Zum Inhalt der Seite

Ani - Hu!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Geburt

Hi!

Da bin ich mal wieder mit einer neuen FF.

Keine Sorge, meine andere FF Oblivion werde ich auch noch weiterschreiben, ein neues Kapitel ist in Bearbeitung^^ (Schleichwerbung^^")

Nyo, ich hoffe, es gefällt euch (zumindest einigen...)

Dazu wird es vllt auch mal einen Douji geben, ich plane es eigentlich, habe aber immer soviel zu tun und außerdem auch noch ander Doujis, die ich fertig machen muss^^"

Nun gut, genug geschwaffelt, viel Spaß beim Lesen
 

Geburt
 

In der Nacht war das Krankenhaus im Westviertel von Qutran in heller Aufregung.

Das reichste Paar aus dieser Stadt war im Krankenhaus, da die Frau ein Kind erwartete.

Die junge Frau schrie vor Schmerzen auf. Der Doktor sprach beruhigende Worte und ihr Ehemann hielt ermutigend ihre Hand. "Du schaffst das schon Schatz!"

Dann endlich hörte sie das Geschrei des Neugeborenen. Die Krankenschwester die das Kind entbunden hat, hielt auf einmal geschockt ihre Hand vor den Mund. Der Arzt schaute sie fragend an, doch im nächsten Moment rannte sie mit dem Säugling davon. Die frischgewordenen Eltern sahen den Arzt verständnislos an, doch dieser sagte ihnen mit einem freundlichen Lächeln, dass die Krankenschwester das Kind wohl nur schnell zur Untersuchung gebracht hatte.

Doch stattdessen brachte sie das Baby zum Chefarzt. Atemlos schlug sie die Tür auf und zeigte ihm das Kind: "Schauen Sie, das ist ... ist..."

Weiter kam sie nicht, sie bekam kein Wort mehr heraus. Doch das war auch nicht nötig. Mit besorgtem Blick sagte er zur Krankenschwester: "Das können wir den Eltern nicht antun. Es ist besser, wenn sie denken, es sei nach der Entbindung gestorben... und natürlich darf davon nichts an die Öffentlichkeit dringen, verstanden?!"

Mit einem Nicken machte sich die Krankenschwester wieder auf den Weg zurück zu den Eltern.
 

Dreckig grinsend drehte sich der Chefarzt in seinem schweren Ledersessel um.

"Nun, hier haben wir, was Sie unbedingt wollen... aber erst"

"Schon klar, erst nach der Bezahlung!", aus den Schatten trat ein schwarzangezogener Mann mit Spitzbart und Glatze hervor. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille versteckt.

Er warf dem Arzt einen Umschlag auf den Schreibtisch, aus dem nach dem Aufprall mehrere Scheine fielen.

"Es sind genau 1000$. Nachzählen ist nicht nötig"

Dann nahm er das schreiende Baby an sich und verschwand aus dem Krankenhaus.
 

Auf dem Dach des Nachbargebäudes, von dem man in das Büro des Chefarztes blicken konnte, saß eine schwarze Katze. Ihre Silhouette hob sich vom weißen Hintergrund des Vollmondes ab. Wenn man nach oben gesehen hätte, hätte man gesehen, wie sich das Schattenbild veränderte und die Form einer Frau annahm. Diese drehte ihren Kopf leicht zum Mond und sagte traurig: " Noch ein Kind, das das Schicksal einer Hölle auf Erden hat -

Noch eine Mutter, die ihr Kind niemals zu Gesicht bekommt - noch eine Mutter, die an gebrochenem Herzen sterben wird..."

Mit einem Seufzer löste sich die Frau in Luft auf und hinterließ nur noch den silbernen Mond am Himmelszelt und die Stadt unter ihm.

Im nächsten Augenblick zersplitterten die Fensterscheiben des Büros vom Chefarzt. Er war einer Briefbombe zum Opfer gefallen.

Einer Bombe, die im Kuvert lagen, das ihm als Bezahlung für das Kind hinterlegt worden war. Das ganze Krankenhaus war in Aufregung und für kurze Zeit vergass die Krankenschwester das Kind, doch schon ein paar Stunden später sollte sie wieder daran erinnert werden.
 

Die Nachrichten meldeten am nächsten morgen, dass es eine Gasexplosion in westlichen Stadtviertel von Qutran gab und dass dabei eine junge Frau Ärztin gestorben sei.

Sie war die Letzte, die das Kind gesehen hatte, bevor es verkauft wurde und damit ihren Fehler hätte rückgängig machen können und den Eltern die Chance zu geben, ihr Kind zu suchen...
 

Das war der Prolog!

Es geht natürlich bald weiter.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass es vorraussichtlich 5 weitere Kapitel geben wird.

Ich hoffe doch, dass ihr bis dahin lesen werdet. Nyo, natürlich hoffe ich in erster Linie, dass jemand auch nur den Prolog liest^^
 

bis zum nächsten Mal
 

Ray Dark

Begegnung

Begegnung
 

Siebzehn Jahre später rannte ein Kind voller Panik in eine enge, dunkle Seitenstraße, wo es sich außer Atem hinter einer alten und rostigen Mülltonne versteckte.

"Komm schon, Junge. Wir tun dir doch nichts!", ein grölendes Lachen folgte den Worten und die Gruppe, die ankam, warf rücksichtslos alle Tonnen mit lauten Gepolter um. Das Kind zitterte vor Angst, da es wusste, dass es jetzt vorbei war. Diese Straße war eine Sackgasse und der einzige Weg raus führte an der Gruppe gewalttätiger Männer vorbei, die sich selber die "Gefährlichen Ehemänner" nennen. Jeder Einzelne von ihnen hatte eine Familie, die sie schikanierten wo sie nur konnten. Diese gingen aus Angst vor den Männern nicht zur Polizei. Allerdings sind sie auf "Befehl" von ihnen in die Stadt Qutran gezogen, da sich die Männer Ruhm, Macht und vor all Dingen Sex versprachen.
 

Mit einem lauten Knall kippte der letzte Mülleimer um und der kleine Junge rutschte verschreckt dichter an die Wand. Er zog die Knie noch weiter an, hielt voller Angst die Luft an und sah die Männer mit weit aufgerissenen Augen an, aus denen dicke Tränen schossen. Seine blonden Haare fielen in Strähnen in sein Gesicht und klebten an seinen nassen Wangen.

Mit einem grausigen Lachen bückte sich der Mann, der am nächsten stand und hauchte dem Jungen seinen alkoholisierten Atem ins Gesicht. Das Kind fing an zu wimmern, als er grob am Hemdkragen in die Luft gehoben wurde. Die anderen aus der Gruppe fingen lauthals an zu triumphieren: "Hey Georg! Lass uns auch noch was von dem Jungen!"

Um zu zeigen, wie der Ausspruch gemeint war, griff er an seinen Gürtel und löste ihn. Das Kind sah mit schreckensgeweiteten Augen zu dem Mann mit der schmierigen Glatze hin und weinte vor sich hin.

"Schaut doch nur, der will das auch! Da muss ich ja später kein schlechtes Gewissen haben!", drauf folgte allgemeines Gelächter und der robuste Mann, zog sich die Hose herunter.

Danach schnappte er sich den Jungen zerrte an seinem T-Shirt, sodass es in viele Fetzen zerriss. Der Schock lähmte den Jungen und er konnte nicht verhindern, dass auch seine neue Hose, die er erst am diesem Tag von seiner Mutter bekommen hatte, dem Müll zum Opfer fiel. Der ältere Mann streichelte gespielt liebevoll über das blonde Haar des Jungen und säuselte in sein Ohr: "Du brauchst doch keine Angst haben. Das macht ganz viel Spaß. Du musst nur tun, was dir der liebe Onkel sagt, dann passiert dir auch nichts!"

Mit diesen Worten griff der Mann grob zwischen die Beine des Jungen. Dieser schrie vor Schmerz und Entsetzen laut auf, als der Gegenüber ihm die Unterhose, das Letzte Kleidungsstück, was er noch anhatte, ausziehen wollte, schloss er voller Angst vor der kommenden Situation die Augen. Erschrocken öffnete er diese wieder, als ihn der Mann mit einem gequälten Schmerzensschrei losließ.

Er sah über ihm eine Gestalt stehen, deren lange blaue Haare im Wind wehten, der auf einmal gefährlich stark durch die Gasse fegte. Die fremde Person hielt dem muskulösen Mann mit einer Hand am Hals, wo er nach Luft schnappte und in ebendieser mit seinen Beinen zappelte. Im nächsten Moment schleuderte sie ihn an die nächste Wand, wo er reglos liegen blieb. Die blauhaarige Person ging näher auf die Männer zu, während ihr weißer Umhang im Wind aufging und eine wohlgeformte weibliche Gestalt zeigte, die in Schwarz und mit vielen Gürteln und Schnallen gekleidet war. Ein Gürtel lag quer oberhalb des schwarzen Tops und darunter kreuzten sich zwei weitere, die weiter zur Hüfte schlangen und sich dort wieder überquerten. An den Seiten der Gürtel von der Hüfte ab hingen zwei Taschen unbekannten Inhaltes. Der untere Teil des Gesichtes war bandagiert, sodass man ihre Mimiken, die sie mit dem Mund machen konnte, nicht sah. Oberhalb der Verbände schauten eiskalte Augen hervor und drangen in die Blicke der Männer.

Dann vernahmen die Männer ihre wütende Stimme, die so leise war, dass sie fast zischelte: "WER hat euch Idioten erlaubt, das Kind anzugreifen?!"

Doch bevor die Männer antworten konnten, verschwand sie plötzlich, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Im nächsten Moment, drang ein gepeinigter Schrei von hinten an ihre Ohren. Entsetzt drehten sich die Männer um und sahen sich in der Falle. So wie sie dem Jungen zuvor noch den Weg raus aus der Sackgasse versperrten, verschloss jetzt die junge Frau den Ausgang. Ihr Gesicht lag im Schatten, doch die Männer konnten die eiskalten Augen genau sehen. Den Männern blieb keine Zeit mehr, um sich zu überlegen, wie sie entkommen sollten, denn im Nu hatte sie die nächsten Männer erledigt. Vollkommen regungslos starrten die übrig gebliebenen Männer auf ihre Kameraden. Die meisten von ihnen waren mit einem einfachen Hieb zu Boden gefallen, während sich die Frau völlig geräuschlos und blitzschnell bewegt hatte, sodass man den kommenden Angriff nicht sah. Doch das wollten sie nicht so leicht auf sich sitzen lassen.

"Los Männer, das ist doch nur ne halbstarke Frau! Die kann doch nicht so schwer sein!"

Mit neuem Mut rannten zwei der Männer auf den Gegner zu. Diese sah mit einem verächtlichen und gelangweilten Blick, der jedoch nichts an Kälte verloren hatte zu den Heranrasenden und machte dann einen eleganten Salto nach hinten, während sich die Angreifer selbst überrannten. Nachdem das Mädchen wieder auf den Beinen gelandet war, machte sie keine Pause und sprang vor. Über die beiden Männer, zu den Übrigen. Diese sahen den Angriff zu spät, da sie vorher von den beiden zusammengeprallten Männern verdeckt wurde. Ihre Hand sauste pfeilschnell runter und lähmte den Rest der Männer. Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, lagen ihr die "gefährlichen Ehemänner" zu Füßen. Der Junge blickte auf das kleine Schlachtfeld und sah dann zu seiner Retterin hoch. Doch als er sich bedanken wollte, bemerkte er den kalten Blick, der ihm zugeworfen wurde.

"Ein kleiner Junge hat in diesen Gassen nichts zu suchen. Ich kann nicht überall sein!", mit diesen Worten, die an Kühle nichts verloren hatten, warf sie dem Kind ein Tuch hin, in das es sich wickelte und schnell aus der Gasse verschwand, um weinend nach Hause zu rennen.

Die junge Frau sah gen Himmel und starrte die Sterne an. Sie versuchte einen bestimmten Stern zu finden, doch vermochte sie es nicht zu schaffen, da es inzwischen zu viele Sterne am Himmel gab. Sie schloss für einen Augenblick die Augen und sprang dann über die hohe Mauer, die den meisten den Weg versperrt.

Auf der anderen Seite der Wand drehte sie sich zu eben dieser um und sah direkt in das Gesicht eines jungen Mannes mit etwa schulterlangen schwarzen Haaren. Sie sah in tiefbraune Augen, die abwesend wirkten. Der junge Mann hatte eine lange Narbe über dem linken Auge und seine Unterarme, sowie Füße waren in Bandagen eingewickelt. Ob das nur der Stil des Jungen war oder wegen Verletzung vermochte man nicht zu sagen.

Den muskulösen Oberkörper zierte eine dunkle, violette Jacke, deren Ärmel abgerissen worden waren. Außerdem schien der junge Mann einen Tick mit Kreuzen zu haben. Er trug eine Kette sowie Ohrringe mit einem Kreuzanhänger. Des Weiteren hatte er auf dem rechten Oberarm ein Kreuz tätowiert. Seine blaue Hose war an einigen Stellen zerrissen und auch sein linker Schenkel zierte eine Bandage.

Ohne dass sie etwas sagen musste, wusste der Unbekannte, was die junge Frau dachte; ihr Blick verriet es: ´Hallo Victor! Was ist los?´

Victor lächelte leicht und legte seinen Arm um ihre Schultern. Das Mädchen sah leicht zur Seite, doch sagte sie nichts dagegen. Er war der Einzige, der sich das erlauben durfte.

"Ich muss dir jemanden vorstellen. Sie sind wie wir!", der schwarzhaarige Mann sah gen Himmel und seufzte, während das Mädchen mehr oder weniger verblüfft zu ihm aufsah.

´Wie wir? Du meinst, es gibt noch andere, die überlebt haben?´

Er lachte, diese Frage schien ihr direkt auf dem Gesicht geschrieben zu stehen. Er kannte sie schon sehr lange und wusste daher sehr genau, was sie dachte.

"Ja... eigentlich haben alle von uns überlebt...das ist jetzt aber egal...! Gehen wir...!"

Während die Jugendliche erstaunt eine Augenbraue hob und sich fragte, was er mit ALLE meinte, zog Victor sie einfach mit.

Sie wand sich geschickt aus seinem Griff `Tut mir Leid, Bruderherz! Ich hab noch etwas zu erledigen! Geh schon mal vor, ich komme später hinterher!´

Sie nahm die Adresse des Treffpunktes entgegen und verschwand dann. Der Zurückgelassene sah seiner Schwester noch eine Weile hinterher und ging dann ebenfalls.
 

Gegen Mitternacht, als der Vollmond den Himmel im Zenit erstrahlte, fiel sein Licht auf ein altes, heruntergekommenes Fabrikbauwerk, das im Herzen der Stadt Qutran lag. Das Dach war an einigen Stellen undicht und hier und da zierte Rost die verdorbene Fassade. In dem etwa 9900 m² große Gebäude waren alle Fenster ausnahmslos von Roadies zerstört worden. An einigen wurden Bretter vorgenagelt, um vor unbefugten Blicken abzuschirmen. Auch schon in seinen Betriebszeiten wurden ständig die Fenster eingeschmissen, sodass man schon damals Bretter vor die Fenster setzte, da es so oder so nichts brachte, neue Fenster einzubauen.

Das Gelände selber war ziemlich groß und überall wuchs das Unkraut aus den Rissen der brüchigen Bodenplatten. Überall verstreut lagen verschiedene alte und rostige Teile von Maschinen, die nicht mehr gebraucht wurden, da es inzwischen neuere und bessere Modelle gab.

Der Gelände war mit einem riesigen stachelbesetzten Zaun umgeben, der von unerwünschten Ankömmlingen schützen sollte. An dem großen Tor, welches der einzige Zugang zu dem Gelände war, hing ein Schild:

Unbefugtes Betreten verboten!

Betreten auf eigene Gefahr

-Eltern haften für ihre Kinder!-
 

Doch das schien den nächtlichen Besucher nicht zu stören. Mit einem gekonnten Sprung überwand er das Tor mit seinen gefährlichen Spitzen und landete sicher auf den Füßen auf dem Betriebsgelände. Er sah sich zu allen Seiten um und ging dann zu dem alten Fabrikgebäude. Die Tür ging schwerfällig auf und der Besucher kam nicht ohnehin zu denken, dass jeder im Haus den Besuch bemerkt haben musste, so laut wie die Tür in den Angeln knarrte. Diese Tür war anscheinend nach der Schließung nicht oft benutzt worden und auch die Halle dahinter nicht. Überall lag Dreck rum und an vielen Ecken hingen Spinnenweben mit riesigen, fetten Spinnen im Zentrum. Wasser tropfte aus den Löchern im Dach und vermischte sich mit dem Dreck und dem Staub auf dem Boden zu Matsch. Die fremde Person ging einige Schritte vorwärts und hielt mitten in der Halle an, um sich den Ort etwas genauer anzusehen. Dabei fiel ihr auf, dass der Fußboden durch den Schlamm leicht rutschig geworden war. Die Kälte der Nacht drang durch alle Ritzen in den Wänden und dem Dach. Sie durchdrang den nächtlichen Besucher und ließ ihn frösteln. Dieser schloss die Augen und genoss den leichten Wind, der diese Kälte mit sich brach. Dann wurde ihm jedoch wieder bewusst, weshalb er hergekommen war und deswegen ließ er die Halle mit Bedauern hinter sich. Die Person lief quer durch den Raum und fand an dessen Ende eine Tür, die sich in außergewöhnlich gutem Zustand befand. Ihre Hand ergriff die Türklinke und drückte sie herunter. Es passierte jedoch rein gar nichts. Der Fremde zog seine Hand mit emporgezogener Augenbraue zurück und dachte sich: ´Komisch... wieso ist die Tür denn verschlossen?!´

Während er noch den Kopf schüttelte, ging er weiter um einen anderen Eingang zu finden, als kurz ein Licht rechts von ihm erstrahlte und ihn so auf einen dunklen Gang aufmerksam machte. Der Besucher stellte sich direkt vor den Gang und wartete, ob etwas passieren würde. Doch wider Erwarten geschah nichts. Es kam niemand, das Licht war weg - es kam einem nur Schweigen entgegen. Er seufzte kurz, da ihm bewusst wurde, dass das Licht aus seinem Unterbewusstsein gekommen war und so ging er in die Dunkelheit hinein. Was nicht viele wussten war, dass er auffällig gut im Dunkeln sehen konnte. Das hatte er einem Fluch zu verdanken, den ihm egoistische Menschen auferlegt hatten, dem er nicht entkommen konnte, egal, was er machte. Er stützte sich an der Wand ab und versuchte die Erinnerungen, die ihm kamen, wieder abzuschütteln und nach einer Weile schaffte er es wieder ruhig zu atmen und den Zustand völliger Gleichgültigkeit zu erreichen. Etwas, was er seit seinem vierten Geburtstag beherrschte. Bisher hat es nur ein Wesen geschafft, diese Gefühllosigkeit zu durchdringen. Der Gast ging weiter und stand plötzlich einem jungen Mann mit kurzen, schwarzen Haaren gegenüber. Vielmehr stand er über ihm, da der schwarzhaarige Mann am Boden hockte und anscheinend irgendetwas suchte. Als dieser bemerkte, dass er nicht mehr alleine war, sah er nach oben und starrte seinen Gegenüber entsetzt an. Der junge Mann hielt eine Taschenlampe in der Hand, dessen Licht den Ort ein wenig erhellte und freien Einblick in das Gesicht des Gegners ließ. Doch dieser Anblick gefiel dem hockenden Mann gar nicht, er sah eiskalte Augen, die gefühllos zu ihm herunterstarrten. Doch derjenige, dem diese Augen gehörten, ignorierte ihn, ging an ihm vorbei und ließ den jungen Mann einfach dort sitzen, wo er war - verschwendete keinen Gedanken mehr an den schwarzhaarigen Typen. Der Gast lief noch eine Weile, bis er eine weitere Tür in der Dunkelheit ausmachte. Mit einem erneuten Versuch legte er seine Hand auf die Klinke und drückte sie herunter.

Unerwartet leise ging die Tür auf und öffnete so einen Raum voll von gleißendem Lichtes. Der Ankömmling schloss entsetzt die Augen, da ihm die plötzliche Helligkeit in den Augen stach. Als er die Hand wieder vom Gesicht abließ, erkannte er nach einer Weile wieder die Umrisse und Formen in dem Raum.

"Du musst Silence sein! Wir haben schon auf dich gewartet!"

Der Angesprochene konnte inzwischen wieder sehen und sah den jungen Mann, der sie so eben angesprochen hatte, auf sich zu kommen. Er strich sich die langen, blauen Haare aus dem Gesicht und musterte ihn von oben bis unten, da der nächtliche Besucher mit den blauen Haaren nicht wusste, ob er ihm vertrauen konnte. Der Gegenüber hatte lange, blonde Haare, die er zu einem Zopf geflochten hatte. Seine grünen Augen sahen den Gast freundlich an, doch er sah in ihnen nicht nur die Freundlichkeit, sondern auch ein Geheimnis... ein gefährliches Geheimnis.

"Wo warst du?"

Silence sah sich um und entdeckte denjenigen, der gesprochen hatte. Es war niemand anderes als Victor, der schon seit geraumer Zeit wartete und nun auf die weibliche Besucherin zuging.

"Hm, verstehe. Du hast noch einmal die Straßen im Westviertel kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Allerdings ist nichts passiert. Das hattest du doch so erwartet!?! Nachts streunen nur Todessehnsüchtige und Verbrecher rum. Inzwischen hat sich jedoch die Zahl der Verbrecher verringert...seit dem du das Viertel bewachst! Genauso wie wir..."

"...", die junge Frau sah sich nun den ihr fremden Mann mit den blonden Haaren genauer an.

Dieser bemerkte den Blick auf sich ruhen und ging nun wieder auf die Frau mit den blauen Haaren zu und streckte ihr seine Hand entgegen: "Ich bin übrigens Ray - 20 Jahre alt. Ich bin der "Wächter des Nordens"! Freut mich, dich kennen zu lernen!"

Aus irgendeinem Grund fühlte Silence sich plötzlich unwohl und ging an ihm vorbei an ein Fenster, welche in diesem Raum merkwürdigerweise alle heil waren; auch die Elektrizität funktioniert nur in diesem Raum. Ray schaute ihr irritiert hinterher, es war noch nie vorgefallen, dass man ihn einfach so ignorierte, erst recht keine Frau. Diese widerrum blickte nachdenklich aus dem Fenster in die schwarze Nacht, die durch den Vollmond und den vielen Sternen am Himmel erhellt wurde.

"Hm, sieh mal einer an, es gibt also noch Menschen, die sich deinem Charme entziehen können!"

Silence drehte sich nach der Stimme um und sah, dass vom anderen Ende her, ein weiterer Mann auf die Mitte des Raumes zukam. Er hatte langes braunes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Kurze Hosen und ein enges, schwarzes, ärmelloses T-Shirt trug, welche die Konturen seiner Muskeln anzeichnete. Seine blauen Augen leuchteten amüsiert auf, doch die Frau mit den blauen Haaren wandte ihren Blick wieder ab und sah wütend aus dem Fenster und dachte sich: ´Menschen?! Weiß der nicht, WAS ich bin?! Was soll das, wieso hat Victor mich hierher gebracht?!´

Sie schloss ihre Augen um ihre Wut unter Kontrolle zu bekommen; atmete ruhig und bestimmt und der Druck im Gefühlsleben schwand wieder. Sie hatte wieder den Zustand erreicht, indem sie keine Gefühle besaß. Etwas, dass sie sich vor langer Zeit hart antrainiert hatte, etwas dass sie gnadenlos - gefühlskalt wirken lies.

Sie drehte sich wieder um und hob ihre Lieder unter denen ihre grünen Augen matt aufleuchteten. Sie würdigte der drei Herren keinen Blick mehr und ging zur Tür. Als sie diese öffnete, legte sich eine Hand fest und bestimmend auf ihre Schulter und zog sie sanft zurück.

"Ich weiß, was du gerade dachtest... Aber du musst es so sehen, Kai ist sehr optimistisch, im Gegensatz zu dir, weshalb ihr wahrscheinlich noch öfter aneinander ecken werdet... doch vielleicht können die beiden dir unter anderem helfen, dein Gefühlsleben unter Kontrolle zu behalten...", Victor zog sie herum, sodass sie in seine Augen sehen konnte. Jetzt erst bemerkte die junge Frau, dass ihr Bruder offener wirkte und sein Blick nicht mehr so abwesend war. Hatten das wirklich diese beiden Männer hingekriegt? Wieso hatte sie solange nichts davon mitbekommen?

Silence schüttelte den Kopf und ihr Bruder wusste wieder einmal, was sie dachte und er wiederholte unbewusst ihre Gedanken laut: "Nein. Du weißt genau, weshalb ich so denke und mich so verhalte. Ich WILL nicht anders sein. Das musst du begreifen! Ich bin so wie ich bin und daran wird sich nie was ändern. Nicht weil ich es nicht kann... sondern weil ich einfach nicht will. Und jetzt lass mich gehen. Die Beiden wissen doch gar nicht, warum wir so denken... ja, du hast auch einmal so gedacht, kannst du dich vielleicht noch daran erinnern?!"

Seit klein auf, hatte Victor ihre Gedanken entschlüsselt und musste diesen der Familie im genauen Wortlaut wiedergeben.

Mit einem weiteren Kopfschütteln drehte sie sich wieder um und zog die Tür auf, doch diesmal stoppte sie von alleine. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sie kannte dieses Gefühl, diese Art von Aura ganz genau.

´Das kann nicht sein! Das gibt es nicht, wie viele haben so was denn erlebt, wie viele müssen diese Hölle durchmachen?!´, während sie das dachte, mischten sich ihre Gefühle, die sie zuletzt vor dreizehn Jahren gespürt hatte: Trauer, Mitleid für jemand andern.

Ihr Herz hämmerte ihr hart in der Brust, sie traute sich nicht, sich umzudrehen.

Geschockt hob sie ihre Hand an ihre Stirn und prüfte, ob diese erhitzt war und sie nur halluzinierte. Doch nichts dergleichen, ihre Stirn war kühl und die Aura blieb unverändert. Sie spürte die Angst leise in ihr hochdringen, sie wollte das alles nicht, sie wollte einfach sterben. In dieser Welt gab es keinen Platz für sie... für die anderen. Würden die Menschen mitbekommen, was sie waren, so würden die vier gejagt werden, würden gefoltert werden und einen qualvollen Tod sterben müssen. Wieso waren die beiden ihr fremden Männer dann so optimistisch? Machen sie sich nicht solche Gedanken? Sind die beiden einfach nur naiv?

Tausende von Fragen rasten durch den Kopf der jungen Lady.

Hinter ihr blickten sich die Männer fragend und besorgt an. Sie spürten sehr wohl die Gefühlswelt des Mädchens.

Ray strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und räusperte sich: "Du brauchst vor uns keine Angst haben, du bist eine von uns. Du brauchst dich nur umzudrehen und schon hast du Gewissheit. Wir werden nichts verraten..."

Mit einem leichten Lächeln und Sarkasmus vollendete er den Satz: "Schließlich wollen wir nicht wie die Hexen im Mittelalter verbrannt werden!"

Bei diesem Satz blieb Silence das Herz stehen und sie drehte sich mit rasanter Geschwindigkeit um, ihre blauen Haare wirbelten um sie herum und legten sich erst langsam wieder. In ihren Augen lag tiefe Wut mit einer Spur von Hass. In ihren grünen Augen glitzerten Tränen, welche bei ihrer Umdrehung ebenfalls davon geschleudert wurden und sich nun auf ihre Haare legte. Sie konnte es nicht fassen. Die Männer standen alle gelassen da und waren sich anscheinend der Gefahr gar nicht bewusst. Diesmal wussten die Männer wie Victor die Gedanken des Mädchens entschlüsseln konnte. Inihnen lag nicht nur die Wut und der Schock, man konnte auch genau sehen, was sie dachte: ´W... wie könnt ihr darüber scherze machen?! Seid ihr wahnsinnig?!´

"Nein, das sind wir nicht! Sieh uns an, wir sind alle Projekte aus einem Wissenschaftsprojekt, indem keiner von freiwillig mitmachen wollte. Doch wir sehen es nicht nur negativ, was mit uns gemacht wurde...", sagte Ray nach einem Moment der Verblüffung, strich sich den Mantel glatt und Kai vollendete den Satz, "Wir sehen es auch positiv, jedem von uns sind Fähigkeiten geschenkt worden, die einem richtigen Menschen verwehrt bleiben! Würdest du das wirklich opfern, nur um das Leben eines normalen Menschen zu leben?"

Silence fasste es nicht, was sie da hörte, als sie jedoch über die letzte Frage nachdachte, lächelte sie leicht und die anderen sahen sich geschockt an, als ihr Blick erwiderte: ´Wer sagt denn, dass ich überhaupt leben möchte... vielleicht wäre es das Beste, ich gehe zu einem Menschen und zeige ihn meine wahre Gestalt!´

Mit diesen Worten drehte sie sich um und wollte aus der Tür verschwinden, weg von diesen Wesen, weg von diesen fremden Gefühlen, doch ihr wurde die Tür hart vor der Nase zugeschlagen.

"Glaubst du wirklich, dass das das Beste wäre? Einfach zu sterben? Keine Frage - sicher hat sich jeder der hier Anwesenden diese Frage schon gestellt, aber wir sind alle darauf gekommen, dass das Leben wunderschön sein kann, wenn man es zulässt: Für JEDEN! Auch für dich - doch wenn du dich der Schönheit dieser Welt verwehrst, so wirst du es niemals sehen, niemals spüren! Du musst dich mehr öffnen, öfters mal positiv denken. Von mir aus, bleib ein Pessimist, das ist deine Entscheidung, wer oder was du bist! Da kann dir keiner was einreden. Doch... sei ein bisschen offener der Welt gegenüber... nur ein paar Minuten und du kannst sehen, was sie für dich übrig hält..." der junge Mann mit den blonden langen Haaren sah ihr tief in die Augen. Wenn sie anfangs auch noch so etwas wie gefährliche Wut in ihnen gesehen hatte, sah sie jetzt in ihnen, dass er wusste, wovon er sprach. Es lag aber noch etwas in seinen Augen, dass ihr sehr bekannt vorkam. Auf einmal war ihr zum Heulen zumute, doch sie wollte keine Schwäche zeigen. Ray wusste anscheinend, was sie dachte und nahm sie in den Arm. Zuerst wehrte sie sich dagegen, doch dann gab sie auf und ihr Körper verlor sämtliche Kraft. Ihre Knie knickten ein und sie hing schlaff in den Armen des jungen Mannes.

Sie konnte nicht weinen, auch wenn sie es in dem Moment gewollt hätte, denn auch dafür fehlte ihr jegliche Kraft.
 

Hinter der Tür im Dunklen verborgen, hyperventilierte ein junger Mann mit schwarzen Haaren. Er war in dieses alte Fabrikgebäude wegen einer Mutprobe gekommen. Seine Mitschüler meinten, er wäre zu ängstlich. Deswegen hatte er den Vorschlag gemacht, in das Gebäude zu gehen, in dem es angeblich spuken sollte. Die Bevölkerung meinte, nachts würden schaurige Geräusche aus den Hallen der Fabrik nach außen dringen. Für einige war es einfach nur der Wind, der durch die vielen Löcher und Ritzen drang, doch niemand wagte sich auch nur einen schritt auf das Gelände. Tagsüber nicht und erst recht nicht nachts. In den Schulen wurden gerne Mutproben veranstaltet, doch es wurde niemals in Betracht gezogen, eine Mutprobe auf diesem Hof zu machen. Jeder, der das versucht hatte, war nie wieder gekommen. Manche meinen, ihre Geister würden noch ruhelos auf dem Gelände herumspuken und die Lebenden, die es wagten, dieses Grundstück zu betreten, mit in die Unterwelt ziehen. Der Kopf wird von deren Körper getrennt und wenn die Sonne untergeht werden mit den abgerissenen Köpfen Ballspiele von den Geistern veranstaltet. Die Menschen, die an diesem Gelände vorbeigingen, fanden morgens des Öfteren Blutspuren auf dem Grund und dem Schrott der hier und da herumlag. Seit dieser Entdeckung machten die Menschen einen großen Bogen um die Fabrik. Doch manchmal kam es vor, dass Größenwahnsinnige zeigen wollten, welchen Mut sie doch haben oder welche, die als Feiglinge abgestempelt wurden und beweisen wollten, dass auch sie Mut besitzen, hierher. Doch keiner von ihnen ist jemals wieder gesehen worden.
 

Der schwarzhaarige Mann beruhigte sich wieder und machte sich auf dem Weg nach draußen. Ihm wäre um alles in der Welt lieber gewesen, dass die Gerüchte um die Geister in diesem Haus gestimmt hätten. Die wären ihm viel angenehmer gewesen, als dieses Wissen, was hier wirklich vor sich ging. Er war nur froh, dass die vier jungen Erwachsenen in der hellerleuchteten Halle ihn nicht bemerkt hatten.

Nachdem dieses Mädchen mit den seltsam blauen Haaren und dem gefährlich kalten Blick an ihm vorbei gegangen war und sie später in einen Raum ging, aus dem Licht in dieses Dunkel drang, folgte er ihr. Er hatte gehofft, dass die Dunkelheit aufhören würde, er nur in das Licht gehen müsse. Doch ihn hatte ein Gefühl zurückweichen lassen. Was wenn jetzt dort drinnen eine Geisterparty mit rollenden Köpfen veranstaltet wurde und diese Frau eine gefährliche Hexe war? Er zog sich an die wand zurück und flüsterte: "Nein, mich werden sie nicht kriegen..."

Zehn Minuten später wurde die Tür geöffnet und für einen kurzen Augenblick setzte sein Herz aus. Er hörte die Stimme der jungen Frau, die anscheinend wütend klang. Er vernahm die Worte "Wer sagt denn, dass ich überhaupt leben möchte... vielleicht wäre es das Beste, ich gehe zu einem Menschen und zeige ihn meine wahre Gestalt!"

Was sollte das heißen? War sie etwa kein Mensch, war sie vielleicht tatsächlich eine Hexe? Eine alte, bucklige Hexe mit einer fetten Warze auf der großen Hackennase und einem Raben auf der Schulter sowie einer schwarzen Katze mit leuchtend grünen Augen, die ihn sogleich verrät? Doch dann realisierte er, was er gerade gesehen hatte. Die Männer im Hintergrund hatten ihr Aussehen verändert. Sie waren keine Menschen mehr, war sie etwa eine von ihnen?

Im nächsten Augenblick sprang ein junger Mann mit langen, blonden Haaren, die zu einem dichten Zopf geflochten waren auf ihn zu. Der schwarzhaarige Mann wusste gar nicht, wie ihm geschah, unwillkürlich hielt er den Atem an. Und blickte dem entgegenkommenden mit entsetztem Blick an. Dann knallte die Tür zu und er saß wieder allein in der Dunkelheit. Eine Minute später begriff er erst wieder, was passiert war. Er versuchte wieder zu Atem zu kommen und fing plötzlich unwillkürlich an zu hyperventilieren. Er nahm sich eine Tüte aus der Tasche, die er mitgenommen hatte um Beweise zu sammeln, dass er hier war. Diese setzte er sich jetzt an den Mund und atmete in die Tüte ein und wieder aus. Dies wiederholte er so lange, bis sein Atem sich wieder normalisiert hatte. Er stand auf und ging auf wackeligen Beinen den dunklen Gang entlang zum Ausgang. Er konnte nicht schnell genug wieder hier heraus sein. Als er aus dem Gebäude raus ging, rannte er wie von einer Biene gestochen vom Gelände, kletterte flink über den Zaun und rannte einige Meter weiter, bevor er sich erlaubte, die frische Luft einzuatmen. Er hatte es geschafft. Er war da wieder heil herausgekommen.

Seine Mitschüler kamen von allen Seiten auf ihn zu gerannt.

"Was ist passiert? Gibt es dort wirklich Geister?!"

Die Fragen drangen alle in ihn ein, doch er verstand keine Einzige davon. Er war einfach nur froh, da wieder raus zu sein.

Es war kurz vor halb Eins und der Vollmond erleuchtete die Wiese auf der die Kinder standen.

Plötzlich drang erst leicht und dann immer lauter das schaurige Geheul eines Wolfes an die Ohren der Jugendlichen, die erschrocken aufschauten und panisch aneinander festhielten.

"Aber es gibt hier in der Nähe doch keine Wölfe...?!"

Nur ein einziger wusste, woher es kam: "Die Gruselgeschichten sind wahr..."

Das waren die letzten Worte, die der junge Mann mit den schwarzen Haaren in dieser Nacht sagte. Er stand auf und ging wieder nach Hause. Die Anderen wollten zwar wissen, was er meinte, doch das verschoben sie auf den nächsten Tag; sie wollten ausnahmslos alle so schnell wie möglich in ihre warmen, weichen und sicheren Betten zurück.
 

Hier haben wir mein neues Kapitel!

Ich hoffe sehr, es hat euch gefallen und es ist wenigstens ein bisschen Spannung drinne. Sagt mir eure Meinung dazu. Kritik und schreibstilistische Vorschläge sind gerne gesehen!!!

Bis zum nächsten Kapitel bei ANI - HU!

Kai

Hallöle!!!^^

Hier ein neues Kapitel! Viel Spaß beim Lesen!
 

Kai
 

Am nächsten Morgen öffnete Silence zögerlich die Augen. Das erste, was sie mitbekam war, dass es schon sehr hell war. Sie setzte sich im Bett auf und schaute sich die vertraute Umgebung an. Sie lag in ihrem Bett, direkt daneben die Balkontür, die auf einen riesigen, reich verzierten Balkon rausführte. Der Kronleuchter an der Decke, an dem eine Menge glitzernde Diamanten hingen. Die Kommode mit den vielen Duftfläschen, die sowieso nie benutzt wurden. Die Wände in einem pastellfarbenem Rot gehalten, sorgten für eine warme Atmosphäre. Eigentlich war dieses Zimmer einer Königin würdig und vielleicht war es auch mal eines der früheren Königin gewesen. Nach ihrem Tod war das Schloss nicht mehr besichtigt worden, da man es für verflucht hielt, weshalb es auch sehr schwer war, Personal für den Haushalt zu finden. Silence jedoch hatte nie was von dem Fluch gespürt. Das Einzige, was diesen Luxus ein wenig störte, war ein offener Kasten mit Verbandsachen, der fast täglich von der jungen Frau genutzt wurde.

Allerdings spürte sie etwas, was ihr nicht so vertraut vorkam, denn sie hatte für die Nacht eine warme und weiche Decke, die ihr völlig unbekannt vorkam. Normalerweise gab es in diesem Zimmer keine Decke. Von ihrem Bett aus, sah sie direkt in den alten Kommodenspiegel, der schon einen Sprung hatte. Ihr Blick fiel auf die Duftwässerchen und für einen kurzen Moment fragte sie sich, warum sie die Flaschen überhaupt hatte, doch dann zog ein junger Adler ihre Aufmerksamkeit auf sich, als sie in den Spiegel sah. In eben diesem spiegelte sich nicht nur ihr Bett mit ihr darauf, sondern auch die Balkontüren neben dem Bett sowie dem Balkon. Auf dem Geländer saß ein wunderschöner Weißkopfadler, der Silence anscheinend durch den Spiegel hinweg betrachtete. Die junge Frau strich sich die langen, blauen Haare aus dem Gesicht und stand auf. Ihr langes Seidennachthemd, das sie vorher nie angehabt hatte, strich um ihre schlanken Beine als sie zur Tür ging. Als der lange, rote Seidenvorhang ihre Arme berührte, realisierte sie zum ersten Mal ihr Nachtgewand. Sie sah zum Adler, fing an ihn zu streicheln und sprach ihn leise an: „Sag mal, weißt du was passiert ist?“

Sie dachte nach und streckte dabei das Gesicht zur warmen Sonne und schloss genießerisch die Augen. Der erfrischende Wind spielte mit ihren langen Haaren und das Zwitschern der Vögel beruhigte sie. Ein ungewohntes Geräusch ließ sie aufblicken. Sie sah zur Seite und bemerkte, wie jemand leichtfüßig von den Giebeln des Westturmes zu ihr auf den Balkon sprang.

„Sieh mal einer an, zu Tieren sprichst du also ganz normal… als ich dich gestern kennen gelernt habe, dachte ich, du wärst ein Pessimist, der sich fast das Leben nehmen will. Doch anscheinend habe ich mich geirrt…“, mit einem freundlichen Lächeln sah der blonde Fremde seinen Gegenüber an, diesmal bemerkte er die zwei langen Streifen auf ihrer Wange. Diese waren bei ihrer ersten Begegnung unter dem Verband verdeckt gewesen. Und nachdem ihr Bruder sie umgezogen hatte, hatte der junge Mann sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die Streifen waren alte Narben, die sie in ihrer Kindheit bekommen haben musste. Aber diese Narben machten das Mädchen trotzdem nicht hässlicher, für ihn hatten sie sogar ihren eigenen Reiz.

Die Miene der jungen Frau verfinsterte sich wieder, als sie an die gestrige Begegnung dachte. Sie wurde leicht rot um die Nase, als sie sich wieder erinnerte, dass sie in seinen Armen zusammengebrochen war.

Der junge Adler, den sie zuvor noch gestreichelt hatte gesellte sich zu dem jungen Mann auf die Schulte. Überrascht sah sie auf. Der Adler spielte mit den langen blonden Haaren des Mannes und dieser schien sich sehr zu amüsieren. Zwischen den beiden herrschte eine tiefe Bindung.

“Ray…“, Silence wollte ihn was fragen, doch verbiss sie die Frage lieber und ging zurück in ihr Zimmer.

Der Angesprochene schaute überrascht auf, doch weitere Worte von ihr vernahm er nicht. Er folgte ihr leise ins Zimmer, doch im nächsten Moment war er auch schon wieder draußen. Das Mädchen war an der Kommode beschäftigt gewesen. Da diese niedriger war, musste sie sich bücken und Ray konnte durch den Spiegel in den tiefen Ausschnitt ihres Nachthemdes sehen.

„Ähm… Silence, ich gehe schon mal runter, die andern warten auch schon im Klavierzimmer.

Übrigens, hübsche Aussicht… ich meine dein Schloss!“, um sich nicht noch weiter zu verhaspeln, sprang der junge Mann mit rotem Gesicht vom Balkon und machte sich auf den Weg in das angesprochene Zimmer.

Überrascht über den hastigen Abgang und die plötzliche Unsicherheit in seiner Stimme, kam das Mädchen noch einmal an den Balkon, bevor sie schulterzuckend zurück ging und sich anzog.
 

Zwei Stockwerke unter dem Schlafzimmer von Silence saß ihr Bruder Victor am Klavier und spielte ein paar Noten, der dunkelhaarige Kai stand daneben und lauschte den Klängen.

Als er die Augen wieder öffnete, war die Melodie schon seit einiger Zeit verklungen. Er und Victor blickten auf, als der dritte im Bunde, Ray in das Zimmer gestolpert kam.

Beide bemerkten wohl die Röte in seinem Gesicht, doch sagten sie nichts dazu. Stattdessen schauten sie sich nur ein wenig überrascht an.

Alle drei schwiegen die nächsten Minuten, bis Silence dann den Saal betrat.

An diesem Morgen überraschte sie die anderen mit einem Gewand, das gegenteilig zu dem am vorigen Tage war.

Das lange weiße Kleid, schimmerte leicht bläulich im Morgenlicht. Und die lange weiße Stola zierte ihre schmale Figur und betont sie sehr. Ihre blauen Haare waren locker hochgesteckt, eine Strähne fiel leicht über ihre Schulter. Die Männer hätte es nicht gewundert, wenn jetzt auch noch große, weiße Flügel aus dem Rücken geragt hätten.

Victor, der seine Schwester doch schon öfter so gesehen hatte, räusperte sich, um ein Gespräch anzufangen. Auch wenn er sie schon länger kennt, als die anderen, so hatte ihm der Aufzug soeben wieder mal den Atem geraubt. Früher hatte er sich sogar verflucht, dass sie Geschwister waren und somit nie ein Liebespaar hätten werden können.

Der junge Mann wusste genau, wer sie war, er kannte nicht nur das, was sie nach außen hin vorgab zu sein.

„Schwesterherz, geht es dir besser? Ich meine… gestern…“, er unterbrach sich, wusste er doch, dass sie es nicht mochte, wenn ihr ihre Schwächen vor Augen gehalten wurden.

Die Angesprochene nickte leicht und ging dann an den jungen Männern vorbei zum offenen Fenster und ließ sich den Wind ins Gesicht wehen.

Die anderen drei sahen sich ratlos ins Gesicht, wusste keiner von ihnen, wie sie sich im Moment zu verhalten hatten. Sie horchten alle erleichtert auf, als es kurz darauf an der Tür klopfte und ein junges Mädchen hereinkam, das anscheinend zu dem Personal von Silence gehörte.

„Oh, Herrin, Ihr seid hier! Es freut mich Euch wohlauf zu sehen. Bekommt man Euch ja selten zu Gesicht…“, das Dienstmädchen verstummte, etwas geschämt von ihrer offensichtlichen Redefreudichkeit.

„Oh“, das Mädchen bekam leuchtende Augen als sie Kai erblickte, „Ihr habt mir doch einmal das Leben gerettet!“

Sie ließ sämtliche Sachen fallen und sprang auf den 19-jährigen zu und umarmte ihn freudig. Dieser, geschockt von ihrer Aktion, konnte nichts machen und blieb starr stehen. Bei dieser Aktivität wurde Victor vom Klavierstuhl gefegt und landete unsanft auf dem Boden. Verärgert sah er zu den Beiden hoch.

Das Mädchen fing ohne Umschweife an zu erklären: „Das ist er! Er hat mich einmal vor Straßenräubern gerettet. Da war ich damals 11 und habe noch im Süden der Stadt gelebt!

Er hatte sich damals schwere Verletzungen zugezogen… und wie ich sehe, ist der Riss im Ohr noch geblieben. Seine Ohren faszinieren mich ach, sie sind so spitz… is’ ja auch egal!

Jedenfalls verloren wir uns danach aus dem Augen, weil mein Vater einen Job im Ausland bekommen hatte. Als ich endlich wieder herziehen konnte, fand ich nur eine Arbeitsstelle hier im Schloss. Immer wenn ich Zeit hatte, war ich nach Euch, Kai, auf der Suche. Ich habe Euch nur leider nie wieder gefunden. Wer hätte denn gedacht, dass Ihr ein Freund meiner Herrin seid! Is’ ja auch egal! Nun habe ich Euch wieder gefunden und ich werde mein Versprechen von damals einlösen! Erinnert Ihr Euch noch?! Ich weiß, dass wir zusammenpassen. Wir haben schließlich schon im selben Monat Geburtstag und sind auch im selben Jahr geboren. Ich kann es also besten Gewissens einlösen! Ich bin soweit, wir können meinetwegen schon morgen heiraten oder wenn es Euch auch beliebt, schon heute!“

Geschockt über die Worte des Mädchens und nicht bewusst über seine Gefühle, verließ Victor den Raum ohne einen Ton. Die anderen sahen das engumschlungende Paar geschockt an. Kai wollte ihm hinterherlaufen, doch das Dienstmädchen hielt ihn fest umklammert und versuchte ihm jetzt einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Der junge Mann hatte alle Mühe, sich dagegen zu wehren und auch wenn der Älteste in diesem Raum, Ray, dem jüngeren gerne gefolgt wäre, so war ihm klar, dass Kai in größeren Schwierigkeiten steckte. Stattdessen folgte Silence ihrem Bruder.
 

Silence fing an zu schnuppern, bis sie die Witterung ihres Bruders aufgenommen hatte und folgte seinem Geruch bis zu dem Ostturm des riesigen Schlosses, das sie alleine mit ihrem Hauspersonal bewohnte. Als sie die riesige und schwere Eichentür öffnete, fand Victor vor dem Altar gebeugt wieder. In diesem Turm befand sich die Einrichtung einer Kirche, die dieses Schloss vor vielen Jahren erbaut hatte. Ursprünglich war es ein reiches Kloster gewesen, das die reichen und unverheirateten Söhne aufnahm und sie der Keuschheit lehrte. Danach benutzte es die frühere Königin als Sommerresidenz.

Etwas unbehaglich, da das Mädchen Kirchen nicht so gerne nutzte, ging sie durch die vielen Bankreihen nach vorne zu ihrem Bruder.

Sie setzte sich neben ihn auf die Stufen, nahm sein Gesicht in ihre Hände und stellte fest als sie in seine braunen Augen sah, die seine Seele und seine Gefühle widerspiegelten: „Du bist verliebt“

Victor sah ihr direkt in die Augen und sie konnte den ganzen Schmerz in seinen Augen sehen, der so plötzlich losgebrochen war.

„Liebe? … Ja, vielleicht ist es Liebe… Was soll ich denn tun?“

Fragend sah er seine Schwester an, doch diese konnte ihm in Herzensangelegenheiten nicht weiterhelfen. Hilflos sah sie den Gesprächspartner an: „Vielleicht solltest du es ihr sagen…“

„Ihr!?“, Victor schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. War seiner Schwester das wirklich nicht aufgefallen?

Diese widerrum sah leicht verwirrt zu ihrem Bruder bevor sie begriff. Sie lächelte: „Tut mir Leid… aber ich glaube nicht, dass du dir irgendwelche Sorgen machen musst. Das Dienstmädchen schien nicht sein Fall zu sein! Irgendwie hatte ich das Gefühl, er wollte sie ständig weg von seinem Körper haben!“

Mit einem Augenzwinkern lächelte sie ihren Bruder aufmunternd zu.

„Na komm schon, wir gehen zurück und du sprichst dich mit Kai einmal richtig aus!“

Jetzt verstand das Mädchen allmählich, warum der Blick ihres Bruders aufmerksamer geworden war. Er hatte gelernt zu lieben… und vielleicht gab es für IHN eine Chance, wenn schon nicht für sie.

Das Mädchen seufzte. Victor verstand ihr Seufzen anscheinend falsch und legte seinen Arm um ihre Schultern und mit einem Lächeln sagte er ihr: „Keine Sorge, mir geht es gut!“

Und in Gedanken fügte er noch hinzu, ‚Du wirst deine große Liebe auch schon noch finden.’
 

Als das Geschwisterpaar wieder im Klavierzimmer ankam, saß Kai am Klavier und das Dienstmädchen stand fünf Meter von ihm entfernt an der Tür. Sie funkelte den Mann mit den langen, blonden Haaren böse an. Dieser stand zwischen ihr und Kai, der versuchte, sich vom Schock zu erholen.

Etwas zögerlich ging Victor auf den anderen zu. Doch durch plötzliche Angstanfälle, stoppte er. Seine Schwester ging auf ihn zu und Victor flüsterte leise: „Was, wenn er mich nicht mag?“

„Was, wenn er dich genauso mag, wie du ihn?“

Sie hatte vollkommen Recht, der ältere von Beiden nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging ein paar Schritte weiter „Kai… k…können wir…“, er unterbrach sich und sah nach hinten zu seiner Schwester, die ihm aufmunternde Zeichen gab und so sprach Victor weiter, nachdem er noch einmal kräftig durchgeatmet hatte, „…uns unterhalten? Ich muss mit dir reden… Aber nicht hier…“

Mit einem Blick sah er zu dem Dienstmädchen, das nicht ganz verstand, zumal seine Worte fast geflüstert waren und nur Kai sie hatte verstehen können.

Dieser nickte glücklich dem Dienstmädchen entkommen zu können und zog Victor raus aus dem Raum.

Fragend sah Ray zu Silence. Diese lächelte nur und gab dem Dienstmädchen ein Zeichen, dass sie das aufräumen sollte, was sie vorhin bei dem Anblick von Kai fallen gelassen hatte. Mürrisch sah dieses seine Herrin an und dachte sich wütend: ‚Wofür hält die sich eigentlich. Hält mich einfach von meinem geliebten Kai ab. Wir wollten doch heiraten, wir wären so ein schönes Paar gewesen!’

Im nächsten Moment zuckte sie zusammen und ihr Herz blieb fast Stehen vor Schreck, als sie den Blick ihrer Herrin bemerkte. Dieser hatte sich schlagartig geändert. War er bis eben noch recht freundlich gewesen, so war davon jetzt kein einziger Funken mehr zu sehen. Ihre Augen glühten im eiskalten Grün und ihre Pupillen hatten sich aufs minimalste verengt. Der Blick verriet Gefühlskälte und kein Erbarmen. Die Hausangestellte machte sich schnell auf, die ihr auferlegte Aufgabe so schnell wie möglich zu erledigen. Fieberhaft hatte sie es erledigt und ging schnell aus dem Blick ihrer Herrin.

Der einzige Mann im Raum, Ray, war bei dem raschen Gefühlsumschwung ebenfalls zusammengezuckt. Er konnte mitfühlen, wie die Haushaltshilfe empfinden musste. Er selber bekam ebenfalls Angst.
 

Victor und Kai sind währenddessen in einen anderen Raum gegangen. Als nichts gesagt wurde, fragte Kai nach, was denn so wichtig war.

„Naja,… ich… ich…“, Victor brach ab, er war errötet und wandte nun seinen Blick ab.

Sein Gesprächspartner, wenn man es denn so nennen konnte, sah ihn verwirrt an.

Er wollte Victor auch schon längst was erzählen, doch fiel ihm bisher immer der Mut dazu. Seine Gedanken kreisten nur um einen Punkt: ‚Verdammt, warum kann ich es ihm nicht sagen?! Aber irgendwann muss ich es tun, ansonsten wäre es zu spät… er wartet auch nicht ewig!’

Er gab sich einen Ruck und drehte sich zu Victor um. Dieser stand mit dem Rücken zu Kai und wurde deshalb umgedreht, sodass sich beide ins Gesicht sehen konnten. Victor sah überrascht und verwirrt zu dem Größerem auf und im nächsten Moment war das Gesicht seines Gegenübers sehr nah. Kurz darauf legten sich die Lippen Kais mit den Worten „Ich liebe dich!“ auf seine eigenen. Ein wohliger Schauer legte sich über Victors Rücken, er schloss genießerisch die Augen und seine Knie fingen an zu zittern.

Als er spürte, wie Kai seine Zunge an seine Lippen stieß, öffnete er diese leicht und ließ dem Geliebten einlas. Dieser nutzte seine Chance und führte seine Zunge in den Mund des anderen und erkundete diesen. Der Kleinere mit den schwarzen Haaren fing zögerlich an, den Kuss zu erwidern.

Er fühlte sich, als ob er mit seinem Angebeteten durch die Luft fliegen würde. Ihm war auf einmal so leicht zumute, als ob ihn jetzt nichts aufhalten könnte.

Als die beiden den Kuss wieder lösten, legte Victor seinen Kopf an die Brust des Größeren, der ihn liebevoll umarmte. Der Kleinere seufzte glücklich und sprach die Worte aus, die ihm zuvor noch so schwer fielen: „Ich liebe dich auch!“
 

In einem anderen Teil der Stadt wurde gerade der 16-jährige Force von seiner Mutter aufgeweckt: „Komm schon, Force! Sonst wird dein Vater wieder wütend! Du musst zur Schule!“

„Schon gut Mutter, bin wach!“, verschlafen rieb er sich die Augen und ging in das Badezimmer um sich zu waschen. Als er in den Badezimmerspiegel sah, bemerkte er wie unausgeschlafen er aussah. Riesige, dunkle Augenringe unter den blauen Augen. Seine Haare waren strohig und stumpf. Wenn sein Vater ihn so sehen würde, würde er ihn sicherlich fragen, was er denn die ganze Nacht getrieben hätte. Und daraufhin würde eine Menge Ärger entstehen. Force seufzte und stellte sich unter die kalte Dusche. Er schloss die Augen und erinnerte sich an jede Einzelheit der gestrigen Nacht. Wie er als Mutprobe auf dieses alte geistesumwobene Fabrikgelände ging, wie er dieser gruseligen jungen Frau begegnet war und ihr wahrer Anblick.

Bei dem Gedanken daran, fragte er sich, was sie wohl in dieser Situation fühlt. Als er die Augen wieder öffnete und aus der Dusche kletterte, sprach er zu seinem Spiegelbild: „Ich werde nichts verraten, darauf könnt ihr euch verlassen. Euer Geheimnis ist bei mir sicher!“

Auch wenn er wusste, dass die vier merkwürdigen Gestalten das eben Gesagte nicht hören konnten, er würde dieses Versprechen nicht brechen. Das würde viel zu viel Ärger bringen, wenn er anderen davon erzählen würde. Es würde nicht nur den Vieren Ärger bringen, sondern auch ihm…

Der Schock von letzter Nacht löste sich auf und er lächelte selbstbewusst. Er war auf einmal tief zufrieden mit sich, so ein Geheimnis wahren zu dürfen… und vielleicht würde er es irgendwann ausgezahlt bekommen. Mit neuem Mut brach für ihn der neue Schultag an. Doch zuerst musste er ungeschoren von zu Hause weg kommen. Doch wie sich herausstellte, war das für ihn kein Problem. Seine Mutter schaute nur überrascht auf, als er freudestrahlend an ihr vorbei zur Tür marschierte und sich schnell sein zurechtgelegtes Butterbrot nahm. Sein Vater war zu dem Zeitpunkt auf Toilette, weshalb er den Abgang seines Sohnes gar nicht mitbekam.
 

Als Force bei der Schule ankam, wurde er erst einmal von den Schülern gelöchert, was denn im alten Fabrikgelände passiert ist.

Um es nicht jedem einzeln zu erzählen, versammelte er die Schule um sich und fing an zu erzählen: „Was gestern passiert ist, wollt ihr wissen… nun… gestern ist nicht großartig viel passiert. Ich bin auf das Gelände gegangen… zugegeben ich hatte anfangs richtige Angst… aber als ich dann … nein, ich muss vorher anfangen… ich bin also auf das Gelände gegangen. In der Halle war es schaurig und kalt… dort war mir dann etwas vor die Füße gerollt“, hier machte er eine längere Pause und schaute leicht triumphierend in die Runde. Seine Zuhörer klebten ihm förmlich an den Lippen, er machte weiter: „nun… wie soll ich sagen, die Geschichten sind wahr! Zu meinen Füßen lag ein stinkender, alter und verwesender Kopf. Wenn ich ihn richtig identifiziere, war das Carlos… ja, genau der, dessen Kopf vor vier Jahren spurlos auf dem Gelände verschwand. Man fand nur seinen Körper … ohne Kopf… Nun ja. Danach kam plötzlich ein Geist… er musste mich anfangs für eine Statue oder so etwas gehalten haben… kein Wunder… ich war ja auch starr wie Stein!“, bei der Vorstellung lächelnd, erzählte er weiter, „sie… also die Geister fingen plötzlich an, mit dem Kopf Fußball zu spielen. Die Tore hatten sie aus den verschiedenen Metallstücken gebaut. Plötzlich beschwerte sich einer der Geister, dass der so genannte Ball auch nicht mehr das ist, was er mal war. Er war matschig und jeder Tritt von einem der Geister zerfledderte den Kopf noch mehr… ich habe mich anfangs gefragt, wieso die Geister die Bälle überhaupt berühren können, heißt es nicht, dass Geister keine Form haben und keinen Körper, mit dem sie etwas ‚berühren’ können… nun gut, darauf komme ich später zu sprechen.

Nun, als ich ihre Worte vernahm, blieb mir das Herz regelrecht im Hals stecken. Meine Angst war unerträglich. Doch nahm ich dann all meinen Mut zusammen und sprach die Geister mit zittriger Stimme an…“, Force hörte auf zu erzählen. Die Menge hatte die Luft angehalten und wollte nun wissen, wie es weiterging. Dem Jungen selber standen schon die Schweißperlen auf dem Gesicht. Er musste sich wirklich anstrengen. Er hasste es zu lügen, doch die Wahrheit konnte er unmöglich sagen. Doch bevor ihm einfiel, was man noch erzählen könnte, klingelte zu seinem Glück die Schulglocke.

„Es tut mir Leid, Leute, aber der Unterricht fängt an. Kommt in der großen Pause her und ich erzähle euch, wie es weiterging!“

Damit rannte der 16-Jährige zu seinem Klassenraum und überlegte sich die nächsten neunzig Minuten, was er den anderen denn auftischen konnte, was noch ein bisschen glaubwürdig erschien. Doch als er sich ein bisschen genauer überlegte, bemerkte er, dass das was er bisher erzählt hatte, nicht wirklich glaubwürdig war. Das würde bestimmt Prügel von den Schlägertypen der Schule geben. Aber nun kann er es nicht mehr ändern, vielleicht würden die anderen einen Teil seiner Geschichte glauben. Das zu erreichen hatte eine niedrigere Chance als 1 Prozent, doch er musste es so oder so ausprobieren, er wollte das Geheimnis auf keinen Fall aussprechen. Davor hatte er viel zu große Angst. Und würde die Wahrheit nicht eigentlich noch unglaubwürdiger klingen?
 

Kai und Victor gingen wieder in das Klavierzimmer. Sie schauten sich zuerst um, doch das Dienstmädchen schien gegangen zu sein. Als sie die anderen Beiden entdeckten, wussten sie auch warum. Ray selber hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und sah argwöhnisch nach draußen. Auch wenn er stark war, so wollte er dieser Konfrontation lieber aus dem Weg gehen. Silence war nun gar nicht mehr der fröhlichen Stimmung wie eine habe Stunde zuvor. Man konnte um ihr herum förmlich die schwarze und bedrückende Masse sehen.

„Es scheint mir“, die drei jungen Männer zuckten zusammen, als sie die Stimme des Mädchens vernahmen, die einen wütenden Unterton hatte und vom wenigen Sprechen sich leicht kratzig anhörte, „das ich doch nicht so eine loyale Dienerin habe… Würdest du mir mal erklären, was vorhin los war?“

Mit den letzten Worten hatte sie sich an Kai gewandt, der sich kleinlaut räusperte. Victor kannte schon diese Stimmung seiner Schwester und drückte beruhigend die Hand seines Geliebten.

Kai, durch Victor ermuntert, fing an zu erzählen: „Ich lebte damals auf der Straße, nachdem das Labor in dem ich lebte, irgendwie zerstört wurde. Ein alter Straßenopa, wie ihn die anderen nannten, nahm mich auf und zeigte mir, wie man auf der Straße überleben kann. Ich lernte schnell und konnte bald schon für uns beide sorgen. Das war ich ihm schuldig, hatte er mich aufgenommen und anfangs durchgefüttert, obwohl er selber kaum was zu essen hatte. Er blieb manchmal tagelang ohne Nahrung, nur um mir etwas zu essen geben zu können. Irgendwann wurde er dann krank und fing fürchterlich an zu husten. Einen Arzt konnten wir uns nicht leisten und diese widerrum wollten keinem Penner helfen. Ich versuchte Medizin aufzutreiben. Aber da wir nicht wussten, welche Krankheit er hatte, konnte ihm keine Medizin helfen. Er wurde immer schwächer, wollte keine Nahrung und kein Wasser zu sich nehmen. Es war ein eisigkalter Winter und so blieb ich tagelang bei ihm. Egal, was ich machte, es wurde und wurde nicht besser. Eines Nachts weckte er mich dann und sah mir streng in die Augen und meinte: ’Kai, sei stark, mein Junge! Du wirst es schaffen, ich bin nun sehr alt und habe eine Menge im Leben gesehen und erfahren. Nun wird es für mich Zeit, Lebwohl zu sagen…’

Mit diesen Worten verstarb er und ich blieb noch tagelang an seinem Körper sitzen und wollte mich nicht von ihm trennen. Später zerrte man mich weg, weil man mich den grausigen Anblick der ‚Entsorgung’ nicht mit ansehen lassen wollte. Vielleicht war das auch besser so … Mein Großvater, wie ich ihn immer nannte, wurde in einen Müllsack gestopft und zu der Verbrennungsanlage gefahren. Keiner der Männer ging rücksichtsvoll mit seinem Leichnam um. Als ich später hörte, was mit den Toten passiert, die kein Zuhause besaßen, wurde ich wütend. Ich nahm mein Training wieder auf, das ich, seit dem das Labor zerstört worden war, nicht mehr gemacht hatte, wieder auf und trainierte jeden Tag stundenlang. Ich fing an, den Leuten ‚Manieren’ beizubringen und so wurden auch den Straßenmenschen ihr Leben gelassen und mehr oder weniger akzeptiert.

Später, als ich 11 Jahre alt war, kam dann diese Mädchen, was jetzt dein Dienstmädchen ist, in Gefahr. Ein paar Männer, die anscheinend nichts zu tun hatten, sind auf das Mädchen losgegangen. Tja, ich bin ihr zu Hilfe gekommen. Das ich mich bei dem Kampf verletzt habe, schien für sie zu bedeuten, dass ich alles für sie aufgeben würde, weil ich sie lieben würde. Das dem nicht so war und auch nicht ist, und nie sein wird, wollte sie nicht begreifen. Sie versprach mir noch ihre ‚ewige Liebe’, bevor ich mich endlich aus ihren Armen befreien konnte und über die Dächer der Häuser verschwand.“

Kai hatte aufgehört, seine Geschichte zu erzählen und es herrschte noch einige Zeit Stille im Raum.

Plötzlich wurde die Stille durch die Stimme von Silence gestört. Diese hörte sich nun wieder freundlich und weicher an: „Dann müssen wir ihr wohl beibringen, dass du nichts für sie empfindest…!“

Im anderen Teil der Stadt klingelte es gerade zur Stunde. Force, der schwarzhaarige Junge ließ sich extra viel Zeit beim Einpacken seiner Schulsachen. In der letzten Pause war es ihm nicht mehr so gut ergangen. Die meisten Schüler konnten davon überzeugt werden, dass Force von Anfang an nicht die Wahrheit gesagt hatte und so wurden ihm von verschiedenen Leuten Prügel „angeboten“.

An diesem Tag hatte er keine Lust auf Prügel. Die würde er schon noch früh genug bekommen.

Er hasste sein Leben, doch das musste er irgendwie schaffen.

Der Jugendliche war mit Sachenpacken fertig und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu rennen.

Aber würden ihn da nicht die anderen doch noch kriegen?!

Es blieb ihm jedoch nichts anderes übrig und so rannte er so schnell er nur konnte. Die anderen sahen ihm nur verwundert hinterher und kratzen sich an den Köpfen.
 

~*~
 

Tja, da haben wir wieder einmal ein fertiges Kapitel!

(Ich hoffe bloß, das ist net zu gewalttätig und wird freigeschaltet^^")

Nyo, hier habe ich zum ersten Mal Shônen-Ai drin und ich habe keine Ahnung, ob das auch wirklich gut geworden ist. Habe noch nie Shônen-Ai geschrieben...

Nyo, würde mich auf Kommentare freuen. Kritik, was ich verbessern kann, immer gern gesehen^^

Ray

03 - Ray
 

„Geburtstag? Was ist das?“

Mittlerweile war Silence offener geworden und redete öfter mit den Jungs – ihren neuen Freunden. Allerdings machte sie diesen auch nicht immer das Leben einfach, da sie die einfachsten Begriffe nicht wusste, wie z.B. ‚Geburtstag’.

Kai seufzte ergeben, während sich der vor ihm sitzende Victor ein Lachen unterdrücken musste. Kai murrte leicht und zog seinen Geliebten dann enger an seinen Körper und schlang seine Arme um den Jüngeren. Auch Silence lächelte bei dem Anblick, wie Victor sich an seinen Angebeteten anschmiegte.

„Nun… Der Tag der Geburt wird jedes Jahr gefeiert! Und Victor hat uns erzählt, dass dein Geburtstag bald ist. Das heißt, du wurdest dann genau vor 17 Jahren geboren…“

„Naja, eigentlich vor 18… da das erste Jahr nicht mitgerechnet wird…“

Ray wurde in seiner Erklärung, was denn ein Geburtstag ist, unterbrochen und hob eine Augenbraue bei der Erläuterung oder Verbesserung seines Argumentes an.

„Victor hat Recht… du wurdest also vor 18 Jahren geboren… und jetzt feiern wir deinen 17. …“

Die Erläuterung von Ray wollte dem blauhaarigen Mädchen nicht ganz in den Kopf gehen, aber sie hatte auch keine große Lust, weiter zu zuhören, da sie noch einkaufen gehen musste.

Deshalb zuckte sie die Schultern und meinte: „Meinetwegen… dann feiern wir halt meinen 18….“

Mit diesen Worten nahm sie ihren weißen Umhang und hing ihn sich über die Schultern. Der Umhang legte sich und die darunter liegende schwarze Kleidung, die sie zum ausgehen trug, wurde verdeckt. Sie hatte wieder einmal ein schwarzes Top an und darunter ein schwarzes Netzhemd, das mehr zeigt, als versteckte. Die Enden der schwarzen Hose waren in die braunen Stiefeletten gestopft und unzählige weiße Gürtel zierten nicht nur die Hüfte, sondern auch den Bauchbereich, wo die Gürtel sich überkreuzten und oberhalb des Tops noch einmal quer über die Brust liefen. Ihre Arme zierten schwarze Handschuhe, die über den Ellenbogen nach oben hin gingen. Ein Verband zierte wieder einmal die untere Hälfte ihres Gesichtes, sodass die vorhandenen Narben verdeckt waren. Ein weiteres Stück Stoff war an ihrer Stirn, die die Haare aus dem Gesicht halten sollten. Die Enden des Tuches waren hinter dem Kopf zusammengeknotet und flatterten im Wind…
 

Auf Schleichwegen ging das Mädchen durch die Gassen Richtung Einkaufsviertel. Sie ging ungern einkaufen, aber es musste nun mal sein. Die Menschen wichen ihr aus Angst und auch aus Respekt aus. Jeder kannte sie. Das stille Mädchen, das nachts umherstreifte und die Stadt vor den Verbrechern schützte. Sie war so was wie eine Heldin, unter anderem auch genauso vermummt. Würde sie mal ohne ihre Montur aus dem Hause gehen, würde sie wahrscheinlich keiner erkennen, wenn da nicht ihre Haare wären, die blau waren. Allerdings färbten sich alle möglichen Jugendlichen schon die Haare blau, um ein wenig wie das Mädchen auszusehen. Sie würde wie alle anderen Jugendlichen aussehen, die ihrer Heldin nacheiferten.

Jedoch ergab sich aus ihrem Benehmen bei Nacht auch Angst der Bewohner vor ihr. Jeder wich ihrem kalten Blick aus, den sie stets trug und selten zu brechen war. Doch jetzt hatten es drei Männer geschafft, dass sie des Öfteren den Blick sein lies und offen war…

Doch das wussten die Bewohner dieser Stadt nicht. Nein, hier – unter den mehr oder weniger fremden Menschen – war sie wie früher: kalt und herzlos.
 

Als das Mädchen alles eingeladen hatte, ging sie zur Kasse. Die Menschen, die das sahen, machten sich schnellstmöglich daran, das Mädchen vorzulassen. Diese nahm überrascht den ihr dargebotenen Platz ein und fing an nachzudenken ohne auf die vor überraschten und verängstigten Personen zu achten: ‚War das schon immer so? Kaum sehen sie mich, machen sie Platz…’

Noch immer leicht verwirrt, legte sie die Sachen auf das Magnetband und wartete, bis sie rankam. Mit hektischen Bewegungen zog die Verkäuferin die Sachen unter den Scanner und schob die Geldkasse schnell auf, als ihr Silence das benötigte Geld vor die Nase hielt.

„Sch…schönen Tag noch!“, sagte die Verkäuferin, als das Mädchen die Sachen wieder in dafür vorgesehen Tragetaschen verstaute und ging. Silence schüttelte leicht den Kopf und ging gedankenverloren durch die Straßen, dabei nicht bemerkend, dass sie vollkommen frei in der Einkaufspassage herumlief. Dabei machte sie so was nie… normalerweise ging sie nach jedem Einkauf schnurstracks nach Hause – nur keinem Menschen begegnen – und nun lief sie quer durch eine Menschenmenge, die erschrocken zurückwich, als sie das berühmte und das angsteinflößende Mädchen bemerken.
 

Force lief wieder einmal gedankenverloren durch die Stadt. Sein rechtes Auge zierte wieder einmal ein großes violettes Feilchen. Es war immer das Selbe. In der Schule bezog er Prügel von seinen Mitschülern und zu Hause… tja, da war er vor Gewalt auch nicht sicher, da sein Vater meinte, dem Jungen Manieren und Gehorsam einprügeln zu müssen. Ohne diese Gewalt würde der Junge doch nie zum Mann werden…

Er schluchzte unterdrückt. Er war vollkommen in sich versunken, sodass er nicht merkte, wie sich die Menge vor ihm auftat und eine weibliche Person mit blauen Haaren auf ihn zukam. Auch diese Frau war vollkommen in Gedanken versunken, sodass es unweigerlich passieren musste. Beide liefen geradewegs aufeinander zu. Die Menschenmasse zog scharf die Luft an und einer von ihnen wollte den Jungen warnen, doch es war zu spät…

Force und Silence liefen ineinander rein und der Junge fiel mit einem Schmerzensschrei auf seinen Hosenboden.

Schnell stammelte er eine Entschuldigung, von wegen er habe nicht aufgepasst und rieb sich dabei das schmerzende Hinterteil. Als er aufsah, begegnete er den verwirrten Augen von Silence und Force fühlte sich in die Nacht von vor einem Monat zurückversetzt, wo er ihr dank einer Mutprobe zum ersten Mal auf dem geräumten Fabrikgelände begegnet war.

Starr vor Schreck hielt er mitten in der Bewegung inne.

Silence sah ihn an und musste unter dem Verband, das ihr Gesicht zierte, schmunzeln. So wie der Junge da stand, sah das ungemein erheiternd aus. Die Knie noch leicht gebeugt, seine Hand, die noch immer auf seinem Hintern lag, der leicht vorgebeugte Oberkörper mit dem vor Schreck erstarrten Gesicht. Doch dann zog das Mädchen die Augenbraue hoch, als sie dem Feilchen an seinem rechten Augen gewahr wurde. Außerdem kam ihr der Typ auch irgendwie bekannt vor. Sie seufzte und lies eine Tasche zu Boden gleiten, dann streckte sie ihre Hand vor und meinte: „Hallo! Ich heiße Silence… tut mir Leid, ich habe auch nicht aufgepasst. Würdest du zur Entschädigung eine Einladung zum Eis annehmen?“

Nun völlig verwirrt richtete sich der Junge nun gänzlich auf und nahm dann zögerlich die ihm dargebotene Hand an und schüttelte sie leicht.

„Ähm…hallo… mein Name ist… Force… ähm… okay…“

Nicht wissend, was er denken sollte, ging er dem Mädchen hinterher, das sich kurz umschaute und den Jungen dann in eine Eisdiele führte.
 

„Uf, deine Schwester ist anstrengend… kennt noch nicht mal die einfachsten Dinge, wie Geburtstag…!“, meinte Kai seufzend und sein Geliebter drehte sich in seinen Armen leicht, sodass er Kai ins Gesicht sehen konnte.

„Wie soll sie das auch kennen, wenn es ihr nie beigebracht wurde. Alles, was sie weiß hat sie sich selber beibringen müssen. Was die Allgemeinheit zusammen unternimmt oder was gefeiert wird, kennt sie nicht…“

„Und warum kennst du die Dinge? Ich meine, du bist ihr Bruder, du hättest es ihr auch beibringen können!“, meinte Ray, der die Augenbrauen ein wenig erhoben hatte.

Victor schüttelte leicht den Kopf: „Die Geschichte muss euch Silence erzählen. Nur soviel: Silence war schon immer eher zurückgezogen und hatte nicht viel Kontakt zu anderen. In früherer Zeit auch wenig zu mir!“
 

Inzwischen hatte Silence dem jungen Force einen Eisbecher spendiert, während sie nur da saß und ihn beobachtete. Ihr Begleiter wurde nervös und nahm schließlich den Mut zusammen, um sie etwas zu fragen: „Warum essen Sie nichts? Ich meine, Sie haben sich kein Eis bestellt…“

Zum Schluss hin wurde er immer leiser und hätte das Mädchen nicht so gute Ohren gehabt, hätte sie ihn wahrscheinlich nicht verstanden.

Sie schüttelte den Kopf: „Dann müsste ich den Verband ab nehmen, doch das wäre ein nicht so schöner Anblick…“

„Mir macht das nichts aus. Ich kenne euer Geheimnis…“

Ruckartig verfinsterte sich Silences Gesicht. Konnte es sein, dass er von DIESEM Geheimnis sprach. Aber sie waren doch immer so vorsichtig.

Auf einmal wusste das blauhaarige Mädchen wieder, wo sie Force schon mal begegnet war.

Auf dem alten Fabrikgelände, o sie Kai und Rays zum ersten Mal vorgestellt wurde.
 

Als Force den Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich zu sagen: „Es tut mir Leid… Ich… ich habe niemanden davon erzählt, bei mir ist euer Geheimnis sicher!“

Aus irgendeinem Grund, vielleicht war es der Geruch, den der Junge ausströmte, glaubte ihm das Mädchen sofort. Sie strich sich leicht über den Umhang, entblößte dann die darunter liegende Kleidung. Durch das Netzhemd waren an den Seiten des Oberkörpers deutlich fünf längliche Narben zu sehen, die auf der Höhe der Achsel anfingen und in der Hose verschwanden.

„Woher hast du die Narben?“, unbewusst war Force in das Duzen hineingerutscht.

„Das ist eine lange Geschichte, die ich im Moment nicht erzählen will. Sag mir lieber, warum du niemandem von UNSEREM Geheimnis erzählt hast!“, Silence war neugierig geworden. Dieser Junge war anders als die meisten in seinem Alter. Andere Jugendliche hätten schon längst allen von IHREM Geheimnis erzählt.

„Ich… ich weiß nicht. Ich glaube, ich habe es niemandem erzählt, weil mir sowieso niemand geglaubt hätte. Außerdem würde ich gerne mehr über euch erfahren…“, Force wurde unsicher.
 

Nach kurzer Zeit vertraute Silence dem Jungen so sehr, dass sie schließlich doch ein Eis bestellte und die Maske lüftete. Force war sehr überrascht, zu sehen, wie das Mädchen wirklich aussah. Er fand sie wunderschön, die drei Narben, die seitlich der Wange waren, gehörten irgendwie zu der außergewöhnlichen Schönheit dazu. Er lächelte und ging dann wieder auf das Gespräch ein.
 

~*~
 

S da hätten wir das nächste Kapitel. MAl sehen, wann ich es beende. Die Geschichte ist schon durchdacht, aber das alles aufzuschreiben...

Ich hoffe es gefällt euch.
 

Sodelle

Bis zum nächsten Mal

Ray



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kitty
2008-03-13T15:57:10+00:00 13.03.2008 16:57
Coool^^ nach so langer Zeit ein neues Kapi! *freu*
Aber warum heißt das Kapi eigentlich Ray? *kopfkratz* es geht doch dann an sich mehr um Silence und Force oder habsch was überlesen ô.O
Ach naja egal, ich freu mich jedenfalls über die Fortsetzung. Es baut jetz ein bissi Spannung auf, wie wird das Gespräch zwischen den zweien ausgehn? ^^
Nu ich bin gespannt, mach weiter :)
Lg Kitty
Von:  Pandachii
2006-12-28T16:54:37+00:00 28.12.2006 17:54
Huhu! ^-^
Find das echt klasse, das du diese Geschichte hochgeladen hast! *Ich glaub den Prolog hab ich schon mal gelesen* x3
Und die Shounen-Ai Szene ist auch nicht schlecht x33
Von: abgemeldet
2006-04-30T17:30:57+00:00 30.04.2006 19:30
Ich find du hast die Shonen Szene gut hinbekommen. Also ich fand es richtig romantisch. Echt toll das kap. Mach weiter so.
Von:  Kitty
2006-04-30T06:45:40+00:00 30.04.2006 08:45
Hi^^
Also das Kapi gefällt mir wirklich gut! Und auch das Shounen-Ai hast du gut hingekriegt. *lol* Aber das hätt ich echt nich erwartet *g* (also dass sowas passiert)
Bin auf jeden Fall gespannt auf das nächste Kapi^^
Chuchu das Kittüüü^^
Von:  Kitty
2006-04-29T21:31:15+00:00 29.04.2006 23:31
Hallo du^^
Bin endlich dazugekommen das 2. Kapi zu lesen! *g* Das 3. nehm ich mir morgen vor^^ Manchmal hast du etwas merkwürdige Formulierungen drinne... Aber es kann auch sein, dass ich das nur so empfinde, weil du oftmals andere Worte gewählt hast, als man es gewöhnt ist (für einen bestimmten Ausdruck bzw. Situation).. ._. Und die Situation wo sich die vier in dem alten Gebäude treffen war etwas verwirrend... Ham die jetz beide blaue Haare?? also die Silence und der *name entfallen* der zur Tür reinkommt.
Ansonsten super spannend geschrieben! *daumen hoch*
Also dann bis morchen^^
Guts nachti *miuuu*
Von: abgemeldet
2006-03-29T16:43:40+00:00 29.03.2006 18:43
Hi, dein Schreibstil ist ansich sehr gut, du hast nur manchmal Rechtschreibfehler gemacht, aber die fallen auch gar nicht so sehr auf, sind auch nur 2 oder 3. Auserdem beschreibst du die Gefühle der Personen ganz gut und die Spannung kommt auch nicht zu kurz, ich bin schon gespannt wie es weitergeht.

bye Blacknight4
Von: abgemeldet
2006-03-25T16:01:49+00:00 25.03.2006 17:01
Moin, wie sagt man doch immer so schön, klein aber fein! Ich finde das trifft hier vollkommen zu und das beste ist ja, es wird noch mehr. Hoffe du schreibst bald weiter.

bye Blacknight4
Von:  Kitty
2006-03-15T08:29:25+00:00 15.03.2006 09:29
Hu, irgendwie düster und spannend. Aber sehr schön^^ die Idee an sich find ich gut, bzw. sehr gut umgesetzt. Nur warum guckt die Krankenschwester so erschrocken, als sie das Baby sieht? Hat es irgendwas an sich, dass es daraufhin jemand haben will (also verkauft werden muss)? Aber vielleicht wird das ja noch aufgelöst.
Die Beschreibung der junden Frau/Katze fand ich auch sehr schön.
Ich würd mich auf eine Fortsetzung freuen^^
LG Kitty =^-^=
Von:  Pandachii
2006-03-12T18:33:04+00:00 12.03.2006 19:33
Myaaaa! ^.-
Wunderschöner Prolog! >,< Da gehen mir die Szenen und Bilder durch den Kopf! ^.^ Weiter so!
Von: abgemeldet
2006-03-07T20:23:15+00:00 07.03.2006 21:23
Hallöchen!!!
Also dafür, dass du sowas noch nie geschrieben hast, ist es echt genial. Ich finde es sehr gut, dass du so ein ernstes Thema nimmst und ich muss ehrlich sagen, dass ich wirklich beeindruckt bin. Schon dein Schreibstil ist schön und es lässt sich super lesen und der Inhalt ist traurig und ernst. Regt sehr zum nachdenken an. Also ich persönlich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dass du noch viele Kommies bekommst!

gruß jenki


Zurück