eine "gänzlich" unerwartete Begegnung von Ithildin (Hobbit - Romanze) ================================================================================ Kapitel 4: Begegnungen ---------------------- 2848 ...irgendwo in Mittelerde ein kleines Dörfchen nahe des Auenlandes im Lande Eriador. Der junge Zwerg aus dem Geschlecht Durins des Ersten ist von den Ered Luin aus, auf dem Weg nach Esgaroth, um mehr über den augenblicklichen Zustand seiner Heimat und damit auch jenes Drachen zu erfahren, der ihn und seiner Sippe vor nicht all zu langer Zeit, so schändlich des einzigen noch intakten Königreichs der Zwerge beraubt hat, das als einziges von den ersten der sieben Urväter seines Volkes übrig geblieben ist. Da der Abend herein bricht, will der Zwerg nicht unbedingt ein weiteres Mal auf der Straße nächtigen und so beschließt er kurzerhand in dem kleinen Dörfchen am Rande des Auenlandes zu bleiben, das er wohl noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen wird. Er hat sich vorgenommen, dort nach einer angemessenen Unterkunft zu ersuchen, in der er die Nächte bis zu seiner Weiterreise unbehelligt verbringen kann, denn er ist allein unterwegs und so will er so wenig als möglich Aufsehen erregen. Am Liebsten ist es ihm gänzlich unerkannt zu bleiben, denn das macht ihm in der Regel keinen Ärger. Zwerge wie er sind unter den Menschen ohnehin nicht so besonders angesehen...schon weil ihr Geschick in der Schmiedekunst seines gleichen sucht...aber auch, weil die Menschen Zwerge für überaus gierig und undankbar halten, was auf so manchen Vertreter seiner Sippe auch durchaus zutreffen mag. Aber ER ist nicht so….er entstammt einem redlichen und ehrenhaften alten Zwergengeschlecht...er weiß was sich ziemt und was nicht! Mittlerweile war es spät geworden, der Abend warf bereits seine langen Schatten voraus...ich sah es am rötlichen Schein, den die sinkende Sonne in meinem Rücken als lange Schatten auf den Weg warf. Er war ausgetreten und schlammig, der ergiebige Regen der letzten Tage, hatte nachhaltig dafür gesorgt, dass es immer schwerer wurde, dem ausgetretenen Schlammpfad halbwegs trockenen Fußes zu folgen. Ich hatte die letzten Wegstunden bis nach Bree beinahe hinter mich gebracht und das aus etwa zwanzig bis dreißig zum größten Teil bäuerlich anmutenden Häusern bestehende Dörfchen erreicht, das am Durchgangsweg lag, der mich unweigerlich weiter nach Esgaroth führen würde. Der alte Grünweg war eine beliebte Strecke für Wanderer, Kaufleute und Vagabunden aller Art, die durch die Lande von Mittelerde zogen ohne ein festes Ziel vor Augen zu haben. Aber so war ich nicht geartet...ich hatte ein festes Ziel, auch wenn ich es heute sicherlich nicht mehr erreichen würde. Immerhin kamen die ersten Häuser des kleinen Dörfchens langsam in Sicht und mir damit gerade recht. Ich verspürte nicht die geringste Lust, noch eine weitere Nacht im schmutzig schlammigen Straßengraben zu verbringen. Schon daher freute ich mich auf eine hoffentlich warme Mahlzeit, eine halbwegs vernünftige Waschgelegenheit und ein ordentliches sauberes Bett, in dem ich meine von der weiten Reise geschundenen Knochen wenigstens etwas ausruhen konnte, bis ich meine Reise weiter fortsetzen würde. Als ich die im Moment noch offene Umfriedung des kleinen Fleckens betrat, sahen mir die Augen der Bewohner mit der üblichen Neugier entgegen, die allen Fremden zuteil wird, die sich absichtlich oder durch Zufall in ihren Flecken hinein verirren. Woraus sich zweifellos der entsprechende Argwohn ableiten ließ, der dem Umstand nicht dazu zu gehören geschuldet sein dürfte und ich damit schon mehr als einmal zu spüren bekommen hatte….gerade wegen meiner Herkunft. Zwerge waren in der Regel nicht gern gesehene Gäste...ganz gleich wo! So unverblümt und zum Teil sogar unheilvoll erbost angestarrt von den zumeist älteren Bewohnern des Dorfes, die allesamt vor ihren Häusern saßen und die letzten Strahlen der Abendsonne genossen, beschloss ich dennoch einen von ihnen nach einer geeigneten Unterkunft zu befragen. Es war ein Greis mit weißem Bart und Haar...und für einen Menschen wirklich erstaunlich alt. Er sah mir zunächst etwas misstrauisch entgegen, doch als ich ihn höflich ansprach, wie es unter Reisenden in Arda üblich war, bekam ich tatsächlich eine überraschend ausführliche und unerwartet freundliche Auskunft, dessen was ich von ihm wissen wollte. Der Alte schenkte mir ein kurzes zahnloses Lächeln, ehe er mir auf meine Frage nach einer geeigneten Herberge für mich antwortete. „Es gibt ein Gasthaus mitten im Dorf, ihr könnt es an sich nicht verfehlen Meister Zwerg, wenn ihr eurem bisher eingeschlagenen Weg weiter folgt. Auf dem Schild ist ein fettes, weißes Pony aufgemalt, das sich auf die Hinterbeine aufbäumt, der alte Gerstenmann Butterblume ist der Besitzer, zu ihm könnt ihr gehen und nach einem Bett fragen. Er hat passende Unterkünfte für solche wie euch, deren Beine in der Regel sehr viel kürzer über dem Erdboden hinaus ragen, wie bei unser einem.“ Das Grinsen wurde bei diesen Worten noch eine Spur breiter, wobei er mit einer fahrigen Handgeste in etwa in die Richtung wies, die ich bereits selbst eingeschlagen hatte. Ich blieb einen Moment stehen und sah den alten Mann nachdenklich an. "Ich danke euch...und der Schöpfer möge es euch wohlwollend vergelten, es kommt nicht sehr oft vor, dass wir Zwerge Gastfreundschaft außerhalb unserer eigenen Sippe erfahren. Um so mehr hat es mich gefreut...lebet denn wohl.“ Ich merkte, dass er wohl noch etwas zu mir sagen wollte, doch dann zuckte er nur kurz mit den Schultern und nickte anstatt dessen knapp, während ich mich langsam von ihm abwandte, um meinen Weg fortzusetzen. Etwa fünf Minuten später hatte ich gefunden was ich suchte...das Schild über dem breiten Eingang des Hauses war kaum zu übersehen. Es war tatsächlich ein fettes weißes Pferd darauf abgebildet…das seinem Namen alle Ehre machte…. „ZUM TÄNZELNDEN PONY“ ….. stand da über der Türe in dicken Großbuchstaben auf ein Schild geschrieben. Ich las es, straffte mich kurz und beschloss nach reiflicher Überlegung mein Glück zu versuchen. Nach einem tiefen Atemzug trat sich schließlich ein...und war augenblicklich von schummerigen Halbdunkel umgeben, das nahezu in jeder Herberge vorherrschte...es dauerte etwas, bis sich meine Augen an das trübe Licht im inneren gewöhnt hatten, doch dann konnte ich mich ganz gut orientieren. Ich sah den dunklen überwiegend mit Holzvertäfelungen verzierten Schankraum, der von einem langen Tresen durchzogen war und in einigen der Nischen standen auch Tische und Bänke, auf denen allerlei buntes Volk saß und schon rege den Annehmlichkeiten des Bieres frönte. Meiner Einschätzung nach, handelte es sich bei den übrigen Gästen um Einheimische und Reisende, die gemeinsam (be)tranken und dabei einen heiden Lärm veranstalteten. Ich hatte kaum die Zeit, mich einmal genauer umzublicken, da wurde ich bereits unvermittelt von jemandem angesprochen….es war meiner Vermutung nach der durchaus geschäftstüchtige und äußerst rege Inhaber des Ponys, der schnaufend wie ein Blasebalg vor mir angehalten hatte. „Guten Tag Meister Zwerg...so wie ihr ausseht, nehme ich an, seid ihr auf der Suche nach einem für euch angemessenen Nachtlager und einem annehmbaren Abendmahl!?“ „Ich..ähhhhh..richtig, das habt ihr genau erkannt guter Mann. Kann ich das bei euch bekommen?“ Ich blickte während ich seine Anfrage beantwortete etwas irritiert nach oben und sah den riesenhaften dicken Mann mit den roten Pausbacken und dem leicht ergrauten dichten Haarschopf in schnaubendes Gelächter ausbrechen, der mich dabei um gut einen ganzen Kopf überragte. „Na das fragt ER noch? Natürlich! Ich bin der Herr Butterblume und das Pony ist die weit und breit beste Herberge im ganzen Umkreis von zwanzig Meilen. Wir sind sogar in der Lage ebenerdige Zimmer in Halblings - beziehungsweise Zwergenmaßen anbieten zu können, wie eure Völker dies schätzen. Also bitte zufälligerweise habe ich noch eines frei, das ich euch nachdem ihr etwas gegessen und getrunken habt gerne zeigen werde Herr Zwerg...aber jetzt solltet ihr euch vielleicht erst einmal setzen und den Straßenstaub mit einem guten Bier hinunter spülen. Was haltet ihr von dem Vorschlag?!“ Der Mann sah mir mit einem durchaus vertrauend erweckenden breiten Grinsen entgegen, das mir sofort sympathisch war. „Gut, euer Vorschlag gefällt mir Butterblume, ich werde ihn herzlich gerne annehmen sowohl das Abendessen wie auch das Nachtlager." Antwortete ich ihm somit kurzentschlossen. "Dann kommt Herr Zwerg hier geht es lang….ich werde euch einen Platz beschaffen an dem ihr es euch schon einmal gemütlich machen könnt." Mit diesen Worten schob er sich durch die Menge an Menschen die im Raum standen oder saßen und hieß mich ihm dabei mit einer knappen Geste zu folgen, was ich ohne weiter zu zögern tat, denn mein Hunger war inzwischen deutlich größer, als mein Argwohn den Menschen und ihren Behausungen gegenüber. Also ließ ich mich von ihm an einen der vielen Tische bringen und hatte dabei sogar noch die Zeit mich in aller Ruhe im ganzen Raum umzublicken. Als ich mich aufmerksam umsah..da fiel mein Blick plötzlich auf etwas...mit dem ich hier wohl niemals auch nur ansatzweise gerechnet hätte. Ich sah SIE… ...die junge Frau auf die mein Blick wohl mehr oder minder zufällig getroffen war, lehnte meinem Tisch gegenüber am Tresen der Schenke und wirkte dabei so derart gelassen und entspannt, so als mache sie das öfter. Sie musste eine der hiesigen „Dorfschönheiten“ sein, wobei mich ihr ungewöhnliches Äußeres überraschte, mit dem ich hier an dieser Stelle kaum gerechnet hatte. Und schon gar nicht hier inmitten der Schenke….denn sie war so ziemlich die einzige Frau unter all den fremden Männern, die ebenso wie ich auf der Durchreise waren. Entsprechend zog sie auch die Aufmerksamkeit einiger junger Männer auf sich, die offenbar direkt über den alten Grünweg von Esgaroth her gekommen waren, um mit Waren aller Art zu handeln. Ein großer Mann mit hellem rötlichen Haar und Bart versuchte sie anzusprechen, doch sie ließ ihn und alle anderen der fremden Männer höflich aber bestimmt wissen, dass sie im Augenblick kein Interesse an einem näheren Kennenlernen mit ihm oder seinen Gefährten hege. Anstatt dessen bemerkte ich dem Umstand entsprechend überrascht, dass sie mich die gesamte Zeit über aufmerksam gemustert und beobachtet hatte. Nicht lange danach löste sie sich vom Tresen und steuerte direkt auf mich zu. Sie setzte sich im Anschluss daran vollkommen selbstverständlich an meinen Tisch, ohne mich überhaupt danach zu fragen ob es mir genehm sein könnte ihre Bekanntschaft zu machen. Die Selbstsicherheit die diese fremde junge Frau ausstrahlte beeindruckte mich ungewollt ebenso sehr, wie ihre ungewohnt fremdländisch anmutende Grazie….die so einen gewissen Hauch von Flüchtigkeit besaß, den ich mir nicht erklären konnte. Vielleicht lag es auch an ihrem langen dunkelroten Haar, das ihr in dichten Flechten offen über den Rücken hinunter fiel. Es war eine seltene und ungewöhnlich intensive Färbung, die ich so noch nie zuvor gesehen hatte. Ich kannte bis dahin nur wenige Frauen mit rotem Haar, wie dem ihren. Vielleicht lag es auch daran, dass ich sie auf eine mir seltsame anmutende Art ungemein anziehend fand. Selbst für meinen Geschmack von Frauen betreffend, der normalerweise eher von kernigerer Natur war. Mir gefielen füllige Frauen und deren rundliche Kurven. Mochte es daran liegen, dass ich als Zwerg die Natur meines Volkes damit wohl eher unbewusst bevorzugte und mir daher solche Weiber wie sie eigentlich viel zu mager waren….gewissermaßen zu wenig dran, an den für mich richtigen Stellen. Doch ihr fast schon elbisch anmutendes Äußeres beeindruckte mich ungewollt und dazu offensichtlich weitaus mehr, als ich vor mir selbst einzugestehen bereit war...aber noch ehe ich mir darüber ganz klar werden konnte, sprach sie mich bereits an. "Guten Abend. So ganz alleine unterwegs Meister Zwerg? Sagt was hat euch denn hier her in diese von den Göttern verlassene Einöde verschlagen?“ Ein eigenartig anziehendes und leicht belustigt wirkendes Lächeln umspielte ihre vollen roten Lippen mit einem gewissen Hauch von Sinnlichkeit, den ich durchaus bemerkte, als sie mich so unvermittelt ansprach, was diese fremde Frau zudem ohne jede Spur von Scheu tat. Etwas, das ich jedem anderen ob Mann oder Frau wohl niemals so einfach und unverblümt zugestanden hätte. "Ich bin auf der Suche!" Entgegnete ich ihr meiner offenkundigen Verblüffung geschuldet daher etwas kurz angebunden und entsprechend brüsk. „Ach, auf der Suche nach WAS? Eurem Mut vielleicht oder gar eurem gut gehüteten Geldsäckel….Meister Zwerg?“ Hakte sie mit einem neuerlichen und diesmal leicht spöttisch anmutenden Lächeln nach. „NEIN! Ich bin auf der Durchreise nach Esgaroth!“ Antwortete ich ihr nachdrücklich und nicht eben erfreut darüber, ihr so viel an Informationen Preis gegeben zu haben, die sie nicht das Geringste anzugehen hatten. „Ahh ja, die Stadt am langen See also? Was kann einer wie Ihr dort schon wollen? Die Geschäfte für Zwerge laufen seit der Heimsuchung durch Smaug dort denkbar schlecht, wie mir scheint?!“ Hörte ich sie ihrer Vermutung den nötigen Ausdruck verleihend wiederholen, was ich ihr eben mehr oder minder ungewollt offenbart hatte, wobei ihr seltsam fesselnder Blick meinen noch einmal nachdenklich aber auch unübersehbar neugierig streifte. Doch dann sah sie mich direkt an, ehe sie mich abermals ansprach….ihre Augen...sie hielten mich dabei fest...ich hatte noch niemals zuvor solche Augen gesehen wie ihre. So tief und so grün...tief wie bodenlose Teiche...unwillkürlich erschauderte ich unter der Intensität, wie ihre mich musterten, während sie zu mir sprach....etwas an ihr verwirrte mich zutiefst, ich spürte etwas an ihr das ich mir nicht erklären konnte. „Nun gut, hört zu, wenn ihr mir etwas zu Trinken oder aber vielleicht sogar zum Essen ausgeben würdet, dann könnte ich euch gewiss alles sagen, was ihr hier über diese Region wissen solltet und vielleicht sogar noch mehr, denn ich habe so einiges an Gerüchten und Geschichten gehört, was in Esgaroth vor sich geht. Ich sehe viele Reisende die hier Tag für Tag vorbei kommen und in der Schenke ein und aus gehen, denn ich bin immer hier!“ „Ach ja und was tut ihr so den lieben langen Tag, dass ihr stets hier im Pony anzutreffen seid?“ Fragte ich sie erwartungsgemäß verwirrt, schon wegen ihrer unverblümten Dreistigkeit...und bei allem was recht war, nach einem Schank Mädchen sah sie nun beim besten Willen nicht aus, in ihren stark beanspruchten aber durchaus sauberen und einstmals sicherlich schön verarbeiteten Gewändern, deren Stoff auf eine deutlich edlere Abstammung schließen ließ. Indem hörte ich sie lachen...leise aber dennoch sichtlich amüsiert. „Sagen wir, ich verdiene mir hier meinen Lebensunterhalt Naugrim!“ Ihr Blick war alles durchdringend mit dem sie mich dabei ansah. Die dunklen smaragdgrünen Augen dieser Frau durchbohrten mich mit einem Ausdruck darin, der mich in jähes Erstaunen versetzte...denn er besaß den nicht zu verleugnenden Hauch einer Unsterblichen, was bei ihr schlicht unmöglich sein konnte...denn dazu wirkte sie viel zu gewöhnlich...ja schlicht „menschlich“. Aber dann..dann sah ich sie...die Ohrenspitzen, die unter ihrem roten Haar hevorlugten und somit ganz eindeutig auf ihre Herkunft schließen ließen...also doch ein Elbenblut...ich hatte es beinahe geanht! Ich konnte es mir nur so erklären, dass das rothaarige Halbblut mit den unzähligen Sommersprossen und den leicht angedeuteten Ohrenspitzen demnach wenigstens zum Teil elbischer Herkunft sein musste. Um so mehr mir dies klar wurde, um so mehr wunderte ich mich darüber, denn sie gehörte damit ganz eindeutig nicht in ein Dorf mit solch gewöhnlichen Bewohnern wie diesem. Aber wie sie wohl hier her gekommen sein mochte, wagte ich gedanklich nicht weiter zu verfolgen, denn ich ahnte intuitiv, dass es sicherlich keine sonderlich schönen Umstände gewesen sein mochten, wenn meine Vermutung stimmte, was ich jedoch mit einiger Sicherheit annahm. „Mit WAS wenn man fragen darf? Etwa mit käuflichen Informationen für Fremde vielleicht?" Fragte ich die demnach entsprechend irritiert. „NEIN! Meister Zwerg...nicht SO!“ Hakte sie mit einem Mal ungewöhnlich sarkastisch ein...ehe sich ihr Tonfall in einen deutlich selbstgefälligeren und zynischen Unterton wandelte, mit dem sie weiterhin ungerührt fortfuhr. „Nun, in der Regel mache ich die Beine breit für jeden Kerl, der entsprechend annehmbar dafür zahlen kann! War das jetzt etwa deutlich genug für euch?“ Konterte sie daraufhin prompt und so direkt, dass ich mich beinahe verschluckt hätte, als ich ihre überdeutlichen Worte vernahm, mit denen ich in dem Augenblick wohl am Allerwenigsten gerechnet hätte. Ich starrte sie einen Moment lang nur an, unfähig zu erfassen, was sie mir da eben anvertraut hatte. „Ähhh...was...ihr..ihr seid damit nicht etwa..eine..eine Dirne?!“ Fuhr es mir daher mit einem denkbar verwirrten Keuchen heraus, nachdem ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, denn SO hatte ich sie nun ganz gewiss nicht eingeschätzt. „Nun ja, so hart würde ich es jetzt vielleicht nicht unbedingt bezeichnen. Aber ja so ist es...so könnte man es durchaus ausdrücken! Seht ihr von irgend etwas muss man als ungebundene Frau ja leben...und ihr habt mich schon richtig verstanden Meister Zwerg, ich nehme jeden Mann, der mir das Überleben angemessen sichert und bisher bin ich zumeist nicht so schlecht damit gefahren.“ „Ahh ja und warum habt ihr euch dann denn keinen Ehemann genommen? Ich meine ein Leben als Dirne kann doch nicht das sein was ihr gewollt habt..ehrlos...ohne Schutz eines...eines Gefährten...und dazu jedem Manne zu Willen sein müssen, der bestenfalls dafür zahlt?! Ist es wirklich das, was ihr wolltet?“ Sie sah mich abermals an…ein Blick der mir tief unter die Haut ging. „Ich hatte keine sonderlich große Mitgift zu bieten und außerdem will ich mich niemandem beugen, auch keinem Mann der den Anspruch auf mich erhebt sein alleiniges Eigentum zu sein..nicht einmal aus Liebe. Nein, ich will mich nicht an EINEN Mann binden...aus gutem Grund. Ich glaube nicht an die eine und wahre Liebe...dazu wurde ich schon viel zu oft im Leben von ihr betrogen. Versteht ihr? Das ist der Grund...das und die nicht vorhandene Mitgift, die hierzulande bei jeder Eheschließung verlangt wird.“ Antwortete sie mir mit einem merkwürdig harten Unterton, der mir all zu verdächtig nach einer latenten Trotzreaktion ihrerseits klang und nicht wollte, dass man dieser Frage genauer auf den wahren Kern nachspürte, der sich dahinter versteckte. „Bei eurem Äußeren hätte das wohl kaum eine tragende Rolle gespielt, wenn ich so offen sein darf? Ich meine ihr seid, mit Verlaub gesagt eine anziehend schöne Frau. Ich bin mir ziemlich sicher, dass euch damit auch einer der Männer in eurem Dorf ohne Mitgift genommen hätte...oder nicht?!“ „Ja, aber dazu hätte ich mich in einen von ihnen wirklich verlieben müssen...und das ist bis heute nicht geschehen..also? Was ist jetzt, kommen wir ins Geschäft Naugrim!? Ich sage euch was ihr wissen wollt und ihr zahlt mir dafür, was ich heute Abend essen und trinken werde!?“ Aber noch bevor ich irgendwie in der Lage war ihr darauf überhaupt etwas zu entgegnen, wurden wir beide plötzlich sehr unschön in unserem Gespräch unterbrochen... „R i e l l a... ...was hockst du noch so faul da herum und schwatzt mit den Gästen? Lass den Zwerg gefälligst mit deinem unverfrorenen Mundwerk in Frieden. Sieh anstatt dessen lieber zu, dass du endlich in die Küche kommst und das Essen holst...die Gäste wollen essen, los geh und bring es her Tochter und zwar schleunigst. Oder hast du ihm etwa schon wieder eine deiner üblichen Geschichten aufgetischt?!“ Auf der Bildfläche erschien tatsächlich kein anderer als der Inhaber des tänzelnden Ponys mit hochrotem Gesicht und entsprechend ungehalten...als er die junge Frau an meinem Tisch sitzen sah. Die rothaarige Frau stand langsam auf, wobei sie mir einen Blick zuwarf, der mir den Mund offen stehen ließ...ich hatte ja schon einiges auf meinen Reisen erlebt aber so dreist angelogen worden wie hier, war ich bisher noch von niemanden...schon gar nicht von einer Frau! Sie hingegen wirkte nicht die Spur verlegen, als sie sich erhob und dabei Anstalten machte dem Mann zu antworten, der offenbar so etwas wie ihr Ziehvater darstellte. „Hmmm...ich fürchte ja Dada und er sah fast so aus, als ob er sie mir wirklich hatte abnehmen wollen….schade! So leichtgläubig hätte ich den Zwerg gar nicht eingeschätzt. Tja ich fürchte dann wird das wohl nichts werden mit dem spendierten Abendmahl...und vielleicht sogar insgeheim erhofften Schäferstündchen…denn leider bin ich nicht das, wofür ihr mich vielleicht gerne hättet halten wollten Herr Zwerg!? Also vergesst am Besten einfach wieder was ich zu euch gesagt habe. Seht ihr, ich wollte euch nur ein wenig aus der Reserve locken Fremder. Ich war ehrlich gesagt sehr gespannt, wie Zwerge über diese Dinge denken, über die wir beide eben gesprochen haben. Wie gesagt, nichts für ungut Meister Zwerg....und noch ein guter Rat, lasst euch niemals von einem schönen Gesicht verführen...es könnte euch nämlich durchaus einem großen Irrtum unterliegen lassen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)