Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 28: Verführung der Unschuld? ------------------------------------ Titel: Verfluchte Liebe (28/circa 37+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Heut sag ich nicht viel…hab keine Zeit. Beta: fiZi und Shirokko – big thanks! Big Thanks für die kommis geht an: Puria, LadyHiwatari, teufelchen_netty, Rowan, despaired_fighter, pogo_14 und -Anika-. Kapitel 28 Verführung der Unschuld? Die Tür zu Harrys Zimmer flog mit einem lauten Knall hinter ihm zu, während er seinen Umhang von den Schultern riss, quer durchs Zimmer schleuderte und einen gequälten Wutschrei nicht unterdrücken konnte. Er wusste, er hatte gerade eben die größte Dummheit begangen, die ihm hatte passieren können. Draco Malfoy zu beschützen mochte ein natürlicher Instinkt sein, doch es diesen sehen zu lassen war eine Katastrophe. Harry konnte nicht einen Augenblick lang an den Schlüssen zweifeln, die der Slytherin aus seiner Aktion ziehen würde. Mit Schwung kickte er seine Schuhe in eine Ecke des Zimmers und riss an seine Krawatte und seinem Schulumhang. Wie hatte ihm das nur passieren können? Wieso war er nur verdammt noch mal zu diesem Spiel gegangen? Harry schloss die Augen. Das Eingeständnis war bittersüß und es konnte nicht wahrer sein. Er wollte sicher sein, dass Draco nichts passierte. Leider kostete ihn das seine eigene Sicherheit. „VERDAMMT…VERDAMMT, VERDAMMT, VERDAMMT!“ Schwer atmend hastete Harry ins angrenzende Bad. Seine Schulter brannte wie Feuer und die Schmerzen strahlten in seinen ganzen Körper aus. Er war außer Kontrolle und er wusste es. Er hatte seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Die Panik, dass Draco sich bei diesem Absturz den Hals brechen könnte, hatte all seine umsichtig errichteten Wälle niedergerissen. Sehnsucht brannte in seinen Adern. Verzweiflung nahm ihm die Luft zum Atmen und das Gefühl, dass er hassen gelernt hatte, verzehrte seinen Verstand. Schreie dröhnten in seinen Ohren und Ohnmacht erschien wie Erlösung, als Schwindel ihn überkam und er sich am Waschbecken festhalten musste, um nicht zu Boden zu gehen. Er wünschte sich seinen Trank herbei. Nicht Snapes Gebräu für traumlosen Schlaf, nein. Er wollte den Curis-Solutis-Trank von Li, denn er wusste, dass dieser all das augenblicklich ausschalten würde – zumindest lange genug für ihn, um wieder zu Verstand zu kommen und seine Barrieren neu zu errichten, doch die Konsequenzen waren zu erniedrigend. Harry wusste, dass er so klarkommen musste. Nur dann hatte er eine Chance. Mit gehetztem Blick betrachtete er sein Spiegelbild und hatte wieder einmal die zweifelhafte Freude zu sehen, wie vollkommen am Ende er tatsächlich war. All seine Masken waren gefallen. Es war kein schöner Anblick. Und doch war sich Harry darüber im Klaren, dass er diesen Anblick brauchte. Er brauchte ihn um zu begreifen, wer er wirklich war. Dieses Bild gab ihm den Boden unter den Füßen zurück, vertrieb alle Illusionen und machte seinen Kopf klar. Das, was er im Spiegel sah, war alles, was von ihm geblieben war. Harrys Blick blieb an der Fixierung hängen, die er über dem Hemd trug. Sie war für den Rest seiner Tage seine Lebenslinie – und mit morbider Faszination glitten seine Finger über den unschuldigen, weißen Stoff. Er musste sich erinnern. Er musste wieder zu sich selbst finden und dazu brauchte er die schonungslose Wahrheit. Wie unter Zwang begann er Lage für Lage des Stoffs, der das Fluchmal verhüllte, zu entfernen – die Fixierung, das Hemd, den Verband – bis nur noch eine sterile Kompresse das Mal, das sein Leben bestimmte, verbarg. Erst da zögerte er kurz, bevor er beinahe wütend den Zauber fauchte, der auch diesen letzten Schutz entfernte. Wie giftige Tentakel zogen sich die bläulich roten Ausläufer des Fluchmals von da aus, wo ihn der Fluch getroffen hatte, über seine blasse Haut. Normalerweise war es nicht größer als zwei Inch, doch im Moment bedeckte es wieder einen großen Teil seiner Schulter, auch wenn noch beinahe eine Handbreit bis zu dem Punkt Platz war, an dem es vorbei sein würde. Drei Inch zwischen Leben und Tod. Harrys Miene war ausdruckslos. Wie lange würde Draco Malfoy brauchen, bis ihm der Fluch den Gar ausmachte – wenn er es zuließ? Einen Monat? Eine Woche? Einen Tag? Nach seinem vorangegangenen Ausbruch tippte er auf die letzte Möglichkeit. Draco würde ihn vermutlich innerhalb von Stunden so weit aus dem Gleichgewicht bringen, dass es kein Zurück mehr gab. Harry ließ ein bitteres Lachen hören, denn er wusste, er würde dem Tod mit Freuden die Hand reichen, wenn er nur einen einzigen Augenblick lang die Chance hätte, all die Illusionen, die er einmal gehabt hatte, noch einmal sein Eigen nennen zu dürfen, selbst wenn es nur für einen kurzen Moment war. Er wollte die Augen schließen und die Sehnsucht spüren – Phantomhände auf seiner Haut, die ihm berührten und ihn glauben ließen, dass er begehrt wurde, Lippen die Geständnisse wisperten und all seine Träume wahr werden ließen, Liebe – doch er tat es nicht. Er wusste nicht, wie lange er sein blasses Spiegelbild angestarrt hatte, bis er sich endlich wieder rührte. Zaghaft fuhr einer seiner kalten Finger eins der hässlichen Tentakel nach, die seine Haut zierten und stoppte erst, als es in der schmerzhaften, immer offenen Stelle verschwand, an der ihn der Fluch getroffen hatte. Drei Inch zu weit links und vier zu hoch. Hätte sein Pate ihn nicht bei Seite gestoßen wäre er tot. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er sich wünschte, Sirius hätte ihn nicht aus dem Weg gestoßen. Dann wäre es vorbei, doch es war nicht vorbei. Er war hier, stand in seinem Badezimmer und wusste, dass er durchhalten musste, wenn er überleben wollte. Resigniert ließ er die Hand sinken und starrte seinem Spiegelbild in die leeren grünen Augen, nahm seine blasse, abgemagerte Erscheinung wahr. Mit kalter Berechnung erinnerte er sich daran, dass er denjenigen, der er einmal gewesen war schon lange verloren hatte. Er brauchte nicht mehr den Helden spielen. Für niemanden. Alles, was ihm geblieben war, war sein Leben, doch wenn er nicht Acht gab, würde er auch das noch verlieren. Ernüchtert langte er nach der Flasche mit Snapes Trank für traumlosen Schlaf, gab die entsprechende Menge in ein Glas und schluckte ihn ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er ihn schon am Tag zuvor genommen hatte. Er brauchte Ruhe – Ruhe, um sich zusammeln – und so verkroch er sich ohne noch eine Minute zu verschwenden unter seine Decken. Ron und Hermione würden nicht fragen, wenn sie ihn so fanden. Sie wussten, wie viel Kraft ihn jeder Tag kostete. Niemand würde fragen. Sie alle hofften nur, dass er durchhielt. Und er würde durchhalten. Er war sicher hier in seinem Zimmer, seiner eigenen kleinen Welt. Hier war es egal, was Draco für Schlüsse gezogen hatte und er würde es dabei belassen so lange er konnte, doch kurz bevor ihn der Schlaf in seiner friedlichen Umarmung umfing, erinnerte er sich erneut an dieses Gefühl, als er Draco hatten fallen sehen. <…ich habe Angst um dich…> In der Dämmerung des Halbschlafes wusste er, dass er eigentlich jedes Recht hatte Angst zu haben, doch Draco hatte ihm das genommen. Schon lange. * * * Draco ließ sich entspannt wie selten auf sein Bett fallen, als er es endlich geschafft hatte, sich von der seit dem Nachmittag laufenden Siegesfeier in den Slytheringemeinschaftsräumen loszueisen. Es war ein grandioser Sieg gewesen. Aus allen Erzählungen hatte er klar herausgehört, dass niemand mehr an den Sieg Slytherins geglaubt hatte, als klar wurde, was Hays plante. Der Pfiff, den er gehört hatte, war für die Treiber der Ravenclaws bestimmt gewesen. Er hatte sie dazu veranlasst, alles stehen und liegen zu lassen, sich die Klatscher zu sichern und Draco davon abzuhalten, den Schnatz zu fangen. Der Fakt, dass der Schnatz ein ganzes Stück von den Suchern entfernt gewesen war, hatte das möglich gemacht. Die Hälfte der Slytherins war in Entsetzen erstarrt, als die Klatscher fast gleichzeitig auf Draco abgefeuert worden waren und deshalb war der Fakt, dass er im entscheidenden Moment noch ein klein wenig mehr Power in der Hinterhand gehabt hatte umso beeindruckender. Jeder hatte ihm gesagt, dass er eine Spitzenleistung abgeliefert hatte, sogar Madam Hooch. Draco war am Ende dieses Spieles regelrecht betäubt gewesen. Der Schock über seinen Absturz, die überraschende Rettung durch Goyle und der Fakt, dass auch Potter ihn hatte retten wollen, hatte dafür gesorgt, dass es ein wenig gedauert hatte, bis er seinen Sieg richtig realisieren und genießen konnte, obwohl er die ganze Zeit den Schnatz zwischen den Fingern gehabt hatte. Das war vorbei. Im Moment fühlte er sich richtig wohl und sogar die düstere Nachdenklichkeit wegen der Allianzen seines Vaters war im Moment in den hintersten Winkel seines Verstandes verschwunden. Die Party war fantastisch gewesen, der Alkohol hatte ihn in einen angenehm beschwipsten Zustand versetzt und der Gedanke an Harry Potter, der ihn retten wollte und dann seinen Besen in Sicherheit gebracht hatte, vermittelten ihm ein unbeschreibliches Hochgefühl. Besser konnte ein Tag nicht enden. Draco rollte sich auf den Bauch, vergrub sein Gesicht in seinem flauschigen Kopfkissen und rief sich Potter in Erinnerung. Harry Potter – der Junge, der lebte um seine Träume zu beherrschen – war wild entschlossen gewesen, seinen Erzrivalen zu retten. Daran zweifelte er nicht einen Augenblick. Er hatte das Bild in allen Einzelheiten vor sich. Das war der Harry Potter, den er einmal gekannt hatte – zu allem entschlossen, den Zauberstab in der Hand – und er war derjenige, der diese Reaktion bei dem Schwarzhaarigen hervorgebracht hatte. Er war es, den der Gryffindor um jeden Preis hatte retten wollen. Was auch immer Harry ihm vormachen wollte, heute hatte er sein wahres Gesicht gezeigt. Er war ihm, Draco, gegenüber nicht immun und das brachte etwas zum Vorschein, von dem Draco geglaubt hatte, es existiere nicht mehr. Es lockte den alten Harry aus seinem Versteck, jenen Harry aus dem sechsten Schuljahr, dem unzählige Schüler schmachtende Blicke nachgeschickt hatten. In seinem leicht beschwipsten Zustand gestand er sich sogar ein, dass auch er es im Jahr zuvor nicht hatte lassen können, Potter auszuchecken, wenn dieser keine Chance hatte es zu merken. Es war ein Eingeständnis, das ihm ein Kribbeln in der Magengegend verursachte – verboten und provokativ. Er drehte sich wieder auf den Rücken und starrte den Himmel seines Bettes an. Unwillig gab er sich selbst gegenüber noch etwas anderes zu. Auf dem Ostturm hatte er zu Potter gesagt, dass er nichts gegen ein weiteres, kleines Zwischenspiel unter dessen Tarnumhang hätte. Er hatte den Gryffindor eigentlich nur provozieren wollen, doch jetzt, hier in seinem Bett, mit sich selbst vollkommen zufrieden, wurde er sich klar, dass er meinte, was er gesagt hatte. Er hatte nichts gegen ein weiteres Go mit dem Gryffindor, egal ob unter dem Tarnumhang oder anderswo. Und immerhin hatte Harry heute vermutlich ohne es zu wollen die Antwort auf eine Frage gegeben, die er sich seit damals mehr als einmal gestellt hatte. Dracos Hochgefühl ebbte ohne sein Zutun merklich ab, als er an den Eindruck dachte, den er heute von dem Schwarzhaarigen gehabt hatte. Er schien von reiner Panik beherrscht gewesen zu sein. Seine ganze Haltung hatte Angst ausgedrückt – Angst um SEIN Leben. Andere, längst vergessenen Fakten kamen ihm wieder in Erinnerung: Harry Potter, wie er seinen Rufnamen verwendete, als sei das vollkommen selbstverständlich für ihn. Das Gespräch zwischen ihm und Hays, als er ihn ohne zu zögern verteidigte. Und dann war da die Tatsache, dass er seine böse Drohung, ihn nach Durmstrang schicken zu lassen nie wahr gemacht hatte. Draco kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Wenn man das nicht INTERESSE nennen konnte – was dann? Plötzlich vollkommen ernüchtert stand Draco abrupt auf und begann unruhig auf und ab zu gehen. Was sich in seinem Kopf zusammen spann, wühlte ihn auf, denn es gab etwas, dass gar nicht dazu passte: Potter hatte im letzten Schuljahr eine Affäre gehabt. Und er selbst hatte auf dem Ostturm von Granger und Weasley gehört, dass der Typ, mit dem er zusammen gewesen war, ihm vermutlich das Herz gebrochen hatte. Wie passte das zusammen? Je mehr Draco darüber nachdachte, desto verwirrender wurde es, denn wenn er es sich jetzt genau überlegte, war Potter in dieser Nacht angespannter gewesen als je zuvor und hatte gleichzeitig zugelassen, dass Draco ihn im Arm hielt. Die Tatsache, dass er ihn wenig später an jeder weiteren Aktion gehindert hatte, ignorierte er vorerst. Etwas war ihm aufgefallen, als er Potter im Arm gehalten hatte. Er hatte dem keine Bedeutung beigemessen, weil sich das Ganze einfach zu gut angefühlt hatte, doch jetzt fiel es ihm wieder ein. Es war Harry Potters Herzschlag gewesen, dessen Tempo seinen eigenen von Erregung beschleunigten noch bei weitem übertroffen hatte. Durch ihre Nähe in dieser Situation hatte er es deutlich spüren können. Es mochte mehrere Erklärungen dafür geben, immerhin war die Situation in der sie gewesen waren ziemlich brenzlig, doch Potter selbst hatte dafür gesorgt, dass sie sicher waren. Die Furcht vor Entdeckung konnte es also nicht gewesen sein. Die Sache mit seinem Ex war erst später zur Sprache gekommen und schied deshalb ebenfalls aus. Draco betrachtete es vorwärts und rückwärts, doch ihm blieb nur ein Schluss, den er ziehen konnte. Es war seine Nähe gewesen. Seine körperliche Nähe und sein Handeln hatte Potters Herzschlag zum Rasen gebracht. Er wusste, dass diese Schlussfolgerung möglicherweise ziemlich löchrig war und doch war er sich absolut sicher. Seine Nähe machte Potter an, erregte ihn, dass ihm das Herz im Halse schlug. Dass er seine Nähe mied wo er nur konnte, war ein weiterer Beweis dafür und die Zigaretten waren die perfekte Waffe, um ihn auf Abstand zu halten. Draco ließ sich auf sein Bett sinken und fragte sich, ob er langsam den Verstand verlor, doch er wusste, dass er nur eine Chance hatte, die Wahrheit herauszubekommen und er stellte fest, dass ihm das möglicherweise sehr leicht fallen könnte. Es war ein Risiko, das war Draco klar, doch er brachte nur eine Minute um zu entscheiden, dass es Harry Potter Wert war, von ihm verführt zu werden. * * * „Morgen Harry, alles okay mit dir?“ Ein Standardmorgen mit einer Standardfrage. „Morgen, Mione. Alles bestens.“, gab er seine Standardantwort. Er hatte das Wochenende beinahe komplett durchgeschlafen. Snapes Trank hatte ihm Ruhe von Samstagnachmittag bis Sonntagmittag verschafft und das sah man ihm an. Hermione lächelte. „Heute könntest du mich fast überzeugen.“ Ein grummeliges ‚Guten Morgen’ von Ron hielt Harry von einer bissigen Antwort ab. Er warf seinem Freund einen fragenden Blick zu. „Morgen…was ist denn mit dir los?“ Ron ließ sich auf seinen Platz fallen. „Mione hat mit den Wiederholungen für die Trimesterprüfungen begonnen. Es war spät gestern.“ „Oh…“ Harry machte sich keine großen Gedanken um die Prüfungen. Er stand in diesem Schuljahr so gut im Stoff, dass er nicht die Absicht hatte, noch einmal alles zu wiederholen. „Bis wann hast du gestern gepennt?“, fragte Ron ihn nun seinerseits. „Mittag um eins! Warum?“, antwortete Harry und widmet sich wieder lustlos seinem Frühstück. „Hab gegen elf Uhr mal nach dir geschaut, aber nachdem im Bett nur ein Berg Decken zu sehen war, hab ich mich lieber wieder verzogen.“ Ron begann noch immer gähnend seinen Teller voll zu laden. „Dein Glück!“, entgegnete Harry trocken. Das entlockte seinem Freund ein Grinsen, bevor er begann, sein Frühstück in sich hineinzuschaufeln und Harry sich einen sehenswerteren Ausblick suchte. Es war keine Absicht, dass er zum Tisch der Slytherins hinüber sah. Diesmal nicht. Draco war noch nicht da gewesen, als Ron und Hermione auftauchten und es schien, als habe Harry verpasst, als er kam, denn jetzt war er da. Sein Blick glitt über den Blonden weiter zu Pansy Parkinson, die wieder einmal neben ihm saß, bevor er etwas registrierte, das ihn vollkommen aus der Bahn warf und zwang, Draco direkt an zusehen. Ein Schauer rieselte ihm über den Rücken, als sich ihre Blicke trafen und zu Harrys blankem Entsetzen war es ihm wie schon früher unmöglich diesen Kontakt zu unterbrechen. Er schaffte es einfach nicht, denn da war etwas in diesen so vertrauten grauen Augen, das ihn fesselte. Harrys Hände begannen zu Zittern und sein Besteck fiel ihm aus den Fingern. Hermione war es, die ihn aus seiner Erstarrung befreite, ohne zu bemerken, was ihn erstarren lassen hatte. , schoss es Harry durch den Kopf, bevor er registrierte, was sie sagte. „Harry, alles okay mit dir?“ Sorge schlug ihm von seinen Freunden entgegen und Harry sammelte sich. Ein falsches Lächeln erschien automatisch auf seinen Lippen. „Ich bin okay…“, log er, ohne einen Sekundenbruchteil zu zögern, obwohl nichts mehr okay war. Diese Situation kannte er und sie erschütterte ihn bis in die Grundfesten. Flashback //… „Hey, Harry, komm zu dir. Es gibt keinen Grund ins Leere zu starren.“ Ron riss mich aus meinen Gedanken und ich konnte mir einen letzten Blick zu IHM nicht verwehren, auch wenn der Obscurus vermutlich jetzt gebrochen war. Er schenkte mir ein flüchtiges Lächeln, bevor er gemeinsam mit Crabbe und Goyle aufstand und sich auf den Weg zum Unterricht machte. Ich würde ihn erst zum Mittagessen wieder sehen. Wir hatten heute keinen gemeinsamen Unterricht. Er tat das immer öfter, suchte meinen Blick, egal, wo er mich entdeckte und ich spürte es jedes Mal schockierend deutlich. Natürlich bekam nie jemand etwas mit. Der Obscurus-Zauber sorgte dafür, dass niemand bemerkte, was wir taten. Für unsere Umgebung erweckten wir den Eindruck, als starrten wir ins Leere oder waren in Gedanken versunken. Es wurde Routine, diese heimlich Affäre bei jeder Gelegenheit zu pflegen und es störte mich immer weniger. Ich wusste, dass das nicht gut war, doch ich beruhigte mich mit der Tatsache, dass ich ihm auch weiterhin nicht trauen würde. Im Gegenteil begann ich diese ganze Geschichte mit meinem noch immer intakten Misstrauen zu rechtfertigen. Es würde mich beschützen. Dessen war ich mir sicher. Abrupt erhob ich mich, einem Instinkt folgend. Ron sah mich fragend an, doch ich wimmelte ihn ab. „Ich hab was vergessen.“ Mit diesen kleinen Notlügen war ich inzwischen richtig gut. Eine Ahnung sagte mir, dass IHM dieser kleine morgendliche Blickwechsel nicht reichen würde und es eine gute Idee war, sich einen nicht so stark frequentierten Platz zu suchen, so dass er mich finden konnte, wenn er wollte. Ich hatte noch nicht einmal den Gang im ersten Stock erreicht, als ich mich am Arm gepackt fühlte und in eine Nische gezogen wurde. Mit einem breiten Grinsen ließ ich mich in den Arm nehmen. „Du bist so durchschaubar…“, murmelte ich, bevor er mich küsste und dann meinte: „Und du bist so berechenbar…!“…// Flashback Ende. Harry vermied es heute konsequent allein unterwegs zu sein. Dabei sah er sich ganze drei Mal Draco Malfoys suchendem Blick ausgesetzt und jedes Mal verursachte ihm der Ausdruck in dessen Augen ein bisschen mehr Panik. ~ Draco kam nicht umhin, an seiner Taktik zu zweifeln, als er zum dritten Mal an diesem Tag feststellen musste, dass Harry offenbar ausgerechnet heute einen vollkommen überraschenden Kurswechsel vollzogen hatte. Während er sonst häufig allein von einem Unterricht zum nächsten unterwegs gewesen war, traf er ihn heute grundsätzlich mit seinen Freunden oder einem seiner Hauskameraden an. Das war lästig und es störte seine Pläne, doch er ließ sich vorerst nicht davon beunruhigen. Wer wusste schon, was der Gryffindor für gesundheitliche Probleme hatte. Möglicherweise ging es ihm ja wieder einmal nicht so gut, dass er lieber in Begleitung unterwegs war. Ein paar Tage später ging Draco jedoch nicht mehr von einem Zufall aus. Der Gryffindor hatte sein Verhalten vollkommen umgestellt und war immer in Begleitung. Vollkommen irritiert begann er zu vermuten, dass das schwarzhaarige Ziel seiner Begierden mit voller Absicht dafür sorgte, dass es nicht mehr allein anzutreffen war. Er hatte keine Chance gehabt, ihm auch nur allein nahe zu kommen, geschweige denn seinen Plan in die Tat umzusetzen, Potter mit dezent gewählten Worten zu vermitteln, was er von ihm wollte. Im Gegenteil bekam er den deutlichen Eindruck, als sei es genau das, was Potter mit seinem Verhalten vermeiden wollte. Das bestätigte sich, als es ihm beim Abendessen durch Zufall noch einmal gelang den Blick des Gryffindors gut unter Obscurus getarnt einzufangen und Harry ihn mit einem Ausdruck in den Augen ansah, den Draco nur als wissend einordnen konnte. Diese Erkenntnis überraschte ihn so sehr, dass er den Blickkontakt von sich aus unterbrach und irritiert das unschuldige Hühnchenfilet auf seinem Teller anstarrte. Wie konnte das sein? Wieso wusste er, dass Draco versuchte ihn anzumachen? „Alles okay, Draco?“ Goyles Stimme durchdrang Dracos rotierende Gedanken und er wurde sich bewusst, dass er das Hühnchenfilet vollkommen zerfleddert hatte, ohne bis jetzt einen Bissen davon gegessen zu haben. Seinem Hauskameraden war das nicht entgangen. Greg entging nichts, was mit Essen zu tun hatte. „Sicher!“, blaffte er und schob sich eine Gabel voll Hühnerfrikassee in den Mund, einen weiteren verständnislosen Blick in Potters Richtung werfend. Der Gryffindor konzentrierte sich auf sein Abendessen, von dem er wieder einmal nicht wirklich viel aß. Draco verscheuchte vorübergehend alle Gedanken an Potter. Er würde der Sache auf den Grund gehen, doch nicht jetzt und hier. Hastig beendete er seine Mahlzeit und stand auf, um in die Kerker zu verschwinden. Er war im Moment wieder der Alte, denn sein Plan in Bezug auf Harry Potter schaltete alle anderen Gedankengänge effektiv ab. Beim Hinausgehen wurde er sich dann jedoch bewusst, dass er beobachtet wurde. Er warf einen hoffnungsvollen Blick in Potters Richtung, doch dieser reichte gerade seinen Nachtisch an Weasley weiter und Draco suchte weiter. Er war nicht begeistert, als er Pansy Parkinsons berechnende Augen auf sich ruhen sah. ~ Harry, kurz zuvor noch fest entschlossen, sich schnellst möglich zurückzuziehen, entspannte sich spürbar, als Draco die Große Halle verlassen hatte. Er wusste, dass sein Wink angekommen war. Der Slytherin hatte begriffen, dass er seine Methoden durchschaute und jetzt hoffte er entgegen besseren Wissens, dass er von diesen Versuchen absah. Die letzten Tage waren die Hölle gewesen. Harry hatte Dracos Methoden noch gut genug in Erinnerung, um zu wissen, wie der Blonde vorgehen würde und er hatte sich nicht getäuscht. Er versuchte dieselbe Masche abzuziehen, wie im Jahr zuvor. Dazu würde er nicht die Gelegenheit bekommen, selbst wenn das hieß, dass Harry für den Rest des Schuljahres nur noch in Begleitung unterwegs war. „Harry?“ Ron neben ihm flüsterte und Harry sah seinen Freund irritiert an. „Was?“ Er sah Ron einen vorsichtigen Blick in Hermiones Richtung werfen. „Harry, rette mich. Da du ja im Moment offensichtlich wieder einmal auf Begleitschutz aus bist, flehe ich dich an, mich vor einer weiteren Wiederholungssitzung mit Mione zu retten.“ Harry spürte das Blut in seine Wangen steigen. Ron hatte also durchschaut, was er tat. Eigentlich durfte er sich darüber nicht wundern. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er sich so verhielt. „Was stellst du dir vor?“ Es war das Mindeste, dass er unter den gegebenen Umständen wenigstens seinem besten Freund aus der Patsche half. „Komm dann mit und leiste uns Gesellschaft…“ Das brachte ein Stirnrunzeln auf Harrys Gesicht. Ron und Hermione lernten gemeinsam – zu zweit. Er wollte nicht wirklich das fünfte Rad am Wagen sein. „Schau nicht so!“, versicherte Ron jedoch fast augenblicklich angesichts seiner Miene, „Du hast keine Ahnung, was es heißt mit Mione zu lernen…da läuft gar nichts…absolut gar nichts. Und wenn sie erst mal durch ist mit dem Stoff bin ich halb am pennen. Wenn du dabei bist ist das wenigstens nicht ganz so frustrierend.“ Das erleichterte Harry die Entscheidung. „Okay, kein Problem. Aber wehe ich erlebe, wie ihr zwei eine Knutsch-Sesson in meiner Anwesenheit startet.“ „Schön wär’s!“, knurrte Ron frustriert, „Aber das wird nicht passieren! Du müsstest sie doch wirklich kennen.“ Harry konnte sein Kichern nicht unterdrücken. Hatte Ron wirklich erwartet, dass eine Beziehung zu Mione einfach war? Sicher nicht. Und er hatte Recht. Harry kannte Mione gut genug, um zu wissen, dass er vor jeglicher Zurschaustellung gegenseitiger Zuneigung zwischen den beiden sicher war. ~ Stunden später hatte er dann vollstes Verständnis für Ron. Mione hatte eine noch fürchterliche Art zu lernen und zu lehren entwickelt, als sie sie früher schon besessen hatte. Ron war nicht mehr so schlecht wie früher im Unterricht. Das hatte er schon selbst mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit erreicht, doch wie Mione Stoff wiederholte, konnte ein normaler Mensch nicht lernen. „Mione, es reicht. Es ist wirklich nicht nötig, noch einmal den Stoff vom gesamten Schuljahr zu wiederholen. Flitwick hat uns Schwerpunkte gegeben. Das tut er nicht für umsonst!“, stöhnte er Mitleid heischend. Sie wiederholten Zauberkunst und Mione hatte es fertig gebracht, den gesamten Stoff der letzten drei Schuljahre noch einmal zusammenzufassen. Das bekam keiner in seinen Kopf, wenn er da nicht einen Computer versteckt hatte. „Bei deiner Einstellung verstehe ich nicht, wie du es schaffst, so hinterherzukommen, Harry. Du weißt nie, was du an Zusatzwissen brauchen kannst.“, verteidigte sich seine Freundin. „Ich brauche kein Zusatzwissen. Ich muss wissen, was Flitwick von mir sehen will. Darum die Schwerpunkte. Das reicht normalerweise. Wenn mir noch was anderes einfällt schreibe ich es dazu. Wenn nicht, ist es trotzdem genug, wenn ich wusste, was er verlangt hat. Dazu muss ich nicht meine ganze schulische Laufbahn wiederholen.“ Ron begann hinter vorgehaltener Hand zu lachen und Mione warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Hör zu, Mione, ich weiß, dass du immer alles dreimal abgesichert brauchst. Das ist ja auch okay, wenn du es auf die Reihe bringst. Aber ich glaube Ron hat die Schwerpunkte, die Flitwick uns gegeben hat, unter Kontrolle und von mir kann ich dasselbe behaupten. Du kannst wirklich nicht erwarten, dass wir den Stoff der letzten drei Jahre auswendig können.“ Das besänftigte Hermiones Ärger ein wenig und sie lehnte sich zurück. „Ich will doch nur…“ „Schon klar. Du willst auf Nummer sicher gehen.“ Harry grinste, „So wie immer.“ Diesmal lachte sie selbst. „Okay, okay…du hast ja Recht. Was machen wir dann mit dem Rest des Abends?“ Das ließ bei Harry die Alarmglocken schrillen, denn ihr kurzer Blick zu Ron entging ihm nicht. „Ich weiß nicht, was ihr vorhabt, aber ich denke ich geh schlafen!“, brachte er hastig heraus und nun begann Ron richtig zu lachen. Offensichtlich hatte er ihr Gespräch beim Abendessen noch genau in Erinnerung. „Verkneif dir das Grinsen, Ron. Ich warne dich!“ „Schon gut, Harry. Lass uns hier abbrechen und in den Turm gehen.“ Er folgte Harrys Beispiel, der schon seine Sachen zusammenpackte. Hermione war nicht so schnell und Harry wusste, dass das Absicht war. Er schüttelte mental den Kopf. „Lasst euch nicht hetzen, ich finde meinen Weg.“, versicherte er, schon an der Tür. Rons Blick wurde Ernst. „Ist das okay für dich?“ fragte er und Harry grinste. „Sicher, Ron, ich weiß mir schon zu helfen. Nacht, ihr zwei…“ und damit verließ er Miones Studierzimmer. Der fragende Blick, den sie Ron sandte entging ihm nicht. Ron würde eine Menge zu erklären haben, doch das war Harry egal. Es war kurz vor der Ausgangsperre und es war eh an der Zeit, in sein Zimmer zu verschwinden. ~ „Was ist los mit ihm?“ Hermione sah Ron ernst an. „Keine Ahnung, aber ich denke er geht jemandem aus dem Weg!“ „Wieso das denn?“ Hermione war verblüfft. „Mione, woher soll ich das denn wissen? So was sagt mir Harry nicht. Ich merke es nur, wenn er anhänglich wird.“ Hermiones Blick flog besorgt zur Tür. „Meinst du es ist okay, wenn wir ihn alleine ziehen lassen?“ „Sicher, es ist fast Ausgangssperre. Es sind sicher nicht mehr viele Leute unterwegs. Und ich wette, derjenige, der ihm auf den Fersen ist hat schon aufgegeben.“ Das beruhigte sie ein wenig. „Das ist komisch, Ron, ich lasse ihn nie aus den Augen, aber mir ist nicht aufgefallen, dass ihm jemand zu nahe kommt.“ „Du bist lustig, Mione! Wir haben es im letzten Jahr nicht mitbekommen. Denkst du das ist dieses Jahr anders?“ Ron konnte nicht fassen, dass sie so etwas sagte, doch seine Worte versetzten Hermione in Aktion. „Es ist trotzdem seltsam. So unauffällig ist normalerweise niemand. Ich wette da steckt Zauberei dahinter.“ Ron beobachtete, wie Hermione in einem ihrer vielen Bücher zu blättern begann. Wenn er es recht bedachte, könnte sie tatsächlich Recht haben. „Es gibt nicht viele Zauber, die das Tun einer Person verschleiern. Ich erinnere mich, dass Flitwick mal so was gesagt hat.“, fuhr sie unterm Blättern fort. Ziemlich schnell fand sie, was sie suchte. „Da…Obscurus… Das ist der bekannteste Fluch. Einfach anzuwenden und je nach Bedarf zu variieren. Hast du ihn mal beim Starren erwischt, Ron?“ Ihr Freund schüttelte ungläubig den Kopf. „Mione…letztens beim Frühstück, als ihm das Besteck aus der Hand gefallen ist…“ „Oh…“ „Ja. ‚oh’…und wenn ich es mir genau überlege ist er seitdem wieder anhänglich.“ „Stimmt…“ „Und weißt du, was mir noch einfällt…die letzten Monate im sechsten Schuljahr hat er fast ständig ins Leere gestarrt…meinst du…?“ Roch runzelte jetzt ernst die Stirn. Es gefiel ihm gar nicht, wo seine Gedanken hinführten. Mione dachte jedoch ähnlich. „Wir müssen rauskriegen, wer am anderen Ende dieses Starrens ist.“, konstatierte sie. „So wie wir es geschafft haben, ihn mit deiner Signatur im Auge zu behalten?“ Ron hatte ernsthafte Zweifel am Erfolg eines solchen Planes und Hermione wechselte die Farbe. Die Schlappe mit ihrem Aufspürzauber hatte sie noch nicht ganz verwunden und Remus Warnung klang ihr deutlich in den Ohren, doch das verminderte nicht ihre Entschlossenheit. „Ron…du denkst doch dasselbe, wie ich! Was wenn es sein Ex ist?“ Ron warf ihr einen düstern Blick zu. Natürlich hatte sie Recht und natürlich wollte er wissen, wer das gewesen war, schon allein, weil er wusste, was dieser verdammte Typ Harry angetan hatte. „Okay…einen Versuch ist es wert.“, gab er nach. Hermione begann mit entschlossenem Gesicht wieder in ihrem Buch zu blättern. Sie würde einen Weg finden, um den Obscurus zu umgehen – so wahr sie Hermione Granger war. ~ Harry stellte fest, dass er es genoss, wieder einmal für sich allein unterwegs zu sein. Das Schloss war still. Die Schüler achteten darauf, rechtzeitig vor der Ausgangssperre in ihren Gemeinschaftsräumen zu sein. Niemand wollte es riskieren, sich von Filch in den Gängen erwischen zu lassen. Harry machte sich um so etwas keine Gedanken. Der permanente Obscurus persona, der im letzten Schuljahr über ihn gelegt und versiegelt worden war, sorgte dafür, dass Filch ihn nicht einmal dann bemerkte, wenn er direkt vor ihm stand, solange er es nicht wollte. Das war der einzige Vorteil dieses verdammten Überbleibsels. Harry konnte damit sogar manchmal die Aufmerksamkeit im Unterricht von sich ablenken. Der Einzige, bei dem das nicht funktionierte war Draco und der Grund dafür war der zweite, versiegelte Zauber den niemand hatte rückgängig machen können. Der Ligamentum-Zauber verband Draco mit ihm und sorgte dafür, dass sie sich gegenseitig immer und überall finden konnten, solange sie nicht durch Passwort geschützte Türen aufgehalten wurden. Heute machte er sich darum gar keine Gedanken. Draco war entweder in den Kerkern oder kam seinen Pflichten als Vertrauensschüler nach und Harry wusste, dass der Slytherin andere Ecken des Schlosses bevorzugte, um sie zu patrouillieren. Auch hatte er vermutlich inzwischen begriffen, dass Harry ihm bewusst aus dem Weg ging. Er machte sich keine Sorgen ihm zu begegnen und das beruhigte ihn. Er konnte Dracos erneute Aufmerksamkeit nicht gebrauchen. Sie zerrte an seinen Nerven, alarmierte all seine Sinne und ließ ihn Träume haben, die er am liebsten vergessen wollte. Seit ihm klar war, dass Draco tatsächlich die erwarteten Schlüsse aus seinem Verhalten beim Quidditch gezogen hatte und der Blonde sein neues Ziel zu verfolgen begonnen hatte, war der Gedanke Snapes Trank jede Nacht zu nehmen verführerisch, denn zu seinen vermutlich inzwischen unbewussten Alpträumen, die ihn nicht einmal im Schlaf wirklich Ruhe finden ließen, waren wieder andere sehr bewusste Träume dazu gekommen. Er mochte es überhaupt nicht, nachts verschwitzt und bis in die letzte Zelle seines Körpers erregt aus dem Schlaf zu schrecken. Gleichzeitig schockierte es ihn, wie genau er sich an Dracos Taktik erinnerte. Aufmerksamkeit erregen war die erste Stufe seiner Verführung, mit Worten, mit Gesten und mit Blicken. Er war froh, das Ganze auf Blicke reduzieren zu können, indem er den Slytherin nicht an sich heran ließ. Alles andere wäre fatal. Im Grunde konnte er nur hoffen, dass der Blonde schnell das Interesse verlor. Harry konnte es nicht haben, dass er ihn wieder mit seinen Worten aus dem Takt brachte, Berührungen provozierte, die sein Blut zum kochen brachten und ihm zweifelsfrei klar machte, dass er ihn haben wollte. Das wäre das Ende für seine erzwungene Stabilität. Gedankenverloren, fand er sich wieder einmal dabei, wie er in die Nacht hinausstarrte, mitten im Gang zu den Treppen, an einem der vielen großen Fenster, die den Blick hinaus in die sternenklare Nacht und hinüber zum Verbotenen Wald regelrecht provozierten. ~ Draco starrte minutenlang auf Potters Gestalt am Fenster. Er war kaum zu erkennen im blassen Licht der Sterne und schien so erschreckend friedlich. Er hatte nicht erwartet, dass sich doch noch so schnell eine Gelegenheit ergeben würde, den Gryffindor allein zu erwischen. Es war eigentlich ein hoffnungsloser Versucht gewesen, als er nach seiner letzten Runde im sechsten Stock noch einen Abstecher in Richtung Gryffindorturm gemacht hatte. Und nun stand er hier und debattierte mit sich selbst, wie er den Schwarzhaarigen am besten angehen könnte. Provokationen kamen nicht in Frage. Er wollte keine Handgreiflichkeiten, die Potter schaden könnten und er wollte ihn auch nicht verbal attackieren. Um genau zu sein, wollte er ihn in die Arme nehmen und wenn möglich um den Verstand küssen, um endlich sicher sein zu können, dass Potter tatsächlich nicht immun gegen ihn war. Das erschien jedoch sogar ihm ein wenig übereilt. Immerhin war das Potter und Draco wusste, dass dieser mit seinem Zauberstab umgehen konnte. Er entschied sich den Mittelweg zu nehmen. Entgehen lassen würde er sich diese Chance nicht. Weiterhin unter Desillusio und Silentium verborgen nährte er sich Potter, der noch immer bewegungslos am Fenster stand. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du mir ausweichst, Harry?“ Harry fuhr der Schrecken durch alle Glieder und er schoss herum, wie von Furien gehetzt. Das Resultat war, dass er Draco mit der linken Schulter touchierte und das Gleichgewicht verlor. Vertraute Hände hielten ihn vom Fallen ab, eine wohlbekannte Stimme schalt ihn beinahe amüsiert für seine Unvorsichtigkeit und Harrys Blickfeld begann zu verschwimmen, so schwindelig war ihm plötzlich. Er sah sich von Draco gehalten, enger, als ihm lieb sein konnte. „Hey, hey, hey…das war nicht unbedingt der Effekt, den ich erzielen wollte…auch wenn es mir schmeichelt, dass du angesichts meiner Nähe ins Taumeln gerätst.“ „Malfoy…“, keuchte Harry und wollte sich aus Dracos Reichweite bringen, doch das Schwindelgefühl nahm zu und seine Finger krallten sich in Dracos Oberarme. „Schhh…beruhige dich. Himmel bist du schreckhaft.“ , schoss es Harry durch den Kopf. <…ich Idiot hab ihn mit der Schulter touchiert…das Fluchmal schüttet zu viele Botenstoffe aus.> Zusätzlich dazu lag auch noch Dracos Hand auf seiner linken Schulter und provozierte trotz Fixierung die Abwehrreaktion des Fluches weiter. Er verspürte Übelkeit und wusste, dass er eigentlich schon ohnmächtig sein müsste, doch offenbar war er inzwischen so stark immunisiert, dass es für eine Ohnmacht mehr brauchte und so bekam er den ganzen Prozess quälend deutlich mit. Sein Magen revoltierte und der Schwindel wurde unerträglich. Sein Wunsch Draco wegzustoßen ebbte ab, denn der Blonde wurde zu seinem Focus. Als Harrys Kopf gegen seine Schulter fiel, begriff Draco, dass etwas anderes nicht stimmte. „Potter, was ist los? Potter…Harry, rede mit mir…!“ Harry konnte nicht reden, seine ganze Welt schwankte im Moment und er musste den Mund geschlossen halten, um sich nicht zu übergeben. Seine rechte Hand suchte fahrig nach dem Riemen seiner Schultasche. Das Gegenmittel war im Seitenfach, doch er hatte keine Ahnung, wie er es finden sollte. Wenn er doch nur endlich ohnmächtig werden würde. Er musste würgen und das alarmierte Draco nachdrücklich über den Ernst der Situation. „Bei Merlin, Potter, was ist es? Soll ich dich zur Krankenstation bringen?“ Harry kämpfte gegen die Übelkeit an. „Gegen…das Gegen…mittel…“, brachte er heraus, bevor ihm die Knie nachgaben und er sich die Hand über den Mund schlug, um sich nicht übergeben zu müssen. Wie bei einem Geistesblitz sah Draco ein Bild vor sich, als er Harrys ganzes Gewicht abfing und ihn weiter aufrecht hielt: Potter auf dem Quidditchfeld und Granger, wie sie ihm eine blutrote Flüssigkeit verabreichte. „Wo ist es?“ Potters Tasche glitt zu Boden, als er mit der Rechten danach greifen wollte. Und Draco ging in die Knie. Vorsichtig ließ er Harry weiterhin von seinen Armen gehalten in sitzende Position zu Boden gleiten. Es würde dessen Übelkeit nicht bekommen, wenn er ihn hinlegen ließ. Mit der Linken begann er hastig die Seitentaschen von Potters Tasche zu durchsuchen und fand die kleine Ampulle in der letzten. Er schnippte den Korken heraus und hielt sie an Harrys blasse Lippen. Nicht sicher, wie viel er nehmen musste, war er sehr vorsichtig dabei. Schon beim ersten Tropfen wich die Spannung aus Harrys Körper. Der Trank gelangte sofort ins Blut und entfaltet seine neutralisierende Wirkung. Die Übelkeit klang ab und die Umgebung hörte auf zu schwanken. Harry spürte den Arm um seine Schulter und den Körper, gegen den er gelehnt war. Der Drang sich fallen zu lassen wurde einen Moment lang übermächtig, bevor die Stimme in seinem Kopf zu schreien begann. Mühsam brachte er sie zum Schweigen und versuchte sich unter Kontrolle zu bekommen. Er wollte nur noch weg von Draco. Draco starrte in das blasse Gesicht seines Ex-Rivalen. Die alabasternen Züge hatten sich entspannt und er wusste, dass der Trank gewirkt hatte. Gleichzeitig zweifelte er nicht eine Sekunde daran, dass Harry bei Bewusstsein war. Sein Plan kam ihm wieder zu Bewusstsein und paarte sich mit der Tatsache, dass der Gryffindor im Moment ziemlich hilflos war. Sie hatten den körperlichen Kontakt, den er sich erhofft hatte und er bekam seine Chance. Den rechten Arm noch immer sicher um Harrys Schultern, hob er die Linke und strich mit sanften Fingern über die blasse Wange seines neuesten Favoriten. Ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht bei dieser gedanklichen Bezeichnung. Es hatte keinen Sinn zu bestreiten, dass Harry Potter schon lang zu seinem Favoriten aufgestiegen war. Zärtlich glitt sein Daumen über Potters farblose Lippen und wischte den Rest des Trankes weg, der dort noch schimmerte. „Malfoy, STOP!“, kam Harrys Stimme rau über seine Lippen, doch Draco ahnte, dass er im Moment noch nicht zu mehr im Stande war. „Wieso? Die Gelegenheit ist günstig.“ In Harrys Kopf begann es erneut sich zu drehen. Zweifellos hatte er Dracos Ambitionen unterschätzt. Der Blonde wusste, dass vorbei war, was ihn gerade erschüttert hatte und nutzte die Gelegenheit gnadenlos aus. Er wollte den Kopf wegdrehen, doch Dracos Finger hinderten ihn daran und liebkosten weiter sein Gesicht. Harrys Herzschlag beschleunigte sich noch ein wenig mehr. Unauffällig begann er mit der Rechten nach seinem Zauberstab zu suchen. Er musste weg von Draco, denn sein Körper reagierte, ob er wollte oder nicht. Da interessiert nicht einmal sein geschwächter Zustand. Draco beobachtete mit Befriedigung, als sich Harrys blutleere Wangen unter seiner Berührung pink zu färben begannen. „Ich liebe es, wenn du wehrlos bist!“, schnurrte er regelrecht und beugte sich näher zu seinem Opfer um den Duft nach grünen Äpfeln zu genießen, den er so erschreckend klar in Erinnerung hatte. Es war berauschend. Und es war befremdend vertraut. „Ich bin nicht wehrlos!“, kam es da jedoch von Harry und Draco spürte die Spitze eines Zauberstabes in den Rippen. Das rang ihm nur ein breites Grinsen ab. „Doch…bist du! Du wirst mir nichts tun. Du kannst nicht…und wir beide wissen, warum.“ Ein leises Keuchen war die einzige Antwort, die er erhielt. Entschlossen schob er seinen rechten Arm unter Harrys Kniekehlen, sicherte seinen Halt um seine Schultern und stand auf. Der Schwarzhaarige war so dürr, dass ihm das kaum Mühe machte und Harrys Protestlaut war Musik in seinen Ohren. „Malfoy…spinnst du?“ Grüne Augen flogen auf und Entsetzen war darin zu sehen. Draco verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln. „Wohin, Sweetheart? In den Turm oder auf die Krankenstation. Und mach dir keine Hoffnungen. Runter lasse ich dich nicht.“ „Malfoy, ich hex dich in die nächste Woche. Und glaub mir ich kann das!“ „Das bezweifle ich nicht! Ich denke mal, in den Turm. Du fängst dich schon wieder!“ Und damit setzte er sich mit sicheren Schritten in Richtung des Gryffindorturmes in Bewegung. Harry hatte das Bedürfnis ihn mit seinem Zauberstab zu schlagen, während sein Verstand von Erinnerungen bombardiert wurde und Dracos Nähe seine Sinne benebelte. Gott im Himmel, nichts hatte sich geändert. Beherrschung war erneut ein Fremdwort für ihn und er war tatsächlich wehrlos. Es stand nicht zur Debatte, Draco zu verhexen, schon allein deswegen, weil die Landung für ihn dann vermutlich sehr unsanft sein würde. Ein paar Minuten später erreichte Draco mit seiner Last den Gang, in dem seine ziellose Suche vor Monaten immer geendet hatte, wenn Potter in seinem Bett schlief anstatt sich draußen rum zu treiben. Harry, auf seinen Armen schwieg zweifellos aus Protest und starrte ins Leere. Es bewies Draco, dass er noch nicht wieder wirklich fit war. Jetzt rührte er sich jedoch. „Lass mich runter.“ „Wieso? Ich dachte ich könnte dich ins Bett schaffen…“ Farbe schoss in Harrys Wangen, sehr viel intensiver als beim ersten Mal und der Zauberstab stach jetzt ernsthaft in seine Rippen. „Malfoy, glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, was du tust. Mach dir keine Illusionen. Du wirst dein Ziel nicht erreichen. Ich kenne jeden deiner Tricks. LASS.MICH.RUNTER.“ Irritiert tat Draco, was Harry verlangte, ohne ihn jedoch los zu lassen, denn er war noch immer wackelig auf den Beinen. Harry wusste, was er tat? Er kannte jeden seiner Tricks? Wie sollte das möglich sein? Ein heftiger Stoß vor die Brust befreite Harry aus seiner Umarmung und er taumelte gegen das Portrait einer scheußlich fetten Frau im rosa Kleid, die irritiert die Augen aufschlug. Energisch richtete sich der Schwarzhaarige auf, warf Draco einen letzten, giftigen Blick zu, wandte sich ab und ging sich mühsam gerade haltend davon. Gleich darauf war er um eine Ecke verschwunden, doch der Blonde stand noch immer am selben Fleck. Wie konnte Harry wissen, was er tat? Wie war das möglich? Woher konnte er das wissen? Draco war niemand, der durch die Gegend rannte und wahllos Kerle anmachte. Niemand konnte wissen, was er tat, denn bei niemandem hatte er sich bisher so viele Gedanken gemacht, wie bei Harry Potter. Im Allgemeinen reichte eine Nachricht mit einem Treffpunkt und der Uhrzeit. Ein Räuspern riss Draco aus seinen rasenden Gedanken und er begriff, dass es die Frau in dem Portrait war. Sie maß ihn aus interessierten Augen, bevor sie freundlich lächelte und meinte: „Dich hab ich hier aber schon lange nicht mehr gesehen…“ tbc R&R please! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)