APD - Teil 1 von CptJH ================================================================================ Kapitel 7: File 7 ----------------- File 7 Irgendwann - es war auf jeden Fall verdammt früh - wachte ich auf. Im ersten Moment wusste ich nicht, wo ich war und was mich geweckt hatte. Ich spürte Fyes Wärme an meinem Rücken und hörte ihn leise atmen. Der Wind rauschte durch die Blätter. Es war kalt, aber durch die gegenseitige Körperwärme, war es unter der Decke erträglich. Regnen tat es zum Glück nicht und soweit ich das am nachtschwarzen Himmel erkennen konnte, war es nicht bewölkt. Zumindest sah ich ein paar Sterne. Da hörte ich noch ein anderes Geräusch, eines das nicht hierher passte. Einen Automotor! Aber, war es nicht ein wenig früh? Ich konzentrierte mich auf das Geräusch. Also, einer unserer Polizeistreifenwagen war es nicht, die hatten einen anderen Motor. Einen Diesel, keinen Benziner. Ich weckte Fye. "Nchfünminutn...", nuschelte er. Dann schnellte er so plötzlich hoch, dass wir fast mit den Köpfen zusammen stießen. Verschlafen sah er sich um. "Was... wo..." Dann sah er zu mir. "Ah~ Kuro-rin... Guten Morgen!", meinte er. "Es ist doch Morgen, oder?" "Ja. Und ich glaube da kommt ein Auto..." "Ein Auto? Das ist ja wunderbar!!" Er sprang auf die Füße. "Uah...! Kalt!", quietschte er, als ein weiterer Windstoß kam. "Das ist nur wunderbar, wenn wir damit endlich nach Hause kommen..." Ich erhob mich ebenfalls und fröstelte. Ich reichte Fye die Decke, mit der wir uns zugedeckt hatten - eigentlich zum Halten, doch er wickelte sich gleich wieder darin ein. Keine so schlechte Idee. Ich schüttelte die andere Decke aus und hängte sie mir auch über die Schultern. "Ich glaube, es kommt von da!", meinte ich und zeigte in die Richtung, in die wir wollten. Fye wollte losstürmen, doch ich hielt ihn fest. "Nicht so schnell... vielleicht sind das die Gangster, die zurückkommen..." "Meinst du?" "Würdest du um diese Uhrzeit durch den Wald fahren?" "Eh... ich glaube nicht." "Also sollten wir vorsichtig sein." Er nickte. "Sicher!" Wir gingen wieder zum Weg, um auf das Auto zu warten. Das Motorengeräusch wurde deutlicher. Klang nach einem alten Auto. Die Gangster hatten eines von den neuen Modellen. Das Gefährt kam um die Ecke. Es war ein alter klappriger Jeep. Vom Forstamt. "Nya! Sieht aus, als hätten wir diesmal Glück!", freute sich Fye. Das wurde auch Zeit! In den letzten Tagen waren wir je geradezu vom Pech verfolgt worden. Endlich fing der Tag mal gut an. Wir hielten das Auto an und der Förster erklärte sich bereit, uns nach Hause zu fahren. Mein Blick fiel auf die Uhr im Jeep, es war kurz nach vier. Mit dieser Zahl hatte ich es aber auch... Erleichtert ließen wir uns auf die Rückbank nieder. "Was rennen Sie eigentlich um diese Zeit im Wald herum?", fragte er, als er den Wagen wendete. "Das ist eine lange Geschichte." Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust, ihm das jetzt zu erklären. "Uns ist das Auto liegengeblieben...", meinte Fye. Das stimmte zwar nicht ganz, aber es war auch nicht ganz verkehrt. "Ah. Wo denn?", erkundigte sich der Förster. "Es ist schon... abgeschleppt worden.", erklärte ich. Stimmte, das Auto war weg. "Genau~ und dann standen wir in einem Funkloch... also kein Taxi.", fügte Fye hinzu. "Die Technik, nicht war?" Der Förster grinste und Fye nickte. "Ja~ Kein Verlass..." Und so ging das Gespräch dann weiter, eben Smalltalk. "Hey..." Ich brummte unwirsch, als Fye mich immer wieder in die Seite piekste. "Wach auf!! Wir sind da!" "Ja... ich bin ja wach... hör auf damit..." Er hörte erst mit dem Gestupse auf, als ich die Augen öffnete. Ich war während der Fahrt eingedöst. Aber auch Fye sah aus, als wäre er gerade aufgewacht. Tatsächlich, wir waren schon auf der Hauptstraße. "Oh~ äh... gleich hier links!", sagte Fye gerade zum Förster. Dann wendete er sich an mich. "Wird Shinsai sauer, wenn wir unpünktlich sind?" Stimmte ja, es war Montag. Und laut Uhr mussten wir in einer halben Stunde da sein. Das schafften wir nie. Als der Förster uns knapp anderthalb Stunden später vor dem Revier absetzte, war es sieben Uhr. Eine Stunde zu spät. Na ja, was soll's, schließlich war es ja nicht meine Schuld, dass sie uns das Auto geklaut hatten. Shinsai schien das allerdings nicht so zu sehen. Sie hatte mich und Fye natürlich sofort in ihr Büro zitiert. Gerade schwenkte sie - offensichtlicht schlecht gelaunt - mit ihrer Kaffeetasse, die zum Glück leer war, denn sonst hätte ich das ganze Zeug bestimmt auf dem Mantel gehabt - vor meiner Nase herum. "Manchmal frage ich mich echt, ob Sie das nicht mit Absicht machen, Detective!!", regte sie sich auf. "Also, wenn das so weitergeht, muss ich mir wirklich noch einmal stark überlegen, ob Sie diesen Job weitermachen oder ob ich Sie nicht besser suspendiere!" Bevor sie mich tatsächlich mit der Tasse traf oder mir von dem ganzen Herumgeschlenker schwindelig wurde, nahm sie endlich die Tasse herunter. "Suspendieren...?!", fragte ich ungläubig. "Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Autos mehr oder die Banken und Juweliere können ihren Tresor gleich ganz auflassen...", meinte sie erbost. Jetzt übertrieb sie aber! Nur weil wir sie nicht sofort festnehmen konnten, hieß das noch lange nicht, dass wir sie nicht doch noch irgendwie erwischten und der Fall ungelöst zu den Akten wanderte. "Aber, Shinsai-san!", mischte sich jetzt Fye ein. Sein Lächeln war nicht ganz so breit wie immer, aber immer noch vorhanden. "Es war doch nicht Kuro-chans oder meine Schuld, dass sie uns überrascht haben... Na, ein wenig vielleicht, aber dass sie uns das Auto klauen würden, das haben wir nicht voraussehen können, oder?" Shinsai hörte auf, mich anzufunkeln, und sah zu Fye. Einen Moment lang sah sie so aus, als würde sie sich fragen, was er eigentlich hier tat. Doch dann sagte sie: "Nein, das stimmt schon! Aber Ihre Ermittlungsmethoden sind katastrophal... Halten Sie sich überhaupt an irgendeine Vorschrift?" "Ähm~" Fye sah zu mir. "Wir halten doch bei Rot, oder?" "DAS habe ich nicht gemeint... ach, ist ja auch egal..." Shinsai stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab, um sie dann gleich mit der anderen Hand wieder aufzunehmen. Sie wedelte ungeduldig mit der Hand in Richtung Tür. "Sehen Sie zu, dass Sie, erstens, den Passat wiederfinden, zweitens, die Juwelendiebe fassen und drittens möglichst auch noch die Mafia!!" Wir machten, dass wir aus dem Büro herauskamen. Kurz, bevor die Tür komplett ins Schloss fiel, ertönte noch ein: "Viertens, Vergessen Sie Ihren Bericht nicht!" Das war mir irgendwie klar gewesen. Auf dem Gang kam uns Storm entgegen. Er grinste gehässig. Der Leiter der Spurensicherung fand es immer wahnsinnig amüsant, wenn wir von Shinsai eines auf den Deckel bekamen. Ich warf ihm einen unfreundlichen Blick zu, und ging dann ins IC, wo uns Sakura-chan auch fröhlich begrüßte. "Kurogane-san! Fye-san! Schön, dass ihr da seid!" Auch Mokona kam angehopst. "Was bist du eigentlich?", wollte Fye wissen, nahm das Pelzknäuel auf den Arm und musterte es genau. "Bisher hatten wir es immer so eilig und ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht!" "Mokona ist Mokona!", kam es zur Antwort. Mehr würde er auch nicht sagen, das war auch die Antwort, die ich bekommen hatte, als ich mal nebenbei wissen wollte, was zur Hölle DAS war, als er mir das erste Mal entgegengeflogen kam. "Ja, und was machst du so?", fragte Fye weiter. "Mokona hilft Sakura-chan!" Die Pelzkugel war richtig stolz. Helfen? Eigentlich war er bloß immer im IC, hüpfte hier herum und stürzte sich auf diejenigen, die hereinkamen, beziehungsweise speziell auf mich. "Könntest du mal schauen, ob der GPS-Sender am Passat aktiviert ist?", fragte ich Sakura-chan, während Mokona und Fye sich gegenseitig um die Wette anstrahlten. Sie tippte eine Weile auf der Tastatur des Rechners herum und schüttelte dann den Kopf. "Tut mir Leid. Das GPS kann ihn nicht orten.", sagte sie. Das hatte ich mir schon gedacht. Ich nickte. "Okay." Hieß, dass wir ihn also so suchen durften. Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen - und das auch noch im Dunkeln. Ich seufzte leise. "Komm..." Ich schnappte mir meinen Partner und ging aus dem IC. "Was denn?" "Wir gehen jetzt in die Kantine und Frühstücken..." "Au ja!!" Mir war nämlich eingefallen, dass wir länger nichts gegessen hatten. Der Passat konnte warten. In der Cafeteria entdeckten wir Shaolan, der an einem der Tische saß und etwas ratlos auf ein Blatt Papier neben seinem Tablett starrte. "Guten Morgen, Shaolan-kun!", grüßte Fye. "Dürfen wir uns setzen?" Der Junge schaute auf. "Ah, natürlich! Guten Morgen!" Während ich schweigend aß, fragte Fye: "Was machst du da, Shaolan-kun?" "Oh, das ist der aktuelle Fall, den wir gerade bearbeiten... aber ich komme irgendwie nicht weiter." "Nyaaa! Vielleicht können wir dir ja helfen...", bot mein Partner an. "Das wäre sehr nett.", meinte Shaolan, schob ihm den Zettel hin und erläuterte, um was es ging. "Hier... die Einschusslöcher sind quer verstreut und bis unter die Decke... Aber alle exakt gerade. Genau 154. Und es sind auch alle Kugeln da..." "Das ist in der Tat sehr merkwürdig. Wie hoch ist denn die Halle?", erkundigte sich Fye. "Sechs Meter!" Die Beiden fingen an zu diskutieren. Das war wirklich merkwürdig, dachte ich. Niemand schaffte es, exakt gerade in Wände zu schießen, zumindest nicht 154 Mal und in 6 Meter Höhe. "Was wurde noch am Tatort gefunden?", mischte ich mich jetzt ein. Shaolan sah zu mir. "Ähm... eine Stange, etwa sieben Meter lang... sie wies Rillen auf, mit denen wir aber auch nichts anfangen konnten... Und Reifenspuren, aber den Halter des Wagens haben wir schon ermittelt..." Eine Stange? Die Halle war 6 Meter hoch. Also konnte die Stange nicht gerade stehen... es sei denn... "Gab es in der Decke ein Loch oder eine Luke?", wollte ich wissen. Der Junge nickte. "Ja. Es gibt in der Halle eine Luke!" "Und die Waffe war eine Automatik?" "Ein Maschinengewehr, ja." "Ah! Ich glaub ich weiß es!", meinte Fye. "Sie haben die Stange senkrecht gestellt und dann den Abzug der Waffe festgemacht..." Shaolan sah immer noch ein wenig verwirrt drein. "Und dann haben sie das Ding einfach an der Stange runter fallen lassen...", fügte ich hinzu. Jetzt schien auch der Junge verstanden zu haben. "Verstehe! Durch den Rückstoß der Waffe hat diese sich gedreht, war aber gerade und deshalb die Löcher in den Wänden und die Rillen in der Stange..." "Richtig. Wenn man alle Einschussstellen in den Computer eingeben würde und dann die Geraden berechnen würde, würde sicher herauskommen, dass alle Kugeln von derselben senkrechten gekommen sind...", vermutete ich. Shaolan sprang auf. "Entschuldigt mich... Das muss ich gleich nachprüfen!!" "Schon gut! Viel Erfolg, Shaolan-kun!", rief Fye ihm nach. Als wir unsere Tabletts in die Ablage brachten, fragte ich mich gerade, wie wir unseren Passat ohne Fahrzeug wiederfinden sollten. Mein BMW war sicher noch nicht wieder einsatzbereit. Das konnte doch nicht wahr sein. Erst ein Auto kaputt, dann das andere weg... Mit dem B u s konnten wir ja schlecht ermitteln... Geschweige denn irgendwen verfolgen. Shinsai lieh uns bestimmt keinen Wagen mehr. So gut kannte ich meine Chefin schon. Manchmal konnte sie wirklich sehr gemein sein... Sah nicht gut aus für uns. Storm brauchten wir gar nicht erst um ein Auto bitten, der würde sich bloß halbtot lachen und hätte wieder einen Grund, über mich herzuziehen. Dr. Meyer hatte zwar ein Auto, aber das brauchte er selbst. Sakura und Shaolan fuhren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Tja. Und ich bezweifelte stark, dass unser verrücktes Pelzknäuel einen Wagen hatte. Es sah wirklich nicht gut für uns aus... Fye riss mich aus meinen Gedanken. "Kuro-mune? Hast du eigentlich einen Motorradführerschein?" "Ja, warum fragst du?" Irgendwann hatte ich mal einen gemacht. War aber schon länger nicht mit einem Motorrad gefahren - was daran lag, dass ich keins hatte. "Na ja. Ich hab eins im Keller stehen. Aber keinen Motorradschein." Wieso hatte er ein Motorrad, aber keine Lizenz? Diese Frage schien mir wohl im Gesicht zu stehen, denn er fuhr fort: "Ein ehemaliger Nachbar hat es stehen lassen und mir die Schlüssel gegeben. Allerdings ist es kaputt." Er grinste schief. "Vielleicht können wir es reparieren, dann sind wir nicht auf Bus und Bahn angewiesen..." Wäre einen Versuch wert. Ich nickte. Also machten wir uns auf zu ihm, um das Gefährt mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Meine Erwartungen wurden übertroffen - allerdings die negativen. Das Teil war erstens verstaubt bis zum geht-nicht-mehr und zweitens fiel es halb auseinander. "Meinst du, wir kriegen das wieder hin?" "Keine Ahnung... erst mal müssen wir das hier raus kriegen..." Sonst würden wir noch am Staub ersticken. Also beschafften wir uns ein paar Bretter, die wir die Kellertreppe hochlegten, damit wie das Motorrad hochschieben konnten. Das Ding war ziemlich schwer und es dauerte seine Weile, bis wir es draußen hatten. Im Tageslicht sah das Fahrzeug noch erbärmlicher aus. Die Staubschicht war gute drei Zentimeter dick, außer da, wo wir den Staub heruntergefegt hatten, während wir es über die Treppe hochgewuchtet hatten. Überall hingen Spinnenweben und die Reifen waren platt, einer hatte sogar eine Acht. Kein Wunder, dass der Nachbar das nicht mitgenommen hatte. "Also... erst einmal sollten wir es ein wenig entstauben...", stellte ich fest. Also holten wir einen Schlauch und ein paar Lappen, um das Motorrad von Staub und Dreck zu befreien. Da kam ganz schön was runter, als wir es abspritzten - wobei nicht nur das Motorrad Wasser abbekam - und hinterher noch mal mit den Waschlappen darüber gingen. Aber danach konnte man zumindest erkennen, dass es eine Kawasaki war und die Farbe dunkelblau und schwarz hatte. Dann kam der schwerere Teil: Die Reparatur. Wir mussten es fast komplett auseinander nehmen, wobei wir die Chance nutzten, um wirklich alle Teile gründlich zu säubern. Nachdem wir es wieder zusammengesetzt hatten und noch mal ordentlich poliert und auf Hochglanz gebracht hatten, erkannte man die Maschine nicht wieder. Uns allerdings auch nicht. Wir waren nämlich jetzt dreck- und ölverschmiert und nass. Aber wir hatten es geschafft. Die Kawasaki blitzte und der Motor schnurrte wie eine Katze. "Puh." Fye wischte sich durchs Gesicht, wodurch er es noch mehr verschmierte, und grinste zufrieden. Dann sah er mich an. "Tja~ jetzt sehen wir aber aus, als hätten wir Jahre im Keller herumgestanden...", meinte er lachend. "Du siehst aus, als wärst du in eine Matschpfütze gesprungen." Er sah nicht anders aus. Jetzt brauchten wir wohl eine Dusche. "Dann machen wir doch ne Probefahrt...", schlug ich vor. Fye nickte. "Mal sehen, ob ich noch irgendwo zwei Helme finde..." Er verschwand im Keller, um sich auf die Suche zu machen. Derweil stand ich herum und sah mich um. Ich bemerkte eine Gestalt, die an einer Hauswand lehnte und uns anscheinend beobachtet hatte. Als ich sie fixierte, wandte sie sich ab und verschwand. Ich runzelte meine Stirn. Na ja. Hatte wohl nur zugeschaut, wie wir die Maschine wieder in Schuss gebracht hatten. Da kam mein Partner auch schon wieder, und ich dachte nicht weiter daran. Fye hatte tatsächlich noch Helme gefunden, die er munter schwenkte und mir einen entgegen warf. "Na dann. Fahren wir!" Ich war länger nicht gefahren, aber ich fand mich schnell wieder ein. Bald hatte ich das Gefühl, als hätte ich erst gestern gelernt, so eine Maschine zu lenken. Fye saß hinter mir und hielt sich an mir fest. Eine Unterhaltung war nicht möglich, da der Fahrtwind sie übertönen würde, und die Helme auch noch die Stimme dämpfte. Wir waren viel schneller durch den Verkehr - es war kurz nach zwölf, und somit machten die meisten Mittagspause - als mit dem Auto und deshalb dauerte es nicht lange, bis ich die Kawasaki in der Tiefgarage auf meinem Parkplatz abstellte. Fye ließ sich von der Maschine rutschen und nahm den Helm ab und auch ich stieg ab. "Ich bin noch nie Motorrad gefahren, fährt sie sich gut?", erkundigte er sich. Ich nickte. Die Maschine fuhr sehr gut, wie neu. "Sehr schön!!", freute sich Fye. Wir gingen zum Fahrstuhl und fuhren hinauf zu meiner Wohnung. Als wir unsere Mäntel auszogen, stellte ich fest, dass die vielleicht dringend mal gewaschen werden mussten. Also nahm ich Fye auch seinen ab und ging zur Waschmaschine. Bevor ich die Mäntel in die Waschmaschine steckte, schaute ich noch in den Taschen nach, ob noch etwas darin war, das zum Mitwaschen nicht geeignet war. In meinen Taschen war bloß noch ein Schlüssel. Den hatte ich schon überall gesucht... In Fyes fand ich das Blatt, was er im Wald gefunden hatte. Das Karmesinrote. Hatte er es vergessen oder trug er es mit Absicht mit sich herum? Ich grinste und legte es auf die Ablage neben die Waschmaschine und steckte die Jacken in die Maschine hinein, um diese danach anzuschmeißen. Als ich wieder aus dem Raum kam, in dem mein Trockner, die Gefriertruhe und die Waschmaschine samt Wäscheständer stand, verschwand Fye gerade im Bad. Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank um einen Blick hineinzuwerfen. Ich entdeckte eine Packung Orangensaft und angelte sie heraus. Als ich mir ein Glas davon einschenkte, kam Blacky angeschlichen und maunzte, als er auf meine Schulter sprang. Ich strich ihm über den Kopf. Ob er beleidigt war, dass er die letzten zwei Tage kein Frühstück bekommen hatte? Ich öffnete den Kühlschrank erneut und füllte eine Schale mit Milch, die ich meinem Kater hinstellte. Sofort ging er darauf los. Hatte ich's doch gewusst... War mal wieder zu faul gewesen, sich sein Frühstück selbst zu besorgen. "Das Bad ist jetzt frei!", rief Fye und kam gleich darauf in die Küche. Er trocknete sich gerade die Haare ab und strahlte wie gewöhnlich. "Soll ich uns was zu essen machen?" "Wenn du möchtest...", sagte ich und ging dann ins Bad. Die Dusche tat wirklich gut. Die Reparatur des Motorrads und der Stress in den letzten Tagen machte sich bemerkbar, als das warme Wasser auf mich niederprasselte. Ich blieb einfach eine Weile so stehen, schloss die Augen und ließ es die Anstrengungen einfach abspülen. Nachdem ich nach einer Weile aus der Dusche kam und mich abtrocknete, fühlte ich mich gleich viel besser. Ich zog mir frische Klamotten an und ging wieder in die Küche. Fye hatte schon den Tisch gedeckt und in einer Pfanne brutzelte, soweit ich das sehen konnte, Rührei mit Speck. Er wedelte mit dem Pfannenwender. "Du kommst genau richtig!", rief er und macht einen Schritt zurück, um sich zu mir umzudrehen. Dabei übersah er leider Blacky und stolperte. Die Katze sprang erschreckt davon und er knallte gegen den Tisch und schlug sich den Kopf an der Tischkante an, bevor er zu Boden ging. Das Ganze war dermaßen schnell gegangen, dass ich nicht mehr reagieren konnte. Erst Sekundenbruchteile später löste ich mich aus meiner Erstarrung und lief zu ihm in. Er war bewusstlos, und als ich seinen Kopf vorsichtig anhob, lief mir Blut durch die Finger. Auf meine Ansprechversuche reagierte er nicht. Als ich ihn hochhob, um ihn zum Sofa zu tragen, stellte ich fest, dass er erstaunlich leicht war. Ich legte meinen Partner auf dem Sofa ab und ging in die Küche, um die Pfanne auszustellen, bevor der Herd abfackelte und außerdem brauchte ich eine Schale Wasser. Aus dem Flur holte ich den Verbandskasten. Aus dem Bad kramte ich ein paar Handtücher heraus. Dann kehrte ich wieder ins Wohnzimmer zurück und kümmerte mich um seine Verletzung. Mit einem der Handtücher tupfte ich vorsichtig die Wunde sauber und legte einen Verband an. Wo war eigentlich meiner abgeblieben...? Bestimmt war er abgegangen, als wir an der Hütte überrascht wurden. Nachdem ich den Verband ordentlich befestigt hatte, legte ich meinem Partner einen kalten Lappen auf die Stirn. Er stöhnte leise auf. Ich seufzte. Wieso musste das gerade jetzt passieren? Ich ließ mich auf der Kante des Sofas nieder. Er schlug die Augen auf und bewegte leicht benommen den Kopf, bevor er eine Hand hob und sich auf die Stirn legte. "Aua~", ächzte er und wollte sich aufrichten. Ich hielt ihn zurück. "Bleib liegen." Er sah mich leicht erstaunt an. "Aber~ wieso? Mir tut nur der Kopf ein bisschen weh..." "Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung..." "Meinst du?" "Du bist mit dem Kopf auf die Tischkante gefallen." Er war zwar auch ein Sturkopf, so wie ich, aber mir hatte die Tür letztens und die Hauswand auch wehgetan. Also ging ich davon aus, dass eine Tischkante mindestens genauso wehtat. "Okay~ ich bleib liegen.", meinte er, schloss kurz die Augen und lächelte zufrieden. Als er die Augen wieder öffnete, fragte er: "Krieg ich denn ne Aspirin?" Ich holte ihm eine und ein Glas Wasser. Nachdem er die Tablette geschluckt hatte, grinste er. "Jetzt weiß ich ja ungefähr, wie sich die Tür angefühlt haben musste..." "Komm mir bloß nicht da mit!", knurrte ich. Das wollte ich so schnell wie möglich vergessen. Fye kichert leise. "Wo ist denn Blacky hin? Denkt er, dass ich ihm böse bin?" "Keine Ahnung." Wusste ich, was im Kopf meiner Katze vorging? Er versteckte sich sicher irgendwo, würde aber wieder auftauchen. Ich war auch schon öfters über ihn gestolpert... "Rutsch mal ein Stück zur Seite...", brummte ich. Fye sah mich abermals verdutzt an, rutschte aber mehr zur Lehne hin. Jetzt konnte ich mich besser auf die Couch setzen. Auf der Kante war es ziemlich unbequem gewesen. Fye rutschte auf ursprüngliche Position zurück und legte seinen Kopf auf meinen Oberschenkel. "Viel besser...", meinte er und grinste. Fye war nach einiger Zeit wieder eingeschlafen. Der Schlag auf den Kopf hatte ihn doch mehr geschafft, als ich erwartet hätte. Da klingelte das Telefon. Vorsichtig stand ich auf und ging an den Apparat. "Kurogane-san?", ertönte Sakuras Stimme durch den Hörer. "Entschuldige die Störung, aber der Passat ist wieder aufgetaucht." "Wirklich?" Das war doch eine gute Nachricht. "Wo denn?" "In Karzer." Wo auch sonst? Dort landeten alle verschwundenen Sachen - zum größten Teil auf dem Schwarzmarkt. "Okay. Dann werde ich hinfahren...und ihn abholen." Sakura gab mir die genaue Adresse und wünschte mir viel Erfolg. Nachdem ich aufgelegt hatte, drehte ich mich um. Fye hatte sich aufgerichtet und wischte sich verschlafen über die Augen. "Abholen?", fragte er. "Ja, den Passat." "Ich komme mit...", meinte er und schwang die Beine vom Sofa. "Du bleibst hier und ruhst dich aus." "Nyaaa~ aber wie willst du denn dann das Auto abholen?" "Ich fahr mit dem Bus hin und mit dem Auto zurück..." "Aber es wäre doch einfacher mit dem Motorrad zu fahren." "Dann krieg ich das Motorrad aber nicht mit." "Deshalb möchte ich ja mitkommen. Du nimmst das Motorrad und ich den Passat..." Ich musterte ihn skeptisch. War er schon in der Lage, das Auto zurückzulenken? Einerseits hatte er ja recht damit, dass es mit dem Motorrad schneller ging als mit dem Bus, aber andererseits hatte er sich gerade erst den Kopf angeschlagen. "Mach ich dir keine Sorgen, ich schaffe das, Kuro-ta!" Er lächelte zuversichtlich. "Na schön! Aber wenn du umkippst oder so, ist das nicht meine Schuld!!", brummte ich. Er stand auf. "Natürlich nicht! Dazu wird es nicht kommen!" Ich suchte gerade meinen zweiten Mantel, da der andere ja noch in der Wäsche war - ich sollte ihn vielleicht mal zum Trocknen aufhängen - als Fye in den Flur kam. Er hatte schon einen Mantel an. "Was brauchst du denn so lange?", fragte er flachsend. Ich gab bloß ein Knurren von mir und angelte eine Jacke aus dem Schrank. Sie passte sogar noch, nur der Reißverschluss ging nicht ganz zu. Egal. Konnte ich nichts dran ändern. Ich nahm die Schlüssel vom Motorrad und öffnete die Tür. "Dann trödle jetzt nicht auch noch rum und komm..." Fye sprang munter an mir vorbei, Richtung Lift. Es hatte nicht den Anschein, dass er Bekanntschaft mit einer Tischkante gemacht hatte. Man sah es ihm nicht an - wenn man vom Verband absah. Fragte sich nur, wie lange das so blieb... Ich zog die Tür ins Schloss und folgte ihm. Bis nach Karzer brauchten wir eine halbe Stunde. Aber bis wir endlich die gesuchte Adresse gefunden hatten, dauerte es noch mal soviel. Diese Gegend war unübersichtlich. Aber als wir endlich ankamen, stand unser Passat wirklich da. Ich hielt neben dem Wagen und stellte das Motorrad ab. Dann untersuchten wir den Passat. Es war soweit alles in Ordnung. Sogar im Tank war noch Benzin. Was mich wunderte. Meistens gaben Diebe ihr Fahrzeug nur auf, wenn der Tank leer war oder es ein anderes Problem mit dem Gefährt gab. Na, um so besser für uns. Es war auch keine Manipulation zu erkennen. Und eine Bombe fanden wir auch nicht. In dieser Gegend konnte man das nie wissen und die Mafia war auch nicht gut auf uns zu sprechen... Fye stieg ein. Und dann schloss er einfach mal das Auto kurz. Na schön, wir hatten keinen Schlüssel und so etwas auf der Polizeischule sogar gelernt, aber er tat das so selbstverständlich, als würde er ein Auto immer so zum Starten bringen. Ich hob eine Augenbraue. Er sah zu mir und grinste. Ich ging zur Kawasaki und schwang mich darauf. Fye setzte das Auto in Bewegung und ich folgte ihm einfach mal. Wie ich so hinter ihm herfuhr - was verdammt schwierig war - ahnte ich, warum er kein Auto hatte. Ich hatte zwar auch nicht gerade den besonnensten und vorsichtigsten Fahrstil, aber er- Hölle... er fuhr wie ein Wahnsinniger!! Er hielt sich zwar an Verkehrsregeln, aber nur wenn es unbedingt sein musste. Ich kam mit der Maschine nur hinterher, weil der Passat nicht so viel an Motorenleistung hergab. Also, wenn ich dabei war, würde ICH fahren, unter jeder Garantie. Das tat ich zwar eh immer, aber bei ihm war es doppelt sicher, wenn man selbst fuhr. Ich wunderte mich, wieso er, das Auto und ich heil zu Hause ankamen. Und das alle Ampeln und Verkehrsteilnehmer nicht zu Schaden gekommen waren... Fye stellte den Passat auf meinem Parkplatz und ich das Motorrad auf den Nebenstellplatz, der immer frei war. Wenn jemand was dagegen haben sollte, würde ich es wegstellen. Ich nahm den Helm ab und wartete bis Fye ausgestiegen war. Er schien zufrieden zu sein. "Sag mal... Hast du deinen Führerschein im Lotto gewonnen?", wollte ich wissen. Er grinste. "Nein, ganz normal in der Fahrschule, warum?" "Weil du wie ein Bekloppter fährst, verdammt noch mal!!" "Findest du?" Meinte der das ernst?! "Ich rate dir - fahr nie wieder Auto... Ich glaube das überlebt die Umwelt nicht..." Er sah mich ein wenig verständnislos an und lachte dann. "So schlimm?" Ich nickte nur und machte mich auf den Weg in meine Wohnung. Er brauchte dringend ein Sicherheitstraining... Oben versuchten wir es noch mal mit Kochen, und diesmal ging alles glatt. Während wir aßen, tauchte auch Blacky wieder auf. Typisch. Immer dann, wenn es was zu essen gab. Fye tätschelte ihn. "Na, auch wieder da?", fragte er. "Hast dich auch erschreckt, hm?" Blacky sprang auf seinen Schoß und rollte sich dort zusammen. Fye strahlte mich an. "Sieht so aus, als wäre er nicht mehr böse, dass ich fast auf ihn draufgetreten wäre..." Wenn er das überhaupt gewesen war. Nach dem Essen räumten wir den Tisch ab und gingen dann hinüber ins Wohnzimmer. Draußen wurde es wieder dunkel, obwohl die Uhr erst vier zeigte. "Was machen wir jetzt?", fragte Fye. Also, Punkt Eins von Shinsais Liste - der Passat - war erledigt. Blieben Punkt Zwei und Drei. Ach ja. Und Punkt Vier. "Schreiben wir unseren Bericht...", schlug ich vor und Fye nickte zustimmend. Also kramte ich meinen Laptop heraus und wir pflanzten uns aufs Sofa und tippten den Bericht. Es war verdammt viel. Ich hasste Bürokram... Als wir den Bericht - beziehungsweise meine und Fyes Berichte - fertig hatten, war es schon halb sieben. Also seit einer halben Stunde Feierabend. Ich schickte den Bericht per Email ins Revier und schaltete dann den Laptop aus. Danach schaltete ich das Fernsehgerät ein. Der Wetterbericht sagte wieder schlechtes Wetter voraus und der darauffolgende Spielfilm war ganz interessant. Zwischenzeitlich gesellte sich Blacky auch zu uns, der sich abwechselnd bei mir oder Fye anschmuste. Gegen Zehn Uhr war ich müde, also sagte ich Fye gute Nacht und ging ins Bett. Morgen würde sicher ein harter Tag werden... File 7 - Closed Jau. Wieder ein Kapitel fertig. ^^V Und wieder etwas länger. [9 Seiten in Word] Deshalb hat es auch länger gedauert...^^ Das Problem von Shaolan hab ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern mir von CSI abgeguckt... XD Aber ich fand das so genial, deshalb... Nya. Ich denke der Autor von CSI hat nichts dagegen... Na ja. Dann mach ich mich mal an File 8... Hoffentlich gehen mir nicht die Ideen aus... Wenn ihr mal ne Idee für einen Fall habt... dann schickt sie mir als ENS. Aber ohne Lösung, versteht sich... die bastle ich mir dann zusammen... ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)