Melodie der Vergangenheit von Chibi_Panda (Bevor das wahre Glück zu einem kommt, erleidet man tiefen Schmerz) ================================================================================ Kapitel 10: Die Entführung -------------------------- Am nächsten Morgen in der Abtei wachten Tala und Kai in ihren harten Betten auf und reck-ten sich erstmal ordentlich, da sie überall verspannt waren von der Ungemütlichkeit des Bet-tes. „Also eines sag ich dir, Kai. Sobald wir hier draußen sind leg ich mir ein weiches Federbett zu. Diese sind ja schlimmer als ein Schlafsack am Boden“, schwor sich Tala und suchte sei-nen Sachen zusammen. Kai, der derweil keine Anstalten machten aufzustehen lachte einfach nur und beobachtete seinen Freund, als er sagte: „Wenn wir hier draußen sind wird ein Bett, dass kleinste Problem darstellen, denn wo stellst du es hin wenn wir nicht mal eine Wohnung oder irgendwas finden wo wir wohnen können? Willst dich mit deinem neuen Bett in den Park stellen oder wie?“ „Nein, dass nicht. Ich weiß, dass wir erstmal ein Dach über den Kopf brauchen, aber das wird nicht leicht. Wir haben kein Geld und wissen auch nicht wo wir eines herbekommen sollen, Kai.“ Der Angesprochene seufzte deprimiert und bekämpfte seine Faulheit und stand auf, damit er sich endlich anziehen konnte. Kurz nachdem beide fertig gekleidet waren machten sie sich auf den Weg in den großen, kahlen Speisesaal und nahmen erstmal ihr karges Frühstück, welches bestand aus ein Stück trockenem Brot oder Gebäck, etwas Butter, einen Apfel und eine Tasse bitteren Tee, zu sich. Viele der Anwesenden würgten das Essen einfach nur hinunter, da es zum teil ungenießbar mehr war um es länger im Munde zu kauen und der Geschmack sich dann im gesamten Mundraum verteilte. Die Hälfte der hier Anwesenden waren um einiges jünger als sie selbst, Kinder sozusagen, die Boris und seine Leute irgendwo aufgegabelt hatten und ihnen ein besseres Leben versprach, doch die Realität sah anders aus. Überall hatten sie Blutergüsse, Schürfwunde und tiefe Ringe unter den Augen. So hatten sie sich ihr „besseres Leben“ nicht vorgestellt. Tala und Kai hatten Mitleid mit den Kleinen auch wenn sie zum teil selbst schuld waren, weil sie sich hatten blenden lassen von Boris Worten, genauso wie vor Jahren sie selber. Plötzlich kam eine Gruppe größerer Jungs, ca. in dem Alter von Kai und Tala, auf die Knirpse zu und belästigten diese. Der vermeintliche Anführer, namens Dimitri, packte einen dünnen Jungen mit dichtem schwarzem Haar am Kragen und zog ihn ein Stück-chen hoch. Mit aggressiv funkelnden, braunen Augen, sah er den Jungen an und keifte: „Hat Boris, dir nicht aufgetragen du sollst die Toiletten putzen, denn erst dann gibt es Frühstück. Also scher dich dorthin.“ Der kleine Junge zitterte am ganzen Körper und hatte Tränen in den Augen. Innerlich hoffte er, er würde ihn nicht krankenhausreif prügeln und wimmerte leise: „Ich war dort. Vor…vor dem Frühstück zusammen mit Ivan und Sergei. Wir haben alles sauber gemacht bis auf die Ste....Stellen wo wir nicht hinkommen, da wollte wir uns dann eine Leiter holen.“ „Eben du Zwerg! Es gehört ALLES geputzt und die engsten Stellen wirst du lecken“, höhnte Dimitri so laut, dass es durch den ganzen Raum wie ein immer wiederkehrendes Echo hallte. Seine Kumpel lachten nur blöd vor sich hin und taten nichts weiter als Dimitri dabei zuzuse-hen wie er kleine Kinder schikanierte. Tala und Kai konnten sich das nicht mehr länger mit ansehen und standen von ihren Plätzen auf. Zielstrebig und ernst gingen sie auf die Gruppe zu und waren dabei die Ruhe selbst. „Lass den Jungen in Ruhe, Dimitri. Er hat dir nichts getan!“, sprach Tala in einem befehleri-schen Ton mit ihm. Der Angesprochene wendete seinen Blick von dem Jungen ab und sah mit einem abfälligen Gesichtsausdruck zu ihm. Lässig richtete er sich auf und lies den Jungen los, der wie ein Stein zu Boden fiel. „Na sieh mal einer an, wenn das nicht Tala ist. Sieht man dich auch mal wieder hier?“, sagte er belanglos und ging mit ihm und Kai in eine Ecke des Raumes, wo sie ungestört reden konnte. „Boris wird dem nicht länger zusehen, Dimitri wenn du auf die Jüngeren losgehst und sie dann ungeeignet für Boris Ziele werden“, entgegnete Kai, Dimitri mit seinem typisch kühlen Klang in der Stimme. Dieser lachte nur schelmisch und fuhr sich mit seiner Hand durch sein Haar. Er wandte dann mit einem undurchdringbaren Blick wieder auf Kai und Tala und fühlte sich ihnen sichtlich überlegen. „Ihr seid so blöd, wirklich. Ihr glaubt tatsächlich, dass Boris sich etwas aus diesen nichtsnut-zigen, verängstigten Heulbojen macht? Wozu sollen die bitte nützlich sein? Sie sind ein nette Zeitvertreib für uns und man kann ihnen die ekligsten Aufgaben zuteilen und vor Angst be-straft zu werden tun sie es am Ende.“ „Du fühlst dich nur stark gegenüber Schwächeren, weil sie gegen dich nicht aufkommen. Aber gegen jemanden der dir eben ist oder sogar über, ziehst du wie ein feiger Hund den Schwanz ein und läufst weg“, grinste Kai ihn siegessicher an und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Beiden wussten, dass Dimitris Ego und Stolz ihm das wichtigste war und des-halb leicht aus der Haut zu bringen ist wenn man ihn als Schwächling abstempelt, denn er versucht mit größter Mühe nicht auszurasten. „Was habt ihr da schon groß mitzureden? Ihr seid ja kaum da. Wohl viel auswärts unterwegs. Ihr armen Wichtel müsst soviel für Boris erledigen“, grinste er breit, dann sprach er weiter, „Das wollt ihr uns weiß machen oder? Boris ist nicht blöd und er hat halt geringes Vertrauen in euch, deshalb hat er mich losgeschickt um euch zu beobachten.“ Tala und Kai bekamen es mit der Angst zu tun. Rasch erweiteten sich ihre Augen und ihr Herz blieb regelrecht stehen. Waren sie unvorsichtig gewesen, als sie zu Sascha und mir ge-gangen sind? Sind wir nun in Gefahr? War jetzt alles gelaufen und die Mühen waren um-sonst? Dimitri gefiel ihre Reaktion und erkannte, dass er recht hatte mit seiner Vermutung bezüglich Tala, Kai, Sascha und mir, aber zum Glück wusste er noch nichts von dem Plan. „Es ist also wahr. Ihr beide habt euch verliebt“, trällerte er amüsiert und konnte sich das La-chen kaum verkneifen, „Er betrügt Boris für zwei Tussis? Wie tief seid ihr gesunken. Waren sie wenigstens gut im Bett? Hatten ihr euren Spaß?“ Das war zuviel für sie vor allem für Kai. Seine letzte Aussage hatte das Fass zum überlaufen gebracht und er kochte innerlich vor Wut und Hass. Mit einer raschen Bewegung drehte Kai Dimitris Hände so, dass sie hinterm Rücken waren und presste ihn hart gegen die Wand. „Halt dein verfluchtes Maul oder es passiert was. Und wenn du sie noch einmal als Tussi be-zeichnest würdest du dir wünschen nie geboren zu werden! Also sag wie viel weißt du und vor allem wie viel hast du Boris schon gepetzt?“, befahl Kai mit dem härtesten Tonfall in sei-ner Stimme, die man je gehört hatte. Tala kam durch Kai’s Aktion wieder zur Besinnung und beschloss sich da nicht anzumischen sondern aufzupassen, dass keiner hereinkam. Kais Opfer verzog vor Schmerz das Gesicht etwas aber blieb ansonsten eisern. „Jetzt hab ich aber Angst. Du oder Tala würdet mir nichts antun sonst passiert vielleicht euren kleinen Freundinnen etwas. Boris ist über das was ich weiß informiert. Auch wo sie wohnen. Wenn er will kann er sie jederzeit holen und sie vor euren Augen quälen lassen.“ Tala kam dann auf einmal wieder ins Zimmer gestürmt, da er draußen die ganze Zeit schmiere gestanden ist. Aufgebracht berichtete er Kai, dass jemand auf dem Weg hier her ist und, dass sie schleunigst verschwinden sollten. Er lies Dimitri aber nicht gleich los sondern schlug ihm ins Gesicht, sodass er ein blaues Auge kassierte, und bewusstlos zu Boden glitt. „Spinnst du, Kai! Wenn das jemand gesehen hätte“, erschrak sich Tala über seinen Angriff. „Du müsstest wissen das hier im Speisezimmer und in den jeweiligen Unterkunftszimmern keine Kameras gibt, dafür aber über all sonst. Wir müssen sofort zu Irina und Aleksandra. Wir waren unvorsichtig und wurden von Dimitri gesehen als wir immer zu ihnen gegangen sind. Er hat auch schon alles Boris berichtet“, beichtete er seinem Freund, der nicht wusste ob das jetzt ein Traum oder bittere Realität war. Tala hatte Angst, eine solche Angst hatte er bis jetzt noch nie gehabt. Waren sie dann Schuld am Leid Irinas und Aleksandras? Das durften sie nicht zulassen und so machten sie sich auf den Weg zu ihnen. Wie von der Tarantel gestochen liefen sie den unbeheizten Flur entlang und durch das Tor hinaus in die kalte Außenwelt. Sie erkannten mit jedem Schritt das ihr Plan aufgeflogen war und es keine Möglichkeit gab diesen wie geplant in die Tat umsetzen zu können, doch dies war jetzt nicht mehr so wichtig für sie. Die zwei stampften durch den weißen zuckerartigen Schnee während Schneeflocken tänzelnd vom Himmel herab fielen. Nach einer guten viertel Stunde laufen kamen sie bei dem Haus der Romanovs an. Der Zaun war demoliert und die Tür aufgebrochen worden und gab unge-schützt den Weg ins Haus frei. Kai und Tala schlichen sich vorsichtig rein um sicher zu ge-hen, dass keiner mehr drinnen war. Nachdem sie das Haus betreten hatten, bildete sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Der Fußboden wurde niedergetrampelt, Vasen, Tische, etc. demo-liert und unsere Eltern lagen verletzt und bewusstlos am Boden. „Kai, sieh mal!!“, sagte Tala erschrocken und tippte ihm an die Schulter. Unsere Eltern lagen fast dicht nebeneinander am Boden, anscheinend wollte unser Vater unsere Mutter beschüt-zen. Beide gingen auf sie zu. Sanft hoben sie sie an und fühlten erstmal ob sie einen Puls fühl-ten, der zum Glück vorhanden war. „Schnell, Tala ruf einen Krankenwagen“, befahl Kai hektisch. „Und was ist mit Polizei?“ „Ich…ja ruf sie auch an. Ich bezweifle, dass sie uns in Verbindung mit dem bringen könnten. Wir können gut behaupten, wir wollten unsere Freundinnen besuchen gehen und haben alles so vorgefunden.“ Der rothaarige Junge nickte und nahm sein Handy heraus. Zuerst wählte er den Notruf und danach die Polizei. Kai hatte inzwischen so gut es ging und vor allem welche Verletzungen er sah, Erste Hilfe geleistet. Danach sagte er zu Tala, dass er sich umsehen ging um zu überprü-fen ob ich und meine Schwester da waren, während Tala auf den Krankenwagen und die Poli-zei warten würde. Leise ging Kai die Stufen hoch, wo unter anderem das Zimmer von mir und Sascha war. Er durchsuchte jeden Winkel, jeden Raum egal wie klein er schien und unsere Zimmer bis ins kleinste Detail, doch fand er absolut nichts. Als er mein Zimmer betrat wurde er melancholisch und traurig. Er erinnerte sich in diesem Moment, welche Erinnerungen in diesem Raum waren. Wie er sich bei ihr entschuldigt hatte, wie sie ihm ihr Zimmer zeigte und auch stellte er sich vor mit welchem Gesichtsausdruck sie wohl ihre Hausaufgaben vorm Schreibtisch machen würde oder wie ich morgens aussehen könnte, wenn ich frisch aufstehe. Es schmerzte ihm. Diese Ungewissheit wo wir waren. //Wo können sie nur sein. Ich verstehe das nicht// fragte er sich innerlich und schleppte sich deprimiert die Stufen runter. Inzwischen waren die Polizei und der Krankenwagen gekommen. Während die Sanitäter Herr und Frau Romanov auf die Trage hievten, befragten die Polizisten Tala schon was geschehen war. Kai gesellte sich zu Tala hinzu und erklärte es ihnen. „Wir wollten unsere Freundinnen besuchen. Irina und Aleksandra“, kam es von Kai. „Und es sah bereits schon so aus als ihr gekommen ward?“, fragte ein Polizist. Tala und Kai nickten. „Und ihr habt die Polizei und den Krankenwagen gerufen und die zwei versorgt?“ Erneut nickten sie, doch Tala ergänzte noch: „Ich hab sie gerufen während mein Freund nach oben ging um nachzusehen ob Irina und Aleksandra verletzt sind oder nicht“. „Doch sie sind nicht hier. Ihre Zimmer sind leer…“murmelte Kai deprimiert. Der Polizist sah ihnen an, dass sie ziemlich geschockt und niedergeschlagen wirkte und wollte daher sie nicht weiter mit fragen bombardieren. „Ok Jungs. Das habt ihr richtig gemacht. Wir kümmern uns um alles Weitere. Am besten ist ihr geht jetzt nach Hause.“ Doch Tala und Kai hatten nicht vor nach Hause zu gehen. Natürlich mit der Anmerkung das sie bis auf dieses Haus, diesen Ort keinen anderen hatten, den sie „Zuhause“ nennen könnten. Die zwei gingen dann raus zum Krankenwagen und fragten einen Arzt ob es möglich wäre mit ins Krankenhaus zu fahren. Der Arzt stimmte ihrem Anliegen zu und lies sie mitfahren. Schweigend saßen sie nebenein-ander und sahen zu wie Frau Romanov Infusionen bekam und an verschiedene Geräte ange-schlossen wurde. Nach ca. 10 Minuten Fahrzeit kamen sie schließlich im Krankenhaus an. Mit ruhigen Händen aber dennoch zügig hoben sie die Trage aus dem Wagen und schoben beide ins Krankenhaus hinein. Die beiden Jungs liefen ihnen nach bis sie der Notarzt auffor-derte im Warteraum zu warten, da die Opfer jetzt untersucht werden müssen. Wieder nickten sie und gingen in den Warteraum. „Ich hoffe es ist nichts ernstes mit ihnen“, kam es von Tala. „Hoffe ich auch. Ich hoffe auch das sie in einem Zustand sind wo wir die Möglichkeit haben sie zu befragen.“ „Du willst sie jetzt befragen?“ „Wir können nicht warten, Tala. Du weißt das. Sie waren als einziges im Haus. Da wir verab-redet waren müssen Irina und Aleksandra zu Hause gewesen sein. Doch nun sind sie nicht mehr da. Wir müssen wissen wer sie entführt hat um sie retten zu können“, schilderte Kai ihm. „Ich weiß. Nur wenn sie nicht wissen, dass sie weg sind wird das ein ziemlicher Schock für beide sein“, entgegnete Tala und holte sich beim Automaten eine Cola. Die Situation war nicht leicht. Für beide nicht. Es war in dieser Situation nicht möglich in jeder Hinsicht das Richtige zu tun. Sie setzten sich dann hin und grübelten angestrengt ein paar Minuten nach was nun das Beste war. Doch Tala und Kai waren unterschiedliche Persön-lichkeiten und so hatte jeder eine andere Ansicht. „Glaubst du nicht es wäre für die Eltern ein größer Schock wenn sie vielleicht sogar tot wä-ren, anstatt nur entführt. Wenn wir jetzt handeln können wir das schlimmste noch verhindern, Tala. Ich kann deine Sorge und Angst verstehen. Ich habe sie auch dennoch müssen wir es tun. Es ist das richtige, versteh das, “ versuchte Kai ihm klar zu machen. Tala sah es nach reichlichem überdenken ein und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Cola. „Ich hoffe sie wurden nicht schlimm verletzt und sind bei Bewusstsein. Anders nämlich kön-nen wir sie nicht befragen“, hoffte der Größere von beiden. „Äußerlich gesehen waren die Verletzungen nicht schlimm, solange nichts gebrochen ist. Nicht wahr? Ist ja nicht so als würden wir uns nicht mit Verletzungen auskennen. Oder?“, fragte Kai ihn und lächelte verschmitzt. Beide kannten sie nämlich gut aus mit Verletzungen, da sie diese jahrelang, täglich empfan-gen haben und sich teilweise selbst verarzten mussten. Zusammen machten sie sich dann auf den Weg zur Auskunft um die Zimmernummern zu erfahren. Danach gingen sie dorthin und klopften leise an die Tür. Vorsichtig traten sie ein und sahen, dass Fr. Romanov seelenruhig schlief und Hr. Romanov, der sein Bett nahe dem Fenster hatte, dort hinaus blickte. Er wandte dann seinen Blick zu ihnen und lächelte leicht. Für die Zwei war es ein seltsames Gefühl mit einem Lächeln empfangen zu werden, nachdem sie ein schreckliches Erlebnis erlebt hatten und sie daran schuld waren. Leise um Fr. Romanov nicht aufzuwecken gingen beiden zu ihm hin und setzten sich ans Bett. Beide wirkten niedergeschlagen von den Schuldgefühlen und trauten sich nichts zu sagen. „Hey ihr zwei. Macht nicht so ein Gesicht. Es sind keine schlimmen Verletzungen, dass über-leben wir schon“, lächelte er sie schwach aber dennoch zuversichtlich an. „Das mag sein und wir sind beruhigt deswegen nur empfinden wir dabei eine gewissen Schuld was passiert ist“, gestand Tala ihm. „Das braucht ihr nicht. Ihr könnt nichts dafür“, versicherte er ihnen. Kai, der eher zum schweigsamen Charakter zählte, meldete sich nun auch zu Wort: „ Können Sie uns schildern was passiert ist? Und vor allem was…was mit Irina und Aleksandra passiert ist?“ Eine Weile sagte keiner was. Herr Romanov versuchte sich genau an das Erlebnis von vor ein paar Stunden zu erinnern, während Tala und Kai ruhig darauf warteten bis er zu erzählen be-gann. Draußen hämmerte ein kräftiger Wind währenddessen gegen die klaren Fensterscheiben und wirbelte den weißen Schnee, welcher am Boden lag, in die Luft empor. //Bitte lass ihn sich an alles wichtige erinnern. Irina…ich bin bald bei dir// betete Kai inner-lich. Auf einmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen als Herr Romanov die Stille durch-brach. „Es war kurz vor dem Mittagessen. Aleksandra und Irina waren mit ihrer Mutter in der Küche um das Essen vorzubereiten. Es wurde heute mehr gemacht, weil Irina uns gesagt hat ihr wür-det zum Essen kommen. Ich war im Wohnzimmer und hab mir was im Fernsehen angesehen, als auf einmal ein krachendes Geräusch zu hören war. Nachdem ich nachgesehen hatte sah ich wie…ehm…Jugendliche die Tür eingetreten haben. Genau…und dann…meine Frau, Alek-sandra und Irina kamen nachsehen was das war und dann stürzten sie sich auf uns. Meine Töchter zappelten und versuchten sich zu wehren. Ich versuchte sie zu retten, doch als ich mich aufrappelte, nachdem man mich zu Boden schlug, hörte ich ein klirrendes Geräusch und dann nur mehr ein grelles Licht. Ich fiel dann erneut zu Boden und hörte nur mehr wie beide nach Mama und mir riefen, als sie wohlmöglich bei der Tür rausgeschliffen und dann war es still“, erzählte er mit besorgter Stimme ihnen. Er zitterte am ganzen Körper und war den Tränen nahe. Man sah ihm an, dass seine Familie für ihn das wichtigste war und nun waren seine beiden größten Schätze weg und keiner wuss-te wo sie waren oder ob es ihnen gut ging. „Keine Angst wir werden sie finden und gesund zurück bringen“, versprach Tala und ver-suchte ihn aufzumuntern so gut es ging. „Diese Jugendlichen, haben sie irgendwas gesagt? Oder wie waren sie gekleidet?“, fragte Kai dem Geschehen näher nach. „Gesagt? Was sie anhatten? Lass mich kurz überlegen, Jungs. Es war nämlich so hektisch, dass ich nicht darauf geachtet habe, deshalb muss ich kurz überlegen. Sie waren schwarz ge-kleidet und hatten auch so dunkle Sonnenbrillen auf. Wahrscheinlich um nicht selber vom Licht geblendet zu werden. Und irgendwas Rundes hatten sie am Gürtel, glaub ich, da bin ich mir nicht sicher. Und gesagt….puh…es waren alle so panisch, dass das nicht so leicht ist. Ich hab nicht wirkliches was verstanden oder wahr genommen. Das einzige was ich kurz gehört habe waren nur Bruchstücke wie „braucht sie lebend“ und „Boris“. Mehr hab ich nicht mitbe-kommen und kann mir selber keinen Reim daraus machen“, berichtete er und hatte dabei die ganze Zeit den Blick gesenkt. Kai und Tala blieb regelrecht das Herz stehen als sie den Namen „Boris“ aus seinem Munde hörte. Was hat Boris mit der ganzen Sache zu tun? War er vielleicht der Drahtzieher hinter dieser Tat? „Sie sind sich ganz sicher, dass sie den Namen Boris gehört haben?“, hakte Tala nach. Herr Romanov nickte nur und verstand im ersten Moment ihre Aufregung nicht. Kai und Tala wechselten sich dann verschiedene Blicke zu bevor sie aufstanden und sich bedankten. „Vielen Dank, Herr Romanov. Haben sie keine Angst. Wir kümmern uns darum aber erzählen Sie der Polizei nicht, dass sie es uns erzählt haben. Ansonsten geraten wir auch noch ins Vi-sier. Auf baldige Besserung, Ihnen“, riet ihm Kai noch bevor er zur Tür schritt. Auch Tala wünschte beiden noch eine gute Genesung und ging seinem Freund nach. Draußen am Gang wechselten sie kein einziges Wort vor der Angst jemand könnte sie belauschen oder Wörter aufschnappen und sich irgendwas zusammenreimen. Sie riefen dann den Lift und stiegen ein. Nachdem der Lift kam fuhren sie runter und waren zu ihrem Glück allein im Lift. „Was hat Boris mit der Sache zu tun?“ fragte Tala. „Ich weiß es nicht. Jedenfalls muss es für ihn was wichtiges sein wenn er die „Black Unit“ ausschickt um Irina und Aleksandra zu holen.“ „Stimmt, die wird nur eingesetzt für Aufträge mit hoher Priorität. Heißt das, dass beide in größerer Gefahr sind als wir vermutet hatten?“ „Das mag es heißen. Wir hätten es nicht tun dürfen, Tala und du weißt es jetzt auch“, gestand er ihm und seine Augen strahlten Besorgnis, Schuld und Angst wieder. Tala, der immer davon überzeugt war, dass es richtig war nach Hilfe zu suchen, kamen nun auch die ersten Zweifel hoch. „Aber wir haben das nicht voraussehen können. Es stimmt. Wir haben nur an uns gedacht. Wir wollten raus aus dieser Hölle. Wir wollten Leben wie alle anderen auch und dafür ist uns kein Preis zu hoch. Wir….“, und Tala verstummte kurz, doch dann beendete er seinen Satz, “wollten mit dem Menschen Zusammensein, den wir lieben.“ Lieben. Ja, dem gaben sie nach. In all dieser Zeit. Diese Monate, Tage, Stunden wo sie zu-sammen mit uns waren. Diese Wärme und Fürsorglichkeit die man ihnen in dieser Zeit entge-gengebracht hatte lies ihr kaltes Herz erwärmen und sie verliebten sich. Welch Ironie. Denn selbst wenn sie dieser Hölle entfliehen könnten, haben sie an die Liebe am wenigstens ge-glaubt. Sie stiegen dann aus dem Fahrstuhl aus und verließen das Krankenhaus. Zusammen gingen sie schnellen Schrittes, die matschigen Straßen entlang zurück zur Abtei um endlich dem ein Ende zu setzen. Einen Schlussstrich zu ziehen um das zu retten, was für sie im Leben das wichtigste war. Irina und Aleksandra. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ENDE*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)