Hab mich lieb von RubyF ================================================================================ Kapitel 3: Unnütz ----------------- A/N: verzeiht die recht detaillierte Beschreibung von Remus in der Spiegelszene...ich konnt nicht widerstehen *hrmm* ^///^ Ähm, wegen dem Unterricht: sie sind zwar schon 6. Klasse, aber in meiner Story is trotzdem noch das volle Programm, also nix mit abgewählt und so...da der Unterricht nur eine Nebenrolle spielt, ist das hoffentlich nicht so schlimm :/ ~*~ Kapitel 3 Unnütz Wer die Bibliothek das erste Mal betrat, fühlte sich vielleicht erst mal erschlagen. Regale über Regale, die vom Boden bis zur Decke reichten. Hier und da kleine Tischgruppen und schlecht beleuchtete Arbeitsplätze. Die Luft roch muffig und nach alten Büchern. Wenn im Sommer durch die großen Fenster goldenes Licht eindrang, konnte man darin hunderte feinster Staubkörnchen schweben sehen, die nur von einem gelegentlichen Windhauch aus der Ruhe gebracht werden konnten. Ja, in der Bibliothek von Hogwarts mahlten die Mühlen eher langsam...es sei denn, man hatte die Leihfrist überschritten - Erstklässler lernten für gewöhnlich sehr schnell, dass Madame Pince, die Bibliothekarin, keine Hemmungen hatte bösartige Heuler zu verschicken... Für viele Schüler war die Bibliothek also ein Ort, den es nach Möglichkeit zu vermeiden galt. Doch für solche wie Remus war es ein Paradies, ein Zufluchtsort, vollgepackt mit Wissen. Ein Handgriff genügte sich dessen zu bemächtigen. Hier herrschte Stille und Selbstbesinnung, Bücher waren geduldig und (meistens) unparteiisch. Remus liebte es durch die Regale zu streifen, auf der Suche nach just dem Einen Buch, das ihn für die nächsten Tage in Spannung halten würde. Etwas Geschichtliches vielleicht, oder Heilkräuter (bei seinem Hang zu (Selbst-)Verletzungen immer wieder ein Muss...). Manchmal saß er aber auch einfach nur in einer abgelegenen ruhigen Ecke, wo der Staub besonders dick lag oder auf dem Sims eines der schmalen hohen Fenster und dachte nach, oft stundenlang. Wäre Sirius nach dem Streit im Schlafsaal doch losgegangen um Remus zu suchen, hätte er mit Sicherheit als erstes die Bibliothek angesteuert - und wäre auch fündig geworden. Remus saß im hintersten Fenster, die Knie ans Kinn gezogen, seine dünnen Arme um die Beine geschlungen und starrte hinaus über den glitzernden See. Aber er sah ihn gar nicht richtig, seine Gedanken waren weit fort. Warum war er nur so ein unnützer Idiot? Zwar hatte er seinen Freunden immer vertraut, doch ein Gedanke hatte die ganze Zeit in seinem Hinterkopf gelauert und ihn ausgelacht. Dummer Junge! Glaubst du wirklich sie mögen dich? Du bist doch nur Mittel zum Zweck! Keiner würde sich freiwillig mit einem Werwolf abgeben, wenn dabei nicht gehörig was für ihn rausspringen würde. Sicher, sie hatten sich schon mit ihm angefreundet, als sie es noch nicht wussten, aber das war reines Mitleid gewesen. Er war auf der Fahrt ins erste Schuljahr noch zu klein für sein Alter gewesen, dazu noch blass und geschwächt von der letzten Vollmondnacht. Ein paar Ältere haben im Zug versucht ihn herumzuschubsen - bis Sirius und James dazwischen gingen. Wäre er nicht so ein Schwächling gewesen, hätte er sich selbst zur Wehr setzen können und ihre Freundschaft auf der Basis von Wahrhaftigkeit statt Mitleid aufbauen. Aber er war eben nur ein wehrloser kleiner Junge gewesen, 3 Tage nach Vollmond - es ließ sich immer alles auf den Vollmond zurückführen. Er bestimmte sein ganzes Leben und dafür hasste und fürchtete Remus ihn. Selbst seine einzigen Freunde hatte er ihm beschert und wieder genommen. Durch Remus sind sie zu Animagi geworden, jetzt brauchten sie ihn nicht mehr. Die Rumtreiber würden auch ohne ihn existieren und ihren Spaß haben. Das hatte Sirius eben ja wohl mehr als deutlich gemacht. Er bedeutete ihnen rein gar nichts - und Sirius am allerwenigsten. Warum auch? Sirius war ein draufgängerischer Mädchenschwarm, Remus dagegen maximal ein Klotz an Sirius' Bein. Eigentlich war das ja klar und vorhersehbar gewesen - und doch... Und doch tat es so wahnsinnig weh! Der kalte Ausdruck in Sirius' grauen Augen. Diese Augen, die ihn sonst immer so warm angesehen haben. So...lieb, dass Remus manchmal, in besonders schönen Momenten, geglaubt hatte, Sirius könnte vielleicht sogar das gleiche für Remus empfinden wie er für Sirius...diese Gefühle, die weit über bloße Freundschaft hinausgingen, und ihn am Anfang ganz gehörig erschreckt hatten... Aber natürlich fühlte Sirius nichts dergleichen - diese Erkenntnis hatte Remus früher auch schon, doch noch nie zuvor war sie so hart, so dermaßen grausam auf ihn hernieder gedonnert! Verstohlen wischte Remus sich eine Träne weg. Er wusste ja, dass seine Gefühle nicht normal waren - nichts in seinem Leben war normal - aber solange er mit Sirius befreundet war und sie gelegentlich auch mal Zeit nur zu zweit verbrachten, war auch eigentlich alles in Ordnung. Sirius musste ja nichts davon erfahren und vielleicht gingen die Gefühle dann von allein wieder weg - doch die letzten 10 Monate dachten sie nicht im Entferntesten daran ihm diesen Gefallen zu tun - im Gegenteil, sie wurden sogar stärker... Aber nun war ihm nicht einmal mehr die gemeinsame Zeit, nicht mal eine klitzekleine Freundschaft geblieben... Warum hatte Sirius ihn nur so kalt angesehen? Ein Blick, den er normalerweise für einen gewissen Slytherin reservierte... Es sei denn - oh Gott, wusste Sirius etwa was? War Remus nicht vorsichtig genug gewesen? Und Sirius fühlte sich abgestoßen, wollte nichts mehr mit dem blassen, perversen Jungen - der sich noch dazu jeden Monat in eine blutrünstige Bestie verwandelte - zu tun haben. Remus seufzte - er war echt zu nichts gut, nicht mal zum Kumpel taugte er. Denn welcher Kumpel verliebte sich schon in seinen besten Freund? Schon als Kind hatte Remus keine Freunde gehabt. Sicher, vor dem Zwischenfall, wie der Werwolfbiss in seiner Familie genannt wurde, hatte er schon ein paar zarte schüchterne Bande zu den wenigen Kindern in seiner Nachbarschaft (allesamt Muggel...) geknüpft. Doch dann mussten sie wegziehen. Irgendwohin, wo es abgeschieden und einsam war. Wo niemandem auffallen konnte, was einmal im Monat mit dem kleinen Lupin geschah. Das war die Zeit, als Remus seine neuen engen Freunde kennen lernte: die Bücher. Er verbrachte Stunde um einsame Stunde mit ihnen, erlebte Abenteuer und spannende Geschichten rund um Freundschaft und Wagemut. Hier war er ein Held! Die Realität war leider weit weniger romantisch. Seine Eltern ließen nichts unversucht eine Heilung für ihren Jungen zu finden, wendeten ihre Ersparnisse auf um alle möglichen Spuren zu verfolgen. Doch Heiler und Forscher gleichermaßen konnten nur mit den Schultern zucken. Es gab keine Hilfe - und entwickeln würde sie auch keiner, denn wer kümmerte sich schon darum Werwölfen zu helfen? Remus' Eltern machten ihm nie einen Vorwurf, doch er glaubte ihn doch zu spüren. Unterschwellig. Unausgesprochen. Und das war noch viel schlimmer. Denn es nährte seine Selbstzweifel. Hätte er doch nur auf seine Eltern gehört, als sie ihm sagten, er solle nicht zu weit vom Haus weg. Weil er sich in dieser Gegend doch nicht auskannte. Und doch hatte er sich im Spiel ablenken, mitreißen lassen. Es war seine eigene Schuld, dass er gebissen wurde. Und diese Schuld galt es jetzt auszubaden. Es war sein Schicksal allein zu sein - denn wem konnte so ein nutzloser gefährlicher Werwolf schon etwas bedeuten? Er war niemandem wichtig, nicht einmal und vor allem nicht sich selbst. Als Remus schließlich in den Schlafsaal zurückkehrte, schienen die Jungs schon zu schlafen. Jedenfalls waren alle Bettvorhänge - bis auf seinen eigenen natürlich - geschlossen und Peters leises Schnarchen war zu hören. Genauso gut konnte es aber auch sein, dass James und Sirius auf einem ihrer nächtlichen Ausflüge waren. Ja, eigentlich war das sogar sehr wahrscheinlich. Sie brauchten dazu niemand weiter. Sie waren schon zu zweit ein Dreamteam. Wäre James nicht so schrecklich hoffnungslos und unverkennbar in Lily Evans verliebt, Remus wäre vielleicht auf dumme Gedanken gekommen, was James und Sirius anging...doch das zwischen ihnen war dann doch ziemlich sicher nur brüderliche Freundschaft...doch was hieß schon "nur" - Remus war trotzdem eifersüchtig auf dieses enge Band zwischen den Jungen. Schon immer hatten er und Peter sich ein wenig ausgeschlossen gefühlt. Und seit Remus diese Gefühle für Sirius entwickelte, wurde diese Empfindung außen vor gelassen zu werden nur noch schlimmer...nagender. Seufzend schlüpfte Remus aus der Kleidung des Tages, eine kühle Brise strich durch den Raum und zauberte eine Gänsehaut auf seinen Körper. Gerade als Remus nach dem Pyjama griff, fiel sein Blick auf einen großen Standspiegel und er hielt inne. Das Mondlicht war schon ziemlich hell (oh, wie Remus es hasste!) und er konnte sich gut erkennen. Remus schaute nicht gern in den Spiegel, er mochte nicht, was er da sah, doch nun nahm er sich die Zeit sich einmal eingehender zu betrachten. Langsam tapste er auf nackten Füßen, nur mit Shorts bekleidet auf den Spiegel zu. Er war gewachsen die letzten Jahre, war ziemlich groß geworden. Doch war er auch viel zu schmal - vor allem für jemanden, der einmal im Monat unkontrolliert herumwütete. Doch die Verwandlungen nahmen seinen Körper viel zu sehr mit, als dass er hätte Muskeln aufbauen können. Er war fast schon zierlich, auf jeden Fall aber schlaksig, und eine besonders gute Haltung hatte er auch nicht gerade. Eigentlich sah er immer ein bisschen so aus, als würde er sich für etwas schämen, als wollte er sich in irgendeine Ecke verkriechen.. Seine blasse weiche Haut zeugte von den unzähligen Vollmondnächten, die er eingesperrt und tödlichst aggressiv mit sich selbst verbracht hatte. Von den mitunter schweren Verletzungen, die er sich selbst zugefügt hatte, in diesen Nächten voller Einsamkeit und ungezügelter Wut. Fast war er froh über seine fast schon weiße Haut, denn sie ließ die Narben weniger hervortreten. Bis auf eine. Die auf seinem Arm. Die von dem Werwolf. Aus Gewohnheit strich Remus darüber, betrachtete sie dabei im Spiegel, das erste Mal wieder seit langer Zeit. Er vermied es für gewöhnlich an die Zeichnungen auf seinem Körper auch nur zu denken. Manchmal fand er sich okay, besonders wenn er so gekleidet war, dass nicht plötzlich ein Ärmel hoch rutschen und eine feine weiße Narbe freilegen konnte, die ihn daran erinnerte, was er war. In solch lichten Momenten konnte er sich fast schon selber mögen. Dann war er zufrieden mit seinem Aussehen. Dann mochte er seine dichten hellbraunen Haare, die immer etwas zerzaust sein schmales Gesicht rahmten. Dann gefielen ihm auch seine dünnen Lippen, die gerade Nase und die goldenen Augen. Ein Mädchen, mit dem er lose befreundet war, hatte ihm mal gesagt, dass er richtig schöne Augen hätte. Wenn es Remus gut ging, stimmte er dem zu. Sie waren in der Grundfarbe bernstein mit goldenen Flecken, dunkelbraun umrandet, und sie konnten so fröhlich leuchten. Häufig jedoch lag ein dunkler Schatten über ihnen, ähnlich dem unter seinen Augen. Beweise für die Sorgen und die psychische sowie physische Belastung, alles zusammengenommen viel zu viel für eine erst sechzehnjährige Seele. Kopfschüttelnd wandte Remus sich wieder von dem Spiegel ab, ließ das Mondlicht im Rücken und zog seinen Pyjama an. Als er unter die schwere Decke krabbelte ging ihm eine Zahl durch den Kopf...noch 5 Tage...damit war natürlich die Zeit bis Vollmond gemeint. Fast jede Nacht hielt ihm sein Verstand ganz automatisch die restlichen Tage vor Augen, das war er schon gewohnt...doch nun, zum ersten Mal seit Langem, machte es ihm wieder Angst. Zum Frühstück am nächsten Morgen zeugten seine schweren dunklen Augenlider von der schlaflosen Nacht, die er hatte. Keiner würde je wissen welche düsteren Gedanken ihn wach gehalten hatten, das war ganz allein sein Geheimnis. Zum ersten Mal seit Remus in Hogwarts war, saß er alleine am Gryffindor-Tisch...seine drei Zimmergefährten saßen einige Plätze weiter und würdigten ihn scheinbar keines Blickes. Lustlos stocherte Remus in seinem kalten Porridge herum. Es war zu laut in der Großen Halle, als dass er sie hätte hören können, aber er war sich sicher, dass seine früheren Freunde sich köstlich amüsierten. Klar - er war ja auch nicht dabei. Remus war die vernünftige Stimme unter ihnen, der gute Junge - kurz: die Spaßbremse. Um sich abzulenken ließ Remus seinen Blick über den Tisch schweifen...einen Moment beobachtete er Lily Evans, die mit ihren Freundinnen lachte...er sah Eddie Plummer Hausaufgaben abschreiben...die Kleine aus der Ersten hatte mal wieder den Kürbissaft verkippt...dann blieb er an der hölzernen Brotplatte hängen. Es gab frisch gebackenes Brot, noch warm vom Ofen und schwer zu schneiden...an Scheiben war nicht zu denken, man konnte nur kleine Klumpen herauslösen. Das Brotmesser war lang und scharf, mit einem ziemlich spitzen Ende um besser in den gebackenen Teig hineinzukommen. Remus Augen starrten gebannt auf das glänzende Stück Metall mit dem tiefschwarzen Griff. Durch das scheinbar offene Dach über ihren Köpfen schien die schwerfällige Herbstmorgensonne herein, immer wieder gedämpft von schweren Regenwolken. Das Wechselspiel von Licht und Schatten spiegelte sich auf der Klinge wider und Remus merkte wie ruhig er auf einmal geworden war. Sein Puls war gleichmäßig und sein Atem flach. Nur in seinem Magen schien sich etwas regen zu wollen. Dieses unterschwellige Kribbeln, als würde er etwas Großes erwarten, Vorfreude vielleicht, auf etwas, das er nicht kannte, von dem er noch nichts wusste. Langsam streckte Remus seine Finger aus, sie zitterten etwas und ein Schauer rieselte ihm den Rücken herab. Doch kurz bevor er das Messer ergreifen konnte, spürte er einen unsanften Schubs in den Rücken und stieß hart gegen den Tisch. Mit einem Mal waren ihm einige Augenpaare der Schüler um ihm herum zugewandt und hastig zog er seine Hand zurück und rieb sich stattdessen den Oberbauch, wo er gegen die Tischkante geknallt war...na, wenn das mal nicht nen blauen Fleck gab...wieder einmal. Mit dunklem Blick sah Remus sich um, halb erwartend ein paar böse grinsende Slytherins im Gang zwischen den Tischen zu entdecken, aber - die einzigen, die da langliefen waren James und Sirius, keiner von beiden sah zu ihm zurück. Sirius ging rechts von ihnen, er musste es also gewesen sein. Traurig blickte Remus auf seinen Rücken. Fühlte Sirius sich verraten und hatte Remus auf seine Abschussliste gesetzt? War er jetzt nur noch einer unter vielen, die von Sirius schikaniert wurden, wenn ihm grad mal danach war? Remus schloss die Augen, atmete tief durch und stand langsam auf. Schnell hastete er hinter den beiden her, stürmte wortlos an ihnen vorbei, wobei er Sirius rücksichtslos zur Seite stieß und dieser dadurch auf dem Hosenboden landete. Sirius wollte Krieg? Bitte - den konnte er haben. Was Remus nicht bemerkte, als er zutiefst verletzt aus der Halle rauschte, war der perplexe Blick, den James ihm hinterher schickte, während er Sirius wieder aufhalf. Ebenso wie er nicht bemerkt hatte, dass Sirius ihn während des Essens die ganze Zeit besorgt beobachtet hatte. Ihm war nicht entgangen, wie Remus das Messer beäugt hatte - es war Sirius' Idee gewesen frühzeitig den Tisch zu verlassen... Hinterher wusste Remus nicht mehr wie er den Tag überstanden hatte. Verwandlung war viel langweiliger, wenn er nicht mit seinen Freunden zusammen saß. Auch die anderen Fächer - Zauberkunst und eine Doppelstunde Geschichte - kamen ihm viel zu lange und leer vor. Am schlimmsten aber waren die Pausen. Es fiel so manchen Leuten auf, dass er nicht wie üblich mit den anderen drei Jungs in irgendeiner Ecke stand und irgendwelchen Blödsinn ausheckte. Mancher sah das sogar mit einiger Schadenfreude - es wunderte ihn nicht, wer würde sich schon darüber sorgen, ob er sich mit seinen Freunden verstritten hatte? Die waren doch eh besser dran ohne ihn. Leider hatte er nicht daran gedacht sich ein Buch mitzunehmen und so verbrachte er die Pausen damit sich ein möglichst ruhiges Plätzchen zu suchen und in sich selbst zu verkriechen um die Sekunden bis zur nächsten Stunde zu zählen. Im Laufe des Tages zog er sich selbst immer weiter runter, ohne zu merken, dass er es eigentlich nur selber war, der ihn so fertig machte. Während der Mittagspause saß er allein und löffelte abwesend seine Suppe um dann müde zum Nachmittagsunterricht Zaubertränke zu schlurfen. Ach könnte dieser Tag doch nur schon zu Ende sein. Er wollte sich nur noch in seinem Bett verkriechen, niemanden mehr sehen oder hören müssen. Und dann, mit der Zeit - vielleicht würde er sich ja an den Zustand der neueren Isolierung gewöhnen, so wie er sich schon einmal daran gewöhnt hatte...doch er wusste, dass er sich nicht wieder daran würde gewöhnen können. Viel zu glücklich war er mit seinen Freunden gewesen...und viel zu hart mit sich selbst war er nun um sich mit ihnen auszusprechen. Statt dessen nährte er still seinen Selbsthass und die dunklen Gedanken, die durch seinen Kopf schwebten. Plötzlich durchzuckte ein Lichtstrahl die düsteren Wolken um seinen Kopf. Verwundert blinzelte Remus und entdeckte die Ursache: ein Lichtreflex auf dem Messer, das er gerade benutzte um seine Schmiedewurzel in feine Würfel zu hacken. Er hatte das Messer letzten Sommer in der Winkelgasse neu gekauft, weil sein altes nicht mehr besonders gut schnitt. Erst jetzt fiel ihm die unterschwellige Ästhetik des Schneidewerkzeugs auf...stromlinienförmig, aus poliertem Stahl, mit extra scharfer Klinge, man musste gut auf seine Finger aufpassen, es schnitt selbst durch die für ihre Härte bekannte Schmiedewurzel wie durch Butter. Und plötzlich bemerkte Remus wieder diesen verstörende Frieden, der sich in ihm auszubreiten begann. Er ertappte sich dabei, wie er die glitzernden Reflexionen des Feuerscheins auf der Klinge bewunderte. Den Rest der Stunde verbrachte er in heute noch nicht gekannter Zufriedenheit und Ruhe. Zum Abendessen kam Remus nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)