Der Meisterdieb von Cat_in_the_web (Seto Kaiba + Joey Wheeler / u.a.) ================================================================================ Kapitel 9: Der Handel der Staatsanwaltschaft -------------------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 9/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Label: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Es hat lange gedauert, ich weiß, aber ich habe wirklich nicht ganz so viel Zeit mehr. Na ja, jetzt ist zumindest das 9. Kapitel endlich da! Einen herzlichen Dank an alle Kommentarschreiber!!! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 9: Der Handel der Staatsanwaltschaft In einer der vielen dunklen Ecken des Clubs, die absichtlich schlecht beleuchtet wurden, um den vielen Pärchen ein wenig Privatsphäre bieten zu können, lehnte Malik an der Wand und seufzte leise, als er spürte, wie warme weiche Lippen sanft seinen Hals liebkosten. Marik hatte ihn zwischen sich und der Wand eingeklemmt und ließ seine Hände freizügig über Maliks Körper gleiten. Marik war in all seinen Beziehungen immer sehr dominant gewesen, aber Malik machte das nichts aus. Im Gegenteil, er genoss es, passiv zu bleiben und sich verwöhnen zu lassen. Ein kurzer Schmerz an seinem Hals ließ ihn den Atem scharf einziehen. Marik leckte leicht über die kleine Bisswunde, die er seiner neuesten Eroberung zugefügt hatte, und begann dann, leicht daran zu saugen. Malik kicherte und stieß Marik leicht in die Seite. "Hey, du kannst mir doch jetzt keinen Knutschfleck machen", flüsterte er ihm zu. Marik unterbrach seine Tätigkeit kurz und brummte lüstern: "Warum nicht? Sollen die anderen ruhig sehen, wie sehr ich dich begehre." Malik errötete leicht. "Ich bin im Dienst. Eigentlich dürfte ich mich gar nicht mit dir in eine dunkle Ecke verdrücken." "Darum mach dir mal keine Sorgen. Ich habe deinem Kollegen an der Bar ein großzügiges Trinkgeld zugesteckt, und daraufhin meinte er, wir sollten uns so lange Zeit lassen, wie wir wollen, er würde schon alles regeln", erwiderte Marik und fuhr mit seiner Tätigkeit fort. Malik gab sich geschlagen und ließ nun seinerseits seine Hände über Mariks Rücken gleiten. Er beobachtete über die Schulter seines neuen Liebsten hinweg die Gäste im hell erleuchteten Teil des Clubs, als er zwei Männer erblickte, deren friedliches nebeneinander ihn in Erstaunen versetzte. "Na so was!", entfuhr es ihm. "Was ist?", fragte Marik, allerdings hörte er sich nicht wirklich so an, als wäre er besonders interessiert an der Antwort. Noch immer beschäftigte er sich eifrig mit der Erkundung von Maliks Körper. "An einem der Tische sitzen Duke und Yami Muto von KSS, und sie scheinen sich gut miteinander zu unterhalten", sagte Malik, und leichte Verwunderung war aus seiner Stimme zu hören. Marik dagegen lachte nur leise auf, und der Laut sandte einen angenehmen Schauder Maliks Rücken hinunter. "Ich hatte mir schon gedacht, dass sich zwischen den beiden irgendwas entwickeln würde. Es gab solch interessante Spannungen zwischen ihnen, wann immer sie sich begegneten." "Die beiden haben sich doch noch gar nicht so oft getroffen. Woher willst du das wissen?", wandte Malik ein. "Oh, ich habe so was im Gefühl, genau wie ich im Gefühl habe, dass wir ein gutes Paar abgeben", erwiderte Marik. Bevor Malik etwas erwidern konnte, ließ er seine Hände unter dessen Shirt gleiten und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Malik stöhnte auf und vergaß die beiden anderen Männer. *** Sehr viel später in der Nacht verschwand Yami zusammen mit Duke hinter jener Tür, zu der normalerweise nur Duke und sein Personal Zugang hatten. Duke führte Yami in die oberen Stockwerke, wo seine Wohnung lag, um wie er sagte einen Kaffee mit ihm zu trinken. Yami wusste genau, dass sie einen Kaffee auch im Club hätten trinken können, doch er war weit entfernt davon, Dukes Vorschlag abzulehnen. Während Duke in seiner Küche verschwand, um den Kaffee zu kochen, holte Yami sein Handy hervor und rief in seiner eigenen Wohnung an. Er hatte den Verdacht, dass sein kleiner Bruder Yugi noch wach sein könnte, weil er auf ihn wartete. Sein Verdacht bestätigte sich, als der Hörer am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde, und Yugis Stimme erklang: "Hier Muto, guten Abend." "Yugi, ich komme heute Nacht wahrscheinlich nicht nach Hause. Warte also nicht auf mich, ja?", informierte Yami seinen kleinen Bruder. "Ist okay. Wo bist du denn?" "Bei einem guten Freund von mir." "Du hast einen neuen Liebhaber!", kam es keck als Antwort. "Yugi!", brauste Yami ein wenig peinlich berührt auf. Dann seufzte er und sagte: "So weit sind wir nicht. Geh du lieber ins Bett. Es ist spät." Vom anderen Ende der Leitung war ein Lachen zu hören. "Also gut, großer Bruder, ich gehe ins Bett und hoffe für dich, dass du dasselbe tun wirst, aber im Gegensatz zu mir nicht allein. Gute Nacht." Yami rollte mit den Augen, als er Yugis Worte hörte. "Gute Nacht." Er legte auf und steckte sein Handy weg. Duke hatte in der Tür zur Küche gestanden und amüsiert zugehört, auch wenn er nur Yamis Seite der Unterhaltung mitbekommen hatte. Nun trat er mit zwei gefüllten Kaffeetassen ins Zimmer und stellte Zucker und Milch dazu. Dann setzte er sich neben Yami auf die Ledercouch. "Das war dein kleiner Bruder, hm? Was hat er denn gesagt?", fragte er, während er sich ein wenig Zucker in den Kaffee tat. "Ach, nur die üblichen Scherze, die kleine Brüder so drauf haben", meinte Yami ausweichend und tat sich ein wenig Milch in den Kaffee. Er beobachtete, wie die Milch weiße Wolken in der fast schwarzen Flüssigkeit bildete, bevor sie den Kaffee hellbraun färbte. Aus irgendeinem Grund war er nervös, dabei war es nicht das erste Mal, dass er mit jemandem Kaffee trank. Aber andererseits, es war spät abends, er war in einer fremden Wohnung, und es war Duke, neben dem er saß. Und dieser Mann sorgte ohnehin für ein Kribbeln in seiner Magengegend wie er es nur früher bei Tristan gespürt hatte. Doch die Beziehung mit Tristan war Vergangenheit. Duke bemerkte, dass Yami nur Milch in seinen Kaffee nahm, aber keinen Zucker, während es bei ihm genau umgekehrt war. Sie schienen in so vielen Dingen das genaue Gegenteil zu sein, aber sie hatten auch herausgefunden, dass sie einiges gemeinsam hatten. Duke nahm einen Schluck von seinem Kaffee, dessen Bitterkeit von dem Zucker gedämpft wurde, und sagte dann: "Er hat wohl angenommen, dass du diese Nacht im Bett mit jemandem verbringst." Yami hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt, aber er beherrschte sich und erwiderte: "Ja, er hatte diese Vermutung." Das Kribbeln in seinem Bauch nahm an Stärke zu. Duke war so verdammt sexy! Vor allem dann, wenn er so unschuldig tat, während man genau erkennen konnte, dass er das gewiss nicht war. Duke stellte seine Kaffeetasse wieder zurück auf den Tisch, dann wandte er sich Yami zu und rückte näher an ihn heran. "Wollen wir diese Vermutung nicht wahr werden lassen?", fragte er leise, aber mit verführerischer Stimme, deren Klang Yamis Herzschlag beschleunigte. Yami stellte seine Kaffeetasse sorgsam auf den Tisch, darum bemüht, dass Duke das leichte Zittern seiner Hände nicht bemerkte. Gott, er war nervös wie ein Schuljunge vor seinem ersten Mal! Doch als er sich zu Duke umdrehte und in die grünen Augen blickte, die mit einem ihm wohlbekannten Feuer leuchteten, löste sich seine Nervosität einfach auf und ließ nur ein angenehm warmes Gefühl zurück. "Ich finde, das ist gar keine schlechte Idee", sagte Yami, und auch seine Stimme hatte nun einen leicht heiseren lustvollen Beiklang. Der Kaffee war vergessen, als die beiden Männer in einen endlos erscheinenden Kuss versanken. Hände glitten über den Körper des jeweils anderen und suchten schließlich ihren Weg unter die Kleidung in dem Versuch, dem anderen noch näher kommen zu können. Schon bald verschwanden die Männer im Schlafzimmer, und während der Kaffee auf dem Tisch langsam kalt wurde, nahm das Feuer der Begierde, das im Schlafzimmer von den Männern entfacht wurde, an Hitze immer mehr zu. *** Es war halb acht am nächsten Morgen, und die Angestellten von KSS kamen zur Arbeit. Während sie auf dem firmeneigenen Parkplatz ihre Autos parkten oder von der nahe gelegenen Bushaltestelle zum Firmengebäude gingen, schenkte keiner von ihnen dem schwarzen BMW mit den dunkel getönten Scheiben, der auf der anderen Straßenseite parkte, mehr als nur einen flüchtigen Blick. Der Wagen parkte schon seit einer guten Stunde dort. Durch die getönten Scheiben war nicht viel zu sehen, aber sie waren nicht vollständig undurchsichtig. Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass auf dem Fahrersitz ein Mann saß, der den Eingang des Firmengebäudes von KSS im Auge behielt. Es handelte sich um Bakura, den Kopfgeldjäger. Was er hier eigentlich wollte, wusste Bakura selbst nicht so genau. Nach der gestrigen Pleite mit Kaiba hatte er heute Morgen einfach beschlossen, seinem Instinkt zu folgen, und sein Instinkt hatte ihn hierher geführt. Nach einer Stunde warten war Bakura allerdings zu der Ansicht gekommen, dass er seine Zeit verschwendete. Trotzdem konnte er nicht einfach wegfahren. Irgendetwas hielt ihn hier. Bakura gähnte gelangweilt. Während er uninteressiert die andere Straßenseite im Auge behielt, wippte sein Kopf auf und ab zum Rhythmus der Musik, die aus den Lautsprecherboxen in seinem Auto kam. Weitere Minuten vergingen, die Bakura viel zu lange erschienen. Schließlich reckte er sich, so gut es in seinem Auto eben ging, und griff nach dem Autoschlüssel. Er verschwendete wirklich seine Zeit. Was erhoffte er sich eigentlich davon, die Angestellten von KSS zu beobachten? Doch bevor er den Schlüssel im Zündschloss drehen konnte, erhaschte er aus den Augenwinkeln einen Blick auf schneeweiße Haare, die seinen eigenen so sehr glichen, und von einem Moment auf den anderen war Bakura hellwach. Ryou kam aus der Richtung der Bushaltestelle, wie jeden Morgen um kurz vor acht Uhr. Er grüßte die Angestellten, die den Gruß freundlich erwiderten, und blieb kurz stehen, um sich mit einer der Sekretärinnen aus der Rechtsabteilung von KSS zu unterhalten. Während der ganzen Zeit schenkte er dem schwarzen BMW auf der anderen Straßenseite keine Beachtung, und er war sich auch nicht des Augenpaares bewusst, das ihn aus dem Inneren des Wagens beobachtete. Bakura ließ die Fensterscheibe in der Tür hinunter gleiten, um Ryou besser sehen zu können. Das getönte Glas störte ihn nun. Aufmerksam folgte er jeder Bewegung von Ryou mit seinen Augen, bis dieser im Inneren des Gebäudes verschwand. Bakura ließ sich mit einem Seufzen zurück in seinen Sitz fallen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich vorgelehnt hatte, als er Ryou beobachtete. Was dachte er sich eigentlich dabei? Er kam auf diese Art doch nicht an Informationen über diesen Dieb heran. Sein Instinkt schien ihn getäuscht zu haben, oder war es vielleicht etwas ganz anderes gewesen? Bakura stellte fest, dass er kein Verlangen mehr fühlte, noch länger hier zu sein. Was immer ihn dazu bewogen hatte, hierher zu kommen, es war verschwunden, nachdem Ryou aufgetaucht war. Aber anstatt enttäuscht darüber zu sein, seine Zeit verschwendet zu haben, fühlte er sich seltsam zufrieden, als hätte er genau erreicht, was er wollte. Er hatte Ryou gesehen, und irgendwie war das genug. Bakura startete den Motor und lenkte seinen BMW auf die Straße. Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht Informationen gewesen waren, die er hier suchte, sondern ein Teil von ihm hatte einfach Ryou sehen wollen. Bakura fragte sich, was mit ihm los war. Es war so ganz und gar nicht seine Art, die Nähe eines anderen zu suchen. *** Ryou hatte seine Arbeit erst vor einer halben Stunde angefangen, als das Interkom auf seinem Schreibtisch ein Klicken von sich gab, und Kaibas Stimme ertönte: "Ryou, komm bitte in mein Büro." Ryou betrat Kaibas Büro und stellte sich vor dessen Schreibtisch. "Was gibt es denn, Kaiba?" Kaiba bedeutete ihn, um den Schreibtisch herum zu gehen und sich an seine Seite zu stellen. "Schau dir mal an, was die Überwachungskamera am Eingang heute Morgen aufgenommen hat. Dem Pförtner ist ein schwarzer BMW aufgefallen, der auf der anderen Straßenseite parkte, aber niemand stieg aus. Der BMW parkte dort über eine Stunde lang. Am Ende ist es gelungen, ein Bild von dem Fahrer aufzunehmen, als dieser das getönte Seitenfenster herunter ließ." Ryou beugte sich leicht vor und sah über Kaibas Schulter hinweg auf dessen Computermonitor, auf dem die Bilder der Überwachungskamera zu sehen waren. "Ich glaube, ich kann mich an diesen Wagen erinnern. Als ich heute Morgen kam, parkte er auch noch da." Kaiba zoomte mit Hilfe eines entsprechenden Programms näher an den Wagen heran. Das Bild wurde zuerst stark verzerrt, bevor das Programm den Effekt der Vergrößerung ausglich und das Bild normalisierte. Ryou schnappte nach Luft, als er sah, wie in der Fensteröffnung des Wagens ein bekanntes Gesicht auftauchte. "Das ist der Kopfgeldjäger von gestern!", rief er. "Ganz recht", bestätigte Kaiba. "Er hat das Gebäude eine zeitlang beobachtet und ist kurz vor Acht wieder verschwunden. Ich frage mich nur, was er hier wollte." Da Ryou darauf auch keine Antwort wusste, schwieg er. Kaiba überlegte eine zeitlang, dann sagte er: "Ryou, ruf Yami zu mir." "Yami ist leider noch nicht da", antwortete Ryou. Er wusste das genau, weil Yami gestern einen Ordner bei ihm im Büro gelassen hatte, den er für seine Arbeit heute brauchte, und er hatte ihn noch nicht abgeholt. "Ach ja, der Kerl ist so ein Langschläfer", brummte Kaiba, und Ryou musste darüber lächeln. Kaiba war ein Frühaufsteher, der spätestens um acht Uhr in seinem Büro war. Yami dagegen schlief gerne etwas länger und kam frühestens um acht Uhr zur Arbeit, meistens sogar später. Da beide häufig die Arbeit zur gleichen Zeit verließen, was bedeutete, dass Kaiba meistens Überstunden machte, zog ihn Yami damit auf, ein Workaholic zu sein, während Kaiba konterte, dass er als Präsident der Firma nicht so faul sein konnte wie Yami. "Ich werde mal sehen, ob ich ihn aus dem Bett klingeln kann. Du kannst wieder an deine Arbeit gehen, Ryou", meinte Kaiba und griff nach dem Telefonhörer. Während Ryou aus seinem Büro verschwand, tippte Kaiba die Rufnummer von Yamis Handy ein und wartete. Es dauerte eine Weile, bis jemand am anderen Ende der Leitung abhob. *** Yami schlief entspannt neben Duke in dessen Bett, die Arme um seinen neuen Liebsten geschlungen, als irgendein aufdringliches Klingeln ihn aus seinem süßen Schlaf riss. Nun, eigentlich war es nicht irgendein aufdringliches Klingeln, sondern der Klingelton seines Handys, aber er war Yami mehr als unwillkommen. Vorsichtig löste er sich von Duke und grabschte vom Bett aus nach seiner Hose, die wie der Rest seiner Kleidung auf dem Boden um das Bett rum verstreut lag. Innerlich fluchend holte er das Handy aus seiner Hosentasche und ließ sich dann auf das Bett zurücksinken. "Wer stört?", fragte er müde. "Guten Morgen. Bist du endlich aufgewacht?", ertönte die Stimme von Kaiba am anderen Ende der Leitung. "Wie kann man so früh am Morgen schon so munter sein?" Yami verzog das Gesicht. Das konnte doch nicht normal sein. "Yami, ich setze dich darüber in Kenntnis, dass es bereits halb neun ist. Du solltest längst aufgestanden und an der Arbeit sein", informierte ihn Kaiba. Wie konnte man nur an einem Werktag um diese Zeit noch so müde sein? Das konnte doch nicht normal sein. "Ich habe noch etwas Zeit, und außerdem kann ich auch noch Überstunden abfeiern", verteidigte sich Yami. Hinter ihm bewegte sich Duke, dann spürte Yami, wie sich sein Liebhaber an ihn schmiegte. Er lächelte Duke an, und ihre Lippen berührten sich kurz in einem Guten-Morgen-Kuss. "Ich würde es aber bevorzugen, wenn du Ryou oder mich mindestens einen Tag vorher informieren würdest, wenn du Überstunden abfeiern willst", erwiderte Kaiba. "Aber lassen wir das jetzt. Ich wollte dich informieren, dass ich heute noch eine Besprechung mit Tristan und Tea plane. Ich denke, wir müssen unsere weitere Vorgehensweise ändern. Sie ist nicht effektiv genug, und wir brauchen endlich Erfolge. Heute Morgen lauerte dieser Kopfgeldjäger Bakura vor meinem Firmengebäude herum. Er hat zwar nichts getan und ist bald wieder verschwunden, aber ich kann meine Leute solch einer Gefährdung nicht länger aussetzen. Wir hatten Glück, dass Ryou gestern nichts passiert ist, aber wer weiß, wie viele Halunken Pegasus angeheuert hat, um nach unserem Dieb zu suchen." Duke hatte sich über Yami gebeugt und verteilte kleine Küsse auf seiner nackten Brust. Yami genoss seine Zärtlichkeiten und strich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar, doch als er Kaibas Neuigkeiten hörte, hielt er inne und fragte nach: "Bakura? Bist du dir sicher?" Duke stoppte und sah Yami an. Er konnte nicht hören, was Kaiba sagte, doch den Namen Bakura kannte er nur allzu gut. "Es war Bakura. Wir haben eine Videoaufzeichnung von ihm. Ryou hat ihn auch erkannt", antwortete Kaiba. "Es wäre nett, wenn du heute Nachmittag vorbeischauen würdest. Ich werde die Besprechung für 14 Uhr festlegen." "Okay, Kaiba. Ich werde da sein. Bis nachher." "Bis später, Yami." Kaiba legte auf, und Yami tat es ihm gleich. Nachdenklich starrte er einen Moment auf sein Handy, bevor er es zur Seite legte. Duke legte seine Arme auf Yamis Brust und stützte seinen Kopf darauf. "Was habt ihr gerade besprochen?", fragte er. "Ich hab dir doch erzählt, dass wir diesen Dieb suchen. Wir sind aber leider nicht die Einzigen", antwortete Yami und streckte eine Hand aus, um Dukes Wange zu streicheln. Duke schmiegte seine Wange an Yamis Hand und betrachtete ihn aus halbgeschlossenen Augen. "Ich hörte den Namen Bakura." Yami lächelte. Duke sah aus wie eine Katze, die seine Streicheleinheiten genoss, während sie gleichzeitig mit halbgeschlossenen Augen darauf lauerte, dass er ihr noch den einen oder anderen Leckerbissen zusteckte. "Bakura ist ein Kopfgeldjäger, der allem Anschein nach auf den gesuchten Dieb angesetzt wurde", erklärte er. Duke war diese Information nicht neu, das wusste er selbst. Doch anscheinend war schon einiges passiert, von dem er nichts wusste. Duke spürte, wie die Sorgen, die er sich um Joey machte, immer stärker wurden. Pegasus war ein tödlicher Gegner. Allein hatte Joey keine Chance. Und wenn Pegasus Joey aus dem Weg geschafft hatte, kam er vielleicht noch auf die Idee, dessen engste Freunde auch umzubringen, nur zur Sicherheit, falls Joey ihnen etwas über den Mord erzählt hatte. Und das war ja auch der Fall. Duke traf seine Entscheidung: "Yami? Ich werde euch helfen, solange Joey dabei nichts passiert." *** Am frühen Nachmittag in Kaibas Büro gab es eine interessante Zusammenkunft. Kaiba war natürlich da, genauso wie Ryou und Yami sowie die Polizisten Tristan und Tea. Überraschend für die meisten Anwesenden war, dass Yami in Begleitung zweier Männer kam, mit deren Teilnahme an der Besprechung keiner gerechnet hatte. Er wurde begleitet von Duke Devlin und Malik Ishtar. Duke und Malik beäugten die Polizisten misstrauisch, die die Blicke nicht weniger misstrauisch erwiderten. Yami stöhnte in Gedanken auf, ließ sich aber nichts anmerken. Es war wohl zu viel verlangt, dass die Polizisten ihre Bedenken gegen den Nachtclubbesitzer einfach so fallen ließen. Nun, Tristan hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, und nur weil Duke noch nie bei der Hehlerei erwischt worden war, hieß das nicht, dass die Verdachtsmomente gegen ihn aus der Welt geschafft waren. Wenn es etwas gab, was Polizisten nervte, dann waren das Leute, von denen sie genau wussten, dass sie kriminell waren, denen sie aber trotzdem nie etwas beweisen konnten. Yami trat mit einem leicht gezwungenen Lächeln zwischen die Gruppe. "Wenn ich vorstellen darf...", begann er, und dann stellte er die Anwesenden erst einmal mit Namen vor. Zumindest Ryou war Duke und Malik noch nicht bekannt. "Sie haben sich also doch entschlossen, uns zu helfen", begann Tristan und sah Duke durchdringend an. "Ich bin froh, das zu hören, aber darf ich fragen, woher der plötzliche Sinneswandel kommt?" Duke lächelte sein höfliches neutrales Lächeln und erwiderte: "Ich habe mich doch noch an den Herrn, den Sie suchen, erinnert. Es handelt sich um einen alten Jugendfreund von mir, und ich möchte nicht, dass ihm etwas geschieht." Die Ausrede war dürftig, aber Duke wusste, dass der Polizist seine Hilfe wollte und nicht weiterfragen würde. Er hatte Recht. Tristan wandte seine Aufmerksamkeit stattdessen Malik zu und fragte: "Und warum haben Sie Ihren Barkeeper dabei, Herr Devlin?" Warum Duke Malik hatte mitbringen wollen, war Yami zuerst auch ein Rätsel gewesen. Erst als Duke ihm gesagt hatte, dass Malik gut mit Computern umgehen konnte, hatte er begriffen. Er hatte Duke nicht zur Rede gestellt, aber er nahm an, dass es sich bei Malik um den Hacker handelte, der mit dem Dieb Joey zusammen gearbeitet hatte. Tristan bekam nur eine ausweichende Antwort von Duke: "Er gehört zu meinen Leuten und wird uns vielleicht nützlich sein. Immerhin kennt er als Barkeeper viele meiner Kunden persönlich." Tristan wusste, dass er sich mit diesen Auskünften zufrieden geben musste. Er konnte Duke nicht zwingen, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Aber er zögerte, in Gegenwart von Duke und Malik frei über ihre Pläne zu sprechen. Wie vertrauenswürdig waren die beiden? Was konnte er sagen, was wussten sie schon? Yami beschloss, es Tristan und auch den anderen leichter zu machen. "Ich habe Duke und Malik alles erklärt, was wir bisher unternommen haben. Wir sind diesem Joey nicht wirklich näher gekommen, daher hat Duke sich bereit erklärt, uns zu helfen, um ihn zu schützen." Kaiba sah Duke interessiert an. "Sie helfen uns, Ihren Freund zu fangen?" "Ich helfe Ihnen, ihn vor Pegasus zu beschützen. Ich habe jedoch kein Interesse daran, Ihnen zu helfen, ihn ins Gefängnis zu bringen", schränkte Duke ein. "Was das angeht, habe ich gute Neuigkeiten", sagte Tristan. "Die Mordkommission hat sich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt, um den Mord und den vermutlichen Zeugen mit ihnen zu besprechen. Pegasus wegen Mordes zu verhaften und damit der Pegasus-Gruppe einen schweren Schlag zuzufügen, ist dem Staatsanwalt wichtiger als alles andere. Deshalb ist die Staatsanwaltschaft bereit, sich auf einen Handel einzulassen. Wenn Joey gegen Pegasus aussagt und auch schwört, nie wieder straffällig zu werden, bekommt er Straffreiheit für alle seine bisher begangenen Straftaten. Das ist sehr großzügig, wenn man bedenkt, dass er der goldene Dieb ist, ein seit Jahren gesuchter Meisterdieb. Natürlich setzt dieser Handel auch voraus, dass er tatsächlich Zeuge des Mordes gewesen ist und Pegasus als Mörder identifizieren kann." Malik entspannte sich bei diesen Worten sichtlich, und auch Duke schien etwas lockerer zu werden. Der Nachtclubbesitzer strich sich kurz durch sein Haar und sagte: "Ich weiß, dass Joey den Mord gesehen hat, denn er hat es mir erzählt." Duke ignorierte die überraschten Blicke um sich herum und fuhr fort: "Ich weiß selbst nicht, wo Joey sich versteckt, aber er hat mich in der Zwischenzeit einmal angerufen. Ich habe ihm erzählt, dass Sie ihm Schutz versprechen, aber Joey glaubt der Polizei nicht." "Nicht weiter verwunderlich, er ist immerhin ein gesuchter Dieb", kommentierte Kaiba. "Wir werden ihn schon fangen müssen, um ihn schützen zu können." "Es gibt da noch ein Problem", ergriff nun Tea das Wort. "Es kann uns passieren, dass die Aussage eines Diebes nicht reichen wird, um Pegasus endgültig hinter Gitter zu bringen. Joey hat zwar den Mord gesehen, wie Herr Devlin sagt, aber er ist ein Dieb und damit kein vertrauenswürdiger Zeuge, was das Gericht angeht. Seine Aussage kann Pegasus zwar trotzdem sehr schaden, doch könnten seine Anwälte den Spieß umdrehen und einen Weg finden, Joey zum Hauptverdächtigen zu machen. Und dann stände Aussage gegen Aussage von zwei nach den Maßstäben des Gerichts nicht vertrauenswürdigen Personen. Joeys Aussage muss vor Gericht an Glaubwürdigkeit gewinnen, und das geschieht nur, wenn Pegasus selbst einen Fehler macht, den wir ihm nachweisen können." Eine Weile herrschte Schweigen. Kaiba rieb sich erschöpft über die Stirn. Sie steckten schon wieder in einer Sackgasse fest. Blieb nur zu hoffen, dass auch Pegasus' Leute nicht weiter waren als sie selbst. "Also gut, ich schlage vor, wir treffen uns Morgen um dieselbe Zeit wieder hier", sagte er schließlich. "In der Zwischenzeit versucht bitte jeder, so viele Informationen wie möglich über Joey und Maximilian Pegasus zu sammeln. Wir werden die Ergebnisse dann Morgen auswerten." Er wandte seinen Blick Duke zu. "Wie heißt Joey eigentlich mit vollem Namen?" Duke zögerte einen kurzen Moment, doch dann begriff er, dass es jetzt keine Rolle mehr spielte, ob sie Joeys Nachnamen kannten oder nicht. "Joey Wheeler", antwortete er, bevor er sich mit einem Nicken verabschiedete und gefolgt von Malik das Büro verließ. Der Rest folgte ihnen nach draußen. Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah gedankenverloren vor sich hin. "Joey Wheeler", wiederholte er den Namen leise. *** Später am Nachmittag dieses Tages saß Tristan an seinem Schreibtisch in der Polizeistation und überlegte, wie er an Informationen über Joey Wheeler und Pegasus herankommen konnte. Nun gut, da gab es die Informationen, die die Polizei bereits über Pegasus und den goldenen Dieb gesammelt hatte, aber vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, an weitere Informationen heranzukommen. Tristan verließ sein Büro und ging zum Zellenblock der Polizeistation. Der wachhabende Polizist grüßte ihn freundlich: "Hallo, Tristan. Was führt dich denn ausgerechnet hierher?" Tristan nickte ihm freundlich zu. "Hi, Karlos. Ich möchte mit Bandit Keith reden." Karlos stand von seinem Schreibtisch auf und reckte sich. Dann griff er nach einem Schlüsselbund. "Das ist der Gang-Boss, der vor kurzem eingeliefert wurde, richtig? Was immer du mit ihm bereden willst, setz ihn nicht zu stark unter Druck. Die Anwälte dieser Kerle sind meistens ziemlich windige Typen und haben es gar nicht gerne, wenn Polizisten sich ihre Kunden zur Brust nehmen." "Ist mir klar." Tristan folgte Karlos, der ihn durch eine Metalltür führte und dann durch einen Gang, an dessen Wänden weitere Metalltüren waren. "Hm, Bandit Keith... Zelle Acht...", murmelte Karlos vor sich hin, dann blieb er vor einer Tür stehen, auf der in schwarzer Farbe eine Acht zu sehen war. Karlos hämmerte dagegen und schrie: "Hey, Bandit! Besuch!" Erst danach schloss er die Tür auf und trat zusammen mit Tristan ein. Im Inneren der kleinen Zelle lehnte er sich bequem gegen die wieder geschlossene Tür. Es war Vorschrift, dass ein Polizist mit einem Zelleninsassen nicht allein gelassen werden dürfte. Aus Sicherheitsgründen mussten mindestens zwei Polizisten anwesend sein. Tristan blieb mitten in der Zelle stehen und musterte Bandit Keith, der auf dem kleinen Bett, das an der Wand stand, lag und sie mit einem frechen Grinsen betrachtete. "Welch hoher Besuch in meiner bescheidenen Zelle", sagte der Gang-Boss. "Ich denke nicht, dass Sie in der Position sind, Witze zu machen, Bandit Keith. Ihre Lage ist recht ernst", erwiderte Tristan. "Hey, hey." Bandit hob wie in Abwehr die Hände, doch sein Grinsen verschwand nicht. "Bleiben Sie ruhig und entspannen Sie sich. Das tue ich hier ja auch." "Wenn es Ihnen in der Zelle so gut gefällt, können Sie gerne länger bleiben. Sehr viel länger und in einem sehr viel größeren Gebäude. Es nennt sich Staatsgefängnis." Tristan blickte Keith prüfend an und wurde nicht enttäuscht. Im Gesicht des Schlägers zuckte es kurz bei dieser Ankündigung, bevor sich wieder der scheinbar sorglose Ausdruck wie eine Maske über sein Gesicht legte. "Sie können natürlich auch kooperieren und dafür strafmildernde Umstände bekommen", fuhr Tristan fort. "Zum Beispiel könnten Sie uns sagen, was Sie über Ihren Auftraggeber wissen." "Gar nichts. Der Auftrag war anonym", antwortete Keith. "Aber es gab doch sicher eine Möglichkeit, wie Sie ihn kontaktieren konnten, sobald Sie den Auftrag erfüllt hätten", hakte Tristan nach. "Tja, vielleicht hätte er mit mir Kontakt aufgenommen." Keith zuckte mit den Schultern. "Wir werden es nie erfahren, denn jetzt sitze ich ja hier." Tristan versuchte es anders: "Wenn Sie kooperieren, sitzen Sie vielleicht nicht mehr lange hier. Strafmildernde Umstände..." Keith unterbrach Tristan mit einem abfälligen Schnauben und einem ebenso abfälligen Blick. "Glauben Sie wirklich, ich glaube an so einen Schwachsinn? Ich hab jemanden verprügelt, okay. Es war ja nicht gerade ein rechtschaffener Bürger unserer ach so schönen Stadt, den es erwischt hat. Ich hab einen Dieb gesucht, ja und? Auch nicht gerade ein Einwohner, auf den unsere Stadt Stolz sein kann, selbst wenn er tatsächlich der goldene Dieb sein sollte. Rechtschaffene Bürger sollten froh sein, wenn sie solche Typen loswerden. Mehr hab ich dazu nicht zu sagen." Keith schloss die Augen und ignorierte die Anwesenheit der Polizisten. Tristan warf Karlos einen fragenden Blick zu, doch sein Kollege schüttelte nur stumm den Kopf. Tristan musste ihm zustimmen, aus Bandit Keith würde er wohl nichts rausbekommen. Schläger wie er wurden im Dutzend vom Gericht abgefertigt. Ein paar Wochen im Knast, und er war wieder draußen. Er war trotz allem nur ein kleiner Fisch. Tristan wandte sich zum Gehen. Eine letzte Bemerkung konnte er sich jedoch nicht verkneifen: "Genießen Sie Ihren Aufenthalt im Gefängnis, Bandit Keith. Rechtschaffene Bürger werden sicher froh sein, dass Sie eine Weile hier sind." Keith erwiderte nichts, sondern ignorierte die Polizisten auch weiterhin. Die schwere Metalltür fiel ins Schloss, und Karlos verriegelte sie erneut, während Tristan sich ein wenig abwesend bei ihm bedankte. Er war mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. Was machte Tea wohl zurzeit? ----------------------------------- Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)