Auf der Suche nach der Wahrheit von Black_Taipan ================================================================================ Kapitel 7: Der Fall ist klar ---------------------------- Conan stand da im Zimmer neben der Leiche und dachte nach. Diese Aoko Niigata schien momentan die Hauptverdächtige zu sein. Es war wirklich etwas seltsam, seinen Tee selber in der Küche abzuholen. Bei dieser Gelegenheit hätte sie dem Tee für Ichiro gleich das Zyankali beimischen können. Hatte Aoko Ichiro überhaupt gekannt und um seine Gewohnheit gewusst, mitten in der Nacht noch einen Tee zu bestellen? Er musste herausfinden, ob es da eine Verbindung gab zwischen Hauptverdächtiger und Opfer. Ohne dieses Hintergrundwissen konnte er nicht weitermachen. Glücklicherweise war Aoko eine Langschläferin und so hatte sie nicht wie die meisten anderen Gäste bereits das Herrenhaus der Mishimas verlassen. Energisch betrat die junge Frau im Alter von 20 Jahren das Zimmer und setzte sich auf den Stuhl. Sie hatte schwarze Haare, die ihr bis zum Kinn reichten und blickte den Polizisten mutig entgegen. Conan musste zugeben, dass sie ziemlich hübsch war. "Kannten sie Ichiro Mishima gut, Frau Niigata?" Das Verhör ging weiter. "Schon ziemlich, schliesslich sind wir für etwa acht Monate ein Paar gewesen." "Wieso haben sie sich getrennt und wann?" "Ich habe vor etwa einer Woche mit ihm Schluss gemacht. Er war ein lieber Kerl und ich mochte ihn auch nach unserer Trennung noch, aber ich konnte seinen ewigen Pessimismus nicht mehr länger ertragen. Ich kannte ihn schon lange von den vielen Veranstaltungen in der Telekommunikationsbranche. Sie müssen wissen, auch ich bin die Erbin eines grossen Konzerns." Aoko sah zwar traurig aus, dennoch schien sie den Schock über den Tod ihres Ex-Freundes ziemlich schnell überwunden zu haben. "Und wie hat er auf ihren Entschluss reagiert?" "Nun ja, nicht sehr gut, um ehrlich zu sein. Er war zutiefst verletzt und glaubte, ich habe etwas gegen Rollstuhlfahrer." "Entspricht das denn der Wahrheit?" "Natürlich nicht! Wie gesagt konnte ich es nicht ertragen, dass es immer alles gleich so schwarz gesehen hat. Als ich ihn kennen lernte, hat mich sein Lachen gleich gefesselt. Doch im Laufe unserer Beziehung war er immer seltener glücklich. Ich konnte nicht mehr weiter mit ihm zusammen leben, aber das lag ganz sicher nie am Rollstuhl!" Aoko Niigata schien langsam wütend zu werden. Doch die Hüter des Gesetzes liessen sich von ihrem zornigen Blick nicht beirren. Vielleicht würde sie bald einen Fehler begehen und sich verraten? "Haben sie heute Nacht einen Tee bestellt?" "Wenn sie meinen, dass ich diese Frage mit Nein beantworte, haben sie sich aber getäuscht. Natürlich habe ich mir in dieser Nacht einen Tee geholt und das hat ihnen das Hausmädchen auch sicher bestätigt!", erwiderte sie keck. "Und weshalb sind sie persönlich vorbeigegangen, um sich den Tee zu holen?" "Nun ja, ich wollte nicht, dass sie zu viele Umstände hat und ausserdem lag mein Zimmer im selben Gang wie die Küche. Allerdings wusste ich nicht, dass sie sowieso schon auf gewesen war um jemand anderem etwas zu bringen" "Wussten sie, für wen die andere Tasse mit Tee bestimmt war?" "Leider nein, da muss ich sie enttäuschen." "Bist du dir sicher? Du wusstest doch genau, dass Ichiro in letzter Zeit sehr gestresst war und oft einen Tee zu sich genommen hat. Und ich bin mir im Klaren darüber, dass mein Sohn dich sehr bedrängt hat, oder täusche ich mich da?" Sachiko Mishima hatte nun auch das Zimmer betreten. Sie lächelte hämisch zu Aoko. Sie war wohl felsenfest davon überzeugt, vor der Mörderin ihres Sohnes zu stehen. Und doch störte Conan irgendetwas an ihrem Grinsen. Es sah zu selbstsicher aus. War sie etwa...? Nein, sie würde doch nie...?! "Herr Kommissar, wir haben so eben in Frau Niigatas Zimmer eine Art Konfitüre-Glas entdeckt, in welchem man das Gift sehr gut hätte lagern können." Takagi kam ins Zimmer gerannt, in der Hand hielt er eine Tüte mit dem Beweisstück drin. "Ha, Herr Kommissar, ich weiss wer der Täter war!" Kogoro Môri schrie die Worte fast. "Na, dann, schiessen sie los!" "Nun, wie unschwer zu vermuten ist, handelt es sich um Frau Aoko Niigata. Sie sind die Täterin!" "Wa-Was?" Die Beschuldigte schien aus allen Wolken zu fallen, ihre Überheblichkeit verschwunden. Sie war einfach nur noch schockiert und wusste nicht, was sie erwidern sollte. "Genau. Sie wurden von ihrem Ex-Freund bedrängt. Er wollte die Trennung nicht anerkennen. Deshalb haben sie beschlossen, ihn zu ermorden, um von seinen Belästigungen befreit zu sein. So schrieben sie eine Morddrohung, um ihm noch eine letzte Warnung zu schicken. Als ihr Opfer jedoch nicht darauf reagierte, brachten sie ihn heute Nacht um. Sie holten sich einen Tee um die gleiche Zeit, wie ihr Ex-Freund einen zu bestellen pflegte. So legten sie die Kapsel mit dem Zyankali in seine Tasse, aus welcher dann von ihm nichtsahnend getrunken wurde." "A-Aber das stimmt d-doch g-gar ni-cht." Aoko begann zu weinen. "So, dann bitte ich Sie mit uns zum Revier zu kommen." Megure erhob sich und wollte sich auf den Weg nach Draussen machen, als er von Takagi aufgehalten wurde. "Kommissar, ich denke, wir sollten noch einen Moment warten, bis das Gewitter vorbei ist. Es käme einem Selbstmord gleich, jetzt das Haus zu verlassen. Erst jetzt bemerkten sie, dass draussen ein unglaublicher Sturm tobte. Es war finster wie in der Nacht und der ganze Himmel verhangen mit schwarzen Wolken. Ab und zu erhellte ein schauriger Blitz die Umgebung für Sekunden, um jedoch dann alles noch hoffnungsloser erscheinen zu lassen. Der Donner folgte immer sehr schnell mit unbeschreiblicher Lautstärke, als würde der Donnergott höchstpersönlich auf dem Dach des Herrenhauses sitzen und sein grausames Spiel treiben. Conan hörte ein Wimmern. Dann sah er Yumiko in einer Ecke sitzend und er ging auf sie zu. Dort sass sie, zusammengekauert und weinte. "Hast du Angst vor Gewittern?", fragte er und hockte sich neben sie. In der Dunkelheit konnte er nur ein knappes Nicken erkennen. "Wenn ich bei Gewittern Angst hatte, dann hat mich immer mein Bruder getröstet, aber jetzt ist er nicht mehr da." Sie schluchzte leise. "Keine Angst, ich bleibe bei dir, bis es vorbei ist." Der kleine Junge hatte ein schlechtes Gefühl. Obwohl der Fall so klar schien, zweifelte er irgendwie an der Schuld dieser jungen Frau. Aber wie kam er dazu, sich überhaupt solche Gedanken zu machen, er war doch nur ein Grundschüler und die Polizisten hatten ihre Arbeit sicher gut gemacht. Und dennoch war in ihm drin dieser unbändige Wunsch und Wille, diesen Fall aufzudecken. Als ob ein anderer in ihm drin ihn dazu drängen würde. Wer war er wirklich? Und was hatte es mit diesem Fall auf sich? "Conan? Conan, wieso guckst du so traurig? Wenn du so dreinschaust, siehst du aus wie mein Bruder gestern Abend!" "Hä, was hast du gesagt? Dein Bruder war gestern traurig?" Yumiko hatte ihn völlig aus den Gedanken gerissen. "Ja, er meinte die ganze Zeit, dass er nicht ohne Aoko leben könne und dass seine Mutter ihn wegen der Firma so sehr stresse." "U-und hat er oft in der Nacht Tee getrunken?" "Wie kommst du da drauf? So gut wie nie. Hatte er auch nicht nötig, er schlief meistens wie ein Murmeltier." Das brachte den Stein ins Rollen. Allerdings brauchte er noch Beweise. In einer Sache war er sich jedoch hundertprozentig sicher: Hinter diesem Fall steckte mehr als nur ein einfacher Mord. Zum Glück hatte sich die Wetterlage draussen wieder etwas beruhigt, schnell verabschiedete er sich von Yumiko um ein kurzes Telefongespräch zu tätigen. Ausserdem musste er sich noch ein wenig umschauen, denn er hatte da eine ganz bestimmte Vermutung. Ran hatte nur schweigend zugesehen, als man all die Leute verhört hatte. Sie war zu aufgelöst, um wirklich mitbekommen zu haben, was da vor ihrer Nase abgelaufen war. Sie wusste jetzt auch nicht, was sie von all dem halten sollte. Immer wieder gab es Menschen, die Mitmenschen eines niederen Motives wegen umbrachten. Gab es überhaupt einen gerechtfertigten Grund, einem Menschen das Leben zu nehmen? Von Shinichi wusste sie, dass dieser jede Art von Mord, sei es nun Selbstmord oder Tötung eines anderen, verabscheute. "Tricks für einen Mord sind komplexe Rätsel, die du mit ein bisschen Knobeln und Nachdenken leicht durchschauen kannst. Aber ich werde nie begreifen, wie man einen Menschen so tief hassen kann, dass man ihm ein Messer in den Rücken rammt oder eine Kapsel mit Zyankali in die Cola wirft." Wo ihr Shinichi wohl gerade war? Irgendwie hatte sie das Gefühl, er sei noch weiter weg als normal. Aber das bildete sie sich sicher nur wieder ein. Sie sollte auf dem Boden der Tatsachen bleiben und sich nicht die ganze Zeit um ihn sorgen. Ihr Krimispinner konnte gut auf sich selber aufpassen. Das rotblonde Mädchen hatte jemanden beobachtet. Es machte ihr Sorgen, zu sehen, wie er sich in die Ermittlungen einmischte. Wie zum Teufel schaffte er das, ohne sich seiner früheren Identität bewusst zu sein? Sie musste aufpassen, dass ihr Plan nicht nach hinten los ging... Er hatte die Beweise, die Beweise, dass Aoko Niigata eindeutig Ichiro Mishima nicht umgebracht hatte! Und dieses Gefühl war unglaublich! Er hatte den Fall gelöst, er wusste zwar nicht wie, aber er fühlte, dass das sein "wahres Ich" war. Und auch die Kopfschmerzen, die wieder aufgetaucht waren, konnten ihn nicht von seinem Beschluss abbringen. Er hatte ein Verbrechen aufzuklären! Conan Edogawa begann selbstbewusst zu lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)