eine "gänzlich" unerwartete Begegnung von Ithildin (Hobbit - Romanze) ================================================================================ Kapitel 1: Thøren ----------------- Ich bin von dir so ferne und sehn mich nach dir hin. Mich hören nur die Sterne, die stille droben ziehn. Und was ich dir verhehle, verborgen kanns nicht sein für sie, denn in die Seele schaun sie mir tief hinein. Dort lesen sie mein Sehnen, dort klärt ihr lichter Strahl den Grund für meine Tränen, den Grund für meine Qual, - und manchen Wunsch, der gerne den Lippen möcht entfliehn. - Mich hören nur die Sterne, die stille droben ziehn. Das Auge feucht von Tränen seh ich hinab ins Tal, die Seele voller Sehnen, das Herze voller Qual. Du bist mir ja, du Traute, du bist mir ja so weit, so greif ich denn zur Laute und klage ihr mein Leid. (Rainer Maria Rilke) Gegenwart – Oslo…Sonntag der 31.12. also Silvester! Abend senkt sich langsam über die nordisch kühle Metropole Norwegens, es ist früher Abend, so etwa gegen halbneun… Mit missmutig verzogener Mine zieht der dunkelhaarige Mann mit den breiten Schultern den Kragen seiner Jacke hoch, denn es ist kalt...sehr kalt. Die winterliche Luft riecht nach dem ersten richtigen Schnee des Jahres….Schnee der auch liegen bleiben wird, denn sie haben eine neuerliche Kaltfront gemeldet...eine, die direkt über Sibirien zu ihnen strömt. Er muss sich beeilen, denn er hat sich zu einem geselligen Männerabend mit seinen besten Freunden verabredet, wie an jedem ihrer normalerwiese regelmäßig ausfallenden „best Friends“ Abende und wie üblich um die selbe Zeit, in der selben „Kneipe“. Diesmal ist er zu allem Übel verdammt spät dran..und das höchst unfreiwillig noch dazu. Das Problem entpuppt sich als simpler Grund. Er ist mal wieder, wie in der letzten Zeit so häufig, in seiner kleinen, im Mittelstands Segment angesiedelten Metallverarbeitenden Firma aufgehalten worden. Eine Firma, die er vor drei Jahren mit dem ältesten seiner beiden Neffen gegründet und über verschiedene Start Up Unternehmungen aufgezogen hat. Sie stellen Stahlträger für Gebäude aller Art her...auch für den internationalen Markt und das Geschäft läuft gut...zu gut, er kann sich vor Aufträgen gar nicht mehr retten und kommt dadurch regelmäßig mit der Produktion in Verzug. Eigentlich müsste er expandieren, doch in der Hinsicht ist er altmodisch. Er vertraut in erster Linie seinem Können und seinem händlerischem Geschick...daher gibt er die Kontrolle über die Firma nicht gerne aus der Hand, auch nicht seinem Neffen der eigentlich längst soweit wäre, ihn zu unterstützen. Doch das ist ein innerfamiliäres Problem, dass noch lange nicht gänzlich ausdiskutiert ist. Im Moment stellt seine Firma verschiedene Stahlträger für eine der modernsten Gondelbahnen im alpenländischen Raum her….und die Produktion gerät zu seinem Unmut immer weiter ins Stocken. Der Grund dafür ist ebenfalls plausibel nachvollziehbar...es ist Winter, das heißt Erkältungszeit! Viele seiner besten Mitarbeiter sind schlicht und einfach krank, das macht sich eben bemerkbar. Sein Geschäftspartner und Neffe bemüht sich zwar nach Kräften, alles weiter am Laufen zu halten, was der junge Mann auch verdammt gut macht, aber dennoch hakt es im Moment an allen Ecken und Enden. Daher kann er sich heute Abend alles andere als entspannen...die innere Unruhe, die ihn seit einigen Tagen umtreibt, zeigt sich wieder einmal sehr deutlich an dem unguten Bedürfnis ständig zum Glimstengel greifen zu wollen. Eigentlich hat er sich das Rauchen vor Jahren schon abgewöhnt...aber an solchen Tagen überkommt es ihn nahezu zwanghaft... Denn er hasst Überraschungen und damit so gut wie alles, was sich seiner Kontrolle oder Planungen in irgend einer Weise entzieht. Spontanität ist nicht seine Welt, zumeist bevorzugt er geregelte Abläufe...er ist ganz und gar kein Freund von unvorhergesehenen Ereignissen. Der dunkelhaarige körperlich nicht so besonders große, aber dafür um so kräftiger gebaute Mann schätzt es, wenn er schon im Voraus weiß, was auf ihn zukommen könnte. Plant sein Leben sorgfältig und in den meisten Gegebenheiten akribisch und sehr gewissenhaft. In seiner gegenwärtigen Position als Inhaber und Geschäftsführer schätzt man eben jene besondere Voraussicht und seine Genauigkeit, die seinem Charakter wie eine zweite Haut zu eigen ist. Das ist es was ihn ausmacht, er ist ein durch und durch rechtschaffener Mann und ein überaus harter Hund in Verhandlungen. Seine Gegner wissen das und sie respektieren ihn. Darauf ist er stolz, dafür hat er in der Vergangenheit viel geopfert...vielleicht zu viel an „eigenen“ individuellen Lebensmodellen, die zumindest im Ansatz für ihn in Frage hätten kommen können. Er lebt beispielsweise noch immer allein, seine Arbeit lässt keinen Platz für Frau und Kinder zu...sechzehn Stunden Tage und das viel zu oft auch an den Wochenenden, sind nichts für eine erfülltes Familienleben und das weiß er..nur zu gut. Einmal da hat es eine gegeben, da ist er nahe dran gewesen...diese eine Frau hätte er gerne halten, ja sogar mit ihr Kinder haben wollen...doch das ist schon lange her. Sie ist gegangen, weil sie seine Vorstellungen vom Leben nicht mehr mit ihm teilen konnte...sie wollte ebenfalls Kinder haben, aber eben mit einem Mann der sich dafür auch die notwendige Zeit nimmt. Und in der Hinsicht konnte und wollte er ihr keine Zugeständnisse machen. Zugeständnisse die sie gebraucht hätte und demnach auch von ihm einfordern wollte. Er hat sich damals regelrecht in seine Arbeit geflüchtet, ist ihr die Antwort darauf schuldig geblieben….und jetzt, ja jetzt ist es ohnehin zu spät. Inzwischen ist er längst zu alt dafür, mit fast fünfundvierzig gibt er sich solchen realitätsfernen Illusionen längst nicht mehr hin. Er hat sein Leben für sich schon lange so eingerichtet, wie er es leben will und es für richtig erachtet…. Da gibt es wenige Kompromisse die er bereit ist einzugehen...sein wöchentlicher „Freunde Abend“ ist jedoch so einer….den lässt er sich tatsächlich nicht oder nur sehr ungern nehmen. Er versucht in immer einzuhalten, wo es ihm nur möglich ist...was leider viel zu häufig auch von einem solch dämlichen Umstand, wie beispielsweise einer spontanen Geschäftsreise ins Ausland zu seinen Auftraggebern vereitelt wird. Aber heute Abend hat er endlich Zeit...es ist der letzte Abend dieses Jahres und er freut sich sehr darauf, seine langjährigen Freunde zu sehen, nachdem er als einer der wenigen seines Freundeskreises wieder einmal mit längerer Abwesenheit ihrer regelmäßigen „Männerrunde“ glänzte. Um so mehr beeilt er sich endlich zum Pub zu kommen...der „grønn Dragen“ ist sozusagen ihre Stammkneipe, in der sie sich jetzt schon seit Jahren regelmäßig treffen um zu feiern, zu diskutieren und ihre Freundschaft zu pflegen, was hin und wieder aber auch schon mal im Kollektiven „Kummer ertränken“ endete. Als er dort ankommt und mit einem kurzen Blick durch das schmutzige Buntglasfenster hinein späht, bevor er den kleinen Laden betritt sieht er, dass er tatsächlich wie bereits vermutet „wieder mal“ der letzte Mann der Runde ist, der noch fehlt. Alle seine übrigen Freunde haben sich längst um ihren üblichen Stammtisch eingefunden und erfreuen sich schon an den Annehmlichkeiten eines wohlverdienten „Feierabend Bieres“, dem der eine oder andere der Männer, im Laufe ihres geselligen Abends vermutlich mehr oder weniger zusprechen wird. Als er von der nasskalten Winternacht in die wohlig anheimelnde Wärme eines überaus gemütlichen Innenraums des Dragens eintritt, wird er bereits lautstark empfangen… „Ha...Thøren...Kumpel, da bist du ja endlich! Verdammt was hast du gemacht, dass du so spät dran bist? Hast etwa noch ne Runde mit der hübschen Concierge Tussi in deinem Hochhaus mit den mordernen Junggesellen Apartments geflirtet...oder wie sehe ich das?“ Tönt ihm prompt die voluminös tiefe und etwas kratzig klingende Stimme, seines ältesten Freundes Dval Fundisøn entgegen….alles brüllt angesichts dieses Empfangs spontan und entsprechend lautstark amüsiert los. So auch er selber, wobei er allerdings doch deutlich unangenehm berührter den Eindruck macht, den Witz auf seine Kosten, als nicht ganz so komisch oder gar gelungen zu empfinden. Doch das zerknitterte Lachen, scheint seinen besten Freund kaum zu stören, denn er legt ungeniert weiter nach. „Hey seht mal Jungs, ich glaube der verlorene Sohn kehrt heim...oh Thøren, nun komm schon und setzt dich endlich hin...erzähl uns, wo der Schuh drückt...du siehst nämlich echt Scheiße aus Junge, wenn ich das mal so nebenbei anmerken darf?! Fil hat etwas in der Art angedeutet, wollte aber wie üblich nicht konkret werden. Der Junge ist wie du...ein echter Durinsøn durch und durch.“ „Ach halt doch den Mund Dval...musst du eigentlich immer alles gleich so ungehemmt heraus Posaunen? Ich glaube die am Nachbartisch haben noch nicht alles mitgekriegt! Verflucht..ich kann dieses nervtötende herum Proleten auf den Tod nicht ausstehen und das solltest du inzwischen eigentlich wissen, lange genug kennen wir uns dafür schließlich!“ Antwortet ihm Thøren daraufhin sichtlich ungehalten, wobei sein säuerlicher Blick die Runde der am Tisch versammelten Männer streift. Doch der von ihm angesprochene lacht zunächst nur. "Okay..okay...hab verstanden. Ist ja gut, ich halte meinen Mund...aber wenn du in Schwierigkeiten bist Junge, dann sollten wir dich als echte Freunde unterstützen, das gebietet uns schon unser Freundschaftsehrenkodex meinst du nicht?" Entgegnet Dval seinem Freund schließlich sichtlich trocken. Thøren seufzt indessen leise, er sieht sich aufmerksam in der Runde um, die aus fünf Männern besteht und nickt schließlich knapp, ehe er abermals zu sprechen ansetzt. „Sicher...ich danke euch auch allen für die ehrliche Anteilnahme Freunde. Aber das muss ich alleine lösen...ich fürchte ihr könnt mir in der momentanen Lage nicht helfen, nicht einmal Fil kann das, obwohl er logistisch gesehen bisher alles gegeben hat. Wir müssen einen Teil unserer Auftraggeber mit den Lieferzeiten vertrösten, das bringt uns Strafauflagen und bittere Verlustgeschäfte ein und das in einer Zeit der Hochkonjunktur...eigentlich lächerlich und geradezu ein Paradoxon...aber ich kann nun mal nicht mehr Stahlarbeiter herzaubern, als ich habe. Tja so ist das Buissnes….aber gut lasst uns von etwas anderem Reden….mir schwirrt auch so schon der Kopf vor Problemen, die ich im Augenblick nicht lösen kann… ....Herr Mithrand, ein Bier bitte!“ Mit diesen Worten dreht er sich kurz zum Tresen hin, hinter dem ein Mann steht, der mit Sicherheit den Zenit seines Lebens längst überschritten haben dürfte. Seine vom fortgeschrittenen Alter markant gezeichneten und faltigen Gesichtszüge werden von einem langen grauen Bart überwuchert, aus dem ein paar scharfe graue Augen hervorstechen und den jüngeren Mann aufmerksam forschend mustern, während er gleichzeitig in sorgsamer Gelassenheit Gläser auswischt und sogleich das gewünschte Bier einschenkt. „Du warst lange nicht mehr hier Thøren mein Junge!“ Die Stimme des alten Wirtes klingt voll tönend und überraschend besorgt, als er das Wort an den wesentlich jüngeren Mann richtet, dessen dunkelblaue Augen indessen reichlich verblüfft an ihm hängen bleiben. „Wenig Zeit mein Freund...ich wäre gerne öfter gekommen, das kannst du mir glauben, aber du siehst es ja, die Verpflichtungen den Lebens...sie lassen dir oft keine Wahl, für irgendwelche Annehmlichkeiten, derer wir uns gerne ab und an hingeben würden." Versucht er es mit einem etwas resignierten Schulterzucken nicht all zu sehr nach einer einstudierten Ausrede klingen zu lassen. Doch der Ältere der beiden Männer unterbricht ihn mit einer resoluten Geste. "Gut aber heute Abend ist Silvester Thøren...da wirst du doch hoffentlich einmal abschalten können....wenigstens für ein paar Stunden?!“ „Ich werde mich darum bemühen...wenn du mir mein Bier bringst, geht’s vielleicht sogar etwas schneller.“ Entgegnet ihn der dunkelhaarige Mann mit einem ehrlich spontanen Grinsen...das der Alte herzlich offen erwidert, ehe er ihm antwortet. „Einen Moment noch die Herren...die nächste Runde folgt sogleich. Ach ja noch etwas, heute Abend wird es gegen später übrigens noch live Musik geben. Ich habe zur Feier des Tages eine kleine Band aus dem Umkreis engagiert...die sind zwar nicht besonders berühmt, machen aber eine angenehm hörbare und überraschend verträgliche Musik. Ihr werdet es sehen, die „grønn skogens“ (Grünwälder) machen wirklich etwas her. Ich hoffe ihr bleibt noch solange bis sie auftreten werden?!" Thøren sieht den alten Mann einen Moment lang forschend an und dann mit einem neuerlichen spontanen breiten Grinsen in die Runde seiner Freunde, bevor er dem Alten sichtlich resolut antwortet. „Ich nehme es an, immerhin sind wir heute Abend hier zusammen gekommen, um uns alle ein wenig zu amüsieren und vielleicht sogar so etwas, wie Spaß zu haben. Nun ja und ich denke ich spreche für die Runde, wenn ich sage, dass wir in letzter Zeit alle herzlich wenig zu lachen hatten...also kann diese Band gar nicht soooo furchtbar sein, um uns hier vorzeitig und vor allem freiwillig vor die Türe zu vertreiben, ehe wir uns wenigstens etwas amüsiert haben...da müsste es schon ein Erdbeben geben...stimmt´s nicht Männer?“ Der Mann mit dem dunklen Vollbart grinst noch etwas breiter, wobei er die muntere Männerrunde genau im Blick behält, die ihm wie ein Mann grölend zustimmt um sich sogleich im Anschluss daran, den weiteren Gaumenfreuden, des eigens für sie frisch gezapften "Hopfensaftes" zu wirdmen. Sie wollen den gemeinsamen Abend in vollen Zügen genießen und haben vor das auch zu tun....und zwar alle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)