Das Schicksal nimmt seinen Lauf... von Black_Taipan ================================================================================ Kapitel 17: Auf in den Kampf, Genossen! --------------------------------------- Sollte er Black von den Transmittern in seinem Körper berichten? Shinichi entschied sich dagegen. James Black würde sofort veranlassen, dass man die gefährlichen Chips wieder entfernte, da er wusste, wie viele Opfer es im Laufe der letzten Jahre gegeben hatte. Die elektronischen Bestandteile hatten bei den meisten Agenten eine starke Blutvergiftung verursacht, sodass die Anwendung sehr schnell verboten worden war. Doch Jason wollte nicht, dass sie verschwanden. Er machte etwas Unerwartetes. Vielleicht war das die einzige Chance, die sie hatten. Sogar bei de Polizei selbst gab es Verräter, was ein Vorankommen erschwerte. „Und wie wollen wir nun weiter vorgehen?“, fragte er leise und traf damit den wunden Punkt der ganzen Diskussion. Sie hatten ausser der Lockvogel-Methode keinen Hinweis. Viele Leute wussten nun, dass er noch lebte. Er war nicht mehr der Einzige, der ihnen gefährlich werden konnte und trotzdem gab es Leute, die ihn loswerden wollten, auch wenn niemand genau wusste weshalb. Sie konnten sämtliche Fabrikgebäude Japans kontrollieren. Sie konnten die bereits gefassten Organisationsmitglieder befragen. Sie konnten einen nächsten Überfall abwarten. Doch keine dieser Varianten würde so schnell Erfolg zeigen wie die, in welcher er sich der Organisation auslieferte. Shinichi sah James Black ernst in die Augen und erkannte, dass sich der alte Mann durchaus dieser Tatsache bewusst war. Und trotzdem wollte er Jason schützen und zuerst die harte Methode versuchen. Diese Art zu handeln hatte auch Inspektor Megure an sich. Wenn die Polizisten seiner Truppe in Gefahr waren, setzte er sie nur ungern dieser aus. ‚Sie zählen mich also bereits zu ihrem Team dazu, Black?’ In seinem Innern lachte Conan. Nun hatte er doch noch indirekt eine Arbeit gefunden, wenn wie wohl auch nicht ewig währen würde. „Wir werden alle Kräfte mobilisieren und leere Hallen oder seltsame Firmen in Japan und den USA ausfindig zu machen. Irgendwo wird es eine Agentur geben, die nicht so ganz normal ist und wir werden sie finden.“ Die Tür öffnete sich mit einem schabenden Geräusch. Ein hübscher junger Mann betrat den Raum und der Chef des FBIs erhob sich erfreut, schüttelte ihm die Hand und stellte ihn dann Conan vor. „Shinichi, dies ist Hugh Evans. Er wird dir beim FBI helfen, damit du dich zurecht findest.“ ‚Mein Bodyguard’, dachte Conan amüsiert und starrte auf den Kerl, der ihn frech angrinste. Die Mütze hatte er trotz der Hitze tief ins Gesicht gezogen. An den Händen baumelten unzählige Armbänder. Seine Kleidung bestand aus schwarzen, engen Hosen und einem geöffneten Hemd der gleichen Farbe. Er hatte in gepflegtes Äusseres, gestylte Haare und strahlend grüne Augen. Die beiden gaben sich die Hand, wobei Conan spürte, wie er von Hughs äusserst neugierigen Blicken abgetastet wurde. Und dann war da noch etwas, ein Gefühl, das er irgendwie nicht richtig in Worte fassen konnte. Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in seiner Nackengegend breit und er begann zu frösteln. „Also, dann komm mal mit“, meinte Hugh lachend und strich sich dabei durch die rötlichen Haare. Er hatte eine weiche Stimme, bei deren Klang Shinichi gleich wieder zu frieren begann. Er folgte seinem Führer, die Tür schlug hinter ihm zu. Shuichi Akai blickte misstrauisch auf die Stelle, durch welche die beiden zuvor den Raum verlassen hatten. „Glauben Sie, dass ihre Entscheidung gut war?“, fragte er seinen Vorgesetzten mit heruntergezogener Augenbraue. James Black erhob sich schwerfällig und fuhr sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Hand über die Schusswunde. „Was meine Agenten in ihrem Privatleben treiben, interessiert mich nicht solange sie gut arbeiten, pünktlich zur Arbeit erscheinen und Einsatz zeigen.“ Jodie sah die beiden fragend an, erhielt aber keine Antwort. Dann fragte Shuichi: „Und der Junge?“ „Du meinst wohl, es wäre besser gewesen, den Lockvogel-Plan anzunehmen und ihn in die Höhle de Löwen zu schicken?“ Der Mann mit dem weissen Schnauzbart liess sich seufzend wieder in seinem Sessel nieder und gönnte sich eine Tasse Kaffee. „Ich glaube einfach, dass er so weniger Schaden angerichtet hätte...“ Er gähnte herzhaft. „Was hältst du von der Sache, Jodie?“ Die Angesprochene zuckte zusammen, wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Also ich...“ Sie schluckte. „Ich finde es nicht besonders fair, Cool Kid einzusperren. Er hat ziemlich viel erlebt...“ „Und darum soll ich ihm sozusagen die Führung bei diesem Fall überlassen?“, unterbrach Black sie. „Er hat viel durchgemacht, das stimmt, aber er hat die ganzen Jahre all den Zorn und den Kummer in sich hineingefressen. Auch wenn man von aussen nicht sieht, der Junge will Rache. Ich lasse nicht zu, dass er in einem selbstzerrstörerischen Akt mein ganzes Team in Gefahr bringt.“ Als er Jodies Blick sah, fügte er hinzu: „Shinichi wird bei diesem Fall mitarbeiten, wir können einen Detektiv wie ihn gut gebrauchen. Aber bevor wir ihn als Lockvogel ausschicken, möchte ich die anderen Chancen ein Indiz zu finden, ausprobieren und dafür sorgen, dass er beim Einsatz auch wirklich in Sicherheit ist.“ Sie nickte zaghaft und blickte zu Shuichi hinüber, der nachdenklich aus dem Fenster starrte und seine Gedanken wohl irgendwo anders hatte. ‚Was er wohl gerade denkt?’, fragte sie sich. Er war ein seltsamer Mann, seinem Vorgesetzten zwar äusserst loyal gestellt und trotzdem fand er immer einen Weg, wie er seinen eigenen Kopf durchsetzen konnte. Mittendrin konnte er bei einer Ermittlung verschwinden, nur um dann im letzten Moment wieder aufzutauchen und eine Operation noch zu retten. Ihre Gedanken kehrten zurück zu Cool Kid. Sie wusste gar nicht mehr, was sie von diesem Jungen halten sollte. Für sie war er immer noch der kleine süsse Knabe mit einem erstaunlichen Potenzial. Dass dieser Detektiv Rachegelüste hatte, konnte sie sich nicht vorstellen. „Du solltest nicht vergessen, dass dieser Junge eigentlich ein erwachsener Mann ist.“ Jodie warf einen verwirrten Blick zu Shuichi. Dieser lachte. „Was guckst du so erstaunt? Wenn du so die Stirn runzelst, liegt beinahe jeder Gedanke offen um gelesen zu wesen. Bereits Sherlock Holmes oder Auguste Dupin wussten das.“ *** Hugh vor ihm blieb stehen und drückte den Kopfhörer in seinem Ohr etwas gegen dieses um besser zu verstehen, was ihm gesagt wurde. Conan musterte ihn neugierig. Lachend drehte sich der Rothaarige um. „Wir gehen in die Computerzentrale und helfen mit bei der Suche nach seltsamen Fabrikgebäuden.“ Als er den düsteren Ausdruck in Jasons Gesicht erkannte, stutzte er. „Warum dieser Blick?“ Conan schnaubte. „Ich kann mir etwas Spannenderes vorstellen als Stunde um Stunde damit zu verbringen in Telefonbüchern und im Internet nach Kuriositäten Ausschau zu halten.“ „Hauptsache, wir haben etwas zu tun!“, meinte Hugh daraufhin fröhlich und zog Shinichi hinter sich her, bis dieser bereit war seinem freiwillig zu folgen. Sie traten durch unzählige Gänge, die allesamt den gleichen langweilig roten Teppich besassen. Nur die Nummern an den Türen unterschieden sich. Conan spürte, wie Hugh ihm immer wieder Blicke zu warf. Er hatte den Eindruck, der junge Mann wollte sich nicht nur vergewissern, ob er auch schön brav folgte. Nach einer Weile stoppte Shinichi. Sie befanden sich in irgendeinem Flur auf irgendeinem Stockwerk. Der rote Teppich flimmerte ein wenig im Licht der Lampen. „Könntest du bitte damit aufhören?“ Der Angesprochene drehte sich um. „Was meinst du?“ „Ich finde es unangenehm, so angestarrt zu werden. Könntest du also damit aufhören?“ Hughs Gesicht färbte sich, wurde rot. „Ich ...“ Er stricht sich nervös durch die roten Haare. „Man kriegt nicht unbedingt jeden Tag jemanden zu sehen, der seinem Alter 20 Jahre hinterherhinkt. Meinst du das?“, fragte Shinichi, eine Augenbrauche nach oben gezogen, die andere tief hängend, wie es für ihn typisch war. Verblüfft starrte Hugh auf den kleinen Jungen vor sich, die Augen weit aufgerissen. Conan entwich ein seufzender Laut. „Weißt du, wie oft ich deswegen schon neugierig beobachtet wurde? Jedes Mal wenn jemand von meinem wirklichen Alter hört, ist heimliches Getuschel und blödes Gekicher mein ständiger Begleiter und diese stechenden Blicke, mit denen mich die Menschen anstarren.“ „Ich... tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du es merkst.“ Blaue Augen blitzen böse auf. „Klar, ihr denkt alle, dass ich es nicht merke. Blicke schmerzen ja nicht...“ Er lehnte sich an die Wand. „Wann begreifen die Leute endlich, dass ich trotz meines Aussehens erwachsen bin? Oder dass ich vielleicht auch Gefühle habe?“ Shinichi ging weiter und schritt an Hugh vorbei, der immer noch mit offenem Mund mitten im Flur stand. „Aber was erzähle ich dir auch das alles. Wir haben jede Menge Arbeit vor uns.“ Stolz marschierte er los. ‚Du irrst dich, Shinichi Kudô. Ich weiss, dass du auch Gefühle hast...’, dachte Hugh und grinste ein wenig. Dann folgte er dem Detektiv durch die düsteren Gänge des FBIs. *** Takagi starrte auf das Telefon vor sich. Das Gespräch mit Heiji Hattori von der Polizei in Kyoto war äusserst interessant gewesen, wenn auch lang. Er gähnte etwas und schaute aus dem Fenster seines Büros. Draussen ging bereits die Sonne unter, er war fast allein in seinem Büro. Bis auf die wenigen Polizisten, die heute eine Nachtschicht einlegten, waren alle nach Hause zu ihren Familien gegangen. Seine Augen wanderten über seinen Arbeitsplatz und blieben an einem Foto hängen. Satô lächelte ihm entgegen. Ausnahmsweise war sie in einem Kimono abgebildet, die Stickereinen von Kranichen glänzten im Licht der Sonne. Eine einsame Träne suchte sich in der Stille einen Weg seine Wange hinab. Er liess sie gewähren, wischte sie nicht fort. Die Polizeiarbeit war das einzige, was ihm geblieben war. Er arbeitete hart, manchmal bis nach Mitternacht. Und jetzt kam ein neuer Fall, der jedoch so viel von früher in sich trug. Vor zehn Jahren hatte das FBI unzählige Verbrecher festgenommen. Die nationale Polizei war nicht eingeschaltet worden. Hauptkommissar Matsumoto hatte getobt, weil sich eine ausländische Einheit ohne Wissen der Beamten in Japan aufgehalten hatte. Die Regierung war in Kenntnis gesetzt worden, doch die Polizei selbst wusste nichts vom FBI. Kurz nachdem das FBI seinen Auftrag in Japan erfüllt hatte, waren Conan Edogawa und Keiko Mawashita verschwunden, genauso wie Shinichi Kudô. Takagi erhob sich und marschierte zum Kaffeeautomaten im Aufenthaltsraum. Geistesabwesend war er einige Münzen in den Schlitz. Ein Scheppern meldete sich und er holte sich die Dose aus dem Fach. Angewidert blickte er auf die Dose – um diese Uhrzeit war die Cafeteria leider geschlossen, sodass er sich mit diesem eisgekühlten Getränk aus dem Automaten zufrieden geben musste. Beinahe stiess er mit Wakashima zusammen, der offensichtlich auch etwas Koffein nötig hatte. „Wie läuft’s mit dem Chinesen?“, fragte er. Sein Kollege rollte mit den Augen. „Ich musste gleich nach dem Festessen hierhin eilen, also frag nicht.“ Takagi lächelte. „Ich wünsche dir trotzdem noch einen schönen Abend.“ Er liess Wakashima stehen und wanderte zurück an seinen Platz. Heiji Hattori hatte ihm so einiges erzählt, sodass Takagi begriff, weshalb Shinichi zurückgekommen war. Allerdings würde er es dieses Mal nicht zulassen, dass nur das FBI beteiligt war. Die Organisation musste vollständig aufgelöst werden und diesmal war die japanische Polizei mit von der Partie. Er warf einen letzten Blick auf Miwako, dann machte er sich an die Arbeit. *** „Ruhe bitte!“ erklang eine hohe Frauenstimme und sofort erstarb das aufgeregte Geplapper im Saal. Salem strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht und genoss den Augenblick der absoluten Aufmerksamkeit, der sie umgab. „Ich erspare mir eine lange Einleitung, ihr alle wisst, dass in letzter Zeit ein tiefes Loch in unsere Gemeinschaft gerissen wurde.“ Einstimmiges Nicken brachte die Menschenmenge in Bewegung, es murmelte. „Dies kann nicht ohne Grund geschehen sein, denn noch vor wenigen Monaten lief alles perfekt.“ Ihre Stimme wurde schärfer: „Was ist los, dass Polizisten unsere Leute fassen, als wären sie Pilze am Waldrand? Wie ist das möglich?“ „Willst du, dass wir Verräter unter uns nennen, Salem?“ Sie hob den Kopf und blickte über die Kopfansammlung hinweg, bis sie zu einem Rotschopf gelangte. „Eigentlich nicht. Wenn du aber einige anbieten kannst, bin ich ganz Ohr.“ Die Augenbrauen des jungen Mannes zogen sich zusammen, als er ihre Antwort hörte. „Ich wäre der letzte, der einen Freund verraten würde, doch auszuschliessen ist diese Variante nicht.“ Dann fügte er wieder etwas lauter hinzu: „Bei Texas erstaunt es mich nicht, er galt nie als besonders clever. Doch dass der ganze Coup in New York im Chaos geendet hat, ist für mich schwer verständlich.“ Eine Hand erhob sich, dann begann Cheyenne zu sprechen: „Ich stimme Nash zu. An der Sache ist was faul und zwar gewaltig.“ Erneut erntete an diesem Abend eine Aussauge einstimmiges Gebrumm. „Ich denke, wir alle stimmen Nashville und Cheyenne zu. Doch habt ihr Ideen, warum es diese Probleme gibt?“ „Vielleicht waren die Pläne nicht einwandfrei?“ Idaho verpasste seinem Freund Boise eine saftige Kopfnuss. „Meine Pläne sind immer perfekt! Also wenn du deinen Kopf behalten willst, pass auf, was du sagst!“ Eine kühle Stimme erklang. „Das könnte ich dir auch sagen, mein Freund.“ Oregon stand fies grinsend hinter den beiden. Wie immer spielte er mit einem Feuerzeug und die Zigarette im Mundwinkel wackelte bei jedem Wort sanft auf und ab. „Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet du als einziger nicht von der Polizei verhört wurdest.“ Idaho begann zu zittern. „Das ist nicht dein Ernst. Ich hatte nur Glück, weil ich nicht direkt vor Ort war.“ „Extrem viel Glück.“ Mit diesen Worten verliess der Blonde mit der Zigarette Idaho und Boise und trat zu Salem. „So könnte ich bei vielen von euch nachfragen. Wir sind zu selbstsicher geworden und das muss sich ändern, denn wenn wir dümmer werden, muss dies nicht bedeuten, dass auch die Polizistenhunde es tun.“ Er blickte in die Runde, dann begann das Ende seiner Zigarette aufzuleuchten. „Ich bitte euch hier, vorsichtig und wachsam zu sein und die Idee mit dem Verräter nicht ganz aus euren Köpfen zu verdammen, auch wenn es weh tut, einen Freund und Kumpanen zu verdächtigen. Doch wir haben zu lange ausgeharrt und gearbeitet um die glorreiche Schwarze Organisation wieder zu Leben zu erwecken. Wir werden auch diese Krise ausstehen.“ Jubelschreie erklangen und man rief Oregons Namen. Dieser grinste selbstzufrieden und verliess den Raum. Salem folgte ihm mit ihrem Blick, doch er sah nicht zurück. Da sass sie in Jeans und Rollkragenpullover, mit dem Glas in der Hand und grübelte vor sich hin. „Was hast du dir von dieser Versammlung eigentlich erwartet?“, fragte eine melodiöse Stimme. Salem war zu deprimiert um bei Nebraskas Worten in Rage zu geraten. „Eine Lösung.“ „Eine Lösung? Von dem Haufen? Es gibt nur wenige in der Gruppe, die wirklich gut sind und nicht nur Sand im Kopf haben.“ Nebraska setzte sich ihr gegenüber, auch sie mit einem Longdrink in der Hand. Salem verzog abschätzig den Mund. „Ein Margaritha? Du bist nie von deinem alten Namen losgekommen, meine Liebe…Und dann ist es noch so ein normaler Drink.“ Gedankenverloren strich sie mit dem Zeigefinger über den Rand des Glases. Nebraska verzog ihre schmalen Lippen zu einem Grinsen. „Die Vergangenheit hat auch schöne Aspekte und der Margaritha gehört ganz gewiss dazu.“ Sie nahm einen Schluck und stellte das Glas auf den schwarzen Lacktisch. „Und manchmal hat das Simple auch seinen Reiz.“ Ihr Lächeln schrumpfte, verschwand jedoch nicht ganz aus ihrem Gesicht. „Zurück zur Versammlung. Welche eigenen Ideen hattest du?“ „Als ob ich dir diese erzählen würde!“ „Kein Grund gleich so frostig zu reagieren. Du machst deinem Bundesstaat alle Ehre. Regen und Kälte, egal wann, zu welcher Jahreszeit.“ Salem schnaubte. „Und du mit deinem prärie-trockenen Humor… Dir kann doch egal sein, was ich für Probleme habe!“ Sie war wütend. Nein, wütend war gar kein Ausdruck. Sie verabscheute diese Frau, die sich immer so schlau und selbstbewusst gab und alle überheblich musterte. Sie hasste ihr schwarzes Haar, ihre grünen Augen und das bleiche Gesicht. Nebraska blieb stumm, sodass Salem ruhiger meinte: „Allerdings hat die Idee mit dem Verräter etwas, was mir gefällt. Die Sache in Zürich war hirnlos und das wusstest du schon, bevor du Honolulu und Hawaii dorthin geschickt hast.“ Es war heikel, dieses Weib darauf anzusprechen, doch Salem konnte es sich nicht verkneifen. Ihre Gegnerin schien im ersten Augenblick überrascht zu sein. Solch eine direkte Frage hatte sie von Salem nun doch nicht erwartet. Sie spielte mit dem Glas und nahm einen Schluck. „Die beiden haben Probleme verursacht. Du weißt, dass sie in meiner Gruppe waren und dort haben sie leider grosse Scherereien gemacht. Colorado wird dir dies bestätigen können.“ Die Braunhaarige brummte. „Der frisst dir sowieso aus der Hand.“ Sie war es Leid mit Nebraska zu zanken. Vor allem, da die andere sowieso immer eine faule Ausrede bereit hatte und log wie gedruckt. „Was die Pläne betrifft, hatte ich mich allerdings geirrt.“ Salem starrte zu Nebraska, deren grüne Augen in Dunkeln katzenhaft leuchteten. „Ich dachte wirklich, das FBI sei nicht so blöd gewesen und habe nur an einem Ort die Pläne für die Waffen gelagert. Aber wenigstens konnten Honolulu und Hawaii dies noch für mich herausfinden, bevor sie gefasst wurden.“ „Also keine Kopien?“ Nebraska schüttelte traurig den Kopf und Salem glaubte ihr, ausnahmsweise. „Dann müssen wir uns etwas anderes suchen. Allerdings wären sie das Mittel zum endgültigen Erfolg gewesen, so wie vor einigen Jahren die Atombomben.“ Die Schwarzhaarige warf ihrem Gegenüber einen abschätzigen Blick zu: „Willst du die Atomwaffen zurück?“ „Wofür hälst du mich? Meine Urgrosseltern sind in Hiroshima umgekommen, ich verabscheue Atombomben und alles, was irgendwie damit zu tun hat!“ Sie schnaubte. „Aber mit diesen sanfteren Waffen hätten wir viel Geld einnehmen können. Erpressung wäre möglich gewesen oder just der Verkauf von einigen Stücken…“ Sie verlor sich in ihren Gedanken. Sie würden einen anderen Weg finden um reich zu werden. Sie und Oregon… „Ich störe dich ja in deiner Traumwelt, aber was hälst du…“ Nebraska zögerte, beendete ihren begonnen Satz dann doch: „von diesem jungen Detektiven, der nun wieder aufgetaucht ist?“ Salem strich eine Falte auf ihrer Jeans glatt. „Du meinst Silver Bullet? Ich hatte immer Angst, dass er unsere neue Organisation zerstören könnte und wir haben ja alle mit vereinten Kräften nach ihm gesucht. Aber jetzt… Selbst wenn er immer noch aussieht wie ein kleiner Junge, ist er alt und zerbrechlich geworden. Die Sache mit seiner Geliebten… Glücklicher Zufall, dass sie in dem Feuer umgekommen ist.“ Nebraska schwieg. Glücklicher Zufall? „Warum fragst du mich das überhaupt?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Es ist bekannt, dass du auf diesen ehemaligen Meisterdetektiven nicht gut zu sprechen bist...“ „Gewisse Leute in der Organisation glauben, dass seine Rückkehr unsere Missgeschicke ausgelöst hat.“ Salem begann zu lachen. „Wir waren ja erst dafür verantwortlich, dass er aufgekreuzt ist! Wir haben ihn unterschätzt, sonst wäre Michigan nicht gefasst worden, aber...“ Sie nahm einen Schluck ihres Drinks und dachte nach. „Andererseits ist da etwas Wahres...“ Sie verschwieg den Rest ihrer Überlegungen. Schliesslich erhob sie sich. „Ich verabschiede mich jetzt. Oregon muss mit mir einige Dinge besprechen...“ Nebraska nickte ihr stumm zu und die Braunhaarige verliess steckengerade und stolz den Aufenthaltsraum. Sie blickte ihr nach. Was für armes Geschöpf sie eigentlich ist. So hübsch und klug, lässt sich aber auf den falschen Mann ein. Oregon. Sie gehorchte ihm und erfüllte ihm den einen oder anderen Wunsch, doch dies tat sie nur für ihren Traum. Sie hatte ihn so unter Kontrolle. Die Tür öffnete sich. Nebraska begann zu lächeln, als sie zwei warme Hände auf ihren Schultern spürte und lehnte den Kopf zurück. Ein paar tiefdunkle Augen musterten sie, auf Colorados Gesicht erschien ein verschmitztes Lächeln. Wie immer trug er eine schwarze Schirmmütze, die die Hälfte seines blassen Gesichts beschattete. Sie sah seine geschwungene Nase, die breiten Lippen und das spitze Kinn. Auf der rechten Wange glänzte silbern eine Narbe, die von der Mundecke bis zum Auge verlief. Er sagte nichts, sein Lächeln reichte ihr und sie drückte ihm ein Küsschen auf den Mund. Dann erhob sie sich und nahm seine Hand. Colorado war ein schweigsamer Zeitgenosse. Er sprach kaum, hörte dafür umso besser zu und speicherte aufmerksam jedes gesagte Detail. Belauschte Gespräche konnte er wortgetreu wiedergeben, einen Plan, den er wenige Sekunden gesehen hatte, wusste er beinahe perfekt aufzuzeichnen. Ein Talent, wie es im Buche stand. Still gingen sie nebeneinander her durch die Strassen der Stadt. Es war ein ruhiges Viertel. Der Tempel auf der anderen Strassenseite beruhigte Nebraska, sie blieben stehen und blickten hinüber. Es war, als kehrte man der lärmigen Metropole den Rücken und flog einige Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück. Es wurde langsam Herbst. Die Bäume im Tempelpark verabschiedeten sich langsam von den gefärbten Blüten, die, vom Wind getragen, auf die Erde flogen. Noch war der Boden nur von einer dünnen Schickt aus Orange und Gelb bedeckt, die jedoch bald dicker werden würde. Da standen sie schweigend und liessen die Ruhe auf sich einwirken. Ein grober Wind kam auf, Nebraska fror und sie gingen weiter zu ihrer Wohnung. „Lebt das Mädchen immer noch bei dir?“ Sie nickte. Ihr Freund musste diese Frage beschäftigt haben, sonst hätte er nicht gefragt. „Du solltest sie frei lassen.“ Verblüfft musterte sie ihn. „Warum? Sie ist Teil meines Plans...“ Colorado schwieg eine Weile. Sie kamen an unzähligen Häuserblocks vorbei, an grauen Katzen und braunen Hunden, an Grossmüttern und kleinen Grundschülern und an Abfalleimern und Blumengärten. „Mit ihr kann ich Kudô erpressen“, fügte sie nach einer Weile hinzu. Colorado schüttelte leicht den Kopf. „Warum hälst du sie so lange gefangen?“ Ihr wurde es langsam zu bunt. „Bist du eifersüchtig oder warum fragst du plötzlich so viel?“ Ihre Stimme war lauter geworden, drohender, doch der Mann an ihrer Seite liess sich davon nicht beunruhigen. Er seufzte und sprach soviel, wie noch nie in ihrer Gegenwart. „Mir geht es um dich.“ Colorado blickte sie fest an und blieb stehen. „Du hälst dieses Mädchen seit einigen Monaten gefangen, nur um diesem Detektiven eins auszuwischen. Ich verstehe deinen Zorn, auch ich bin in dieser Gruppe und will nicht dazugehören und ich freue mich auf den Augenblick, indem wir beide befreit sind.“ Er stockte kurz, erzählte dann weiter. „Aber du darfst nicht dasselbe tun, was man dir angetan hat. Du hälst das Mädchen fest, dabei kann sie nichts für ihre Lage.“ „Takayoshi...“, flüsterte sie und umarmte ihn. Er biss sich auf die Lippen, sah sie zuerst traurig, dann etwas zufriedener an. „Versprich mir, dass du sie bald freilässt.“ Sie nickte, kuschelte sich an ihn. Dann gingen sie weiter. Colorados Worte brachten sie zum Nachdenken. Wie so oft fragte sie sich, ob ihr ganzer Plan überhaupt von Erfolg gekrönt sein würde. Sie spielte ein gefährliches Spiel und wenn Oregon das Vertrauen in sie verlieren würde, wäre es aus. ‚Bleib einfach so cool und gelassen wie Sharon Vineyard’, sagte sie sich dann jeweils selbst. Sie bewunderte diese Frau für ihren Mut der Organisation den Rücken zu kehren. Bei der Organisation war Vermouth zu einem Phantom geworden. Öffentlich sprach man von ihr nur schlecht von ihr, weil sie von Innen heraus die Organisation zerstört hatte wie ein elender Apfelwurm. Heimlich jedoch galt sie als Symbol für Mut. Nebraska sah sie als Vorbild. Sie wollte frei sein von der Organisation, die den grössten Teil ihres Lebens bestimmt hatte. Mit zehn wurde sie zum Eintritt gezwungen, mit 16 erkaufte sie sich ihren Titel. Der Kaufpreis brachte sie heute noch zur Weissglut. Alles war sie sich wünschte, war mit Colorado ein ruhiges Leben zu führen. Auch er – sie war einen traurigen Blick zu ihrem Freund – hatte guten Grund die Organisation zerstören zu wollen. Sie allein kannte seinen Beweggrund. „Woran denkst du?“, erklang seine ruhige Stimmte. Sie schüttelte abwesend den Kopf. „Nichts Bestimmtes. Deine Worte von vorhin haben mich zum Grübeln gebracht.“ Er lächelte stumm und sie fuhr fort. „Ich habe mir überlegt, warum wir das alles machen? Und was wir bisher erreicht haben, wie wir es erreicht haben…“ Colorado fuhr mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand sanft über ihre Nasenspitze. „Du denkst zuviel nach…“ Das liebte sie an Takayoshi. Er hörte zu, brachte sie mit seiner ruhigen Art in die Balance, die sie brauchte und was noch dazu kam, war, dass er ausgesprochen gut küsste. Es gab einige Menschen, die an ihnen vorbeigingen. Man hörte ein leichtes Lachen, aber Nebraska reagierte nicht darauf. „Lass uns nach Hause gehen…“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie gingen weiter. ______________________________ Mein schlechtes Gewissen drückt mich so stark, dass ich mal wieder ein Kapitel hochlade, auch wenn ich immer noch befürchte, dass es grosse Logikfehler geben könnte. ^^° Ich sollte nicht immer soviel abändern. xD Ich danke meinen lieben Lesern für ihre unglaubliche Treue! Nehuschtan bedankt sich auch! xD *kekse & gummibärchen verteilt* Liebe Grüsse taipan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)