APD - Teil 1 von CptJH ================================================================================ Kapitel 15: File 15 ------------------- File 15 Ich konnte tatsächlich ausschlafen, denn es war beinahe Mittag, als ich aufwachte. Als ich ein Blick aus dem Fenster warf, stellte ich fest, dass es schneite. Aber davon abgesehen, war schönes Wetter. Ich beschloss aufzustehen, und mal nachzusehen, ob Fye auch schon wach war. Außerdem fiel mir der Bericht ein. Dann musste ich wohl heute doch arbeiten. Nächste Woche war mein Urlaub beendet. Viel hatte ich davon ja nicht gehabt. Fye schlief noch, als ich ins Wohnzimmer kam, also war ich möglichst leise, weil ich ihn nicht wecken wollte. Aber ich bemerkte, dass das Licht noch an war. Anscheinend war Fye beim Lesen eingeschlafen. Ich machte es aus. Dann ging ich in die Küche, machte mir ein kleines Frühstück, und holte den Laptop in die Küche, um den Bericht zu schreiben. Warum wollte Shinsai diese Dinger eigentlich immer haben? Vielleicht ihr zweites Hobby neben dem Kaffeetrinken... Na ja. Musste wohl sein. Drumherum kam ich ja doch nicht. Eine Weile später kam auch Fye in die Küche getappt. „Morgen, Kuro-ta~“, sagte er und schaute in den Kühlschrank. „Es ist schon längst Mittag.“, entgegnete ich. „Oh – tatsächlich. Dann ist es für Frühstück ja schon zu spät~“ Also kramte er einen Topf und Nudeln heraus. „Was hältst du von Spagetti?“ Ich hatte zwar schon was gegessen, aber warum nicht? Ich nickte. „Klingt gut.“ „Soll ich dir helfen?“, fragte Fye und zeigte auf den Computer. „Nicht nötig. Bin fast fertig...“, antwortete ich. „Merkwürdig~ ich hatte geglaubt, dass Shinsai-san anrufen wird, weil der Bericht noch nicht da ist...“ „Ich habe das Telefon ausgesteckt.“ Fye lachte leise auf. „Ah~ darum also. Wir werden wieder Ärger bekommen.“ „Wahrscheinlich.“ Aber das war ja nichts seltenes. Außerdem hatten wir schließlich Urlaub. Nach dem Mittagessen fuhren wir kurz in die Werkstatt und ich erkundigte mich nach meinem Auto. Der BMW war so gut wie repariert – gut, dass die Versicherung die Rechnung größtenteils übernehmen würde. Danach schauten wir in nochmals in Fyes Wohnung vorbei und fingen an, dort aufzuräumen. Die Möbel, Teppiche und auch die Wände waren durch das Wasser völlig hinüber – das zahlte die Versicherung aber erst, wenn die Ursache geklärt worden war. Und das war sie bisher ja noch nicht, also konnte das ganz schön teuer werden. Aber Fye nahm die ganze Sache wie üblich mit Humor. Und zwar indem er meinte, dass er ja weiterhin bei mir wohnen bleiben könnte, was sowieso viel praktischer war. Zumindest für ihn. Ich war nicht unbedingt gegen diesen Vorschlag, aber auch nicht unbedingt dafür. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass er bei mir wohnte und seine Gesellschaft war angenehm – meistens zumindest. „Kuro-ta~n?”, summte er. „Wenn ich weiter bei dir wohnen bleibe, brauch ich aber ein Bett~ das Sofa ist so langsam wirklich unbequem.“ „Ich hab doch gesagt, dass du nicht ewig bleiben kannst...“, meinte ich. Er sah mich überrascht an. „Warum denn nicht? Bei dir ist es doch so~ schön! Ich will gar nicht mehr ausziehen. Außerdem bezahle ich die halbe Miete...“ Ich seufzte. Es sprach ja eigentlich nichts dagegen, dass er blieb. Nur hatte ich kein Zimmer übrig. „Dann wirst du trotzdem auf dem Sofa schlafen müssen.“, meinte ich. Sein Grinsen wurde irgendwie beunruhigender. „Ich kann doch auch bei dir im Bett schlafen. Das ist sicher gemüüütlich!“ Jetzt sah ich ihn überrascht an und überlegte, ob er das jetzt wirklich ernst gemeint hatte. Aber bevor ich zu einem Ergebnis kommen konnte, hängte sich Fye an meinen Arm und zog mich in Richtung Tür. „Ich wäre dafür, etwas essen zu gehen, was meinst du Kuro-rin? Aufs Kochen hab ich nämlich keine Lust mehr und außerdem kenne ich ein ga~nz tolles Restaurant im Hafen...“ „Hm. Machen wir den Rest morgen.“, meinte ich, noch halb in Gedanken. Es war nicht mehr viel. Die meisten Möbel stapelten sich in Einzelteilen an einer Wand im Wohnzimmer. Trotzdem hatte das eine Weile gedauert, und so war es schon Abend. Im Hafenrestaurant kam uns sofort eine Kellnerin entgegen und zeigte uns einen Tisch. „Einen Augenblick, ich hole die Karte.“, sagte sie und war auch schon wieder weg. Wir ließen uns an dem Tisch nieder und ich sah mich interessiert um. Das Restaurant war nicht sehr groß, aber gemütlich eingerichtet. Etwa ein Dutzend Tische verschiedener Größen standen im Raum und an einer Seite zog sich eine Theke entlang. Fast alle Tische waren besetzt und auch an der Bar saßen ein paar Leute, dennoch konnte man sich in fast anständiger Lautstärke unterhalten. Die Kellnerin trat wieder an unseren Tisch. „Was darf’s denn zu trinken sein?“, fragte sie und legte die Karten auf den Tisch. Wir bestellten und es wurde ein wirklich angenehmer Abend. Doch irgendwie schienen wir überhaupt kein Glück damit zu haben, mal wirklich einmal irgendetwas ohne Zwischenfälle zu unternehmen, denn plötzlich sprang einer der Gäste auf, gerade als sie anscheinend seine Bestellung aufnehmen wollte. Die Kellnerin schrie auf und taumelte zurück. Sie war verletzt, ihr steckte ein Messer in der Brust. Fye und ich sprangen gleichzeitig auf und auch viele der Gäste starrten entsetzt auf die Kellnerin oder sie flüchteten aus dem Restaurant. Der Mann nutzte das Durcheinander und lief zum hinteren Teil, wo er sich über die Theke schwang, den Wirt dahinter in ein Regal stieß und dann in die Küche stürzte. Von dort war ein Fluchen zu hören und lautes Geschepper. Als wir in der Küche angekommen waren, stolperten wir fast über verstreute Töpfe und den Koch, der immer noch vor sich hinschimpfend auf dem Boden lag. Der Lieferanteneingang stand offen und als wir in der Gasse dahinter standen, war natürlich niemand mehr zu sehen. „Verdammt!“, knurrte ich. Das war ja langsam nicht mehr normal. Doch es brachte nichts, dass wir weiter hier draußen rumstanden, also gingen wir wieder zurück in die Küche, wo der Koch sich mittlerweile aufgerappelt hatte. „Was war das denn?!“, fragte er aufgebracht. „Was ist da drin passiert?“ „Das wissen wir selbst noch nicht genau... Kommen Sie mit.“, erwiderte ich und schob den Koch aus der Küche. Während ich zu der Kellnerin ging, die regungslos auf dem Boden lag und von den restlichen Gästen umringt war, die aufgeregt durcheinander redeten, fischte Fye den Wirt aus dem Regal. „Machen Sie mal Platz.“ Ich schob einen Mann zur Seite und ließ mich neben der Kellnerin in die Hocke sinken. Kein Puls, stellte ich fest, als ich nach ihrem Puls fühlte. Allerdings hatte ich das auch nicht erwartet, denn der Messerstich hatte sie wohl tödlich getroffen. „Ruf Shinsai an.“, rief ich Fye zu, der ein Okay-Zeichen machte und dann wohl den Wirt nach einem Telefon fragte. „Hat jemand irgendwas angefasst?“, fragte ich derweil und die anderen Gäste schüttelten den Kopf. „Was ist denn jetzt mit ihr...? Ist sie etwa... tot?“, wollte eine Frau wissen. Ich nickte. „Ja... Und Sie werden sich jetzt alle irgendwo hinsetzen, bis die Polizei da ist.“ Aufgeregt und aufgewühlt kamen die Leute der Aufforderung nach einer Weile nach und ließen sich an den Tischen nieder, wo sie entweder schweigend dasaßen oder sich angeregt unterhielten. Fye kam zu mir, mit einer Tischdecke, die er über der toten Kellnerin ausbreitete. „Shinsai-san kommt gleich. Aber sie ist sauer...“, sagte er. „Ist der Wirt verletzt?“, fragte ich und Fye schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein paar Kratzer...“ Etwa eine Viertelstunde später kam Shinsai samt Spurensicherung – natürlich Storms Team – und auch Meyer war mit von der Partie, obwohl der eigentlich nicht unbedingt zu Tatorten kommen brauchte. Wir hatten die Zeit genutzt, die Leute zu befragen – aber die Täterbeschreibung lief nur darauf hinaus, dass der Täter etwa 1.80 groß war und helles Haar hatte. Ansonsten konnten sich die Leute nicht einig werden. Der Wirt sagte noch, dass es sich vielleicht um den Ex-Mann der Kellnerin handeln könnte, aber den hatte er eigentlich nur einmal gesehen und war sich nicht sicher, ob er es wirklich war. Shinsai war wie gesagt ganz und gar nicht begeistert. „Wieso haben Sie den Mann nicht aufgehalten?“, fauchte sie – und bestellte dann erst mal Kaffee. Dass sie das Zeug um diese Uhrzeit trinken konnte... „Könnten wir hellsehen, gäbe es überhaupt keine Kriminalität mehr.“, antwortete ich. Verdammt, als ob wir so was ahnten. „Und dann hätten wir alle keinen Job mehr~“, fügte Fye hinzu, aber Shinsai war gerade nicht unbedingt für Späße aufgelegt. „Seien Sie das nächste Mal eben schneller!“, sagte sie, aber schon etwas ruhiger als vorher, was wohl auch daran lag, dass sie jetzt ihren Kaffee hatte. „Wir wissen, wer es vermutlich sein könnte.“, meinte ich. „Und zwar der Ex-Mann des Opfers.“ „Das lässt sich ja sicher feststellen.“, erwiderte Shinsai. Damit konnten wir unseren Urlaub abschreiben und durften uns wohl wieder ein paar Nächte um die Ohren hauen. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte mich für einen anderen Job entschieden... Storm kam hinzu, anscheinend hatte er die Spurensicherung abgeschlossen. „Und, etwas gefunden?“, erkundigte sich Shinsai. „Ja, Fingerabdrücke auf der Tatwaffe und auch jede Menge Faserspuren, die aber wohl nicht alle vom Täter sind.“, sagte der Leiter der Spurensicherung. „Mit den Fingerabdrücken können wir ja fürs Erste genug anfangen.“, stellte sie, schon zufriedener, fest. Shaolan war wohl auch mit den Fotos fertig, denn Meyer nahm gerade die Leiche in Empfang. Die Pathologie musste bald überfüllt sein, wenn das so weiter ging... Auch die anderen Polizisten, sie hatten die Leute nochmals befragt oder bei der Beweisaufnahme geholfen, packten ein. Hier waren wir wohl erst mal fertig – und damit würde es also auch richtig losgehen. Etwas später standen wir im IC neben Sakura und sahen auf den Monitor, auf dem gerade der gefundene Fingerbadruck mit vielen verschiedenen anderen verglichen wurde und warteten darauf, dass der Computer ein Ergebnis ausspucken würde. „Wie gut, dass du noch da warst, Sakura-chan!“, sagte Fye. Das war wirklich erstaunlich, denn sonst machte Sakura eigentlich immer pünktlich Feierabend, zumindest war sie noch nie bis um diese Uhrzeit im Revier gewesen. Außer wenn sie Nachtschicht hatte und das war eigentlich immer nur eine Woche im Monat. „Ach, wisst ihr, ich habe nur auf Shaolan-kun gewartet, der war ja unterwegs...“, antwortete sie leicht verlegen. „Ah~ verstehe. Ihr fahrt ja auch immer zusammen nach Hause, hab ich recht?“, meinte Fye grinsend und Sakura nickte. „Ja.“ Da sprang Mokona wie wild geworden auf und ab und unterbrach somit das weitere Gespräch. „Der Computer hat einen Treffer!“, verkündete er stolz, als ob es sein Verdienst wäre, dass der Fingerabdruck passte. „Und, ist er das?“, fragte Sakura, als sie die Akte öffnete, in der auch ein Foto enthalten war. „Lässt sich schlecht sagen...die Beschreibung der Zeugen war sehr ungenau... Und der Mann auf dem Foto hat dunkle Haare.“, sagte ich. Aber Haare färben war ja kein Problem. „Aber die Größe stimmt. Ein Meter einundachtzig.“, meinte Fye. „Dann sollten wir den doch unter die Lupe nehmen. Wo wohnt er?“, fragte ich. „Er arbeitet bei der Marine und ist hier stationiert. Zumindest war er das vor zwei Jahren.“, sagte Sakura. „Bei der Marine?“ Das könnte ein Problem geben. „Nun – wenn er der Täter ist, wird er wohl immer noch hier sein, oder zumindest auf einem der Schiffe sein...“ „Welche Schiffe sind denn in letzter Zeit von Außerhalb eingelaufen, kannst du das rausfinden, Sakura-chan?“, fragte Fye und Sakura fing an, auf der Tastatur herumzutippen. „Es sind drei...“, meinte sie nach einer Weile. „Eine Yacht, ein größeres Frachtschiff und ein Schiff der Marine, das wird es wohl sein. Vor ungefähr zwei Wochen hat es angelegt.“ Na, das war doch mal eine erfreuliche Nachricht. Und das fand Shinsai wohl auch, als wir ihr davon erzählten. „Dann wissen Sie ja, was Sie zu tun haben, nicht wahr?“, meinte sie. „Wir haben noch zwei andere Fälle...“, sagte ich. Und zwar den Juwelenraub und die Entführung von Herr Schneider. Die hatten wir vor unserem Urlaub vorläufig Kollegen übergeben, aber die hatten bisher auch keine Ergebnisse. „Der geht vor. Sie sind schließlich von der Mordkommission.“ Sonst interessierte sie das auch herzlich wenig, aber sie drehte es meistens so, dass es für sie gerade passte. „Genau~“, meinte Fye. „Wir hatten auch gar nicht vor, den Fall jemand anderem zu überlassen, nicht wahr, Kuro-mune?“ Er stieß mich leicht in die Seite. „Natürlich nicht.“, brummte ich. „Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß.“, meinte Shinsai, nippte an ihrem Kaffee und grinste dann verschmitzt. „Ich bin ja mal sehr gespannt, wie Sie sich bei der Marine machen.“ „Hyuu~ das ist mal ein großes Schiff!“, stellte Fye fest. Wir standen im Hafen, vor dem Marineschiff, das vor zwei Wochen hier eingelaufen war. Fye hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute begeistert hinauf. Ich hingegen starrte bloß missmutig die Schiffswand vor mir an und überlegte, wie zur Hölle Shinsai auf diese schwachsinnige Idee gekommen war. Protestieren hatte überhaupt nichts genützt. Und jetzt waren wir Undercover bei der Marine eingeschleust wurden – dabei hatten wir beide überhaupt nicht die geringste Ahnung davon. Ich verstand gar nicht, warum wir hier weiter ermitteln sollten, obwohl wir die Fingerabdrücke vom Täter auf der Mordwaffe hatten... Aber da die Marine ein eigenes Völkchen war, konnte man da nicht einfach reinmarschieren und einen verhaften, hatte Shinsai gemeint. Außerdem waren wir ja gar nicht sicher, ob er die Tat allein begangen hatte oder nur angestiftet worden war. Also sollten wir ihn erst mal finden und ihn ganz klar überführen – wie wir dass anstellen sollten, hatte Shinsai nicht erwähnt. „Willst du ein Loch in den Rumpf starren?“, fragte Fye grinsend. „Ich glaub, dann kannst du da lange rumstehen~ Lass uns lieber an Bord gehen und uns beim Kommandanten melden.“ Irgendwie hatte Shinsai es geschafft, an zwei vollständige Uniformen, samt Ausrüstung, zu kommen. In besagten Uniformen steckten wir jetzt – Fye hatte gemeint, dass mir das ausgezeichnet stände. „Das hast du bei dem Anzug auch gesagt.“, hatte ich erwidert. „Dir steht eben alles~“, meinte er zur Antwort. „Ja, gehen wir.“, sagte ich, schnappte mir den Seesack und ging an dem Schiff entlang, zur Gangway. Oder nannte man das nur bei Flugzeugen so? Wir werden ganz schnell auffliegen, dachte ich. Wieso musste das Militär auch so viele Fachbegriffe haben... An der Treppe – Stelling, wie ich später erfuhr – standen zwei Wachposten, denen wir unsere – gefälschten – Papiere zeigten und die uns dann ohne weiteres hinauf ließen. Den ersten Schritt hatten wir also geschafft. Jetzt mussten wir nur noch den Kommandanten finden. Stempton hieß er. Nur liefen hier sehr viele Leute in Uniform herum. Und aus den Abzeichen auf den Schulterklappen wurde ich auch nicht schlau. „Hm.“, machte ich. „Was ,Hm’?“, fragte Fye. „Wie erkennt man den Kommandanten?“ „Wahrscheinlich ist es der mit den meisten Streifen.“, meinte Fye. „Da wäre ich auch drauf gekommen, aber wir können schlecht alle Leute bitten, sich zu versammeln, damit wir die Streifen zählen können...“ „Stimmt~ dann sollten wir vielleicht auf der Brücke nachsehen, hm?“ Das taten wir dann auch. Kapitän Stempton musterte uns ein wenig skeptisch, als wir im Stillgestanden vor ihm standen. „Willkommen an Bord.“, sagte er dann aber schließlich nach einer Weile. „Danke, Sir.“ „Melden Sie sich beim Versorgungsoffizier, Leutnant Houston, danach können Sie dort auch schon Ihren Dienst antreten.“, fuhr er fort. „Wegtreten.“ Wir salutierten und verließen die Brücke wieder. „Hyuu~ und ich dachte schon, der wirft uns gleich wieder raus.“, meinte Fye. „Hm. Dann suchen wir diesen Versorgungsoffizier mal.“ Da er offensichtlich etwas mit Versorgung zu tun hatte, würde er sicher irgendwo bei den Laderäumen sein. Und die waren nicht schwer zu finden. Houston stand mit einem Klemmbrett und einem anderem Offizier in Laderaum Nummer Drei und schien die Ladung zu überprüfen und entgegen zu nehmen. Wir traten zu ihm und er schaute auf. „Gefreite De Flourite und Sugawa melden sich zum Dienst.“, sagte ich und Fye musste sich anscheinend ein Grinsen verkneifen. Seit er meinen Nachnamen wusste, fand er irgendetwas daran wohl ziemlich lustig – was es war hatte er nicht gesagt. Und mir war aufgefallen, dass ich eigentlich nur mit meinem Vornamen angesprochen wurde. Aber daran hatte ich mich gewöhnt. Das lag eigentlich daran, dass Shinsai das verwechselt hatte, als ich im 13. Revier angefangen hatte. Und dann hatten auch die anderen es übernommen. Ein paar Mal hatte ich zwar gesagt, dass Kurogane mein Vorname war, aber trotzdem hatten sie es beibehalten mich bei meinem Vornamen zu nennen. Bei mir war das immer unterschiedlich, ob ich sie beim Vornamen nannte oder nicht. „Leutnant Houston, Versorgungsoffizier.“, antwortete er. „Dies ist Gefreiter Kinley. Er ist mein Assistent.“ Wir nickten uns zu. „Also. Wir nehmen heute neue Waren auf.“, erklärte Houston. „Aber damit werden wir sicher bis zum Mittagessen fertig sein.“ Das hörte sich doch gut an. Hier liefen jetzt noch jede Menge andere Leute rum und halfen dabei, die Kisten und Container, die vom Pier aus mit Ladekränen an Bord gehoben wurden, an ihren vorgesehenen Platz zu verfrachten und dort zu sichern. Nachdem wir damit fertig waren, hatten wir Pause, bis zum Mittagessen, weil fürs Erste alles erledigt war. Fye und ich nutzten die Zeit, uns umzusehen und uns auf dem Schiff zurechtzufinden. Es gab vier Abteilungen, beziehungsweise Hauptabschnitte, damit die Arbeit auf dem Schiff besser eingeteilt werden konnte. Wir waren in der Versorgung, wo man, wenn man es richtig machte, alles hatte oder alles bekam. Deshalb achteten die anderen wohl auch darauf, sich zumindest mit dieser Abteilung gut zu stellen. Die anderen, das waren diejenigen, die für die Waffen und für den Radar zuständig waren, dann die Leute von der Schiffstechnik – von Licht bis hin zu den Schiffsschrauben und Pumpen – und eben der Deckdienst, der die Brückencrew, Navigation und alle die an Deck arbeiteten mit einbezog. Natürlich gab es zwischen den Abteilungen auch mal die einen oder anderen Sticheleien – aber das war bei uns auf dem Revier ja nicht anders. Die Rangfolge der Dienstgrade wurden uns dann auch klarer. Zum einen die Offiziere, die das Sagen an Bord hatten, darunter fiel dann logischerweise Kapitän Stempton, und zum Teil die gesamte Brückencrew. Dann gab es als Abteilungsleiter die Bootsmänner und Unteroffiziere, und obwohl ein Leutnant schon in den Bereich Offizier fiel, war Houston der Schiffsversorgungsoffizier, kurz SVO, und unser direkter Vorgesetzter. Nun und als Gefreiter, beziehungsweise Obergefreiter oder Hauptgefreiter war man für alles andere zuständig, das noch anfiel. Und das war eine Menge. Nur gab es davon dann auch entsprechend mehr an Bord als die Offiziere oder Unteroffiziere. Wenn man dort dann wenigstens einen kleinen Überblick hatte, kam man gleich viel besser zurecht, stellte ich fest. Beim Mittagessen freundeten wir uns mit ein paar weiteren Leuten an, die bei uns am Tisch saßen. Sie waren ebenfalls aus der Versorgung, außer zwei, die aus der Technik und dem Deckdienst kamen. Wir waren mit Kinley zusammen zum Essen gegangen und er hatte uns dann mit ihnen bekannt gemacht. „Kommt ihr denn heut Abend noch mit, einen draufmachen?“, fragte Stevenson, ein blonder junger Mann, mit einem kurzen, abgehackten Akzent. Er war auch bei uns in der Versorgung und schien ein heiterer Mensch zu sein. Mit Vornamen hieß er Lars. „Morgen legen wir ja schon ab.“ „Ich kann leider nicht.“, sagte Kinley, von dem wir erfuhren, dass sein Vorname John war. „Ich habe die letzte Wache...“ „Oh, das ist natürlich Pech.“, zog ihn Kate Berenzen, einer der wenigen weiblichen Mitglieder an Bord, freundschaftlich auf. Sie war brünett, schien aufgeweckt und ziemlich selbstbewusst zu sein und kam aus der Technik. Der junge, schwarzhaarige Mann mit Brille lachte leise auf. „Wir können dir ja was mitbringen.“, sagte er und klopfte Kinley auf die Schulter. „Na danke, Harry.“, gab Kinley zurück. „Das ist ja bloß halb so lustig. Ich komm das nächste Mal mit.“ Harry Trance, bei dessen Nachnamen ich Ausspracheprobleme bekam, war bei uns in der Versorgung und hatte anscheinend immer irgendeinen Kommentar. „Ich kann auch nicht.“, ließ sich Martin Sander verlauten. Er war vom Deckdienst und schien etwas zurückhaltender zu sein, als seine Kollegen. Sander war ein stämmiger kleinerer Mann, der kurzes braunes Haar hatte. Kate sah zu ihm. „Warum nicht? Musst du auch Wache schieben?“ „Ja. Die erste...“, nickte Sander. „Das ist doch kein Problem... Dann kommst du halt mit, musst du nur aufpassen, dass du pünktlich um Mitternacht wieder da bist und halbwegs nüchtern.“, meinte Stevenson. „Wir sagen dir Bescheid.“ „Ich weiß nicht... ich überleg es mir.“, erwiderte Sander. „Aber ihr kommt doch sicher mit, oder?“ Trance wandte sich an uns und auch die anderen sahen uns an. „Ihr kennt doch sicher ein paar Läden, wo es was zu trinken gibt, oder?“ „Und kommt bloß nicht mit der Ausrede, ihr müsstet Wache schieben.“, sagte Berenzen grinsend. Da wir heute erst angekommen waren, waren wir dafür noch nicht eingeteilt worden. Das würde frühestens morgen um Acht bei der alltäglichen Besprechung gemacht. „Klar, warum sollten wir nicht mitkommen?“, fragte Fye begeistert. „Hm. Vielleicht kommt Henry ja auch mit.“, meinte Harry. „Wer ist Henry?“, fragte ich. „Henry Lake. Er ist auch in der Versorgung. Gar nicht zu übersehen, so ein großer Kerl, mit blonden Haaren.“ Lake. Der Name sagte mir was. Die Kellnerin hatte Karin Lake geheißen. Zumindest, vor der Scheidung von ihrem Mann. „Ah. Den hab ich gesehen!“, sagte Fye. „Aber er scheint nicht gesprächig zu sein...“ „Na ja. Eigentlich schon. Er ist ziemlich misstrauisch, aber wenn man ihn erst mal kennt, ist er ganz nett. Ich frag ihn ob er mitkommt.“, meinte Trance. „Aber kommt ihr beide jetzt mit?“, kam er wieder aufs Thema zurück und ich nickte. „Ja, wir kommen mit.“ Das würde uns eine Möglichkeit verschaffen uns diesen Lake mal genauer unter die Lupe zu nehmen. „Sehr schön... dann sind wir Neun – wenn Martin mitkommt. Das wird sicher lustig!“, sagte Berenzen. „Wir sehen uns dann am besten um 21.00. Ich hab nämlich bis acht Wache~“ Alle nickten zustimmend. „Klar, warum nicht.“ „So, dann wird ich mal gehen, hab noch was zu tun und bald ist wieder Dienstantritt.“, verabschiedete sich Berenzen und erhob sich, um ihr Tablett wegzubringen. Das war einer der Vorteile der Marine. Hier wurde sich wenigstens an die Arbeitszeiten gehalten. Wenn man nicht unbedingt eine Wache übernehmen musste, war das Wecken um halb sieben, bis halb acht hatte man die Chance zu frühstücken und um acht gab es dann eine Musterung, wo der erste Offizier das wichtigste vom Tag erzählte und die Abteilungsleiter dann ihre Abteilung übernehmen. Dann ging man einer Arbeit nach, bis halb eins. Um diese Uhrzeit gab es dann Mittagessen und Pause bis zwei. Danach war dann wieder Arbeit angesagt, bis um 17 Uhr, da war Feierabend. Wenn das auf unserem Revier genauso wäre, hätte ich wirklich einige Probleme weniger... Nach und nach gingen auch die anderen, nachdem sie mit dem Essen fertig waren. „Er ist also tatsächlich hier.“, sagte ich, nachdem ale außer Hörweite waren, zu Fye. Der nickte. „Ja. Jetzt müssen wir bloß rausfinden, ob er es wirklich war. Und warum!“ „Richtig. Ich hoffe, dass er uns nicht gesehen hat und uns wiedererkennt...“ „Er hat nicht in unsere Richtung geguckt. Aber vielleicht hat er sich ja vorher umgesehen... Ich hab ja nicht auf ihn geachtet, als er reingekommen ist.“ „Ich auch nicht. Aber wenn er es war, dann kriegen wir ihn.“ Nach der Pause gingen wir wieder an die Arbeit. Dabei versuchten wir, Lake möglichst nicht aus den Augen zu verlieren. Er verhielt sich ziemlich unauffällig und normal. Manchmal starrte aber auch er etwas finster zu uns herüber. Er schien uns wohl doch nicht ganz zu trauen. Aber er wahr wohl auch nicht unbedingt beunruhigt, das wir hier waren. Irgendwann kam er dann zu uns. „Hey. Was starrt ihr mich die ganze Zeit so an?“, fragte er ruppig. „Oh. Das tut uns Leid.“, meinte Fye. „Wir haben uns nur gefragt, ob Sie Henry Lake sind.“ „Ja, der bin ich. Und was tut das zur Sache?“ „Harry wollte fragen, ob Sie heute Abend auch mitkommen.“, erklärte Fye ihm unbekümmert. „Hat er schon.“, antwortete Lake und seine Miene hellte sich etwas auf und er wurde freundlicher. „Aber ich komm nicht mit. Harry hat mir von euch erzählt. Ich wollte euch nicht so anmachen, aber ich kann’s nicht leiden wenn man mich beobachtet...“, sagte er. „Ach, nicht so schlimm!“, lachte Fye. „Aber warum kommst du denn nicht mit?“ „Ich muss Wache schieben.“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Ein anderes Mal vielleicht. Ich muss jetzt aber auch wieder los.“, fügte er hinzu und wandte sich zum Gehen. „Sonst krieg ich noch Ärger.“ Er grinste und ging. Ich wusste nicht, was ich dann jetzt halten sollte. Er schien nicht unbedingt darauf gefasst zu sein, dass er des Mordes angeklagt werden würde. Aber er war doch ein wenig nervös gewesen, als hätte er irgendwas zu verbergen. „Wir sollten eigentlich hier bleiben und ihn weiter beobachten, heute Abend.“, meinte ich. „Aber... das ist doch dann etwas auffällig, oder?“, gab Fye zurück. „Wir haben doch jetzt zugesagt...“ Das stimmte allerdings. Außerdem bekamen wir vielleicht etwas durch die anderen über ihn heraus. Also nickte ich. „Dann gehen wir heute Abend mit.“, sagte ich und Fye strahlte. Die Zeit bis zum Feierabend verging wie im Flug, weil wir so viel zu tun hatten. „Hey, ihr beiden!“ Stevenson stand im Eingang zum Laderaum. „Kommt ihr gleich wieder mit uns essen?“ „Ja, sicher!“, rief Fye zurück. „Wir kommen sofort.“ Er drehte sich zu mir um. „Bist du fertig, Kuro-pi?“ „Ja, gleich. Geh ruhig schon mal vor. Ich muss Houston noch die Liste zurückgeben.“ „Okay. Wir warten auf dich, ja?“ „Ja, macht das.“ Fye ging in Richtung Tür und ich sah mich nach Houston um, aber konnte ihn nicht entdecken. Vielleicht war er weiter hinten im Laderaum, dachte ich und machte mich auf den Weg dorthin. Ich konnte ihn auch bald hören, anscheinend unterhielt er sich mit jemanden. Gerade als ich um einen Kistenstapel herumgehen wollte, erklang die Stimme des Gesprächspartners: Lake. „...dieser Sugawa eine Dienstakte bei der Polizei.“, sagte er gerade. Ich blieb auf der Stelle stehen. „Bei der Polizei? Dann wissen sie sicher was. Sonst wäre er ja nicht hier...“, sagte Houston, er klang erschreckt. „Wir können die Sache nicht mehr verschieben.“, sagte Lake. „Ich bin mir nicht sicher ob er etwas weiß, aber wir sollten auf Nummer sicher gehen.“ „Richtig. Wenn wir auffliegen, dann kommen wir vors Kriegsgericht...“ Er verstummte abrupt und ich hörte auch Schritte. „Danke, Gefreiter, Sie dürfen wegtreten.“, sagte er hastig und Lake antwortete: „Jawohl, Sir.“ „Was gibt es, Kinley?“, fragte Houston dann eine Weile später. „Hier ist die Liste, Sir. Die Ladung ist korrekt.“, sagte Kinley und ich trat zu den beiden, in der Hoffnung, dass es mir nicht anzusehen war, was ich gerade gehört hatte. „Die auf dieser Liste ebenfalls, Sir.“, sagte ich, als ich vor ihm stand. Houston schien kurz um Fassung zu ringen, aber auch nur für einen Sekundenbruchteil. „Danke. Sie können Feierabend machen.“ Anscheinend wollte er zumindest mich ganz schnell loswerden. „Hast du dich verlaufen?“, fragte Fye grinsend, als ich mich neben ihn setzte. „Oder warum hat das so lange gedauert?“ Ich schüttelte bloß den Kopf. „Ich musste Houston erst finden.“, sagte ich. Jetzt konnte ich Fye ja schlecht erzählen, was Lake und Houston über uns wussten, weil die anderen – außer Berenzen, die jetzt Wache hatte – auch am Tisch saßen. Dazu fand sich hoffentlich später noch eine Möglichkeit. „Habt ihr nach dem Essen noch was vor?“, fragte Trance. „Nein, noch nicht.“, sagte Fye. „Warum?“ „Ihr könnt doch sicher Karten spielen, oder?“ Also spielten wir Poker – wobei Fyes Grinsen etwas irritierend war. Dabei war es ihm wohl auch egal, ob er ein gutes oder ein schlechtes Blatt hatte. Und meistens schaffte er es sogar zu gewinnen. „Habt ihr schon ein paar Vorschläge, wo es hingehen könnte?“, fragte Stevenson, nachdem wir ein paar Runden gespielt hatten. „Hier in der Nähe gibt es viele Bars...eigentlich ist es relativ egal.“, sagte ich. „Gehen wir doch in alle~“, meinte Fye lachend. „Na... ich weiß ja nicht ob wir die alle schaffen.“, sagte Trance. „Aber wir können’s ja versuchen.“ „Hey... wir müssen morgen noch stehen können!“, sagte Sander. Stevenson sah zu ihm. „Ach, heißt das du kommst mit?“ Er nickte. „Ja. Aber wie gesagt, kann nicht so lange bleiben.“ „Das ist ja egal. Hauptsache du bist dabei!“ „Da bin ich!“, rief Kate und winkte uns zu. Wir standen schon seit fünf Minuten an der Stelling und hatten auf sie gewartet. Fye winkte begeistert zurück und Harry meinte: „Dann können wir ja los.“ Er schob Lars die Stelling herunter und wir folgten ihnen. „Also...wohin?“ Kate drehte sich zu Fye und mir um. „Na, Kuro-rin, du weißt doch bestimmt was, hm?“, fragte Fye und piekte mir in die Seite. „Ja... es ist auch nicht weit.“, meinte ich und ging vor, während die anderen sich munter unterhielten, wobei ich etwas von ein paar Manövern aufschnappte. Wir brauchten ungefähr zehn Minuten bis zum „Tony’s“. Ich kannte den Barkeeper dort recht gut, weil er in einen Fall von mir verwickelt gewesen war. Und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht gleich ausplauderte, dass ich bei der Polizei arbeitete. Aber er würde sich sicher freuen, meinen neuen Partner kennen zu lernen. „Ah, lange nicht gesehen!“, begrüßte er mich, als ich mit den anderen hereinkam. „Deine Kollegen?“ Er deutete auf meine Begleiter und ich nickte. „Ja. Haben gerade Feierabend.“, sagte ich, was ihn dazu veranlasste, leicht zu grinsen. Er wusste, dass Feierabend – zumindest für Shinsai – schon fast ein Fremdwort war... Harry klopfte Fye und mir auf die Schulter. „Die Beiden sind neu in unserer Einheit und deshalb feiern wir quasi ihren Einstand.“, meinte er. „Aber wahrscheinlich wären wir auch so was trinken gegangen~“, fügte Kate lachend hinzu. „Was soll’s denn sein?“, fragte Tony. Eine Weile später war die Stimmung wirklich sehr ausgelassen. Die anderen unterhielten sich heiter über ein paar andere Marineoffiziere und was die so lustiges angestellt hatten. Erst hatte ich ein wenig mit Tony geredet, aber viele neue Informationen hatte er nicht. Und dann hatte ich die anderen ein wenig weiter über Lake ausgefragt, aber mehr war da auch nicht rausgekommen. Danach war ich damit beschäftigt, auf Fye aufzupassen. Der vertrug nämlich so gut wie nichts, stellte ich fest. Das hätte er mir vorher sagen sollen... Er wurde ziemlich redselig, aber er erwähnte zum Glück nicht, dass wir bei der Polizei arbeiteten. „... und dann hab ich ihm die Tür an den Kopf gehauen.“, kicherte Fye gerade. „Oh mann. Das nennt man wirklich Pech!“, meinte John, und die anderen lachten. „Das hat verdammt wehgetan!“, mischte ich mich ein. „Hyuu~ und dann...dann wollte er mich nicht mal bei sich einziehen lassen...“, erzählte Fye weiter. „Wie gemein~“ Hatte er gerade wirklich miaut? Die anderen kicherten und Harry wollte Fye nachschenken. „Ich glaube, das reicht für ihn...“, sagte ich und sackte sein Glas ein. Fye sah mich entsetzt an. „Aber Kuro-taa~ ...ich will noch was... gib das wieder her!“, jammerte er und hängte sich an meinen Arm. „Vergiss es... du hast schon jetzt zuviel.“ Er würde morgen wohl einen gewaltigen Kater haben... „Du bist soooo fies!“, maulte er und angelte nach dem Glas, was eigentlich eher ein unkoordiniertes Herumgefuchtel mit einem Arm war. „Ich glaube, er muss zurück...“, stellte ich fest. Ich wäre ja noch geblieben, aber Fye sollte wohl schnellstens ins Bett, bevor er noch was ausplauderte, was dann nicht so gut für uns wäre. Die anderen lachten wieder. „Ja~ wäre vielleicht besser. Sonst kriegt er morgen seinen Dienst nicht auf die Reihe.“ „Ich will aber noch nicht...nach Hause.“, nuschelte Fye und klammerte sich halb am Tisch fest. „Nyaaa~“, quietschte er danach. „Wir gehen.“, bestimmte ich. „Ihr könnt ja noch eine Weile hier bleiben. Ich bring ihn schon zurück...“, meinte ich zu den anderen, während ich versuchte, Fye vom Tisch loszueisen. „Komm schon...stell dich nicht so an!“, sagte ich und er ließ tatsächlich los, klammerte sich dann aber an mich. Beim Aufstehen schwankte er bedrohlich, was ihn aber nicht unbedingt zu stören schien. Die anderen sahen amüsiert zu. „Na dann viel Spaß auf dem Heimweg, Kurogane!“, sagte Harry feixend. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass du nicht trinkfest bist.“, brummte ich, als wir draußen waren. „Warum denn?“, meinte Fye. „Ich kann noch viii~el mehr trinken...“, fügte er hinzu und nickte überzeugt. „Das glaub ich aber nicht... du kannst nicht mal mehr vernünftig stehen...“ Und dass es dann auch noch so glatt hier draußen sein musste, trug auch nicht unbedingt zur Stabilität bei. „Kaaalt~“, maunzte er dann. „Mir ist kalt...“ Er rückte noch näher an mich heran, was mich fast aus dem Gleichgewicht brachte. „Du bist immer so schön warm.“, schnurrte er und lehnte sich an mich. Nur rutschte er plötzlich aus und da ich keinen festen Stand auf dem Schnee fand, ging ich ebenfalls mit zu Boden. Erst sah er mich ein wenig erstaunt an, dann kicherte er. „Nyaaa~, Kuro-wan sitzt mit mir im Schnee~“, flötete er. Dann fiel er mir um den Hals, sodass ich hintenüberkippte. Zum Glück schlug ich mir nicht auch noch den Kopf an. „H...Hey...“, machte ich überrascht. Fye richtete sich ein wenig auf und sah mich an. Sein Blick war leicht benebelt, seine Augen hatte er halbgeschlossen, seine Haare hingen ihm halb im Gesicht und seine Wangen leicht gerötet. Auch das typische Grinsen war verschwunden und sah richtig ernst aus. Seine kalte Hand legte sich auf meine Wange. „Kuro-ne...? Bleibst du bei mir?“, fragte er und kam mir mit seinem Gesicht immer näher. Ich war viel zu perplex, um irgendwie zu reagieren, starrte ihn bloß an. Was hatte er denn jetzt vor? „Ich will nicht mehr allein sein...“, meinte Fye leise und war nur noch etwa einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Ich...“, fing er an – und kippte leicht zur Seite, sackte dann auf mir zusammen und sein Kopf landete auf meiner Schulter. „Nya...“, seufzte er leise und kuschelte sich an mich. Er schlief. Ich blinzelte verwirrt und rührte mich eine Weile nicht. Was war das denn gerade gewesen? Leicht stieß ich ihn an, doch er wachte nicht auf. Also richtete ich mich ein wenig umständlich auf, sodass er nicht herunterfiel, doch darüber brauchte ich mir wohl keine Sorgen machen, denn sobald ich saß, schlang er seine Armer erneut um meinen Nacken. Doch aufwachen tat er nicht. Ich erhob mich vollständig. Anscheinend musste ich Fye wieder mal tragen. Während ich das letzte Stück zum Schiff zurücklegte, dachte ich über das nach, was er gerade gesagt hatte. Er wollte nicht mehr allein sein...? Als er das gesagt hatte, hatte er traurig geklungen. Und was er wohl danach hatte sagen wollen? Da wir in einer Kabine untergebracht waren, fragte ich ihn gleich nach dem Aufstehen danach. Zumindest, nachdem ich ihn wach bekommen hatte. Er hatte wie erwartet einen Kater und ich brauchte mindestens fünf Minuten, bis er sich zumindest im Bett aufsetzte und etwas erledigt grinste. „Uhm... mein Kopf...viel zu früh zum aufstehen...“, meinte er und fuhr sich kurz durchs Haar. „Wie hast du das gestern gemeint, du ‚willst nicht mehr allein sein’?“, fragte ich ihn und er sah überrascht zu mir. „Hab ich das gesagt? Kann mich nicht erinnern, du musst dich irren...“ Er lachte leise. „Du musstest mich ja abfüllen... jetzt hab ich einen Kater~“ „Ich hab dich nicht abgefüllt!“, antwortete ich. „Hast du wohl~ das weiß ich ganz genau.“ Er nickte vor sich hin. „Ja, ja...du brauchst es gar nicht anzustreiten.“ Er grinste mich schelmisch an. „Du hattest doch nichts vor, oder?“ Er griff nach seiner Uniform. „Hast du zufällig eine Aspirin? Mein Kopf~“, klagte er, als er aufstand. „Nein hab ich nicht.“, sagte ich. „Du hast meine Frage nicht beantwortet!“ „Ich hab keine~ Ahnung wovon du sprichst.“, flötete er, aber ich hatte das Gefühl, dass er das ganz genau wusste. „Hyuu~ warum hast du eigentlich keinen Brummschädel? Das ist unfair~“, plapperte er weiter. Es war wohl sinnlos, weiter darauf zu beharren, dass er das gesagt hatte. „Ich vertrag eben viel. Im Gegensatz zu dir.“, sagte ich. Er lachte leise. „Praktisch, nicht wahr?“ Ich hob eine Augenbraue. „Wieso?“ „Weil du mich dann abfüllen konntest, du bist fies, Kuro-wanko!“, erwiderte er, tippte mir auf die Brust und schob sich an mir vorbei. „Böser Junge! Hattest wohl vor, dich an mir zu vergreifen...?“ „Was?!“ „Hyuuuu! Das erzähl ich den anderen~“ Lachend verschwand er nach draußen. „Wag es....!“, fauchte ich und stürzte ihm hinterher. File 15 - Closed Erst mal... das hat mal wieder gedauert, ich weiß~ Aber ich war eine Woche in Spanien... und dann hatte ich ein Kreatief und eine Schreibblockade... hyuuu~ aber dann bin ich doch weitergekommen. Ob das eher am Pfingstmontag oder an der Erkältung liegt? Ich hab auf jeden Fall keine Stimme... und deshalb ne Menge Zeit weil ich im Bett geblieben bin~ joa... und da hatte ich dann eben auch ne Idee zum weiterschreiben... also...sorry fürs Warten.^^ Joa... Endlich hat Kurogane einen Nachnamen bekommen... Eigentlich sollte er ja von Anfang an einen haben, aber da ist mir keiner eingefallen. Und dann~ tja... Dann brauchte er ihn auch nicht unbedingt... *lol* Aber jetzt hat er einen... ich finde, der passt ganz gut – vom Klang her (falls der Name ne Bedeutung hat, klärt mich auf~ XD). Dann möchte ich noch ein paar Dankesgrüße loswerden. XD Einmal für Menardi, die mir die nötigen Infos zur Marine zukommen lassen hat~^^ *knuffz* Und für TheaAl und BabyTunNinjaDrac, weil sie mich quasi bedrängt haben weiter zu schreiben~ Und ChibiLiebchen, fürs Betalesen. ^_^ Und dann für alle anderen, die diese FF lesen.^^ Würde mich über weitere Kommis freuen, die helfen mir nämlich sehr, auch wenn ich dann manchmal mein Konzept ein wenig umschmeißen muss, aber das macht mir nichts.... Uhm... ich glaub das reicht fürs Nachwort? XD Ich hoffe, dass File 16 nicht so lange braucht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)