Bittersweet Feelings von CatherineMiller ================================================================================ Der Pakt mit dem Teufel ----------------------- Autor: CatherineMiller Titel: Bittersweet Feelings Fandom: Weiß Kreuz Kapitel: Der Pakt mit dem Teufel Teil: 14/? Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi Warnungen: keine Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart (kei83), Corrychan und Cap, die sichfleißig durch meine tausend Tippfehler mühen! Preisverleihung: Kayla hat das kleine Rätsel um das eingebaute Zitat geknackt! *gratulier* *Urkunde überreich* *Keks abgeb* ANGEBOT: Wenn ihr mir auf das Kapitel mindestens 10 Kommis dalasst, gibt's beim nächsten Hochladen 2 neue Kapitel auf einmal *anbiet* Überlegts Ecuh *fies bin* Gerne auch Kritik oder Wünsche ^^" News: Hab eine Gundam wing FF angefangen, der Prolog ist schon oben ^^ Wer die Serie also mag, einfach ma reinschauen ^^ Kommentare: @Kayla: *verbeug* Danke sehr ^^ Nein, unser liebster Ami hat natürlich hintergedanken ^^ Aber welche... lies selbst *grinsel* Und du hattest recht mit dem Zitat *nach oben deut* Und damit du jetzt nicht mehr auf Kohlen sitzen musst: viel Spaß beim lesen! @Shinn: Danke sehr, freut mich, dass dich mein Schreibstil immer no net langweilt... ja, die Sache hat natürlich einen Haken, so einfach bietet das weder unser Deutscher, noch unser lieber Braddy an... aber lies am Besten selbst ^^ Und danke, hab mich sehr bemüht, die Gefühle glaubhaft zu schildern *anstrengend war* Also dann: gut les! XD @wingly: Danke sehr, freut mich, dasses dir gefallen hat! Ich bemühe mich, möglichst zügig weiterzumachen! Viel Spaß beim Lesen, bis zum nächsten Mal ^^ @Drakea: Gerade noch vor dem Update XD Freut mich, dass du trotz allem bei der Stange geblieben bist ^^ Ich hab mir am Anfang etwas mehr Zeit gelassen, um den Hintergrund, so wie ich ihn mir vorstelle, etwas besser darzulegen, ich hoffe es war nicht allzu langweilig >.< Und unser lieber Aya hat sich ja zum Glück wieder gefangen XD Es ist eindeutig schwerer, dass zu beschreiben, was hinter der Puppenfassade steckt...*seufz* Aber schön, dasses dir gefallen hat ^^ Und najaaa auch große, weise Anführer stehen mal auf dem Schlauch, vor allem, wenn sie durch den Wind sind XD Amethystfarbene Augen trafen auf Dunkelgraue. In den kalten Edelsteinen flackerte es kurz, kaum sichtbar, wie eine fast vergessene Erinnerung, erlosch aber kaum eine halbe Sekunde später schon wieder. Es gab sie nicht, nicht für ihn. "Du lügst. Wieso sollte Mastermind so etwas tun? Und warum sollte ich dir vertrauen? Wer sagt mir, dass ich für dich nicht nur die Drecksarbeit machen darf?", fragte der rothaarige Leader gleichmütig. Nichts in seinem schönen, kalten Gesicht, das im Mondlicht noch mehr als sonst dem einer Statue glich, wies darauf hin, dass sich irgendein Gefühl in dem schmalen, hoch gewachsenen Körper regte. Doch Brad hatte das Funkeln in den Augen bemerkt, er hatte gesehen, wie sich etwas den Weg nach oben gebahnt hatte, etwas, dass seine stärkste Waffe gegen seinen Gegner und zugleich der Schlüssel zu ihrem Überleben war: Hoffnung. Die Hoffnung, dass die geliebte Schwester doch noch zu retten war, nach den langen Jahren des Wartens, dass das Blut, der Tod so vieler Menschen nicht einfach nur eine grausame Spielart des Schicksals gewesen war, sondern dass alles irgendwie einen Sinn ergab. "Du hast recht, ich könnte dich belügen... ich könnte dich sogar töten, hier und jetzt, wenn ich das wollte, das wissen wir beide, aber warum tue ich es nicht? Wir sind Feinde, daran wird sich nichts ändern, aber nun gibt es einen gemeinsamen Gegner. Ich bitte dich nicht um Freundschaft, ich biete dir ein Geschäft an, das solltest du niemals vergessen. Ein Waffenstillstand und gelegentliche Zusammenarbeit, nicht mehr und deine Schwester wird nicht länger Dornröschen spielen müssen." Ein kaltes, abschätzendes Lächeln umspielte die Lippen des Schwarzhaarigen. Oh ja, sie verstanden sich, sie waren vom gleichen Schlag und wenn es um Abyssinians Schwester ging, war er einfach nur furchtbar berechenbar. Er würde anbeißen, ganz sicher. Aya stand unbeweglich da. Kein Muskel rührte sich in seinem Körper oder seinem Gesicht, doch hinter seiner Stirn sah man es arbeiten. Im Prinzip war es Unsinn, die Entscheidung war in dem Moment gefallen, als er einem Treffen mit Oracle zugestimmt und sich damit in die Hände seines Feindes begeben hatte. Sein Leben bedeutete ihm nichts, nur Aya-chan zählte. Und wenn ihm dieser Mann, dieser Killer, dem er ebensoviel Hass entgegenbrachte wie dessen Auftraggeber, ihm anbot seiner geliebten Kleinen zu helfen, dann würde er darauf eingehen. Er würde sogar dem Teufel seine Seele anbieten, wenn sie dafür wieder aufwachte, seine altes Ich, Ran, hatte er bereits geopfert, er hatte außer ihr nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte, warum also nicht auch diesen letzten Schritt tun? Sollte Oracle ihn benutzen, wofür er wollte, ihm war es gleich. Er würde das Ende in jedem Fall nicht erleben, aber sein Gegenspieler ebenso wenig. //....fast tot... also das hat er gemeint... und er hat recht, Aya..... Aya-chan ist fast tot...// Er nickte ganz leicht, was ihm ein weiteres, arrogantes Grinsen einbrachte. Dass der widerliche Ami nicht noch einen Spruch abließ in die Richtung 'hab ich doch gleich gewusst', war aber auch schon wirklich alles. Doch der gegnerische Leader ahnte wohl, dass Aya sich dann nicht mehr zurückhalten könnte. Der Rothaarige drehte den Kopf und überzeugte sich mit einem schnellen Blick davon, dass es Omi immer noch gut ging. Die beiden Hacker standen etwas abseits vor einer Baumgruppe, unterhielten sich leise und machten nicht die geringsten Anstalten, sich anzugreifen. Eine Frage brannte ihm auf der Zunge, etwas dass er unbedingt wissen musste. "Warum?" Man brachte doch nicht einfach mal seinen Auftraggeber um, denn er hatte nicht das Gefühl, dass Takatori schlecht zahlte, oder Schwarz sich allzu kurz halten ließ, warum also? Er sah zurück zu Oracle und zu seinem Erstaunen zuckte ein Muskel im Gesicht des Schwarzhaarigen. Hatte er etwa einen wunden Punkt getroffen? Das spärliche Licht reichte nicht aus, um Einzelheiten der Gesichtszüge zu erkennen, aber er bemerkte die Augen, die hinter der Brille für einen Moment von seinem Gesicht abwichen, zu den beiden Jungen wanderte. Aya folgte dem Blick, runzelte die Stirn, entspannte sie aber gleich wieder, als er bemerkte, was er da machte. Doch dann fiel der Groschen und er konnte gerade noch verhindern, dass seine Augen sich weiteten. "Der Junge?", fragte er, um seine emotionslose Stimme bemüht. Der Blick aus grauen Augen verbrannte ihn beinahe und wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, hätte er wohl darüber gelacht, denn der Amerikaner hatte ihm soeben einen Schwachpunkt verraten, einen, von dem er nicht einmal geahnt hatte, dass er da war. Kaum zu glauben, dass der eisige Mistkerl sich für etwas anderes als seine eigene Person interessieren konnte. Aber der Kleine schien ihm wirklich viel zu bedeuten. Umso mehr wollte er jetzt wissen, was hinter der Sache steckte und er würde nicht locker lassen, bis er alles wusste. Oracle stieß ein genervtes Seufzen aus, was der Rotschopf mit Verwundern feststellte. Dann begann der Andere ohne Aufforderung zu sprechen. Anscheinend hatte er vorausgesehen, dass er nicht aufgeben würde und kooperierte freiwillig. Allein das zeigte, wie wichtig dem gegnerischen Leader die Zusammenarbeit mit Weiß war, wie sehr er das andere Team brauchte. "Takatori experimentiert schon seit Jahren an Menschen herum, was genau weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. Aber in letzter Zeit hat er ein neues Hobby. Er testet eine sehr unschöne Methode, um Verrückte ruhig zustellen oder zu kurieren und will dafür Berserker...." Vielleicht reichte das ja, um Abyssinians Neugierde zu befriedigen. Brads Mundwinkel verzogen sich leicht. Manchmal hasste er seine Gabe wirklich, vor allem, wenn sie ihm einen Strich durch die wohl kalkulierte Rechnung machte. Auf der anderen Seite hätte er auch niemals etwas von den Hintergründen preisgegeben, ganz einfach erstens, weil es die Weißratten nichts anging und zweitens, weil er niemals sein tun rechtfertigte, sogar selten genug vor seinem eigenen Team. Der Deal wäre geplatzt und die ganzen Probleme, die er ohnehin schon hatte eskaliert. Also lieber in den sauren Apfel beißen, es ging immerhin um zwei Mitglieder seines Teams, unter anderem seinen Ziehsohn. Als die beiden Weiß vorhin aus dem Schatten getreten waren, hätte er sich am liebsten auf Abyssinian gestürzt, zu frisch und eindrücklich war das Bild, dass er von der rothaarigen Kanalratte und seinem kleinen Nagi hatte. Doch auch diesmal hatte die Beherrschung, die er sich so mühevoll über fast zwei Jahrzehnte hinweg antrainiert hatte, gewirkt und keines seiner Gefühle verraten. Zu seinem Leidwesen schien der andere Leader keineswegs mit diesen Informationen zufrieden zu sein. War er so leicht zu durchschauen? Nein, wahrscheinlich hatte Abyssinian nur mitbekommen, wie er zu Nagi gesehen hatte, ein Fehler, für den er sich selbst hätte ohrfeigen können. So etwas war ihm schon so lange nicht mehr passiert, unter Umständen konnten solche Dummheiten durchaus tödlich sein. Was, wenn sein verrücktes Gegenüber nun auf die Idee kam, dem Jungen was anzutun, nur um seinem Erzfeind eins auszuwischen? Brad glaubte zwar nicht, dass Ran sich an Kindern vergriff, bei Aya war er sich da aber nicht so ganz sicher, wenn den der Rausch so richtig gepackt hatte, unterschied er nicht mehr zwischen richtig und falsch, dann gab es nur noch seine dumme Rache. Also rang er sich dazu durch und erzählte auch noch den Rest, verraten hatte er sich ohnehin schon und vielleicht würde es sogar eine Seite in Aya anrühren, vielleicht hatte Ran Mitleid. "Aber das ist nicht sein Hauptprojekt.... Er sammelt PSI-Talente aus dem ganzen Land, teilweise auch aus Amerika und Europa zusammen, und macht Versuche mit ihnen. Was er da genau ausprobiert, weiß ich nicht, das konnten wir nicht herausfinden..." Nun runzelte sich die stirn sichtbar. "Warum dann der Junge?" Mastermind wäre doch wohl der geeigneter, bei seiner Gabe! Oracle schüttelte leicht den Kopf. "Das ist einfach zu beantworten. Meine Gabe ist für konstante Versuche zu unregelmäßig, zu unzuverlässig ausgeprägt, solange ich nicht bereit bin, mitzuarbeiten. Berserker ist aus bekannten Gründen nicht geeignet und Mastermind würde den Teufel tun und überhaupt irgendwas an sich versuchen lassen. Er ist zu stark, als dass man ihn manipulieren könnte, ohne etwas in seinem Kopf ernsthaft zu beschädigen. Prodigy dagegen ist noch fast ein Kind, körperlich nicht in der Lage sich gegen eine erwachsene Person zu wehren, noch nicht gefestigt in seinen geistigen Kräften und seiner Persönlichkeit. Und seine Gabe ist selbst für einen Telekineten außergewöhnlich stark ausgeprägt, jetzt schon, wenn er sie auch nicht immer kontrollieren kann. Du kannst dir vorstellen, wie es sein wird, wenn er erst erwachsen ist." Damit endete der Monolog und Aya sah genau, dass Oracle nun nicht weiter sprechen würde. Er wusste genug und bohrte auch nicht weiter. Es lagen ihm noch unzählige Fragen auf der Zunge, doch was er wissen musste, fand er auch so heraus. Viel wichtiger erschien ihm nun ihr Deal, was mit dem gegnerischen Team war, interessierte ihn eigentlich wenig. "Was sind die Bedingungen?" Er wollte klare Verhältnisse, keine Augenwischerei oder Halbherzigkeiten. Der Schwarzhaarige nickte leicht, genau das hatte er vorhergesehen. Das mochte er so an Abyssinian, der Mann hatte zwar einen deutlichen Knacks weg, aber er arbeitete absolut effektiv und zielgerichtet. "Ein einfacher Deal: ihr helft uns, Takatori und alles, was dazugehört, auszuschalten und beteiligt euch an der Überwachung von Prodigy, falls unser derzeitiger Auftraggeben doch noch auf die Idee kommen sollte, seinen Plan in die Tat umzusetzen, bevor wir etwas dagegen unternehmen können. Mastermind wird dafür deine Schwester aufwecken. Wir verschwinden und ihr hört nie wieder von uns." Er war sich bewusst, dass der Gegner wohl nie aufhören würde, Schwarz zu hassen, aber das musste er auch gar nicht, der Hass hielt ihn aufrecht, gab ihm Kraft, trieb ihn immer weiter voran und genau das war es, was Brad für diese Sache brauchte. "Unsere Hacker werden zusammenarbeiten, was kein großes Problem sein dürfte..." Er deutete mit dem Kopf leicht auf die beiden Jungen und Aya nickte. "Zwei Bedingungen." Aha, ganz so einfach war es also doch nicht, hätte den Amerikaner auch schwer gewundert, wenn der Rotschopf auf einmal zu allem ja und Amen sagen würde. Er wartete einfach, dass der Andere sich weiter äußerte. "Mastermind bleibt aus unseren Köpfen und der Irre hält sich von unseren Leuten fern." Ok, damit konnte Brad durchaus leben, er würde einfach Schuldig sagen, dass er keinen Weiß mehr manipulieren sollte, weil das zu sehr auffiel und wenn er unbedingt in ihre Köpfe schauen musste, dann wenigstens so, dass es keiner merkte, denn er wusste genau, dass er den neugierigen Deutschen niemals dazu bringen würde, sich ganz raus zuhalten. Auch Farfarello stellte kein Problem dar, den würden sie ohnehin nur bei Aufträgen sehen und da der Ire ja nicht mal annähernd halb so verrückt war, wie sie immer alle glauben machten, mussten sie eben nur aufpassen, dass ihm keiner über den Weg lief, wenn er in den Blutrausch verfiel, ansonsten nichts. Er nickte leicht und wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch mal zu Aya um und warf ihm ein kleines Handy zu. "Kommunikation. Kritiker sollte es nicht mitbekommen. Und noch etwas: Prodigy weiß nichts von der Gefahr, in der er schwebt und das soll auch so bleiben. Sorg dafür, dass das alle wissen." Der hasserfüllten Blick, der ihm daraufhin zugeschickt wurde, ignorierte er einfach, während er nach Prodigy rief und kurz darauf in der Dunkelheit verschwand, als wäre er niemals da gewesen. Der Weiß-Leader blieb stumm zurück und wog den kleinen Gegenstand nachdenklich in seiner Hand. Noch hatte er die Möglichkeit auszusteigen, noch hatte er Kritiker, Persha, nicht verraten, noch war niemand zu schaden gekommen. Doch dann sah er wieder Aya-chan vor sich, wie sie in ihrem kalten, sterilen Krankenhausbett lag, angeschlossen an Maschinen und sein Entschluss stand unverrückbar fest. Die Frage war nun nur noch, wie er es den Anderen sagen sollte. Sicher, Ken und Yohji könnte er ohne weiteres vorspielen, dass dies ein neuer Auftrag von Persha war, er ihnen aber nicht mehr sagen durfte, doch Omi würde das niemals glauben. Nicht nur, dass der Junge von diesem Treffen hier wusste, er könnte sich auch ohne Probleme die nötigen Informationen mittels seines PC besorgen, indem er sich bei ihren Auftraggebern ins Netzwerk hackte. Seufzend wartete er, bis der blonde Junge wieder an seiner Seite war. Es würde ihm kaum etwas anderes übrig bleiben, als sein Geheimnis endgültig zu offenbaren, auch wenn ihm das mehr als alles andere widerstrebte. Er hatte keine andere Wahl, er brauchte sein Team. "Ist alles in Ordnung, Aya-kun?", fragte die helle Jungenstimme neben ihm, große, babyblaue Augen sahen ihn fragend an, ließen ihn wieder schlucken. Er war sich bewusst, in welche Gefahr er den Kleinen brachte. Sollte Kritiker erfahren, was sie tun würden, was ER tun würde, waren sie so gut wie tot. Doch er musste das Risiko einfach eingehen, Omi würde ihn verstehen, da war er sich sicher. Er nickte leicht und konnte nicht verhindern, dass er seinem jüngeren Kollegen kurz durch die Haare strich. "Ich erklär es euch allen zusammen, in Ordnung?", fragte er leise, merkte selber, wie heiser und belegt seine Stimme klang. Seine Maske bröckelte ganz gefährlich, er musste wirklich aufpassen, dass er sie heute nicht am Ende noch verlor. Das durfte nicht passieren, er musste jetzt stärker sein als jemals zuvor, alles hing von ihm ab. Von seiner Person. Von seiner Willenstärke und seiner Autorität. Mit einem vagen Gefühl von Schmerz in der Brust zog er seine Hand weg, wandte sich ab, er ertrug den besorgten Blick Omis einfach nicht mehr. Womit hatte er denn verdient, dass der Junge sich Sorgen um ihn machte, er schickte sie alle sehenden Auges in die Gefahr, vielleicht in den Tod aus purem Egoismus. Aber er hatte einen Schwur getan, er würde Aya-chan rächen und jetzt hatte er eine Möglichkeit gefunden, sie zurückzubringen, er hatte es geschafft. Warum freute er sich also nicht, sondern verspürte nur diesen schalen Geschmack einer Niederlage auf der Zunge, die bitteren Gedanken der Verzweiflung in seinem Kopf? Er brauchte wahrscheinlich einfach nur etwas Zeit, um das alles zu realisieren, das musste er sein. Stumm wandte er sich um und gemeinsam machten sich die beiden Killer auf den Weg nach Hause, ungesehen, ungehört, nur namenlose Schatten in der Nacht. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kaum waren sie außer Sichtweite ließ sich ein großer Schatten gegen einen Baum sinken, hielt sich den Kopf. Nagi trat besorgt einen Schritt näher, streckte die Hand aus, um Brad sanft am Oberarm zu berühren. "Soll ich Schuldig bescheid sagen, dass er uns holt?", fragte er leise, denn es war noch ein gutes Stück bis nach Hause. Er war dagegen gewesen, dass Brad heute schon das Bett verließ. Der große Mann war noch immer geschwächt, mehr als er zugab, aber man sah es deutlich an den harten Linien in seinem Gesicht, wenn er sich über die Treppe quälte, an seinem mangelnden Appetit, daran, dass er seit knapp drei Tagen nicht mehr in seinem Büro gewesen war, sondern fast ununterbrochen schlief. Wenn er sich dadurch ja wenigstens erholt hätte, aber sobald er die Augen schloss und ins Traumland überdriftete, wurde er unruhig, warf sich herum, wachte nach ein paar Minuten wieder auf. Nur ein paar Stunden während der Nacht, wenn Nagi zu ihm unter die Decke kroch, war er entspannter. Der Junge seufzte leicht, wartete aber geduldig auf eine Antwort. Es machte ihn absolut wahnsinnig, weil er genau wusste, dass irgendetwas vor sich ging, es aber keiner für nötig befand, ihm zu sagen, was. Aber er beschwerte sich nicht, er wollte nicht noch mehr Probleme machen. Brad nickte ganz leicht und Nagi konzentrierte sich auf Schuldig, der sich grummelnd meldete, anscheinend gerade mit etwas anderem beschäftig war. //Schwing deine faulen Telepathenhintern hierher, Brad kippt gleich um!// Die Worte genügten anscheinend, um den deutschen in Schwung zu bringen. Der Junge spürte, wie der Orangehaarige noch die Information ihres Standorts aus seinem Kopf fischte. //Gib mir zehn Minuten Chibi... und sei nicht immer so frech!// Die Stimme in seinem Kopf bemühte sich wohl, wie immer zu klingen, aber Nagi hörte deutlich die Besorgnis heraus, die er absolut teilte. Er spürte, wie sein Kollege sich wieder ausklinkte und richtete seine Konzentration wieder auf seinen Anführer. "Geht's noch?" Vorsichtig griff er mit seinen mentalen Fähigkeiten zu und stützte seinen Leader sanft, aber bestimmt, damit er nicht umfiel. Im blassen Licht der Laternen konnte er die Schweißtröpfchen erkennen, die auf der Stirn des Schwarzhaarigen standen, die verkrampften Kiefermuskeln, die von zusammengebissenen Zähnen herrührten. Und er spürte, dass Brad sich tatsächlich in den telekinetischen Griff sinken ließ, etwas, dass er sehr selten machte, was aber deutlich zeigte, wie sehr in dieses Treffen angestrengt hatte, wie viel Beherrschung nötig gewesen war, um so lange auf den Beinen zu stehen und wie immer auszusehen. Die grauen Augen schlossen sich langsam und Nagi hatte schon Angst, dass der Andere ohnmächtig werden würde, schickte ein Stoßgebet zu ein paar Göttern, die er kannte, dass Brad durchhielt, bis wenigstens Schuldig da war. Er fühlte sich so hilflos, hatte keine Ahnung, was er machen sollte. Verzweifelt versuchte er, die Dunkelheit mit Blicken zu durchbohrend, als würde sie den Deutschen dadurch schneller ausspucken. Die zehn Minuten waren doch schon längst um, oder? Was trieb dieser unzuverlässige Psychopath denn wieder? Musste er sich erst noch umziehen und die Haare machen oder was? Konnte er nicht EINMAL.... Da spürte er die warme, große Hand auf seiner Schulter. Erschrocken fuhr er herum, sah in das Gesicht seines orangehaarigen Kollegen, der den Mund zu einem spöttischen Lächeln verzogen hatte. "Ich hab doch gesagt, du sollst nicht so frech sein! Und ich hab es sogar in acht Minuten geschafft anstatt in zehn..." Er wandte sich Brad zu, strich diesem kurz über die Stirn, woraufhin sein Leader die Augen öffnete. Nagi konnte sehen, dass die Beiden wohl miteinander sprachen, dann schloss Schuldig die Augen und konzentrierte sich. Nur Sekunden später wich die Anspannung aus dem Gesicht des Schwarzhaarigen und er sank in Nagis Griff zusammen. Erschrocken hielt der Junge seinen Ziehvater etwas fester, damit er ihm auch ja nicht ausrutschte und suchte den Blick des Deutschen. Der lächelte beruhigend. "Keine Sorge, er schläft nur... es wird alles wieder gut..." Seltsamerweise besänftigten die Wort die aufgebrachten Nerven des Telekineten, vielleicht war es auch das zugehörige Gefühl, dass Schuldig ihm schickte, er konnte es nicht sagen. Vorsichtig hob er Brads schlaffen Körper hoch und ging neben Schuldig her zu dessen Auto. Er blinzelte leicht als er erkannte, dass dort keineswegs der feuerrote Sportwagen von Schuldig, sondern der schwarze Mercedes von Brad stand. "Er wird dich umbringen wenn er das erfährt!", prophezeite er düster, denn dazu musste man wirklich kein Hellseher sein. Schuldig grinste nur breiter und zuckte die Schultern. "Dann sollten wir wohl besser dafür sorgen, dass das nicht passiert, oder? Außerdem gab es keine andere Möglichkeit, in meinen Zweisitzer hätten wir ja schlecht reingepasst, oder?" Nagi gab auf. Dem Kerl gingen ja doch nie die Argumente aus, also sagte er lieber nichts mehr, sondern legte Brad auf den Rücksitz, krabbelte dazu, so dass der Kopf seines Leaders in seinem Schoß zu liegen kam. "Übrigens Chibi, es heißt Telepath, nicht Psychopath!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Schweigen. Entsetztes Schweigen. Tödliches Schweigen. Schweigen, das nicht enden wollte. Omi schluckte hart. Er hatte ja geahnt, was kommen würde, schon als Aya ihn gebeten hatte, mit zu diesem Treffen zu kommen, aber vielleicht hatte er es einfach nur nicht wahrhaben wollen. Er sah hinüber zu Ken und Yohji, die beide mehr als entsetzt, stocksteif auf ihren Plätzen saßen, wohl nicht glauben konnten, was sie da eben gehört hatten. Omi konnte es ihnen nicht verdenken. Es war, als wäre ihr Weltbild eben um 180° auf den Kopf gedreht worden und nun wussten sie nicht mehr, wo oben und unten war. Vor allem Ken schien es schwer zu treffen. Der Fußballer hatte ein denken in klaren Linien, schwarz oder weiß, gut oder böse, kaum etwas dazwischen. Und nun stellte sich ihr Anführer, den sie alle mehr oder weniger heimlich bewunderten - der ihnen immer als eine Art Sinnbild der Gerechtigkeit vorgekommen war, auch wenn das natürlich nicht stimmte -, hin und eröffnete ihnen, dass er vor hatte, mit DEM Feind zu paktieren, dass der Deal bereits abgeschlossen war und sie nun zu entscheiden hätten, auf welcher Seite sie standen. Man sah Yohji deutlich an, dass er kurz davor war in hysterisches Kichern auszubrechen. Der Playboy fuhr sich verwirrt durch die inzwischen völlig zerzausten Haare. Verdammt wer hatte geahnt, was das sollte, als Aya sie heute Abend alle in den Missionsraum bestellt hatte? Er war von einem neuen Auftrag ausgegangen, von einer Lagebesprechung oder etwas ähnlichem, aber doch nicht von SOWAS! Am liebsten hätte er sich jetzt eine Zigarette angezündet, aber der Rothaarige sah nicht so aus, als würde er das dulden. Nervös knetete der Blonde die Finger, warf einen Blick zu seinen Kollegen. Ken schien genauso geschockt wie er selbst, der Fußballer starrte im Moment nur apathisch vor sich hin, schien die ganze Sache erst mal noch richtig verarbeiten zu müssen. Omi dagegen schien nicht halb so überrascht zu sein. "Du hast es gewusst nicht war?" Die ersten Wörter, die die Stille durchbrachen, trafen den Jüngsten wie Peitschenhiebe. Er duckte sich tiefer in seinen Sessel hinein, wich dem Blick des Ältesten aus und nickte leicht. "Ich war bei dem Treffen mit Schwarz gestern Nacht dabei...", murmelte er dann leise. "Lass den Jungen zufrieden, Kudou, der hat damit nichts zu tun! Es war meine Entscheidung und damit Schluss. Ich hab ihn nur mitgenommen, weil ihr dafür nicht in Frage gekommen wärt." Aya fixierte den Playboy mit einem dermaßen stechenden Blick, dass der automatisch die Augen senkte, doch dann meldete sich der Trotz des Älteren zurück. "Warum? Verdammt warum ausgerechnet Schwarz? Ich hab immer gedacht, dass du derjenige von uns bist, der diese Schweine am meisten von uns allen hasst! Woher der plötzliche Wandel? Das kann doch nicht dein Ernst sein, verdammt noch mal!" Seine Stimme war immer lauter und aggressiver geworden. Allerdings ließ sich der Rothaarige davon nicht aus der Ruhe bringen, das letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war eine Schlägerei, nur weil Yohji seinem Namen mal wieder alle Ehre machte. "Ich habe meine Gründe, Kudou, sie haben mir ein Angebot gemacht, dass ich unmöglich ablehnen kann." "Geld? Geht's etwa um Geld? Bezahlt die Kritiker nicht genug, bist du so raffgierig, dass du dich selbst mit denen einlässt, du... du..." Dem großen Mann fiel scheinbar keine passende Bezeichnung für seinen Anführer ein. Er sprang auf und begann, wie ein gefangener Tiger auf und ab zu marschieren. Aya blieb weiterhin ruhig, es brachte absolut nichts, wenn er jetzt auch noch die Beherrschung verlor, obwohl er seinem Kollegen am liebsten die Faust in sein ach so hübsches Gesicht gerammt hätte. "Hör mir gut zu, denn ich werde das nur ein einziges Mal sagen. Ich habe kein gesteigertes Interesse an Geld, also unterstell mir das nie wieder. Es gibt eine Person, die durch meine Schuld im Koma liegt und ich werde alles tun, um ihr zu helfen, ALLES! Mastermind hat die Fähigkeiten...." Seine Stimme wurde auf einmal ganz leise, kaum noch zu verstehen. "Mir bleibt keine Wahl.....", flüsterte er erstickt und zum ersten Mal, seit der rothaarige Japaner zu Weiß gestoßen war, senkte sich sein Blick, wich dem der Andere aus. Und keiner wagte es, noch weiter zu fragen. Im Moment überlegten wohl alle, was wohl schockierender war: dass sie womöglich mit Schwarz zusammenarbeiten sollten, oder dass Aya so etwas wie einen Hauch von Gefühlen zeigte, dass er etwas von sich preisgab, an dass er sich bisher mit allem geklammert, dass er mit allem verteidigt hatte, was er besaß. Langsam, ganz langsam erhob sich Omi und trat zu seinem Anführer. Er streckte vorsichtig eine Hand aus und legte sie auf die Schulter des Älteren. amethystfarbene Augen richteten sich wieder auf ihn und sein Leader schien sich wieder absolut in der Gewalt zu haben, der Moment der Schwäche war vorüber, die Augen leuchteten wieder kalt. Der Junge lächelte schüchtern. "Ich gehe mit dir..." Für ihn war es eigentlich nicht wirklich eine Entscheidung gewesen. Sicher, sie handelten gegen Kritiker, gegen Persha, das war ihm auch klar, aber sie konnten endlich wirkungsvoll gegen seinen Erzeuger vorgehen, der ja wohl so was wie die Wurzel allen Übels darstellte und außerdem war Aya sein Freund, egal was kam, egal ob der nun seine Freundschaft haben wollte oder nicht. Für einen Moment sah er seinen warmen Funken in den violetten Augen, bevor der harte Schimmer sie wieder ganz erfüllte. Der Rotschopf blickte abwartend zu seinen anderen Kollegen. Yohji hatte seine Wanderung aufgegeben, nur seine Hände bewegten sich immer noch nervös, als könnte er sich nur mit Mühe unter Kontrolle halten. "Ach zum Teufel damit! Du lässt dich ja sowieso nicht davon abbringen...." Im Prinzip war bei ihm die Entscheidung in dem Moment gefallen, als Aya sein Versprechen, seine Schuld erwähnt hatte. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut, das alles beherrschte, einen völlig einnahm, bis man meinte, kaum noch atmen zu können, diese niederschmetternden Gedanken, die Schuld, selbst noch am Leben zu sein, während der geliebte Mensch tot war, oder im Fall seines Leaders, im Koma lag, was fast genauso schlimm war. Resigniert ließ er sich wieder auf seinen Platz sinken. Er gab es zwar nie zu, doch obwohl der Rotschopf sich immer abweisend verhielt, sah Yohji in ihm schon so etwas wie einen Freund, nicht nur bei ihrem nächtlichen Job, sondern auch gerade in Situationen wie diesen, in denen er Unterstützung brauchte, was selten genug vorkam. Und dass Aya sie um etwas bat, ihnen einen Teil seines wohlbehüteten Geheimnisses anvertraut hatte, bewies auch ihm, dass sie dem Anführer nicht egal waren, hätte er noch eine Bestätigung gebraucht. Niemals würde er die unzähligen Male vergessen, in denen die Umsicht und Sorgfalt des Anderen ihnen das Leben gerettet hatte. Aya nickte leicht, sein Gesicht entspannte sich ein klein wenig, sofern man das unter der starren Maske überhaupt erkennen konnte. Aber seine Kollegen hatten gelernt, auf Kleinigkeiten zu achten. Die amethystfarbenen Augen wanderten vom Playboy hinüber zu ihrem Fußballer, der immer noch leichenblass und wie erstarrt dasaß. "Ken?", fragte er leise und sehr ruhig, fast, als würde er wissen wollen, was der Braunhaarige heute Abend vorhatte. Als würde er aus einer Art Trance erwachen, hob der junge Mann den Blick, seine Augen im Gegensatz zu sonst leer, fast leblos. Omi eilte an seine Seite, streichelt ihm vorsichtig über den Oberarm. "Ken-kun, alles in Ordnung mit dir? Sag doch was!", bat er leise. Er hatte Angst um seinen besten Freund, denn so wie der aussah, ging es ihm ganz und gar nicht gut. "Welchen Auftrag haben wir?" Alle drei, selbst Aya fröstelte leicht. Diese Stimme hatten sie von ihrem Kollegen das letzte Mal gehört, als er beschlossen hatte, Kaze zu töten und alle hatte gehofft, dass es das letzte Mal gewesen wäre. Sie hatten sich wohl geirrt. Der Rothaarige fing sich als erster wieder. "Ausschaltung von Takatori mit Schwarz' Hilfe und Überwachung von Prodigy, bis er aus dem Weg geräumt ist." In Kens Augen kehrte ein wenig Leben zurück. "Nagi? Was hat Nagi mit der Sache zu tun?" Am liebsten hätte er sich sofort die vorlaute Zunge abgebissen, was Aya für ein Gesicht machte. Verlegen wand er sich unter dem prüfenden Blick. "Ich... naja weißt du... ich hab vor ein paar Tagen mit ihm Fußball im Park gespielt... er war auf einmal da...." Aya hob eine Hand. Es war also nichts, was er nicht schon wusste, deshalb brauchte Ken es nicht noch einmal zu wiederholen. "Laut Oracle macht Takatori in letzter Zeit Versuche an PSI-Talenten und hat es auf... Nagi abgesehen...." Er stolperte beinahe über den Namen, als würde es ihm Schwierigkeiten bereiten, die beiden Silben auszusprechen. Und wirklich einfach war es für ihn nicht, ein richtiger Name gab einem Menschen nun mal eine Identität, eine Persönlichkeit und damit war Prodigy nicht mehr nur einfach irgendein Feind, den es zu eliminieren galt, sondern auch eine Person. Kens Augen weiteten sich leicht und man konnte deutlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Ursprünglich hatte der Weiß-Leader seinem Team nicht alles erzählen wollen, doch er wusste, wie sehr der Brünette Kinder liebte und die Aussicht, dass einem, selbst wenn es sich um ein Mitglied der Gegner handelte, etwas passierte, würde ihn dazu bewegen, sich anzuschließen. Und wirklich, ganz langsam nickte Ken, der kalte Ausdruck aus seinen Augen verschwand wieder, was nicht nur Omi mit Erleichterung feststellte. "Ok, dann habt ihr ja auch sicher nichts dagegen, dass ich einmal die Woche mit Oracle einkaufen gehe, nicht wahr?" RUMMMS! Yohji hatte sich eben wieder niederlassen wollen, nachdem das Gerenne keinen Effekt gezeigt hatte und saß nun prompt neben, statt auf der Sitzfläche. "Sa... sag das bitte noch mal!", krächzte er erstickt, schien kaum Luft zu bekommen, während Omi einfach einen Karpfen imitierte. Aya bemühte sich, absolut gleichgültig zu wirken, doch selbst ihm waren der Schreck und die Überraschung in die Glieder gefahren. Im ersten Moment konnte er sich nur mühsam beherrschen, Ken nicht an die Gurgel zu gehen. Allein der Gedanke, dass ein Mitglied seiner Gruppe mit ORACLE einkaufen ging, verursachte ihm Magenschmerzen. "Cloffordo und ich haben ausgemacht, dass wir unsere Wocheneinkäufe in Zukunft zusammen erledigen werden." Herausfordernd blickte er in die Runde. Wenn sein Anführer einen Pakt mit dem Feind schloss, konnte er auch mit ihm einkaufen gehen! Und wirklich, zuerst sah Aya so aus, als würde er jeden Moment explodieren, doch dann atmete er tief durch und nickte leicht. "Wir werden eng zusammenarbeiten müssen, nicht nur auf Missionen, gewöhnen wir uns besser daran", war alles, was der Rotschopf dazu sagte, obwohl man ihm ansehen konnte, wie es in ihm brodelte. Yohji gaffte seinen Kollegen immer noch von Boden aus an. "Cloffordo? Bist du bescheuert?" Er rappelte sich wieder auf. "Der Kleine, dass kann ich ja noch verstehen, der ist ja fast noch ein Kind, aber Oracle? Sag mal wie kommst du eigentlich auf Cloffordo?" Seine Gedanken rasten im Kreis und er nahm seine Wanderung durch den Raum wieder auf. Ken schob trotzig das Kinn vor. "Er hat mir seinen Namen gesagt", brauste er genauso laut auf. Sein Hitzkopf brach wieder voll durch und er hatte Mühe, sich zu beherrschen. "Außerdem geht es dich überhaupt nichts an, was ich mache! Aya hat gesagt es ist ok und ich..." "Was du?", höhnte der Playboy zurück. Die beiden Kontrahenten standen sich inzwischen mit geballten Fäusten gegenüber, viel fehlte nicht mehr und sie würden sich aufeinander stürzen. "Du hast doch gar keine Ahnung! Der verarscht dich doch von vorne bis hinten!" Ken knurrte wütend und spannte schon die Muskeln. Es war ja nicht so, dass er sich darüber keine Gedanken gemacht hätte, aber jedes Mal, wenn er entschieden hatte, den Kontakt doch zu unterbinden kam ihm das Bild eines im Supermarkt umherirrenden Crawfords in den Sinn. Und grundsätzlich folgten weitere, die sie zusammen im Café zeigten, zwar schweigend, aber immerhin, er sah wieder das kurze, dankbare Funkeln, als er dem Amerikaner geholfen hatte und sofort ging seine innere Diskussion wieder los. Und nun musste auch noch dieser arrogante Faulenzer ankommen und ihm Vorwürfe machen! Er war vielleicht nicht der schlaueste, aber so dumm nun auch wieder nicht und von Yohji ließ er sich gleich dreimal nichts sagen. Doch bevor er den Größeren wirklich angreifen konnte, schob sich eine schlanke Gestalt zwischen sie. Aya maß beide mit einem eisigen Blick, der sie wie betretene Schuljungen die Köpfe senken ließ. "Wir haben wichtigeres zu tun als euer kindisches Gehabe! Benehmt euch wie die Erwachsenen, die ihr sein wollt! Ich habe gesagt, es ist in Ordnung und damit basta!" Derart gescholten konnten sie gar nicht anders, als sich wieder auf ihre Plätze fallen zu lassen und diesmal fand der designerjeansbedeckte Hintern des Blonden auch seinen Sitz. Man hörte Omi erleichtert aufatmen. Der Junge hasste es, wenn die Älteren miteinander stritten, er hatte Angst, dass einer vielleicht irgendwann ging und nicht mehr wiederkam. Er wollte seine Familie nicht schon wieder verlieren. Und umso mehr erleichterte es ihn, dass Aya regelmäßig einschritt, bevor die Fetzen richtig flogen, denn obwohl der Rothaarige doch ein paar Jahre jünger war als ihr Teamältester, machte dieser niemals den Versuch, zu protestieren, selten trotzte er, meistens verschwand er einfach für ein paar Stunden oder schmollte in seinem Zimmer. Ihr Leader hatte einfach zu viel Autorität. Und wirklich, der Playboy verschränkte zwar die Arme vor der Brust, machte aber keine Anstalten, noch einmal aufzumucken. Ken dagegen gab sich alle Mühe, nicht allzu zufrieden auszusehen, womöglich überlegte es sich Aya sonst noch anders. Er wusste ja selbst nicht, weswegen er so vehement darauf bestand, mit seinem Feind einkaufen zu gehen, bestimmt wollte er sich nur einfach nichts von Yohji sagen lassen, genau dass würde es sein. Nachdenklich betrachtete er ihren Anführer. Das alles erklärte aber immer noch nicht, warum ausgerechnet der seine Erlaubnis gegeben hatte. Selbst wenn ihre Teams wirklich zusammenarbeiten würden - der Gedanke jagte Ken trotz allem immer noch einen eisigen Schauer über den Rücken - hieß das ja noch lange nicht, dass er gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Jobs akzeptieren würde, was er ja ganz offensichtlich tat. Er seufzte leise und beschloss, die Gedanken auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn er dafür Zeit hatte. Eine ganze Weile saßen sie schweigend da, schauten einander etwas betreten an, keiner wagte, erneut das Wort zu ergreifen und Aya sah keine Notwendigkeit darin. Es war alles gesagt, was es zu sagen gab. Plötzlich ging oben im Haus die Hintertür. Die vier jungen Männer waren sofort auf den Beinen, verteilten sich ganz automatisch an strategischen Punkten im Raum. Schritte auf der Treppe in den Keller. Hochhackige Schuhe, lange Beine in Strumpfhosen und schließlich ein knapper Rock, der sich um wohlgeformte Hüften spannte, kam zum Vorschein. "Störe ich gerade bei irgendwas?", fragte Manx mit leichtem Amüsement in der Stimme, während sie die Killer einen nach dem anderen musterte. Keiner wich ihrem Blick aus. Als keine Antwort kam, zuckte sie nur leicht die Schultern. Normalerweise wurde sie zumindest von Yohji begrüßt, wenn auch meistens mit irgendeinem schlüpfrigen Spruch oder Angebot. Wahrscheinlich hatten die sich mal wieder in den Haaren. "Naja egal, ihr hab einen neuen Auftrag..." 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