Gewitternacht von chaska ================================================================================ Kapitel 1: Gewitternacht ------------------------ Diese Geschichte habe ich schon vor ziemlich langer Zeit geschrieben. Jetzt habe ich sie wieder rausgekramt und etwas überarbeitet. Mal sehen, wie sie euch gefällt. Viel Spaß beim Lesen. ********************************************************************* Gewitternacht Es wird Nacht. Mit jeder Faser meines Körpers spüre ich die herannahende Dunkelheit. Doch diese Nacht wird anderes als die gestrige und anders als alle anderen davor. ************************************************************* Vorgestern Mittag war ich bei strahlenden Sonnenschein im Dorf Petrula am Fuße der Karparten angekommen. Ich wollte endlich mal Ferien machen, weit ab von Touristentrubel und dem Streß der überfüllten Urlaubsorte. Mein Chef hatte mir die Adresse von seinen hier Bekannten gegeben, und mir vorgeschwärmt, wie gastfreundlich die Rumänen wären. >Machen Sie dort Urlaub Fräulein Marina, und Sie werden begeistert sein.< Irgendwie hatte ich mich davon überzeugen lassen und hatte zwei Tage später meinen Koffer gepackt. Die Bekannten von meinem Chef wohnten in Petrula, einem Dörfchen abseits der Straßen und mein Mietwagen mußte teilweise echt kämpfen, um die besseren Feldwege, hier genannt Straßen zu bewältigen. Die Landschaft entschädigte mich aber reichhaltig für die Strapazen. Tiefgrüne Wälder breiteten sich links und rechts an den steilen Hängen der Hügel aus. Ab und zu blitzte ein See, wie ein Saphir auf grünem Samt hervor. Das Städtchen kam in Sicht. Eigentlich war es nur ein kleines Dörfchen. Der Kirchturm überragte alle Häuser. Als ich im Dorf einfuhr, erregte mein Wagen sofort Aufmerksamkeit. Es kamen anscheinend nicht oft Fremde hierher. Einige Leute kamen herbei und erkundigten sich freundlich, ob sie mir helfen könnten. Da ich Rumänisch mal in einem Abendkurs gelernt hatte, bereitete es mir auch keine Mühe mich nach meiner Gastfamilie zu erkundigen. Mit wortreichen Erklärungen lotste man mich zu einem kleinen Haus nahe des Ortsausgangs. Ich ließ den Wagen vor einem schneeweißen Gartenzaun ausrollen und stieg aus. Die Sonne ließ die Blumen in dem kleinen gepflegten Vorgarten leuchten Ich reckte meine müden Knochen, dann nahm ich meine Tasche und betrat den Vorgarten durch eine kleine Tür. Die Haustür wurde aufgerissen und eine rundliche Frau erschien im Türrahmen. "Willkommen, Marina. Ihr Chef hat Sie schon angekündigt." Herzlich umarmte sie mich und führte mich ohne große Umstände in das Haus. Die Tasche stellte ich im Flur ab und wurde dann in die Stube geleitet, wo ich von ihrem Mann und ihrem Sohn begrüßt wurde. "Dieser Tag ist wunderschön. Juri, unser Sohn ist aus Budapest hergekommen, um seine Semesterferien hier zu verbringen." Juri reichte mir die Hand. "Ich kenne mich hier aus. Wenn du Interesse hast, dann kann ich dir morgen die Umgebung zeigen." Es wurde ein fröhlicher Abend und als ich später in mein Bett fiel, hatte ich das sichere Gefühl, einen wundervollen Urlaub hier zu verleben. ********************************************************************************* Juri und ich waren schon am frühen Morgen aufgebrochen. Strahlender Sonnenschein begleitete uns auf unserer Wanderung. Juri war ein guter Fremdenführer, und er liebte seine Heimat, daß bewies er mit jedem Wort. Er erzählte Legenden, die sich um verschiedene Orte hier rankten und es gab soviel zu sehen, daß die Zeit viel schneller als gedacht verging. Wir bemerkten gar nicht, daß das Wetter umschlug. Erst dunkles Grollen machte uns aufmerksam, daß ein Gewitter nahte. Der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt und der Wind beutelte die Wipfel der Bäume. Zusätzlich näherte sich der Tag auch seinem Ende. Wir hatten uns wirklich mit der Zeit vertan. "Komm schnell die Gewitter sind hier nicht zu unterschätzen", Juri drängte mich zur Eile. Gemeinsam hasteten wir den Weg zurück. Doch bald wurde klar, daß wir es nicht mehr schaffen würden. Juri wich vom Weg ab und zwängte sich durchs Unterholz. "Wohin willst du eigentlich?", keuchte ich und versucht so gut wie möglich mit ihm Schritt zu halten. "Es gibt hier in der Nähe ein verlassenes Herrenhaus. Ich habe als Kind dort oft gespielt. Dort können wir das Gewitter abwarten." Die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf, gab mir neue Kraft. Urplötzlich blieb Juri stehen. Fast rannte ich noch auf, so plötzlich kam seine Aktion. Vor uns breitete sich eine Lichtung aus. Inmitten der freien Fläche erblickte ich ein großes Haus. Ein Schauder rann mir über den Rücken, als ich diesen grauen Kasten sah. Er kam mir irgendwie bedrohlich vor. Aber wahrscheinlich machte es nur die herannahende Dunkelheit und das gelegentliche Licht der herbeizuckenden Blitze. "Komm!!", Juri packte meine Hand und gemeinsam liefen wir auf das Haus zu. Wir hatten schon die Hälfte der Strecke geschafft, als der Himmel seine Schleusen öffnete. Ein wahrer Sturzbach kam herab und durchnäßte uns in Sekundenschnelle. Wir erreichten das Hausportal, das mit einem dicken Holzbalken versperrt war. "Der ist neu", rief Juri und stemmte sich dagegen. Ich packte mit an und gemeinsam hoben wir den Balken an, der dann aus seiner Halterung rutschte und mit einem Krachen zu Boden stürzte. Juri riß die Eingangstür auf und drängte mich hinein. Ich stolperte in eine völlige Dunkelheit. Modergestank wehte mir entgegen und hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Rücken. Mit einem Seufzer schloß Juri hinter mir die Tür. "So daß hätten wir geschafft.Es gibt hier unten einen Kamin, wenn ich mich recht erinnere. Warte hier." Ich hörte, wie Juri in seiner Jacke suchte und wie plötzlich ein Feuerzeug aufflammte und eine kleine Insel der Helligkeit schuf. Dunkle Schatten huschten über Juris Gesicht und gaben ihm ein fast dämonisches Aussehen. Er entfernte sich und Minuten später flammte links von mir ein Feuer auf und verbreitete wohltuende Helligkeit. Eine trostlose Halle breitete sich vor meinen Augen aus. Der Staub der Zeit bedeckte den Fußboden und vereinzelt lagen Teile längst zerbrochener Möbel herum. Über allem schwebte dieser entsetzliche Modergeruch. Ich ging zum Feuer und wärmte mir die Hände. Der Regen prasselte an die verschlossenen Holzläden an den Fenstern und donnernde Grollen ließ vermuten, daß das Gewitter direkt über uns befand. Juri schob ein abgebrochenes Stuhlbein ins Feuer. "Hier unten gibt es nicht genug Brennstoff mehr um das Feuer die ganze Nacht in Gang zu halten" , sagte er und sah sich um. "Ich kann ich daran erinnern, daß in den oberen Räume noch teilweise Möbel standen. Ich sehe mal nach, ob ich oben etwas finde." "Soll ich helfen ?", fragte ich halbherzig. Irgendwie gefiel mir der Gedanke nicht in diesem alten Kasten herumzulaufen. "Nein, nein, daß schaffe ich schon allein. Sieh du nur zu, das du trocken wirst." Juri ging zur Treppe und schritt langsam nach oben. Das Knarren der alten Holzbretter begleitete jeden seiner Schritte. Nach wenigen Metern verschwand er in der Dunkelheit, weil der Lichtschein des Kaminfeuers nur die untersten Stufen erhellte. Ich hörte jedoch noch, wie Juri oben eine Tür öffnete, dann kehrte Stille ein. Ich war allein. Es war schon ein komisches Gefühl, was mich da überfiel. Die Stille schien mich zu erdrücken. Ich fing leise ein Lied zu summen, nur um mich abzulenken. Den klatschnassen Mantel zog ich aus und hing ihn über die Lehne des einzig ganz gebliebenen Sessel, den ich vor den Kamin zog. Der Wind fegte wie ein hungriges Tier um das Gemäuer. Das Feuer flackerte unruhig und allmählich begann sich der Eingangsraum zu erwärmen. Mein Blick fiel auf die geschlossene Eingangstür. Ein eigenartiger Schatten fiel mir auf und ich trat näher an die Tür. An der Innenseite war eine Knoblauchstaude befestigt, die so vertrocknet war, daß sie schon zu Staub zerfiel, wenn sie nur schief ansah. Seltsam. Mit einem Schulterzucken wandte ich mich wieder ab. Dann fiel mein Blick auf meinen Uhr. Mit einem Stirnrunzeln betrachtete ich die beiden Zeiger. Juri war jetzt schon fast eine halbe Stunde weg, solange konnte es doch unmöglich dauern ein bißchen Holz aufzutreiben. Eine unerklärliche Angst befiel mich. "Juri!?!", meine Stimme hallte in dem verlassenen Raum. "Juri, wo bist du?" Keine Antwort. Ich war schon versucht ihm zu folgen, als ich hörte, wie sich im oberen Stockwerk eine Tür knarrend öffnete. Das konnte nur mein Begleiter sein. "Juri, Gott sei Dank! Wo warst du denn ?", rief ich aus und sah die Stufen hinauf. Tiefes Schweigen war die Antwort. Nur die schweren Schritte näherten sich. Die Stufen der Treppe begannen zu knarren und zeigten, das derjenige nun die Treppe hinabkam. Meine Augen versuchten vergeblich die Dunkelheit zu durchdringen. "Juri, bist du das ?? Mach keinen Quatsch", rief ich verärgert. Auf solche Geisterspielchen stand ich wirklich nicht. Ein hohles Kichern klang von ober herab. "Ich komme Herzchen, nur keine Panik !!" Ein Schauder rann über meinen Rücken. Das war auf gar keinen Fall Juri. Ein Fremder kam da langsam die Treppe herab. Wie gebannt starrte ich auf die Stufen, unfähig nur einen Finger zu rühren. Geschweige denn einen Schritt zu tun. Plötzlich erschienen Beine im Schein des Feuers und eine unheimliche Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit. Die Kleidung war alt, daß sah man auf den ersten Blick. Langsam, als genieße sie ihren Auftritt kam sie näher. Ich erschrak, als ich in das Gesicht eines uralten Mannes sah. Schneeweißes Haar hing ihm strähnig in sein Gesicht und stechende dunkle Augen musterten mich gierig. Ja, .... gierig ein anderes Wort fiel mir dazu nicht ein. Er blieb stehen und sah mich an. Sein Blick glitt über musternd über mich. "Du bist sehr schön", seine Stimme klang wie ein Reibeisen und ein Lächeln kerbte seinen faltigen Mund. Mein Gott, dass konnte alles nicht wahr sein, was ich da zu sehen bekam. Zwei seiner Zähne waren überlang und berührten fast seine Unterlippe. Mörderische Vampirhauer. Das war ein Scherz. Das mußte Juri arrangiert haben. Das konnte einfach nicht wahr sein. "Verdammt, Juri!", rief ich wütend. " Das ist echt nicht lustig. Hör auf mit dem Scheiß!" Ein hohles Kichern war die Anwort und das kam von dem alten Mann. Von Juri war kein Ton zu hören. "Kindchen... das ist kein Spaß. Glaub mir. Zumindest für dich wird es kein Spaß, bei mir sieht das jedoch anders aus. Schon viel zu lange habe ich kein frisches Blut gekostet und du bist genau, was mir gefehlt hat. Komm, Herzchen lass dich umarmen." Ich stand einem Vampir gegenüber. Kein Zweifel! Meine Gedanken überschlugen sich. Wie besiegt man einen Vampir? Mit Knoblauch. Panisch glitt mein Blick zu der Vordertür. Aber diese vertrockneten Stauden, da an der Tür konnten wohl kaum noch helfen. Ein Kreuz. Vampire hatten panische Angst vor Kreuzen. Siedendheiß fiel mir mein Konformationskreuz ein, das ich immer trug. Auch heute Morgen hatte ich es umgelegt. Der Vampir kam auf mich zu, langsam wich ich zurück und fummelte mein Kreuz aus der Bluse. Kurzerhand riß ich die Kette ab und verbarg das Kreuz in der Hand. In diesem Moment stolperte ich und fiel rückwärts zu Boden. Eines der herumliegenden Trümmerstücke hatte mich zu Fall gebracht. Mit einem Schmerzensschrei landete ich im Staub. Der Fall prellte mir das Kreuz aus der Hand. Es schlitterte über den Boden und blieb wenige Meter entfernt von mir liegen. Ich sah es silbern im Feuerschein glitzern. Es war unerreichbar. Der Vampir stöhnte auf, als er das Kreuz erblickte, aber es war zu weit entfernt um ihm gefährlich zu werden, und es war zu weit entfernt, um mich zu beschützen. Mit einem Fauchen stürzte sich der Vampir auf mich. Geistesgegenwärtig rollte ich mich zur Seite und sprang auf die Beine. Ich griff mir ein Holzstück vom Boden auf. "Komm mir nicht zu nahe !", schrie ich und schwenkte das Holzstück wild hin und her. Doch der Vampir ließ sich davon nicht beeindrucken. Er lachte nur. Keinen Moment ließ er mich aus seinen blutunterlaufenen Augen. Eine graue Zunge glitt gierig über seine aufgesprungenen Lippen. "Wehr dich nicht. Ich gebe dir das Geschenk der Ewigkeit." Mir lief es eiskalt über dne Rücken. Langsam bewegte ich mich auf mein Kreuz zu, daß für mich meine einzige Chance war dieses Monstrum zu besiegen. "Du entkommst mir nicht", flüsterte mein Gegner und kam erneutr auf mich zu. Mit einem Schrei warf ich das Holz nach ihm, dem er mit Leichtigkeit auswich, und warf mich auf mein Kreuz. Meine Finger umschlossen das kühle Metall. Mit dem Kreuz in der Hand drehte ich mich auf den Boden. Ich sah ihn näherkommen. "Du bist fällig !", schrie ich und warf das Kreuz. Noch nie in meinem Leben legte ich soviel Hoffung und Gebete in einen einzigen Wurf. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht, daß ich meine einzige Waffe aus der Hand gab. Das Kreuz segelte auf ihn zu. Mit aufgerissenen Augen beobachtete er seinen Flug. Für eine Reaktion von ihm war es zu spät, als das Kreuz ihn traf. Die geballte Macht des Guten erwischte ihn und vernichtete seine unheilige Existenz. Ein irrer Schrei entfuhr ihm, als er zusammenbrach und zu Staub zerfiel. Ich schloss die Augen, wandte mich ab, um dieses Ende nicht mit ansehen zu müssen. Doch allein was ich hörte, verursachte mir Übelkeit. Schließlich wurde es still und vorsichtig drehte ich den Kopf. Alles was von dem Vampir übriggeblieben war, bestand aus einem grauen Aschehaufen. Erleichterung erfasste mich, das mir schwindlig wurde. Ich stützte mich ab und stemmte mich vorsichtig auf die Füße. Mit müden Schritten ging ich zum Feuer und ließ mich in den Sessel fallen. Es war mir egal, wie staubig er war. Alles was zählte, war, dass ich lebte. Für einen Moment schloß ich die Augen, bis ich plötzlich Schritte vernahm. "Marina, wo bist du ?", hörte ich eine Stimme rufen. Mit einem Schrei fuhr ich in die Höhe. Auf der untersten Treppenstufe erblickte ich Juri, der sich am Geländer festhielt. Er wankte, so als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde. "Juri, Himmel, bin ich froh, daß du wieder da bist. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier passiert ist", mit einem erleichterten Lachen lief ich auf ihn zu. Mit ausgebreiteten Armen fing er mich auf und drückte mich an sich. Es tat so gut, nicht mehr allein zu sein. "Jetzt wird alles gut", flüsterte Juri nahe meinem Ohr. Ich spürte seine kühlen Lippen auf meiner Wange. Spürte, wie sie tiefer wanderten, bis zu meinem Hals. Doch da war noch etwas, ich fühlte ein leichtes Kratzen, wie von spitzen Gegenständen, dann kam dieser Schmerz. Erst grausam, dann doch so süß. So .... süß. Meine Welt verschwand in einem blutrotem Wirbel. Das hungrige Schlürfen von Juri begleitete mich in die immerwährende Dunkelheit des Todes.... ******************************************************************************** Es ist Nacht, die Sterne blinken wie kostbare Juwelen von einem samtschwarzen Himmel. Ich habe Hunger. Juri ergeht es nicht anders. Mit der Zunge taste ich über meine Zähne. Zwei sind länger geworden, sie berühren fast meine Unterlippe. Diese Nacht wird anders. Anders, als alle anderen zuvor..... ********************************************************************************* E N D E Ein Ausfug in die dunklen Gefilde der Nacht. Bitte schreibt mir doch, wie es euch gefallen hat. Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)