Fanbericht von JackStamper (Die Abenteuer des Tanós Denalson) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Kapitel-das brasilianische Derby, Teil 1 ------------------------------------------------------ (Hinweis, im Original hat dieses Kapitel schon sieben Teile, ein achtes soll es jetzt abschließen. hier fasse ich deshalb immer zwei Kapitel zusammen, an den Trennstrichen zu sehen) Punkt 6 war ich am Flughafen Rios, wo ich Felipé und die anderen Fans traf, die mitkommen. Den Freitag hab ich mit ihnen am Strand verbracht, wo wir die herumliegenden Müllstücke aufsammelten und dafür 300 Reals von der Stadt bekamen. Luciano, der, der für Flamengo sogar seine sieben Brüder erträgt, hatte sich diesen Job für die "Red Flamengos" an Land gezogen. Dadurch hatten wir auch die nächste Auslandreise sichergestellt. Doch jetzt ging es ja erstmal nach Santos, ins Vila Belmiro. Im Hinspiel hatte Flamengo nicht mal Heiko Scholz und trotzdem 5:1 gewonnen. Doch Santos war 4., und dort wollten wir heute hin. Felipé hatte ein kleines Taschenradio dabei, er wollte sich über die Spielständen in den anderen Stadien auf dem Laufenden halten. Nur hatte er Probleme, einen australischen Sender hereinzukriegen. "Mensch Felipé, Australien ist tausende Kilometer von hier entfernt, wie willst du das schaffen?", fragte Cristiano, ein 19-jähriger Amateurfußballer, der zu den ersten Mitgliedern der "Red Flamengos" gehörte. "Ich hab ein wenig dran gebastelt, jetzt müsste man sogar Frankreich empfangen können", sagte er, bevor sein Radio plötzlich französische Töne von sich gab. "Da hast du wohl Recht, aber das du damit auch Australienradio empfängst, steht noch lange nicht fest.", sagte Cristiano daraufhin, "Und jetzt beeilt euch, die Maschine nach Sao Paulo startet in 15 Minuten." Wir rannten mit unseren Rucksäcken, in die wir die wichtigsten Sachen (Essen, Fanschals, Wertsachen, Luciano hatte sogar eine Fahne heraushängen) gestopft hatten zum Schalter und checkten schnell ein. Nach zehn Minuten waren wir im Flugzeug. Das heißt wir waren fast alle drinnen, dann wurde Luciano aufgehalten. Seine Fahne war für den Innenraum zu groß. Er hatte die Wahl, sie in den Gepäckraum sperren zu lassen...oder den langen Stil abzusägen. Für einen echten Fußballfan keine Frage, auch wenn er sich ein wenig Sorgen machte, ob seine Fahne im Gepäckraum nicht verloren gehen würde. Er und Felipé rannten also zur Gepäckaufgabe zurück, wir anderen setzten und in die Maschine. Da Felipé nicht da war, suchte ich mir selber einen Platz auf und setzte mich neben dem kleinsten Mitglied der Red Flamengos. Dieser kam mit seinen Füßen nicht auf den Boden, weshalb er sich mit den Knien gegen den Sitz vor ihn lehnte, und dafür gleich böse angeschaut wurde. Nachdem er sich ein weg umgesehen hatte, sah er mich ein wenig verlegen an und fragte "Ähm...kann ich meine Füße auf deinen Schoß legen?" Ich war etwas überrascht, ließ ihn das aber tun. Dabei viel mir zum ersten Mal auf, das er Fußballschuhe trug. "Hast du heute selber noch ein Spiel?", fragte ich ihn und deutete auf die Schuhe. "Nein, das sind meine normalen Schuhe", erklärte er, "ich bin eben etwas Fußballverrückt, äh...wie heißt du noch mal?" "Tanós Denalson und du?" "Nélio...Nélio dos Santos." Mir stockte der Atem. Der hieß genau wie unser...tschuldige...Flamengos Nélio, nur das dieser mit vollem Namen Nélio José Lopes Rodrigues heißt. "Du heißt..." "Ich weiß, wer denselben Namen hat. Doch die dauernden Vergleiche nerven. Ich bin nicht Nélio, wenn du mich ansprichst, dann bitte mit ,dos Santos'", sagte er leicht genervt. Ich sah ihn eine Weile an. Musste der gleich so überreagieren? Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, kamen Felipé und Luciano wieder. Felipé setzte sich neben mich, Luciano setzte sich eine Reihe vor Nélio...tschuldige, vor dos Santos. Schließlich zählte der Gruppenführer, heute Cristiano, alle Red Flamengos durch, und als er schließlich feststellte, das alle anwesend waren, setzte er sich zufriedenauf den freien Platz neben Luciano. Also direkt vor mir. Dann startete das Flugzeug. --- Der Flug war wenig interessant. Ich war ja nicht zum ersten Mal geflogen. Ich hatte einen reichen Onkel in Manaus, der uns mal eine Reise zu ihm spendiert hat. Deshalb war der Flug für mich nicht sehr aufregend. Für einen anderen schon. Hinter mir saß José. Der war gestren 16 geworden und durfte deshalb heute erstmals mitfliegen. Er schaute mit leuchtenden Augen aus dem Flugzeug, erstaunt, wie klein alles von hier oben aussieht. Sein Enthusiasmus gefiel dem Ehepaar, das neben ihm saß weniger, und als er erschrack, weil plötzlich eine Wolke in sein Blickfeld kam, sahen sie sich schnell um, ob irgendwo anders noch Plätze frei waren. Doch sie hatten kein Glück. Glück hatte ich auch nicht bei dos Santos. Er war immernoch beleidigt, weil ich ihn mit Nélio angesprochen hatte. Ich fragte leise Felipé, was ich jetzt machen solle, doch er sagte nur: "Ach, das ist nichts besonderes. Er hat jeden von uns diese Saison mal ignoriert, das ist sozusagen die Aufnahmeprüfung bei uns. Einmal die Ignorierungs-Aktion Nélios durchstehen." Bei der Erwähnung seines Namens drehte sich dos Santos wieder in richtung Fenster und verschränkte die Arme. Was, da er die Beine immer noch auf meinem Schoß hatte, eine leicht artistische Übung war. Schließlich setzten wir zur Landung an. Als das "Anschnallen"-Symbol kam, schnallten wir alle und ganz normal wieder an-nur José war noch dabei, aus dem Fenster zu gucken. Ich bemerkte dies, als ich mich umdrehte, weil die Frau des Ehepaares die Worte "Was für ein frecher Rotzbengel, hält sich nicht mal an die Sicherheitsregeln, geschweige denn an Benimmregeln..." Ich sah ihn eine Weile an, und fragte schließlich: "Ähm...willst du dich nicht anschnallen?" José drehte sich um, schaute mir ins Gesicht und sagte: "Ach was, das müssen wir doch nicht. Ihr deid doch auch nicht angeschanllt, und-" In dem Moment bemerkte er, das alle anderen sich angeschnallt haben. "Aber im Landeanflug ist nunmal Gurtpflicht", belehrte ich ihn. Er schnappte sich schnell seinen Gurt, da wackelte es schon. Das Flugzeug war nicht das neueste, deshalb war die Landung eine echte Tortur. Die, die sich angeschnallt hatten, wurden andauernd hin und her gestoßen, und nicht wenige stießen mit den Kopf gegen die vor ihnen postierte Rückenlehne, als das Flugzeug am Flughafen landete. Und José traf es noch schlimmer. Während der Landung schaffte er es nciht mehr, sich anzuschnallen. Er hielt nur die beiden Gurthälften fest, was ihn zumindest daran hinderte, gegen das Dach zu knallen. Dafür kam er mehr als einmal in Kontakt mit dem Ehepaar, die nach der Landung am schnellsten in Richtung Ausgang stürzten. "Nie wieder...nie wieder ohne Gurt", hörten wir José sagen, während er mit uns das Flugzeug verließ. Luciano war schon draußen und wartete an der Gepäckanholstelle. Als wir ihn schließlich einholten, sahen wir ihn in Tränen aufgelöst. Den Grund sahen wir sofort. Ratlose Flugbegleiter hielten ihm seine Fahne entgegen. Eher seine zwei Fahnen. Der Stiel war in der Mitte zerbrochen. Seine stolze 2-Meter-Fahne war jetzt nur noch 75 Zentimeter Fahne mit Stangenrest an der Seite und eine 1,25 Holzstange. Wir konnten ihn gerade noch damit beruhigen, das wir ihn bei Flamengos aufstieg eine neue Fahne spendieren werden. Dann mussten wir aber sofort weiter. "Unser Bus fährt in zehn Minuten, Beeilung!" Und so rannten 10 in rot und schwarz gekleidete Mannen durch den Flughafen Sao Paolo. Darunter ein Mann, der nur 1,66 groß war, ein sehr traurig aussehender Mann, der eine Holzstange in den Händen hielt, ein Mann, der an einem sehr experimentel aussehenden Radio rumbastelte (auch im Rennen), ein Mann, der sich immernoch den Kopf hielt und ich. Ich glaube, einen auffälligereren Fanclub kann es nicht geben. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)