Drei Teenies unter sich-Die Geschichte von JackStamper ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2, wer sind die noch gleich? ----------------------------------------------- Pünktlich um Halb 3 parkte ich meinen Wagen in der nähe der Kirche und ging die Stufen herauf. Ich sah schon von weitem meine Eltern, erst recht, weil meine Mutter wieder diesen dämlichen Hut auf hatte. Mit dem Hut zusammen war sie mindestens 2,10 groß, die große rosa Feder, die oben aus dem Hut herausguckt nicht mit eingerechnet. Wieso hat sie den nicht zumindest zu einer Beerdigung mal zu Hause gelassen? Ich begrüßte sie schnell und ging dann schnell in die Kirche. Drinnen waren einige Verwandte, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte. Ich stieß beinahe mit Meiner Oma zusammen, die nicht schwarz, sondern ein komplett braunes Kleid trug, weshalb sie schwer von den Bänken zu unterscheiden war "Tschuldigung", murmelte ich und wollte schnell wieder verschwinden, doch sie hatte mich schon am Ärmel erwischt. "Hier geblieben, junge Dame, was fällt dir ein, in einem solchen Aufzug hierher zu kommen?", entgegnete sie mir. In einem solchem Aufzug? "Ich trag mehr schwarz als du!", entgegnete ich. "Du weißt ganz genau, dass ich schwarz nicht ausstehen kann. Ich weiß zwar, das es zu einer solchen Veranstaltung gehört, schwarz zu tragen, aber nur dafür wird ich mir doch nicht extra ein schwarzes Kleid kaufen!", meinte die verrückte Alte mit allmälich viel zu lauter Stimme. "Ich meinte auch eigentlich deine Haare! Wieso hast du sie extra so knallrot gefärbt?" "Oma, das ist Natur. Das war so, und das wird auch immer so bleiben..." "Ach papperlapapp, das kann man heutzutage alles wegoperieren. Ich erwarte, das du das bis zu meiner Beerdigung erledigt hast, ok?" "Ja. ok", sagte ich mit dem Gedanken, das sie bestimmt nie sterben wird, soviel Glück hatte ich nicht. Ich ging an ihr vorbei und setzte mich in eine etwas abgelegene Ecke, da in der ersten Reihe sicher meine Eltern sitzen würden. Und nur 5 Minuten später bestätigte sich meine Vermutung. Meine Eltern setzten sich in die erste Reihe, sahen sich um, und fanden mich schnell. Vielleicht hätte ich Omas Rat befolgen sollen. Mit diesen roten Haaren kann man mich viel zu schnell finden. Wie dem auch sei, meine baten mich mit verschiedenen Gesten nach Vorne in die erste Reihe. Schließlich sah ich ein, dass sie wohl auch nicht während der Predigt damit aufhören würden. Ich seufzte, drängelte mich wieder zum Gang, und stieß dort mit meinem Onkel Fenton Stone zusammen. "Nun hör mal zu du-" begann dieser in einer Lautstärke, die höchstens von der just einsetzenden Orgel übertönt wurde, die ihm das Wort abschnitt. Ich dankte kurz der Orgelspielerin und ging am sich jetzt schnell ebenfalls nach einem Platz umsehenden Fenton vorbei in die erste Reihe. Gott sei dank musste ich mir nichts von ihm anhören! Von all meinen Verwandten war er der schlimmste. Als Beruf ist er Laborarbeiter oder so, aber für mich ist er immer noch der "Hexenmeister", der er schon war, als ich 5 war. Damals besuchten wir ihn, und er hat mir heimlich eine schrecklich schmeckende Flüssigkeit in den Saft geschüttet. Er hat es bestritten, aber ich wette, er wollte an mir testen, was für Auswirkungen das Zeug hat. Nun, was es auch ist, vermarkten konnte er es nicht. Noch in derselben Nacht musste ich ins Krankenhaus und blieb dort eine Woche, bis ich mich halbwegs erholt hatte. Ich saß nun aber mindestens 7 Reihen vor ihm, also konnte er mich diesmal nicht vergiften. Dafür saß ich neben meinen Eltern, auch nicht viel besser. Mein Vater, Chirurg, hat außer von seinem Beruf von nichts eine Ahnung. Und meine Mutter scheint einfach nur ein Gegengewicht zu sein. Das Geld, das mein Vater verdient, kann sie perfekt ausgeben. Zumindest wusste sie, das es sich in einer Kirche gehört, den Hut abzunehmen, was jedoch auch bedeutete, das ich neben dem Hut sitzen musste und mich die Feder dauernd an der Nase kitzelte. Der Pastor hielt eine bewegende Rede, allerdings konnte ich nicht genau wissen, ob die beiden wirklich die mitfühlenden, bibeltreuen, umweltbewussten Verwandten waren oder ob der Pastor zufällig eine Beerdigung verwechselt hat. Schließlich kam es zu der Stelle, in der noch mal aufgelistet wird, wie groß die Verwandtschaft ist: "Wir trauern um unsere Schwester, unseren Bruder, unsere Kinder, unsere Schwäger und Schwiegerkinder, unser Onkel und unsere Tante, und selbstverständlich unsere Eltern." Autsch. Wie konnte ich das vergessen? Sie waren doch gerade noch Florida gezogen, um Kinder großzuziehen! Ich blickte kurz zur Seite, um nach den Kindern zu suchen. Ich hatte sie schließlich entdeckt, als mich meine Mutter streng ansah. Ich hatte zwar keine Augen im Hinterkopf, aber man merkt es immer, wenn sie einen ansieht. Ich sah lieber wieder nach vorne, vergaß aber das, was ich gesehen hatte, nicht. Zwei Mädchen, das eine um die 10, das andere um die 15. Beide in Tränen aufgelöst, beide völlig durcheinander aussehend-beide in derselben Kleidung. Ich meine, selbst bei einer Beerdigung ist die Auswahl der Kleidung noch wählbar, es muss nur schwarz sein. Und wann haben zwei Schwestern schon mal denselben Modegeschmack, geschweige denn, dieselben Sachen am selben Tag an? Gut, darauf angesprochen habe ich sie natürlich nicht...ich hatte auch zu sehr mit dieser blöden Feder zu kämpfen, die mich an der Nase kitzelte. Der Priester kam jetzt zu der Stelle, wo er manche Personen aufruft, etwas zu sagen. Und anscheinend hatte das jeder vergessen. Mein Vater hatte bei den Erinnerungen seiner letzten Operation wahrscheinlich vollkommen vergessen, etwas vorzubereiten, meine Oma hielt so was eh für Mumpitz, Fenton wusste ganz bestimmt kein einziges Wort, das freundlich klang, und der Rest...kannten die die beiden eigentlich? Die Stille war sicher peinlich, aber ich achtete weniger darauf. Egal, wo ich meinen Kopf hinhielt, diese blöde Feder fand immer ihren Weg an meine Nase. Und gerade, als der Priester, um die Situation zu retten einen Psalm vorlesen wollte, passierte es. Ich musste niesen. An sich natürlich kein Problem, wenn der Priester die Worte "Ha Tschu!" nicht als "Halt du!" verstanden hätte und mich daraufhin bat, nach vorne zu treten und meine Rede vorzutragen. Ich ging also nach vorne und spürte sämtliche Blicke auf mich. Eine zeitlang hatte ich die Vermutung, dass das ganze sogar ins Fernsehen übertragen wird. Dann kam die Gewissheit, jeder hier schien eine Videokamera zu haben, und mit dem, was ich sagen werde, wird bestimmt jemand auf die Idee kommen, das ganze ans Fernsehen zu schicken, als Lacher vor den Abendnachrichten oder so. Meine erste Handlung vorne war, das ich erstmal jeden genau fixierte, wie man es tat, wenn man will, das Ruhe einkehrt. Das alle eh ruhig waren war mir völlig egal, immerhin hatte ich etwas Zeit gewonnen. Schließlich kam ich darauf, einfach alles zu wiederholen, was der Pastor bereits gesagt hat. Eigentlich ne geniale Idee, wenn da nicht zwei Haken wären. Zunächst einmal verwechselte ich die Namen. Das konnte ich danach leicht umgehen, indem ich danach nur noch von der Lieblingstante und dem Lieblingsonkel redete. Blöder war nur, dass anscheinend jeder eine wahrheitsgemäße Rede erwartet hatte, und das erreichte das Geschwafel nicht im Ansatz. Immerhin konnte ich mich wieder hinsetzen. Meine Mutter legte die Videokamera zur Seite und starrte mich fassungslos an. Ich hatte jedoch Glück, bevor sie etwas sagen konnte setzte erneut die Orgel ein, sodass ich nichts hörte. Die Sargträger, zu denen ich glücklicherweise nicht gehörte kamen und trugen die Särge weg. Nach der Beerdigung, die glücklicherweise ohne weitere Peinlichkeiten ablief. Dann wurde ich angesprochen. Ich sollte tatsächlich zur Verlesung des letzten Willens. Und das könnte knapp werden. Um sieben war ich mit Thomas verabredet, jetzt war es fünf. Aber ich würde wohl eh nur irgendetwas kleineres erben, müsste also früh raus können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)