Sein, wie man nie sein darf von uteki-chan (alles hat eine zweite Seite... (zu M10M)) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sein, wie man nie sein darf - alles hat eine zweite Seite... (by aqualight) Leise fiel die Tür ins Schloss, während ich mir schon den schwarzen Mantel auszog und ihn aufhängte. Müde rieb ich mir über die Augen und seufzte einmal leise. Ich sah mich um und war wie so oft schon froh, dass ich meine Wohnung so eingerichtet hatte. Die schwarzen Rollos heruntergelassen, spendete nur das dämmrige Licht im Vorzimmer ein bisschen Helligkeit. Etwas zu wenig allerdings, denn ich musste mich noch umziehen... diese Corasage war zu eng. Also betrat ich leise mein Schlafzimmer, nahm eine Schachtel mit Streichhölzern und zündete die ersten Kernen in meiner Nähe an. Nicht, dass ich nicht wüsste, wo ich meine Sachen hatte, aber dennoch war es besser, wenn ich nicht alles durcheinander werfen würde... ich müsste es im nachhinein doch nur wieder aufräumen. Mit sechs brennenden Kerzen hatte ich genug Licht um erst mal einen schwarzen Kimono herauszuziehen. Ich würde heute die Wohnung nicht mehr verlassen, dazu hatte ich keine Lust, also reichte dieser voll und ganz aus. Etwas umständlich begann ich das rückwärtsgebundene Oberteil aufzuschnüren, während ich kurz einen Blick in den Spiegel warf. Mein immer gleich blickendes Gesicht war mir so bekannt wie keinem anderen, war ich doch der einzige, der es ohne Make-up, ohne Brille oder Linsen kannte.. nur ich wusste wer ich war und das war auch gut so. Wenn die Öffentlichkeit zu viel von mir wissen würde, hätte ich niemals mehr meine Ruhe. Und diese genoss ich doch gerade. Ich zog mir mein Oberteil aus, legte es vorsichtig zusammen und strich die Seiten glatt. Dann folgte der kurze Rock, den ich ebenfalls fein säuberlich zusammenlegte. Beides verstaute ich in meinem Schrank, zog mir dann den weichen Seidenstoff über die Schultern und zog ihn fester um mich. Wieder glitt mein Blick zum Spiegel. Mein Make-up war leicht verronnen, da es draußen regnete und ich den letzten Block zu Fuß hergegangen bin... eine schwarze Limousine fiel zu sehr auf. Seufzend griff ich nach einem der weißen Kosmetiktücher und begann mir vorsichtig den verlaufenen Lidstrich und die Wimperntusche zu richten. Mein blass-geschminktes Gesicht wirkte mit einem Mal fast schon durchscheinend und ich seufzte ergeben. Langsam aber doch bemerkte man, dass ich müde war, kaum schlief und mir der Stress zuschaffen machte... aber so ein neues Album brauchte nun mal viel Zeit und ließ mir wenig Freiheiten. Auch wenn ich für meine Fans und viele andere nicht so aussah, war ich doch nur mein Mensch mit allen Fehlern und Schwächen. Nach einem erneuten Blick in den Spiegel ließ ich das Tuch sinken und öffnete den eben geschlossenen Gürtel um meine Taille wieder. Ich ließ die Seide über mein Schultern gleiten, bis sich der Kimono zu meinen Füßen bauschte. Dann zog ich mir die restlichen Sachen aus und ging leise ins Bad, wo ich ebenfalls wieder ein paar Kerzen anzündete, die rund um die große Badewanne verteilt waren. Gleichzeitig ließ ich Wasser einlaufen und gab etwas Lilienöl in das steigende Wasser... weiße Lilien standen auch hier und da in meiner Wohnung, gemischt mit ein paar schwarzen oder blauen Rosen. Nachdem die Wanne voll war, stieg ich langsam in die Wärme und ließ mich zurücksinken. Ein schwarzen Handtuch hatte ich zusammengrollt und verwendete es nun als Nackenstütze, während ich die Augen schloss, gleichzeitig die Hände hob und begann mir die vereinzelten Nadeln aus den Haaren zu ziehen. Fein säuberlich legte ich sie in das kleine Körbchen, in dem ich sie sammelte um sie nachher wieder einzusortieren. Ich rutschte etwas tiefer, wobei meine Haare ins Wasser sanken und in vereinzelten Strähnen wie lauter kleine Schlangen um meinen Hals lagen. Ich hätte Medusa sein können, wenn ich nicht so blass ausgesehen hätte. Wieder seufzte ich leise, musste ich wieder an den heutigen Tag denken. Ein neuer Tag im Fotostudio, wollte ich doch, dass dieses Album perfekt werden würde, da ich es auch in Europa rausbringen wollte. Oder sollte ich sagen wir? In letzter Zeit fühlte ich mich wieder einmal so mit der Band verbunden, dass ich für uns alle dachte und alle dachten für mich. Jeder wusste, was er zu tun hatte und ich war froh, dass ich solche Kollegen hatte. - Waren sie doch auch "Freunde" für mich. Aber Juka war seit einigen Wochen seltsam geworden. Zwar machte er noch immer alles wie er sollte, wusste was zu tun war, noch ehe man es sagte, sang, wie er auch sonst sang, aber er war anders. Aber niemand bemerkte es. Wieder glitt ich ein Stück weiter ins Wasser, griff nach der Handtuchrolle und schob sie wieder zurück. Ich selbst lag bis zur Unterlippe im Wasser und atmete ruhig. Die Augen weiterhin geschlossen. Immer öfter dachte ich nun so schweigend vor mich hin. Aber eigentlich war mein ganzen Leben nur Schweigen. Schweigen, Musik und die Band... aber manchmal könnte ich sie alle nur noch anschreien. Das würde jedoch nicht zu mir passen. Den Schein wahren, die Maske halten. Also schweige ich, auch wenn mir Kazuno mal wieder auf die Nerven ging. Sie meinen es doch alle nur gut... Ich seufzte tief auf, öffnete die Augen und blinzelte einmal. Ich sollte mir nachher noch die Linsen rausgeben... Heute hatte ich es einfach nicht mehr ausgehalten... ich weiß selbst auch nicht warum, wahrscheinlich lag es an all dem Stress. Ich würde heute doch nichts mehr essen und gleich ins Bett gehen. Ich griff nach dem Haarshampoo, das so gut nach Vanille duftete und begann mir diese ganzen Haarfestiger-Chemikalien aus den Haaren zu waschen. Anschließen tauchte ich kurz unter, wusch mir die Haare aus und seufzte meinen restlichen Körper ein. Alleine. Ich kam mir in letzter Zeit so einsam vor, war es doch auch so. Juka und Kazuno hatte ihren Spaß, gingen oftmals noch zusammen weg... - und ich? Ich schwieg. Ein bitteres Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich aus der Wanne stieg, mich sofort auf die schwarze Badematte stellte und mich selbst in eines meiner nachtblauen Badetücher wickelte. Meine Haare fasste ich ebenfalls mit einem von diesen, allerdings einem kleineren. Dann ließ ich das Wasser ab, blies die Kerzen aus und ging dann leise wieder ins Schlafzimmer. Ich streckte mich leicht, gähnte verstohlen, wobei mir das Handtuch hinunterrutschte. Schnell hob ich es hoch, trocknete mich fertig ab und griff dann wieder nach dem noch immer am Boden liegenden Kimono. Wieder in der schwarzen Seide begann ich meine Haare trocken zu rubbeln und brachte dann die beiden Handtücher schön ordentlich zusammengelegt wieder ins Bad zurück. Wieder musste ich gähnen und ich machte mich daran, die schwarze Tagesdecke vom Bett zu ziehen, sie zusammengelegt auf einen Stuhl zu legen und mich dann unter die dunkelblaue Satinbettdecke zu legen. Fest schlang ich die Decke um mich, schloss die Augen und schwieg. Aber ich wollte nicht mehr... konnte nicht mehr. Fragt mich nicht warum, aber ich fühlte mich genau in diesem Moment, umgeben in von dieser kalten Decke so verlassen, dass sich mir eine Träne aus den geschlossenen Augen stahl. Ich presste die Augen zusammen, rollte mich ein wie ein kleines Kind, zog die Knie an die Brust und wimmerte leise. Aber wen kümmerte es schon? Niemanden. Niemanden solange nach außen hin alles passte, alles perfekt war und ich so elegant wie eine königliche Puppe wirkte. In einer meiner vielen Fanmails stand einmal, dass ich erhaben aussah, als ob mir nichts etwas ausmachen könnte, aber andererseits meinte sie, dass man bei mir schon fast Angst haben könnte, mich zu zerbrechen, wenn man mich berührt. Ich hätte zwei Seiten, schrieb sie. Zwei Seiten und zwei Gesichter. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nie so geworden wie ich heute bin, aber ich war immer schon so, wie ich heute bin. Vielleicht nicht so extrem am Anfang, aber ich war immer anders, machte immer alles, was niemand wollte. Ich wollte so sein. Und nun bin ich so und ich weiß nicht mehr weiter. Ob es daran liegt, dass ich seit Jahren niemanden mehr an mich herangelassen habe? Dass ich niemals wirklich gelacht habe? Gelächelt habe ich ja hin und wieder, aber seit einer Ewigkeit habe ich nicht mehr aus vollem Herzen gelacht und nun? Nun rannen mir die Tränen unkontrolliert über die Wangen, ich versuchte krampfhaft, dass leise Schluchzen zu unterdrücken und versteckte mein Gesicht zusätzlich noch im Kissen. Ich hasste es, die Kontrolle zu verlieren. Und dennoch waren meine Tränen nicht zu stoppen, auch mein Wimmern wurde lauter und ich hielt mir selbst die Ohren zu. Ich hasste es, wenn ich einmal Schwäche zeigte. Auch wenn ich alleine war, ich hatte Angst, dass man es mir dennoch ansieht. Irgendwann... irgendwo... irgendwie.... irgendwer... Ich zuckte zusammen, als ich die Klingel hörte und schluckte. Es wussten nicht viele Menschen, wo ich wohnte und dennoch läutete es gerade, ausgerechnet jetzt gerade an meiner Tür. Ich blieb still liegen, hoffte, das er oder sie einfach wieder gehen würde, blieb stumm, doch die Tränen liefen dennoch in kleinen Bächen über meine Wange. Und das Läuten verstummte nicht. Das kalte Kissen wurde über meinen Kopf gezogen und ich rollte mich so klein wie möglich zusammen. Doch es wurde noch lange geklingelt. "Geh weg...", flüsterte ich immer nur leise... und nach einiger Zeit wurde es still. Ich blieb so liegen, wagte es nicht mich zu bewegen. - Oder besser, ich hatte keine Kraft dazu? Egal, wie dem auch sei, ich bewegte mich nicht, machte keinen Mucks, außer vielleicht hin und wieder ein leises Schniefen. Mein Tränen flossen weiter und ich fühlte mich wieder so einsam wie kurz zuvor. Insgeheim wünschte ich mir, dass mich endlich jemand sehen würde, wie ich war... dass mir jemand sagen würde, dass ich so sein soll, wie ich es nun war. Menschlich, verletzlich, emotional. "Mana-san?" Ich erstarrte als ich die leise Stimme hörte, dann das leise knarren einer Tür und kurz darauf, konnte ich schon fast spüren, dass jemand ganz in meiner Nähe war. Ich presste die Augen zusammen und schwieg verbissen, das Kissen über meinem Kopf und die Decke um mich geschlungen. Wieder hörte ich die Stimme gedämpft durch die weichen Daumen in die ich meine Finger krallte. Es gab einen... nur einen Menschen, dem ich meinem zweiten Schlüssel anvertraut hatte. Einen. Und dieser setzte sich gerade auf mein Bett. "Geh weg....", wisperte ich leise. Etwas mehr zog ich die Knie an, war nicht mehr als ein Deckenbündel. Ich wurde vorsichtig hochgehoben und anschließen saß ich auf seinem Schoß, umschlungen von seinen Armen. Er wiegte mich leicht hin und her. "Geh einfach...", jammerte ich nun schon fast. Meine Stimme klang brüchig und weinerlich obwohl ich es nicht wollte. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sieht. "Bitte geh wieder...", schluchzte ich, aber gleichzeitig krallten sich meine Finger nun nicht mehr in das Kissen sondern in sein Hemd. Sanft wurde mir das Kissen weggenommen, die Decke wieder ordentlich um mich geschlungen und dann hielten mich seine Arme beschützend. Leicht streichelte er über meine noch leicht feuchten Haare und meine Wange. Ich hatte die Augen weiterhin geschlossen, das Gesicht an seinem Hals und weinte stumm weiter. "Wieso... wieso gehst du nicht?", wimmerte ich immer wieder leise. "Weil du nicht alleine bist." Er flüsterte mir leise in Ohr und streichelte meinen Rücken entlang. Ich schluchzte wieder leise auf und drückte mich näher an ihn. Wann hatte ich so etwas das letzte Mal gehört? Wann hat mir jemand auch nur etwas Ähnliches wie dies gesagt? Ich wusste es nicht mehr... zu lange war es her. "Juka. Ich hasse mich", murmelte ich leise. Er hielt kurz inne, dann hob er leicht mein Kinn. "Tust du nicht." Er streichelte mit dem Daumen über meine Wange und wartete bis ich ihn ansah, ehe er weitersprach. "Du kannst dich nur nicht immer verstecken, Mana-san." Er lächelte leicht und ließ mein Kinn wieder los. Ich schwieg, die Tränen verebbten und ich beruhigte mich langsam wieder. Ich zitterte leicht, woraufhin sich Juka mit mir zur Seite fallen ließ und mich und sich in die Decke wickelte. Er sagte nicht viel, wusste, dass ich nichts hören wollte und schwieg gemeinsam mit mir. Ich schloss die Augen, schmiegte mich leicht an ihn und wartete darauf, dass ich aus diesem Traum erwachen würde. Als ich nach einiger Zeit meine Augen wieder öffnete, war ich alleine. Alleine. Wie ich dieses Wort mittlerweile hasste. Ich setzte mich auf. War er wirklich da gewesen? Ich strich mir über die Wange, rieb leicht meine Augen und stand dann auf. Die Kerzen waren erloschen und es was stockdunkel in meinem Zimmer. Als ich das schwache Dämmerlicht einschaltete, dass meinen Spiegel beleuchtete, und in ihn sah, wusste ich, dass es kein Traum war. Ich hatte geweint. Er war gekommen. Ich war nicht mehr allein. Er war gegangen. "Juka", wisperte ich leise und sah weiter in den Spiegel. Meine Haare waren zerrupft, meine Augen rot und dunkel gerändert, auf meinen Wangen waren noch immer die salzigen Tränenspuren zu sehen. Kurz: ich sah einfach furchtbar aus. Ich berührte dennoch meinen Spiegel, streichelte mir selbst über die Wange. "Weil du nicht alleine bist", wiederholte ich leise seine Worte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)