The Siren and the Unicorn von Sirelle ================================================================================ Kapitel 2: The birth of a Siren ------------------------------- Sie kämpfte sich durch einen dichten Wald. Äste schlugen nach ihr aus und dünne, rasiermesserscharfe Zweige schnitten sich in ihre Arme und ihr Gesicht. Ihre Kleider waren inzwischen zerfetzt und klebten vor Blut und Schweiß an ihrem Körper. Ihre nackten Füße waren durchstochen von spitzen Steinen und Zweigen. Sie wurde verfolgt. Verfolgt von einem scheinbar riesigen, übermächtigen Wesen. Und gleichzeitig wurde sie gelockt von einem wunderschönen Gesang, der ihr versprach, sie von ihren schrecklichen Qualen zu erlösen. Irgendwo, vor ihr. Es konnte doch nicht mehr so weit sein, es klang doch so unglaublich nah.. Doch sie blickte nur in dichte Nebelschwaden, aus denen ihr immer wieder irgendwelche Äste entgegenschlugen. Anscheinend hatte sich die ganze Welt gegen sie verschworen. Nun, sie war nicht unschuldig, doch welcher Mensch war das schon? Sie hatte viele Sünden begangen, aber irgendwann musste das doch ein Ende haben. Sie konnte nicht mehr und hoffte inzwischen, bald mit dem Tod erlöst zu werden. Doch sie wusste nicht, dass sie noch viel länger zu leiden hatte. Sie würde nicht erlöst werden. Sie würde noch mehr Sünden begehen. Dazu war sie bestimmt, seit ihrer Geburt. Diese arme Seele. Das, was sie rief, dem sie vertraute und hoffte, darin die Erlösung zu finden, würde ihr ewiges Leiden bedeuten. Sie dachte schon, der Wald wolle nicht enden, bevor sie nicht verblutet war, doch dann verließen sie ihre Kräfte. Ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen, knickten ein und sie viel nach vorn. Ihre Arme waren ebenfalls zu schwach, um sie abstützen zu können, doch es gelang ihr noch, sie vor ihr Gesicht zu schlagen. Es war reiner Reflex. Es hätte ihr auch nichts mehr ausgemacht- eine kleine Wunde mehr. Der Boden war immer noch übersät mit spitzen Ästen, die sich sicherlich gerade in ihre Haut bohrten, doch sie spürte keinen Schmerz mehr. Schon lange nicht mehr. Sie konnte das süße Blut auf ihrem Arm schmecken. So wusste sie, dass sie noch lebte. Es war ihr egal geworden, ob dieses Monster sie bekam oder nicht. Nein, inzwischen hoffte sie darauf- doch sie konnte es nicht mehr hören. Sie spürte es nicht mehr. Hatte sie es tatsächlich abgehängt? Gerade jetzt, da sie sich den Tod so wünschte? Nun wusste sie, dass die Welt sie hasste, dass selbst Gott sie nun verstoßen hatte. Doch alle Hoffnung kehrte plötzlich wieder als sie aufsah und den mächtigen, weiten Ozean erblickte. Friedlich und beruhigend rauschten die tiefblauen Wellen vor sich hin. Der geheimnisvolle Gesang war hier stärker denn je. Nicht lauter aber so klar wie die Nacht. Und perfekt abgestimmt auf den Rhythmus der Wellen. Nun wusste sie, wer sie gerufen hatte. Und sie war gekommen. Dazu bestimmt, ein weiteres Kind dieser unendlich stillen Tiefe zu werden. Der heiligen Mutter ihrer einsamen Seele. Langsam, wie unter einem Bann, ging sie auf den Ozean zu. Ihre Wunden brannten in dem Salzwasser- sie konnte wieder Schmerzen spüren. Und genauso schnell vergingen sie auch schon wieder. Die Wunden, die mit dem Wasser in Berührung kamen, heilten binnen Sekunden wieder ab. Sie ging weiter hinein, spürte, wie sie sich mit dem Ozean vereinigte. Sie würde nun endlich etwas Schönes werden. Sie würde nun endlich frei sein. Eine weitere Tochter des gewaltigen Ozeans, ein Teil von ihm. Ja, sie würde äußerlich ein schönes Wesen sein, doch ihre Seele bliebe für immer die Gleiche. Sie wird niemals vergessen. Sie hätte sterben sollen, doch sie war auserwählt, als bereits tote Seele weiter zu leben. Weiter zu leiden. Und für immer zu sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)