„Mál er, dverga telia, þeir er sótto til Erebor von Ithildin (Thema - the Hobbit (Thorin / OC)) ================================================================================ Kapitel 45: Aufbruchstimmung ---------------------------- Wie Lyriel es sieht... Es ist mittlerweile später Nachmittag geworden, denn die Abendschatten werden unweigerlich länger und länger. Thorin geht mir aber offenbar absichtlich aus dem Weg, denn ich kann ihn, als ich mich nach ihm umsehen will, beim besten Willen nirgendwo entdecken. Noch ist er nicht zu uns zum Haus zurück gekommen und da ihn wie es aussieht, auch sonst niemand gesehen hat, liegt meine Annahme dahingehend wohl sehr nahe. Wahrscheinlich muss er innerlich erstmal ordentlich Dampf ablassen, was angesichts unserer nicht ganz so kleinen, privaten Auseinandersetzung aber keine Überraschung für mich darstellt. Nun ja und schon wieder mit ihm aneinander zu geraten, stelle ich mir ehrlich gesagt nun auch nicht wirklich prickelnd vor. Die Anderen vermissen ihn offen gesagt, bisher ebenfalls nicht sonderlich und sind wohl ganz froh, den heimlichen Sklaventreiber von einem Zwerg nicht schon wieder im Nacken zu haben. Thorin kann nämlich ziemlich unangenehm werden, was das anbelangt und im Anschaffen, beziehungsweise Befehle erteilen, ist er nahezu unschlagbar. Vermutlich liegt ihm das, als edlen Spross einer Herrscherfamilie unvermeidlich im Blut. Währenddessen sind jedoch beinahe alle anderen Zwerge schwer mit den Vorbereitungen für den morgigen Aufbruch beschäftigt. Alle geben sich sichtlich Mühe, unsere wenigen Habseligkeiten ordnungsgemäß zu versorgen und die Vorräte, die wir von Beorn erhalten haben zu verstauen. Sogar der Halbling packt mit an, zumindest bei dem, was Bilbo kräftemäßig möglich ist. Mithrandir hat sich derweil an den Fellwechsler höchstpersönlich heran gemacht und löchert ihn eifrig. Ich meine bezüglich dessen, was ich so von dem Gespräch zwischen den beiden durch Zufall mitanhören kann. Er fragt ihn, nach Länge der Wegstrecke und auch nach dem Gefahrenpotenzial, auf das wir dort eventuell stoßen könnten. Der Zauberer erscheint dabei auf seine für ihn so typische Art, äußerst hartneckig und lässt nicht eher wieder locker, bis er nicht alles aus Beorn heraus gequetscht hat, was er weiß und uns im Gegenzug nützlich sein könnte. Am Schluss kommen die beiden glücklicherweise, zu der höchst erfreulichen Übereinkunft, dass es wohl besser wäre, die Gemeinschaft doch auf seine Ponys zu setzen, da wir vermutlich gegen die uns folgenden Orks keinerlei Chance hätten und entkommen könnten wir ihnen ohne die kleinen, robusten Pferde des Gestaltwechslers ohnehin nicht. Mich freut die Aussicht darauf, zur Abwechslung endlich mal auf einem Pferderücken Platz nehmen zu können ungemein, anstatt schon wieder selber laufen zu müssen. Denn das schont erstens die Beine und deutlich bequemer ist es obendrein. Keiner, aber auch wirklich niemand, nicht mal Bofur, der sonst freundlicherweise immer derjenige ist, der mich gerne in diverse Gespräche verwickelt, hat sich überdies vorhin bei meiner Rückkehr zum Haus auch nur annähernd getraut, sich bei mir zu erkundigen, warum ich allein zurück komme und wie ausgerechnet ich, an Thorins Mantel gelangt bin? Den ich zu diesem Zeitpunkt ja leider immer noch unübersehbar mitschleppen musste. Auch nachdem er ihn mir ja freundlicherweise, quasi aufgenötigt hat und ich dazu noch gezwungen war, irgendwo hinter der angrenzenden Scheune schleunigst in meine eigenen Sachen zu schlüpfen, um wie schon gesagt möglichst ja nicht nochmal jemandem anderen, dieser Einfaltspinsel ohne den entsprechenden Aufzug über den Weg zu laufen. Einmal fast vollständig entblättert erwischt worden zu sein, war an nicht zu überbietender Dummheit meinerseitens genug, auch wenn es im Grunde von meinem...meinem... Hmm...ja gute Frage, was ist ER denn nun eigentlich? Ahhh...Liebhaber? Gefährte...? Ja oder am Ende etwa gar nichts von alledem? Eigentlich weiß ich ehrlich gesagt im Moment überhaut nicht, was der Mann denn nun für mich ist, oder wie ich ihn einschätzen soll? Ein tiefer Seufzer schält sich angesichts dieser nüchternen Erkenntnis aus meiner Brust heraus. Was soll ich davon also halten? Weiterhin so tun, als ob es lediglich nur ein unbedachter Ausrutscher zwischen uns gewesen ist, wenn er nichts mehr weiter dazu verlauten lässt? Tzeee...ja klar...ich fasse es nicht....gerade er, der den Mund in der Hinsicht ja sowieso nie aufkriegt. Das entringt mir prompt ein kurzes, trockenes Lachen und ratloses Schulterzucken. Also wenn ich darüber nachdenke und mir noch so sehr den Kopf zerbreche, werde ich auch nicht schlauer deswegen. I Valar es hilft ja nichts, irgendwann müssen wir diesbezüglich aber Klartext miteinander reden, denn ich mag solche halbgaren Sachen nämlich nicht...ganz und gar nicht! Den Kerl erwische ich bei Gelegenheit schon nochmal allein, das ist eins was sicher ist, darauf kann er sich getrost verlassen, so wahr ich Lyriel heiße. Ich krieg ihn irgendwann schon noch....den Zwerg! Nennen wir es eben weibliche Intuition, oder auch ein gewisses Maß an Standhaftigkeit...aber irgendwann ist er fällig! Nun aber, dass die Gelegenheit dazu wesentlich schneller eintreten soll, als ich dachte oder mir lieb sein kann, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber noch war das nicht der Fall. Erst als es draußen fast schon dunkel ist, kommt er zurück. Thorins Gewittermine, die sich noch immer unübersehbar über seine markanten Züge zieht, spricht dabei deutlich Bände. Seine miese Laune hat sich, wie es aussieht, noch nicht zum Wesentlichen gebessert. Doch darauf nimmt der Zauberer nicht die Bohne Rücksicht, offensichtlich ist es eher so, dass Mithrandir seinen mürrischen und abweisenden Gesichtsausdruck einfach vollständig ignoriert. “Thorin? WO in aller Welt bist du die ganze Zeit gesesen? Ich wollte mit dir reden...es ist wichtig! Also? Wo warst du...Himmel nochmal? Ich verfluche die Sturheit aller Zwerge! Wie soll ich dieses Unterfangen nur zu einem guten Gelingen führen, wenn hier eigentlich keiner das macht, was er soll?” Sagt der graue Zauberer daher sichtlich ernüchtert, kaum dass er Thorin zu Gesicht bekommt. “Ich war draußen Luft schnappen, oder darf man das etwa nicht mehr?” Fährt Thorin ihn allerdings fast sofort danach, zwergisch störrisch und nicht eben einsichtig an. Mithrandir seufzt tief, ehe er ihm antwortet, wobei man ihm seinen Unmut aber recht deutlich anhört und auch ansieht. “Ja DAS sehe ich! Deinem Gesicht zufolge, hat es dir allerdings aber offenbar mehr geschadet, wie es genützt hat, wenn ich das kurz anmerken dürfte. Und was ist nun, wo du Luft geschnappt hast, kann ich jetzt mit dir reden oder nicht?” Thorin zuckt mit den Schultern, was eher unbeteiligt wirkt, wobei sein Blick jedoch ganz entgegen seiner Geste, kurz suchend durch den Raum streift und dabei einen Tick zu lange an Bofur oder mir hängen bleibt, um nicht genau zu begreifen, was dabei in seinem Kopf vor sich geht. Doch er lässt es sich nicht weiter anmerken, fast sofort danach ist es vorbei und er richtet seine ganze Aufmerksamkeit komplett auf den Zauberer aus. “Kannst du..! Jetzt bin ich ja da, oder?” Knurrt er als Antwort dabei weiterhin wenig zugänglich vor sich hin. Gandalf flucht auf diesen unangebrachten Spruch von ihm zwar hörbar, aber relativ leise, bevor er ihn anschließend ebenfalls, mit einem entsprechenden Kommentar eindeckt. “Gut dann komm Thorin, ich will unter vier Augen mit dir reden...ALLEIN!” Die tiefe, kräftige Stimme des Zauberers, ist dabei nicht viel freundlicher. Oh ho ich fürchte, da dürfte sich einer wohl gleich etwas sehr unangenehmes von Gandalf anhören müssen. Thorins ausgesprochener Dickkopf wird noch mal sein Verhängnis sein, also wenn ihn sonst nichts umbringt, dann der. Ich fürchte, das weiß der Zauberer aber auch. Ohne uns Andere noch eines weiteren Blickes zu würdigen, folgt Thorin Mithrandir jedoch ein paar Sekunden später, mit sichtlich gestrafften Schultern, in eine der vielen Ecken des Hauses nach. Keiner sagt etwas, alle sehen sich nur einigermaßen ratlos an. Doch irgendwann wird es einem der Zwerge zu dumm, es ist Kili natürlich wer sonst? Der junge Zwerg, mit dem auch so häufig vorlauten Mundwerk, lässt seinen Blick in die zurück gebliebene Runde schweifen, wobei der unwillkürlich und höchst neugierig an mir hängen bleibt. “Na und was ist nun mit euch Heilerin? Wollt ihr mir nicht verraten, warum mein Onkel derzeit immer dann ein solches Gesicht zieht, wenn er euch sieht?” Fragt er mich prompt, mit einem sichtlich schiefen Grinsen auf den Lippen und zwar so, dass es der Rest von uns ebenfalls durchaus mitanhören kann. “Woher soll ich das wissen? Fragt ihn doch selber. Ich hab ihm schließlich nichts getan!” Lasse ich den jungen Zwerg daher entsprechend frostig abblitzen. Kili lässt sich von meiner klaren Abfuhr jedoch nicht im Mindesten einschüchtern und macht statt dessen überraschend unbeirrt weiter. “Ach so ist das, nun aber wenn mich nicht alles täuscht, wart ihr vorhin doch auch draußen? Wollt ihr mir jetzt etwa extra noch weiss machen, er sei euch dabei nicht zufällig mal kurz über den Weg gelaufen oder so?” Hakt Kili interessiert weiter nach, wobei er mich nicht aus den Augen lässt. “Und selbst wenn es so wäre, was geht euch das eigentlich an?” Fahre ich ihn daraufhin nicht eben nett an, auch weil er mich, mit dieser reichlich unbedachten Aussage, ganz schön in Verlegenheit bringt. Der junge Zwerg lacht jedoch gutmütig, ehe er mir antwortet. “Nichts gar nichts, um ehrlich zu sein!” Sagt er kurz danach entsprechend belustigt. “Na dann wäre es besser, ihr haltet euch dahingehend etwas mehr zurück junger Freund. Denn genau das denke ich auch, es geht euch nämlich nichts an. Also lasst mich gefälligst in Ruhe mit diesem Unsinn. Tzee...CASAR...Zwerge..also eure Ideen möchte ich haben...nur einmal! Woher soll ich denn wissen, was mit dem Mann los ist und was gehts mich überhaupt an?” Fahre ich diesmal mit deutlich Nachdruck in seine Richtung fort, um endlich ein für allemal klar zu stellen, dass dies eindeutig nicht meine Angelegenheit ist. “Na ihr seid doch hier die Heilerin oder? Daher war meine Annahme naheliegend, dass ihr vielleicht eine Idee haben könntet, was das anbelangt?” Kontert Kili überdies erneut spitzfindig. “Nein, die habe ich nicht und jetzt lasst mich in Ruhe damit, fragt ihn doch selbst, wenn ihr es wissen wollt! Ihr seid doch sein Neffe oder täusche ich mich da etwa?” Entgegne ich ihm daraufhin ziemlich kurz angebunden. Kili lächelt für einen Augenblick vielsagend, dann hakt er jedoch relativ gelassen ein. “Stimmt das bin ich, ihr habt wohl recht. Tja vielleicht sollte ich ihn wirklich fragen. Mal sehen, ich wäre schon gespannt, was er mir darauf wohl antworten würde?” “Macht das, aber verschont mich bitte weiterhin, mit irgendwelchen völlig fadenscheinigen Annahmen, die erstens zu nichts führen und mich zudem zweitens nichts angehen!” Kontere ich entsprechend ruppig, wobei ich ihm danach kurzerhand den Rücken zudrehe und den jungen Zwerg einfach an Ort und Stelle stehen lasse und statt dessen gehe. Ich verspüre nämlich keinerlei Lust, noch irgendwelche unangebrachten Fragen beantworten zu müssen, weder von ihm noch von sonst irgendwem. Thorins Verhalten ist meiner Meinung nach, auch so schon auffällig genug. Vor allem, weil ich vorhin unangenehm berührt feststellen durfte, dass er im Moment offenkundig ein Problem mit Bofur hat, obwohl der ja nun wirklich nichts dafür konnte, dass ausgerechnet ich ihm zufällig über den Weg gelaufen bin...oder ahnt Thorin etwa unbewusst, dass er mich auf eine Art mag? Das wäre gelinde ausgedrückt, eine Katastrophe, denn das wollte ich dem durchweg sympathischen und fürsorglichen Zwerg, den ich zwischenzeitlich als guten Freund für mich gewonnen habe, nun wirklich nicht antun. Ich weiß ja, dass er mich mag....ja gut, aber da ist nicht mehr, denn das würde ich spüren, ich bin mir ganz sicher, dass ich das würde. Außerdem sind die beiden doch Freunde und ich wollte um keinen Preis der Welt, Grund für einen Bruch dieser Freundschaft sein. Nun in dem Fall sollte ich diesbezüglich wohl doch schleunigst ein paar klärende Worte mit Thorin reden und das nach Möglichkeit bald und vor allem allein. Im sollte diesem ausgemachten Sturkopf von einem Mann, glaube ich mal deutlich vor Augen führen, dass er kein Recht hat sich so zu verhalten...bei niemandem. Aber das hat Zeit und im Moment habe ich ohnehin andere Probleme. Ohne weiter auf die übrigen Zwerge zu achten, verziehe ich mich daher ein paar Minuten später in meine eigene Ecke und versuche statt dessen, meine persönlichen Habseligkeiten zusammen zu suchen, auch um morgen früh möglichst nicht zuviel Zeit damit vergeuden zu müssen. Also packe ich das Wenige, was ich habe, in den kläglichen Rest meines Rucksacks, der gerade noch so zusammenhält. Nun ja, der hat wohl auch schon wesentlich bessere Tage gesehen. Derweil flammt unter den Männern, die eine oder andere recht hitzige Debatte auf, was denn nun zu tun ist und wie es morgen weitergehen soll. Als ich fertig bin, stelle ich den Rucksack und meine Waffen an das Fußende meines bescheidenen Strohlagers und beobachte zur Abwechslung mal die Anderen aus sicherer Entfernung heraus. Ich bin eigentlich nicht besonders neugierig, habe aber auch keine große Lust mich jetzt mit jemandem zu unterhalten. Also sehe ich lieber zu, was sie tun. Bilbo streitet sich dabei wie es aussieht, ziemlich erregt mit Fili, um so was banales, wie die Qualitätsgüte von Pfeifenkraut, wobei der Halbling jedoch steif und fest behauptet dass, das Kraut aus dem Westviertel wohl das Beste wäre. Nun ja kein besonders interessantes Gespräch um ehrlich zu sein, zumal ich mir an dem qualmenden, stinkenden Zeug ohnehin nichts abgewinnen kann. Mein Interesse an den beiden lässt daher irgendwann deutlich nach und wird derweil förmlich magisch, von einem wesentlich spannenderen angezogen...der Zauberer und Thorin höchst selbst! Ich sehe eigentlich nur die beiden Gesichter der Männer, hören kann ich ja nichts, da sie leider zu weit weg sind, aber dass da ganz ordentlich Emotionen mit im Spiel sein müssen, kann ich sogar von meinem Platz aus beobachten. Der Zauberer ist, wie es scheint, kurz vor dem Explodieren und hat alle Mühe nicht laut zu werden. Thorins deutlich verkniffene Mine tut ihr übriges noch dazu, um mir in den schillerndsten Farben auszumalen, wie ausgesprochen sturköpfig, er sich jetzt schon wieder anstellt. Der Mann ist sozusagen ein lebendes Paradebeispiel von einem Zwerg, quasi der Urzwerg schlechthin. Oh na das kann ja lustig werden, wenn ich so an mein noch ausstehendes Gespräch mit ihm denke. Doch dann ist es irgendwann vorbei. Mithrandir packt seinen Hut und zieht ihn sich mit einer wütenden Geste vom Kopf, anschließend kann ich seine tiefe Stimme, fast bis zu mir donnern hören, ehe er mit gestrafften, hochgezogenen Schultern kehrt macht und direkt danach, deutlich hörbar vor sich in grummelnd an mir vorbeikommt. Thorin zuckt indessen kurz mit den Schultern und schüttelt, was immer es auch gewesen sein mag, einfach ab. Bewundernswert...der Mann ist ein echtes Phänomen denke ich resigniert, na also, was der so alles an sich abprallen lassen kann? Wenig später kommt er ebenfalls aus der Ecke heraus, doch nicht zu den Anderen oder mir? Nein er krallt sich statt dessen ganz überraschend den Fellwechsler, für ein paar vier Augen Worte unter Männern. Aber als die beiden fertig sind und es kurz darauf von Beorn heißt, dass wir jetzt alle zusammen das Nacht Mahl einnehmen sollten, sondert er sich absichtlich ein wenig ab. Thorin plaziert sich dabei jedoch so geschickt, dass er wenig später, wie zufällig direkt neben Bofurs Platz auf der Bank auftaucht. Na so ein raffinierter Bursche, also das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Mein Verdacht bestätigt sich kurz danach, denn etwa zwei Starkbierkrüge weiter merke ich, dass Thorin tatsächlich versucht sich an seinen Freund heran zu machen und ihm gewissermaßen versteckt eine gesalzene Standpauke zu halten, über was für ein Thema auch immer? Was ich in dem Zustand allerdings für höchst bedenklich halte. Wenn Männer getrunken haben, können sie unter Umständen nämlich ziemlich ungemütlich werden und das sollte hier nach Möglichkeit verhindert werden. Also versuche ich die Wogen wenigstens dahingehend etwas zu glätten und Thorin wenn dann, einen anderen Grund des Unmutes zu geben, indem ich mich entschlossen von meinem Platz erhebe und mich ein paar Augenblicke später wie selbstverständlich an den Tisch zu den Anderen setze...direkt neben ihn, das Erstemal überhaupt! ER starrt mich indessen so vollkommen verblüfft an, als hätte ich ihn eben vor aller Augen, öffentlich auf den Mund geküsst. Ich denke, ein ähnlich dummes Gesicht hätte er in so einem Moment, wohl auch nicht mehr fertig gebracht. “Was willst du hier?” Kommt daher nur einen Augenblick später die Retoure, die ich in etwa von ihm erwartet hatte und das zudem nicht eben nett und vor allem mit deutlich Nachdruck dahinter. “Etwas essen wie du auch...Herr Zwerg. Ich habe nämlich Hunger und zwar ziemlich.” Antworte ich ihm darauf im Gegenzug freundlich, aber ebenso reserviert. >So ein Blödmann, war ja irgendwie klar oder?< Denke ich dabei jedoch sichtlich ernüchtert. Er sieht mich an und wenn Blicke töten könnten, wäre ich vermutlich noch in der selben Sekunde tot umgefallen. “DAS habe ich dich nicht gefragt Weib!” Faucht er abermals offenkundig säuerlich in meine Richtung, als hätte ich mich ihm gegenüber jetzt nicht klar genug ausgedrückt. “Das weiß ich selbst...Herr Thorin!” Antworte ich ihm somit sichtlich süffisant. Wobei ich seinen Nebensitzer plötzlich hastig in seinen Bierkrug husten höre und fast noch grinsen muss. Was ich mir Angesichts der angespannten Lage, aber allerdings lieber verbeiße. Ihm jetzt nur keinen Grund geben...alles bloß nicht das, denn jetzt wird er wirklich gefährlich, so gut kenne ich ihn mittlerweile nun doch. Aber ich muss mir dabei insgeheim eingestehen, dass ihn ein wenig auf die Baumwipfel zu jagen, durchaus anfängt mir Spaß zu machen und inzwischen einen ganz neuen Reiz für mich bekommt. Irgendwie ist er ja schon zu drollig, wenn er sich aufregt und eine gewisse Art von besonderer Anziehungskraft hat es obendrein auf mich. Ich mag sein zuweilen hitziges Temperament....und wie! Genau das wird mir in dem Moment nur all zu klar. I Valar mir würde ja glatt was fehlen, wenn er das nicht mehr täte, was er tut. Ich meine seine Wirkung auf mich macht mir ungewollt, heftiges Bauchkribbeln und ich weiß nicht, was sonst noch so alles. Ein schönes Gefühl um ehrlich zu sein, wenn auch völlig unpassend und das vor allem jetzt in der Situation. Ich weiß es ja...aber es zeigt mir auch, dass ich noch lebe und dass die Liebe eigentlich eine wunderschöne Sache ist. Vor allem ist sie bedingungslos, etwas was ich noch nie zuvor so intensiv empfunden habe, wie bei ihm. Thorin schnaubt indessen leise und ich spüre deutlich, dass er versucht seinen Zorn auf mich noch weiter zu zügeln, der in ihm wie es scheint, noch immer so heftig brodelt wie feurige Lava. Er versucht es aber wohl auch deshalb in den Griff zu bekommen, um die anderen Männer nach Möglichkeit nicht noch unnötig auf den Plan zu rufen. Denn das wäre in dem Augenblick eher nicht so ratsam, da die sich nämlich langsam fragen würden, was wir beide denn nun schon wieder für Probleme miteinander hätten? Und das zurecht. “DU hast meinen Mantel noch..Lyriel!” Knurrt er mich anschließend, wie zum Trotz trotzdem nicht sehr viel netter an. “Weiß ich, aber du darfst ihn dir nachher gerne bei mir abholen, wenns denn genhem ist werter Herr?” Kontere ich daher ebenso zynisch, wie zuckersüß. Bofur der uns offenbar abermals zugehört hat und gerade dran war einen Schluck zu nehmen, prustet fast in seinen Bierkrug hinein und hat alle Mühe sich daran nicht noch zu verschlucken. Das hat Thorin aber dummerweise natürlich ebenfalls registriert. Seine dunkelblauen Augen spießen mich zur Strafe, auf meine ihm gegenüber offenkundig nicht ausreichend ehrerbietigen Antwort regelrecht auf...hilfe ich hatte ja keine Ahnung, wie fürchterlich sie wirklich sein können. Hatte ich nicht eben schon gedacht, sein Blick wäre tödlich? Nun dieser hier, würde es bestimmt tun, wenn er denn könnte. Ich belasse es daher dabei, ihm besser auszuweichen und keinen Kommentar diesbezüglich mehr abzugeben, sondern beeile mich lieber, mit dem Essen fertig zu werden, damit ich verschwinden kann. Ich will nicht, dass es noch weiter eskaliert, also verdrücke ich mich von meinem Platz, sobald es mir irgend möglich ist und es nicht mehr so auffällt. Statt dessen verziehe ich mich vorerst vorsorglich in meine Ecke und auf mein Strohlager. Auch, um ihm damit erstmal aus dem Weg zu gehen. Soviel also dazu, die Situation möglichst zu entschärfen, na das hätte ich mir getrost sparen können. Aber ein gutes hatte es doch, wenigstens war ich für eine gewisse Zeit in seiner Nähe. Ich denke, das dürfte es damit aber dann wohl ein für allemal gewesen sein, denn ich glaube nicht, dass ich ihn mir gegenüber, jemals wieder anders erleben werde als so. Meine Gefühle für ihn sind offenbar nicht die Selben, die er für mich hegt, wenn er sie denn überhaupt in irgend einer Weise hegt? Ach aber vielleicht habe ich mir das ja wirklich alles nur eingebildet? Stunden später.... Als ich irgendwann völlig verwirrt von meinem auserkorenen Schlaflager hochfahre, ist es mitten in der Nacht und stockdunkel um mich herum. Ich ahh...muss wohl eingeschlafen sein? Abermals spüre ich jedoch jene leichte Erschütterung an der Schulter, die mich unweigerlich aus dem Schlaf geholt hat. Jemand schüttelt mich sachte und dann bemerke ich, eine leise kaum hörbare Stimme, die obendrein versucht mich gänzlich wach zu bekommen. “Lyriel...Lyriel wach auf...komm, schnell ich will dir was zeigen!” Es dauert trotzdem einen ganzen Moment, ehe ich registriere, wem sie gehört und dass ich sie kenne, doch als mir klar wird wer es ist, bin ich beinahe sprachlos. Er ist es, natürlich niemand anderer, als Thorin selbst. “Wa..was..willst?” Frage ich angesichts dieser für mich umwerfenden Tatsache reichlich verblüfft nach, doch da spüre ich auch schon, seine warme Hand, ungewöhnlich sachte auf meinem Mund, die mich zudem am weitersprechen hindern will. “Schhtttt...sei still, nicht hier...das Haus hat Ohren, komm mit...ich...ach wir reden besser draußen weiter! KOMM!” Ich kann in dem Fall nicht mehr als schwach nicken, wonach er seine Hand nur einen Augenblick später zögernd von meinem Mund herunter nimmt. Indem versuche ich eilig hochzukommen und gleichzeitig meine vom unbequemen Boden herrührenden völlig verrenkten Glieder wieder halbwegs zu sortieren. Ich habe glücklicherweise wie meist üblich, in meinen Kleidern geschlafen, also muss ich nichts anziehen. Doch er will offenkundig mit mir raus vor die Tür, also sollte ich mir vielleicht doch lieber einen Mantel anziehen. Denn Nachts wird es doch schon ganz schön kalt draußen. Ach apropos Mantel...da wir ja nun schon mal dabei sind, nehme ich also anstatt meinem, seinen Mantel und hebe ihn hoch. Ich habe ihn noch nicht ganz aufgehoben und auf dem Arm, als ich seine angenehm warme, kräftige Hand ganz plötzlich in meiner spüre, die ich noch frei habe. Er versucht mich sachte aber mit Nachdruck, weiter mit sich fort zu ziehen. Nun gut, da mir ja quasi nichts anderes übrig bleibt, folge ich ihm also ebenso vorsichtig, wie mit heftigst klopfendem Herzen nach. WAS um des Himmels Willen will der Mann von mir, um diese Zeit und dann auch noch vor der Türe? Ich..ich dachte..er ist wütend auf mich und er hasst mich im Grunde für mein vorlautes Mundwerk und noch so einiges anderes? Also, was will er denn dann von mir? Genau das sind die Gedanken, die mir in dem Augenblick durch den Sinn gehen. Meine Gedankenwelt stellt sich komplett auf den Kopf, ja überschlägt sich nahezu. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was das hier werden soll. Doch nur ein paar Minuten später sehe ich es mit eigenen Augen. Thorin hat uns beide fast völlig lautlos hinaus vor die Türe gebracht...niemand hat uns gehört und wir sind völlig allein. Ich spüre deutlich, wie ich heftig zittere...nicht vor Kälte, nein vor Nervosität und doch ist es mir, als würde ich frieren. “Thorin! Wa...was wird das denn?” Frage ich ihn nahezu atemlos, aber mit deutlich hörbar zitternden Lippen. Und ganz plötzlich höre ich ihn leise lachen, es klingt belustigt, eine seltene Gelegenheit, die ich so fast nicht von ihm kenne. “Du kannst vielleicht Fragen stellen Lyriel...komm und sieh selbst.” Sagt er anschließend fast schon zärtlich zu mir, wobei ich in der Dunkelheit spontan einen Blick auf ihn zu erhaschen versuche. Er lässt meine Hand nicht los, sondern zieht mich sanft mit sich fort, ein kleines Stück vom Haus weg, weiter in den Vorhof hinaus und dann sehe ich es selbst. Es ist wunderschön...magisch...unbeschreiblich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)