Chihiros Rückkehr ins Zauberland von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Bei Zeniba --------------------- Hallo allerseits! Erstmal will ich mich für eure Kommis bedanken! Dankeschön! Ich muss sagen, es spornt mich ziemlich an und zum Glück hat es diesmal nicht ganz so lange mit dem neuen Kapitel gedauert. Ich wünsche allen viel Spass beim Lesen und hoffe, dass es euch gefällt. ------------------------------------------------------------------------------ Die Reise durch den endlosen Wald setzte sich stillschweigend fort. Langsam aber sicher löste sich der Nebel immer mehr auf und gab eine nächtliche Moorlandschaft frei. "Sei vorsichtig, wohin du hintrittst. Am besten, du bleibst direkt hinter mir.", warnte er sie und ließ ihr Handgelenk los. "Es ist nicht mehr weit." Irgendwie war sie enttäuscht. Sie hatte sich schon an den festen Griff, der ihr Schutz und Sicherheit bot, gewöhnt. Ausserdem ist seine Hand langsam warm geworden, so als würde wieder Blut durch seine Finger strömen, fiel ihr auf. Erschrocken stellte sie fest, wie schnell sie zu ihrem gutaussehendem Begleiter Vertrauen gefasst hatte. Von weitem hörte sie ein seltsames Quitschen und sah dann ein Licht, das sich auf sie zu bewegte. Eine hüpfende Straßenlaterne? "Keine Angst, es will uns nur den Weg zeigen", meinte die beruhigende Stimme vor ihr. Chihiro stieß nur einen tiefen Seufzer aus. Ständig passierte hier eine Verrücktheit nach der anderen. Zenibas Anwesen erinnerte Chihiro an eine kleine Holzhütte, wie aus westlichen Märchen, die eine grauenvolle Hexe bewohnte. Wider Erwarten erwies sich das Häuschen als ein sehr gemütliches und die Hexenmeisterin als eine sehr nette alte Dame mit einer großmütterlichen Art, die sie sofort herzlichst umarmt hatte. Und selbst das Ohngesicht hatte es sich nicht nehmen lassen Chihiro ebenso zu begrüßen. Völlig durchgefroren nippte sie dankbar an einer heißen Tasse Tee. Sie hatte sich vorher nicht getraut Haku damit zu belästigen und hatte ein Zittern erfolgreich unterdrückt. "So ist es also wahr. Du kannst dich an nichts mehr erinnern...", schlussfolgerte Zeniba. "Ja.", bestätigte Chihiro, " Es tut mir leid." "Vielleicht ist es auch besser so.", sagte Haku zu ersten Mal seit langem etwas, der neben ihr auf der Bank saß und nachdem er dafür gesorgt hatte, dass sie etwas gegessen hatte, sich die ganze Zeit auf die Rolle eines Zuhörers beschränkt hatte. Trotz der Tatsache, dass Zeniba Chihiro alles darüber erzählt hatte was sie über Chihiros ersten Aufenthalt wusste, war dieser keine neue Erinnerung eingefallen. Es klang für sie mehr nach einer Geschichte oder einem Märchen, als nach einer Zusammenfassung ihrer eigenen Erlebnisse. "Zeniba-San! Wissen Sie, wie ich wieder nach Hause kommen könnte? Haku meinte, Sie könnten mir vielleicht helfen." Chihiro konnte nicht mehr. Sie war erschöpft und wollte ihren Eltern, die sie bestimmt schon erfolglos suchten, nicht noch mehr Sorgen bereiten. Außerdem hatte sie ja jetzt, das was sie gewollt hatte, nämlich alle Antworten auf die Fragen, was vor sechs Jahren passiert ist. Auch wenn es alles sehr unglaublich klang und sie gelacht hätte, hätte man es ihr unter anderen Umständen erzählt. So aber musste sie es einfach glauben, auch wenn sie Zenibas Erzählung noch lange nicht als ihre eigenen Erinnerungen akzeptierte. Das jedoch verdrängte sie einfach. Zeniba schüttelte nur den Kopf. "Der einzige Ausgang zu deiner Welt befindet sich woher du gekommen bist, zumindest der Einzige, den ich kenne." Chihiro schaute sie derart flehend an, dass sogar ihre Mutter - wäre es an sie gerichtet - hätte nachgeben müssen. "Wenn du willst, schaue ich in meinen Büchern nach, aber ich fürchte, dass du Morgen zurück musst, um nach Hause zu gelangen. Trotzdem ist es gut, dass du hier bist. Dort hättest du über Nacht sowieso nicht bleiben können.", gab die Hexenmeisterin nach und beschwichtigte Chihiro sofort, als diese den Mund aufmachen wollte. Der Weg hierher sei keineswegs umsonst gewesen, wollte sie ihr damit verständlich machen. Chihiro bedankte sich noch rechzeitig für Zenibas Bemühen, ehe sie nun endgültig von der Müdigkeit übermannt in einen traumlosen und ruhigen Schlaf sank. Am Rande registrierte sie noch, dass sie zur Seite gegen etwas Weiches und Warmes gefallen sein müsste und dabei einen angenehmen Duft, der sie an die Luft nach dem Regen erinnerte, wahrgenommen hatte. Innerlich zuckte Haku überrascht zusammen, als er Chihiros Kopf an seiner Schulter spürte, gab sich Äußerlich jedoch völlig gleichgültig. "Aus ihr ist wirklich eine hübsche junge Frau geworden", flüsterte Zeniba Haku augenzwinkernd in einem belustigten Ton zu. Diese Bemerkung ignorierend bat er das Ohngesicht um ein Kissen und eine Decke für Chihiro. Er selbst konnte nicht mal aufstehen, da sie sich im Schlaf näher an ihn herangekuschelt hatte und seinen linken Arm festhielt. Das Tageslicht strahlte hell durch die Fenster ins Zimmer und blendete Chihiro beim Aufwachen, sodass sie zunächst nicht koordinieren konnte, wo sie war. Dann jedoch fiel ihr alles wieder ein und sie gab ein leises Stöhnen von sich, das die Aufmerksamkeit von Zeniba und Haku auf sie zog, die bis eben noch ziemlich vertieft in verschiedene Bücher waren. "Guten Morgen", Chihiro rieb sich die Augen. "Schönen Guten Morgen, mein Kind", erwiderte Zeniba und widmete sich wieder ihrem Buch, während das Ohngesicht Chihiro zunickte. Auch Haku gab ein leises "Morgen." von sich, um gleich darauf gedankenversunken mit ernstem Gesicht die Bücher vom Tisch zu räumen. "Oh nein!!!", rief Chihiro entsetzt, und zwar so laut, dass sie damit selbst Zenibas unerschütterliche Konzentration brach. Alle starrten sie fragend an, Chihiro allerdings bemerkte es nicht und jammerte weiter vor sich hin, an ihrem Rock zupfend. "Meine Schuluniform! Völlig zerknittert! Mama bringt mich um! Wieso immer ich?" Eigentlich war Chihiro nicht der Typ, der wegen solchen Banalitäten jammerte, aber wenn es um ihre Schuluniform ging, war es etwas anderes. Besonders der Faltenrock war schwer zu bügeln und stand auf der Hassliste ihrer Mutter auf Platz eins. Selber traute sie sich nicht mehr an den Bügeleisen, weil ihretwegen schon Papas bestes Hemd dran glauben musste. Und so unordentlich in die Schule zu gehen war undenkbar für sie. Was würden die anderen von ihr denken? "Ach Kind. Wenn das dein einziges Problem ist...", Zeniba atmete erleichtert auf und mit einem Fingerschnippen war die Uniform wie frischgebügelt. Chihiro betrachtete sich erstaunt. "Ich fürchte, du hast gleich ein viel größeres Problem.", räumte Haku ein. Sie schaute erschrocken in die Runde, wacher denn je. Zeniba und das Ohngesicht dagegen starrten Haku an. Wer ist schon gerne der Überbringer einer schlechten Nachricht? Er seufzte resigniert. Lange drum rum zu reden brachte eh nichts und war sowieso nicht seine Art. "Den Ausgang, den du benutzt hast und von dem wir glauben er sei der einzige, gibt es nicht mehr." Chihiro brauchte erst einen Moment das Gesagte zu verstehen. Wie lange sie wohl brauchen würde es zu verdauen war eine andere Frage. Aber anstatt zu schreien und zu toben, was man von einer Person in so einer Situation eher erwarten würde, taumelte sie entgeistert nach hinten, stolperte über ein Buch und kam sitzend auf der Bank auf - wortlos. Sie war durch und durch schockiert und ihr Kopf wie leer geräumt. Doch mit einem Mal schlugen die Gedanken auf sie ein, wie ein Hagel aus Schreien, Sorgen, Bedenken und Fragen, durchmischt von Wut und Angst zugleich. Sie mahnte sich innerlich zur Ruhe. ,Positiv, denke immer positiv, nicht pessimistisch werden, jetzt bloß nicht pessimistisch werden. Das ist das Letzte was du jetzt brauchst.' Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, fragte sie mit belegter Stimme: "Warum? Was ist passiert?" Haku deutete auf eine Zauberkugel auf dem Tisch, die Chihiro noch nie zuvor gesehen hatte. "Es gab ein Erdbeben dort. Das Gebäude mit dem Ausgang ist eingestürzt und die Verbindung zu deiner Welt ist somit verschwunden.", erklärte er. "Gibt es einen anderen Ausgang?", fragte sie trotz der richtigen Annahme, dass sie, nach den Gesichtern vor ihr zu urteilen, wohl kaum eine befriedigende Antwort erhalten würde. Zeniba seufzte. "Wir haben bisher keinen anderen gefunden. Es tut mir Leid, Chihiro. Aber wir sind noch nicht fertig. Vielleicht finden wir doch noch irgendeinen Hinweis in einem der Bücher hier.", versuchte sie Chihiro zu beruhigen. Chihiro allerdings hatte da so ihre Zweifel. Für sie sah es so aus, als hätten Zeniba, Haku und das Ohngesicht die ganze Nacht durchgearbeitet. Wenn dann hätten sie doch schon längst eine Lösung gefunden und mit jedem weiteren Buch, das Zeniba auf die Seite legte, rückte die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Hause ein Stückchen weiter weg von ihr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)