Morgentöne von Carnidia (Die Geliebte eines Torwächters) ================================================================================ helles Licht der Nacht ---------------------- Liegt es an mir? ... oder liegt es an dir? Ich kann es nicht abschätzen. Normalerweise bin ich gut darin Menschen ein zu schätzen. Sie unterschätzten mich, lassen sich von meinem Äußeren täuschen. Dem kindlichen Gesicht. Der großen, runden Brille. Dem höflichen Lächeln. Urteilen vorschnell, wie sie es so gerne tun. Nur das äußere zählt. Doch wenn es um dich geht, versagt all meine Menschenkenntnis. Gerade wenn du schlafend neben mir liegst und ich wieder einmal von dunklen Träumen meiner Vergangenheit aufgeschreckt wurde, kommen solche Fragen über mich. Sie überfallen mich wie ein Rudel hungriger Wölfe und verbeißen sich in mir. Unbarmherzige, zweifelnde Gedanken, die mich weiter und weiter quälen, wo eigentlich Gewissheit herrschen sollte. Du hast schon oft den Kopf geschüttelt, wenn du mich abfällig von mir selbst hast reden hören und mich mit energischen und liebevollen Worten zurecht gewiesen. Trotzdem ... die große Schlange hat mich gelehrt, was rücksichtslose Offenheit heißt. Keine Schwäche vertuschen, damit man immer stärker wird. Die eigenen Fehler ins Auge fassen um sie ausheben oder eben lassen zu können. Ich kann mich nicht vor mir selbst täuschen und die süße Unwissenheit der Einfalt war mir schon immer verwehrt. Ein scharfer Verstand, der einem ermöglicht mehr zu sehen, als man es selbst will ... ein Fluch, wenn man mich fragt. Bin ich Undankbar? ... mag sein. Früher habe ich mein Talent und mein Können gehasst. Hätte ich gekonnt, hätte ich sie mir ausgekratzt. Alles hätte ich getan, damit er niemals auf mich aufmerksam geworden wäre und mich nicht zu sich geholt hätte ... aus den Händen meiner geliebten Eltern, die nun unerreichbar für mich sind. Otogakureninja haben Konoha mehr Unrecht angetan, als ich zählen kann und so werde ich sie nicht für ihre Meinung verurteilen. Sie sind eindeutig im Recht und ich bin der letzte, der es ihnen verdenken könnte, denn wer kennt die Leiden der Opfer besser, als der Mörder selbst? Dennoch ... ich hasse meinen Meister nicht. In keiner Sekunde. Ich kenne ihn vielleicht zu gut. Rücksichtslose Offenheit. Er ist kein Spielball seiner selbst, dazu ist er zu intelligent. Vielleicht könnte man ihn als Sklaven seines Wissens bezeichnen. Auf ewig unverstanden. Selbst mir werden die verschlungenen Wege seiner Gedanken wohl für immer verborgen bleiben. Selbst ich wirke neben ihm wie ein kleines dummes Kind, das nicht einmal in der Lage ist 1 und 1 zusammen zu zählen. Er ist ein Schachspieler, der alle Wege des Spieles schon beim ersten Zug erkennt. Ist es da ein Wunder, dass er so oft über die Dummheit seiner Mitmenschen erzürnt ist? Dass er inzwischen gar nicht mehr in der Lage ist sie als gleichwertig zu betrachten? Arroganz oder Frustration ... ich bin nicht derjenige, welcher dazu bestimmt ist über ihn zu urteilen. Aber ich bin mit in seinem Kreis gefangen. Er hat mich an sich gekettet. Nicht mit dem Fuin, wie man vielleicht vermuten möchte, sondern mit Offenheit. Ich hatte es nicht erwartet und das war mein größter Fehler. Er hat mir offenbart, was hinter ihm steckt und nun kann ich ihm die Maske, welche alle anderen ihm aufpressen, nicht mehr verwenden. Sie ist endgültig für mich zerbrochen. Nicht einmal du verstehst das, wo du mich doch besser als die meisten kennst. Immer wenn ich von Ihm zurückkehre, zerschunden und zerkratzt, manchmal kaum mehr in der Lage selbst zu gehen, blickst du mich mit diesem ganz besonderen Blick an. Traurig und ein bisschen vorwurfsvoll. Ich weiß dass du ihm zürnst. Du verstehst nicht, was ihn zu diesen Taten treibt und warum ich trotzdem bei ihm bleibe. Wie könntest du auch, wo ich es dir doch niemals erklärt habe. Doch ich möchte nicht dass du ihn verstehst. Du würdest in den gleichen verfluchten Teufelskreis gezogen werden in dem ich mich bereits befinde. Zu tief um noch einmal Atem hohlen zu können. Wie oft haben wir uns unsere Liebe bereits gestanden? ... ich habe es nicht gezählt. ...du? Dass ich dich Liebe ... es ist eine Wahrheit an die ich mich klammere, wie ein verdurstender an den rettenden Wasserschlauch. Und doch sind wir uns so fern ... Fremde die nebeneinander leben. Du bist eine sehr offene Person und trägst dein Mitleid für andere direkt auf dem Herzen. Niemand ist vor deine Hilfsbereitschaft sicher, auch ich, der Verfluchte, der Verhasste, nicht, und du hast mir ohne zu zögern alles an dir offenbart. Doch anders herum? Ich zögere dir zu zeigen wer ich wirklich bin, denn ich kenne auch die dunklen Winkel meiner Seele nur zu gut. Ich frage mich oft, ob dir überhaupt klar ist, dass du einen Mörder liebst, denn mich mit einem anderen Begriff zu bezeichnen wäre reine Schöntuerei. Du bist nicht dumm. Ich weiß, dass du es weißt, aber ob es dir wirklich bewusst ist? Das Blut an meinen Händen ist alles andere als ausschließlich das von Verbrechern. Es sind Kinder, Mütter und unschuldige Bauern. Ich habe dich bereits danach gefragt. Denn ich kann es nicht verstehen. Und ich möchte es. Möchte begreifen, was du an mir findest, damit ich es schützen kann. Immer wieder, wie du es nur mit deinem Gewissen, deinen hohen Moralvorstellungen vereinbaren kannst, einen solchen Dämon zu lieben. Doch eine wirklich klare Antwort habe ich nie erhalten. Oft hast du gesagt, dass es nicht an dir läge zu urteilen. Es mag sein, dass du recht hast ... wie wenig weißt du von mir ... Aber wenn nicht du ... wer wird es dann tun? Verdrängst du es vielleicht auch nur oder hast du es tatsächlich einfach akzeptiert? Ziehe ich dich bereits mit in die schwarze, stickige Dunkelheit ohne dass du es bemerkst? Ich will das nicht. Ich will nicht dein Licht ersticken, denn ich brauche deine Reinheit um meine von der Schlange geschenkte, aber aus mir selbst geborene Schwärze zu ertragen und das Gefühl dich dabei zu beschmutzen lässt mein erkaltetes Herz schmerzen. Du drehst dich etwas im Schlaf und das Mondlicht fällt auf deinen zarten Nacken. Drei schwarze, tropfenförmige Male werden sichtbar und heben sich unheilvoll ab. Nicht einmal davor konnte ich dich bewahren. Ich habe mich oft gefragt, wofür all meine Macht überhaupt sinnvoll ist, wenn ich gerade dich nicht beschützen kann. Weder vor mir noch vor ihm ... und nun liebst du mich. Trotz Orochimaru. Trotz meiner Morde die ich begangen habe und noch begehen werde. Ich habe auch schon für dich getötet. Quält dich das? Du hast mir gegenüber niemals etwas derartiges erwähnt. Manchmal verspüre ich den beinahe unbändigen Wunsch in deine Gedanken einzudringen um zu sehen, was du nur über mich denkst. Doch ich werde dich nicht verletzten. Solange du bei mir bleibst und mich nicht fürchtest soll mir das genug sein. Ich weiß, dass ich dich nicht gehen lassen werde, sollte sich das jemals ändern ... ist dir das eigentlich klar? Dich in den Armen eines anderen zu sehen, wäre etwas das ich nicht ertragen könnte. Eher würde ich dich in die Keller dieses Anwesens sperren und dich zwingen nur noch mich zu sehen. Ich weiß dass das nicht funktioniert. Mein Verstand führt mir das wie immer mit unerbittlicher Klarheit vor Augen. Doch ich kann auch nicht aufhören dich zu begehren. Schon damals nicht, als es mir noch verboten war und jetzt, da ich mit allem was mich ausmacht dir verfallen bin ist es ohnehin zu spät. Schon alleine dass andere Männer dich anlachen oder mit dir Reden ... ich könnte sie dafür köpfen ... oder langsam zu Tode foltern. Hauptsache sie bereuen überhaupt jemals nett zu dir gewesen zu sein. Und doch schäme ich mich für diese Gedanken. Du gehörst mir nicht. Deine Liebe ist ein Geschenk, welches ich nicht erzwingen kann. Auch hier ist meine Macht absolut sinnlos. Ich kann nur auf die Worte vertrauen, die du immer wieder wiederholst, weil du weißt wie sehr der Zweifel mich von innen her auffrisst. Ich habe einmal meine Zweifel offen geäußert in Wut und im falschen Ton und hätte dich dadurch beinahe verloren. Das ist es was mich auch in Zukunft aufhalten wird, dir falsche Vorwürfe zu machen. Dieser verletzte Ausdruck, die Tränen in deinen Augen ... er brannte sich in mein Gedächtnis ein ... ich will dich nie wieder so aus reiner Eifersucht verletzen. Und doch nagt dieses Gefühl an mir. Auch wenn du ständig etwas anderes behauptest. Ich bin nicht schön, ich weiß das. Natürlich nicht hässlich ... vielleicht sogar hübsch, aber schön bin ich nicht. Es heißt Schönheit liege im Auge des Betrachters. Vielleicht ist das der Grund warum du bei mir bist. Aber was wenn sich dieser Winkel verändert? Ich werde älter werden. Ich bin jetzt bereits beinahe ein Jahrzehnt älter als du. Noch zwanzig Jahre und dann werden meine Reflexe zu schlecht sein um Orochimaru noch weiter zuverlässig dienen zu können. Ich weiß nicht, was er dann mit mir tun wird. Vielleicht kann ich es mit meiner bis dahin gesammelten Macht verhindern. ... vorausgesetzt ich überlebe überhaupt so lange. Die Aufträge von Orochimaru sind nicht leicht zu vollziehen. Einmal werde ich versagen. Und dann? Was wird dann aus dir werden? Nun bist du an ihn gekettet und auch mein Tod wird nicht`s mehr daran ändern. Doch du hast nie gezeigt, dass du es bereust. ‘Es ist wie es ist’ würdest du sicher sagen, mit den Schultern zucken und schief grinsen. Ich frage mich oft, woher DU dein Licht ziehst? Doch vielleicht brauchst du nicht wie ich, der aus dem Dunkeln kommt, etwas dass dir Licht gibt. Du lässt es aus dir selbst entstehen und hast genug auch noch andere daran teilhaben zu lassen. Arme Kreaturen wie ich, welche von so vielen beneidet werden. Und doch ... nun da ich dich habe bin ich zu beneiden. Niemand sonst kann behaupten dein Herz in seinen Händen zu halten. Auch wenn ich wohl nie verstehen werde, wie du auf diesen irrsinnigen Gedanken kamst es ausgerechnet mir zu schenken. Fragen über Fragen. Eine Ungewissheit reiht sich an die Nächste und zeiht weitere Zweifel hinter sich her. Als die Sonne das rötliche, warme Licht des Morgens über unser Dorf ausstrahlt, weiß ich wie immer nur noch eines. Dass ich dich liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)