sie am Krankenhaus ankamen, sprang eine der Kreaturen über die niedrige fleischige und aus unzählbaren Löchern blutende Mauer und rammte Regie sein Skalpell in die linke Seite.

Vor Schmerz aufschreiend schlug er das dünne Monster zu Boden und brach ihm mit einem gezielten Tritt das Genick.

Beide rissen die Türen des Brookhaven Krankenhauses auf und rannten hinein.

Langsam schlossen sich diese hinter ihnen, doch noch bevor sie ins Schloss fallen konnten, warf eine Kreatur sein Messer und traf Liz` Hals.

Krachend fiel die Tür ins Schloss und Elisabeth griff sich völlig benommen ins Genick um das Messer heraus zu ziehen.

Dunkles Blut lief ihr über Hand und Nacken, während sie auf das Messer starrte. Sie fühlte wie ihre Beine langsam taub wurden und ihr schwarz vor Augen wurde.

Das letzte was sie wahrnahm, bevor sich ihre Augen schlossen, war dass Regie ihr irgendetwas zubrüllte und versuchte die Blutung mit den Händen zu stoppen. Die Übelkeit die zuvor aufkam war auf einmal verschwunden und eine eisige Kälte umgab sie, als sie ein letztes mal die Augen aufschlug. Ein Seufzer, mehr der Verwunderung, als des Schmerzes, war das Einzige was sie von sich gab, als ihr Herz aufhörte zu schlagen.

Erneut veränderte sich die Umgebung um den Mann und das Mädchen, das soeben ihr Leben ausgehaucht hatte.

Das Fleisch verweste in Windeseile und fiel zu Boden um die darunter liegenden Wände freizugeben. Dort schmolz es zu einer stinkenden rotgrünen Flüssigkeit und verzog sich durch alle Ritzen und Nischen. Nach kurzer Zeit war Regie allein in der dunklen Eingangshalle des Brookhaven Hospital und starrte das tote Mädchen an.
 

Regie saß lange Zeit neben Liz. Ihr Blut hatte bereits eine riesige Lache unter ihrem Kopf gebildet und noch immer starrten ihre Augen mit leerem Blick ins Nichts.

Langsam stand er zittrig auf und wankte sich die noch immer blutende Seite haltend zur Tür, um dort nach einem Lichtschalter zu suchen.

Er fand und drückte diesen, doch die erwartete Wirkung blieb aus. Eine einzige Lampe schien nur noch zu funktionieren und die war weit hinten im linken Gang.

Einen letzten Blick auf Liz werfend machte er sich langsam auf den Weg zur Quelle des Lichtes.

„Ich komme gleich wieder und dann kümmere ich mich um dich.“

sagte er an Liz gewandt, aber mehr zu sich selbst um sein Gewissen zu beruhigen.

Die noch halbwegs funktionierende, aber immer wieder flackernde und kurzzeitig sogar gänzlich ausfallende Neonröhre, die den schmutzigen Bereich in ein kaltes weißes Licht tauchte, hing tatsächlich am Ende des linken Ganges, direkt über einer Tür.

Rege nahm all seinen Mut zusammen und öffnete sie.

Er fand sich in einem kleinen Treppenhaus wieder und hörte auf einmal eine leise Melodie.

Sie kam von unten aus dem Keller.

Langsam schritt er die Stufen hinab und fand sich vor einer kleinen Tür wieder, aus der die Melodie zu kommen schien.

Direkt nach dem Öffnen der Tür verstummte diese Melodie. Nichtmal ein Echo von ihr war noch in dem kleinen, leeren und schwach beleuchteten Raum zu hören.

Statt dessen stand eine Frau direkt vor ihm und starrte ihn an. Sie öffnete den Mund und sagte ängstlich einen einzigen Satz:

„Ich bin der Träger der Schuld!“
 

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Warum Liz?

Ich habe dieses Kapitel gerade beendet und stelle mir nun diese Frage, da ich vor gut einer halben Stunde noch nichteinmal wusste, dass sie sterben würde …

Nun, das ist Silent Hill und kein RPG. Eine Gruppe von 7 Man ist einfach zu groß. Außerdem war es wichtig für die weitere Handlung.

Ich weiß, das ist eine dumme Entschuldigung, aber es musste sein.

Es hat Spaß gemacht Liz zu schreiben und ich finde es tatsächlich schade, dass sie weg ist.

Ruhe in Frieden Liz.

Träger der Schuld

Die Worte an der Tür wollten für Dana keinen rechten Sinn ergeben.

„Geteilte Seele? Weltenwanderer? Ebenen?“

Aus heiterem Himmel begannen ihre Ohren höllisch zu schmerzen. Dieser Schmerz weitete sich auf den ganzen Kopf aus und Dana sank vor Schmerzen stöhnend auf die Knie. Als die Schmerzen ihren Höhepunkt erreichten und die Musikerin sich fühlte, als würde ihr jeden Augenblick der Schädel Platzen hörte sie eine tiefe knurrende Stimme scheinbar direkt in ihrem Kopf zu ihr brüllen.

„DU BIST DER TRÄGER DER SCHULD!“

Dann war die Stimme wieder verschwunden und mit ihr ebenfalls die Schmerzen, so als hätte beides nur in ihrer Einbildung existiert.

Verwirrt stand sie auf und rieb sich über die Schläfe, von der sie nicht einmal mehr sicher war, ob sie einen Augenblick vorher wirklich schmerzte.

Doch als sie wieder zur Tür sah, stand nur noch ein Teil des ehemaligen Reims auf ihr.

„Träger der Schuld“

Dana lief ein kalter Schauer über den Rücken, da sie sich nicht erklären konnte, wie der Schriftzug auf der Tür sich verändern konnte, ohne dass sie Notiz davon nahm.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Mann mittleren Alters stand dahinter in einem kleinen Treppenhaus. Er hielt sich die linke Seite und Blut sickerte zwischen seinen Fingern durch.

Dana, die nicht mit diesem plötzlichen Erscheinen eines anderen Menschen gerechnet hatte, sagte erschrocken das Erste, was ihr einfiel:

„Ich bin der Träger der Schuld!“

Der Mann schien damit gerechnet zu haben und sagte nüchtern:

„Ich bin der Weltenwanderer ...“

Dana fasste sich wieder und sah sich in Erwartung irgendeines Ereignisses um, doch nichts geschah.

„Und jetzt?“

fragte sie verwundert.

„Ich weiß es nicht.“

gab der Mann zurück. Er schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Einen Augenblick lang sagte niemand etwas.

Um das schweigen zu brechen sagte sie:

„Mein Name ist übrigens Dana Keogh.“

„Reggie Myers.“

Eindeutig, irgendetwas lenkte ihn ab.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“

Am liebsten hätte sie sich für diese Frage auf die Zunge gebissen. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass nicht alles in Ordnung war. Und die blutende Wunde in seiner linken Seite, würde sicher auch nicht zu seiner guten Laune beitragen.

„Meine Gefährtin ist eben gestorben.“

Erst die Leiche im Autowrack und jetzt das. Diese Stadt ist eindeutig gefährlich!

dachte Dana bei sich.

„War sie deine …?“

„Nein, war sie nicht. Trotzdem hätte ich es vielleicht verhindern können.“

„Das tut mir Leid.“

Dana sah zu Boden und diesmal war es an Reggie das Schweigen zu brechen.

„Hier herumzustehen bringt uns auch nicht weiter. Außerdem will ich Liz da nicht so einfach liegen lassen.“

„Was willst du mit ihr machen?“

„Ich weiß es nicht. Jedenfalls will ich sie da nicht so einfach liegen lassen.“

Ohne ein weiteres Wort betraten beide das kleine Treppenhaus.

Es war eng, Fensterlos und wie jeder andere Raum in diesem Gebäude nur spärlich beleuchtet.

In einer Ecke lag ein kleiner Verbandskasten. Dana nahm ihn und hielt Rege am Arm.

„Warte einen Augenblick. Zieh deine Jacke aus und setz dich kurz hin.“

Ohne ein Wort zog der Autor Harrys Jacke aus und setzte sich auf eine Treppenstufe.

Der Schnitt blutete noch immer, obwohl er nicht sehr tief zu sein schien. Dana nahm einen Verband aus dem Kasten und verband Reges Seite.

Seit ihrem Kurs in erster Hilfe hatte sie keinen Verband mehr angelegt, trotzdem war sie zufrieden mit ihrer Arbeit.

„kann weitergehen.“

Rege nahm seine Jacke auf und beide stiegen die Treppen empor und verließen das Treppenhaus im Erdgeschoss wieder.

Noch immer flackerte die einzelne Lampe über der Tür. Ohne hinzusehen sagte Reggie:

„Da vorn.“

„Wo?“

Liz war verschwunden. Die Blutlache ebenso. Sie schien nie dort gewesen zu sein.

Noch ehe er sich darüber wundern konnte veränderte sich die Umgebung.

„Was passiert jetzt?“

Reggie gab ihr keine Antwort. Plötzlich merkte er, dass er diese Ebene kannte. Es war die von Liz.

Auf einmal saß sie da, an der Stelle wo eigentlich ihre Leiche liegen sollte. Noch immer sickerte Blut aus ihrem zerfetzten Nacken.

„Liz!?“

Sie sah ihn traurig an.

„Rege, hilf mir. Bitte hilf mir!“

„TRÄGER DER SCHULD!“

brüllte es scheinbar von überall her.

„ERFÜLLE DEINE BESTIMMUNG! SIE IST EINE SÜNDERIN! SIE WOLLTE SICH WIDER GOTTES GESETZ TÖTEN! ES IST AN DIR ÜBER SIE ZU RICHTEN. IHR HENKER WETZT BEREITS SEINE KLINGEN, ALSO GEBE DEN SCHULDSPRUCH, AUF DAS AUCH ER SEINE PFLICHT ERFÜLLEN KANN!“

Hinter Liz tauchte eine gigantische weibliche Kreatur auf. Ihr Gesicht war von langen schwarzen Haaren bedeckt und in jeder Hand hielt sie eine gigantische rostige Sichel. Sie hob diese zum Schlag.

„TU ES! IHR HASS WIRD GRENZENLOS SEIN UND GOTT STÄRKEN!“

Reggie ergriff Dana am Arm.

„Tu es nicht!“

Sie überlegte.

„Ich kann sie schuldig sprechen? Dann ...“

Sie sah zuerst Rege und dann Liz an.

„Liz, ich spreche dich von deiner Schuld frei!“

Erneut fing die Umgebung an sich zu verändern. Die fleischigen Wände verschwanden und gaben ein strahlend weißes Pendant ihrer selbst frei. Durch die Fenster und offenen Türen schien ein warmes, freundliches Licht und man hörte draußen eine leichte Brise. Die Wunde an Elisabeths Nacken war verschwunden. Weiße und blaue Fliesen zierten den Boden und das einzige was nicht ins Bild passen wollte, war das Geschöpf, das noch immer mit erhobenen Sicheln hinter Liz scheinbar in der Bewegung erstarrt zu sein schien.

Dann wandte es seinen Kopf in Danas Richtung und starrte sie aus Augen, die man nicht sehen konnte an.

„DUMMES KIND! WARUM DENKST DU, BIST DU DER TRÄGER DER SCHULD? INDEM DU SIE VON IHRER SCHULD FREIGESPROCHEN HAST, HAST DU SIE AUF DICH

„GENOMMEN! IST ES DIR DAS WIRKLICH WERT?“

Die Kreatur machte ihren ersten Schritt auf Dana zu.

Sie machte einen Schritt rückwärts und stieß gegen die Wand.

„Verdammt. Reggie tu was!“

„Ich bin dabei!“

Der Autor konzentrierte sich darauf von hier zu verschwinde und plötzlich fanden sie sich in der Eingangshalle des realen Brookhaven Hospitals wieder. Weder Liz noch ihr Henker waren irgendwo zu sehen.

„Wie hast du das gemacht?“

„Ich bin mir nicht sicher, aber das scheint meine Funktion als Weltenwanderer zu sein.“

„Ich glaube, sie hat nun ihren Frieden.“

„Glaube ich auch, danke!“

Rege öffnete die Eingangstür und starrte draußen auf den Nebel.

„Und was jetzt?“

fragte Dana erneut.

„Ich weiß es nicht. Ich glaube wir sollten zuerst die anderen finden.“

„Die anderen? Es sind noch mehr Menschen hier?“

„Ja, bevor wir uns trennten, waren wir zu sechst.“

Beide traten hinaus und bevor Reggie die Tür ins Schloss fallen ließ sah er noch einmal zurück und sagte:

„Ruhe in Frieden Liz.“

Willkommen in der Hölle

Jack lief so schnell er konnte, damit sein Onkel ihn nicht einholen würde. Er lief in den Hinterraum und merkte, dass er sich in einer großen Lagerhalle befand. Hinter ihm schloss sich knarrend die Tür. Er kannte diesen Ort. Nicht direkt diesen Ort, aber diese Sorte. Die Wände waren teilweise eingefallen und in der gesamten Lagerhalle stand ein dichter Nebel. In keinem der Fenster war auch nur ein Glassplitter zu erkennen, geschweige denn eine komplette Scheibe. Der Himmel, den Jack jenseits der eingestürzten Teile des Daches erspähte hielt sich in einem nüchternen grau.

Es war ganz eindeutig seine andere Seite.

„Großartig. Wollt ihr mich zu Tode langweilen?“

Etwas war anders. Diesmal antwortete ihm keine verhöhnende Stimme; es stand auch nichts auf die Wände geschrieben. Dieser Ort war schlicht leer.

Ihn beschlich ein Gefühl der Nervosität. Nicht weil er allein war, sondern weil irgendetwas passieren musste. Laut seinem Onkel war Silent Hill nicht gerade dafür bekannt, dass es Leute einfach irgendwo versauern ließ.

In Erwartung eines Ereignisses nahm er ein Magazin für die 9mm aus dem Rucksack und warf das alte aus. Es fiel klappernd zu Boden. Der Nebel war am Boden besonders dicht, während er über Hüfthöhe kaum noch zu erkennen war. Dafür war er direkt über dem Boden so dicht, dass es den Anschein erweckte, als würde eine milchige Flüssigkeit über diesen schwimmen.

Jack sah weder seine Füße, noch das zuvor ausgeworfene Magazin.

Mit einem klickenden Geräusch kam die Bestätigung, dass das neue Eingerastet und die Waffe nun so gut wie feuerbereit war. Er müsste sie nur noch entsichern. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Direkt vor ihm im Boden klaffte ein Loch, welches in den Keller führte. Der Junge Mann bemerkte es durch den Nebel nicht und stürzte in das Loch, beinahe so als würde ihn der Nebel verschlingen.

Er schlug mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden auf. Dieser Teil des Gebäudes war anders als der Vorherige. Statt mit Schutt überzogen und Staubtrocken, war hier alles feucht und klebrig. Der Boden pulsierte unter seinen Fingern.

Da das Loch in der Decke die einzige Lichtquelle darstellte, konnte er kaum etwas erkennen. Vorsichtig tastete Jack nach seiner Waffe, als er ein Geräusch von etwas schwerem hörte, das über den Boden geschoben wurde und die einzige Lichtquelle verschwand. Jack nahm seinen Rucksack vom Rücken und holte das Gewehr heraus. Seine Finger suchten nach dem Schalter für die Taschenlampe und schließlich fanden sie ihn. Obwohl die Lampe augenscheinlich sauber war, gab sie nur einen trüben, schmutzig wirkenden Lichtstrahl ab und beleuchtete die Wände und deren Eigenleben. In einer der Wände tat sich ein Auge auf und starrte Jack an. Instinktiv betätigte er den Abzug seiner Waffe und zerschoss das Auge. Eiter und Blut flossen aus den Überresten und die Wand erbebte.

„Jaaaaack.“

Er erschauderte, als er diese Stimme hörte.

„Dachtest du wirklich das wäre es gewesen Jack? Ein paar Ruinen. Nein Jack, ooooooooh nein! Es war ein kleines Experiment. Wiiiiiiiir haben es tatsächlich geschafft Ängste zu erzeugen wo eigentlich keine sind. Doch ist das hier wirklich für diiiiiiiich bestimmt Jack? Nein, doch das macht nichts. Früher wusste die Menschheit, dass Schuld erblich ist. Dein Vater trägt keine Schuld mehr, dafür aber du Jaaaaaaack. Es wird dich sicher freuen zu höööööören, dass ein alter Spielgefährte deines Vaters dich gern kennen lernen möchte. Ich wünsche euch beiden von Herzen viiiiiiel Spaß! Eine Sache noch: Willkommen auf deiner wahren anderen Seite, Jack! Willkommen in der Hölleeee!“

Wie üblich verstummte die Stimme wieder von einem Moment auf den anderen.

Endlich fand Jack seine Waffe und steckte sie ein, weil er das Gefühl hatte ein Gewehr sehr bald nötiger zu haben, als eine normale Pistole. Erst jetzt bemerkte er, dass ihn ein zweites Auge in einer anderen Wand anstarrte. Die Position des Auges war etwas über seinem Kopf.

Jack legte an und wollte gerade schießen, als das Auge von der Rückseite der Wand aus aufgespießt wurde.

Ein gigantisches Messer ragte aus dem zuckenden Auge hervor. Das Messer wurde mit einer ruckartigen Bewegung in Richtung Boden gerissen und zerschnitt dabei die Wand. Blut floss aus der Öffnung, die genausogut die Wunde eines großen Tieres hätte sein können. Zerrissenes Fleisch und gesplitterte Rippen ragten aus dem Loch in der Wand. Es entstand ein mannshohes Loch in ihr und dahinter lag nur Finsternis.

Eine Alptraumgestalt wie Jack sie nie zuvor gesehen hatte schritt aus der öffnung.

Seine mit teils getrocknetem, teils frischem Blut verklebten Stiefel krachten geradezu mit jedem Schritt auf den Nachgiebigen Boden ein und erzeugten das Geräusch brechender Knochen unter ihnen. Es schliff das übergroße verrostete Messer über den Boden und erzeugte blutige Linien wo es ihn aufschlitzte. Ein vor Blut und Gewebefetzen steifer Kittel bedeckte seinen Oberkörper und sowohl offene Wunden, als auch alte Narben zierten seine nackten Arme.

Sein gesamter Kopf war einer Art überdimensionalen Helm in Form einer Pyramide bedeckt. Sie bestand gänzlich aus Metall und war genau wie sein Messer gänzlich von Rost überzogen. In diesem Ding gab es weder eine Öffnung noch ein Loch, oder ein Visier und trotzdem wusste Jack, dass dieses Monster ihn anstarrte, als es langsam in seine Richtung Schritt.

Jack schoss auf die Kreatur. Die kugeln klatschten mit einem schmatzenden Geräusch auf ihre Haut und hinterließen dort wo sie trafen blutige Löcher. Doch dieses Ding wurde nicht einmal langsamer, geschweige denn, dass es davon nieder gestreckt wurde. Da die Kreatur ihn höchstwahrscheinlich erreichen würde, bevor seine Schüsse irgendeine Wirkung zeigten entschloss sich Jack den Rückzug anzutreten und rannte los. Das Kellergeschoss entpuppte sich als riesiger lebendiger Irrgarten und aus jeder Wand heraus starrten ihn unzählige Augen an. Das Geräusch brechender Knochen erfolgte nun in immer kürzer werdenden Intervallen. Das Monster verfolgte ihn also nicht nur, es rannte.

Im stillen verfluchte er sich dafür, nicht wie Archer einen Granatwerfer genommen zu haben.

Jack konzentrierte sich so sehr darauf nicht auf dem rutschigen Boden auszurutschen, dass er fast an einer aus hervorstehenden Knochen bestehenden Leiter vorbei gelaufen wäre. Er bremste seinen Schritt ab und verlor das Gleichgewicht. Gerade so bekam er die Leiter noch zu fassen und beeilte sich sie hinauf zu kommen.

In der oberen Etage war nichts. Jack starrte in die gähnende Leere. Keine Wände, kein erkennbares Dach, kein Himmel, einfach nichts. Ein schier unendlich großes völlig leeres Feld. Der Boden bestand aus riesigen aneinandergeschweißten Gittern. Nichts schien diese Gitter zu halten, so als schwebten sie in der unendlichen Dunkelheit einfach. Selbst die Öffnung im Boden, aus der er gekommen sein musste war verschwunden.

Von irgendwo hinter ihm kam ein Geräusch. Es hörte sich an wie Schuhe auf Metall gepaart mit dem ekelhaft kratzenden Geräusch von Metall auf Metall. Das Echo dieser beiden Geräusche verhallte langsam und Jack wusste, dass er nicht allein war. Das Monster von vorher hatte es irgendwie geschafft ihm hierher zu folgen.

Verzweifelt sah Jack sich nach einem Ausweg um. Doch er fand nichts außer …

„Da!“

Es war ein kleines Gebilde, aus der Ferne in dieser Dunkelheit kaum erkennbar. Dennoch war es das einzig erkennbare Objekt, also lief Jack darauf zu, während das Geschöpf, dass dem Geist eines Wahnsinnigen entsprungen sein könnte langsam aufholte.

Es schienen Stunden zu vergehen, in denen er darauf zu lief und es einfach nicht näher kommen wollte. Seine Beine drohten schon nachzugeben und die Kreatur war direkt hinter ihm, als es endlich Konturen annahm.

Es entpuppte sich als hölzerne Tür

Mit letzter Kraft sprintete er darauf zu und öffnete sie, um sie hinter sich wieder ins Schloss zu werfen.

Plötzlich befand er sich in einem langen Flur. Brandflecken waren an den Wänden und gaben darunter liegende verkohlte Holzbalken frei.Wasser tropfe hier und da von der undichten Decke und bildete mehrere Pfützen auf dem Teppich. Erschöpft sackte er an einer trockenen Stelle in der Mitte des vom trübem, durch die Löcher in der Decke fallenden Lichtes beschienenen Flures zusammen

Wo bin ich? Diese Tür hätte nirgendwohin führen dürfen.

Die Gedanken wirkten wie laut ausgesprochen und hallten durch die leeren Gänge.

Jack lauschte dem Echo seiner Gedanken und zuckte erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und eine vertraute, jedoch lang nicht mehr gehörte Stimme sagte:

„Du hast recht, Jack. Du bist tatsächlich nirgendwo.“

Verdammte Blutlinie

Erschrocken wirbelte Jack herum und zielte direkt in das Gesicht seines Vaters.

„James?“

Dieser begnügte sich mit einem schlichten nicken.

„Erklär mir das genauer. Was meinst du mit nirgendwo?“

Er machte nicht die geringste Andeutung darüber, dass er sich freute seinen Vater nach so langer Zeit wieder zu sehen.

James schloss die Augen und sog tief Luft ein, bevor er sie wieder ausstieß, so als hätte er es lang nicht getan.

„Dies ist kein wirklicher Ort. Es ist eine Erinnerung, eine Zukunftsvision. Überall und nirgends. Immer und nie. Ich habe nicht einmal Einfluss auf den Verlauf dieses Gespräches, da es bereits stattgefunden hat, genau wie es wieder stattfinden wird. Ich bin Sprecher und Zuhörer zugleich.“

Jack versuchte das eben gesagte nachzuvollziehen.

„Du weißt also schon was ich sagen werde? Wie ich auf gesagtes reagieren werde?“

„Ja und nein.“

Er schüttelte den Kopf. Das wollte keinen Sinn ergeben. Doch er fand sich damit ab, da er in den letzten Stunden sehr viel gesehen hatte, was keinen Sinn ergeben wollte.

„Gut, wenn das eh schon alles passiert ist, kann ich auch gleich zum Punkt kommen. Wo ist meine Mutter?“

Ein schwaches Lächeln legte sich auf James´ Lippen, als er ihren Namen flüsterte.

„Mary ...“

Jack´s Geduld näherte sich dem Ende. Er wollte die Stadt so bald wie möglich wieder verlassen.

„Gut, ihren Namen weißt du also noch. Wie wäre es als nächstes mit etwas hilfreichem, wie zum Beispiel ihrem Aufenthaltsort?“

James schüttelte den Kopf.

„Sie ist im Abgrund.“

„Im Abgrund?“

„Sie ist an einem Ort, an dem du ihr nicht folgen kannst und an den ich es nicht wage ihr zu folgen.

Hier in Silent Hill gibt es 2 Kulte. Entstanden aus einem gemeinsamen. Während die eine Hälfte ihrem Gott treu blieb, sah die andere ihn als ein schwaches Wesen an. Ihr sogenannter Gott war nicht fähig über die Grenzen der Stadt hinaus zu agieren. So begannen sie eine andere Wesenheit anzubeten, die ihrer Auffassung nach mächtiger war. Die Beiden Kulte begannen sich zu bekriegen, bis diese Abspaltung komplett ausgerottet wurde. Doch in Silent Hill stirbt man nicht einfach. Der starke Glauben der getöteten erschuf einen Ort für sie. Sieh es als eine Art Jenseits an. Dem verbleibenden Kult nach zu urteilen ist es ein schier unendlich hoher Turm. Nur ragt er nicht in die Luft, sondern ist er tief im Erdreich, in einer unterirdischen Schlucht verborgen.“

Jack stellte die nächsten ihm wichtig erscheinende Fragen:

„Wie kam sie dort hin? Ich meine, irgendwie muss sie dort hingekommen sein und auf genau diesem Weg werde ich ihr folgen.“

„Es gibt ein Symbol, das für den Kult heilig ist. Es in blau darzustellen zählt als Gotteslästerung und wird mit der Verbannung aus dieser Welt bestraft. Genau dies tat sie, in der Hoffnung von hier weg zu kommen, nachdem die Stadt erneut die Regeln änderte und uns in eine der Parallelwelten verbannte. Sie verschwand in der Sekunde, als das Symbol fertig war und das letzte was ich von ihr hörte, war ein lauter Schrei. Wie ich bereits sagte kannst du ihr nicht folgen. Lebenden ist der Zutritt zum Abgrund verwehrt.“

Jack schluckte schwer. Die Nachricht über den tatsächlichen Tod seiner Mutter traf ihn wie ein Schlag. Seit sein Großvater ihm vor 2 Jahren erzählte, dass sein Vater eines Nachts verschwand, nachdem er im Schlaf von einem Wiedersehen mit Mary in Silent Hill sprach und auch sein Onkel sich kurze Zeit später auf nach Silent Hill machte, hegte er die Hoffnung, dass sie noch am Leben sei.

Er schüttelte heftig den Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Sein nächster Schritt müsste also sein, aus dieser Stadt zu entkommen. Wenn Mary nicht an diesem Ort war, dann hatte er nichts mehr hier verloren. Die Stimme redete von der schuld seines Vaters, direkt bevor diese groteske Kreatur auftauchte. Er musste also etwas darüber wissen.

„Was kannst du mir über dieses Pyramidending sagen?“

„Mein … oder besser gesagt dein Henker. Ein Henker entsteht, wenn ein Mensch Schuld auf sich lädt. Ich habe ihn vor 2 Jahren besiegt, doch durch einen letzten Mord ließ ich ihn erneut entstehen. Doch mich kann er hier nicht erreichen. Ein Toter kann nicht gerichtet werden.“

Jack hatte beinahe damit gerechnet, dass er einem toten gegenüber stand und akzeptierte es in dem Moment, als er es hörte.

„Du sagtest, du hast es vor 2 Jahren besiegt. Wie?“

„Ich überwand meine Schuld. Das wird dir nicht möglich sein, da der Pyramidenkopf durch meine schuld entstanden ist, kannst du ihn nicht überwinden. Dieses Geschöpf ist die Strafe für mein Vergehen, auf dich übertragen.

Diese verfluchte Stadt scheint einen Narren an unserer Familie gefressen zu haben. Zuerst Mary, später ich, bald Jack und schließlich du. Niemand von uns wird aus dieser Stadt entkommen. Du wirst auch nicht der letzte Sunderland sein, der es mit dieser Stadt zu tun bekommt.“

Jack protestierte.

„Woher willst du wissen, dass weder mein Onkel, noch ich aus dieser Stadt entkommen?“

„Weil es bereits passiert ist. Hier ist die Zukunft genau wie die Vergangenheit unabänderlich. Es ist bereits eingetreten.“

„Dann sag ich dir jetzt mal was! Meine Zukunft ist erst dann geschehen, wenn sie hinter mir liegt und nicht vorher! Denk was du willst, aber ich werde mich dem nicht beugen! Ich verschwinde aus dieser Stadt und zwar sofort.“

Mit diesen Worten rannte Jack los, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er sprintete den Gang entlang und ignorierte das spritzende Wasser, wenn er in eine der Pfützen trat. Die morsche Tür am Ende des Ganges wollte sich nicht öffnen, da sie sich durch den Brand verzogen hatte. Er warf sich dagegen und lief hindurch.

Auf der anderen Seite angekommen fand er sich auf den Nebel verhangenen Straßen Silent Hills wieder. Es dämmerte bereits und das orange Licht färbte den Nebel ein und verlieh den grauen Häusern ein wenig Farbe.

Jack hörte ein Geräusch hinter sich und wandte sich um. Er befand sich direkt vor dem Brookhaven Hospital und jemand öffnete von innen die Tür.

Erst jetzt bemerkte er, dass die Tür durch die er kam verschwunden war.

Hätte er sich auf dem langen Gang auf dem er sich kurz zuvor noch befand umgesehen, hätte er bemerkt, dass sein Vater längst nicht mehr dort stand.

Extra: Memories

Erneut kehrte James zum Gespräch mit seinem Sohn zurück.

„Du hast recht Jack. Du bist tatsächlich nirgendwo.“

Er sog tief die Luft ein, als er sowohl Jack´s, als auch seinen eigenen Worten lauschte.

Sie roch alt und abgestanden. Noch immer hing der Gestank von Verbranntem in der Luft.

Brandflecken zierten die Wände und Schimmelpilze die Stellen die feucht geworden waren.

Es war ein merkwürdiges Gefühl. Er war es der da redete, trotzdem konnte er nur zuhören. Beinahe so, als würde er nur ein Videoband sehen.

Er wusste nicht wieso er immer wieder zu diesem Gespräch zurückkehrte, obwohl es beinahe so unangenehm war, wie Marys Verschwinden. Trotzdem suchte er beide Erinnerungen sehr oft auf.

Die letzte fand an einem anderen Ort statt. Ein finsterer Ort, der sie beide in den Wahnsinn zu treiben drohte. Hätten sie nicht sich gehabt, so wäre das sicher auch passiert. Mary versuchte eine Idee umzusetzen. Sie verschwand und James kam an diesen Ort.

Er schüttelte diese Erinnerung ab und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch mit Jack.

„Im Abgrund?“

James hasste diesen Teil des Gespräches, trotzdem verfolgte er es bis zum Ende, bevor er sich entschied diese Erinnerung zu verlassen und zu einer angenehmeren zu gehen.
 

Es herrschte eine angenehme Atmosphäre in der schwach beleuchteten Bar. Er saß auf einem Gepolsterten Barhocker, mit dem Rücken an die alte kastanienbraune Theke gelehnt und hielt ein frisch gezapftes Bier in der Hand.

Der Barkeeper, ein in die Jahre gekommener freundlicher Mann, den James schon kannte als er sich noch nicht mehr als Limonade bestellen durfte, kümmerte sich gerade um einige andere Gäste an der Theke. Weiter hinten gab es eine Geburtstagsfeier und deren Hauptperson war schwer damit beschäftigt Hände zu schütteln und sich feiern zu lassen.

James vernahm eine Stimme, die von direkt neben ihm kam.

„Welcher Idiot würde so eine Schönheit sitzen lassen?“

„Keine Ahnung, war vielleicht ein Blind Date?“

Er sah zuerst seinen Bruder an und dann wieder zu der jungen Frau, die erneut auf ihre Uhr schaute.

„Das ist zumindest die beste Erklärung, die mir spontan einfällt.“

„Verdammt richtig.“

Beide tranken einen Schluck Bier und Jack meinte wie beiläufig:

„Was meinst du, gehen wir mal rüber?“

James verschluckte sich fast an seinem Bier.

„Bist du verrückt? Wir können doch nicht einfach hingehen!“

„Komisch, dafür dass ich das nicht kann, sieht das aber ziemlich danach aus.“

sagte Jack, der bereits auf dem Weg zu ihr war.

James folgte ihm und als er sah, dass die Frau die beiden bemerkt hatte, wandte er verlegen seinen Blick ab und blieb in der Mitte des Raumes stehen, so als hielte er Ausschau nach jemandem.

Jack hingegen hatte den Tisch der Frau bereits erreicht und zeigte auf James, bevor er sagte:

„Hallo, der kleine da würde gern mit dir reden, was aber völlig nebensächlich ist, da ich ein viel interessanterer Gesprächspartner bin.“

Sie schenkte Jack ein schiefes Grinsen.

„Die Anmache ist neu.

Dann sah sie zu James, der noch immer in der Mitte des Raumes stand und so tat als würde er sich umsehen. Als er sie bemerkte liefen seine Wangen rot an, woraufhin die Frau lachte und ihn zu sich und Jack heran winkte.

Als er neben seinem Bruder stand fragte sie:

„Nun Casanova, was wolltest du bereden?“

James sah seinen Bruder erwartungsvoll an, so als würde er hoffen, dass dieser gemeint war, was die Frau erneut lachen lies.

Sie antwortete auf eine nicht gestellte Frage:

„Mein Name ist Mary und ja, ihr dürft mir gern etwas Gesellschaft leisten.“

Beide setzten sich und James hätte sich sehr wohl gefühlt, wenn er nicht gewusst hätte, dass es nur eine Erinnerung war.

Der letzte Tanz

(Fortsetzung zu 17 „erneutes Auseinandertreffen“)

Die Fabrik wurde hinter Sunderland immer kleiner, bis sie nur noch ein grauer Umriss im Nebel war. Von diesem Gebäude ging im Moment zwar keine Gefahr mehr aus, aber er wollte trotzdem so viel Abstand wie möglich gewinnen.

Das Echo seiner Stiefel hallte durch die leeren Straßen, als er weiter hastete. Verlassen lagen die Häuser da und starrten ihn aus den leeren Augen ihrer teils zerbrochenen Fenster an.

Sunderland bekam eine schreckliche Vorahnung, dass dies die Ruhe vor dem Sturm sein könnte. Irgendetwas braute sich zusammen, dessen war er sich sicher.

Als er der Meinung war weit genug gekommen zu sein, legte er eine kurze Pause ein. Diese nutzte er um herauszufinden wo er war. Nach einiger Zeit konnte er die Karte nur wieder zusammenfalten und weglegen, da weder die Straßen die er passierte, noch die Fabrik in der Stadtkarte eingezeichnet waren. Und obwohl Er nicht zum ersten Mal in der Stadt war und sie zu kennen glaubte, wusste er nun nicht einmal, in welchem Stadtteil er sich befand. Entsprechend schwierig gestaltete sich die weitere Planung. Sunderland hatte keine Idee, in welche Richtung er hätte gehen sollen. Er beschloss einfach in eine Richtung zu gehen und dann zu entscheiden, was zu tun wäre, da alles besser als sinnloses herumstehen war.

Nach einigen Metern entdeckte er eine alte schmutzige Zeitung auf dem Boden liegen. Da sie ein Hinweis auf seinen Standort sein konnte, hob er sie auf und überflog einige der Artikel. Die meisten waren größtenteils geschwärzt, herausgeschnitten, oder anderweitig unleserlich gemacht. Nur ein Artikel war noch vollständig und gut lesbar.
 

“Fertigstellung der Neustadt, nach 4 Jahren“

Gestern Abend um 20:00 Uhr wurden die Arbeiten am letzten Gebäude abgeschlossen. Dies und die Eröffnung des Bahnhofes sind der offizielle Abschluss des groß angelegten Bauprojektes. Der Bürgermeister äußerte sich folgendermaßen:

„Es ist mir eine besondere Freude verkünden zu dürfen, dass das Projekt nur 4 Jahre nachdem das erste Fundament gelegt wurde nun abgeschlossen ist. Zudem stellt der Bahnhof nicht nur Arbeitsplätze sicher. Die Anbindung an den öffentlichen Fernverkehr macht Silent Hill als Reiseziel noch attraktiver.“

Zur Eröffnung des Bahnhofes waren viele prominente Gäste und der Bürgermeister selbst anwesend.
 

Das Wort Bahnhof war mehrfach rot unterstrichen, was ihn zu Sunderlands nächstem Ziel machte. Als er einen Blick auf das Datum warf, stellte er fest dass die Zeitung das aktuelle Datum trug. Plötzlich rutschte etwas zwischen den Seiten hervor und fiel zu Boden. Als Jack sich danach bückte um es aufzuheben, entpuppte es sich als zusammengefaltete Karte der Neustadt. Auf dieser war der Bahnhof ebenfalls rot markiert. Der Karte nach zu Urteilen war der Bahnhof nur eine Straße weiter.

Jack musste nur einige Querstraßen weiter von der Mason Ave. In die Kaufmann Str. abbiegen und dieser Straße bis zu ihrem Ende folgen. Auf dem Weg fing es an zu dämmern und Jack begann schneller zu laufen. Noch immer waren die Straßen leer. Absolut nichts stellte sich ihm in den Weg. Keine Kreaturen, keine Abgründe, die die Straße blockierten.

Ihm war klar, dass am Bahnhof irgendetwas auf ihn warten würde.

Kurz bevor er ihn erreichte, veränderte sich die Umgebung. Der Himmel färbte sich schwarz wie Ruß und wieder war diese Sirene zu hören. Jack schloss einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete, fand er sich bereits auf der anderen Seite wieder. Die Häuser waren allesamt zu Ruinen verkommen. Nun wirkte die Stadt verlassener denn je. Ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, lief er weiter in Richtung Bahnhof. Dort angekommen fand er eine halb verfallene Ruine vor. Die Eingangstür wurde aufgebrochen und stand weit offen, während die Fenster mit morschen Brettern zugenagelt waren.

Innen fand er einen ähnlichen Anblick wieder. Querbalken hingen zersplittert von der teilweise eingestürzten Decke, die Gleise waren Rostbraun und Pfützen sammelten sich auf dem schmierigen Boden. Eine einzelne komplett verrostete Dampflokomotive stand auf einem der Gleise. Bei näherem Hinsehen erkannte Jack, dass das Innere der Waggons völlig ausgebrannt war.

Das unerwartete Geräusch einer Stimme ließ ihn zusammenzucken.

„Jaaaack. Ich habe mir diesen schönen Ort als dein Grab ausgesucht. Ist das nicht ein wunderbaaaarer Ort zum sterben?“

Er hätte damit rechnen müssen. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, sagte er gelassen:

„Zeig dich und du findest es heraus!“

„Nein Jack, ooooooh Nein. Ich habe etwas viel besseres, was ich dir zeigen kann! Wirf doch einfach mal einen Blick über die Schulter.“

Jack machte sofort einen Sprung nach vorn, rollte sich ab und kam mit dem Gesicht zum Ausgang wieder auf die Beine.

Kaum 2 Meter von seiner vorherigen Position entfernt stand er, der Sensenmann. Jack wusste nicht, wie sich dieses Ding unbemerkt hatte anschleichen können, doch das war ihm in diesem Moment auch egal. Im Gegensatz zu seiner letzten Begegnung mit dieser Kreatur, sah sie wieder aus wie bei seiner ihrem ersten Aufeinandertreffen vor 2 Jahren. Sie hatte auch keine Sensenarme, wie bei dem Kampf in der Kirche, sondern hielt seine überlange Sense fest in der Hand. Sie sah exakt aus wie die, die Jack ihr abnahm. Er lud ein Magazin in die Waffe und stellte fest, dass er nur noch eines als Ersatz hatte. Dazu kamen noch 2 Granaten. Er musste einen Weg finden, dass nun hinter sich zu bringen, sonst hätte er keine Chance mehr gegen dieses Monster. Als die Stimme verstummte, begann sich die Kreatur zu bewegen, was für Sunderland der Aufruf zum Handeln war.

„Auf zum letzten Tanz!“

rief er und um die Kreatur zu verlangsamen, feuerte er das gesamte Magazin auf sie ab und schob das letzte in die Waffe. Während der Sensenmann mit der Heilung seiner Wunden beschäftigt war, nutzte Sunderland die kurze Verschnaufpause um sich umzusehen. Er entdeckte einen Flammenwerfer, der auf einem der Bahnsteige lag und hechtete über die Gleise auf ihn zu, während sein Henker die Regeneration abschloss und ihm nachsetzte. Im Lauf hörte er das Knarren von Holz und bemerkte über sich einen schwer angeschlagenen Querbalken, auf dem eine riesige Last von Trümmern lag. Als er einigen Abstand zwischen sich und dem morschen Balken gebracht hatte, wandte er sich um und feuerte zuerst auf seinen Henker, damit dieser genau unter dem Balken stehen blieb und dann auf den Balken, der nun gänzlich nachgab. Erneut feuerte auf die Kreatur, die Ihre Regeneration schon fast abgeschlossen hatte. Seine Waffe machte in dem Augenblick ein Klickendes Geräusch, als der Sensenmann von Trümmern begraben wurde.

Jack ließ die nutzlos gewordene Waffe fallen und lief weiter zum Flammenwerfer. Bis zu diesem Augenblick konnte sich die Kreatur immer wieder regenerieren. Vielleicht lag das daran, dass egal wie sehr er sie verletzte, immer intakte Zellen übrig blieben, aus der sich die Kreatur neu formen könnte. Diese Möglichkeit konnte er mit dem Flammenwerfer ausschließen. Es schien ihm zwar nicht sonderlich sinnvoll, aber es war alles, was er im Moment hatte.

Der Tank des Flammenwerfers war sehr schwer, was hieß, dass er nicht leer war.

Als er die Waffe in Betrieb nahm, rief er zu der ihn inzwischen wieder verfolgenden Kreatur:

„Hey, wie magst du dein Fleisch? Ich würde gut durch empfehlen!“

Er betätigte den Abzug und röstete seinen Verfolger. Zum ersten mal hörte er die Kreatur schreien, es schien sie also wirklich zu verletzen. Ihre Haut wurde schwarz und warf Blasen bevor sie aufplatzte und den Blick auf das darunter liegende Fleisch frei gab, welches sich von den Knochen schälte. Auch diese färbten sich schwarz ein und dampften, als das Fett der Kreatur zu schmelzen begann. Jack hielt weiter den Abzug gedrückt, bis der Tank gänzlich leer war. Der Sensenmann fiel in einem Haufen aus verkohlten Knochen, Asche und seinem Käfigartigen Helm in sich zusammen. Als kein Anzeichen von Heilung erkennbar war, spuckte er auf die verbrannten Überreste und sagte verächtlich:

„War wohl etwas zu gut durch.“

Er vernahm ein Geräusch und wusste, dass er nicht allein war. Die anderen Beiden Formen seines Henkers standen plötzlich vor ihm. Sowohl die mit den Sensenarmen aus der Kirche, als auch die von vorher im Fabrikgebäude. Er überprüfte noch einmal den Flammenwerfer um festzustellen, dass dieser wirklich leer war. Als die Monster auf ihn los stürmten, nahm er die letzten beiden Granaten zur Hand und zog deren Ringe.

Er ließ sie einfach fallen, kurz bevor die Kreaturen ihn erreichten und sagte mit siegessicherer Stimme:

„Kommt und holt´s euch!“

Dann erschütterte eine Explosion den Bahnhof und ließ einen weiteren Teil des Daches einstürzen.

Flucht

Cater und der von ihm gestützte Archer hatten es inzwischen fast bis zum Stadtschild geschafft. Es war der gleiche Stadtausgang den Sunderland und Cater 2 Jahre zuvor genutzt hatten.

Inzwischen war es dunkel und der Nebel hatte sich fast gänzlich verzogen. Einzelne noch funktionierende Laternen beleuchteten die Straße spärlich.

Sie verlassen nun Silent Hill

Archer seufzte erleichtert.

„Ich hätte nie gedacht, das noch einmal zu sehen.“

Cater jedoch wirkte angespannt.

„Irgendetwas stimmt nicht. Das war zu leicht. Seit ich hier angekommen bin, hab ich kein einziges Monster gesehen.“

Wie auf Stichwort wartend stellte sich ein Geräusch ein.

Es war eindeutig als das Anwerfen einer Kettensäge zu identifizieren. Im gleichen Augenblick ertönte noch ein weiteres Geräusch. Das Heulen einer Sirene, welche den Wechsel auf die andere Seite einläutete. Der Gesichtslose hatte sie gefunden.

„Hätte ich blos mein Maul gehalten. Archer schnell! Ich decke deinen Rücken!“

Archer nickte und humpelte so schnell er konnte in Richtung Stadtschild. Das grüne Schild mit den ehemals weißen Lettern war nur wenige Meter entfernt.

Cater eröffnete das Feuer auf seinen Henker, welcher unbeeindruckt näher kam.

„Wenn Sunderland seinem Henker einheizt sieht das immer so leicht aus!“

Er lud eine Granate in den Werfer und feuerte sie auf seinen Henker ab.

Die Kreatur war bereits sehr nah, weswegen Cater fast umgeworfen wurde, während sein Haar von der Explosionshitze versengt wurde. Doch es half. Der Gesichtslose hatte ein riesiges Loch in seinem Körper und fiel in sich zusammen.

Es würde jedoch nicht lang dauern, bis er ihm wieder auf den Fersen war. Die oberste Priorität war nun die Stadt zu verlassen. Archer hatte das Stadtschild fast erreicht, als auch sein Henker sich mit dem Geräusch seines Schwertes, welches er über den Boden schliff ankündigte. Sein verkrüppeltes Bein schmerzte, als er versuchte sich umzudrehen und auf die Kreatur zu feuern. Er stürzte, während der Taucher immer näher kam. Eine weitere Granate wurde in den Werfer geladen und fand ihr Ziel im Genick des Tauchers. Der Kopf wurde ihm vom Körper Gerissen und hinterließ einen rauchenden verbrannten Halsansatz. Auch der Taucher würde nicht lang von dieser Wunde aufgehalten werden.

Archer hatte es inzwischen geschafft sich wieder aufzurichten und feuerte eine Salve in den sich langsam regenerierenden Taucher, um sich einen Zeitvorsprung zu verschaffen.

„Wollt ihr mich schon wieder zurücklassen?“

Archer und Cater wandten sich zum Ursprung der Stimme um und erkannten die Person die dort Stand.

Die hoch gewachsene schlanke Gestalt war mit der Uniform der Einheit der Archer früher und Cater noch immer angehörte gekleidet. Die blonden Haare ungepflegt und teils ausgerissen, die Kleidung schmutzig und Teils zerrissen um darunter liegende Wunden zur Schau zu stellen, die Augen rot umrandet und tief in den Höhlen des vom Wahnsinn gezeichneten Gesichtes liegend.

Vor ihnen stand Harper, eines der beiden Teammitglieder, die 2 Jahre zuvor in Silent Hill starben.

Cater fand als erstes seine Stimme wieder:

„Harper, du bist tot! Ich sah dich sterben!“

„Und trotzdem hast du Schwein nichts unternommen um zu helfen. Du hast mich elendig krepieren lassen!“

Cater rief:

„Du warst zu weit weg. Ich wollte die helfen, aber ich hätte es nie rechtzeitig zurück geschafft!“

Harper bebte vor Zorn, als er zurück brüllte.

„Du Bastard hast es nicht einmal versucht! Doch genug der Ausreden. Verrecke du Scheißkerl!“

Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden legte er seine Waffe an und schoss auf Cater.

Dieser wurde zurückgeworfen, doch seine Schutzweste fing das meiste ab. Dennoch wurde er an der Schulter getroffen und das Blut strömte in kleinen Bächen seinen arm hinunter.

Der Gesichtslose hatte sich inzwischen vollständig regeneriert und auch der Taucher bewegte sich wieder.

„Sie sagten ich müsste euch nur töten, dann wäre ich frei. Euer Tod ist ein Preis den ich gern zahle angesichts dessen, dass ihr mich zurückgelassen habt!“

Cater richtete sich auf und begann zurück zu feuern, doch Harper schienen die auf ihn einklatschenden Kugeln nicht zu stören.

„Du bist zurückgeblieben, weil du den verdammten Helden spielen musstest! Du hast dich mit mehreren Henkern angelegt und wurdest zu selbstsicher! Dein Tod ist deine eigene Schuld.“

Endlich schienen ihm die Kugeln etwas auszumachen und er fiel zu Boden.

Cater nahm eine Granate zur Hand und wollte sie zu seinem Henker werfen, um die Zeit zu gewinnen, die er zur Stadtgrenze brauchen würde.

In diesem Augenblick hörte er direkt hinter sich das Brüllen einer Kettensäge. Der Gesichtslose war hinter ihm. Er wollte sich nach vorn werfen, doch es war zu spät. Das Monster rammte ihm seine Waffe in den Rücken. Mühelos zervetzte sie die Beschichtung seiner Weste, Fleisch wie Knochen und trat schließlich wieder aus der Brust aus.

Caters Körper verkrampfte sich. Blut lief ihm sowohl aus dem Mund als auch aus der Wunde und wurde durch die rotierende Säge über die Straße verteilt.

Als er erschlaffte lies auch sein Griff um die Granate nach und sie fiel zu Boden.

Die Explosion hüllte beide ein und als sich der Rauch legte waren beide verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben.

Archer erinnerte sich daran, dass das immer passierte, wenn man von dem Henker getötet wurde, doch er hatte keine Zeit diesen Gedanken weiter zu verfolgen, da der Taucher sich inzwischen sehr schnell näherte.

So schnell er konnte humpelte er zum Schild und schaffte es gerade bevor sein Henker ihn erreichte an diesem vorbei. Er stolperte und fiel zu Boden.

Als er sich umsah war sein Henker verschwunden. Er hatte es geschafft.

Einen Moment lang überlegte er, ob er zurückgehen sollte. Sunderland und die anderen waren noch in der Stadt.

Dann seufzte er laut und sagte zu sich selbst:

„Das hat lang genug gedauert. Es wird Zeit endlich nach hause zu gehen.“

Mit diesen Worten stand er auf und humpelte die unbeleuchtete Straße entlang.

Ein letztes mal sah er zurück und fand eine qualmende Stelle in der Straße, wo eben noch sein Partner stand. Bald schon war in der Dunkelheit verschwunden.

Der Abgrund

Vor Reggie tauchte wie aus dem Nichts eine Person auf. Der Nebel hatte sich inzwischen fast gänzlich verzogen. Einige der Straßenlaternen waren ausgefallen, andere flackerten müde vor sich hin, doch die meisten funktionierten einwandfrei.

Dementsprechend war es kein Problem die Person vor ihm zu erkennen.

Dana erschien neben ihm in der Tür.

„Ist das einer deiner Gefährten?“

erkundigte sie sich bei ihm.

Reggie wusste nicht ob er das mit ja beantworten sollte, da die Person vor ihm sich nicht viel um die Gruppe scherte.

Er begnügte sich mit einem

„Denke schon.“

Die Person vor ihnen hatte sie inzwischen bemerkt und sich zu ihnen umgewandt. Der junge Mann schien nicht besonders erfreut über dieses Treffen.

Auch Reges Begeisterung hielt sich in Grenzen, da es möglich wäre, dass Liz noch leben würde, wenn er nicht einfach weg gerannt wäre und ihre Gruppe damit zerrissen hätte.

Dennoch ergriff er das Wort.

„Jack? Wie kommst du hier her?“

Der angesprochene zuckte gelangweilt mit den Achseln.

„Ich weiß es nicht. Egal, das soll keins deiner Probleme sein. Ich verschwinde“

„Hast du Idiot noch nicht kapiert, dass man allein hier aufgeschmissen ist? Wieso willst du nicht im Team arbeiten?“

Reggie ging gefolgt von Dana auf Jack zu.

„Ganz einfach. Mich gehen deine Angelegenheiten in dieser Stadt nichts an, genau wie dich meine Angelegenheiten nichts angehen. Ergo ist jeder für sich. Du würdest mich nur aufhalten. Dementsprechend verschwinde ich jetzt.“

Jack wandte sich zum Gehen um doch Rege, der inzwischen direkt vor ihm stand ergriff ihn am Arm.

„Durch dieses egoistische Verhalten hast du die Gruppe schon einmal zerrissen! Wegen dir ist Liz nun tot!“

Jack war für einen Augenblick Sprachlos. Er mochte das Mädchen und die Nachricht ihres Todes kam überraschend für ihn. Dennoch wollte er sich nicht aufhalten lasse. Er musste den Abgrund finden. Gezwungen desinteressiert klingend sagte er:

„Schätze dann kann ich meine Jacke vergessen. Lässt du nun bitte meinen Arm los?“

Der Griff des Autors lockerte sich, nur um sich anschließend zu einer Faust zu ballen.

Als Jack seinen Arm zurück zog schlug Reggie ihm mit voller Wucht ins Gesicht, was den jungen Mann von den Füßen fegte.

Jack richtete sich langsam wieder auf. Seine Lippe war aufgeplatzt und Blut sickerte aus der Wunde.

Er Spuckte das Blut in seinem Mund aus und wischte sich mit dem Handrücken über die Wunde.

„Sie war eine erwachsene Frau. Mach nicht mich für ihre Handlungen, oder die der anderen verantwortlich.. Wie dem auch sei. Wenn du fertig bist, gehe ich nun.“

In diesem Augenblick meldete sich Dana zu Wort.

„Weißt du denn wo du hin musst?“

„Was geht dich das an?“

bellte Jack zurück.

Die Musikerin blieb ruhig.

„Beantworte mir bitte nur diese Frage.“

„Nein, ich weiß nicht genau wie ich zu meinem Ziel komme. Kann ich nun gehen?“

„Wir wissen auch nicht genau, wo wir lang müssen. Da wir alle 3 nur in eine zufällige Richtung gehen würden, wäre es da nicht sinnvoller zusammen zu gehen, als jeder für sich umher zu irren?“

Jack seufzte.

„Ich gehe meinen Weg. Ob euer der selbe ist, ist mir egal. So lang ihr mithalten könnt steht es euch frei mich zu begleiten.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte sich Jack in Richtung Hauptstraße und marschierte los.

Sowohl das Lakeview Hotel, als auch der Vergnügungspark lagen in dieser Richtung. Jack war der Ansicht, dass es sicher nicht schaden würde beides zu überprüfen, da es wichtige Orte waren.

Dana und Reggie folgten ihm.

„Bist du sicher, dass das eine so gute Idee ist?“

fragte der Autor.

„3 scheinen mir besser als 2. Zur Not können wir noch immer in eine andere Richtung weitergehen.“

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Je weiter sie kamen, desto weniger Laternen waren in Betrieb. Dafür war keine Wolke am Himmel und der volle Mond leuchtete hell.

Reggie erinnerte sich an die letzte Nacht. Daran wie der Mond durch das Fenster seines Hauses fiel und den Flur erleuchtete. Er fragte sich, ob der Stromausfall inzwischen behoben worden war. Er schüttelte diesen Gedanken ab und dachte darüber nach, dass er erst einen Tag hier war, obwohl es ihm wie Jahre vorkam.

Ein Fluchen vor ihm riss Reggie aus seinen Gedanken.

„Scheißteil!“

beschimpfte Jack seine Taschenlampe und schlug mehrere male dagegen, doch es half nichts. Flackernd gab sie den Geist auf.

Er hatte mitten auf der Straße ein Buch in einem roten Ledereinband gefunden. Auf diesem stand:

„Der Abgrund – Zusammentragung von Fakten über die Sekte des neuen Weges.“

Der Mond schien zwar hell, aber es reichte nicht aus um das Buch lesen zu können.

„Hat jemand eine Taschenlampe oder sowas?“

Wortlos zog Reggie die Lampe aus seiner Brusttasche und reichte sie Jack.

„Was steht drin?“

erkundigte sich Dana.

„Einige Seiten fehlen, oder sind unleserlich.“

Jack fand ein lesbares Kapitel und las vor:

„Der neue Weg ist eine Abspaltung der in Silent Hill beheimateten Religion.

Sie entstand, als Mitglieder der Religion entschieden, dass Gott kein Paradies, sondern eine Hölle schaffen würde. So gründeten sie diese von den treuen Anhängern als ketzerische Sekte angesehene Abspaltung, dessen Oberhaupt Pater Josef war.

Eine andere Wesenheit anbetend, setzten sie sich das Ziel die Wiedergeburt Gottes zu Verhinden und ihn mit dem Siegel des Samael zu verbannen.

Es kam zum Kampf zwischen den treuen Anhängern Gottes und den Mitgliedern des neuen Weges.

Diese wurden besiegt und jedes Mitglied hingerichtet.

Es wird gesagt, dass sie in der Hölle des Abgrundes endlose Qualen erleiden. Anderen Quellen zufolge ist Der Abgrund eine Art Paradies.

Wie dem auch sei, in einem Punkt gibt es eine Übereinstimmung. Selbst jene, die von sich behaupten auf die “andere Seite“ wechseln zu können sagen, dass man den Abgrund nicht finden kann. Der Zutritt zum Abgrund ist den Lebenden verwehrt.“

Jack blätterte weiter, fand jedoch nichts leserliches mehr im Buch.

„Mehr kann ich nicht entziffern.“

Er klappte das Buch zu, schaltete die Taschenlampe aus und reichte sie Reggie, der sie wieder in seiner Tasche verstaute.

Als sie weiter gingen fiel Jack etwas zurück.

Er erinnerte sich daran, dass sein Vater ihm sagte, er könne seiner Mutter nicht in den Abgrund folgen und dass sein Schicksal bereits besiegelt war.

„Der Zutritt zum Abgrund ist den Lebenden verwehrt ...“

wiederholte er den letzten Satz. Sein nächster Schritt war nun klar.

Dana die direkt vor ihm lief fragte ohne sich umzudrehen:

„Hast du was gesagt?“

Sie bekam keine Antwort. Statt dessen hörte sie nur einen Schuss.

Urteilsverkündung

Jack fehlte ein großer Teil seines Gesichtes, als die Muskeln erschlafften und er leblos in sich zusammensackte.

Dana zuckte bei dem Knall zusammen und beim Anblick des toten Körpers wich ihr die Farbe aus dem Gesicht.

„Warum...?“

Reggie wandte sich zu der Leiche um und nahm das Buch zur Hand.

„Der Abgrund … Das Scheißteil war eine Falle. Scheinbar wollte dieser arme Irre, da hin und weil im Buch stand, dass man da als Lebender nicht hin kommt, hat er nachgeholfen. Merkwürdig, Ich habe das Gefühl als wäre er noch da.“

Müde beschien eine einzelne Laterne den toten Körper, dessen Blut den Asphalt auf dem er lag langsam rot färbte.

„Liz war nachdem sie dieses … Ding getötet hatte auch auf einer anderen Ebene dieser Stadt, vielleicht ist das auch bei ihm so?“

„Erinnerst du dich an dieses Ding, das hinter deiner Gefährtin stand und dann mich fixiert hat? Was, wenn er auch so ein Monster hat?“

Reggie rieb sich die Augen. Wenn man von der Stunde Schlaf absah, die er in dem verlassenen Hotel gefunden hatte, war er nun bald 40 Stunden auf den Beinen.

„Ich weiß nicht. Kann aber gut möglich sein.“

„Wie kommen wir dann zu ihm?“

Reggie seufzte. Ihm war klar, dass sie das sagen würde.

„Das läuft irgendwie zufällig. Die Welt um einen herum verändert sich und man kommt irgendwo raus.“

„Aber du kannst doch die Ebenen wechseln.“

„Frag mich nicht wie, ich konzentrier mich einfach darauf, dass ich von einem Ort verschwinden will und lande wieder in der normalen Ebene dieser Geisterstadt. Wie ich zu anderen Ebenen komme, weiß ich nicht.“

„Du sagtest doch, du hast das Gefühl, als wäre er noch da. Versuch dich doch einfach auf dieses Gefühl zu konzentrieren.“

Der Autor sah seine Gefährtin, einen Augenblick lang verwundert an.

„Scheiße, das könnte wirklich klappen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.“

Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf dieses Gefühl. Je mehr er sich darauf konzentrierte, desto greifbarer wurde es. Es schwoll zu einem Ton an. Erst kaum hörbar, dann zunehmend lauter und schriller. Reggie bekam Kopfschmerzen von diesem Ton. Trotzdem wurde er immer lauter und lauter. Er spürte, dass Dana ihre Hand auf seine Schulter legte. Vermutlich sagte sie irgendetwas, aber er hörte nichts mehr, außer diesem Ton. Der Schmerz wurde unerträglich, dann plötzlich verschwand es. Er hatte das Gefühl, als würde er ohnmächtig werden.
 

Als er seine Augen wieder öffnete, wusste er, dass es geklappt hatte. Er lag auf einem rostigen Gitter, welches als Boden diente. Unter diesem Gitter befand sich nichts außer Dunkelheit. Ein ähnlicher Anblick bot sich auch über dem Gitter ab auf dem er lag. Der einzige Unterschied war, dass es eine Stelle des Gitters hell erleuchtet war. 4 Personen knieten in diesem Lichtkegel.

Als Reggie sich aufrichtete merkte er, dass Dana neben ihm lag und ihre Hand noch immer auf seiner Schulter lag.

Auch sie schien das Bewusstsein verloren zu haben und nun langsam wieder zu sich zu kommen.

„Wo …?“

„Genau da wo wir hin wollten.“

Unterbrach Reggie die Musikerin und deutete auf die 4 im Lichtkegel knienden Personen, während er ihr aufhalf.

Eine Person war Jack. Es waren auch 2 weitere seiner Begleiter dabei. Der andere Jack und Cater. Den vierten Mann hatte Reggie noch nie gesehen, doch er trug die gleiche Uniform, wie Sunderland und Cater. Alle 4 knieten mit gesenktem Haupt stumm da.

Als Reggie und Dana näher kamen, traten 4 Kreaturen aus den Schatten. Hinter dem jüngsten, der Männer postierte sich eine riesige Kreatur, deren Kopf von einem Pyramidenartigen verrosteten Ding bedeckt wurde. Das Monster hielt ein Speer in der Hand und hob dieses in Position um Jack aufzuspießen.

Aus dem nichts ertönte eine Reggie bekannte Stimme.
 

„Dieser riiiiiiichtete die Waffe gegen sich selbst. Ein Verbrechen vor Gott, das nicht unbestraft bleiben daaaaarf!“
 

Hinter Sunderland postierte sich ein Geschöpf, dessen Waffe eine gigantische Sense war. Es hob diese zum Schlag und wieder ertönte die Stimme.
 

„Dieser griff seinen von Gott ausgewählten Henker aaaaaan. Seine Straaaaafe wird furchtbar sein.“
 

Das Monster hinter Cater hatte schlicht kein Gesicht. In der Hand hielt es eine Kettensäge, ebenfalls zum Schlag erhoben.
 

„Dieser versuchte seiner gereeeeechten Strafe zu entkommen. Nuuuuuuun wird sie um so härter ausfallen.“
 

Die Kreatur hinter der vierten Person trug eine rostige Zylinderförmige Röhre auf dem Kopf und hielt eine alt aber dennoch mächtig wirkende Axt in Händen. Zur Enthauptung bereit, wirkte diese Kreatur am meisten wie ein Henker.
 

„Dieser erhielt seine Strafe vor 2 Jahren. Dooooooch er versuchte zu auszubrechen, zu entkommen. Diiiiieses Verhalten darf nicht ungestraft bleiben.“
 

Alle 4 Geschöpfe standen einfach so da. Zum Schlag bereit, aber völlig bewegungslos. Sie schienen nicht einmal zu atmen.

„Aaaaalle sind sie Schuldig. Träger der Schuld … verküüüüünde das Urteil!“
 

Danna sah Reggie an, als würde sie nicht wissen, was sie nun tun sollte.

Dieser setzte ein breites Grinsen auf und sagte:

„Du hast den Mann gehört. Verkünde das Urteil!“

Auch Dana lächelte nun. Sie wandte sich an die 4 zu richtenden und sagte:

„Ich spreche euch von eurer Schuld frei!“

Die Freigesprochenen hoben ihre Köpfe und hatten einen erleichterten Ausdruck im Gesicht, als die Henker ihre Waffen senkten. Von einem Augenblick zum anderen, waren sie verschwunden, Nur die 4 Kreaturen standen noch da.

„Narren! Iiiiist es euch das wirklich wert? Iiiihr verratet Gott, wegen dieser jämmerlichen Menschen? Nun Gut, so empfangt nun eeeeeeeeure gerechte Strafe.“

Erneut hoben die Henker ihre Waffen und näherten sich Dana.

„Diese Stimme ist ganz nah. Auch wenn sie verstummt ist, ihr Ursprung ist nicht fern!“

Reggie hatte das Gefühl, als würde er sie noch immer in seinem Kopf hören.

„Bring uns hin. Schlimmer als hier kann es nicht sein!“

Reggie konzentrierte sich auf den Ursprung der Stimme und es klappte. Beide fanden sich in einem schier unendlich großen weißen Raum wieder.

Direkt vor ihnen saß ein Kind, ein kleiner Junge. Dennoch, trotz seiner äußeren Erscheinung wirkte er alt. Der Wahnsinn zierte sein kleines Gesicht.

„Wiiiillkommen. Iiiiihr habt den Henkern, die nun die euren sind eine Menge Arbeit erspart, indem ihr hergekommen seid. Dies ist meine Ebene! Weltenwanderer, deine Fähigkeiten sind hier nutzlos, so lang Iiiiiich es will!“

Die 4 Henker von eben tauchten wie aus dem Nichts auf, genau wie die mit Sicheln bewaffnete Kreatur, die Liz hinrichten sollte. Sie alle kamen auf Dana und Reggie zu.

Dieses kleine Ding schaute mit einem Ausdruck kindlicher Freude im wahnsinnign Gesicht gespannt zu.

Reggie versuchte sich darauf zu konzentrieren zu verschwinden, aber es klappte nicht.

„Dieses Ding hat Recht. Wir sitzen hier fest!“

Immer näher kamen die 5 Kreaturen, die die beiden eingekreist hatten.

Plötzlich kam Dana eine Idee. Sie wandte sich an das Kind.

„Kann sein, dass wir hier nicht weg können, so lang du es willst. Aber du wirst gleich andere Probleme haben, als dich darum zu kümmern!“

Sie lächelte das Kind für einen Augenblick an und rief:

„Du hast dich selbst zum Richter ernannt! Du richtest ohne Recht! Dieses verbrechen muss bestraft werden! Du bist Schuldig!“

Schlechtes Ende

Die Kreaturen hielten für einen Moment inne, dann wandten sie sich in Richtung des Kindes.

Reggie atmete erleichtert auf.

„Guter Einfall!“

Die Gesichtslosen Kreaturen starrten das Kind weiter an, ohne einen Muskel zu bewegen.

Dieses saß scheinbar stumm vor Schreck einfach da und starrte zurück.

„kannst du uns von hier wegbringen?“

erkundigte sich Dana.

„Ich kann es versuchen.“

Reggie fokussierte seine Gedanken darauf, diesen Ort zu verlassen, doch plötzlich durchzog ihn ein höllischer Schmerz. Er sah an sich herab und merkte, dass ihm der Speer des Pyramidenkopfes aus der Brust ragte.

„Daaaachtet ihr wirklich, sie würden miiiiich angreifen? Vertrauter Gottes, für deinen Hochverrat wirst du nun sterben!“

Der Sensenmann hob seine Waffe zum Schlag und trennte Reggie mit einer einzigen fließenden Bewegung den Kopf vom Hals.

Blut spritzte aus dem Stumpf und in alle Richtungen.

Dana wollte weglaufen, doch nach wenigen Schritten traf sie die Axt des Zylinderkopfes im Rücken und sie stürzte Blut spuckend zu Boden.

Die Kreatur mit den Sicheln beugte sich über sie und das letzte was Dana hörte, war das wahnsinnige Lachen dieses Kindes.

Dann verstummte jedes Geräusch und es wurde dunkel.

Gutes Ende

Die Kreaturen wandten sich von den beiden ab und stürzten auf das Kind zu. Ihre Waffen schlugen, schlitzten, rissen und stachen auf den kleinen Körper ein.

„Iiiiiihr Narren! Ich bin unsterbliiiiiiich! Egal was passiert, Ich werde immer wiederkommen!“

Reggie sah nicht hin, als er antwortete.

„Das tut mir Leid für dich.“

An Dana gewandt sagte er dann:

„Seine Konzentration ist gebrochen. Ich kann uns nun von hier weg bringen.“

Auch sie hatte sich unlängst von dem Kind abgewandt und versuchte die Geräusche, die die Waffen der Henker machten, als sie auf den inzwischen regungslosen Körper einschlugen so gut es geht zu verdrängen.

„Gut, ich will nicht länger als nötig an diesem Ort bleiben.“

„Das seh ich genauso. Ich will hier auch weg.“

Einen Augenblick später, standen sie am Stadtschild von Silent Hill.

Inzwischen war wieder Nebel aufgezogen und die Stadt darin eingehüllt.

„Was meintest du eigentlich, als du sagtest, dass dieses Kind dir Leid tut?“

„Das Ding sagte, es würde immer wiederkommen. Ich habe das Gefühl, dass die Monster immer zur Stelle sein werden. Wenn dem so ist, ist das ein wahrlich grausames Schicksal.“

Schweigend verließen beide die Stadt.

Wenige Meter hinter dem Stadtschild stand Danas Wagen.

„Ich bin gespannt, ob er anspringt.“

Sie öffnete die Fahrertür, setzte sich ans Steuer und steckte den Schlüssel in das Zündschloss.

Beim ersten Umdrehen, des Schlüssels passierte nichts, doch beim zweiten Versuch sprang der Wagen an.

Von innen öffnete sie die Beifahrertür und lächelte Reggie an.

„Kann ich dich ein Stück mitnehmen?“

„Das Angebot nehme ich gern an.“

Er stieg ins Auto und sie fuhren los.

Je weiter sie sich von der Stadt entfernten, desto schwächer wurde der Nebel, bis er sich schließlich ganz auflöste.

Reggie erkannte den ausgebrannten Wagen, der abseits der Straße stand.

„Oh Gott ...“

„Der war schon hier, als ich hier ankam.“

„Das ist der Wagen von Jeffrey. Ich hatte ihn gebeten, mich her zu fahren.“

Dana konzentrierte sich auf die Straße, machte aber trotzdem ein mitfühlendes Gesicht.

„Das tut mir Leid.“

5 Meilen vor Pleasant River entdeckte Reggie Archer, der in Richtung Stadt humpelte.

„Halt an, ich kenne ihn.“

Dana hielt direkt neben ihm und hupte.

Die Uniform der Spezialeinheit, deren letzter Überlebender er selbst war hing teils in Fetzen von seinem Körper.

Zuerst wirkte er skeptisch, nahm die Einladung jedoch an, als er Reggie entdeckte.

Er stieg hinten ein und sagte:

„Freut mich, dass es noch jemand geschafft hat.“

Reggie lachte.

„Mich auch.“

Der Stromausfall war längst behoben und Pleasant River war hell erleuchtet.

Reggie sah zu Dana.

„Du musst hier vorn rechts rein. Wenn du willst, lade ich dich auf einen Kaffee ein.“

„Ein Drink wär mir lieber.“

„Jetzt wo du es sagst, wäre ein Drink mir auch lieber.“

Reggie wandte sich an Archer und sagte:

„Du bist natürlich auch eingeladen.“

Dieser schüttelte jedoch mit dem Kopf.

„Ich fürchte ich muss passen. Ich war schon Jahre nicht mehr hier. Lasst mich bitte an der Ecke da hinten raus.“

Ohne ihre Augen von der Straße zu nehmen, sagte Dana:

„Und wo willst du hin?“

Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht des Mannes.

„Zu meiner Familie.“

UFO Ende

Direkt nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, verschwanden alle Henker in einem blauen Licht.

„Was zur Hölle?“

Reggie traute seinen Augen nicht. Scheinbar direkt von oben, kam ein riesiges UFO angeflogen.

Aus diesem Ding traten grauhäutige Aliens. Sie begannen sogleich zu Sprechen.

„Grüße. Tut uns Leid wegen der Unannehmlichkeiten, die XYVA-38 euch bereitet hat. Eigentlich sollte er ein braver Junge sein.

Er wird hart bestraft werden. Eines der Aliens ging zu dem Kind und legte es sogleich übers Knie.

„Böser XYVA-38! Böser XYVA-38!“

Dana wandte sich bei dieser unmenschlichen Strafe ab.

Erneut wandte sich der Anführer der Außerirdischen an die beiden Überlebenden.

„Als Wiedergutmachung habe ich ein Geschenk für euch!“

2 weitere Aliens trugen eine Person aus dem Raumschiff, die Sunderland sehr ähnlich sah, jedoch eine grüne Jacke und blaue Jeans trug.

„So wir machen dann mal wieder los. Übrigens: Tolle Haare!“

So plötzlich wie das UFO auftauchte, so plötzlich verschwand es wieder.

Dana deutete auf die zurückgelassene Person.

„Wer ist dieser Mann?“

Bei dem letzten Wort wurde die Person hysterisch und schrie:

„KEIN MAAAAAAAAAAAANN!“

Epilog

Hustend erwachte Jack. Er wusste nicht wo er sich befand, da alles um ihn herum in dunkelheit gehüllt war. Sein Kopf schmerzte, als er sich aufsetzte.

„Großartig. Nicht einmal im Tod bleiben einem Kopfschmerzen erspart.“

Er war allein, auch wenn er etwas anderes erwartet hatte.

Auf dem Boden nach etwas nützlichem tastend, fand er eine Taschenlampe und schaltete sie ein.

Viel half sie nicht, aber es reichte aus um zu erkennen, dass er sich auf einem Zylinderförmigen Gebilde befand.

Er ging zum Rand und leuchtete hinunter. Erst jetzt merkte er, dass dieses Gebilde ein hoher Turm war. Der Strahl der Taschenlampe leuchtete zwar weit, aber dennoch konnte er den Boden nicht in der Dunkelheit ausmachen.

Über ihm schien sich eine Felsdecke zu befinden. Nun wusste Jack eindeutig wo er war.

Er befand sich im Abgrund!



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Von:  BlindDemon
2010-06-30T15:22:54+00:00 30.06.2010 17:22
Cool! Jetzt wandert er also auf der "anderen Seite" :D
Also werde ich Jack doch noch länger ertragen müssen XD Na ja, vielleicht wird er mir in Abyss wieder besser gefallen.

Sehr gelungener Epilog^^
Von:  BlindDemon
2010-06-30T15:19:47+00:00 30.06.2010 17:19
Das war widerrum einfach genial XD Jetzt, weiß ich, warum mir die anderen Enden nicht so gefallen haben - das hier ist das richtige Ende! XD
Sehr gut XD
Sogar mit Anspielung auf dein erstes UFO Ende XD Echt gut gemacht XD
Von:  BlindDemon
2010-06-30T15:17:03+00:00 30.06.2010 17:17
Ein schönes Good Ending^^ Das mit Archer hat mir sehr gut gefallen. Er hat es verdient, überlebt zu haben. Hoffentlich hat er jetzt ein angenehmeres Leben x3

Was ich nur komisch finde, ist das Verhalten von Dana und Rege. Sie sehen, dass ein "Kind" hinter all dem steckt (zweifeln nicht einmal an ihrem Verstand) und sehen munter zu, wie er seine "Srafe" erhält. Ich finde das ziemlich surrealistisch.
Von:  BlindDemon
2010-06-30T15:11:13+00:00 30.06.2010 17:11
Boah, wie fies XD
Aber es war eher so etwas wie ein "Game Over Ending" als ein "Bad Ending" ;P
Von:  BlindDemon
2010-06-30T15:09:22+00:00 30.06.2010 17:09
"EINSPRUCH!"
XD

Sorry, das musste jetzt sein x3

Sehr interessant. Mir hat das mit den 4 "Urteilen" gefallen. Das war eine echt tolle Szenerie, die ich mir auch richtig schön bildlich vorstellen konnte.
Aber... "er" ist ein kleiner Knirps??? Wer hätte das gedacht? Wie kamst du nur auf diese wahnwitzige Idee??? XD

Ich frage mich jetzt, wie die Enden dazupassen o.o
Von:  BlindDemon
2010-06-30T14:58:25+00:00 30.06.2010 16:58
Whoa, Jack ist nun wohl "endlich" weg vom Fenster! Reggie an die Macht! XD
Nein, ehrlich. Ich hätte ihm auch eine rein gehauen.

Das mit dieser neuen Sekte finde ich interessant. Hast du da noch Größeres geplant? X'D
Aber was mich etwas stutzig gemacht hat, war Jacks krasses Verhalten. Und vor allem frage ich mich, wie du das alles jetzt noch zu einem Ende gebracht hast ö_ö"

*weiter lesen geht*
Von:  BlindDemon
2010-06-30T14:48:14+00:00 30.06.2010 16:48
Brutal! XD
Aber solche Kampfszenen beschreibst du wirklich immer toll^^ Da muss ich dich echt loben.
Und Archer hat es jetzt also geschafft...? Wenigstens einer, der entkommen konnte... auch wenn es schade um Cater ist. Der Arme... aber das ist eigentlich nur realistisch! Es kann ja nicht jeder überleben (klingt irgendwie hart...).

Ach ja, und Zahlen lieber ausschreiben^^
Von:  RyuKusanagi
2010-05-21T02:13:25+00:00 21.05.2010 04:13
So sieht also der Abgrund aus. Das klingt schonmal ziemlich interessant.
Bin schon gespannt was da so alles lauern wird.
Jack hat wohl noch einiges vor sich.^^

Allgemein betrachtet haben mir die letzten paar Kapitel, die ich leider jetzt erst lesen und kommentieren konnte, sehr gut gefallen. Oder einfacher ausgedrückt, die gesamte FF hat mir sehr gut gefallen.
Dein Schreibstil, die Story, die Charaktere, die Atmosphäre, alles passt zusammen.
"Otherside" hat mir sogar noch besser gefallen als "Faults" und "Faults" fand ich eigentlich schon ziemlich gut.
Grobe Fehler hab ich keine in Erinnerung.
Alles in allem eine sehr gute FF.
Ich hatte definitiv spass am lesen und mitfiebern und freue mich schon auf den nächsten Teil, "Abyss".^^
Von:  RyuKusanagi
2010-05-21T01:43:50+00:00 21.05.2010 03:43
Das war ein geniales "Ufo Ending"! XD
Etwas kurz vielleicht, aber das macht nichts.^^
Jemandem den Hintern versohlen ist also für Dana eine unmenschliche Strafe... Interessant. XD
Von:  RyuKusanagi
2010-05-21T01:35:59+00:00 21.05.2010 03:35
Wie ich schon vermutet hatte geht es im "Good Ending" wesentlich ruhiger zu.^^
Ich liebe es.
Archer kann endlich zurück nach hause, er hat es sich verdient.
Was das komische Wesen in Gestalt eines Kindes betrifft, habe ich nur eines zu sagen:
"Das geschieht dir recht!"
So, jetzt ist es raus. Hätte ich einen Henker würde ich den liebend gern auch noch zur Verfügung stellen.
ABER, das soll nicht heissen das ich unbedingt etwas gegen dieses "was-auch-immer-es-ist" hatte. Ich hielt ihn (oder es) für einen echt genialen Antagonisten. Die Mächte von Silent Hill lenkt nicht einfach mal so jeder, wie es ihm/ihr passt (abgesehen von Alessa). Es muss also schon irgendwie ziemlich mächtig gewesen sein.
Falls dieses "etwas" nicht wieder vorkommt, werde ich es vermutlich sogar vermissen.
Obwohl ich das für unwahrscheinlich halte. Vielleicht regiert er ja über den Abgrund?
Das "Good Ending" hat mir sehr gut gefallen.
Bevor ich das vergesse... Bahnt sich da vielleicht was zwischen Dana und Reggie an? XD


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