Als Problemfall: Liebe! von Urbena (Fortsetzung von AfL ohne Epi ^^) ================================================================================ Kapitel 2: Ein ganz anders geplanter Anfang! -------------------------------------------- 2. Kapitel Ein ganz anders geplanter Anfang! Mit einem dumpfen Aufprall ließ ich mich auf das Bett in meinem neuen Zimmer fallen. Keine Frage, größer war es zweifellos. Mindestens doppelt so groß. Aber das besserte meine Laune keineswegs. Nein, eher das Gegenteil war der Fall. Nachdem wir das Haus erreicht hatten, verteilten unserer Eltern die Zimmer und meinten wir sollten schon mal anfangen, uns einzurichten. Wenn was fehle sollten wir Bescheid geben. Aber ich hatte noch gar keine Lust irgendwas hier zu machen. Also kickte ich ein paar Kisten beiseite und kämpfte mich zu meinem Bett am Fenster durch. Langsam sank die Sonne unter Tokio und verkündete damit das Ende meines ersten Tages in meiner neuen Heimat. Einsam zog ich meine Knie an und schlang die Arme darum. Und vereinzelte Tränen, die ich bis dahin unterdrückt hatte, begannen sich ihren Weg zu bahnen. Nun war ich hier, allein und weit weg von meinen Freunden. In Gedanken ging ich noch mal die letzten paar Stunden mit ihnen durch. Anastasia, Swetlana und ich hatten ein super Heulkonzert gegeben. Keiner von ihnen wollte mich gehen lassen. Mit einem leichten Grinsen dachte ich an Joshuas letzte Worte: "Am besten wir entführen dich. Und das Lösegeld setzen wir so hoch, dass es keiner bezahlen kann!" Das war so typisch für ihn gewesen. Aber auch die letzten Minuten mit Eugen tauchten vor meinem geistigen Auge auf. Ich hatte nie angenommen, gar geahnt. Das er in mich verliebt sei. Nicht das geringste hatte darauf hingedeutet. Und ich hatte ihm nicht mal eine richtige Antwort geben können. Doch was hätte das auch gebracht? Eigentlich nichts. Mit einem lauten Schluchzer drückte ich mein Gesicht ins Kissen. Nur um daraufhin in einen erneuten Weinkrampf auszubrechen. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Denn als mich meine Mutter zum Essen rief, war es bereits dunkel draußen. Erschlagen setzte ich mich auf und erhob mich leicht wackelig. Das war das schlimme am Nachmittagsschläfchen. Danach fühlte man sich noch kaputter als ohnehin schon. Lustlos trottete ich nach unten zu meiner Familie. Die bereits am Tisch saß und eingehend das Menü für heute betrachtete. "Ah da bist du ja. Komm setz dich. Jetzt gibt's unser Einstandsessen im neuen zu Hause," lachte mein Vater und griff nach seinen Stäbchen. Ich setzte mich neben Karen auf den Stuhl und grummelte ein: "Ist ja dicke..." Wofür ich einen strafenden Blick meiner Mutter erntete. Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. "Wo ich mal grade so sehe. Müssten wir nicht eigentlich auf solchen Kissen Knien und Reis reinschaufeln?", fragte ich Ironischerweise. Steffi schüttelte ungläubig den Kopf. "Also wirklich Cindy. Das ist heute nicht mehr überall so. Auch die Japaner entwickeln sich weiter." "Ach tatsächlich? Also entwickeln wir uns jetzt auch zu Pseudo-Japanern. Ist ja prächtig," stichelte ich weiter. Karen sah mich abwertend an. "Weißt du was Knirps? Wenn du nichts intelligentes zu sagen hast. Halt den Mund. Du versaust uns den Abend." Das war zuviel, für meine gereizten Nerven. Zornig stieß ich den Stuhl zurück, so das er zu Boden fiel. Alle sahen mich an. "Okay...Aber jetzt sag ich auch mal was. Und das ist äußerst Intelligent... Wenn ihr hier Leben wollt, bitte ich halte euch mit Sicherheit nicht auf. Aber hört gefälligst auf so zu tun. Als würde ich das auch wollen. Ich hasse dieses Land und glaubt mir, sobald ich 18 werde. Bin ich weg hier!", schrie ich und rannte hinauf in mein Zimmer, wo ich die Tür mit lauten krachen in den Rahmen knallen ließ. Das war doch alles so zum schreien. Niemand schien mich zu verstehen. Ich hätte vor Wut an die Decke gehen können. Aber das würde mich jetzt auch nicht weiterbringen. Also beschloss ich wieder in die Heia zu gehen. Schlafen wäre jetzt sicher das Beste. Obwohl noch besser wäre es die nächsten zwei Jahre zu verschlafen. Dann könnte ich gleich wieder verschwinden. Mit einem seufzen legte ich mich mit einem Sleepshirt bekleidet zurück ins Bett. Eins stand für mich jetzt fest. Als das Schicksal die Katastrophen verteilt hatte, musste es mich ganz besonders viel damit beglückt haben. Am nächsten Morgen wurde ich vom fröhlichen zwitschern der Vögel und von einem leisen Klopfen an meiner Tür geweckt. Verschlafen brummte ich: "Wer ist da?" "Ich bin es Steffi." Augen reibend setzte ich mich auf, während meine Schwester herein kam. "Was willst du so früh hier? Wenn du mich auf mein Benehmen hinweisen willst. Vergiss es, ich mein es so wie ich es sagte," sagte ich leicht aggressiv. Steffi schüttelte den Kopf und setzte sich zu mir aufs Bett. "Nein, nein. Mach mal etwas Platz," meinte sie und schlüpfte mit unter die Decke. "Eigentlich wollte ich dir nur sagen, das ich dich schon verstehe." Ich bekam große Augen. Hatte ich da richtig gehört? Meine SCHWESTER verstand MICH!!!! Jetzt könnte ich ja schon glatt an den lieben Gott glauben. "Musst gar nicht so gucken. Ich weiß selbst, das ich dich nicht viel unterstütze. Aber inzwischen hat sich halt auch meine Einstellung geändert," schmollte sie. "Wie meinst du das?", fragte ich neugierig. "Na gut. Ich versuche es dir zu erklären. Als Mama und Papa erzählten das sie hierher ziehen. Glaubte ich auch beinahe eine Welt würde zusammenbrechen. Denn ich liebte München, meine Uni, meinen Freund und das alles halt. Ich wollte auch nicht hierher ziehen. Aber ich habe unsere Eltern beobachtet. Dabei habe ich halt bemerkt, wie viel ihnen diese Chance hier bedeutete und begonnen meine Meinung zu überdenken. Wie ich jetzt dazu stehe, weißt ja. Eigentlich will ich dir auch nur damit klar machen. Das du den beiden eine Chance geben solltest. Vor allem Papa. Merkst du nicht was ihm dieser Job bedeutet?" "Und was ist mit mir? Keiner denkt an meine Gefühle." "Das ist nicht wahr. Überleg doch mal was Mama, Karen und ich, aber auch Papa aufgegeben haben?! Uns fiel es auch nicht leicht!", widersprach Steffi hart. Ich senkte den Kopf und schloss kurz die Augen. Dann atmete ich tief durch und meinte: "Na gut. Ich gebe mir Mühe nicht mehr so spitzzüngig zu sein. Aber lieben werde ich diese Stadt sicher nicht." Steffi lächelte zufrieden. "Das verlangt ja auch keiner. Versuche dich einfach einzugewöhnen. So schlimm ist es sicher nicht", sagte sie, gab mir einen Kuss auf die Stirn und stand auf. "So dann mal ab ins Bad, bevor der Rest der Bande wach wird", grinste sie und verschwand. Ich sah ihr leicht verblüfft nach. Manchmal überraschten sie mich doch immer wieder. Und mit einem letzten Blick auf den frischen Morgen draußen, schwang auch ich mich aus dem Bett. Da heute Sonntag war, würde ich mich ein wenig in der Gegend umsehen. Außerdem musste ich wohl auch mal beginnen, mit dem ausräumen der Kisten. Was für ein Gräuel es mir bei der Menge der verschlossenen Kisten auch war. Zu meiner größten Verwunderung lief das Frühstück vollkommen harmonisch ab. Niemand sprach den gestrigen Abend an oder sah mich auch nur schräg an. Beinahe unheimlich diese fröhliche Familie. Nachdem Essen zog ich mich nach oben zurück und begann auszuräumen. Nach geschlagenen drei Stunden, war alles soweit verstaut und ich wischte mir über die Stirn. Ich hatte eindeutig zuviel Schnickschnack. Aber trennen konnte ich mich auch nicht davon. Hat halt jeder so seinen Laster. Nachdenklich schaute ich auf die Uhr. Mittagessen würde es erst in zwei Stunden geben. Da konnte ich ja noch etwas die Gegend erkunden. Auch wenn ich nicht gern hier war. Meine Neugierde war wie eh und je, Gesund und munter. "Mama! Ich geh mich draußen etwas umsehen. Ich bin zum Essen aber pünktlich zurück", beruhigte ich sie auch gleich wieder als ich zur Haustür ging. So nickte sie nur lächelnd und ging zurück ins Wohnzimmer um dort weiter auszupacken. Draußen schien die Sonne stark auf die Straße. Für einen Augenblick stach sie mir in die Augen und ich musste blinzeln. Dann ging ich den Weg hinab, wovon mein Vater gestern erzählt hatte er führe zu einem Park. Während ich dem Gehweg folgte, sah ich jeweils mal nach links und dann nach rechts. Die Häuser glichen unseren schon ziemlich. Zum Beispiel waren die Wände nicht nur aus Papier. Aber das Strommasten mitten in einer Wohnstraße standen, nein, so was kannte ich aus Deutschland nicht. Trotzdem fand ich langsam, dass das alles hier doch so ziemlich seinen eigenen Charme hatte. Was mir aber schon gestern aufgefallen war, ist das die meisten Häuser weiß gestrichen war. Weiß der Himmel warum, wahrscheinlich mochten sie die Farbe einfach. Ich wollte gerade um die Ecke biegen als ich mit jemanden zusammenstieß. "Gomen nasai!", rief ich erschrocken und sah das Mädchen an. Die strich ihr schwarzes Haar zurück und grinste mich vergnügt an. "Schon okay!", antwortete es auf Japanisch und reichte mir die Hand. "Ich heiße Yukiko Hazawa." Etwas perplex griff ich nach der dargebotenen Hand und erwiderte: "Hallo, ich heiße Cindy Thompsen." Die junge Japanerin lächelte noch immer. "Du bist neu hier wie ich sehe. Na macht nichts. Gewöhnst dich sicher schnell ein. Sollst du auch auf die Jodâi-High?", fragte sie und sah mich neugierig an. Ich nickte kurz und meinte: "Ja. Bist du auch dort?" "Klar, die meisten die hier in der Gegend wohnen besuchen diese Schule. Sag mal, ich muss jetzt einkaufen. Hast du Lust mich zu begleiten?" Ich sah nervös auf meine Uhr. "Tut mir leid. Aber ich soll gleich zum Essen nach Hause." Yukiko legte enttäuscht den Kopf zur Seite. "Schade. Na gut, wollen wir dann morgen zusammen zur Schule gehen? Du kennst den Weg doch sicher noch nicht", löcherte sie weiter. Ich schmunzelte heimlich darüber. "Okay, meinetwegen. Treffen wir uns hier?" "Klar. Also, bis morgen früh dann. Um halb acht Uhr. Sei pünktlich! Tschüß!", rief sie noch und rannte weiter. Ich sah ihr leicht irritiert nach. Das Mädel hatte echt nen Tempo drauf. Doch gleich darauf ärgerte ich mich leicht. Ich hatte mir doch geschworen alles furchtbar zu finden. Und was mache ich? Verabrede mich gleich mit einer mir völlig Unbekannten, um mit ihr zur Schule zugehen. "Prima Cindy, mach weiter so und du kannst gleich dem Japan-Fanclub beitreten", murmelte ich brummelnd und trabte zurück nach Hause. Es war zwar noch zu früh zum Essen, aber für einen Spaziergang hatte ich keine Lust mehr. "Huch?! Du bist schon zurück?", fragte meine Mutter erstaunt. "Ja, ich hatte keine Lust mehr durch die Gegend zu laufen. Lerne sie noch lange genug kennen," murmelte ich als Antwort. "Wenn du meinst. Hast du dir eigentlich schon überlegt, wie du morgen zur Schule kommst. Soll Paps dich fahren...," begann sie und sah mich abwartend an. "Das ist nicht nötig. Habe eben eine Japanerin kennen gelernt. Die anscheinend auch diese Schule besucht. Wir gehen morgen früh gemeinsam hin," erklärte ich kurz. Überrascht sah mich meine Mutter an. "Was sagt man dazu. Unser Trotzkopf, der alles schrecklich finden will. Schließt als erste neue Bekanntschaften. Na wenn das kein gutes Zeichen ist," grinste sie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Ich rollte mit den Augen und ging in mein Zimmer. Als wenn ich das geplant hätte. Der nächste Morgen begann vom Wetter so schön wie der vorherige zu werden. Nur meine Laune war wesentlich schlechter. Erst einmal saß diese blöde dunkelrote Uniform wie eine Bockwurst, lag natürlich daran das ich ne Shorts unter dem Rock trug, aber so fühlte ich mich wohler. Zum anderen weil ich frühes aufstehen außerhalb der Wochenenden und Ferien hasste. Dann kam noch der Hammer, als ich nach unten ging und ins Esszimmer kam. Lachten sich meine Schwestern halb schlapp. "Hey Cindy! Super, wusste gar nicht das deine Uniform so eng sitzen soll," kicherte Karen und hielt sich die Hand vor den Mund. Auch Steffi grinste fett. Ich machte ein böses Gesicht. "Was gibt's da zu lachen. Sie sitzt normalerweise auch lockrer. Aber ich habe eine Shorts drunter. Man weiß ja nie," erwiderte ich beleidigt. Nun wurde Karen ernst. "Okay Kleine. Aber du darfst nicht vergessen, das wir hier in Japan sind. Hier schaut dir sicherlich keiner unter den Rock. Außerdem tragen noch haufenweise anderer Mädchen einen." "Mag ja sein. Aber kannst du mir das versichern?" "Das kann keiner, Cindy. Doch dein Verhalten ist wirklich kindisch," bemerkte Steffi ungerührt und nippte an ihrem Kaffee. Ich setzte mich zu ihnen und dachte nur eines: Was ist es doch schön. Eine solch verständnisvolle Familie zu haben! Kurz nach viertel nach sieben Uhr, verließ ich das Haus und ging zu unserem Treffpunkt. Yukiko stand bereits dort und wartete. Als sie mich entdeckt hatte, winkte sie wild und grinste. "Guten Morgen! Na bereit in den Kampf zu ziehen?" "Guten Morgen. Ist man denn je dazu bereit?", fragte ich zurück und zog meinen Blazer zurecht. "Glaub nicht," gab sie zu. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg. "Also erzähl mal. Wie ist es bei euch auf der Schule?", fragte ich pflichtbewusst. Yukiko zuckte die Schultern. "Wie sollte es schon sein. Laut, Chaotisch, blöde Lehrer, nervige Jungs, zickige Diven. Eigentlich alles vertreten. Du hast das große Glück, mit einer Normalen zu reden," lachte sie und ihre Augen glitzerten vergnügt. Da konnte ich mir ein Grinsen auch nicht unterdrücken. Das Mädchen war echt auf zack. Circa zehn Minuten später erreichten wir ein großes Gelände auf dem ein riesiges Gebäude stand. In den Eingang drückten sich etliche Schüler und alle trugen, die selbe dunkelrote Uniform. "Also da wären wir. Willkommen in der Jodâi-High. Bei Fragen wenden sie sich an die Schülersprecherin. Die zufälligerweise ich bin," grinste sie wieder und zog mich mit aufs Schulgelände... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)