Der Meisterdieb von Cat_in_the_web (Seto Kaiba + Joey Wheeler / u.a.) ================================================================================ Kapitel 8: Die Lage spitzt sich zu ---------------------------------- Titel: Der Meisterdieb Kapitel: 8/? Autor: Cat in the web Fandom (Anime/Manga): Yu-Gi-Oh Genre: AU, reale Welt Einstufung: PG-14 Warnung: lime Pairing: Seto Kaiba + Joey Wheeler / Marik + Malik / Yami + Duke / weitere sind geplant, werden aber noch nicht verraten Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an Yu-Gi-Oh. Ich bin nur ein Fan, der sich die Charaktere kurz ausgeliehen hat, um eine kleine Fanfiction zu schreiben. Und natürlich mache ich kein Geld damit. Meinen Dank für die tollen Kommentare für das letzte Kapitel an: Rin-san, Schwertheini, Inuyasha177251, Kaiba-Kuchen, Caith20 und Sakura-Kira! -------------------------------------------------- Der Meisterdieb von Cat in the web Kapitel 8: Die Lage spitzt sich zu Kaiba blieb völlig ruhig, während er sich umsah. Das sah nicht gut für Ryou und ihn aus. Zuerst tauchte dieser Typ auf, der fast aussah wie Ryou, und nun waren sie von ein paar Schlägern umrundet, die zwar aussahen, als hätten sie nicht viel Grips, aber dafür einiges an Muskeln. Kaiba hatte wenn möglich immer auf Leibwächter verzichtet. Er konnte sich selbst verteidigen, aber er wusste auch, dass das zu viele Gegner waren, selbst für ihn. Und dann war er ja auch in Begleitung von Ryou, und der hatte keine Ahnung vom Kämpfen. Verhandeln war wohl die klügere Taktik. Aber bevor Kaiba dazu kam, etwas zu sagen, ergriff der Fremde, der zuerst gekommen war, das Wort: "Was zur Hölle willst du hier mit deinen Lakaien?!" Der Anführer der Schläger lächelte arrogant. "Bakura, welch eine Überraschung, dich hier zu treffen. Wir haben uns lange nicht gesehen." Kaiba und Ryou richteten erstaunte Blicke auf den weißhaarigen Fremden, als sie seinen Namen hörten. Dieser Mann sah nicht nur Ryou extrem ähnlich, er wurde sogar bei dessen Nachnamen genannt. "Nicht lange genug, was mich betrifft, Keith!", fauchte Bakura angewidert. "Wie unhöflich. Ich bin nur hier, um Herrn Kaiba nach einem bestimmten Dieb zu fragen, den ich suche." Keith wandte sich an Kaiba. "Sie haben in letzter Zeit nach einem Dieb gesucht, und ich möchte den Grund wissen. Außerdem wäre es sehr ratsam, wenn Sie mir die Ergebnisse dieser Suche mitteilen würden." Falls Kaiba nervös war, ließ er sich nicht das Geringste anmerken. Arrogant wie immer hob er eine Augenbraue und fragte mit ruhiger fast gelangweilt klingender Stimme: "Und wenn ich das nicht tue?" Keith ließ drohend seine Fingerknöchel knacken und grinste Kaiba Unheil verkündend an. "Sie sind nicht der Einzige, der diesen Dieb haben will. Und ich enttäusche meine Auftraggeber nur ungern." Bakura runzelte verärgert die Stirn, als er das hörte. Keith war noch immer derselbe Idiot, er gab viel zu viele Informationen bekannt, die er besser für sich behalten hätte. Außerdem war es einfach dumm, einen der reichsten und auch einflussreichsten Männer der Stadt so offen zu bedrohen. Und Keith' Gang behinderte Bakura bei seiner eigenen Arbeit. Diese Schläger waren eine Komplikation, mit der er nicht gerechnet hatte. Doch das hieß keinesfalls, dass er unvorbereitet war. Bakura traf man niemals unvorbereitet bei einem seiner Aufträge an. Langsam und unmerklich ließ er seine Hand in seine Jackentasche gleiten. Keith' Blick glitt inzwischen zu Ryou hinüber, der wie erstarrt neben Kaiba stand. "Sieh einer an, der Kleine sieht wirklich aus wie Bakura. Ist das Ihr Sekretär, Herr Kaiba? Gibt es vielleicht einen tieferen Grund dafür, dass es sich dabei um einen hübschen jungen Mann handelt, anstatt um eine Frau?" Er grinste anstößig, während seine Schläger kicherten. "Es wäre doch wirklich schade, wenn dieses hübsche Gesicht verunstaltet würde." Ryou schluckte angstvoll, und Kaibas Augen verengten sich zu zornigen Schlitzen. Aber bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, trat Bakura in Aktion. Der Kopfgeldjäger sah keinen Sinn mehr darin, jetzt noch zu versuchen, Informationen aus Kaiba herauszubekommen. Die Anwesenheit der Schläger zerstörte seine eigenen Pläne. Einen Moment war Bakuras Hand noch in der Tasche seiner Jacke, im nächsten hatte er eine Rauchbombe aus der Tasche hervorgezogen und auf den Boden geworfen, die alles in dichten weißen Nebel zu hüllen begann. Bakura nutzte die Überraschung der Schläger und griff sofort an! Und er war ein Meister im Nahkampf! Bevor die Schläger von Keith' Gang auch nur registriert hatten, was passiert war, lagen zwei von ihnen bereits bewusstlos zu Bakuras Füßen. Auch Kaiba war überrascht worden, doch trotzdem reagierte er fast augenblicklich! "Lauf, Ryou!", rief er seinem Sekretär zu und stürzte sich auf Keith. Dieser Schläger war der Anführer der Gang, und für gewöhnlich verwirrte es die Untergebenen, wenn der Anführer ausgeschaltet war. Ein Tritt von Kaiba traf Keith in den Bauch. Der Gang-Boss krümmte sich mit einem Aufstöhnen zusammen und taumelte nach hinten. Kaiba wollte ihm den Rest geben, doch diesmal wich Keith gekonnt aus. Er war nicht umsonst der Boss seiner Leute. Auch wenn er Kaibas Angriff nicht erwartet hatte, er wusste, was zu tun war. Während Kaiba mit Keith kämpfte, stolperte Ryou durch den dichten Rauch auf der Suche nach einem sicheren Ausgang. Er hörte um sich herum Kampfgeräusche und wütende Rufe, doch er konnte kaum einen Schritt weit sehen. Zwei Gestalten taumelten plötzlich durch den Rauch und stießen ihn fast zu Boden! Ryou erkannte einen der Schläger und den Fremden namens Bakura, der ihm so ähnlich sah. Bakura holte aus und sein rechter Haken schickte seinen Gegner ins Land der Träume. Als der Schläger bewusstlos zu Boden ging, streifte er Ryou, der ins Taumeln geriet und gegen Bakura prallte. Bakura, der einen neuen Gegner vermutete, griff nach Ryou und holte mit der Faust aus! Ryou gab einen erschrockenen Schrei von sich und hob die Hände vor sein Gesicht, um sich zu schützen. Aber der Schlag kam nicht. Für einen Moment starrte Bakura in Ryous Gesicht. Dann stieß er ihn von sich. Der junge Mann konnte offenbar nicht kämpfen und war somit auch keine Gefahr für ihn. Plötzlich schrie eine Stimme: "Stehen bleiben! Polizei!" Bakura hob ruckartig den Kopf und starrte für einen Moment an Ryou vorbei in den sich nun doch langsam lichtenden Rauch. Dann wandte er sich um und verschwand in die andere Richtung. Innerhalb einer Sekunde war er aus Ryous Sicht verschwunden. Ryou hörte eilige Schritte von mehreren Personen, die sich schnell näherten. Und dann waren überall um ihn herum Polizisten und Sicherheitskräfte von KSS. Nach einer Weile hatte sich der Rauch so weit gelichtet, dass Ryou das Parkdeck wieder überblicken konnte. In einer Ecke, bewacht von Polizisten und Sicherheitskräften, standen die Gang-Mitglieder, unter ihnen auch Bandit Keith. Doch Ryou konnte nirgends den Mann entdecken, der ihm so ähnlich sah. Anscheinend war dieser Bakura im Schutz seiner Rauchbombe doch noch entkommen. Dafür entdeckte er Kaiba, der leicht hinkend auf ihn zukam. Ryou ging schnell auf seinen Freund zu. "Kaiba, alles in Ordnung?", fragte er besorgt. "Ja, alles okay", beruhigte Kaiba ihn. "Dir ist nichts passiert, Ryou?" "Nein, nein, mir geht's gut", antwortete Ryou. "Das freut mich zu hören", sagte eine bekannte Stimme. Kaiba und Ryou drehten sich um und sahen Tristan auf sich zukommen. Der Polizist musterte sie besorgt. "Tea und ich haben befürchtet, dass so etwas passieren würde. Als wir bei KSS anriefen, um dich zu warnen, warst du schon mit Ryou bei dieser Veranstaltung zur Eröffnung des Sportzentrums. Daher sind wir hierher gekommen. Und die Sicherheitskräfte deiner Firma haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht. Das war ein Glück für euch. Es hätte auch anders ausgehen können." "Es ist aber noch mal gut gegangen, und ich werde dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt." Kaiba hatte zu seinem arroganten Selbst zurückgefunden. Er musterte die Schläger kalt, dann fiel ihm etwas auf. "Da war noch ein Mann, der Ryou ganz verblüffend ähnlich sah", sagte er zu Tristan. "Er hat sogar den gleichen Namen wie Ryou. Sein Name ist Bakura, aber er ist nicht unter den verhafteten Schlägern. Er gehört auch nicht zu ihnen. Er kam vor ihnen, und als sie auftauchten, warf er eine Rauchbombe." "Bakura? Abgesehen von Ryou kenne ich niemanden mit diesem Namen, aber vielleicht hat der Polizeicomputer was über ihn." Tristan runzelte nachdenklich die Stirn, dann schlug er vor: "Am Besten wir sehen uns hier noch mal um. Er kann noch nicht weit sein." Kaiba nickte und wandte sich dann an seinen Sekretär: "Ryou, du gehst zu meinem Wagen und wartest dort auf mich." Er reichte Ryou seine Autoschlüssel und ging mit Tristan davon. Ryou ging hinauf zum dritten Parkdeck, schloss Kaibas Mercedes auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Den Autoschlüssel steckte er schon einmal ins Zündschloss. Er hoffte, dass Kaiba ihn nicht zu lange warten ließ. Nach allem, was er in diesem Parkhaus miterleben musste, gefiel es ihm hier nicht mehr sonderlich. Nun, Ryou musste nicht lange warten. Die Fahrertür wurde plötzlich aufgerissen, und bevor Ryou richtig wusste, wie ihm geschah, hatte Bakura ihn gepackt! Mit einer Hand hielt er die schmalen Handgelenke seines Opfers fest, die andere lag um Ryous Kehle. Warnend sah er den Mann in seinem Griff an und zischte: "Kein Wort! Wenn du dich ruhig verhältst, passiert dir auch nichts!" Ryou erstarrte in Bakuras Griff. Sein Herz schlug rasend schnell. Also hierher war der Mann geflüchtet, den Kaiba und die Polizei jetzt suchten. Aber Ryou hatte keine Möglichkeit, sie zu informieren oder sich zu verteidigen. Ryou verfluchte innerlich seine schmale Gestalt. Wäre er kräftiger gewesen, hätte er sich vielleicht wehren können. Vielleicht wäre dieser Bakura nicht mal auf die Idee gekommen, ihn anzugreifen, wenn er muskulöser und größer wäre. Aber so wie die Sache jetzt aussah, tat Ryou das einzig Richtige: er verhielt sich ruhig und wartete, ob sich eine Gelegenheit zur Flucht bieten würde. Bakura warf seinen Gefangenen noch einen letzten drohenden Blick zu, dann griff er über Ryous Schulter, um dessen Sicherheitsgurt zu befestigen. Er tat dies nicht, weil er sich um Ryous Sicherheit sorgte, sondern weil Ryous Bewegungsfreiheit auf diese Weise eingeschränkt wurde. Falls sein Gefangener irgendeinen Trick versuchen sollte, würde Bakura im Vorteil sein. Der Kopfgeldjäger selbst legte seinen Sicherheitsgurt nicht an. Er musste auf mögliche Komplikationen während seiner Flucht vorbereitet sein, und dafür brauchte er seine volle Bewegungsfreiheit. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf Bakuras Gesicht aus, als er bemerkte, dass der Autoschlüssel im Zündschloss steckte. Gut, das sparte ihm die Zeit, den Wagen kurz zu schließen. Er drehte den Schlüssel, und mit einem tiefen Brummen sprang der Motor des Mercedes an. Bakura trat aufs Gas, und der Wagen schnellte vorwärts. Sicher und schnell lenkte Bakura den Wagen über die Straße, die durch die einzelnen Parkdecks zum Ausgang aus dem Parkhaus führte. Ein Tumult brach aus, als er das erste Parkdeck durchquerte, wo Polizei und Sicherheitskräfte positioniert waren. Ryou glaubte, Kaiba zu sehen, der etwas rief und auf seinen vorbeirasenden Mercedes zulief, doch es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatten sie die Szene hinter sich gelassen und fuhren aus dem Parkhaus auf die Straße. Der Balken, der normalerweise den Ausgang des Parkhauses verschloss, stand weit offen, denn es war von der Stadt für den heutigen Tag angemietet worden, damit die Gäste zur Eröffnung des Sportzentrums kostenlos dort parken konnten. Eine Kontrolle, ob die Parkgebühr bezahlt worden war, musste daher heute nicht erfolgen. Bakura beschleunigte, und Ryou wurde zurück in die Polster gedrückt, als der Wagen vorschnellte. In einem Tempo, das innerhalb einer Ortschaft gewiss nicht mehr erlaubt war, schoss der Mercedes über die Straßen und um die Kurven. Erst als Bakura sicher war, dass niemand sie verfolgte, drosselte er das Tempo und fuhr in Richtung Industriegebiet. Dort angekommen fuhr er auf einen leeren Parkplatz hinter einer alten Lagerhalle und hielt an. Ryou beobachtete nervös, wie Bakura den Autoschlüssel an sich nahm, ausstieg und um den Mercedes herum ging. Als er auf Ryous Seite angelangt war, öffnete er die Beifahrertür und wies Ryou an: "Aussteigen!" Ryou gehorchte. Bakura schloss die Beifahrertür wieder und wandte sich dann wieder Ryou zu. Er stützte beide Hände rechts und links von dem jungen Mann gegen den Mercedes. Ryou befand sich zwischen Bakura und dem Mercedes, und da Bakuras Arme rechts und links von ihm waren, konnte er nirgendwohin ausweichen. Die Nähe des Mannes machte Ryou noch nervöser, und sein Herz fing heftig an zu schlagen. Das war genau die Reaktion, die sich Bakura erhofft hatte. Mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete er, wie Ryous Atem sich leicht beschleunigte und sich ein dünner Schweißfilm auf seiner Haut bildete. Jetzt wurde es Zeit, seinem Gefangenen einige Fragen zu stellen. "Du bist Kaibas Sekretär, richtig?", begann Bakura. Seine Stimme klang emotionslos und kalt. "Ja", antwortete Ryou leise. Er war offensichtlich ziemlich eingeschüchtert von Bakura. "Dann weißt du sicher auch so einiges über seine Aktivitäten. Ich will wissen, warum er diesen Dieb sucht." Ryou war zwar eingeschüchtert, aber sein Verstand arbeitete ungeachtet seiner Furcht einwandfrei. Dieser Bakura wollte also von ihm Informationen über die Suche nach dem goldenen Dieb. Ryou überdachte blitzschnell seine Möglichkeiten. Er konnte sich weigern zu antworten oder so tun, als wisse er nichts, aber beides schien ihm nicht ratsam. Im ersteren Fall würde Bakura vielleicht Gewalt anwenden, und dass er als Kaibas Privatsekretär nichts über diese Sache wusste, würde er ihm sicher nicht glauben. Außerdem war es eigentlich ziemlich offensichtlich, weshalb Kaiba den Dieb suchte. Es würde also nichts schaden, wahrheitsgemäß zu antworten. "Der goldene Dieb wird von unserer Firma gesucht, weil er einer der wenigen Diebe ist, der die Sicherheitssysteme unserer Firma umgehen kann." "Ihr jagt ihn nur, weil er so was kann?" Bakura sah Ryou misstrauisch an. "KSS steht in dem Ruf, die besten Sicherheitssysteme der Welt zu produzieren, aber dieser Dieb ist bereits mehrfach in Gebäude eingebrochen, die durch unterschiedliche Sicherheitssysteme von KSS geschützt wurden. Damit gefährdet er den guten Ruf unserer Firma", erklärte Ryou. Nun, Bakura verstand nichts von den Problemen und Sorgen einer Firma, aber wenn er so darüber nachdachte, machte es durchaus Sinn. Wenn die Sicherheitssysteme von KSS einen schlechten Ruf bekamen, würden sie sich schlecht verkaufen, und damit würde der Umsatz zurückgehen. "Und was habt ihr an Informationen über diesen Dieb?" Ryou zögerte, und Bakura beugte sich drohend vor. "Spuck's aus!" "Ich weiß darüber selbst nicht genau bescheid", log Ryou. "Herr Kaiba arbeitet in dieser Sache eng mit der Polizei zusammen, und das Sammeln von Informationen erfolgt von unserer Seite aus über das Internet. Da ich Sekretär bin, aber kein Informatiker, bin ich in diese Suche nicht eingebunden. Die Daten werden der Polizei übergeben, da diese mehr Erfahrung hat, solche Daten auszuwerten." Er hoffte nur, dass Bakura die Lüge nicht durchschauen würde. Bakura starrte Ryou prüfend an. Lüge oder Wahrheit? Nach dem, was er so gehört hatte, war Kaiba nicht der Typ, der sich so einfach die Kontrolle aus der Hand nehmen ließ, aber das galt auch für die Polizei, wenn man versuchte, sich in ihre Arbeit einzumischen. Und einen Dieb zu fangen war ja wohl ganz eindeutig Sache der Polizei. Und selbst wenn Kaiba Informationen besaß, hieß das nicht zwangsläufig, dass sein Sekretär auch eingeweiht war. Bakura betrachtete seinen Gefangenen genauer. Der Sekretär sah ihm wirklich ähnlich, doch es umgab ihn eine Aura von Unschuld und Freundlichkeit. Fast wirkte er ein wenig feminin, der richtige Schmuck für ein Vorzimmer in einem Bürogebäude. Der Kleine tat bestimmt nicht mehr, als Briefe zu schreiben und Telefonate entgegen zu nehmen für den großen Boss. Mit der jetzigen Situation schien er völlig überfordert. Das feingeschnittene Gesicht war blass, und die Hände hatte er vor seiner Brust verschränkt, um ihr Zittern zu verbergen. Bakura tat es fast ein wenig Leid, den Kleinen so verängstigt zu haben, aber so etwas gehörte zu seinem Job, und er bereute nichts. Er hob den Blick und sah in Ryous Augen, die ihn unsicher und ängstlich anzuklagen schienen. Bakura fühlte, wie sich zum ersten Mal seit langer Zeit Schuldgefühle in ihm breit machten. Verdammt, soviel dazu, nichts zu bereuen! Bakura seufzte. Sollte er jetzt noch den Mord in der Hendersen-Villa ansprechen? Nein, er war sich ziemlich sicher, dass der Kleine tatsächlich nichts wusste. Wenn er etwas über den Dieb erfahren wollte, musste er entweder Kaiba fragen oder diesen Muto, der im Nachtclub gewesen war. Oder auch Devlin, den Eigentümer des Nachtclubs. Bakura sah Ryou an und brummte griesgrämig: "Hör auf zu zittern, Kleiner. Ich werd' dir schon nichts tun." Ryou hob ein wenig den Kopf, um Bakura einen scheuen Blick zuzuwerfen, und so etwas wie ein halbes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Gott, war der Kleine niedlich! Bevor Bakura klar wurde, was er da eigentlich tat, fragte er auch schon: "Wie heißt du denn, Kleiner?" "Ryou Bakura", antwortete Ryou. ,Bakura???', dachte Bakura erstaunt. Der Kleine hatte doch tatsächlich seinen Vornamen als Nachnamen. Nun, was machte das schon. Irgendwie gefiel es ihm sogar. Es hörte sich fast so an, als würde Ryou ihm gehören, doch Bakura hatte nie etwas besessen, das so unschuldig war wie dieser Kleine. Oder so verdammt niedlich! Aus einem Impuls heraus beugte sich Bakura vor und drückte einen leichten Kuss auf Ryous Lippen. Dann drückte er Ryou die Schlüssel des Mercedes in die Hand und sagte: "Mach's gut, Kleiner. Du kannst jetzt wieder nach Hause fahren." Ohne auf Ryous Reaktion zu warten, wandte sich Bakura ab und ging mit schnellen Schritten davon. Er konnte noch immer Ryous Lippen auf seinen eigenen fühlen, so weich wie Blütenblätter waren sie gewesen. Ryou sah Bakura hinterher, bis dieser um eine Ecke verschwunden war. Dann hob er zögernd eine Hand, um mit den Fingern über seine Lippen zu streichen. Sie schienen noch immer leicht zu prickeln von dem Kuss, den Bakura ihm gegeben hatte. Er war überrascht, dass ihn sein Entführer geküsst hatte. Aber noch überraschter war er darüber, wie angenehm sich der Kuss angefühlt hatte. Ryou ließ seine Hand wieder sinken und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Dann ging er um den Mercedes herum zur Fahrerseite und stieg ein. Es war besser, er fuhr sofort zurück zum Parkhaus. Kaiba machte sich sicher große Sorgen um ihn. Und es war anzunehmen, dass die Polizei bereits nach ihm suchte. *** Am späten Nachmittag waren Kaiba und Ryou wieder in Kaibas Büro, und sie waren nicht allein. Tristan und Tea waren zu einer Lagebesprechung vorbeigekommen, und auch Yami hatte sich zu ihnen gesellt. Tristan berichtete, was die Polizei bisher herausgefunden hatte: "Bandit Keith und seine Gang wurden anonym beauftragt, den Dieb zu fangen, der den Brillantschmuck aus der Hendersen-Villa gestohlen hat. Sobald sie ihn gehabt hätten, sollten sie eine Telefonnummer anrufen, und der Dieb wäre abgeholt worden. Auf der Polizeistation versucht man gerade herauszufinden, wer hinter dieser Telefonnummer steckt. Bandit Keith stieß durch puren Zufall auf den Hehler Trevor. Er wusste, dass dieser auf Schmuck spezialisiert ist, und er fand bei ihm tatsächlich den Brillantschmuck, mit Ausnahme der Ohrringe. Er zwang Trevor, ihm alles über den Dieb zu erzählen, was er wusste. Trevor wusste jedoch nicht viel über ihn, aber er erwähnte, dass Kaiba nach einem Dieb sucht. Für Keith war es der nächste Hinweis, also lauerte er Kaiba in dem Parkhaus auf, um ihn ebenfalls zu befragen." Yami hob kurz die Hand, um Tristan zu signalisieren, dass er eine Frage hatte. "Was ist mit diesem Hehler Trevor? Was hat er Bandit Keith erzählt?" "Trevor liegt im Krankenhaus. Er wurde von den Schlägern übel zusammen geschlagen. Aber er konnte immerhin unseren Dieb auf dem Phantombild identifizieren. Der Vorname des Diebes ist Joey. Mehr Informationen über ihn hatte Trevor allerdings auch nicht", antwortete Tristan. "Und was ist mit diesem Bakura, der ebenfalls im Parkhaus war?", fragte Ryou. Seit er Bakura begegnet war, ging ihm dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf. Diesmal antwortete Tea: "Ich habe Nachforschungen über ihn angestellt. Es gibt eine Akte über ihn bei der Polizei. Sein vollständiger Name ist Bakura Colins, aber ich habe erfahren, dass er sich nur Bakura zu nennen pflegt und auch darauf besteht, nur mit seinem Vornamen angeredet zu werden. Er ist ein paar Mal wegen leichter Körperverletzung und wegen Verkehrsbehinderung aufgefallen, einmal wurde er verhaftet wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Er wurde aber stets wieder auf freien Fuß gesetzt. Das die Vergehen relativ geringfügig sind, ist eigentlich erstaunlich, wenn man weiß, dass es sich bei diesem Mann um einen der berüchtigtsten Kopfgeldjäger von Domino City handelt. Dieser Bakura gilt als sehr gefährlich, hat es aber bisher vermeiden können, in einen zu starken Konflikt mit dem Gesetz zu kommen." "Aber weder die Polizei noch sonst eine Behöre hat ein Kopfgeld auf den Dieb ausgesetzt", wandte Ryou ein. "Also müsste der Dieb doch völlig uninteressant für einen Kopfgeldjäger sein." Tristan schüttelte den Kopf. "So läuft die Sache nicht, Ryou. Wenn die Kopfgeldjäger nur nach den legalen Kopfgeldern vom Staat jagen würden, würden sie glatt verhungern. So viele Verbrecher gibt es nicht, auf die der Staat ein Kopfgeld aussetzt. Es gibt jedoch auch Kopfgelder, die von Leuten ausgesetzt werden, die Rache nehmen wollen oder auch aus anderen Gründen eine ganz bestimmte Person haben wollen. Das ist illegal, aber es gibt sie trotzdem. Die Informanten der Polizei geben uns bescheid, wenn sie etwas über ein solches Kopfgeld herausfinden können, aber in diesem Fall liegen uns keine Informationen vor. Wir gehen davon aus, dass Bakura gezielt angeworben wurde, um unseren Dieb zu fangen, genau wie Bandit Keith. Ein Kopfgeld auf den Dieb auszusetzen, wäre viel zu auffällig." Kaiba lehnte sich in seinem Sessel zurück und presste die Fingerspitzen seiner Hände in einer nachdenklichen Geste gegeneinander. "Wir sind also nicht mehr die Einzigen, die davon ausgehen, dass der Dieb den Mord gesehen haben muss." Eine kleine Stimme in seinem Kopf ermahnte ihn, dass er den Dieb ab jetzt bei seinem Namen, Joey, nennen sollte, dieser Name passte doch so gut zu den lebhaften braunen Augen des Mannes, doch er ignorierte sie und fuhr fort: "Pegasus hat schnell reagiert, aber er will sich mit seinen Leuten offenbar nicht selbst an der Suche nach dem Dieb beteiligen. Wahrscheinlich fürchtet er, zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und überlässt daher anderen die Drecksarbeit." Tristan nickte zustimmend. "Joey ist ein sehr wichtiger Zeuge, der gefunden werden muss. Bakura wird ihn sicher auch weiterhin jagen. Ich hätte Bakura gern auf die Fahndungsliste gesetzt, schon allein um ihn aus dem Verkehr zu ziehen, aber leider reichen die Beweise gegen ihn dafür nicht. Zwar hat Bakura deinen Mercedes geklaut und Ryou entführt, aber beide sind glücklicherweise innerhalb einer Stunde wieder wohlbehalten da gewesen. Es würde reichen, um Bakura vor den Richter zu bringen, aber nicht für einen Gefängnisaufenthalt. Bis zur Gerichtsverhandlung wäre er gegen Kaution auf freiem Fuß. Aber selbst wenn es uns gelingt, Bakura aus dem Verkehr zu ziehen, wissen wir doch nicht, wie viele Leute Pegasus angeheuert hat." "Es wäre am Besten, wir lassen Bakura weiter machen. Auf diese Art können wir ihn im Auge behalten und haben hoffentlich auch eine Chance einzugreifen, falls er Joey zu nahe kommen sollte. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass der Kopfgeldjäger nicht mehr weiß als wir. Aber vielleicht können wir Joey über ihn finden, wenn wir seine Aktivitäten überwachen können", sagte Tea. Kaiba runzelte die Stirn, stimmte dann aber widerwillig zu. "Nun gut, aber was ist mit diesem Bandit Keith. Soll der etwa auch weitermachen dürfen?" "Nein, um ihn und seine Leute brauchst du dir keine Sorgen zu machen", antwortete Tristan. "Die Beweise gegen die Gang sind erdrückend, und sie befinden sich alle im Gefängnis, das sie auch nicht so schnell wieder verlassen werden. Man hat bei der Durchsuchung ihres Unterschlupfes den Brillantschmuck gefunden. Außerdem hat der Hehler Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Trevor kommt zwar auch nicht ungeschoren davon, weil er zugegeben hat, den Schmuck von einem Dieb gekauft zu haben, aber er will den Schlägern seine derzeitige Situation heimzahlen. Ohne sie wären seine Geschäfte nicht aufgeflogen." "Und was machen wir jetzt?", fragte Yami. "Wir kennen zwar jetzt den Vornamen des Diebes und wissen, dass er tatsächlich in der Hendersen-Villa war, aber wir wissen nicht, wo er ist." "Wir haben keine Ahnung, wo der Dieb sich versteckt halten könnte", gestand Tristan seufzend. "Meiner Ansicht nach führt die einzige Spur zu Joey über Duke Devlin, aber der wird nicht mit der Polizei reden." "Dann werde ich heute Abend noch mal zu ihm in den Club gehen", sagte Yami, und er war selbst überrascht über das, was er da sagte, und darüber wie entschlossen seine Stimme klang. *** Yami betrat den Club eine halbe Stunde, nachdem er geöffnet hatte. Musik und Stimmengewirr erklangen im Raum, und exotische Düfte erfüllten die Luft. Yami musste zugeben, dass er beeindruckt war von der Atmosphäre, die in diesem Club erzeugt wurde. Das Ganze wirkte wie ein verruchter aber dennoch vornehmer Nachtclub aus einem guten Film. Die Leute aus den besseren gesellschaftlichen Schichten wurden davon angezogen wie die Motten vom Licht. In dem Club genossen sie einen Hauch von Gefahr und Verbotenem, ohne sich wirklich in Gefahr zu begeben. Dafür sorgten allein schon die bulligen Aufpasser, die in ihren Anzügen mit Jackett und Krawatte an den Wänden und Türen standen und über die Menge wachten. Yami sah sich suchend nach Duke Devlin um. Vielleicht war der Besitzer des Nachtclubs ja irgendwo im Club, vielleicht war er aber auch in seinem Büro. Nun, Yami würde es bald wissen. Während er durch die Menge schritt, drehten sich viele Köpfe nach ihm um, und die Blicke so mancher Frau und auch so manchen Mannes glitten wohlgefällig über den Körper des Neuankömmlings. Yami hatte sich Mühe gegeben bei der Auswahl seiner Kleidung. Er trug eine schwarze hautenge Lederhose, die seine langen Beine und seinen wohlgeformten Hintern betonte, und darüber ein blutrotes Seidenhemd, das sich sanft an jede Kurve seines durchtrainierten Oberkörpers schmiegte, und dessen obere drei Knöpfe offen gelassen worden waren, um einen Teil seiner muskulösen Brust zu zeigen. Schwarze Lederstiefel mit silbernen Schnallen an der Seite und ein silberner Anhänger in Form eines ägyptischen Ankh-Kreuzes, der an einer schwarzen Lederschnur um seinen Hals hing, vervollständigten seine Ausstattung. Seine Kleidung war keineswegs fehl am Platz. Die Besucher des Clubs trugen Kleidung, die vom seidenen Geschäftsanzug bis hin zur teuren Lederkluft reichte. Viele der Frauen, darunter auch die hübschen Animiermädchen des Clubs, die die einsamen männlichen Gäste unterhalten und zum Geld ausgeben verleiten sollten, trugen sexy Cocktailkleider oder Miniröcke mit knappen Oberteilen. Yami entdeckte Duke bereits nach ein paar Minuten. Der Clubbesitzer stand bei einer Gruppe von Männern, die nach ihren teuren Anzügen zu schließen erfolgreiche Geschäftsleute waren, und unterhielt sich mit ihnen. Yami zögerte einen Moment, doch dann straffte er seine Gestalt und ging langsam auf die Gruppe zu. Er war hierher gekommen, um Duke zu treffen und ihm vielleicht doch noch wertvolle Informationen über den Dieb zu entlocken. Er konnte sich von Dukes Aussehen oder seiner ohne Zweifel schillernden Persönlichkeit nicht ablenken lassen. Allerdings konnte Yami nicht verhindern, dass sein Herz anfing, aufgeregt zu klopfen, während er sich Duke langsam näherte. Er fühlte sich zurückversetzt in seine Schulzeit, wo er zum ersten Mal ein Mädchen gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wollte. Aber das war natürlich Unsinn! Er war kein unerfahrener Junge mehr, und das vor ihm war kein harmloses Schulmädchen. Und er war auch nicht hier, um Duke um ein Date zu bitten, sondern er wollte Informationen! Doch obwohl Yami dies alles ganz genau wusste, hoffte ein kleiner irrationaler Teil in ihm, dass er sich diesmal keinen Korb holen würde, wenn er Duke ansprach. Duke langweilte sich furchtbar, auch wenn er sich nicht das Geringste anmerken ließ. Diese Gruppe von Börsenmaklern, die ihn in ein Gespräch verwickelt hatte, hatte doch tatsächlich nichts Besseres zu tun, als das ewige Auf und Ab der Börsenkurse mit ihm zu diskutieren. Konnte man das denn glauben?! Sie waren hier in einem Nachtclub, und anstatt ihre Arbeit zu diskutieren, sollten diese Männer sich lieber amüsieren und ihr Geld für teure Drinks ausgeben! Es wurde wirklich Zeit, dass die Bühnenshow anfing. Die sexy Tänzerinnen und Tänzer seines Clubs würden diese Männer sicher schnell auf andere Gedanken bringen. Duke bemerkte aus den Augenwinkeln, wie einige Leute um sie herum den Kopf drehten und dann ihre Freunde auf etwas zu seiner Rechten hinwiesen. Neugierig wie er war, veränderte Duke leicht seine Stellung, um in diese Richtung sehen zu können. Dukes Lächeln wurde breiter, als er die Person erkannte, die da auf ihn zukam. Yami Muto versprach mit Sicherheit eine interessantere Unterhaltung als diese alten Männer um ihn herum. Duke nutzte eine Pause im Gespräch, um sich höflich zu verabschieden, sehr zur Enttäuschung seiner Gäste. Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte er sich von der Gruppe ab und gab zwei Animiermädchen seines Clubs ein unauffälliges Zeichen, sich um diese Männer zu kümmern. Dann wandte er sich Yami zu, und ein anerkennendes Funkeln trat in seine Augen. Yami war ein attraktiver Mann, das war ihm bei ihrer ersten Begegnung bereits aufgefallen, aber jetzt sah er geradezu umwerfend aus! Wenn Duke nicht wüsste, dass er Chefprogrammierer bei KSS war, würde er ihm glatt einen Job in seinem Club anbieten. Sein neuester Gast zog die Blicke auf sich wie ein Magnet Eisenspäne. "Yami, ich bin erfreut, Sie wieder zu sehen", begrüßte er ihn, und seine Stimme klang fast wie das zufriedene Schnurren einer großen Katze. Yami fühlte erneut die Faszination aufkeimen, die er für diesen Mann empfand, und beschloss, zu seinem eigenen Schutz ihr Gespräch gleich auf den eigentlichen Zweck seines Hier seins zu bringen. Er wusste zwar selbst nicht, wovor er sich schützen musste, aber er wusste, dass die Nähe von Duke ihn verwirrte. Der Nachtclubbesitzer schlug ihn einfach zu sehr in seinen Bann. "Guten Abend, Duke. Ich werde Sie wohl leider in einer Sache enttäuschen müssen, ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier." "Tatsächlich nicht?", fragte Duke mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er ließ seinen Blick anerkennend über Yamis Körper gleiten, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, dies zu verheimlichen, und bemerkte: "Wie schade. Ich hatte anhand Ihrer informellen Kleidung gehofft, Sie wären gekommen um sich ein wenig zu amüsieren, vielleicht sogar mit mir." Yami konnte Dukes Blick fast körperlich fühlen, als er von seinem Gesicht über seine Brust zu seinen Beinen und wieder zurück glitt. Es war als würde er eine feurige Spur auf seinem Körper hinterlassen, und Yami musste sich zwingen, seinen Blick nicht zu senken, um nachzusehen, ob er Brandwunden davon getragen hatte. Er spürte, wie sich eine leichte Röte auf seinen Wangen verteilte, und er sah seine Ansichten über Duke wieder einmal bestätigt: dieser Mann konnte ihm gefährlich werden, sehr gefährlich sogar. Doch zwei konnten dieses Spiel spielen! Yami lächelte verführerisch und sagte mit samtweicher Stimme: "Ich bedaure, dass ich Sie enttäuschen muss, aber ich bin leider immer noch mit einer anderen Sache beschäftigt. Vielleicht komme ich auf Ihr großzügiges Angebot zurück, wenn sich diese andere Sache endlich erledigt hat." In Dukes Augen erschien wieder jenes belustigte Funkeln, das Yami auch gestern Abend schon gesehen hatte. Glaubte Yami wirklich, er konnte ihn, Duke, den Meister auf dem verbalen Parkett der Doppeldeutigkeiten, in seinem eigenen Spiel schlagen? Unwahrscheinlich, aber es wäre bestimmt reizvoll, es ihn versuchen zu lassen. "Diese andere Sache... ist das immer noch jener Mann, den Sie suchen? Ich hoffe, Sie werden bald Erfolg haben, damit wir uns anderen amüsanteren Dingen zuwenden können." ,Aber sicher hoffst du, dass ich Erfolg haben werde. Was sonst noch?', dachte Yami sarkastisch. Laut sagte er: "Es wäre besser für den Mann, den ich suche, wenn ich bald Erfolg haben würde. Und ich bin mir sicher, dass Sie mir dabei helfen können, Duke." Duke setzte sich langsam in Bewegung und gab Yami durch eine Geste zu verstehen, dass er an seiner Seite bleiben sollte. "Ich glaube, Yami, dieses Gespräch hatten wir erst gestern Abend, und ich habe Ihnen alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe." Sie blieben in einer ruhigen Ecke stehen, wo sie nicht belauscht werden konnten. "Warum wenden wir uns nicht anderen Dingen zu? Ich bin sicher, auch Sie müssen mal entspannen." Duke lehnte sich scheinbar entspannt an die Wand, ein wenig näher bei Yami, als es notwendig war. Ihre Körper berührten sich fast. Doch diesmal gelang es Duke nicht, Yami mit seiner Nähe zu verwirren. Stattdessen beugte sich Yami ein wenig vor, so dass er fast in Dukes Ohr flüstern konnte, und sagte leise: "Da haben Sie sicher Recht, doch während wir hier entspannen, wird der gesuchte Mann von einem sehr mächtigen Feind gejagt, und wenn es nach diesem Feind geht, endet die Jagd mit seinem Tod. Ich weiß einiges über Sie, Duke, und ich weiß auch, dass Sie bei dieser Suche helfen können. Sie könnten helfen, das Leben dieses Mannes zu retten." Yami spürte, wie Duke leicht erzitterte, als sein Atem über dessen Ohr strich, während er sprach, und er lächelte wissend. Er senkte seine Stimme zu einem noch dunkleren verführerischen Ton und flüsterte: "Ihr Freund heißt Joey, nicht wahr?" In Dukes Augen blitzte widerwillige Anerkennung auf. Dieser Punkt ging eindeutig an Yami. Er hatte ihn in eine Zwickmühle gebracht. Duke registrierte mit Sorge, dass Yami Joeys Vornamen kannte. Und wer wusste schon, wie viel er und die Polizei noch wussten? Vielleicht kannten sie seinen kompletten Namen. Dann würde es nicht mehr lange dauern, und sie würden einen Lebenslauf von Joey haben. Ein paar Befragungen im richtigen Personenkreis würden ans Licht bringen, dass Duke und Joey seit ihrer Kindheit beste Freunde waren. Und dann würde Duke sich nicht mehr damit rausreden können, dass er Joey nicht kannte, und dass dieser vermutlich nur einer seiner vielen Gäste hier im Nachtclub war. Andererseits, wenn die Polizei schon so weit wäre, hätte man ihn sicher auf die Polizeistation geholt, um ihn einige Fragen zu stellen. Das war jedoch nicht geschehen, zumindest noch nicht, und stattdessen war Yami wieder im Club aufgetaucht. Aber jedes Mal, wenn er auftauchte, wusste er mehr über Joey. Duke hätte am Liebsten über sich selbst den Kopf geschüttelt, gestattete sich aber nicht, etwas von seinen Gefühlen nach außen hin zu zeigen. Er hätte bereits gestern die Gefahr erkennen müssen, als Yami ihm das Phantombild von Joey zeigte. Aber er hatte nicht weiter darüber nachgedacht, nachdem Yami seinen Club wieder verlassen hatte. Stattdessen hatte er über Yami nachgedacht. Dieser Mann war gefährlich. Er faszinierte Duke so sehr, dass er darüber wichtige Details in seiner Umgebung übersah. Sehr gefährlich, in der Tat. Yami erkannte Dukes Zögern und beschloss, diese Lücke in seiner Verteidigung zu nutzen. "Joey mag ein außergewöhnlicher Dieb sein, doch er hat sich einen genauso außergewöhnlichen Feind geschaffen, der ihm nach dem Leben trachtet." Er sprach leise, jedoch mit Nachdruck. Und er hoffte, dass er Duke überzeugen konnte. "Wenn er jetzt keine Hilfe erhält, wird es schon sehr bald zu spät sein. Und ich bezweifle, dass es Ihnen gefallen wird, am Grab Ihres Freundes zu stehen, falls man seinen Leichnam überhaupt finden wird." Duke beobachtete Yami unter halbgesenkten Lidern hervor. Die Leute von KSS hatten ihre eigenen Gründe, nach Joey zu suchen. Er war immerhin ein Dieb, und sie wollten ihn aus dem Verkehr ziehen. Aber zumindest wollten Sie ihn nicht umbringen. Duke musste zugeben, dass Yami nicht Unrecht hatte. Joey hatte sich mit Pegasus einen mächtigen Feind geschaffen, zu mächtig für ihn allein. Und auch Duke war ihm gegen Pegasus keine große Hilfe. Ganz im Gegenteil, wenn Pegasus von der Verbindung zwischen ihm und Joey erfuhr, dann konnte es gut sein, dass auch Duke sich in einer äußerst unangenehmen und gefährlichen Situation wieder fand. Hilfe war dringend erforderlich, denn Pegasus würde nicht ruhen, bis er den einzigen Zeugen für seine Verbrechen ausgeschaltet hatte. Doch hier in Domino City war Pegasus der mächtigste Unterwelt-Boss. Niemand würde es wagen, sich gegen ihn zu erheben. Niemand außer der Polizei. Aber Joey war selbst ein Krimineller, und als der goldene Dieb sogar ziemlich bekannt. Er konnte nicht einfach zur Polizei gehen, es sei denn, er wollte freiwillig ins Gefängnis. Duke schloss für einen Moment die Augen, dann sah er Yami wieder mit jenem höflichen neutralen Lächeln an. "Was Sie sagen, macht durchaus Sinn, aber selbst wenn ich diesen Joey kenne, kenne ich doch Sie nicht und kann Ihnen daher auch nicht trauen." Diese Antwort kam der Wahrheit am nächsten, und mehr würde Duke nicht preisgeben. Und Yami verstand ihn. Doch anstatt aufzugeben und sich zurückzuziehen, wie er es gestern Abend getan hatte, lächelte er Duke an. "Dann lernen Sie mich doch kennen", schlug er ihm vor. Dukes Lächeln verlor seine Neutralität und wurde deutlich wärmer. "Das ist eine ausgezeichnete Idee, Yami. Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Er geht selbstverständlich aufs Haus." ----------------------------------- Fortsetzung folgt... *** kleine Anmerkung von Cat in the web: Als ich in diesem Kapitel geschrieben habe, dass im Nightshades auch Animiermädchen arbeiten, meine ich damit nicht zwangsläufig Prostituierte! Die Animiermädchen sind hübsche junge Damen, die sich zu Gästen setzen und sich mit ihnen unterhalten, damit diese sich nicht einsam fühlen. Sex gehört dabei nicht zu ihrem Angebot, sondern lediglich ihre charmante Gesellschaft. Dabei verleiten sie die Gäste dazu, Geld für Drinks auszugeben, und wenn sich der Gast gut unterhält, kommt er vielleicht auch wieder in den Club. Und es arbeiten sicher auch Animierjungen im Nightshades, die habe ich nur nicht extra erwähnt. An diesem Kapitel hat mir am meisten Spaß gemacht, das Wortduell zwischen Duke und Yami zu schreiben. Hach, ich liebe solche Wortgefechte, die nicht im Zorn geführt werden, sondern mit Finesse! Hintergrundinfo zu: Maximilian Pegasus Alter: 38 Jahre Status: Gründer und Boss der Pegasus-Gruppe (Verbrecherorganisation) Pegasus stammt eigentlich aus einem sehr guten Haus. Sein Vater machte an der Börse Millionen, und die Familie war daher recht angesehen. Doch wie das manchmal so ist, hinter der vornehmen Fassade bröckelte das Mauerwerk ganz gewaltig. Sein Vater war spielsüchtig und gab für seine Spielleidenschaft sehr viel Geld aus. Außerdem machte er sich der Steuerhinterziehung schuldig. Seine Mutter war eine Tänzerin in einer anrüchigen Bar gewesen, gab sich nach ihrer Heirat jedoch als ehemalige Tanzlehrerin aus, um den vornehmen Schein zu wahren. Leider war sie dem Alkohol verfallen und hoffnungslos vergnügungssüchtig. Beide interessierten sich nicht wirklich für ihren Sohn. Aufgrund des heimlichen Lebensstils seiner Eltern kam Pegasus schon früh in Kontakt mit mehr als zweifelhaften Personen. Für ihn war es ganz normal, ein Doppelleben zu führen zwischen vornehmer Gesellschaft und der halbseidenen Unterwelt. Schließlich ruinierte sein Vater die Familie mit seinen Spielschulden, außerdem kam ihm die Steuerfahndung auf die Spur, und er wanderte ins Gefängnis. Zugleich geriet seine Mutter bei einer ihrer heimlichen Vergnügungen an den falschen Mann und wurde Opfer eines Serienmörders. Pegasus war zu dieser Zeit bereits volljährig, und es gelang ihm nur mit großer Mühe, die vornehme Fassade seines Familiennamens aufrecht zu halten, die Polizei, Steuerfahndung und Schuldeneintreiber einzureißen versuchten. Als ihm von einem väterlichen Freund aus der Unterwelt der Vorschlag zur Zusammenarbeit gemacht wurde, um ihm wieder zu Geld zu verhelfen, nahm er das Angebot ohne Zögern an. Und von da an verdiente er sein Geld mit kriminellen Machenschaften. Pegasus gründete vor etwas mehr als zehn Jahren seine eigene Verbrecherorganisation, die er die Pegasus-Gruppe nannte. Ursprünglich hatte er noch zwei Partner, die fast genauso viel in der Organisation zu sagen hatten wie er. Aber sie fielen einer Autobombe zum Opfer, die Pegasus selbst in ihrer Limousine installierte, um die alleinige Kontrolle über seine Organisation zu haben. Innerhalb von zehn Jahren wurde er der mächtigste Unterwelt-Boss von Domino City. Ob illegales Glücksspiel, Prostitution, Drogen, Schmuggel, Entführung oder Mord, es gibt kaum etwas, wo die Pegasus-Gruppe nicht ihre Hände im Spiel hat. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchen seit Jahren, diese Verbrecherorganisation zu zerschlagen, bisher mit nur geringem Erfolg. Pegasus hält die Kontrolle über seine Organisation fest in seinen Händen, und er ist sich nicht zu fein, manche Probleme auch selbst in die Hand zu nehmen, anstatt sie seinen Leuten zu überlassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)