Bittersweet Feelings von CatherineMiller ================================================================================ Der zerbrochene Spiegel ----------------------- Autor: CatherineMiller Titel: Bittersweet Feelings Fandom: Weiß Kreuz Kapitel: Der zerbrochene Spiegel Teil: 17/? Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi Warnungen: keine Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart (kei83), Corrychan, Cap und Kariri, die sichfleißig durch meine tausend Tippfehler mühen! Disclaimer: Alles nix meins und ich mach auch kein Geld damit, auch wenn ichs gebrauchen könnte XD Vorankündigung: Da ich demnächst (hoffentlich erfolgreich) mein Abitur hinter mich bringen werde, gibt's in nächster Zeit keine Kapitel, weder hier noch bei meinen anderen Stories, es sei denn, die Muse packkt mich und tritt mich in den Hintern ^^ Ansonsten werde ich mich in nächster Zeit leider eher mit Bakterienklonierung und Sequenzanalysen beschäftigen müssen. Aber keine Sorge, es WIRD weitergehen! *versprech* Wer benachrichtigt werden will, wenn das neue Kapitel on ist: einfach beischeid sagen (am besten in einem Kommi XD), der/die/dasjenige bekommt dann eine ENS/Email geschickt, je nach Wunsch ^^" Bis dahin wpünsch ich euch was und hoffe, dass ihr mir trotz allem treu bleibt! *knuddeldrück* ANGEBOT: Bei mindestens zehn Kommentaren gibt's bim nächsten Upload zwei Kapitel auf einmal! Es wurden wider zehn Kommentarte erreicht, dh diesmal zwei neue Kapitel ^^ viel Spaß damit! Kommentare: @Kayla (Kap15): XD Tja Schuldig und sein Hirn... ist fast so anstrengend zu schreiben wie Farfie *zugeb* Ich muss jedes Mal aufpassen, dass er in die gleiche Richtung verdreht denkt und nicht auf einmal genau andersrum... obwohl, würde das auffallen? XDD Aber der Kuss war wirklich nicht schlecht, dafür, dass ich sowas zum ertsen Mal geschrieben hab, oder? *lach* @Kayla (Kap16): Ich gestehe, ich hab beim schreiben geheult *schäm* Aber irgendwie hat so eine Szene ganz gut reingepasst... ein ,kleiner' Kontrast zu denm üblichen Albernheiten... Der Schwank auf Ken war schon eingeplant und du hast recht: es kommt noch, was mit ihm passiert ist, ich muss meinem Liebling doch seine Rolle geben ^^ Farf fand ich sehr schwer, weil ich ihm eine ganz eigene Art zu Denken kreieren musste *seufz* und das anders als Schuldig, bei dem ich einfach nur irgendwelchen Unsinn zusammenschustern muss, der noch halbwegs logisch klingt... Farf is schon schwer XD Aber freut mich, dass ichs wohl doch so gut hinbekommen hab ^^ @Drakea(Kap15): Naja unser lieber Schuschu spielt eben doch gerne... das wäre zu einfach gewesen, wenn er sich Yohji jetzt schon geschnappt hätte... *smile* Aber kommt noch, versprochen! Oh ja Mariko is schon eine kline Pestbeule... hat so den gleichen Status wie Relena (Gundam Wing) oder Sakura >__> @Drakea (Kap16): Ach echt? O.o Das wusste ich nicht, ich hab nur den Film einmal gesehn und mal bei ner Freundin den deutschen Soundtrack gehört (Uwe Kröger *___*). Hab nicht gewusst, dass es ein Stück gebt, dass so heißt *dröppel* Also Nagi hat meiner Meinung nach die Anderen auch nicht bewusst erzogen... er hat nur in Farf einen sehr starken Beschützerinstinkt geweckt und Schu gezwungen, seine Fähigkeiten zu disziplinieren, vor allem seine Schilde ^^ Aber aktiv hat er nix gemacht... naja ich mag den Kleinen einfach ^^" Bei Farf hab ich eben versucht eine ganz eigene Art zu denken zu kreieren... ich mein, dass er durchgeknallt is, kann ja keiner bestreiten xD Aber ich mag das nicht, wenn ich ihn mit Omi pairen soll >_> Wird shcon so schwer genug... *seufz* @Locke: Hat mich auch viel Mühe gekostet, ihn so sehr zu verdrehen, dass es schon wieder logisch wirkt XD Ich hoffe dein Monitor hat die Saft-Attacke überlebt? Ansonsten könntest du jetzt ja gar nicht weiterlesen xD Und Schu wird's noch etwas bunter treiben *räusper* ( wörtlich zu nehmen XD) @erdschlange (Kap15): Kein Problem, bitte schön, ich helf gerne mit Infos aus, wenn ich kann ^^ Freut mich, dass dir das Kapitel zugesagt hat, ich hoffe, die nächsten tuns auch *smile* @erdschlange (Kap16): Nope,. Yohji weiß das (noch) nicht XD Und ich hab mich bei der Verschandelung original an die Fehler im Untertitel des Anime gehalten... das steht WIRKLICH Schulderich bzw. auf einer Page im Net steh wirklich SchuldiP... ich hab das also nicht erfunden XD @Shinn: Naja ich fand es einfach unrealistisch, dass sie sich in der Disco begegnen und WUMM: Liebe *Augen verdreh* Das hätten sie dann ja wohl auch schon früher merken können ^^ Mit Ken hab ich mir auch echt Mühe gegeben und das Stückchen, dass ihm praktisch ,fehlt' wird ja noch behandelt ^^ Es war mir wichtig, dass er trotz Killerdasein immer noch viel Herz besitzt, weil ihn das einfach ausmacht, meiner Meinung nach. Sympathielenkung *meine Leser manipulier* (XDD) @kalenowo: Jap, Kenshi hat Nagi mit aufs Fussballfeld gezogen... darum hat er sich angeboten um zu sterben *furchtbar bin* Hat ja leider etwas länger gedauert mit dem Upload, aber ich hoffe, ich konnte meinen Standard halten ^^ Stumm saßen sie sich gegenüber, taxierten einander mit Blicken, versuchten die Reaktion des Anderen abzuschätzen. Gelegentlich ein Schluck aus der Tasse in ihren Händen nehmend, doch niemals den Gegner aus den Augen lassend. Gut, das war maßlos übertrieben, denn vielmehr versuchte Ken seit mehreren Minuten erfolglos herauszufinden, was in Crawfords Kopf vor sich ging. Frustrierend, denn der Mann schien fast keine Mimik zu besitzen. Eigentlich war er wie Aya, wenn man es genau betrachtete, zumindest ein bisschen, aber Ken kannte sein derzeitiges Gegenüber bei weitem nicht lang genug, um die kleinsten Zeichen in dessen Gesicht zu deuten, wie er es oftmals bei dem Rotschopf konnte. So etwas fiel einem eben erst nach einiger Zeit des Beobachtens auf. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich... "Nun frag schon." Die kühle, distanzierte Stimme holte Ken aus seinen Überlegungen in die Wirklichkeit zurück. "Hä?" Nicht besonders intelligent, aber durchaus zweckmäßig. Innerlich schlug sich der Braunhaarige ob der Eloquenz, die er heute mal wieder an den Tag legte, vor die Stirn. Dummheit! Crawfords schwarze Augenbrauen hoben sich ein wenig. "Du starrst mich an, seit wir uns vor zwei Stunden getroffen haben und seit Tagen liegt dir eine Frage auf der Zunge, also stell sie endlich." Ken ballte die Fäuste unter der Tischplatte, konnte aber nicht verhindern, dass ihm die Hitze in die Wangen stieg. War klar, war ja so klar, dass es dem Anderen hatte auffallen müssen, ging ja nicht anders! Oh, wie er es hasste! Wie er diesen herablassenden, zynischen Tonfall verabscheute, den Crawford immer in der Stimme hatte, wenn er mit einem von ihnen redete. Ob er mit seinem eigenen Team auch so umsprang? Vermutlich. Der Drecksack von einem Ami wusste doch gar nicht, wie man nett war. Oder doch? Die braunen Augen des Jungen verdunkelten sich etwas und für einen Moment zog er in Erwägung, die Behauptung des Leaders abzustreiten, doch da hob sich auch schon die Augenbraue noch ein Stückchen weiter, als wüsste dieser genau, was Ken vorhatte. Dummer Gedanke, schalt er sich selbst, natürlich wusste Crawford Bescheid, wozu war der Herr denn ein Orakel? Natürlich hatte der Schwarz vollkommen recht, wenn er behauptete, dass er ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, den ganzen verdammten Einkauf lang, aber musste er das so drastisch formulieren? Keine Spur von Diplomatie! Aber wozu brauchte der die schon, er war ja schließlich das Orakel, vor dem alle zitterten, wenn er den Raum betrat. Ken verzog den Mund etwas, seufzte dann aber und nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse. Leugnen war zwecklos, warum dann also noch länger um den heißen Brei herum reden? Eigentlich hatte er ja die ganze Zeit nur nach einer passenden Gelegenheit gesucht, um das Thema auf den Tisch zu bringen. Obwohl es ihm unangenehm war, so durchschaubar zu sein, gab er schließlich nach. "Warum hast du das gemacht...am Abend der Mission...", setzte er nach einigem Zögern noch nach. Crawford hatte ihm geholfen, nicht angenehm, aber er hatte es. Vorsichtig trank er einen Schluck und ließ die Nacht der Mission noch einmal Revue passieren, obwohl allein schon beim Gedanken an die Geschehnisse wieder dieser taube, allumfassende Schmerz der Trauer in ihm hoch kroch, den er aber schnell wieder verdrängte. Nur nicht darüber nachdenken. ++++++++FLASHBACK+++++++++ Ihm war kalt, so furchtbar kalt, doch es war eine Kälte, die unmöglich von außen kommen konnte. Sie erfüllte ihn, ließ ihn zu Eis erstarren. Und auf irgendeine Art begrüßte er die Leere, die Kälte, das Nichts. Er zitterte, ohne etwas dagegen tun zu können. Warum? Er wusste es nicht mehr, aber es tat weh. Sein Geist wehrte sich gegen die Erinnerung, gegen das Auftauchen in eine Wirklichkeit, in die er nicht zurück wollte, nicht zurück konnte. Er spürte etwas, das sich gegen seine Schulter drückte, leicht, warm, angenehm. Er wusste nicht, was es war, aber er war dankbar dafür. Es minderte die Kälte, gab ihm Halt. Vielleicht sollte er herausfinden, was es war, um mehr davon zu bekommen? Aber er konnte sich nicht bewegen, die Kälte... die Kälte... Ein dumpfes Rauschen drang an seine Ohren, an- und abschwellend in unregelmäßigem Rhythmus, dann wieder gleichmäßig. Es beruhigte ihn auf eine Art, die er noch nie gefühlt hatte, es vermittelte ihm Sicherheit, bewirkte, dass er sich nicht einfach völlig in die Taubheit zurückzog, in die er sich so gerne fallen gelassen hätte. Warum durfte er nicht? Es hielt ihn, es ließ ihn nicht gehen, es.... Seine Lider hoben sich, langsam, flatternd, als müsste er sich erinnern, wie diese winzig kleine Muskelbewegung funktionierte. Um ihn herum waren Farben, Umrisse, nichts Wichtiges. ,Keine Gefahr', signalisierte ein kleiner Teil seines Gehirns, der immer noch zu arbeiten schien, nicht erfroren war. Zugleich hatte er das dringende Gefühl, sofort auf und davon zu müssen. Paradox. "Siberian!" Was war das? Sein Körper reagierte sofort, ohne erst das Zutun seines Kopfes zu brauchen. Er setzte sich gerade und seine Muskeln spannten sich, wie die einer Katze vor dem Absprung. "Hidaka!" Das war etwas anderes. Meinte es ihn? Schien wohl so, denn das Geräusch wiederholte sich einige Male. Und plötzlich war das bisschen Wärme von seinem Arm verschwunden, weg, einfach so. Seine Augen weiteten sich verwirrt und er versuchte, dem Etwas nachzukommen, konnte sich aber nicht vernünftig bewegen. Ein Gewicht ruhte in seinen Armen und sein Körper schien sich nicht entscheiden zu können, was er nun tun sollte: loslassen und nach der Wärmequelle suchen, oder das Etwas weiter festhalten. Irgendwie schien es wichtig zu sein, was ihn da behinderte, also klammerte er sich lieber weiter daran. Das Geräusch war wieder verstummt und er war gerade bereit, sich wieder in die kühle Taubheit zurückfallen zu lassen, als ein scharfer Schmerz in seiner linken Gesichtshälfte explodierte. Der Grauschleier, der um ihn herum geherrscht hatte, hob sich und auf einmal sah er wieder klar. Seine Gedanken arbeiteten wieder, langsam zwar, aber sie arbeiteten. Verständnislos blickte er in die dunkelgrauen Augen hinter spiegelnden Brillengläsern, in denen sich das Mondlicht brach. Crawford. Warum war der Kerl hier? Nein, besser, warum war er in seiner Nähe und noch viel wichtiger, warum hatte er ihn ganz offensichtlich geohrfeigt, wenn er das Pochen in seiner Wange richtig deutete, wovon er gerne ausging. Was war hier eigentlich los? Und warum zum Henker stand Aya im Hintergrund und rührte keinen Finger, um ihm zu helfen, sondern sah nur zu? Neue Masche? Sein Mund klappte auf, um etwas zu sagen, doch heraus kam nur ein heiseres Krächzen. Also schloss er ihn wieder und runzelte missmutig die Stirn. Na schön, dann eben von vorne. Sie hatten diesen Auftrag gehabt, waren ohne größere Schwierigkeiten in das Gebäude eingedrungen, hatten das Ziel aber aus irgendwelchen Gründen nicht gefunden, bis Aya auf diese Geheimtür gestoßen war und dann dieser Gang, die Holztür und dann.... Er keuchte leise, als die Erinnerung mit einem Mal wieder über ihn hereinbrach. Kenshi. Er hatte Kenshi unter den Kinder gefunden, er hatte gesehen, wie eines ihrer Ziele auf ihn anlegte, er hatte gewusst, dass er sterben würde und dann war da plötzlich Crawford gewesen.... das war doch Crawford, oder? Er ging jetzt einfach mal davon aus, auch wenn er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, warum Schwarz auf einmal aufgetaucht war und warum sie ihnen geholfen hatten, es war... egal. Er wandte sich von dem durchdringenden Blick des Amerikaners ab und sah nach unten, auf den kleinen, ausgekühlten Körper, den er noch immer in den Armen hielt, der langsam immer kälter wurde. Tränen schossen ihm in die Augen. Tränen, die er die ganze Zeit nicht hatte weinen können, weil der Schock zu tief saß und schon spürte er, wie ihm das warme Nass über die Wangen lief. So lebendig... Er sah stumm zu, wie die Tränen das Kindergesicht, dessen Augen inzwischen geschlossen waren, benetzten, wie sich der kalte Schein des Mondes silbrig in ihnen widerspiegelte, den toten Zügen etwas Entrücktes verlieh. "Du hättest es nicht verhindern können, auch nicht, wenn du früher gekommen wärst..." Seine Augen lösten sich von dem faszinierenden Schauspiel von Licht und Schatten auf der weißen Haut, blickten wieder in die des Schwarzhaarigen. "Warum hast du es nicht verhindert?" Er erschrak beinahe über den Klang seiner eigenen Stimme. Kratzig, hohl, leer, kein Leben in ihr, als wäre er selbst tot. "Weil ich es nicht konnte." Die Worte des Schwarz prallten an ihm ab, wie an einer unsichtbaren Mauer. Scheinbar. Äußerlich hielt seine Fassade noch, aber innerlich krümmte sich gerade etwas zusammen, wie ein getretener Wurm. Er wollte solche Worte nicht hören, doch er konnte nichts dagegen tun. Also saß er nur da wie eine Puppe, spürte das kalte, schwere Gewicht des toten Körpers wie tausend Nadelstiche in seinem ganzen Körper und blickte mit stoischer Ruhe vor sich hin. So wie man ihn nicht kannte, nie kennengelernt hatte. Sollte er dieser lächerlichen Phrase etwa glauben? Das Orakel hatte nichts dagegen tun können? Er lachte bitter auf. Der große, mächtige, allwissende, überlegene Crawford sollte nicht den Tod eines einzelnen Kindes verhindert haben können? Sein ganzer Körper schüttelte sich in kaltem Lachen, das unversehens in leises Schluchzen überging. Mehr Tränen rannen über seine Wangen, als er begann, sich und Kenshi vor und zurück zu wiegen. "Was bist du für in Orakel? Gar keins! Du kannst noch nicht mal ein Kind beschützen! Weißt du, was du bist? GAR NICHTS!", brach es aus ihm heraus. All der angestaute Schmerz, der Hass, die Wut, die Trauer suchten sich ein Ventil und trafen auf die erst beste Zielscheibe. Etwas in ihm schrie im gleichen Moment auf, dass er im Unrecht war, dass auch Crawford nur ein Mensch war, wenn auch ein außerordentlich begabter, aber dennoch nicht Gott. Nur ein Mensch, nur... wie er... Die grauen Augen wurden noch dunkler. Hatte er einen Nerv getroffen? Gut so! Er setzte dazu an, dem Schwarz noch mehr entgegen zu schleudern, als sich plötzlich ein roter Haarschopf in sein Gesichtsfeld schob. "Es ist gut, Ken, es reicht..." Eine schmale Hand legte sich auf seine Schulter und die erstaunlich weiche Berührung, die er von der Seite seines Anführers niemals erwartet hätte, brachte ihn erstaunlicherweise wieder zur Besinnung. Noch immer liefen die Tränen und seine Lippen pressten sich hart aufeinander, damit ihm kein weiteres Schluchzen entkam, aber die Luft war vorerst raus. In ihm war nur noch Trauer und Schmerz, aber der unsägliche Hass auf Schwarz, auf alles und jeden in seiner Umgebung war verpufft. Er fühlte sich schuldig, sein schlechtes Gewissen nagte an ihm ob der Worte, die er Crawford wohl ungerechtfertigt ins Gesicht geschleudert hatte. Übelkeit kroch wieder in ihm hoch, doch auch diesmal war er entschlossen, dem Gefühl nicht nachzugeben, sondern konzentrierte sich ganz auf den Moment. "Ich... ich wollte nicht... ich...", stotterte er etwas verlegen und sichtlich verwirrt. Sicher, sein Hitzkopf brach öfter durch, als es gut für ihn war, aber das war es nicht wirklich, was ihn störte. Es war die Tatsache, dass es ihn berührte, einen Schwarz verletzt zu haben, die ihn dermaßen aus der Bahn warf. Weiß war gut, Schwarz war böse, so war es immer gewesen und im Moment wurde sein ganzes Weltbild noch mehr gekippt als in den letzten Tagen ohnehin schon. Wenn er ehrlich war, er wusste im Augenblick einfach nicht mehr weiter, auch wenn die Wut vorerst durch den tiefen Schmerz und den Verlust seines Schützlings überlagert wurde, durch das Gefühl absoluter Hilflosigkeit, das ihm in alle Glieder schlich und ihn zu lähmen schien, es unmöglich machte, wie ein Killer, wie ein Profi zu denken, der er doch eigentlich war. "Doch, du wolltest. Lass stecken, Weiß", unterbrach ihn Crawfords tiefe, eisige Stimme. Gab es überhaupt etwas, dass diesen Mann aus der Bahn warf? Irgendetwas, das ihn dazu brachte, die Beherrschung zu verlieren, diese Arroganz und unsägliche Überheblichkeit abzulegen, sei es nun aus Wut oder Betroffenheit? Doch seltsamerweise gaben ihm die kalten Worte genau das, was Mitleid nie erreicht hätte: die Kraft, die Kontrolle und die Beherrschung, die er jetzt dringend benötigte. Sein Stolz rebellierte heftig dagegen, sich vor diesem Arschloch eine Blöße zu geben, schon gar nicht, nachdem Weiß bei den Gegnern so tief in der Schuld stand. Er hatte ja versucht, sich für seinen Ausbruch zu entschuldigen, aber bitte, wenn der Herr es nicht wünschte, dann sollte es eben so sein. Mühsam kam er wieder auf die Beine, er würde vor keinem Schwarz im Staub sitzen und winseln, niemals! Den Schmerz, der immer noch in seinem Innern wütete, drängte er mit eiserner Macht zurück. Nicht jetzt, flüsterte eine leise Stimme, nachher... nachher... Es war ein harter Kampf mit sich selbst, den er aber schließlich gewann und darüber entging ihm ganz der zufriedene Funke, der in Brads Augen aufglomm. Nur ein weiteres, aufmerksames Augenpaar nahm Kenntnis davon, auch wenn der Kopf dahinter den neuen Eindruck noch nicht so recht einzuordnen wusste. Doch er stellte keine Fragen. Aya zog sich wieder zurück, nachdem er sicher war, dass es zu keinem weiteren Ausbruch kommen würde. Erst jetzt bemerkte der Fußballer den dunklen Schopf, der an der Seite des Amerikaners vergraben war und unter dem ihn große, mitternachtsblaue Augen verwirrt und erschrocken ansahen. Der jüngste Schwarz schluckte deutlich, löste sich dann ein wenig von seinem Anführer, der beinahe... beschützend seinen Arm um die schmale Gestalt gelegt hatte, trat zögerlich auf ihn zu. "Ken.... Crawford hat es wirklich nicht verhindern können..." Nagi schluckte wieder. Er war sich dessen zwar ganz und gar nicht sicher, aber er vertraute seinem Anführer absolut und es tat ihm weh, dass Ken solche Sachen zu seinem Ziehvater sagte. Der dunkelhaarige Junge rang sichtbar um Fassung, um sein übliches, gleichgültiges Selbst und die warme, schwere Hand, die ihm kurz über den Schopf fuhr, bestätigte ihm seine momentane Sicherheit, gab ihm die nötige Kraft, um wenigstens etwas Beherrschung zu wahren und nicht wieder in Tränen auszubrechen, obwohl er beim Anblick von Kens Gesicht wirklich alle Lust dazu gehabt hätte. Nicht jetzt, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, später... später wenn er allein in seinem Zimmer war, oder heute Nacht, wenn er zu Brad unter die Decke kriechen konnte, dann, nicht jetzt. Ken versuchte krampfhaft, sich ein Lächeln abzuringen, doch es misslang und wurde zu einem mehr oder weniger verunglückten Grinsen, das eher einer Grimasse als einer wohlgemeinten Geste gleichkam. "Es ist schon gut und selbst wenn... ich könnte ja doch nichts dran ändern..." Ken wusste, wie hart seine Worte klingen mussten und er versuchte sie, mit einem weiteren, diesmal etwas besseren Lächeln abzumildern, aber er sah die Verletztheit in Nagis Augen und bereute sogleich, was er eben von sich gegeben hatte. Schweigen breitete sich aus. Der kleine Hacker hatte sich wieder zu seinem Leader geflüchtet, stand aber jetzt nur an seiner Seite, als wolle er sich vor Ken und Abyssinian ebenfalls keine Schwäche mehr erlauben. Die Maske des Jungen saß wieder fast perfekt, nur in seinen dunklen Augen hatte die Gleichgültigkeit und Distanz noch keinen Einzug gehalten. Der Fußballer biss sich auf die Unterlippe und wollte gerade noch etwas hinzufügen, als Abyssinian sich wieder einschaltete und er vorsichtshalber den Mund hielt, bevor noch mehr dummes Zeug über seine Lippen kam, das die Sache nur noch schlimmer machte. Talent für so etwas hatte er ja ganz eindeutig. "Gehen wir." Der Rothaarige klang wie immer. Kühl und distanziert. Als hätte es das Szenario in dem Kellergewölbe niemals gegeben, als hätte er nicht noch bis vor zehn Minuten Kinderleichen an die Oberfläche befördert. Ken bewunderte ihn manchmal dafür. Schweren Herzens und mit einem letzten, wehmütigen Blick auf das zarte Gesichtchen gab er Kenshi endlich frei, legte ihn vorsichtig auf den kalten Boden neben die anderen, sauber aufgereihten Körper. Tapfer drängte er die Tränen zurück, die ihm erneut den Hals zuschnürten. Nicht der richtige Ort. Nicht die richtige Zeit. Langsam schloss er sich seinem Anführer und den beiden Schatten von Schwarz an, bemerkte am Rande, wie Yohji und Mastermind zu ihnen stießen. Sie holten Omi ab, wobei er sich im Stillen darüber wunderte, dass der blonde Junge nicht von dem Schwarz-Irren bedrängt oder auch nur belästigt wurde. Heute schien mehr als die Mission nicht zu laufen, wie sie eigentlich sollte. Warum fiel ihm das eigentlich erst jetzt auf? Sein bester Freund war die ganze Zeit nicht da gewesen und er hatte es noch nicht mal gemerkt! Weil du nur mit dir selbst beschäftigt warst, flüsterte die böse Stimme wieder. Für einen Moment dachte er, es wäre Mastermind, doch der klang anders, ganz anders, irgendwie... anders eben. Wenn das weißhaarige Monster Omi nun was angetan hätte? Schuldgefühl nagte in ihm, schleichend, beißend, ständig präsent. Sie zogen sich zurück, ohne Schwarz diesmal, verschmolzen mit den Bäumen und Ken warf keinen Blick zurück. Es hätte nichts gebracht. Und selbst wenn, ihm wäre nicht aufgefallen, dass ihnen mehr als nur ein Augenpaar folgte. Nur einer bemerkte es. Sie erreichten ihre Fahrzeuge wenige Minuten später und eine dumpfe Explosion hallte bis zu ihnen wieder. Die Druckwelle war selbst hier noch spürbar und ein plötzlich aufkommender Wind bauschte ihre Kleidung. Es war alles gesagt, die Fronten waren geklärt. Die Mission war erfüllt, aber es war nicht ihr Verdienst. Sie machten sich schweigend auf den Heimweg. ++++++++++FLASHBACK ENDE++++++ "Weil es notwendig war." Na toll, konnte sich der Amerikaner nicht wenigstens ein Mal, nur ein einziges, winziges Mal NICHT kryptisch ausdrücken. Ken schnaubte leise, ohne es wirklich zu bemerken, was für einen Augenblick ein belustigtes Funkeln in Brads Augen erscheinen ließ, bevor sich der Schwarzhaarige wieder in der Gewalt hatte. Er sah nicht ein, warum er dem hitzköpfigen Jungen mehr Auskunft geben sollte, er gab präzise Antworten auf präzise Fragen, obwohl er die nächste schon voraussehen konnte und das OHNE seine Gabe zu benutzen. "Und WARUM war es notwendig?" Oh, da war aber jemand etwas frustriert, wie es schien. Diesmal musste der Schwarz doch wirklich ein kleines Grinsen unterdrücken. Die Reaktionen seines persönlichen Einkaufstrainers amüsierten ihn von Mal zu mal mehr, jetzt, wo er deutlich mehr darauf achtete. Für einen Moment überlegte er, die Antwort einfach zu verweigern, doch der Junge brachte es fertig und ging entweder lautstark an die Decke oder, was wesentlich schlimmer gewesen wäre, weigerte sich, ihn nächste Woche wieder zu treffen. So sehr fühlte er sich dem Phänomen Supermarkt dann doch noch nicht gewachsen, dass er dieses Risiko einging. "Du bist wichtig für die Zukunft beider Teams, warum, weiß ich nicht, aber wenn du dich an diesem Abend nicht zusammengerissen hättest, wärst du so schnell nicht mehr auf die Beine gekommen..." So, das musste nun aber wirklich reichen. Brad hasste es, so viele Informationen an Leute herausgeben zu müssen, denen er nicht das Kleinste bisschen vertraute, denn er hatte keine Zweifel, dass Ken alles, was hier besprochen wurde, brühwarm an sein Team weitergab. Nicht etwa, dass er ähnlich gehandelt hätte, seine Leute bekamen die Informationen, die sie benötigten und Punkt, aber er machte sich keinerlei Illusionen, dass das in der gegnerischen Gruppe ähnlich gehandhabt wurde. Andererseits würde er von seinen Untergebenen auch erwarten, dass sie ihm aufschlussreiche Details aus Feindesbegegnungen lieferten, das konnte er nicht leugnen. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Nachdenklich lieferte Ken die Einkäufe bei Aya ab, verschwand dann im Wohnzimmer, wo Omi auf der Couch hockte, die Beine eng an den Körper gezogen. Der Blick des Jüngeren war auf die flimmernde Mattscheibe gerichtet, doch er schien die Quizshow, die dort lief, nicht wirklich wahrzunehmen. Der Fußballer ließ sich neben seinen besten Freund sinken, seufzte leise und legte den Kopf zurück auf die Lehne des Sofas, während er die Augen einen Moment schloss. Fast sofort fühlte er den Blick des Blonden auf sich. "Alles in Ordnung, Ken-kun?", fragte die angenehm sanfte Stimme neben ihm, warm, weich, ohne den unterkühlten Ton, der dem schwarzhaarigen Amerikaner so eigen war. Ken schüttelte leicht den Kopf. "Ist schon gut, Omi, es war nur... anstrengend...", murmelte er leise und etwas resigniert. Anstrengend war vielleicht nicht das richtige Wort, aber er fand einfach kein Passenderes für die vielen Widersprüche, die in seinem Inneren tobten. Auf der einen Seite war da Oracle, der keinerlei Gewissen kannte, dem Gefühle völlig fremd waren, immer arrogant, immer überheblich, dem Mitleid ein Fremdwort war und der sich gnadenlos gegenüber seinen Feinden verhielt. Auf der anderen Seite gab es da allerdings auch Crawford, der Nagi im Arm hielt und ihn tröstete, der sogar einen Pakt mit dem Feind einging, um den kleinen Hacker zu schützen, den Crawford, der sich im Supermarkt verlief, der nicht wusste, wie man Einkäufe heil nach Hause brachte und der noch nicht einmal merkte, dass die Kellnerin ihm schöne Augen machte. Wie konnten sich nur so viele Gegensätze in einer einzigen Person vereinen? Und noch wichtiger: wie sollte er um Himmels willen damit umgehen? Er war verwirrt, zutiefst verwirrt, denn das Bild, das er immer von Schwarz, von DEM Feind schlechthin gehabt hatte, war in der letzten Woche gründlich aus seinem Rahmen gerissen worden und er wusste beim besten Willen nicht, wo er es nun wieder einsetzen sollte. Ken spürte eine kleine Hand, die sich warm auf seinen Unterarm legte und öffnete die Augen wieder. Sein Blick kreuzte sich mit Omis, der mehr als besorgt wirkte. "Ist alles klar mit... na ja, Oracle und so?" Man hörte dem Kleinen an, wie dumm er eigentlich seine eigene Frage fand, so dass Ken trotz allem lächeln musste. "Ja sicher, es ist nicht leicht... und mir hängt die Mission noch wirklich nach, aber das wird schon wieder... ich bin im Moment einfach... verwirrt..." Er seufzte wieder und vergrub das Gesicht kurz in den Händen, rieb sich über die müden Augen. Er genoß das sanfte Streicheln seines Teamkollegen, der ihm mit einer freundschaftlichen Geste über die Haare und den Rücken fuhr. Omi biss sich leicht auf die Unterlippe. Der Andere tat ihm wirklich leid und er hätte ihm zu gerne geholfen, aber er wusste nicht wie. Nachdenklich zog er seine Hand weg, lehnte sich ein wenig an die kräftige Schulter des Brünetten und ließ die Wärme, die von dem Größeren ausging ein paar Augenblicke zu. Er fühlte, wie sich ein muskulöser Arm um seine Schultern legte und kuschelte sich noch etwas näher. Seit dieser verdammten Mission verbrachte er jede Nacht in Kens Bett, doch der äußerte sich nie dazu, ließ ihn nur jedes Mal wieder hinein. Der Junge merkte, dass der Ältere nicht besonders viel schlief, ihm selbst ging es ja nicht anders. Immer wieder und wieder hatte er dasselbe Bild vor Augen, die kleinen Körper, das viele Blut... Hastig kniff er die Lider zusammen, als könne er so die Szenen verbannen, die sich ihm ins Hirn gebrannt hatten. Wenn das ja wenigstens alles gewesen wäre, aber wenn er mal schlief, dann tauchte in seinen Träumen immer wieder ein weißer Haarschopf auf, gepaart mit einem goldenen Auge und einem irren Lachen. Der blonde Junge wusste ganz genau, wen er da immer wieder sah, nicht zuletzt, weil sich immer wieder das Szenario von Oukas Tod bot, jede Nacht, immer und immer wieder, seit diesem verfluchten Gespräch nach dieser verfluchten Mission. Als wolle sich sein Gewissen dafür rächen, dass er für ein paar Minuten vergessen hatte, mit wem er redete, dass es ihn interessiert hatte, wie Berserker dachte, dass er es hinterfragt hatte, warum sich der Weißhaarige selbst verletzte. Sicher, es hatte ihm auch die wichtige Information gebracht, dass der Irre keinen Schmerz empfand, was natürlich viel von seinem Verhalten erklärte und das hatte Omi auch gleich an sein Team weitergegeben, aber es erklärte keineswegs die innere Unruhe, die ihn immer befiel, wenn er an das goldene Auge dachte. Es änderte nichts an der Tatsache, dass sein Standpunkt, der in Bezug auf Schwarz, insbesondere den Mörder seiner Schwester, bis jetzt unverrückbar festgestanden hatte und der hübsche Spiegel dieser Vorstellung jetzt einen gewaltigen Sprung besaßen. Omi vergrub seinen Kopf ein wenig an Kens Brust und ließ sich umarmen, hieß die warme Nähe seines besten Freundes willkommen, das Gefühl, nicht allein zu sein. Eine ganze Weile saßen sie so eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa, während im Fernsehen der Quizmaster immer neue Fragen an die Teilnehmer stellte, eine dümmer als die andere, ohne dass die beiden Killer wirklich etwas davon mitbekamen. Der Schlafmangel und die Angespanntheit der letzten Tage machten sich bemerkbar, zusammen mit der ständigen Verwirrung und den Schuldgefühlen, die beide mit sich herumtrugen. Das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben, auf die ein oder andere Weise, lastete schwer auf ihnen. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Yohji fegte den Laden fertig aus und schloss die Tür ab, nachdem er die Blumenkübel von draußen reingeholt hatte. Seufzend lehnte er sich einen Augenblick gegen das harte Holz des Türrahmens, ließ zu, dass seine Lider nach unten klappten und sein Körper sich für einen Moment entspannte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was hatte er sich dabei gedacht, sich von dem Feind küssen zu lassen und ihn am nächsten Abend dafür nicht einfach aufzuhängen, sondern ihn auch noch zu versorgen? Sicher, Schwarz hatte ihnen das Leben gerettet, aber versorgen hätte sich der dumme, orangehaarige Deutsche ja wohl auch selber! Oder einen von seinen Kollegen fragen.... Nein, er hatte sich ja wieder einmischen müssen, war ja so klar gewesen! Kudou konnte mal wieder die Füße nicht stillhalten. Nun gut, eigentlich lag es ihm weniger auf der Seele, dass er den Anderen verbunden hatte, sondern vielmehr das überdeutliche Kribbeln in seinen Fingerspitzen, als er dessen weiche Haut berührt hatte, das Flattern in seinem Magen, wenn er an die festen Muskeln darunter dachte, an.... stopp! Stöhnend schlug er seinen Hinterkopf an das Holz, nur um feststellen zu müssen, dass der Türrahmen wesentlich härter war als sein Schädel. Für einen Moment tanzten bunte Punkte vor seinen Augen, die er nur mit einiger Mühe wieder wegblinzeln konnte. Das durfte doch nicht wahr sein! Da versuchte er schon, sich jeden Abend das Gehirn wegzusaufen und was machten die verbliebenen Zellen? Beschrieben ihm noch mal in allen Einzelheiten das Bild von Schu, als er in der Disco... Noch einmal hämmerte er seinen Kopf gegen den Türrahmen, fester diesmal, doch das anziehende Bild des Deutschen in den engen Hosen wollte und wollte einfach nicht weichen. Er war verdammt nochmal NICHT SCHWUL! Er war hetero, kein warmer Bruder, vom anderen Ufer oder sonstwie geartet. Sicher, er hatte nichts dagegen, wenn jemand auf das eigene Geschlecht stand, aber das machte ihn doch selbst nicht zu einem Homo, oder? ODER? Nein, sicher nicht. Und besser, er dachte irgendwann anders darüber nach, warum er deutsche, MÄNNLICHE Landplagen auf einmal attraktiv fand, denn sonst würde es mindestens eine davon mitbekommen, weil die nämlich gerade auf der anderen Seite der Glasscheibe stand und Yohji durchs Schaufenster hindurch anstarrte. Mit einem erschrockenen Schrei taumelte der Blonde einen Schritt rückwärts. Hatte er inzwischen so viele Gehirnzellen weggesoffen, dass er schon derart halluzinierte? Ok, er hatte den Alkoholkonsum in den letzten Tagen deutlich übertrieben, aber SO sehr? Das konnte doch nicht sein! //Ich glaube, ich sollte jetzt beleidigt sein, oder? Es sei denn, du hältst mich für eine Wunschvorstellung, dann könnten wir nochmal drüber reden...//, tönte auch schon die arrogante Stimme in seinem Kopf. Nein, keine Wahnvorstellung konnte derart real sein, nie im Leben. Aber das würde bedeuten, dass der Schwarz da wirklich stand und ihn ganz dreist angrinste. Und das wäre noch viel schlimmer, weil... weil... weil eben! Yohji fing sich wieder und knurrte wütend, denn er war sich sicher, dass der Andere es trotz geschlossener Tür verstehen würde und außerdem tat es gut, obwohl er genau wusste, wie lächerlich er vermutlich gerade wirkte. Außerdem hatte er immer noch die blöde Schürze um und einen Besen in der Hand, verdammt aber auch, er sollte... //Aber, aber, für mich brauchst du dich nicht hübsch zu machen, ich nehm' dich auch mit der niedlichen Schürze, keine Sorge! Wenn du allerdings darauf bestehst, dich auszuziehn ist das auch kein Problem!// Da schon wieder! Konnte der nicht in seinem eigenen Schädel bleiben? //Raus aus meinem Kopf, du Arsch!//, schnarrte ein überaus wütender Yohji zurück. Soweit kam's ja noch, dass er seine Gedanken teilte. War ja so klar, dass der Schwarz sich ausgerechnet jetzt, wo er eh so durch den Wind war, einmischen musste. Hatte er eigentlich irgendwann mal Ruhe?! //Wenn du Ruhe hast, säufst du nur wieder...// Yohji hatte sich schon abgewandt und wollte einfach in den Wohnbereich verschwinden, allein schon, um Schuldig zu entkommen, als ihn die auf einmal sehr ernste Stimme zurückhielt. //Was geht's dich an, Schwarz? Kümmer dich um deinen Kram und verpiss dich!// Der hatte nicht Recht, nein, hatte er ganz bestimmt nicht! Er trank nicht immer, wenn er Ruhe hatte, nur manchmal... ok, die letzten Abende immer, aber er hatte einfach nur ein bisschen schlafen wollen. Auf Ausgehen hatte er keine Lust, da kamen nur wieder die Bilder aus der Disco hoch und Frauen wollte er im Moment auch keine um sich haben. Er wollte einfach nur schlafen und vergessen... er wollte sich nicht erinnern, nicht an die Mission, nicht an seine Pflichten und schon gar nicht an den verdammten Abend in der Disco. Ihm war schon klar, dass er sich wie ein kleines Kind benahm, das einfach die Augen vor allem verschloss, aber das nützte ihm in dieser Situation auch reichlich wenig bis gar nichts. //Würd ich ja gerne, aber ich soll dem Oberkätzchen eine Nachricht vom Boss bringen...// Aha, von wegen ernst, jetzt klang die mentale Stimme wie immer: spöttisch, herablassend, gemein. Also hatte er sich das eben wirklich nur eingebildet. Er sollte nicht mehr so viel trinken! //Und warum sagst du ihm das dann nicht einfach so?// Warum stand der blöde Telepath dann bitte vor ihrer Tür und wollte rein? Kaffeekränzchen? Der konnte froh sein, wenn Aya ihn nicht gleich mit seinem riesigen Küchenmesser zu Mittagessen verarbeitete. Oh, welch herrliche Vorstellung, ein verhackstückter Mastermind... aber einer musste dann auch wieder putzen und wie er sein Glück kannte, blieb der Scheiß dann wieder an ihm hängen. Dann lieber doch nicht. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, während sich Schuldig und Yohji nur mit Blicken maßen. Dem Deutschen ging es gewaltig gegen den Strich, vor dem widerborstigen, unfreundlichen Kätzchen sein kleines Geheimnis lüften zu müssen. Es blieb ihm aber wohl nichts anderes übrig, wenn er rein wollte, ohne das Schloss zu knacken, wofür die da drin ihn garantiert umbringen würden. Verdammt er hatte Hunger und wollte nach Hause, Farf hatte sein Lieblingsessen gekocht und das wollte er nicht verpassen! Innerlich fluchend biss er die Zähne zusammen und antwortete schließlich deutlich widerstrebend. //Ich kann Abyssinian nicht lesen oder mit ihm reden... er kann mich komplett blocken, wenn er will und im Moment will er...//, gestand er ruhig ein, ohne den gewöhnlichen, überheblichen Tonfall, den konnte er sich in seiner Position wohl sowieso weniger leisten. Verblüffung schlug ihm aus dem Geist des Playboys entgegen, so stark, dass er hastig seine Schilde hochfahren musste, um nicht überrannt zu werden. Du liebe Güte, der war aber schnell aus der Fassung zu bringen! Hatte der etwa gedacht, er, Schuldig, wäre so was wie allmächtig? Anscheinend wusste der nicht, dass es auch für starke Telepathen so was wie Grenzen gab. Schade eigentlich, er hätte ihn gerne in dem Glauben gelassen. "Er kann was?" In der mentalen Art der Kommunikation ungeübt griff Yohji lieber auf die übliche Methode zurück, das erschien ihm im Moment sicherer. So etwas hätte er wirklich nie erwartet. Aber Moment mal, wenn Aya Schuldig blocken konnte, warum hatte er ihnen dann nicht was davon erzählt? Warum hatte er mit dieser wichtigen Information immer hinterm Berg gehalten und seine drei Kollegen so den mentalen Attacken des Telepathen ausgesetzt? Fragen, auf die er schnellstmöglich eine Antwort haben wollte, aber zuerst musste er mal das vordergründige Problem lösen, das, das gerade vor ihrer Ladentür stand und beleidigt das Gesicht verzog. //Na danke, ich bin also ein Problem?//, meldete sich die Stimme wieder im Kopf des Blonden. Dass der Kerl auch wirklich nichts unkommentiert lassen konnte. Wie hielt es dessen Leader nur auf Dauer mit ihm aus? Der drehte doch bestimmt regelmäßig ab! Aber auf der einen Seite war es das Orakel, über den er hier gerade nachdachte und das drehte garantiert nie ab und auf der anderen Seite geschah es dem Eisblock doch gerade recht, wenn der nervige Deutsche ihn in den Wahnsinn trieb. Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Überlegungen zog er schließlich den Schlüsselbund hervor und schloss die Ladentür wieder auf um den Schwarz hineinzulassen. Aya würde ihn köpfen. Ohne auf das Gemoser und Gemeckere seines Feindes zu achten, stellte er den Besen an seinen Platz, hängte seine Schürze auf und ging wortlos zur Tür, die in den Wohnbereich führte. Mastermind würde ihm schon folgen, immerhin wollte er ja eine Nachricht überbringen. Er prallte zurück, als sich die hochgewachsene Gestalt des Deutschen urplötzlich vor ihm materialisierte. Mit einem erschrockenen Schrei taumelte er zurück, sein Herz raste wie verrückt. "Willst du mich umbringen, du Freak! Was soll der Scheiß! Wie hast du das gemacht?!" Sicher, er wusste wie schnell der Orangehaarige war, schließlich hatten sie schon oft genug gegeneinander gekämpft, aber kein Mensch konnte sich so einfach aus dem Nichts entstehen lassen! Schuldig betrachtete gleichgültig seine Fingernägel. "Ach das... Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass ich ein Teleporter bin? Ich hab dich doch nicht etwa erschreckt, oder?" Das dämliche Grinsen wurde, wenn es denn ging, noch breiter. Yohji knurrte wütend. "Du Arsch, warum musste ich dann eigentlich erst aufschließen? Du hättest dich doch auch gleich in die Küche... teledingsen können!" Er hatte keinen Plan, was denn ein... Teleporter genau war, aber bei dem Freak wunderte ihn eigentlich gar nichts mehr. Wer sich ungefragt und ungewollt in anderen Köpfen rum treiben konnte, beherrschte sicher auch solche Tricks ohne Probleme. Der Deutsche enthielt sich jeden Kommentars, obwohl er die Gedanken des Blonden genau verfolgt hatte. Freak... na ja, wenn er meinte... Er zuckte die Schultern und war froh, dass sein Grinsen wie immer hielt. "So war es lustiger..." ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Aya schnitt mit ruhigen, bedächtigen Bewegungen das Gemüse klein, verteilte es in die entsprechenden Schalen, schön fein säuberlich nach Sorte und Zeitpunkt der Verwendung sortiert. Er war ganz in sein Tun vertieft, hing dabei seinen Gedanken nach, während seine Hände automatisch jeden Griff präzise und zielgerichtet ausführten. Wie leicht hätte er sich mit dem überaus scharfen Messer schneiden können, wie leicht... aber er passte auf, schnitt nur das Essen, nicht seine Haut. Das würde ihm jetzt gerade noch fehlen, so unkonzentriert wie er den ganzen Tag schon war. Nach außen hin sah man es ihm nicht an, aber innerlich war er mehr als aufgewühlt. Er fühlte sich unruhig, beinahe rastlos, ohne dass er einen triftigen Grund dafür fand und das machte ihn nervös. Sein Team war auf seine Ruhe und Führung angewiesen, er konnte es sich nicht leisten Fehler zu machen, aber wenn er sich nicht bald zusammenriss, würden die Anderen etwas merken und dann war ihre Stabilität gefährdet. Sie verließen sich alle auf ihn, er war ihr Halt. Mit einem kaum hörbaren Seufzen legte er das Messer einen Moment weg und stützte sich auf der Arbeitsplatte auf, rieb ich über die müden Augen. Er hatte nicht viel geschlafen in den letzten Tagen, genauso wie seine Kollegen, war viel bei seiner Schwester gewesen, hatte stumm an ihrem Bett gesessen und auf das totenbleiche Gesicht hinab gesehen. Der Anblick hatte ihm die Kraft gegeben, weiterzumachen, seine Prinzipien und nicht zuletzt seinen Schwur, diejenigen zu beseitigen, die für Aya-chans Zustand verantwortlich waren, zu brechen. Er sah, wie sehr die Situation an den drei anderen Killern zerrte, wie Yohji seine Ängste und Zweifel immer mehr im Alkohol ertränkte, wie sich Ken und Omi immer enger zusammenschlossen, Trost beieinander suchten, ihn aber nur bedingt fanden. Sie alle hatten Bedenken, doch die hatten sie, beinahe ohne zu zögern, für ihn, ihren Anführer über Bord geworfen, als er sie darum gebeten hatte. Ihr Zustand ging also auf sein Konto. Eine Sünde mehr. Da half es auch nicht, sich immer wieder vorzusagen, dass es auch für sie Vorteile hatte, dass Schwarz nun keine Gefahr mehr für sie war, dass sie Nutzen daraus zogen, unter dem ,Schutz' der anderen Killertruppe zu stehen. Aber was zum Teufel nützte das, wenn sie nach und nach daran zerbrachen?! So konnte das nicht weitergehen, aber egal, wie lange er darüber nachdachte, egal, wie viele Nächte er sich in dem sinnlosen Versuch, eine Lösung für das Dilemma zu finden, um die Ohren schlug, es brachte rein gar nichts, er kam zu keinem brauchbaren Ergebnis. Sein sonst so scharfer Verstand ließ ihn diesmal im Stich, nichts, was er konzipierte war irgendwie umsetzbar. Sein Team kam mit der Zusammenarbeit mit Schwarz nicht klar, so einfach war das und es gab absolut nichts, was er, Aya, dagegen tun könnte. Auf der anderen Seite war da noch das Problem, das er selbst mit Crawford und Co. hatte. Er konnte sich nicht damit abfinden, mit den Leuten zusammenarbeiten zu müssen, die seine Schwester praktisch ins Koma geschickt hatten, da konnte er sich noch so oft vorsagen, dass es nur ein Job für die Anderen gewesen war. Es brachte nichts, aber auch gar nichts, sein Verstand hatte die Tatsache schon längst akzeptiert, aber sein Herz rebellierte hasserfüllt immer wieder dagegen und beförderte ihn in eine Zerrissenheit, die er noch nie so stark erlebt hatte. Wie konnte er sein Team durch diese Krise führen, wo er doch selbst so unsicher war, ob er das Richtige tat? Er setzte sie einem unglaublichen Risiko aus, denn wenn Kritiker davon Wind bekam, was sie hier taten, waren sie so gut wie tot und zudem kam der enorme psychische Stress. Vorhin hatte er Ken und Omi zusammengekuschelt auf der Couch gesehen und es hatte ihm die Kehle zusammengeschnürt, die beiden Jungen so hilflos und verwirrt zu sehen, aber er konnte ihnen keinen Trost geben, ihnen nicht gut zusprechen, dazu war er nicht mehr fähig. Er konnte nur versuchen, sie alle hier wieder heil rauszubringen. So sehr er seine Kollegen auch mochte und so sehr er sich für sie verantwortlich fühlte, er hatte seiner Schwester gegenüber eine Verpflichtung zu erfüllen und dafür würde er alles tun, was nötig war. Er hätte es auch akzeptiert, wenn die Anderen ihm nicht in diesen Pakt gefolgt wären - er hatte es eigentlich auch gar nicht erwartet, wenn er ehrlich war. Er hatte nicht erwartet, dass sie so sehr zu ihm stehen würden. Aber er war froh darüber. Umso schwerer lag die Verantwortung auf seinen Schultern, für ihr Wohlergehen zu sorgen und umso hilfloser fühlte er sich, da er mit ansehen musste, wie die dunklen Ringe unter ihren Augen von Tag zu Tag dunkler wurden, wie Yohji jeden Tag mehr nach Alkohol und Zigaretten stank, Omi Mitteilungen aus der Schule heimbrachte, dass er im Unterricht eingeschlafen war und Ken seit der Mission kein einziges Mal mehr das Haus zum Fußballspielen verlassen hatte. Seine Schuld. Er nahm das Messer wieder auf. Das Mittagessen musste pünktlich fertig sein, sonst würden die drei sich wundern, weil er von seinen stoischen Gewohnheiten abwich. Die Welt konnte untergehen, aber Mittagessen gab es immer pünktlich. Er war gerade dabei, das Gemüse im Wok zu garen, als er Schritte auf dem Gang hörte. Yohji... und Begleitung? Ken und Omi saßen noch immer im Wohnzimmer, das konnte er sehen, also wer war dann da? Manx oder Birman nicht, die kamen um diese Uhrzeit durch den Wohnungseingang oder machten sich wenigstens lautstark bemerkbar. Er spitzte die Ohren, drehte sich aber nicht um, sondern tat, als wäre er ganz und gar in seine Arbeit vertieft. Noch konnte er den Inhaber des zweiten Paar Füße nicht ausmachen, aber es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis... "Aya, Besuch für dich..." Oh, Yohji klang ganz und gar nicht begeistert, dann war es was Unangenehmes und sicher keine Frau, dann hätte er nicht so patzig geklungen. Betont langsam drehte sich der Rotschopf um, das große Küchenmesser in der einen, den Kochlöffel in der anderen Hand und erstarrte mitten in der Bewegung. Mastermind. Was wollte der Kerl in seiner Küche, in seinen heiligen Hallen?! Was bildete sich dieser impertinente Arsch eigentlich ein, auch nur einen Fuß in seine Wohnung zu setzen, noch schlimmer, in seine KÜCHE! Der Orangehaarige schien genauso überrascht zu sein, Aya am Herd vorzufinden. Er hatte ja nun wirklich alles erwartet, aber DAS nicht. Ein kochender Abyssinian? Das war ja fast so absurd wie ihr irrer Küchenchef. Ein Kichern bahnte sich den Weg in seiner Kehle nach oben, doch er unterdrückte es gewaltsam. Der Rothaarige sah ihn mit seinen violetten Augen so vernichtend an, dass er gewiss zu Asche verbrannt wäre, wenn Blicke töten könnten und würde wohl nicht zögern, mit dem gefährlich aussehenden Messer auf ihn loszugehen, sollte er ihn provozieren. Also doch der Versuchung widerstehen. "Crawford schickt mich mit einer Nachricht...", meinte er deshalb ruhig und platzierte nur sein übliches Grinsen anstatt des erstaunten Ausdrucks auf seinem Gesicht. So war es doch gleich viel besser und er fühlte sich wieder sicherer. Der Schlagabtausch mit dem kleinen, hilflosen Playboy hatte ihm Spaß gemacht, aber der rothaarige Leader war ein ganz anderes Kaliber. Diesen Mann wollte er nicht übermäßig reizen, zumal er hier allein gegen vier stand, wenn es hart auf hart kam und er würde nicht mal beschwören, dass er gegen den Katanaschwinger allein bestehen würde. Also lieber kein Risiko eingehen, Farfies Essen war etwas Beherrschung wert. Aya zögerte kurz aber sichtbar, legte dann das Messer weg, rührte das Essen noch einmal um und zog den Wok dann von der Herdplatte, damit nichts anbrannte. "Keller", gab er unwirsch Auskunft und Yohji einen Wink, den Weg freizumachen. Der Blonde schien überhaupt nicht davon erbaut, seinen Anführer mit dem Feind alleine zu lassen, protestierte aber nicht und gab den Weg zur Tür frei, den er automatisch verstellt hatte, um Schuldig im Notfall den Fluchtweg abschneiden zu können. Inzwischen waren auch Ken und Omi auf den ungewöhnlichen Besuch aufmerksam geworden und betraten zögerlich die Küche. Sie wussten nicht, was sie von der Situation und dem ungebetenen Gast halten sollten, doch ein Blick in Ayas steinernes Gesicht genügte, um ihnen jede Frage im Hals stecken zu lassen. Schuldig nickte nur und folgte dem Weiß eine Etage tiefer in den Missionsraum. Beinahe erwartete er, in einen Folterkeller gebracht zu werden, so richtig mit Ketten an der Wand und so, doch die ,Guten' schienen so etwas nicht zu besitzen. Gut für seine Person, denn obwohl er Aya nicht lesen konnte, ging von der Person des Rothaarigen so viel unterdrückter Hass aus, dass es selbst durch die festen Schilde drang. Laut fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und der Deutsche konnte nur mit etwas Mühe ein Zusammenzucken verhindern. Noch immer sprach der Japaner kein Wort, sah seinen Feind nur abwartend an und lehnte sich angespannt an seinen Stammplatz an der Wand. Der Orangehaarige durchquerte den Raum, brachte etwas Abstand zwischen sie. Wer wusste schon, wie Abyssinian reagieren würde und da war es besser, er hatte für den Notfall ein wenig Spielraum und Zeit, seine Waffe zu ziehen. Auch wenn er das Katana nirgendwo sah, in dem dürren Körper des Rotschopfes steckte jede Menge Kraft und er war auch mit bloßen Händen ein ernstzunehmender Gegner. "Rede." Schuldig sah ruhig auf, geradewegs in die umwölkten Amethyste seines Gegenübers. Er holte noch einmal tief Luft und begann. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ In der Küche hatten sich die Zurückgebliebenen an den Küchentisch gesetzt und sahen sich nun besorgt an. "Glaubt ihr, die bringen sich um?", ergriff Omi schließlich als Erster das Wort und sprach somit aus, was wohl alle dachten. Von Ken erntete er allerdings nur einen sehnsüchtigen Blick auf das halbfertige Essen. Natürlich traute sich keiner von ihnen, einfach weiterzukochen, denn Aya würde sie mit Sicherheit teeren und federn, wenn er herausfand, dass sie seine Töpfe auch nur angefasst hatten. Verständlich nach dem Aussehen der Küche, als Yohji das letzte Mal zur Bratpfanne gegriffen hatte. Der Blonde schüttelte leicht den Kopf und gab ihrem Fußballer einen Klaps hinter die Ohren, was der mit leisem Maulen und Gezeter quittierte. "Ich glaub nicht, dann würde man Schu schreien hören..." Damit hatte der Playboy sofort die Aufmerksamkeit seiner Kollegen. Omi runzelte nachdenklich die Stirn. "Du denkst wirklich, Aya wäre ihm überlegen?" So ganz schien der Junge nicht davon überzeugt zu sein, denn was sollte man schon gegen einen Telepathen ausrichten, der ohne Mühe die Kontrolle über die Körper seiner Opfer übernehmen, oder ganz einfach ihre Gehirne ausknipsen konnte? Ken dagegen verfolgte ganz andere Gedankengänge. "Du nennst ihn SCHU?", fragte er mittelschwer entsetzt. Schu... das klang so.... komisch! Yohji zuckte nur die Schultern und lehnte sich etwas zurück. "Er kann nicht in Ayas Geist eindringen und ja, ich nenne ihn Schu, weil ich seinen vollen Namen nicht aussprechen kann und er mich im Gegenzug nicht mehr mit diesem komischen, deutschen Wort ruft. Kettschn oder so..." Er wusste, was das Wort bedeutete, aber aussprechen konnte er es deswegen noch lange nicht. "Außerdem nennst du doch Oracle auch Cloffordo und den Kleinen Nagi, oder?", setzte er noch etwas trotzig dazu. Der Brünette grummelte etwas Unverständliches vor sich hin. "Na und? Das sind ja auch normale Namen... aber Schu... Schu klingt wie ein Kosename!" Und das ging ihm ganz gewaltig gegen den Strich. Das war ja, als würde er Crawford auf einmal Cloffie oder so nennen. Grausam! Ihm entging darüber völlig der Rest von Yohjis Worten. Omis Augen waren groß und rund geworden. "Was meinst du damit, er kann nicht in Ayas Geist eindringen? So gar nicht? Aber warum? Und wieso hat uns Aya nie was davon erzählt? Ich meine, wenn wir das auch könnten..." Seine Gedanken und Worte überschlugen sich gleichzeitig und er verhaspelte sich völlig. Yohji hob beschwichtigend die Hände. "Ma, ma, Kleiner, ich hab keine Ahnung, warum und wieso und weshalb, das kann uns wohl nur Aya selber erklären, aber dazu müssen wir warten, bis der mit unserem Gast wieder aus dem Keller kommt, oder? Und deswegen bringt es auch gar nichts, jetzt Panik zu schieben, ok?" Er sah, dass er wohl einmal im Leben die richtigen Worte gefunden hatte, denn die Atmung des Jüngsten beruhigte sich wieder etwas und die Farbe kehrte in die blassen Wangen zurück. Ken legte seinem besten Freund sanft eine Hand auf die Schulter. "Wir fragen ihn ja dann..." Aber er persönlich bezweifelte, dass sie eine Antwort von ihrem Leader bekommen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)